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Die "Actio de arboribus succisis" im Lichte des PSI XI 1182

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D I E ACTIO DE ARBORIBUS SUCCISIS IM LICHTE DES PSI X I 1182

Das in den Institutionen des Gajus 1 gegebene Beispiel von der actio de arboribus succisis pflegte man als einen typischen Fall der legisactio per iudicis postulationem anzusehen. Man ging dabei von der Auffassung aus, dass der Anspruch auf unmittelbare Richter-bestellung — ohne sacramentum — bei gewissen Tatbeständen geltend gemacht werden könnte, wenn der konkrete Tatbestand dem Wortlaut des in einer Rechtsnorm (lex) vorgesehenen Tatbe-standes entsprach und daher in der Spruchformel genau mit den Worten des Gesetzes zum Ausdruck gebracht werden konnte 2. Man übersah dabei, dass Gajus an der genannten Stelle die legis-actiones ganz allgemein behandelte und die Frage zu beantworten suchte, woher der Name legisactio kommt.

Er meinte, dass die Spruchformeln (legisactiones), aus denen das Verfahren bestand, deshalb so genannt worden seien, weil sie auf Grund entsprechender Rechtsnormen (leges) entstanden oder dem Wortlaut derselben angeglichen waren; daher sei ihr Wortlaut un-veränderlich wie der von Gesetzen.

Um nun die Unveränderlichkeit der Spruchformeln zu verdeutli-chen, fügt dann Gajus das Beispiel von der actio de arboribus suc-cisis an : unde eum, qui de vitibus succisis ita egisset, ut in actione vîtes nominaret, responsum est rem perdidisse, cum debuisset arbores nominare eo, quod lex XII tabularum, ex qua de vitibus succisis actio conpeteret, generaliter de arboribus succisis loqueretur. Das Beispiel soll also zeigen, dass der Wortlaut der Spruchformeln, der ja unter Benutzung von Worten und Wendungen des Gesetzes festgelegt war, nicht abgeändert werden durfte — genau so wenig wie heute beim Zitieren von Gesetzen der Wortlaut des Textes geändert werden darf.

1 Inst. I V 11.

* So noch S o h m , Inst., 17. Aufl. (unverändert abgedr.) 1949, p. 6 5 2 ; K r e l l e r , Rom. Rechtsgesch., 2. Aufl. 1948, p. 72. Vgl. auch C a r r e l l i , Studia et documenta historiae et iuris, 5, p. 329 ff.

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3 1 8 J O U R N A L OF P A P Y R O L O G Y

Es ist nach dem gesagten auch nicht erlaubt, in dem Festhalten an dem Wortlaut der Spruchformeln einen unsinnigen Formalis-mus zu sehen. Eine solche Auffassung konnte nur deshalb ent-stehen, weil man übersah, dass die Römer die vîtes zum genus der

arbores rechneten. Man sali es daher als widersinnig an, dass die Parteien in den Spruchformeln das im Gesetzcswortlaut vorkom-mende Wort arbores gebrauchen mussten, obwohl es sich in ihrem konkreten Fall nicht um arbores gehandelt hätte, sondern um etwas ganz anderes, um Weinstöcke! In Wirklichkeit gehören nach römischer Auffassung die vîtes zu dem genus: arbores. Das hätte schon aus der zitierten Gajusstelle selbst geschlossen werden müs-sen, wo es heisst : quod lex XII tabularum — "generaliter" de

arbo-ribus succisis loqueretur.

Dieselbe Ansicht vertritt Gajus auch im 1. Buch seines XII-Ta-felkommentars (D. X L V I I 7, 2): Sciendum est autem eos, qui

ar-bores et maxime vîtes ceciderint, etiam tamquam latrones puniri.

Die Subsumierung der vîtes unter die arbores bezeugen auch andere Quellen. So berichtet Ulpian im 42. Buch seines Sabinuskommen-tars (D. X L V I I 7, 3, pr.): Vitem arboris appellatione contineri

ple-rique veterum existimaverunt. Im allgemeinen machten die Juri-sten 3 die Entscheidung, ob eine Pflanze als arbor zu betrachten

ist, von der Frage abhängig, ob ein Pflänzling schon Wurzeln ge-trieben hat oder nicht.

