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2. Person

2.2. Person als grammatische Kategorie

Person und Tempus gehören zu deiktischen Kategorien, die durch die Bezugnahme der Situation des geäuβerten Sachverhaltes zur Si-tuation des Äuβerungsaktes die Äuβerung aktualisieren. Die Aktu-alisierung der Äuβerung durch die Person-Kategorie besteht in der Identifi zierung der Sachverhaltspersonen mit den Beteiligten am Kommunikationsakt. Sie spiegelt sich als klassifi zierende Kategorie sowohl in der syntaktisch unabhängigen Kategorie der Pronomina als auch, obwohl anders, in der syntaktisch vom Subjekt abhängi-gen Kategorie des Verbs.6 Da die grammatische Person-Kategorie das Subjekt und das fi nite Verb verbindet, hat sie auch Auswirkungen auf die Flexionsformen substantivischer Besetzungen der Subjektstelle (vgl. Laskowski 1984a: 145).7

Innerhalb der in der traditionellen Grammatik als Pronomen bezeichneten Wortart ist Person die Kategorie, die aus dem Inven-tar dieser WorInven-tart die sogenannten Personalpronomina und – als ihre Stellungsvarianten – die Possessivpronomina ausgrenzt und in Pronomina der 1./2./3. Person subklassifi ziert. Im Gegensatz zu den ausschlieβlich personale bzw. als personal vorgestellte Entitäten identifi zierenden Pronomina der 1. und der 2. Person, die in diver-sen Grammatiken alternativ auch als Partnerpronomina, Sprecher- und Hörerpronomina oder Kommunikantenpronomina8 bezeichnet

5 Dieses Unterkapitel geht teilweise auf die Unterkapitel 4.1.1.1 und 4.1.1.2 in Berdychowska (2002), S. 97–105 zurück.

6 “(…) both person and tense are integrant parts of the verbal content“ (Kuryłowicz 1964: 245).

7 Allerdings ist in diesem Fall das Paradigma der Personmarkierung am Verb im Deutschen teilweise anders als im Polnischen (vgl. Kapitel 3).

8 Vgl. u.a. Engel et al. (1999) und das IDS-Portal der systematischen Grammatik, http://

hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/sysgram.ansicht. Letzte Einsicht am 24.07.2013.

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werden, beziehen sich die Pronomina der 3. Person, die Verweispro-nomina, nicht nur auf personale bzw. personhaltige Gröβen, son-dern auf Besprochenes schlechthin reidentifi zierend, d.h. anapho-risch. Als Kategorie des Pronomens ist die grammatische Kategorie der Person eine syntaktisch unabhängige klassifi zierende Kategorie, d. h. ihr Wert wird von keinem Element des Satzes determiniert. Die Personmarkierung des fi niten Verbs ist dagegen syntaktisch abhän-gig. Den Wert der fl exivischen Kategorie Person des Verbs bestimmt das Subjekt, das mit dem Numerus des Verbs kongruiert. Das Prä-dikatsverb wird durch ein fl exivisches Morphem mit der intratextu-ellen Funktion an das sprachliche Element in der Subjektsfunktion angepasst. In dieser Funktion können im Deutschen und im Polni-schen sowohl Substantive als auch auf Personen beziehbare Quan-tifi kativpronomina (dt. jeder, jedermann, alle; poln. każdy, wszyscy) und Indefi nitpronomina (dt. jemand, irgendjemand, irgendwer; poln.

ktoś, ktokolwiek) und im Deutschen das traditionell den Indefi nit-pronomina zugeordnete Pronomen man9 im Nominativ bzw. in For-men auft reten, die über eine Transformation zum Nominativ werden können (vgl. Karolak 1984: 105). In diesem Sinne kommt die gram-matische Kategorie der Person sowohl dem (Pro-)Nomen als auch dem Verb zu.

Wir haben es mit einem dreistelligen Teilsystem der grammati-schen Person und einem ebenfalls dreistelligen, mit diesem interagie-renden und sich teilweise überlappenden pragmatischen Teilsystem des Bezugs auf personale Entitäten zu tun; in ihm sind zwei Stellen für die Diskursinstanzen und die dritte Stelle – auβer der Distanz-form des Bezugs auf den Adressaten10 – entweder für die nicht an der Sprechsituation Beteiligten aber zur Sprache gebrachten Nicht-Interaktanten bzw. im Versetzungsmodus in dieser Rolle konzeptua-lisierten Interaktanten oder für die phorische Prozedur der Reidenti-fi zierung reserviert. Werden im kanonischen Vollzug der deiktischen Personreferenz die Formen der 3. Person gebraucht, handelt es sich um Distanzformen, die sowohl die deiktische als auch die soziale Di-stanz signalisieren:

9 Vgl. aber Zifonun (2000).

10 Zu den polnischen Distanzformen pan/pani; państwo und ihren pronominalen bzw.

substantivischen Status, vgl. Kapitel 3.1.

(1) Rozczarowałem panią? (KJP) ‘Habe ich Sie enttäuscht?’

(2) Die werden Ihnen vorwerfen, Sie wären ein Ungläubiger!

(DWP)

Im Hinblick auf die Deiktizität der grammatischen Kategorie Person können zusammenfassend z.T. gegensätzliche Meinungen konstatiert werden: Laskowski (1984a: 143) fasst als deiktisch die Kategorie Person auf. Sie subklassifi ziere zum einen die substan-tivischen Pronomina, zum anderen determiniere sie die Flexions-formen des Prädikatsverbs. Die Zuordnung einer Flexionsform des Verbs und einer Nominativform (des Pronomens oder des Substan-tivs) komme auf die Weise zustande, dass die syntaktische Funktion des Satzsubjekts durch Vertreter der Subklassen besetzt wird, die auf Grund der klassifi zierenden Funktion der grammatischen Kate-gorie der Person gewonnen werden. Zwischen Subjekt und fi nitem Verb besteht Korrespondenz hinsichtlich der Person- und Nume-rusmarkierung. Mit der Festlegung der Personaldeixis auf „identity of the participants in the communicating situation, their locations and orientations in space, whatever ongoing indexing acts the par-ticipants may be performing“ (Fillmore 1982: 35) unternimmt Fill-more die notwendige Diff erenzierung zwischen den Teilsystemen der grammatischen Person und der deiktischen Personenreferenz und etabliert zugleich zwischen den beiden Teilsystemen eine Ver-bindung. Damit räumt Fillmore die Möglichkeit ein, die deiktische Personenreferenz auch in den Formen der 3. Person sprachlich zu realisieren. Auch Eisenberg (1999) betrachtet Besprochenes, „inso-fern es eine kommunikative Rolle meint“ (Eisenberg 1999: 167), d.h.

Ausdrücke, die auf Individuen defi nit bezogen werden, als deiktisch.

Zifonun et al. (1997) grenzen dagegen die Pronomina der 1. und der 2. Person als Persondeixis von den Pronomina der 3. Person ab. Die hier angführten Auff assungen bringen zugleich diff erente Einstel-lungen zum Verhältnis zwischen Deixis und Phorik und zwischen den Teilsystemen der grammatischen Person und der deiktischen Personenreferenz zum Ausdruck.

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