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2. Person

2.1. Person als ontischer und sozialer Status

In der Hauptbedeutung referiert der Ausdruck Person auf „ein für sich bestehendes vernünft iges denkendes Wesen, das sich seiner selbst und seines Zustandes bewußt ist“ (Krünitz2), d.h. auf ein menschliches Individuum in seiner spezifi schen Eigenart als Träger eines einheitlichen, bewussten Ichs, unabhängig von seinen äuße-ren, körperlichen Eigenschaft en wie Gestalt, Sexus etc. Ein so all-gemein gefasster Person-Begriff enthält explizite und implizite Hin-weise auf bestimmte Eigenschaft en, Fähigkeiten und Potentiale, die jedem Vertreter der Gattung angeboren bzw. (mit)gegeben sind und

1 Laut Canisius stellt A.A. Leontjev (Sprache –Sprechen – Sprechtätigkeit. Stuttgart, 1971:

20) aufgrund der von R. Godel herausgegebenen „sources manuscriptes“ des „Cours“ von F. de Saussure fest, „daß es bei de Saussure die Disjunktion ‘Sprache-Sprechen’ eigentlich gar nicht gibt. Besonders charakteristisch ist hier das im zweiten und dritten Kursus dargestellte Begriff ssystem, wo de Saussure die Sprache (langue) als ein abstraktes überindividuelles System und die Sprachfähigkeit (faculté de langage) als Funktion des Individuums einander gegenüberstellt. Diese beiden Kategorien werden unter dem Terminus ‘langage’ zusammen-gefaßt: dem langage (der Sprechtätigkeit) wird einerseits die parole – das Sprechen gegen-übergestellt, die einen individuellen Akt darstellt, welcher die Sprachfähigkeit mit Hilfe der Sprache als eines sozialen Systems realisiert. Sprache und Sprachfähigkeit stehen einander als Soziales und Individuelles gegenüber; Sprechtätigkeit (Sprache + Sprachfähigkeit) und Sprechen stehen einander als Potenz und Realisierung gegenüber. Vor uns liegen zwei Ko-ordinatensysteme“ (zit. nach Canisius 1986: 23).

2 http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/p/kp02661.htm. Stand: 29.04.2013.

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von welchen angenommen werden kann, dass sie ein hinreichendes Kriterium stellen, um die Spezies Mensch von anderen Spezies (d.h.

irdischen Lebewesen) abzuheben: der Sinn für die eigene Individua-lität, die Bewusstheit seiner selbst und des eigenen Zustandes, sowie die Vermögen der Vernunft und des Denkens. Denken als Kategorie kognitiver Handlungen ist (mit Bezug auf F. Grucza 2012) als meta-kognitive Handlung eines Subjekts aufzufassen, die darauf zielt, die ich-externe Welt zu appropriieren, und zwar Erkenntnisse über die Gegenstände und Phänomene der lebensweltlichen Totalität zu ge-winnen, Wissen zu generieren und bereits gewonnenes Wissen zu überprüfen, zu modifi zieren und zu erweitern (vgl. F. Grucza 2012:

298). Diese Eigenschaft en und dieser Wille zum Wissen und Verste-hen eignen aber nicht den MenscVerste-hen als Gattung, der Menschheit schlechthin, sondern sie kommen jeweils einem konkreten Men-schen zu. Sie sind Teil eines Clusters an Erkenntnisfähigkeiten und Erkenntnispotentialen, die einem menschlichen Individuum wie auch einem beliebigen Lebewesen bewusste und unbewusste, geziel-te oder nicht gezielgeziel-te, sinnliche und mentale Erkenntnisaktivitägeziel-ten ermöglichen und es gestatten, „zumindest einige ihrer angeborenen Erkenntnisfähigkeiten wenigstens infolge von Erfahrungen zu ent-wickeln“ (vgl. F. Grucza 2012: 295). Damit stellt sich die Frage, was den Menschen von Sachen/Dingen und hauptsächlich von Lebewe-sen anderer Spezies unterscheidet? Dazu führt F. Grucza aus:

Menschen werden genetisch mit einem epistemischen Potential ausgestattet, das die angeborenen epistemischen Potentiale aller anderen Arten der Lebewesen in vielen Hinsichten weitgehend übertrifft . Im Normalfall vererbt jeder Mensch ein epistemisches Potential, das ihn nicht nur dazu befähigt, (a) seine angeborenen Erkenntnisfähigkeiten zu entwickeln, sondern auch dazu, (b) neue mentale Erkenntnisfähigkeiten zu generieren (zu erzeugen bzw. nachzuerzeugen), (c) die Produktivität seiner sowohl sinnli-chen als auch mentalen Erkenntnisfähigkeiten mit Hilfe verschie-dener von ihm erzeugten oder nacherzeugten Instrumente enorm zu stärken, (d) sowohl über seine Erkenntnisfähigkeiten als auch über seine Erkenntnisaktivitäten und deren Ergebnisse nachzu-denken, und last but not least dazu, (e) verschiedene

Erkenntnis-aktivitäten gezielt auszuführen sowie (f) ihre Ausführung im Vo-raus zu planen (F. Grucza 2012: 297f.).

