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Thorner Presse 1885, Jg. III, Nro. 21

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Academic year: 2022

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Thorner ^ k k ^k.

A u s g a b e wöchentlich sechsmal.

A b o n n e m e n ts p r e iS pro Q u a rta l 2 M ark incl. Postprovision oder Abtrag.

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n : Katharinenstraße 204.

J n s e r t i o n S p r e i s pro S paltzeile oder deren R aum 10 P fg.

Annahme der Annoncen täglich bis 1 U hr M itta g s.

Z1. Sonntag, den 25. Januar 1885 III. Iahrg.

Komische Tagesschau.

D a s „ B e rl. Tagebl." ergötzte ihre Leser m it folgendem Artikel: „D ie Neukonstituirung der k o n s e r v a t i v e n P a r t e i hat sich in B e r l i n v ölligen . D er Bruch m it der Stöcker'schen Richtung ist damit perfekt geworden, eine Thatsache, die übrigen» vorauszusehen w ar, nachdem H err Prediger Hapke vom 6 . 6 . 0 . wegen widerrechtlicher Rctention einer W ählerliste allen Ernstes m it einer Klage keim Konsi­

storium und bei der Staatsanw altschaft bedroht w ar. D em neuen konservativen Vereine, dessen geschäftliche Leitung in die Hand der 6 . 0 . 0 . gelegt ist, sollen vor Allem die antise­

mitischen Delleitäten des Stöcker'schen Konservatism us fern gehalten werden. Auf Verluste an Parteim itgliedern macht man sich aus diesem G runde für die erste Z eit gefaßt. Aber man hofst, durch ein Zusammengehen m it den gemäßigt Liberalen, die sich auch in diesen Tagen definitiv konstituirt haben, den V erlust für die W ahlen ersetzen zu können. P e r- Handlungen in diesem S in n e werden demnächst zwischen beiden Parteigruppen stattfinden. D a die neue Parleibildung der Konservativen sich unter Zustim m ung der konservativen Parteien im P arlam ent vollzogen hat und ihre Spitze gegen die Herren Stöcker, W agner und Creiner kehrt, so darf man auf da» weitere Verhalten dieser H erren zu der P a rte i, von der ihnen gewissermaßen ein M ißtrauensvotum ertheilt ist, gespannt sein."

Dieser Artikel wurde natürlich von den demokratischen B lättern m it großem Behagen reproduzirt. Auch die „D anz.

Z tg ." glaubte ihren Lesern diese Sensationsnachricht nicht vorenthalten zu dürfen.

D er g a n z e A r t i k e l i st n u r e i n g e w a l t i g e r B ä r , den man dem edlen „ B e rl. T agebl." aufgebunden hat.

E r enthält soviel Unwahrheiten, wie Sätze.

AuS dem Umstände, daß H err Professor Brecher, einer der ersten Unterzeichner der Petition gegen Isra e l, Vorsitzen­

der des neuen W ahlvereinS ist, und aus der Thatsache, daß die „Deutsche Volkszeitung", das H auptorgan der B e rlin e r Antisemiten, zuerst die genauen Nachrichten über die Kon- stituirung des W ahlvereinS bringen konnte, geht zur Genüge hervor, daß von einem Bruche m it der antisemitische» Richtung gar keine Rede sein kann. An ein Zusammengehen m it den gemäßigt Liberalen hat da» bisherige 0 . 6 . 0 . noch niem als gedacht und wird auch schwerlich jem als daran denken. D aß dir Begründung de» W ahlvereinS als ein M ißtrauensvotum gegen die Herren Stöcker, Crem er, W agner aufzufassen sei, ist eine völlig freie Erfindung dc« „ B . T ." Schließlich sind auch noch die, an sich unwichtigen, Angaben über den H errn Hapke falsch D er genannte H err hat nicht eine W ählerliste, sondern eine Anzahl derselben zurückbehalten, er ist nicht m it einer Klage beim Konsistorium bedroht, sondern wirklich ver­

klagt und nicht die Staatsanw altschaft, sondern das Civil- gericht sollte eventl. gegen ihn angerufen werden.

S elbst die liberalen B lä tter müssen zugeben, daß die Z ah l der dem Reichstage fortwährend zugehenden Eingaben w e g e n E r h ö h u n g d e r G e t r e i d e z ö l l e sehr zahl­

reich sind. Auch einige Proteste liegen vor; dieselben gehen aber größentheils von Einzelnen a u s, während die auf Z oll­

erhöhung gerichteten Petitionen in der M ehrzahl der Fälle von landwirthschaftlichen Vereinen herstammen, also schon

2v Unter fremder Alagge.

R om an von M . Lilie.

«Fortsetzung.)

W ie lange dieses gräßliche D ahinstürm en dauerte — ich vermag es nicht zu sagen, nur das ist m ir noch klar, daß ich jeden Augenblick den Tod erwartete. Ich fühlte mich schwächer und schwächer werden, die Gedanken verwirrten sich und vor den Augen wurde eS schwarze, finstere Nacht. N u r noch mechanisch klammerte ich mich fest, wie der Schiffbrüchige auf hohem M eere nach dem dünnen B rette faßt, das ihn noch kurze Z eit über dem Wasser erhält und seine Todesqual ver­

längert. D a plötzlich fühlte ich einen gewaltigen S to ß und verworrene S tim m en drangen an mein O hr.

A ls ich au» meiner B etäubung erwachte, stand mein P ferd schnaubend und m it den Füßen stampfend still, eine Anzahl in Schafpelze gehüllte B au ern hatten eS aufgefangen und zum Stehen gebracht.

W ir befanden uns in dem D orfe, dessen Häuser m ir wie ein Grabhügel erschienen waren, die M änn er kehrten au»

der Schenke zurück und wurden meine R etter.

W enige M inuten später kam auch mein G atte die D o rf­

straße herabgesprengt; ich winkte ihm von weitem m it dem Taschentuche, zum Zeichen, daß ich unversehrt sei. Ein Freuden- ru f drang bis zu m ir, in demselben M om ente aber sah ich auch m it Entsetzen, daß das Pferd auf die Vorderbeine nieder­

sank and mein M an n über den Kopf des-Thiere« hinweg auf den festgefrorenen Boden stürzte.

E in B au er hatte m ir aus dem S a tte l geholfen, aber ich vermochte dem Verunglückten nicht zu Hilfe zu eilen, der Schreck hatte mich gelähmt, daß ich wie an die S telle fest- gebannt war.

