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Widok Das interkulturelle Potenzial von Karikaturen im DaF-Unterricht

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Academic year: 2021

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EINHOLD

U

TRI

Uniwersytet Warszawski

Das interkulturelle Potenzial von Karikaturen

im DaF-Unterricht

The intercultural potential of caricatures

in classes of German as a foreign language

ABSTRACT. Pictures/caricatures – as a part of culture are characteristic for a society (nation). In the process where different cultures get in touch pictures may play a role in teaching a foreign lan-guage. Introduction into an intercultural topic, intensive discussion – there are many possibilities for a teacher to show his/her students the life in a German-speaking country in its various facets. Caricatures can combine politics, society, religion, culture and sense of humour with an enrich-ment of the language used in classroom – at the same time supporting the developenrich-ment of the intercultural competence of the students.

KEYWORDS: caricature, interculturality, classroom, intercultural competence, culture, German-speaking country.

1. INTERKULTURELLE KOMPETENZ – INTERKULTURELLES LERNEN

Viele Lehrer, Lektoren und Vortragende machen sich Gedanken darü-ber, wie und in welcher Form die interkulturelle Kompetenz der Lernenden durch einen entsprechenden Fremdsprachenunterricht gefördert und ge-stärkt werden kann (über eventuelle andere als die hier vorgestellten Mög-lichkeiten vgl. Utri 2008, 2009a, 2009b, 2010a, 2010b), denn, wie F. Grucza (1993) schon früh bemerkte, sollte diese Art der meist auf Sprache fundier-ten Kompefundier-tenz einen unverzichtbaren Teil des Fremdsprachenunterrichts ausmachen.

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Die Sprachdidaktik spielt sich nicht im „Elfenbeinturm” ab, sie soll auch nicht abgehoben von der Realität, das heißt von der jeweiligen Kultur, sein, sondern kann auch national geprägt sein, auch durch die jeweilige Sprache – genauer gesagt Texte aus einem der deutschsprachigen Länder (vgl. Utri 2007: 226). Gerade mit sprachlichem Material, das heutzutage in Form au-thentischer Texte bzw. Bilder in großen Mengen zur Verfügung steht, kann man die interkulturellen Fähigkeiten/Kompetenzen entwickeln helfen. Auch auf der Metaebene sollte diese Problematik genauer behandelt wer-den – die Wissenschaft, egal ob theoretisch oder praktisch didaktik-orientiert – habe die Aufgabe, den interkulturellen Kompetenzen nachzu-gehen, um

Probleme der Menschen und der Gesellschaft zum Thema von Wissenschaften zu machen, wie auch Ergebnisse von Wissenschaft in den gesellschaftlichen Diskurs einzubinden (H.-J. Krumm 2003: 9).

Die jeweilige Sprache und die jeweilige Kultur des Landes prägen oft auch das wissenschaftliche Denken und Argumentieren und damit indirekt auch die jeweilige Didaktik.

Allerdings sollte man sich angesichts des in der DaF- bzw. DaZ-Literatur der letzten Jahre auftretenden Modewortes „interkulturell” eingehender damit beschäftigen, was dieser Begriff eigentlich bedeutet. Das Adjektiv interkulturell kommt schon haufenweise in unterschiedlichen Kontexten vor, mittlerweile wird einerseits postuliert, dass es bei der inter-kulturellen Kommunikation (und deren Vorbereitung, also dem interkultu-rellen Lehren und Lernen) noch viele ungelöste Probleme gebe (vgl. Röttger 2010: 7), andererseits wird schon von einem „Kollaps des Interkulturalitäts-paradigmas” (Altmayer in Röttger, ibidem) gesprochen. Röttker kritisiert zurecht die Tatsache, dass es im deutschsprachigen Sprachraum nur wenige Ansätze für die Entwicklung von interkulturellen Lehrwerken gegeben hat-te und dass der Begriff „Inhat-terkulturalität” im angelsächsischen Sprachraum von Anbeginn mit „Landeskunde” (engl. cultural studies) verwechselt worden war.