Ebenso wie das Denkvermögen gehört auch Sprache (die Sprech-fähigkeit) zum angeborenen menschlichen Erkenntnispotential und ist konstitutiv für die jedem Individuum zur Verfügung stehende ver-fügbare Erkenntnisfähigkeit und -aktivität. Aufgrund des ontischen Status des Organons Sprache trennt F. Grucza scharf zwischen be-stimmten paradigmatischen (prototypischen) Modellen wirklicher menschlicher Sprachen, den Polylekten, die als „Nationalsprachen“

bezeichnet werden, und wirklichen menschlichen Sprachen als Ei-genschaft en bzw. Bereichen von EiEi-genschaft smerkmalen konkreter lebender Personen, d.h. ihren Idiolekten.

Mit Hilfe des (…) Ausdrucks „wirkliche menschliche Sprachen“

hebe ich bestimmte Faktoren (Bereiche von Eigenschaft en) kon-kreter lebender Menschen hervor. Genauer: mit Hilfe dieses Namens verweise ich auf bestimmte Bereiche des kulturellen Wissens konkreter Personen – des von ihnen in ihren Gehirnen kumulierten Wissens, auf bestimmte Bereiche mentaler Sphären (Bestandteile) ihrer Gehirne. In Kürze nenne ich diese Faktoren konkreter Menschen „Idiolekte“ (F. Grucza 2012: 314).

‘Wirklich᾿ bezieht sich hier also auf die Ebene der entsprechenden Wirklichkeit (vgl. Kapitel 1). Sie nimmt die spezifi sche Wirklichkeits-Qualität allerdings erst als Ergebnis eines Bewusstseinsprozesses im Sinne einer semiotisch-semantischen, mehrheitlich akzeptierten und intersubjektiv nachprüfb aren Konstruktionsoperation und De-fi nitionsleistung dessen, was als Wirklichkeit gelten soll, an. Diese Wirklichkeit, oder genauer: diese Konstruktion, Vorstellung bzw.

kulturgemeinschaft liche Übereinkunft von Wirklichkeit konstituiert sich primär über, durch und mit Sprache als Hauptinstrument von Erkenntnis. Im Zusammenhang mit der Konstituierung von Wirk-lichkeit weisen Berger und Luckmann auf die Bedeutung von Spra-che bei der Einführung des Individuums in die objektive Welt einer Gesellschaft , bei der Aneignung von und der Orientierung in der Re-alität des Alltags hin:

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Th e language used in everyday life continuously provides me with the necessary objectifi cations and posits the order within every-day life has meaning for me. (…) I live within a web of human relationships, (…) which are also ordered by means of vocabulary.

In this manner the language marks the co-ordinates of my life in society and fi lls that life with meaningful objects. (…) I cannot exist in everyday life without continually interacting and commu-nicating with others. (…) I also know, of course, that the others have a perspective on this common world that is not identical with mine. (…) All the same, I know that I live with them in a com-mon world. Most importantly, I know that there is an ongoing correspondence between my meanings and their meanings in this world, that we share a common sense about its reality. (Berger / Luckmann 1967: 22–23; Hervorhebungen im Original).

Das „mit Mitmenschen Gemeine“ konstituiert sich als Polylekt, verstanden mit F. Grucza (1992: 15) als logische Summe bzw. als logi-sche Schnittmenge3 der Idiolekte. Der Polylekt denotiert zum einen ein verallgemeinertes Modell einer Sprache, ein Konstrukt also, zum anderen bestimmte Arten (Varietäten) reell existierender Sprachen konkreter Individuen oder Gemeinschaft en (vgl. F. Grucza 2002: 16), gemeinsame Teile des Sprachguts sowie der Ausdrucksweise der in Betracht gezogenen Gemeinschaft en als kollektiver Subjekte (vgl. S.

Grucza 2006: 32).4

Wenn alle menschlichen Aktivitäten, jedes menschliche Tun, die und das einen konkreten Menschen um neues Wissen bereichern, auf Erkenntnisaktivitäten, Erkenntnisfähigkeiten und Erkenntnispoten-tiale eines konkreten Menschen zurückgeführt werden können, so ist davon auszugehen, dass dazu konkrete epistemische Prozeduren und Routinen gehören, also Mittel und Wege, mit welchen Wissen gewonnen, organisiert, gespeichert, generiert und zugänglich ge-macht wird. Diese stellt Sprache mit ihren Funktionen und ihrer

3 Wie S. Grucza (2006: 32) anmerkt, spricht man von der logischen Summe in Bezug auf die Lexik, während die logische Schnittmenge auf Phonemik und Grammatik zutrifft .

4 Die Unterscheidung zwischen Individuellem und Kollektivem betrifft nicht nur die Sprachkompetenz, sondern auch die Kulturkompetenz sowie die auf beiden aufb auende, jedoch nicht ausschließlich auf sie beschränkte Kommunikationskompetenz (vgl. F. Grucza 1989: 37).

Potentialität ‒ der gnoseologischen, d.h. der erkenntnisbezogenen und der erkenntnisstift enden, der praxeologischen und der gemein-schaft sstift enden zur Verfügung (vgl. Ehlich 2000). Eine der kogniti-ven Erkenntnisroutinen ist die deiktische Referenz auf Personen, die Personen- / Personaldeixis.