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Zu §§ 185, 1214 ff. BGB., 366 HGB.

D i e G e s c h ä f t s b e d i n g u n g e n e i n e r G r o ß b a n k s i n d f ü r d e n V e r k e h r m i t i h r e n K u n d e n s e l b s t d a n n m a ß g e b e n d , w e n n s i e d e n K u n d e n n i c h t b e k a n n t g e w e s e n s i n d . E r f o r d e r l i c h i s t n u r , d a ß s i e o r d n u n g s m ä ß i g v e r ö f f e n t l i c h t s i n d .

U r t e il des R e ichsg erichts vom 25, M ä rz 1936 — I 257/35 — Sch,

D e r B e k la g te zu 1. h a t de r R e chtsvorg äng erin de r K lä g e rin , de r D. B ank, am 2. N o vem b er 1927 zw e i R a ffa e l zugeschriebene G em älde „M a d o n n a de l F ie n o " und „T ra s fig u ra z io n e “ m it der B estim m ung in V e rw a h ru n g gegeben, daß die M adonna del F ien o n u r m it Z ustim m ung a lle r d re i B e k la g te n herausgegeben w e rde n dü rfe , w ä h re n d die T ra s fig u ra z io n e de r a lle in ig e n V e r ­ fügung des E rs tb e k la g te n u n te rlie g e n so llte . D ie B ild e r so llte n v e rk a u ft w e rd e n und sin d deshalb b e i d e r R echtsvorg äng erin de r K lä g e rin u n d b e i ausländischen B a n k e n in Z ü ric h und Boston, an die die K lä g e rin sie ve rsa n d t ha tte , v on K a u flie b ­ habern b e s ic h tig t w o rd e n . Es is t zum V e rk a u f aber n ic h t ge­

kom m en, w e il k e in die B e k la g te n z u frie d e n s te lle n d e r P reis e r­

z ie lt w e rd e n k o n n te . D e r K lä g e rin und ih re r R echtsvorg äng erin sind d u rch die V ersendung de r B ild e r, ih re V ersiche rung , A u f ­ bew a hrun g b e i a u sw ä rtigen Banken, H e rs te llu n g v on L ic h t ­ b ild e rn und aus ä h nliche n A nlässen A u slag en erw achsen. Sie be an spruch t als E rsatz h ie rfü r und als V e rg ü tu n g fü r die A u f ­ bew a hrun g de r B ild e r in ih re n eigenen Räum en den B etra g v on 20 746,95 R M , dessen B ezahlung sie v on den B e kla g te n tr o tz m e h rfa ch e r M ahnungen n ic h t h a t e rre ic h e n können. Sie w i ll die G em älde deshalb verä uß ern und b e a n tra g t m it der K la g e die F estste llu ng , daß sie b e re c h tig t ist, sich aus den b e i ih r h in te rle g te n G em älden wegen ih re r F o rd e ru n g von 20 746,95 R M zu b e frie d ig e n , u n d z w a r b e a n tra g t sie diese F e s t­

ste llu n g gegenüber dem B e k la g te n zu 1. h in s ic h tlic h b e id e r B ild e r u n d gegenüber den B e k la g te n zu 2. u n d 3, h in s ic h tlic h de r M ad on na de l F ien o. Sie s tü tz t ih re V e rk a u fs b e re c h tig u n g auf die Behauptung, daß ih r au f G ru n d ih re r allgem einen G e ­ schäftsbedingungen ein v e rtra g lic h e s P fa n d re c h t an den G e ­ m älde n zustehe, daß sie als L a g e rh a lte rin ab er auch ein gesetz­

liches P fa n d re c h t an den B ild e rn besitze. D e r B e k la g te zu 3.

is t im R e c h ts s tre it n ic h t v e rtre te n u n d d u rch ein V ersä um n is­

u r te il des L a n d g e ric h ts B, vom 27. A u g u s t 19o4 a n tra gs­

gemäß v e r u r te ilt w o rde n. D ie B e k la g te n zu 1. und 2. b e stre ite n , daß d e r K lä g e rin eine F o rd e ru n g vo n 20 746,95 R M zusteht.

