B e z u g s p r e i s
vierteljä h rlich bei Abholung in der D ruckerei 5 M; bei B ezug durch d ie P o s t und den B u ch h a n d el 6 A;
unter Streifband für D e u tsch land, Ö sterreich-U ngarn und
L uxem burg 8 M, D nter S tr e i f b a n d im W e l t p o s t
v e r e i n 9 M.
Nr. 47
G lü ck a u f
B e r g - u n d H ü t t e n m ä n n i s c h e Z e i t s c h r i f t
2 5 . N o v e m b e r 1911
A n z e i g e n p r e i s
für die 4 m al g esp a lten e Nonp.- Z eile oder deren R aum 25 Pf.
N ä h eres über P r e is
erm äßigungen bei w ied erh olter A ufnahm e erg ib t der auf W un sch zur V erfü g u n g
stehende T arif E inzelnum m ern w erd en n u r in
A u snahm efällen ab gegeb en .
4 7 . J a h r g a n g
I n h a l t :
S eite
B l e i g l a n z u n d B l e n d e i n d e n G ä n g e n a m N o r d r a n d e d e s R h e i n i s c h e n S c h i e f e r g e b i r g e s . Von B e rg re fe re n d a r F r i e d e n s b u r g , B re sla u . . 1825 U n t e r s u c h u n g e n a n e l e k t r i s c h u n d m i t D a m p f
b e t r i e b e n e n F ö r d e r m a s c h i n e n . B e ric h t des V ersu ch sau ssch u sses. ( F o r t s . ) ...1832 D ie w i c h t i g e r e n Z i n n e r z b e r g b a u g e b i e t e . V on
H ü tte n in g e n ie u r B . S i m m e r s b a c h , W ie s b a d e n 1838 S c h w e d e n s B e r g b a u u n d E i s e n i n d u s t r i e i m
J a h r e 1 9 1 0 ...1847 D ie E i s e n - u n d M e t a l l h ü t t e n i n d u s t r i e F r a n k r e i c h s im J a h r e 1 9 0 9 ... 1851 T e c h n i k : E in n e u e r F lü s s ig k e its z e rs tä u b e r . . . 1854 M a r k s c h e i d e w e s e n : B e o b a c h tu n g e n d e r E r d b e b e n
sta tio n d e r W e stfä lisc h e n B e rg g e w e rk sc h a ftsk a ss e in der Z e it v o m 13. —20. N o v e m b e r 1911 . . . . 1855 V o l k s w i r t s c h a f t u n d S t a t i s t i k : K o h le n a u s fu h r
G ro ß b rita n n ie n s im O k to b e r 1911. B e ric h t des
S e ite
V o rsta n d e s d es R h e in isc h -W e s tfä lisc h e n K ohlen- S y n d ik a ts . S alzg ew in n u n g im O b e rb e rg a m ts b e z irk H a lle a. S. im 3. V ie rte lja h r 1911 . . . 1855 V e r k e h r s w e s e n : W a g e n g e ste llu n g zu d e n Zechen,
K o k e re ie n u n d B rik e ttw e rk e n d es R u h rk o h le n b e z irk s. K o h len - u n d K o k sb e w e g u n g in d e n R h e in h ä fe n zu R u h r o r t, D u is b u rg u n d H o ch feld im O k to b e r 1911. A m tlic h e T a rifv e rä n d e ru n g e n . . 1857 M a r k t b e r i c h t e : E s se n e r B örse. D ü sse ld o rfe r B örse.
S a a rb rü c k e r K ohlen- u n d K o k sp reise. V om rh e in isc h -w e stfä lisc h e n E is e n m a rk t. M e ta llm a rk t (L ondon). M a rk tn o tiz e n ü b e r N e b e n p ro d u k te . N o tie ru n g e n a u f d em englischen K o h len - u n d F r a c h t e n m a r k t ...1857 P a t e n t b e r i c h t ... 1860 B ü c h e r s c h a u ... 1864 Z e i t s c h r i f t e n s c h a u ...18 6 P e r s o n a l i e n ...1868
B l e ig la n z u n d B l e n d e i n d e n G ä n g e n a m V o n B e rg re fe re n d a r Am N ordrande des R heinischen Schiefergebirges tr i t t im Bergrevier W erden eine große Z ahl von E rzgängen auf, die ehem als G egenstand eines leb h aften B erg
baues gewesen sind. D en letz te n R est davon bildet heute die kleine B leierzgrube G lückauf bei Velbert (Gewerkschaft G lückauf-N eviges). Die in frü h e m Ja h re n abgebauten V orkom m en sin d b ereits m ehrfach be
handelt worden1; neuerdings h a t der sehr um fangreiche
‘ B ä r t l i n g : F lö zle e re s und U n terk a rb o n im F e ld e der Zeche Neu-Diepenbrock III. G lü ck a u f 1909, S. 181 ff.
H. E. B ö k e r : D ie M in era la u sfü llu n g der Q u erv erw erfu n g ssp a lten im Bergrevier W erden und ein ig en a n g ren zen d en G ebieten , G lückauf 190(1, S. 1065 ff u. 1101 ff.
H i l t : G rubenw asser und G rnbenbrand in dem E rzb erg w erk N eu - D iepenbrock III bei S e lb e c k , G lü ck au f 1 907. S. 897 ff.
K a y s e r : B eiträge zur K en n tn is v o m O b erd evon am N ord ran d e des R heinischen S ch ie fe r g e b ir g es. Jah rb. d. G eol. L a n d esa n st. 1 881, S. 51.
K r a t z : D a s U nterkarbon v o n R a tin g en b is A prath, G lü ck a u f 1909, S. 729 ff.
S t o c k f l e t h : Die E rz g ä n g e im K o h len k a lk d es B er g r e v ier s VV erden, G lückauf 1895, S. 381 ff! u. 405 ff.
S c h r ä d e r : Ü ber das B le ier z v o rk o m m e n b ei L in torf, V erh. des naturhist. Ver. B o n n , 1880, K orresp. B l. S. 60 ff.
N o r d r a n d e d e s R h e i n i s c h e n S c h i e f e r g e b i r g e s . r i e d e n s b u r g , B re sla u .
S teinbruchbetrieb des R eviers eine große Z ahl sowohl ganz neuer als auch früher schon b e k a n n te r Vor
kom m en aufgeschlossen oder neu zugänglich gem acht.
Die Gänge, deren Z usam m enhang m it den Q uer
verw erfungen im nördlich vorgelagerten S teinkohlen
gebirge unzw eifelhaft nachgew iesen ist, tre te n in allen H orizonten auf, vom M itteldevon an bis zum p ro d u k tiv en K arbon. Die T ek to n ik des Gebietes ist, entsprechend der T e k to n ik im Steinkohlenbezirk, bedingt durch die w ellenartige Folge von S ä tte ln u n d Mulden, die im allgem einen ein G eneralstreichen von W SW nach ONO besitzen u n d häufig durch Ü berschiebungen gestört
S c h r ä d e r : Ü ber d ie S elb eck er E rzb erg w erk e, V erh . des natur
h ist. V er. B onn, 1884, Korresp. B l. S. 59 ff.
v. S c h w a r z e : Z in k b len d e un d B leierzv o rk o m m en zu S elb eck . Verh! des naturhist- V er. B onn, 1886. Korresp. B l. S. 75 ff.
Ferner sind eine große A nzahl v o n P rü fu n g sa rb eiten aus den A k ten der K gl. Geof. L a n d e sa n sta lt v o n 1879—1907, so w ie d ie in den A kten des K gl. B er g r e v ier s W erden e n th a lte n e n B etrieb sb e r ic litc und v e r sch ied en e G utachten b en u tzt w orden, w orauf im ein zeln en d u rch H in zu fü g u n g der J a h r e sz a h l h in g e w ie s e n ist.
sind. B em erkensw ert ist, daß im Ganggebiet die M ulden
flügel ste ts steiles E infallen besitzen.
F ü r eine B esprechung der Erzgänge kom m en folgende Gebirgsstufen in B etrac h t:
Als liegendster H orizont die L e n n e s c h i e f e r des M itteldevons, schwärzliche und graue, tonige und sandige Schiefer, darüber der S t r i n g o c e p h a l e n k a l k des M itteldevons, ein in zahlreichen Steinbrüchen aufgeschlossener, grobbankiger, fester K alkstein, der häufig an der Oberfläche u nd von Q uerspalten aus in weitem U m kreise dolom itisiert ist.
Das O b e r d e v o n v ertreten w ieder sandig-tonige Schiefer von grauer u nd blauer F a rb e ; sie sind dick- bankig u nd glim m erreich u nd w erden durch Ver
w itterung hell oder bräunlich u nd dünnschiefrig. H äufig kann m an sie auch als richtige Sandsteine m it geringem Tongehalt ansprechen.
