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W e r an einem Spätherbsttag a u f dem W eg von der polnischen H auptstadt in die alte K önigsstadt K rakau nach sechsstündiger Eisen­

bahnfahrt den K o p f zum Fenster hinaussteckt, dem tu t der B lic k über die m orgenfeuchten, frischen und sonnüberglänzten Wiesen und die um gelegten Schollen der braunen Ä cker nach W ochen in Nebel und feinem Regengeriesel doppelt gut. Aus der flachen, ein w enig eintönigen Landschaft, die das A uge von Warschau her in dieser Jahreszeit grau in grau zu sehen gew ohnt ist, heben sich freu nd lich kleine H ügel heraus: erste, w e it vorgeschobene V orposten der m ächtigen Bergzüge der Tatra.

Das is t der erste G ruß, den K rakau dem Reisenden entgegen­

schickt, der von Warschau her in den polnischen Süden kom m t, dessen M itte lp u n k t K rakau ist. U nd m ehr als das: K rakau ist neben Warschau ohne Frage die bedeutendste Zentrale des geistigen Lebens in Polen. Ü ber Warschau hinaus unum stritten und unum streitbar der eindrucksvollste Zeuge polnischer Vergangenheit, Beispiel der schicksalhaften Verbundenheit dieses Landes m it dem Westen, seiner

K u ltu r, G esittung und Geschichte. <

W er die Seiten polnischer Geschichte d urchb lättert, erkennt un­

schwer das L e itm o tiv , das im m er w ieder in ih r a u fk lin g t, ihren Gang bestim m te und w eiter bestim m en w ird : die Aufgeschlossenheit fü r die K u ltu rströ m e aus dem nahen Westen, die Land und V o lk be­

fruchten, um B o llw e rk im Grenzraum zwischen O rie n t und O kzident, zwischen europäischer und orientalisch-asiatischer K u ltu r und Ge­

sittu n g sein zu können.

K rakau is t dieses Schicksal von der Geschichte a uf die S tirn ge­

schrieben w orden. Was heute unser Auge entzückt, was dieser Stadt den Namen „N ü rn b e rg des Ostens“ schenkte, das is t a uf den T rü m ­ m ern der im dreizehnten Jahrhundert von den Tataren zerstörten alten Stadt durch die Schaffenskraft und Schaffenslust der aus dem W esten herbeigerufenen deutschen B ürger, Bauherren und K ü nstle r zum unvergänglichen Ruhm dieser polnischen M etropole entstanden:

die langgestreckten gotischen Tuchhallen, in denen sich im M itte l- alter K aufleute aus allen Ländern Europas trafen, um sich m it dem feinen K rakauer T uch zu versorgen; die herrliche M arienkirche m it

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ihren m annigfaltigen Kunstschätzen; der tru tzig e R athausturm ; der anm utige H o f der alten U n ive rsitä t; das alte F lorian stor m it der v o r­

gelagerten R undbefestigung, dem „B arbakan“ , und die lange Reihe alter Paläste und W ohnhäuser, die fü n f Jahrhunderte und m ehr überdauert haben.

K rakau is t eine alte Stadt. Es g ib t im gesamten europäischen Osten kaum eine, die sich m it ih r in der F ülle architektonischer und künstlerischer Schönheiten vergleichen könnte, die nach jenem Ü ber­

fa ll aus dem asiatischen Osten a u f diesem Boden gewachsen und g e re ift sind. D ie G o tik zw ar, die h ie r seit der deutschen Einw ande­

rung im M itte la lte r von dem Fleiß, der W ohlhabenheit und dem K unstsinn seiner u rsprünglich ausschließlich deutschen Bürger in so v ie le rle i G estalt Zeugnis ablegt, hat den w uchtigen und kühnen Charakter ih re r H eim at ein w enig ins G efühlvollere abgewandelt.

