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der Technischen Hochschule Danzig

fünften Kolumne findet sich die H äufigkeit dieser Beziehungen zwischen Text- und Fehlw ort unter den Schreibfehlern angegeben. In den beiden letzten Kolum nen sind diese Fehler geschieden in sprachhäufigere und sprachseltenere.

T a b e lle 11.

Ge- Zahl der Fälle,

in welchen das

samt-Zwischen Text- und Fehl- Zahl Fehlwort

gegen-Gruppe Fehlerart zahl über dem

Text-der w ort besteht

Fälle wort ist

Fehler sprach-

sprach-h äuliger seltener Auslassung von 177 1. Sinn- und Klang- 174 152 22

mo> W ortteilen Ähnlichkeit

uo 2. N ur Klangähnlichkeit 3 3

'S

w Zusatz von 54 1. Sinn- und Klang- 49 25 24

W ortteilen

Ähnlichkeit-£ 2. N ur Klangähnlichkeit 5 — 5

T3<v Fälschung von 58 Sinn und Klangähnlichkeit 58 33 25

_C W ortteilen

ä© Umstellung von 2 1. Sinn- und Klang- 1 1 _

£ W ortteilen Ähnlichkeit

ai> 2. N ur Klangähnlichkeit 1 1

Änderungen 291 1. Sinn- und Klang- 282 211 71

innerhalb des Ähnlichkeit Wortes zu­

sammen 2. N ur Klangähnlichkeit 9 1 8

Fälschung von 112 1. Sinn- und Klang- 21 17 4

W orten Ähnlichkeit

2. Funktions-und Klang- 17 11 6

2 Ähnlichkeit

3. N ur Sinnähnlichkeit 34 22 12 4. N ur Funktionsähnlich- 22 12 10

keit

5. N ur Klangähnlichkeit 18 10 8 A lle Fehler 403 1. Sinnähnlichkeit über- 337 250 87

3.

zusammen haupt

2. Funktionsähnlichkeit 39 23 16 überhaupt (ohne Sinn­

ähnlichkeit)

3. N ur Klangähnlichkeit 27 11 16

Insgesamt 403 284 119

Zur Psychologie der Schreibfehler 35 W eiterhin ist die Tabelle 11 in drei Abteilungen gegliedert, die durch die Tabellenüberschrift „G ruppe“ in der ersten Vertikalkolum ne bezeichnet sind. Es kommen gesondert zur Darstellung in der ersten Gruppe die Änderungen innerhalb des Wortes, in der zweiten die F ä l­

schung von W orten; in der d ritte n Gruppe sind die beiden ersten Grup­

pen zusammengefaßt. Die Tabelle bezieht sich auf die Texte A, G und D zusammengenommen.

Die erste Gruppe der Tabelle 11 läßt erkennen, daß bei Änderungen, die innerhalb eines Wortes vorgenommen werden, also bei Auslassung, Zusatz, Fälschung und Umstellung von W ortteilen, das Fehlw ort bei 282 von 291 Fehlern, das ist in 97% dieser Fälle, dem T extw ort sinn, und klangähnlich ist, der Rest m it 9 Fehlern, das ist 3% der Fälle, ist nu r klangähnlich. Von diesen Substitutionen, wo die Versuchs­

personen sich n u r von der Klangähnlichkeit haben leiten lassen, folgt nur eine von neun der R ichtung der größeren Sprachhäufigkeit.

Es scheint demnach, daß Klangähnlichkeit der W orte nicht die Grundlage ist, auf der die S ubstitution in der Richtung der größeren Sprachhäufigkeit erfolgt. Von den 282 sinn- und klangähnlichen Sub­

stitutionen sind 211, das ist 75%, Substitutionen in der R ichtung der größeren Sprachhäufigkeit. Daraus geht hervor, daß bei Änderungen innerhalb des Wortes die größere Sprachhäufigkeit nur dann als Fehlerursache angesprochen werden darf, wenn durch die Änderung der Sinn des Wortes nicht verfälscht w ird.