Aber selbst, wenn man die Einordnung der vîtes unter die

ar-bores, wie sie die Juristen vornahmen, nur als eine Regelung für die Praxis bewerten wollte, so gibt es genügend Belege, die zeigen, dass auch nach der allgemeinen Auffassung der Griechen und Römer die vîtes zu den arbores gerechnet wurden.

Bereits in einem Fragment 4 des griechischen Lyrikers Alkaios,

der im 7/6. Jahrhundert lebte, heisst es :

μηδέν αλλο φυτεύσης πρότερον δένδρον άμπέλω

und Horaz 5, dem dieser Vers als Vorbild dient, übersetzt die Stelle

mit den Worten :

Nullam, Vare, sacra vite prius severis arborem.

\ron den vielen anderen Stellen, die für die Beantwortung der

Frage von Bedeutung sind, erwähne ich nur noch Plinius in seiner 3 Vgl. die nachfolgenden Ausführungen des Ulpian.

4 Fr. 44 (Bergk).

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D I E ACTIO DE ARBORIBUS SUCCISIS IM L I C H T E D E S PSI 3 1 9

Naturalis historia 6 wo er sagt : Vites iure apud priscos magnitu-dine quoque inter arbores numerabantur.

Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass die Weinstöcke nach griechisch-römischer Auffassung Bäume waren.

Wenn daher jemand wegen abgehauener vites klagen wollte, konnte er dies ohne weiteres mittels der actio de arboribus succisis und deren Prozessformeln tun, ohne dass die solennen Worte, die

in iure zu sprechen waren, dem konkreten Tatbestand zuwiderlie-fen. Notwendig war nur die Benutzung der in den Spruchformeln zitierten Gesetzesworte. Und das war keine Besonderheit für die

legisactio per iudicis postulationern, sondern galt allgemein für alle Formen des Legisactionenprozesses.

Die legisactio per iudicis postulationern war ja auch nur, wie die von Medea N o r s a gefundenen Gajusfragmente 7 erkennen lassen,

dann anwendbar, wenn der Prozessanspruch sich auf ganz bestimmte, im einzelnem festgelegte causae stützte.

Gajus gibt Beispiele solcher causae : das agere ex stipulatione, das

agere de hereditate dividenda und das agere de aliqua re communi

dividenda. Die Forderungen des Klägers lagen hier prima facie so klar zu Tage, dass auf die Hinterlegung einer Wettsumme verzich-tet wurde. Das agere de arboribus succisis wird unter den 3 von Gajus genannten causae nicht erwähnt, und das könnte Zufall sein. Aber die ganz anders geartete causa unserer actio, die sich in den' Rahmen der von Gajus gegebenen Beispiele nicht einfügt, spricht deutlich gegen eine Rechtsverfolgung im Wege der legisactio per

iudicis postulationern. Die für die actio de arboribus succisis in Be-tracht kommende Prozessform kann daher nur die allgemeine Klageform, die legisactio sacramento, gewesen sein.

Die Bezeichnung der Klage im XII-Tafelgesetz actio de

arbo-ribus succisis ist durch Gajus 8 gesichert, dem als Kommentator

des Gesetzes die notwendigen Unterlagen zur Verfügung gestan-den haben wergestan-den. Der Tatbestand für gestan-den Prozessanspruch war erfüllt, wenn jemand fremde Bäume bis zur Wurzel abgehauen hatte (succidere = unten abhauen, an der Wurzel abhauen). Die Notwendigkeit das succidere wörtlich zu nehmen, geht schon aus

• X I V 1, 9. Vgl. Aegidii Menagii iuris civilis Amoenitates ad Ludovicum Nublaeum (1738), p. 46 ff.; M o m m s c n , Strafrecht (1899), p. 835 Anm. 6.

' PSI X I Nr. 1182 [IV sec. p.?] Zeile 179 ff. Vgl. L e v y , Neue Brüchstücke aus den Institutionen des Gajus, ZSSt. 51 (1934), p. 296 ff.

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3 2 0 JOURNAL OF PAPYROLOGY

der Straf b e s t i m m u n g h e r v o r , n a c h welcher f ü r j e d e n vollständig a b g e h a u e n e n B a u m eine Busse v o n 25 As zu zahlen w a r 9.

