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vielleicht lässt sich mancher Leser und Bücherfreund schon durch diese Zeilen

zu einem eigenen Ex-Libris für seine Bibliothek anregen. An tüchtigen und ideenreichen Zeichnern fehlt es bei uns wahrlich nicht. Der Herausgeber dieser Zeitschrift sowie der Schreiber dieser Zeilen (München, Amalienstrasse 51d) sind gern bereit Auskünfte und Hinweise zu erteilen.

Ex - Libris M a y v o n F e i l i t z s c h , gezeichnet von B e r n h a r d W e n ig .

E. K.W.

lir^a-Ex-Lib ris O tto J u liu s B ie r b a u m , gezeichnet von E. R. W eiss.

K r i t i k .

F rie d ric h W asm ann. E in deutsches Künstlerleben, von ih m selbst geschildert. Herausgegeben von B e rn t G rö n v o ld . München, Verlagsanstalt F. Bruckm ann, Akt.-Ges.

Zehn Jahre nach dem Tode des Künstlers — er starb 1886 — hat der bekannte nordische M a le r B ern t G rönvold es unternommen, F rie d ric h W asm ann Geltung zu ver- schaffen, nachdem er durch einen Z ufall viele H underte von Skizzenblättern von dessen H a n d in einem Städtchen T irols entdeckt hatte. D ie A utobiographie befand sich in den H änden der W itw e, und aus ihren schlichten Zeilen b lic k t ein langes, ernstem Streben geweihtes Leben, doch sie verrä t auch, w o ra n

es lag, dass W asm ann es trotz Fleiss und Begabung zu keiner besseren S tellung bringen konnte. Ic h m öchte m ich

■uit seinen wilden H elden, die selbst im späteren A lte r, als

Glauben, den er späterhin annahm, beeinflusst oft auch seine R ückblicke. E in Beispiel sei m ir gestattet. anderer Stelle sucht er die instinktive N aturverehrung seines Künstlersinnes als „unheiliges R eligionsem pfin­

den“ zu verketzern.

H a m b u rg e r Johanneum , dem ehemaligen Jo anniterkloster, erh ie lt W asmann seine wissenschaft- IC. e A u s b ild u n g , und die Kreuzgänge und Zellen inogen w ohl bei dem unreifen, zwischen Cynismus und antheismus schwankenden Jünglinge den ersten Anstoss 2ur späteren Konversion gegeben haben. Dass die

»Ismen keine A cquisition der Neuzeit sind und nu r in fler Reihenfolge wechseln, erfäh rt man in dem den resdner Studien an der A kadem ie gewidm eten K apitel.

E X L I B R I E J

sondern a u f E m pfehlung seines Zeichenlehrers wählte, auch an dem froh-frischen, überm ütigen Bohem etreiben der Musensöhne keinen Gefallen fand. Diesen korrekten, alltäglichen, grübelnden Cha­

ra k te r spiegeln alle seine A rbe iten wieder. A u c h von den meisten seiner asketi­

schen, bevorzugten Freunde in studieren, und seine Schilde­

run g über die E in fa chh eit in Sitte und Sprache Isar-A thens verw undert uns schier. „ T r e ff­

liches B ie r“ , fäh rt er dann fo rt, „v e rla n g t der T age­

löhner ebenso unverfälscht zu trinken, wie de rB a n q u ie r, da Gnade vor den Augen der Zünftigen, die von Cornelius, dem D ire k to r der A kadem ie, in strengster D isciplin gehalten wurden und ein braves, gemütvolles, spiess- bürgerliches Leben führten. A ls W asmann 30 Jahre M alern durchstreift wurde,“ zu vertauschen. Im Sand­

wirtshaus zu St. Leonhard sah er die W itw e Hofers, ein uraltes, schweigsames, tabakrauchendes M ütterchen.

