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Die A rchitektur der Renaissance

I t a l i e n 1)

Die A rch itek tu r d er Renaissance w ar, wie w ir gesehen haben, keine orga­

nische W eiteren tw ick lu n g der bisherigen Bauw eise — wie etw a d er gotische aus dem rom anischen B austil h ervorging — sondern ein n eu er Anfang, ja eine be­

w u ß te R eaktion gegen die G otik in Italien. Sie m uß also aus den besonderen V er­

hältnissen dieses Landes heraus e rk lä rt und verstanden w erden. Italie n w a r — au ß er Südfrankreich etw a — das einzige Land, in welchem die D enkm äler der röm ischen A rchitektur, tro tz aller Zerstörungen, noch so zahlreich und so g ro ß ­ a rtig vor den Augen der L ebenden standen, daß sich daraus eine fortw ährende

*) J . Burckhnrdt, Geschichte der Renaissance in Italien. 6. Aufl. B earbeitet von H. H o l t z i n g e r . Eßlingen 1920. — D er Cicerone. 10. Aufl. Leipzig 1909. — E. Muentz, Histoire de Part pendant la Renaissance Italie. 3 Bde. P aris 1880—95. — A. Choisi/, Histoire de l’architecture. II. P aris 1899. — A. Schuetz, Die Renaissance in Italien.

(Lichtdrucke.) 4 Bde. Hamburg 1882.

16 A rchitektur der Frührenaissance und eine G estaltung der Bauform en aus dem O rganism us der B auw erke heraus, u n te r V erzichtleistung auf bloß dekorative W irk u n g en und u n te r w eiser B eschränkung

Kirchen- und P alastbau 17

3) Palast-A rchitektur von Oberitalien und Toskana. I. Genua, herausg. von R. Rein­

hardt. Berlin 1882. II. T oskana, herausg. von J. C. Raschdorff. 1883. III. Venedig, die flachgedeckte, zuweilen auch auf die kreuzgew ölbte B asilika zurück, der kühnen m ittelalterlichen T echnik nicht verschm äht w erden. Bei den wie das höfisch prunkvolle, fcingebildete fürstliche Leben dieser Epoche aus dem kriegerisch trotzigen, ritterlich en D asein der früheren Zeit. Das Schm uck­

nach, jedoch m eist ohne klare V orstellung von den zugrunde liegenden V erhält­

nissen, geschw eige denn von den feineren Beziehungen der G lieder untereinander.

4-18 A rchitektur der Frührenaissance

Abb. 17 P o rtin a rik a p e lle an S. E ustorgio zu M ailand (Nach. Paravicini)

Um so unbefangener w a lte t oft ein liebensw ürdig phantastischer Zug in dieser D ek o ratio n , die an Frische, N aivität und A nm ut ebenso hoch über den gleich­

zeitige n W erken der nordischen G otik steh t, w ie die freie künstlerische Em pfindung

Florenz 19 über verzopfter H andw erkspraxis. D aher üben gerade die W erk e dieser F rü h ­ renaissance zum eist jen e unw iderstehliche A nziehungskraft aus, die ein schönes V orrecht b e g eiste rter Jugend ist.

F l o r e n z 1), seit langem eine S tä tte der K unst, ist auch die W iege d er F rü h ­ renaissance. Die S tad t erlebte im 15. Jah rh u n d e rt einen glänzenden A ufschw ung nicht zum w enigsten durch die kluge P o litik der M e d i c i - ) , die — eine Fam ilie von B an k iers und K aufleuten — durch ihren R eichtum und als F ü h rer der V olks­

partei, ohne eigentliches A m t und T itel, m it überlegenem G eist drei Generationen hindur ch eine H errscherstellung zu behaupten w ußten. A ber nicht auf ih re r P olitik b e ru h t d er Ruhm der Medici, sondern auf dem fürstlichen M äcenatentum , das sie

Abb. 18 K losterhof aus der C ertosa bei P a v ia

über K u n st und W issenschaft austibten; Cosimo (-¡-146-1) und sein E nkel Lorenzo Magnifico ( 7 1492) tre te n besonders hervor. M it den bedeutendsten H um anisten und K ü n stlern Standern sie in regem V erkehr; zu dem K reise Cosimos gehörte auch der geniale M eister, den schon seine Zeitgenossen als den eigentlichen Schöpfer des neuen S tils der A rch itek tu r bezeichneten, F ilippo BrurieUeschi (1877— 1446)3).