D e r E rs tb e k la g te re c h n e t gegen die A n s p rü c h e der K lä g e rin auch m it e in e r S chadensersatzforderung auf, zu deren B e ­ gründung er be h a u p te t: D ie K lä g e rin habe die G em älde ohne seinen A u ftra g aus B oston, w o aussichtsreiche V e rk a u fs v e r­

handlungen geschw ebt h ä tte n, zurü ckko m m e n lassen. D a be i sei die T ra s fig u ra z io n e d e ra rt beschädigt w o rd e n , daß eine die F o rd e ru n g de r K lä g e rin übersteigende W e rtm in d e ru n g des G e ­ m äldes e in g e tre te n sei. D ie K lä g e rin habe sich v on de r V e r ­ sicherungsgesellschaft m it ein e r ganz u n zuläng lichen E n ts c h ä d i­

gung ab finden lassen u n d d u rch eine dieser A u fg a b e n ic h t ge­

wachsenen P e rs ö n lic h k e it eine unsachgemäße W ie d e rh e rs te llu n g vornehm en lassen, w o d u rc h ein die F orde ru n g e n de r K lä g e rin w e it ü b ersteigen de r Schaden entstanden sei. D ie B e kla g te n b e s tre ite n auch, daß de r K lä g e rin ein P fa n d re c h t an den G e­

m älden zusteht. Sie leugnen die M a ß g e b lic h k e it de r a llg e ­ m einen G eschäftsbedingungen de r K lä g e rin m it der Begründung, daß ih ne n diese B edingungen n ic h t m itg e te ilt seien, und w enden ein, daß die K lä g e rin a u f G ru n d dieser Bedingungen ein P fa n d ­ re c h t deshalb n ic h t habe e rw e rb e n können, w e il die M adonna de l Fieno, w ie dem V e r tr e te r der R e chtsvo rg ä n g e rin de r K lä g e rin , D ir e k to r N „ beim A bsch lu ß des V e rw a h ru n g s ­ vertrages b e k a n n t gewesen sei, E igentum des B e k la g te n zu 3.

und die T ra s fig u ra z io n e E ig en tu m eines D r itte n und d e r B e ­ k la g te n zu 2. n u r zum Z w ecke des V e rk a u fs a n v e rtra u t sei.

A u c h ein gesetzliches P fa n d re c h t stehe de r K lä g e rin n ic h t zu, w e il sie die B ild e r n ic h t auf G ru n d eines La ge rvertrage s, sondern zum Z w e c k e des V e rk a u fs in V e rw a h ru n g genommen habe. D ie K lä g e rin b e s tre ite t die zur A u fre c h n u n g ge stellte S chadensersatzforderung und b e ha up te t, de r E rs tb e k la g te habe dem V e rtre te r ih re r R e ch tsvo rg ä n g e rin b e i der H in te rle g u n g de r G em älde e rk lä rt, daß diese sein E ig en tu m seien.

Das L a n d g e ric h t in B. ha t die K la g e gegen die B e ­ k la g te n zu 1. und 2. du rch das U r t e il vom 18. O k to b e r 1934 abgewiesen. Das K a m m e rg e ric h t h a t den K la ge ansp ruch gegen­

üb er dem B e k la g te n zu 1. d u rch das U r te il vom 17, M a i 1935 dem G rund e nach fü r g e re c h tfe rtig t e rk lä rt. Gegen dieses U r ­ t e il r ic h te t sich die R e visio n des B e k la g te n zu 1., w e lche die A b w e isu n g d e r K la g e e rs tre b t.

Gerichtliche Entscheidungen (X X X V I; 51

52 (X X X V I) Gerichtliche Entscheidungen

Das R eichsg ericht fü h rt zu dieser A n fe c h tu n g folgendes aus:

„D ie v on den je tz ig e n K lä g e rn im zw e ite n Rechtszuge g e lten d gem achte A n fe c h tu n g des V ertrag es wegen Irrtu m s ihres E rblassers ü b e r die Person des B e k la g te n h ä lt das B e ­ rufu n g sg e rich t n ic h t fü r g e re c h tfe rtig t. W enn auch, so erw ägt es, im he utig en n a tio n a ls o z ia lis tis c h e n S taate der S teu erbe tru g als ein besonders schweres V ergehen anzusehen sei, das u n te r U m ständen eine A n fe c h tu n g wegen Irrtu m s begründen könne, so seien doch zu r Z e it des Vertragsschlusses, im Som m er des Jahres 1*530, die A nschauungen gerade der G esch äftsw elt in diesem P u n k te erh e b lich m ild e r gewesen, und es sei deshalb mangels n ä he rer S ub stantiieru ng n ic h t anzunehmen, daß der K lä g e r b e i K e n n tn is de r S teu erun reg elm ä ß igke iten des B e k la g ­ te n vom A bschlüsse des V ertrag es A b s ta n d genommen hätte, zum al da nach dem V e rtra g er a lle in die L e itu n g des Geschäfts habe übernehm en sollen und ein E in flu ß des B e k la g te n auf die B uch führu ng und dem nach auch auf die S teu ere rklä ru n g e n fü r die Z u k u n ft ausgeschlossen gewesen sei. Diese A usfü hrun ge n des B eru fung sge richts w e rd e n von de r R e visio n m it R e cht b e ­ anstandet. W e n n nach § 119 A bs. 2 BG B , auch der Irrtu m über E igenschaften der Person eine A n fe c h tu n g nu r begründet, sofe rn sie im V e rk e h r als w e s e n tlic h angesehen w erden, so k a n n n ic h t z w e ife lh a ft sein, daß in s o w e it auch m angelnde Z u ­ v e rlä s s ig k e it in der E rfü llu n g sta a ts b ü rg e rlic h e r P flic h te n als A n fe ch tu n g sg ru n d in B e tra c h t kom m en kann, w e nn die E in ­ gehung eines G esellschaftsverhältnisses m it e in e r m it jenem M angel be h a fte te n Person in Frage steht. D e r persönliche C h a ra k te r eines gesellscha ftliche n Zusammenschlusses b rin g t es m it sich, daß fü r seine gede ihlich e E n tw ic k lu n g das persönliche V e rtra u e n s v e rh ä ltn is zw ischen den G ese llsch afte rn eine w e sen t­

lic h e R o lle s p ie lt. D e r G laube an die V e rtra u e n s w ü rd ig k e it des M itg e s e lls c h a fte rs muß aber eine s ta rk e E rs c h ü tte ru n g e r­

fahren, w enn sich erg ib t, daß diese r k e in B edenken getragen hat, in dem den Gegenstand des g e sellscha ftliche n Zusam m en­

schlusses b ild e n d e n G eschäft zum Z w ecke der S te u e rh in te r­

ziehung falsche B üch er fü h re n zu lassen und so n ic h t nur Steuergesetze zu verletzen , sondern auch A n g e s te llte des G e­

schäfts zu un re d lich e m H a n d e ln zu v e rle ite n , Daß die A u f ­ fassung de r G esch äftsw elt im Jah re 1930 eine andere gewesen sei, k a n n n ic h t a n erka nnt w erden. S o w e it es sich um die fü r die E ingehung eines G ese llsch aftsve rtra gs w e se n tlich e p e r­

sön lich e Z u v e rlä s s ig k e it eines M itg e s e lls c h a fte rs handelte, m ußte dieser ein V e rh a lte n , w ie es de r K lä g e r dem B e kla g te n zum V o rw u rfe m acht, in den A ug en anständiger G eschäftsleute damals ebenso E in tra g tun, w ie es heute der F a ll ist. D en je tzige n K lä g e rn kann auch k e in B ew eis d a fü r zugem utet w e r­

den, daß ih r E rblasse r an einem solchen V e rh a lte n des B e ­ k la g te n A nsto ß genommen haben w ü rde . H ie rv o n kan n v ie l­

m ehr ohne w e ite re s ausgegangen w erden, solange sich n ic h t besondere U m stände ergeben, aus denen das G e g enteil zu fo lg e rn w äre, Behauptungen in dieser R ich tu n g h a t ab er de r B e k la g te n ic h t aufgestellt, S teh t sonach die A uffassung des B erufungsgerichts m it § 119 BG B . n ic h t im E in k la n g und kann seine E ntsch eid un g zu diesem P un kte deshalb n ic h t a u fre c h t­

e rh a lte n w erden, so wäre, fa lls das B eru fung sge richt b e i e r­

n e u te r P rüfu ng einen zur A n fe c h tu n g berech tigen de n Irrtu m des K lägers ü b e r eine pe rsön lich e E igenschaft des B e kla g te n fü r gegeben erachten so llte , w e ite r zu erö rte rn , ob die V o r ­ aussetzungen fü r eine A n fe c h tu n g aus diesem G runde im üb rig en vorlieg en , ob insbesondere die am 19, J u n i 1934 e rk lä rte A n ­ fech tu ng noch re c h tz e itig w a r.