W ir folgen, ohne Bemerkenswerthes zu finden, dem K ünstler nach W elschland hinein; nach Verona, Modena, zwischen Spionen und A ufrührern, auch nach Pisa,

4 0 K r i t i k .

da sie „n ic h t so uneinig untereinander wären, wie die Deutschen“ , doch m acht er die Bekanntschaft Riedels, an dessen „S akuntala“ und „N eapolitanischer F a m ilie “ er das „erstarrend n a türliche“ K o lo rit des Menschen­

fleisches rühm t. Ferner die Bekanntschaft Overbecks, Cornelius und des Le chtha le r Landschafters Koch, von dessen Sarkasmus sich m anch’ Pröbchen erhalten hat.

N achdem der ju ng e K ünstler sich allm ählich ganz in Ita lie n eingelebt, stiegen ih m , dem Protestanten, in der röm ischen U m gebung allerhand religiöse Skrupel auf, die m erkw ürdigerweise durch die Le k tü re von schliessen, welchen Einfluss die wechselnde Seelen­

stim m ung a u f die Kunst Wasmanns ausgeübt hat. M it

bedürftigen, liebenswürdigen Sonderling schildert, der den reichen E rtra g seiner Schriften m ilden Stiftungen schenkte und, selbst höchst ärm lich lebend, T a g fü r T a g an seinem Lieblingsw erk, den „V isionen der K ath arin a E m m e ric h “ arbeitete.

E ine grosse Schar interessanter Charakterköpfe drängt sich nun in die A utobiographie. D a ist Guido Görres, der Übersetzer der „N a chfolge C h risti“ des Thom as a Kem pis, Genelli, der M aler, und Stieglitz, der T räum e r und Poet. A uch Schelling liess sich in M ünchen hören und der O rientalist W indischm ann, der später die berüchtigte L o la Montez so scharf heimsandte, als sie ih n zu ih rem Hauskaplan machen w ollte und der bis zum Tode Wasmanns treuer Berater blieb. D ie künstlerische Ausbeute je ne r anseelischen E inw irkungen reichen Zeit ist je do ch erstaunlich mager, und als auch der V erdienst abnim m t, p ilg e rt der ju ng e K ünstler aber­

mals nach T iro l und lässt sich in M eran nieder. Zahl­

reiche Porträtaufträge helfen ih m ein gut T e il vorwärts und bringen gesellschaftliche Annehm lichkeiten m it sich; die Erinnerungen verwischen sich. E rs t der grosse H a m b u rg e r Brand 1842 erw eckt die Sehnsucht nach der langentbehrten H e im a t in ihm , und seine nunm ehr sorgenfreien Verhältnisse gestatten ihm , als glücklicher, erfolgreicher M ann v o r den Seinen zu erscheinen, wenn- gleich seine Gesundheit bereits untergraben ist und er n ich t m eh r zu Fuss, wie ehedem, m it dem Ränzel auf dem R ücken wandern kann. B ald findet sich auch in H a m b u rg ein K reis von K ünstlern zusammen, E rw in Speckter und sein B ruder O tto, der bekannte M ärchen­

illustrato r, der phantasiebegabte Kaufm ann und die drei G ebrüder Gensler. A uch seine künftige G attin gewinnt Naturbewunderung, und bald beherrscht selbstgefällige Fröm m elei das Buch völlig. M an verstehe m ich rech t:

ic h spreche von F röm m elei, nicht von F röm m ig keit, vo r der ic h den H u t abziehe.