Den g rö ß ten Ruhm bei seinen Landsleuten gew ann Bruneileschi freilich durch ein W erk, das zunächst als L ösung eines b ereits von früheren Z eiten gestellten

*) It. Davidsohit, Geschichte von Florenz. Berlin 1896. — K. Brandt, Die Renais­

sance in Florenz und Rom. Leipzig 1900.

2) Ed. Ileyck, Die Mediceer. Bielefeld und Leipzig 1897.

3) D ie A r c h i t e k t u r d e r R e n a i s s a n c e in T o s k a n a , nach den Meistern ge­

ordnet. Dargestellt von der Gesellschaft San Giorgio . . . München 1885 ff. (Monographien mit neuen Aufnahmen und Lichtdrucken). — C. von Fabriczy, Pilippo Brunelleschi.

Stuttgart 1892. Vgl. auch Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen. XXVIII. Beiheft.

2 0 A rchitektur der Frührenaissance

Problem s bedeutsam is t: die A usführung der F lo ren tin er D o m k u p p e l (Abb. 1).

V orbereitet durch sorgfältiges Studium der antiken B auw erke in Rom w ährend eines längeren A ufenthaltes daselbst, unternahm er es seit 1420, auf dem achteckigen U nterbau n eb st Tam bour, den das vierzehnte Ja h rh u n d ert hinterlassen h atte, die g ew altige Kuppel zu w ölben; 1434 w urde das W erk vollendet. Es ü b e rtra f als kon­

struktive L eistung alle früheren B auten ähnlicher A rt und w urde dadurch in d er

Abb. 19 F en ste r an d er Fassade d er Certosa bei P a v ia

T at ein .,L ehrstück und M uster fü r die B au k u n st der R enaissance“, deren Vorliebe für den K uppelbau durch diese grandiose Schöpfung sicherlich m it hervorgerufen ist. Im einzelnen w ar B runelleschi an zum Teil ungünstige Bedingungen gebunden, nam entlich durch den vorhandenen U nterbau, d er nur eine A usführung als „K loster­

gew ölbe“, aus ach t im spitzen Bogen aufsteigenden Gew ölbefeldern, g e sta tte te ; auch die M angelhaftigkeit der B eleuchtung des Innern durch die acht R undfenster des Tam bours ist n ich t seine Schuld. D ie G estaltung der K uppel als doppelte Schale m it gleichem spitzbogigen Profil, aufsteigend von einem gem einsam en m assiven M auer­

ring, das sorgfältig erdachte System d er V erstrebungen der einzelnen ,Sporeir,

Brimelleschi 21 R ippen und sphärischen Flächen untereinander, die A rt der A usführung ohne L eh r­

gerüst, die Idee der k o n stru k tiv wie ästhetisch gleich w ichtigen ,Laterne* als B e­

2 2 A rchitektur der Frührenaissance ursprünglich beschränkt auf eine B reite von sieben F en stern — die niedrigen Seiten­

flügel sind A nbauten des 17. Jah rh u n d erts — wie von G igantenhänden getü rm t, strengen und g roßartigen, so doch einladenden C harakter eines Palastes.

Diesem W erk e h a tte Brunelleschi zwei andere von m inder w uchtigem E rn st vorausgeschickt: das O bergeschoß des P a l a z z o d i P a r t e Q u e l f a (seit 142»

Michelozzo 2 3 im Bau und unvollendet geblieben), das am Ä ußeren und Inneren den v o rerst noch zaghaften Versuch zu einer P i l a s t e r g l i e d e r u n g zeigt, und den P a l a z z o P a z z i (je tz t Quaratesi, gegen 1445 begonnen), an dem sich die R u stik a auf das Erdgeschoß b e sc h rä n k t; die Vollendung durch andere H and die oberen Geschosse in P utzbau — m acht das U rteil über das von dem M eister selbst h ie r G eleistete

fällig geratenes H auptgesim s sch ließ t den Aufbau w irkungsvoll ab. D ie zw eiteiligen R undbogenfenster m it um rahm ten Rundscheiben in den Bogenzw ickeln haben noch m ittelalterlichen C harakter. D er H of m it seinen schönen K om positasäulen, die durch elegante Bogen verbunden sind, ist das V orbild zahlreicher H allenhöfe

Abb. 22 F assade von S. M aria de1 M iracoli zu V enedig

') C. v. Fabriczy, im Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen, XXV. Beiheft.

