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HERMANN HAACK ZUR VOLLENDUNG SEINES 70. LEBENSJAHRES GEWIDMET

von H E R M A N N L A U T E N S A C H M it einer Karte, s. Tafel 16

Korea besitzt n ich t die kontinentalen Großräume und die weiten Ebenen, die neuerdings zum Betätigungsfeld der Japaner im festländischen Ostasien geworden sind. Es ist ein Gebirgsland m it anmutigem Landschaftswechsel, und fast überall ist man den gleichen Meeren nahe wie im M u tte r­

land. Der Sommer ist fast ebenso tropisch heiß und feucht wie in jenem., Reis und Bambus sind wenigstens im Süden noch Charaktergewächse, und nur der W in te r b rin g t durch seinen scharfen, trockenen Frost einen wesentlichen Unterschied in das Milieu. Trotzdem und tro tz des heimischen Ubervölkerungsdruckes haben sich die Japaner im Laufe des letzten Menschenalters, seit dem sie Herren Koreas sind, durchaus n icht in Strömen in das Nachbarland ergossen. Ih re Zahl in Korea hat vielmehr die folgende E ntw icklung genommen [vorwiegend nach 1, vgl. S chrifttum S. 375]:

absolute Zahl in v H d. Gesamt­

bevölkerung absolute Zahl in v H d. Gesamt­

bevölkerung

1890 9 204 0,01 1925 424740 2,2

1900 19 200 0,2 1930 501867 2,3

1910 171543 1,3 1935 583 439 2,6

1920 374850 2,1 1940 633288 2,6

Die Zahl der Japaner in Korea

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372 Herm ann Lautensach: Das japanische Bevölkerungselement in Korea Die Zahl der Japaner war also 1890 noch sehr gering. Sie beschränkten sich auf die drei Ver­

tragshäfen Fusan, Genzan und Jinsen, in denen Japan nach dem 1876 m it dem koreanischen K önig geschlossenen Übereinkommen Handel treiben und Niederlassungen unterhalten durfte, sowie auf die H auptstadt Ssoul (heute Keijo). In ihnen besaßen sie ihre eigenen, genau abgegrenzten S tadt­

viertel, die unter der V erw altung der japanischen Konsulate standen. Zwischen 1890 und 1900 hatte sich der Chinesisch-Japanische Krieg abgespielt, der größtenteils in Korea ausgefochten wor­

den war, und in seinem Gefolge waren zahlreiche Japaner ins Land geströmt. W ie die sehr realistische Schilderung von A. H a m ilt o n [2, S. 131 ff .] erkennen läßt, handelte es sich größtenteils noch um Abenteurer, die später das V erhältnis der beiden Völker sehr zu belasten drohten und daher von dem weitblickenden ersten Generalresidenten, dem Fürsten Ito , scharf zur Rechenschaft gezogen w u r­

den. 1905 wurde dann das japanische P rotektorat über Korea erklärt, und m it seiner E in rich tu ng kam n a tü rlich m it einem Male eine große Zahl japanischer Beamter, Unternehmer und Kaufleute ins Land, so daß die Zahl der Japaner von 1900 auf 1910 sprunghaft steigt. In dem letztgenannten Jal^r tr a t die Annexion Koreas ein, und seither w ird das Land von dem japanischen Generalgouverne­

ment zu K eijo regiert. Bis 1920 h a t sich daher nochmals eine Verdoppelung ergeben. Seither wächst die japanische Bevölkerung zwar konstant, aber doch nur langsam. Ih r A n te il an der Gesamt­

bevölkerung bleibt daher stets bescheiden. Im m erhin n im m t die Zahl der Japaner bis 1937 re la tiv schneller zu als die der Koreaner, so daß die Prozentzahlen größer werden. 1937 ist das M axim um m it 2,9 v H erreicht. Die letzten Jahre zeigen eine geringe prozentuale Abnahme. Das hängt m it der starken Bindung der Japaner in China zusammen. Die Garnisonen sind in allen diesen Zahlen n ich t m it enthalten.

