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Nationale Stereotype von Deutschland und Polen in der einsprachigen deutsch- und polnischsprachigen Lexikographie. Eine kritische Bestandsaufnahme

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JOANNA SZCZĘK

Uniwersytet Wrocławski, Wydział Filologiczny

NATIONALE STEREOTYPE VON DEUTSCHEN

UND POLEN IN DER EINSPRACHIGEN DEUTSCH-

UND POLNISCHSPRACHIGEN LEXIKOGRAPHIE.

EINE KRITISCHE BESTANDSAUFNAHME AM BEISPIEL

DER ETHNONYMISCHEN LEMMATA

Abstract

Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, im Lichte der polnisch- und deutschspra-chigen Lexikographie die Frage zu beantworten, wie hoch der Beitrag der lexikographischen Praxis zur Verfestigung und Verbreitung der Stereotype ist. Dies wird am Beispiel der Lemmatisierung der ethnonymischen Bezeichnungen und ethnischen Schimpfwörter gezeigt.

Schlüsselwörter

ethnische Stereotype, kulturelle Perspektive, Bild von Deutschland, Bild von Polen, Lexikographie

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NATIONAL STEREOTYPES OF GERMANY AND POLAND

IN MONOLINGUAL LEXICOGRAPHY. A CRITICAL VIEW

ON EXAMPLE OF ETHNONYMS

Abstract

In the article I have attempted to check, how is the influence of monolingual lexicography on ethni-cal stereotypes. The goal is to answer the question of how lexicography might contribute to strengt-hening ethnical stereotypes. I show it on examples of Ethnonyms and ethnic abuses.

Keywords

ethnical stereotype, culturological perspective, image of Germans, image of Poles, lexicography

STEREOTYPY NARODOWE WOBEC NIEMIEC I POLSKI

W ŚWIETLE NIEMIECKO- I POLSKOJĘZYCZNEJ LEKSYKOGRAFII.

PRZEGLĄD KRYTYCZNY

Abstrakt

W artykule została podjęta próba odpowiedzi na pytanie, jak silny jest wkład leksykografii w pro-ces utrwalania i przekazywania stereotypów. Materiał badawczy stanowią niemiecko- i polskoję-zyczne słowniki monolingwalne. Analiza dotyczy lematyzacji określeń etninimicznych oraz wyzwisk etnicznych.

Słowa kluczowe

stereotypy etniczne, perspektywa kulturowa, obraz Niemiec, obraz Polski, leksykografia

1 EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN

Stereotyp bedeutet „Formelhaftes; vorgefertigte Ansicht“1 und geht auf ein Fachwort der Buchdruckkunst zurück, das wie folgt definiert wird: „zunächst ein Fachwort der Buchdru-cker für den feststehenden Schriftsatz“2. Dabei wird deutlich auf seine griechischen Wurzeln hingewiesen, denn stereós bedeutet ‚starr, fest, standhaft‘ und týpos ‚Gestalt‘3. Offensichtlich 1 Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (Berlin, New York: Walter de Gruyter, 2002), 881. 2 Ebd.

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lässt sich hier eine weitgehende Affinität mit dem heutigen Verständnis von Stereotypen ent-decken, die u. a. bei Lippmann4 als „Bilder im Kopf“ bezeichnet wurden.

Der Begriff Stereotyp wird vor allem in Bezug auf die sog. Fremdbilder bezogen, von denen jene nationalen Charakters ihre besondere Ausprägung in der Sprache des jeweiligen Volkes finden. Es handelt sich nämlich dabei um die natürliche Opposition Wir – Sie und die daraus resultierende gegenseitige Wahrnehmung. Diese prägt auch unsere Verhaltensweise, zumal Stereotype emotional aufgeladen sind, wie es Kątny hervorhebt, indem er den Stereotypen eine folgende Funktion zuschreibt:

[…] obrona wartości, na których nam zależy […]. Służą one [stereotypy – J. S.] wzmacnianiu więzi pomiędzy członkami grupy […], wzmacnianiu pozytywnego obrazu własnej grupy, warunkują inte-grację jednostki z grupą.5

Ihre natürliche Erscheinungsweise ist die Sprache, in deren Lexikon Stereotype verfestigt sind. Im vorliegenden Beitrag wird versucht, die Frage zu beantworten, wie hoch und stark der Einfluss der ein- und zweisprachigen Lexikographie auf die Verbreitung und Verfestigung nationaler Stereotype ist. Als Beispiel der Analyse dient das Sprachenpaar Deutsch und Pol-nisch. Der Analyse werden folgende Lemmata unterzogen: Niemcy, Niemiec, Niemka,

nie-miecki und Polen, Pole, Polacke, Polin, Polnisch, polnisch. Als eine besondere Gruppe werden

dabei ethnische Schimpfwörter und deren lexikographische Erfassung in der deutsch- und polnischsprachigen Lexikographie behandelt, in denen die stereotypenbildende Funktion am deutlichsten zum Ausdruck kommt.

Der Studie liegt ein kulturwissenschaftlicher Ansatz zu Grunde, wobei von der These aus-gegangen wird, dass schon wegen der geographischen Nachbarschaft und der in den beiden Sprachen verfestigten gegenseitigen Vorurteile die lexikographischen Beschreibungen weit-gehend stereotypen Charakters sein können. Die zentrale Fragestellung lautet demgemäß, wie stark der Einfluss der Lexikographie auf die Gestaltung und Festigung der Stereotype in der Wahrnehmung Deutschlands und Polens in den Augen des jeweiligen Nachbarlandes ist.