Die Tatsache, dass nicht alles, was „kulturell” ist, auch interkulturell be-deutet, sollte vor allem im theoretischen Diskurs über die Interkulturalität und das Interkulturelle Lernen unbedingt berücksichtigt werden. Die mei-sten Sprachlehrer sind sich darüber einig, dass die Reflexionsfähigkeit so-wohl der Lehrenden als auch der Lernenden notwendige Grundvorausset-zung sei und heutzutage für ein effektiveres Lernen unverzichtbar sei. Im allgemeinen Lernbereich spricht man vom Bewusstsein des eigenen Ler-nens, im sprachlichen Bereich spricht man von „language awareness”

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(Sprachbewusstheit), was ja sowohl die Muttersprache(n) als auch die Zweit- oder Drittsprachen einschließt.

So wie ein bilingualer Mensch von einer Sprache in die andere „swit-chen” kann, so ist eine Person, die mit entsprechender interkultureller Kompetenz ausgestattet ist, in der Lage, von einem Kulturbereich zum an-deren (in dem dann andere Normen, Traditionen, Werte und Gebräuche Gültigkeit haben) zu switchen (vgl. Grucza 2006: 42; an dieser Stelle erklärt er auch, warum die interkulturellen Eigenschaften eines Menschen die multikulturellen einschließen). Es herrscht Einigkeit darüber, dass im Rah-men des Zweitsprachenerwerbs die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz von entscheidender Bedeutung sei. So meint Pfeiffer (2001):

Die rein sprachliche Kommunikation wird durch die interkulturelle Kommuni-kation, die Landeskunde durch integrierte, interkulturelle oder erlebte Landes-kunde ersetzt oder zumindest ergänzt. Als Lehrziel und Lehrprinzip gilt nun die interkulturelle Spracherziehung.

Interkulturelle Kompetenz beinhaltet das Wissen um eine andere Kultur (und die damit verbundenen Sinnzusammenhänge der jeweiligen Kultur-gemeinschaft) sowie auch die Anwendung im praktischen Sinne. Dies muss jedoch nicht unbedingt auf ein Land beschränkt sein. So kann es einerseits ähnliche/gleiche Traditionen in z.B. Deutschland und Österreich geben, andererseits kann es in einem Land sehr unterschiedliche Traditionen (die auch mit unterschiedlichen Sprachen verbunden sein können) geben. So wäre das gegenseitige „Begutachten”, (Kennen)Lernen und eventuell auch Wertschätzen von Sprache (in Form von Texten) bzw. anderen kulturellen Äußerungen/Erscheinungen (darunter verstehe ich sowohl erfahrbare Handlungsschemata – Rituale, Sitten und Gebräuche, übliche/normierte Handlungsmuster bzw. -abfolgen, welche Ausdruck von Werten und z.T. nicht bewusst gemachten, internalisierten Kommunikationsmustern darstellen, als auch jegliche Artefakte/kulturelle Erzeugnisse, die landläufig als Bestandteile der Kultur oder als die schönen Künste gelten) zwischen Schlesiern, Kaschuben und sonstigen Polen auch eine Form des interkultu-rellen Lernens, da eben in einem Land unterschiedliche Sprachen und kul-turelle Werte- und Traditionsgemeinschaften vorhanden und damit zu be-rücksichtigen sind.

Vor dem elektronischen Zeitalter war es gar nicht immer so leicht, ge-wisse Informationen über fremde Sprach- und Kulturgemeinschaften zu erhalten. Heutzutage werden wir zwar mittels Internet und anderer Mas-senmedien von Reizen überflutet und eine der wichtigsten Aufgaben so-wohl für private als auch für institutionelle Lernzwecke in Schu-le/Universität ist die entsprechende Auswahl der benötigten Information

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(bzw. von brauchbaren Texten und anderem Material) für die jeweilige Si-tuation. Aber im Allgemeinen kommt die einfache Handhabung der Me-dien, die mit neuen Technologien verbunden sind, dem Lernen anhand von zielsprachigen Ressourcen entgegen. Myczko (2007: 177) sieht darin die Möglichkeit, selbstorganisiert und eigenverantwortlich in die fremde Wirk-lichkeit einzutauchen und mit der zielsprachigen WirkWirk-lichkeit und Kultur in Kontakt zu treten sowie kulturbezogene Phänomene zu verarbeiten.

