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Glückauf, Jg. 55, No. 47

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 47 22. November T9T9 55. Jahrg.

Der Zusammenhang von Wünschelrutenwirkimg und geologischen Besonderheiten des Untergrundes.

V o n D r . R . A m b r o n n , G ö t t in g e n . (S c h lu ß .)

Da diese Arbeiten früher abgeschlossen werden m ußten, als es zur Klarlegung aller Verhältnisse in jenem Gebiet wünschenswert gewesen wäre, nahm ich, nach Deutschland zurückgekehrt, den ursprünglichen Plan wieder auf. Zur Feststellung eines Zusammenhanges zwischen W ünschelrutenstreifen und .Veränderungen physikalischer oder physikalisch-chemischer K onstanten längs der Erdoberfläche m ußten aber zunächst wohl­

bestim m te W ünscbelrutenstreifen aufgesucht werden.

Die Forschung nach jenem Zusammenhang ist bisher ohne eindeutige Ergebnisse geblieben. Dagegen hat die Verteilung der W ünschelrutenstreifen über ein größeres Gebiet nordöstlich von Göttingen durch Ver­

gleich m it den davon vorhandenen vorzüglichen geo­

logischen Einzelaufnahmen ein U rteil über den Zu­

sammenhang dieser verschiedenen Beobachtungsergeb­

nisse ermöglicht.

P ie in Abb. 2 wiedergegebene K a rte en th ält die mit Hilfe der W ünschelrute nordöstlich von Göttingen fest­

gelegten Wirkungsstreifen. Bei ihrer Überschreitung führte die S tahlrute die kennzeichnende Bewegung dreier durch einige Meter A bstand voneinander ge­

tren n te r Doppeldr'ehungen aus. Die Doppeldrehung der Stahlrute w ar den in den Abb. 1 und 2 einge­

zeichneten Streifen gemeinsam, jedoch bestand die W irkung beim Überschreiten der in der letztem ein­

getragenen Streifen nur aus je dem d ritten Teil der Linien, welche die in Abb. 1 verzeichneten Streifen enthalten. Drei Streifen nach Abb. 2, in etwa 15 - 20 m A bstand voneinander parallel laufend, würden dieselbe W irkung ergeben, wie ich ‘sie beim Überschreiten eines der Streifen in Abb. 1 ’erzielte. Auch in Deutschland finden sich übrigens Gegenden, in denen Streifen auf- treten, wie sie in Abb. 1 vorliegen, so z. B. im H arz bei Braunlage in deutlichster Verbindung m it den NW —SO streichenden Gangspalten herzynischer Rich­

tung sowie an vielen ändern Stellen des Ost- und Süd­

harzes und im Fichtelgebirge, wo oft beide Arten ein­

ander durchkreuzend festgestellt worden sind1.

Das Gebiet der Abb. 2 ist, wie die den entsprechen­

den Ausschnitt aus dem B latt Göttingen dör Übersichts-

i F ü r b e rg b a u lic h e U n te r n e h m u n g e n s in d so lch e K a r te n , d ie d e n V e rla u f d e r W iin s c h e lr u te n 'W ir k u n g r s s tr c if e n ü b e r e in g rö ß e re s G e b ie t d a r s tc l le n , a n g e f e r t i g t w o rd e n , a u s d e n e n s ic h d ie a u s d e n b e ig e g eb e n e n K a r t e n e r k e n n tlic h e n Z u s a m m e n h ä n g e in n o c h w e i t s c h ä r f e r e r W eise e rs e h e n la s s e n . W i r t s c h a f t l i c h e R ü c k s ic h te n v e r b ie te n je d o c h v o r ­ lä u f ig d i e V e rö ffe n tlic h u n g .

karte der geologischen Landesaufnahme darstellende Abb. 3 zeigt, von zahlreichen Bruchspalten durch­

zogen, die m it dem in der Tertiärzeit erfolgten Einbruch des- Leinetales Zusammenhängen. Da nicht alle zur Erklärung der Lagerungsverhältnisse dieser sehr zer­

rissenen Schollen erforderlichen Verwerfungen aus Mangel an genügenden Aufschlüssen so sicher festgelegt sind, daß sie in die K arte eingetragen werden konnten, soll hier der Erläuterungsbericht zu jener geologischen Karte, soweit er sich auf das abgebildete Gebiet bezieht,

wiedergegeben werden. „

»Geologisch bietet B latt Göttingen ein ähnlich zer­

rissenes Bild wie orographisch; es werden zwar, wie überall, alle scharfem Geländekanten durch festere Gesteine gebildet die Taleinsenkungen sind aber, in vielen Fällen nachweisbar, nicht sowohl durch Erosion der mildem Gesteine, sondern zunächst durch Störungen der ursprünglichen Lagerung, durch Sattel- und Mulden­

knickung und dam it zusammenhängende Spaltenbildung, durch Senkung und Einstürze der daran angrenzenden Gebirgsmassen entstanden.

Ähnliche Störungen laufen aber auch vielfach durch scheinbar einheitlich zusammengesetzte Bergrücken und Hochflächen hindurch.

Die Ränder der Leinetalspalte sind nun nicht ein­

fache gerade oder gekrümm te Bruchlinien, sondern haben wiederholt Ecken, und Absätze, und zwar sind sie dann stets in südöstlich-nordwestlicher Richtung verschoben, an solchen Stellen, wo m it dieser Richtung verlaufende Störungen an das Leinetal herantreten, wie namentlich an beiden Seiten des Luttertales.

Das L u ttertal selbst verbirgt ohne Zweifel eine andere nordwestlich, laufende Brachlinie, nach welcher von Nordosten her die Grenzschichten zwischen Mittlerin und U ntenn Muschelkalk steil einfallen. Zwischen diesem und dem Trochitenkalk des Feldbornberges muß eine ähnliche Störung vorhanden sein, da hier sonst nicht Raum genug für den Mittlern Muschelkalk bliebe.«

Vom Beginn der Arbeiten m it der Wünschelrute an

bis zur vollständigen Festlegung sämtlicher in Abb. 2

eingezeichneter Streifen wurde sorgfältig vermieden,

eine die geologischen Verhältnisse in irgendeiner Weise

darstellende K arte zu betrachten oder auch m it einem

genauen Kenner der betreffenden Gegend darüber zu

sprechen. Eine Beeinflussung der Eintragungen auf der

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914 G lü c k a u f Nr. 47

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K arte 2 durch irgendeine Kenntnis der geologischen Verhältnisse ist daher ausgeschlossen. B ekannt’ war mir nur, daß sich im L u ttertal und den ihm nach Westen vorgelagerten Gebieten des Leinetals die Nord-Süd­

spalten des letztem m it nordwestsüdöstlich streichenden Spalten schneiden. In der Erw artung, daß sich aus diesen Verhältnissen ein etwaiger Zusammenhang zwischen diesen Spaltenzügen und den W ünschelruten­

streifen feststellen lassen würde, ist diese Gegend für die Vornahme der vergleichenden Untersuchungen gewählt worden.

Nunm ehr mögen diejenigen Stellen besonders be­

sprochen werden, an denen ein Zusammenhang der in die beiden Abb. 2 und 3 eingezeichneten Eigentüm ­ lichkeiten deutlich hervor tritt. U nm ittelbare Überein­

stim m ung der Linien in den beiden K arten besteht allerdings nur an wenigen Stellen. Als solche sind an­

zusehen der in südnördlicher R ichtung laufende, bei Höhe 192,2 1 km östlich von Weende beginnende Streifen, der von dem großen Sträßenbogen an m it einer der H aupt-Leinetalspalten zusammen'fällt. ’ Der

weitere Verlauf dieser Leine talspalte kann wegen der diluvialen Bodenbedeckung nach Süden nicht verfolgt werden, jedoch ist wohl als sicher anzunehmen, d aß sich auch nach dieser R ichtung hin bei Bohrungen Übereinstim m ung ergeben würde. Ferner läuft der östlich von Nikolausberg angegebene Streifen der in Abb. 3 eingezeichneten Verwerfung entsprechend.

Die F ortsetzung dieses Streifens über Nikolausberg nach Westen hin ist zwar nicht in die geologische K arte eingetragen', konnte jedoch im Gelände bis an den Steil­

hang, der nach Nordwesten einfällt, nachträglich sehr g u t verfolgt werden. Der unm it­

telbar westlich des Papcnberges eingezcichnete S chnittpunkt deckt in seiner Lage und in der R ichtung der sich kreuzenden Streifen den K notenpunkt der beiden in Abb. 3 angegebenen Verwerfungen genau, w ährend an dem südöstlich des Berges festgestellten S chnittpunkte die Richtungen der im allgemeinen nordsüdlich verlaufenden Strei­

fen auseinandergehen. Eine spä­

tere Ortbesichtigung m it einem Geologen ergab jedoch bereits, daß die in der geologischen K arte eingezeichnete Verwerfung we­

sentlich m ehr nordsüdlich ver­

läuft, als es die ältere geolo­

gische K arte andeutet.