Betrachten w ir die Ergebnisse der zweiten Gruppe der Tabelle 11, so sehen w ir wieder, daß die sprachhäufigeren Substitutionen auch bei der Verwendung neuer W orte re la tiv am häufigsten dort auftreten, wo das Fehlw ort m it dem Textworte sinnähnlich ist, daß sie da­

gegen n u r wenig über die sprachselteneren Substitutionen über­

wiegen, wenn zwischen Fehl- und T extw ort n u r Funktions- und nur Klangähnlichkeit besteht.

Aus der d ritte n Gruppe der Tabelle 11, in der alle Fehler zu­

sammen behandelt sind, geht hervor, daß in den Fällen, wo eine Sinn- ähnlichkeit zwischen Text- und Fehlwort besteht, die sprachhäufigeren Fehlworte über die sprachselteneren sehr stark überwiegen, hingegen ist von den nu r klangähnlichen Fehlworten die Mehrzahl sprach- seltener, und bei den funktionsähnlichen Fehlworten ist die Zahl der sprachhäufigeren Formen n u r wenig größer als die der sprachselteneren.

W ir können die fehlerhafte Substitution eines sprachhäufigeren Wortes fü r ein sprachselteneres als Ausdruck einer in den Schreibfehlern zu­

tage tretenden „Geläufigkeitstendenz“ bezeichnen. W ir verstehen dar-3*

unter die größere psychische B ereitschaft1) von W orten, welche in der Umgangssprache häufig Vorkommen, denjenigen W orten gegenüber, die seltener Vorkommen. Der Ausdruck „G e lä u fig ke it“ hat hier also einen etwas anderen Sinn als in den Assoziationsversuchen, von denen v i r auf S. 19 sprachen. D o rt hörten w ir, dass eine Assoziation ge­

läufiger sei als eine andere, wenn sie bei einer größeren Zahl von Versuchspersonen a u ftritt. Wenn w ir nun absehen von den wenig zahlreichen Fällen, in denen nur Funktionsähnlichkeit zwischen T ext- und Fehlw ort besteht, und bei denen, wie w ir eben hörten, die sprach- häufigeren Formen nu r um ein geringes über die sprachselteneren prä- valieren, so können w ir in Beziehung auf die Geläufigkeitstendenz den Satz aufstellen:

Das W irksamwerden der Geläufigkeitstendenz hat das Vorhanden­

sein (In-Bereitschaft-Sein) eines sinnähnlichen Ersatzes fü r ein im Texte gegebenes W o rt zur Voraussetzung.

Die Tabelle 11 zeigt, daß sich die Geläufigkeitstendenz am stärksten bei den Fehlern geltend macht, in denen Auslassung von W ortteilen vorliegt. Meist handelt es sich hierbei um Auslassung eines Vokals, in der Regel eines unbetonten e in einer Nebensilbe, seltener (z. B.

in dahero, Tabelle 6) um einen anderen Vokal, in einzelnen Fällen auch um Auslassung des Genitiv-«. In fast allen Fällen ist das T extw ort ein nur mehr in der älteren Schriftsprache vorkommendes W o rt, während der mündliche Sprachgebrauch dieses W o rt durch Ausstoßung des fü r den Sinn n ich t weiter in B etracht kommenden Vokals oder das Endungs-« abgeschliffen h a t; auch die Schriftsprache der Ge­

genwart bedient sich mehr der kürzeren Form , so daß diese in der Gegenwart als die sprachhäufigere bezeichnet werden muß.

Diese Erörterungen lehren also, daß die Geläufigkeitstendenz be­

sonders dann zu Substitutionen drängt, wenn der Sprachgebrauch ein vom T extw ort durch Auslassung eines Vokals oder eines Genitiv-«

abweichendes sinnähnliches Ersatzw ort zur Verfügung hat. Daß aber von zwei sinngleichen W ortform en, von welchen die eine einen Vokal oder eine Beugungsendung mehr erhält als die andere, in der Regel jene die sprachseltenere, diese die sprachhäufigere ist, hängt aufs engste m it der sprachgeschichtlichen Tatsache zusammen, daß die E ntw icklung der deutschen Sprache vom A lt- über das M itte l- zum Neuhochdeutschen neben anderen Gesetzmäßigkeiten der Tendenz zur Abschleifung der Formen durch Ausstoßung einzelner Laute folgt.