Einige M änn er sprangen herbei, führten da» P ferd auf die S eite, hoben den Bewußtlosen auf und trugen ihn fort.

D a kam auch in mich wieder Leljen und Bewegung, ich eilte herzu und im Uebermaß de« Schmerze» rief ich den Leblosen bei den zärtlichsten N am en, — umsonst, er hörte mich nicht.

deshalb ein ungleich größeres Gewicht beanspruchen dürfen.

D aß es dein Manchesterthum trotz des Interesses, welches es an dem Getreidezoll nim mt, nicht gelingt, Massenkundgebungen gegen die Zollerhöhung zu S ta n d e zu bringen, ist die schlagendste A ntw ort auf die vielen Artikel, in denen gegen das „A grarierthum " gezetert wird.

Schöne Aussichten! Am Jah restag de- Tode» von E d u a r d L a s k e r fand am G rabe des großen „Volks­

m annes" eine Gedächtnißfeicr statt, an welcher neben den H erren B am bergcr, Löwe, Rabbiner M aybaum und Frankl rc.

auch die Herren v. Forckenbeck, Rickrrt, Baumbach, B a rth , M om msen und andere „deutsche M än n er" sich betheiligten.

D ie „N at. Z tg ." schrieb an dem Tage zum Andenken L askers:

„ S e in Streben w ar bei allen Irrth ü m e rn ein so positives und so fruchtbares, daß der deutsche nationale S ta a t und die neue organische Gesetzgebung P reußens auf Generationen hinan- Züge von LaSkerS Geist bewahren w ird." (D ie s ist leider w ah r!) — „W enn einst das Reichstagsgebäude vollendet ist, wenn man dasselbe, wie es sich ziemt, mit den B ildern der M änn er schmückt, welche das Reich zimmern halfen, wird auch LaSkerS B ild darunter sein." Z u dieser schönen A us­

sicht, deren Gedanke schon jedem Deutschen die Scham- und Zornesröthe in'S Gesicht treibt, macht die „JS rae lit. Wochen- schrift" noch die anmaßend freche Zusatzforderung: Hoffentlich sichtbarer als Mose» MendelSsohn'S auf den R eliefs der S ta tu e Friedrichs des G roßen. (!) — D as neue deutsche Reichstagsgebäude soll wohl Ju d a'S Ahnensaal für die kom­

menden Geschlechter werden?

D em Vernehmen nach soll die G r e n z w a c h e im Weichselgebiet und im Rayon vom E in tritt der Weichsel nach G a l i z i e n bis unweit T h o r n S fast um das Doppelte vergrößert werden.

D er W i e n e r Gemeinderath hat für die spanischen Kalamitosen 10 000 Franks bewilligt.

B ei der G e m e i n d e a u s s ch u ß w a h l des zweiten W ahlkörpers in B r ü n n drangen die deutschen Kandidaten m it 635 S tim m en gegen 85 S tim m en , welche auf Czechen fielen, durch. I n diesem Falle ist deutsch aber durchaus nur m it jüdisch zu übersetzen, da B rü n n hervorragende oder auch n ur wohlhabende Deutsche gär nicht mehr besitzt. Dagegen dom inirt JS ra e l derart, daß insbesondere die ehemals berühmte B rü n n er Schafw oll-Jndustrie gründlich „auf den Hund gekom­

men" ist.

Unter den vielen Gegenständen, welche von der in P e t e r s b u r g zur B erathung der J u d e n f r a g e einge­

setzten Kommission erörtert wurden, befindet sich, wie russische B lätter melden, auch die Frage über den E influß der jüdischen Schriftsteller und P ublizisten, sofern sie Redakteure und Herausgeber politischer Zeitungen sind. D ie Russen sind am Ende doch klüger als die — Z u lu s.

Wirklich recht erbauliche Zustände das, iu der P a r i s e r Polizei! Am Mittwoch wurde ein derselben angchöriger Wachtmeister unter der Anklage verhaftet, O berhaupt einer

— Einbrecherbande zu sein. D ie P ariser und die Budapester Polizei haben sich hinfort nicht» mehr vorzuwerfen, hier wie dort regiert m it einem Heer von M arionetten — Rothschild.

D ie bevorstehende Annahme der L i s t e n w a h l soll, wie au» P a r i » vielfach gemeldet wird, die Auflösung der D e- putirtenkammer zur Folge haben.

M an schaffte ihn in'S P fa rrh a u s und legte ihn auf ein B ett. E in Arzt w ar nicht im O rte zu haben, aber der Küster hatte sich einige medicinische und chirurgische Kennt­

nisse erworben und verwerthete dieselben, wo sich Gelegenheit dazu fand.

Angstvoll lauschte ich seinem Ausspruche, als er den V er­

unglückten untersuchte, aber das vielsagende Achselzucken des M annes w ar nicht geeignet, mich zu beruhigen.

„Keine Hoffnung, gnädige. F ra u ," flüsterte er, „ein Schädelbruch."

Laut jam m ernd sank ich an dem Lager nieder und be­

deckte die feuchte, kalte Hand m it Küssen. D er Geistliche Aendete dem Sterbenden die letzten Tröstungen der Religion und eine S tun de später hauchte der edle M an n seine Seele a u s . --- "

D ie B aro n in schwieg und hielt das feine Battisttuch vor die Augen, während Herbert tiefbewegt auf die schöne, schmcrz- erfüllte F ra u blickte. D ie E rinnerung an das tragische Ende ihres Gatten schien sie noch imm er bis in'S Innerste zu er­

schüttern.

E s dauerte geraume Z eit ehe sie wieder W orte fand.

„S ehen S ie sich das zweite B ild an, daS ich zur E r ­ innerung an jenes schreckliche Ereigniß malen ließ," sagte Ludmilla endlich, auf das andere Oelgemälde deutend. „E s stellt jenes D o rf dar, in welchem mein unglücklicher G atte endete; dort, wo das Kind m it dem Todtenkranzc in der Hand steht, ist die Unglücksstelle, wo das Pferd stürzte, und das kleine, weiße H aus neben der Kirche ist die Pfarrw ohnung, die für den B aro n zum Sterbehause wurde. E in Warschauer Künstler, den ich m ir zu diesen Zweck kommen ließ, hat das B ild gem alt; e» ist an O r t und S telle aufgenommen und vollständig naturgetreu, bis auf die P o rträ ts der beiden B a u e rn , diel S ie dort links im Gespräche beisammen stehen sehen: e» sind dieselben, welche den Verunglückten in'S P fa rr- hau- trugen."