D er eine der beiden ungleichen Türm e des im Laufe der Jahrhunderte dunkel gewordenen Backsteinbaus der M arienkirche is t in über­

m ütig er Laune m it einem von zierlichen kleinen Türm chen um ­ rin gten H elm frö h lic h bekränzt; den gotischen Bau der alten U n ive r­

sität haben die um den H o f herum laufenden Spitzbogengänge m it südlicher A n m ut umgeben.

Neben jenen vielen steinernen Zeugnissen der V erbundenheit dieser Stadt m it der K u ltu r des benachbarten Westens — selbst in der heute ausschließlich jüdischen V orstadt K a z im ir träum en einige vergessene und langsam verfallende gotische Backsteinkirchen vo n dem G lanz vergangener Jahrhunderte — bekunden die herrlichsten W erke der größten M eister des M ittela lters den bestimmenden A n te il deutscher Menschen an dem geschichtlichen W erdegang dieser Stadt.

D ie M arienkirche b irg t den schönsten F lügelaltar, den die fleißigen Hände des N ürnberger M eisters V e it Stoß h ie r in K rakau in den Jahren 1477 bis 1489 schnitzten. In diesem und in anderen alten Gotteshäusern stoßen w ir a u f W erke des Goldschm ieds M atthias Stoß, des großen H olzschnitzers B ruder, a uf W erke seines Sohnes Stanislaus und seines Gesellen Jörg H uber von Passau. Peter V ischer der Ä lte re h interließ h ie r einige seiner herrlichsten W erke, ebenso Hans D ü re r, des großen M eisters jüngster B ruder, der in K rakau Z w ö lf Jahre als kö n ig lich e r Plofm aler w irk te , nebst seinen fränkischen K ollegen Hans Süß von Kulm bach und M ichael Lenz von K itzin g e n . U nter den berühm ten G lockengießern, die sich in K rakau b etä tig t haben, begegnen w ir gleich drei M eistern unbestritten deutscher H e rk u n ft: Sim on B ochw itz, O swald Baldner und dem N ürnberger Johann Behem, der die riesige Sigism und-G locke gegossen hat, die

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die K rakauer und alle Polen heute noch als einen ih re r größten Schätze und eine der w ertvo llste n E rinnerungen aus der großen Z e it des M itte la lte rs bewundern.

Polens älteste K aufm annsgilde, die K rakauer kaufm ännische K o ngregation, feierte 1935 ih r sajjähriges Jubiläum . U nter den M ännern, die, w ie aus einer alten, noch heute erhaltenen U rkunde hervorgeht, im Jahre 1710 diese O rganisation leiteten, die an dem Schicksal der Stadt so hervorragenden A n te il nahm, is t auch n ich t einer, der einen anderen als deutschen Namen tru g . Sie hießen:

G em elich, W enyng, S chiller, K aldherberg, M orstyn und Hom ann.

G ew iß, vo n den deutschen B ürgern, die damals, im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert und in späteren Jahren, nach K rakau kamen und diese polnische Stadt aufbauten und sie m it den D enk­

m älern ihres Glaubens, ihres Fleißes und ihres K unstsinns e rfü llte n , haben sich keine N achfahren das Bewußtsein ih re r D eu tsch blütig ke it bis in die G egenwart bew ahrt. Aber ih re W erke sprechen eine un­

vergängliche und unverfälschbare Sprache. Was heute in dieser schönen alten K önigsstadt an der W eichsel an die stolze Geschichte des polnischen V olkes e rinn e rt, is t m it jenen Zeugnissen deutscher Menschen unverkennbar und untrennbar v e rkn ü p ft. Was östliche Barbarei zerstörte, das bauten die hervorragendsten V e rtre te r des deutschen N achbarvolkes n u r um so g lanzvoller w ieder auf.

Das berühm te W awelschloß fre ilic h , das sich an der W eichsel über der Stadt erhebt, gehört m it den m eisten seiner herrlichen Bauten zu einer anderen K ulturepoche. D enn so w ie das Schloß heute unser A uge entzückt, entstand es nach einem Brande im letzten Jahre des fünfzehnten Jahrhunderts a u f W eisung vo n K ö n ig Sigis­

m und I. und seiner italienischen Frau u nte r den Händen italienischer M eister als eines der edelsten Bauwerke der Renaissance unter dem H im m el des N ordostens. A b er die K athedrale d ic h t neben dem Schloß, in deren G rüften neben anderen H elden des Schwertes und des Geistes M arschall P iłsudski ru h t, gehört der G o tik an und b irg t w eitere kostbare Schätze der großen N ürnberger M eister.