Die B ruchrichtung der süd­

westlich von Herberhausen ein­

gezeichneten Spalten stim m t mit derjenigen der W ünschelruten­

streifen zum Teil sehr gut über­

ein, besonders die südwestlichste, lang ausgedehnte Linie schmiegt, sich in ihrer Krüm m ung der geologisch festgestellten Verwer­

fung m it bemerkenswerter Gleich­

heit an. Sonst weichen jedoch die- Einzelheiten in den beiden K arten an dieser Stelle stark voneinander ab, jedoch dürften die geologischen Linien infolge der großen morphologischen Un­

terschiede der gegeneinander ver­

schobenen G esteinpartien doch als recht sicher gelten.

Möglicherweise liegt das aber in der N atu r dieser Spalten begründet, die offenbar ganz ändern Ursachen ihre E ntstehung verdanken wie die nord­

südlich bzw. südost-nordwestlich streichendenBrüche. Ihre verstreute Lage läß t verm uten, daß sie m ehr sekundärer N atu r sind. Auch unterscheiden sie sich vielleicht von den ändern durch die Tiefe, bis zu der sie hinabreichen.

Auffallendenveise machen sich die in der geologischen K arte quer zu den südost-nordwestlich streichenden H auptbrüchen eingetragenen Verwerfungen in Abb. 2 in keiner Weise geltend. Bei der U ntersuchung m it Hilfe

A b b . 2 . W ü n s c h c l r u t e n - W i r k u n g s s t r e i f e n n o r d ö s t l i c h v o n G ö t t i n g e n .

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D OS 1.0km

22. November 1919 G lü c k a u f 91b

der W ünschelrute wurde nur bei der Höhe 310,7, 1 km westlich von Herberhausen, eine ostwestliche Richtung bei einem kurzen Streifenstück festgestellt, die bei der Einzeichnung als der etwas abgebogene Anfang des westlichsten südöstlich laufenden Streifens erklärt wurde.

Der sumpfige Grund an jener Stelle verhinderte bei der Aufnahme selbst weitere Aufklärung. Nachdem dann aber die wahrscheinliche Bedeutung dieses Bruchstücks beim Vergleich der Abb. 2 mit den geologischen Verhält­

nissen erkannt worden war, m ußte eine erneute Unter­

suchung unterlassen werden, dam it die Tatsache bestehen bliebe, daß s ä m t l i c h e E intra­

gungen in Abb. 2 ohne jegliche K enntnis der geologischen Ver­

hältnisse erfolgt sind. Eine wei­

tere Übereinstim m ung der beiden K artenbilder liegt vor in den bei­

den Kreuzungen von nordwest­

südöstlich streichenden Streifen m it der Straße Göttingen-Kno­

chenmühle, südöstlich von der Bismarcksäüle. Allerdings stim m t in beiden Fällen der weitere Ver­

lauf der Streifen nicht überein.

Es scheint jedoch, als wenn nach Nordwesten hin den geologischen Eintragungen in dem außeror­

dentlich zerrissenen Gebiet keine allzu große Sicherheit zugespro­

chen werden dürfte. Schließlich ist eine unerw artete Überein­

stimmung der beiden K arten­

bilder in den Streifen östlich von Herberhausen zu erwähnen, wo der Streifen auf Abb. 2 in auffälligster Weise das Tal kreuzt und über den südlichen Ausläufer desDrakenberges hoch ansteigend hinweg läuft, um sich dann wieder in das Tal hinabzusenken. Die an dem Südhang des Draken- berges eingezeichnetc geologische Verwerfung stim m t m it diesen

• W ünschelrutenstreifen vollstän­

dig überein. Ob sie dann im

> Talgrunde in entsprechender Weise weiterläuft, konnte infolge des darin angehäuften Alluvial­

schuttes nicht beobachtet werden.

Hinsichtlich des überhaupt möglichen Grades der Über­

einstimm ung in den Ergebnissen beider Aufnah­

men ist zu bemerken, daß nicht alle erkannten Ver­

werfungen in die geologische K arte eingetragen sind.

Das geht auch aus den oben erwähnten Ausführungen in den Erläuterungen zur K arte deutlich hervor. Manche von den eingetragenen Störungslinien dürften aber auch auf nur wenigen Beobachtungen an w eit von­

einander entfernten Aufschlüssen beruhen, welche die Sicherstellung der topographischen Lage der Störungen in den dazwischen liegenden Gebieten nur innerhalb

einer gewissen Fehlergrenze vorzunehmen erlaubt.

Diese Unsicherheit in den geologischen Störungslinien wird man bei dem Vergleich der beiden Kärtenbilder jedenfalls zu berücksichtigen haben. Die natürlich eben­

falls vorhandene Unsicherheit in der Lage der Wünschel­

rutenstreifen, die ja hier gerade.festgestellt werden soll, muß außer B etracht bleiben.

Das m it der Wünschelrute gewonnene Kartenbild zeigt aber aufs deutlichste die beiden ‘in der Erläuterung zur geologischen K arte im L uttertalc geforderten Ver­

werfungen als Wünschelrutenstreifen. An Hand der

spärlichen’Ausführungen in derti Erläuterungsheft ist es jedoch nicht möglich, zu entscheiden, bis zu welchem Grade die Übereinstimmung reicht, und wie man sich namentlich die Fortsetzung in östlicher und westlicher Richtung der beiden geologisch geforderten Störungen vorzustellen hat, welche die Abb. 2 verzeichnet. Wie weit sich diese Angaben der K arte m it geologischen E r­

scheinungen in Verbindung bringen lassen, kann also

leider nicht entschieden werden. Trotzdem ist zweifellos,

daß m an das Auftreten z w e ie r Wünschelrutenstreifen

Abb. 3. Ausschnitt aus der geologischen Übersichtskarte östlich von Göttingen.

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im L u ttertal als eine starke Stütze für die etwaige An­

nahm e eines Zusammenhanges zwischen geologischen' Störungslinien und W ünschelrutenstreifen ansehen darf.

Wenn auch die beigebrachten Beispiele fraglos einen Beweis dafür zu liefern vermögen, d a ß ' irgendein Zu­

sammenhang* zwischen geologischen Störungen und W ünschelrutenstreifen der in Abb. 2 dargestelltcn Art bestellt, so läß t doch die mangelnde Übereinstimmung in einer großem Zähl anderer Fälle gleichzeitig erkennen, daß es sich dabei nicht um einen u n m i t t e l b a r e n Zu­

sam menhang handeln dürfte.- Denn annehmen zu wollen, daß diejenigen Streifen der Abb' 2, denen je tz t keine Störungslinien in Abb. 3 entsprechen, solche seien, zu denen die ihnen entsprechenden Störungen auf geolo­

gischem Wege aus irgendeinem Grunde noch nicht ge­

funden wären, erscheint nicht gerechtfertigt.

Schließlich wäre noch zu erwägen, ob etw a der Über­

gang von einer F onnation in eine andere an sich bereits ein Ansprechen der W ünschelrute herbeiführen kann.

Ein Vergleich der Streifen in Abb. 2 m it den in Abb. 3 ersichtlichen Formationsgrenzen zeigt indessen, daß ein Zusammenhang zwischen diesen Erscheinungen in keiner Weise vorhanden ist. Wo Wünschelrutenstreifen m it Ausbiegungen oder sonstigen Unregelmäßigkeiten in dem Verlauf der Formationsgrenzen auffallend über­

einstimmen, dürfte es sich vielmehr um die gemein­

schaftliche Folge von geologischen Störungen handeln, die als- solche im Gelände nicht ■ genügend erkennbar sind, um in die K arte eingetragen werden zu können, die sich aber trotzdem sowohl in der Form der Form a­

tionsgrenzen als auch in der Abb. 2 als Streifen bem erk­

bar machen.

Den Zusammenhang zwischen den -geologischen Störungen und den in Abb. 2 eingezeiclmcten Streifen würde u n ter Um ständen die Stärke der W irkung auf den W ünschelrutengänger und vielleicht auch eine genaue E rörterung der jeweiligen Abstände d e r-3 Linien jedes Streifens voneinander genauer zu beurteilen er­

lauben. Diese beiden Größen wechseln nämlich ganz zweifellos in gewissem Maße. Bei dem subjektiven, bisher allein verwendbaren gewöhnlichen W ünschelrutenver­

fahren werden aber gerade diese beiden Größen durch psychische und physische Einwirkungen je nach der Em pfänglichkeit des Rutengängers und von der Um­

gebung so leicht beeinflußt, daß ihre Messung oder Schätzung zunächst zurückgestellt wurde. Besonders weil die Aufnahmen an vielen verschiedenen Tagen erfolgen m ußten u n d nach einigen Stunden starke E r­

müdung und Unsicherheit auftrat, ist ein Vergleich zwischen den Messungen nach jener R ichtung hin zur Zeit noch recht unsicher: Sobald ein psychophysisch objektives Verfahren für die Bestimm ung und Messung der jetzt als W ünschelrutenwirkung bezeichnetcn E r­

scheinungen gefunden worden ist, wird m an auch die Verwertung von solchen Beobachtungen vornehmen dürfen, die sich auf Einzelheiten der W ahrnehmung erstrecken. Hier möge nur bem erkt werden, daß an -den Streifen, die auf der K arte nicht in gestrichelte Linien auslaufen, die W irkung bis unm ittelbar an das Ende kräftig und deutlich war, und daß dann nach nur -wenigen Schritten in der Verlängerungsrichtung der

Linie -jede W irkung zweifellos aufhörte. D a diese Beobachtung in vielen Fällen in gleicher Weise gemacht wurde, dürfte sie als einwandfrei aufzufassen sein, wenn­

gleich natürlich gerade hier psychische Einflüsse be­

sonders stark mitsprechen können.

