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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 12, H. 3

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

M ONATM HRIFT DEt VEREINE) DEUT/CHER INGENIEURE» »REDAKTEUR D» M E Y E R

12. JAHRG. MÄRZ 1919 3 . HEFT

DIE SOZIALVERSICHERUNG

UND DER AUSGLEICH VON RECHTEN UND LASTEN IN DEN FRIEDENSVERTRÄGEN1).

Von Prof. Dr. A. GÜNTHER, Berlin.

I.

D i e A u f g a b e .

Suchen wir uns die G efü hle zu verg eg en w ärtig en , mit denen ein gro b er Teil der S ta a tsm ä n n e r und d e r öffentlichen Meinung in den feindlichen Län­

dern unsere g e g e n w ä rti g e Lage betrachtet, die Stimmung, von der d e r Aus­

gang der F riedensverhandlungen in hohem Maße abhängen wird, uns zu verdeutlichen, so wird, wenn wir über ein reichliches Maß von Haß, Scha­

denfreude und - Unkenntnis w eg sehen, bei den wirtschaftlich denkenden und politisch erzogenen Köpfen etw a folgendes vorherrschen: Erstaunen über eine anscheinend so vollkommene W an d lu n g in den Anschauungen des d eu t­

schen Volkes, Zweifel, wie man sich zu den an die Stelle der »militaristischen«

getretenen sozialistischen A nwandlungen verhalten soll, im besten Falle die Neigung, einen Versuch innerhalb des V ölkerbundes mit dem unschädlich gemachten G e g n e r zu w a g e n ; aber bereits auch Besorgnis, ob dabei nicht

■ein neuer W e tt b e w e r b hervorgerufen werde, M ißtrauen in die ungebrochene Wirtschaftskraft und in den dem okratischen Eifer des, trotz allem, technisch und sozialpolitisch reifsten Volkes der Erde.

Solchen Anschauungen- g e g e n ü b e r w ar bei uns bisher eine einheitliche Haltung nicht w ahrz unehm en. W ir haben ziemlich viel ethische Gesichts­

punkte geltend ’gem acht, auf Wohlwollen und volles Verständnis für unsere Lage ge re chnet, und nicht alles entsprach dabei d e r W ü rd e des nicht durch Waffengewalt Besiegten. Vielleicht ist es d e m g e g e n ü b e r zweckmäßig, den V ö l k e r b u n d und den w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n N e u a u f b a u einmal unter vorzugs weise w i r t s c h a f t l i c h - t e c h n i s c h e m Gesich tsp unkt zu sehen, im b esonderen die sozialpolitischen Klauseln der Friedensv erträ ge die­

sem G esichtspunkt unte rzuord nen, von dem aus der internationale L a s t e n - ,

*) S o n d e rd ru c k e d ie s e s A u fsa tz e s w e r d e n a b g e g e b e n .

1

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118 A B H A N D L U N G E N

R e c h t e - u n d P f l i c h t e n a u s g l e i c h V oraussetzung g e s u n d e r Erzeugungs-,.

V erteilungs- und V erbrauchsverhältnisse bei allen Völkern ist.

Lehnt man — bei uns o d e r im feindlichen Auslande —. diese Betrach­

lungsw eise ab, w erd en die durch den K rieg zerrissenen Fäd en , die bere its eine gew isse Festig kei t erlan g t hatten, nicht w ie der a n geknüpft, so ergibt sich eine doppelte M öglic hkeit: e n tw e d e r wird D eutschland gew altsam in seiner W i e d e r e r n e u e r u n g zurü ck geh al ten, vom W e ltv e rk e h r abgeschnitten, in Schuld knechtschaf t und Kreditlosigkeit belassen, o d e r a b e r vom fremden Kapital in eine Art Z w a n g s v e rw a l tu n g übe rn o m m e n . A ber es m ag fraglich sein, ob man dabei auf seine Rec hnung k ä m e ; denn im erste n Fall ist d e r V er­

brauch von — mit Deutsch-Österreich — 75 Millionen M enschen weltw irt­

schaftlich nicht leicht auszuschalten, die im zw eiten Fall sich e rg e b e n d e Sklavenarbeit aber ist als m in d e rw e rtig bekannt. D a g e g e n ve rla n g t ein System w ahren V ölk erv erstä ndnisses und entwickelten W eltv erk eh rs unm itt elb ar eine A usein andersetz ung zw ischen den N ationen ü b er das Preis- und Lohnproblem, als dessen U n terab teilu n g in einem gew issen, b e w u ß t ein seitigen Sinne die Fra ge der sozialpolitischen Lasten a n g eseh en w erd en kann. V or allem die S o z i a l v e r s i c h e r u n g , die innerhalb d e s Kreises der K ulturvölk er un­

gezählte Millia rd enw erte umfaß t, muß bekanntlich als eine L ohnergänzung erachtet w erden, die d e r U n te rn e h m e r privatwirtschaf tlich ebenso in Rech­

nung stellt, wie sie d e r A rb eiter in seiner V erbrauchsw irtschaft berücksichtigt.

Von diesem S tandpunkte aus b e d e u te t eine intern atio nale Vereinbarung- ü b er Sozialversicherung und so nstige sozialpolitische F ra g e n eine Angleichung ebenso d e r P roduktio ns- wie d e r L e b e n s h a l tu n g s k o s t e n ; let zter es in dem Sinne, daß ein g e g e n die Folgen von K rankheit, Invalidität, frühzeitigem Todesfall und g eg eb en en falls auch A rbeitslosigkeit gesch ü tztes A rbeiter­

dasein sich wesentlich an d ers abwickeln wird als ein solches, bei dem diese Sicherungen fehlen o d e r nur m angelhaft entwickelt sind. Zweifellos wird im erste n Fall das »freie«, nicht für die Befriedig ung u nm ittelb arer Bedürfnisse hera nzuziehende E in kom m en viel g r ö ß e r sein als bei N ichtv orhandensein der V ersic h e ru n g ; wahrscheinlich wird d e r V ers icherte a b e r auch m e h r für N ahru ng, Kleidung, W o h n u n g au sg e b e n können , auch bevölk er ungspolitisch günstige Folgen dürfen aus dem Gefühl g e s i c h e rt e r L e b en sg estaltu n g er­

w a rte t w erd en. T rifft dies schon für die national b eg ren zte V ersich eru n g zu, so m ü ß te d e r lückenlose intern atio nale A usbau d e r S ozia lvers icheru ng die persönlichen W e r t e des A rbeiterlebens noch wesentlich erhöhen. Auf der ändern Seite ab e r könnte n P roduktion und H andel an allen industriellen Plätzen be stim m te feste, ein ande r a n g e n ä h e rte Posten für die Lasten d e r Sozial­

ver sic herung und so nstigen Sozialpolitik einsetzen, die W e ltm a r k tp re ise w ü r­

den um einen ents p rech en d en Zusc hla g gleichm äßig, a b e r in durc haus er­

träglichem U m fa ng v e rt e u e rt und die soziale und wirtschaftliche G efa h r der

»Schmutzkonkurrenz« w äre nicht nur inner halb nationale r G re nzen, sondern allgemein be sc hw ore n.

W ie d e r sei an den A u sg an g sg ed an k en angeknüpft. Bei d e r unnatürlichen H ö h e u n ser er Löhne und Pre ise liegt es nicht fern, daß im Auslande fr ü h er o d e r s p ä te r mit krisenhaften Z u stä n d e n d e r deuts chen Volkswirtschaft, mit Preis- und Lohnsturz, dem zufolg e mit M as s e n a n fe rtig u n g von W aren zu H u n g e rlö h n e n und mit Schleuder n d ie ser m i nderw ertigen, billigen A us­

fuhrartikel — dem »Dumping« in v ers chle chterter Auflage — g e re c h n e t wird .

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S O Z I A L V E R S I C H E R U N G IM F R I E D E N S V E R T R A G E 119 Für solche V erz w eiflungsm aßnahm en z errü tteter Volkswirtschaften, die bei dichter Besiedelung, e in g eb ü r g erten A rb eitsg ew ohnheiten und unzweifelhaft vorhandenen Absatzm öglichkeiten lange Zeit erhalten bleiben können, hat man B eisp iele; die Volkswirtschaften d e r andere n Länder aber können sich den E inw irkungen die ser »Schmutzkonkurrenz« oft kaum erw ehren, denn ihre eigenen V erb rau ch er w erden sich g e g e n zu schroffe A bw ehrm aßnahm en wenden, und ihre eigenen Kapitalisten w erden die Pro duktio n der billigen Arbeitsländer gern in V erlag nehm en. Jedenfalls bedin gt das V orhandensein eines d erartig en F rem d k ö rp ers für die organische Entwicklung d e r W elt­

wirtschaft, für die Pro duktiv kraft und das soziale G e fü g e der begünstigtem Länder die beträchtlichsten Schwierigkeiten und Stö rungen, und man kann aus diesem G ru n d e herau s s e h r wohl verstehen, wenn gera de w ohlv ersta n­

denes E ig eninte resse der Ente ntesta aten den Einschluß Deutschlands in Völ­

kerbund und W e lt v e r k e h r fordert. Politische Ü berlegungen, die als Folge der V ere le n d u n g die in ternationale G efahr des Bolschewismus ver größert sehen, tr eten hinzu.