Letztlich soll ja die Fähigkeit entwickelt werden,

die Ausgangskultur und die fremde Kultur miteinander in Beziehung zu setzen sowie die Fähigkeit, als kultureller Mittler zwischen der eigenen und fremden Kultur zu agieren und wirksam mit interkulturellen Missverständnissen und Konfliktsituationen umzugehen (M.U. Jańska 2006: 65).

2. KULTUR – KULTURELLES LERNEN – INTERKULTURELLES POTENZIAL

Wenn jemand etwas über eine fremde Kultur lernt, kann dies kulturelles

Lernen genannt werden. Wenn zwei (oder mehr) Vertreter unterschiedlicher

Kulturen von der jeweils anderen Kultur lernen, lernen sie inter-kulturell. Bei diesem Prozess der Interkulturalität lernen also beide Seiten voneinan-der. Kann man da die Tatsache, wie es beim Fremdsprachenunterricht meist der Fall ist, dass eine Seite, z.B. polnische Schülerinnen und Schüler, eine Fremdsprache lernen (und damit auch andere Elemente der fremden Kul-tur), schon als interkulturelles Lernen bezeichnen? Wird damit nicht fast schon jegliches Lernen interkulturell und damit das echte Interkulturelle

Lernen inflationär?

Ob durch das Sprachenlernen automatisch auch ein interkulturelles Lernen, sprich das Kennenlernen, das Verstehen einer Fremdkultur statt-findet, das dann zu mehr Toleranz und Offenheit führen kann, ist mehr als fraglich. Oft genug führt ein sehr oberflächliches Verständnis ganz im Gegenteil zur Bestätigung, Verfestigung und Versteinerung von Stereoty-pen und (nationalen) Vorurteilen. Wohin das Kennenlernen einer anderen Kultur führt, hängt sicherlich von mehreren Faktoren ab, die in der Unter-richtssituation, bei den Lernenden aber auch bei den Lehrenden liegen kön-nen.

Wenn die Lehrenden kulturelle Elemente der Zielsprachenkultur ver-mitteln möchten, so müssen sie darauf vorbereitet sein – damit trägt eine entsprechende Lehrer/innen/ausbildung entscheidend dazu bei, ob eine durchschnittliche Lehrperson imstande sein wird, später als

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Sprachenleh-rer/in zur Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz der Lerner/innen beizutragen oder nicht. Schon bei der Lehrer/innen/ausbildung muss es möglich sein, dass mutige Fragen gestellt werden, wobei didaktische Sicherheiten und Selbstverständlichkeiten manchmal in Frage gestellt oder sogar einstürzen können (vgl. Utri 2007: 128).

Alle diese auf kulturelle Tatsachen bezogene Unterrichtsmaterialien können potentielle interkulturelle Elemente (zu Themen wie Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten, Stereotype und Vorurteile, Migrations-phänomene, multikulturelles Miteinander usw.) sein, die zu einer positiven Entwicklung der interkulturellen Kompetenz einen Beitrag leisten können. Im Folgenden möchte ich zeigen, warum gerade Karikaturen, die meiner Ansicht nach oft ein hohes Motivations- als auch interkulturelles Potenzial aufweisen, für die Verwendung als didaktisches Material besonders geeig-net sind. Somit erscheint es günstig und ratsam, diese in den interkulturel-len Sprachenunterricht einzubauen.

