V on D r. Herm ann Passow .
(Vortrag, gehalten auf dem V. Internationalen Kongreis für angewandte Chemie zu Berlin am 6. Juni 1903.)
D a s T h e m a m eines V o rtr a g e s „ P o rtla n d z e m e u t u n d H o c h o fe n sc h la c k e “ is t s e h r in te re s s a n t. B il
den doch d iese K ö rp e r in ih re n w e c h se ls e itig e n B e z ie h u n g e n den B r e n n p u n k t e in es h e ftig e n K o n k u rre n z k a m p fe s . D ie F r a g e : „ B le ib t d e r P o r t la n d z e m e n t re in e r, u n v e r f ä ls c h te r P o rtla n d z e m e n t,
* W ir erhalten zu dem V ortrag noch die nachstehend abgedruckte Zuschrift. W ir schicken derselben voraus, dais die Redaktion von „Stahl und Eisen“ keine Zeile von H rn. S ch o tt-H e id e lb e rg , w eder je tz t noch früher, empfangen hat und dafs somit aieU nterstellung, die er der ersteren macht, lediglich seiner Phantasie entsprungen ist. W ir dürfen wohl mit R echt annehm en, dafs die unqualifizierbaren Redensarten des Vorsitzenden des Vereins deutscher Portlandzem ent-Fabrikanten auf die V erlegenheit und H ilflosigkeit zurückguführen sind,
w en n sein K lin k e r m it ein em Z u s a tz von g r a n u l i e r t e r H o c h o fe n sc h la c k e v e rm a h le n w ird , od er w ird d e r P o r tla n d z e m e n t d u rc h d iesen Z u s a tz zu einem m e h r o d e r w e n ig e r m in d e rw e rtig e n M isch
p r o d u k t h in a b g e d r ü c k t ? “ e r r e g t g e g e n w ä r tig die G e m ü te r a lle r P o r t la n d z e m e n t- I n te r e s s e n te n so in die er durch die in dieser Zeitschrift erfolgte Mit
teilung ihm unbequemer Tatsachen geraten ist.
* * * Die Redaktion.
H a m b u r g , 27. Ju li 1903.
K r i t i k e i n e s R e f e r a t e s d e r „ T o n i n d u s t r i e - Z e i t u n g “.
Tn der vorjährigen V ereinssitzung der deutschen P ortlandzem ent-F abrikanten erklärte der Vorsitzende des Vereins, H r. D irektor S c h o t t : „W ir brauchen eine
1. August 1903. P ortlandzem ent u n d Hochofenschlacke. Stahl und Eisen. 879 eine Berichtigung schicken, nimmt sie sie w ahrschein
lich nicht auf.“ * nach langem Zeitverstreichenlassen verw eigert; sie hat also genau nach dem Rezept gehandelt, das.. sie sich aus der, eine Doppelanklage enthaltenden, Aufserung des Hrn. D irektor Schott gezogen hatte.
Zwar h a t sie sich schhefshch nach reiflicher Ü ber
legung bereit e rk lä rt, eine verkürzte oder von ihr selbst umgeänderte, m it einem Vorwort versehene Be
richtigung aufzunehmen, aber diese hätte, in solcher parteiischen Verstümmelung und zu einem so späten
Ich habe daher auf dieses gütige Anerbieten verzichtet;
denn es liegt mir darau, öffentlich auszusprechen, dafs
„Hochofenschlacke und Portlandzem ent“ a n , während er „Portlandzem ent und Hochofenschlacke“ lieifst.
Das ist an sich eine belanglose V erdrehung, doch kennzeichnet sie die nachlässige A rt und W eise des gesamten Referates.
Absatz 2 behauptet, ich sei „der Ansicht, dafs ein S treit (zwischen den betreffenden Parteien) gar nicht entbrannt wäre, wenn jede Portlandzem entfabrik einen Hochofen vor der Türe h ätte“. — D ieser Satz kommt der Name Portlandzem cnt für eine bestimmte Zement
gattung nirgends gesetzlich geschützt sei. Davon habe ich in meinem V ortrage kein W o rt gesagt, wohl aber habe ich nachgewiesen, dafs der gewöhnliche PorNand- zement keine Zementgattung, sondern nur eine Zement
beiten von Richardson niemals zu Rate gezogen.