Vom U nterkarbon sind beide Stufen, K oblenkalk und Kulm , ausgebildet. D er K o h l e n k a l k ist dem m itte l
devonischen K alk im allgemeinen sehr ähnlich; auch er ist dickbankig und fest u nd an vielen Stellen sta rk dolom itisiert. D urch abwechselnde K alk- und Schiefer
bänkchen geht er allm ählich in den K u lm über. Hier herrschen die Schiefer, u. zw. in erster Linie A laun
schiefer vor, d. h. Tonschiefer m it erheblichem G ehalt an K ohlenstoff u nd Eisenkies (je bis zu 15 % ); daneben tre te n reine Tonscüiefer u nd sandige Schiefer auf.
Die Zunahm e des Q uarzgehaltes zeigt den Ü bergang in die Schichten des F l ö z l e e r e n an, die vorw iegend aus Sandsteinen in allen Ü bergängen bis zu sehr dünn- schiefrigen, brüchigen Tonschiefern bestehen.
Diese Schichten werden häufig u nd in w eiter E r streckung von Q u e r v e r w e r f u n g e n durchzogen, die ganz allgemein ein Streichen von Süden nach N orden zeigen u nd sehr steil nach O sten einfallen. Von dieser S treichrichtung weichen die Gänge nu r unbedeutend oder bei Z ersplitterungen in der S treichrichtung nu r auf kurze E rstreckungen ab. Viele dieser Quer Verwerfungen sind als Erzgänge ausgebildet. Selten treten sie als einheitliche Spalten auf; fast stets liegen Sprungzonen vor, bei denen größere S palten von zahllosen kleinern und kleinsten T rüm ern um geben werden. A uch die großem halten oft nicht aus, sondern zersplittern und scharen sich u nd sind untereinander durch zahlreiche D iagonaltrüm er verbunden.
Im allgemeinen ist aber festzustellen, daß die Gänge nach der Teufe geschlossener, einheitlicher werden.
Gegen die Oberfläche h a t bei geeignetem G estein eine Z ersplitterung der Gänge stattg efu n d en , die in der geringem K ohärenz der O berflächenschichten infolge des m angelnden Auflagedruckes und besonders in den für eine Z ertrüm m erung des Gesteins günstigem R au m verhältnissen begründet ist.
Die beschriebene F o r m der S palten ist in hohem Grade abhängig von der physikalischen Beschaffenheit des N ebengesteins. P lattige, schiefrige Gesteine be
günstigen infolge der geringen K ohärenz sta rk das Auf
reißen der Schichten; daher sind diese Gesteine je nach ihrer F estigkeit m eist von einer großem Anzahl kleinerer und m ächtigerer Spalten u nd T rü m er durch schw ärm t.
Der ganz weiche u nd m ilde Tonschiefer des Flözleeren
zeigt im G egensatz hierzu ü b e rh a u p t keine Spalten
bildung, sondern n u r eine Zone z e rrü tte te n Gesteins, da
gegen bew irken die festen, d ickbankigen Sandsteine und K alke das A ufreißen scharf begrenzter, einheitlicher Spalten.
Die A u s f ü l l u n g der Gänge b e ste h t außer aus N ebengesteinsbruchstücken, die häu fig durch die Lö
sungen verkieselt sind, ganz allgem ein b etrach tet, aus Q uarz, B itte rsp a t, K alk sp at, Blende, Bleiglanz, Mar
kasit, K upferkies, Schwefelkies u n d Schwerspat. In der O xydationszone tre te n M alachit, W eißbleierz, Pyro
m orphit u n d B rauneisenstein, seltener Galmei auf. Der M ineralreichtum ist also n ic h t sehr groß.
Im folgenden sollen die einzelnen Vorkommen auf prim äre T eufenunterschiede, im besondern auf die Ver
teilung von Bleiglanz u nd Blende hin, u n tersu ch t werden.
In der B eschreibung, bei der die allgem einen Verhältnisse m it R ücksicht auf die angegebene L ite ra tu r nicht b e rü h rt sind, folgen die V orkom m en einander nach dem A lter ihres N ebengesteins.
L e n n e s c h i e f e r . A uf der G rube B e n th a u s e n (s. Abb. 1) w ar nach den B etrieb sb erich ten eine Quer
verw erfungszone m it einer g ro ß em Z ahl von Gängen bis zu 131 m Teufe ausgerichtet. Bleiglanz w'ar das Haupterz, auf der 131 m -Sohle fanden sich auch Blende und ge
ringe Mengen von K upferkies (1902). An den Scharungs
p un k ten der H au p tg än g e w urden Anreicherungen an Bleiglanz festgestellt (1900).
G rube F o r t u n a 1. E ine etwra 400 m b reite Störungs
zone d u rch setzt L enneschiefer u n d Stringocephalenkalk m it m ehreren Parallel- u n d D iagonalgängen, die auf der 25 m -Sohle sta rk z e rtrü m m e rt, au f der tiefsten (64 m-) Sohle aber schon einheitlicher u n d geschlossen erscheinen.
D as H au p te rz ist B leiglanz; B lende t r i t t erst auf der 64 m -Sohle u nd hier auch n u r in den Gangteilen innerhalb des Schiefers auf. Im K alk w ird nu r an einer Stelle ein kurzes B len d etru m aufgeschlossen. Gleich
zeitig m it der Blende erscheint auch M arkasit. Im Kalk haben die L ösungen zur B ildung von metasomatischer.
E rzstöcken A nlaß gegeben (1897-1899). Bemerkenswert ist noch die aus den G rubenrissen zu ersehende Tatsache, daß der G rundw asserspiegel im K alk 18 m tiefer lag als im Schiefer.
S t r i n g o c e p h a l e n k a l k . B ergbaulich w ar nur das V orkom m en der G rube E m a n u e l aufgeschlossen. Hier sind ausschließlich Bleierze ab g eb a u t worden. Die zahl
reichen großen Steinbrüche bei Hoferm ühle, Roden- hausm ühle, W ü lfra th u n d O berdüssel haben eine Menge von kleinen B leierzgängen erschlossen. Blende fand sich nirgends, auch n ic h t in S puren, dagegen hin und wieder K upferkies, k en n tlich am grünen M alachitanflug. Auch w urden kleine m etaso m atisch e E rzstöcke und -nester beobachtet.
O b e r d e v o n i s c h e r S c h i e f e r s a n d s t e i n . Auf der G rube J o s e p h in e wmrde vorw iegend Bleiglanz ge
funden, Blende dagegen n u r in Spuren, die sich besonders 1 E n tg eg en der A n sic h t B ö k e r s , der d ie G änge von Fortuna an die Grenze von M ittel- und O berdevon v e rleg t, m uß man nach den Gruben*
rissen, auf denen K alk in z ie m lic h flacher L a g er u n g don Schiefer über
deckt, sow ie n ach den g e o lo g is c h e n Karten, den »Schiefer« der Berichte als L en n esch iefer an seh en .
25. N o v e m b e r 191 1 G l ü c k a u f 1 8 2 7
durch ein kurzes Gesenk u n te r d e r Stollnsohle nach- weisen ließen (1862 und 1893).
Grube F e r d i n a n d e . A uf den obern Sohlen w urde ausschließlich Bleiglanz a b g e b a u t; daneben fanden sich untergeordnet K upferkies, M arkasit u nd Blende. G ang I und II scharen sich bei 100 m Teufe (1891). Mit dem Aufschließen der 100 m - u n d d er 120 m -Sohle ist die Aufbereitung auch für B lende ein g erich tet w orden, die dann immer m ehr überw iegt (1893). B lende kom m t schon oberhalb der Stollnsohle vor (1889).
Auf der Grube W i l h e l m II zeigen die Gänge das
selbe V erhalten: S charung der S palten nach der Teufe zu (Gang I u n d II bei 200 m Teufe) u n d allm ähliche Verdrängung des ursprünglich fast ausschließlich vo r
herrschenden Bleiglanzes d u rch B lende auf den tiefen Sohlen. Auf der 200 m -Sohle ist Blende das H aupterz, wird aber von Bleiglanz begleitet (1901, 1902). Blende
w urde in geringen Mengen schon auf den obersten Sohlen gefunden (1894).
Die Zeche E i s e n b e r g b au te auf der nördlichen F o rtsetzu n g des Gangzuges von W ilhelm II. Bleiglanz tr a t auf den obersten Sohlen fast allein auf, w ährend auf der 60 m- u nd der 100 m-Sohle Blende im m er m ehr über
wog (1900-1902). Die Gänge setzen nach Norden bis in den K ohlenkalk hinein. H ier brach ten die Aufschlüsse n u r Bleiglanz m it M arkasit, Blende fehlte völlig (1902 u n d G rubenrisse).
