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V O M N E U E N E I N Z E L - M Ö B E L

V O N A R C H IT E K T K A R L P U L L IC H

D

er allgemeinen Auffassung, daß M ö b e l in einem Raum stets eine enge Verwandtschaft inForm, Farbe und Material haben müssen, steht der Begriff des » E i n ­ z e lm ö b e ls « feindschaftlich gegenüber . . W oher diese Feindschaft? W ie kam es, daß beinahe ein Dogma ent­

stand: — künstlerisch und kulturell wäre nur die »G ar­

nitur« von gutem Geschmack? . . Nicht zumindest ist die Massen-Fabrikation daran schuld, daß Vorurteile sich in dieser Hinsicht bildeten und befestigten. Die »Garnitur«

ist es in der Hauptsache, die in jeder Möbelhandlung immer wieder mit der gleichen oder wenig geänderten Stückzahl feil geboten wird, und man beobachtet nur zu oft, mit welchem Zw ang die Formgebung der einzelnen Stücke in eine A rt Familien-Verwandtschaf t hineingepreßt ist. So soll dieses Ornament, jene Schweifung des Hauptstückes auch bei den ändern Möbeln der Garnitur erscheinen— ,ob es dem Zw ecke des betreffenden Möbels entspricht oder nicht, ist einerlei, — Garnitur muß sein!

H ier äußert sich ein Philistertum ohnegleichen. So ent­

stand die öde Langeweile, die sich heute in den Markt- waren-mäßigen Speise-, Herren-, Schlaf- usw. Zimmern mit ihren ewig wiederkehrenden Zw angs-Einheiten in Tausenden unserer Bürgerwohnungen ausdrückt...

Fabrikant und Händler haben es dabei leichter so, das ist wohl die Meinung, — und der Käufer braucht nicht selbst zu denken. Ihm muß die Garnitur nur »gefallen«.

Leider ist aber seine Urteilskraft in Dingen des G e ­ schmackes durch jenes Nicht-Selbstdenken auf diesem Gebiete meist unentwickelt geblieben, und aus seiner Unsicherheit bei der Nachfrage entsteht dann das W irr­

warr im Geschmacklichen des Angebots. Die Vielheit der Formen im Detail, womit der Markt jahrein, jahraus als Folge überschüttet werden muß, ist das Ergebnis . . Es soll dabei nicht gesagt sein, daß »Garnituren« an sich unkünstlerisch, unkulturell sein m ü ssen . Sie s in d es nur eben auf dem Markte bedauerlicherweise gar zu oft.

Im gleichen Raume Möbel aufzustellen, die alle von­

einander in Form, Farbe und Material verschieden sind,

A R C H IT EK T KARL P U L L tC H - R E U T L I N G E N D A M E N -E M P F A N G S Z 1 M M E R M IT T E E -T IS C H

INN EN-DEKORATION

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widerspreche, — so hört man vielleicht, — jedem Gesetz der Harmonie. Das Ergebnis wäre katastrophal! . . A b e r worin besteht denn eigentlich das »Gesetz der Harmonie?«

Doch gewiß nicht im andauernden Wiederholen des gleichen M otives! . . Töne, die sich in stetem W echsel aus Kontrasten der Linie, des Körpers und der Farbe zu A kkorden zusammenschmelzen, um vereint in ein ein- heitlich-Ganzes auszuklingen, — d a s ist Harmonie. . .

Vorurteile in Sachen des Geschmackes durch W o rte hinweg zu diskutieren, ist schwer, — durch A n s c h a u ­ u n g zu beweisen, ist besser. Dieses zu versuchen, hatte ich — in Stuttgart im vergangenen Jahre bei der Möbel­

messe und im Kunstgebäude — durch zwei Ausstellungen der hier abgebildeten Möbel Gelegenheit . . Es wurde nicht ein einheitlich eingerichteter Wohnraum dargestellt,

sondern » E in z e lm ö b e l« und Gegenstände verschie­

denster Formgebung in kontrastierenden Farben wurden gezeigt, die für allerlei Zw ecke erdacht, dennoch har­

monisch und geschlossen zum gegebenen Raume sich zu gliedern hatten. H a n d w e r k m e is t e r li c h e H e r s t e l ­ lu n g wurde bei jedem einzelnen Gegenstand angestrebt.