M it inniger Theilnahm e betrachtete W allburg da» B ild ,

W ährend K ö n i g A l f o n S jetzt seine Reisen durch die Provinzen M alag a und Andalusien macht, befindet sich die Erde noch imm er in ununterbrochenen Zuckungen. I n den letzten Tagen Abend« verspürte man in M alag a aberm als einen heftigen Erdstoß und die genauen Beobachtungen er­

gaben, daß die Erde unaufhörlich, unausgesetzt vibrirt und zittert. Unter solchen Umständen wagt in den S tädten und D örfern die Bevölkerung noch nicht zurückzukehren. Selbst die Gesellschaft des Königs muß davon abstehen, die schreck­

lichsten Verwüstungen in Augenschein zu nehmen, denn da»

Rollen eine« W agens, der T ritt eines Pferde» genügt oft, um dir wankende R uine inS S türzen zu bringen. D ie B e ­ völkerung hat sich denn überall auf freiem Felde thunlichst eingerichtet. A us den Zelten der ersten Tage sind nach und nach vielfach festere Zelte geworden, schon fing man an, sich ein wenig m it dem Gedanken vertraut zu machen, daß m it l dem Leben auch die K raft zum neuen Arbeiten geblieben sei, schon w ar dem beißenden Hunger der ersten Wochen die Möglichkeit gefolgt, mit Hülfe der von allen S eiten ge­

sendeten Unterstützungen sich ein wenig zu erholen — da bricht da» Unglück in neuer ganz unerw arteter und deshalb noch schrecklicherer Gestalt über ganz M a lag a herein. E in Schneesturm, wie er in seinem wüthenden Toben seit 25 Jah ren dort nicht vorgekommen, hat die Budenstädte weg­

gefegt, vernichtet, die Aermsten des armseligen Dache« beraubt, sie den entsetzlichen Unbilden de- W etter« ausgesetzt und von neuem Menschenopfer gekostet. Und das selbst ist noch nicht da» Schlimmste. D ie M ittheilungen dc» G ouverneur» lassen keinen Zweifel darüber, daß die gesammte Zuckerernte dahin ist, daß der Provinz aberm als ein Schaden von sechs M illionen M ark zugefügt worden, von dem sie sich ohne die weitgehendste Hülfe nie wieder erholen kann. Und das in einer Provinz, in welcher erst im vorigen Jah re die R eblaus dir Rosinen«

ernte im B etrage von acht M illionen M ark vernichtete . . .

ImtsAer UeichsLag.

32. Plenarsitzung am 23. Ja n u a r.

Am Tische des BundesrathS: Eine Anzahl RegierungS- Kommiffaneu.

Präsident v. W e d e l l - PieSdorf eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 20 M in.

D as HauS tritt sofort in die Tagesordnung, die Fortsetzung der zweite« Lesung des Etat», ein.

Beim E tat de« ReichSamtS dcS In n e rn beantragt der Re­

ferent, Abg. D r. v. B u n s e n (Demokrat), die Sum m e von 1 5 0 ,0 0 0 Mk. als Beihilfe zur Förderung der auf Erschließung Central-Afrikas und anderer Lander-Gebiete gerichteten wissenschaft­

lichen Bestrebungen unverkürzt zu bewilligen.

Abg. v. M a s s o w (d.-kons.) freut sich, daß der frühere aus nur theilweise Bewilligung lautende Beschluß aufgehoben ist.

(Beifall.)

Abg. Frhr. v. H n e n e (Centr.) legt den Gang der Ver­

handlungen über diese Position dar. Obwohl neue» M aterial nicht beigebracht worden, habe die Kommission in Folge de»

Druck« der Regierung und de» Reichskanzler« jetzt ander« be­

schlossen, als da« erste M al. Die Thätigkeit der Gesellschaft komme zunächst nur den handelspolitischen Interessen zu Gute, bei der augenblicklichen Finanzlage sei e» aber nicht thunlich, solche Ausgaben zu bewilligen. Diese Finanzlage mache in Preußen da« seine Entstehung einer so traurigen Veranlassung ver­

dankte. D a s kleine Mädchen m it dem Todtenkranzr aber er­

füllte ihn m it geheimen G rau en ; ein m om ento m o ri in dieser F orm erschien ihm wie eine Entweihung der Kunst.

„Und nun zu unserem Auftrage, H err W allburg I" rief die B aro n in in plötzlich ganz verändertem, fast heiteren Tone.

„Ich habe Ih n en diese Episode meines Leben« deshalb so ausführlich erzählt, weil ich in Ih n en die nöthige S tim m u n g für da« Gemälde zu wecken wünschte. Ich bin überzeugt, daß S ie jetzt, wo S ie die Beziehungen zwischen m ir und dem alten Schlosse kennen, m it weit mehr Lust und Liebe an die Arbeit gehen, als dies vorher der F all gewesen w äre; dafür bürgt m ir die Theilnahnie und Aufmerksamkeit, m it welcher S ie meinen M ittheilungen gefolgt sind."

„Ich hoffe, S ie täuschen sich nicht in m ir," versetzte der M ale r m it W ärm e. „W enn eS überhaupt noch eine» I m ­ pulses bedurft hätte, niit besonderem Interesse an die A u s­

führung dieser Arbeit zu gehen, würde ich denselben in I h r e r ergreifenden Erzählung gefunden haben."

„Ich vertraue I h r e r Kunst vollständig, H err W allburg

— aber nun hinweg von diesen S entim entalitäten!" lachte Ludmilla, und ihre Rechte machte eine Bewegung, a ls wollte sie die trüben Gedanken verscheuchen.

Verwundert schaute der junge M a n n auf das seltsam launenhafte schöne W eib, da» vor wenigen M inuten noch in Schinerz zu zerfließen schien und jetzt schon wieder heiter aus- gelassen sein konnte. D a» leichte B lu t de» Bühnenleben»

vermochte die ehemalige S än g erin noch im m er nicht zu ver­

leugnen."

„W ann gedenken S ie zu beginnen?" fragte sie nach einer kurzen Pause.

„Befehlen S ie , gnädige F ra u , ich werde mich Ih re n

Wünschen fügen," erwiderte H erbert; „vielleicht gestatten S ie

m ir, erst eine andere Arbeit, die ich auf der Staffelei stehen

habe, zu vollenden, um mich dann ganz dem neuen Werke

widmen zu können." (F o rts, folgt.)