F ür die in ternationale V erstän d ig u n g auf diesem G ebie te ist die Gleich- mäßigkeit wichtig, mit d e r sich d e r zuerst in Deutschland heimische (jedanke der Sozialversicherung und d e r sonstigen Sozialpolitik über die Kulturw'elt hin verbreitet hat. »G erman ia docet«, ist oft beto n t worden. Das lange widerstrebende Eng land hat u n te r Lloyd G eorge, der die deutsche Sozial­

versicherung w ie derholt verherrlichte, eine b edeute nde Leistung in der Sozial­

politik hin ter sich g e b r a c h t ; Frankreich steht noch heute in vielen Rück­

sichten zurück, hat a b er doch die Unterlag en , auf denen w eitergebaut w er­

den kann. Die V ereinigten Staaten von Amerika haben sich dem G e ­ danken des sozialen Schutzes d e r wirtschaftlich Schwächeren erst langsam und noch unvollkommen erschlossen, ab e r auch hier sind, nachdem im Kriege ein b e d e u te n d e r Anlauf geglückt ist, grundsätzliche Schwierigkeiten wohl nicht vorhan den. Italien steht Frankreich durch viele S ondera bm achun­

gen nahe und wird gleichen Schritt mit jenem zu halten suchen. Die kleineren europäischen Staaten mit Ausnahme Belgiens und z. T. Luxem burg s haben zumeist das deu tsche Beispiel rückhaltlos befolgt. Rußland, m ehr noch Japan sind in einer b eso n d eren Lage, die aber, angesichts des ihnen durch billi­

gere Arbeitskräfte verliehenen V orspru ngs, eine internationale Bindung doppelt dringlich macht. Australien, Kanada, z. T. auch andere englische Dominien und Kolonien befinden sich mindestens auf gleicher Stufe mit dem Mlutter- lande; die anderen L änder d e r E rd e sind mit vereinzelten Ausnahmen weiter zurück, sow eit sich in ihnen unüberw indliche Schwierigkeiten für den sozialpolitischen Zusa m m ensc hluß zeigen, sind sie a b er auch nicht eigentlich Industrieländer, ko mm en also für den W e tt b e w e r b mit Europa und Amerika fürs erste nur in g e rin g e re m M aße in Betracht. Freilich wird d e r vorschau­

ende Blick w ahrnehm en, welche starken Triebkräfte in jenen Ländern dahin wirken, daß sie von der Rohstofflieferung zur Eig enerzeugung übergehen.

Um so dringlicher kann die g e re c h te Vertei lu ng der Produktionslasten werden.

D er Krieg hat neben so vielen zerstö renden und zersetzenden W irkungen auch gew isse A n regungen für den internationalen Ausbau d e r Sozialver­

sicherung und der anschließenden sozialpolitischen V erw altu ng g e b r a c h t ; denn die zeitweilige Besetzung fremden Bodens bedeute te unm ittelbar eine

• E rw eite ru n g des d e r nationalen Versich erung erschlossenen Gebietes, zu- 1*

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1 2 0 A B H A N D L U N G E N

nächst in dem Sinne, d aß zahlreiche Inländer n u n m e h r im »Auslände« t ä t i g w aren , dann a b er auch dahin g eh e n d , d a ß man das eig en e erp r o b te Sy stem auch dem besiegten Volke zugänglich mache n wollte. D aß freilich »W ohltaten nicht a u fg e z w u n g e n w erd en können«, e rf u h r unsere V e rw a ltu n g in Belgien, wo sie sich von d e r unzw eifelhaften sachlichen Ü b e rle g e n h e it d e r d e u t­

schen S ozialgesetzgebung einen versöhnenden, w e rb e n d e n Erfolg versprach, w ä hrend gleiche Schritte in den besetzten G eb iete n »des O s te n s und Süd­

o sten s nicht geschah en. W ahrscheinlich hat die gele istete Pio nierarbe it d e n ­ noch Spuren hinterlassen, an die ein sp ä te re r nationaler A ufb au wird an­

knüpfen k ö n n e n ; denn die materiellen W oh ltaten d e r Sozialversicherung und des A rbeiterschutzes sprechen doch d e ra r t für sich, d aß ihnen z. B. in Bel­

gien kein d a u e rn d e r W id e r sta n d m e h r sei tens d e r auf billige Produ ktio ns­

ko sten beda chten Industrie wird e n tg e g e n g e s e tz t w erden kön nen.

Das deutsche Beispiel hat die Franzosen nicht ruhen las sen ; w ir sehen sie eifrig am W erk e, in E lsaß-Lothringen mit d e r deuts chen Sozialversiche­

ru n g Schritt zu halten. Natürlich h eiß t es hier a b e r : »W en n zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe.« Eine amtliche Ä u ß e ru n g des französischen Mi­

nisterium s für A rbeit und soziale Fü rs o rg e, 1918, b e r i c h t e t 1) ü b e r M a ß ­ nah men , die zunächst für die G e g e n d um T h a n n zur A u sfü h ru n g gela ngten und die nun wohl auch auf das übrige Elsaß-Lothringen ü b e r t r a g e n werden.

Dabei zeigt sich d e r V o rsp ru n g d e r deuts chen Ein richtu ngen vor den fran­

zösischen in hellem Lichte, und es überrascht nur, d aß nach d e r genannte n amtlichen Quelle die Vorliebe d e r Elsäs ser und L oth rin g er für Sozialver­

sicheru ng noch aus d e r Zeit vor 1870 stam m en soll! Das wird auf Grund der sozialrechtlichen Tatsac h en nicht g anz leicht zu bew eisen sein; wenn e tw a die »W ohlfahrtsein ric htu ngen« d e r M ühlhäuser Industrie g e m e in t sind, so ist die U nfreiheit bekannt, die die A rbeiter d a g e g e n eintausc hten. Eine Ä n d eru n g in d e r aus d e r deuts chen V e rw a ltu n g übe rn o m m e n e n Kranken­

versicheru ng scheint n u r darin erfolgt zu sein, d a ß die Beiträ ge h e r a b g e ­ s e t z t w u r d e n ; in d e r Invalid enversic herung m u ß te am 1. A ug u st 1917 auf W u n sch d e r A rb e it g e b e r und A rb e itn e h m e r das deu tsche Z w an g s sy stem so­

g a r voll w ieder e in g efü h rt w erden, nur die K lebeinarken erhielten f r a n ­ z ö s i s c h e n B i l d s c h m u c k ! Vollends a b e r in d e r U nfallversicherung prägt sich die Rückständigkeit d e r französischen Sozia lversicheru ng a u s: da eine B erufs genossenschaft nicht be stand, die französische U nfa llvers icheru ng aber des Z w a n g s c h a ra k te r s entb eh rt, so w u rd e n die U n te r n e h m e r verpflichtet, selbst g e g e n die G e fa h r aus Betriebsunfällen in nerhalb d e r G re n z e n d e r d eu t­

schen Reic hsversic herungsordnung V ersich eru n g zu nehm en und e n tw e d e r die zuerkannte Unfallrente zu zahlen o d e r den N achweis d e r V ers icheru ng bei einer französischen G esellschaft zu erb rin gen.

W e n n diese N o tm a ß n a h m e n e in g e h e n d e r d argeste llt w urd en, so hat dies tür u n ser T h e m a den b eso n d eren Zweck, einmal die U nvollkom m enheit der g e g e n w ä rti g e n intern atio nalen V e rstä n d ig u n g darzutun, dann a b e r zu zeigen, wie e ng trotz aller K riegsw irren die B e r ü h ru n g s p u n k te zwischen den Völkern sind, und wie wrenig eine Ausschal tu ng d e r S o zialg esetzg eb u n g auf Erfolg rec hnen kann. Die sozialpolitische V e rw a ltu n g g e h ö r t eben in den heutigen

’) N ach „ R e ic h s -A rb e its b la tt“ 1918 Nr. 11.

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S O Z I AL V E R S I C H E R U N G IM F R I E D E N S V E R T R A G E 121 Industriesta a te n zu den Lebensn otw endigkeiten, genau wie Rechtsprechung o d e r je d e s a n d e re Fach des öffentlichen Dienstes.

W e n n hernach d e r bis herige S tand d e r Sozialversicherung in den wich­

tigeren K ultursta aten e r ö r te r t wird, so kann für die Z eit vor d e m Kriege sicheres, z. T. statistisches Tatsachen mater ial, aus d e m h ie r a b e r nur das w e ­ sentlichste m itg eteilt w erden soll, h e ra n g e z o g e n werden. A u d i die R ech tsu n ter­

lagen lassen einen G esam tüberblic k zu. Im Kriege h atte die Sozialversiche­

ru n g aller L än d er einen sc hw eren S t a n d ; tro tzd em sind hie r und d o r t g erade in den letzten J a h r e n wichtige E rw eite ru n g en v o rg en o m m en worden. Es w urde schon gezeigt, d aß überall G ru n d la g e n vorh anden sind, an die eine internationale V ers tä n d ig u n g anknüpfe n k a n n ; in o ft w iederkehrenden G e­

setzesbestim m ungen d e r einzelnen Länder sind A nsätze fü r das »Frem den­

recht« in d e r Sozialversicherung vorh anden, üb e r die hinaus verschiedene völkerrechtliche V e rtr ä g e die G leichstellung von In- und Ausländern — den idealen Z usta nd — anbahnen o d e r auch schon verwirklichen.

11.

K u n d g e b u n g e n f ü r i n t e r n a t i o n a l e S o z i a l v e r s i c h e r u n g . Z un äch st ist ein Überblick ü b e r die Schritte zur H erb eifü h ru n g sozial­

politischer Klauseln, so w eit sie auf Sozialversicherung Bezug haben, zu geben.

Die ältere V orgeschichte, die uns hie r w en ig er beschäftigt, h a t eingehend M a n e s ä) darg es tellt.

