• Nie Znaleziono Wyników

Von Dr. OTTO HEYN, N ürnberg.

(Schluß von S. 71.) III. A u s b l i c k i n d i e Z u k u n f t .

1. W ä h r u n g .

W en d en wir uns nach diesem Ausflug in das Gebiet der Theorie zu den p r a k t i s c h e n A u f g a b e n , die uns auf dem G ebie te des G eld w esens g e ­ stellt sind, so ha ndelt es sich jetzt, nach d e r B e e n d i g u n g des Krieges, um die Ausgestaltung u nserer W ä h r u n g für die Zukunft.

In dies er Beziehung ist zunächst festzustelten, daß wir bei dem schweren Frieden, den wir zu e rw a rte n haben, auf Jah rzeh n te hinaus nicht daran denken können, die fr ühere G o ld w ä h ru n g (G oldumlaufw ährung) w ieder einzuführen.

Solange d e r G e ld b ed arf so g ro ß ist wie jetzt und bei der schwindelnden Höhe d e r Pre ise und Löhne d e r N ote num lauf allein über 30 Milliarden M beträgt, reicht das in der W elt vorhandene Gold überhaupt nicht aus, um uns neben den übrigen Völkern mit dem nötigen Goldgeld und goldgedeckten sonstigen Umlaufmitteln zu versehen. W enn auch dieses Hindernis später wegfällt, weil der Bedarf zurückgeht, so ko mm t doch in Frage, daß der E r ­ werb des erforderlichen Goldes, das wir überdies aus dem Auslande beziehen müßten, viel zu viel k o s t e t . Bei unserer schwierigen W irtschaftslage können wir nicht 10 bis 15 Milliarden M allein für Gold verau sgab en ! So viel w ürd e aber, mäßig geschätzt, w enig stens dann nötig sein, wenn die Entente ihre amtlich ku n d g e g e b e n e Absicht ausführt, sich unseren jetzigen Goldschatz von 2300 Millionen M ( G o l d m a r k ! ) bis auf den letzten Rest ausliefern zu lassen.

E s g e h t a b e r a u c h o h n e G o l d w ä h r u n g . Ja, es darf so gar behaup­

tet werden, daß die G old w ährung, wie wir sie fr üher hatten, n i c h t die hohe W ertsc hätzung verdient, die ihr bisher überall zuteil g ew orden ist. Freilich kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Goldgeld jedem anderen Geld, ins­

besondere dem Papiergelde, vorzuziehen ist; denn das ü o ld g e l d besitzt neben seinem W e r t als Geld, wie er auch dem Papiergeld eignet, noch einen W aren w ert als Stück Gold. Die se r G o ld w e rt ist überdies nicht nur im In­

lande, sondern in der ganzen W elt anerkannt. A ußerdem besitzt das G old ­ geld teils w eg en seiner internationalen G eltung, teils auf G ru n d der histori­

schen E rfahrung das volle Vertrauen aller Verkehrsteilnehmer. Infolgedessen ist es der G e fa h r d e r E n tste h u n g von Miß trauen mit der Folge von Unregel­

mäßigkeiten bei d e r Pre isbildung nicht ausgesetzt, w ährend diese Gefah r bei dem Papie rgeld e nicht ausgeschlossen ist.

Diese unle ugbaren V orz üge des Goldgeldes w ürden jedoch nur dann aus­

schlaggebend sein, wenn bei einer G o ld w äh ru n g a l l e s G e l d aus G o l d be­

stände. Das trifft aber nicht zu. Auch bei un se r e r früheren G o ld w ä h ru n g befanden sich, wie schon erw ähnt, neben etwa 2000 bis 2400 Mill. M Goldgeld 2107 Mill. -M Banknoten, 240 Mill. M Reichskassenscheine, 1250 Mill. M un te r­