Das, allerdings ausserordentlich splendid aus­

gestattete W e rk kostet 50 M . D e r In h a lt der A u to b io ­ graphie Wasmanns allein dürfte kaum solche Auslagen rechtfertigen, doch entschädigen die vielen und zum T e il sehr feinen Skizzen, welche eingefügt sind — die R e­

p ro d u k tio n g e m a lte r Porträts lässt ein U rte il nicht recht zu — fü r das jä he Versanden des Lebensbomes, der in den ersten K ap iteln so he ite r sprudelt. Das Selbst­

bildnis Wasmanns und die Porträts seiner Nächsten interessieren naturgemäss am meisten. W asm ann war ein fleissiger K ünstler; seine Studienblätter bieten S to ff zu einer ganzen G alerie von Gemälden. Ja, einzelnes, passen. K irchenstillleben und M arterl, blutende Herzen und A ltarkerzen wären m ehr am Platz gewesen. der Fachschule fü r kunstgewerbliche B uchbinderei in Düsseldorf, also selbst ein Fachmann, und zwar einer von denen, die sich n ich t nu r in langjähriger Praxis einen glänzenden Nam en erworben haben, sondern die sich auch bem ühen, durch allgem ein verständlich ge­

haltene Schriften theoretisch fördernd zu wirken. Das neueste W e rk Adam s schliesst sich der Reihe seiner früheren Publikationen w ü rd ig an. D e r Verfasser hat sich darauf beschränkt, nu r die A rbe iten der reinen Buchbinderei zu berücksichtigen, soweit sie sich a u f die H erstellung des Buchs fü r V e rla g , S ortim ent und Privatkundschaft und a u f die H erstellung von Geschäfts­

büchern beziehen, während die sogenannten Galanterie­

arbeiten, die feineren Liebhabereinbände, D iplom rollen, M appen etc. ausgeschieden wurden. Es sollte sich eben nur um ein Le hrbuch der handwerksmässigen B uch­

bind erei handeln; trotzdem w ird man das W e rk auch

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fü r feinere A rbe iten zu Rate ziehen können, zumal diese vielfach in den A bbildungen B erücksichtigung finden.

W ir können an dieser Stelle selbstverständlich keinen Auszug des Buches geben, da es sich le dig lich um Fragen der T echn ik handelt. U m aber eine Ü b e r­

sicht des Stoffes zu gewähren, sei wenigstens etwas näher a u f die G ruppierung hingewiesen. D ie E inleitung enthält zunächst eine kurze B ib lio gra ph ie derjenigen Spezialwerke, die sich m it den fü r die B uchbinderei notwendigen Stoffen befassen, dann eine eingehendere Besprechung der Stoffe zum H eften und K leben, zum grundlegenden A rbe iten : Einsägen, Vorsätze, Heften, Leim en, also das Zusammenfügen des Buchblocks.

3. Das Form en des B uchblocks: Beschneiden, Runden, A bpressen, A ufb ind en . 4. B uchschnitt und K a p ita l­

verzierung: Gesprengter, gefärbter, Walzen-, Kleister-, M arm orier- und G oldschnitt; die B ehandlung des K a ­ pitals, d. h. der Ränder des Buchs und des Rückens, und des K apitalbands. 5. Die Befestigung des Deckels am B uchblock und ih re verschiedenen Arten. H a u p t­

abschnitt I I befasst sich m it der H e rstellung des äusseren Einbands. Zunächst m it der Deckenverzierung, m it den A rbe iten an der Vergolderpresse (Blind-, Gold-, Färb-, R eliefdruck), der Behandlung angesetzter Bücher (E in ­ hängen in D ecken und Fertigm achen), m it der H a n d ­ vergoldung und dem sonstigen Ausputz. Dies letztere K a p ite l is t besonders um fangreich und auch fü r den La ie n sehr interessant. Das V ergolden erfo rd e rt*y ie l Geduld, G enauigkeit und la ngjährige Übung. Es ent­

stand im X V . Jahrhundert aus der T echn ik des B lin d ­ drucks, der bis dahin die äussere Buchverzierung beherrscht hatte. N o ch schw ieriger ist naturgemäss die H a ndvergoldung, zu der man sich der R ollen, Filete, Bogen und Stem pel bedient. D e r Laie kann sich schwer einen B e g riff machen, welcher grossen S ubtilität und manuellen G eschicklichkeit es bedarf, um eine tadellose H andvergoldung herzustellen. D e r R ücken­

dru ck speziell erfordert ein genaues Vorzeichnen und die Beachtung gewisser feststehender Regeln bei der A nordnung der S chrift; zahlreiche A bbildungen er­

le ichtern auch hier das Verständnis. K a p ite l 10 und 11 beschäftigen sich schliesslich m it der H erstellung von Geschäfts- und Schulbüchern und den „A ufzügen“ von Karten, Plakaten etc.