4 Walter Lippmann, Die öffentliche Meinung (München: Rütten & Loening, 1964).

5 Andrzej Kątny, „Obraz wzajemnego postrzegania Niemców i Polaków. Rola stereotypów“, in: Narody w Europie.

Tożsamość i wzajemne postrzeganie, hrsg. v. Lech Zieliński, Marek Chamot (Bydgoszcz: Wydawnictwo Uczelniane Wyższej Szkoły Gospodarki w Bydgoszczy, 2007), 117: „[…] Schutz der Werte, die für uns wichtig sind […]. Sie [Ste-reotype – J. S.] dienen dazu, die Beziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern zu stärken […], das positive Bild der eigenen Gruppe zu stärken, sie bedingen die Integration der jeweiligen Einheit in die Gruppe.“ – Übersetzung der polnischsprachigen Zitate ins Deutsche hier und im ganzen Beitrag von mir, J. S.

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2 DEN SPLITTER IM FREMDEN AUGE, ABER NICHT DEN BALKEN IM EIGENEN SEHEN – ZU DEN ETHNONYMEN UND DEREN STEREOTYPENBILDENDER FUNKTION

Die im vorliegenden Beitrag zu analysierenden lexikalischen Einheiten sind Ethnonyme, d. h. „[Selbst]bezeichnungen eines Volkes“6. Ihr Bedeutungsumfang erstreckt sich auf Namen für Nationalitäten, Völker, Stämme, Rassen, die in der Sprache verschiedene Funktionen erfül-len mögen7. In der vorliegenden Studie werden sie daher in ihrer „referentiellen Funktion“8 untersucht, d. h. in der Verweisfunktion auf das jeweilige Volk, da sie gerade in dieser Funktion Bestandteile der „ethnischen oder nationalen Stereotype“9 sind und dazu noch „emotional aktiv und funktional reich“. Sie unterliegen sehr langsam oder kaum Veränderungen, denn „sie leben meist lange und beeinflussen die Haltungen der Menschen stark. Viele werden von Generation zu Generation weitergereicht und fungieren dann im Bewusstsein der Menschen als althergebrachte Weisheiten“10.

Stereotype als solche haben als Gegenstand bestimmte Gruppen von Menschen sowie die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen. Diese Urteile sind Ausdruck der öffentlichen Mei-nung. Sie werden im Laufe der Erziehung in der Familie oder unter dem Einfluss des Milieus von Angehörigen einer jeden Sprachkultur gelernt und sind unabhängig von persönlichen Erfahrungen. Aus diesem Grunde sind sie immer emotional aufgeladen (positiv oder nega-tiv). Manche sind völlig tatsachenwidrig oder enthalten nur partielle Wahrheiten, wodurch sie den Anschein erwecken, dass sie völlig wahr seien.

Die Beurteilung und Wahrnehmung anderer Völker fußt auf der Gegenseitigkeit, was in einer bestimmten Bewertung gipfeln kann. Demgemäß kann man zwei Typen von Stereo-typen unterscheiden:

– negativ wertende Stereotype, z. B.: polnische Wirtschaft, jd. ist voll wie ein Pole, deutsche

Rechnung, siedzieć, jak na niemieckim kazaniu;

– positiv wertende Stereotype, z. B.: niemiecki porządek, niemiecka solidność.

6 Vgl. Duden, Zugriff 29.01.2017, http://www.duden.de/rechtschreibung/Ethnonym.

7 Vgl. Magda Nycz, „Etnonimia, stereotyp, przekład“, in: Język – Stereotyp – Przekład, hrsg. v. Elżbieta Skibińska,

Marcin Cieński (Wrocław: Dolnośląskie Wydawnictwo Edukacyjne, 2002),169–178.

8 Ebd., 171.

9 Katarzyna Kuczyńska, „Zwischen den Spiegeln. Polen über Deutsche – Polen über Polen“, in: Mythen und

Stereo-typen auf beiden Seiten der Oder, hrsg. v. Hans Dieter Zimmermann (Berlin: Dreieck Verlag, o. J.), 133.

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3 ZUR STEREOTYPEN WAHRNEHMUNG VON DEUTSCHEN UND POLEN IN DER GESCHICHTE UND HEUTE

Stereotype gelten in der jeweiligen Sprache als etwas Selbstverständliches, was einem zuerst beigebracht wird und sich in seinem Bewusstsein verfestigt. Ein Beispiel verfestigter Vor-urteile ist die sog. steirische Völkertafel, die Anfang des 18. Jahrhunderts in der Steiermark entstanden ist. Es handelt sich um ein Gemälde, auf dem europäische Völker mit den ihnen zugeordneten Merkmalen abgebildet sind. In Bezug auf beide im Zentrum der Analyse ste-henden Nationen werden folgende Charakteristika genannt:

Tabelle Nr. 1. Zusammenstellung der Eigenschaften der Deutschen und Polen (Auszug aus der Völkertafel)