Aber besonders naiv ist Absatz 3. E r enthält die A nschuldigung: ich wolle die einfache Frage, „ob die Zumischung eines fremden K örpers zu dem bereits fertigen Portlandzem ent diesen zu einem Mischzement hinabdrücke oder nicht“, —■ m it Hilfe der W issen die Hochofenschlacke ist kein dem Portlandzem ent frem der Körper, und zur K onstatierung dieser W ahrheit habe ich die W issenschaft zu Hilfe genommen. Und
880 Stahl und Eisen. P ortlandzem ent u n d H ochofenschlacke. 23. Jahrg. Nr. Io. dem Portlaudzem entinineral F clit die H auptrolle an dem Erhiirtungsprozefs des Zements zuschreiben, w ährend ich gesagt habe: „D er F e lit ist ein m inderw ertiger Körper. E r kommt vornehmlich in dem zerrieselten Portlandzem ent und in der zerrieselten Hochofenschlacke vor, aber nicht in der granulierten Hochofenschlacke.“
Und endlich soll ich die Ä ufserung getan haben, dafs ist ein vergebliches Bemühen, nach einer einheitlichen K onstitution des Portlandzem ents zu suchen. Es gibt keine. Denn der Portlandzem ent ist kein einheitliches Mineral, sondern ein Mineralgemenge.“
A uf die. Gegenrede, die Hr. D irektor Schott meinem V ortrage folgen liefs, und die in ihren Hauptzügen von dem H errn Referenten eingehend wiedergegeben ist, beziehe ich mich nicht. Doch schliefst sich an E isen -P o rtlan d zem en t habe geringere Luftfestigkeiten als der gewöhnliche Portlandzem ent, durch einen Hin- iveis auf die vom Gegenteil zeugenden Resultate der langjährigen Untersuchungen in meinem und anderen Laboratorien zurückgewiesen habe. A uf die Bemerkung, man könne die Hocliofenschlacke dem Portlandzem ent auf dem Bauplatze nicht nur mit dem näm lichen, ja zements in die Debatte eingritf, verschweigt das Referat. |
w ie d as b e i so lch en G e le g e n h e ite n im m er zu noch nicht das letzte Protokoll der Verhandlungen des Vereins der deutschen Portlaudzem ent-Fabrikanten beliebtes Schlagw ort dieser P artei —, sondern sogar ver
bessern. Und obgleich Hr. D irektor Schott diese T at
sache bereits im Februar dieses Jahres seinen Vereins
genossen m itgeteilt hatte, kämpfte er am G. Ju n i nach wirksames V erteidigungsm ittel gegen alle ferneren A n
griffe aus dem Lager des Vereins deutscher P ortland angestellt werden, zugelassen werden sollten, so werden unsere Fabriken, die so weit von den Hochofenwerken konnte H r. D irektor Schott der Bewegung zugunsten der Hochofenschlacke nicht machen. U nd alle diejepigen Fabriken, die Hochofenschlacke granulieren, haben Ur
sache, ihm für diese AAraffenstreckung dankbar zu sein.
Es sind also somit deutliche Anzeichen oder sagen wir lieber „V orzeichen“ einer über kurz oder lang ein
tretenden Sinnesänderung im Lager des V ereins deut
scher P ortlaudzem ent-Fabrikanten vorhanden. AArer weifs, ob sich daun nicht auch die, dem E isen-P ort
landzement bis je tz t feindlich gesinnte „Tonindustrie- Zeitung“ entschliefst, den AArert der Hochofenschlacke
anzuerkennen! Dr. Hermann Passow.
1. August 1903.
in eine a iifse rg e w ö h n lic h v ie l M a g n e sia e n t
h alten d e S c h ic h t M n e in g e ra te n w a r. In fo lg e dessen fing d e r z u dem K a s s e le r J u s tiz p a l a s t b e n u tz te Z e m e n t n a c h s e in e r V e r a r b e itu n g a n , so s ta r k zu tr e ib e n , d afs d as w e rtv o lle G ebilude vollkom m en v e r u n s ta lt e t w u rd e u nd m ä c h tig e Stein b lö ck e vo n ih r e r H ö h e h e r a b s tü r z te n .
A b er d ie s e r K a s s e le r F a ll b lieb v e re in z e lt, und da die M a g n e s ia b e i u n s in D e u tsc h la n d keinen a n d e re n n e n n e n s w e rte n S ch ad en a n ric h te te , erlah m te d as In te re s s e , d as m an ih r z u g e w a n d t h a tte . .D ie d e u tsc h e n F a b r ik e n zogen sich n a tü r lich eine L e h re au s diesem V o rfa ll u n d w a re n v o rs ic h tig e r in d e r P r ü f u n g ih r e s R o h m a te ria ls . Ü berdies s a h m an ein , d afs m a n in d e r B e u rte ilu n g d e r S c h ä d lic h k e it g e r in g e r M engen von M ag n esia v ie l z u w e it g e g a n g e n w a r, u n d so erlo sch n ach u n d n ach d e r e in s t so h e ftig e Kam pf.