Keine Stadt is t so ausschließlich durch die Leistungen deutscher und italienischer K ü n stle r bestim m t und geprägt w orden w ie dieses K rakau, diese alte Stadt der polnischen K ö nig e an der oberen W eichsel.

D er polnischen H auptstadt is t außer einem im posanten Gebäude nichts verlorengegangen, als man d o rt bald nach der E rric h tu n g des polnischen Staates die orthodoxe Kathedrale, dieses rücksichtlose D enkm al des Ostens, zerstörte. W ürde man in K rakau beseitigen,

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was die M eister deutschen und italienischen Blutes h ier im Laufe der Jahrhunderte emporwachsen ließen, w ürde man n ur stehenlassen, was die Hände polnischer Menschen und die Juden erbaut haben, K rakau w ürde außer einer riesigen Judenstadt, in der das A tm en schw erfällt, n u r einige charakterlose M ietskasernen, die langw eiligen Steinbaukastenhäuser aus der Z e it der Jahrhundertw ende und einige m oderne, n ich t einm al besonders gelungene Y o ro rtv ie rte l a u f­

zuweisen haben, nichts, aber auch nichts, was das A uge fro h m acht durch edle Form und die Besinnung a u f die starke, sich selbst über­

dauernde S chöpferkraft des Menschen.

K rakau ist ein Sym bol. D enn der deutsche G eist, der dieser Stadt ihren über die Jahrhunderte hinausreichenden G lanz, ihre Bedeutung und ih re edle Schönheit gab, hat auch unzähligen anderen großen und kleinen Städten a u f dem Boden des heutigen Polen, sow eit sie m ehr als n ur ein G etto und schm utzige Gassen besitzen, ein ewiges Gepräge gegeben.

A uch was die polnische H auptstadt Warschau an edler Schönheit aufzuweisen hat, verdankt sie ihren deutschen E inw ohnern, denen Warschau, w ie übrigens unzählige andere Städte auch, K rakau n ich t ausgenommen, seine S tadtgründung verdankt. Bis zum Jahre 1207 gab es n ur ein elendes Fischerdörfchen, das den Nam en der heutigen polnischen H auptstadt tru g . M it ih re r G ründung, die deutsche E in ­ wanderer unter K onrad I I . von M asowien Vornahmen, e rh ie lt die Stadt deutsches Recht. Stadtrat und V e rw a ltun g lagen in den Händen von Deutschen. A lle U rkunden und P ro to ko lle , die aus jener Z e it erhalten sind, lie fe rn den Beweis, daß die Sitzungen und Verhand­

lungen im Rat in deutscher Sprache g e fü h rt w urden. Dieser deutsche E in flu ß in der L e itu n g der Geschichte der Stadt reicht w e it bis in das achtzehnte Jahrhundert hin ein . A ls in Warschau a u f einer A us­

stellung Vergangenheit und G egenwart der polnischen H auptstadt zu sehen w aren, da hatte man die alten K rü ge und anderen Gebrauchs­

gegenstände der einzelnen Innungen der Stadt, die aus früh ere r Z e it stammen, vo rso rg lich so h ingestellt, daß der Besucher n ich t imstande w ar, deren deutsche, und zw ar ausschließlich deutsche In sch rifte n zu erkennen. A b er einige K rü ge und Gegenstände waren a u f beiden Seiten beschriftet, so der Z in n k ru g der Schusterinnung aus dem Jahre 1726. E r enthält die Nam en P h ilip p K u pe rschm itt und V e li M ü lle r, „b a ite Gesworene M eister“ .

