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Volksbücher des 16. Jahrhunderts : [mit Beilagen aus Sprichwörtersammlungen und Chroniken]

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Academic year: 2021

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(1)
(2)

3cfi geh e a ls guter Freund d e s (Henlchen

Don

B and zu B an d ; darum behandle mich gut,

fchone mich, fcfilage mich forgfältig ein und

b ehalte mich nicht länger, a ls du mich brauchlt!

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(6)

Deutfcfye

Batitmal -Xifteraiur

X^iftorifd^ fritifcfye Ausgabe

U n ter ZH itroirfung

* o o n

D r . SOcnolti, D r . © . Sßaffie, p t o f . D r . Ci. OSartfcfi, p t o f . D r . f i. OSttfjfleln, p r o f . D r . © . Xierjatjfiel, P r o f . D r . 2BirItn0ee, p r o f . D r . p . “S lü n m e r , D r . j f . asobettafl, D r . f i. >38or6et(jet, D r . ® . f ite ts e n s tS , D r . 3 o r j. f i t ü o e t , p r o f . D r . ©. © ü n ts e t, p r o f , D r . 3C. f e e f ', T L f u l b a , p r o f . D r . % . © e to e t, D r . f i. B a m e l, D r . ß . H 'enrki, D r . JB . Ciocß, p t o f . D r . ©. X a m S e l, D r . f i. 5 r b r . 6. X tü r n c r o n, D r . «S. jB ilcftfa® , p r o f . D r . g . j a i n o r , D r . £ . jB u n d fte t, D r . JB. JJettlicf), D r . © . © e lte rle s, p r o f . D r . ©. p a !m p t o f , D r . p . p i p e t , D r . JJ. p c ö fjle , D r . -JCbolf fio fe n b ero , p r o f . D r . 3t. .S a u te , p r o f .

D r . Ci. g . & cjiti>er, fi. S t e i n e t , p t o f . D r . 30. & te tn p t o f . D r . jf. © e t t e t , D r . f i . n je n ö e ie t, D r . C fj. Z o llln a u . a .

tjerausgegeben

oon

3

ofepf? üürfdjrter

2 5 . S a n b

Dolfsbiicfyer öes J6. 3afyrfyunöerts

Berlin itnfc

Btntt&atl

, De r l a g o o n ID. S p c m a n n

(7)

illisliiidjfr brs 10. laljrljmikrts

(Enlenfptegel. i^auft. ^diilbbürgcr

; m i t B e ila g e n a u s S p r id jr o ö r t e r f a m m lu n g e n u n i) C ^ r o n ife t t )

f j e r a u s g e c je b e i t u n b e r f l ä r t

3 f c lt x B u b c v f a g p i

B e rlin unb & !utf{tarf, D e r l a g » o n l £ > . S p e m a n n

(8)

998202

2Hle Hedjte rorbeljaften

(9)

P

ie brei in bein nad)ftet)euben S anbe Bereinigten «einen © S tiften gehören bei alter »erfchiebenljeit, bie fie nad) $ o rm unb S n h alt in biefer nnb jener Söejietjimg aufmeifen, jufammen. S)!ait !ann fagen, bafc feine non ihnen unter einem umfaffenben ©efichtSpunfte betrachtet werben fann, ohne bafs bie anberen herbeijujiehen mären.

9licf;t alfo, um ihre Qufammenftellung ju rechtfertigen, fonbern um ihre SBebeutfamfeit, fomeit fie ihnen au§ gleichen ober ähnlichen ©rünbeti jufommt, in3 Sicht ju ftelten, mögen ihnen junädjft jufammen einige äBorte geroibmet roerben.

3Jiit Siecht bejetchneit mir ba§ ©ulenfpiegelbudj, ba3 gauftbud; unb bie Scfjilbbürger als! Sßotfäbiicher, fo fehr m it Stecht, bafi e§ nidjt an ©rünben fehlen mürbe, wenn jemanb ihnen allein oor atten anberen ähn= liehen ©rjeugniffen ihrer 3 e ü biefen ©hrennamen beitegen mottte. S e n n fie roenbett fich nicht n u r, rote niete anbere jum S e it itjnen ganj unähnliche Schriften, an ba§ S o l!, b. h- an bie meiteften ßreife aller, bie überhaupt etroaS lefen, »orlefen ober e rja g e n h ^ e n motlen, auch ohne jebe Sßorau§= fe|ung non SU bung ober befonberen geiftigen gntereffen, fonbern fie finb auch burchauS au§ bem ©eifte be§ S8olIe§ gefchöpft: § ie rju gehört mieber äroeiertei, maS biefe Süctjer oor alten anberen an fich aufroeifen. SBir fönnen bie§ fu rj baburch auäbrücfen, bafi mir ihnen foroohl $oIf3tümliclj= M t als nationale O rig in alität in heroorragenbem S in n e gufchreiben. 3fid)t n u r bem ©ebilbeten, aud) bem IXngebilbeten ift ih r Qnhalt burchauS jugänglich, intereffant unb geeignet geläufig ju merben. 2Baä in ihnen roenigftenS bie $p^antafie bes Ungebilbeten an reg t, giebt jugteid; bem ©ebilbeten Slnlafj ju tieferem 9!achbenlen ober erfreut ihn burch mehr ober roeniger harmlofen S ö i|, betehrt ihn ober reijt ihn burch © pott unb © atire. Söäljrenb aber bieä, bie 58olf§tümlichfeit, aud) Südjern sujufchreiben fein fann, bie bie grem be hernorgebracht, roie umfaffenbe SSeftanbteite ber ©chroanftitteratur im engern S in n e barthun, befteht bie nationale Drigi= n a tität unferer brei Söüchtein b arin, baf? anbere SSötfer jn ihrem Snljalt nicht® ober fo g ut roie nichts geliefert, fie finb burctiaus> au§ beutfchen ©efchichten, Stnefboten unb a u s beutfcher S ag e entftanben, bie reinften unb urfprüngtichften ©rjeugniffe ihre§ Solfeä unb ihrer geit.

©erabe biefer cfiaratteriftifc^e 3 US> ber hiev n u r heroorgehobeti, fpäterhin erft ausführlich a ls Shatfache begrünbet roerben fann, gerabe biefe fpeji= fifdfie unb auSfd^Iiefitic^e ©eutfdjheit, führt u n s auf ben Umftanb, roelcher

SBolföt>üd;er. a

(10)

ttnä bic innere S8ebeutfam!eit ©ulenfpiegelS, beö Dr. g au ft un ^ ‘)et ©djilbbürger erft redjt loürbigen läfit, nämlid; auf iljre internationale ©eltung unb iljre unoergänglidje SebenSbauer. S a § ©eljeimniä, re elle s

»Olt jeljer ©rjeugniffen tnenfc£)licf)er S unft unb menfdjlictjen ©eiftesä über» haupt bie Ä raft, auf SRenfdjen ju nrirten, unb bleibenben SBert «erliefen, ift bie ^Bereinigung auf beftimmte, inbioibuelle g o rtn gegrünbeter 3ln= fdjaulidjteit m it allgemeiner, in bem Sbeengefialt be§ ©toffeä liegenber Sebeutung. XXnfere brei SSüd^er muffen © ruppen ober fiompleje non Sorftellungen unb ©ebanfen bieten, roeldje auf irgenb eine SOBeife bewirten, baf; tljr S n ^ alt roeit größere fireife unb ganj anbere Seiten 51t lebhafter Teilnahme anregt, al§ e§ burclj il)re örtliche, »oHStümlidje unb jeittict;e SBefonberljeit bebingt erfdjeint. S ie SebenSfraft, roelrfje fie in fid; bergen, hat fic| in »erfdjiebenen Säubern unb ©pradjen, in mehreren gahrljunberten, junt SCeit in m annigfaltigen poetifdjen fo rm e n beroährt, alei eine S e b e n t tra ft bem ä^rt, gegen roeldie bie Sauerljaftigfeit mancher i^rerjeit non ber älureole ber S la ffijität um ftrahlten unb bei ihrem ©rfdjeinen oott 3lpoKo unb allen neun 3J!ufen feierlich inaugurierten Sichtung al§ eine rafdj aufflatfernbe, aber auch um fo rafc|er cerlöfdjenbe flam m e erfd)eint.

S e r tiefere © runb fdjeint uns! I)ier, bei biefen brei © rjählungen, oon benen jtoei bem ©ebiete be§ Sotnifchen, bie britte bem be§ ergaben ^ |a n » tafttfdjen ange^brt, ebenba ju liegen, n>o ber eigentliche S ern alle§ unb jebe§ §u m o r§ ju fudien ift, ba§ Sßort in ber roeiteften Sebeutung ge= nom men, bie m an i^m beilegen lann. ©3 ^anbelt fid) um bie $er»or* fehrung be§ Äontrafteä, in roelchem ba3 SBirflidje ober al§ roirJlidE) ©eltenbe, bie SEBelt, infonberheit bie SJlenfchemnelt, m it bem $|ߣ)antaftifd)en, einer SBelt ber 5|3fjantafie, gefegt toirb. S ie 2lrt, roie biefer Äontraft auf unfere ^ ^ an tafie unb unferen äBifc ro irtt, ift bei allen breien eine oerfcfyiebene, burd) jeben ber Stoffe tr itt er in ein anbereS Sicht. ©ulenfpiegel — benn bie §elben ber brei © agen, toenn m an fic^ biefeä 2lu8bruct§ be= bienen b a rf, ftellen ben ©egenfa^ perfönlidE) bar — ©ulenfpiegel bringt feine Starrheit un ter bem Slntriebe eineä ©efühlsämomentä, feiner SBoä^eit ober ©djabenfreube, m it Söenrafjtfein unb 2lbfid)t au§ fic§ felbft ^eroor, fein £ u m o r fpielt m it ber SBir!lid)teit, inbem er fie in feinen ©treidjen ju einer närrifdjen Söirflidjfeit inadjt, ba§ ©rnftgemeinte rairb ihm burdj ein mutroiHigeä SRifsoerfteljen unb fd)al!fyafieä Sterbrehen jum Säuerlichen, ©r fafst bie 3Belt nicht geiftig auf, fonbern l)ie unb ba m it feinem äßifce an, baS Säuerliche ift fein Qufa^ ju bem gans ©eroö§nlic§en unb 3iatürs licken. Sßo er biefen 3 u f a | a n bringt, barau f fomtnt e§ ihm nicht an. ©ben bafj baä, roa§ er thut, nid^t angebracht ift, beroirtt bie Säc^erlic^feit. S ie ©djilbbürger hanbeln närrifc^, inbent fie oon ber Soraugfe^ung i^rer SBeiä^eit, einer ju großen SBei^heit, au^ge^en, fie gelangen faft methobifch baju, 3iarren ju fein unb fid; roeife ju bünfen. 3 h re Starrheit ift übergefchnappter Serftanb, unb ätoar oon einer beftimmten 3lrt, praftifdjer ®erftanb, sa v o ir fa ire . S a ^ fie bie S irtü d ite it närrifch auffaffen, barin

