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Von H errn Oscar Speyer in Berlin.

Es giebt wohl kaum eine Gebirgsform ation, deren einzelne Lokalitäten untereinander so wenig Uebereinstimmendes in der geologischen Entw ickelung ihrer Schichten darbieten, als die Zech­

steinformation. Neu untersuchte Gebiete liefern daher stets neue Aufschlüsse, obschon gerade die genannte Formation zu Folge ihres bergmännisch so wichtigen Gliedes — des Kupferschiefers ■— wohl m it am eingehendsten durchforscht ist. W enn ich daher in fol­

genden Zeilen eine allgemeine Uebersicht über die Entwickelung der Zechsteinformation des westlichen Harzrandes gebe, so sind es Resultate, die ich im Sommer 1879 bei Gelegenheit der geolo­

gischen Aufnahme des dortigen Flötzgebirges gewonnen, welche manches Abweichende von der Zechsteinformation anderer Gegen­

den ergaben, so dass eine M ittheilung hierüber nicht unwillkommen erscheinen dürfte.

In einer Längenerstreckung von etwa 3 Meilen in südnördlicher Richtung ist zwischen Herzberg und Hahausen die Zechsteinfor­

mation den mehr oder weniger flach gegen Westen einfallenden Schichten der Harzer Grauwacke aufgelagert und gliedert sich wie überall auch hier in eine U n t e r e , M i t t l e r e u n d O b e r e A b ­ t h e i l u n g .

D er Zusammenhang dieser drei Abtheilungen ist jedoch zwischen Scharzfeld und Badenhausen — etwa zur Hälfte der ganzen Längen­

erstreckung — durch theilweise Abtragung der einzelnen Schichten

Oscar Speyer, die Zeclistemformation des westlichen Harzrandes. 51 oder durch bedeckende Diluvialmassen und Erosions-Schutt unter­

brochen. Von letztgenanntem Orte zieht sich indessen nordwärts bis über Seesen hinaus die ganze Formation in regelmässiger A u f­

lagerung ihrer Schichten fast ununterbrochen fo rt, indem sie sich in Form breiter oder schmaler zungenförmiger Lappen an den Ge­

hängen der Grauwacke bis zu Höhen von 380 und 400 Meter hinaufzieht, sich aber dann nördlich von Seesen m it steilerem A b ­ fall gegen Nordwesten um 120 bis 140 M eter herabsenkt und bei Hahausen ihren Abschluss findet.

Die u n t e r e A b t h e i l u n g beginnt an ihrer Basis m it dem Z e c h s t e i n c o n g l o m e r a t Be y r ic hs.

Dieses in der Mansfelder Gegend m it dem Namen Grau- oder W e iss-Liegendes bezeichnete Conglomérat, m it welchem Namen zum T heil auch die gebleichten obersten Schichten des Oberroth- liegenden belegt werden, besteht im Wesentlichen aus zersetzten Grauwacken m it beigemengten Kieselschieferfragmenten und Quarz- geröllen. Die M ächtigkeit desselben schwankt zwischen nur we­

nigen und achtzig Centimetern, und ebenso ist eine grosse M annig­

faltigkeit in der S tructur und Festigkeit des Gesteins vorhanden.

W ährend einerseits feinkörnige plattenförmige Sandsteine m it gelblichgrauer tlioniger Grundmasse als Liegendes des K upfer- schieferflötzes auftreten, gehen dieselben in grobe leicht zerfallende Conglomerate über, welche besonders durch ihre Milchquarzgerölle ausgezeichnet sind, die nach der Verw itterung als Residuen den Boden bedeckend einen vortrefflichen A nhalt fü r das Erkennen des Vorhandenseins dieses Conglomérâtes geben. N u r da, wo in den, das Zechsteinconglomerat unterteufenden Grauwacken grob­

körnige leicht zerfallende Einlagerungen auftreten, welche gleich­

falls Milchquarze enthalten, w ird die Beurtheilung über anstehen­

des Zechsteinconglomerat erschwert.