Angesichts dieser überraschend geringen E ntw icklung des japanischen Bevölkerungselements tro tz der günstigen N a tu r des Milieus und der bereits langen Zugehörigkeit zum Japanischen Reich erhebt sich die Frage nach den Gründen. Sie ergeben sich aus einer Betrachtung der B erufsstruktur der japanischen Bevölkerung in Korea,* wie sie die folgende Tabelle zeigt [nach 1, 3 u. 4]:

Zahl der japanischen Berufstätigen Zahl d. jap. Berufstätigen einschl. Fam ilienm itgl.

absolut

in v H der Gesamt­

zahl der i. d. betr.

Beruf Tätigen

in v H d. Gesamt­

zahl d . j apanischen Berufstätigen

absolut

in v H d. Gesamt­

zahl d. durch den betr. Beruf

Ernährten

in v H d. Gesamt­

zahl der Japaner

Land- u. Fortwirtschaft 7222 0,24 4,5 33 638 0 , 2 0 5,3

Fischerei u. Salzgewinn. 2273 3,5 1,4 9 537 2,9 1,5

Bergbau... 4661 7,7 2,9 14543 5,3 2,3

Industrie... 26252 18,0 16,5 105190 15,1 16,6

H a n d e l... 31992 9,8 2 0 , 2 148047 9,4 23,4

V e rk e h r... 9089 18,0 5,7 37 304 15,9 5,9

Öffentliche Dienste . . 64365 32,2 40,6 241263 27,1 38,1

Verschiedene Berufe. . 5240 1,5 3,3 18549 1 , 2 2,9

unbekannt ... 7749 7,2 4,9 25 249 6,4 4,0

insgesamt 158843 3,7 1 0 0 , 0 1 633 320 2 , 8 1 0 0 , 0

B erufsstruktur der japanischen. Bevölkerung in Korea

Die Beteiligung der Japaner an den einzelnen in Korea getätigten Berufen is t also sehr un­

gleich. Verschwindend gering ist sie in Land- und F orstw irtschaft. Leider werden diese beiden Wirtschaftszweige von der S ta tistik n ich t getrennt. Die F orstw irtschaft als eine großenteils vom Staat betriebene W irtschaftsform ist recht stark von Japanern durchsetzt. Um so geringer ist der dann noch fü r die Landw irtschaft verbleibende T eil der Japaner. Es dürften keinesfalls mehr als 6500 Bauernhaushalte sein. Die japanische Betätigung in der Fischerei entspricht dem D urch­

schnitt der in Korea ansässigen japanischen Berufstätigen. In Bergbau und Handel is t die japa­

nische Beteiligung bereits sehr ansehnlich, und zwar haben die Japaner vorwiegend die leitenden Posten inne. In Industrie und Verkehr is t schon beinahe ein F ü n fte l der Stellen in japanischen Händen, und in den Öffentlichen Diensten (Verwaltung, Gendarmerie, Rechtsprechung, U n te rrich t, Forschung usw.) is t es fast ein D ritte l. U nter den „Verschiedenen Berufen“ sind die Ä rzte und

Gastwirte zahlreich vertreten.

Die prozentuale Verteilung der in Korea berufstätigen Japaner auf die einzelnen Berufsgruppen ergibt ein etwas anderes B ild , da die Gesamtzahl der in den Berufen in Korea Tätigen na tü rlich

Herm ann Lautensach: Das japanische Bevölkerungselement in Korea 373 sehr verschieden ist. Aber im großen und ganzen zeigen die Berufsgruppen, in denen die Japaner im koreanischen Gesamtbild besonders hervortreten, auch innerhalb der japanischen Volksgruppe eine starke Bevorzugung. Über zwei F ü n fte l der Japaner sind in den Öffentlichen Diensten tätig, ein weiteres F ü n fte l im Handel, ein Sechstel in der Industrie, dagegen nu r ein Siebzehntel im Ver­

kehr und ein Zweiundzwanzigstel in Land- und F orstw irtschaft.