wertige Silber- und Kupfermünzen, 7300 Mill. M Bankgeld in der Gestalt

160 A B H A N D L U N G E N

von Scheckdepositen usw., zu sa m men also, w enn w ir von d en Scheide­

m ünzen absehen, fa s t 10000 Mill. M N o te n u n d B ankgeld im Umlauf, die n u r m it 1400 bis 1800 Mill. M, also zu e tw a 16 v H m it G o ld g e d e c k t w aren . N o ch u n g ü n s t ig e r w a r e n die V erh ältn iss e in a n d e re n Ländern , allen v oran in d e m fü h ren d en G o ld w ä h ru n g sla n d E n g l a n d . E n gland h a t es fe rtig gebracht, tr o tz st r e n g s t e m F esthalten an d e r metallistischen G eld le hre am meisten G old zu sparen, o d e r richtiger, seine W ä h r u n g a u f die schm älste Gold basis zu stellen. N e b e n einem G old u m lau f von h ö c h ste n s 110 MilL £ h a t es vor d e m K rieg e 778 Mill. £ a n d e rw e it ig e Zahlmittel, N o te n u n d Bankgeld, d. h.

S checkdepositen usw. v e rw e n d e t, fü r w elc he n u r ein e G o ld d e c k u n g von 40 Mill. £ ( G o ld v o r ra t d e r Bank von Engla nd), also nic ht m e h r als 5,1 vH v o rhanden w a r 8). Berücksichtigt man, d a ß bei ein er P anik o d e r ein e r Krise, wie sie d e r W e lt k ri e g m it sich bra chte, das im U m lau f befindliche G oldgeld von d en glücklichen Besitzern zurückgehalte n, »thesaurie rts w ird u n d aus d e m U m lau f v e rs c h w i n d e t; b e rü ck s ich tig t m a n fern er, d a ß d e r V e rk e h r dann ausschließlich auf die V e r w e n d u n g v on N o te n un d Ban kgeld angew iesen is t d e r e n W e r t nach d e r h errsch en d en metallistischen T h e o rie ausschließlich in d e r G o ld d e c k u n g b e s t e h t u nd d e r e n G o ld d e c k u n g n u r 5 bis 16 v H b e t r ä g t , b erücksic htig t m an endlich, d a ß das Gold, welches diese G o ld d e c k u n g bildet g a rn ic h t einmal v e r f ü g b a r ist, weil bei je d e r g r ö ß e r e n N a c h f r a g e w ie z. B.

im Juli 1914 die A b g a b e von G old v e r w e i g e r t wird, d a n n d ü rf te n doch g e ­ w isse Z w eifel an d e r V ortrefflic hkeit ein e r G o ld w ä h ru n g , w ie sie fr o h e r b e ­ stand, auftauchen. W e n n die se Zweife l b is h e r nicht h e rv o r g e tr e t e n sind, so li egt d e r G r u n d ein erseits darin, d a ß die K enntn is d e s G e ld w e se n s nicht w e it v e rb r e it e t ist, anderseits darin, d a ß fa s t allgem ein die s o n d e r b a re Auf­

f assung besteht, d aß n u r die Banknote n e in er b es o n d e r e n G o ld d e c k u n g be­

dürf en, nicht a b e r auch d a s sons tige Bankgeld, die Scheckdeposite n und kurz fristigen K o n to k o rr e n tfo r d e ru n g e n , o b w o h l die se sich von d en Banknoten n u r d ad u rch unte rscheiden, d aß sie u n v e r b r i e f t e F o r d e r u n g e n an die Banken darstellen, w ä h re n d die B anknote n v e r b r i e f t e sind. M it Stolz h a t E ng lan d im m e r d a ra u f h ingew iesen, d a ß seine B an k n o ten im vollen Be­

trage, ja bis zu ein em D ritte l d a r ü b e r m it G o ld g e d e c k t seien. D a ß die viel g r ö ß e r e M e n g e d e r Scheckdeposite n j e d e r G o ld d e c k u n g en tb e h r t, w u r d e ab er mit keinem W o r t erw ähnt. D abei b e tr u g e n diese S checkdeposite n usw. vor dem K rieg (am 23. April 1914) nic ht w e n ig e r als 778 MilL £ , w ä h r e n d an N o te n nicht m e h r als 29 Mill. £ im U m la uf w'aren!