Auf s u b j e k t i v e T a t b e s t a n d s m e r k m a l e k a m es bei u n s e r e r actio n i c h t an, da ihre E n t s t e h u n g in die Zeit reiner E r f o l g s h a f t u n g1 0 zurück-reicht. D a r a n ä n d e r t a u c h nichts die B e m e r k u n g des P l i n i u s1 1 zur actio de arboribus succisis, in der es heisst : cautum est XII tabulis, ut qui iniuria cecidisset aliénas (arbores), lueret in singulas aeris XXV.

Es ist an sich unwahrscheinlich, dass der N i c h t - J u r i s t Plinius das W o r t iniuria d e m W o r t l a u t des X I I - T a f e l g e s e t z e s e n t n o m m e n h a t , w ä h r e n d G a j u s d a v o n n i c h t s e r w ä h n t . Aber selbst, w e n n iniuria im Gesetz g e s t a n d e n h a b e n sollte, d a n n k a n n es n a c h d e m gesagten n u r in der allgemeinen B e d e u t u n g „ w i d e r r e c h t l i c h "1 2 g e b r a u c h t worden sein, wobei es gleichgültig ist, ob die T a t absichtlich oder u n -absichtlich, ob sie fahrlässig oder ob sie n i c h t f a h r l ä s s i g geschah.

Der U n t e r s c h i e d des T a t b e s t a n d e s bei der actio de arboribus succisis u n d der actio e lege Aquilia b e s t a n d also d a r i n , dass bei dieser s u b j e k t i v e T a t b e s t a n d s m e r k m a l e berücksichtigt w e r d e n muss-t e n , bei jener n i c h muss-t . Infolgedessen h a muss-t die acmuss-tio de arboribus succisis ihre E x i s t e n z b e r e c h t i g u n g b e h a l t e n , auch n a c h d e m die allgemeine Sachbeschädigungsklage (286 v. Chr. ?) g e s c h a f f e n w o r d e n war, u n d ist n e b e n ihr noch bis in die klassische Zeit n a c h w e i s b a r .

So b e r i c h t e t P a u l u s i m 18. B u c h seines E d i k t s k o m m e n t a r s (D. X I I 2, 28, 6), dass noch zu seiner Zeit die actio de arboribus succi-sis n e b e n der actio e lege Aquilia u n d dem interdictum quod vi aut clam k o n k u r r i e r e n d zulässig w a r . Es heisst d o r t :

colonus, cum quo propter succisas forte arbores agebatur ex locato, si iuraverit se non succidisse, sive e lege duodecim tabularum de arbo-ribus succisis sive e lege Aquilia damni iniuria sive interdicto quod vi aut clam postea convenietur, exceptionem iurisiurandi defendi poterit.

Die Stelle ist in k e i n e m P u n k t v e r d ä c h t i g u n d d ü r f t e jeder I n -t e r p o l a -t i o n e n k r i -t i k s -t a n d h a l -t e n . Sie b e s a g -t , dass der Geschädig-te

9 Plinius, Nat. hist. XVII 1, 7.

10 In der frühen Zeit wurde das subjektive Moment bei einem Delikt nur bei

ganz wenigen Fällen (Tötung, Brandstiftung) berücksichtigt und auch hier nur im Hinblick auf die Strafhöhe. Numa Pompilius ( R i c c o b o n o ) 17; XII-Taf. ( R i c c o b o n o ) VIII 10.

11 Nat. hist., 1. с.

" So schon K ü b l e r in ZSSt. 25 (1904), p. 444 zu P. H u v e l i n , La notion de „iniuria" dans le très ancien droit Romain, Lyon 1903. Vgl. auch Ulpian im 18. Buch seines Ediktskommentares (D. I X 2, 5, 1).

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DIE ACTIO DE ARBORIBUS SUCCISIS IM LICHTE DES PSI 3 2 1

sich unter den drei Klagen diejenige aussuchen kann, die für ihn am meisten Erfolg verspricht. Lagen keine subjektiven Tatbestands-merkmale vor oder konnte sie der Geschädigte nicht nachweisen, dann musste er sich mit der actio de arboribus succisis begnügen, konnte er dem Täter dolus oder wenigstens culpa nachweisen, dann var die actio e lege Aquilia vorteilhafter; wenn er nachweisen konnte, dass die Tat vi oder clam verübt war, dann konnte er auch mittels Interdikts gegen den Übeltäter vorgehen.