Deutsche(r) Pole

Auftreten offenherzig bäuerisch

Natur und Charakter ganz gut noch wilder

Verstand witzig geringschätzig

Eigenschaften immer dabei mittelmäßig

Wissenschaften Rechtswesen Sprachwissenschaften

Kleidung Macht alles nach langröckig

Untugenden verschwenderisch verfressen

Vorlieben Trinken Adel

Krankheiten Podagra an den Durchbruch

Ihre Länder Gut waldreich

Kriegstugenden unüberwindlich ungestüm Religiosität sehr fromm glaubt allerlei Erkennen als ihren Herrscher an einen Kaiser einen Erwählten haben Überfluss an Getreide an Pelzen

Zeitvertreib Trinken Streiten

Gegenstück in der Tierwelt Löwe Bär

Ihr Lebensende im Wein im Stall

Mit dieser alten Zusammenstellung kann man die Ergebnisse der Befragung bezüglich der gegenseitigen Wahrnehmung von Deutschen und Polen vergleichen. In Bezug auf Deutsche werden z. B. von Dolińska und Falkowski11 folgende Merkmale genannt: Fleiß, Toleranz, Fortschrittlichkeit, gute Ausbildung, Wirksamkeit, Ehrlichkeit, Sauberkeit, Diszipliniertheit,

11 Xymena Dolińska, Mateusz Fałkowski, Polska-Niemcy. Wzajemny wizerunek w okresie rozszerzania Unii Europejskiej

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Unternehmensgeist. Dies wird auch in den Untersuchungen neueren Datums, z. B. bei Łada12 bestätigt. Für Polen seien dagegen folgende Eigenschaften charakteristisch: Gläubigkeit, Rück-ständigkeit, Unehrlichkeit, Ungepflegtheit, Undiszipliniertheit,13 die ein eindeutig negatives Bild von Polen in den Augen von Deutschen entstehen lassen. Bei Łada14 wird in Bezug auf das Bild von Polen zwischen den Stadt- und Dorfbewohnern differenziert. Allgemeine Züge, die Polen zugeschrieben werden, sind: Offenheit, Hilfsbereitschaft, Gastfreundlichkeit, Höf-lichkeit, Lebensfreude, Empfindsamkeit. In Bezug auf Dorfbewohner werden folgende Cha-rakteristika genannt: keine Ausbildung, Armut, Distanz, Konservatismus.

Das Bild der Deutschen und Polen in der gegenseitigen Wahrnehmung ergänzen die Phra-seologismen der jeweiligen Sprache, in denen bestimmte Vorurteile gegenüber den Vertre-tern des jeweiligen Nachbarlandes verfestigt sind und thematisiert werden. Dies wird in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

Tabelle Nr. 2. Deutsche und polnische Phraseologie als Träger der Stereotype über Deutsche und Polen1516

Positive Wahrnehmung Negative Wahrnehmung

Deutsche Phraseo logi e über P ol en

noch ist Polen nicht verloren, jetzt

ist Polen offen; Zustände wie im polnischen Reichstag, es geht zu wie auf einem polnischen Jahrmarkt, polnische Wirtschaft, sich polnisch verheiraten, voll wie ein Pole, polnischen Abschied nehmen, sich auf Polnisch empfehlen, polnisch zusammenle-ben, in Polen ist nichts zu holen, polnischen Urlaub nehmen;

Po lnische Phraseo logi e über Deutsche

niemiecka dokładność (‚die deut-sche Genauigkeit‘), niemiecki po-rządek (‚die deutsche Ordnung‘);

siedzi jak na niemieckim kazaniu (‚jd. sitzt wie während der deutschen Predigt‘), cykorię przed Niemcami odczuwać (‚Schikoree15 vor Deutschen empfinden‘), domyślny jak

me-tafizyk niemiecki (‚scharfsinnig wie der deutsche Metaphy-siker‘), dumny jak niemiecki hrabia (‚stolz wie der deutsche Graf‘), wmówić jak w Niemca chorobę (‚jdm. etw. einreden, wie einem Deutschen Krankheit‘), niemiecka choroba (‚die deutsche Krankheit‘), niemiecki rachunek (‚die deutsche Rechnung‘), jasny jak filozofia niemiecka (‚klar wie die deutsche Philosophie‘) głupi jak Niemiec (‚dumm wie ein Deutscher‘), chytry jak Niemiec (‚geizig wie ein Deutscher‘);

12 Agnieszka Łada, Poznać sąsiada. Wpływ polsko-niemieckich programów wymiany młodzieży na ich uczestników

(Warszawa: Instytut Spraw Publicznych, 2014).

13 Vgl. Dolińska, Fałkowski, Polska-Niemcy, 7. 14 Vgl. Łada, Poznać sąsiada, 118.

15 In der vorliegenden Studie wird auf die Ethnophraseologismen und deren Rolle bei der Verfestigung von

Stereo-typen nicht näher eingegangen, da sie den Gegenstand separater Studien bilden.

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Von den Phraseologismen lassen sich dann bestimmte Charakteristika ableiten, die beiden Völkern nachgesagt werden. In Bezug auf Polen sind es vor allem Unordnung und Chaos, die dem Volk von Deutschen zugeschrieben werden. In Bezug auf Deutsche findet man dagegen sowohl positive Merkmale, wie z. B.: Genauigkeit, Ordnung, als auch negative, z. B.: unver-ständliche Sprache, Geiz, Leichtgläubigkeit, Dummheit.

