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Michael Pfliegler als Katechet : die Entwicklung seiner pädagogisch-katechetischen Gedanken

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Academic year: 2021

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Roman Murawski

Michael Pfliegler als Katechet : die

Entwicklung seiner

pädagogisch-katechetischen

Gedanken

Collectanea Theologica 47/Fasciculus specialis, 209-227

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ROM AN MURAWSKI SDB, W ARSZAW A

MICHAEL PFLIEGLER ALS KATECHET

Die Entwicklung seiner pädagogisch-katechetischen Gedanken

Zu den Ländern, die sich einer sehr alten und ehrw ürdigen kate- chetischen Tradition, die in Jah rh u n d erte zurückgeht, rühm en kön­ nen und sich um die V ervollkom m nung der katechetischen Tätig­ k eit immer bew orben hatten, gehört zweifellos Ö sterreich. In W ien, Ö sterreichs H auptstadt an der Donau, entstand der bedeutendste K atechism us der katholischen R estauration von C a n i s i u s 1. In Ö sterreich lebte und w irkte auch der bekannte V ertreter der kate- chetischen Erneuerung des 19. Jah rh u n derts A ugustinus G r u - b e r, Fürsterzbischof von Salzburg2. Den seit Jah rh u n d erten erru n ­ genen V orrang haben die österreichischen K atecheten auch später nicht aufgegeben. Immer haben sie „einen zähen, oft leidenschaftli­ chen Kampf geführt für eine zeitgem ässe V erbesserung des Reli­ gionsunterrichtes und besonders des K atechism us"3. So haben sich auch in der gegenw ärtigen österreichischen K atechetik M änner zu W o rt gem eldet, die „nicht mit fertigen Rezepten, aber mit w egw ei­ sender Diagnose, k larer befreiender A ntw ort und gültigem Hinweis auf letzte W ahrheiten "4 der K atechetik einen neuen Impuls gege­ ben haben. Es sind — um nur die w ichtigsten T räger der kateche ti­ schen Erneuerung zu nennen: die Brüder Johann Ev. und W ilhelm P i c h l e r , M ichael P f 1 i e g 1 e r, Josef A ndreas J u n g m a n n .

Es gab aber vielleicht w enige Personen, die die geistige Lage Ö sterreichs der letzten Jahrzehnte so tiefgründig geprägt, m itge­ form t und mitbestiromt haben, w ie M ichael Pfliegler5. Er w urde

1 Siehe dazu J. H o f i n g e r, G esc hic hte des K ate chism us in Ö ster reich von

Canisius bis zur Gegenwart. Mit beso nderer Berücksichtigung der gleichze itigen gesam tdeu tsch en K a tech ism u s g esch ich te, Innsbruck— Leipzig 1937.

2 A.a.O., 250 ff. 3A.a.O., V.

4 G. H a n s e m a n n , Die neu e K atech etik, in: K. R u d o l f und L. L e n t - n e r (Hrsg.), C ustos quid d e n o c t e ? Ö ste rreic hisches G eistesle be n seit der Jahr­

h undertwende. Festschrift zum 70. G eburts ta g M ichael Pflieglers, W ien 1961, 261. 5 M ichael P f l i e g l e r — geboren 26. 1. 1891 in Guttenbrunn (N iederöster­ reich). 1911— 1915 T heologiestudium an der W iener U niversität. 1915 Priester, 1915— 1919 Kaplan in Kirchberg am W ech sel, 1919— 1935 R eligionslehrer und Stu­ denten seelsorger in W ien. 1922 Doktor in T h eologie, 1935 Dozent für Pastoral- th eo lo g ie und K atechetik U niversität W ien, 1938 Ordinarius für M oraltheologie,

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r/Seelsorger und w ar es ganz, w urde Lehrer in den verschiedenen K ategorien der V olksschule, H auptschule, M ittelschule und H och­ schule und w ar es ganz, w ar Jugendführer und w ar es aufwühlend. In dieser Zeit schrieb er w issenschaftliche W erke, von denen b e­ sonders die pädagogischen W eltruhm erlangten, die viele A uflagen sowie Ü bersetzungen in viele Sprachen erreich ten "6.

U nseres Erachtens w ar gerade sein W irken auf dem G ebiet der K atechetik ausschlaggebend. N icht nur die religionspädagogischen Fragen standen immer im M ittelpunkt seines Interesses und Be­ mühens, auch dann, w enn die Lebensum stände ihn dazu zwangen sich mit anderen Problem en zu befassen und seine A ufm erksam keit und Schaffenskraft in andere Richtung zu lenken, sondern auch die Lösung, die er ihnen in seinen katechetisch-pädagogischen Schrif­ ten gab, w ar eines solchen Schlages, dass sie ihn in die Reihe der bedeutendsten K atechetiker stellte. Die ganze gegenw ärtige kate- chetische N ot und Problem atik h at er schon ziemlich früh an sich selber schm erzvoll erfahren und in seinen katechetischen Schriften, vor allem aber in seinem H auptw erk Der Religionsunterricht, die A nsätze zu einer katechetischen N euorientierung gegeben. Im fol­ genden w ird versucht, die katechetischen Them enbereiche, die Pf lieg] er in seinen Schriften behandelte, sowie auch die Entfaltung seiner pädagogisch-katechetischen Gedanken, aufzuzeigen.

1. Die geistige, seelische Lage der Jugend und der Religionsunterricht

Die Frage, der sich Pfliegler schon ziemlich früh zuwandte, w ar die der geistigen und seelischen Lage der Jugend.

Ende 1919 zieht Pfliegler nach W ien um, ist G eneralsekretär des „Christlich-D eutschen Studentenbundes", übernim m t die Schriftlei­ tung der „N euen Jugend" und 1924 auch des „N eulandes". Zur glei­ chen Zeit ist er auch R eligionslehrer an der Volks- und H ilfsschule und seit 1924 an der M ittelschule. Diese Tätigkeit zieht ihn in unm it­ telbare B erührung mit der Jugend und mit ihren Problemen. Pflieg­ ler beobachtet die jungen M enschen, denen er im Bunde und in der R eligionsstunde begegnet und stellt fest, dass die V orstellungen, die die Erzieher von der Jugend haben, nicht dem w irklichen Bild en t­ sprechen. Der Standpunkt der Erzieher stam m t m eist aus der Zeit ihres eigenen Jugendalters. A ber die Zeit bleibt nicht stehen und die geistige A tm osphäre än d ert sich. Pfliegler bem üht sich, das A nt­ litz der Jugend, ihre geistige und seelische Lage, besonders in ih rer Beziehung zum RU und dessen Einwirkung auf sie, zu beschreiben.

seit 1946 für P astoraltheologie Univ. W ien, 1961 em eritiert. G estorben 11. 10. 1972 in W ien. Das literarische W erk M. P f l i e g l e r s enthält 33 Bücher und 160 A ufsätze.