Dieselben drei Klagemöglichkeiten nennt derselbe Paulus auch im 22. Buch seines Ediktskommentares (D. XLVII 7, 11):

sed si de arboribus caesis ex lege Aquilia actum sit, interdicto quod vi aut clam reddito absolvetur, (si satis prima condemnatione grava-verit reumy, manente nihilo minus actione ex lege duodecim tabu-larum.

Während das im Zusammenhang unverständliche (si satis — геитУ schon längst als Interpolation 13 erkannt worden ist, muss das de arboribus caesis als klassisch angesehen werden ; Paulus ge-braucht hier das caedere im Sinn von succidere 14, wie aus der Er-wähnung der hierfür zuständigen actio ex lege duodecim tabularum hervorgeht. Bei aller Yerderbheit des Fragmentes geht aus der Stelle hervor, dass demjenigen, welcher im Fall der arbores succi-sae mittels der Aquilia (er kann dolus bzw. culpa nicht sen) und mittels Interdikts (er kann vis aut clam nicht nachwei-sen) keinen Erfolg hat, immer noch die actio de arboribus succisis zur Verfügung steht, weil hier der Nachweis subjektiver Tatbe-standsmerkmale nicht erbracht zu werden braucht. Nach Paulus können alle drei Klagemöglichkeiten erschöpft werden, ohne dass es zu Konsumption kommt. Das ist aber nur möglich, weil der Tatbestand entsprechend der subjektiven Tatbestandsmerkmale differiert und keine eadem res zustande kommt.

Auch Gajus nennt im 10. Buch seines Kommentars zum Pro-vinzialedikt die drei Klagen konkurrierend nebeneinander als zu-ständig für den Fall der arbores succisae (D. X I X 2. 25, 5) :

Ipse quoque (= colonus) si exciderit, non solum ex locato tenetur, sed etiam lege Aquilia et ex lege duodecim tabularum (arborum furtim caesarum) et interdicto quod vi aut clam.

13 L e v y , Index Inierp. III p. 507.

11 caedere = succidere z. B. Paulus im 9. Buch seines Sabinuskommentarcs

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3 2 2 J O U R N A L O F P A P Y R O L O G Y

Die W o r t e ex lege duodecim tabularum k ö n n e n n u r auf die actio de arboribus succisis bezogen w e r d e n . Dies geht n i c h t n u r aus der E r w ä h n u n g des X I I - T a f e l g e s e t z e s hervor, sondern a u c h aus d e m excidere. D e n n excidere — succidere, u n t e n an der W u r z e l heraus-h a u e n . I n der W e n d u n g ex lege duodecim tabularum arborum furtim caesarum eine b e s o n d e r e Klage j u s t i n i a n i s c h e r Zeit als Verschmel-z u n g der actio de arboribus succisis u n d der actio furtim caesarum zu erblicken 15, geht n i c h t an. Der W o r t l a u t einer actio ex lege XII tabularum arborum furtim caesarum w ä r e ein W i d e r s p r u c h in sich selbst u n d eine d e r a r t i g e u n s i n n i g e Bezeichnung einer Klage ist selbst den B y z a n t i n e r n n i c h t z u z u t r a u e n . Die W o r t e arborum furtim caesarum sind ein F r e m d k ö r p e r u n d lassen sich a m b e s t e n

als solcher erklären, w e n n m a n sie als R a n d g l o s s e a n s i e h t , die fälschlich in d e n T e x t h i n e i n g e r a t e n ist. E s h a n d e l t sich also hier n i c h t u m eine b e s o n d e r e K l a g e j u s t i n i a n i s c h e r P r ä g u n g .

Andererseits k a n n die E x i s t e n z einer s e l b s t ä n d i g e n p r ä t o r i -schen B a u m f r e v e l - K l a g e , die actio arborum furtim caesarum, wel-che n e b e n die actio de arboribus succisis t r a t , n i c h t b e s t r i t t e n wer-den. Sie darf n i c h t als eine E r w e i t e r u n g der X I I - T a f e l - K l a g e 16 angesehen w e r d e n , sondern ist eine selbständige K l a g e m i t eigenen T a t b e s t a n d s m e r k m a l e n , auf die bereits L e n e l 17 m i t N a c h d r u c k hingewiesen h a t . Sie ist geschaffen w o r d e n , u m das . „ f u r t i m " cae-dere besonders h a r t , n ä m l i c h m i t d e m D o p p e l t e n des Interesses zu a h n d e n , w ä h r e n d die zivile actio de arboribus succisis eine S ü h n e v o n 25 As f ü r j e d e n a b g e h a u e n e n B a u m v o r s a h ; d a s e n t s p r a c h zur Zeit Ciceros, n a c h d e m der As s t a r k g e s u n k e n w a r , einem W e r t von e t w a 1 R e i c h s m a r k p r o B a u m .