(2)

eine Anleihe von 22 M illio n e n erforderlich. Redner zieht sodann die dem Reichskanzler zugegangenen^Entrüstungsadrefsen auS Anlaß deS demselben die Stelle eines zweiten D irektors im Auswärtigen Amte verweigernden Reichstagsbeschlusses vom 15. Dezember v. I . in die Diskussion.

Abg. S i n g e r (S o z ia lis t) erklärte, ^die sozialdemokratische Fraktion werde die volle Sum m e bewilligen, ohne aber damit der K olon ialpo litik der Regierung zustimmen zu wollen.

Abg. F rh r. v. M a l t z a h n - G ü l t z (d.-kons.) füh rt auS, die Erhöhung, fü r die er und seine Fraktion stimmen werde, sei bedingt durch das erhöhte Interesse, welches Deutschland gegen­

w ä rtig an der Erforschung A frikas habe. WaS die EntrüstungS- bewegung anbetrifft, so dürfte der Abg. v. Huene sie doch wohl erheblich unterschätzen. S ie sei weder von oben her künstlich er­

zeugt, noch sachlich unbedeutend; sie sei ein bei der Lage der D inge sehr erklärlicher und beachtenSwerther Ausdruck der VolkS- meinung. (B e ifa ll recht-.)

Abg. F rh r. v. H u e n e erklärt, daß seine P arte i ja auch bereit sei, 1 0 0 ,0 0 0 M k . zu bewilligen, und nur die M ehrforde­

rung von 5 0 ,0 0 0 M k . ablehne.

Abg. G ra f B e h r (Reichspartei) ist der Ansicht, daß fü r Deutschland da- Bedürfniß vorliege, weitere wissenschaftliche F o r­

schungen in A frik a anzustellen, und darum sei die Forderung gerechtfertigt.

Abg. R i c k e r t (D e m okrat): W a - die EntrüstungSadrefsen anlange, so hätten die Agitationen und Beschuldigungen es dahin gebracht, daß in Spanien der M inisterpräsident behaupten konnte, der Reichskanzler könne vom Reichstag nicht einmal die noth­

wendigsten M itte l zur F ortfü hru ng der Geschäfte erhalten.

Abg. v. H e l l d o r f - B r e d a (d.kons.) findet die E n t­

rüstungsbewegung vollständig erklärlich und berechtigt und äußert sich in demselben S in n e wie sein FraktionSgenosse der Abg. F rh r.

v. M altzahn-Gültz.

Abg. R i c h t e r (Dem okrat) entgegnet, die Herren und Damen-Bewegung für die „E n trü stu n g " errege selbst in konservativen Kreisen Bedenken. (B e ifa ll links.)

Abg F rh r. v. M a l t z a h n - G ü l t z : D ie EntrüstungS- bewegung sei in hellen Flammen aufgeschlagen (Widerspruch und Unruhe links und im Centrum ), ohne von oben hervorgerufen zu sein. (Lebhafter B e ifa ll rechts.)

Abg. B u h l (n a t.-lib .) füh rt aus, die Erregung sei von keiner S eite in das Volk hineingetragen, sondern auS dem Volke hervorgegangen und eine ganz natürliche gewesen. (B e ifa ll recht- und bei den Nativnalliberalen.)

Abg. R i c h t e r behauptet, die Arbeiter seien zu den V er­

sammlungen und zu den Unterschriften gepreßt worden. D ie Nach­

wahlen hätten bewiesen, wie wenig E rfolg diese großartige A g i­

tation gehabt habe. (B e ifa ll links.)

Abg. v. K o e l l e r (d.-kons.) entgegnet, die Herren von der Linken sähen ein, daß sie sich m it der bekannten Ablehnung festgeritten hätten und nun suchten sie auf gute M a n ie r loszu­

kommen. Wenn nach H errn Richter Unterschriften von G y m ­ nasiasten gesammelt worden seien, so beweise daS nur, daß seiner (des Redners) P arte i die Zukunft gehöre. (O h o ! lin k -. S e h r richtig! rechts.) D le „U nverfrorenheit" hätte seine P a rte i von der Linken gelernt und dieselbe überzeugt, daß sie damit sehr gut fahre. (Heiterkeit.) 2h m sei ein Gedicht „zur E rinnerung an den 15. Dezember" von einem ehemaligen Fortschrittler zuge­

gangen, das nach der Melodie gehe: „P rin z Eugen der edle R it t e r " ; das könnte hier vorgelesen werden. (Heiterkeit; R u f:

S in g e n .) Auch singen könnte man es ja, aber das geht doch hier nicht. (Stürmische Heiterkeit.) Möchten sich die Herren von links daraus die Lehre nehmen, daß sie ihren W ählern gegenüber sich doch nicht alle- erlauben dürfen. ( B e i­

fa ll recht-.)

Abg. D r . W i n d t h o r s t (C entrum ): D ie Bewegung gegen den Reichstag-beschluß vom 15. Dezember habe rasch abge­

nommen, sonst wären w ir längst in alle W inde zerstreut. Diese Bewegung sei auch ein Verbrechen gegen die A u to ritä t des Reichstage-, man hetze die Bürger gegen ihre gewählten V e r­

treter, und da- sei ein revolutionäre- Beginnen. (LebhafteS B ra v o ! lin k - und im Z entru m .) D ie M in o r itä t sollte nicht einen Beschluß de- Reich-tage- in dieser Weise angreifen. (B e i­

fa ll im Zentrum und bei der Linken.)

Abg. v. B e n d a (n a t.-lib .) begreift nicht, wie man diese Bewegung fü r eine künstlich gemachte halten könne; sie stellte einen Lichtpunkt in der deutschen Geschichte dar. (Zustim m ung und Widerspruch.) D ie W ähler würden da- der Linken bei der nächsten Gelegenheit beweisen. (B e ifa ll bei den Nationalliberalen und bei der Rechten.)

Abg. S t o l l e (Sozialdem .) steht m it dem Abg. W in d t­

horst auf gleichem Standpunkt, die M ehrheit des Volkes stehe in Wirklichkeit hinter denen, die am 15. Dezember fü r die Ablehnung gestimmt hätten.

Kleine M itth eilu n g e n .