D ie Bauurkunde eines Rathauses aus dem Jahre 1786 w eist noch u nte r den sieben angeführten „N o b ile s und Spectabiles“ der Stadt fü n f

Deutsche, näm lich Peters, D im m inger, G eißler, Kabs und Teschner, auf. V o n den 42 genannten „H o n o ra ti et Fam ati“ der dam aligen Stadt Warschau trugen noch 21 deutsche Namen. Aus den Reihen der Deutschen erstanden der Stadt auch die bedeutendsten Bürger­

m eister. Franz W itth o ff, einer der berühm testen, w ar achtmal V o g t und einm al Präsident der A ltsta d t. D ie erste M ünze w urde von einem Deutschen eröffnet. In der ersten H ä lfte des siebzehnten Jahr­

hunderts errichtete der Deutsche E h le rt die erste D ru cke re i; ihm fo lg te bald darauf als zw eiter D ruckereibesitzer in Warschau K a rl Ferdinand Schreiber. 1778 errichtete der Sachse Sim on G o ttlie b Z ug die protestantische K irch e . V o n den späteren Bauten, die einen architektonischen W ert besitzen und von Deutschen e rrichte t w urden, seien n ur der E h ren ho f des Sächsischen Palais, der G arten des Sächsischen Königsschlosses und die prächtige U jazdow ski-A llee genannt, die noch heute n ich t n ur die schönste Straße der polnischen H auptstadt, sondern w o h l die schönste Straße is t, die es in Polen überhaupt g ib t. W eiter verdanken der Lazienki-P ark, der K rasinski- Park, der U niversitätsgarten und zahlreiche Parks in der Um gebung Warschaus ih r Dasein deutschen A rch ite kte n und G artenkünstlern w ie Pöppelm ann, Schultz, Strobel, C hristian Schuch, Knackfuß und Schubert. W ie w e it der deutsche E in flu ß in Warschau bis in unsere G egenwart hineinreichte, zeigt die Geschichte der deutschen Presse in der heutigen polnischen H auptstadt. 1757 erscheint die erste N um m er der „W arschauer Z e itu n g “ . D ie letzte N um m er erhielten die deutschen Bürger der Stadt im Jahre 1862 zugestellt. Diese W arschauer Z eitu ng nennt die Straßennamen der polnischen H aupt­

stadt deutsch. W er ih re Seiten d urchb lättert, stößt a u f Namen w ie M ethstraße, Neue W e lt, Eisernes T o r, K rakauer V o rstad t, M ar­

schall-, G o ld-, Senatoren- und Taubenstraße. Aus den sehr auf­

schlußreichen ve rg ilb te n B lä tte rn kann man noch so manches andere herauslesen über den starken A n te il der deutschen Bürger an der E n tw icklu n g der Stadt bis um die M itte des neunzehnten Jahr­

hunderts. So w ar damals der D ire k to r der Gasanstalt der Deutsche V oß. D ie Buchhandlungen befanden sich in den Händen von F ried­

le in , Berłach, G ebethner, Wende und M erzbach. D er berühm te deutsche K la vie rvirtu o se K a rl Tausig is t der Sohn eines Warschauer deutschen K lavierlehrers.

A b er die „W arschauer Z e itu n g “ w ar n ich t das einzige deutsche B la tt, das dem Lese- und B ildungsbedürfnis der deutschen Bürger Genüge leistete. Neben der „W arschauer Z e itu n g “ gab es im acht­

zehnten Jahrhundert noch sechs andere deutsche W ochen- und

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M onatsschriften. Ja selbst die polnische P u b liz is tik hat einen deut­

schen V ater. Lorenz M itz ie r von K o lo f, der aus seiner sächsischen H eim at als Erzieher der Söhne des Großkanzlers M alachow ski nach Warschau gerufen w urde, gab 1749 zunächst eine deutsche und einige Jahre später eine polnische Z e its c h rift, die „W arschauer B ib lio th e k “ , heraus. Sie w ar die erste literarische Z e its c h rift in Polen. D er zw eite große V erleger Warschaus w ar der Deutsche G ro ll, der sich um die Verbesserung des D rucks große V erdienste erwarb. E r verlegte neben deutschen S chriften auch W erke polnischer A utoren. D er aus T h o rn stammende Samuel G o ttlie b L inde, der als Erwachsener die polnische Sprache e rlern t hatte, erw arb sich als Sprachforscher einen glanz­