3. KENNZEICHEN VON KARIKATUREN

Karikatur (von lateinisch carrus ‘Karren’, also: Überladung, und italie-nisch caricare ‘überladen’, ‘übertreiben’) bedeutet die komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen, auch mit politischem bzw. propagandistischem Hintergrund. Die Entsprechung im englischsprachigen Raum ist caricature1. Ähnliche Bezeichnungen sind

Car-toon, Spottbild, Zerrbild, manchmal werden sie auch Scherzbild oder Scherzzeichnung genannt. Der Begriff Karikatur wurde von Philipp von Zesen durch den Ausdruck Zerrbild eingedeutscht.

Bei Karikaturen handelt es sich meist um eine bildliche Form der Satire, die sich als parteiische Kritik an bestehenden Werten oder politischen Ver-hältnissen versteht und oft als „Waffe” in gesellschaftlichen Auseinander-setzungen verwendet wird. Die Karikatur übertreibt bewusst, spitzt zu und verzerrt charakteristische Züge eines Ereignisses oder einer Person, um durch den aufgezeigten Kontrast zur Realität und die dargestellten Wider-sprüche den Betrachter der Karikatur zum Nachdenken zu bewegen. Oft-mals nimmt die Karikatur zu einem aktuellen Sachverhalt sarkastisch-ironisch Stellung. Wesentliche Fehler und Mängel der dargestellten Person (z.B. eines Politikers) oder des dargestellten Objektes oder Ereignisses wer-den aufgedeckt und durch die Art und Weise der meist zeichnerischen Prä-sentation der Lächerlichkeit preisgegeben.

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Die Karikatur kann mehr satirisch oder eher humoristisch ausgerichtet sein, je nachdem, ob sie ihr Opfer völlig verurteilt und lächerlich macht oder – als bloße Witzzeichnung – nur einige Mängel mit leiser Ironie kommentieren will. Bei einer Deutung von einer Karikatur geht man in fol-genden Schritten vor: 1. sich informieren, 2. beschreiben, 3. erklären und 4. zusammenfassen2.

Karikaturen stecken nicht nur thematisch ein weites Feld ab. Sie beinhal-ten ein Bild, manchmal mit Text/Sprechblasen versehen und sind gezeich-net (somit ist auch die „Handschrift” des Künstlers sichtbar). Manchmal werden auch (gewisse) Bildgeschichten zu den Karikaturen gezählt (so be-richtete Camilla Badstübner-Kizik auf dem IVG-Kongress im Juli 2010 in Warschau über das mangelhafte didaktische Beiwerk von Bildgeschichten; Genaueres zu Bild und Text in Badstübner-Kizik, 2006), manchmal Comics, jede größere Zeitung hat ihren Karikaturisten, der die (meist) tagespoliti-schen Ereignisse graphisch-satirisch aufs Korn nimmt.

4. KARIKATUREN IN DER FREMDSPRACHENDIDAKTIK

In der Fremdsprachendidaktik können Karikaturen auch sehr günstige Sprechanlässe bedeuten. Diese Methode eignet sich vor allem für zwei Din-ge: „um durch Provokation zu motivieren” und um „Gedanken zu (aktuel-len) Themen spontan einzubringen” (Schaefer 2011: 17).

Eine (deutsche) Karikatur, auf der z.B. eine Demonstration sichtbar ist, wo die Grünen auf die Straßen gehen, ist in Polen kaum denkbar, da die Grünen eine Partei sind, die im öffentlichen Leben (im Fernsehen und in anderen Medien) in Polen kaum präsent sind und von den meisten nur be-lächelt werden. Im Zuge des geplanten Baus von zwei Atomkraftwerken in Polen – wobei man hinzufügen muss, dass sich in den Gemeinden, die eventuell für einen Standort in Frage kämen, sehr wohl große Widerstände zeigen – könnte sich dies ändern und die belächelte „Umweltprotestpartei” könnte regen Zulauf bekommen.