O b es nicht möglich w äre, die hieraus herzu leiten d en Bedenken zu bese i­

tigen und eine G o ld w ä h r u n g herzu stellen, die g r ö ß e r e Sicher heit bietet, bra u c h e n w ir h ie r nicht w e ite r zu unte rsuchen. U n s e re t r a u r ig e W irtsch a fts­

lage lä ß t ja, wie schon festgestellt, nic ht einmal die W ie d e r e in f ü h r u n g einer a u f so sc hm ale r G oldbasis ru h e n d e n G o ld w ä h r u n g zu. U ns b leib t u n t e r den o b w a lte n d e n U m stän d en keine an d e re W a h l als die P a p i e r w ä h r u n g 9), ln w elc her F o rm ( G o ld k e m w ä h r u n g , G old d ev is en w äh ru n g , reine P a p ie r w ä h ­

5) A ngab en v o n K a e m m e r e r im B an k-A rchiv 1. A u g . 1918 S. 218.

s) A u ch d ie Frank!, Ztg. Nr. 312 v o m 10. D e r . 1918 u nd L a n s b u r g h in »D ie B ank“ N ovem ber-h eft 1918, d ie früber-her d ie eifrig sten V orkäm pfer d er G oldw äber-h ru n g w a ren , ber-h a b en sic ber-h s c ber-h o n m it dem G edan k en an e in e P a p ierw ä h ru n g , er ster e m it der G o ld k em w ä h ru n g , letx terer m it d er G o ld d ev ise n Währung, ab gefu n d en .

GEL D, W Ä H R U N G , V ALUTA 161 rung), wird selir wesentlich davon abhängen, o b die E n ten te unseren G o ld ­ schatz g anz o d e r teilweise in unserem Besitze läßt, o d e r ob sie seine A us­

lieferung fordert. Sicherlich w erden wir einer solchen F o rd eru n g den äußersten W id ersta nd entg ege nsetz en, und vielleicht wird die Entente, sei es in A usfü h­

ru ng der von W i l s o n v erkündeten G rundsätze eines gere chten Friedens, sei es im w ohlv ersta ndenen eig en en Interesse, um uns »gesellschaftsfähig« zu erhalten, uns den Gold sc hatz belassen. J e d e i f a l s müsse i wir auf alles ge fa ßt sein. Deshalb wollen w ir hier einmal den schlimmsten Fall setzen: daß wir unseren ganzen Gold sc hatz a b g e b e n müssen. W ü rd e n sich auch dann noch einigerm aß en befr ie digende W ährungs verhältnis se hersteilen lassen?

W enn die metallistische T h e o rie recht h ätte mit ihrer Behauptung, daß d e r W e r t des G eld es lediglich auf dem W e rte des Metalles beruhe, aus dem es b esteht o d e r auf welches es eine A nweisu ng bildet, dann sähe es in diesem Falle se h r schlecht aus. Die Metallisten haben aber n i c h t recht. Auch ein Geld, das nicht aus Metall besteht und das keine A nw eisung auf .Metall bildet, wie das reine Papie rgeld , hat einen W ert, wie fr üher bei der Darstellung d e r Lehre d e r nominalistischen T heorie (S. 67) eingehend d arg eleg t worden ist.