( E i n e N o v e l l e a u s d e m L e b e n ) Ei nst — oder um genau zu sein — vor vollen vierzig Jahren wohnten in einer der Gassen der Thcresienstadt, die der Regeneration Budapests zum O p fe r gefallen sind, zwei F a m ilie n , schlichte brave B ü rg e rs ­ leute. D ie eine war m it einem Knaben, einem damals etwa zwölfjährigen, kräftigen Burschen, die andere m it einem hübschen, blonden Mädchen gesegnet, das um zwei Jahre jünger sein mochte. D ie Kinder waren Gespielen, und weil sie ihre freie Z e it im m er miteinander verbrachten, neckten sie die Nachbaren, indem sie die beiden M a n n und F rau nannten. D a geschah es eines Tages, daß Peter, so hieß der Junge, seine Gefährtin m it dem Knaben des Nachbars sprechen sah. W er mag bestimmen, in welchem A lte r die Eifersucht rege w i r d ? Peter fing S tre it an, hob einen S te in von der Erde auf, m it dem er gege den vermeintlichen Nebenbuhler losging. D ie Kleine fiel ihm in den A rm und wurde von dem einem andern zuge­

dachten Streiche so unglücklich am Auge getroffen, daß sie, blutüberströmt, niederstürzte. Peter, zu Tode erschreckt, lie f i auf und davon und blieb bis zur vorigen Woche verschollen.

D a s unglückliche Mädchen erblindete auf einem Auge. D ie E ltern beider Kinder starben, und das O pfer frühzeitiger Eifersucht fristete sich kümmerlich durch- Leben. D a w ir nichts erdichten, sondern eine Geschichte aus dem Leben erzählen, das freilich in seinen Gestaltungen den phantasiereichsten Poeten M erbietet, berichten w ir nun kurz, daß Peter an einem Tage der vorigen Woche heimgekehrt im Besitze eines in In d ie n erworbenen, kleinen Vermögen-, nach tagelangem Suche« die Nachbarstochter aufgefunden hat und nun im grauen Haare ein Vergeben gegen sie gutmache« w ird , da er in vier Wochen m it ih r zum T ra u a lte r tr itt.

D ie Debatte w ird geschloffen und nach einigen persönlichen BemerkungenAderKAntragZder Kommission angenommen. Dagegen stimmten Centrum, Polen und einige Deutschfreisinnige.

M . M E - folgt der E tat des Reichstags.

D D ie Budgetkommission beantragt, die Entschädigung fü r die Privatbahnen fü r B ew illigung der freien F ahrt der Reichstags­

abgeordneten m it 4 8 ,0 0 0 M k . zu bewilligen.

D a s Haus t r it t diesem Antrage debatteloS bei und geneh­

migt ebenso die Anträge der Budgetkommission und den E tat des allgemeinen Pensionsfonts. H

I m Verhaus der weiteren Verhandlungen wurden nach einer nicht erheblichen Debatte, in welcher seitens des Ressortchefs die besonderen Verhältnisse, die bei der O rganisation in Betracht kämen, betont wurden, die einzelnen Positionen des Eisen­

bahnetat- bewilligt und die nächste Sitzung auf Sonnabend 2 Uhr zur Berathung deS E tats der Zölle und Verbrauchssteuern anberaumt._____________________________________________

preußischer L an d tag

( A b g e o r d n e t e n h a u s . ) 7. Plenarsitzung am 23. Januar.

HauS und Tribünen sind mäßig besetzt.

Am Ministertische: M in is te r der Landwirthschaft D r . L u c i u s nebst Kom m iffarien.

Präsident v. K o e l l e r eröffnet die Sitzung nach 11 Uhr 15 M in u te n m it geschäftlichen M ittheilungen.

D a s Haus erledigte den E tat fü r die Domänen und fü r die Forstverwaltung.

Eine längere Debatte entwickelte sich nur in Bezug auf die Erträgnisse der Forstverwaltung, in welchen die Redner der demokratischen P arte i kein ausreichende- M o tiv für eine Erhöhung der Holzzölle erblicken zu sollen glaubten, während der Abg.

F rh r. v. M i n n i g e r o d e (d.-kous.) ausführte, daß die E rträ g ­ nisse der Forstverwaltung, wenn man die ungenügenden Ergebnisse der früheren Jahre und die erleichterte Kommunikation in Betracht ziehe, nur von dem Zustande der S tag natio n, nicht aber von einer befriedigenden Entwickelung Zeugniß ablegen könnten. Diesen Ausführungen tra t der M in is te r fü r Landwirthschaft vollständig bei. Derselbe bezeichnete gleichfalls die Erträgnisse der Forstver­

waltung als keineswegs befriedigend und äußerte sich des weiteren unter dem B e ifa ll der rechten Seite des Hauses dahin, daß der gegenwärtige Holzzoll einen merkbaren E in fluß auf die Preise nicht ausgeübt habe. Gegenüber den Auslastungen der O ppositions­

redner über die angeblichen Nachtheile, welche die W irthschafts­

politik der Regierung im Gefolge habe, erklärte der M in is te r, daß eS in erster Linie nothwendig sei, der Nothlage des Tages Rechnung zu tragen und daß w ir bei weiterer Verfolgung der Schutzpolitik keineswegs Repressalien seitens der Nachbarstaaten zu befürchten hätten, denn letztere hätten bereits alle- gethan, was in ihrer Macht liege, um ihre eigene Produktion zu schützen. D ie einzelnen Positionen de- E tats fü r die Domänen- und Forstver­

waltung wurden anstandslos bewilligt und w ird oie weitere Etats«

berathung morgen (Sonnabend) um 11 Uhr fortgesetzt werden.

Aeüffches^KeiA

B e rlin , den 23. Januar

— S c. M ajestät der Kaiser hat gestern bereits 9 Stunden außerhalb des Bette» zubr ngen können. I m Laufe des Nach­

m ittags empfing Allerhöchstderselbe den Besuch Ih r e Kaiscrt.

und Königl Hoheiten des Kronprinzen und der F ra u K ro n ­ prinzessin und am Abend den Besuch S r . K önigl Hoheit des Prinzen Heinrich, welcher zu mehrtägigem Aufenthalte kurz zuvor aus K iel hier eingetroffen w ar. — D en Abend über verblieb Se. Majestät der Kaiser im Arbeitszimmer und zog sich darauf nach 8 U hr zurück. — W ie uns dann ferner gemeldet w ird , hat Seine M ajestät der Kaiser in der vergangenen Nacht, wenn auch m it einigen Unterbrechungen, einen befriedigenden S chlaf gehabt. — D a s Befinden S r . Majestät ist heute durchaus zufriedenstellend, und nahm Se. M ajestät bereits heute wieder in gewohnter Weise den V o rtra g des H ofm ai schalls Grafen Perponcher und des Chefs des C ivil-K abinets, Wirklichen GcheimrathS W ilm o w ski entgegen.