G rube T h a l b u r g . Die G ebirgsverhältnisse sind rech t unklar, jedenfalls treten die Gänge in den obersten H orizonten des Oberdevons auf und setzen sich im K ohlen
kalk fort. Die G rubenbaue erstrecken sich aber fast n u r auf die G angteile innerhalb der Schiefersandsteine, da der K ohlenkalk hier wie überall sehr viel W asser führt.
B ek an n t sind 3 Gänge, die auf den obern Sohlen fast n u r
A b b . 1. Ü b e rs ic h ts k a r te d e r E rz g ru b e n d e s B e rg re v ie rs W erd en . Bleiglanz führen. Auf der 62 m - u n d der 91 m -Solde tr i t t
Blende hinzu, auf der 150 m- u n d vollends auf der 2'10m- Sohle überwiegt sie d an n du rch au s (1897-1902). A ußer
dem wurde ein diagonal streich en d er G ang ab gebaut, bei dem in m anchen Teilen B lende schon an der T ages
oberfläche das H au p terz b ild ete (1891).
Ver. G l ü c k a u f bei V elbert besaß m ehrere B e
triebspunkte. D urch den C l e m e n s s t o l l n bei Neviges ist ein Gang aufgeschlossen w orden, der nach den A n
gaben des frühem B etriebsführers B leiglanz als H a u p terz führte. Daneben tr a t B lende auf, die n ach der Teufe hin zunahm. F ern er sin d in dem G rubenfelde östlich von Velbert m ehrere Gänge b e k a n n t: der H a u p t
gang, auf dem früher die G rube P rin z W ilhelm b au te, und westlich von ihm m ehrere P a ra lle ltrü m e r, auf denen jetzt der B etrieb der G rube G lückauf um geht.
Die Grube P r i n z W i l h e l m h a t von allen G ruben des Gebietes den längsten u n u n terb ro ch en en B etrieb geführt. U rsprünglich w urde n u r B leiglanz a b g e b a u t;
die Mittel über der Stollnsohle w aren im w esentlichen erschöpft, als der B etrieb im J a h re 1858 von neuem einsetzte. Die durch das allm ähliche F o rtsc h re ite n in die Teufe bedingte V erschiebung des E rzg eh a ltes ist aus der graphischen D arstellung (Abb. 2) zu ersehen.
In den Ja h re n 1879-81 bew egte sich der A bbau bei geringer Förderung infolge m a n g elh after A ufschlüsse
%
A b b . 2. A n te il d es B leig lan zes a n d e r E rz fö rd e ru n g d e r G ru b e P rin z W ilh elm .
wieder vorwiegend auf den obern Sohlen. 1900 kam der B etrieb auf dem H auptgang zum Erliegen, 1895-1901 betrug der Anteil des Bleiglanzes fast durchw eg weniger als 1% ; die Förderung h a tte gegen früher sehr stark nachgelassen, so daß diese Ja h re keine wesentliche Be
deutung m ehr haben. Neben Bleiglanz und Blende tr a t n u r noch K upferkies in geringen Mengen auf.
Prinz Wilhelm wurde eingestellt, weil der alte Schacht den Erfordernissen des in im m er größere Teufen gelangten Bergbaues nich t m ehr en tsprach u nd die K osten für die N euaufw ältigung gescheut wurden.
Auf den westlichen Gängen, abgebaut von der Zeche G l ü c k a u f , Schacht II I , ist bisher bis zur 150 m- Sohle fast als einziges E rz Bleiglanz angetroffen worden.
Allerdings sind Kupferkies u nd auch Blende, diese nu r in äußerst geringen Mengen, auf der tiefsten Sohle gefunden worden.
Zwei nach Osten angesetzte Querschläge trafen die nördliche streichende F ortsetzung des H auptganges u n bauw ürdig an, doch zeigte sich auch hier die durch die F ö rd erstatistik von P rinz W ilhelm nachgewiesene E rz verteilung. Dasselbe E rgebnis h a tte der d o rt abgeteufte V ersuchsschacht, Schacht II.
K o h l e n k a l k . Innerhalb des G rubenfeldes von G l ü c k a u f ist der H e l e n e g a n g erschlossen u nd teil
weise abgebaut worden. H eute ist er durch den K alk
steinbruch bei Sondern erneut zugänglich gem acht worden. E r fü h rt ebenso wie ein zweites in dem Stein
bruch gefundenes schwaches T rum Bleiglanz u nd etw as Kupferkies. D er erw ähnte von Glückauf, Schacht I I I , in größerer Teufe angesetzte Ouerschlag tr a f den H elene
gang schon innerhalb des Schiefersandsteins an, er führte hier reichlich Blende.
Im K ohlenkalk bei Ratingen-Crom ford wurde von der Selbecker Gesellschaft m it der A m a l i e n g r u b e ein Gang aufgeschlossen, jedoch der B etrieb bald wieder aufgegeben. Es fand sich nu r Bleiglanz, daneben K upfer
kies in Spuren vor. Dieselbe E rzführung zeigen einige schwache Trüm er, die durch den Steinbruch bei Cromford aufgeschlossen worden sind.
Auf der G rube-L i n t o r f durchsetzen die Gänge ver
schiedene H orizonte, deshalb ist hier die E rzverteilung von besonderen Interesse.
E s tre te n zwei m ächtige, parallele Gänge auf, die in schiefrigen Gesteinen von Parallel- u nd D iagonal
trüm ern begleitet werden. Sie durchsetzen zwei Sättel des U n te rk a rb o n s; in der dazwischen liegenden Mulde und in den anschließenden Mulden, die durch das Flözleere ausgefüllt sind, zersplittern sie in den weichen Schiefern und werden unbauw ürdig. In den abgebauten G ang
teilen bestand das N ebengestein aus K ohlenkalk, ferner aus den Kieselschiefern, Alaunschiefern, Tonschiefern und Sandsteinen des K ulm s und des Flözleeren. Auf den beiden Gängen u nd den N ebentrüm ern h at eine größere Zahl von Schachtanlagen gebaut. Die H a u p t
menge des Erzes w ar M arkasit, daneben fand m an Bleiglanz u nd Blende.
Auf die M arkasitvorkom m en soll hier nicht näher eingegangen werden. Sie finden sich, abgesehen von den m etasom atischen Lagern von F o rtu n a und Eisenberg, nu r auf den Gängen von Selbeck und
L in to rf in nennensw erten Mengen. M arkasit ist stets zweifellos jü n g er als B leiglanz u n d Blende u n d h at auf das A u ftreten dieser beiden E rze u n d ih r Verhältnis zueinander keinen nachw eisbaren E influß ausgeübt.
Das M engenverhältnis zw ischen Bleiglanz und Blende in der G esam tförderung des häufig unterbrochenen B etriebes von 1859-1902 w ar etw a 2 : 1 , wenn die in der ersten Zeit g e tre n n te n Einzelw erke zusammen
gefaßt werden. Die G ruben sin d bis zu einer Teufe von 100 m u n te r der T agesoberfläche aufgeschlossen, die sich n u r wenig über den R heinspiegel erhebt. Im G egensatz zu der allgem ein festgestellten Abnahme des Bleiglanzes u n d der Z unahm e der B lende nach der Teufe zu b eh a u p te t schon B e h r e n s (1879), daß auf L m torf der Bleiglanz zunehm e, w ährend Markasit u nd Blende abnähm en.
Infolge der außergew öhnlichen Wasserschwierig
keiten ist der B etrieb auf L in to rf häufig jahrelang unter
brochen gew esen; außerdem h a t m an leider die an
fänglich für die einzelnen Zechen g etren n t geführte S ta tis tik sp ä te r vereinigt. Im m erhin geben folgende Zahlen für die L in to rfer Bergw erke einen Anhalt.
Das V erhältnis B leiglanz-B lende b e tru g im Durchschnitt der B etriebsjahre 1862/63 1 : 1,5, 1868/69 1 : 0,4, 1879/83 1 : 0,3 u n d 1902/3 1 : 0,2. Dabei ist zu be
denken, daß der sehr reine, m eist als hochwertiges Glasurerz abgesetzte Bleiglanz besonders früher ungleich w ertvoller w ar als Blende, die außerdem infolge der V ergesellschaftung m it M arkasit in der Aufbereitung Schw ierigkeiten v erursachte. D ah er ist anzunehmen, daß das geologische V orkom m en in den Aufschlüssen der betreffenden J a h re der in der S ta tistik deutlich erk ennbaren E n tw ick lu n g der E rzv erteilu n g eher noch stä rk e r entsprach, als die F ö rd e rsta tistik erkennen läßt.
Die auffällige Z unahm e des Bleiglanzes nach der Teufe zu, die allen oben zusam m engestellten Erfahrungen w iderspricht, d rä n g t zur B each tu n g des Nebengesteins.