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Im Jah re 1921 erscheint sein erster dieser Frage gew idm eter Aufsatz: Die katholische Jugendbew egung an der M ittelschule und der Religionsunterricht7. N ach einer Feststellung, dass die Intelli­ genzkreise zum w eitaus grössten Teil nicht auf dem Boden eines bejahenden G laubens stehen, dass sie oft nur Taufscheinchristen sind, fragt er: „W oher komm t das? Das w aren doch jen e Glückli­ chen, denen es gegönnt w ar, bis ins 20. Lebensjahr an der M ittel­ schule einen v ertieften R eligionsunterricht zu gem essen; sind jene, die bis dahin einen ad hoc für sie und ihren kleinen Kreis bestim m ­ ten, eigens und besonders ausgebildeten P riester als Lehrer und Rat­ geber hatten; jene, die zu den G nadenquellen geführt w urden, als ihre Kam eraden in W erk stä tte und Fabrik schon längst Beicht­ stuhl und A ltar den Rücken gekeh rt hatten. Das gibt zu den k en ”8. Und er fragt: w arum greift der RU an der M ittelschule nicht tiefer ins Leben? Den G rund dafür sieht er im apologetisch orientierten U nterricht und in der herrschenden Erziehungsweise. „Der G laubens­ unterricht w ird streckenlang zu einer Logik mit Beispielen aus der Dogmatik, die Sittenlehre zu einem Sündenkodex, der jeden M en­ schen von vo rn h erein als k ran k und schlecht ansieht. Die W irkung ist n egativ ”9. A ber den eigentlichen Bazillus sieht Pfliegler nicht nur in der M ethodik des RU. Sie ist wichtig, aber bildet nur eine V or­ bedingung, V orbereitung. ,,Der Bazillus steckt in der Luft, im Le­ ben, in der Einzelseele”10.

Zu der einmal angegriffenen Frage, d.h. die religiöse Situation der Jugend zu erkennen, k e h rt Pfliegler auch später oft zurück. Im Jah re 1928 nimmt er an dem II. K atechetischen Kongress in M ün­ chen teil und hält dort zwei Referate. Als K orreferent behandelt er neben L. B o p p das Thema: Die veränderte seelische Lage der M ittelschuljugend11. Er w eist darauf hin, dass die sogenannte ,,neue Ju gend ”, deren seelische V erfassung der erste R eferent darzustel­ len v ersu chte12, in der G esam theit der übrigen Schüler eine kleine M inderheit bildet und verschiebt den A kzent auf die proletarische Jugend und ihre Bewegung. „Eine Sorge kan n ich nicht unterdrük- ken: immer m ehr M enschen w erden auf deutschem Boden geboren, die gar nicht m ehr getauft w erd en ”13. Diese Jugend dringt immer häufiger in die Schule. Das v erlan g t aber von den Religionslehrern,

6 C usto s quid de nocte. Zum Geleit.

7 C hristlich-pädagogische Blätter 44(1921)145— 150. 8 A.a.O., 145.

• A.a.O., 146. 10 A.a.O., 145.

11 In: K. S c h r e m s (Hrsg.), Z w e i te r K a tech etisch er K on gress München

1928, Donauwörth 1928, 291— 293.

12 Das Bild der Jugend, das L. B o p p in seinem V ortrag Leigte, betraf vor allem die bürgerliche studierende Jugend.

18 Die v e r ä n d e r te seelische Lage der M ittelschulju gend, 293. 14*

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dass sie auf diese neue A rbeit, die auf sie w artet, b ereit sein müssen, soll es nicht zu spät sein. Und Pfliegler zeigt kurz und deutlich, wo man anknüpfen muss, um eine A rbeit mit dieser Jugend anzufangen. ,,Die W ahrhaftigkeit, m it der eine Religion, die den A rm en im Stich lässt, abgelehnt wird, und der flam mende W ille nach G erechtigkeit sind seelische H altungen, die stark religiöse W erte haben. Diese Jugend kann nur von diesen W erten her gepackt und geführt w er­ den. Das ist heute die G rundlage, die vorhanden ist. W ir können G ott nur auf dem Boden ein Dach bauen, der vorhanden ist"14.

Das zw eite R eferat h ält Pfliegler über die Schulische und ausser- schulische Führung der Schüler höherer Lehranstalten15. A uch h ier vergisst er nicht, einen Entwurf der seelischen Lage der Jugend zu geben. Nach einer kurzen D arstellung der W esensm erkm ale des Jugendalters, schildert er die Zeitlage der Jugend von heute. Die­ se muss der R eligionslehrer stets vor A ugen haben, soll ihn nicht der V orw urf treffen, dass er eine „Illusionspädagogik" treibt. „W enn w ir die Jugend heute für die Kirche gew innen wollen, dann muss die Kirche und m üssen ihre M enschen die Fragen der Zeit mit dein ganzen Radikalism us des Evangelium s anpacken. W o voran g e­ zogen wird, da zieht die Jugend mit. Für eine rein kritische, neg ati­ ve, A bstriche m achende H altung hat sie w enig übrig. Für kon ser­ vierendes Erhalten zeitbedingter Zustände hat die Jugend nichts übrig... Der grosse Strom der Zeit geht doch seinen W eg und reisst uns M ühe und A rbeit und die M enschen aus der H and"16.

Im Jah re 1931 erscheint in den „C hristlich-pädagogischen Blät­ tern" eine aufrüttelnde A bhandlung Pflieglers unter dem Titel: V or w elcher geistigen Lage steht heute Religionslehrer17. Zum ersten Mal fällt in seinen Schriften der A usdruck „pädagogische Situa­ tio n "18. „W as am m eisten das Zutrauen der Schüler (zum Religions­ lehrer) verw irkt, — schreibt er — ist seine Blindheit gegenüber der seelischen und geistigen Lage seiner Schüler, ein M angel an Ge­ spür für die den entscheidenden A ugenblick um gebende A tm osphä­ re, eine Em pfindungslosigkeit für die V ielfalt und doch w ieder Ein­ heit der Bewegungen und G egenbew egungen, der Bereitschaft und der W iderstände in einer Klasse, kurz eine Blindheit für die päd­ agogische Situation und die daraus folgende A nw endung verheeren­ der M ittel"19. Pfliegler w irft den R eligionslehrern vor, dass sie als —---h

14A.a.O., 292.

15 In: K. S c h r e m s (Hrsg.), Z w e i te r K atech etisch er K o n g ress München

1928f 364— 388.

16A.a.O., 368. 17 54(1931)173— 183.

18 Mit dieser B enennung hat P f l i e g l e r sein W erk — Die pädagogis che Situation, Innsbruck—W ien — M ünchen, 1932 — bezeichnet, in dem er v ersch ied e­ ne A ufsätze, die zeitbedingte Lage der religiösen Erziehung betreffend, zusam m en­ fasste.

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Theologen geneigt seien, alles nach einem M assstab a priori zu mes­ sen, zu w iderlegen oder zu erledigen, dass sie das H ören und Anhö-* ren v erle rn t hätten, dass sie schon eine A ntw ort bereit hätten, ehe sie die F rage gehört haben. „Und der Junge fühlt sich nicht v erstan ­ den, nicht ernst genommen und zieht sich auf seinen Trotz zurück. W ir übersehen überdies leicht, dass die M enschen und ihre Fragen vielfach aus einem geistigen Bereich kommen, der sich seit v ierh u n ­ dert Jah ren neben der Kirche und ohne, w enn nicht gegen sie gebiL det hat. Dass w ir mit u n serer Bildung eine von der Zeit und ihrer F ragenot fast verschiedene Sprache reden... Glauben wir nicht, dass diese geistige Luft, die um unsere Schulen w eht, nicht von den Schü­ lern m item pfunden und geatm et w ird ”20. Im Ü bersehen der „päd­ agogischen S ituation” sieht Pfliegler perade die eigentliche Fehlw ir­ kung des RU. „Es kann eine Lehrstunde dogm atisch einwandfrei, m ethodisch nach allen Finessen und Form alstufen richtig aufgebaut sein, und sie kann ihre W irkung doch ganz verfehlen... Ich glaube, es ist das ü b erse h en jenes Etwas, das heute den Geist der Jugend bestimmt. Das ist vielleicht nicht so sehr ein Inhalt als eine Lebens­ form, eine Denkform, eine A rt, die Dinge aufzufassen, ein Stil”21.