Daß die nominalistische T h e o rie wirklich Recht hat, daß Zahlkraft, Kauf­

kraft und Besch affungsk osten dem stoffw ertlo sen Gelde wirklich einen hin­

reichenden W e r t verleihen, hat sich w ä hrend d e r ganzen D auer des Krieges g e ­ zeigt. Es ist ab e r niemals so deutlich herv o r g e tre te n wie in den letzten M o ­ naten, als infolge d e r herrschenden Geld knappheit die Banken bestürm t und Noten g e h a m s te r t w urd en, um die D eckung des G eldbed arfes der nächsten Tage und W o ch en sicherzustellen. N iemand hat in dieser Zeit darnach gefrag t, ob das Papie rgeld mit Gold gedeckt, und wie hoch die G olddeckung sei. Dieser Umstand w a r je derm ann gleichgültig. Z a h l u n g s m i t t e l wollte man haben, um seinen V erp flic htungen nachkommen, Schulden aller Art (u. a. auch an Löhnen und G ehälte rn) bezahlen und B edarfsgegenstä nde kaufen zu können.

Diese stürmische N achfrage nach dem stoffw ertlosen Gelde verdient um so mehr Beachtung, w enn man berücksichtigt, daß sie zu einer Zeit stattfand, in welcher durch die infolge d e r Geld ham ste rei ein getretene V erm ehrung seiner Menge und du rch eine G old ab g ab e von 242 Mill. M (im N ovember) die G old­

deckung wesentlich v erm in d er t w urde und die Wechselkurse dauern d und stark zurückgingen, zu ein er Z eit also, in d e r alles, w as die Metallisten bei einem Papiergelde noch als dessen W ertb asis anzuerk ennen gen eig t sind, ungünstig verändert und abgeschw ächt w u r d e 10).

Man kann nun freilich die nominalistische Theo rie für richtig halten und dem Papie rgeld einen eigenen W e r t zuerkennen, aber doch, g erade un te r H in­

weis auf die E rfah ru n g en des Krieges, auf die herrschende »Inflation«, die hohen Preise und den nie drigen Auslandkurs unseres Geldes der P apierw äh­

rung g ro ß e Bed en ken entg egenbrin gen. D amit w ü rd e n aber die Ursachen ver­

kannt w erd en, die den erw äh n ten Ersch ei nungen zugru nde liegen. Diese U r­

sachen sind, wie schon fr üher (S. 63) d argelegt, in g anz an deren U m ständen zu suchen. Die P a p ie r w ä h r u n g hat n u r insofern einen Anteil daran, als sie

1 ) N och n ä h e r a u f d ie se n G e g e n s ta n d e in z u g e h e n , m u ß w is s e n s c h a ftlic h e n A b h a n d lu n g e n V o r ­

b e h a lte n b le ib en . V ergl. u . a . d ie A u s e in a n d e r s e tz u n g d e s V e rla s s e rs m it P ro fe s s o r D i e h l in d em A u f s a tz e : G o ld w ä h ru n g o d e r G o ld k e rn w ä h ru n g . J a h r b ü c h e r fü r N atio n a lö k o n o m ie u n d S tatistik J a n u a r h e i t 1919.

102 A B H A N D L U N G E N

die Realisierung der dem S taate erteilten Kredite in G eld form erm öglichte , s o ­ weit die bew illigten B eträge nicht auf d e m A nle ih ew ege a u fg e b r a c h t w erden konnten. Die s o g e n a n n te Inflation — ü h e rm ä ß ig e N o te n a u s g a b e — w u rd e nicht etw a dadurch vera nlaßt, d aß die R eg ie ru n g sich ein V e r g n ü g e n daraus machte, im m er neue N o te n zu drucken, weil d e re n H e rste llu n g nichts k ostet, sondern weil d e r G e ld b e d a rf eine V e r m e h r u n g d e r N o te n m e n g e e rforderte, und zwar einerseits der G e ld b ed arf zur Realisierung* d e r a n d e rw e itig nicht u n ter zu b rin ­ g e n d e n K riegskre dite des Staates, anderseits d e r G e ld b e d a rf zur E rle digung der Um sätze im gew öhnlichen V erk ehr, die bei den g estieg en en Preisen bei nicht e n ts p re c h e n d e r A u sd e h n u n g des barg eldlo sen Z ah lu n g sv er k eh rs im m er mehr Geldzeichen e rforderten. Eine w i l l k ü r l i c h e N o te n a u s g a b e h a t auch nicht im g e ri n g s te n s t a tt g e f u n d e n ; eine kostenlo se N o te n a u s g a b e w a r g a r nicht m ö g ­ lich, weil d e r S ta a t S chuld verschreibungen im gleichen B etrage hinterlegen muß, und d e r U m fan g d e r N o te n a u s g a b e h a t sich se lbst in d ie s e r Zeit der g r ö ß t e n N o t D eutschlands stets in den G re n z e n g ehalten, die durc h die g e ­ setzlichen B estim m ungen ü b e r die K rie gskredite vom Volke selbst durc h seine legitimen V ertr e te r, Bundesrat und Reichstag, fe s tgesetzt und in Anbetracht d e r Unmöglichkeit, die Mittel zur D eckung d e r S ta a tsa u fg a b e n sämtlich ebenso wie in Frie densz eite n auf d e m S te u e r w e g e o d e r d urch öffentliche Anleihen aufz ubrin gen, u n t e r dem D rucke d e r V erhältnisse g u tg e h e i ß e n w a r e n 11).