Die Bem ühungen, internatio nal e G rundsätze für die Sozialversicherung zu schaffen un d w irksam zu gestalten, knü pfen an den W e rd e g a n g d e r deutschen A rb eiterversic herung an. Ihre Schöpfer em pfanden die H ö h e d e r Lasten, die sie d en deuts chen U n te rn e h m u n g e n auferlegten, und sahen in gleichge­

richteten intern atio nalen M aßnahm en den notw endig en Ausgleich. So tagte denn bere its 1890 d e r g r o ß e in ternationale K ongre ß in Berlin unte r dem V o r­

sitz des F reiherrn v. B e r l e p s c h , und die deutschen Bahnbrecher des Ver­

sicheru ngsg edankens konnte n schon dam al s dem heute so viel erörte rten G e ­ danken in ternatio naler Solidarität Ausdruck geben. U ngefähr gleichzeitig entstand das Internat io nale Komitee für Sozialversicherung, dessen deutsche Abteilung g e ra d e in d en letzten W ochen durch den Mund ihres Vizepräsi­

denten, Dr. K a u f m a n n , u nd ih res G eschäftsführer s, Prof. Manes, w arm für die sozialpolitischen A breden in den F riedensverträgen eintrat. Die Eingabe des deuts chen Komitees vom 22. M ärz 1918 spricht von d e r den einzelnen Staaten au fzuerle genden völkerrechtlichen Verpflichtung, die in der Sozial­

versicherung g e w ä h rte n V erg ü n stig u n g en tunlichst einander g l e i c h w e r t i g und den A rbeitern und Angestellten g e g e n s e i t i g z u g ä n g l i c h zu machen.

Damit ist das eigentliche P ro g r a m m umrissen.

W e ite re E ingaben d e r G ew erkschafte n und der Gesellschaft für soziale Re­

form haben diesen Schritt in Deutschland, eine Denkschrift d e r Österreichi­

schen Gesellschaft für Arbeiterschutz h a t ihn in Öster reich eingeleitet. Der m a ßgebe nde Satz d e r an den Reichskanzler g erichte ten Ein gab e der Gesell­

schaft für sozi ale -Reform ist auch d e m W o rt la u t nach wichtig, weil sich an ihn

*) M a n e s : .S o z ia lp o litik in d e n F r ie d e n s v e rtr ä g e n u n d im V ö lk e rb u n d ”. B e rlin 1919. F e rn e r in d en „A n n alen für » o z iale P o litik u n d G e s e tz g e b u n g “, 3. 4. H eft 1918.

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122 A B H A N D L U N G E N

die im M ittelp unkt stehende Ä u ß eru n g des Prinzen M a x v o n B a d e n a n ­ g e le h n t ha t. G e w ü n sc h t wird, daß in den F rie d e n s v e rträ g e n Vorschriften über Sozialversich erung au fg e n o m m e n w erd en, welche die vertragschlie ßenden Regie rungen verpflichten, binnen ein er g e m e s se n e n Frist gleichartig e oder doch gle ichw ertige E inrichtu ngen zu treffen. Es w erd en dann ausdrücklich g e n a n n t: »Bestimm ungen ü b e r U m fan g und A rt d e r V ersich eru n g gegen Krankheit, Betriebsunfall, Alter, Invalidität, für W itw en- und Waisetiversor g u n g d e r A rbeiter in S ta dt und Land sow ie d e r Angestellten.«

Die deutsche R egierung hat dann, nach lä n g e r e r U n tätig k eit und nachdem ihre »V ergeßlichkeit« beim V e r tr a g von Brest-L itowsk vielfach g e ­ r ü g t w o rd en war, am 5. O k to b e r 1918 in der d e n k w ü rd ig e n Reichstagssitzun^

folgendes m itg eteil t:

»Die R e g ie ru n g wird bei den Frieden sv erh an d lu n g en dah in wirken, dal' tn die V e rtr ä g e V orschriften ü b e r A rbeitervers icherung au fg e n o m m e n w erd en welche die v e rtrag sch ließ en d en R eg ieru n g e n verpflichten, in ihren Ländern b i n n e n e i n e r g e m e s s e n e n F r i s t e i n M i n d e s t m a ß g l e i c h a r r i g e r o d e r d o c h g l e i c h w e r t i g e r E i n r i c h t u n g e n zur VersorguriL d e r A rbeiter bei Krankheit, Unfall und Invalidität zu treffen.«

In die ser A ufstellung ist die Arbeitslosig kei t nicht erw äh n t, vielleicht deshalb, w eü h ierfü r die Lage d e r einzelnen L ä n d e r tatsächlich eine ungleiche ist, u nd weil noch nicht an ein fe ste s V e rs ich eru n g sg efü g e ang ek n iip ft w e r ­ d en kann. D aß a b e r D eutschland in seiner g e g e n w ä r ti g e n sozialpolitischen S tim m ung sich internatio nalen M a ß n ah m en auch in die ser Richtung, die möglichst mit ein er V erstä n d ig u n g ü b e r A rbeitsmar kt, A rbeitsnachw eis und A rb eiterw an d eru n g en ein h erg eh en m üßten, nicht vers chließen w ü rd e , zeigt sich in d e r K u n d g e b u n g des de u ts c h e n Volk ssta ate s vo m D e z e m b e r 1918 und g e h t auch aus d en vorläufigen Beschlüssen ein er im Reichsarbeitsam t eingesetz ten Kommission, der als S ach v ers tän d ig e die H e r r e n Pro fessoi F r a n c k e , P ro f e s s o r M a n e s und J a n s s o n von d e r G eneralk o m m issio n det G e w e rk s c h a fte n D eutschlands a n g eh ö ren , herv or. In d e r D ez e m b e rk u n d g e b u n g war die Pflic htversicherung a u f allen d e n k b a re n G eb iete n d e r Sozial ver­

sicheru ng und für die ausländischen A rb eiter G leichs tellung g e f o r d e r t w ord en Nach d e r »Sozialen Praxis« vom 5. D e z e m b e r 1918 wird D eutschland bean tragen, daß schon im Vorfrieden eine grun dsätzlich e A n erk e n n u n g d e r so zialpolitischen F o rd e r u n g e n s t a ttfin d e t; im endg ü ltig en Fried en w ü rd e eine Kommission ü b e r die V ersich eru n g g e g e n K rankheit, Unfall, Alter, Invalide tat, A r b e i t s l o s i g k e i t , für M u t t e r s c h a f t und H in te r b lie b e n e zu bc raten hab e. — Z u e rw ä h n e n ist hier noch die von einer Kommission füi Sozialpolitik im Schöße d e r deuts chen Gesellschaft für V ölkerrecht und von der deuts chen Liga für V ölk erbund gele istete Arbeit.

W ä h re n d so in D eutschland entscheid ende Schritte g etan w urd en, rührten sich die sozialpolitisch in teress ierten Kreise auch i m n e u t r a l e n u n d f e i n d l i c h e n A u s l a n d . Besonders w ichtig ist die E in g a b e d e r Inter nationalen V e re in ig u n g für gesetzlichen Arb eiterschutz, die schon 1904 die Bese itig ung untersc hie dlicher B ehandlu ng in den V ers icheru ngs- und H a f t ­ pflichtgesetzen g e f o r d e r t hatte, an das Volkswirtschaftliche D e p a r te m e n t des Schweizerischen Bundesrats vom 11. Juni 1918. G e g e n ü b e r d en deu tschen Beschlüssen ko n z e n tr ie r t sich diese E in gabe in ihrem auf die Soz ia lversiche­

rung bezüglichen Teil auf den »Schutz d e r R echtsansprüche d e r A rbeiter im

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S O Z I A L V E R S I C H E R U N G IM F R I E D E N S V E R T R A G E 123 Auslände g e g e n ungleiche Behandlung in bezug auf ihre Rentenan sp rüche auf allen G e b ie te n d e r Sozialversicherung«. E r sei durch internationale Ü ber­

einkommen zu gew ährleisten, b esonders a b e r »sei für die Neutral isieru ng der V ersicherungsbeiträge ausländische r A rbeiter durc h Ü b e rtr a g u n g ihrer An­

sprüche an einen n eu tr alen Sta at auch f ü r den Kriegsfall S orge zu tragen«.

Diesen W ü n sc h e n h a t schon fr üher, im F e b ru a r 1917, die Internationale katholische U nion in Zürich v o r g e a r b e it e t: Es m üsse die volle Befriedigung der Ansprüche d e r kri eg fü h ren d en Staaten aus den Titeln d e r Sozialversiche­

rung erreicht w erd en.

U ngefä hr in dieselbe K erb e hieb en d e r Internationale Sozialistenkongreß m Stockholm und d e r auf E in ladung des S e k re tä rs d e s Internationalen G e­

werkschaftsbundes zusam m e n g e tre te n e (1.) Internationale G ew erk schaftskon­

greß in B ern; dieser, d e m neben deutschen, österreichischen, ungarischen und bulgarischen auch schweizerische, holländische un d skandinavische A rbeiterorga­

nisationen a n g e h ö rt e n (und d e m andere Neu trale n u r deshalb fern blieben, weil die E in ladung von d e r E n ten te zurückgehalten w urd e), g e h t mit den Be­

schlüssen d e r deuts chen G ew erks chaften nicht w en ig er einig, als die G e ­ sellschaft fü r soziale Reform m it d e r Internationalen V ere in igung für gesetz­

lichen Arbeiterschutz. Die Parallelität dieses V org ehens sichert den d e u t­

schen W ünsc hen Wid erhall in internat io nal en Kreisen, denen die sozial­

politischen V erbände d e r E n ten telän d er von frü h erer gem einsam er Tätigkeit her nahestehen. D e r jü ngste (2.) G ew erkschaftskongreß in Bern schloß sich vollinhaltlich an.