Eine Fortsetzung dieser G edanken bildet sein Aufsatz: Die sozia­ le U mwelt des Kindes und der Religionsunterricht22. Auf die quälen­ de Frage, w arum der RU manchm al so w irkungslos ist, an tw ortet er, dass auf die G estaltung des jungen Lebens viele K räfte und Kom­ ponenten eindringen, von denen der stärkste, der die grösste Erleb­ niskraft hat, Sieger bleibt. Der entscheidendste Einfluss geht von der Umwelt aus. D eswegen ist das W issen von der W elt des Kindes für den Erzieher und R eligionslehrer sehr w ichtig und darf von ihm nicht übersehen w erden. W er die soziale Lage des Kindes ü b er­ sieht, der ü b ersieh t auch das grundlegende Erlebnis seines Lebens. Erst aus dieser Erkenntnis kann man die richtigen A nsätze für den U nterricht und eine A nknüpfung an sein w irkliches Leben finden, so dass das Kind sich angesprochen und betroffen fühlen wird.

2. Dienst am heiligen Leben

Zu den charism atischen Bewegungen, die im 20. Jah rh u n d ert durch die W eltkirche gingen, gehört auch die liturgische Bewegung. Von A nfang an stand sie in einer innigen Beziehung zu der kateche- tischen Bewegung. „Beide Bew egungen sind sich ja von Anfang an wohlwollend gegenübergestanden, haben sich schon in ihren A nfän­ gen gegenseitig gefördert und sich dann im Laufe der Jah re um so

20 A.a.O., 71. » A.a.O., 72.

22 Referat auf dem B undestage des R eichsbundes der K atechetenvereine Ö sterreichs in Mehrerau am 22. 7. 1932, erschienen in: C hristlich-pädagogische Blätter 55(1932)172— 178, 200— 204.

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näh er gekommen,- je m ehr sich beide Bewegungen v e rv o llk o m m n ­ ten und ihre eigene A ufgabe tiefer und voller erfassten. Die b rü d er­ liche V erbundenheit beider Bewegungen fusst nicht zuletzt auf irgendw elchen zeitbedingten taktischen Ü berlegungen, sondern e r­ gibt sich notw endig aus ihrem W esen. Sie sind von N atur aus auf­ einander zugeordnet und können ihr eigentliches Ziel überhaupt nur in planvoller organischer Zusam m enarbeit erreich en"228. Auf österreichischem Boden ist zu dieser E rkenntnis u nter anderen M. Pfliegler gelangt und hat für ihre V erw irklichung seine Kraft eingesetzt.

M. Pfliegler zeigte schon w ährend seines Theologiestudium s ein reges Interesse für die Liturgie23. A ber in eine unm ittelbare Berüh­ rung mit den neuen liturgischen Ideen kam er erst dank der k atho ­ lischen Jugendbew egung. Als „M enschenbildner" w andte er jedoch seine A ufm erksam keit nicht den liturgischen Fragen im engen Sin­ ne, sondern der F rage der Bildung durch die Liturgie, zu.

Im Jah re 1924 hielt er zwei R eferate auf liturgischen Tagungen. Auf der Priester-T agung in W ien sprach er über Liturgie und Per­ sönlichkeit'u . M it ergreifenden W orten versuchte er aufzuzeigen, dass das liturgische Leben keine Gefahr für die religiöse Persönlich­ keit bildet. Im G egenteil, durch das M itleben mit der Liturgie der Kirche, gerade im Reichtum der Liturgie, kann sich die religiöse Persönlichkeit über die eigene Enge und K leinheit hinausheben und ihre volle Erfüllung finden.

W ährend der liturgischen W oche in Breitenfurt behandelte er das Thema Liturgie und G em einschaft25. Indem er von der Jug en d ­ bew egung ausging, wo das Bedürfnis nach G emeinschaft so leben­ dig em pfunden w urde, versuchte er die G efahren, die sich für das G em einschaftsleben immer sichtbarer machen, aufzuzeigen und auf ihre Beseitigung, die durch Teilnahm e an der liturgischen Gemein­ schaft erfolgen kann, hinzuw eisen. „Lebensgrund und Ziel, A lpha und Omega einer katholischen G em einschaft kann nur C hristus sein... Das katholische Leben in Christus kann nur im M itleben mit dem Leben der Kirche, also im M itleben mit der Liturgie v erstan d en sein"26.

22a J. H o f i n g e r , K a tech etisch e und litur gische Bewegung, K atechetische Blätter 80(1955)309.

23 A uf Ersuchen des Leiters des Herder V erlages bearbeitete M. P f l i e g ­ l e r Die Eigenm essen der Erzdiözese W ien, lateinisch und deu tsch im Anschlu ss an die Sch ott-M es sbüch er, W ien 1913 (fünfte, auf den neuen Stand gebrachte A uflage, 1964).

24 Erschienen in: Bericht der liturgischen Priester-Tagung in W i e n 1924, ,

h erausgegeben vom Liturgischen Priesterkreis der Erzdiözese W ien, M ödling 1925, 177— 190.

25 N euland 1(1924)140— 143.

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N achdem Pfliegler die katholischen Jugendbünde in den Reich­ tum der Liturgie einzuführen versuchte, griff er nun im Jah re 1926 den RU an. In „C hristlich-pädagogischen B lättern” erschien seine A bhandlung u nter dem Titel: Die Erziehung zum religiösen Leben und der Religionsunterricht27. Die H auptidee, die auch seine sp äte­ ren W erke und A bhandlungen durchdringen wird, ist die des „reli­ giösen Lebens”. Es ist ein Leben aus der Gnade und w ird durch die Einführung in das sakram entale Leben der Kirche erhalten. Pflieg­ ler hält sich beim M ysterium des K irchenjahres auf, um es zu zei­ gen, wie das K irchenjahr das natürliche Jah r begleitet und heiligt. „Diesen Rhythm us des Jah res in seinem natürlichen und üb ern a­ türlichen V erlauf m itzuerleben, ist Teilnahm e am Leben des m ysti­ schen C hristus”28. Das v ersich ert ein organisches W achsen und Rei­ fen in N atur und Gnade.

Im Jah re 1933 gab Pfliegler eines der w ertv ollsten seiner W erke heraus — Heilige Bildung29. Er verfasste dieses Buch vor allem für seine Jugend, die sich mit ihm zusammen in den katholischen Ju ­ gendbünden für die liturgische Erneuerung eingesetzt hatte. Sein Ziel w ar: „dieser Jugend ein für ihre hohe, von ihr unm ittelbar em pfundene A ufgabe gültiges Bild des religiösen Seins zu g eben”30. N ach einer geistesgeschichtlichen Einleitung un tersu ch t der V erfasser, w as Leben üb erhau pt ist, w as die alte und die neue Philosophie darüber sagt. Dann geht er den G esetzen des Lebens nach, denen gem äss sich das Leben, auch das heilige Leben, en t­ wickelt. G esetze des natürlichen Lebens sind uns W egw eiser zu den G esetzen des heiligen Lebens. W er dem Leben in seiner Ent­ faltung helfen will, muss diese G esetze kennen, sich ihnen anpassen und sich ih rer bedienen, so der G ärtner, der M enschenbildner, w ie auch der Bildner zum heiligen Leben. H eiliges Leben ist nicht nur das fromme Leben nach der Lehre Christi, auch nicht nur das Tun der Heiligen, sondern ein A nteilhaben an der göttlichen N atur selbst. Die Bildung zum heiligen Leben h at als letztes Ziel das ew ige Leben im Gott. Das unm ittelbare Ziel besteht in der möglichst vollkom m enen N achbildung des Lebens Christi. Der W eg dazu ist ein dreifacher: die Teilnahm e am sakram entalen Leben der Kirche, die M itfeier der heiligen M esse und das M itleben mit dem K irchen­ jahr. Pfliegler zieht auch rücksichtlos die K onsequenzen, die sich aus diesen Ü berlegungen für die Praxis der heiligen Bildung, vor allem aber für den RU ergeben. „Religiöser U nterricht — sagt er — ist D ienst des Geistes am heiligen Leben. Ist er das nicht, dann ist

27 C hristlich-pädagogische Blätter 49(1926)185— 191. 28 Zitiert nach: Die pädagogis che Situation, 110.

29 Salzburg 1933. D ie 6. A u flage erschien unter dem Titel: Leben, Bildung,

heilige Bildung. Gedanken über W e s e n und W e g christlicher Vollen dung, K lo­ sterneuburg 1957.