Zu §§ 175, 179, 180, 188, 201 A O .

S p a r k a s s e n u n d B a n k e n , d i e d i e S t e l l u n g e i n e r B e h ö r d e h a b e n , s i n d , w e n n a u c h n i c h t a u f G r u n d d e s § 1 8 8 A b s . 1 A O ., s o d o c h a u f G r u n d d e s § 2 0 1 i n V e r b i n d u n g m i t § 1 7 5 A O , , w i e j e d e a n d e r e B a n k v e r p f l i c h t e t , d e m F i n a n z a m t a u f V e r l a n g e n s o g e n a n n t e B e ­ s c h a f f u n g s m i t t e i l u n g e n z u m a c h e n , d. h. f o r t ­ l a u f e n d e M i t t e i l u n g e n ü b e r K a u f g e l d e r , W e r k l ö h n e u s w ,, d i e s i e i n e i g e n e n A n ­ g e l e g e n h e i t e n b e z a h l t h a b e n .

G u ta c h te n des R eichsfinanzhofs vom 11. J u li 1936 — G r. S. D 3/36 S. — W .

I.

D e r R e ich sm in iste r der Finanzen h a t den R eichsfinanzhof gemäß § 63 de r Reichsabgabenordnung um ein G u ta ch te n über folgende F rage n ersucht:

1. Is t eine Sparkasse und B an k, die die S tellun g einer B ehörde hat, im gleich en Um fang, w ie a lle anderen

B ehörden, zu r B eistandsleistung gegenüber dem F inanzam t dann v e rp flic h te t, w enn es sich n ic h t um A u s k u n ft über geld lich e V erh ä ltn isse v on Sparkassen- od er B an kkun de n handelt, sondern um B eista nd sleistu ng auf anderen G e­

b ie te n (z. B. um sogenannte B esch affungsm itteilungen, das he iß t um fo rtla u fe n d e M itte ilu n g e n ü b e r K a u fgelde r, W e r k ­ löhne usw., die die Sparkasse od er B an k in eigenen A n ­ gelegenheiten, also n ic h t in A ng elege nh eite n v on S par­

kassen- od er B an kkun de n, gezahlt hat)?

2. Is t das F ina nza m t in A usübung de r S teu erau fsicht b e re c h tig t, v o n eine r G roß bank, die n ic h t die S tellung eine r B ehörde hat (also vo n eine r P riv a tb a n k ), sogenannte B esch affun gsm itteilung en zu verlangen, d. h. fo rtla u fe n d e M itte ilu n g e n üb er K au fgelde r, W e rk lö h n e usw., die die Sparkasse od er B a n k in eigenen A ng elegenheiten (also n ic h t in A n g e lege nh eite n von Sparkassen- oder B a n k ­ kunden) gezahlt hat?

3. F ü r den F a ll, daß die Frage N r. 2 b e ja h t w ird : K an n das F ina nza m t in A usübung de r S teu erau fsicht von e in e r Sparkasse od er B ank, die die S tellung eine r B ehörde hat, im gleichen U m fang w ie v on eine r p riv a te n G roß bank sogenannte B esch affun gsm itteilung en verlangen, d. h, f o r t ­ laufende M itte ilu n g e n üb er K aufgelde r, W e rk lö h n e usw,, die die Sparkasse od er B an k in eigenen A ng elegenheiten (also n ic h t in A ng elege nh eite n von Sparkassen- oder B a n k ­ kunden) gezahlt hat?