*) Vgl. auch J. D a u b e r , Fortschritte der Psychologie und ihrer Anwen­

dungen. Bd. 1. 1913. S. 129 f.

Z ur Psychologie der Schreibfehler 37 A m deutlichsten t r i t t dieser Vorgang bei der Auslassung von unbetonten Vokalen in Nebensilben in die Erscheinung. Im Althochdeutschen waren viele lange Endvokale vorhanden; sie wurden im M ittelhoch­

deutschen last alle v e rk ü rz t; am frühesten, wenn sie zwischen zwei stärker betonten Silben standen, so althochdeutsch: spilete, m itte l­

hochdeutsch: spielete, neuhochdeutsch: spielte1). Der Ausfall v o ll­

zieht sich insbesondere zwischen zwei leicht zusammen sprechbaren Konsonanten: deg~n, sag~n2). Vor Konsonanten fiel im Ober­

deutschen unbetontes e fast durchwegs aus: loben, geben, regen wurden bayrisch, zum Teil auch fränkisch lobm, gebm, rej?g3). In der neuhochdeutschen D eklination verlieren die oberdeutschen Mundarten alle Endungs-e. Die Endungen es und en (bei der Deklination) ver­

lieren ihren Vokal regelmäßig bei mehrsilbigen Stämmen; das D ativ-e (der Masculine) w ird bei einsilbigen Stämmen von Norddeutschen be­

vorzugt, von Oberdeutschen gern unterdrückt 4).

Von diesem sprachgeschichtlichem Standpunkte aus erscheint die Abänderung unserer Textworte, die ein überflüssiges e enthalten ( angemerket— angemerlct, Entw ickelung — E n tw ic k lu n g ), und die w ir in der ersten Gruppe der Tabelle 11 als sinn- und klangähnliche, durch Auslassung von W ortteilen erzeugte Substitutionen verzeichnet haben, welche in 152 von 174 Fällen der größeren Sprachhäufigkeit folgen, in einem anderen Lichte. Die Abänderung in der R ichtung der größeren Sprachhäufigkeit ist in diesen Fällen dire kt veranlaßt durch die ge­

wohnte Sprechweise, also durch die größere Sprachgeläufigkeit.

Der E influß derselben auf die Unterdrückung überflüssiger Vokale im W orte muß sich bei unseren W ürzburger Versuchspersonen um so stärker geltend machen, als dieselben in ihrer Sprechweise alle von oberdeutschen Mundarten beeinflußt sind, zu deren besonderen Eigen­

tü m lich ke it ja gerade diese Unterdrückung gehört.

U nter den durch Auslassung von Teilen erzeugten sinn- und Mangähnlichen ieh lw o rte n (T a b e lle n , erste horizontale Zeile unter den Tabellenüberschriften) sind nach K aedingsZ ählungen 22 sprachseltener als dasTextwort. Davon sind 13, wie w' r später (§ 17 und § 28) sehen werden, durch „Hemmung gleicher Elemente“

°der „V o r- und Nachwirkung“ entstanden. Die übrigen neun Fälle, fü r die zu­

nächst die Fehlerquelle nicht ersichtlich war, sind dialektisch und zwar spezifisch oberdeutsch gefärbte W ortform en: Stromes-— Stroms, gestehen — gestehn,

ent-3) O. B re n n e r, Grundzüge der geschichtlichen Grammatik der deutschen Sprache. München 1896. S. 6.

2) O. B re n n e r, a. a. O. S. 7.

3) O. B r e n n e r , a. a. 0 , S. 8.

4) O. B r e n n e r , a. a. 0. S. 49.

legenen — entlegnen, Versicherung — Versichrung. Sie sind also wohl auch zu den Fehlern in der Richtung der größeren Sprachgeläufigkeit zu zählen. Wenn sie nach K a e d in g als sprachseltener dem Textw ort gegenüber erscheinen, so rü h rt dies daher, daß K a e d in g s Zählstoff schriftlichen Erzeugnissen entstammt, in welchen der norddeutsche Sprachgebrauch überwiegt1).