Aus Frankreich, England, Italien und Amerika sind Stimmen vernommen worden, die auf ein sozialpolitisches Konzert d e r Mächte vorzubereiten scheinen, wenn auch d e r Einfluß d e r gewerkschaftlich organisierten Ar­

beiter, die w ährend des Krieges vielfach in O pposition standen, nicht dem ihrer deutschen A rbeitsgenossen gleich g e w e r te t w e rd e n soll. In Frankreich hat die Arbeitskom mission d e r sozialistischen Mehrheitspartei bestim mte V or­

schläge für die Sozialpolitik im F ri e d en sv ertrag e gemacht, die sich an das genannte Berner P r o g r a m m u n d an noch n a m h a f t zu machende Beschlüsse der englischen G ew erk s ch aften in Leeds anschließen. Die »Humanité« berichtet darüber u. a., es seien ü b e r O rg an is atio n und G e g e n s e i t i g k e i t der Versicherung Beschlüsse zu fassen. Auch die Arbeitslosenversicherung soll hierbei mit eingeschlossen werden.

Nachdem bereits kurz nach K riegsausbruch die American Federation ol Labor wiederholt für intern atio nale V erständig ung ein getreten w a r 3), sind 1916 die englischen A rbeiter in Leeds, W in te r 1917 die amerikanischen in Buffalo mit ähnlichen Entschlie ßungen vorgetreten. D as Wahlm an ifest der englischen A rbeiterpartei h a t sich ebenfalls für sozialpolitische Klauseln in den Friedensverträgen eingesetzt. In Italien sind die soziale Union und die Landesgruppe der V ere in igung gegen Arbeitslosigkeit dem gleichen G e ­ danken beigetre ten.

Währe nd so in den sozialpolitischen Kreisen und den Arbeiterschichten der Industriestaa ten eine w eitgehende Ü bere in stim m ung besteht, die be­

sonders in den Beschlüssen von Leeds und Bern zutage tritt, haben sich die

*) V erg l. P ro f. F r a n c k e : „S o zialp o litik im F r ie d e n s v e r tr a g e “ in d e r W e ltw irtsc h a tts-Z e itu n g vom 20. D e i. 1918, D er A ufsatz e n th ä lt g r u n d s ä tz lic h e Ä u ß e ru n g e n d e s u m d ie in te rn a tio n a le und n atio n ale S o zia lp o litik In so h o h e m M aß e v e rd ie n te n V erfassers.

2*

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124 A B H A N D L U N G E N

gegnerischen R eg ieru n g e n und die übrigen P arteien die ser Länder nocl kau m g e ä u ß e rt. B e m e rk e n s w e r t ist immer hin die S tellu n g n ah m e des »Peti Parisien« (1. D ezem b er 1918) und des »New Statesm an« (12. O k t o b e r 1918 vgl. Manes a. a. O.).

H in g e g e n h a t die d e u t s c h e R eg ie ru n g in jü n g s te r Z e it ihre Stellung klar zum Ausd ru ck gebracht. A nknüpfend an die e r w ä h n te K u n d g e b u n g de letzten Reichskanzlers u nd g e s t ü tz t auf die n a m h a f t g e m a c h te n Vorarbeitei der im Reic hsarbeitsam t z u s a m m e n g e t re te n e n Kommission h a t sie das fol ge n d e festu m rissene P r o g r a m m einer intern atio nalen V e rs t ä n d ig u n g ü b er dii Sozialversicherung g e s c h a f f e n :

Die beteilig ten Staaten sollen, so w eit dies noch nicht d e r Fall ist eine Pflic htversicherung d e r A rbeiter g e g e n Krankheit, Betriebsunfall Invalidität, Alter un d Arbeitslosig kei t sow ie eine H in te rbliebenen- um eine M u tters ch aftsv ersich eru n g durc hführe n. Die Sozialversicherung is auf die H eim industrie auszudehnen.

Die ausländischen A rb e ite r sind w ä h re n d d e r D au er ihres A uftm haltes den inländischen in b e z u g auf B eiträge und L eistungen der Sozial Versicherung grundsätz lich gleichzustellen.

Arb eiter, die zeitwe ilig a u ß e r Landes b esch äftig t w e r d e n (sogenannti M o n tie ru n g s a rb e ite r usw.), u nd die A rbeiter in Beförd erungsb etrieben die gew öhnlich im G e b ie te m e h r e r e r S ta a te n arb eite n, sind hinsichtlicl de r V ersicherung grundsä;z l:ch den G esetz en des Staates zu unterstellen in dem das sie beschäftigende U n te rn e h m e n seinen Sitz hat.

R ente n b e r e c h tig te A usländer, die aus d e m L an d e verziehen, in den ihr R entenanspruch b e g r ü n d e t ist, verlieren ih re A n sp rü ch e nicht, fall d e r H e im a tsta a t die G e g e n se itig k e it a n e rk e n n t. Die n äh eren Bestim m u n g e n h ie r ü b e r wie. auch die ü b e r die A uszah lu n g d e r R ente n und du Ü berw achung d ie ser R e n te n e m p fä n g e r sind durc h zwischenstaatliche Ver träge zu treffen.

In diesen V e rtr ä g e n ist auch B estim m ung d a r ü b e r zu treffen, welchi Beru fs krankheiten den Betriebsunfällen gleichzustellen sind.

Alle die S ozia lvers icheru ng b e tr e ffe n d e n U rk u n d e n und Bescheim g u n g e n m üs sen g e b ü h r e n - und abgabefrei s e i n ; ebenso die Verfolgung des Rechtsw eges.

Diese P u n k te sind einem a l l g e m e i n e n sozialpolitischen P ro g r a m m ein gegliedert, das als G anzes g elten u n d an das sich die deu ts ch e Regierunj nur dann für g e b u n d e n erach tet wissen will, wenn es von allen Beteiligtei angenom m en wird

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D e r g e g e n w ä r t i g e S t a n d d e r S o z i a l v e r s i c h e r u n g i n d e n w i c h t i g e r e n L ä n d e r n .

Stellt man die Frage, in w elcher R ic htung und in welc hem U m fa nge ein internatio nale V e rstä n d ig u n g auf d e m G e b ie te d e r S ozia lvers icheru ng mög lieh u nd w ü n sc h e n sw e rt ist, so ist eine V o r f r a g e nach d e m g e g e n w ä rti g e Stande d e r einzelnen V ersich eru n g szw eig e in den w ic htigere n In dustriestaate zu bean tw o rten H ie rfür mag als G ru n d lag e die zuletzt im Jahre 191

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vom R e ic h s - A r b e its b la tt als Beitrag des Reichsver sicherungsamtes ver­

öffentlichte Z usam m enstellung ü b e r »Die Sozialversicherung in Europa« ver­

wendet w erden, die allerdings hinsichtlich d e r wichtigeren im Kriege e r ­ folgten Ä n d e ru n g e n und Erg än zu n g en berichtigt w erden m u ß 4) und n a tü r­

lich in ih rem statistischen Teil durch die Kriegs ereignisse überholt ist.

Selbstverständlich kann es sich n u r d a r u m handeln, die wesentlichen G e ­ sichtspunkte, die für die Friedensklauseln von unm ittelb arer B edeutu ng w e r­

den kön nen, nam h aft zu machen. Von den außere uropäischen Ländern w er­

den im folgenden n u r die V ereinigten Staaten von Amerika herangezogen, doch sei d aran erinnert, d aß Australien und N euseeland schon frühzeitig und erfolgreich den V e rs icherungsgedanken sich zu eigen g em acht haben.

Gehen wir von d e r K r a n k e n v e r s i c h e r u n g aus, so kehrt d e r deutsche Grundsatz d e r Z w a n g s v e r s i c h e r u n g für alle Lohnarb eite r und den weitaus g rö ß te n Teil d e r Angestellten (neuerdings bis 5000 M Gehalt), s o ­ wie für H a u s g e w e r b e tre i b e n d e zumeist nur in beschränktem U mfa nge wieder, und zw ar ist er in Ö ste rreic h b eg ren zt auf A rb eiter und Betriebsbeamte im Gewerbe, in U n g a rn auf die im G e w e rb e und H andel Beschäftigten bis iOOO M Jahresverdienst, in Italien auf Arb eiterinnen von 15 bis 50 Jahren, in Frankreich puf B erg le ute bis 2000 M J ah resv erd ien st; ferner komm t der Um fang der Z w an g s v ersich eru n g in G ro ßbrita nnie n, Luxemburg , den Niederlanden (seit 1913) und formell auch in einigen Balkanstaaten (Serbien, Rumänien) dem deutschen a n n ä h e rn d gle ich; d a gegen bleibt die Krankenversicherung in Norw eg en , in der Schweiz, w o die Z w angsversicherung d e r Kantone und Gemeinden v orgesehen und z. B. im Kanton Zürich seit Ende 1914 d e r V e r ­ sicherungszwang ein g efü h rt w o rd en ist, und in Rußland, wo das G esetz vom 6. Juli 1912 eine Frist für die D urchführung noch nicht g esetzt hat und wo auch die neuerdings beschlossene E rw e ite ru n g d e r Versicherung auf dem Papier stehengeblieben ist, m ehr o d e r w enig er zurück. Die üb rigen Länder kennen nur die f r e i w i l l i g e K rankenversicherung, sie gilt besonders in Spa nien, Finnland, D änem ark (wo a b er seit 1915 das Recht auf Mitgliedschafi und die Zulass ung von D auerkranken besteht), Schweden, Belgien; in den Ländern mit Z w an g s v ersich eru n g d ie n t die freiwillige Versicherung fast überall zur E rg än zu n g d e r Zwangsversicheru ng.