W a n n d e r K a m p f um die H o c h o fen sch lack e, d er g e g e n w ä rtig die M enge d e r d eu tsc h e n P o r t- la n d z e u ie n t-F a b rik a n te n in z w e i H e e rla g e r s p a lte t, beendet sein w ird , i s t n o ch n ic h t a b z u se h e n . B is j e t z t h ab en d ie b eid e n H a u p tp a rte ie n , a u f d e r einen S eite d e r V e re in d e u ts c h e r P o rtla n d z e m e n t- F a b rik a n te n , a u f d e r ä n d e rn S e ite d e r V erein d e u tsc h e r E is e n - P o rtla n d z e m e n tw e r k e , noch n ic h ts von ih r e r K a m p flu s t u nd ih r e r E r b it te r u n g ein- gebiifst. N ach w ie v o r b e h a u p te n die e rs te re n , die H o ch o fen sch lack e sei e in v ö llig w e rtlo se s A b fallp ro d u k t, ein dem P o rtla n d z e m e n t fre m d e r K örper. S ie v e r h a lte sic h in d ie s e r B e z ie h u n g zu dem g e m a h le n e n P o r tla n d z e m e n t in d e r n äm lichen W e is e w ie S an d . D a k e in F a b r i k a n t m it seinem P o r tla n d z e m e n t - K lin k e r g ew ö h n lich e n Sand v e rm a h le n d ü rfe , so sei es au c h k ein em F a b rik a n te n z u g e s ta tte n , H o ch o fe n sc h la c k e m it seinem P o rtla n d z e m e n t - K lin k e r z u v e rm a h le n . D er Z u sa tz von S a n d o d e r H o c h o fen sch lack e sei als d e r A n fa n g d e r M ö rte lb ild u n g z u b e tr a c h te n . E r d ü rfe n ic h t b e i d e r F a b r ik a tio n g e m a c h t*
w erden, so n d e rn g e h ö re e in z ig u n d a lle in a u f den B a u p la tz .
D e r V e re in d e u ts c h e r E is e n - P o rtla n d z e m e n t- w erke e r k l ä r t d a g e g e n m it g le ic h e r E n ts c h ie d e n h e it, z w isch en S a n d u n d H o c h o fe n sc h la c k e b e ste h e ein h im m e lw e ite r U n te rs c h ie d . D u rc h die V e rm a h lu n g e in es g rö fs e re n P r o z e n ts a tz e s von g r a n u lie r te r H o c h o fe n sc h la c k e u n d P o r t la n d z e m e n t-K lin k e rn w e rd e : e rs te n s d e r P o r t la n d zem en t um ein B e d e u te n d e s v e rb e s s e rt, z w e ite n s erh eb lich zum V o rte il d e r P ro d u z e n te n un d K on su m en ten v e rb illig t u nd d r itte n s v e rlie r e das fe rtig e P r o d u k t k e in T ite lc h e n sein es P o r t la n d z e m e n t-C h a ra k te rs, denn die h o c h b a sisc h e , g r a n u lie rte H o c h o fe n sc h la c k e sei in W a h r h e i t n ic h ts | an d eres a ls r ic h tig e r , w en n au c h k a lk a r m e r P o r t lan d ze m en t. D a es lo g isc h e rw e ise je d e m F a c h m ann g e s t a t t e t se in m üsse, z w e i P o rtla n d z e m e n te , noch d azu so lch e, d ie sich g u t e rg ä n z e n , m
it-Stahl und Eisen. 881 e in a n d e r zu v e rm isc h e n , so sei d u rc h a u s k e in
; G ru n d v o rh a n d e n , ih r e r AVäre den N am en P o r t la n d z e m e n t s t r e it ig z u m achen.
D ies is t d e r g e g e n w ä rtig e S ta n d d e r D in g e.