2 4 Architektur der Frührenaissance

im 15. Ja h rh u n d e rt; Michelozzo selbst bildete den vorderen Hof des P a l a z z o V e c c h i o (1454) ähnlich. Seine Villen- und K losterbauten w issen m it be­

scheidenen M itteln sehr anm utige freundlicli-ernste W irkungen zu erzielen, als Beispiel sei der schöne dreischiffige B i b l i o t h e k s a a l des K losters S. M a r c o (1441 vollendet) genannt (Abb. 6).

D er von diesen M eistern ausgebildete R u s t i k a s t i l des F lo ren tin er Palastbaues blieb im allgem einen das ganze 15. Ja h rh u n d e rt hindurch fü r größere

Abb. 23 F assade d er Scuola di S. Rocco zu V enedig

und kleinere B auten m aßgebend und w urde auch in den anderen Städten T os­

kanas angenommen. So sind in S i e n a die P aläste Spapnocchi, Nerucci und Piccolom ini zu nennen, letztere wohl nach P länen des F lo ren tin ers B em ardo Ttossellino (1409—64), dem auch die interessante N euanlage einer ganzen S tad t v e rd a n k t w ird. D urch ihn nämlich w ollte P ap st Pius II. seinen G eburtsort Corsignano nach einheitlichem P lan zur „ P iu sstad t“ P i e n z a um gestalten lassen, und die edle B augruppe des Doms, des Bischofshofes und Palazzo Piccolomini legen davon noch heute Zeugnis ab.

Seinen künstlerischen H öhepunkt aber erreichte d er florentinische R u stik a­

bau erst im P a l a z z o S t r o z z i , 1489 begonnen und zur einen H älfte 1504 voll­

Leo B attista Alberti 25 en d e t (Abb. 7); Die Quadern sind hier rundlich behauen (Spiegelquadern), von geringerem Umfange und gleichm äßiger geschichtet als im Palazzo P itti, so daß der trotzige E rn st gem ildert erscheint. Die glücklichen V erhältnisse der S tock­

w erkshöhen und F e n ste r, der A bschluß durch das w egen seiner Schönheit b e ­ rühm te K ranzgesim s, das Simone Cronaca 1550 nach dem V orbilde eines alt- römischen Gesimses hinzufügte, machen diesen Bau zum vollendetsten Typus des künstlerisch durchgebildeten Steinhauses.

A bb. 24 Palazzo V endram in C alergi zu V enedig (Nach P h o t. Anderson)

Eine andersartige, in stren g erer Konsequenz durchgeführte Aufnahme d er antiken Form en v e rtritt der aus vornehm er P atrizierfam ilie stam m ende, vielseitig gebildete Leo B attista Alberti (1404—72), der durch seine B au ten 'w ie durch Lehre und S c h rifte n ') nachhaltig auf die Zeitgenossen eingew irkt hat. Im ganzen is t er m ehr feinfühliger T heoretiker als p rak tisch er K ünstler, w ie er denn die A usführung

*) U. a.: Deila Pittura (vollendet 1435, 1. Ausgabe 1540), De re aediticatorla (redi­

giert 1450—51, gedruckt 1485. Deutsche Ausgabe in den Quellenschr. f. Kunstgeschichte.

Bd. XI). Vgl. F. Schumacher, L. B. Alberti und seine Bauten (in Die Baukunst, herausg.

von ßorrmann und Graul). E. Londi, I.. B. Alberti architetto. Firenze 1906.