Die rechte H ä lfte der obigen Tabelle geht n ich t von der Zahl der berufstätigen Japaner, sondern von der Gesamtzahl der durch den betreffenden Beruf ernährten Angehörigen des japanischen Volkstums aus, die somit die Familienangehörigen einschließt. Da die durchschnittliche Kopfzahl einer japanischen Fam ilie in Korea geringer ist als die einer koreanischen, sind die prozentualen Japaneranteile, die auf die einzelnen Berufe entfallen, noch kleiner als in der linken H ä lfte der Ta­

belle. Auch innerhalb des japanischen Bevölkerungselements selbst ergeben sich Verschiebungen.

Berufe, in denen sich junge, noch unverheiratete Japaner verhältnismäßig stark betätigen, so Berg­

bau und Öffentliche Dienste, zeigen einen niedrigeren Prozentsatz innerhalb der japanischen Volks­

gruppe als in der Spalte, die ausschließlich die Berufstätigen bzw. die Fam ilienzahl berücksichtigt.

In Berufen andererseits, die vorzugsweise von kinderreichen Fam ilien bzw. deren Ernährern ge­

tä tig t werden, wie Handel und Landw irtschaft, sind die Prozentwerte höher. Insbesondere ent­

n im m t man der rechten H ä lfte der Tabelle, daß die Gesamtzahl der durch Land- und F o rs tw irt­

schaft ernährten Japaner Ende 1938 nur 33638 betrug. Daraus lä ß t sich schätzungsweise ableiten, daß die bäuerliche Bevölkerung japanischer Volkszugehörigkeit in Korea höchstens 30500 beträgt.

Es ist das eine noch wesentlich niedrigere Zahl als sie von anderen Verfassern, z. B. M. S c h w in d [5], angegeben w ird.

Der Versuch, eine größere Anzahl von Japanern als Bauern in Korea anzusetzen, is t fehlge­

schlagen, und die um 1910 n ich t nur von den offiziellen Kreisen in Tökyö, sondern auch von k r i­

tischen Japankennern wie E. G r ü n fe ld gehegten großen Hoffnungen haben sich als unberechtigt erwiesen. Die 1908 m it der speziellen Absicht der E ntw icklu n g Koreas gegründete Töyo Takushoku Kabushiki Kaisha (The Oriental Development Co. L td .) hatte unter anderem die Aufgabe, die Über­

siedlung japanischer Bauern aus der übervölkerten H eim at nach Südkorea zu organisieren. Sie hat jedoch bis 1929 nu r 3971 japanische Fam ilien anzusetzen vermocht [6], M. S c h w in d h a t die Gründe fü r diesen Mißerfolg vo r kurzem gewürdigt [5], Korea ist selbst, vo r allem in seiner Süd­

hälfte, die fü r die japanische Bauernsiedlung wegen der W interm ilde an erster Stelle in B etracht käme, ein hochgradig übervölkertes Land. Liegen doch die auf die Ackerfläche bezogenen Bevölke­

rungsdichten dort im allgemeinen zwischen 550 und 800. A u f der Insel Kyosai (Kargo), die der Südostkiiste vorgelagert ist, steigt sie sogar auf den Rekordwert von 1354 E ./qkm . Der japanische Bauer setzt sich außerdem als Einzelner sehr ungern in ein koreanisches D o rf hinein, dessen Sprache er n ich t versteht. Es wäre also nur die Zwangsaussiedlung ganzer Koreanerdörfer in B etracht ge­

kommen. Zu einer solchen h a t sich aber das Generalgouvernement seit 1919 niemals mehr ent­

schlossen, und auch vo r diesem Jahr sind solche Fälle ganz vereinzelt. H inzu kom m t, daß der Ja­

paner außerhalb des Stammlandes solche Berufe vorzieht, die es ihm gestatten, als H err aufzutreten.