D ie im Mansfeldischen als Basis des Kupferschiefers auftreten­

den feinkörnigen Sandsteine, welche abgesehen von der Farbe an die rundkörnigen Sandsteine des Ober-Rothliegenden erinnern, können als Aequivalent des Zechsteinconglomerates angesehen wer­

den, welches dortselbst von gebleichtem Ober-Rothliegenden — dem Weissliegenden z. Th. — unterteuft wird.

52 Óscar Sreyer, die Zechstéinformation

Analog sind diese Verhältnisse am H ornburger Sattel südlich von Eisleben, und ist auch durch Lie b e das Auftreten von Zechstein- conglomerat im östlichen Thüringen nachgewiesen worden, so dass dasselbe nach M ö s t a nur in Niederhessen zu fehlen scheint, jedoch möchte ich das, was in Richelsdorf als sog. „Sanderze“ bergmän­

nisch gewonnen w ird , und dort stets das Liegende der K upfer­

schiefer b ildet, als ein durch Kupfererze imprägnirtes Zechstein- conglomerat ansehen.

Eine bis dahin nur am nordwestlichen Harzrande beobachtete interessante Erscheinung ist die Aufnahme von Eisenoxyd in dem Zechsteinconglomerat, welches dadurch eine braunrothe Farbe er­

hält und alsdann m it dem Ober-Rothliegenden leicht verwechselt werden kann. H ie ra u f beruht auf der geognostischen Karte des Ober-Harzes von F. A . Ro e m e r die Angabe des Vorkommens von Ober-Rothliegendem auch bei Seesen, was v. Gr o d d e c k nur als ein durch Eisenoxyd gefärbtes Zechsteinconglomerat ansieht1).

Da das Zechsteinconglomerat sich allmählich aus dem Oberen Rothliegenden zu entwickeln scheint, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Eisenoxydgehalt desselben auch den darüber liegenden Zechsteinconglomeraten eine braunrothe Farbe ertheilt hat und stimme ich m it H rn . v. Gr o d d e c k darin überein, dass die g r ö ­ b e r e n , braunrothen, leicht zerfallenden Gesteine, welche zwischen Mönchehof und Seesen zwischen Kupferschiefer und Grauwacke auftreten, dem Zechsteinconglomerat angehören. Die Vorkom m ­ nisse der braunrothen Sandsteine und Sandsteinschiefer am Gläs- nerberg bei Hahausen gehören jedoch nicht hierzu, denn die äusserst feinkörnige S tructur dieser Sandsteine, welche in dünnen, deutlich geschichteten Platten in den Wasserrissen südlich vom Neuen K ru g und unterhalb des Bahnhofes anstehen, lassen sie von den han­

genden Schiefern des Porphyrconglomerates, sowie überhaupt von den Sandsteinschiefern des Oberen Rothliegenden der Mansfelder Gegend und am Hornburger Sattel kaum unterscheiden. Berück- *)

*) v. Gr o d d e c k erwähnt dieses in seinen handschriftlichen Erläuterungen zu den von ihm am westlichen Ilarzrande ausgeführten geologischen Untersuchungen;

auch machte er eine diesbezügliche Mittheilung auf d. Vers. d. D. geol. Ges. zu Göttingen; Zeitschrift d. D. g. G., Band 30 (1878), S. 541.

des 'westlichen Harzrandes. 5 3

sichtigt man w eiter, dass am Gläsnerberg zwischen dem Aus­

gehenden des Kupferschieferflötzes und den erwähnten braunrothen Sandsteinschiefern typisches Zechsteinconglomerat a u ftritt, so dürfte das Vorkommen von Ober-Rothliegenden an genannter L o ka litä t erwiesen sein.