Kiel, 22. Ja n u a r. Wieder ist ein M a n n aus dem Leben geschieden, dessen Name m it dem Wachsthum der preußisch - deutschen M a rin e eng verknüpft ist. D e r Contre- A d m ira l z. D . Eduard Heldt ist gestern zu Lübeck einem Herzschlage erlegen. E r w ar ein Seemann der alten Schule und hatte von der Pike auf gedient.

W eim ar, 23. Ja n u a r. Heute früh starb in Jena der bekannte Pädagoge Schulrath Professor Stoy.

M annheim , 23. Ja n u a r. W ie die Neue Badische Landes­

zeitung m itth e ilt, hat ein gewisser Busch gestern Abend 2 Quadersteine durch die Fenster der auf dem Rathhause be­

findlichen Polizei-Wachistube geworfen. A u f die Frage, wes­

halb er dieses gethan habe, antwortete er nach seiner A rre ti- ru n g : aus politischen Gründen.___________________________

Austand.

W ien, 23. Ja n u a r. B e i der Berathung des Justiz- Etats im Budget - Ausschusse des Reichsraths wurde von mehreren Seiten die Errichtung überseeischer S trä flin g s - Kolonicn angeregt. D er Vertreter der Regierung erwiderte, daß Erhebungen in dieser Richtung bereits gepflogen würden.

ES sei jedoch schwierig, geeignete O rte aufzufinden. B is h e r sei hierfür keine Aussicht vorhanden, die Regierung werde jedoch die Frage im Auge behalten.

Petersburg, 23. Ja n u a r. D e r RegierungSanzeiger ver­

öffentlicht eine am 12. J a n u a r d. I . zwischen den Regierungen von Rußland und Preußen abgeschlossene, an diesem Tage in K ra ft getretene Uebereinkunft, w orin dieselben sich gegenseitig verpflichten, diejenigen Unterthanen auszuliefern, welche wegen nachfolgender Verbrechen und Vergehen verfolgt werden:

Verbrechen, Vergehen und Vorbereitungen dazu gegen die Person des Kaisers von Deutschland des Kaisers von R uß­

land und deren F a m ilicn -G licd e r, wie M o rd , Gew altthätig- keit, K örper-Beschädigung, absichtliche Entziehung der in d iv i­

duellen Freiheit, Beleidigung, zweitens M o rd , Mordversuch, drittens Anfertigung und Aufbewahrung von Sprengstoffen, wo solches Preußen und Rußland gesetzlich untersagt. Wenn Verbrechen und Vergehen, derentwegen die Auslieferung ver­

langt w ird , zu politischen Zwecken v o llfü h rt sind, soll dies keine Veranlassung zur Ablehnung der Auslieferung geben.

S t Petersburg, 23. Ja n u a r. D a s J o u rn a l de S t.

Potersbourg spricht die Ueberzeugung aus, daß der Deutsche Reichstag zu der Ausdehnung des zwischen Preußen und Rußland in B e tre ff der Auslieferung von Verbrechern abge­

schlossenen Vertrages auf ganz Deutschland, seine Zustim m ung geben werde. D ie Verhältnisse seien derartig, daß e- zu

wünschen und zu hoffen sei, daß dieses Uebereinkommen nicht vereinzelt bleiben werde. Vielm ehr sei zu hoffen, daß c« als Beispiel weiter befolgt werde im Interesse der S o lid a ritä t, welche alle Monarchien verbinde und die sich auch der ge- sammten Gesellschaft aufnöthige, welche sich gegen die U nter­

nehmungen einer Verbrechergruppe zu schützen wünsche, die sich keinen Zügel anlegt, wenn es sich darum handelt, ihre furchtbaren Leidenschaften zu befriedigen.

M a d rid , 22. Zanuar. D e r König ist hierher zurück­

gekehrt und von die zahlreich herbeigeströmten Menge enthu­

siastisch begrüßt worden. Derselbe fuhr im offenen Wagen ohne Eskorte.

Verhandlungen des p ro v in zia l-L a n d ta g e s .

V i e r t e S i t z u n g . (S chluß.)

Danzig, 22. Z a n u a r.

Ohne Debatte genehmigt der P ro v in z ia l - Landtag a u f A n tra g des P ro v in z ia l - Ausschusses, daß dem D ire kto r der Z rre n - A nstalt zu Schwetz, D r . W endt, bei seiner etwaigen Pensionirung die frü h e r bei anderen Irre n -A n s ta lte n zurück­

gelegte Dienstzeit m it angerechnet werde; ebenso genehmigt dieselbe die Pensionirung des H ausvaters Kaja (von der Besserungs - Anstalt zu Graudenz) m it 975 M k. jährlicher Pension.

D e r Kreis-Ausschuß des Kreises D t. Krone hat unterm 31. v. M . einen A n tra g gestellt auf B e w illig u n g eines Z u ­ schusses von mindestens 10 0 00 M k. zu den Baukosten einer vom S taate projektirten sekundären Eisenbahn von D t. Krone nach K allies. D er Provinzial-Ausschuß bemerkt dazu: „ W ir können denselben nicht zur Annahme empfehlen, w e il w ir, wie in früheren Fällen, die S u bventionirung von Eisenbahn­

bauten grundsätzlich nicht zu den Aufgaben des P ro v in z ia l- Verbandes zu zählen vermögen. Auch der P ro vin zia l-L a n d ta g hat sich schon mehrfach in diesem S in n e ausgesprochen."

D e r P ro vin z ia l-A u s s c h u ß empfiehlt daher Ablehnung des Antrages, indem er gleichzeitig d a ra u f hinweist, daß D t.

Krone zu den am günstigsten situirten Kreisen der P ro vin z gehört. — Abg. M ü l l e r - D t . Krone begründet die B e ­ rechtigung des Gesuchs des D t. Kroner Kreis-Ausschusses.