(11)

liegt auf bem ©ipfelpunfte i^rev Starrheit iJjre oermeinte SBeiSheit, unb Ono ift ioieberum bie S p ezialität iljrer SRarrfjeü, bafj fie luicfticfj, roie es baS ©djilbbürgerbud) fdjarf betont, au« übergroßer SBeisheit entftanben ift. S iefer feine, ben GinfjeitspunEt ber miif)elo3 äufammeugerafften «olESanefboten bilbenbe unb ba§ ©anje auf ber §öf)e einer fatirifd)eu S tim m ung [jaltenbe 3 u g , ift natürlich ba3 Serbienft be§ SBerfafferS, in beffen fatirifcher 2lbfid)t hier bag betebenbe ©efiihlömoment, iwerd^eö bei CSitlenfpiegel objeftio in ber ^erfon be§ gelben bargeftellt roirb, liegt. 3JJan fief)t ben Unterfd)ieb ber beiben »totioe fetjr beutlid). ©ulenfpiegel tl)ut SächerlidjeS roie bie ©d)ilbbürger aud). Slber roeil er ba§ Sädjerlidje a ls folctjeS roill, roirb er nid)t auSgeladjt, fonbern ba3 Sachen unb bie £adf)er finb auf feiner ©eite. © arum fann er nidjt ©egenftanb einer fatirifdjen SJarftellung fein, rooljl aber einer l|umoriftifcf)en. S ie ©djilbbürger madfien fid) läc^erlic^, barum bieten fie ber © atire einen roilttommenen ©toff. S ie Starrheit ßulenfpiegelä ift eine aftiu lächerliche, roeil feine $l;antafie= weit ein ^ ro b u ft feineä ÜD!utroillen§ ift, bie ©djilbbürger finb paffin Iädjer= litt), benn fie felbft finb m it ifyrem ganjeti Senfen unb £l)un eine pt)an> taftifche Sffielt, unb äroar eine, bie au3 einer ernften Slbfidjt entfprungen ift.

2>n g a u ftä 5Perfon liegt junädjft ein an fich ntenfchlidjer, in bem bei ifjm oorfjanbeneti ©rabe aber ben Sftenfdjen über feine ©renjeit h i n a u f fü!)renber 9lntrieb, gürroi^, ©enujjfudjt, Übergebung, ©ein ©efühlälebeit, fein ©trebcn fü h rt ihn in eine ^fyantafieroelt, bie er bann infofern an feiner 5ßerfon barftellt, a ls fie fein tragifdjeä ©djicffal beftimmt. ®ajj biefe 5p§antafieroelt für bie Qeit, ba ba3 33ud) entftanb, eine reelle roar, für ©oetlje unb un3 eine n u r gebadjte ift, ift Siebenfache, bafj fie an fich phantaftifd) ift, ift allein roefentlidj. ©ie Jann aber nicht lächerlich fein, unb g auft fein Starr, fie ift unheimlich großartig, bie SSejiehungen g a u fts ju ihr finb baher tragifche. ©ulenfpiegel macht bie SBelt lächerlich, bie ©cf)ilbbürger fich, S auft oerfällt unermeßlichem S erberben, roenigftenS foioeit feine $ eit unb unfer Such ihn auffaßte unb auch «H«« auffaffen fonnte. ©ulenfpiegel fteht für ben reinen § u m o r am höd^ftett, benn er fchafft eine ^ h ontafieroelt, roährenb bie ©cl)ilbbürger eine foldje finb, g a u ft in einer folchen untergeht, g a u ft ift bie poetifchfte g ig u r , benn fein ©d)idfal ift tragifch, roährenb ©ulenfpiegel unb bie ©djilbbürger n u r lächerlich roirEen. g ü r bag fatirifdje Qntereffe haben bie ©djilbbürger ben meiften Söert, roeil fie allein ben ©pott heraussforbern. ©elbft bafj fie eine 3)!ef)rl)eit bilben, gehört hierher, benn echte fatirifche © tim m ung ftellt fich immer al§ SSerftimmung einer inbioibuellen beffern ©inficht gegenüber einer Mehrheit bar, Sßerfonalfatire im eigentlichen ©inne ift nicht allein unebel, fonbern auch unintereffant

SBir haben, roie uns> bünfi, hier n u r folche Momente geltenb gentadjt, roelche als> burdjauä allgemein menfdjlicfie bejeichnet roerben {önnen, nichts Stationaleg, SofaleS ober tem p o rä re s. S a m it fdjeint u n ^ im allgemeinen, roie eS ja hier auch nur gefdjeljen tonnte, ber © runb ber SCragroeite unb

(12)

XV ttorreort.

ber SebenSJraft unferer Stoffe flargelegt ju fein- Jpeifjt eS nun ber nationalen ©üelfeit baS Söort reben, wenn w ir anbererfeitS auch auS= fprecfjen, baf; gerabe unfer beutfdjeS 33ot( ooit alten mobernen am meiften befähigt fei, bergleichen allgemein menfdjliche SJiotiue, roie fie unfere Stoffe enthalten, litterarifdj unb poetifd; ju r ©eltung ju Bringen? SBir lönnen baS U rteil ben SluSlänbern itBerlaffen, mögen fie unS aber nur erft nacf)= roeifen, bajj roir über^aixpt au nationaler ©itelfeit leiben. SEßenigftenS finb fie bis je^t nicht mübe geworben, unS fchriftlidje geugniffe ihrer StnerJennung bafür ju geben, bafi roir ihnen ben ©ulenfpiegel, ben D r. g a u ft unb bie S djilbbürger »erehrt haben, es fehlen fogar bie allerbingS plumpen SSerfudje nidjt, fie unS ju nehmen, unb nad; bem SSoIfSwi^e ift ber SBerfudj, eine Sache ju ftehlen, bei gewiffett S ö ltern ber eigentlich nationale älu sb ru d i£)rer SBerounberung.

9iocl) b arf uietleidjt auf bie 58erfd)iebenf)eit ber lüterarifdien Sclitcffale unferer Stoffe aufmerffatn gemacht roerben. ®em gauftbudje unb bem Schilbbürgerbudje entfprec^en jwei unferer flaffifdjen Sitteraturerjeugniffe, ©oetheS g a u ft unb äßielanbS Slbberiten, wäljrenb ©ulenfpiegel in biefer Sesie^ung feine glänsenbe Saufbafin aufjuroeifen hat. ©r bietet in ber £ t)at aud) ben in formeller unb inhaltlicher SSesieljung fpröbeften unb anberer= feitS in fid; am fefteften bestimmten Stoff. ©ulenfpiegels X |a te n — Sdjicffale fann er eigentlich nicht haben — fönnen n u r a u s einzelnen in ftd) abgefchloffenen S tre ik e n befielen, bie roieberum n u r fchlid)t, fei es in Sßrofa, fei eS in Seim en, erjäljlt roerben fönnen. §ineinlegen läfst fich ba nicht t)iel, wenn eben ©ulenfpiegel ©ulenfpiegel bleiben foll. ® arunt ift aber ©ulenfpiegel aud) weit BolfStümlidjer unb gemeinoerftänblicher als g a u ft unb bie Schilbbürger, ober richtiger, er läfst fich n u r ebenfo faffen unb barftellen, wäljrenb bie beiben anberen Stoffe einerfeitS ben Vorteil bieten, tiefere unb bebeutenbere gbeen in fich aufjunehm en, anbererfeitS aber, eben inbetn fie fich biefeö SOorteifS bebienen, bie äSolfStümlici)feit einbüfsen. ©oetheS g a u ft unb SßielanbS Slbberiten finb bebeutenb geift= reicher a ls ihre V orläufer im X Y I. gahrhunbert, aber n u r ben ©ebilbeten nerftänbtich, unb wie oielen oon ihnen ift bieS ©oetheS g a u ft ganj?

S a S , wa§ w ir unferen Sefern a ls Beilagen bieten, foll einerfeitS ben 3uftanb ber erjählenben unb befchreibenben 5)Jrofa beS X V I. ^ ahrhunberts einigermaßen anfchautidj machen, foweit bies burch furäe groben gefchehen fann, anbererfeitS noch etw as bejiehungSweife SollftänbigeS t)on ber bamalS fo wichtigen © attung ber Spridjw örterfam m lungen bieten. Sßon ben @r= Körungen SlgrieolaS m ußten w ir freilich junftchft a u s Jiüd'fidjt auf ben S a u m abfehen, attetn, wer über ihre Söeglaffung u n s gar ju harte Sorw ürfe machen will, möge erft nadjfehen unb bann urteilen, ©r wirb häufig, ja oielteicht meift, auch bei Slgrtcola baS nicht finben, w as er bei u n s »ermifjte.

S r e S l a u .

(13)

C t l l ( £ u k r t f p i e g e l .

(14)
(15)

CEtiilcUitttj.

T M e betbeit g ra g e n , ob bem ©ulenfpiegelBuche etn hiftorifd^er Äern ju " ^ © r u n b e liege, ob e§ alfo einen W e n d e n biefeS 3lamenS unb uon einem hiftorifd^) feftjufteEenben ©harafter gegeben habe, unb jroettenS, mte baS u n s oorliegenbe ©ulenfpiegelBudf) entftanben fei unb fich »erbreitet häBe, ftehen in einem innern .gufammenhange, finb aber bod) getrennt ju Beljanbeltt.

®ie Unterfuchung beS hiftorifc^en SerneS muß oorangeftellt roerben, toeil ihre Söefdfjaffentjeit unb if)re Sbfung, foioeit fie möglich ift/ eine ffiorauSfe^ung ju bem U rteil aBgieBt, meldfieS m ir u n s über bie ©ntfteljung unb bie ©dEiidfale beS SucheS ju bilbeit haben.