Bei den in der vorliegenden ersten Zusammen­

stellung meiner Ergebnisse m itgeteilten Beobachtungen sollten nur solche Aufnahmen berücksichtigt werden, die tatsächlich o h n e jede K enntnis geologischer Einzel­

heiten erhalten worden sind. Nach meinen bisherigen

• Erfahrungen halte ich allerdings eine solche Unbe­

fangenheit nicht für notwendig, zumal sicherlich kein u n m i t t e l b a r e r Zusammenhang zwischen der Wiinschcl- rutenw irkung und dem-geologischen K artenbilde besteht und Nichtübereinstim m ung daher in jedem Punkte er­

w artet werden m uß und bei Untersuchungen im Ge­

lände auch sehr oft gefunden worden ist. Eine größere Auswahl in bew ußter Anlehnung an geologische Sonder­

karten erhaltener Aufnahmen nach A rt der in Abb. 2 gegebenen wird später'folgen. H ier soll nu r bem erkt werden, daß die A rt der Übereinstim m ung zwischen W ünschelrutenstreifen und geologischen Angaben das gleiche Bild b ietet wie in dem vorgelegten Beispiel.

Fälle überraschender Übereinstim m ung werden be­

gleitet von deutlichen W idersprüchen, die indessen niemals so weit gehen, daß sie Richtungen umfassen, die m it der geologischen Vorgeschichte der betreffenden Gegend als Störungen, auch solcher, die sich nicht bis an die Erdoberfläche erstrecken, gänzlich unvereinbar wären. Im allgemeinen ist überhaupt auf die hier vorgeschlagenc Art der B ehandlung des W ünscheiraten­

problems m ehr Gewicht zu le g e n . als auf die dam it bisher erzielten Einzdergebnisse; die Abb. 1 und 2 sind hauptsächlich als Beispiele für diese Art aufzufassen.

Die hier verm uteten und m it Beispielen belegten Zusammenhänge zwischen W ünschelruten - W irkungs­

streifen und geologischen Störungslinien oder -zonen eröffnen der W ünschelrute günstige Aussichten zur Aufsuchung von Salzhorstcn, Öl- und Erzvorkommen usw. Diese Mineralien stehen ja meist m it dem Auf­

treten von Spalten in Verbindung, werden von ihnen begrenzt oder hängen in vielen Fällen von dem Vor­

handensein solcher Störungen unm ittelbar ab. Wenn aber die W ünschelrute im stande wäre, solche Störungen anzugeben, so v’äre im allgemeinen der Schluß von dem Vorkommen solcher Spalten auf das von Mineralien, die für den Menschen wertvoll sind und auf derartigen Störungen in jener Gegend u nd Form ation auftreten können, auch für den Laien in geologischen Dingen mit nur einigen praktischen Erfahrungen, sei es bew'ußt oder unbewußt, nicht m ehr so sehr schwierig. Ob solche Mineralien in einem Sonderfall dann an die gefundenen geologischen Störungen gebunden wären, ist natürlich eine andere Frage. Die zweifellosen »Mißerfolge«, die dem W ünschelrutengänger neben den tatsächlichen erstaunlichen »Erfolgen« unterlaufen, wären aus diesem Gesichtspunkte heraus sogleich zu verstehen. Es ist aber klar, daß die Arbeit des W ünschelrutengängers, der von der Erdoberfläche aus geologische Störungen bis zu einer gewissen Teufe erkennen könnte, bei Auf­

suchungen von, mancherlei Bodenschätzen vorzügliche

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22. November 1919 Glückauf

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Dienste zu leisten im stande wäre, trotz vollständiger Unempfindlichkeit für das Vorhandensein dieser Bodenschätze selbst; denn es ist sehr viel wahrschein­

licher, Bodenschätze auf geologischen Störungen zu finden, auf denen sie häufig Vorkommen, ■ als alle die gestörten Gebiete an Fläche weit übertreffenden un­

gestörten Gegenden wahllos zu untersuchen'. Die Vor­

bedingung für eine wirklich erfolgreiche Ausnutzung der W ünschelrutenwirkung wäre demnach nur die Ver­

bindung ihrer Angaben m it sorgfältigsten geologischen Untersuchungen, die allein anzugeben vermögen, ob auf geologisch-tektonischen Störungen, welche die W ünschelrute in unerreicht schneller und einfacher Weise aufzufinden und zu verfolgen gestatten würde, in jener Gegend und Formation nutzbare .Mineralien auf treten können und aufzutreten pflegen..

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Der uralten Anwendung der W ünschelrute zufti Auf- uchen von Bodenschätzen verschiedener Art dürfte

nach den Untersuchungen der neuesten Zeit eine wirk­

liche physiologische Beeinflussung des menschlichen Nervensystems über gewissen Punkten der Erdober­

fläche zugrunde hegen. Es werden d e verschiedenen Möglichkeiten besprochen, wie eine solche Beeinflussung Zustandekommen kann und wie man die m it der Wünschelrute nachweisbaren Verschiedenheiten in dem Verhalten der Erdoberfläche etwa auf objektivem physikalischem Wege nachprüfen könnte. Der Zu­

sammenhang der W ünschelruten-W irkungsstreifen mit dem geologischen Aufbau des Untergrundes wird in zwei großem Gebieten an H and von Kartenskizzen dargelegt, und es wird gezeigt, daß offenbar eine ge­

wisse, wenn auch wohl nicht unm ittelbare Verbindung zwischen dem Ansprechen der W ünschelrute und dem Überschreiten von geologischen Störungen durch ihren Träger besteht. Zum Schluß wird auf die praktische Bedeutung eines solchen Zusammenhanges für den Geologen und für den Bergmann hingewiesen.

Neuerungen in der Elektrometallurgie der Edelmetalle1.

V o n P r o f e s s o r D r . F r a n z

P e te r s ,

B e r lin - L ic h t e r f e ld c .

E l e k t r ö t h e r i n i s c h e V e r f a h r e n u n d S c h m e lz ­ f lu ß e le k tr o ly s e .

Die Edelmetalle, die in Kiesen vorhanden sind, kann man nach dem Vorschläge der G e w e r k s c h a f t H o f f ­ n u n g C h r i s t in e 2 wirtschaftlich gewinnen, wenn man sic als Sulfide abscheidet. Zu dem Zweck muß das Schmelzen der Kiese so geleitet werden, daß unter E r­

zeugung einer dünnflüssigen Schlacke kein Schwefel verlorengeht. Man verwendet deshalb vorteilhaft den elektrischen Ofen.

Die Nebenerzeugnisse, die. bei der Verarbeitung des m it Zinkstaub erhaltenen Nicderschlages in der Zyanid­

anlage der Alaska-Treadwell Gold Mining Co. nach dem Bleischmelzverfahren entstehen (Schlacke, Stein, Raffi­

nationsrückstand, Flugstaub), behandelt man im Ge­

menge m it den Aschen von alten Waschtrögen, Kehricht usw.3 nach W. P. Laß* jetzt nicht mehr im Schacht-, sondern im elektrischen Ofen, in dem ein aus Graphit m it 10% Zement gestampfter Herd Bodenelektrode ist.

Der Schmelzraum ist 35 cm weit und 50 cm hoch, die obere Elektrode 7,5 cm dick und 1 m lang. Man gibt auf einmal 50 kg des Rohstoffs, 10 kg kalkhaltiges Gut (alte PTammofenherde m it 60% CaO), 10 kg Bleiglätte, 1 kg Koks (so viel, wie gerade zur Reduktion des Bleis nötig ist) und 1,5 kg Eisenabfall durch ein Loch im Deckel um die obere Elektrode herum ein, nachdem der O fen. d u rc h 'd e n Flammenbogen vorgewärmt ist.

In dem Maße, wie die Beschickung den Ofen weiter füllt, wirkt, sie als Erhitzüngswiderstanck .’Jede Schmelze

1 I n F o r ts e tz u n g m e in e r f r ü h e m B e r ic h te , s. G lü c k a u f 1905, S . 8 1 2 ; 1900, S . 1921; 1909, S . 5 5 1 ; 1915, S . 1110 u n d 1135.

2 1). 1t. P . 289 260 v o m 11. O k t. 1913.