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er seiner nicht wert... U nterricht, religiöses W issen, sein Umfang und die M ethoden der D arbietung sind nur der W eg”31.

Schon aus dieser kurzen D arstellung ersieht man, w as dieses Buch w irklich bedeutete. Pius P a r s c h fällte folgendes Urteil: Pfliegler versu ch t darin „eine Erziehungslehre auf dem Boden der liturgischen Seelenhaltung. H eilige Bildung nennt er sie. W enn w ir das Buch lesen, sagen wir: das ist das Ei des Kolumbus. W er die v erschiedenen Systeme von V ollkom m enheitslehre und Aszese überschaut und diesen W ald von A nw eisungen und die schwindlige H öhe der A nforderungen kennt, der w ird erleich tert aufatmen, w enn er hört: G rund und Ziel aller religiöser Erziehung ist das heilige Leben in uns. Das ist die w ahre und w esenhafte H eiligkeit”32. N ach G. H a n s e m a n n brachte das Buch „eine Pädagogik zum C hristw erden aus den Q uellen des G nadenlebens und w urde für unzählige junge M enschen und deren religiöse Erzieher zu einem Instrum ent der Erw eckung auf das eigentliche Ziel aller religiösen Bildung und zu einer unerschöpflichen Q uelle des G laubens an die W irklichkeit erlösten M enschentum s”33.

Eine kurze Zusam m enfassung dieser G edanken bietet sein 1936 erschienener A ufsatz H eiliges Leben34. M it einer schlichten K lar­ heit schildert Pfliegler die A nalogien zwischen dem natürlichen und dem üb ernatürlichen Leben. W ie jenes natürliche, so ist uns auch das heilige Leben durch eine G eburt zuteil gew orden, ist ein Geheimnis unseres Erlöstseins, ein reines G eschenk Gottes, w ächst als Ganzes, h at als Ziel das V ollalter Christi, findet im K irchen­ jah r einen Rhythm us in seiner zeitlichen Erscheinung, und kann auch mit der Todsünde vernichtet w erden.

D ieses'T hem a bildet auch den Kern des 1941 erschienenen Bu­ ches D ienst am Leben, w orin Pfliegler seine zerstreuten aber mit dieser Frage in Bezug stehenden V orträge und A ufsätze zusam m en­ fasste35. Das Buch ist in drei Teile eingeteilt. Im ersten Teil b ehan­ delt der V erfasser das geistige, sittliche und religiöse Leben des M enschen überhaupt. W ie im organischen, so gibt es auch im m enschlichen Leben „G ezeiten des Lebens”, die für seine V ollen­ dung von entscheidender Bedeutung sind. Solche Zeit der Ent­ scheidung, nicht die einzige, wohl aber die schicksalsschw erste, ist die Reifezeit. Da die Jugend ein A lter bildet, in dem sich die V orbereitung auf den „Dienst am Leben” vollzieht, liegt die grösste A ufgabe der Erziehung in der Führung der jungen M enschen zur V erantw ortung am Leben. Den zw eiten Teil bilden seine B etrach­

31 A.a.O., 150.

32 Bibel und Liturgie 7(1932— 33)317.

33 K ate c h e se und K a te c h e t ik , in: E. W e i n z i e r l (Hrsg.), Kirche in Ö s te r ­

reich 1918— 1965, 1. Band, W ien-M ünchen 1966, 131.

34 V olk und Glaube 1(1936)268— 274. 35 M ünchen-H eidelberg 1941.

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tungen, die sich auf das heilige Leben, auf das ,,Leben aus Gott", beziehen. Jed er Christ — sagt er — ist in jedem A ugenblick, in einer persönlichen Entscheidung vor Christus, der bis zum heutigen Tage auch der Stein des A nstosses und das grosse Ä rgernis ist, gestellt. Seine A ufgabe in der W elt b esteht darin, dass er die W under der Gnade, die er im M ysterium erfährt, im Leben v er­ w irkliche und offenbare. D eswegen steht er vor der Aufforderung, das G ottesleben in sich selber zu erhalten und es im sakram entalen M itleben mit der K irche zu vollenden. Dieser V ollendung, d.h. der „letzten Erfüllung", der m enschlichen, natürlichen — die in einer V erw irklichung des Ebenbildes Gottes besteht, und der ü b ern a­ türlichen — die sich in der seligen A nschauung Gottes ereignet, widm et der V erfasser den letzten Teil.

Noch einmal k eh rt Pfliegler zu diesem Thema zurück. Im Jahre 1956, in der K losterneuburger Zeitschrift „Bibel und Liturgie" erschien sein A ufsatz unter dem Titel: Bildung durch die Liturgie™. N ach einer Klärung, w as „Bildung" und vor allem „M enschenbil­ dung" überhaupt bedeuten, entw ickelt er seinen G rundgedanken — Bildung durch die Liturgie. Das Geheimnis u nserer Erlösung ist nicht nur ein geschichtliches Ereignis. Es „ist gnadenhafte G egen­ w art in der heiligen Eucharistie und allen Sakram enten, und w ird in seinem geschichtlichen A bgang alljährlich begangen im K irchen­ ja h r" 37. Das K irchenjahr bildet also den vorzüglichsten Bildungs­ gang, w odurch das Endbild, d.h. das V ollalter Christi, das jeglicher christlichen Bildung als Ziel dasteht, in immer neuen K reisen das Leben unseres M eisters nachbildend, erreich t w erden kann.

3. Religiöse Bildung

„Bildung durch die Liturgie77 bildete nur einen A spekt der Auf­ m erksam keit Pflieglers auf dem G ebiete der M enschenbildung. Ihn intersessierte die religiöse Bildung überhaupt, vornehm lich d ie je­ nige, die sich durch den RU vollzieht. Es konnte darum nicht aus- bleiben, dass sich Pfliegler mit dieser Frage gründlich befasst hätte. Schon im V orw ort zu seiner Schrift Die pädagogische Situation verw eist er darauf, dass er w iederholt von vielen Seiten ersucht wurde, seine G edanken bezüglich „der augenblicklichen Lage und A ufgabe des katholischen Erziehers und R eligionslehrers77 in einer ausführlichen Schrift darzulegen38. Als vorläufige N otlösung gab er das vorerw ähnte Buch heraus. Zwischen den hier veröffentlichten A ufsätzen befinden sich nicht w enige, die sich unm ittelbar auf den R eligionsunterricht beziehen. O bwohl sie sehr verschiedene Pro­

36 24(1956— 57)42— 46. 37 A.a.O., 44.

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bleme der religiösen U nterw eisung berühren, lassen sie jedoch schon erkennen, w orauf das A ugenm erk des V erfassers sich richten wird. Pfliegler w eicht keiner der w ichtigsten und schw ersten F ra­ gen des RU aus. M an sieht, dass hier ein K atechet spricht, der das Problem der religiösen Bildung sehr gut k ennt und an ihrer Un­ fruchtbarkeit im RU leidet. Zwei Tatsachen liegen ihm besonders tief am Herzen: einserseits — die ü b erseh u n g der ,,pädagogischen Si­ tu atio n ”, d.h. der geistigen Lage, in der sich der RU vollzieht, und anderseits — die eigentliche Zielsetzung des RU überhaupt. Pfliegler w ird nicht müde in der w iederholten Betonung, dass die Aufgabe des R eligionslehrers keine andere, als die der ,,W eckung eines selbsttätigen religiösen Lebens” sei39, dass es im RU nicht um re ­ ligiöses W issen, sondern um eine Einführung der Schüler in die Geheim nisse des G laubens gehe40.