Es erhellt ohne weiteres, daß die auf Angleichung d e r Versicherungs­

grundsätze g erichte ten B em ühungen vorzu gswei se auf G ru ndla ge der Z w a n g s V e r s i c h e r u n g erfolgen werden. Sie allein sichert gleiche Rechte der A rbeitnehm er un d gleiche Belastung d e r Industrie sowie der übrigen Produktion, auf die es doch im Interesse d e r L ebenshaltu ng und einer An­

passung der Produktio nskoste n ankom mt.

W enig er wichtig ist die F o r m d e r Versicherung, die sich selbst­

verständlich an den jeweiligen Verw al tu ngs- und Beam tenapparat und an die geschichtliche Entw icklung anlehnen muß. Neben den d e u t ­ s c h e n Krankenkassen sehen wir Bruderladen in Österreich, eine Landes­

kasse in U ngarn , Hilfsvereine in Frankreich und Belgien, staatlich zuge­

lassene Vereine und Postkassen in Großbrita nnie n, Kreiskassen in N or­

wegen, Erwerb sg ese llschaften (neben Hilfsvereinen) in Spanien, freie Kas­

*) W ichtigste Q uellen sind „Soziale P raxis“ und „R eichs-A rbeitsblatt“.

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126 A B H A N D L U N G E N

sen in L uxem burg, den N iederlanden und (wahlweise mit än d e rn Einrich tungen) in d e r Schweiz, eine K ra nkenversicherungskasse, d e re n Verwal tu ng jetzt ausschließlich bei d en A rbeit ern liegt, in Ruß la nd. N atürlich h ä n g t die Form des K assenw esens mit in e rs te r Linie davon ab, o b Z w angs- odei freiwillige V ersich eru n g vorh errscht.

W ic htig er sind B e i t r ä g e u n d L e i s t u n g e n . D er deuts che G ru n d ­ satz, w onach die A r b e it g e b e r y 3, die A rb e itn e h m e r 2/ s der Beiträ ge aufzu­

bringen h aben, w ä h re n d ein Staatszuschuß nicht v o rg e s e h e n ist, b e s t e h t nur in Ö sterreich un d Fra nkreic h in d ies er Form . Doch n ä h e r t sich ihm auch die russische Beitra gsverte ilung, die freilich zunächst noch nicht in die Tat um g e s e tz t w urd e, mit (ursprünglich) 3/ s A rbeiter- und 2/ 5 Arbeitgeberbei- trägern Seit d e r Revolution sind h ie r die dem A rb e itg e b e r auferlegten Laster, noch hö h er, sie begreifen die g e s a m te n A rztk oste n in sich. E tw as häufiger ist die H a lb ie r u n g d e r Beiträ ge an z u tr e ffe n : in U n g a rn , Italien, Belgien, Ser­

bien un d ein er Reihe von Ländern , die n u r die f r e i w i l l i g e Versicherung k e n n e n ; verwickelt gestaltet sich das B eitragssyste m in G ro ß b ritan n ie n . Hier zahlen A rb e it g e b e r den von weiblichen V ers icherten e rh o b e n e n Beitrag, wäh­

rend d e r von männlichen Versicherten entr ic htete h ö h e r ist. V org esehen ist fe r n e r eine Beteiligung des Sta ates in Italien, Frankreich, Belgien, G roß­

britannien, N o rw e g e n , Serb ien und w ied eru m in Ländern m it ausschließlich f r e i w i l l i g e r V ersicheru ng, so ne u e rd in g s D ä n e m a r k ; im letzten Falle soll sie wohl einen Anreiz, d e r V ersich eru n g beiz utre ten, bedeute n.

Die B e i t r a g s f r a g e , die auch in d en ä n d ern V ersicherungszw eigen w iederkehrt, da rf natürlich mit d e r B e l a s t u n g s f r a g e nicht verwechselt werden. Auch die von d en A rbeitnehm ern aufz u b r in g e n d e n Beiträge sind letzten E ndes aus dem P ro d u k t io n s e r tra g e zu b e s t r e i t e n ; der U nte rs chie d in der A rt d e r B eitra gsleistung ist im G ru n d e g e n o m m e n nur e i n p r i v a t - , k e i n v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e r , un d auch d e r (z. T. in d e r neuen däni­

schen K ra nkenversicherung vo rg es eh en e) S ta a tsb e itra g wird, w enig stens teil­

weise, in G estalt von S teuerleistungen w ieder auf die p ro d u z ie re n d e n Kreise zurückfallen. N u r die G e s a m t b e la s tu n g kann zum G e g e n s ta n d des Aus­

gleiches auf völkerrechtlichem W e g e g e m a c h t w e r d e n ; innerhalb d e r dabei festz use tzenden G ru n d sätze wird das einzelstaatliche S y ste m nach wie vor selbstä ndig bleiben müssen.

D a g e g e n liegt es im Sinne in ternationaler V erständigung, w en n man sich ü b er M i n d e s t l e i s t u n g e n d e r V ersich eru n g einigt: auf diese W e is e wird mittelbar auch die Beitragsfrage einer Lösu n g zugeführt. N atü rlic h ist für den U m fa n g d e r Leistung die bereits be h a n d e lte Frage, ob Z w a n g s - oder freiwillige V ersicheru ng, w ic h tig ; eine Z w a n g s v e rsic h e ru n g wird, tr o tz an sich nie d r ig e r e r Leistungen , doch in ih rer sozialen B e d e u tu n g h ö h e r einge­

schätzt w e rd e n als eine freiwillige V ersic h e ru n g mit hohen Leistungen, die vielleicht n u r ein er erlesen en M inderheit zugute kom m en. G ehen wir beim Vergleiche d e r L eistungen w ie d e r vom deuts chen Beispiel aus, so bietet die deuts che K ra nkenversicherung an »Regelleistungen« bekanntlich freie Kur un d K rankengeld o d e r freie K rankenhauspflege, dann W ö c h n e rin n e n ­ hilfe — d eren b e d e u te n d e E rw e ite ru n g im Kriege n e u e rd in g s zur D auer­

leistung erk lärt w u rd e — und S te rbegeld . G e n e s e n d e n fü rs o rg e , H e b a m m e n ­ dienste, ärztliche Geburtshilfe, Schw angere n- und Stillgeld und Familien ­

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S O Z I A L V E R S I C H E R U N G IM F R I E D E N S V E R T R A G E

hilfe können d a neben durch die Satzu ng der Krankenkasse g e w ä h rt w er­

den. Die österreichischen u nd ungarischen Kassenleistungen sind die gleichen, doch ist die Frist d e r G e w ä h r u n g etwas k ürzer: 20 statt 26 W ochen bei dem (im K riege erhöhten) K rankengeld, 4 statt 8 W ochen bei der Wöch- nerinnenbeihilfe. Auch sonst fand im Kriege eine wesentliche Erw eiteru ng statt, und zw ar durc h Mutte r- und Kinderf ürsorg e und Familienversicherung.

Belgien, G roßbritannie n, N o rw eg en , die Niederlande, die Schweiz und ihre Kantone, die östlichen Staaten und neuerd ings auch D änem ark und die V er­

einigten Staaten von Amerika befolgen, mit manchen Abweichungen im einzelnen, ähnliche G rundsätze, w ä hrend Frankreich, Italien, Spanien und einige a ndere L än d er n u r Kranken- und Sterbegeld, nicht aber Arzthilfe und Anstaltpflege vors ehen. W ic htig ist, daß in einzelnen Ländern auch die A l t e r s - u n d I n v a l i d e n f ü r s o r g e bei den Krankenkassen lieg t; dies gilt in freilich ge rin g e m U m fa nge für Frankreich und z. T. für Belgien, vor allem a b er für G roßbrita nnie n, das sich die E rfahrungen Deutschlands zunutze machen und se iner ers t spät (1911) eingef ührten Krankenversiche­

rung die Invalid enfürsorg e organisc h angliedern konnte. W ie der wird die H ö h e der Leistungen erst später, im Z u sam m enhang mit der Belastungsfrage,

untersucht w erd en können.

An letzter Stelle w äre noch über das Streitverfahren, auf G rund dessen in Zweifelsfällen Ansp rü ch e geltend gem ac ht werden, kurz zu berichten. G e ­ genüber der besonderen, in der Reichsver sicherungsordnung geschaffenen, von Ö ster reich, U n g arn und teilweise auch Rußland übern om m enen Behör­

den ordnung in Deutschland k ennt die Schweiz den ordentlichen Rechtsweg,

¡m übrigen finden sich staatliche Aufsichts-, genossenschaftliche und sonstige Stellen als O r g a n e d e r Versicherung. Für die internationale Regelung kann iüsschließlich die F o rd e r u n g b e g rü n d e t werden, daß überall ein Rechtsweg offen stehen müsse, und daß etw a im deutschen (neuerdings geänderten) Um- ränge die V e rtr e tu n g e n d e r A rbeitgeber und -n eh m er zu beteiligen seien

Die U n f a l l v e r s i c h e r u n g ist f ür die Fra ge eines internationalen Rechte- und Pflichtenausgleiches von b eso n d er er Bedeutung. Denn g erade die aus­

ländischen A rbeiter unterliegen, bei m angelnder Sprachkenntnis, und da sie vielfach gefährliche V errichtu ngen auszuführen haben, einer besonderen Unfall­

gefahr, die z. B. durch die deutsche bergbauliche Unfallstatistik nachge­

wiesen wird. Deshalb sind die auf internationale Regelung abzielenden Wünsche nicht selten g e ra d e auf die Unfallversicherung zugeschnitten.