D e r Z w eck m ein es V o rtr a g e s is t, z u r K lä ru n g d e r S tr e itf r a g e , d e re n la n g e D a u e r b e u n ru h ig e n d u n d v e rw ir re n d a u f die K o n su m e n te n w ir k t un d die g e ra d e j e t z t b e i d e r a llg e m e in in d e r P o r t la n d z e m e n t- I n d u s tr ie sich f ü h lb a r m ach en d en m e r k a n tile n D e p re ssio n d o p p e lt u n h e ilv o ll is t, die A u fsch lü sse m itz u te ile n , die u n s d ie Chem ie u n d M in e ra lo g ie ü b e r d as AVescn des P o r t la n d z e m e n ts und d e r H o c h o fe n sc h la c k e g e b e n . Ich m ö ch te zu a lls e itig e m V o rte il d a r a u f h in w irk e n , d afs d ie s e r K a m p f m e h r un d m e h r a u f re in w is s e n sc h a ftlic h e s G e b ie t h in ü b e rg e sc h o b e n w ird , d en n n u r die W a h r h e it su ch en d e, u n p a rte iis c h e A V issenscliaft, die v o ru r te ils fr e ie E rfo r s c h u n g d e r S a c h la g e i s t in so lch en S tr e itf r a g e n im sta n d e , a ls S c h ie d s ric h te r z u fu n g ie re n .
D afs ich im R ah m en ein es k u rz e n V o rtra g e s dies w e it u m fassen d e T h e m a u nm öglich e r sch ö p fen k a n n , lie g t a u f d e r H a n d . Ic h b itte S ie d a h e r, m eine M itte ilu n g e n n u r a ls einen v o r
läu fig en B e itr a g z u r L ö s u n g d e r F r a g e , n u r als ein e A r t von A n re g u n g zum N ach d en k en ü b e r d ie se n G e g e n s ta n d z u b e tr a c h te n .
D ie F r a g e : „ W a s i s t P o r tla n d z e m e n t? “ w e r
den d ie m eisten d e r A n w esen d en m it d e r B e g riffs e rk lä r u n g d e r d e u tsc h e n N o n n en b e a n t
w o rte n : „ P o rtla n d z e m e n t is t ein P r o d u k t, e n t
sta n d e n d u rc h B re n n e n e in e r in n ig e n M ischung- von k a lk - u nd to n h a ltig e n M a te ria lie n a ls w e s e n t
lic h s te n B e s ta n d te ile n b is z u r S in te ru n g und d a r a u f fo lg e n d e r Z e rk le in e ru n g b is z u r M eh l
f e in h e it.“ AVeniger b e k a n n t is t d e r W o r tla u t des P a te n t e s , m it dem d e r E rfin d e r des P o r t- la n d z e m e n te s , d e r e n g lisc h e M a u re r J o s e p h A s p d i n , se in P r o d u k t in den H a n d e l e in fü h rte . Ich h a b e m ir ein e K opie d e r P a te n t s c h r i f t an s E n g la n d sch ick en la s s e n . S ie d a ti e r t vom 2 1 . O ktobei- 1 8 2 4 u n d la u t e t in d e u ts c h e r Ü b e r
s e tz u n g : „M eine M ethode z u r F a b r ik a tio n von Z em en t o d er k ü n s tlic h e n S te in e n zum Are rp u tz an G eb äu d en , a n W a s s e rw e r k e n , C iste rn e n o d er zu ä h n lic h e n Z w eck en , ich n en n e dies P r o d u k t P o r t la n d z e m e n t, is t fo lg e n d e : Ic h neh m e e in b e stim m te s Q u an tu m von K a lk s te in , w ie e r g e w ö h n lich zum B a u u nd z u r A u sb e sse ru n g von L a n d s tr a fs e n g e b ra u c h t w ird . Ic h n eh m e ih n , w en n e r in ein e n S chlam m o d e r in ein P u lv e r v e rw a n d e lt is t. K a n n ic h ein e g e n ü g e n d e M enge von diesem n ic h t e r h a lte n , so v ersch affe ich m ir den K a lk s te in s e lb s t. Ic h b re n n e , c a lc in ie re d en S chlam m , d a s P u lv e r o d er den K a lk s te in . D a n n neh m e ich ein e b e stim m te M enge to n h a ltig e r E rd e od er T o n und m isch e d ie se m it AVasser z u einem fa s t u n fü h lb a re n B re i e n tw e d e r d u rch H an d - od er M a sc h in e n b e trie b . Ich e r h itz e d iese M isch u n g a u f e in e r D a r r e e n tw e d e r d u rc h S o n n e n w ä rm e P ortlandzem ent u n d Hochofenschlacke.