26 A rchitektur der Frührenaissance

seiner Pläne m eist anderen überließ. Die H arm onie der Verhältnisse, der m usikalische Zusam m enklang des B auw erks in seinen einzelnen G liedern und m it d er U m gebung stehen ihm tiberall voran. Diese F o rd eru n g sieh t er aber am schönsten erfüllt durch die antiken A rchitekturform en, insbesondere die Säule. So g lied erte er in der F as­

sade des P a l a z z o R u c e l l a i (Abb. 8), den nach seinen Ideen Bernardo JRos- sellino (1446—51) ausführte, die Stockw erke durch antike P ila ste r u n te r w ohl­

b erechneter D äm pfung d er R u stik a zu einer Quaderfläche, so g estaltete er die F as­

saden der K irchen S. F r a n c e s c o zu R i m i n i (1446—55) und S. A n d r e a zu

Abb. 25 L o g g ia del Consiglio zu V erona

M a n t u a nach dem Vorbilde a n tik er Tem pelfronten und Trium phbögen. D er m ehr ästhetisierende C harakter seines Schaffens d rü c k t sich darin aus, daß er h ie r und in der reich in k ru stierten F assade von S. M a r i a N o v e l l a zu Florenz (1470) dem Gebäude eine dekorative Schauw and v o rse tzt ohne inneren Zusam m enhang m it d er A rchitektur. W ich tig er noch ist, daß A lberti der R aum bildung neue, g roße A uf­

gaben stellte. So entw arf er den Chor an der K irche S. A n n u n z i a t a in Florenz (1470— 77) als g roßartigen K uppelbau nach A rt des P antheon m it kapellenartigen Nischen ringsum , so zeigt das — allerdings e rst nach A lbertis Tode ausgeführte — I n n e r e von S. A n d r e a 1), zum erstenm al Kuppel- und Langhausbau zu organi­

scher V erbindung g eb rach t (Abb. 9). D urch R eduktion der Seitenschiffe auf K apellen-') E. Ritscher, Die Kirche S. Andrea zu Mantua. Berlin 1899.

reilien is t das Langhaus ein einheitlicher, von mächtigem Tonnengewölbe ü b e rd e c k te r Raum gew orden, d er von einem ebenso g esta lteten Querhaus durchschnitten w ird ; über der V ierung erh eb t sich die K u p p e l: eine w ahrhaft m ajestätische R aum ­ gestaltung, die in der ganzen späteren K irchenarchitektur vorbildlich fo rtg e w irk t hat.

Bedeutsam e A nsätze zu neuer E ntw icklung en th ält auch die T ä tig k e it d e r letzten G eneration florentinischer A rchitekten, die bis ins 16. Ja h rh u n d e rt h in e in ­ reicht. Die A usgestaltung des Zentralbaus auf der von Brunelleschi gelegten G rund­

lage förderte vor allem das B rüderpaar Sangallo r) durch reizvolle G rundrißbildung, wie sie zu e rst Giuliano da Sangallo(1445— 1516) in seiner S a k r i s t e i von S. S p i - r i t o versuchte, und durch elegantere K onstruktion der Kuppel. Die M a d o n n a

Die Brüder Sangallo 2 7

Abb. 2G Iio f des Palazzo Scrofa zu F e rrara

d e l l e C a r c e r i zu P r a t o (1485—91) ist das M eisterw erk des G iu lian o , die M a d o n n a di S. B i a g i o zu M o n t e p u l c i a n o (1518—37) (Abb. 11) d a sjen ig e des Antonio da Sangallo (1455—1534) auf diesem Gebiete. Beidemal s te ig t die Kuppel über einem gleicharm igen griechischen K reuz empor, dessen kurze A rm e m itT onnengew ölben bedeckt sin d ; ein dazwischen geschobener, von F enstern d u rch ­ brochener Tam bour g ib t ih r Höhe und L eichtigkeit. An der K irche G iulianos ge­

h ö rt das D etail wie der schöne B alustradenum gang im In n ern des Tam bours und die blau-w eißen T errakottenfriese noch der heiteren Frührenaissance an, j a die K apitelle der W andpilaster zeigen selbst je n e überzierliche, goldschm iedartige Feinheit d er D urchführung, welche auch die Säulen in dem H ofe von G iulianos

’) G. Clausse, Les S an Gallo. P a ris 1900. Vgl. C. von F abriczy im Ja h rb . d. p reu ß . K unstsam m lungen, XXIII. B eiheft.