Im engsten Zusammenhänge m it dem Zechsteinconglomerat steht das zweite G lied der unteren A btheilung — „der K u p f e r ­ s c h i e f e r “ . Derselbe begleitet jenes in Folge seiner geringen M ächtigkeit als ein schmaler Saum. D ie zu Tage ausgehenden schwarzen, bituminösen Mergelschiefer zerfallen leicht an der L u ft zu einer schwarzen Erde und verwischen dadurch die Grenz­

linie gegen das unterliegende Zechsteinconglomerat. D er geringe Erzgehalt dieser Schiefer macht sie unbauwürdig und erklärt sich hieraus das Misslingen der noch in die neueste Zeit fallenden V e r­

suche und Wiederaufnahme des Abbaues am Neuen K ru g nördlich von Seesen. H ie r wurde

Palaeoniscus Freieslebeni

aufgefunden.

Das oberste Glied der Unteren Abtheilung bildet der Z e c h ­ s t e i n , welcher, bei Fehlen des Kupferschiefers, entweder dem Zechsteinconglomerat oder aber den Grauwacken aufgelagert ist, welches letztere in den Erosionsthälern am Wolfsbusch und Hohnig- kuchenbusch nordöstlich von Gittelde sehr schön zu beobachten;

discordant über Kieselschiefer t r it t er dicht bei Osterode auf.

In grösserer Flächenausdehnung breitet sich der Zechstein über die Höhen östlich von Gittelde aus, setzt sich aber alsdann von hier aus bis Hahausen nur als ein schmales, mehrfach auf- und ablaufendes Band fast ununterbrochen fort. Seine M ächtigkeit schwankt nach den Aufschlüssen, welche zwischen Gittelde und Hahausen durch die zahlreichen Steinbrüche behufs Gewinnung des Zechsteins als Baumaterial gegeben sind, zwischen 5, 6 und 8 Meter. Das Gestein selbst ist vorherrschend ein mehr oder weniger in Platten abgesonderter fester K a lk von dunkelgrauer Farbe. Grössere und kleinere, darin vertheilte Hohlräume, welche von ausgewitterten Conchylienschalen herrühren, an welchen letz­

teren die Zechsteine des ganzen westlichen Harzrandes s e h r a r m sind, geben dem Gestein ein dolomitisches Ansehen, und zeigen hierin eine Uebereinstimmung m it den Zechsteinen der Richels­

5 4 Oscar Speyer, die Zechsteinformation

dorfer Gegend. Während die oberen Lagen des Zechsteines lic h t­

graue Farben annehmen, gehen die tieferen Schichten, namentlich wo solche den Grauwacken oder Kieselschiefern aufgelagert sind, in dünngeschichtete, dichte, braungelbe M ergelkalke über, wie solche auch in den untersten Zechsteinen.bei Gera auftreten, hier aber einen grossen Reichthum an Versteinerungen führen.

Brauneisensteine, sowie Schwerspathgänge setzen im Zechstein am Horstkamp zwischen Gittelde und Grund auf, eine Erscheinung, w orauf schon v. Gr o d d e c k hingewiesen hat.

Die M i t t l e r e A b t h e i l u n g der Zechsteinformation, welche aus A n h y d r i t , D o l o m i t e n und S t i n k s c h i e f e r zusammen­

gesetzt ist, entwickelt sich zwischen Herzberg und Badenhausen als ein etwa 3 Stunden langer und ^ Stunde breiter Höhenzug m it 304 Meter höchster Erhebung, welcher nur am Südostende von der Sieber durchbrochen w ird. Von Badenhausen setzt sich diese Abtheilung auf der rechten Seite (der Harzseite) des sich SN. hinziehenden Erosionsthaies fort und zwar anfangs in grösserer Flächenausdehnung bei Gittelde, dann aber fast ununterbrochen als schmales Band dem Zechstein folgend, dem sie aufgelagert ist bis Hahausen. Die Basis der mittleren A btheilung beginnt m it einer mächtigen Ablagerung von