A ls U n te rla g e fü r diese Fragen w u rd e vom R e ichsm iniste r de r Finanzen fo lg e n d e r T a tb e sta n d m itg e te ilt:

Das F ina nza m t B raunschw eig - S ta d t h a t die B ra u n ­ schw eigische S taatsbank um sogenannte B es c h a ffu n g s m itte ilu n ­ gen ersucht, d. h, um fo rtla u fe n d e M itte ilu n g e n ü b e r K a u f­

gelder, W e rk lö h n e usw., die die B an k in eigenen A ngelegen­

he ite n (also n ic h t A ngelege nh eite n v on B an kkun de n) gezahlt hat. D ie B raunschw eigische S taatsbank h a t in einem an das F ina nza m t B raunschw eig - S tad t g e ric h te te n S chreiben vom 9, Dezem ber 1935 das E rsuchen des F inanzam ts abgelehnt, Sie h a t zu r Begründung angeführt, als ö ffe n tlic h e B a n k sei sie auf G ru n d v on § 188 A bs. 2 der Reichsabgabenordnung von de r B eista nd sleistu ng b e fre it.

II.

Zu Frage 1. Nach § 188 A bs. 1 de r R eichsabgabenordnung haben R eichs-, S taats- u n d G em eindebehörden den F in a n z ­ ä m te rn jede zu r D u rc h fü h ru n g der Besteuerung u n d de r den F ina nzä m te rn obliegenden P rüfung und A u fs ic h t dien lich e H ilfe zu leisten.

D ie B e is ta n d s p flic h t auf G ru n d des § 188 A bs, 1 is t sach­

lic h w e itum fasse nd und e rs tre c k t sich a u f jede H ilfe le is tu n g , die zu r D u rc h fü h ru n g de r Besteuerung üb e rh a u p t d ie n lic h ist.

Sie setzt insbesondere k e in S te u e re rm ittlu n g s v e rfa h re n oder S teu erau fsichtsverfah ren in eine r b e stim m te n R ic h tu n g voraus, und d ie n t v o r allem der E rm ittlu n g v on noch un be kan nten S te u e rfä lle n un d S te u e rp flic h tig e n ( U r te il des R eichsfinanzhofs vom 26. S eptem ber 1927 V A 598/27, M roze ks K a rte i, R e chts­

spruch 7 zu § 191 a. F.).

A u f die Frage einzugehen, was u n te r B ehörde im Sinne de r e rw äh nten V o rs c h rift zu verstehen ist, e rü b rig t sich, da be i der F rage stellung schon vorausgesetzt ist, daß es sich um eine Sparkasse od er B a n k handelt, „d ie die S tellun g einer B e h ö rd e " in diesem Sinne hat. B ezüglich der B ra u n ­ schw eigischen S taatsbank und der B raunschw eigischen La ndes­

sparkasse h a t de r R e ichsfin an zho f übrigens in seinem G u t­

achten vom 20. D ezem ber 1929 I V D 5/29 (A m tlic h e Sammlung Bd. 26 S. 189) deren B ehördeneigenschaft b e re its an erka nnt.

D a § 188 A bs, 1 die V e rp flic h tu n g zu r H ilfe le is tu n g allen R eichs-, S taats- und G em eindebehörden au ferle gt, w ü rd e n auch Sparkassen und Banken, die die S tellun g eine r B ehörde im Sinne des § 188 haben, zu dieser H ilfe le is tu n g v e rp flic h te t sein, w e nn n ic h t A bs. 2 a u s d rü c k lic h aussprechen w ürde, daß Sparkassen und Banken, die die S tellung e in e r B ehörde haben, n ic h t u n te r die V o rs c h rift des A bs, 1 fallen .

§ 188 A bs. 1 k e n n t n u r eine ganz umfassende allgem eine B e is ta n d s p flic h t ohne jede U n te rsche idu ng zw ischen einzelnen G ebieten und ohne jede E inschränkung auf irg endw elchem G ebiete. W enn daher A bs. 2 ohne E in schrä nkun g sagt, daß B an ken m it B ehördeneigenschaft n ic h t u n te r diese V o rs c h rift fallen, so kan n auch bei ih ne n in ih re r E igenschaft als B ehörde k e in U n te rs c h ie d nach verschiedenen G eb ieten gem acht w erden. Sie können n ic h t auf dem einen G eb iete als u n te r A bs. 1 fa lle n d , auf einem anderen G eb iete aber n ic h t d a ru n te r fa lle n d e ra c h te t w erden, zum al die einzelnen G ebiete be i den

Gerichtliche Entscheidungen (X X X V Ij 53

in e in a n d e rg re if enden V e rh ä ltn isse n der G e ld in s titu te le ic h t in ein an de r ü b e rg re ife n (z, B, b e i T reuhandverhältnissen).