4 STEREOTYPE IN DER EINSPRACHIGEN LEXIKOGRAPHIE – ANALYSE DES MATERIALS 4.1 Zur Stereotypenbildenden Rolle von Wörterbüchern

Auf die kultur- und stereotypenbildende Funktion der lexikographischen Werke weist Heier hin, indem sie anführt:

[Wörterbücher] tragen […]aber eben auch zur Weitergabe von Vorstellungen über Sprache, Gesell-schaft und Kultur bei und prägen die Annahme, die die Nutzer über die eigene oder eine andere Sprache, über Gesellschaft(en) und Kultur(en) machen, zumindest mit.17

Daher können sie als „Produkte gesellschaftlich eingebundener Tätigkeit“18 betrachtet wer-den, zumal sie in einem bestimmten kulturellen Kontext entstehen und die jeweils aktu-elle politische, kulturaktu-elle und gesellschaftliche Situation registrieren. Darauf wird auch von Doroszewski hingewiesen, der schreibt, Wörterbücher „sind Instanzen, die die breitesten Bevölkerungskreise über die jeglichen, gesellschaftlich wichtigen, wissenschaftlichen Leis-tungen informieren“19.

– In diesem Kontext werden den Wörterbüchern folgende funktionelle Charakteristika zugeschrieben, von denen die erste Funktion im Kontext der vorliegenden Untersuchung besonders relevant ist:

– Wörterbücher sind auf Dokumentation und Information ausgerichtet, und dies „mit dem Ziel der Sprachpflege, aus Kulturstolz oder zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts“20

17 Anke Heier, „Dänischer Rechtspopulismus und Tyskertøser – Zu nationalen Stereotypen in ein- und

zweispra-chigen Wörterbüchern“, in: Perspektiven der Stereotypenforschung, hrsg. v. Erla Hallsteinsdóttir, Klaus Geyer, Katja Gorbahn, Jörg Kilina (Frankfurt a. M.: Peter Lang Verlag, 2016), 17.

18 Ulrike Haß-Zumkehr, Deutsche Wörterbücher: Brennpunkt von Sprach- und Kulturgeschichte (Berlin, New York:

Walter de Gruyter, 2001), 1–2.

19 Witold Doroszewski, Elementy leksykologii i semiotyki (Warszawa: Państwowe Wydawnictwo Naukowe, 1970), 286. 20 Anke Heier, Dänischer Rechtspopulismus, 17.

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– Wörterbücher verzeichnen Lexeme, „für die ein besonderes Nachschlagebedürfnis vermu-tet wird bzw. bekannt ist“21

Wörterbücher haben die Funktion „der Orientierung in sprachlichen Dingen“22.

4.2 Untersuchungsmaterial

Die Analyse der Lemmatisierung von Niemcy, Niemiec, Niemka, niemiecki und Polen, Pole,

Polacke, Polin, Polnisch, polnisch sowie der ethnischen Schimpfnamen in der jeweiligen

Spra-che und deren lexikographisSpra-chen Darstellung in den einsprachigen WörterbüSpra-chern erfolgt in Anlehnung an folgende Wörterbücher:

einsprachige deutschsprachige Wörterbücher: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm

Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 (= DWB)23, Das Digitale Wörterbuch der

deutschen Sprache (= DWDS)24, Duden: Deutsches Universalwörterbuch, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2001 (= DUW), Duden online (= DO)25;

einsprachige polnischsprachige Wörterbücher: Witold Doroszewski (Hg.): Słownik języka

polskiego, Warszawa 1958–1969 (= SJPDor)26, Mieczysław Szymczak (Hg.): Słownik języka

polskiego. T. I-III, Warszawa 1978–1981 (= SJPSz), Piotr Żmigrodzki (Hg.): Wielki słownik języka polskiego PAN, Kraków 2007 (= WSJP)27.

4.3 Analyse des Materials

In den der vorliegenden Analyse zu Grunde liegenden einsprachigen lexikographischen Werken für das Sprachenpaar Deutsch und Polnisch werden die gewählten Lemmata unter-schiedlich erfasst, wobei eine gewisse Sparsamkeit in der lexikographischen Darstellung der Semantik bemerkbar ist.

21 Ebd. 22 Ebd.

23 Online zugänglich unter http://woerterbuchnetz.de/DWB/. 24 Online zugänglich unter http://www.dwds.de/.

25 Online zugänglich unter http://www.duden.de. 26 Online zugänglich unter http://www.sjpd.pwn.pl/. 27 Online zugänglich unter http://www.wsjp.pl.

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4.3.1 Lemmata Niemcy, Niemiec, Niemka, niemiecki in der polnischsprachigen Lexikographie

Die Lemmatisierung des Lexems Niemcy als Staatsbezeichnung in den polnischsprachigen Wörterbüchern weist in Bezug auf eventuelle Wertungen eher neutrale Züge auf. Es werden vor allem geographische Informationen angegeben (vgl. WSJP), die sich auf die Lage des Lan-des beziehen, ergänzt mit kurzen Informationen zur Geschichte: „państwo niemieckie pow-stałe w 1949 roku na terenie stref okupacyjnych USA, Wielkiej Brytanii i Francji, do którego w 1990 roku została przyłączona NRD“28. In den weiteren Werken (SJPSz, SJPDor) wird das Lexem nicht lemmatisiert.