Eine andere Divergenz zwischen K a e d in g s Häufigkeitsfeststellungen und der größeren Sprachgeläufigkeit substituierter Synonyma ist in Gruppe 2 der Tabelle 11 in den 34 nur sinnähnlichen Fehlworten enthalten, Von den 12 Worten, die sprachseltener als die zugehörigen Textworte sein sollen, sind nur sieben durch

„V o r- oder Nachwirkung“ , eines durch „Hemmung gleicher Elemente“ zu erklären.

F ü r die übrigen vier muß auch hier entgegen dem von K a e d in g erm ittelten Häufig­

keitswert die größere Sprachgeläufigkeit als Fehlerursache verantwortlich gemacht werden. Es handelt sich um die Substitutionen:

(kaum noch eine) M inute fü r: Stunde (Text A), (glückliche) Weise ,, Richtung ( ,, A), (ih r In h a lt läßt sich weder nach) Liter (ausmessen) „ Meter ( „ C), (Rechnungs-)arten „ -weisen ( ,, D).

K a e d in g s Feststellungen beziehen sich auf die absolute H äufigkeit eines Wortes, wobei letzteres ohne Rücksicht auf den Zusammenhang, in welchem es a u ftritt, betrachtet w ird. Die Anführung des Wortes in seinem Zusammen­

hänge genügt indes, um zu zeigen, wie der Sinn des Satzes oder Satzteiles das fälschlich geschriebene W ort geradezu induzieren mußte, weil im Zusammen­

hänge der W ortfolge das letztere entschieden der geläufigeren Sprechweise an­

gepaßt ist.

Endlich muß auch ein Schreibfehler im Texte D : Bismarck — Bismark, der von 17 Versuchspersonen gemacht wurde, durch den Einfluß der größeren Schreib­

geläufigkeit erklärt werden, nach der in der deutschen Sprache nach einem Konso­

nanten niemals ck geschrieben w ird. Die Tabelle 11 wäre nun auf Grund unserer Erörterungen über die „Sprachgeläufigkeit“ und die „G eläufigkeit“ eines Wortes im Satzzusammenhänge und der Bemerkungen über größere Schreibgeläufigkeit abzuändern. Wenn w ir dies tun, ergibt sich das Resultat: Von den, 403 + 17

= 420 sinnvollen Fehlworten sind 284 + 13 + 17 = 314, d. i. 75 % sprachge- läufiger als ihre Textworte.

§ 10. D E R S IN N DES SA TZE S U N D D IE G E L Ä U F IG K E IT S ­ T E N D E N Z .

W ir haben die Fehlworte eingeteilt in sinnvolle und in sinnlose und hatten dabei lediglich den Sinn des isolierten Wortes im Auge.

N un kann man aber auch fragen, ob und wie durch die Substituierung eines Fehlwortes fü r ein T extw ort der Sinn des ganzen Satzes alteriert w ird, ob das Fehlw ort im Zusammenhang des Satzes einen S inn ergibt, oder ob es im Satzzusammenhang sinnlos w ird, mag es auch an sich durchaus sinnvoll sein. Dieser Frage wollen w ir nun nachgehen und

0 Das geht aus den bei W. K a e d in g , a. a. O. S. 11 ff. angeführten Quellen­

nachweisen über den verwendeten Zählstoff hervor.. .

Z ur Psychologie der Schreibfehler 39 dabei zugleich prüfen, ob sie in Beziehung steht zur Sprachhäufigkeit der Fehlworte.

W ir untersuchen also das substituierte Fehlw ort im Verhältnis zum Sinn des Satzes. Es kommen dabei die 403 an sich sinnvollen Substitutionsworte in Betracht, die im Vorausgegangenen behandelt wurden. In der ersten vertikalen Kolumne (I) der Tabelle 12 ist die klangliche oder Bedeutungs-Beziehung zwischen den 403 Text- und F ehl­

worten (aus der d ritte n Gruppe der T a b e lle n übernommen) angegeben.