Die Ironie des Schicksals will es, dass die Grünen im Rahmen der Koalition mit der Regierungspartei SPD über die allmähliche, aber endgültige Stilllegung aller deutschen Atomkraftwerke entschieden haben. Dieser Gegensatz (auch in der Mentalität) zwischen Deutschen und Polen kann im Unterricht genützt, zur Sprache gebracht und didaktisch „ausgeschlachtet” werden. Hier kommen nicht nur technische Problem-stellungen zum Vorschein (Sicherheit, Entsorgung des Atommülls), sondern ________________

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auch unterschiedliche Grundhaltungen zu dieser sog. friedlichen Nutzung der Kernenergie, deren Gefahr für Gesundheit und Leben in der deutschen und polnischen Gesellschaft jeweils in einer unterschiedlichen Intensität spürbar und sichtbar wird, wobei diese Haltungen auch an die junge Generation weitergegeben werden. Es ist anzunehmen, dass dies auch historisch bedingt ist. Die Deutschen, die sich seit Ende des Zweiten Weltkrieges technisch und marktwirtschaftlich recht schnell entwickelten, haben oft schon genug von der modernen Technik oder sehen zumindest schon die Risiken und Grenzen der Nutzung der Technik (daher auch solche Schlagworte wie Ethik in der Wirtschaft, soziale Technik usw.), die Polen hingegen, die ihre Wirtschaft (und damit auch Haushalte) erst ab den 1990-er Jahren modernisieren konnten, haben diese Phase noch (lange) nicht abgeschlossen (so heizen viele Haushalte auf dem Lande noch mit Holz oder Kohle) und sind noch immer sehr von Neuheiten/ neuen technischen Errungenschaften fasziniert. Natürlich ist diese Feststellung nicht verallgemeinerbar – sie sei eher als eine spürbare Tendenz gemeint – aber als provokativer Denkanstoß könnte sie im deutsch-polnischen Mentalitätsvergleich durchaus Verwendung finden.

5. INTERKULTURELLE THEMEN IN KARIKATUREN

Andere Themen, die in Polen im Fremdsprachenunterricht als didaktisches Mittel eher selten zur Sprache kommen, sind eben die interkulturellen Themen. Polen ist, abgesehen von einigen Regionen, in denen die Menschen andere Sprachen zusätzlich sprechen (Schlesien, die Kaschubei), sprachlich ein recht homogenes Land, es hat außerdem noch immer einen geringen Ausländeranteil in der Bevölkerung. Viele dieser Ausländer (v.a. aus der Ukraine, Weißrussland und Russland) haben sich darüber hinaus sprachlich und kulturell recht schnell eingegliedert, also werden in die polnisch-sprachige Gemeinschaft schnell aufgenommen bzw. können sich rasch assimilieren. Daher ist die Diskussion über Fremd-ländisches (in der BRD in der Folge die Diskussion z.B. über Leitkultur), über Ausländer in Polen (inklusive des Nutzens bzw. Schadens für das Land), deren (zum Teil schwierige/problematische) Integration und die vielleicht sinnvolle oder gar notwendige Förderung derselben in keinem sehr hohen Ausmaß vorhanden. Da die Tendenz, dass sich der Aus-länderanteil erhöht, jedoch in fast allen europäischen Ländern gegeben ist, ist es sehr wohl sinnvoll, sich mit andersartigen Kulturen (oder auch Religionen/ Konfessionen) zu befassen. Es scheint daher günstig zu sein, wenn sich die heutige polnische Jugend schon gedanklich damit befasst und

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sich damit auf eine solche Situation zumindest geistig schon vorbereitet. Ein Anlass dafür kann der fremdsprachliche Unterricht sein.

Zeichnung: der Verfasser

Durch so eine Karikatur können Fragen nach sprachlichen/religiösen Minderheiten aufgegriffen werden oder auch die Frage nach der effektiven Eingliederung von vielen Immigranten in die Gesellschaft (Gefahren und Chancen, Veränderungen) diskutiert werden. Sie eignen sich auch vorzüg-lich als Einleitung bzw. Auflockerung bei Übersetzungsübungen, bei denen Texte mit ähnlichem Inhalt zum Tragen kommen. An Karikaturtexten kön-nen auch viele andere sprachliche Phänomene besprochen und gelernt werden (z.B. die Polysemie von Wörtern = zwei oder mehrere Bedeutun-gen). Durch das bildlich-humorvolle Anschauungsmaterial ist die Chance größer, dass die jeweiligen Bedeutungen/ Erklärungen bzw. der Sprachwitz in dem Text besser eingeprägt werden.