2 8 A rc h ite k tu r der F rü h ren aissan ce

P a l a z z o G o n d i (Abb. 10), einem der m alerisch reizvollsten in Florenz, charakteri­

siert. Die Form ensprache an der Madonna di S. liiagio (Abb. 11) is t dagegen bereits von dem strengeren E rn st der H ochrenaissance durchdrungen. D ie A nordnung V ollendung nahegebracht zeigen, erfuhr nun aber auch die schlichteste aller Form en de s Langhausbaues, die Franziskanerkirche m it offenem Dachstuhl, gegen das Ende der florentinischen Renaissance noch eine m onum entale A usgestaltung: ein un­

b ek a n n ter M eister— der T radition nach w ar es Simone Cronaca (1457— 1508)') — vollendete in diesem Sinne 1504 den 1475 begonnenen Bau d er K irche S. F r a n ­

*) C. v. Fabriczy im Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen, XXVII. Beiheft.

Röm ische B au ten 2 9 c e s c o a l M o n t e bei F lorenz, „das schöne L andm ädchen“ , w ie M ichelangelo sie benannt haben soll (Abb. 12). N ur auf der Schönheit der fein abgew ogenen V er­

hältnisse b e ru h t der freundlich-ernste E indruck des In n e rn ; die völlig schm ucklosen B ogen, Pilasterstellungen und Fensterum rahm ungen haben vielfach vorbildlich gew irk t; der einfach-großartige Stil d er H ochrenaissance k lin g t in ihnen b ereits an.

Schon früh w urde der Baustil der Renaissance durch florentinisclie M e ister über die G renzen Toskanas hinausgetragen. In R o m 1) konnte P a p st N ikolaus V.

(1447—53) von seinen gro ß artig en Bauplänen, w obei ihm L. B. A lberti und B ernardo Rossellino zur Seite standen, nur w eniges ausführen, das seitdem auch verschw unden ist. So ist der u n ter seinem P o n tifik at w enigstens begonnene P a l a z z o V e n e z i a 2) tro tz des noch sta rk gotisierenden Ä ußeren das erste R enaissancebauw erk in Rom.

Abb. 28 Palazzo Isolani-B olognini zu B ologna

bedeutend nam entlich durch die schöne H alle um den — unvollendeten — grö ß eren H of: sie is t das früheste Beispiel eines Pfeilerbaues m it Vorgesetzten H albsäulen, offenbar nach dem M uster des Kolosseums (Abb. 13). Dem K ünstler dieses ge­

w altigen Palastes, Giacomo da Pietrasanta ( f u m 1495), g eh ö rt auch die K irche S. A g o s t i n o (1479—83), gleichfalls m it H albsäulenordnungen im Innern, w ie sie auch bei S. M a r i a d e l l P o p o l o (bis 1477) auftreten. Ein B au S ix tu s ’ IV.

(1471—84), der die architektonisch ganz schlichte K a p e l l e des p äp stlich en Palastes durch Giovanni de’ Dolci (-{• 1486) aus Florenz errichten ließ, is t auch das H o s p i t a l von S. S p i r i t o (1473—82) m it seinem schönen Campanile. Die

J) P. Letaronilly, Les edifices de Rome moderne. P aris 1840. — H. Strack-, Die Bauwerke Roms. Berlin 1891. (Lichtdrucke.)

2) D er P alazzo di V enezia in R o m , b e a rb e ite t von Ph. Dengel, M. D vorak und H . Egger. W ien 1909.

3 0 Architektur der Frührenaissance

bed eu ten d ste Schöpfung des florentinisclien P alastbaues auf röm ischem Boden ist d e r ursprünglich fü r den K ardinal Raffael Riario errichtete P a l a z z o d e l l a C a n c e l l e r i a (vollendet 1496), eine durch neue K om positionsgedanken und ein glückliches Gefühl fü r R hythm us und V erhältnisse ausgezeichnete F ortbildung d er im Palazzo Rucellai angebahnten R ichtung. Ob der E n tw u rf, wie man D oppelreihe von A rkaden an sich nich t eben glücklich w irk t. B ew undernsw ert, aber an ih re r Stelle nicht im m er g erech tfertig t, is t die Feinheit und Schärfe aller D etails.