® aß in ber erften giälfte beS X IV. QahrhunbertS in ber ©egenb ber © tabt Söibltn, heut in ber ^ ro o in j ©chleSroig^olftein, ßreiS Satten^ bürg gelegen, eineS alten ©renjorteS ber ©achfett gegen bie OBotriten, m elier fd^on ju Stnfang bes X III. ^ahrljunbertS genannt rotrb, ein SRenfch SlamenS Sttll Ulenfpiegel gelebt unb baS Seben eines »aga= Bunbierenben ©paßmacherS geführt habe, ift in f)ohent ©*abe roahrfcheinlich. ^ebenfalls mürbe biefe äßahrfctieinlichfeit toeitauS genügen, um bie Sßerfon ©ulenfpiegelS ben T räum ereien ber ^feubormjthologie unb allen fym* fcolifchen ©rflärungSoerfuchen ju entgehen. ©te ftüijt fich, wie u n s 6e= bünten tt>iH, am allermeiften auf bie ©efümmtheit unb »ielfeitige

(16)

Seutlichteit ber in einem großen Seife oon if)m berichteten ©efd^idjten, roeld^e unfere Sefer felbft ju beurteilen ©elegenfjeit ^aben roerben. £ e r Schaupla^ unferes §elben, !ann m an fagen, ift gerabe in ben ©rjähtungen, roetc^e au3 »erfd)iebenen © rünben at§ nrirflicf) auf perfönlichen ©rtebniffen ©utenfpiegetä berufyenb ansufe^en fin b , ein n ic |t fehr auSgebehnter unb ganj beftimmter. ®ie »erfchiebenften urfunblichen älnseichen roeifen ihn in bie oben angegebene g eit. S e in Name felbft läfst fic§ fc|on in ber erften Hälfte be3 X IV . ^a^rtjunbertä urfunb(icf) a ls Name einer roirftichen ^ erfo n nadjroeifen, rooburdj eö roieber an SBafjrfdjeinlidjteit genrinnt, baf; er ifjm nic^t erft auf © runb feine§ ©harafterg beigetegt roorben fei, mag bie Eiiftorifdj nicht ju befeitigenbe »ernritroete g r a u Utenfpegel nun feine Sdutter geioefen fein ober nicht.

U nter bem oon biefert SCE)atfacE»ett gegebenen ©eficfjtäpunfte finb benn n u n auc| bie Nachrichten ;u betrachten, roeldje fich auf ©utenfpiegeß ber S ra b itio n nach ju SOlöItn im 3ahre 1350 erfolgten SEob bejiehen. Obenan un ter biefen Nachrichten fteljt ber berühmte Seicfjenftein, beffen 2lbbilbung Sappenberg*) gegeben hat. Sßetche 23eroanbtni3 eä m it biefem S te in hat, wirb am beften !Ia r, roenn m ir bie über ©ulenfpiegelS SEob unb fein ©rab erhaltenen Angaben »on ©hronüen unb ähnlichen Sßerfen ber Seit* folge nach einen 2lugenbU(J näher betrachten.

S ie ättefte biefer Nachrichten finbet fich in einer oon S a fp a r 2tbel ju Sraunfchroeig 1732 herausgegebenen nach 1486 niebergefchriebenen ©hronif. § ie r nrirb erjähtt, bafj 1350 ber fchroarje $ o b in jenen ©egenben geherrscht, unb es fyeifjt: d o su lffe st ste rff U le n sp e y g el to M ö llen u n d e d e G h e y se le r B ro d e r k e m e n an. Um bie SOZitte beä X V I. Q ahrhunbertä erjäh lt Neirnar fioct in feiner Sübfchen ©hronil, bafs ber fiarb in at Napmonb 1503 in 2J!öttn geroefen fei. D e K a rd in a l, fagt er, is des e rste n N a c h ts th o M ölln g e b le v en . U n d w e n h e h a d d e d ü d isc h e sp ra k e v o rs ta n v n d v o m h illig e n lew en d e (Seben) S. U le n sp e g e ls g e h ö re t h e d d e , so d a r h a d d e g e ld t v o rh a n d e n g e w e s e n — w o n te (benn) d a r d ö r s te t alle W a le n (äM fdje) u n d t S p an iers n a — h e d d e U le n sp e g e l in d es P a w e ste s K a le n d e r (bie §eüigentage) k o m m e n k ö n n e n .

®ie erfte Nachricht oon bem ©rabfteine finbet fich erft ' n SRichaet öebererä Bericht über eine 1592 unternommene Steife nach Schroeben unb ® änem arf (A e g y p tia c a se rv itu s cet. Jgeibelberg 1610): „SüiolJen ift eine {[eine S ta b t, ben § e rrn oon SübecE juftänbig. Qn biefer S ta b t ift in bem g a h r ©hrifti 1350 ber ©plenfpiegel begraben roorben, beffen ©rabfdjrift auff bem Äirchfyof bafetbften, ftracfö an ber Sirchen angeteinet auffgericht, m it fotgenber © rabfdjrift ju feljen.

*) 9luf bem länglichen oben abgerunbeten S tein e ftef)t Gulenfpiegel m it gefpreijten S ein e n , in ber rechten £ a n b eine © ule, in ber linfen ben ©piegel d a r u n t e r

bie S c h rift: _

2lnno 1350 jf buff | en op genaue tq | le olenfpegel lig t | l>ir tm ber begrauett | marefet mol onb | benefet bran. roat | icf geroeft fiep e | be fjir c o r | an. m oten mi glid wer.

(17)

2tn biefem ort warb biefer S te in auffgetjaben, ® arunber ligt ©tjlenfpiegel begraben.

©ebenf b a ran ,

® er bu tfyuft fürüber gahn, ® an n auff biefer Erben $ u ntir auch tanft gleich roerben.

©3 ift and) ein ©t)l »mb ein Spiegel auff betjben ecfen beä S te in s barauff gehaioen."*)

$ ie in be§ allbetannten 2)!erian Sopographie »on 9Jieberfacf)fen nach einer 91ac^rid)t »om Saljre 1614 gegebene 9Joti} ift besroegen intereffant, roeil fchon h ^ r ®r a & „ooriger Qeit ren o o irt" bejeichnet roirb. 9iecf)t ausführlich Derbreitet fid; über unfern ©egenftanb bie hanbfd)rift= ticfje ©hronif be§ ®eif}teö ®reger**), ber 1631 Sßrebiger in Seeborf roar. SJrener, ber fid) auch ben oben mitgeteilten farfaftifd)en 2Bi£ beä SHeimar ÄocE nicht hat entgehen [affen unb ber roohl nicht fd)led)t unterrichtet roar, giebt fotgenbe, roie roir fejjen roerben, nicht unnridjtige 9totijen. J

„ 3 n biefem $ a h r (1350) ift geftorben ber rounberbare »nb felfcfaljme 9)Jenfch ober ju onfen Qeiten alfo genanbte onb ber ganzen SBelt betäubte Suttherifdje §ei(ige S iet ©ulenfpiegel, eine§ S a u re n S o h n , gebürtig au§ bem Sanbe ju Sraunfjroeig unroeit §elm ftäbt in bem ®örff Snöttlingen, roelcher fein Seben m it »ieler fc^artf'heit unb betrug (jugebracfjt), roie ben ein ganjeä Sud) non ihm gefdjrieben aufsroeifet. ® er le^te 21them ift in ihm außgangen in bem an Sübed gehörigen S täb tle in 9Äöllen, lehnet bafelbft begraben an ber linlen feiten, roenn m an in bie Sirdjthur gehen roiH, roofelbft ein holpern S ta d e t unb b a rin ein langer Seichftein, barauff © r abgebilbet unb außgehauroen; fein groß unb fleiner ^ ?an |er ift audh noch heutige^ tagg alß ein alterthum bß gebedjtnüß »nb r a ritä t bafelbft «ffn 9iathhaufs ju fehen. ©leid) roie er nun feine gan^e Sebenßjeit narrifd; ^g eb rach t, alfo ift eS auch feiner einfendung inß ©rab rounberlich jugangen, in bem baß Saum jerrifsen unb ber S a rtf alfo pur m a lh e u r ju lehnen tommen. ®ie garftige pofitur ift folchergeftalt auf feinem gvabftein ju fehen; auf bem Äopff hat er einen § u t m it gebern unb in ber £>anb einen Spiegel nebft einem Sorb m it ©ülen haltenb, eingehauroen, unb ift barauff biefeß fd^öne ©pitaphium ju bemerten:

2lnno 1350. 3 ß büße S teen upgehaoen, S iel Ulenfpegel lehnent hierunter begrasen. SJiercfet roof)l u n benft boch b ra u ,

roat id geroeft up ©ren, Stile be h « r »orüroer gahn

tnöten mie glicf roähren.

*) @9 bebarf !aum be* §inroeife3 b a ra u f, bafi bie ©rabfd>rift in feiner fiocfjs beutfcfjen S p r a y e nnebergiebt, foioeit er überhaupt n)örtli<$ abfd)reibt.

**) S e g e n beä S . 327 oon Cappenberg a ls bei SDreger uorfommenb erw ähnten @djel= muffsfy ügl. meine ®efd). b. 9iom. I I a, 151. 2lnm.

(18)

Unb bam it btefefs tyerrtidje 3ftonumentum nicfit möge m it ber 3 « t »ergeben, fonbern ben 3Jacpömmlingen jum fräfftigen SCroft erhalten roerben, alß ift nodj uor roenig Sauren ein © tad et d e no v o gemacht, roeil m an, roiefpaggirt (rooljt = fpargiert, verbreitet) roirb, p a r s im p lie itö baß tyoff oon ben alten abgefdinitten, fotc^e fplitter ju oertreibung beS 3afynroeEjeß em p lo q iret.. .

3tucfj ber Sietfcfyreiber M artin Qeitter fagt in einem 1674 erfdjienenen SBerfe Bei ber ©rroäljnung -KöIInS, baß bort ©ulenfpiegel 1350 geftorben unb fein © rabm af „neulief) renoviert" roorben fei. gntereffanter ' f t ber g ra n jis fa n e r gac^ariaS Äonrab non Uffenbaclj, roefdjer Sftöttn 1710 befugte, baS Söifb ©ufenfpiegets auf bem ©rabfteine non ® reper ab= roeidjenb BefcfjreiBt. S e n SorB m it ©ufen f)at UffenBadj nidjt gefe^en, benn er fagt: „ S e r ©tein ift über w er ©Ken fjodi, unb n u r etroa eine breit. ©S ift nid)t n u r auf beS ©teinS Betjben ©den eine ©ufe unb ein ©piegel genauen, roie SRerian unb in T o p o g r. Pax. inf. p. 184 fa g t, fonbern ©utenfpiegefS oornefymeS SBitbniS ift in SeBenS=©rBße, ob=

gleidf) nid£)t t)ölftger © ta tu r unb Sänge nad), barauf, unb Ijat oBBemelbete © tüde fefBft in feinen fgänben.. . . "