Es handle sich n u r um 10 000 M k. 30 000 M k. bringe der K reis auf. Redner betont, daß der B ahnbau ein V o rth e il fü r die ganze P ro v in z sei und bittet aus dem Chausseebau«

P rä in iiru n g s fo n d jene S um m e zu bewilligen. - - Landes­

direktor D r . W e h r bittet um Ablehnung des Antrages. — F ü r den A n tra g des Kreis-Ausschusses spricht noch Abg. D r.

S c h e f f e r , und Abg. M ü l l e r - D t . Krone fü h rt noch an, daß es doch durchaus erforderlich sei, die Hauptstadt eines Kreises m it der einzigen Eisenbahnstation zu verbinden. — P.-A.-Vorsitzender v. W i n t e r meint, daß die fehlenden 10 000 M k. fü r den Kreis w ohl kaum ein H inderniß sein werden. D er K reis hätte zunächst eine Chaussee verlangen müssen, dann würde sich vielleicht weiter darüber reden lassen.

— Abg. v. B r ü n n e c k spricht ebenfalls gegen die P e titio n . P rin z ip a lite r konnten die Chaufseebau-Prämien nicht zu Eisen­

bahnbauzwecken verwendet werden, bevor das Chausseenetz nicht möglichst vervollständigt ist. — Abg. M ü l l e r - D t . Krone entgegnet, daß das Fehlen eines Antrages auf Chaussee- b a u-P räm ürung doch n u r ein formeller Fehler sei. — Abg.

D r . G e r l i ch meint, daß die Genehmigung der U nter­

stützung nicht lediglich von dem A n tra g auf Gewährung von Chausseebau-Subventionen abhänge. — M i t großer M ehrheit w ird jedoch, nach dem Vorschlage des Provinzial-AuSschusses, die Ablehnung des D t. K roner Antrages beschlossen.

D ie Bürgermeister der S tädte im Kreise Rosenberg haben in einer P e titio n vom 11. Dezember 1884 an den P ro v in z ia l- Ausschuß den A n tra g gestellt: von dem P rovinzial-Landtage einen Fond zu erwirken und denselben dem Landesdirektor zur Verfügung zu stellen, um daraus T ra n sp o rt-, Pflege- und Kurkosten fü r solche Personen, fü r die ein Unterstützungs­

Wohnsitz nicht zu erm itteln, auch die Landarmen - Q u a litä t nicht nachzuweisen sei, den betreffenden Kommunen zu erstatten.

D e r P ro vin z ia l-A u s s c h u ß schlägt vor, den Landesdirektor bezw. den P ro v in z ia l-A u s s c h u ß bis auf Weiteres zu er­

mächtigen, den Ortsarm en-Verbänden der P ro v in z gegenüber, welche einen freinden Arm en unterstützen müssen, die Land­

armen - Eigenschaft anzuerkennen, w»rm es den O rtsarm en- Verbänden aller angewendeten Bemühungen ungeachtet nicht möglich gewesen ist, die Id e n titä t bezw. den Unterstützungs­

Wohnsitz des betreffenden Armen zu erm itteln. — Abg.

v. B r ü n n e c k spricht fü r den Ausschuß-Antrag. — P .-A .-V o r- ^ sitzender v. W i n t e r befürwortet ebenfalls den Vorschlag des P ro v in z ia l - Ausschusses. — Abg. v. G r a m a t z k i - Danzig spricht gegen den Ausschuß-Antrag.

Nach einigen persönlichen Bemerkungen des P .-A .-V o rs.

v. W i n t e r und des Abg. v. G r a m a t z k i und nachdem Abg. M ü l l e r - M arienw erder fü r den A usschuß-A ntrag eingetreten, w ird dieser m it großer M a jo ritä t angenommen.

D e r noch sehr reichhaltige Rest der Tagesordnung w ird abgesetzt und um 4 U h r die S itzung geschlossen.

F ü n f t e S i t z u n g .

Danzig, 23. Z a n u a r.

D er Präsident eröffnet die S itzung gegen 1 0 '/, U h r m it der M itth e ilu n g , daß die vorgestern gewählten bürgerlichen M itg lie d e r der Ober - Ersatz - Kommissionen die W a h l ange­

nommen haben.

A ls erster Gegenstand steht heute die zweite B erathung der Regierungs-Vorlage wegen E rrichtung von Gewerbekammern auf der Tagesordnung. D ie uä boe eingesetzte Kommission hat diese Vorlage berathen und ist zu folgenden Anträgen

gelangt: ^

1. D er P ro v in zia l-L a n d ta g äußert sich zu Z 2 der „Bestimmungen"

wie folgt:

Es empfiehlt sich, für die Provinz Westpreußen nur eine Ge­

werbekammer m it dem Sitze in Danzig zu errichten. Dieselbe würde zu bestehen haben aus 32 Mitgliedern, von welchen 11 der Land­

wirthschaft und unter diesen mindestens 3 dem kleinen wirthschaft- lichen Betriebe, 7 dem Handwerke, 7 der Industrie und 7 dem Handel angehören.

2. D e r Provinzm l - Landtag erklärt sich bereit, die nach den „ B e ­ stimmungen über die Gewerbekammern" den Provinzial-Verbänden zu übertragenden Rechte und Pflichten in Beziehung auf die Provinz Westpreußen zu übernehmen, jedoch:

a. unter der Voraussetzung, daß für die gesammte Provinz Westpreußen nur eine Gewerbekammer errichtet w ird, und b. mit der Maßgabe, daß die jährlichen aus Provinzialm itteln

zu bestreitenden Ausgaben der Gewerbekammer die Sum m e von 5000 Mk. nicht übersteigen, und daß diese B ewilligung vorläufig n u r auf die Dauer' von 3 Jahren gilt.

(3)

3. D er Provm zial - Landtag beschließt zu Z 19 der „Bestimmungen"

Was folgt '-

Die M itglieder der Geiverebkammec erhalten, soweit sie nicht in Danzig ihren Wohnsitz haben, Tagegelder und Reisekosten Die Tagegelder betragen 9 Mk An Reisekosten erhalten die Mitglieder:

a. bei Reisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurück­

gelegt werden können, die Kosten eines Eisenbahn - Billets zweiter Klaffe, beziehungsweise eines Dampfschiffs - Billets erster Klaffe, und für jeden Zu- und Abgang zusammen 3 M k;

b. bei Reisen, welche nicht auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurückgelegt werden können, wenn sie 4 Kilometer übersteigen, 40 Ps. für das Kilometer.

A ls Referent der Kommission fungirt Abg. M ü l l e r - M arienw erder.