Das W e rk ist, wie gesagt, ein Lehrbuch des hand- werksmässigen B etriebs der Buchbinderei. Seine tadel­

lose V ollendung w ird der K unstbuchbinderei im m e r

genannten Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, denn Geschmack ist m eist Modesache, m anch­

m al M odethorheit. A b e r der denkende H and w erke r die augenblicklich beliebtesten E inbände im allgemeinen, um die „E sthétique de ses apparences“ . D em illu ­ seinen transoceanischen B rüd ern die grosse Neube­

wegung in Bezug a u f D eckelillu stration , a u f das ma- schinenmässige Binden aus. E rst das X IX . Jahrhundert konnte den Gedanken fassen, das Papier selbst zu schmücken. D ie m ittela lterliche Kunst verdrängte einst die ursprünglichen Holzdeckel durch E lfenbein und Gold. R eiche Edelsteine wechselten m it farbigem bedeutungslosen Ornamenten versehen wurde. D e r m eist ro te , seltener gelbe Schnitt wurde m arm o riert oder m it feinen kleinen Zeichnungen unter V ergoldung versehen. D ie H o llä n d e r bevorzugten weisses V e lin Lederband m it dem Halbfranz und seinen Pappdeckeln.

In Deutschland entstand der leichte biegsame K arto n­

deckel, den P radel später zu hoher V ollendung brachte.

Schliesslich kam man zum einfach a u f die Broschüre geklebten P apierdeckel, da die Zahl der täg lich er­

scheinenden F lugschriften ein E inbinden unm öglich m achte: graublaues, fahlgrünes, grobes Papier, ohne T itela ufdru ck, nu r als Schutzdecke gedacht. D ie be­

rühm ten K olporteure des vorigen Jahrhunderts brachten 6

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diese Bändchen selbst in die Salons und B oudoirs und dienten gleichzeitig der politischen Polizei als vie l­

beschäftigte Spione.

U m 1800 brachte Pierre D id o t d. Ä . eine grosse N euerung: das bunte D e ckelp ap ie r erh ie lt den v o ll­

ständigen T ite l des Buches und sein Frontispice; Perlen­

reihen und Grequem uster folgten; L e fè vre , D idot, Desoër führten die Philosophen d e s X V III. Jahrhunderts in dieser Ausstattung ein. A uch die folgende Gene­ finden w ir den gotischen, sogen. K äthedralstil, und häufig auch Skelett- und Schädelm otive.

U m die M itte des Jahrhunderts feierte der H o lz­

Dieser koloristischen P olyphonie w idm et Uzanne hauptsächlich sein B uch , doch schliesst er diejenigen Bände aus, deren farbige Flächen nu r durch eine magere V ig n e tte , ein D ruckerzeichen, eine schwarz und rote T itela nfüh run g geschm ückt sind, sowie auch die wunder­

v o ll bearbeiteten Ü n i-P a p ie re m it ihren M oirierungen und Streublümchen, Damascierungen und Ledernarben, Seiden- und Leinenim itationen, die das H erz des B üch er­

freundes erfreuen, um sich speziell dem seinem In h a lt gemäss dekorierten Buche zuzuwenden.