In N e a p e l tr itt die R enaissance gleichfalls schon früh i n d e m 1455—70 e rric h te te n T r i u m p h b o g e n A l f o n s ’ I . 1) auf, dem W erk e des M ailänders Pietro

*) Vgl. C■ v. Fabriciy im Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen, XX. u. XXIII, Beiheft.

L uciano da L a u ra n a 31

florentinischen Frührenaissance h ersch t hier eine sichtbare Z urückhaltung; ruhige, fein abgewogene Flächen, b eg re n zt durch m aßvoll profilierte Gesimse, bestim m en den E indruck; auf R u stik a is t ganz verzichtet, als Schm uck des Frieses g e n ü g t eine In ­ sc h rift in m onum entalen Buchstaben. Man sieht, daß dieser A rch itek t n ic h t den h a rte n K am pf gegen die G otik durchzukäm pfen h atte, aus dem die F lo ren tin er hervor­

') F. A rnold, D er herzogl. P a la s t von Urbino. Leipzig 1857. — Th. H ofm ann, B auten d e s H erzogs Federigo di M ontefeltro, als E rstw e rk e d er H ochrenaissance. E lberfeld 1905.

3 2 Architektur der Frührenaissance

gingen. — D ie Spuren L aurands *), der sicher zu den bedeutendsten B au k ü n st­

lern seiner Z eit zählte, aber ju n g g e­

storben ist, lassen sich noch in anderen B auw erken, wie dem Palazzo P r e f e t - des Donato d’Angelo, gen an n t Bram ante (1444— 1514). Stem pel seines G eistes eingeprägt, d aß sie fa st von ihm geschaffen erscheint. diesen Jahrzehnten (1453—81) nach m ehr als halbhundertjähriger U nterbrechung des

l) C. Budinich, Luciano Laurana. T riest 1906. Vgl. F. lieber, in Sitzungsberichte der Münchener Akad. d. Wissensch. 1889, S. 47 ff.

’) T. V. Paravicini, Die Renaissance-A rchitektur der Lombardei. Dresden 1877.

A. G. Meyer, Oberitalienische Frührenaissance. B auten und Bildwerke der Lombardei.

2 Bde. Berlin 1897—1900. Vgl. C. Ricci, Geschichte der K unst in Nord-Italien. S tu tt­

gart 1911.

Lombardei 3 3 Baus u n ter d er L eitung des Guiniforte Solar i e n ts ta n d '). Es sind dies die beiden schönen K l o s t e r h ö f e (Abb. 18), deren zierliche R undbogenarkaden m it dem reichen T errakottaschm uck, Halbfiguren in den Medaillons, P u tte n und R anken­

friesen in den A rchivolten bereits reinen R enaissancegeist verraten, w ährend der­

selbe B aum eister in der A rch ite k tu r des Querschiffes und Chors sowie der in drei Galerien abgestuften K uppel (vgl. Abb. 18) sich an den älteren lom bardischen Ü b er­

gangsstil anschließt. Das am m eisten charakteristische W e rk der lom bardischen Frührenaissance is t die F a s s a d e der C e r t o s a , wie sie nach m ehrfachen A bänderungen des E ntw urfs 1491—96 durch Giovan Antonio Am adeo2), sp ä te r (1500— 1507) durch Benedetto Briosco m it zahlreichen Gehilfen ausgeführt w urde.

H ier is t w eiß er M arm or das hauptsächlichste M aterial in V erbindung m it farbigen In ­ krustationen (Abb. 19). E ine verschw enderische F ülle

von S tatu en in N ischen, Reliefs, Medaillons, k an­

delaberartigen F enstersäulen, Festons, W appen usw.

is t über das ganze un tere S tockw erk ausgegossen; im oberen b esch rän k t sich der Flächenschm uck weislich auf M arm orinkrustation, so daß die architektonische G rundform , die sich dem lom bardisch-m ittelalter­

lichen Typus der K irchenw and a nschließt, hier

bardische A rc h itek tu r beherrschte.