3 Z u s a m m e n s e tz u n g d es G e m e n g e s : 10,1 % SiO e, 13,0 F c , 1G,1 CaO, 5,9 Cu, .3,0 P b , 5,7 Z n , 2,0 AhOz, 3,6 S , 1,0 F e u c h tig k e it, z u sa m m e n

96,1 %. A u ß e rd e m In 1 t f ü r 1606 .« G o ld .

■t E n g . M in . W ld i 1915, B d . 13 , S. 9 6 ; B ull. A m or. I n s t . M in. E n g . 1915. S. 1113; E n g . M in. .T. 1915, B d . 10 0 . P. 270.

dauert 2 st 10 min. Dann wird nach 15 min langem Stehen die Schlacke abgestochen. Man braucht in 1 st 34,50 KW, für 1 kg Beschickung 1,15. IvWst und schmilzt in 24 st 731 kg unter Verbrauch von einer Elektrode. Vor dem Schachtofenschmelzen erzielt man- folgende Vorzüge: weniger mechanischen Goldverlust im Flugstaub, eine ärmere und gleichmäßiger ge­

schmolzene Schlacke, bessere Temperaturregelung und Schonung der Arbeitergesundheit.

Verarbeitet man in Anlehnung an das neuere Ver­

fahren von A rs e m 1 Nipissing-Erze m it 18,06 (in einer zweiten Probe 4,31)% Ag, 9,65"(16,23) Cu, 4,65 (12,41) Ni, 28,65 (34,21) As und 39 (?) Gangart im elektrischen Vakuumofen, so erhält man nach C. G. F i n k 2 eine schärfere Scheidung in die drei nacli dem Erkalten sehr leicht zu trennenden Schichten: Rohsilber (mit 83% Ag), Speise und Schlacke als unter gewöhnlichem Druck.

E rhitzt man zunächst 2 st auf 1250-1350° und läßt dann zum Abstechen der drei Schichten nicht abkühlen, sondern steigert die Tem peratur auf 155 0-1 6 0 0 ° und hält sie 3 st in dieser Höhe, so destilliert Silber ab.

Am Ende des ersten Zeitraums h at man 27% Rohsilber in der untersten Schicht, 47% Speise, 20% Schlacke und 8,5% Arsen als Destillat. Die Trennung der drei Schichten wird durch 5 - 10% Koks erleichtert. E r wirkt teils chemisch, als Reduktionsmittel, teils physikalisch, durch Poröshalten der Beschickung, so daß die Gase schnell entweichen können. Das Rohsilber aus drei Versuchen enthielt 81,34, 82,21 und 83,7% Ag. Am Ende der ersten Erhitzungsstufe fand sich kein Silber in der Schlacke und im Destillat, am Ende der zweiten keins

1 G lü c k a u f 1915, S. 1110.

2 A m « . P . 1 013 931. e rte ilt, a m 9 . J a n . 1912;

Metall.

O llem . B u g . 1912, B d . 10, S. 177: T r a n s . A m e r. E k -etro o h cm . Soo. 1 9 1 2 , B d . 21, S. 150.

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918 G lü c k a u f Nr. 47

in der Speise oder Schlacke, sondern sämtliches im De­

stillat. Die Tiegel können aus Kohle oder Tonerde be­

stehen. Sollte die Gangart feuerbeständig sein und über oder nahe dem Schmelzpunkte des Silbers schmelzen, so werden Flußm ittel beigemengt. Das Erz wird vor­

teilhaft auf 0,32 mm (40 Maschen) gemahlen. Die Speise erhitzt man, wie ein K obalterz1, mit Kalziumkarbid und Kalzium karbonat (je 10 T. auf 80 T. Speise) 2 st auf 1550°. Dann bleiben nur 1 - 2 % Arsen in ihr zurück.

E rhitzen m it Schwerspat, Kupferglanz öder Quarz liefert nicht so günstige Ergebnisse.

Die spezifische Leitfähigkeit der Schmelzen h at C. S a n d o n n i n i 2 zu 3,654 reziproken Ohm für Silber­

chlorid' und zu 2,920 für Silberbromid erm ittelt. Die der Gemische ist etwas niedriger als die berechnete. Die größte Abweichung beträgt 1,27%.

N a ss e V e r f a h r e n im a llg e m e in e n .

Das elektrochemische Äquivalent des Silbers haben W. M. B o v a r d und G. A. H u l e t t 3 erneut bestim m t.

Der korrigierte W ert ist 1,11798 mg/Coulomb. Die Silbcrabscheidung an der Kathode wird nach R. S. D e a n und AI. Yi C h a n g 4 immer weniger kristallinisch, wenn die Konzentration der Silbernitratlösung von 0,01 auf 0,0001 normal abnim mt.

Das Lösungspotential des Silbers wird nach J. H.

R e e d y 5 durch die Gegenwart von Kupfer- und Queck­

silberkationen sehr stark, erhöht. Aus dem Potential von Silber gegen seine Ionen in konzentrierten Alkali­

chloridlösungen schließen G. Sh. F o r b e s und F. O.

A n d e r.e g g 6, daß darin die komplexe Verbindung K3 AgCl4 vorhanden ist. Bei der Elektrolyse von Salpeter-, Schwefel- und Phosphorsäurc m it Goldanode geht nach F. H. J a f f c r y 7 das meiste Metall als Komplexion in Lösung. Die Lösungen scheiden teils bei der Elektrolyse, teils beim Verdünnen m it Wasser ein braunes Pulver ab, das jedenfalls ein Gemenge von Auro- und Aurioxyd ist.

Die U n iv e r s a l O re R e d u c t i o n Co.8 bewegt den Elektrolyten und m it ihm das fein gepulverte Erz bei nicht u nter 65° ständig zwischen den Elektroden durch erhitzte Dämpfe oder Gase, die zu gleicher Zeit die elektrolytische W irkung unterstützen sollen. Die K a­

thode besteht aus einem leicht schmelzbaren oder in der K itze zerfallenden Metall.

J . Caldwell® m ahlt die zerkleinerten Erze in Koch­

salzlösung, m engt m it weitern Mengen davon, rührt durch Druckluft und elektrolysiert im geschlossenen Gefäß. Die entwickelten Gase werden kom prim iert Und wieder zum R ühren benutzt.

Die Lösungen von Silbernitrat in-Anilin leiten nach J. N. P e a r c e 1“ schlecht. Die molekulare Leitfähigkeit konzentrierter Lösungen nim m t beim Verdünnen ab und wächst dann wieder. Größer ist sie bei den Lösungen in Chinolin. Sie h a t einen niedrigsten W ert bei hohem Konzentrationen und steigt schnell m it der Verdünnung.

i s. G lü c k a u f 1917, S . 176.

-2 A t t l A c ca d , d e i E in c e l 1915, 5. R e ih e , B d . 24, I, S . 616.

A m e r. C liem . S o c. 1917, B d . 39, S . 1077.

< C lrcm . M e ta ll. Kü r. 1918, B d . 19, S . 83.

« A m e r. J . o i S c ie n c e 1915, 4. R e i h e , B d . 40 , S . 281.

.« J . A m e r. C h em . S oc. 1915, B d . 37 , S. 1676.

7 C h cm . N e w s 1915, B d . 112, S . 227.

3 E n g l. P . 28 589 v o m 8 . D ez. 1910.

» E n g l . P . 15 711 v o m 8. J u l i 1913.

1° J . P h y a le a l C h em . 1 9 1 6 , B d . 19, S.. 14.

Die Leitfähigkeit in Pyridin ist noch größer. Sie ist in konzentrierten Lösungen klein und w ächst m it der Verdünnung erst schnell, dann langsamer. Die gute Leitfähigkeit in Pyridin wird von H. L e c h e r 1 bestätigt.

Z y a n i d v e r f a h r e n .

F ür die Gewinnung der Edelmetalle aus refrak- torischen Erzen durch das elektrolytische Zvanid- verfahren und für die elektrolytische Fällung der Metalle aus solchen Lösungen verdienen Untersuchungen Be­

achtung, die G. H. C le v e n g e r und M. L. H a ll 2 über die Elektrolyse einfacher Alkalizyanidlösungen an ­ gestellt haben. Der H auptteil der Zersetzung dabei erfolgt durch den Sauerstoff, der an der Anode durch Wasserzersetzung entwickelt, wird. Die Schutzalkälität3, die man den Laugen im Betriebe gewöhnlich durch Kalk erteilt, führt zur Bildung großer Mengen von Kalzium­

karbonat während der elektrolytischen Fällung der Edelmetalle. Dieses Salz überzieht die Erzteilchen und beeinträchtigt dadurch die Laugung. Die Zersetzung kann so groß werden, daß die theoretisch mögliche Auf­

frischung der Zyanidlaugen praktisch nicht eintritt.