D ürfen wir hiernach feststellen, daß u nsere E rfa h r u n g e n im Kriege der P a p ie r w ä h r u n g g ü n stig sind, so ist doch nicht zu ü b ers ehen, daß diese E rfah­

rungen lediglich für eine P a p ie r w ä h r u n g i n d e r j e t z i g e n V e r f a s s u n g sprechen. In te g rie re n d e r Bestandteil d e r jetzigen G eld v erfassu n g ist a b e r der zurzeit noch v o rh a n d e n e G o l d s c h a t z u n s e r e r R e i c h s b a n k v o n 2,3 M i l l i a r d e n M. W e n n d ie ser G old schatz auch nicht die unm ittelbare Stütze für den W e r t u nseres Geld es g e w e s e n ist, so hat e r doch zweifellos mittelbar se h r wesentlich dazu beig etrag en , diesen W e r t zu erhalten, indem er das V e r ­ t r a u e n zum G elde stütz te und d ad u rch U nre g e lm ä ß ig k e ite n bei d e r Preis­

bildung und d e r K rediterteilung v erhütete. Noch je tzt sind se h r viele Leute d e r M einung, daß u n ser G old schatz die eigentliche G ru n d la g e f ü r den W ert des P apiergeldes bilde, und nur im Hinblick auf dessen u n v e r ä n d e r te n Bestand haben sie bis her Geldsc huldverp flic htungen u n te r den gleichen Bedin gungen wie frü h er be g rü n d e t, gleich h ohe Kau fp reise wie so n s t g e f o r d e r t und bezahlt.

!') E s is t m ö g lic h , d aß im N o v e m b e r u n d s p ä te r u n te r d e r R e v o lu tio n s r e g ie r u n g U n r e g e l­