vo lle n Namen. E r gab das erste W örterbuch heraus, das den ge­

samten polnischen Sprachschatz um faßte und das sich die V e rfolg un g der E n tw icklu n g der Sprache zur Aufgabe gesetzt hatte. D ie ein­

zelnen Bände dieses Werkes erschienen in den Jahren 1807 bis 1814.

A lle w issenschaftlichen In s titu te Deutschlands und Frankreichs machten L inde zu ihrem E h ren m itg lie d, und die Polen gaben ih re r Anerkennung fü r die ungew öhnliche Leistung des Deutschen durch die Ü berreichung einer goldenen M edaille und einer Denkm ünze A usdruck. Josef X aver Elsner w iederum gründete 1779 die W ar­

schauer O per, die er zehn Jahre hindurch als D ire k to r geleitet hat.

Später betätigte er sich als Professor an dem vo n ihm gegründeten W arschauer K onservatorium , w o M oniuszko und C hopin seine be­

rühm testen Schüler waren.

A ber halten w ir Umschau unter den übrigen Städten M ittelpolens.

D ie schon erwähnte „W arschauer Z e itu n g “ nennt im Jahre 1857 acht Städte m it überw iegend deutscher B evölkerung: A lexandrow , Babiak, K onstantynow , N euhof, O zo rko w , Sudargi, Szaki und Tom aschow. In Lodz, Z gierz und W ladyslaw ow entsprach die Zahl der Deutschen fast genau der der Polen. A ber n ur zw anzig Jahre zurück w ar Lodz noch eine vorw iegend deutsche Stadt. V o n den 6605 E inw ohnern des Jahres 1839 waren 4884, also 73,9 v. H ., Deutsche. Deutsche E inw anderer hatten ja auch die T e x tilin d u s trie in dieser Stadt gegründet und w eiterentw ickelt.

A b er der deutsche K u ltu re in flu ß reicht w e it über M itte lp o le n innerhalb des heutigen polnischen Staatsraumes hinaus. V o n der alten K önigsstadt K rakau aus nahm das deutsche Kunstschaffen seinen W eg über T arnow , Rzeszow bis nach Lem berg. D ie d ortige röm isch- katholische Kathedrale is t von zw ei Breslauer Baum eistern, Joachim G rom und A m brosius Rabisch, erbaut und 1480 vo lle nd et w orden.

D ie berühm te Georgskathedrale a u f dem H e ilig e n J u r in Lem berg,

der schönste Renaissancekirchenbau a u f polnischem Boden, ver­

dankt sein Entstehen dem Deutschen Bernhard M erderer. Im N orden wanderte die deutsche G o tik über Lom za, B ia lystok und G rodno bis nach W ilna. H ie r ra g t neben dem prächtigen ziegelroten Bau der A nnenkirche die vo n Johann C hristoph G laubitz um die M itte des achtzehnten Jahrhunderts erbaute K atharinenkirche als D enkm al deutschen Geistes und K ultureinflusses hervor. W enige K ilo m e te r vo n der sowjetischen Grenze entfernt leuchten die vergoldeten K u pp e ln und Türm e des berühm ten alten Russenklosters Poczajow, ein prächtiger Barockbau, w e it in die Ebene hinein. D ie riesige K u p ­ pel der K irc h e beherrscht das ganze Land. A uch dieses fernste D enk­

m al europäischer K u ltu r is t das W erk eines Deutschen, näm lich des Schlesiers G o ttfrie d H offm ann.