882 Stahl und Eisen. P ortlandzem ent und H ochofenschlacke. 23. Jahrg. Nr. 15.
o d e r d u rch F e u e rg a s e o d er D am pf, d ie ich in G ä n g e n o d e r R ö h re n u n te r o d e r n a h e a n die D a rre le ite , b is z u r A u s tr e ib u n g des W a s s e rs . D an n b re c h e ich d iese M ischung in g e e ig n e te K lu m p en und b re n n e sie in einem , dem K a lk ofen ä h n lic h e n O fen, b is d ie K o h le n s ä u re v o ll
s tä n d ig a u s g e trie b e n is t. D ie a u f d iese W e is e g e b r a n n te M isch u n g m ufs d u rc h M ahlen, W a lz e n od er S to fsen in e in fein es P u lv e r v e rw a n d e lt w e rd e n u n d is t d an n z u r H e rs te llu n g von Z e
m e n t od er k ü n s tlic h e n S te in e n g e e ig n e t. D ieses P u lv e r m ufs m an m it so v ie l W a s s e r m isch en , d a fs es die K o n sis te n z v on M ö rtel e r h ä l t ; es k a n n d a n n zu den e rw ä h n te n Z w ecken b e n u tz t w e r d e n .“
S ie w e rd e n m ir z u g e b e n , d iese b e id e n E r k lä r u n g e n , sow ohl die d e r d eu tsc h e n N o rm en w ie die des P o rtla n d z e m e n t-E rlin d e r s , sin d k e in e
„ B e g r if f s e r k lä r u n g e n “ im e ig e n tlic h e n S in n e des W o rte s . M an h a t sie n u r ir rtü m lic h a ls solche b e z e ic h n e t. S ie le h r e n u n s, w ie d e r P o r tla n d z e m e n t g e m a c h t w e rd e n m ufs. S ie e n th a lte n ein e V o rs c h rift, ein R e z e p t. S ie s a g e n u n s, w e r P o rtla n d z e m e n t h e rs te lle n w ill, d e r m ufs in n ig g e m isc h te n K a lk u n d T o n so s t a r k b re n n e n , d a ls die K o h le n sä u re v ö llig a u s g e trie b e n is t.
V e rm a h lt e r d as a lso g e w o n n e n e P r o d u k t zu P u lv e r , so h a t e r einen Z em en t, den e r P o r t la n d z e m e n t n e n n e n d a r f u n d d e r, m it W a s s e r v e rm e n g t, a ls M ö rtel zu m a n c h e rle i B a u z w e c k e n , n a m e n tlic h a b e r au ch z u r H e r s te llu n g k ü n s t
lic h e r S te in e v e rw e n d e t w e rd e n k a n n . W e lc h e V e rä n d e ru n g die in n ig e M isch u n g von K a lk u nd T o n d u rc h den B re n n p ro z e is u n d d ie A u s tre ib u n g d e r K o h le n sä u re e rle id e t, w as also ch em isch u nd m in e ra lo g isc h au s dem R o h m a te ria l g ew o rd en is t, w enn es a ls f e r tig e r P o r tla n d z e m e n t od er als k ü n s tlic h e r S te in v o r u n s lie g t, d avon sc h w e i
g e n die b eid en so g . B e g riffs e rk lä ru n g e n v o ll
s tä n d ig . S ie s a g e n u n s n ic h t, w as P o r t la n d z e m e n t is t, w ie e r g e a r t e t se in mui's, um seinem N am en z u e n ts p re c h e n , u n d w o die G re n z e n des P o r tla n d z e m e n tty p u s a n fa n g e n , wo sie a u fh ö re n . A uch g ib t u n s k e in e von b e id e n ein en A uf- sc h lu fs ü b e r d as p ro z e n tu a le V e rh ä ltn is , in dem K a lk u n d T o n z u e in a n d e r zu ste h e n h a b e n . S ie sa g e n n u r, dafs K a lk u n d T o n d ie w e se n tlic h ste n B e s ta n d te ile se in so lle n . W e n n ich a b e r 4 0 °/o K a lk u n d 5 0 % T o n o d e r 4 0 % T o n u n d 5 0 °/o K a lk h a b e , so s te h e n d iese b e id e n M a te ria lie n in g le ic h e r W e is e dem R e s t d e r M a te ria lie n u n b e s tr it te n a ls w e s e n tlic h e r B e s ta n d te il g e g e n ü b e r, u n d so k ö n n en K a lk u n d T o n b e i uns in D e u ts c h la n d n a c h u n s e re n N o rm en e in e g ro fse S k a la von v e r s c h ie d e n a rtig e r p r o z e n tu a le r Mi
s c h u n g b ild e n , ohne b e a n s ta n d e t w erd en zu d ü rfe n . W e n n m ein e W a r e n o rm eu g em äfs is t, d a r f ic h so hoch- h in a u f o d er so t i e f h in a b g e h e n im K a lk g e lia lt, w ie ich w ill. Ic h h a b e d as R e c h t, k a lk r e ic h e n P o r tla n d z e m e n t z u e rz e u g e n u n d k a lk a r m e n .