A n h y d r i t (älterem Gyps), dessen steile dem Harz zugekehrten 30 bis 50 M eter hohen Wände zwischen Osterode und Hahausen hervortreten und durch ihre blendend weisse Farbe weithin sicht­

bar werden. A u f der entgegengesetzten Seite — der Harzseite — verschwindet der ältere Gyps gänzlich, so dass bis Hahausen hin die Dolomite der mittleren Abtheilung dem Zechstein direct auf­

gelagert sind. Dass der ältere Gyps hier überhaupt nicht zur E n t­

wickelung gelangt, sein Nichtvorhandensein also nicht durch Zer­

störung und W egführung der Massen bedingt ist, dürfte dadurch an W ahrscheinlichkeit gewinnen, dass zwischen Gittelde und Seesen nirgends trichterförm ige Einsenkungen und kleinere Seen vorhan­

den sind, welche auf das frühere Vorhandensein älterer Gypse hätten schliessen lassen können, und auch die bei der Auflösung derselben zurückbleibenden stellvertretenden Bildungen: die A s c h e n , wie sie am südlichen Harzrand, in Hessen und am Kyffhäuser auftreten, fehlen.

des westlichen Harzrandes. 55

D er zu Tage ausgehende ältere Gyps ist eine Umwandlung des A n h yd rits, dessen unveränderte mineralogische Beschaffenheit nur in den weit nach Innen vorgeschrittenen Gypsbrüchen wahr­

zunehmen ist. So an der Aschenhütte.

D ie oberen Glieder der mittleren Abtheilung werden durch die D o l o m i t e und S t i n k s c h i e f e r gebildet, welche am südlichen Harzrande u. a. O. meist nur zwei e i n a n d e r v e r t r e t e n d e B il­

dungen sind, am westlichen Harzrande jedoch stets als zwei m i t ­ e i n a n d e r verbundene Glieder erscheinen.

D er D o l o m i t , entweder dem A n h y d rit unmittelbar aufgelagert, oder, wo dieser fehlt, den Zechstein überlagernd, bildet tlieils ein regelloses Haufwerk von kleinen und grösseren K lötzen, tlieils in grösserem massigem Zusammenhang in der Umgebung von Scharz­

feld und Herzberg 8 bis 10 Meter hohe klippenartige freistehende Felsparthien und- isolirte hohe Kuppen, deren G ipfel m it Ruinen, W achtthürmen aus älterer Zeit u. dgl. geschmückt sind. A u f einem derartigen Dolomitfelsen steht u. A . das Schloss Herzberg.

Diese Dolomite sind von braungelber oder rauchgrauer Farbe, haben ein löcheriges zerfressenes Ansehen, und sind deren H o h l­

räume meist von einer feinen sandigen Dolomitmasse ausgefüllt, welche ausfällt und m it den sog. Aschen leicht verwechselt werden kann. Einen Aufschluss hierüber liefert ein alter Steinbruch öst­

lich der Domäne Staufenburg.

In grosser Flächenausdehnung und M ächtigkeit bedecken solche zelligen Rauchwacken den Höhenzug westlich von Osterode und begleiten auf der Harzseite zwischen Badenhausen und Seesen con- stant den Zechstein in fast gleicher M ächtigkeit desselben.

Da wo zellige Rauchwacken dem älteren Gyps aufgelagert sind — wie namentlich westlich von Osterode — gehen jene in regelmässig geschichtete dicke Bänke eines se h r f e s t e n d i c h t e n g r a u e n D o l o m i t s über, welcher, als Baumaterial geschätzt, durch eine Reihe von Steinbrüchen am HaUenberg, K alkberg, Wehberg und Paschenberg aufgeschlossen is t, und hier Einlagerungen von lichtgrauen porösen p l a t t e n f ö r m i g e n D o l o m i t e n enthält, deren kleine und grössere Hohlräume theils von Gypskryställchen aus­

gekleidet sind, theils Steinkerne von

Gervillia keratophaga

,

Pleuro-5 6 Oscar Speyer, die Zechsteinformation

pJiorus costatus

und

Mytilus Hausmanni

umschliessen. Auch gehen

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