W as Pfliegler in seinen katechetischen A bhandlungen aus der U nm ittelbarkeit eigener Erfahrung niedergeschrieben und nur v e r­ kürzt angedeutet hatte, entfaltete er auf gründlichster w issenschaft­ licher Basis in seinem dreibändigen katechetischen H auptw erk Der Religionsunterricht41. Damit hat er auch sein V ersprechen, das er 1932 hinsichtlich der D rucklegung der Pädagogischen Situation ge­ geben hatte, eingelöst.

Von w elcher A uffassung das W erk getragen ist und an w elche Richtlinien der V erfasser sich hält, zeigt er selbst im V orw ort42: — Er bem üht sich vor allem, die reichen Erfahrungen der Psycho­ logie, der Erziehungs- und U nterrichtslehre der letzten dreissig Jah re für die religiöse Bildung sicherzustellen.

— Dieser V ersuch ist vom V erfasser nicht aus einem geschichtli­ chen Interesse, sondern aus dem ,,G ebot der Stunde” gem acht worden.

— Der V erfasser knüpft an die grosse katechetische Bewegung zu Beginn unseres Jah rh un derts an und bem üht sich die Problem e jen er Tage mit den seither angew achsenen neuen Fragen zu v e r­ binden, um der religiösen Bildung w ieder einen festen und sicheren H alt zu geben und die V oraussetzungen für ihre solide W eiter­ führung zu schaffen.

— Das Schw ergew icht aller A usführungen ist auf die ,,religiöse Bildung” und d eren allgem einste Form — den RU gelegt. Für den V erfasser ist das der allein mögliche, sowohl in der W eisheit der alten Erzieher als auch in den Erkenntnissen der grossen Psycho­ logen und Pädagogen der G egenw art begründete Standpunkt.

39 A.a.O., 104. 49 A.a.O., 159 ff.

41 Der Religionsunterricht. Seine Besinnung auf die p sychologischen, p ä d a g o ­

gischen und did aktis chen Erkenntnisse seit der Bildungslehre O tto W illm anns, 3

Bände, Innsbruck-W ien-M ünchen 1935. 42 1. Band, 5— 8.

(12)

— Das W erk bezieht sich auf den gesam ten RU, angefangen von der frommen U nterw eisung des K leinkindes bis zum U nterricht in den letzten K lassen höherer Schulen.

— Der V erfasser will „vor keiner F rage der G egenw art ausbiegen” und „jeder A ntw ort der G egenw art G erechtigkeit w iderfahren lassen''.

— Er knüpft bew usst an das W erk O. W i l l m a n n s43, was für den V erfasser m ehr als eine nur geschichtliche G rundlage der Un­ tersuchungen bedeutet.

Pfliegler hält an seinen G rundsätzen fest. „W as die Erziehungs­ w eisheit von A ristoteles über A u g u s t i n u s , T h o m a s und C o m e n i u s bis auf W i l l m a n n in geruhsam eren Zeiten der M enschheit ewig Gültiges beschert hat und w as nach der Zeiten­ w ende, die durch den W eltkrieg gekennzeichnet ist, u nter Ringen und Kämpfen der M einungen hinzugew achsen ist, das stellt der erstaunlich belesene V erfasser in seinem W erk... zusammen'''14. Pfliegler lässt rund 500 A utoren, führende M änner in Pädagogik, Psychologie und D idaktik aus dem gesam ten deutschen Sprachgebiet zu W ort kommen. In w issenschaftlicher A rt setzt er sich mit ihnen auseinander und b ehält dabei die Führung in stark er Hand. „Das ganze pädagogische Ringen der G egenw art von der extrem en Lin­ ken bis zur extrem en Rechten, von W y n e k e n bis B e r n b e r g , erscheint in einem geordneten G esam tbilde”45. Im V ordergrund seiner U ntersuchungen steh t jedoch O tto W i l l m a n n . D ieser grosse Pädagoge ist in seiner geschlossenen Religiosität, in seiner um fassenden Bildung und W eisheit für den V erfasser nicht nur der A usgangspunkt, sondern auch berufenster Führer.

Das W erk Pflieglers fand in der katechetischen W elt einen sehr w arm en und begeisterten Empfang. Zweifellos ist es das bedeutend­ ste katechetische W erk, das in der Zw ischenkriegszeit auf deut­ schem Boden erschienen ist. F. R a u s c h e r nennt das W erk Pflieglers summ a paedagogica christiana. „In Dr. M ichael Pfliegler ist der T h eo retik er und P raktiker von Form at v erkörpert, der in souveräner Schau zum Problem der Bildung und Erziehung Stellung nimmt, die, vom R eligionsunterricht ihren A usgang nehmend, auf religiösem Boden fussen muss, soll sie nicht zeitlose, klappernde M echanik und B etriebsam keit sein... Das reiche Personen- und Sachregister bringt sinnfällig zum A usdruck, dass uns Dr. Pfliegler eine summ a paedagogica christiana geschenkt hat. Eine sum m a, die das Gut der paedagogica perennis m it den Ergebnissen der Psycho­

48 O. W i l l m a n n , D id a k tik als Bildungslehre nach ihren Beziehungen zur

Sozial!orschung und zur Geschic hte der Bildung, W ien, 6. unveränderte A uflage, 1957.

44 F. R a u s c h e r , Summa paedagogic a, C hristlich-pädagogische Blätter 58 (1935)230.

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logie, der Erziehungs- und U nterrichtslehre der letzten 30 Jahre überhöht und b ereich ert"46. N ach G. H a n s e m a n n bedeutet Der Religionsunterricht Pflieglers „für die österreichische K ateche­ tik einen W endepunkt, der vielleicht alle m ühseligen A rbeiten des letzten Jahrzehnts überflüssig gem acht hätte, w enn die Thesen die­ ses W erkes ihre W irkung h ätten entfalten können"47. A ber die Saat, die Pfliegler in das Brachland der österreichischen K atechetik gestreut hatte, konnte leider nicht aufgehen. Drei Jah re später e r­ folgte die M achtübernahm e durch den N ationalsozialism us. Es en t­ standen für den RU ganz neue Umstände. Die ersten Jah re nach 1945 dagegen verschoben vielm ehr das katechetische Interesse auf die gesetzliche Regelung des RU überhaupt und seinen W ied er­ aufbau.

Von einem neuen G esichtspunkt aus b etrach tet Pfliegler die F rage der religiösen Bildung nach 1945. N icht religiöse Bildung als solche, sondern die Stellung der Religion in der Erziehung ü b er­ haupt — bildete den eigentlichen Inhalt seiner E rörterungen. Diese G edanken legte er in seiner Schrift Religion und Erziehung d a r18. Ihr liegt ein V o rtrag zugrunde, den der V erfasser 1947 im Institut für W issenschaft und Kunst, in W ien gehalten hatte. Dem V efasser nach, der Religion nur eine erzieherische Funktion beizumessen, bedeu tet ihre w esentliche V erstellung und V erarm ung. Gewiss bestim m t sie in em inentem M asse die Bildung des M enschen, vor allem seine sittliche Gestalt. A ber ihr W ert liegt höher. Ihrem W e­ sen nach ist sie der höchste W ert, ,,dem alle übrigen W erte, auch die Erziehung, zu dienen haben"49. Die Bedeutung der Religion für die Erziehung liegt also nicht darin, dass sie als erzieherischer Be­ helf b etra ch tet wird. „U m gekehrt ist es: A lle Bildung und Erziehung h at als letztes Ziel den religiösen M enschen"50. Und um diese These zu begründen, erw eist Pfliegler, dass die Religion Seele und T räge­ rin der K ultur und auch „die Seele jed er personalen K ultur und jed er Bildung und dam it auch jed er Erziehung"51 ist. Aus diesen beiden G rundsätzen zieht er diese Folgerung, „dass die Religion als Bildungsmittel, d.h. bildungsorganisatorisch als R eligionsunter­ richt und Einführung in ein Leben aus Gott, in keiner Bildung und Erziehung en tb eh rt w erden kann, die diesen Nam en verdient; dass Religion Lebensmitte, Luft, praktisches Ziel jeder m enschlichen Erziehung sein m uss"52. Aus dieser H auptforderung ergeben sich

46 Summa paedagogic a, 230—231. 47 K a tech ese und K a te c h e t ik , 130.

48 Religion und Erziehung. Eine gru ndsätzlich e Betrachtung, W ien 1949.

™ A.a.O., 8.