Die wichtigsten B edingungen. für die erfolgreiche Durchführung des Zyanidverfahrens stellte G. H. C le ­ v e n g e r 4 zusam m en/d er auch die für andere nasse Ver­

fahren notwendigen Arbeiten bespricht. Über die für die Zyanidlaugerei geeigneten Erze und ihre Zerkleinerung, über das Schlammrühren beim Laugen, den K raftbedarf und die Kosten, das Filtrieren der Schlämme, das Fällen nach Siemens und B utters sowie die Verarbeitung der Niederschläge, wobei zum Einschmelzen in Lluvia de Oro, Mexiko, ein elektrischer Ofen benutzt wird, h at H. A. M e g ra w 5 berichtet. Die Entwicklung der neuzeit­

lichen Zyanidpraxis behandelt C. M. E y e 6. Die Anlagen der Homestake-Gesells.chaft beschreibt C. S e m p le 7.

Brauchbare Zyanidlösungen können nach F. S, W ash - b u r n 8 durch Schmelzen v,on Zyanamidkalzium m it Steinsalz und Auslaugen erhalten werden. Alte Elektro- lyte ziehen nach G..H. C le v e n g e r 9 zuweilen mehr Metall aus als Lösungen, aus denen die Edelm etalle durch Zink gefällt worden sind. Die Laugezeit will D. Ch. R e i n o h l 10 auf 15 min beschränken, in welcher Zeit sich unedle Metalle nicht lösen. E r bringt in geeigneten Vorrich­

tungen11 das gemahlene Erz (1 5 0 -2 0 0 Siebmaschen) in abgemessenen Mengen m it allmählich steigenden Mengen des Lösungsmittels u n ter Lüften und Rühren zusammen. Vor dem Ausziehen m it Zyanidlösung wollen J. F o y e ,. H. E. M o o re und R. B o y le 12 pyritische und andere refraktorische Erze m it Anionen behandeln, die bei der Elektrolyse der Chloride, Sulfate oder N itrate des N atrium s, Kaliums oder Ammoniums entstehen.

4 B e r. d . D e u ts c h , c h e m . G es. 1915, B d . 48 , S . 1425.

2 T r a n s . A m e r. E l c c tro c h e m . Soo. 1914, B d . 24, S . 271.

s s. G lü c k a u t 1915, S . 1111.

4 M e ta ll. C h c m . E n g . 1916, B d . 14, S . 2 0 3 ; E n g . M in . J . 1916, B d . 10 2 , S . 579.

5 E n g . M in . J . 1913, B d . 96 , S. 629, S21 u n d 1 1 6 1 ; 1914, B d . 97, S. 507, 606 u n d 1 0 5 7 ; 1914, B d . 98 , S . 1 2 3 2 ; 1 9 1 5 , B d . 99, S . 312 u n d 485.

6 M e ta ll. C h em . E n g . 1914, B d . 12, S. 393.

7 E n g . M in . J . 1911, B d . 91 , S . 719.

s C h cm . N e w s 1915, B d . 112, S . 27.

3 T r a n s . A m o r. E le c tro c h e m . S oo. 1914, B d . 24, 8 . 267.

10

n.B.P.

287 199 u n d F r a n z . P . 466 072 v o m 11. D ez. 1913.

u A b b ild u n g u . a . in C h e m .-Z tg .. 1915, B d . 39, R e p o r t. S . 424.

12 A m e r. P . 1 113 32 3 , e r t e i l t a m 23. O k t. 1914.

(7)

22. November 1919 G lü ck a u f 919

W. Mc A. J o h n s o n 1 löst den Rückstand, der beim Be­

handeln von Silber, Nickel und Arsen enthaltenden Erzen mit feuchtem Chlor bei 350° und m it verdünnter Salz­

säure bleibt, in Kaliumzyanidlauge u n d , elektrolysiert.

Eine Übersicht über die Hauptzüge der früher ge­

brauchten elektrolytischen Verfahren gab G. H. Cle- v e n g e r 3 auf dem internationalen Ingenieur-Kongreß in San Franzisko wie folgt:

lysiert U. C. T a in to n 1 m it Drehkathoden, die aus Drahtnetz oder aus dünnem Blech bestehen, in das sägeartige Arme cingeschnitten sind. Diese nehmen Metalldrähte auf, die m it der Lösung eingeführt werden können. Die Bleianoden befinden sich in geschlossenen, m it Gaslöchern versehenen und teilweise m it Alkalisulfat­

lösung gefüllten Behältern aus nichtleitenden Rahmen und Diaphragmen. Die reiche Lösung tritt oben in

V e r f a h r e n O r t Z a h l d e r

A n la g e n A n o d e , K a t h o d e S t r o m d ic h t e A m p /q m

S p a n ­ n u n g

V

. M e t a lle in L ö s u n g

B e m e r ­ k u n g e n

S i e m e n s - H a ls k e R a n d , S ü d a f r i k a ...

M in a s P r ie t a s , M e x ik o . 2 0

1

E i s e n P b O ,

B l e i f o l i e Z in n b le c h

0 , 3 - 0, 6 3 - 5 , 5

4 - 8 A u

A g , C u, A u

a lle in a lle in

B u t t e r s - A n d r e o l i

S a n S e b a s t ia n .S a lv a d o r V ir g in ia C it y , N e v a d a .

1 1

. ' -

;;

B l e i b le c h A l- B le c h

1 0 — 1 2 2 ,5

3 - 3 , 5 2 ,8 7

C u , A u , Zn A g ,C u ,A u ¡Z n

n a c h h e r F ä l l u n g m i t ) Z in k f e ile

E l R a y o , M e x ik o ... 1 C u - F o lie 1 2 e b e n s o

v o r h e r F ä ll u n g m i t

Z in k s t a u b

Derselbe Fachm ann3 m acht darauf aufmerksam, daß die Lebensdauer verschiedener Anodenstoffe nur auf Grund eines mindestens einjährigen Gebrauchs ver­

glichen werden könne, weil bei Versuchen in Virginia City (Nevada), Minas Prietas (Mexiko).und San Sebastian (Salvador) Anoden, die in den ersten Wochen nicht angegriffen, zu werden schienen, später oft plötzlich versagten. Die längste Lebensdauer (1 Jahr) wiesen bei Elektrolyse m it .3 — 11 A m p/qm Anoden aus Blei- peroxyd auf, abgesehen d a v o n /d a ß die Abfälle wieder nutzbar zu machen sind. Anoden aus passivem Eisen4 sind der Beachtung wert. Acheson-Graphit wird nach einiger Zeit weich und zerfällt. Anoden aus 30 - 40 %igem Silizrumeisen, die m it Kathoden aus verbleitem Eisen oder kohlenstoffarmem Stahl in 25 m m -Entfernung ab­

wechseln, schlägt A. A. L o c k w o o d 5 vor. Der Zyanid­

erzbrei wird nicht filtriert, sondern aus dem Zyanid­

gefäß durch eine Abteilung abgezogen, in der schräge durchlöcherte P latten längs der beiden senkrechten Seiten die gröbern Teile zurückhalten.

Wenn man die Zyanidlösung durch eine Filterpresse drückt, deren P latten abwechselnd aus porösen Anoden und Kathoden bestehen, kann man nach U. C. T a i n t o n und M. F. L. A. A y m a r d 6 bei einem einzigen Durchlauf in weniger als 5 sek 99% des Goldes aus einer Lösung fällen, die etwa 5 g in 1 t enthält. Die Anoden bestehen aus Bleiperoxydplatten, die mit Filtrierleinen bedeckt sind, die Kathoden aus Filtertuch, das an jeder Seite von D rahtnetz oder gelochtem Metallblech gehalten wird.

Auf ihm wird ein fein verteilter leitender Stoff, wie Graphit, aus einer Flüssigkeit, in der er aufgeschwemmt ist, abgelagert. In Vorrichtungen mit Diaphragma läßt W. E. G r e e n a w a lt7 die Anoden sich drehen, um die die Elektroden berührende Zyanidlösung schnell zu wechseln. Zyanidlösungen der Edelmetalle, die viel un­

edles Metall oder wenig freies Zyanid enthalten, elektro­

1 A ra e r. P . 1 i 07 310, e r t e i l t a m IS . A ug. 1911.

2 M eta ll. C h em . E n g . 1915, B d . 13. S . 725.

3 T r a n s . A m cr. E le c tro c lie m . S o c. 1911, B d . 21 , S- 206.

< Tgl. E . F . K e r n , G lü c k a u f 1915, S. 1 1 1 1 ; T r a n s . A ra e r. E le c tro - c b e m . S o c. 1911, B d . 21, S . 211.

s A u s tra l. P . 7097 (1918); C h em . M e ta ll. E n g . 1919, B d . 20 , S. 511.

6 A m o r. P . 1 231 967, c r t o i l t a m 3. J u l i 1917.

7 A m er. P . 1 111 538, e r t e i l t a m 29. Ju n ,i 1915.

den Bottich ein und lagert einen .Teil des Metalls in den Maschen der ersten Drehkathode ab. Durch schnelle Umdrehung und hohe Stromdichtc wird der lockere Niederschlag abgclöst und von dem Elektrolyten durch die Öffnungen der hintereinander folgenden Anoden­

kammern und Drehkathoden geführt, bis die Lösung, die im wesentlichen alle wertvollen Bestandteile in fein verteiltem metallischem Zustande enthält, am ändern Ende des Bottichs unten abgezogen wird.