Im Fall der Einwohnerbezeichnung Niemiec scheinen die Lemmata auch nicht besonders umfangreich zu sein. Eine Definition, die sich auf drei Ebenen erstreckt, findet man in SJPDor: 1. „człowiek narodowości niemieckiej“, 2a. „uczn. nauczyciel języka niemieckiego“; b. „język niemiecki jako przedmiot w szkole“; 3. „karc. w preferansie: gra polegająca na tym, aby wziąć jak najwięcej lew“29. Von diesen ist die dritte Bedeutung auf ein Kartenspiel beschränkt und hat somit nicht mit Stereotypen zu tun. Die zweite dagegen hat heutzutage ihre neutrale Wertung teilweise eingebüßt, zumal sie im Schülerjargon benutzt wird. Für diese Bedeutung findet man im „Wörterbuch des Schülerjargons“ folgende negativ markierte Bezeichnungen: in Bezug auf den Lehrer/die Lehrerin: niemczyca, niemeczka, niemra und in Bezug auf das Fach: niemcal, niemek, niemol.30 In den zwei übrigen Werken (SJPMS, WSJP) wird das Lexem nicht verzeichnet.

Bezüglich der Lemmatisierung der weiblichen Einwohnerbezeichnung findet man in den analysierten Werken keine Einträge.

Das Adjektiv niemiecki wird dagegen folgendermaßen definiert: 1. „pochodzący z Niemiec, dotyczący Niemców, im właściwy“; 2. „w sposób właściwy Niemcom, z niemiecka.“31 In die-ser Auslegung kann man vielleicht Spuren von political correctness entdecken, denn es wird nicht expliziert, was die in der Definition vorkommende Formulierung ‚in der für Deutsche typischen Art‘ bedeutet. In SJPSz findet man die folgende Definition: „1. dotyczący Nie-miec, Niemców: Język niemiecki.“32 2. „w użyciu rzecz. język niemiecki, lekcja tego języka:

28 Wielki słownik języka polskiego PAN, Zugriff 13.06.2016,

http://www.wsjp.pl/index.php?id_hasla=2500&id_znac-zenia=5113287&l=21&ind=0.

29 Słownik języka polskiego pod redakcją Witolda Doroszewskiego, Zugriff 13.06.2016, http://www.sjpd.pwn.pl/haslo/

niemiec/.

30 Vgl. Halina Zgółkowa et al., Nowy słownik gwary uczniowskiej (Wrocław: Wydawnictwo EUROPA, 2004), 239–240. 31 Słownik języka polskiego pod redakcją Witolda Doroszewskiego, Zugriff 13.06.2016, http://www.sjpd.pwn.pl/haslo/

niemiecki/.

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władać biegle niemieckim. Tłumaczyć na niemiecki. Uczyć się niemieckiego. Mieć dwa razy w tygodniu niemiecki.“33 3. po niemiecku: „posługując się językiem niemieckim; w języku niemieckim: Rozmawiać po niemiecku.“34 Dabei ist es auffallend, dass diese eher weitgehend neutrale Züge aufweist.

Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Kontext die von den Einwohnerna-men abgeleiteten pejorativen Bezeichnungen, wie Niemkini, Niemiaszek, Niemczura, Niemra. Das Merkmal, das sie verbindet, ist aber der verächtliche Beigeschmack, der explizit in der Definition in SJPDor zum Ausdruck gebracht wird. Auf dieser Grundlage könnten sie zu den ethnischen Schimpfnamen gerechnet werden.

Am Rande sei noch auf zwei Verben hingewiesen: niemczeć, niemczyć, die ein Zeugnis der deutsch-polnischen Geschichte liefern und eindeutig negativ konnotiert sind. ‚Niemczeć‘ bedeutet nämlich „ulegać, poddawać się wpływom niemieckim, stawać się Niemcem, ger-manizować się, niemczyć się“35.

Zum Vergleich sei hier auf die Korpusdaten hingewiesen. Im Nationalkorpus der polni-schen Sprache (NKJP) findet man unter Lexem Niemcy über 17 000 Einträge, von denen sich die meisten auf die geschichtlichen Gegebenheiten beziehen. Für das Lexem Niemiec findet man über 16 000 Einträge, von denen die meisten aus der Literatur stammen. Auch hier fin-det man zahlreiche historische Kontexte, in denen auf die deutsch-polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts Bezug genommen wird; es sind vor allem Belege aus literarischen Texten, in denen meistens auf den 2. Weltkrieg hingewiesen wird.

4.3.2 Lemmata Polen, Pole, Polacke, Polin, Polnisch, polnisch in der deutschsprachigen einsprachigen Lexikographie

Einen Versuch, die genannten Lemmata im Lichte der deutschsprachigen Lexikographie zu analysieren, findet man bei Szarota. Der Autor listet auf der Grundlage der Analyse von deutschsprachigen Dialektwörterbüchern und Sprichwörtersammlungen folgende Eigen-schaften von Polen auf: Pole – Mensch, der eine unverständliche Sprache spricht, Pole – ein primitiver Mensch, ein ordinärer Kerl, polnischer Reichstag – negativ konnotiert, Synonym für Unordnung, Chaos.36

33 Ebd. 34 Ebd.

35 Słownik języka polskiego pod redakcją Witolda Doroszewskiego, Zugriff 30.07.2017, http://doroszewski.pwn.pl/

haslo/niemcze%C4%87/.

36 Vgl. Tomasz Szarota, Niemcy i Polacy. Wzajemne postrzeganie i stereotypy (Warszawa: Wydawnictwo Naukowe PWN,

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In der deutschsprachigen Lexikographie lassen sich auch eher neutrale Züge entdecken. Beim Lexem Polen konzentriert man sich auch auf die sachliche Darstellung der faktographi-schen Informationen, vor allem in Bezug auf die Lage des Landes. Positiv einschätzen kann man in diesem Kontext die Erwähnung der bekannten Wendung noch ist Polen nicht verloren (vgl. DUW), wobei auf die Herkunft der Wendung und den m. E. nötigen historischen Kon-text nicht verwiesen wird.