58 A.a.O., 9. 51 A.a.O., 28. 52 A.a.O., 46.

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praktische Schlüsse für die Schulplanung und P flieg ler'v ern ach läs­ sigt es nicht sie zu ziehen.

M it derselben F rage befasste sich Pfliegler in seinem nächsten Aufsatz Religion und Bildung53, dem eine dram atische A useinander­ setzung zugrunde liegt. Im Jah re 1952 w urde er vom W iener Stadt­ schulrat ersucht, für die Schriftenreihe „Bildungsschule" eine A b­ handlung bezüglich der Religion zu schreiben. Er stim mte zu und verfasste den erw ähnten Aufsatz, in dem er w ieder auf die zentrale Bedeutung der Religion im Bildungsvorgange hinwies. „Soweit und solange die geistig führende Erziehungsw issenschaft die Frage der Bildung grundsätzlich behandelt... lässt sie keinen Zweifel darüber, dass jede w ah re Bildung des M enschen nur eine von seiner W e­ sensm itte her sein kann, dass dam it jede Bildung ein — im allge­ m einsten Sinne — religiöses A nliegen ist"54. D ieser entschlossene Standtpunkt, den der V erfasser immer, auch hier, in dieser Frage v ertrat, hat den H erausgebern nicht gefallen. Pflieglers A bhand­ lung w urde im M anuskript zurückgestellt. Er veröffentlichte sie

1954 in den „C hristlich-pädagogischen Blättern", beiliegend en t­ sprechende Dokumente.

4. Entscheidende Zeiten im Bildungsvorgang

Im katechetischen Schriftentum Pflieglers bildet Der Religions­ unterricht einen gew issen H öhepunkt, in dem Sinne, dass alle re ­ ligionspädagogischen Fragen, mit denen er sich bisher befasst hatte, in diesem W erk zu einem bestim m ten A bschluss gebracht w urden. Jedoch auf eine religionspädagogische Idee richtete er noch später sein besonderes A ugenm erk: auf die entscheidenden Zeiten im Bildungsvorgang. Seine dieser Frage gew idm eten A ufsätze ergän­ zen un,d setzen auch einigerm assen die im Religionsunterricht aus­ gesprochenen G edanken fort.

Bereits seit langer Zeit interessierte sich Pfliegler für die reli­ giöse Entwicklung der Kinder und der Jugend. Sein erster aus­ führlichster, auf dieses Problem sich beziehender A ufsatz stam m t aus den Jah ren 1927/28. Im „Seelsorger" veröffentlichte er eine A bhandlung über Die religiöse Entw icklung und Erziehung des Jugendlichen55. Auf E. S p r a n g e r s W erk Psychologie des Ju- gendaliers bezugnehm end, unternim m t er eine U ntersuchung über die religiöse Entwicklung des Schulkindes und des Jugendlichen, w obei er sich nicht nur mit einer blossen Beschreibung der seeli­ schen V orgänge befriedigt, sondern auch die K onsequenzen, die sich daraus für den RU ergeben, zieht. So bei der D arstellung des

53 C hristlich-pädagogische Blätter 67(1954)131— 137. « A.a.O., 134.

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religiösen Lebens des Schulkindes fügt er beispielsw eise zu: „Seiner­ z e it als die Kinder noch aus der Zeit der religiösen A tm osphäre der Familie kam en, genügte es, das vorhandene religiöse Leben durch das nötige religiöse W issen zu u n terb au en .. H eute muss das .religiöse Leben vielfach erst gew eckt w erden. Und zw ar so gew eckt w erden, dass es sich auch in einer anders gearteten Umgebung hält. Die Kinder bringen oft so w enig Sinn für das Religiöse mit, dass diese W eckung nur bei dem w enigen, das da ist, anknüpfen k an n "50.

Die Religiosität des Kindes im Kindergarten- und V olksschulal­ ter biMet den Inhalt einer im Jah re 1934 erschienenen A bhandlung Pflieglers57. Auf G rund psychologischer Erkenntnisse v ersucht er hier das religiöse Leben des Kindes darzustellen und entsprechende Schlüsse für seine religiöse Erziehung zu ziehen. Sehr nachdrück­ lich betonte er dabei die grosse Bedeutung der frühen Kindheit für die sp ätere religiöse Entwicklung des M enschen.

In den dreissiger Jahren, der Zeit zunehm ender Spannungen, die nicht nur auf politischem Gebiete, sondern auch im religiösen Bereich sehr spürbar w aren, v erw andte Pfliegler den A usdruck „religiöse Entscheidung"58. Er rief den M enschen der G egenw art zur Entscheidung für den Sinn seines eigenen Lebens und dessen G estaltung nach dem G lauben an G ott auf. Diesen Begriff der „Entscheidung" fü h rt er ferner auch in seine religionspädagogischen B etrachtungen ein. Er w eist darauf hin, dass es im Bildungsvorgang des M enschen Zeiten gibt, die für seine Vollendung, vornehm lich für seine sittliche und religiöse Reife, von entscheidender Bedeu­ tung sind. Der junge M ensch ist sozusagen in eine Zeit seelischer Entscheidung gestellt, davon die Endgestalt seines W esens und W erdens völlig abhängt. Auf der 7. W iener S eelsorgertagung im Dezember 1937 sprach er über die Reifezeit als die Zeit der Ent­ scheidung im m enschlichen Leben59. Die hier zum ersten M al so ergreifend angedeutete Idee, entw ickelte er ausführlicher und dehnte sie auf den ganzen Rhythm us des Bildungsvorganges aus in seinem wohl berühm testen Büchlein Der rechte A u g en b lick60. W ie der V erfasser selbst gesteht, stellt dieses Büchlein eigentlich den Entw urf eines Buches dar. Den hier ausgesprochenen Ü berlegungen

56 A .a.O ., 72.

57 C h ristlic h -p ä d a g o g is c h e B lä tter 57(1934)241— 248.

68 V g l. dazu den A u fsa tz M. P f l i e g l e r s , Die relig iöse Entscheidung, N e u ­ la n d 8(1931)49— 52. E ine a u sfü h rlic h e B eh a n d lu n g b ek a m d ie s e Id e e in dem 1936 e r s c h ie n e n e n W e rk — V o r der Entscheidung, Ü berlegu ngen zur se elischen Be-

drohtheit d e s heu tigen M enschen, S a lzb u rg 6 1947.

59 Der ju nge Christ in der Entscheidung, in: K. R u d o l f (H rsg.), Bildung zum Christen. Referate der sieben ten W i e n e r Seels orgertagung v o m 27.— 30. De- ze m b e r 1937, W ie n 1938, 98— 111.

60 Der rechte A ugenblick. Erwägungen über die en ts cheid enden Zeiten im

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liegt jedoch ein V ortrag zugrunde, den er zu Beginn des Jah res 1938 im Pädagogischen Institut der Gemeinde W ien hielt.