D ie architektonischen K u lturd en km ä ler der polnischen Städte sind m itte lb a r oder u n m itte lb a r Leistungen der deutschen B ürger, die diese Städte e rrich te t haben. D ie bekanntesten Nam en W arschauer B ürgerfam ilien, w ie Herse, U lric h , G erlach, W edel, Fuchs, Fugger, B ru n und unzählige andere, legen noch heute in Warschau und Lem berg, in K rakau und W iln a , in Lodz und in Posen (von den Städten, die a u f dem Boden des ehemaligen deutschen Ordenslandes stehen, ganz zu schweigen) Zeugnis vo n dem deutschen B lu t ab, das diese Städte in europäische K u ltu r und Z iv ilis a tio n h in ein ge fü hrt hat. D ie deutschen E inw anderer kamen in die Burgen und die alten p rim itiv e n Bergw erke. Lübecker und M agdeburger, Kulm isches und Neum ärkisches R echt, deutsche Stadtverfassung und G erichts­

ordnung, Ratsherren und Schöffen, Bürgerm eister und V ö gte, In ­ nungen und G ilden lenkten im M itte la lte r a u f dem Boden des heutigen polnischen Staates H andw erk, H andel und V erkehr ganz in deutsche Bahnen. W o Deutsche selbst n ich t hinkam en und n ich t eigenhändig europäische K u ltu rs tä tte n errichteten, w irk te sich der auffällig e V o rte il der neuen O rdnung, die die Deutschen woanders hingebracht hatten, u n m itte lb a r aus: der Bereich der deutschen K u ltu r w ar größer und tie fergreifend als der des deutschen Blutes und der deutschen Namen. Nach und nach w urden auch a u f dem flachen Lande die verw ahrlosten polnischen D ö rfe r a u f deutsches Recht ausgesetzt. So w urde wenigstens zu einem kleinen T e il das ungeheure K u ltu r- und Z ivilisatio n sge fälle zwischen den deutschen Menschen, die aus dem W esten gekomm en waren, und den zurück­

gebliebenen slawischen Bew ohnern des Landes ausgeglichen.

D ie deutsche K u ltu rle is tu n g w ird vo n den Polen heute n ic h t gern

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zugegeben. A b er einer der berühm testen polnischen S chriftsteller, der in seinen W erken niemals als D eutschenfreund hervorgetreten is t, Boleslaw Prus, gab um die Jahrhundertw ende in der „G azeta Polska“

fre im ü tig zu : „U nsere Beziehungen zum deutschen V o lk waren stets die allerbesten. W ir erhielten von ihnen den gotischen S til in der A rc h ite k tu r, die Schnitzerei, v ie le rle i G erät, Gefäße und H andw erks­

zeug, eine M enge w issenschaftlicher Kenntnisse, die In d u strie , den H andel, viele Gebräuche und O rganisationsform en. Schämen w ir uns der W ahrheit n ic h t: Diesem edlen V o lke verdanken w ir den größeren T e il unserer Z iv ilis a tio n !“

D en größeren T e il seiner Z iv ilis a tio n verdankt das polnische V o lk n ich t der eigenen Leistung und auch n ic h t der französischen N a tio n oder gar der englischen, sondern „de m edlen deutschen V o lk “ . Lebte Boleslaw Prus noch heute, er w ürde bestim m t wegen

„V e rb re itu n g defaitistischer Stim m ungen“ fü r eine längere Z e it h in te r schwedischen G ardinen gebracht werden, w ie das m it hundert anderen Polen geschehen is t, die aus eigener besserer K enntnis der D inge es gewagt haben, der b illig e n G reuel- und Lügenpropaganda gegen Deutschland entgegenzutreten, die seit dem A p ril 1939 in Polen als Beweis p atriotischer Gesinnung g ilt.

Im heutigen Polen h ö rt man die W ahrheit über Deutschland und über die Leistungen seiner Söhne a uf polnischem Boden n ich t gern.

D ankbarkeit fü r empfangene W ohltaten is t zw ar eine schöne, aber seltene Tugend. Sie hat in P o litik und Geschichte den niedrigsten K u rsw e rt.

D ankbarkeit fü r empfangene W ohltaten is t zw ar eine schöne, aber seltene Tugend. Sie hat in P o litik und Geschichte den niedrigsten K u rsw e rt.

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