T r o tz d ie s e r m a n g e lh a fte n B e g riffs e rk lä ru n g f ü r P o rtla n d z e m e n t s ta n d dem E rfin d e r Jo s e p h A sp d in , d e r o ffenbar ein s e h r p r a k t is c h e r und k la r d e n k e n d e r M ann w a r, ein g a n z b estim m tes B ild von dem Z iel u n d Z w eck s e in e r E rfin d u n g v o r A u g en . E r w ul’s te g e n a u , w a s e r w o llte . E r w o llte ein en k ü n s tlic h e n „ P o r t la n d s t o n e “ h e rs te lle n . U nd d ies i s t ihm g e lu n g e n .
D e r P ö r tla n d s to n e is t in J o s e p h A sp d in s H e im a t ein g u te r B a u s te in von g e lb e r F a rb e . Ic h h a b e h ie r ein E x e m p la r. A u fse r diesem n a tü r lic h e n P o r tla n d s to n e h a b e ich , w ie S ie sehen, n och ein e R e ih e von k ü n s tlic h e n S te in e n h ie r lie g e n . D iese S te in e h ab e n a lle e in e g e w isse G le ic h a rtig k e it, ein e b e stim m te Ü b e re in stim m u n g , un d dennoch h a t j e d e r von ih n e n s e in e in d iv i
d u ellen E ig e n tü m lic h k e ite n . S ie sin d a lle aus Z e m e n t h e r g e s te llt, die a u s K a lk u n d to n h a ltig e n M a te ria lie n e n ts ta n d e n , d u rch E r b r e n n u n g von ih r e r K o h le n sä u re b e fr e it u n d d an n s ta u b fe in v e rm a h le n w u rd e n . D u rc h d iese T a ts a c h e is t ih n en ein F a ra ilie n ste m p o l a u fg e d rü c k t, ein e Z u s a m m e n g e h ö rig k e it v e rlie h e n , d ie ih n e n n ic h t zu ra u b e n is t. I h r e n o rm en g em äfse E n ts te h u n g s a r t, ih re n a c h w e is b a re A b sta m m u n g v e r le ih t ih n e n d as R e c h t, sic h P o rtla n d z e m e n ts te in e zu n e n n e n . D ie se S te in e h a b e ich a lle z u r n ä m lic h e n Z e it a n g e f e r tig t. S ie e n th a lte n k ein e n Z u s a tz von F re m d k ö rp e rn irg e n d w e lc h e r A rt. S ie sin d so g e n a n n te P u r k ö r p e r . A lle d iese Z em en te h a b e n die F ä h ig k e it, fü r sich a lle in o h n e Z u h ilfen ah m e e in es B in d e m itte ls z u e r h ä r te n . H ie rin b e r u h t die G le ic h a rtig k e it, d e r s t a r k a u s g e p r ä g te F a m i
lie n ty p u s d ie s e r, aus den v e rs c h ie d e n a rtig s te n P o r t la n d z e m e n te n h e r g e s te llte n k ü n s tlic h e n S te in e . A b e r tr o tz d ie s e r in n ig e n V e rw a n d ts c h a ft, tr o tz d ie s e r e n g e n G ru p p e n -Z u sa m m e n g e h ö rig k e it h ab en die e in z e ln e n S te in e d e n n o c h ih r e v e r sch ie d e n e n E ig e n tü m lic h k e ite n , ih r e c h a r a k t e r i
s tis c h e n M erk m ale . D e r Z e m e n t d ie s e r S te in e is t n a c h dem b is h e r in D e u ts c h la n d a llg e m e in ü b lic h e n V e rfa h re n g e m a c h t, n a c h dem V e rfa h re n , d as n a c h A n s ic h t d e r M itg lie d e r des V e re in s d e u ts c h e r P o r tla n d z e m e n t- F a b r ik a n te n d a s e in z ig e F a b r ik a t e r g ib t, d as den N am en P o rtla n d z e m e n t zu fü h re n b e r e c h tig t is t. Ic h n e n n e d iese A r t von P o r tla n d z e m e n t in d e r F o lg e d e r K ü rz e w eg en „d e n g e w ö h n lic h e n P o r tla n d z e m e n t“ od er
„ d e n k a lk re ic h e n P o r tla n d z e m e n t“ .