E r erzählt, wie als erste derartige W e rk e die „C a­

prices d ’un B ib lio p h ile " von Bellanger und „ L e Bric-ä- Brac de l ’A m o u r“ von Perret au f seine A nregung hin m it einem illustrie rte n D e ckel versehen wurden, und wie ih m der Versuch, zwei Farben anzubringen, gerade­

zu als T o llk ü h n h e it angerechnet wurde. Zu Beginn

schwarzen Strüm pfen bekleidet, neben ernsteren W erken, Reisebeschreibungen, M onographien, so gross und schwer, dass es eine förm liche A rb e it w a r, sie zu heben. G leichzeitig erschienen Luxusausgaben der graziösen Rom ane des X V I I I . Jahrhunderts m it ihren muschligen Ornamenten und allegorischen A m ore tte n und auch eine kleine Anzahl m oderner R om anschrift­

steller, wie Zola, Daudet, Maupassant, Bourget. D e r O rient begann grossen Einfluss zu gewinnen. M it tausend reizenden Dingen kam en auch A rbe iten Ho- kousais und Ontamaros aus Japan ins A bendland und wurden zahlreich nachgeahm t. Andrerseits stiftete die leidenschaftliche Anerkennung, die Cherets und Grassets Plakate fanden, eine förm liche Schule. B a ld bildeten sich E x tre m e ; die einen pro kla m ierten die Silhouette (im agerie), die andern die U m rä nde run g(vitrail). Heute werden beide A rte n vereint oder eine der unzähligen dazwischen liegenden Schattierungen m it gleichem E r ­ folge angewandt. V ö llig e A narchie herrscht in Bezug a u f die T e ch n ik; A qu are ll und Gravierung, Tusche und K reide, F arben und Silhouetten werden gemischt. A u f das Typische in der Erscheinung allein ist das A ugenm erk Phototypie und Photolithographie neben den andern R e produktionsarten: dem H olzschnitt, dem S tich, der Radierung, dem Kupferstich.

Zahlreiche B uchdeckel illustrieren die verschiedenen T echniken, einige treffende W o rte kennzeichnen die leitenden oder weniger bekannten, je doch originellen Künstler. Sie alle zu erwähnen würde uns zu w eit führen. G iraldon, Grasset, Steinlen, Vallotton, R obida, Caran d ’A che, N o rm , W ille tte sind uns ja liebe Be­

kannte. A v r il, A u rio l u. a. fangen auch diesseits des Rheines an, sich Freunde zu erwerben. Rops und M ucha werden bei uns beinahe noch m ehr geschätzt als da­

heim . V on vielen der jüngeren K ünstler, z. B. von Rysselberghe und V id al, hat auch unsere Z eitschrift R eproduktionen gebracht.

D e r kurze A b sch n itt, der Deutschland gew idm et ist, erwähnt lobend S attler — zugleich m it unserm Blatt, dem ein V o llb ild eingeräum t worden ist — Hirzel, E ckm ann, H e in e , W eiss, Fidus und tad elt ein paar unbekannte Grössen von geringem Geschmack.

In E ng la nd dom iniert na türlich W a lte r Crane, doch kom m en auch Leute wie Beardsley, Caldecott, Greena- w ay, die beiden letzteren besonders als K in de rbuch­

illustrato re n, K em b le , Patten W ilson zu W o rt. V on A m e rik a kennen w ir fre ilic h m ehr und bessere Künstler, als die von Uzanne angeführten, und auch Belgien ist m it Rysselberghe und Combaz n ich t erschöpft; die Schweiz, Spanien, die nordische Halbinsel, Ost-Europa fehlen ganz, und doch beginnt auch in „H a lb a s ie n “ sich frisches Leben zu regen, das einer B erücksichtigung wohl w ert wäre.