Der größere Teil der angesetzten japanischen Bauern siedelt daher auf neugewonnenem Land, ins­

besondere in den Reisköögen der Westküste, in ausschließlich japanischen Dörfern bzw. W eilern.

So z. B. wohnten 1937 im Nordkoog der großen Neuanlage der Fuji-Gesellschaft, die 1923 dicht südlich von Gunzan geschaffen worden ist, 1708 japanische Bauern [7], Solche Neugewinnung von Land ist bisher aber erst in beschränktem Umfang erfolgt. Die Geringfügigkeit der Zahl der Ja­

paner in Korea ist eine Folge der Tatsache, daß Korea nur in verschwindendem Umfang zu ja ­ panischem Bauernland gemacht worden ist. Im w irtschaftlicheii Gesamtgefüge Koreas stehen die anderen Berufe bisher gegenüber dem Landbau zurück, und nu r in dem Maß, wie sie an Bedeutung gewinnen, w ird die Zahl der Japaner weiter wachsen können.

Die drei von den Japanern bevorzugten Berufe, Öffentliche Dienste, Handel und Industrie, die zusammen über drei V iertel der Japaner beschäftigen, sind vorwiegend städtische Betätigungen.

Die Verteilung der Japaner über das Land ist also^eine sehr ungleichmäßige. M. S c h w in d hat sie kürzlich in einer anschaulichen K arte dargestellt [8]. Die hier beigegebene Tafel 16 zieht eine andere Methode vor, die m ir den V o rte il größerer E xa kth e it zu haben scheint (Zahlenmaterial aus 1 fü r Ende 1938). Sie g ib t provinzweise den A n te il des japanischen Bevölkerungselements an der Gesamt­

bevölkerung wieder und enthält außerdem in Sektorendarstellung den Japaneranteil der 61 Städte.

Es handelt sich dabei um diejenigen Siedlungen, denen im Jahre 1931 besondere Selbstverwaltungs­

rechte zugestanden worden sind, und zwar sowohl die sogenannten fu , d. h. Siedlungen m it w irk ­ lichem Stadtrecht, und die yu, d. h. Großgemeinden, die einen zum Teil gewählten Verwaltungsrat

374 Hermann Lautensack: Das japanische Bevölkerungselement in Korea m it beschlußfassenden Rechten besitzen [9], Der B egriff „S ta d t“ in diesem Sinn ist also nicht eigentlich von der Bevölkerungszahl abhängig. Zu den „S tä d te n “ zählen rechtlich auch so kleine Siedlungen wie Chöchiin (9110 E.). Die Provinzen, die zahlreiche und vor allem große derartige Städte enthalten, besitzen auch einen re la tiv ansehnlichen Japaneranteil. Die K arte ste llt die fu- und yu-Städte durch Kreise dar, deren Fläche der Gesamteinwohnerschaft proportional ist. Durch schwarze Sektorenfullung is t der Japaneranteil an der Gesamteinwohnerschaft hervorgehoben.

Die Zusammenhänge zwischen den Japaneranteilen in den Städten einerseits und in den ganzen Provinzen andererseits sind aus der K arte also u n m itte lb a r abzulesen. Provinzen, in denen solche Städte zurückstehen, wie Kögendö im m ittleren Osten, und Chüsei-Hokudö unm itte lb a r südlich davon, besitzen auch n ur einen kleinen Japaneranteil. E nthalten diese 61 Städte doch zusammen n icht weniger als 69,4 v H der gesamten Japaner Koreas, und auf die acht Städte K eijö, Jinsen, H eijö, Genzan, Seishin, Gunzan, T aikyü und Fusan, die je mehr als 10000 Japaner beherbergen, e n tfä llt fast schon die H älfte. Der Japaneranteil der fu - und yu-Städte lie g t zwischen 2 v H (Fuyo, Saishü) und 33,1 v H (Ranan). D a Südkorea und die H auptstadtprovinz Keikidö solche Städte in be­