Sappenberg nim m t n u n a n , baß UffenBadj einen anbern ©raßftein al§ S ie ria n , 3 e'flet' u n *> auff> a(S S reijer gefeljen habe, roeit bie beiben erften feine g ig u r ©ulenfpiegelS unb S re q e r ben Äorb m it ©ulen erroäfjnen, audj roeil UffenBadj feine Unterfdjrift gefe^en ha&e. 2ßir fönnen eS, bünft m id), baf)in geftellt faffen, ob biefe ©rroägungen jroingenbe © rünbe ju feiner Sfnnaljme feien, BefonberS ba, a ls SappenBerg fefbft 1853 ben ©tein beficfjtigte, ber untere in bie ©rbe oerfunfene S e it ber gnfdjrift anS Stcfit gebracht rourbe. Söofyf fönnte ber © tein, a ls ihn UffenBadj falj, noch tiefer geftanben Ijaben, unb bie Sfßorte „nicht oötliger © ta tu r unb Sänge nach" fönnten barauf su Begehen fein. SappenBerg »eroollftänbigt bie 3lngaBen üBer baS im m erhin roidjtige SBahrjeichen nodfj fotgenbermaßen. „©eitbem ber ©rabftein Don alter profanen S e rü ^ ru n g ’ entfernt roar, rourbe eS üblich, baß jeber reifenbe §anbroerfSburfdje in ben S ta m m einer a lte n , j e |t abgeftorBenen Sinbe auf bem SJiöIlner $ircf)Ijofe, unter roefdjer jener früher geftanben fyaben foflte, einen Jiagel einfehlug, fo baß biefer S ta m m ganj m it ©ifen Bebecft geroefen fein fotl. S e r je^ige <3raB= ftein fte^t aufgeridf)tet an ber S u n n m a u er, in bem Söogen, ber bie frühere roeftlidje 5C^ür Bilbefe, unb ift m it einem ^öfsernen SSerfcIjlage umgeben, roelcher bie untenfte^enbe gnfdirift oerbeeft" unb roeiter^in: „ S a S auf bem S te in e BefinbUcfye SUbniS gleicht, m it ben oben gebauten 2luSnaf)tnen, eBenfo roie bie gnfcfjrift, namentlich auch in ber ©telfung ber brei festen 3eifen, ber SkfdjreiBung beS Setljleo Sreijer. S ie eingegrafiene Snfchrift, roelc^e in jeljn fe ile n »erteilt ift, fd^eint ber erften § ä lfte beS fieBjehnten SjahrljunbertS anjugeljören. S e r S te in ift m it Bunten, j e |t jiemtidE) »er» Blidjenen garBett angepinfeft, feine §b^e Beträgt ohne ben S o d ef 7 3/ 4 g u ß . ©r fteljt an ber SJfauer beS ÄirditurmeS, unter bem ehemaligen 5portafe>

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tro er erft geftanbeit Ijaben fan n , feitbem ber ©ingang nach ber ©üb= feite oerlegt ift. . . . $ i e ©id^e, nach ben frühem 9lngaben bie Sinbe, su m elier bie fahrenben §anbtoerfer sogen, fott 1810 oon hoHänbifdfjen ©olbaten jerftört fein. S iefer neueren Untersuchung oerbanfen rotr nun auc^ bie -Mitteilung, baf; biefer ©rabftein beg 33ielgenannten früher eine anbere Seftimmung fyatte, baf; bie je^ige Sßorberfeite einft bie Nücffeite roar, unb alfo bie je^ige Nücffeite bie oorbere. ®ie gegen bie SBanb geteerte S eite beg ©rabfteineg !)at oben in bem Sopfe beg ©teineg ein Äreus in erhabener Slrbeit, eg ähnelt bem 2tngoerugfreus bei Na^eburg; unter bentfelben ift eine Nifcfje eingehauen, in welcher gans unoerfennbar irgenb roeldje bilbliche ©arftellung fich befunben h °t/ bie abficfjtlich ab= gemeißelt ift. Siefe 9iifc§e geht oon ber SRitte beg §alfeg beg ©teineg, oerglicfjen m it ber S arftellung auf ber anbern © eite, big ju r jtoeiten geile ber Snfchrift hinab. Unterhalb jener Nifche finben fich unoerfenn= bare ©puren eineg fdjlangenartig genmnbenen SBanbeg, auf roelchem eine je?t roeggemeifjelte ^ttfc^rift in erhabener Arbeit geftanben h a t; boch auch noch parallel m it bem 33anbe finb fernere © puren einer Qnfd^rift ju erfennen. SSahrfdjeinlich haben rair hier einen alten, aug tatholifcher g e it herftammettben ©rabftein, beffen Nücffeite fpäter fü r Ulenfpiegel benu^t ift. ©ollte inbeffen bie V erm utung begrünbet fein, baft in ber Nifdf)e eine ©ule unb ein S piegel noch 5« erfennen finb, roelche jebocf) in bem fonft nirgenbg ermähnten fireuje feine Seftätigung finbet, fo hätten toir hier einen älteren ©rabftein be§ Ulenfpiegel gefunben."

®em ©rabfteine ju 3Bölln, oon bem m ir m it Sappenberg rooljl an» nehmen bürfen, bajs e r, irenn auch renooiert unb oon feinem urfprüng* liehen D rt an einen anbern oerfe^t, oielleicht g a r gänslich erneuert, fich auf ein roirflidj in SJZöIIn oorhanbeneg ©rab ©ulenfpiegelg Begieht, alfo eine ä lrt bebingter ©chtheit in Slnfpruch ju nehmen hat, reihen fich n u « anbere bilbliche S arftellu n g en , bie auf ben Siebling beg SSoIfeg hinroeifen, an. ©ntfdjieben ju oerroerfen finb bie Nachrichten, roelche oon einem ©rabftein SU Sam m en reben, fie beruhen auf Serroechfelung unb oielleicht bem »eftreben, bem gelben eine anbere N atio n a lität susutoeifen. Slbgefehen oon ben Slluftrationen beg Sucheg finb folgenbe bilbliche 2>arftellungen einigen ©noäfjneng roert. Stuf ber Natgftube su SKölln ift ein SBilb oorhanben getoefen, roelcfjeg ©ulenfpiegel in .b e r Fracht beg XV. gahrhunbertg oor= ftellt unb roelcfjeg juerft in 3. oon öefnerg brachten beg chriftlichen SKittelalterg oeröffentlicht rourbe, boch nicht unm ittelbar, fonbern nach einer folorierten Zeichnung in bem Neifebuche griebrich Stabelm annä, in roelchem biefer eine 1 6 0 7 - 10 gemachte Steife befchreibt. ©r giebt an, bafj er bag Z ö lln er SBilb genau fopiert habe, g m ©emäuer beg $acfjeg ber Marien-- firche in Sßigmar finbet fich ein giegelftein, auf bem, beoor ber gieget gebrannt toarb, eine ©ule m it einem 9Jtenfchengeficl)t eingeriljt roorben ift, bie einen ©egenftanb in ber einen Kralle h ä lt, welchen m an roohl für einen Spiegel halten fann. S orgfältigen Unterfucfjungen sufolge ftam m t

(20)

biefer Siegel au§ ben galjren 1335— 58, ift feineg h°f)en Stlter§ wegen alfo jebenfallg fetjr intereffani, bet m an, weldjer Strt auch bie Sejieljung fein mag, in welcher fich ber Verfertiger ber Qeidjnung fein anfprucfjSlofeg SKacljwerf ju ©ulenfpiegel gebacht hat, faum um hin fann, überhaupt eine folche Sejiehung anjunehmen. S e r angebliche ©rabftein ;u Süneburg ift auch in ber §iftorie X CV I im Sßiberfprud) m it ben norhergefjenben S apiteln unb an fich unerllärlidj, obgleich e§ in Süneburg wirHich einen ähnlichen S te in gegeben haben foll. Sluch in Kneitlingen, bem ©eburtS= orte ©ulenfpiegelg nach bem Suche, h<*t fich ein S enfftein befunben, be§= g le ite n ein S ilb am Xh°re P Sraunfchweig. ©iner Nebenfigur auf bem Nolanbgbilb p S te n b al wirb tiom Solfgmunbe ber Sam e ©ulen= fpiegelg beigelegt. Ähnliches ift in © oglar, SübecJ, X rie r, Nürnberg, 5ßrag unb anberwärtS p fehen. S n S a n jig im Slrtughofe befinbet fich ©ulenfpiegel auf einer Dfenfatfjel in berfelben unanftänbigen ^ßofitur, wie nach Sappenberg in © oSlar, ich ha ^e kie Äachel 1864 felbft ge= fehen. S o n ben hierher gehörigen Äupferftidfjen ift ber non SulaS oon Serben ber berühmtefte. Sllbrecht S ü r e r Jaufte im Qahre 1520 p Srüffel für einen S tü b e r „jween ©ulnfpiegel", wohl p te i ©jemplare biefeg ÄupferfticheS. 1670 foHen fü r einen foldjen Stich 200 Xhaler b e ja h t worben fein; felbftoerftänblich ejiftieren mehrere Äopieen. ©r geigt einen auf einer SadSpfeife m ufijierenben SRann, welcher jwei fiinber in einem $orbe träg t, ©in ©fei trä g t noch p e i fiin b er, eine g r a u einä. ©in fechfteg S inb geht nor ihr her, auf feiner Unfen Schulter fi^t eine ©ule. Sßahrfcheinlich ift bam it ber S tu g p g oon ©ulenfpiegelg S a te r tn bag 9Jiagbeburger Sanb gemeint. Stuch Sem branbt h °t ^6-12 einen ©ulenfpiegel geftocljen, eine anbere S arftellung burch Dan SKerten fcheint in S afp ar Schneiberg S a x o n ia v e tu s c e t. (1727) unb in glögelä ©e= fchichte ber H ofnarren reprobujiert p fein, eine in S reg lau befinbliche S arftellu n g g . gelberg ift in §eräberg§ ©ulenfpiegel (Sreglau 1779) wiebergegeben. Sluch in unferm g ahrljunbert haben »erfdjiebene bilbenbe ß ü n ftler ihr SEalent ber IXnfterbltchfeit unfereg §elben bienftbar gemacht, äßenn w ir auch in unfern Stngaben leinegwegg SolIftänbig?eit erftrebt haben, bürfte bodfj bie B ehauptung begrünbet fein, baß m an feit äftitte beg X IY . Qahrhunbertg bemüht gewefen ift, ©ulenfpiegel auch in bilb= liehen Sarftellungen beJannt p machen, w o p noch erw ähnt werben mag, baß nach be§ ung bereits bekannten S re q e r ©rgählung „ o lim s fe ite n bie g ieg u r biefeg 5ßatron§ p SJJblln in allen S tu b e n an bie SBanb ge= fchmieret worben" unb baß Uffenbach berichtet, wie bie in SDiölln faft in allen S tu b en hinter bem Dfen anjutreffenben S ilb er ©ulenfpiegelg »on „einem elenben Stlbrecht Schm ierer" p einem S h a ler häufig non bort »erfenbet würben. S e r h°f)e $ reig beutet wohl barauf hin, baß eine antiquarifche Siebhaberei für „echte -Köllner" Stbbilbungen fchon p Uffen= badf)S 3 e it »orhanben war.