Der o b j e k t i v e T a t b e s t a n d w a r gegenüber der zivilen K l a g e wesentlich erweitert. E r b e s c h r ä n k t e sich n i c h t auf d a s succidere ( = u m h a u e n des ganzen B a u m e s bis zur Wurzel), s o n d e r n a u c h das ferire caedendi causa 1S, also d a s A n h a u e n in der A b s i c h t , den B a u m zu fällen, u n d f e r n e r das teilweise A b h a u e n eines B a u m e s , wie U l p i a n im 38. B u c h seines E d i k t s k o m m e n t a r s (D. X L V I I 7, 7, 3) b e r i c h t e t : Etiamsi non tota arbor caesa sit, recte tarnen age-tur quasi caesa. A u s s e r d e m gehörte z u m Bereich der actio arborum

15 L e v y , Die Konkurrenz der Aktionen und Personen (1922), B d . I I p. 203 Hier a u c h die n a c h j u s t i n i a n . L i t e r a t u r .

16 M o m m s e n , Römisches Strafreclü (1899), p . 835.

17 L e n e l . E . P . p. 326.

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DIE ACTIO DE ARBORIBUS SUCCISTS IM LICHTE DES PSI 3 2 3

furtim caesarum das cingere est deglabrare — die Rinde abschälen, und das subsecare · est subsecuisse = den Baum absägen, obwohl das letztere nach Paulus19 genau genommen nicht als caedere ( = hauen) bezeichnet werden kann. Das objektive Tatbestands-merkmal des succidere ist also in der actio arborum furtim caesarum stark erweitert worden.

Andererseits wurde hier der subjektive Tatbestand durch das Erfordernis des „furtim" gegenüber dem Tatbestand der zivilen actio, bei welcher subjektive Tatbestandsmerkmale nicht vorge-sehen waren, erheblich eingeschränkt. Was bedeutet nun furtim ? Paulus setzt im 39. Buch seines Ediktskommentars furtim — dam (D. XVLII, 7, 8, ] ) : Furtim arborem caedit, qui clam caedit. Schärfer interpretiert Ulpian das Wort in seinem Ediktskom-mentar D. XLVII 7, 7, pr. : Furtim caesae arbores videntur, quae ignorante domino celandique eius causa caeduntur, d. h. also, wenn die Bäume ohne Wissen des Geschädigten und in der Absicht, ihm das Baumfällen zu verheimlichen, abgehauen werden. Die Absicht der Verheimlichung setzt den Vorsatz bei der Tat selbst voraus, sodass der Täter, der furtim caedit, auch mit der Aquilia haftet. Dies muss schon aus den nachfolgenden Worten des Ul-pian (1. c. § 2) geschlossen werden, mit denen er das furtim caedere näher erläutert und Fälle anführt, bei denen die actio arborum furtim caesarum nicht zuständig ist: Si quis radicitus arborem

evel-lerit vel exstirpaverit, hac actione non tenetur : ne que enim vel caedit vel succidit vel subsecuit : Aquilia tarnen tenetur, quasi ruperit.

Die Ausführungen haben nur einen Sinn, wenn man bei sämtli-chen Verben in Gedanken ein furtim ergänzt ; denn anders wäre die Ablehnung der actio arborum „furtimi" caesarum eine Selbst-verständlichkeit, und Ulpian hätte sich die Begründung im ein-zelnen sparen können. Wenn aber schon das furtim radicitus arbo-rem evellere vel exstirpare dem Tatbestandserfordernis der Aquilia gerecht wird, dann muss dies erst recht von dem furtim caedere vel succidere vel subsecare angenommen werden. Das bedeutet aber, dass die vorsätzliche Tat, welche e lege Aquilia bestraft wurde und welche sowohl offenkundig als auch in der Absicht, sie dem Geschädigten zu verheimlichen, verübt werden konnte, das furtim caedere mitumfasste. Es waren daher beide Klagen

konkurrie-19 9, Buch seines Sabinuskommentares (D. XLVII 7, 5, pr.). Vgl. auch Ulpian

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324 JOURNAL OF PAPYROLOGY

rend bei Vorliegen desselben Tatbestandes, des furtim caedere, zuständig, wobei eadem res 20 gegeben war und daher Konsump-tionswirkung eintreten musste.