Auf L intorf geht das N ebengestein, wie sonst auf keiner Grube des G ebietes festgestellt w orden ist, auch in der F allrich tu n g der Gänge aus den Schiefern und Sand
steinen des Flözleeren u n d K ulm s in den Kohlenkalk über. D a dieser Ü bergang auch im Streichen, bisweilen auch in querschlägiger R ic h tu n g sta ttfin d e t, m ußte sich die V erschiebung im B leiglanz-B lende-V erhältnis eben
falls hierbei heraussteilen.
Die von S chacht D iepenbrock im Gange nach Norden aufgefahrenen Strecken schlossen im K ohlenkalk Blei
glanz u n d M arkasit, nach Süden innerhalb der Schiefer Blende auf (I8 6J). R eine B len d etrü m er wurden ange
troffen bei den S chächten M arianne (bis zu 2 m mächtig), A ugusta, C ath arin a, H einrich (bis zu 0,7 m derb), Lom an (4 m m äch tig ; auf der 40 m-Sohle tra t außer
dem noch Bleiglanz, au f der 80 m- und der lOOm-Sohle fast reine Blende auf [1889, 1898]) und Friedrichsglück (m ehrere T rüm er). Alle diese Vorkommen haben
»Schiefer«1 als N ebengestein.
1 Der A usdruck » S ch iefer« w ir d in den B etrieb sb erich ten der Lin
torfer E rzb erg w erk e z u sa m m en fa ssen d für alle n ich tk alk igen , durch
w eg w a ssertra g en d en G estein e geb rau ch t. E ine nach träglich e Unter
sch eid u n g der v e rsc h ie d e n e n Stu fen w ü rd e a u f zu große Schwierig
k e ite n stoßen.
25. N o v e m b e r 1 9 1 1 G l ü c k a u f J829
Ein von Schacht H einrich nach W esten angesetzter Querschlag ergab in dem in festem Schiefer ansteh en d en mächtigen D iagonalgang ein H aufw erk m it 30% Blende und 5% Bleiglanz, d an n w eiter w estlich in den kleinern Trümern im K alk n u r B leiglanz m it M arkasit (1878 und 1880).
Der Georg- u nd B rock m an sch ach t förderten au s
schließlich Bleiglanz u nd M arkasit, die A bbaue be
wegten sich im K ohlenkalk.
Auf Grube F riedrichsglück zeigte der G ang vom Hangenden zum Liegenden folgendes P rofil1:
Hangendes: A launschiefer,
E rz tru m (fast trocken) m it M arkasit, Bleiglanz u nd Blende,
12 m w asserführender L e tten ,
H au p tg an g (sehr w asserreich) m it Blei
glanz, daneben w enig M a rk a s it; Blende fehlt,
Liegendes: K ohlenkalk.
Nirgends h a t ein A u ftreten von B lende in den vom Kohlenkalk begrenzten G angteilen festgestellt w erden können. Die Angaben über den L om anschacht beweisen, daß dort, wo die Schiefer als N ebengestein bis in größere Teufen aushalten, die G angfüllung den üblichen W echsel Bleiglanz-Blende zeigt.
Die Gangteile im Schiefer fü h rten ste ts n u r wenig Wasser, z. B. h a tte der L om anschacht im S ch a ch t
sumpf und in den B len d etrü m ern n u r 0 ,1 -0 ,4 cbm Wasser (1889 u n d 1899). E rs t das A nfahren des K alkes oder der vom K alk nich t d u rch w assertragende Schichten getrennten Gangteile b rach te überall W asser bis zu Mengen von 100 c b m /m in u n d m ehr. Alle diese G ang
teile haben nach B ehrens w ahrscheinlich durch den Kalk m iteinander in V erbindung gestanden.
Nach alledem scheint die T atsach e für L in to rf n a c h gewiesen, daß Bleiglanz in den G angteilen v o rh errsch t, die von dem w asserführenden K ohlenkalk begrenzt werden, Blende dagegen in n erh alb der w asserarm en Schiefer. Diese B eobachtung w urde sehr frühzeitig gemacht und ist von Z ö r n e r (1888), H o h n h o r s t (1890) B ilh a r z (1892), H o p p e , S t o c k f l e t h u n d A c h e p o h l festgestellt worden. D aneben ist d an n au ch hier w ieder bei gleichbleibendem N ebengestein die A bnahm e des Bleiglanzes gegenüber B lende n ach der Teufe hin zu v e r
zeichnen.
K u lm u n d F l ö z l e e r e s . D ie G rube S e lb e c k , Schacht N eu-D iepenbrock II I , w ar die b ed eu te n d ste des ganzen Gebietes. Das G angvorkom m en liegt nach B a r tlin g innerhalb des M ittel- u n d U nter-F lözleeren, die tiefem Gangteile liegen in n erh alb des K ulm s, also ganz innerhalb der »Schiefer«. Die L a g e rstä tte ist bis zu 400 m Teufe aufgeschlossen.
Nach der Oberfläche hin ist der G ang s ta rk z e rs p litte rt, nach der Teufe zu w ird er geschlossener. Von der 240 m- Sohle ab w urde n u r noch der H a u p tg a n g a n g e tro ffe n ; die auf den obern Sohlen b ek an n ten u n d z. T. n ich t u n wichtigen G angtrüm er keilen sich n ac h der Teufe zu aus oder scharen sich m it dem H au p tg an g e. D o b b e l- s te in (1903) zählt auf den obern Sohlen 24 bauw ürdige
1 Nach den B etrieb sb erich ten von 1862 u n d 1878, v g l. N ö g g e r a t h , Gutachten 1872.
T rüm er neben dem H auptgang. In der Gangzone ließen sich deutlich zwei M ittel, das N ord- und das Südm ittel, unterscheiden, die streichend derselben Spalte angehörten, ab er durch ein taubes M ittel von wech
selnder Länge g etren n t waren. Dieses M ittel w irkte, wohl infolge des V orhandenseins einer Ü berschiebung oder infolge des A uftretens jüngerer lettig er Störungen, w asserabschließend.
Das Selbecker G angvorkom m en zeigt auch für das V erhältnis von Bleiglanz u nd Blende eine große A nzahl beachtensw erter Erscheinungen.
D as H au p terz von Selbeck w ar Blende. Auf den obern Sohlen fin d et sich auch Bleiglanz in großer Menge, m eist in besondern B leiglanztrüm ern, dann aber auch auf dem H au p tg an g und in N ebentrüm ern, die vor
w iegend Blende führen. Allerdings ist er auch dort m it Blende nie innig verw achsen; auch V erdrängungs
erscheinungen werden an keiner Stelle erw ähnt.
E bensow enig lassen die in der Sam m lung der Bochum er Bergschule, auf dem B ergrevierbureau W erden und an änd ern O rten zahlreich aufbew ahrten Stufen etw as d erartiges erkennen.
A b b . 3. A n te il des B leig lan zes a n d e r E rz fö rd e ru n g der G ru b e S elbeck.
Ganz allgem ein ließ sich eine A bnahm e des Blei
glanzes im F ö rd erg u t u n te r gleichzeitiger Z unahm e der Blende beobachten. Abb. 3 stellt diese E r
scheinung graphisch d ar. N atü rlich lä ß t die E igen
a rt des G angbergbaues, bei dem so häufig wieder Aufschlüsse auf den obern Sohlen gem acht werden, auch w enn der H a u p ta b b a u schon in größerer Teufe um geht, keine geradlinig verlaufende E n tw icklung zu.
D er anfänglich 10% betragende A nteil des Bleiglanzes am E rzausbringen im D u rch sch n itt der drei ersten B etriebsjahre (1881—83)1 sin k t bis auf 0,2% im Jah re 1894. Bis dah in sch reitet der A bbau regelm äßig in die Teufe fort, wie aus den B etriebsberichten k lar ersichtlich ist. N ach dieser Quelle fü h rten die Ja h re nach 1896 zu unbefriedigenden A ufschlüssen auf den tiefern (270, 300 u nd 350 m-) Sohlen infolge allm ählichen Auskeilens des bis dahin allein bek an n ten S üdm ittels. D aher w urden die obern Teufen w ieder eifriger u n te rsu ch t und
l P o m m e r (1884). D ie s ta tis tis c h e n Angaben der ersten Jahre sind w id ersp rech en d und lü c k e n h a ft. V on 1884 ab ist d ie a m tlic h e S ta tistik zu gru n d e g e le g t w orden.
kerm Bleiglanzanteil — abgebaut. Diese Lage steigerte sich in den Jah re n 1900 und 1901 infolge eines W asser
einbruchs dahin, daß der A bbau nu r noch oberhalb der 120 m-Sohle umging. Dem gem äß erhöhte sich der Blei
glanzanteil wieder auf 7,3 u nd 7,9% . Von da an ank er aberm als m it der Zunahm e der V orrichtungs
arbeiten auf den tiefen Sohlen des 1899 zuerst ange
fahrenen N ordm ittels, das im ganzen zwar etw as m ehr Bleiglanz als das Südm ittel in gleicher Teufe, doch bei weitem nicht so viel führte als auf den obern Sohlen.