D ie fa b rik m ä s s ig e B in d e k u n s t behandelt der nächste

A bsch nitt, der fre ilich manche W iederholung bringt. ausging; allerdings tru g zunächst der Rücken ein weisses Papierschildchen m it T itel. B ei einer 1833 erschienenen Byronausgabe in 17 Bänden benutzte man zuerst den G olddruck fü r den T ite l. N u r wenige französische B uch­

binderfirm en aus dem Anfang unseres Jahrhunderts sind noch bekannt. E ngel, Lenögre, M agnier haben allein ih r Gewerbe beherrscht, wenn auch der gute Geschmack etwas hintenangesetzt wurde be i dem Strom von G old und Rot, der sich über die Büchermenge ergoss. A uch Souze hat m it seinen tin te n -ty p o g ra p h is c h e n V e r­

zierungen und Goldverschwendungen vie l verbrochen, doch sind die nüchterner gehaltenen W e rk e , wie das B uch R u th , Goethes Frauen, die E vangelien u. s. w., nicht ohne Interesse. In jenerZeitm assloserG eschm ack- lo sigkeit zeichnete sich H achette durch leidliche V o r­

nehm heit aus; in den letzten 15 Jahren hat G iraldon w ohl an hundert reizende E ntw ürfe fü r H achette ge­

liefert, welche über vieles Zeitgenössische hinwegragen, w eil sie vom K ünstler im M a te ria l selbst entworfen wurden.

D e r E ngländer lie b t zum Lesen fertige , d. li. auf­

geschnittene, gebundene Bücher. D ie schon 1822 im Gebrauch vorkom m enden Leinew anddeckel wurden erst iS Jahre später m it G old geschmückt. L e id e r hatte man die Gewohnheit angenom m en, eine der schwarz- weissen Illustrationen des Textes in G old a u f dunklem Grunde a u f den U m schlag zu setzen. Jetzt hat man einen geschm ackvollen M ittelw eg gefunden, der be­

sonders durch Fisher U n rin in seiner Pinafore-Sammlung Dents N eudrucke vertreten w ird. D ie H e rren Gleeson W hite, B rad le y und R icketts stehen an der Spitze der originellen V erw ender des Kartons. N a tü rlic h hat man neben der Leinewand auch m ehr oder weniger gelungene Versuche m it Baum wolle, K a ttun und allerhand Seiden

denen unserer B uchbinder nahestanden. Sie klebten die Papyrus- und Pergam entblätter aneinander und rollten sie auf Edelholzstäbchen, deren Knäufe geschnitzt waren. Feste rote Lederriem en, seidene Bänder, pu r­ g'ewebten Seidenstofienbezogene, durch G old und Perlen geschm ückte Bände, deren „ferm oü ers“ oder Schliessen

— m anchm al v ie r an der Zahl — besonders reich waren. A uch goldene Papiermesser und seidene Lese­

zeichen benutzte man. Bis zur H ä lfte des X V . Jahr­

hunderts war die Bindekunst ausschliesslich mönchisch und schöne E inbände das M onopol der E delleute, welche ih re K ünstler nur fü r sich arbeiten Hessen. Später wurde das Gewerbe durch m ancherlei V orrechte be­

schränkt. So kam das Buch, nachdem der B in d e r die H olzdeckel bezogen und m it Eisendruckarabesken ge­

ziert, d ire k t in die H ände der Goldschmiede, welche allein das R echt hatten, kostbare, perlengestickte Gewebe und E m a ille n anzubringen. D a ra u f wanderte es zum Binder zurück, der es m it leichtem Leder- oder Seidenfutteral versah, um es vo r Staub zu schützen. Im X V I. Jahr­

hundert erschienen die Pappdeckel, die, m it Pergament bezogen und m it reizvollem G oldornam ent bepresst, auch dem Bescheideneren zugänglich wurden. Aldus führte handlichere F orm ate ein, die den F olioband

m entarisch nachweisbaren Gascon oder Gâçon, sind die ersten B in de r Frankreichs die Eve, Nicolas und Clovis, gewesen, welche E nde des X V I., Anfang des X V I I.