(21)

beroiefene ®erühmtl)eit ©ulenfpiegelS roirb burch bie außerorbentlidj f)äu= figen 2lu3gabeit, Überfefcungen unb ^Bearbeitungen beS SudjeS erft in baS redjte Sicf)t gefegt. ©od) barauf Jommen roir ju r ü d , ba m ir nod) einen S eit ber erften g rage nach bem geschichtlichen S ern ber S ag e ju beant= Worten haben. SS muß nämlich, roenti and) bie f)iftorifd)e Griftenj ©ulen= fpiegels nach bem ©efagten n u r fdfjroer mirb beftritten roerben tonnen, nod) feftgeftellt roerben, ob bem berühmten 33!anne burch einigermaßen fixere S rab itio n ein beftimmter ©Ijaralter beigelegt roorben fei, ober m it anbereit SBorten, roaS fü r eine 2lrt ÜUenfd) ber gefd)id)tlid;e ©ulenfpiegel geroefen.

hierbei fpielen bie roeniger roidjtige Jiolle bie ©rroähnungeit ©ulem fpiegels unb © arftellungen auS feiner ©efchichte außer unferem SBudje, unb feljr natürlich muß bieö gefunben roerben. S e n n fie müffen fämt= lic^, roiefern fie nicht fidler oor bem erften S r u tf (1515) oorhanben ober oor bie erfte mutmaßliche 3!ieberfdf)rift (1483) batiert roerben Jönnen, als inöglicherroeife oon bem.33ud;e abhängig betrachtet roerben. ©3 Jäme hier ber SBiSmarer giegelftein m it ber ©ule in b etracht, aber biefer fagt boch, auch a ls ftc^er angenommen, baß ©ulenfpiegelS 2lnbenlen bamit oereroigt roerben foll, nichts über ben ÜDIatm auS. Jginroeifen barf man vielleicht auf biejenigen fdf)mu£ig=berben Sarftellungen, roelche ©ulenfpiegel in einer Sßofitur barftellen, a ls roolle er bem Siefucher unb SBefcfjauer bie Slufforberung jufommen laffen, roelche © ö | an ben § a u p tm a n n richtet, ehe er baS genfter jufchmeißt. ®enn biefe © arftellungen bürften jum Seil fehr a lt fein, ober roenigftenS auf fehr alte jurüefgehen, unb ber in ihnen bargeftellte ©ebanfe macht einen geroiffen Slnfprud) auf O riginalität bem Suche gegenüber.*)

©rroähnungen in ©df)riftroer!en roie bie De fide c o n cu b in a ru m * * ) in ber M a rg a rita fa ee tia ru m * * * ) unb in D e g e n e rib u s eb rio s o ru m f ) Jommen auS bem oben angebeuteten ©runbe unfereS ©rachtenS hier nicht in Setradjt, um fo mehr aber baS Q uellenoerhältnis ber © rjählungen beS SucheS. Sßie roir fchon oben bie auffallenbe topographifche Seftim m theit beS ©djaupIa^eS ber anfeheinenb originalen ober echten ©efdjichten be= tonen ju müffen glaubten, müffen roir fe^t um fo mehr auf biefen spun!t jurüdKommen. SappenbergS ©charffinn hat hier unfereS ©rachtenS ben rechten Söeg gejeigt, roeShalb roir ihm roieberum baS SBort laffen.

,,© S ergiebt fich 6ctlb," fagt Sappenberg ©. 348 in S ejug auf bie {ihm b e la n n te )ff) ältefte StuSgabe (1619), „baß bie © rjählungen roeber

*) ®ie „§err[ictjen M o n u m en te" biefer ätrt finb bisher roeber gefam mett nod) fritifd) betrachtet roorben, unb fidjerlid) finben fidj nod) manche berfelben, bie geroift nicfit befannt finb. Angenommen, bafi ifir H lter fid) fetjr tjoef» Ijinaufbatieren tiefte, mürbe i<S) jtt oev= muten geneigt fein, bafi liier urfprftnglidj S arftetlungen beä 5Diarfotf oortiegen, bie man namentlich in 9Jorbbeutfcf)ianb fp äter auf ben b efan n tetn Gulenfpieget bejog.

**) Sarncfe, £ i e beutfdjen U uioerfitäten im D tittelalter. 1, 96, '20. ***) A r g e n to r a t i 1508. 5 b . Sappenb., (Sutenfp. ©ift. 75.

t) 1516. garnefe 121.

(22)

nach einer geiifolge, noc^ nacl *>en O rten ber SegeBenljeiten an einanber gereift fin b , fonbern nach geroiffen © attungen ber Schmante. 2113 bie D rbnung unfereS S3ucf)eS ift bie folgenbe ju erfennen.

Sir. 1— 9. § e rfu n ft unb Qugenbftreiche be§ 2 itt ©ulenfpiegel, m oju audh oielleicht Sir. 10 unb 2 t noch gerechnet roerben fönnen.

Sir. 11— 13. SCillä Schroänfe hei bem P fa rre r 31t SBubenfteten. Sir. 14— 17. 33larftfd)reier= unb Duadfalbernooellen.

Str. 1 8 —20. Srei 33rot unb Säcfer Betreffenbe Schroänfe.

Str. 22— 27. ®ech§ fehr oerfchiebenartige ©efdjidjten, roelche aber b arin ühereinftimmen, bafj ber 5ßoffenretfier in benfelben weltlichen d ü rfte n gegenftberfteht, roelche er üBerßftet.

Sir. 28 unb 29 oerhöhnen bie 2ßeis>heit ber U nioerfitäten, foroie Sir. 30 biejenige anberer Klugen.

Sir. 31 — 38 mit einigen 2lu§nahmen Betreffen geiftlidje §erren.

Sir. 3 9 —62 erjählen fämtlich oon gefoppten §anbroerfern; auch Sir. 74, roelche fpäter geftellt, roie oben Sir. 17— 20, bie Säcfer Betreffenb, oorangeftellt roaren.

Sir. 6 3 — 66 Betreffen »erroanbte ©ewerbe.

Sir. 67— 73 enthalten »erfchiebene Schw änfe, berer. Duellen rneift nachweisbar finb.

Sir. 7 5 — 86 Besiehen fich fämtlich auf SBirte unb äSeroirtung, roohin alfo auch 3ir - 33 richtiger gehört hätte.

Sir. 87— 89 folgen brei anberroeitige ^tftorien.

Sir. 90 — 96 erzählen oon ber Ä ranfheit, bem Seftam ent, SEob unb ©rab be§ Ulenfpiegel.

®iefe Überficht roirb lehrreich, roenn roir fie ju ben Bisher nach» geroiefenen Duetten halten. @§ jeigt fich nämlich, bajj biefe fich gefunben haben ober boch }U erm itteln finb für bie nteiften © rjäljlungen, roelche nicht £ itt§ Sugenb unb le^te Xage, foroie alle m it ben §anbroerfern »er* übten ©chroänfe Betreffen, alfo Sir. 39— 62, neBft ben oorher eingereihten Sirn. 1 8 - 2 0 . ®iefe bilben erfichtlich bie eigentliche Siltlegenbe, ben K ern, an welchen anbere S agen angereiht finb. S ie fpielen alle in Siieberfachfen, meiftenä in ben nach bamaligem Sprachgebrauch fo= genannten roenbifchen S täb ten . Sßettn m an nun biefe §anbroerfer= erjählungen jufam m en betrachtet, fo roirb e3 junächft auffallen, roie Ulenfpiegel, fo oielerlei ein »erfcf)mi£ter Sagabunb auch n a th einanber »erfuchen fa n n , e§ oermochte, bei fo »ielen §anbroerfern hinter einanber fich eine Slnftellung ju oerfchaffen, ba befanntlich nach heutigen Slnfid^ten ber §anbroerfer, welcher einmal fü r ein ©ewerbe fich beftimmt h a t, baSs felbe nicht leicht oerlaffen fan n , weil bie Slufnahme ber roanbernben ©e= fetten bei einem SJieifter nicht ohne bünbige Segitim ation gefchehen barf. Sßie fonnte benn Ulenfpiegel alle g a h re ober SRonate ein neues §anb= werf betreiben? Ober roie fonnte ber Sichter ihn fo barjuftellen oerfuchen, roie etroa ber angelfächfifcf>e S falb e ben äBanberer »on einem jum anberen

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burch S aum unb S eit oft rueit getrennten Solfsftam m jieljen läßt? Seber hierauf geftü^te ©imoanb oerliert aber an Gereicht unb füijrt oielmefjr gu einiger Segrünbung ber SBahrfcheinlichfeiten, toenn roir annehmen bürfen, baß bie betreft'enbeit Crbnungen unb ©efefce ber öanbroerfer erft ber ©ntroicfelung beä Stäbteroefenä tf)re ©ntftefjung oerbanfen, unb in ber fpäter lange erhaltenen g o rn t erft im oierjefjnten Sahrhunbert fich fle* ftaltet Ija&en."

3!achbem nun Sappenberg S . 349— 51 auäführlich baä Sutreffenbe ber oon ih>»t oorgefchlagenen Sinnahme ttachgetoiefen, fdjließt er ben 21b» fdjnitt folgenbermaßen: „S urch bie Folgerungen, roeldje auä biefer S h at= fache fich ergeben, roerben m ir, roenn roir bem Sreiben beä Ulenfpiegel eine hifto tifc^e © runblage anroeifen, baju geführt roerben, biefe in ben Anfang beä oierjehnten S ahrhunbertä ju legen, roelcheä eine 3 e it ber fahrenbeti §anbroerfer, roie ber fahrenben S ä n g e r unb Scholaftifer ge= toefen ift, biefelbe 3 ei t , in roelche fein befatmteä XobeSjahr fä llt, unb anbere Slnjeichen oon ihm oorfomtnen. fe h lten auch biefe Slngaben unö Slnbeutungen unä gänä(id), fo bürften roir boch nicht bejroeifeln, baß bie ©ntfteljung jener £anbroerfergefchichten in leine fpätere S e it fällt, foroie auch, baß fie feiner roefenttich früheren angehören fan n ."

SIuS ber oon Sappenberg m it fehr guten © rünben alä annehmbar, geltenb gemachten Sachlage roirb eä nicht fdjroer, auf bie oon unä ge* ftellte g rag e nach bem hiftorifdjen © harafter ©ulenfpiegelg Schlüffe su äiehen. ®ie äBahr|'df)einlichfeit leuchtet ein, baß roir in ben ©efchichten ■Kr. 1 8 —20, N r. 39— 62 unb N r. 74, $u benen noch 1 _ 10 unb 21 hinjufommen bürften , roenn auch nicht alle unb n u r bie oon ©ulen= fpiegel felbft oeritbten Streiche, fo boch unter ihnen oerhättniSmäßig bie meiften echten befi^en. Sebenfallä finb eä bie © r^ h tu n g e n , auä benen unä baä SÖilb be§ § elb en , toenn roir unä überhaupt ein hiftorifch'glaub* roürbigeä machen fönnen, fo, roie eä in ber Sorftellung beä SolfeS juerft lebte, am anfchaulichften unb urfprünglichften entgegentritt, ©ä finb Stanbeägefchichten ber S ä u e rn unb Sanbberoohner überhaupt, m it benen fie ben ftäbtifchen §anbroerfern ihrerfeitä aufroarteten, ba biefe roieberum auch fie feineäroegä fro n te n , fonbern ihnen, roenn unb roo eä möglich roar, S p o tt unb Schabernacf anthaten. Sntereffant ift ihr ©egenfah su ben fchmu^igen gaftnacfjtsfpielen beä X V . g a h rh u n b ertä, bei benen baä umgefehrte S erh ältn iä fehr oft 5|31a£ greift, benn hier roerben meift bie S äu ern alä Sölpel unb unflätige ©efellen oon ben S ü rg e rn , benen bie Serfaffer, bie S arfteller unb baä ^publifum ber bramatifchen Schroänfe angehörten, burchgejogen.