In der Kolum ne I I erscheint in der ersten senkrechten Beihe die Gesamtfehlerzahl fü r die einzelnen A rten der Beziehungen zwischen Text- und Fehlworten angegeben, die ebenfalls schon in der d ritte n Gruppe der Tabelle 11 enthalten sind; in der zweiten und d ritte n Reihe sind die Fehlworte geschieden nach den Fällen, in welchen das Fehlw ort im Satzzusammenhang sinnvoll und sinnlos ist. In der I I I . Kolumne untersuchen w ir in analoger Weise die sprachhäufigeren Fehlworte, deren Gesamtzahlen sich aus Tabelle 11 unter Berücksichtigung der auf S. 37 f. erörterten 9 + 4 = 13 weiteren Fälle größerer Sprachgeläufig-

o 73 sinnvoll sinnlos o sinnvoll sinnlos o sinnvoll sinnlos

Sinnähnlichkeit über- 337 246 91 11 218 45 74 28 46

haupt

Funktionsähnlichkeit 39 30 9 263 19 4 16 11 5

überhaupt (ohne Sinnähnlichkeit)

N ur Klangähnlichkeit 27 27 23 11 16 __ 16

Insgesamt | 403 276 127 297 237 60 106 39 67

Vergleichen w ir die sinn- und funktionsähnlichen Substitutionen m it den nu r klangähnlichen, so ist ersichtlich, daß sämtliche klangähnlichen Substitutionen im Zusammenhänge sinnlos erscheinen. Es ist dabei ganz irrelevant, ob das Fehlw ort sprachhäufiger oder sprachseltener

ist als das Textw ort. Sinn- und funktionsähnliche Substitutionen hingegen ergehen in der Regel einen sinnvollen Satz. Da sich die fu n k ­ tionsähnlichen Substitutionen in bezug auf den Sinn des Satzes ähnlich verhalten wie die sinnähnlichen, möchte ich die beiden Substitutions­

arten als s in n - u n d f u n k t io n s ä h n lic h e zusammenfassen. Durch A d d itio n der beiden Substitutionsarten in der Tabelle 12 ergeben sich folgende W erte:

1. Yon 376 sinn- und funktionsähnlichen Fehlworten ergeben 276, d. i. 73% einen sinnvollen Satz.

2. Yon 286 sprachhäufigeren sinn- und funktionsähnlichen Sub­

stitutionen sind 237, d. i. 83% im Satzzusammenhang sinnvoll.

3. Von 90 sprachselteneren sinn- und funktionsähnlichen Fehl­

worten sind n u r 39, d. i. 43% im Zusammenhang sinnvoll.

Aus dem zweiten Satze folgt, daß eine S ubstitution am leichtesten eingeführt w ird, wenn sowohl der Satzzusammenhang als auch das eben gelesene T extw ort ein und dasselbe sprachhäufigere Ersatzw ort induzieren. Die 237 sprachhäufigeren, dem verdrängten W orte sinn- und funktionsähnlichen und im Zusammenhänge sinnvollen Sub­

stitutionen sind deshalb offenbar ausschließlich durch die Geläufig­

keitstendenz bedingt.

Daneben finden w ir in der Tabelle 12 auch 60 sprachhäufigere Substitutionen, welche im Satzzusammenhänge sinnlos sind, also jeden­

falls n ich t durch den Zusammenhang induziert wurden. Da die E n t­

stehung dieser a n s ic h sinnvollen Substitutionsworte aus dem T e xt­

worte sich nu r teilweise durch Hemmung gleicher oder ähnlicher E le­

mente oder durch Vor- und Nachwirkung erklären läßt, dürfen w ir annehmen, daß in diesen Fällen die größere Sprachhäufigkeit ve rm u t­

lich ein die Entstehung des Fehlers begünstigender F a kto r ist. Von den 403 an sich sinnvollen Substitutionsworten der Tabelle sind also 237 oder 59% unzweifelhaft als durch die Geläufigkeitstendenz ve r­

ursachte Fehler zu erklären, wahrscheinlich aber auch noch die er­

wähnten 60 weiteren, somit insgesamt 297 Fälle. Dazu kommen noch die (S. 38) erwähnten 17 Fälle größerer Schreibgeläufigkeit.

§ 11. G E L Ä U F IG K E IT D E R W O R T F O L G E .