merkenswerter Zahl oder Größe enthalten, n im m t der Japaneranteil im großen und ganzen von Süden nach Norden zu. Eine Ausnahme von dieser Regel machen jedoch die beiden Nordostprovinzen Kankyö-Nandö und Kankyö-Hokudö, besonders die letztere. Das is t eine Folge der jüngsten E n t­

wicklungsvorgänge. H a t doch der nordkoreanische Japanmeersaum durch die E ntw icklung von Fischfang, Industrie und Bergbau im letzten Jahrzehnt einen imponierenden wirtschaftlichen A u f­

schwung genommen. In Kankyö-Nandö is t daher die Zahl der Japaner von 1930 37 um 53 vH , in K ankyö-H okudö sogar um 85 v H gestiegen. Der A n te il der Japaner, der außerhalb der fu- und yu-Städte wohnt, beträgt also nur 30,6 vH . Das bedeutet, daß auf 1 qkm des p latten Landes durch­

schnittlich nur ein Japaner kom m t. Es g ib t aber keinen einzigen Sitz einer Gemeindeverwaltung, wo n icht wenigstens eine japanische Gendarmen- und G astw irtfam ilie säße, und in den Küsten-

und Grenzgebieten g ilt das fast fü r jedes größere D orf.

In den Städten w ohnt das japanische Bevölkerungselement vorwiegend in geschlossenen Vierteln m it geradlinigen Straßen zusammen. Diese sind schon von weitem durch ihren japanischen Hausstil kenntlich. Es sind anmutige Holzhäuser m it Schiebetüren und blaugrauem Ziegeldach, häufig von den aus dem M utterland bekannten Miniaturgärtchen umgeben. Trotz der K älte des koreanischen W inters bleibt der Japaner auch hier größtenteils bei der wenig wirksamen und nicht ungefährlichen Heizung m it offenen Holzkohlenbecken. N u r im extrem kalten Binnenland des Nordens hat zum Teil die koreanische Fußbodenheizung in den japanischen Haushaltungen Eingang gefunden. Diese Fußbodenheizung (kor. ondol) is t nach dem gleichen Prinzip angelegt, wie die altrömische. In den geschilderten Stadtvierteln herrscht die japanische städtische Tracht vor. Auch die Männer bevor­

zugen sie im Privatleben, während im Dienst europäische Kleidung oder U n ifo rm überwiegt. Man t r i f f t von K u lis gezogene Rickschas und andere aus dem M utterland bekannte Erscheinungen des täglichen Lebens. Das Knaben- und das Mädchenfest werden durch die Hissung von Flaggen in Fischform begangen, die sich wie Ballons im Winde blähen, und deren Zahl und Größe der Zahl und dem A lte r der Söhne und der Töchter entsprechen.

H äufig fin d e t sich in nächster Nähe der von einer größeren Gruppe von Japanern bewohnten Orte ein Shintöheiligtum (Schrein, jap. jin ja ). Eine geradlinige Kirschbaumallee, m itu n te r von Steinlaternen fla n kie rt, fü h rt bergauf zu dem hölzernen oder steinernen Eingangstor (jap. to rii).

Von Bäumen halb umgeben steht hin te r ihm das H eiligtum , ein einstöckiger Holzbau m it Giebel­

dach aus Ziegeln. Überragende Dachsparren kreuzen sich über dem F irst. Man schaut durch die leere M itte des Inneren hindurch. Das höchste H eiligtum dieser A r t in Korea steht auf dem Nanzan ( = Südberg) bei Keijö. Es is t der Chosen Jingü, der der Sonnengöttin (Ama-terasu O-mikami) und

dem Meijikaiser (1867—1912) geweiht ist.

Die Auswirkungen der japanischen T ätigkeit in Korea gehen über den engen Rahmen, wie er in Vorstehendem gezeichnet ist, erstaunlich w eit hinaus. So ist der Erzeugungswert der L a n d w irt­

schaft unter dem E influß der japanischen E inw irkung von 242 M ill. Yen (1910) auf 1134 M ill. Yen (1937), der der Industrie von 20 auf 959 M ill. Yen gestiegen. Die w irtschaftliche Gesamterzeupng lia t sich im gleichen Zeitraum von 297 auf 2477 M ill. gesteigert. Eme kleine Gruppe von japa­

nischen Pionieren hat somit in diesem Lande, das hinsichtlich der Größe der japanischen H a u p t­

insel kaum nachsteht, hervorragende und geographisch sehr wirkungsvolle Leistungen vollbracht.