©rinnern roir unä noch, eine roie große Solle im Kulturleben beä ÜDüttelalterä baä Stanbeäberoußtfein fpielte, fo finben roir einen ©runb mehr für bie große Seliebtheit unb bie litterarißhe ©eltung unferer roahr* fcheinlich echten ©ulenfpiegetftreiche. ©ulenfpiegel, ein Sauernfohn, roeiß fich burch feine oorteilljafte ^Jerfönlichfeit — er roirb auch itnrner alä ein

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„Ijübfcher K erl" abgebilbet — einen S o rsu g , welcher noch Eteutjiitage ben Sanbberoohner in ben meiften ©egenben ®eutfcfjlanbS, befonberS aber in 9iorbbeutfchlanb, t>or bem ftäbtifdien §anbroerfer auSjeichnet, überall ein* juführen. ©r ift fo gefdjicft, bafi er bei B etrieb en en §aitbroerfern roenigftenS eine Qeit lang einen leiblichen ©efellen abgiebt, aber baS §anbroerferleben, baS Stillfitsen in ben © täbten gefällt ihm nicht, S o n ft hätte er eS roohl ebenfo gut unb ebenfo lange leiften fönnen roie etn „ © elern te r". ©r ift fo fctitau, bafs er ben §anbroer!Sm eiftern, bie fich rühm en, bie S ä u e rn überS D hr ju hauen ju »erftehen, ja auch benen, bie fich au f i^ l'e Klugheit unb Sßorficht noch etroaS JiechteS einbilben, ©dfiabernacfe ju fpielen roeifj, rooburch er noch obenbrein berühmt unb an trielett D rten gern gefehen roirb. SRehrere oon ben in Siebe ftehenben ©efchichten ftellen ben §elben in ber Umgebung unb im ©enuffe ber ©unft uon üornehmen Seuten bar. h ie rin liegt, roie mtS b ü n ft, noch ein Qug m ehr, roelcfjer roohl ju bem S ilbe ©ulettfpiegelS pafit. 5)iit bent Slbel, ju bem ber Sauernftanb in ben befferen fe ite n unb roieber namentlich in ben nieberbeutfdhen ©egenben, ein V erhältnis natürlicher unb beroufjter gufamm engehörigfeit hatte, roeifj fich ^ abenteuernbe gefreite unb hübfehe S auernfohn ganj g ut ju ftellen. Steilt er boch m it ben roeltlichen roie geiftlichen großen Herren bie Slbiteigung gegen ben fich hebenben Sürger* ftanb, b er, tnbent er fich »orbrängte, ben Qntereffen beiber häufig un= bequem rourbe.

©o roeit von bem hiftorifchen ©ulenfpiegel. SBir gehen p bem Suche üb er, unb hier roirb u n s juerft bie jtemlidE) umfangreiche ^Bibliographie, bann baS DueEenoerljältniS, t)on bem roir einen S e il ju antejipieren berechtigt roaren, befchäftigen. ©intge £inroeife auf litterarifche ©rjeug= rtiffe, benen roieber unfer Such a ls Duelle biente, roerben ben ©chlufj machen.

•ßiM iograptjie iits ©ulenfpfegeUmitfeB.

® er Überfidjtlichfeit roegen befcf;ränten roir u n s gunächft auf eine fchematifche Qufammenftellung ber oon unferem Suche »orljanbenen 3luS» gaben, roobei roir bie cfjronologtfche D rbnung fefthalten.

l . (A .) ©trafi&urg bei Jo h a n n e s © rieninger, 1515. 4°. 130 S l. — 2. (B.) ©trafsburg bei QohanneS © rieninger, 1519. 4°. 130 S l. — 3. ©ebrueft bet © eroatS Kruffter, o. Q. (1520— 30). 104 S eiten. — 4. © rffurbt burch SJJelcfier Sachfen, 1532. 4°. 84 S t. — 5. Qn bem» felben Serlage. 4°. (1533— 3 7 . ) — 6. desgleichen, 1538. 4°. 84 S l. — 7. ©öln (bei $ a n DOn 1539. 4°. — 8. Strafsburg bet g af. grölich, 1539. 4°. — 9. 2lugSpurg, 1540. 4°. — 10. SlugSpurg, 1541. — 11. S tra s b u rg bei 3 a t. grolich, 1543. 4°. — 12. g ra n ffu rt a. W., 1545. 4°. — 13. S tra ffb u rg , 1551. 8°. — 14. ©Bin, 1554. 4°. — 15. g r a n lf u r t a. SJl., Sßetiganb § a n , o. 3- (1557— 63). 8°. — 16. g ra n ffu rt a. Tl., 1571. 8°. — 17. fjra n lfu rt a. SJL, 1571. 12°. —

(25)

18 o. D., 1686. 8°. — 19. granlfurt a. 2R., 1588. 8°. — 20. o. D.,

16jg ' g’o _ 21. 0. D., 1675. 8°. — 22. o. D., 1690. 8°. — 23. o. D. ©ebrucft in biefent 3ahr. (1713.) 8“. — 24. §amBurg, 1714.

8 ». — 25. o. 3- (X V III. Sahrlj.) — 26. o. 3. (X V III. Saljrfj.) — 27. o. D., 1794. 8°. — 28. Sßrag u. 2Biett, 1795. — 29. o. D. u. 3- 8°. (XVIII. 3al)rh.) — 30. ©bin u. 9iürn&erg, o. 3. 8°. — 31. Hamburg bei Srauer, o. 3- 8°. — 32. Seipjig Bei SolBrig, 0 3 . — 33. 0. D., 1804. — 34. Jieuttingen Bei gieifdjhauer, 0. 3- — 35. granlfurt u. Seipjig, 1807. 8°. — 36. SBefel, 1838. 12°. — 37. 3n ©. D. 3KarBact)ö SSoIKB. 3Zr. 12, Sps. 1839. 8°. — 38. Stuttgart, 1838. 8°. (3B. ßor* nelius, Siebling36ücf)er. 93b. I.) — 39. 3n Ä. SimrocfS SoIfsB., Sb. IV, Serlin (1841). 8°. — 40. 0. 6 . u. 3 - 18°. — 41. granlfurt u. Seipjig,

0. 3. 8°. — 42. Reutlingen, gleifcfjljauer u. SpoEjn, 1848. 8°. — 43. SeSgleicljen, 1849. — 44. §alle, 0. 3- — 45. -RürnBerg, 0. 3- — 40. Stuttgart, 1862. 8°. — 47. 3n Si. Simrocfs SollöB., granlfurt a. 3R., Sb. X (1864).

Siefen a ls 2tuogaßen bes ©utenfpiegelbucfjeS ju Bejeidfjnenben S tu d e n reifen fich junäcljft noch brei beutfe^e SearBeitungen ober UmarBeitungen

an, 1. bie Berühmte oon 3- gifchnrt in Serfen „©ulenfpiegel Jieimenä* roeifs" b. h- oerfifijiert g r a n lf u r t Bei gegraßenb, 0. 3- (15 6 6 —71). 2. ©ulenfpiegelS ©enieftreidje in Änitteloerfen, ©refelb, 1830. 8°, unb 3. bie 2lu3gaBe für bie 3 u g e n b , 3Hündjen, 1833, 36, 37 unb 44. Um ben Slnfang unfereS 3 a W u n b e rt3 finb auch einige ©rjäl)(ungen uom ©ulenfpiegel in jubenbeutfeher SKunbart erfchienen (g ran ffu rt a. 3Ji., 0. 3- unb 0. D. u. 30-*)

2ßir laffen jefct bie ÜBerfetjungen folgen, unb jroar a) n ie b e r liin b if c h e .

1. Slntmerpen, SRidfjiel »om §ochftraten, 0. 3- ( 1 5 2 0 - 3 0 ) . 4°. — 2. 2lntroerpen, 1576. 4° u. 1580. 4°. — 3. 0. D. u. 3- (1592?). — 4. Jiotterbam , 1612 u. 1613. — 5. 0. D., Bij Broer 3 a n §» 1637. — 6. ätntroerpen, 65 3- §• §et)Iiger, 0. 3- 8 °. — 7. Siotterbam, 0. 3 - 8 °. — 8. 2Imfterbam 0. 3- 8°. — 9. Siotterbam, 69 3- Sctjeffera, 0. 3-

12°. 10. Stntroerpen, 65 be Sßeburoe oan 21. 5)3. ©olpijn, 0. 3. 8°.

— 11. Serben, 69 0. Seeuroen, 0. 3- 1 2 °- — 12- im fte rb a m , Bg 3- Äanneroet, 1774. 8°. — 13. 2tmfterbam, 1804. — 14. Seuenter, 1806. 8°. — 15. SRotterbam, 1827. 8°. — 16. 2lntroerpen, 1829. 8°. 17. © ent, S. oon 5|?gemel, 0. 3- 8°. — 18. Stmfterbam, 69 2)i. ©aft=

m an, 0. 3- 8

°-*) ©ttcfier, n>eld)e n u r ben 9?amen Gulenfpiegels auf bem’X itel seigen, oljne 2lu$gaben ober auef» n u r U m arbeitungen unfereS $8utf>e5 ju fein , fü ljrt Sappenberg u n te r 5Hr. 67, 68, 69, 71 unb 3 . 219 f an. §,f>nen ift noef) ber ^ulenfpiegel non 2Bolf beijujäfjlen.

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b) f r o i tj ö f i f d ) e .