Hier zwei Beispiele: Es wird eine Raumstation skizziert, wo ein Astro-naut zum anderen sagt: „Hier, ziehen Sie sich die Magnetschuhe an, damit Sie wieder einen festen Standpunkt haben”. Und auf dem nächsten Bild, als der Kollege mit den Magnetschuhen an der Wand schon ein Stück hochgegangen ist, meint dieser: „Mit diesen Dingern kann sogar der friedlichste Mensch die Wände hochgehen.”

Oft werden Sprachspiele in Karikaturtexten eingebaut, um die Kariakturen – z.B. in Comics – interessanter, sprich intelligent und witzig

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zu gestalten. Z.B. tritt dies häufig in Asterix und Obelix auf; im Folgenden ein kleines Beispiel3:

„Da haben wir den Salat, Asterix. Und das alles wegen dem bisschen Öl!” – „Genau! Jetzt aber Beeilung, wir müssen einen Heilpraktiker finden. Sonst ist al-les Essig!”.

Karikaturen sind – das soll hier klar ersichtlich werden – vielfältig ein-setzbar, und nicht nur als Auflockerungseinheit bzw. Einstiegsübung. Im Fach, das sich „Kreatives Schreiben” nennt, können Karikaturen in Form ganzer Cartoons präsentiert und später von den Lernenden selbst entwik-kelt werden. In einer Gruppe von StudentInnen finden sich immer ein paar, die Übung im Zeichnen haben. Zu diesen Zeichnungen können dann z.B. lustige Verse dazugedichtet werden.

Die ernstesten Themen können damit behandelt werden. Im Folgenden sehen wir zwei Karikaturen4, welche die Diskussion über den

Islamunter-richt in den deutschen/ österreichischen Schulen aufzeigt sowie die weit-verbreitete Meinung vieler von den Medien einseitig informierter Menschen über die Allgemeingefährlichkeit aller Islamisten betrifft. Es gibt diesbezüg-lich viele vorschnell gefasste Urteile (also Vorurteile) und negative Vorstel-lungen – alle Anhänger des Islams, egal, wie moderat oder extremistisch sie seien, werden da in einen Topf geworfen.

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3 vgl. http://www.comedix.de/lexikon/special/sprachspiel/die_odyssee.php (10.09.2013). 4 Quellen: http://www.brainworker.ch/Irak/Islam.htm, bzw. http://www.karikatur-cartoon.de/politik/islamunterricht.htm (10.09.2013).

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Solche Karikaturen können zu unterschiedlichen Themen erarbeitet werden, in Form von schriftlichen Aussagen dazu, in Form von Diskussi-onsbeiträgen oder auch in Form von Bildbeschreibungen. Hier können un-terschiedliche (hier z.B. religiöse Vorstellungen) fremdkulturellen Bezüge herausgearbeitet werden, und die allgemeine kulturell-zivilisatorische Ent-wicklung der islamischen Welt (inklusive der potenziellen Gefahr von At-tentätern) kann angesprochen und reflektiert werden. Gerade bei solchen heiklen Themen soll man jedoch bedacht sein, nicht einseitig zu werden – diese Einseitigkeit sieht man ja oft genug in den Boulevard-Blättern der Tagespresse. Hier würden zum Beispiel schriftliche Übungen günstig sein, die daraufhin abzielen, dass sich die Lernenden in die Lage eines Fremden (hier: Anhänger des Islam) hineinzuversetzen haben.

Man kann nur hoffen, dass sich immer mehr Lehrerinnen und Lehrer die (eigentlich geringe) Mühe machen, hin und wieder ein paar Karikaturen in den Unterricht mitzubringen und sich mit diesen zusammen mit den SchülerInnen bzw. StudentInnen auseinanderzusetzen.

LITERATURVERZEICHNIS

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