D ie e r s te n d re i S te in e sin d in d e r R e ih e d ie s e r k ü n s tlic h e n P ro d u k te d ie e in z ig e n , die a u s g e w ö h n lich em , d. h. k a lk re ic h e m P o r tla n d z e m e n t g e m a c h t s in d , w ä h re n d die a n d e re n einen m e h r o d er m in d e r g ro fse n P r o z e n t s a tz v on k a lk a rm e m P o r t la n d z e m e n t, d. h. v on h o c h b a sisc h e r, g r a n u l ie r te r H o c h o fe n sc h la c k e e n th a lte n o d e r e in z ig u n d a lle in n u r a u s H o c h o fe n sc h la c k e g e m a c h t sin d .
D ie z w e ite A r t von S te in e n e n th ä l t 7 0 $ des g e w ö h n lic h e n P o rtla n d z e m e n ts u n d 3 0 °/°
d e r h o c h b a sisc h e n w a s s e r g r a n u lie r te n H o ch o fen
1. August 1903. P ortlandzem ent u n d Hochofenschlacke. Stahl und Eißen. 883
T a b e l l e I.
7 Tage 28 Tage
M a r k e 1 3 1 3
Zug D ruck Zug D ruck
W asser I.u ft W a sser I.u ft W a sser L u ft W asser r.u ft
E i s e n - P o r t l a n d z e m e n t - K l i n k e r g e m a h l e n
1. o h n e Z u s a t z , a ls o r e i n ... 19,5 26,1 221,8 226,6 23,0 30,7 306,0 310,0 2. m it Zusatz von 30 °/° feingemahlener, granu
lierter H ochofenschlacke... 21,5 24,3 190,6 206,0 31,5 37,2 308,1 286,6 3. mit Zusatz von 30 °/° feingemahlenem Trafs . 17,0 20,0 153,4 165,4 27,2 28,4 256,6 240,0 4. mit Zusatz von 30 u/o gew aschenem , getrock
netem, feingemahlenem L a h n k i e s ... IG,5 19,2 130,4 151,2 21,2 28,5 192,6 220,6 E i s e n - P o r t l a n d z e m e n t , 7 0 "/o K l i n k e r ,
30°/o S c h l a c k e
1. o h n e Z u s a t z , r e i n ... 21,5 24,3 190,6 205,0 31,5 37,2 308,0 286,6 2. mit Zusatz von 30°/o feingemahlener Hoch
ofenschlacke ... 20,0 21,1 170,6 183,2 34,1 29,6 290,0 268,6 3. mit Zusatz von 30 u/o feingemahlenem Trafs . 14,8 18,8 138,7 153,6 30,9 28,8 246,0, 241,4
A n m e r k u n g : Die Zahlen in gewöhnlicher Schrift bedeuten P roben, welche 1 Tag an übrige Zeit unter W asser erhärteten; die K ursivzahlen solche, die nur an der L uft erhärteten, sind Durchschnittszahlen aus je 6 Versuchen.
der Luft, die Obige Zahlen
schlacke. S ie is t d em n ach z u s a m m e n g e s e tz t aus m ehr a ls 2/3 k a lk re ic h e m u n d e tw a s w e n ig e r als 1/3 k a lk a rm e m P o rtla n d z e m e n t. M an h a t dieses F a b r i k a t, w elch es von den M itg lie d e rn des V e re in s d e u ts c h e r E is e n - P o r tla n d z e m e n t
w erke in den H a n d e l g e b r a c h t w ird , E ise n - P o rtla n d z e m e n t g e n a n n t.
D ie d r i tte u nd v ie r te d e r h ie r v o rlie g e n d e n A r
ten von S te in e n sin d a u s, d u rc h e ig e n a rtig e B e h a n d - lu u g sw eise g e w o n n e n e n , g e m a h le n e n S ch la c k e n - m odilikationen h e rg e s te llt. D ie ein e m it einem Z u satz von 10 % g ew ö h n lich e m P o rtla n d z e m e n t.