1. fjSariS, 1532. 4°. — 2. 5ßariS, p a r A la in lo tr ia n , o. Q. 4°. (1532— 39.) — 3. 2ln»erS, 1539. 4°. — 4. S pon, p a r J. S a v g ra in , 1559. 16°. — 5. SßariS, p o u r la vefue J e a n B o n fo n s, o. 3 ' 4 °. — 6. O rle an s, p ar. E lo y G ib ie r, o. 3 - 16°' ^ e u he*<*uSg. ®enb, 1858. — 7. O rleans, 1571. 12°. — 8. Spon, 1576. 16°. — 9. 2lnt>erS, 1578. 8°. — 10. 2lnoerS, 1579. 8°. — 11. Nouen, T h o m a s M a lla rd , o. 8°. — 12. S pon, 1621. 8°. — 13. S o u en , chez L oys C o stö , o. $ . 4 °. — 14. ?ßariS, 1636. 8°. — 15. SIropeS, chez N ic o la s O u d o t, 1655. 8°. — 16. ®eSgl., o 3 . 8°. — 17. Stouen, 1663. — 18. SropeS, 1677. 8°. — 19. 5ßcmS, 1683. 8°. — 20. SropeS, chez J a c q u e s O u d o t, 1699. — 21. Souen, 1701. 8°. — 2 2 . 2lmfterbam, 1702. 12°. — 23. Sölibbelbourg, 1702. 12°. — 24. älmfterbam 1703 12°. — 25. SCropeS, chez la v euve Ja c q u e s O u d o t, 1705. 8°. — 26. SeSgl., 1714. — 27. ® o u a i, chez D e re g n a u c o u rt. 12°. — 28. SimogeS, chez F . C h a p o u la rd , o. 3- 8°. — 29. (Spinal, 1835. 8°. — 30. Sille, o. S . — 31. SEourS, 1840. 8°. — 32. 5|3ariS, 1882.

c) e itg lifd ie .

1., 2., 3. Sonbon, SB. ©oplanb. 4°. Sach biefen brei 2tuSg. erneuert h y F. O u rry , S onbon, 1867. 4°. — 4. Sonbon, 1720. 8°. — 5. Sons bon, 1826. (R o sc o e , T h e G e rm a n N o v e lis ts , S onbon, 1826. 33b. I, ©. 149— 255), jroeite 2lufl. Sonbon, 1880. — 6. Sonbon, 1860. 8°.

d) b ä n if d je .

1 ©ine nerlorene, roeldje oor 1571 erfchien. — 2. 1696. 8°. — 3. Kopenhagen, § . Q. © raae, 1787. 8°. t ) fc^roebifd^. © todholm , S rp c t i ä r 1857. 8°. f) böhm ifch-0. D. u. 3 . 8°. d l r a g , 1830?). g ) p o ln ifch -1. 2. ® ie ältere roirb 1617 erroähnt. h ) l a t e in i f d j.

1. U ltr a je c ti 1558. 8°. (Qn Sam ben oon gohanneS Sem iuS S eftor ju ^terjogenbufd).) — 2. o. 0 , 156 <. 8°. — 3. F ra n c o fu r ti a d M oe-

n u m , 1567. 8°. (g n 2)iftid)en oon ÄgibiuS ^ e rta n b e r, b. i. ©ileS D m nta a u s Srüffel.)

S o n einer eingehenben Sefdjreibung ber alten «richtigen Original» auSgaben bürfen roir hier abfehen, roeil fie in ber Sappenbergfdjen 2luS» gäbe unb bem S e u b ru d (§ a lle, 1884) fü r jebermann leicht sugänglid; ift. ©eSgleid^en oetroeifen roir in S ejug auf bie Slbroeichungen ber beiben

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älteften bis jefct befannten Srucfe auf bie fetjr forgfättige 2lufjälj(ung berfelben in bet ©inteüung unb ben V arianten beS eben ermähnten Sieu» brucfeS Sagegen fann nicfjt unerw ähnt bleiben, bafs bie uerfct)iebenen alten 2luSgaben gum S eit in ber ©ubftan} beS e rja g te n ©toffeS nid^t übereinftintmen @o bietet KruffterS StuSgabe n u r 80 @efcl)ic£)ten ober Kapitel, ba actjtjelm auSgelaffen unb bret neu Ijinjugefügt finb, bie ©r= furter SluSgabe oon 1532 (Sir 4) fjat 102 § ifto rie n , Sir 7 100, Sir 12

102, Sir. 13 beSgl., Sir. 16 unb 17 beSgl., ebenfo Sir. 20, anbere fpäter nodj anbere äluSroatjt, Sir 8 gef)t roaljrfdfjeintict) auf Sir. 4, Sir. 9 auf 7, Sir. 11 auf Sir. 6 a ls Stbbrucf äurücf. 3Rit § o ljfc|n itten finb non ben beutfcfjen SluSgaben gegiert 1, 2, 3, 4, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 15, 17, 20, 23, 24, 27, 33, 34, 35, 37, 38, 41, 42, 46, bodfj ift bei ber UnooH* ftänbtgfeit ber »orltegenben 6ibtiograp^ifdE»en Slad^rid^ten anjunetjtnen, bafs bieS nicf)t alte finb, roir fbnnen alfo m it Siedjt behaupten, baf( m it roenigen äluSnatjmen alte beutfc^e ©ulenfpiegel iltuftriert finb. SaSfelbe ift oon bem größten Seite ber auSlänbifdjen ju fagen, ein U m ftanb, in roelcfiem ein S o rju g unfereS SuctjeS »or ben meiften feiner ©attungSoer» roanbten foroie bem gauftbudfie unb bem ©ct)ilbbürgerbucf)e beftefjt.

D ie ffintfteijung Ses ffiulenfpiegelbuttjee

bietet beS 5ßrobtetnatifdjett unb ©cfyroierigen unb gitgteid^ beS Sntereffanten genug, im fotgenben oerfucfien roir, in Kürje unfere Sefer in ben © tanb ju fe^en, fic^ über bie ©acfie ein möglid^ft felbftänbigeS U rteil ;u bitben. ©c^on auS bem, roaS roir oben über ben tjiftorifctjen ©ulenfpiegel bei= gebraut fyaben, roirb flar geroorben fein, bafs roir u n s niefit entfdfjßefsen fonnten, bie oon Sappenberg feinerfeitS auSgefprodfjenen, grunblegenben ©ebanfen ganj fallen ju taffen. ® rei Sliomente laffen u n S , roenn roir unfere 2lnfid)t jufammenfaffen, bie »ermuttid) älteften unb ect)teften ©e» fcfjidjten erfennen, iljre Utterarifctje O rig in alität, iljre totale Sefcfjränfung unb Seftimmtfieit unb iljre SluSprägung eines beftimmten ©IjarafterS. 2llte brei SJiomente müffen, bünft u n s, gleicf) ftarf betont roerben. g n Jetreff beS erften tiaben roir nodj einiges ©pejielle nadjjuljolen.

SorauSäufc^itfen ift, bafs eS fidj nid^t immer um bie birefte Vor» tage beS SerfafferS ober SiebaftorS unfereS älteften SejteS tjanbelt, fonbern bafs u n s baS Vorljanbenfein einer ©efcljicfjte ober eines $ugeS jin einem früher neröffentticljten Suclje genügt, um bie entfpredjenbe ©ulenfpiegel» gefdjidfite a ls eine rtic§t originale ju betrachten. $ n biefeS V erhältnis treten nun, fooiet bisher befannt ift: ber alte italienifcfje Siooellift SJiorlini ju Sir. 2 unb 34, bie „ R e p u e s f ra n c h e s “ , roelche bem grancoiS Vitton jugefdjrieben rourben, ju Sir. 6, 57, 61, 62, 72, ber Pfaffe »om Kalen» berge ju Sir. 14 unb 5 3 , ber Pfaffe SlmiS ju Sir. 17, 27, 28, 29, 31, ber italienifdje ©ulenfpiegel ©onetta ju Sir. 2 4 , 2 6 , 3 5 , 8 6 , SßoggtoS gacetien ju Sir. 6 1 , baS Sßantfcljatantra m it feiner SiadSjfommenfcfyaft ju

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S r . 62, ein alteä g ab liau }u S r. 71, SBirgil ober Doib m it ber Seufa= liottfage ju S r . 7 3 , §einvidj Sebel ju S r . 79 unb 8 1 , bie C en to no- v e lle a n tic h e ju S r 80. 3 "bem roir biejenigen, roeltfje bas einfdjlägige SJaterial eingeljenber fennen ju fernen roüntdjen, auf bie betreffenben Slbfdfinitte bei Sappenberg unb bie oon ihm herangejogenen Sßerfe oer= roeifen, um nicht oon bem, w aä unä bie Jgauptfache ift, abjulenfen, madjen roir barauf aufm erffam , roie biefe C.ue(lennad)io6ifungen, fo intereffant unb banfenSroert fie a n fid) finb unb obgleich roir in ber Vorrebe aua= brücflid) barauf hingewiefen haben, boch “ Kein für fich nicht genügen, um unä 511 einer probabeln Verm utung über ben Urfprung beä Sucheä ju [eiten. ©ier tr itt nun bie Kombination m it ben anberen oben heroor= gehobenen Momenten in äßirtung. 3unächft gewinnt bie lofale Se* fchräntung unb Seftim m theit eineä S eite ber ©efdjichten burch Ijiitju» lomntenbe gewichtige S ljatfa$ en eine große Sebeutung. S ie erfte Solle fpielen eine Slnjaht SBörter unb SBortformen, roelche auf eine nieber= beutfehe Vorlage hinjuweifen fcheinen. Völlig unbeftreitbar finb in biefer Se}iel)uttg liie r sp e t, geuerfpieß (S r. 40), h e n e p , ©am iS r. 10) , h e t, hieß (S r. 45), m üm , SJiutter (S r. 5 ), m u r k e n , Süben (S r. 7), q u a d , jom ig (S r. 38)( sen ep , S e n f ( S r . 10), te g h e b ru c k , 3ieljbrücfe (S r. 38), to b e n (mißoerftänblich auä to w e n ) jögern (S r. 28), v a k e n , oft (S r. 20), v f (mißoerftänblid; auä nbb. a f ) , oon (S r. 22) , v f r a p p e n , aufraffen ( S r . 20).

3Benn w ir bie unä burch biefe auffallenben SlnomaKeen beä Sprad)= gebrauchä nahe gelegte Verm utung inä 2luge faffen, fo erinnern roir unä fogleich an bie in einigen Sluägaben nach bem S itel befinbliche S otis, baß baä Surf) auä fädjfifcher, b. i. nieberbeutfdjer Sprache überfefct fei (fo bet S r . 7, 8, 9, 11, 12 unfereä Verjeichniffeä). SBeiter führt unä bie Stelle in ber Vorrebe, in welcher ber Verfaffer fagt, im 3al)re 1500 fei er ju r Slbfaffung beä Sucheä oeranlaßt worben, w ofür in ber äluägabe S r . 7 1483 angegeben ift. SBemt nun fchon an fich bie Verm utung nahe liegt, baß bie S udjhänbler eher 1500 für 1483 alä umgefefjrt ju fe(jen geneigt gewefen feien, alfo 1483 bie juerft oorhanben getoefene älngabe fei, fo w irb 1483 noch befonberä beftätigt burch bie Soti} in S r. 1, baß baä Schloß Slmpleuen oor etwa fünfjig fa h re n jerftört roorben fei, benn biefeä gefchah 1425. ©in,;u lom m t, baß fich fdj°n im Slnfattge beä X V I. 3jal)rhunbertä, fidier oor 1515, eine 2lnfpielung auf ©ulenfpiegel finbet, bie eben beshalb hierher gehört, roeähalb roir fie S . 9 oon ber ©attb äu roeifen hatten. S ie besieht fich nämlich wahrscheinlich auf baä Such, ift n^ ° °^ne Sejiehung auf bie S a g e oor bem Suche.*) 2luä alle biefem folgt nun jmeierlet alä baä wahrfcheinlichfte S efu ltat ber an-- geftellten U nterfudjung, erftenä, baß oor 1515 fchon 2luägaben unfereä

*) S3ergl. <£. 9 , 2lnm. **) unb Woeb. Ö ru n b r. I I . SXuft.: ©. 345, foroie bie 13. ©e= fc^ic^te unfereä SBudjeä.