Nach der B egründung des E n tw u rfs zu r Reichsabgaben­

ordnung (S. 102) sollen die B ehördenbanken usw. den P r iv a t­

banken gleichstehen, fü r sie sollen also nu r die V e rp flic h tu n g e n gelten, die auch fü r die P riv a tb a n k e n gelten, Daß ab er die P riv a tb a n k e n v on der Bestim m ung des § 188 A bs. 1 n ic h t ge­

tro ffe n w erden, u n te rlie g t keine m Z w e ife l. A ls o auch die B egründung de r R eichsabgabenordnung w e is t da rau f hin, daß B eh ördenbanken ebensowenig w ie P riv a tb a n k e n u n te r § 188 Abs. 1 fallen.

W o llte man A bs. 2 des § 188 da hin auslegen, daß B eh ö rd e n ­ banken und Sparkassen zw a r n ic h t zu A u s k ü n fte n üb er ge ld­

lic h e V erh ältn isse v o n Sparkassen- od er B an kkun de n v e r­

p flic h te t seien, im ü b rig en aber jede d ie n lic h e A u s k u n ft w ie jede andere B ehörde zu e rte ile n haben, so m üßte man an­

nehmen, daß die R eichsabgabenordnung b e re its in ih re r ersten Fassung vom 13. D ezem ber 1919 eine solche U n te rsche idu ng tre ffe n w o llte . Denn de r W o r tla u t des § 188 A bs. 1 und 2 n. F.

h a t sich gegenüber der ursp rü n g lich e n Fassung vom 13, D e ­ zem ber 1919 (§ 191) n ic h t geändert. N u n e n th ie lt aber damals die Reichsabgabenordnung noch den § 189 a, F,, w onach n ic h t nu r die ö ffe n tlic h e n Banken, sondern auch die P riv a tb a n k e n und die ih ne n g le ich g e ste llte n Sparkassen v e rp flic h te t waren, den F ina nzä m te rn K undenverzeichnisse m itz u te ile n u n d diese zw eim al im Ja h re zu ergänzen.

Es is t n ic h t anzunehmen, daß ein G esetz die ö ffe n tlic h e n B an ken und Sparkassen zu r M itte ilu n g ih re r K un de n v e r­

p flic h te t (§ 189) und g le ic h z e itig (§ 191 A bs. 2) bestim m t, daß sie zu ein e r A u s k u n ft n ic h t v e rp flic h te t seien, w e nn es sich um G eld verh ältnisse ih re r K un de n handle.

A bs. 2 des § 188 kan n also n ich ts anderes besagen, als daß fü r die Sparkassen und Banken, auch w e nn sie die S tellung eine r B ehörde haben, die Bestim m ung des § 188 A bs, 1 n ic h t g ilt.

F a lle n B an ken und Sparkassen, die die S tellun g einer B ehörde haben, aber n ic h t u n te r § 188 A bs, 1, so kan n auf G rund d i e s e r B estim m ung das F inanzam t n ic h t verlangen, daß ihm sogenannte B eschaffungsm itteilungen, d. h. fo rtla u fe n d e M itte ilu n g e n ü b e r K a u fg e ld e r usw., die sie in eigenen A n ­ gelegenheiten gezahlt haben, machen.

Daraus fo lg t aber noch n ich t, daß fü r sie ü b erh aup t ke in e A u s k u n fts p flic h t bestehe ü b e r Vorgänge, w ie sie nach der A n fra g e n u r in B e tra c h t kom m en.

Z u F r a g e 2. D ie Frage, ob ein F ina nza m t in Ausübung der S teu erau fsicht b e re c h tig t ist, v on e in e r G roß bank oder Sparkasse, die n ic h t die S tellung eine r B ehörde h a t (also von einer P riv a tb a n k ), sogenannte B eschaffungsm itteilungen v e r­

langen kann, is t zu bejahen.