In Bramantes eigenem Schaffen t r i t t von allem

sich dem Viereck annuliert; flache Blendmschen zu siena dazw ischen lösen die W andflächen auf. Im oberen

3 4 Architektur der Frührenaissance

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(1492—99), die. nach außen ein z e ltartig e r Polygonhau um gibt (Abb. 21). Die G liederung und D ekoration der unteren Teile, die allein B ram ante ausführte, is t

auch h ie r von entzückender Feinheit. Das Beispiel einer m onum entalen K irchen­

fassad e von grandioser Einfachheit stellte er vielleicht noch selbst in A b b i a t e

Abb. 33 Sgraffltoiassade zu F lorenz

Bram ante 35

tektonische Sinn, das feine Em pfinden für M aßverhältnisse, dieFiille d er deko­ U nterbaues in Nischen, des Oberbaues in A rkadenm itU m gang, diezeltförm ige Ü berdachung der Kuppel, die Feinheit der G liederung und D ekoration bilden ihre gemeinsam en Eigenschaften. An dem neuen Ideal r a u m b i l d e n d e r K unst, das sich hier gestaltete, h atte

sowohl das Studium antik-altchristlicher B auw erke A nteil — von denen in S. Lorenzo zu M ailan d . eines der erhabensten D enkm äler vor Augen stand als auch die nationale Tradition der m ittelalterlich-lom bardischen A rchitektur.

Die Tendenz zu m alerischer G ruppierung der Baum assen, zu abw echslungsreicher G liederung der M auerflächen, zu zierlicher, oft überladener D ekoration in Stein

und T e rra k o tta la g in den rom anisch-goti­

lerischer K ra ft und K larh eit entw ickelt hat.

Keine so allgem eine kunstgeschichtliche B edeutung b ean sp ru ch t die A rch itek tu r der Frührenaissance in V e n e d i g 1), dem V orort der östlichen H älfte Oberitaliens. Die G otik be h ie lt hier bis in die zw eite H älfte des 15. Jah rh u n d erts hinein ihre H errschaft,

‘) P. Paoletti di Osvaldo, L’Ä rcliitettura e la Scultura del Rinascimento in Venezia. Venezia 1893. 2 Bde. (Lichtdrucktafeln.) — G. Pauli, Abb. 35 T em pietto bei S. P ie tro in Montorio ^ enedig. Leipzig 1898. M, Seairau, Venedig,

zu Rom (urspritngl. P lan) S tu ttg a rt 1905 (Moderner Cicerone).

3 6 Architektur der Frührenaissance

Abb. 3G Q uerschnitt durch die H o fanlage des V atik an s nach dem E n tw u rf B ratnantes (A us: B u rck h ard t, G eschichte d er R enaissance in Italie n )

S. M a r i a de " M i r a c o l i (A b b .22) zeigt. Dieses Kirchlein, 1480—89 von Pietro Lom bardi und seinen Söhnen erb au t und dekoriert, b leib t tro tz seiner arch itek ­ tonischen U nbedeutendheit auch im H inblick auf das Innere ein Schm uckstück der venezianischen Frührenaissance, in d er ih r heiteres P rach tb ed ü rfn is und ih r Streben nach farbigem Flächenschm uck zum liebensw ürdigsten A usdruck kom m t.

Noch reicher und phan tastisch er g e s ta lte t sich die Fassade d e r S c u o l a (B ruder­

schaftsgebäude') von S. M a r c o (1485), w ährend in d e r erst dem 16. Jah rh u n d ert ungehörigen S c u o l a d i S. R o c c o (Abb. 23) doch bereits ein Streben nach k räftig erer architektonischer G liederung a u ftritt, wie es sich inzwischen am vene­

zianischen P a l a s t b a u h atte entw ickeln können. In seinem G rundtypus verblieb dieser bei d er alten D isposition, w ie sie aus den örtlichen V erhältnissen und den Beziehungen zum W asser sich ergab. W u ch tig er E rn st, wie er beim florentinischen

zianischen P a l a s t b a u h atte entw ickeln können. In seinem G rundtypus verblieb dieser bei d er alten D isposition, w ie sie aus den örtlichen V erhältnissen und den Beziehungen zum W asser sich ergab. W u ch tig er E rn st, wie er beim florentinischen

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