1905 w urde die G rube eingestellt, da sie dauernd m it sehr großen W asserzuflüssen und vor allem m it schweren B ränden im A launschiefer zu käm pfen h atte , auch die Aufschlüsse der tiefsten Sohlen m it dem Z urück
gehen der Blende im m er m ehr M arkasit ergaben.
Die A bnahm e des Bleiglanzes nach der Teufe zu lag sowohl an dem Auskeilen der vorwiegend bleierz
führenden M ittel, das nach Zörner (1888) etw a bei der 120 m -Sohle s ta ttfa n d , als auch an dem nach der Teufe zu stattfin d en d en W echsel in der E rzführung innerhalb derselben G angtrüm er, den der B etriebsbericht w ieder
holt hervorhebt. So w ird z. B. ein B leierzm ittel bei Schacht D a h m beschrieben, in dem auf der 30 m-Sohle fast n u r Bleierz in einer M ächtigkeit bis zu 0 ,3 0 m a u ftritt, w ährend es auf der 65 m-Sohle m eist Blende m it einigen eingesprengten B leierztrüm chen fü h rt (1887). Gleiches w ird von m ehreren ändern B leierz-B lendetrüm ern be
rich tet, besonders auch von dem »Liegenden B leiblende
trum«, bei dem der W echsel etw a in der gleichen Teufe e in tra t. B em erkensw ert ist, daß der H au p tg an g von vornherein fast ausschließlich Blende führte.
Das N ebengestein bilden bis zur 270 m -Sohle a b wechselnd Tonschiefer, Schiefersandsteine u nd S and
steinschichten. Die Gangzone ist zwar, wie anfangs für die gesam ten Vorkom m en allgemein angegeben wurde, innerhalb der weichem Schiefer des Flözleeren bis zu völliger T au b h eit zersp littert und aufgelöst, auf das V erhältnis der Erze h a t aber der Wechsel sonst keinen nachw eisbaren E influß ausgeübt. Ebensow enig ist dies beim Alaunschiefer der Fall, der bei einer Teufe von 270 m einsetzt. Bei dieser Teufe ist der Bleiglanz bereits fast völlig zurückgetreten. Die den A laun
schiefer durchsetzenden Gangteile zeigen in diesem V erhalten keine Änderung, wohl aber eine auffallende Z unahm e des M arkasits.
Ü ber die Altersfolge der Erze sei bem erkt, daß, von etw aigen geringen N eubildungen abgesehen, Bleiglanz u nd Blende gleichaltrig sind, also jedenfalls den gleichen Tiefenlösungen ihre E n tsteh u n g verdanken. B ö k e r s außerordentlich eingehende A ufstellung steh t allerdings m it diesen B eobachtungen nicht in Einklang.
E s ist erforderlich, noch einige Bem erkungen über die s o n s t i g e A u s f ü l l u n g d e r G ä n g e hinzuzufügen.
Die einzelnen M ineralien sind bereits oben aufgezählt worden. Hervorgehoben sei, daß säm tliche erw ähnten Gänge wie in ihrem äußern V erhalten so auch in ihrer Ausfüllung durchaus einander gleichen. Die H a u p t
menge des Erzes, Blende u nd Bleiglanz m it sta rk u n te r
geordnetem Kupferkies, ist zusam m en m it einem eigenartigen Q uarz-K arbonatgem enge abgelagert. Dabei
teilen, in denen die K a rb o n ate — B itte rsp a t und Kalk
sp a t — überw iegen. U nzw eifelhaft jü n g er als diese H au p tg en eratio n ist der auf m ehreren Gängen (Fortuna.
Eisenberg, L intorf, Selbeck) in g ro ß em Mengen an
getroffene M arkasit, noch jü n g er ist eine Schwerspat- generation, die sich ausschließlich auf den westlichen G ängen (Selbeck, Lintorf) findet u n d sicherlich einer N euaufreißung der a lten Q uerverw erfungsspalten ihre E n tste h u n g v e rd a n k t. Schließlich tre te n Neubildungen aller altern M ineralien gelegentlich in K lüften auf.
Alle diese jü n g ern M ineralien hab en jedoch auf die älteste G eneration keinen E influß g eh ab t, abgesehen von gewissen E rscheinungen, die au f den tiefsten Sohlen von Selbeck eine V erdrängung der B lende durch Markasit an deuten. Jedenfalls sin d sie für die Untersuchung über das B leig lan z-B len d e-V erh ältn is ohne Bedeutung,
Ü ber das M engenverhältnis dieser beiden Etze und seine S chw ankungen d ü rfte n die vorstehenden Angaben ein genügend sicheres B ild geben, w enn sich auch die F orderungen, die K r u s c h1 für derartig e Untersuchungen aufstellt, n ich t ohne w eiteres erfüllen ließen. E r fordert näm lich zunächst, daß der M etallgehalt der jeweiligen F ö rd eru n g bei der V erw ertung der S ta tistik berück
sichtigt wird. Diese F o rd eru n g ist einerseits überaus schwierig zu erfüllen, solange unsere Bergbaustatistik nicht ü b erh au p t nach ändern G rundsätzen arbeitet;
anderseits ist ihre E rfüllung im vorliegenden Falle wohl entbehrlich, da die angegebenen Ziffern sich auf auf
bereitetes F ö rd erg u t, d. i. auf reines Erzausbringen, beziehen. Die A u fb ereitu n g san stalten dürften im all
gem einen wohl ein gleichförm iges P ro d u k t während ihrer B etrieb sjah re ergeben h a b e n ; etwaige Schwan
kungen im G ehalt des A usbringens können nicht so er
heblich gewesen sein, daß sie die A nteile der ver
schiedenen E rze am A usbringen beeinflussen. Auch werden die Folgerungen aus den Förderergebnissen überall durch die B eobachtungen g estü tzt, die an den Gangaufschlüssen selbst bei den Aus- u nd Vorrichtungs
arb eiten gem acht u n d in den B etriebsberichten, Be
schreibungen usw. niedergelegt w orden sind.
Ä hnlich v erh ält es sich m it der zweiten Forderung, die Förderergebnisse zu »horizontieren«, d. h. die je
weiligen Zahlen auch genau auf die Förderungen der einzelnen Sohlen zu verteilen. E s liegt auf der Hand, wie schw ierig dies bei der E ig en art des Gangbergbaues durchzuführen w äre, bei dem der A bbau stets auf m ehreren Sohlen gleichzeitig geführt wird. Zweifellos sind daher herausgegriffene F örderzahlen einzelner Jahre ohne anderw eitige S tü tz e ziem lich wertlos. Man darf aber n ic h t verkennen, d aß der A bbau im allgemeinen doch einigerm aßen gleichm äßig in die Teufe vorrückt.
1 reten au ß ero rd en tlich e E reignisse ein, wie es von Selbeck erw äh n t w urde, die dieses F o rtsch reiten aufhalten oder sogar in R ückgang verw andeln, so m uß diesem Umstande n atü rlic h R echnung g etrag en werden. Eine Horizon
tierung der Fördererg'ebnisse kö n n te dann an den Ver
hältn iszah len wohl in d er G enauigkeit der Ziffern kleine Ä nderungen geben, niem als aber eine so klare und
') Z. f. p r a k t . G e o l . 1911, S. 1 2 9.
25. N o v e m b e r 1911 G l ü c k a u f
scharfe E ntw icklung, wie sie bei P rinz W ilhelm und Selbeck gezeigt w ürde, verw ischen oder g ar um kehren.
Vor allem sind eben die rein zahlenm äßigen A ngaben eigentlich n u r der Beleg für die Schlüsse der B eobachter.
Man kann also für säm tliche hier beschriebenen G ang
vorkommen bei gleichbleibendem N ebengestein, soweit überhaupt genügend tiefe A ufschlüsse vorliegen, eine A b n a h m e d e s B l e i g l a n z e s n a c h d e r T e u f e zu annehmen. B ald t r i t t B lende schon auf den obersten Sohlen auf neben m ehr oder w eniger Bleiglanz, der sich allmählich nach der Teufe v erliert, wie z. B. auf Selbeck, Wilhelm II und T h alb u rg (Blendegang), bald bildet Blei
glanz das einzige E rz auf den obern Sohlen, w ährend Blende sich allm ählich ein stellt u nd im m er m ehr überw iegt, wie auf Eisenberg, T h a lb u rg (G ang I—III) u n d Prinz Wilhelm (H auptgang). D och t r i t t auch bei der zweiten Gruppe Blende schon auf den obersten Sohlen in Spuren auf. Der W echsel ist durchw eg bis zu etw a 200 m Teufe vollzogen. U n te rh a lb dieser Teufe b leib t aber ste ts noch eine technisch u n d w irtsch aftlic h nennensw erte Menge (im D u rch sch n itt etw a 1 %) von Bleiglanz v o r
handen.