m ä ß ig k e ite n v o rg e k o m m e n sin d . D as w ä r e a b e r b e i e in e r G o ld w ä h r u n g a u c h g e s c h e h e n . W er g e g e n te ilig e r A n sic h t ist, v e rg iß t v ö llig , d a ß s e lb s t u n te r d e r a lte n R e g ie r u n g d ie v o r d e m K rieg e b e s ta n d e n e G o ld w ä h ru n g o h n e w e ite r e s a u f g e h o b e n w u r d e , a ls d e r K rie g a u s b ia c h . D ie R evolu- t io n s r e g ie iu n g h ä tte z w e ife llo s e b e n fa lls so fo rt d ie E in lö s b a r k e it d e r N o ten a u fg e h o b e n (s c h o n um k ein G o ld in s A u sla n d g e la n g e n z u la s s e n ) u n d w ä r e d a n n n ic h t a n d e r s v e r f a h r e n a ls le tz t, ln F rie d e n s z e ite n lie g e n d ie V e rh ä ltn is s e in d ie s e r B e z ie h u n g n a t ü r ich v ie l g ü n s tig e r . D a n n is t es m ö g lich , d e n S la a t h in s ic h tlic h d e r D e c k u n g s e in e r A u s g a b e n a u s s c h li e tl ic h au f d e n W e g d er S te u e r e r h e b u n g u n d d e r A n leih e zu v e r w e is e n , u n d d a n n k a n n d ie A u s g a b e v o n S ta a ts p a p ie rg e ld o d e r v o n B an k n o te n g e g e n R e ic h s s c h a tz w e c h s e l o d e r a n d e re R e g ie r u n g s s ic h e r h e ite n ü b e r h a u p t v e r b o t e n w e rd e n . G e s c h ie h t d as, s o is t e in e V e r m e h r u n g d e r M e n g e d e s G e ld e s r u r n o c h in d e r W e is e m ö g lic h , d aß g e g e n D is k o n tie ru n g v o n W a r e n w e c h s e ln u s w . v o n d e r R e i c h s b a n k N o t e n a u s g e g e b e n , o d e r d a ß g e g e n H in te rle g u n g v o n W e c h s e ln o d e r a n d e r e r S ic h e r h e ite n s e it e n s d er P r i v a t b a n k e n S c h e c k k r e d i t g e w ä h r t w ird . D e m S t a a t e i s t d a n n j e d e B e e i n f l u s s u n g d e r M e n g e d e s G e l d e s e n t z o g e n , e in e „ b o ls c h e w is tis c h e P a p ie r w ir ts c h a f t“, s o la n g e ü b e r h a u p t d ie G e s e tz e g e a c h te t w e rd e n , u n m ö g lic h g e m a c h t.

GELD, W Ä H R U N G , V ALUTA 103 H ierd u rch a b e r w urd e bewirkt, daß die eigentlichen W e r t t r ä g e r des G eld es:

Zahlkraft, K aufkraft und Beschaffungskosten keine M in d e ru n g erfuhren.

W e n n nun die E nte nte, wie w ir hier voraussetzen, diesen Goldschatz w e g ­ nimmt o d e r uns zwingt, den se lben auszuliefern — w ü rd e sich dann d e r Verkehr ebenso g la tt abw ickeln, w ü rd e sich auch d ann kein Miß trauen zeigen und die Pre isbildung auch dann nicht g e s t ö rt w e r d e n ?

W e r es aufrichtig meint, kann diese F ra ge nicht ohne w eiteres bejahen.

N ur zu leicht ist es möglich, daß dann alle diejenigen, die bisher ihr Vertrauen auf den G old schatz setzten, in A ngst g e ra t e n und nun wie bei einer Panik an d e r Börse ihr G eld billiger w eg g eb en , also o hne andere n G rund höhere W arenpreise bew illigen, o d e r w enig stens bei Kreditgeschäften eine Risiko­

prämie bere chnen, um sich vor einer möglichen E n tw e rtu n g des Geldes zu schützen, und dadurch, o d e r indem s i e ihr Kapital ins Ausland bringen und so die Kurse d e r ausländischen Wechsel in die H öhe treiben, das, was sie b e ­ fürchten, nämlich eine E n tw e rtu n g des Geldes aus Ursachen auf d e r G eld ­ seite, nun wirklich herbeifü hre n. So viel wir auch schon seit Jahrzeh nten mit papiernen W e r t e n zu tu n haben, so fällt es doch jederm ann schwer, an ein dau ernd g u te s Fun ktionieren eines ü b e rh a u p t nicht mit Gold gedeckten stoff­

wertlosen G eld es zu glauben. Die se r U m stand aber bringt die G efa hr mit sich, daß M ißtrauen e n ts te h t und dadurch Unre gelm äßig keite n herb ei geführt werden.