Pfliegler zeigt in diesem Buch, dass es in der Entwicklung des M enschen günstige A ugenblicke gibt, die für seine Bildung aus­ schlaggebend sind. Er nennt sie „psychologisches O ptim um ”. Jeder Bildner muss sich ih rer bew usst sein und darf sie nicht übersehen. Ein Erzieher, der einen solchen rechten A ugenblick übersieht, kommt mit seinen Bildungsansprüchen entw eder zu früh oder zu spät. Dem V erfasser nach gibt es drei solche entscheidende Zeiten für die Bildung des M enschen:

— D i e f r ü h e K i n d h e i t . In ihr form t sich die sittliche G rund­ gestalt des M enschen, und zw ar dadurch, dass das Kind immer w ie­ d erh o lt die Grenze, d.h. die O rdnung erlebt, sowie das G rundver­ hältnis des M enschen G ott gegenüber.

— D i e R e i f e z e i t . In ihr w ird die Persönlichkeit des M enschen grundgelegt. Darin liegt auch der ganze Sinn der Reifezeit. „Ein M ensch, der nicht zu einer Persönlichkeit reift, erleb t nicht nur seine letzte natürliche V ollendung nicht, auch sein W erk bleibt in einem auf w eite Strecken hin unbew ussten äusseren V errichten steck en ”61. Diese Entw icklungsperiode stellt auch ein psychologi­ sches Optimum für die G rundlegung der religiösen Sicherung dar. — D a s J u n g m a n n e s a l t e r (Jungfrauenalter), in dem sich schliesslich die Erkenntnis zu einer ersten O rdnung der W elt, zur G rundlegung der W eltanschauung rundet. Da diese Lebensent­ scheidung ju st beim A ustritt aus der M ittelschule fällt, hat die H ochschule die Aufgabe, neben der V orbereitung auf den Beruf, auch die Einordnung des Berufes in ein geistig-seelisch-religiöses Ganzes, zu geben. Eine w ahre Bildung findet näm lich erst in einem sicheren abgerundeten W eltbild ihre eigentliche V ollendung.

Mit den hier geäusserten G edanken befasste sich Pfliegler bei verschiedenen G elegenheiten auch später, wobei er nun stärk er als bisher versuchte, den Einfluss der Umwelt auf die Entfaltung der religiösen A nlage des Kindes, zu b etonen62. Eine nicht geringe Berücksichtigung bekam dieses Thema in seinem wohl ersch ü ttern d ­ sten Aufsatz Custos quid de nocfe?63. Dem V erfasser nach steht hinter der gegenw ärtigen G laubensfrem dheit eine fundam entale Ursache: die V erküm m erung der religiösen Anlage. Jeder M ensch hat eine, seiner auf das letzte Ziel gerichteten Berufung, entsp re­ chende V eranlagung zu einem Leben für Gott: eine natürliche, und, w enn er getauft ist, eine übernatürliche. W ie jede andere, so en t­ w ickelt sich auch die religiöse A nlage an der Begegnung mit der

ei A .a.O., 62.

62 Siehe: Diagnose der geg en w ä rtig en Erziehungssituation, in: M. P f l i e g l e r , Theo lo gie auf Anruf, Salzburg 1958, 254—273.

(17)

ihr zugeordneten W irklichkeit. Für die religiöse A nlage ist das vor allem die G nadenw irklichkeit und das religiöse Leben der Um­ welt. Diese religiöse V eranlagung —■ sagt er — kann nicht gew eckt w erden „durch das W issen von dieser W irklichkeit, also konkret: durch einen blossen K atechism usunterricht. Der muss schon einge­ baut sein in die religiöse W irklichkeit. Dieser begegnet das Kind und jed er M ensch in der lebendigen Religiosität einzelner M en­ schen oder, noch besser, in der religiösen M ächtigkeit einer G lau­ bensgem einschaft und ihrer Ä usserungen (G ottesdienst)”64. In der Regel entscheidet über ihre W eckung und Entwicklung die frühe Kindheit.

5. Kritische Würdigung

Bei der Bew ältigung der katechetischen A ufgaben hat sich ge­ gen Ende des 19. Jah rh u n d erts eine katechetische Richtung ausge­ bildet, die sich bem üht hatte, die m odernen pädagogischen E rrun­ genschaften in der K atechetik nutzbar zu machen. Demzufolge ge­ riet die K atechetik u nter die V orherrschaft der Pädagogik und w urde von ihr w eitgehend um klam m ert65. Es begann der langsam e aber immer fortschreitende Prozess der Pädagogisierung der K ate­ chetik.

Es ist nicht schw er nachzuweisen, von w elchen pädagogischen Einflüssen die K atechetik beh errscht w urde. Da die aufstrebende pädagogische Strömung in der zw eiten H älfte des 19. Jah rhu nd erts die des H e r b a r t s und des H erbartianism us war, w ar es eben diese, die die K atechetik am stärk sten beeinflusste. Das w urde vor allem in dem Interesse der dam aligen K atecheten an ethischen G esichtspunkten und psychologischen Bedingtheiten des k atech e­ tischen W irkens sichtbar, w eiter — in der w achsenden k atech eti­ schen Rücksicht auf die A spekte der U nterrichts- und Lernpsycho- logie und in der ausgebauten Form alstufenm ethodik.

In den 20-er Jah ren unseres Jah rh u n d erts dagegen stand das gesam te religionspädagogische bzw. das katechetische D enken im Gesichtsfeld der W ert- und K ulturpädagogik. „Die W ertpädagogik v ersuchte nun, den gesam ten erzieherischen Prozess im Rahmen der W ertleh re (W ertphilosophie) und der Lehre von der Entstehung des W ertbew usstseins und der W ertverw irklichung (W ertpsycho­ logie) zu begründen und zu in terpretieren. Als Erziehungsziel galt der W ertpädagogik der w ertem pfängliche, w erterfüllte und w ert­ verw irklichungsbereite M ensch”66.

A.a.O., 155.

65 V gl. A. E x e 1 e r, W e s e n und A u fg a b e der K a te c h e s e . Eine pats oral-ge-

schichtliche Untersuchung,. Freiburg-Basel-W ien 1966, 124 ff.

66 G. M ü c h e r, Glaube und Erziehung im katholis chen Erziehungsdenken

(18)

Mit diesem A nschluss an die Pädagogik w ollte m an vor allem ein doppeltes Ziel erreichen: ,,Einmal die w illkom m ene profanpäda­ gogische Bestätigung der U nentbehrlichkeit des R eligionsunter­ richtes in allgem einbildenden Schulen, zum ändern den nahtlosen w issenschaftlichen A nschluss an pädagogische Grundsätze, die sich hohen A nsehens erfreu ten ”67.

Diese allgem eine Tendenz eines psychologisch fundierten und pädagogisch o rientierten RU fand bei den m eisten K atechetikern dieser Zeit einen grossen A nklang und kam in ihren katechetischen W erken sehr deutlich zum A usdruck. Zu den V erfassern, die sich in ihren Schriften bem üht hatten, die K atechetik der Pädagogik anzupassen, mit anderen W orten: die K atechetik zu pädagogisieren, gehört auch M ichael Pfliegler. Diese Tendenz tritt bei ihm vor allem in seinen drei W erken hervor: Die pädagogische Situation, Religion und Erziehung und insbesondere in seinem H auptw erk Der Religionsunterricht, abgesehen natürlich von einigen kleineren Aufsätzen.