Einen der größten Nachteile der Verwendung von Quecksilber als Kathode3 erblickt G. H. C le v e n g e r3 darin, m it einem praktisch zulässigen Gewicht Queck­

silber eine genügend große Kathodcnfläche zu erhalten.

Vielleicht kann man auf einen altern Versuch in Minas Prietas zurückgreifen, bei dem eine m it feinem Eisen­

draht gefüllte durchlöcherte Trommel sich in Queck­

silber drehte, in das Natrium elektrolytisch aus einer Kochsalzlösung abgeschieden wurde. Das den Eisendraht überziehende Natriumamalgam diente zur Fällung der Edelmetalle aus der Zyanidlösung.

Entgegen den Ergebnissen K e rn s 4 hat G. H. C le ­ v e n g e r 5 Zyanidlösungen, die Rhodanid enthielten, bis- zu einem gewissen Grade regenerieren können6. E r hat solche Lösungen erhalten, als er mit E. M. H a m ilto n komplexe Silbererze von Minas Prietas vor der An­

wendung des Zyanidverfahrens m it Natrium thiosulfat behandelte. Dies erwies sich für das Ausbringen an Silber als vorteilhaft.

E l e k t r o a m a lg a m a t i o n .

Elektrisch wollen, wie andere vor ihnen, die Gebrüder S ill1 die Lösung des Goldes in der Zyanidlauge be­

schleunigen und es zugleich kathodisch amalgainicren.

Die . Pfanne h at 4,5 m Durchmesser, und 75 cm Tiefe.

Ihren Boden bedeckt ein amalgamiertes Kupferblech, dem während der Arbeit selbsttätig Quecksilber zu-

1 A m e r. P . T. 251 302, e r t e i l t a m 25 . B e z . 1917.

2 s. R i c h a r d s , G lü c k a u i 1915, S. 1112.

s a . a . O. S. 269.

■I G lü c k a u l 1915, S. 1113.

3 a . a . O . S . 208.

6 vp l. G l e n n e i l , G lü c k a u f 1915, S . 1112.

7 M eta ll. C h em . E i « . 1917, B d . 10, S . 4 5 0 ; m i t z w ei A b b ild u n g e n .

(8)

920 G l ü c k a u f Nr. 47

geführt wir<J. E tw a 12,5 cm über dieser K athode be­

findet sich als Anode eine ebenfalls den Querschnitt des Troges praktisch ausfüllende Gußeisenplatte. Sie be­

steht aus zwei Ringen, von denen der äußere 60 und der innere 40% der Anodenfläche ausmacht. Von der untern Seite jedes Anodenringes reichen in etwa 1,5 m E n t­

fernung voneinander radial angeordnete hölzerne Schau­

feln bis einige Zentim eter über die amalgamiertc Kupfer­

kathode. Die Ringanoden werden in derselben Richtung unabhängig voneinander so gedreht, daß irgendein halb­

wegs auf dem innern Ringe gelegener P unkt praktisch dieselbe Geschwindigkeit wie der entsprechende P unkt auf dem äußern Ringe hat. Dadurch und durch die Schaufeln wird dem Erzbrei, der sich zwischen Anode und Kathode befindet, eine gleichförmige Spiralbewegung nach auswärts erteilt und das Erz gu t aufgeschwemmt erhalten. Die Fliehkraft hebt den Brei, sobald er die W and der Pfanne erreicht, zwischen dieser und der Außenkante der äußern Anode etw a 40 cm hoch unter Aufrechterhaltung der Drehbewegung. Durch die Schwere strebt er anderseits nach dem untern A bschnitt in der M itte der Pfanne. Infolgedessen fließt der Brei in einer nach unten und innen gerichteten Spirale, bis er über die innere K ante des innern Ringes in der Nähe des die Welle umgebenden m ittlern Kegels geht, wieder auf die Schaufeln trifft und seinen Kreislauf von neuem beginnt. Die Durchlüftung des Breis erfolgt durch 20 im Umkreis der Pfanne in der Höhe der K athode gleich­

mäßig . verteilte Düsen.

Gewöhnlich wird der Brei aus 1 T. Erz und 1 T.

Lösung, bei tonigen Erzen aus 1 T. E rz und 1 % T. Lö­

sung hergestellt. Im erstem Falle enthält die Pfanne 7,5 t, im letztem 6 t trocknes Erz. Die Arbeitsdauer schwankt zwischen 1 und 12 s t; im allgemeinen beträgt sie 2 y2 st. Man kann also täglich 1 5 - 9 0 t E rz ver­

arbeiten. Im D urchschnitt ist m it 3 6 - 6 0 t zu,rechnen.

Bei der Behandlung von 7,5 t Erz in Gegenwart derselben Menge Wasser, den nötigen Mengen Kalk und Zyanid setzt man fein zerstoßenes Kochsalz zu, bis 3 0 0 - 4 0 0 Amp bei 9 , 5 - 1 0 V erreicht sind. Das sich bildende N atrium hydroxyd bindet dann die Säure, die vom Kalk nicht schnell und wirksam genug neutralisiert wird. Der Verlust an Quecksilber ist klein. Befindet sich etwas im Elektrolyten, so wird es auf der Kathode niedergeschlagen.

Eine Pfanne m ittlerer Größe verbraucht 6,1 - 8,1 PS, davon 0,6 für die mechanische Bewegung, 1 - 1 y z für die unter 45 kg Druck benutzte Preßluft und 4 % - 6 für die Elektrolyse. Mit dem Verfahren lassen sich erfolgreich schwere Manganerze, K arbonate des Bleis, Zinks und Kupfers sowie pyritische und arsen-pyritische Erze m it Gold- und Silbergehalt behandeln.

Eine zur elektrochemischen Amalgamierung geeig­

nete Vorrichtung beschreibt S. S. R o s e 1.

E l e k t r o l y t i s c h e R e in ig u n g .

Aus saurer Silbernitratlösung scheidet sich das Metall bekanntlich in locker haftenden Kristallen an der Ka­

thode ab. An ihrer Stelle feste, haftende, glatte Ab­

i A m e r. P . 1 186 335 v o m 25 . M ä rz 1915, e r t e i l t a m C. J u n i 1916;

J ( S o c , C h em . I n d . 1916, B d . 35 , S , 851,

lagerungen zu erhalten, ist erwünscht. In der Münze in -Philadelphia h at m an1 täglich 0 ,0 0 8 -0 ,0 1 % Leim zum Bade gefügt2 und dadurch bei 0,9 Am p/qdm unter Verkleinerung der Kristalle einen solchen Zusammen­

hang erzielt, daß die Kathoden ohne Verluste aus dem Bade gewonnen und fortgetragen werden konnten. Da dies auch ohne Zusatz zum Elektrolyten zu erreichen ist, hat man sp äter3 den Zusatz wieder fallen gelassen, zumal er sich bei der höhern Strom dichte (1,6 Am p/qdm ), zu der man überging, von geringem Nutzen erwies.

Die starke Verminderung der Kristallbildung und das bessere H aften der kathodischen Abscheidung durch Zusatz von 0 ,0 2 -0 ,0 4 % Leim zu einer 3% Silbernitrat und 3% freie Salpetersäure enthaltenden Lösung haben F. C. M a th e r s und J. R. K u e b le r 4 bestätigen können, wenn sie in dem durch Luft schwach gerührten Bade m it 0,8 Am p/qdm und Silberclektroden arbeiteten. Mit zunehmender Menge des Leims wird der Niederschlag aber streifig und bei 0,26% schwammig. Wenig günstiger ist Pepton, das durch die. freie Salpetersäure oxydiert . wird. Letzteres gilt auch für Nelkenöl, das wie Aloin praktisch keine W irkung hat. Wenig setzt arabisches Gummi die Kristallbildung herab. Bei Zusatz von 0,05% Pyrogallol oder Tannin zum Bade entstehen auf der K athode flockige, voluminöse, Rauschsilber ähnelnde Niederschläge, die leicht von ihrer Unterlage abgeschüt­

telt werden können. Auf ihre Unbfauchbarkcit und auf die des Resorcins haben schon früher J a r o i s und K e r n 6, auf die der verschiedensten organischen Stoffe zu den neutralen Bädern R o s a , V in a l und M c .D a n ie l6 aufmerksam gemacht:

Durch Borsäure, 2% . der N itrate des Ammoniums, Natrium s, Kaliums, Bariums, Strontium s, Kalziums oder Magnesiums und durch 10% der N itrate des Natrium s, Kalziums oder Strontium s konnten M a th e r s und K u e b le r keine günstige W irkung erzielen. Höchstens etwas fester haftende Abscheidungen ergaben 1 - 1 0 % Orthophosphorsäure bei Gegenwart von 1 - 3 % Salpeter­

säure. Ohne diese wird bei höherer Phosphorsäure­

konzentration Schwamm erhalten. Silbernitratlösüng m it 1 — 2% M etaphosphorsäure liefert harte, feste, an­

scheinend nichtkristallinische, senkrecht gestreifte Nieder­

schläge von bräunlicher Farbe. Sie werden weiß und schwach kristallinisch bei Gegenwart von Salpetersäure.