Die Einwohnerbezeichnungen werden entweder nicht lemmatisiert oder ganz neutral aus-gelegt. Eine Ausnahme bildet dabei die abwertende Bezeichnung Polacke (vgl. DWB), bei der auf die negative Bezeichnung Sarmater hingewiesen wird und die als „diskriminierende Bezeich-nung für Pole“37 ausgelegt wird. Diese sei auch den ethnischen Schimpfnamen zuzuordnen.

Im Fall der Adjektive Polnisch und polnisch wird überhaupt keine Wertung ausgedrückt. Auch hier kann man zum Vergleich auf die Korpusdaten hinweisen. Im DWDS-Korpus findet man unter dem Lemma Polen nur eine knappe Erklärung „Länderbezeichnung“38 und vier Beispielsätze, die hinsichtlich der Wertung nicht viel aussagen. Als Synonym der Einwoh-nerbezeichnung wird Polacke (derb, abwertend) angeführt. Unter den typischen Wortverbin-dungen findet man ein folgendes Bild:

Abb. 1. Typische Verbindungen des Lexems Pole im DWDS39

37 Duden online, Zugriff 13.06.2016, http://www.duden.de/rechtschreibung/Polacke_Schimpfwort_Pole. 38 DWDS, 30.07.2017, https://www.dwds.de/wb/Polen.

39 DWDS, 30.07.2017, https://www.dwds.de/wb/Pole.

Balten

Belgier

Bulgaren

Deutschen

Dänen

Franzosen Italiener

Juden

Jugoslawen

Konföderation

Litauer

Rumänen

Russen

Slowaken

Slowenen

Spanier

Tschechen

Türken

Ukrainer

Weißrußland

benachbarten

besetzten

festgenommen

gebürtige

heutigen

katholischen

kommunistischen

lebenden

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Die angeführten Einwohnerbezeichnungen der europäischen Länder, darunter vor allem der Nachbarländer und der ehemaligen Länder des Ostblocks verweisen hauptsächlich auf die geographische Lage Polens in Europa, früher und heute, sowie einige Gegebenheiten aus der polnischen Geschichte. Die Partizipien: katholisch, heutig, unabhängig beziehen sich auf die gegenwärtige Lage Polens, im Gegensatz zu früheren geschichtlichen Ereignissen, für die Partizipien vertrieben, festgenommen oder das Adjektiv kommunistisch stehen.

Der weiblichen Nationalitätenbezeichnung Polin werden folgende Verbindungen zugeordnet:

Abb. 2. Typische Verbindungen des Lexems Polin im DWDS40

Auch hier finden sich Assoziationen mit den Einwohnerinnen anderer Länder, darunter vor allem der benachbarten Länder. Interessant ist das Vorkommen von positiv wertenden Adjek-tiven, wie z. B.: hübsch, jung, zierlich neben z. B. den Verben, die auf die häufige Beschäftigung der Polinnen in Deutschland verweisen, wie das Verb putzen.

Das Adjektiv polnisch weist im DWDS-Korpus breite Verbindbarkeit auf. Es handelt sich dabei um Begriffe aus der früheren und gegenwärtigen Geschichte Polens, wie es der folgen-den Abbildung zu entnehmen ist:

40 DWDS, 30.07.2017, https://www.dwds.de/?q=Polin&from=wb.

23-jährige 24-jährige 36-jährige

72-jährigen

Berlinerin

Chinesin

Französin Landsfrau

Polen

Rumänin

Russin

Tschechin Ukrainerinnen

Weißrussin

bezwang blonde

entführte

geborene

gebürtige gesetzte

heiraten

hübsche

junge

lebende

putzt

schwangere

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Abb. 3. Typische Verbindungen des Lexems polnisch im DWDS41

Hervorzuheben sind dabei Substantive, die in Verbindung mit dem Adjektiv polnisch einen symbolhaften Charakter gewinnen, z. B.: polnischer Komponist, polnischer Papst usw.

4.3.3 Exkurs: ethnische Schimpfwörter in Bezug auf Deutsche und Polen

„Schimpfen ist die verbale Reaktion auf eine Frustration oder Versagung“ sagte schon Sigmund Freud. Zum Schimpfen gebraucht man Schimpfwörter. Ein Schimpfwort sei „Beschimpfung, beleidigendes [derbes] Wort“42. Es wird gebraucht im Akt des SCHIMPFENS, wobei dieser „ein Angriffsakt durch abwertende, beleidigende Worte ist. Es ist, psychologisch gesehen, das

Endglied einer dreigliedrigen Kausalkette [...]. Aufs Äußerste reduziert, sieht diese Kette fol-gendermaßen aus: Frustration (vereitelnde Ursache) → Affekt (Erregungszustand) → Aggres-sion (Schimpfen).“43 Seibicke weist deutlich auf den Charakter des Schimpfens hin, indem er Folgendes anführt: „Schimpfwörter sind Substantive, mit denen Personen anstatt mit ihren Namen oder Titel in abfälliger Weise angeredet oder benannt werden.“44

41 DWDS, 30.07.2017, https://www.dwds.de/wb/polnisch.

42 Duden online, Zugriff 29.01.2017, http://www.duden.de/rechtschreibung/Schimpfwort.

43 Reinhold Aman, Bayrisch-österreichisches Schimpfwörterbuch (München: Süddeutscher Verlag, 1973).

44 Wilfried Seibicke, Nachwort, in: Das große Schimpfwörterbuch, hrsg. v. Herbert Pfeiffer (Frankfurt a. M.: Eichborn,

1996), 495.