Es ist also völlig falsch, wenn behauptet w ird, die Japaner seien Eroberer, aber keine K oloni­

satoren.

Max Georg Schmidt: Die Brücke in der Landschaft und in der Geschichte 375

S C H R I F T T U M

1. Annual Report on Administration of Tyosen 1938/39. Compiled by Government-General of Tyosen 2. A . H a m i l t o n : Korea, das Land des Morgenrots. Leipzig 1904.

3. Japan-Manchoukuo Year Book. Jahrgang 1940. Tökyö.

4. The Japan Year Book. Jahrgang 1940/41. Tökyö.

3. Japanische Bauern in Chosen und

Überblick über die M . S c h w in d : Japanische Bauern jenseits des Stammlandes.

auf Taiwan. (Nippon 7, 1941, S. 163—68.) _. . . „

6. Jährliche bzw. halbjährl. Geschäftberichte der Oriental Development Co. unter dem Titel „A Ge­

neral Survey.“ Tökyö, seit 1924. .

7. Fuji-Nöson sangyö kumiai (Allg. Zustand der Fup-Landwirtschafts-Ges.) (]ap.).

Fuji-Nöson-Farm (jap.), . , _ , , no

8. M . S c h w in d : Der japanische Bevölkerungszuwachs im Rückgang. (Ostasiat. Rundschau la ^ r, S 163 68 )

9. 0 . M o s s d o r f : Der Weg zur koreanischen Verwaltungsreform. (Ostasiat. Rundschau 11,1930, S.378L;

vgl. ebenda S. 244).

D IE B R Ü C K E

I N D E R L A N D S C H A F T U N D I N D E R G E S C H IC H T E

Eine wohlgemeinte Geburtstagsgabe für H e rm a n n H a a c k in lieber Erinnerung an die gemeinsame Studienzeit bef Alfred Kirchhoff und an die jahrzehntelange, stets ungetrübte Zusammenarbeit besonders an dem Großen Historischen Wandatlas, dem Geschichts-Taschenatlas und dem, Geopolitischen Typenatlas.

v o n M A X G E O R G S C H M ID T

Die Brückenbaukunde ist ein wichtiges Teilgebiet des Ingenieurhochbaus; es handelt sich also in diesem Fach in der Hauptsache um Probleme technischer A r t: Die Typologie der Brücken nach ihren besonderen Zwecken und der diesen angepaßten Bauausführung, die W ahl des geeigneten Materials die außerordentlichen Verschiedenheiten in der Zahl und Ausgestaltung der Pfeiler, der Durchlaßöffnungen und Spannweiten - all dies und manches andere dieser A r t sind Aufgaben, m it denen sich die technischen Wissenschaften vom konstruktiven S tandpunkt her auseinander­

zusetzen haben und deren Lösung in zahlreichen Lehrbüchern versucht w ird . Man h a t die Brücke auch vom künstlerischen Gesichtspunkt aus betrachtet, wie z. B. P a u l Z u c k e r, der in seinem Buch: „D ie Brücke“ (Berlin 1921) dieses K u ltu rw e rk als architektonische Leistung w ü rd ig t und aus den Besonderheiten von Brücken aller Zeiten ästhetische Grundgesetze ableitet. Aus dem B lic k ­ feld des Geographen hat die Brücke dagegen nur wenig die ih r zukommende Beachtung gefunden:

W . S c h ä fe r in seiner inhaltsreichen Untersuchung „D ie Stadt im geographischen U n te rric h t“