D er deutsche V ersicheru ngsgru ndsatz hat sich unbestritten, wie u. a.

die im Kriege gesc haffe nen M aßnahm en der Vereinigten Staaten und skandi­

navischer L änder zeigen, durchsetzen können, und es ist sicher, daß er auch für die internationale V erein b aru n g gelten wird. Es ha ndelt sich bei ihm b e ­ kanntlich um die Z w a n g s v e r s i c h e r u n g , d e r die Arbeiter und die meisten Betriebsbeam ten (bis 5000 M Einkom men) in G ewerb e, Landwirtschaft und Seefahrt unterliegen. Eine E rstreckung durch Satzung auf a l l e Betriebs­

beamten und auf H a u s g e w e r b e tre ib e n d e ist ebenso wie die freiwillige V er­

sicherung der U n te rn e h m e r und des nicht versicherungspflichtigen Personals vorgesehen. Ähnlich liegen die Verhältnisse in Österreich und Ungarn, nur waren die Ein kom m engrenzen für die Zw angsvers icheru ng niedriger, bis seit Anfang 1917 hierin ein zeitgem äßer Wechsel einget reten ist. Dänemark,

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128 A B H A N D L U N G E N

das frü h er n u r Schiffahrt und Lan dwirtschaft versichert hatte, fü h rte im Kriege (1916) eine e rw e ite rte V ersich eru n g ein. Italien k e n n t diese n u r im G e w e r b e — d a n e b e n in den sizilianischen S c h w efelg r u b en —, Frankreich nu r für S eele ute (was zu d en auf S. 120 e rw ä h n te n Schw ierigkeiten, im b e ­ setzten Elsaß die U nfa llvers icheru ng w ie d e r einzuführen, V eran las su n g gab), N o rw e g e n für G e w e rb e , F ors tw irtschaft, Fisch erei un d Kleinschifferei (wobei durc h den U -B ootk rieg Ä n d e ru n g e n nötig w urd en), Finnland für Schiffahrt und G ew e rb e . R ußla nd u n d die N iederlande h a b e n das G e w e rb e , L u x e m ­ b u r g h a t G e w e r b e u nd Landwirtschaft, Serb ien G e w e r b e und H andel, G r i e ­ chen la nd B ergbau und H ü tte n w e s e n , Rumänien G e w e rb e , Landw irts chaft und Seeschiffahrt dem U n fallversicherungszw ang unterstellt. Sch w ed en e rw e ite rte d urch G esetz vom 1. J a n u a r 1918 ab d en V ersicherte nkreis seiner Unfall­

ver sic herung beträchtlich, N o r w e g e n g in g in ähnlichem Sinn 1915 vor. Die Schweiz h atte vor dem K riege n u r einige G e w e r b e der Z w an g s v ersich eru n g unterstellt, seit Mitte 1915 ist d e r V ersic h e ru n g sz w a n g wese ntlic h erw eitert word en . Ihm sind nach S t e p h a n B a u e r 57 vH d e r eu ro päischen Lohn a rb eiter unte rw orfen.

Im ü b rig e n herrscht, mit m annigfachste n A b w e ic h u n g e n im Einzelfall die f r e i w i l l i g e V e r s i c h e r u n g . V or allem G r o ß b rita n n ie n , Belgien und

— von d e r kleinen T eil-Z w an g s v ersich eru n g d e r Seele ute a b g e se h e n — F rank­

reich haben sie eingeführt, und es ist selbstver ständlich, d aß diese V ers iche­

ru ngsform den M ind e sta n f o rd e ru n g e n d e r Z u k u n ft nicht m e h r g e n ü g t, ln Belgien, wo m a n n u r für B erg le ute eine U nfa llfürsorge kannte , w ird m an um so w en ig er an den deuts chen, auf den belgischen G e s e tz e n tw u r f von 1912 zurü ck greifenden O rg anis ationsle istu ngen w ä h re n d d e r B esetzung (s. S. 120) Vorbeigehen können, auch wen n man sie zu nächst abzule hnen scheint, in Bulgarien liegt d e m U n te r n e h m e r die Pflicht, seine A rb eiter zu versichern, ob, die Beiträ ge fließen a b e r s e h r spärlich. Auch S panie n k e n n t bisher nur die freiwillige V ersicherung, die d e m Unfall g e g e n ü b e r zu meist vers agt.

Die V erein igte n Staaten von A merika haben w ä h re n d des Krieges an Stelle d e r bisherigen, den Einzel staaten überlassenen, von 2/ 3 aller Staaten ein geführten, a b e r innerlich s e h r ungleichen V ersicherung ein allgemeines U nfa llvers icheru ngsgesetz erlassen. U n m ittelb ar v o rh e r h a tt e d e r Sta at N ew York für das d urch Richterspruch beseitigte fr ü h e re G e s e tz ein neues, h atten m e h r e re weite re S ta aten eine Z w an g s v ersich eru n g gesch af fen, die Britisch-Columbia seit 1916 hat.

Je nach dem U m fa n g des Personenkreis es, fü r den die Z w a n g s v e rs i c h e ­ r u n g gilt, sind Beiträge und Leistungen vers chie den zu beurteilen, w enn man die B ela stung d e r einzelnen S ta aten und die S icherung des A rbeiterlebens erm itte ln will. Auch die F o rm d e r V e r s i c h e r u n g kann nicht ents cheid end sein. Den deuts chen Berufs genossensc hafte n, die n u r Rumänien u n te r die sem N am en ü b ernahm , stehen, um n u r ein iges zu e rw ähnen, in Ö ster reich Landesversic herungsansta lte n, in U n g arn L andeskasse und Landeshilfskassen, in den skandinavischen L ändern u nd in den N ie derlanden Sta atsanstalten g e ­ g e n ü b e r, w ä h re n d sich in den übrigen Ländern G enossenschafte n, G e g e n ­ se itigkeitsvereine, vereinzelt auch Knappschaftskassen vorfinden, u nd w ie ­ derh o lt dem U n te r n e h m e r die W ahl zwischen den V ers ich eru n g sein rich tu n g en offen steht. Dies gilt auch in den V erein igte n S ta aten von Amerika.

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U m l a g e - u n d K a p i t a I d e c k u n g s v e r f a h r e n wechseln; dies hat sich g e g e n ü b e r dem deutschen System in Ö ster reich w enig bewährt. Ein S ta atsbeitrag ist gelegentlich, entg ege n dem deutschen Grundsatz, vorh an­

den, regelm äßig aber h a t d e r U nte rnehm er die G esamtlasten zu tr a g e n ; iri Ungarn w erden auch die V ersicherten herangezogen , in Schweden leistet der Sta at einen Zuschuß, in den V ereinigten Staaten kom m t er für alles auf

Die L e i s t u n g e n m ögen wieder am d e u t s c h e n Maßstab gemessen werden; sie können hiernach in freier Kur und Unfallrente, Heilanstalts­

pflege, Ste rbegeld und H in te rbliebenenrente bestehen. Dabei werden a l l e Unfälle, ausg en o m m en die, welche v o r s ä t z l i c h herbeigeführt wurden, e n t­

schädigt. Diesen letzten, entscheidenden G ru ndsatz kennt auch die Unfall­

versicherung in Österreich, Ungarn, Italien, Belgien, N orw egen, G riechen­

land, Rumänien, Rußland. D agegen s c h l i e ß t n e b e n d e m V o r s a t z a u c h g r o b e F a h r l ä s s i g k e i t d e n E n t s c h ä d i g u n g s a n s p r u c h a u s in: Frankreich (hier nur M inderung), G ro ßbrita nnie n, Schweden, Dänemark, Finnland und d e r Schweiz. Vereinzelt (so in den Vereinigten Staaten von Amerika und den Niederlan den) führen Trunkenheit oder (in Spanien) höhere Gewalt ein ähnliches E rgebnis herbei, das den Gedanken der Unfallver­

sicherung stark v erw ässert und zug unsten der deutschen Regelung unbedingt aus der Versich erung verschwinden sollte.

Freie Kur, Kranken- o d e r Anstaltspflege und Unfallrente finden sich in den einzelnen System en fast stets nebeneinander, auch die neuen Gesetze in den V ere in igte n Staaten, Schweden, Dänemark usw. besitzen sie, und es besteht in dieser Richtung entschieden eine g rö ß e r e Gleichmäßigkeit als in der Kranken versich erung. Kapitalabfindungen sind häufig vorgesehen Die Höhe der Entschädigungen wechselt, wie auch der Maßstab der Ab findung, beträchtlich. In zahlreichen Fällen werden, entsprechend der d e u t­

schen Regelung, 50 bis 70 vH des Arbeitslohnes zugrunde gelegt. Die Ord nung des Streitverfahrens knüpft nicht selten an die ordentlichen Gerichte an, neben denen Schiedsgerichte und sonstige O rg a n e eine Rolle spielen.