Eine A usnahm e von dieser Regel ist bei gleich
bleibendem N ebengestein nirgends b eo b ac h tet worden.
Wenn auf Ver. G lückauf, S chacht I I I , auf den z. Z.
gebauten B leierzm itteln bei 150 m Teufe Blende nu r in geringen Spuren gefunden w erden kann, so m uß man sich erinnern, daß auch auf Selbeck einige Bleierz
trümer bis zu dieser Teufe a u sh alten , w ährend auf beiden G ruben die H au p tg än g e schon län g st vorwiegend Blende führen.
Nicht ganz so d eu tlic h erw iesen sind die U nterschiede in der E rzführung, die im Z usam m enhang m it V er
schiedenheiten des N ebengesteins stehen. Ohne weiteres läßt sich erkennen, d aß die stra tig rap h isch en H orizonte für sie keine Rolle spielen. D as geht schon d a ra u s h e r
vor, daß die Gänge säm tlich wohl den gleichen Vor
gängen ihre E n tste h u n g v erd an k en , u n d daß das A lter ihrer E ntstehung n a tü rlich jü n g er ist als das der jüngsten von ihnen durch setzten Schichten, des m ittle rn Flöz
leeren. N ur d o rt, wo m it dem Schichtenw echsel auch ein wesentlicher W echsel in der petrographischen Be
schaffenheit des G esteins e in tritt, lä ß t sich ein E influß auf die Gänge erw arten. A llerdings w urde schon h e r
vorgehoben, daß die F orm d er G angspalten von der Härte und Festigkeit der d u rc h se tz te n Gesteine a b hängt. A nderseits aber h a t die F orm keinen E influß auf die Ausfüllung, soweit sie n ich t ü b e rh a u p t den A bsatz von Erz verhinderte. Auf Selbeck ist das V erhältnis der Erze in den m ächtigen, einheitlichen S paltenteilen innerhalb des festen, bankigen S andsteins des Flöz
leeren das gleiche wie in den aus zahlreichen schm alen Spältchen zusam m engesetzten G angzonen in den weichen Tonschiefern.
Dagegen lä ß t sich ein scharfer G egensatz zwischen den Kalksteinen des M itteldevons u n d des K ohlenkalkes und allen übrigen G esteinen (Ton- u nd A launschiefer sowie Sandstein) feststellen.
Bei der B eschreibung der L in to rfer Gänge ist au s
führlich nachgewiesen wrorden, daß hier in n erh alb des Kohlenkalkes die B leiglanzführung zu n im m t, w ährend
n u r in den A laun- u n d Tonschiefern u nd Sandsteinen derbe B lendetrüm er auf setzen. Diese E rscheinung ist bei L intorf deshalb besonders bem erkensw ert, weil sie die so n st vorhandene Regel der A bnahm e des Bleiglanzes nach der Teufe u m kehrt. W eniger deutlich ist die gleiche B eobachtung auf Ver. G lückauf (Helenegang), Eisenberg, T halburg u nd F o rtu n a zu m achen. Bei diesen läu ft der E influß des Gesteinswechsels Schiefer-K alk m eist dem der Teufe parallel. Soweit Aufschlüsse beider N ebengesteinsarten in einer Sohle vorliegen — F o rtu n a u nd Eisenberg — ist aber auch hier Blende in den vom Schiefer begrenzten G angteilen, Bleiglanz in den vom K alk (m itteldevonischem K alk und Kohlenkalk) be
grenzten G angteilen vorherrschend. N ur auf F o rtu n a ist ein kurzes T rum Blende auch im K alk gefunden w orden; dieses ist wohl in dem gesam ten Gebiet das einzige V orkom m en von Blende innerhalb von K alk stein. D enn auch in den zahlreichen kleinen Gängen, die durch den Steinbruchbetrieb in beiden K alk arten aufgeschlossen sind, lä ß t sich niem als auch nu r eine S pur von Blende finden.
Säm tliche Gänge des Gebietes en th a lte n also ohne A usnahm e Bleiglanz in jeder Teufe. Blende ist zwar in der G esam theit bedeutend stärk er vorhanden, jedoch an vielen Stellen wieder in geringem Mengen als Blei
glanz u. zw. bis zum völligen Verschwanden. Bleiglanz ist das H au p te rz in den obern G angteilen u nd das alleinige E rz neben K iesen in den Gängen innerhalb der Kalkgesteine. T reten beide E inw irkungen gleichzeitig entgegengesetzt auf, so ist der E influß des N*ebengesteins stä rk e r als der der Teufe. Bleiglanz u nd Blende sind durch die gleichen Vorgänge en tstan d en , das Z urück
tre te n der Blende kann d ah er n u r durch örtliche E in flüsse hervorgerufen w orden sein.
Bei dem nicht allzu großen U m fang der bergbau
lichen Aufschlüsse in dem besprochenen Gebiet ist es besonders bem erkensw ert, daß in den geologisch sehr ähnlichen G angbezirken der A achener u nd belgischen Vorkom m en (besonders bei B leyberg u nd Moresnet) und denen von C um berland u nd D erbyshire1 entsprechende V erhältnisse gefunden w urden. S c h r ä d e r2 b erichtet z. B. von B leyberg in Belgien, daß auf den d o rt im K arbon aufsetzenden Gängen Bleiglanz in dem sehr w asserreichen K ohlenkalk, u. zw. am reichsten an der Grenze gegen den hangenden Sandstein a u ftritt, daß sich dann aber im Sandstein Blende einfindet und allm ählich völlig überw iegt.
Die B eobachtung des W echsels Bleiglanz-Blende nach der Teufe ist seh r häufig gem acht w-orden, so z. B.
in den P y ren äen , im Ober- u n d U n terh arz, in N assau u n d B ensberg3.
E ine E rk läru n g für die geschilderten prim ären T eufenunterschiede m uß von den chem isch-physika
lischen U nterschieden zwischen Bleiglanz u nd Blende ausgehen. D a sie durch A uskristallisation aus w ässriger Lösung e n tstan d en sind, dü rfte die verschiedene Lös
lichkeit m aßgebend sein.
1 W ^ a lla e e : T h e la w s w h ic h reg u la te th e d e p o sitio n o f lead ore in T eins. L ondon 1861.
2 S e h r a d e r : D as B le ier z v o rk o m m e n v o n L in torf, V erh. des N a tu r h ist. V ereins Bonn, 1880, K orresp. B l. S. GO.
3 Im G egensatz zu S c h u l t z , s. G lü ck au f 1910, S, 269 ff.
N ach neuern U ntersuchungen1 ist die Löslichkeit von Blende fünfm al größer als die von Bleiglanz. Man beobachtet aber vorwiegend Bleiglanz einerseits im K alk
stein, anderseits in den obern G angteilen, Blende einer
seits vorwiegend in den Schiefern u nd Sandsteinen, anderseits in den tiefen G angteilen. Auf die Löse
fähigkeitsabnahm e der Tiefenlösungen m it dem Auf
steigen nach der Oberfläche, die bisweilen für prim äre Teufenunterschiede als Ursache angegeben wird, u n te r A nnahm e von D ruckm inderung nahe der Oberfläche und von Entw eichen freier K ohlensäure kann der W echsel Bleiglanz-Blende nicht zurückgeführt werden.
Das Verhältnis m üßte dann um gekehrt liegen; auch bliebe der Einfluß des N ebengesteins unaufgeklärt.
Die Erscheinungen dü rften daher wohl auf den e r h ö h t e n E i n f l u ß v o n v e r d ü n n e n d e n T a g e s - W a s s e rn in d e r N ä h e d e r O b e r f l ä c h e u n d v o r a lle m im B e r e i c h d e r K a l k g e s t e i n e zurückzu
führen sein. Die W asserdurchlässigkeit der K alke, die auf ihrer leichten Löslichkeit b eru h t, ist überall sehr auffällig. Wo der B ergbau K ohlenkalk an traf, (Ver. Glückauf, Eisenberg, T halburg, Lintorf), wurden stets große W asserm engen angefahren, so daß m an die N ähe des K alkes allm ählich sehr fürchtete u nd mied.