Sehr gute Abscheidungen liefert ein B ad m it 4,8%

Silbernitrat, 3% Salpetersäure und 1% M etaphosphor­

säure. Indessen verdirbt es allmählich, und die Nieder­

schläge werden lockerer. F rüher h a t E. A. S m i t h 7 aus der Lösung von ■ Silberphosphat in Phosphorsäure Schwamm auf der K athode • erhalten.

Von organischen Säuren machen 0,006% Oxal- oder Bernsteinsäure bei Gegenwart von 3% Salpetersäure die kathodische Abscheidung n ur im Anfang fein kristallinisch und glatt. S päter wachsen Kristalle aus ihr heraus.

i A n n u a l R e p o r t o l D i l e e t o r of U . S . M in ts 1 9 0 5 ; M e ta ll. C h em . E n g . 1900, B d . 4, S. 307.

s. a . w e ite r u n t e n M a t h e r s u n d K u o b l o r s o w io d a s W liitc - h c a d - V e r fa h re n , S . 921 u n d 922.

3 E n g . M in . J . 1911. B d . 92 , S . 9 01.

4 T r a n s . A m e r. E le c tro e h e m . 1910, l l d . 29 , S . 417.

® S c h o o l o f M in o s Q u a rt. B d . HO, S . 1 0 0 ; s . a . G lü c k a u f 1915, S- 1139.

« s. G lü c k a u f 1915, S . 1139.

7 A m o r. C licm . J . 1S90, B d . 12, 3 . 3 35.

(9)

22. November 1919 Glückauf 921

Die Niederschläge: auf Zusatz von Milchsäure (1 - 5 % ) zu säuern (1 - 3 % Salpetersäure) Nitratlösungen nehmen an Glätte m it wachsender, Menge der Milchsäure zu.

Sie erscheinen so rauh und zusammenhängend wie die aus Leim enthaltenden säuern Elektrolyten. Pikrinsäure (0,5%) liefert Schwamm, Tanninsäure in kleinen Mengen lockere, Rauschsilber ähnelnde Kristalle, bei 0,5% (neben

■1% Salpetersäure) Schwamm. Zitronensäure (3%) m acht die kathodischen dunkeln Abscheidungen fest und glänzend. Lockere Kristalle treten nicht auf. Ein Uber­

schuß der Säure beeinträchtigt, im Gegensatz zu den Kolloiden, das Haften des Niederschlages nicht.

Noch günstiger ist Weinsäure1, weil sie beständiger ist und der Schwammbildung besser entgegenwirkt.

Ihre Menge h at sich etwa derjenigen der Salpetersäure anzupassen. W ird sie stärker erhöht, so verlängert sich in demselben Verhältnis die Zeit, in der die kathodischen Abscheidungen • frei von rauhen kristallinischen Aus­

wüchsen gehalten werden können. Praktisch spielen in­

dessen die Kosten eine Rolle, so daß der Zusatz von 3%

Weinsäure auf dieselbe Menge Salpetersäure und Silber2 in Form von N itrat ausreichend erscheint. Die Ab­

scheidung ist allerdings brüchig und daher als Ver­

silberung unbrauchbar. Erhöhung der Tem peratur be­

günstigt die Kristallbildung. Die Stromdichte kann nur bei verstärktem Rühren oder vermehrter Silberkonzen­

tration im Bade erhöht werden. Mit 2,45 A m p/qdm erhält man im erstem Falle eine feste, glatte Abscheidung auf der Kathode, die nur an den Rändern etwas rauher ist. Letzteres verstärkt sich bei 3,8 Am p/qdm. Ein 6% Silber enthaltendes Bad kann bei schwachem Rühren m it 1,6 A m p/qdm betrieben werden. H ält m an diese Silberkonzentration aufrecht, so' kann man unreine Anoden benutzen und z. B. aus einem 100 ecm-Bade 175 g Silber m it einer Anode von 900 Feine erhalten5.

Setzt man außer der Weinsäure täglich zweimal 0,01% Leim4 zum Bade, so wird die kathodische Ab­

scheidung noch viel glättet und glänzender, allerdings auch dunkler. Sic schließt organische Verunreinigungen (bis 1,78%) ein. Soll billiger gearbeitet werden, worunter indessen die Glätte etwas leidet, so setzt m an den Leim zu einem nur 0,5% Weinsäure enthaltenden Bade und fügt erst neue Mengen hinzu, wenn aus 100 ccm Lösung 100 g Silber abgeschieden worden sind. Glatter wird die Abscheidung, wenn bei 0,5% Weinsäure nur dieselbe Menge Salpetersäure zugegen ist. An Weinsäure und Leim verbraucht man auf 1 kg raffinierten Silbers etwa für 2 Pf. Ungefähr ebenso hoch sind die Kosten für die Reinigung des Bades bei Benutzung von 90%igem Silber als Anode.

Ohne Anwesenheit von Leim werden die kathodischen Abscheidungen weniger fest und weniger haftend durch N atrium - und Magnesiumnitrat im Bade, rauher durch K upfernitrat, kaum verändert durch Blei- und Zinknitrat.

F errin itrat (2%) m acht den Niederschlag sehr viel glatter und dunkler. Wie poliert sieht derjenige aus, den ein

1 R o h e s K a l i u m h i t a r t r a t , d a s a u s d e m -w äßrigen A u sz ü g e ro h e n W e in s te in s k r i s t a l l i s i e r t is t, g ib t- N ie d ersc h lü g e , d io n u r e tw a s ra u h e r s in d .

2 E r h ö h u n g d e r M en g e a u t C% w ü rd e d ie A b se lic id u n g c n a n d e n Iv a n to n g l a t t e r m a c h e n .

3 Z u m S c h lu ß d e r E le k tr o ly s e e n t h i e l t d a s B a d 19 % u n e d le M etalle, b ezo g e n a u f d i e g e lö ste M en g e d e r A n o d e.

■i B e i 0,46% L e im b e g in n t S c h w a m m b ild n n g .

Bad m it 6% Silber, 3% Weinsäure, 3% Salpetersäure und 2% Ferrinitrat liefert. Chrom- und Aluminium­

nitrat haben nicht dieselbe Wirkung. Schwefelsäure (0,5%) scheint den Einfluß der Weinsäure teilweise aufzuheben.

In der Erörterung, die sich an den Vortrag von M a th e r s und K u e b le r schloß, machte A d d ic k s 1 darauf aufmerksam, daß es bei der Raffination des Silbers weniger auf das vollkommene Haften des Kathoden­

niederschlags als darauf ankomme, in einer bestimmten Zeit möglichst viel Silber von der Anode zur Kathode überzuführen. Man arbeitet also m it großer Stromdichte und muß dann hohe Tem peratur und wenig (0 ,2 -0 ,3 % ) Salpetersäure im Bade haben. Derselben Meinung war F. P. D e w e y 2.

Die Scheidung von Silber-Gold-Lcgierungen (z. B.

m it 06,3% Silber, 2,4% Gold und 2,0% Kupfer, außer ändern Verunreinigungen) durch Elektrolyse h at nach L. A d d ic k s 3 vor der durch Schwefelsäure die Vorzüge4, daß die Erzeugnisse reiner sind, Metallyerluste weniger leicht auftreten und nur wenig Abfallflüssigkeit erhalten ward. Außerdem sind in einer großen Anlage die Be­

triebskosten etwas niedriger. Anderseits ist die erste Anlage teurer.

Praktisch sind drei Verfahren im Gebrauch, und zwar die von T h u m -B alb ac -K , M o eb iu s und W h ite h e a d . Bei dem ersten liegen die Elektroden wagerecht. Der Elektrolyt enthält etwa 4% Kupfer und 2% Silber als N itrate sowie 0,1% freie Salpetersäure. Die Stromdichte wir <4 auf etwa 3 Am p/qdm beschränkt, damit nicht durch zu starke Erhitzung des Elektrolyten Verluste an Salpeter­

säure eintreten. Bei 90% Stromausbeutc und 3,5 V Badspannung liefert 1 KW st 907 g Silber. Soll die Feine nicht bis auf 1000 getrieben werden, so kann man das Kupfer im Elektrolyten, zu dem ständig Salpetersäure gegeben wird, sich bis auf 6% anreichern lassen. Jede Zelle arbeitet für sich. Der Elektrolyt läuft nicht um ..

Die Silberkristalle werden häufig entfernt, dam it sie nicht baum artig wachsen und schließlich die Baum- wollhülle der Anode -erreichen und durchstoßen. Sie werden schnell gewaschen und enthalten durchschnittlich noch 0,3% Gold. Der Goldschlamm aus den Anoden­

säcken wird zur Entfernung des Silbers m it starker Schwefelsäure oder m it Salpetersäure gekocht. Im erstem Falle bleiben Platin und Palladium beim Golde zurück und werden dann nach dem W ohlw ill-V erfahren durch anodische Behandlung in Goldchloridlösung ge­

schieden. Kocht man dagegen m it Salpetersäure, so lösen sic sich größtenteils darin. Man schlägt darauf durch Salmiak aus der reduzierten Lösung Platin, aus der oxydierten Falladium nieder. Die Scheidung der beiden Metalle ist scharf und liefert 98%ige oder höherwertige Erzeugnisse, Das elektrolytische Verfahren, bei dem ein wertvolles Metall aufgespeichert wird und leichter der Gefahr des Diebstahls ausgesetzt ist, benutzt m an ge­

wöhnlich in staatlichen, das chemische in privaten Anstalten.