Arbeiter

Arbeiterpartei

Armee

Außenminister

Bauern

Bischöfe

Botschafter

Exilregierung

Gesandter

Grenze

Historiker

Juden

Kommunisten

Komponist

Kulturinstitut

Literatur

Ministerpräsident

Nationalspieler

Offiziere

Papst

Regierung

Schriftsteller

Staatsbürger

Staatspräsident

Volk

Westgrenze

Zloty

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Die Motive, die beim Schimpfen gebraucht werden, sind vor allem: Verunreinigung, Organe bzw. Produkte der Exkretion, Schmutz, Dreck, Abschaum, Mist, Scheiße, Arsch, pissen, Ekel oder Kotzen, Genitalien, sexuelle Handlungen, Promiskuität, Prostitution, Ehebruch, une-heliche Geburt, Virilität, Tiernamen, der religiöse Bereich, Krankheiten, geistige Unzuläng-lichkeiten.45 Eine besondere Gruppe bilden darunter Ethnophaulismen, die folgendermaßen definiert werden: „Ethnophaulisms are the words used as ethnic slurs to refer to out-groups in hate speech.“46 Diese sollen folgende Aspekte thematisieren: physische Merkmale, persönliche Eigenschaften, Personennamen, Essgewohnheiten, Gruppennamen.47 Winkler nennt folgende Aspekte, die Grund für den Völkerspott geben können: Aussehen, Sprache (darunter Unver-ständlichkeit der Sprache), Ernährung, Krankheiten, Verhaltensweisen und Charakterzüge.48

Ethnische Schimpfnamen werden als „kollektive Symbole alltäglicher Diskriminierung“49 betrachtet. Sie entstehen

im Laufe der Zeit als sog. einfache und zusammengesetzte Schimpfnamen, die als typische, negative Gruppen-Charakteristika zum alltäglichen Gebrauchswissen gehören. Es handelt sich insbesondere um kollektive Kennzeichnungen, die ethnische Gruppen oder deren Zugehörigkeit rassisch (wie Nigger), national (wie Polack), religiös (wie Muselmane) oder kulturell (wie Spaghettifresser) typi-sierend herabsetzen.50

Daneben wird in der Forschungsliteratur auf die Ursachen der Bildung von ethnischen Schimpfwörtern hingewiesen, wie es Winkler anführt:

Alles, was andere Völker bzw. ethnische Gruppen von der eigenen Gruppe, ihrer unterstellten Unifor-mität und ihren Normen unterscheidet, sie anders macht und daher zur Differenzierung von In-group und Out-group dienen kann, kann auch die Aggressionen der Norminhaber erregen und dement-sprechend zur Bildung von herabsetzenden Bezeichnungen und Stereotypen verwendet werden.51

45 Vgl. Damaris Nübling, Marianne Vogel, „Fluchen und Schimpfen kontrastiv. Zur sexuellen, krankheitsbasierten,

skatologischen und religiösen Fluch- und Schimpfwortprototypik im Niederländischen, Deutschen und Schwe-dischen“, Germanistische Mitteilungen 59: 19–33.

46 Abraham Aron Roback, A Dictionary of International Slurs (ethnophaulisms): With a Supplementary Essay on Aspects

of Ethnic Prejudice (Waukesha, Wisconsin: Maledicta Press, 1979).

47 Vgl. Irving L. Allen, The language of ethnic conflict: Social organization and lexical culture (New York: Columbia

University Press, 1983).

48 Vgl. Andreas Winkler, „Ethnische Schimpfwörter und übertragener Gebrauch von Ethnika“, Muttersprache

104 (1994), 4, 320–337.

49 Manfred Markefka, „Ethnische Schimpfnamen – kollektive Symbole alltäglicher Diskriminierung“, Muttersprache

109 (1999): 97–123, 193–206, 289–302.

50 Ebd., 109.

(15)

In Bezug auf Deutsche und Polen handelt es sich um folgende Bezeichnungen:

Bezeichnungen für Deutsche52: Szwab / Szwabka, Szkop / Szkopka, Fryc, Helmut, Adolfek,

Hitlerowiec / Hitlerówka, Gestapowiec / Gestapówka, Niemiaszek, Niemra, Krzyżak, Szkieber, Pierdoły saskie, Prusak, Iberalesy;

Bezeichnungen für DDR-Bürger: Enerdowiec / Enerdówka, Enerdus / Enerdówa, Dederon,

Owczarki;

Bezeichnungen für Polen53: Polack(e), Polackenschwein, Polanski, Polenmafiosi, Polski,

Pol-skischwein, Wasserpolacke.

Schon an der Anzahl der Bezeichnungen für Deutsche kann man sehen, dass diese deutlich überwiegen, was von einer negativen Einstellung der Polen gegenüber Deutschen zeugen kann. Der Grund dafür kann in der deutsch-polnischen Geschichte liegen, wobei zu bemerken ist, dass viele pejorative Bezeichnungen für Deutsche auf geschichtliche Ereignisse referieren, die nicht immer neueren Datums sind.