Auch der U nterschied des Grundwasserspiegels bei F o rtu n a im m itteldevonischen K alk und im Schiefer zeigt den hydrostatischen Zusam m enhang des W assers im K alkstein m it weit entfern ten Tälern. In der W irkung ähnlich ist das V erhalten der obern Ganghorizonte, wo atm osphärisches W asser in großem Um fange Zufluß fand. In diesem Zusam m enhang ist auf die Z ersplitterung der obern G anghorizonte hinzuweisen, die nach den oben beschriebenen B eobachtungen etw a bei der gleichen Teufe (150— 200 m) ihr E nde erreicht wie das Vor
wiegen des Bleiglanzes. Je m ehr die S palten sich nach der Oberfläche zu öffneten, desto m ehr Zugänge waren den sulfidfreien Tageswassern gegeben. Die in lang
sam er Diffusion aufsteigenden Lösungen w urden umso stärk er v erd ü n n t, je höher sie au ftraten . D aher blieb in diesen Gangteilen leichtlösliches Zinksulfid in Lösung und das schwerlösliche Bleisulfid h a tte Gelegenheit,
1 W e i g e l : Über das Verhalten von S ch w erm eta llsu lfid en in w ässriger L ösung, B erich t d. Kgl. Ge6. d. W issen sch. zu G öttingen 1906.
sich aus den im m er neu zudringenden u nd im m er von neuem v erd ü n n ten Tiefenlösungen anzureichern. Ein besonders augenfälliger Beweis für den Zusam m enhang zwischen W asserführung u n d E rzverteilung ist das oben angegebene V orkom m en von zwei Parälleltrüm ern auf L intorf, wo in dem einen, das innerhalb der Schiefer liegt und n u r ganz wenig W asser fü h rt, Blende als H au p terz a u ftritt, w ährend in dem 12 m querschlägig en tfern ten T rum , das innerhalb des K ohlenkalkes mit den berü h m ten gew altigen W asserm engen angetroffen w urde, Blende völlig fehlt.
Die vorstehende E rk lä ru n g s te h t allerdings wohl insofern auf unsicherer G rundlage, als die Untersuchungen von Weigel u n te r norm alen D ruck- u nd T em peratur
verhältnissen vorgenom m en w urden. E s erscheint jedoch unm öglich, die T eufenunterschiede auf die Ab
k ühlung u n d D ruckm inderung der aufsteigenden Lösungen zurückzuführen, wobei sich d an n eben mit den verän d erten physikalischen V erhältnissen auch die L öslichkeitsverhältnisse h ä tte n um kehren müssen. Ein derartig er E influß m ü ß te sich allgem einer geltend m achen; wenn tatsäch lich die Löslichkeitsverhältnisse Schw ankungen unterliegen, so können diese nur gering sein, da b en ach b arte T rüm er auf G lückauf, Prinz Wil
helm u nd Selbeck auf denselben Sohlen stark e U nter
schiede im B leiglanz-B lende-V erhältnis zeigen. Gerade diese U nterschiede m achen einen E influß örtlicher W asserzuström ungen sehr w ahrscheinlich.
Im allgem einen d a rf m an also wohl annehmen, daß in den unterirdischen Quellen Zinksulfid und Blei
sulfid in gleichbleibendem V erhältnis von vielleicht 100: 1 gelöst w aren u n d u n te r norm alen Umständen auch in diesem V erhältnis zur A uskristallisation ge
langten. D ort, wo atm osphärisches W asser Zugang fand, w urde dieses V erhältnis g estö rt, indem sich vor
wiegend bis ausschließlich das schwerlösliche Bleisulfid absetzte.
F ü r den G rubenbetrieb ist nach den vorstehenden U ntersuchungen die Folgerung von B edeutung, daß kein A nlaß b e steh t, an dem Niedersetzen der Zink- Bleierzgänge u n te r gleichbleibendem V erhältnis der beiden Erze bis zu den größten Teufen zu zweifeln.
U n t e r s u c h u n g e n a n e l e k t r i s c h u n d m i t D a m p f b e t r i e b e n e n F ö r d e r m a s c h i n e n . Bericht des Versuchsausschusses.
(Fortsetzung.) III. F ö r d e r a n l a g e d e s S c h a c h t e s A m a lie zu
E s s e n - W e s t d e r Z e c h e H e le n e & A m a lie .
1. B e s c h r e ib u n g d e r A n la g e . Die Anlage gehört der G ew erkschaft Helene & Amalie in Bergeborbeck.
Zur U ntersuchung kam eine Zwillings-Tandem m aschine m it Koepescheibe, die aus 554 m Teufe förderte.
Der A bdam pf der Maschine geht zusam m en m it dem
einiger anderer M aschinen durch einen W ärmespeicher auf eine A b d am p ftu rb in e; die Förderm aschine kann je
doch auch m it A uspuff betrieben werden. Der Über
druck an den Kesseln b e trä g t 8 at. D er D am pf kann bis auf 270° C ü b e rh itz t w erden.
Die Förderm aschine u n d die A bdam pfturbine sind im Ja h re 1907 von d er G utehoffnungshütte gebaut worden.
25. N o v e m b e r 1911 G l ü c k a u l 1 8 3 3
Das S chachtgerüst (s. Abb. 76) b e steh t aus 3 Gelenk
böcken. D er A b stan d der obersten H äng eb an k von den Seilscheibenmitten b e trä g t 17,3 u n d 24,3 m , die freie Höhe bis zu den P rellträg e rn 9,7 m u n d das freie Stück im Sum pf bei tiefste r K orbstellung 10 m. ;
Die ganz aus S tahlguß hergestellte K oepescheibe hat 7 m D urchm esser. Ih r Gew icht b e trä g t 25 t, das Schwungm om ent (G D 2) 560 tm 2. Bei der H ö ch st
geschwindigkeit von rd. 16 m /se k m ach t sie 44 U m l./m in.
Abb. 76. A u friß u n d G ru n d riß d e r F ö rd e ra n la g e .
Die Seilscheiben haben 6 m D urchm esser, K ran z und Arme aus Schm iedeeisen u n d eine gußeiserne Nabe.
Das Schwungm om ent (G D 2) einer Scheibe b e trä g t 110 tm 2, das Gew icht 8 t.
Die E inteilung der Schachtscheibe zeigt Abb. 77.
Die Förderkörbe haben 3 E ta g e n für je 2 W agen nebeneinander. Sie wiegen einschl. der V erbindungs
stücke je 7,15 t, das Zw ischengeschirr 0,85 u nd die Unterseilbefestigung 0,65 t. Die K örbe haben Seiten
führung in Stahlschuhen an P itch p in e -S p u rla tte n . Bei der P roduktenförderung w ird zweim al um g esetzt u nd bei der Seilfahrt von säm tlichen 3 H än g eb än k en Ge
brauch gem acht. Am F ü llo rt sind A nschlußbühnen, Bauart Eickelberg, u nd an der H än g eb an k A u fsatzv o r
richtungen von Beien e in g e b a u t; le tztere werden jedoch nicht benutzt.
Im M ittel w iegt:
1 Wagen m it K ohle 0,887 t
1 Wagen m it B e r g e n ... 1,210 t 1 leerer W a g e n ... 0,340 t.
Der In h alt eines W agens an K ohle b e trä g t som it 0,547 t und die N u tzlast eines norm alen K ohlenzuges 3,282 t. Bei Seilfahrt sind die Schalen bei H ö ch stb e
lastung m it 42 Mann besetzt.
D as Oberseil ist ein R undseil von 55 m m D u rch m esser;
es h a t 6 L itzen m it je 30 D rä h te n von 2,7 m m D urch
m esser und wiegt 9,8 kg/m . Die B ruchfestigkeit b eträg t 149,4 k g /m m2 oder 154 t für den ganzen Q uerschnitt.
Die Sicherheit bei ruhender L ast ist dem nach bei der P roduktenförderung 8,56fach und bei der Seilfahrt 9,55fach. D as U nterseil ist ein Flachseil von 178 x24 mm Q u ersch n itt u nd gleichem Gewicht wie das O ber
seil. Beide Seile sind aus T iegelgußstahl gefertigt und werden geschm iert. Die Seilablenkung ist annähernd gleich 0°.
F ü r die Seilfahrt ist von der Bergbehörde eine Ge
schw indigkeit von 8 m /se k genehm igt worden.
Die gesam te um laufende Masse des Aufzuges be- rechnet sich zu —17,5 = 1,78 tm-1 sek2, die
9,81
auf- und niedergehende Masse auf 34 3 = 3,5 tm-1 sek2 u nd die G esam tm asse auf 5,28 tm' 1 sek 2. Die in B e
tra c h t kom m enden nähern A ngaben hierfür e n th ä lt die Z ahlentafel 11.