Aber nicht nur mittels der actio legis Aquiliae und der actio ar-borum furtim caesarum konnte man im Fall des furtim caedere kla-gen ; es war vielmehr auch die actio de arboribus succisis zuständig, sofern die Bäume, was in den meisten Fällen die Regel gebildet haben wird, bis zur Wurzel abgeschlagen worden waren, das caedere also, wie so oft, im Sinn von succidere gebraucht wurde.

Ein Beleg hierfür findet sich in der sehr umstrittenen Stelle des Paulus, im 9. Buch seines Sabinuskommentars (D. X L V I I 7, 1) : Si furtim arbores caesae sint, et ex lege Aquilia et ex duodecim tabular um dandam actionem Labeo ait : sed Trebatius ita utramque dandam, ut iudex in posteriore deducat id quod ex prima consecutus sit et reliquo condemnet.

Der Wortlaut des Tatbestandes spricht hier zunächst für die Zuständigkeit der actio arborum furtim caesarum, die Labeo nicht erwähnt. Für die Bestrafung des Täters, der die Tat begangen hat in der Absicht sie dem Geschädigten zu verheimlichen, kommt aber auch die actio legis Aquiliae in Betracht, weil das Delikt von dem Tatbestand der dolosen Sachbeschädigung miterfasst wurde. Insofern ist der Hinweis des Labeo auf diese Klagemöglichkeit gerechtfertigt.

Was hat aber das furtim caedere mit der XII-Tafelklage zu tun? Die Frage kann nur beantwortet werden, wenn man sich von der Vorstellung frei macht, dass die Worte furtim caedere für die prä-torische Klage reserviert seien. Das caedere ist mehrmals in der Bedeutung von succidere 21 zu belegen, und die Berücksichtigung

subjektiver Momente ist der actio de arboribus succisis fremd ; sie bildeten daher keine Voraussetzung für ihre Zuständigkeit. Der

Täter konnte daher, sofern das furtim caedere im Abschlagen gan-zer Bäume bestand ( = succidere), was die Regel gebildet haben mag, ohne weiteres auch mittels der actio de arboribus succisis belangt werden. Der Fall wird akut geworden sein, wenn das

fur-30 Dem steht das dem Niessbraucher damals fehlende Klagerecht mittels der actio legis Aquiliae nicht entgegen; denn dieses berührte nicht die Tatbestands-merkmale, sondern die Aktivlegitimation. Paulus im 9. Buch seines Sabinus-kommentares (D. XLVII 7, 5, 2). Anders L e v y , Konkurrenz 1. c., p. 210/211.

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DIE ACTIO DE ARBOHIBUS SUCCIS1S IM UCHTE DES PSI 325

tim caedere zwar vorlag, der Geschädigte aber keine Möglichkeit hatte das furtim zu beweisen. .

Voraussetzung für die actio legis Aquiliae waren sowohl objek-tive als auch subjekobjek-tive, für die actio de arboribus succisis lediglich objektive Tatbestandsmerkmale. Dort vorsätzliche Sachbeschä-digung, hier Sachbeschädigung schlechthin ohne Rücksicht auf subjektive Momente.

Die Grundlagen für die Zuständigkeit der beiden Klagen sind daher verschieden (furtim caedere — [furtim] succidere). Es liegt daher alia res vor, und es kommt zu keiner Konsumption, wie Trebatius aussdrückbch betont. Auffallend ist, dass die für das furtim caedere normalerweise zuständige actio arborum furtim

cae-sarum unerwähnt bleibt. Der Grund wird darin zu suchen sein, dass der Hinweis auf das Fehlen der Konsumptionswirkung bei den beiden konkurrierenden Klagen im Mittelpunkt der Erörte-rung steht.

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