D as B e m e rk e n s w e rte d a b e i i s t , dafs d iese sich n ich t v e rb e s s e rt, w enn m an den Z u sa tz von g e w ö h n lichem P o rtla n d z o m e n t e rh ö h t, die a n d e re is t g a n z ohne je d e n Z u s a tz h e r g e s te llt. A u f die le t z te r e S ch lack en m o d ifik atio n w e rd e ich h e u te n ic h t w e ite r ein g eh e n .
D ie v ie r te A r t d e r h ie r v o rlie g e n d e n S te in e is t g a n z u nd g a r a u s g r a n u lie r te r H ochofen
sc h lack e, also a u s dem M a te ria l g e m a c h t, von dem d e r V erein d e u ts c h e r P o r tla n d z e m e n t- F a b r ik a n te n b e h a u p te t, es se i ü b e rh a u p t k ein Z em en t, so n dern n u r ein Z e m e n tv o rd ü n n u n g sm itte l, d as dem g e w ö h n lich e n M a u re rs a n d e g le ic h z u a c h te n sei.
D ieses a n g e b lic h e V e rd ü n n u n g s m itte l h a t, w ie Sie au s diesem S te in e e rs e h e n , r e c h t a n e rk e n n e n s w e rte , k la r zu T a g e tr e te n d e F e s tig k e ite n . Ich h a lte es fü r u n m ö g lich , dafs es einem M itg lied e des V erein s d e u ts c h e r P o rtla n d z e m e n t-F a b r ik a n te n g e lin g e n w ü rd e , a u s g ew ö h n lich e m S a n d ein en solchen S te in h e r z u s te lle n . S an d b le ib t S an d , auch w enn e r ja h r e la n g dem R e g e n u n d d e r F e u c h tig k e it d e r L u f t a u s g e s e tz t i s t ; d a s le h r t uns je d e r S a n d ln ig e l, w ä h re n d die n n g e m a h le n e n und z u r E r h ä r t u n g d u rc h a u s n ic h t v o rb e r e ite te n H och o fen sch lack en sic h a u f d en H a ld e n fe s t
m ite in a n d e r v e r k itte n u n d e in e n Z em ent d a rs te lle n , d essen S p re n g u n g m an n ic h t ohne D y n a m it o d er P u lv e r v o rn eh m en k a n n .
D ie U n m ö g lic h k e it, dafs d e r S an d w ie Z em en t e r h ä r te t , z e ig t sich n ic h t n u r d a rin , d afs e r, m it W a s s e r o d e r irg e n d e in e r ä n d e rn F lü s s ig k e it v e rm e n g t, n ie m a ls ein e N e ig u n g z u r E r h ä r tu n g z e ig t, so n d ern au ch in d e r T a ts a c h e , d a fs e r u n v e rä n d e r t i n t a k t b le ib t, w enn m an ih n in einen Z e m e n t h in e in tu t. D e r Z e m e n t la g e r t sich e r h ä r te n d um d ie S a n d k ö rn c h e n h e ru m , m ögen diese g ro b o d er fein g e m a h le n sein . E s g e lin g t ihm n ie m a ls, den S an d in den E r h ä r tu n g s p r o z e f s h in e in z u z ie h e n . J e d e s S a n d k ö rn c h e n o d e r S tä u b chen b le ib t in dem ihn u m g eb en d e n Z em en t w ie in einem k le in e n S a rg e e in g e b e tte t lie g e n , o h n e sich z u v e rä n d e r n , u n d w en n m an n ach J a h r e n einen m it solchem S a n d z u s a tz ab g e b u n d e n e n Z em en t u n te r s u c h t, so e rs c h e in t u n te r dem M ikroskop d e r S a n d , w a r e r noch so fein g e m a h le n , v ö llig in ta k t u nd u n z e r s e tz t. M eine M ik ro p h o to g ra p h ie z e ig t Ih n e n ein G em enge von sta u b fe in g e m ah len em re in e m Q u a rz s a n d un d gew öhnlichem P o rtla n d z e m e n t, d e r m it W a s s e r a n g e m a c h t ein J a h r e r h ä r t e t w a r. S ie seh en d e u tlic h , d afs die S a n d k ö rp e r v ö llig u n z e r s e tz t g e b lieb en sin d . (S ieh e A b b ild u n g 1 u n d T a b e lle I , au s d e r h e rv o r
g e h t, d afs d e r Z u s a tz von gem ah len em S an d zum Z em en t die F e s tig k e ite n w e se n tlic h v e rs c h le c h te rt.)
g e h t, d afs d e r Z u s a tz von gem ah len em S an d zum Z em en t die F e s tig k e ite n w e se n tlic h v e rs c h le c h te rt.)