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SöudK® uovljanben geroefen jein müffen, jroeitenS, bafi bie Söorlage unferer atteften Srucfe in txieberbentfcfjer S p r a y e abgefaßt geroefen ift.

S a ß bie erfte 3luSgabe, bie roir unS a ls jene SSorlage ju benfen berechtigt finb, nicht alte §iftorien enthielt, geht auS ber SBorrebe m it Sicherheit herDor» **aß f«e >>' ffierfen abgejaßt geroefen fei* ), ift eine erlaubte 2lnnahme, baß oor ber erften Srucflegung f)at»bjcf)riftlicf;e ©amm-- lungen gelefen roorben finb, ift benfbar, aber nicht mehr.

©inige Womente, bie unS als Shatfadjen auS unferm älteften Srucfe entgegentreten, finb nicht leicht m it ooller Sicherheit ju erftären. 33ir erblicfen eine folche Schroierigfeit in bem Umftanbe, baß ber Sßerfaffer ein gefehlter S tilift unb ein glönjenber ©rsäljler ift, im Vergleich bam it, baß er fich &ei ber 9Jeba!tion manche gahrläffigfeiten hat 3U fchulben fommen laffen. J)lan roirb h 'er auf bie 2lnnahme juriic?= gehen bürfen, baß jiuifchen ber erften roirflicf) litterarifcf)en Jiebaftion unb unferm älteften S e jte mehrere Bearbeitungen liegen bürften, oon benen roenigftenS eine bie ermähnten gehler nicht hatte. S a ß fich in 3lr. 28, einer ©efchichte, roelche auf ben Pfaffen 21mis jurücfgetjt, ein nieber= beutfdfjeS Sßort finbet, läßt oerm uten, baß fchon eine nieberbeutfehe 5Re= baftion biefe © rjählung aufgenommen hat. „ S e r Überfe^er" (in s §och= beutfclje), fagt ©oebefe m it Siecht, „ ift, roie ber urfprüngltche SSerfaffer unbetannt. ©ine Spottfchrift auf SRurner auS ben jroanjiger fa h re n beS X V I. 3ahrl)unbertS fchreibt bem Serfpotteten bie Urheberfcljaft ju, roährenb m an nicht einmal berechtigt ift, SRurner eine itberfe^ung }u= juroeifen, ba er um 1500 n u r lateinifch fchrieb." 3Bir haben biefer nega= tioen geftftellung roeber etroaS hinjujufügen noch etw as baran ju beftreiten, roeShalb roir auch Sappenbergs Slnfidjt oon SJhtrnerS älutorfchaft nicht weiter erörtern wollen.**)

2öir haben beim ©ulenfpiegel roie auch ' n ben fotgenben SBerfen, welche roir in biefern SBanbe bieten, nichts an bem Söeftanbe ber alten SrucEe geänbert, n u r baß bie 3tbfürjungen aufgelöft unb offenbare SrucJ» fehler forrigiert worben finb.

*) S erg t. ©oebefe, ©runbrifs (2. Stuft.) I , 344 unb im 3lrcf|to fü r £itt>®efcf|. X, 1— 5. **) 3 m aUgemein.n jurn iSulenfpiegel finb aufier ben Sitteraturgefctyic^ten ju Dergleichen: D r. I^om ciä D lurnerä Ulenfpiegel. fierauägegeben uon 3. 3S. Sappenberg. Seipjig 1851. — SBSeimarifcfieä 3a!»rbud) 1856. 4, 15— 17. — SRein^olb S ö lle r bnfelbft 5, 477— 80. — SBobertag, @efdj. b. Som. I , 172— 86. — Scfierer, ätnfänge beä 'p rofarom anä (Q uellen unb ^orfdjungen X X I ) ©. 26 ff. 78— 92. — 2trdii» fü r £itt*©efdj. X , 1— 5. — SprubentiuS oan SDugfe, E tü d e I i t t6r a i r e s u r T ie l L ’E sp id g le . ©enf 1858. — 9ieubrucfc beutfe^er Sitteraturroerte beS X V I. u. X V II. 3a(irfiunbert3. 3!r. 55 u. 56. Z ilt ©ulenfpiegel. § alle 0. S . 1884.

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[2a] man galt oon Gtjrijt gebürt 3Di. 6666G . Bin idj. 9i. •^»•burcfj etfid) perfonen gebeiten roorben, bj idj bife f)t)ftorien onb gefdfjicfjten in ju lieb fof jefatnen bringen onb betreiben roie oor geiten ein betjenber [iftiger onb burrfjtribener eins buren fun, 5 roj er getriben onb getfjon fiat in roeffdjen onb ttitfdjen fanben, roj geborn im brunfdjroigifdien fjer^ogtfyum, genant ofnfpiegef, für folid) mein mue onb arbeit, roolten fie mir eer gunft Ijodj er= bieten. ©ofid)§ ju tfjütt onb mer irf) in roiffig roer antroortet ic|. Sfber id) roifjt micf) nit fofidjer oernunfft onb oerftentnifs foficfjS 10 ju uolbringen, onb mit früntfidjer bit an fie micf) fofidjs jü er= laffen manig orfarf) bar t^et, oon 33(ntpiegel etioj §u fcfyreiben fo er in etlichen ftetten getriben fjat, fie bj oerbrieffen mod)t aber mein antrourt roolten fie für fein entfdjulbigen fjon. ©o Ijon icfy micf) rtacf) wenig meiner oerftentnifs oerpffidjt onb angenutnmen io mit gotteS f)ifff (on ben nüt gefd)ef)en mag) mit fleifj angefangen, onb roif micf) audj gegen pebertnan entfdjufbiget fjaben ba§ fofidj mein befcfyreiben nieman jü roiberbriefj befolgen, ober tjeman ba mit ju fdjtoedjen bj fei roeit oon mir. -Jtun affein omb ein frolicfj gemüt ju madjen in fdiroeren geiten, onb bie fefenben onb ju=

20 fiorenben mögen güte fur|toeiIige froben onb fdjioencf barufs fa= fmfieren. ift and) in bifem meinen fcfjledjten fcfjreiben fein funft ober fubteificfjeit, bann idj feiber [2b] ber fatinifdjen ge= fdjrifft ongefert onb ein fdjfedjter fei bin onb bienet bife mein ge= fd)rifft affer beft jü fefen (off bj ber got§ bienft nitt oerfjinbert 25 roerb) fo ficf) bie rnüfs onber ben bencfen beiffen onnb bie ftunb

furß roerben onnb fo bie braten birn roof fcfjmecfen bei bem nuroen rociit, onnb bit fjiemit einen ietfidjen roa mein fdjrifft oon ofen= fpiegef jü fang ober jü furj fei, ba§ er ba3 beffer off bas idj nit onbanf oerbiene onnb enbe bamit mein ooreb, onb gib ben anfang

30 Üfjtjf ofenfpiegelS geburtt mit jüfegung etlicher fabufen be§ pfaff 3fmig, onb beS pfaffen oon bem $afen berg.

1. 3)t. (£(£(£(£(£., bie Äöliter 2lu§ga6e oon 1539 tjat 1483. — 5. $ e r ®a$ 103 . . . l a i t b e n ift erft h in ter „olnfpiegel" ju ftetten. — 7. e e r g u n f t , i£>re ©unft. — 22. f u b * t e i lief) e i t , S u b tititä t. — 26. b r a t e n , gebratenen.

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|3 a] "T'Ste erft fjiftori fagt roie £l)iel Ulenfpiegel geboren, tmb -^ • 'jü breien malen eins tags gehofft roarb unb roer fein bouff gotel roaren.

33@i bem roalb melbe genant in bem lanb jü fad)fen, in bem borff Änetlingen ba roarb Ulenfpiegel geboren unb fein uatter 5

fjiefs Glaus ulenfpiegel unb fein müter 9lnn roibden unb ba fie bes finbs gnao fdjicften fies gen Slmpleuen [3b] in bj borff jü bem tauff, unb lieffen es fjeiffen S 9 I ulnfpiegel, unb ® pl uon, ber burger 311 Slmpleuen roarb fein tauffpfetter, unb 2(mpleuen ift bj fcfjlof; bj bie uon 3Kagbburg etiuan uor fünfzig iaren mit f>ilff 10 ber anbern ftet für ein bojj raubfdjlofj jerbrachen, bie firdjen unb bj borff ba bei, Ijatt nun ber roirbig älrnolff pfaffenmeier apt jü funten. ®a nun SSlnfpiegel geteufft roarb, unb fie bj finb roiber roolten geen fnetlingen tragen, alfo roolt bie tauffgottel bie bj finb trüge ettblid) über ein fteg gon, bj jroifd;en fnetlingen unb 15 ampleuen ift, unb fie Ijetten ba jü uil birs getruncfen nad) ber finbtoffe, bann ba ift bie geroonljeit bj man bie finber nad) ber toffe in bj biertjufi tregt, unb finb frolid) unb uertrinden bie finber alfo, bj mag ban be§ finbs uatter bejaln, alfo fiel bie gottel in bie ladjen, unb befubelt fidj unb ba§ finb fo iemerlid), baS bj 20

linb fdjier erftidt roas. 33a f>alffen bie anbern frautuen ber bab= mütnen mit bem finb roiber ufs, unb giengen l)eim in ir borff, unb roüfdjen bas finb in eim leffel, unb machten es miber fuber unb fdjon. ®a roarb ulenfpiegel eines tag§ brei mal geteufft, ein tnal im tauff, ein mal in ber lachen, unb ein§ im feffel mit 25

roarmem roaffer.

3. g o t e l , 5|3aten.— 4. m e l b e , rid jtig : im G lm e; »gl. b ie Ä a rte .— 5. Ä n e t l i n g e n , jefct Äneitlingen. — 8. » o n ( e rg .: 23fcen a u s B. — 9. b u r g e r , rooM == SBurgfyerr. — 12. S Ä rn o lff p f a f f e n m e i e r , er m ar um 1500 2lbt ju ©t. S lien (Sigibii); S u n te = JS an lt. — 15. e n b l i d ) , eilig.

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