In A nbetracht die ser G efa h r und um den Glauben an das P a ­ piergeld zu stütz en und Paniken, G eld entw ertung, Kapitalflucht und dergl.

vorzubeugen (außerdem zur E rm öglic hung einer Stabilisierung d e r Wechsel­

kurse), h abe ich mich stets dafür ausgesprochen, daß ein g ro ß e r Goldschatz, etw a in d e r H ö h e des jetzigen, also im Betra ge von 2000 bis 2400 Mill. M gehalten w erd e. Diese Stütze f r e i w i l l i g aufzugeben, w ürde ich (im Geg ensa tz zu Liefmann, Bendixen, D alb erg u. a.) mit Rücksicht auf den nun einmal v o r­

handenen und alle Kreise beherr schenden G old glauben dringend widerraten.

W erden wir dazu g e z w u n g e n , so bleibt uns keine Wahl, und wir müssen notg ed ru n g en die dam it v erb u n d en e G e fa h r auf uns nehmen. Möglich ist es immerhin, daß wir auch diese Belastungsp ro be aushalten. D er W e r t des Geldes ist ja an sich nicht vom G old e ab h ä n g ig ; er bleibt erhalten, so lange das V er­

trauen aufrechte rh alte n bleibt. Vielleicht b e w a h rt uns die N o t der Zeit, das Bewußtsein, daß es nic ht a n d e rs geht, v o r d e r G efahr, daß dieses V ertrauen schwindet.

U n te r allen U m ständen sollten wir uns ab e r mit dieser Gefahr schon jetzt v ertra ut machen und versuchen, ihr entg egenzuwirk en. Eine G efa hr besteht nur so lange, als die metallistische Ansicht herrscht, daß n u r der Geld- s t o f f im stande sei, d e m G eld e W e r t zu verleihen. Sie fällt fort, sobald die Ü b erzeu g u n g Boden gew in nt, daß auch ein s t o f f w e r t l o s e s Geld einen eigenen W e r t besitzt, und daß, wenn wir nicht den Kopf verlieren, auch ein Papiergeld allein im stan de ist, die Geld fu nktio n in völlig befriedigen der Weise zu erfüllen. Diesen wirtschaftlich u n d durch die Kriegserfahru ng bewiesenen Satz müs sen wir zur Ü b e rz e u g u n g o d e r zum G la ubenss atz w enig stens der fü h­

renden Kreise zu machen versuchen. Dann w äre die so notw endig e Aufrecht­

e r h a ltu n g des V ertr auens auch für den Fall gesichert, daß uns u n ser G old­

sch at z wirklich entzogen wird.

104 A B H A N D L U N G E N

Soviel ü b e r die Funktionsfähigkeit des P apiergeldes iin 11 11 a n d v e r k e h r ! 12) Wie s t e h t es nun mit dem A u s l a n d w e r t dieses Geldes, mit der F ra g e nach dem Kurse u n s e r e r V a lu ta ?

2. V a l u t a .

Einzelne meinen, daß das P apie rgeld und daß die W echsel und Schecks, die auf dieses P ap ie r g e ld lauten, aus inneren G r ü n d e n ü b e r h a u p t keinen stabilen Auslandkurs haben könnte n u nd mit N o tw e n d ig k e it den »wildesten Schw an kungen « a u sg es etzt seien. W ä r e es so, dann befänden w ir uns in schlim mer Lage. Ein s tark s c h w a n k e n d e r Wechselkurs, wie etw a im letzten H erbst, w ü rd e sich bei einem g r o ß e n A ußenhandel,, den wir ja alle erhoffen, als g e ra d e z u unerträ glic h erw eisen, Weil er ein viel zu g r o ß e s Risiko mit sich brächte. A u ß erd em w ü r d e uns die A ufnahm e von Anleihen im A us­

land e rs c h w e rt und v e rt e u e rt und die A ufn ahm e kurzfris tige r Kredite zu v o rü b e r g e h e n d e r Aushilfe u n te r A n w e n d u n g d e r Diskontpolitik ganz u n m ö g ­ lich ge m a c h t w erd en .

Glücklicherweise ist es anders.