Jahrhunderts H o fliefe ranten des Königs waren. Ihnen fo lg t eine grosse Reihe bekannter N am en: Pigorreau, Ruette, M ich on u. a. ; B oyet und du Seuil schlossen das Jahrhundert. Das folgende Säculum wurde zunächst von den Dynastien der Padeloups und Derömes, je 12 und 14 von beiden, und ih re r V orlieb e fü r das M aroquin beherrscht. D ie R evolution räum te grü nd lich da m it auf. Phrygische Mützen und L ikto ren bün de l ersetzten die Lilie n , Papier das V ollleder, M assenbehandlung das liebevolle Individualisieren. Bozériau führte dann zu Beginn unseres Jahrhunderts den schrecklichen neu­

römischen sogen. „P o m p ie r“ -Stil ein; seinem Schüler Thouvenin war es Vorbehalten, den zierlich verschnör­

kelte n gotischen O givalstil zu bringen, der viele Freunde ., gefunden hat. Trautz-Bauzonnet, D a v id , L o rtic u. a. existiert, die der regelverachtenden freien Bindekünster,

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deren bekanntester René W ien er in N ancy ist. Dann ist ferner zu nennen Lepère, der geschickte X ylograph, A n ­ toinette W allgren, die unendlich zarte Reliefs bossiert, M dm e. W aldeck-Rousseau, welche das Ledertreiben, M dm e. R ollince, welche die P yrogravüre bevorzugt.

U n te r den Eglom isten und E m aillisten sind M . G. M eier, Roche und Charpentier die bedeutendsten.

Uzannes M itte ilu n g e n über den Künstlereinband im Auslande sind an anderer Stelle schon ausführlicher und umfassender niedergelegt worden ; sie erschöpfen naturgemäss das weite G ebiet nicht. D ie ungeheure A nzahl von Illustrationen je d e r A r t und T echnik von Bucheinbänden, die Uzannes B uch eingefugt sind, geben je d o c h ein ziem lich deutliches B ild des augenblicklich angreifen, noch verteidigen, weder M o tiv e analysieren, noch H andlungen kritisieren, weder die Charaktere der Lebenden untersuchen, noch a u f die der V erstorbenen S tre iflic h te r fallen lassen. A ls Entschädigung hie rfü r konnte er Thatsachen aus erster H a n d erfahren, und unrichtige Erzählungen m it peinlichster Genauigkeit berichtigen, sowie endlich in allen kleinen Dingen die ungeschminkteste W a h rh e it sagen. Dies tr ifft vo r allem zu fü r die Jugendzeit der K ön ig in V ictoria. F ü r diesen Lebensabschnitt der Regentin muss das B uch als ein unentbehrliches bezeichnet werden. D ie G rundlage fü r

Uzannes M itte ilu n g e n über den Künstlereinband im Auslande sind an anderer Stelle schon ausführlicher und umfassender niedergelegt worden ; sie erschöpfen naturgemäss das weite G ebiet nicht. D ie ungeheure A nzahl von Illustrationen je d e r A r t und T echnik von Bucheinbänden, die Uzannes B uch eingefugt sind, geben je d o c h ein ziem lich deutliches B ild des augenblicklich angreifen, noch verteidigen, weder M o tiv e analysieren, noch H andlungen kritisieren, weder die Charaktere der Lebenden untersuchen, noch a u f die der V erstorbenen S tre iflic h te r fallen lassen. A ls Entschädigung hie rfü r konnte er Thatsachen aus erster H a n d erfahren, und unrichtige Erzählungen m it peinlichster Genauigkeit berichtigen, sowie endlich in allen kleinen Dingen die ungeschminkteste W a h rh e it sagen. Dies tr ifft vo r allem zu fü r die Jugendzeit der K ön ig in V ictoria. F ü r diesen Lebensabschnitt der Regentin muss das B uch als ein unentbehrliches bezeichnet werden. D ie G rundlage fü r

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