Das W esen de r .S teueraufsicht be s te h t in der B ekäm pfung von S teu erverkü rzun gen und in de r V e rh in d e ru n g und A u f­

deckung v o n S teu erzuw ide rha nd lun ge n (S taa tsse kretär R e in ­ h a rdt, Deutsche S teu erzeitu ng 1935 S. 738).

A u c h de r R e ichsfin an zho f h a t schon in seinem G utachten vom 10, M ä rz 1932, A m tlic h e Sammlung Bd. 30 S. 233, und in seinem U r te il vom 13. J u li 1932, A m tlic h e Sammlung Bd. 31 3. 148, sow ie in seinem G u ta ch te n vom 20. M a i 1933, A m tlic h e Sammlung Bd, 33 S, 248, ausgesprochen, daß die S teu er­

au fsicht in e rs te r L in ie der A u fd e c k u n g u n b e ka n n te r S teu er­

fä lle zu dienen hat. In seiner le tzte n, zur Frage der S teu er­

au fsicht ergangenen E ntscheidung vom 24. A p r il 1936 IV A 17/36 (R e ichsste uerb la tt S. 536, Entsch. des R F H . Bd. 39 S. 228) hat de r R eichsfinanzhof ausgeführt, daß es le d ig lic h im Ermessen der F inanzbehörde lie g t, ob sie v on ih re n S teu erau fsichts­

befugnissen nach § 201 der R eichsabgabenordnung G ebrauch m achen w ill, ohne R ü c k s ic h t darauf, ob ein A n h a lt fü r eine S teu e rve rkü rzu n g v o rlie g t oder n ich t. Den frü h e r in i G u t­

achten vom 20. M a i 1933, A m tlic h e Sammlung Bd. 33 S. 257, noch v e rtre te n e n S ta n d p u n kt, daß die A usübung der S teu er­

aufsicht vo n dem V o rlie g e n eines b e g r ü n d e t e n A n h a lts fü r S teu erverkü rzun gen abhängig sei, ha t der R eichsfinanzhof in dem U r te il vom 24. A p r il 1936 fallengelassen. W egen der näheren B egründung k a n n auf dieses U r te il Bezug genommen werden.

Das F ina nza m t k a n n daher auf G ru n d de r ihm obliegenden S teu erau fsicht a lle ih m geeignet erscheinenden M a ß °a n tre ffe n , um eine unzulässige V e rk ü rz u n g de r S te u e re in n a i ^ zu v e rh in d e rn . E in e G renze zie ht n u r § 2 des g g ^ i- d e anpassungsgesetzes, w onach Entscheidungen, di® ®^” zen halten nach ih rem Erm essen zu tre ffe n hat, sich in den

müssen, die das G esetz dem Ermessen zieht.

W enn nun ein F inanzam t glaubt, durch A n fo rd e ru n g von M itte ilu n g e n üb er G elder, die eine B an k od er Sparkasse in eigenen A ng elegenheiten an D r itte bezahlt, S teuerverkürzungen h in ta n h a lte n oder unbekannte S teu erfälle aufdecken zu können, so h a nd elt es sich um eine Maßnahm e der S teueraufsicht. Ob die S teuerbehörde zu dieser Maßnahm e g re ift auf G ru n d eines bestim m ten A nlasses od er auf G rund ih re r allgem einen K r- fahrungen, is t ohne Bedeutung.

D ie V e rp flic h tu n g der B an k oder Sparkasse zur Abgabe de r v e rla n g te n M itte ilu n g e n re g e lt sich nach § 175 der Reichs- abgabenordnung, w onach d r itte Personen (auch w e r n ic h t a s S te u e rp flic h tig e r b e te ilig t ist) dem F ina nza m t über Tatsachen

D ie V e rp flic h tu n g der B an k oder Sparkasse zur Abgabe de r v e rla n g te n M itte ilu n g e n re g e lt sich nach § 175 der Reichs- abgabenordnung, w onach d r itte Personen (auch w e r n ic h t a s S te u e rp flic h tig e r b e te ilig t ist) dem F ina nza m t über Tatsachen

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