Auf die Treibscheibe w irkt eine D am pf brem se, die m it einer Fallgew ichtsbrem se vereinigt ist. D er B rem s
kran z h a t 6 m D urchm esser; die w irksam e B rem skraft der D am pfbrem se b e trä g t für 7 a t 19,15 t. D er B rem s
weg berechnet sich dem nach für 15 m /se k U m fangs
geschw indigkeit u nd 3,3 t aufw ärts gehende N u tzlast zu 30,38 m, en tsprechend einer V erzögerung von 3,7 m sek '2. Die R eibungsziffer zwischen B rem sbacken u nd Scheibenkranz ist dabei zu 0,45 gerechnet. Die w irk
same B rem skraft der Fallbrem se ist zu 19,9 t angegeben, so daß die B rem sk raft bei gleichzeitiger W irkung beider B rem sen ungefähr verdoppelt wird.
Die Förderm aschine ist an eine B a tterie von 17 Zweiflam m rohrkesseln angeschlossen, die insgesam t 1 528 qm H eizfläche besitzen. Zu den K esseln gehört ein Ü berhitzer von 300 qm Heizfläche, der die D am pf
te m p e ra tu r auf 270° C steigern k a n n ; im gewöhnlichen B etriebe b e trä g t die Ü berhitzung allerdings nur 250° C. D er Ü berhitzer kann von der K esselbatterie abgeschaltet w erden, so daß d an n g e sä ttig te r D am pf in die M aschinen strö m t.
A bb. 77. S ch ach tsch eib e.
Z a h l e n t a f e l 19.
G e w i c h t e u n d S c h w u n g m o m e n t e d e s A u f z u g e s f ü r 554 m F ö r d e r h ö h e b e i n o r m a l e r B e l a s t u n g .
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CD 1. 1 K o ep esch eib e v on
O! O) 7 m D u rc h m ... 25,0] 560 11,4 1,16
U S 2. 2 Seilscheiben v o n |
r 6 m D u rc h m ... 16,0 220 | 6,1 0,62
Ci 1 — 2 z u s ... 41,0j , - | 17,5 1,78
3. 2 F ö rd e rk ö rb e V e in s c h l. d es G e
*5 h än g es ... 14,3 — 14,3 1,46 4. rd . 710 m O berseil
73 v o n 9,8 k g /m ... 7,0 - 7,0 0,71
tu 5. rd. 570 m U n te rse il
Vbtl v o n 9,8 k g /m ... 5,6 — 5,6 0,57
—rt 0. 12 leere W ag en vo n
73 je 340 k g ... 4,1 — 4,1 0,42
P 7. I n h a l t vo n 6 W ag en K ohle zu
je 547 k g ... 3,3 — 3,3 0,34
3 — 7 z u s ... 34,3 | — 34,3 3,50 1—7 z u s .. . 74,3 ] — 51,8 5,28
Die H ochdruckzylinder haben 700 und die N ieder
druckzylinder 1200 mm D urchm esser bei 1600 mm H ub.
F ü r die Z ylinderm äntel und Deckel sowie für den Zwischen
behälter ist Frischdam pfheizung vorgesehen, die aber gewöhnlich nicht eingeschaltet wird. Die Maschine h a t K naggensteuerung und zur Begrenzung der H öchst
geschw indigkeit einen Regler, B au a rt H artung. Die V entilkästen sitzen oberhalb u nd un terh alb der Zylinder.
Die Knaggen geben beim Verschieben auf der Steuerwelle zuerst bei kleinem V entilhub die zum M anövrieren erw ünschte Füllung bis zu 90% ; durch w eiteres Ver
schieben auf der Steuerwelle werden bei vollem V entilhub Füllungen bis etw a 70% u nd d ara u f allm ählich kleinere Füllungen eingestellt. Die U m steuerung erfolgt u n ter Zw ischenschaltung eines Servomotors.
Beim Ü bertreiben der K örbe und außerdem bei zu großer Geschwindigkeit in der Nähe der H änge
bank wird die D am pfbrem se durch eine m it dem Teufen- zeiger verbundene Sicherheitseinrichtung ausgelöst. Ferner befindet sich an der Maschine eine w eitere Sicherheits
vorrichtung, B au a rt Schütz, die den Steuerhebel in A b
hängigkeit vom Teufenzeiger selb sttätig und für norm ale Belastung und norm alen D am pfdruck rechtzeitig in die N ullstellung zurückführt, und der außerdem w ährend der vollen F a h rt die Füllung der N orm allast entsprechend regelt. E ndlich ist ein Geschwindigkeitsm esser, B au
a rt H orn, vorhanden, der die Förderzüge und ihre Geschwindigkeit dauernd aufzeiclmet.
Der A bdam pf der Förderm aschine geht zusam m en m it dem A bdam pf zweier K om pressoren in einen W ärm e
speicher für den B etrieb einer A bdam pfturbine. Bei Mangel an A bdam pf wird dem W ärm espeicher selbst
tä tig F rischdam pf zugesetzt, sobald der D ruck u n te r 1 ,2 at abs. fällt. Die A bdam pfturbine soll 750 K W
bei 1 500 U m l./m in abgeben. An die T urbine schließt sich ein O berflächenkondensator an, der in 1 st bis zu 12 000 kg D am pf bei einer L uftleere von 9 2 °/0 nieder
zuschlagen verm ag.
2. V o r g e s e h e n e L e i s t u n g e n d e r A n lag e.
Zur Zeit des V ersuches b etru g die Förderhöhe 554 m;
die Maschine soll sp ä te r aus 678 m Teufe fördern, u. zw.
soll sie d an n eine N u tzlast von 110 t in 31 Zügen, also 3,6 t in einem Zuge heben. Die Beschleunigung beim A nfahren soll dann 0,98 m sek-2, die Geschwindigkeit bei der vollen F a h rt 12 m /s e k , die Verzögerung beim freien A uslauf 0,94 m s e k-2 u nd das Umsetzen 46 sek betragen. Diese L eistung soll bei einer verringerten Füllung von 25°/0 beim A nfahren sowie von 12,5°/0bei der vollen F a h rt u n d bei freiem A uslauf erzielt werden.
Die G u teh o ffn u n g sh ü tte h a t gew ährleistet, daß der D am pfverbrauch bei der angegebenen Förderleistung aus 678 m Teufe bei 7 a t Ü b erd ru ck am Absperrventil, bei B etrieb m it S a ttd a m p f u n d A uspuff sowie bei gleich
zeitigem Abziehen von säm tlichen 3 E tag en 17,5 kg für 1 S ch ach t-P S st n ich t übersteigen soll.
F ü r den D am pfverbrauch bei einer Förderhöhe von 554 m w aren keine Z usicherungen gegeben worden.
3. A n o r d n u n g d e s V e r s u c h e s . Man beabsichtigte, den D am pfverbrauch u n te r dem E influß verschiedener B etriebsverhältnisse, d. h. bei angeschlossener Abdampf
tu rb in e, bei Auspuff, bei S a ttd a m p f und bei über
hitztem D am pf festzustellen. Zu diesem Zwecke wurden 4 Einzelversuche gem acht.
V e r s u c h 1 w ar ein 24stündiger V ersuch m it ange
schlossener A bdam p ftu rb in e bei B etrieb m it Sattdampf.
W ährend der P ro d u k ten fö rd eru n g w ar die Turbine an
geschlossen, die jedoch n u r den A bdam pf der Förder
m aschine erhielt.
V e r s u c h 2 fan d u n te r gleichen V erhältnissen ¡mit Überhitzern D am pf s ta tt.
V e r s u c h 3. Am 5. O ktober 1909 wurde ein 8stündiger Versuch w ährend der Morgenschicht bei B etrieb m it S a ttd a m p f u n d angeschlossener Abdampf
tu rb in e vorgenom m en. Die T urbine lief während dieser Zeit m it y2 und % ihrer N orm albelastung. An den W ärm espeicher w aren au ß er der Förderm aschine noch 2 d e ra rt belastete K om pressoren angeschlossen, daß der D ruck im W ärm espeicher sich durchgehend auf normaler Höhe hielt. Die K om pressoren m ußten überlastet w erden, weil eine V orrichtung zum Messen des be
triebsm äßigen F rischdam pfzusatzes nicht anzubringen war. F ü r die N ach m itta g sch ich t w urden die Unter
suchungen an der Förderm aschine ausgesetzt, während die Versuche an der A b d am pfturbine bei normal be
lasteten K om pressoren u nd Frischdam pfzusatz keine U nterbrechung erfuhren.
V e r s u c h 4 w urde m it 8 st D auer am 6. Oktober 1909 w ährend der P ro d u k ten fö rd eru n g der Morgen
schicht bei B etrieb der M aschine m it S attdam pf und A uspuff ins Freie vorgenom m en.
Bei den V ersuchen 1, 2 u n d 4 w aren 5 Kessel mit 500 qm H eizfläche für den B etrieb der Fördermaschine abgeflanscht, was bei dem V ersuch 3 der Lage des Über
hitzers wegen nicht m öglich w a r ; daher wurde bei Ver
such .! die gesam te K esselanlage an die Fördermaschine