1 a . a . O . S. 429.

2 a . ß. O. S. 430.

3 M e ta ll. C h em . E n g . 1917, B d . 17, S . 173.

4 v g l. d ie A n g a b e n v o n K e r n in m einen» f r ü h e m B e ric h t, G lü c k a u f 1015, S . 1136.

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922 G lü c k a u f Nr. 47

Die M oebius-Z elle, die m it senkrechten Elektroden arbeitet, ist sehr viel gedrängter und h at einen kleinem W iderstand, so daß 1 KWTst mehr Silber liefert. Die Silberkristalle fallen zu Boden oder werden durch schwingende hölzerne K rätzen von den K athoden ent­

fernt. Das Verfahren ist billiger einzurichten als das von .Thum-Balbach und braucht etwas weniger Kraft, erfordert aber m ehr Sorgfalt zur Verhütung von Gold­

verlusten, liefert etwas Anodenrückstand und ist schwerer zu beaufsichtigen. Bei dem in einigen Staatsanlagen benutzten W h ite h e a d -V e rfa h re n gibt m an Gelatine zum Elektrolyten1, so daß der Kathodenniederschlag dicht wird und sich von der Elektrode ziehen' läßt.

Das zuerst 1884 oder 1885 auf der Anlage der Kansas City Smelting and Refining Co. in Argentine, Kansas, eingerichtete M o e b iu s - V e r f a h r e n h at sich nach G. G. G ris w o ld 2 in der wagerechten Anordnung der Elektroden bei der American Smelting and Refining Co.

in P erth Amboy nicht bew ährt. Die neue Anlage wurde deshalb wieder nach dem altern senkrechten System gebaut, das auf demselben Bodenraum ein größeres Durchsetzen bei geringerm totem K apital ergibt und in Verbindung m it einer Bleiraffinerie die Anoden leicht auf 990 oder größere Feine zu bringen erlaubt. In der Raffinerie werden die etwa 3 kg schweren Anoden von H and gegossen und dann der neuen Scheideanlage zu­

geführt. Hier werden Öhre ausgestanzt, wodurch zu­

gleich um sie herum das Metall etwas zusammengepreßt wird, so daß die federnden H alter fester sitzen und besser berühren. Je 4 Anoden werden von einem Sack um hüllt, Vier Säcke und 5 K athoden aus kalt* ge­

walztem 0,8 mm starkem Silberblech kommen in einen der Steingutkasten, von denen die Anlage in jeder der 24 in Reihe geschalteten Abteilungen 6 in Parallel­

schaltung enthält. E lektrolyt ist neutrale Nitratlösung m it 15 - 20 g Silber und 30 - 40 g Kupfer in 1 1. Täglich wird ein Teil durch frische Silbernitratlösung ersetzt.

Ist der E lektrolyt unbrauchbar geworden, so zieht man ihn in einen hölzernen B ottich ab, fällt Silber auf Kupfer, dieses auf Eisen und läßt die Flüssigkeit, nachdem sie über Kalk gegangen ist, ablaufen. Die Dichte des Stromes, der durch Eintauchen von 22 mm starken Kupferschienen in Quecksilbernäpfe geschlossen wird, ist von 1,75 auf 3,6 A m p/qdm erhöht worden. Das Silber, das aus den Anoden bis zu 75% entfernt wird, schabt man von den K athoden durch Holzstangen, die an einem hin und her gehenden Rahmen befestigt sind, ständig ab. Es fällt in hölzerne K asten, aus diesen täglich durch Abklappen des Bodens in einen Trog und von diesem in einen höl­

zernen Wagen m it falschem Boden und Filter, der es in Vakuum bchälter befördert. Nach dem Waschen wird es getrocknet, geschmolzen und gegossen.

Der Inh alt der Anodensäcke wird zeitweise aus ihnen entfernt, gewaschen und in eisernen Kesseln durch Kochen m it Schwefelsäure von 66° Be von Kupfer und Silber befreit. Letzteres wird in verbleiten Bottichen auf K upfer gefällt und die Kupferlösung in die Kupfer­

raffinerie geschickt. Den rückständigen Goldschlamm gießt man nach dem W aschen und Trocknen in Anoden,

1 s. a . S . 920.

2 A m e r. E l c c tr o c h e m . S o c., N o u y o r k ; C h em . M e ta ll. E n g . 1919, B d . 20 , S . 382.

die in 5 Zellen nach Wohlwill raffiniert werden. Der Elektrolyt enthält 8 0 - 8 5 g Gold in 1 1 in 30% freier Salzsäure. Müssen die Gefäße s ta tt aus Porzellan aus Steingut genommen werden, so tr itt in diesen bei 14 A m p/qdm Strom dichte Osmose ein. Auch springen sie leicht. Man setzt sie deshalb in einen verbleiten B ottich ein, der Schlangenrohre zur Erhitzung des ihn füllenden Wassers hat. Die Auswechslung der Anoden wird .durch Benutzung von Quecksilbernäpfen erleichtert.

Die Entwicklung der Verfahren zur elektrolytischen Darstellung von reinem Golde bespricht Th. K. R o s e 1.

Die Raffinationsanlage der kanadischen Münze soll2 die größte der W elt sein und wöchentlich 7000 kg verarbeiten können.

Feinsilber, das nach dem Moebius-Verfahren ge­

wonnen ist, schließt oft Reste des Elektrolyten (N itrate des Silbers und Kupfers) ein, so daß beim Schmelzen durch Zersetzung der Salpetersäure neben Stickoxyd Sauerstoff frei wird, der erst sp äter'als jenes entweicht, also beim E rstarren der Schmelze eirtgeschlossen bleiben kann. Man erhält dann blasige Güsse. Um dieses zu vermeiden, schlägt G. J. R o m a n 3 vor, die Silberkristallc fein zu zerkleinern und durch Laugen m it wenig heißem Wasser von den Elektrolytresten zu befreien. S t a h l 1 h ält dies im Großbetriebe nicht für wirtschaftlich. E r will das Silber m it sehr kleinen, aber ausreichenden Mengen Blei einschmelzen und nach Entfernung d e r bleihaltigen Krätzen das Silber weiter verarbeiten (z. B.

auf Kupferlegierungcn unter Bedecken m it Kohlenklein).

Das Blei bindet den eingeschlossenen Sauerstoff, und das Bleioxyd verschlackt etwa vorhandenes Kuprooxyd. I s t Silbersulfat zugegen, so wird es durch das Blei zersetzt.

Dieses selbst verschlackt dadurch so weit, daß es die Leitfähigkeit des Silbers nicht beeinträchtigt. R o m a n 8 hält das Verfahren dann nicht für angebracht, wenn bei der spätem Verarbeitung des Silbers kleine Bleimengen stören.

Aus dem Rauch von Dorischen Silberraffinationsöfen werden nach Ch. H. A l d r i c h 6 auf den R aritan Copper Works die nutzbaren Metalle vorteilhaft d u rc h ' das Cottrellsche elektrostatische Verfahren niedergeschlagen und nach J. W. R i c h a r d s 7 wird auf diese Weise jährlich für 125 000 M Silber gewonnen. Die festen Staubteilchen werden8 aus den Ofengasen zunächst in Kanälen, einer runden Kam m er und einem W ascher entfernt. Sie treten dann 66° warm und m it Feuchtigkeit gesättigt in eine 2,4 m breite, 1,8 m hohe und 4,8 m lange gußeiserne Kammer. In ihr hängen parallel zum Gasstrom in schmiedeeisernen verbleiten Rahmen, die m it Deckeln versehen sind, Bleistreifen als Elektroden. Der durch die Entladungen zwischen ihnen niedergeschlagene Staub enthält durchschnittlich 2,7% Silber, 0,0034 Gold, 28.0 Antimon, 10,0 Arsen, 9,0 Blei, 6,5 Selen, 6,0 Tellur, 2.0 W ismut und 0,9 Kupfer. Man gewinnt 29,2% des Silbers und 6,6% des Goldes, die im ganzen Flugstaub­

system niedergeschlagen werden, oder 0,24 bzw. 0,022%

1 C h e m . N ew a 1915, B d . 111, S . 183 u n d 190.

2 C h e m .-Z tg . 191S, B d . 42, S . 28.

3 M e ta ll u . E r z 1916, B d . 13, S . 222.

* e b e n d a , S . 223.

5 ßliündä S 1225*

6 T r a n s . A rn er. E l e c tro e h e m . S o c . 1916, B d . 28, S . 119.

1 a . a . O . S . 127.

8 A l d r i c h , a . a . O . S . 123. .

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