Im abgedunkelten Raume sollten die weißen, grünen, blauen und goldnen Lampen glühen, um ihr traulich-ge­

heimnisvolles Licht über die farbigen Möbel mit den er­

habenen Gold-Ornamenten und polierten Edelholz-Teilen spielen zu lassen. A n Räume dachte ich, wie die Dichter sie vielfach in Märchen schildern, und so manches Stüb- lein, dachte ich, ließe sich — auch in unserer farblosen Z eit der nüchternen Garnituren — mit solchen »Einzel­

möbeln« als märchenhaft funkelndes, harmonisches Heim

V IT R IN E IN S C H W A R Z E M S C H L E IF L A C K M IT G O L D O R N A M E N T IK . IN N E N : G ELB L A C K

E N T W : A R C H I­

TEKT KARL P U L L IC H IN R E U T L IN G E N

1922. 1 1 11.

KARL P U L L IC H . D A M EN -SEK R ETA R . G R Ü N L A C K , KIRSCH U . S C H W A R Z PO L IE R T KARL P U L L 1C H . R A SIE R -T1S C H C H EN . W EISSLA C K

gestalten. . . Ob mir der Versuch, eine solche Vorstellung zu verwirklichen, ge­

lang, das überlasse ich dem Urteile der­

jenigen, die jene — zum Teil hier abge­

bildeten — Räume und Einzel-M öbel in W irklichkeit gesehen h a b e n ...k . p .

Der auf Seite 1 1 8 abgebildete Spiegel hat auf weißem Grund erhabene Gold- Ornamentik und farbige Figuren. . . Die Spitzen- und Seide-D rapierung der auf Seite 1 2 2 abgebildeten drei L a m p e n ­ s c h ir m e ist entworfen und ausgeführt von Frau Professor Lang-Kurz, Stuttgart.

INNEN-DEKORATION

K L E I N E L E B E N S - W E I S H E I T E N

W

as für ein Unterschied ist zwischen mir und einer Uhr?« fragte im Gesellschafts-Spiele die Herzogin du Maine den Kardinal von Polignac . . . »Eine Uhr, Madame«, antwortete galant der Kardinal,

»zeigt die Stunden — und bei Ihnen vergißt man sie«. . . »Anekdoten«.

¥

D

as Leben ist kurz, — man muß sich einander einen Spaß zu machen versuchen...goetheim Gespräch miteckermann.

*

W

er sich selber nichts Gutes tut, was sollte der anderen Gutes tun?

E r wird seines Gutes nimmer froh. E s ist kein schändlicher Ding, denn daß einer sich selbst nichts Gutes gönnet. Sprüche des jes.-sirach.

*

W

enn dirs wohl geht, so denke, daß dirs übel gehen kann, wenn dirs übel gehet, so gedenke, daß dirs wieder wohl gehen kann . . sirach.

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E

s waren zwei Frösche

,

ein optimistischer und ein pessimistischer.

Sie gerieten auf ihrerWanderung in ein Bauernhaus und fielen abends, als es dunkel ward, in einen Milchtopf. Die glatten W ände erlaubten ihnen nicht, hinauszukommen. Da seufzte der pessimistische, der sich nur mühsam über Milch hielt: »Ich trinke noch einen Schluck und dann sterbe ich . . Das Leben ist keines Kampfes w e r t . .« D er optimistische aber redete nicht, sondern hielt mit allen Kräften strampelnd sich an der Oberfläche, er a r b e it e t e furchtbar und unaufhörlich. Endlich fühlte er festen Boden! . . Da ging die Sonne auf — und er stand auf einem schönen Stück goldgelber Butter.

. .

Alexander

v.

gleichen-russwurm.

KARL P U L U C H —R E U T L IN G E N . E IN Z E L M Ö B E L : V IT R IN E , B C lC H ER -SC H R A N K , T IS C H L A M P E , K O M M O D E , S P IE G E L , R A SIE R T IS C H C H E N

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