Die I n v a l i d e n - , A l t e r s - u n d H i n t e r b l i e b e n e n v e r s i c h e r u n g findet sich in einzelnen Ländern (E ngland!) teilweise mit der Krankenver­

sicherung verknüpft (mit d e r vor allem die Invalidenversicherung tatsächlich engste B erühru ngspunkte aufweist). Unterscheiden wir auch hier die beiden Grundformen, zw angsweise und freiwillige Versicherung, so haben wir b e ­ kanntlich in Deutschland neben d e r Z w angsvers icheru ng der Arbeiter eine teilweise in den gleichen Pers onenkre is hinü ber greifende Zwangsversiche­

rung der Angestellten. N ur noch in Österreich besteht diese Sonderver­

sicherung, die hier a b er durch das Fehlen einer allgemeinen Arbeiter-In­

validenversicherung — von je ner d e r Bergleute abgese hen — auf eine andere Grundlage gestellt ist. Es ist selbstverständlich nicht anzunehm eu, daß andere Länder das D oppelsystem nachahmen, das in Deutschland ganz be stimmte geschichtliche und organisatorische Vorausset zu ngen hatte, für das aber auch hier un te r dem neuen sozialpolitischen Kurs, nachdem die Be­

rufsinvalidität erreic hbar und die Pensionie ru ng bei Vollendung des 65sten Le­

bensjahres schon erreicht ist, auf die Dauer kaum mehr Boden sein wird Der Grundsatz, a l l e Lohnarb eite r und Angestellten zwangsweise zu ver­

sichern, d aneben für nicht o d er nicht m ehr versicherungspflichtige Arbeiter und

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K le in unternehm er die freiwillige V ers icheru ng, auch in G e sta lt d e r W e it e r v e r ­ sicherung, zuzulassen, findet sich in diesem U m fan g n ir g e n d s mehr . Immerhire ko mm en Frankreich, G ro ß b rita n n ie n (b esonders seit d e r Novelle von 1013), Luxem burg, die N ie derlande und Rumänien dem deuts chen V orbild m e h r oder w enig er nahe, w ährend im übrigen e n tw e d e r a u s g e w ä h l t e P e r s o n e n ­ k r e i s e , besonders Berg le ute und Seeschiffer, zw an g sw eise vers ic hert werden o d er aber nur eine freiwillige V ersich eru n g besteht. In der erste n Hinsicht sind Österre ic h, U ngarn, Belgien, Griechenland nam haft zu machen, w äh ­ rend eine ausschließlich f r e i w i l l i g e V ersicherung in Italien, Finnland, Spanien und Serbien besteht. Schw eden h a t im K riege (durch G esetz von 1015):

eine allgemeine Pensionsversic herung geschaffen. Ü b e rh a u p t o h n e Ver­

sicheru ng sind N o rw e g e n , D än e m a rk (a u ß e r einer A lte r sv e rs o rg u n g für Hilfs­

bedürftige), Rußland und die Schweiz, a b g eseh en von zwei Kantonen mit freiwilliger V ersicherung und dem eine Z w an g s v e rs ic h e ru n g für alle Ein­

w ohner vorb ereiten d en Kanton G la ru s (b e m e rk e n s w e rt ist die Initiative dieses Kantons, d e r schon 1855 für intern atio nale Sozialpolitik ein g e tre te n ist). In fast allen diesen Staaten sind R e fo rm b e w e g u n g e n im G a n g e , welche durch in­

ternationale V e rstä n d ig u n g jedenfalls eine w esentliche F ö rd e r u n g erfahren würden. In Belgien ist in d e r Invalid enversic herung w ie in den ändern Ver­

sicheru ngsz w eig en durc h eine deutsche, an den belgischen G esetz entw urf von 1012 an knüpfende V e ro rd n u n g w ä hrend d e r B esetz ung der Versiche­

rungszw ang eingeführt word en .

Bei so w eit g e h e n d e n V erschieden heiten , die o ft sc h w e rw ie g e n d e Gegen­

sätze in sich schließen, ist ü b e r die F o r m d e r V ersich eru n g w enig zu sagen S t a a t s a n s t a l t e n bestehen a u ß e r in Deutschland in Ö ste rre ic h, Italien, Frankreich, das in s e i n e r . freiwilligen V ersicherung a l l e r S t a a t s b ü r g e r (nach V o rg a n g N eu seelan ds, 1808, und Australiens, 1008) eine besondere, aber schwerlich entw ic klungsfä hig e o d er n ach ah m en sw erte Einrichtung be­

sitzt, G roßbritannie n, Spanien, R u m ä n ie n ; im übrigen walten Hilfskassen, Ge­

genseitigkeitsk assen , Bruderlpden usw. mit m ehr o d er w e n ig e r staatlichen;

Einschlag ihres Amtes.

Auch die A u f b r i n g u n g d e r M i t t e l ist se h r u n g l e i c h 'g e o r d n e t und:

läßt nur sc hw er eine Beurtei lu ng der tatsächlichen Lasten und ihrer Ver­

teilung zu. D er R e i c h s z u s c h u ß , den Deutschland zur Arbeiter-, nicht aber zur A ngeste lltenversicherung beis te uert, findet sich noch in Ö ste r­

reich und U n g a rn (als féste r G e sa m tb e itra g ), Italien, Frankreich, Belgien, G roßbritannie n, D änem ark (zur A ltersversorgung), Spanien, L uxem burg, in schweizerischen Kantonen, in Serbien, G riechenland, Rumän ien , also fast überall, auch, was wichtig ist, im Bereich d e r freiw illigen Versicherung.

G roß sind besonders die englischen A u fw en d u n g en mit 100 Mill. M, die seit dem erg än zen d en G esetz von 1913 noch wesentlich über diesen Betrag hinaus g e s t e ig e r t w erd en können. Die Beiträge entfallen zum eist auf Arbeit­

g e b e r und A rb e itn e h m e r je zur Hälfte. S ow eit nicht feste Prä m ie n einge­

führt sind, was vielfach zutrifft, richtet sich d e r Beitra g nach d e m Lohne In den L e i s t u n g e n h errsch en natürlich auch viele V erschiedenheiten.

Invaliden-, Alters- und H in te r b lie b e n e n re n te neben freiem H eilverfahren, wie in Deu tschland v o rg es eh en ist, w erden in Ö sterreich (A ngestelltenvers ic he­

rung) g e w ä h rt, auch Frankreich k ennt in seinem sehr zers plitte rte n Ver-

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Sicherungssystem diese Leistungen, sonst nur noch, abgesch w ächt, Serbien und Luxem burg. Im übrigen finden sich meist Invaliden- und Altersrente oder Invaliden- und H in te rbli ebenenrente neb en ein an d er; das erste gilt für Italien, Belgien, Spanien, Rumänien, das zweite für Ungarn. Auch Leibrenten w er­

den vereinzelt gew ährt.

Den deuts chen Beh örd en des Stre itverfahrens entsprechen wiederholt, ähnlich wie in ändern V ersich erungszweig en , die ordentlichen G erichte oder aber genoss enschaftliche, gemeindliche und sonstige O rg an e.

Auf dem G ebie te der A r b e i t s l o s i g k e i t kann ein gleich vollstän­

diger Überblick nicht g ew o n n e n w erd en , es m u ß hier g e n ügen, einzelne mit m ehr od e r w enig er Glück d u rchgeführte Versuche namhaft zu machen.

Als solche gelten die englischen G esetz e von 1912, 1914 bis 1916, die aus gleichen Beiträ gen der A rbeitgeber und A rbeitnehm er und aus den Staats­

zuschüssen einen Arbeitsfonds schufen, der besonders im Kriege und in der Ü bergangszeit wichtig wurde. W ä h r e n d des Krieges haben die Nieder­

lande (durch Erlaß vom 19. S e p te m b e r 1916) ein Amt für Arbeitslosenver­

sicherung und A rb eitsverm ittlung geschaffen und öffentliche U nte rs tü tz ungen für E rw erb slose zur V erfü g u n g gestellt. Kassen der A rbeitnehm erorg ani­

sationen erhalten von Staat und G em ein d e Zuschüsse, zumeist bis 100 vH der Beiträge. Die deutsche E rw erb slose nversicheru ng kann, ebenso wie ihre be so nders in der Textilindustrie wirksamen Vorgän gerinnen im Kriege, sc hw erlic h als Dauerinstitut erachtet werden. Sie ist eine von Reicjh und Sta at unte rstü tzte kom munale Wohlfahrtsein richtu ng, die das be­

rufliche Arbeitslosenrisiko nicht b eachtet und schwerlich in dieser Form dauernd lebensfähig sein wird.

In der A r b e i t s l o s e n v e r s i c h e r u n g ist, wenigstens soweit s t a a t ­ l i c h e M aßnahm en in Fra ge kom men, ein Zurückbleiben Deutschlands hin­

ter einigen skandinavischen Staaten und selbst hinter dem im üb rigen rück­

ständigen Frankreich festzustellen. Eine vorzüglich unter richtende Denkschrift der G eneralkom mission d e r G ew erk schaften Deutschlands aus dem Jahre 1911 führt die M aß n ah m en der g enannte n Staaten auf, deren Gesetz gebung die Gew erk schaftskassen für Arb eitslosenunte rstützung anerk an nt hat, wo diesen d em g em äß ein Teil der Arbeitslosen- und Reiseu nterstützungsauf­

wendungen zurü ckersta tte t wird. Nach dem dänischen G esetz wird ein Drittel vom Sta at und ein Sechstel von den Gemeinde n, nach dem norwegischen Gesetz ein Drittel und nach dem französischen Gesetz etwa ein Sechstel aus Staatsmitteln zurückver gütet.