U ngeachtet dessen, dass Pfliegler auch hier w iederkehrend bem üht ist, seine G edanken zu ko rrigieren und sie in anderen Ka­ tegorien auszusprechen, bleibt er doch in den angeführten Schrif­ ten dieser N eigung der Pädagogisierung der K atechese ergeben* Vor allem ist es sehr auffallend, dass Pfliegler andauernd den Be­ griff ,,Bildung”, bzw. ,»religiöse Bildung”, in fast allen seinen reli­ gionspädagogischen Schriften verw en d et und ihn auf den RU b e­ zieht. Mit diesem Begriff w ollte er auch seinen dreibändigen Reli­ gionsunterricht bezeichnen, jedoch behielt er ihn nur für die Beti­ telung einzelner Bände. Da der Begriff ,»Bildung” ein pädagogischer Begriff ist68, m usste sich notw endigerw eise durch seine Frnführung in die K atechetik und noch m ehr durch den V ersuch, mit ihm die ganze katechetische T ätigkeit zu umfassen, eine gew isse Pädago­ gisierung der K atechetik vollziehen.

Ganz im G eiste der W ert- und K ulturpädagogik ist die Schrift Pflieglers Religion und Erziehung verfasst. O bwohl der V erfasser am Anfang dieser Schrift sehr stark betont, dass ,»Religion ihrem W esen nach nur höchster W ert sein kann, dem alle übrigen W erte, auch die Erziehung, zu dienen hab en”69, und desw egen ihre Bedeu­ tung für die Erziehung nicht in ihr als erzieherischem Behelf liegen kann, dennoch äussert er sich gleich w eiter völlig in k ulturpädago­

C7 H. S c h i l l i n g , Grundlagen der Religio nsp ädagogik. Zum V erh ältnis von

Theolo gie und E rziehungsw issensc haft, D üsseldorf 1970, 32—-33.

®8 D ie Übertragung des B ildungsbegriffes in die Pädagogik mit gleich zeitiger Lösung von sein en th eologisch en und m ystisch en Zusam m enhängen erfolgte in der A ufklärungszeit. Siehe dazu: C. M e n z e, Bildung, in: J. S p e c k und G. W e h l e (Hrsg.), Handbuch p ädagogis ch er Grundbegriffe, 1. Band, M ünchen 1970,

134— 184.

*9 Religion und Erziehung, 8. 15 — C ollectanea T heologica

(19)

gischer W eise: „Erziehung ist nicht D uett von Erzieher und Zögling, Erziehung ist zuerst eine Funktion, eine unw illkürliche und spon­ tane der jew eiligen K ultur"70.

W as Pfliegler durch einen so orien tierten RU erzielen w ollte, w orauf er auch im V orw ort zu seinem Religionsunterricht hinwies» w ar grundsätzlich folgendes: er w ollte dem in die heutige Schule eingebauten RU eine solide Begründung geben und ihn selbst auf solche W eise aufbauen, dam it er m itten in der Schule existieren und seine A ufgaben erfüllen könnte. Eingebaut näm lich in die g e­ genw ärtige Schule, kann der RU den Folgerungen nicht entgehen, die eine solche Eingliederung notw endigerw eise mit sich bringt. Darum auch das ständige und unerm üdliche Bemühen Pflieglers, an die E rkenntnisse der Psychologie, der Erziehungs- und U nter­ richtslehre der letzten Zeit einen A nschluss zu gew innen und ihre reichen Erfahrungen im RU fruchtbar und w irksam zu machen. Er w eicht keiner Frage der G egenw art aus, die für eine zeitgem ässe G estaltung des RU etw as beitragen kann. Auf dem österreichischen Boden hat sich vielleicht niem and mit den neuen pädagogischen, psychologischen und didaktischen Erkenntnissen, insbesondere mit der Reformpädagogik, so grundsätzlich auseinandergesetzt, w ie das eben M. Pfliegler getan hat.

W enn schon M. Pfliegler in einigen seiner W erken, insbesonde­ re im Religionsunterricht, die religiöse U nterw eisung vom w ert- und kulturpädagogischen G esichtspunkt aus betrachtet, besagt das noch lange nicht, dass das der ganze Pfliegler ist. O bschon auch diese W erke nicht w enige A ussagen enthalten, die auf eine andere D enkw eise als die w ert- und kulturpädagogische hindeuten, den­ noch legte er erst im Leben, Bildung, heilige Bildung und im Dienst am Leben, sowie in entsprechenden kleineren Aufsätzen, seinen anderen Standpunkt hinsichtlich der „religiösen Bildung" grund­ sätzlich vor.

M. Pfliegler geht in diesen W erken und A ufsätzen von der T atsache aus, dass Erziehung und Bildung immer Erziehung und Bildung eines Lebendigen sind. „Bildung kann nur ah lebendigen W esen geschehen"71. Da hier der Schw erpunkt auf die Erziehung und Bildung eines lebendigen O rganism us gelegt ist, kann, man eine, solche D enkw eise ein organologisches Denken nennen72. Der Glaube w ird daher hier nicht nur als ein F ürw ahrhalten der Glau­ bensinhalte und Erleben der G laubensw irklichkeiten angesehen, sondern als ein Leben, ein übernatürliches Leben, mit anderen W orten, als ein G nadenleben. W ie ganz -anders klingen diese W orte Pflieglers: „Logik und Psychologie sind H ilfsw issenschaften der

, * 70:A a.O ., 13.'

71 Leben, Bildung, heilige Bildung, 54.

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Katechetik. Ihre G rundlage ist die Bibel und ihre In terpretation das kirchliche Lehramt und die von ihm anerk an n te Theologie. Kein logischer Zwang, kein psychologischer T rick kann ein Leben aus dem Glauben abnötigen. G lauben ist gnadenhafte Einsicht und Gnadenleben. Leben muss gew eckt w erden. Bei dieser W eckung hat die Logik und die natürliche Seelenkunde immer w ertvolle Hilfe gegeben. A ber diese M ittel dürfen nie zum A usgangspunkt und zur G rundlage heiliger Bildung w erd en ”73, Da es in der christlichen Bildung um einen aus der Ü bernatur lebenden M enschen geht, erhält auch die religiöse Bildung eine w esentlich neue Dimension, die ihrem W esen, ihren M itteln und ihrem Ziele nach eine ü b er­ natürliche, eine ,,heilige Bildung” sein muss. Der R eligionsunter­ richt w ird daher ein „D ienst des Geistes am heiligen Leben” sein m üssen74.

Zweifellos b edeu tet das naturhaft-organologisch o rientierte Den­ ken Pflieglers hinsichtlich der religiösen Bildung im allgem einen, und des RU insbesondere, einen gew issen Fortschritt und eine w e­ sentliche Bereicherung der religionspädagogischen Konzeption, die er im „R eligionsunterricht” so eingehend dargelegt hat. W ährend er in seinen w ertpädagogischen Schriften noch vorw iegend von einem m oralpädagogischen Denken befangen bleibt, gelingt es ihm doch in seinen organologischen W erken darüber hinwegzukommen, dieses Denken zu überw inden und in Richtung auf ein personal- -existentielles D enken hin zu v ertiefen 75.

Eine K atechetik in existentiellen K ategorien aufzubauen setzt natürlich ausgearbeitete Term inologie voraus. Als Pfliegler seine katechetischen W erke schrieb, w ar sie noch nicht ausgearbeitet. Als sie später geschaffen w urde, w urde Pfliegler durch die Lebens­ um stände in andere Richtung, auf andere nicht katechetische Ge^ biete gelenkt. Sein V erdienst besteh t jedoch darin, dass er schon damals, in den dreissiger Jahren, in seiner katechetischen Konzep­ tion zu dieser existentiellen Dimension der K atechese gelangte, obwohl er noch vor dem eigentlichen Raum des Personal-Existen­ tiellen stehen blieb.

73 Leb en , Bildung, heilig e Bildung, 162. 7* A.a.O., 150.

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