Im Lichte der jeweils einsprachigen Lexikographie, vor allem in den Wörterbüchern älte-ren Datums, wird jedoch hervorgehoben, dass es sich um abwertende und herabsetzende Ausdrücke handelt, wovon stilistische Markierung pogardl. (verächtlich) in den polnischen Wörterbüchern zeugt. In den neueren Wörterbüchern, die online zugänglich sind, werden solche Bezeichnungen kaum bis überhaupt nicht lemmatisiert, was in gewisser Hinsicht von der Absicht der Wörterbuchautoren zeugen mag, die Lemmata möglichst neutral zu defi-nieren. Dies sei auch ein Beweis dafür, dass die lexikographische Praxis frei von stereotypi-sierenden Ausdrücken, besonders negativen Charakters sein soll. Die älteren Wörterbücher dokumentieren dagegen den früheren Sprachgebrauch, indem sie die in der jeweiligen Zeit gebräuchlichen Ausdrücke verzeichnen.

5 SCHLUSSFOLGERUNGEN

Die Analyse der gewählten Lemmata in den einsprachigen Wörterbüchern für das Sprachen-paar Deutsch und Polnisch bestätigt, dass die Lexikographie, auch im zeitlichen Überblick betrachtet, eher neutral bezüglich der Verfestigung und Verbreitung der Stereotype bleibt. In den älteren Wörterbüchern (SJPDor, SJPSz, DWB) werden zwar einige wenige Fakten genannt, die in Bezug auf die jeweilige Nation als negativ gefärbt interpretiert werden kön-nen, aber sie haben eine eher dokumentierende Funktion. In den neueren lexikographischen Werken findet man nicht einmal bestimmte Lemmata, die im Laufe der Zeit außer Gebrauch

52 Maria Peisert, „Nazwy narodowości i ras we współczesnej polszczyźnie potocznej“, Język a Kultura 5 (1992): 209–223. 53 Vgl. Markefka, „Ethnische Schimpfnamen“.

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gekommen sind. Bei den anderen gibt es nur spärliche Informationen, die sich vor allem auf Fakten beziehen, z. B. geographische Lage und in keinerlei Hinsicht stereotype Züge auf-weisen. Alte Schimpfwörter werden nur teilweise lexikographisch registriert, da die meisten von ihnen nicht mehr gebraucht werden, was als eine Folge von historischen Ereignissen in beiden Ländern und eine Frucht gegenseitiger Kontakte gedeutet werden kann.

Auch die oben angeführten Merkmale der Deutschen und Polen in der gegenseitigen Wahrnehmung finden in den analysierten Lemmata keine Bestätigung. Es wird eher darauf verzichtet, dem jeweiligen Volk bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben. Die bezüglich der stereotypen Wahrnehmung eher neutral bleibende deutsch- und polnischsprachige Lexiko-graphie kann in dieser Hinsicht positiv gewertet werden. Der Beitrag der LexikoLexiko-graphie zur Verbreitung und Verfestigung der Stereotype ist daher als eher gering zu bestimmen.

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202

Joanna SZCZĘK, Dr. habil., Dozentin am Institut für Germanistik der Universität Wrocław, seit Juni 2016 Leiterin des Lehrstuhls für Angewandte Linguistik, Promotion 2004, Habilitation 2015. Absolventin des Postgradualen Aufbaustudiengangs zur Dolmetscher- und Übersetzerausbildung an der Universität Wrocław (2003–2004) und des Aufbaustudiums „Management von EU-Projek-ten“ an der Wirtschaftsuniversität Wrocław (2007–2008). DAAD-Stipendiatin (1997–1998, Würz-burg), wissenschaftliche Aufenthalte und Vorträge an den Universitäten Leipzig, Ruhr-Universität Bochum, Budapest, Brno, Ústí nad Labem. Mitglied im Verband der ehemaligen DAAD-Stipendi-aten in Polen, im Verband Polnischer Germanisten, im Mitteleuropäischen Germanistenverband, in der Polnischen Gesellschaft für Angewandte Linguistik und im der Polnischen Gesellschaft für Neuphilologie, Mitglied des Redaktionskomitees der Zeitschrift „Linguistische Treffen in Wrocław“, Schriftleiterin der Zeitschrift „Germanica Wratislaviensia“. Monographien: Auf der Suche nach der

phraseologischen Motiviertheit im Deutschen (am lexikographischen Material) (Wrocław/Dresden 2010), Absageschreiben auf Bewerbungen. Eine pragmalinguistische Studie (Berlin 2015), Phraseologie der Far-ben. Phraseologisches Wörterbuch Deutsch-Polnisch, Polnisch-Deutsch (Berlin 2015).

Forschungsscher-punkte: Phraseologie des Deutschen und Polnischen, Textlinguistik, Pragmalinguistik, Onomastik, Didaktik des DaF, Translatorik.

Kontakt: joanna.szczek@uwr.edu.pl

ZITIERNACHWEIS:

Szczęk, Joanna. „Nationale Stereotype von Deutschen und Polen in der einsprachigen deutsch- und polnischspra-chigen Lexikographie. Eine kritische Bestandsaufnahme am Beispiel der ethnonymischen Lemmata“. Colloquia Germanica Stetinensia 26 (2017): 185–202. DOI: 10.18276/cgs.2017.26-11.

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