Neben d e r s t a a t l i c h e n Fürsorge kom m t noch die der in besonderem Maße in teress ierten G e m e i n d e n in Betracht. Von fremden Gemeinden haben Brüssel, G ent, Mailand und der Kanton Basel-Stadt Einrichtungen g e ­ troffen, die sich an das besprochene System anlehnen, zeitlich aber ihm z. T. v o rau s g eg an g en sind. Ferner kommen auch eine ganze Reihe d eu t­

scher Städte in Frage, voran Köln. Die g en an n te Denkschrift macht etwa ein Dutzend deutsche S ta dtgem einden nam haft und kann damit, wenigstens für den g e g e n w ä rtig e n Stand, noch nicht auf Vollständigkeit Anspruch er­

heben. Beim g e g e n w ä rtig e n Stand d e r D inge ist es freilich nicht wahrschein­

lich, daß die gemeindliche A rb eitslosenfü rs org e — die übrigens kaum als

»Versicherung« ang esp rochen w erden kann — H auptträgerin der Arbeitslosen- 3

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132 A B H A N D L U N G E N

fürsorge bleiben wird. Zum Vergleich m ü ß te man schließlich noch vor allem die g e w e r k s c h a f t l i c h e n Leistungen heranziehen, in denen Deutschland un b estritten an d e r Spitze steht. Allein in d en Ja h r e n 1903 bis 1909 h a b e n die freien G ew erk s ch aften nahezu 35 Mill. M für diesen Zweck vera usgabt, und auch die L eistungen der christlichen G ew erkschafte n, der H irsch-D unkersc hen G e w e rk v e r e in e und einzelner A ngeste lltenverbände sind se hr beträchtlich gew esen. Rech net man diese M aßnahm en hinzu, so ist allerdings d e r V o rsp ru n g des Auslandes — vielleicht mit A usnahm e E ng­

lands, das in seinen G ew erks chaften ebenfalls F ü rs o r g e tr ä g e r von g ro ß e r Kapitalkraft aufweist — eingeholt. (Schluß f o l g t )

DIE NEUORDNUNG UNSERES VERKEHRSW ESENS ).

Von W ir Kl. G eh. R at Dr. HERMANN KIRCHHOFF, M ünchen.

U nsere Eisenbahnpolitik g e h t ziemlich gleichen Schritt mit u nserer all­

g em einen Politik. Als nach d e r politischen E in igung Deutsch lands d e r G r ü n ­ d er des Reiches auch die Reichsbahnidee auf seine Fahne schrieb, stie ß er schon bald auf das alte deuts che E rb ü b e l: den Partik ularismus, d e r mit zu­

n e h m e n d e r wirtschaftlicher E rstark u n g d e r Einzelstaaten alles überw ucherte und bei diesen eine g ro ß zü g ig e d e u t s c h e Verkeh rspolitik nicht m ehr auf- kommen ließ.

W ir stehen jetzt wieder an einem W en d ep u n k te, dem fo lgenschw ers ten der deuts chen Geschichte. W as wird aus uns w erden ? Einen schrofferen Ge g ensatz als den zwischen d e r hin ter und vor uns liegenden Zeit kann man sich nicht denken. D er stolze Bismarcksche Reichsbau liegt z e rtrü m m e rt am Boden. Bei allem, was jetzt an die Stelle tritt, muß mit der Beschrä nktheit der Mittel g e r e c h n e t werden. Bienenfleiß und spar tanisch e Ein fachheit kön n en uns allein ret ten. O b gern o d e r nicht g e r n : an diese bittere N o tw e n d ig k e it wird sich jetzt alles g e w ö h n e n müssen. Monum entale Bauten, üppige Einrichtu ngen, viele und reich be setzte Beh örd en können wir uns nicht m e h r erlauben. Deshalb brauchen wir a b e r noch nicht tr ü b e in die Zukunft zu sehen. Uns Deutschen bie tet das Geschick zum erste n Mal die Möglichkeit, uns mit den Deutsch- Ö ste rreic hern un te r A usscheidung fr e m d artig er Elem en te zu einem einigen, freien D eutschland zusam menzus chließen und kra ft d eu ts ch er T üch tig k eit und Fähigkeit friedliche Arbeit zu unserem und d e r W elt Segen zu verrichten.

Bei P ro jek tieru n g des neuen Reichsbaues wird man der Eig enart d e r d e u t ­ schen S tä m m e Rec hnung tr agen, dem Reich a b er auch die zur Entfaltung s einer friedlichen Mission erford erliche Machtfülle jetzt, wo d a fü r die V o r­

bedin g u n g en m e h r denn je g e g e b e n sind, zugestehen müssen. N u r ein starkes Reich kann uns retten!

Eine gleiche Parole gilt für das V e rk e h rs w e s e n : auch hier wird m a n auf die E ig enart d e r V olkss tämme g e b ü h r e n d Rücksicht n e h m e n ; das V erk ehrs w esen in seinen g r o ß e n Z ü g en a b er muß jetzt Reichssache sein. Endlich müssen E isenbahnen und B innenw asserstraßen, P o st und T e le g r a p h ie ausnahm slo s vom Reich g eleitet w erden. Deu tschland als ganzes ist ein einheitliches W irtschaftsgebie t, das jetzt wdeder neu b eleb t sein will.

l) Sonderdrucke d ie s e s A u fsa tze s w erd en a b g eg eb en .

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N E U O R D N U N G D E S V E R K E H R S W E S E N S 133 Die g r o ß e n V er kehrsaufgaben lassen sich jetzt nur noch von e i n e r Reichsstelle erfolgreich bearbeiten. Im Reich müssen alle g ro ß e n Fragen des Betriebes, des Baues, d e r Tarife, d e r Finanzen und der Besoldungen in möglichster Fühlu ng der vier Verk ehrszw eig e unte rein ander bearbeitet werden.

Diese E rru n g en s ch aft muß uns die politische Umw älz ung Deutschlands jetzt auf dem V erk eh rsg eb iete bringen, wenn wir unse rer wirtschaftlichen Auf ­ gaben inm itte n Europas voll gew achsen sein wollen.

Der Partikularismus wird d e m g e g e n ü b e r noch einmal eine Kraftprobe an­

stellen. Es wird ihm aber nichts nützen. W e r wird denn mit den aus dem W eltk rieg ü b erkom m enen Eisenbahntors os noch einzelstaatliche Eisen­

bahnpolitik treib en w ollen? Diese Möglichkeit ist längst überholt. Jetzt stehen wir vor ganz andere n V erkehrs sorg en, die nur von der im Reich ver­

körperten G esam theit für die G esam theit zum Austrag gebracht w erd en k ö n ­ nen. Je tzt heißt es: einen P e rs o n en v erk eh r für ganz Deutschland auf möglichst einfacher G ru n d lag e (mit n u r zwei Klassen, billigen Personenta rife n und häufi­

gen F ahrg elegenheiten) w ieder ins Leben zu rufen, an die Stelle der alten, all­

seits als reform bedürftig erkannten G ütertarife ein vereinfachtes mehr kaufm än­

nisch erdachten System zu setzen, de r Eisenbahnve rw altu ng selbst eine den Zeit­

verhältnissen a n g ep aß te O rg anis ation zu geben, die Eisenbahnfinanzen einheit­

lich zu o rdnen, das Beschaffungswesen un te r möglichster Vereinfachung und V errin g e ru n g d e r T y p e n zu regeln, zwischen Betrieb und Bau schärfer zu scheiden, die g r o ß e n N eubauplä ne im Zusam m enhang für ganz Deutsch­

land zu bearb eite n, dabei die neuen Bin nenwasserstraßenpläne mit in den Kreis der B etrachtu ng zu ziehen, auch die Interess en von Post und T ele ­ graphie bei den g ro ß e n V erk ehrs fra gen ang emessen zu berücksichtigen.

Diese h ie r nur an g e d e u te te n Aufgaben g e n ügen, um zu erkennen, daß letzt das V erk e h rsw e se n Reichssache w erden muß.

ln dem bisherig en Deutschen Reiche waren allgemeinpolitische wie ver­

kehrspolitische Rücksichten aller A rt zu w ah ren, um sogenannte »berechtigte Eigentümlichkeiten« zu schonen. So lange wir noch einen Bismarck hatten, ging das. Wollte man diese Kleinstaaterei- — wie man dies System gemeinhin nannte — in d e r Republik Deutschland fortsetzen, dann w ürd e es damit schlimmer als v o rh e r w e rd e n : es würde ein W e ttb e w e rb d e r Machthaber unter einande r entstehen , d e r unvermeidlich zu sch w eren Kämpfen führen müßte. Nicht die A n z a h l d e r Freistaaten führt zur Kleinstaaterei, sondern die Ü berle genheit d e r g r o ß e n Freistaaten. Der Eisenbahnw eg würde dann weiter g e g e n den W a s s e rw e g käm pfen , die Eisenbahne n w ürd en sich g e g e n ­ seitig befe hden, auch wenn sie sich noch so se h r »freundnachbarlich« u n te r­

einander be nähm en, überall m üßten Kom prom isse unte r s e l b s t ä n d i g ein­

ander g eg en ü b e rs te h e n d e n Machtfa ktore n geschlossen werden, wobei nicht immer das W o h l d e r G e sa m th e it entscheidend wäre.

Wieviel leichter w erden sich alle diese Fra gen nach Beseitigung des Parti­

kularismus in d e r Republik D eutschland lösen lassen.

W ir sind ein tatkräftiges, an g ro ß e Aufgab en g ew ö h n tes Volk. Die all­

gemeine Wehrp flich t g ab dem Ganzen auch im Zivildienst ein militärisch festes G efüge, was sich gera d e im Eisen bah nw esen , wenn man vom Ausland kam, so vorteilhaft b e m e r k b a r machte. Dazu kam im Innern der riesige wirtschaftliche Aufschwung, der durch die Tüch tig k eit der deutschen A rb eiter­

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