(Geogr. Anzeiger 1915) und B. C a rlb e rg in seinem Aufsatz „Stadtgeographie“ (Geogr. Anzeiger 1926) tu n der Brücke überhaupt n icht Erwähnung; nur O t to S c h lü te r h a t in seiner Abhandlung

„D ie analytische Geographie der K ulturlandschaft“ (Zeitschr. d. Gesellsch. f. E rdkunde in Berlin 1928) an Hand einer0ungedruckten Dissertation seines Schülers H e r b e r t W in k le r recht w e rt­

volle Hinweise fü r die geographische Betrachtung der Brücken gegeben. Auch G e o rg H a s e n ­ k a m p b rin g t in seiner Dissertation „D ie Wege als Erscheinungen im Landschaftsbild“ (Freiburg 1925) einige Beiträge zum Verständnis des Problems der Flußübergänge. Von historischer Seite vollends liegen keinerlei zusammenhängende Darstellungen darüber vor. Zwar finden sich in den Lehrbüchern der Brückenbaukunde Abschnitte fachlicher A r t über die geschichtliche E ntw icklung von Brückenanlagen, aber die Bedeutung der Brücken im Völkerleben, die Tatsache, daß sich immer wieder im Gang der Geschichte an den Brücken schicksalsschwerste Ereignisse von ungeheurer Tragweite fü r Staaten und Nationen abgespielt haben, is t noch nirgends gewürdigt worden. D ann fin d e t der vorliegende Aufsatz seine Rechtfertigung.

Unzweifelhaft gehört die Brücke neben den Behausungen zu den ältesten Zweckgebilden, m it denen der Mensch in die Ursprünglichkeit der natürlichen Landschaft eingegriffen hat, zumal wenn w ir darunter jede, auch die p rim itivste Form der Überquerung eines Verkehrshmdermsses verstehen.

Wie die Gebirge sich im Lauf der Geschichte als Stätten der Beharrung und oes Stillstands erwiesen, so bildeten die Ströme fü r den Menschen niederer K u ltu rstu fe durch Breite und Tiefe, durch starkes Gefälle oder durch steile, waldige oder sumpfige U fer ein kaum zu überwindendes Hindernis. Und wie die Gebirgspässe Gebiete der Unruhe darstellen, so waren die Flußübergangsstellen schon seit Urzeiten Zielpunkte der Bewegung. Sie lockten aus allen Richtungen den Verkehr an, drängten l n auf die schmale Strecke der Flußüberquerung zusammen und leiteten ihn auf dem anderen Uier

376 Max Georg Schmidt: Die Brücke in der Landschaft und in der Geschichte strahlenförmig auseinander. Die F urten, Fähren oder Brücken besaßen daher seit jeher eine hohe Verkehrs Wichtigkeit, eine gewaltige, menschensammelnde und siedlungsfördernde K ra ft. Es is t ja bezeichnend, daß an der vielum käm pften E lb —Saale-Linie jene Plätze, welche durch Befestigungen und auch als M ittelpunkte kirchlichen Lebens eine frühzeitige Bedeutung erlangten, zugleich durch die Gunst ihrer Brückenlage bevorzugt waren. Die vielfach m it einem Steilhang h a rt an das Strom­

ufer herantretende D ilu via lp la tte bot n icht nur festen U ntergrund zur Anlage von W ohnstätten, sondern vo r allem auch geeignete Übergangsstellen und günstige Verteidigungs- und Beobachtungs­

plätze gegen das feindliche Slawenland. So sind Merseburg, Eilenburg, Torgau, W ittenberg, Tanger­

münde u. a. als Brückensiedlungen erwachsen. Auch fü r die alte Salzstadt H alle w ar neben den Solequellen im „T a l“ die Brückenlage von W ic h tig k e it; hier hat sich die Saale beim Giebichenstein

münde u. a. als Brückensiedlungen erwachsen. Auch fü r die alte Salzstadt H alle w ar neben den Solequellen im „T a l“ die Brückenlage von W ic h tig k e it; hier hat sich die Saale beim Giebichenstein

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