Die H e rste llu n g und A u frech terh altu n g eines stabilen W echselkurses ist nicht a b h ä n g ig von d e r A rt d e r W ä h ru h g , so n d ern davon, daß die im Aus­

lan dverkehr e in g eh e n d en und ausg e h e n d e n Zahlu ngen stets zu (an nähernd) gleichem Kurse bilanziert w e rd e n können . D aß es so ist, bew eisen die E r­

fa hrungen Ö sterreich -U n g arn s in den letzten 15 Jahren vor dem Kriege, A rg entinie ns und Indiens. V oraussetzung ist lediglich: a) daß d e r aufrecht zu erhaltende »Parikurs« in d e r H ö h e fe stg esetzt wird, in d e r A n g e b o t und Nach­

fr age nach den W echseln des Landes (die in d en ein gehe nden und ausgehenden Z ahlungen ihren U rs p ru n g finden) i m D u r c h s c h n i t t d a u e r n d zum Aus­

gleich kom m en k ö n n e n ; b) daß V o rk e h ru n g e n g e tr o ffe n w erden, um bei vor­

üb e rg e h e n d e n Schw ankungen die aus dem gew öhnliche n V e rk e h r sich e r g e ­ benden Ü b e r s c h ü s s e von A n g e b o t o d e r N ach fra g e auf dem W echselm arkte durch künstliche A npassung (also durc h V e rm i n d e r u n g d e s A n g e b o ts oder V e rm e h r u n g d e r N achfrage o d e r u m gekehrt) auszugleichen und so die na­

türlichen Schw ankungen des Kurses in en g e n G ren zen zu halten.

a) H ö h e d e s K u r s e s .

Für die richtige F e stse tz u n g des P arikurses sind, wie bere its e r w ä h n t (wenn wir von der reinen K ursspekulation ab se hen), lediglich die V erhältnisse des A uslandverkehrs m aß g eb e n d , aus denen sich erg ibt, o b Z a hlungen, u nd in wel­

cher Richtung und in welchem U m fa n g e sie zu leisten sind. H ie rf ü r komm en in e rs te r Linie A u s f u h r und E i n f u h r in Betracht. F ü r diese sind eine Reihe Fakto ren, vor allem die Pre ise im In -und Auslande, d a n e b e n a b e r auch die H öhe des W echselkurses se lbst und die T r a n s p o r tk o s t e n einschließlich der in Betracht kom m en d en Zölle, bestim m end. W e n n 10 t Kohle in D eutsch­

land 160 M kosten und d e r Preis in d e r Schweiz 200 Fr b e tr ä g t, so ist eine

*0 E s s o ll h ie r n ic h t b e h a u p te t w e r d e n , d a ß d a s P a p ie r g e ld s ic h a u c h im K l e i n v e r k e l i r b e w ä h rt h a b e . J e d e r m a n n w ird w ü n s c h e n , d a ß d ie z u m e is t s c h m u t iig e n u n d te ilw e is e z e rr is s e n e n k le in e n S c h e in e so b a ld w ie m ö g lic h v e r s c h w in d e n u n d d u rc h m e t a l l e n e s S c h e i d e g e l d e r s e tz t w e rd e n . D a s lä ß t s ic h m it v e r h ä ltn is m ä ß ig g e r in g e n K o sten e r r e ic h e n u n d so ll a u c h h ie r d r in g e n d e m p fo h le n tV etden.

(JELD, W Ä H R U N G , V ALUTA 165 A usfu hr nach der Schweiz n u r dann möglich, w enn die d o r t zu 200 Pr ver­

kaufte Kohle dem deuts chen E x p o rte u r (abgesehen von T ransportk osten und G ewinn) 160 M bringt. Diese Möglichkeit ist geg eb en , wenn der Kurs 1 M

kaufte Kohle dem deuts chen E x p o rte u r (abgesehen von T ransportk osten und G ewinn) 160 M bringt. Diese Möglichkeit ist geg eb en , wenn der Kurs 1 M

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