In 9 Fällen (vgl. 15. Kolum ne der Tabelle 3) wöisen die Abschriften eine Änderung in der W ortfolge (Umstellung) gegenüber der Vorlage auf. Man könnte nun auch hier meinen, daß die größere

Sprachgeläufig-Z ur Psychologie der Schreibfehler 41 ke it die Ursache dieser Umstellungen bildet. N ur g ib t es kein objek­

tives K rite riu m , um die Geläufigkeit einer W ortfolge zu prüfen. Denn Zählungen liegen meines Wissens nicht vor. Um nun doch einen A n ­ haltspun kt über die Geläufigkeit der W ortfolgen zu gewinnen, ließ ich meine Versuchspersonen selbst darüber urteilen. Es wurden den 27 Ver­

suchspersonen die beiden Sätze — in der W ortfolge des Originals und in der W ortfolge der A bschrift — vorgelesen m it dem Aufträge, anzugeben, welche der beiden Varianten nach der Meinung der Ver­

suchsperson die geläufigere W ortfolge enthält. Und zwar wurde bald die W ortfolge der Vorlage, bald die der A bschrift an erster Stelle dar­

geboten; es w ar den Versuchspersonen auch n icht mehr bekannt, welcher Satz die W ortfolge des Originals und welcher die Variante war. In allen Fällen aber wurde die W ortfolge der Variante von der übergroßen Mehrzahl der Versuchspersonen als die geläufigere be­

zeichnet, einige Male m it dem spontan geäußerten Bemerken, daß die W ortfolge, die sie als die geläufigere bezeichneten, zwar nach den Regeln der Sprachlehre in ko rre kt, dialektisch aber die gebräuchlichere sei.

Als charakteristisches Beispiel sei angeführt: Text C: vermögen nicht uns das Gefühl . . . z u rauben. Abschriften in 2 Fällen: vermögen uns nicht das Gefühl . . . z u rauben. Die fehlerhafte W ortfolge entspricht dem Sprachgebrauch.

Es müssen somit die 9 Umstellungen von W orten, die den Sinn des Satzes nicht stören, auch als Fehler in der R ichtung der größeren Sprachgeläufigkeit angesehen werden.

§ 12. Z A H L E N M Ä S S IG E Z U S A M M E N F A S S U N G D E R F E H L E R I N D E R R IC H T U N G D E R G R Ö SSER EN S P R A C H G E L Ä U F IG ­

K E I T I N D E N S IN N V O L L E N T E X T E N .

Von den 869 Fehlern der drei sinnvollen Texte (vgl. die zweite Kolum ne der Tabelle 4) liegen somit 314 Substitutionen -f- 9 W o rt­

umstellungen = 323 Fälle (38 % der Gesamtzahl) in der R ichtung der größeren sprachlichen Geläufigkeit.

Die Verteilung dieser Fehler auf die einzelnen Fehlerarten zeigt die Tabelle 13, in der w ir in je zwei nebeneinanderstehenden Kolumnen Ih r die einzelnen Fehlerarten die Gesamtzahl der Fälle und die Zahl der durch die größere Sprachgeläufigkeit erklärbaren Fälle einander gegenüberstellen. Im einzelnen ist die Anordnung aus den Tabellen­

überschriften ersichtlich.

T a b e lle 13.

Auslassung von W ortteilen

Zusatz von W ortteilen

Fälschung von Worten

Fälschung von W ortteilen

Umstellung von Worten

Umstellung von W ortteilen

Im Texte

Gesamtzahl der Fehler Davon in der Rich­ tungder gßeren Sprachgeufigkeit Gesamtzahl der Fehler Davon in der Rich­ tung der gßeren Sprachgeufigkeit Gesamtzahl der Fehler Davon in der Rich­ tungder größeren Sprachg eufigk eit Gesamtzahl der Fehler Davon in der Rich­ tungder gßeren Sprachgeufigkeit Gesamtzahl der Fehler Davon in der Rich­ tungder gßeren Sprachgeufigkeit Gesamtzahl der Fehler Davon in der Rich­ tungder gßeren Sprachgeufigkeit

A 64 45 36 19 30 23 18 4 l l 3 2

C 69 30 21 1 30 18 42 15 6 6 9

D 169 85 61 5 54 36 108 31 2 2 7

Zu­

sammen 302 160 118 25 114 77 168 50 9 9 19 2

Die Zusammenfassung der Tabelle 13 besagt fü r die Abschriften sinnvoller Texte:

1. Von 302 Auslassungen innerhalb des Wortes folgen der R ichtung der größeren

Sprachgeläufig-k e i t ... 160 = 53%

2. Von 118 Zusätzen innerhalb des Wortes folgen der

R ichtung der größeren Sprachgeläufigkeit . . 25 = 21 „ 3. Von 114 Wortfälschungen folgen der R ichtung der

größeren S p ra c h g e lä u fig k e it... 77 = 68 „ 4. Von 168 Fälschungen von W ortteilen folgen der

R ichtung der größeren, Sprachgeläufigkeit . . 50 = 80 „ 5. Von 9 W ortum stellungen folgen der R ichtung der

größeren S p ra c h g e lä u fig k e it... 9 = 100 „ 6. Von 19 Umstellungen innerhalb des Wortes folgen

der R ichtung der größeren Sprachgeläufigkeit . 2 = 1 1 „

§ 13. D IE G RÖ SSERE S P R A C H G E L Ä U F IG K E IT A L S F E H L E R ­ U R S A C H E B E IM A B S C H R E IB E N DES S IN N L O S E N T E X T E S . Die Abschriften des sinnlosen Textes weisen eine Reihe von Ände­

rungen auf, die offenbar zustande gekommen sind durch die bei den Versuchspersonen vorhandene Tendenz, fü r eine sinnlose Silbe m it ihrer ungeläufigen Lautverbindung eine im K lang- oder S chriftbild ähnliche geläufigere, sinnvolle Lautverbindung zu substituieren. Es kommen z. B. folgende Fehler dieser A rt vor :

Z ur Psychologie der Schreibfehler 43 a) Auslassung eines Lautes: k ru h — kuh, k ü rz t— k u rt und kurz.

b) Zusatz eines Lautes: dü — d i i r , lad — la n d , vol — voll, quasch — quatsch.

c) Fälschung eines Lautes: g a is — geis, hobf — hopf, auz — aus, stük — stück.

d) Umstellung der L aute: d ra ■— dar.

Diese Beispiele zeigen schon, daß auch beim Abschreiben sinn­

loser Silben die Geläufigkeitstendenz als Ursache der Schreibfehler sich geltend zu machen scheint. Wenn eine an sich sinnlose L a u tv e r­

bindung, welche als Bestandteil sinnvoller W orte selten vorkom m t, in eine an sich zwar wiederum sinnlose, aber als Bestandteil sinn­

voller W orte häufiger vorkommende umgewandelt w ird, so kann auch in diesem Falle von einer geringeren oder größeren Sprachgeläufigkeit gesprochen werden. So ist z. B. fü r das W o rt eipduchz öfter ge­

schrieben worden eipduchs. Die Verbindung uchz kom m t vor in juchzen, schluchzen, uchs hingegen in den W orten: Fuchs, Luchs, Wuchs etc. F ü r die nähere Untersuchung des Problems können w ir uns auch hier auf das w ertvolle statistische M aterial in K a e d in g s H äufigkeitsw örterbuch stützen.

K a e d in g hat im zweiten Teile seines Häufigkeitswörterbuches auch die H äufigkeit der Buchstaben und Buchstabenverbindungen innerhalb der W orte der deutschen Sprache ziffernm äßig festgestellt.

Das angeführte Beispiel erscheint nach K a e d in g s Zählungen in der F orm uchz 87 mal, in der Form uchs 568 mal.

Wenn w ir nun feststellen wollen, ob größere Sprachhäufigkeit den Fehler verursacht hat, so können w ir beim sinnlosen M aterial nicht wie beim sinnvollen einfach Text- und Fehlw ort einander gegen­

überstellen. Denn die Textw orte sind säm tlich sinnlose W orte, kommen also in der deutschen Sprache überhaupt n ich t vor. Und auch die entsprechenden Fehlworte ergeben m it einigen wenigen Ausnahmen, bei welchen es sich übrigens nur um einsilbige W orte handelt,

überstellen. Denn die Textw orte sind säm tlich sinnlose W orte, kommen also in der deutschen Sprache überhaupt n ich t vor. Und auch die entsprechenden Fehlworte ergeben m it einigen wenigen Ausnahmen, bei welchen es sich übrigens nur um einsilbige W orte handelt,

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