An den V o rtrag des Referenten knüpft sich zunächst eine sehr eingehende Geschäftsordnungsdebatte, welche sich um die F rage dreht, ob die B orlage einer nochmaligen Generaldebatte zu unterziehen, oder sofort in die Spezialberathung einzu­

treten und in welcher Weise die Spezialdebatte zu handhaben sei. — A ls Korreferent nim m t dann das W o rt Abgeordneter Kosmack, welcher sich im Wesentlichen dein Bericht des R e­

ferenten anschließt.

E s w ird hierauf sofort in die Spezialberathung der einzelnen Punkte der Kommissionsbeschlüsse eingetreten, die sich aber bald zu einer neuen G eneraldebatte erweitert, in welcher die Abgg. S c h n a c k e n b u r g , G r a m a t z k i , K o s m a c k , W a g n e r , S c h w a a n , D r . G e r l i c h , G o r d o n , D a m m e , A l b r e c h t und der Staatskom m issarius, O ber­

präsident v. E r n s t h a u s e n , d as W ort nehmen.

S c h l i e ß l i c h w i r d i n d e r G e s a m m t - A b - s t i m m u n g d i e g a n z e V o r l a g e d e r K o m ­ m i s s i o n m i t 235 g e g e n 20 S t i m m e n a n g e ­ n o m m e n .

F ü r die V orlage stimmten die Abgg. v. S t u m p s f e l d t , W e g n e r-O sta sz e w o , g e g e n dieselbe die Abgg. L a mb e c k und D o m m e S .

Heute, S onnabend, findet die letzte Sitzung statt.

A rovinzial- Nachrichten.

M arien w erd er, 23. Ja n u a r. ( P e r s o n a l i e n . ) D er Reglerung«.Assefsor Freiher v. Blomberg ist ver M arienwerdcrer Regierung zur dienstlichen Verwendung überwiesen.

P e lp lin , 19. J a n u a r. ( K o s t b a r e « O r n a t . ) Dem

„Pielgrzym " theilt man mit, daß sich in der katholischen Kirche zu Roggenhausen, welche im dreizehnten oder vierzehnten J a h r- Hunderte erbaut worden ist, ein sehr kostbarer O rn a t, eine soge­

nannte Kasel befindet, welche im Jah re 1737 von den Kloster­

frauen de« Bencdiktinerinnen - O rden« in Graudenz angefertigt worden ist. D ie Stickerei ist von silbernen und seidenen Fäden zusammengesetzt und zeigt auf der Vorderseite da« B ild der heiligen Helene mit dem Kreuze, auf der Rückseite den heiligen Josef und die heilige Therese. Auf den Seiten erblickt mau Wappenschilder, welche wahrscheinlich da« Wappen derjenigen Ordensschwester darstellen, welche den O rn a t gestickt hat.

S tallu p ön eu , 20. Ja n u a r. (D i S l o z i r u n g.) Nach einer hierher gelangten Nachricht sollen drei Schwadronen Ulanen mit dem S ta b hierher in Ganison verlegt « rden.

B rom berg, 22. J a n u a r. ( E i n G l ü c k p i l z . ) V or einigen Tagen wurde einem hiesigen H errn ein ziemlich hoher Lotterie- antheil zum Verkauf angeboten. D er P re is dafür erschien ihm zuerst zu hoch, jedoch ließ er sich schließlich zum Kauf de« Antheils bestimmen. D a« Glück w ar ihm hold. Die übernommene Loo«- nummer, welche seinem früheren Besitzer schon lange Zeit keinen G ewinn erzielt hatte, kam mit 1 5 ,0 0 0 M . herau«. (B . T .)

> R akel, 23. Ja n u a r. (A d resse. Vi e h » u n d P f e r d e ­ ma r k t . ) Wie von verschiedenen S tädten, so wirb auch von der unsrigen eine Adresse an den Reichskanzler, in Folge des Reichs- tagtbeschlufses vom 15. Dezember 1 8 8 4 , abgesandt werden.

Dieselbe liegt bereit« seit einiger Zeit in verschiedenen Lokalen der S ta d t und deS Kreise« zur Unterschrift au«. — D er gestrige Vieh- und Pferdemarkt w ar ziemlich stark besucht, hauptsächlich waren Juden auS aller Herren Länder in genügender Anzahl vor- Handen. P snde wurden sehr schlecht bezahlt, ebenso da« Rindvieh;

dagegen zahlte man für Schweine ziemlich hohe Preise.

L okales.

Redaktionell* Beiträge werden unter strengster Diskretion angenommen und auch auf verlangen honorirt.

T hor», den 2 4 . J a n u a r 1885.

— ( A u f r u f z u r B e g r ü n d u n g e i n e r B i - m a r c k - E t i f t u n g . ) I n B erlin hat sich unter dem Borsitze der beiden Präsidenten de- Landtags, des Herzog- von R atibor und deS H errn von Koeller, ein Komitee gebildet, welche- Gaben sammelt zur Begründung einer B i-m arck-Stiftung. Am 1. A pril d. I s . feiert der eiserne Kanzler, welcher die Geschicke unserer N ation mit so starker Hand leitet, seinen 70 . G eburt-tag und eS ist daher ein allgemeine- Bedürfniß, dem Fürsten BiSmarck den Dank deS Volke- für sein segen-reicheS, ruhmvolle- Schaffen au-zu- sprechen und zwar soll die- in Form einer Ehrengabe geschehen, welche zu einer B i-m arck-Stiftung verwendet werden soll. W ir sind der Ueberzeugung, daß auch hier im Osten de- deutschen Reiche- genug patriotische M änner vorhanden sind, welche sich an diesem DankeSwerke betheiligen werden. E - wäre daher im Interesse der Förderung der nationalen Sache wünschenSwerth, wenn der V or­

stand de- Konservativen V erein- am hiesigen O rte ein Lokal- Komitee zur S am m lung der Gaben und Uebermittelung derselben an da- Berliner Central-Komitee bilden möchte.

— ( D i e A n w o h n e r d e S K a t h a r i n e n p l a t z e S ) können mit Gretchen im „Faust" ausrufen:

„M eine R uh' ist dahin!"

Vorbei ist die Zeit, wo der Hauch de- Frieden- und der S icher­

heit durch diese Gegend wehte. D am als stand noch daS altehr­

würdige K atharinenthor seligen Angedenken-, und ein paar Kanoniere oder Musketiere, welche hier Posten standen, sorgten dafür, daß die heilige S tille der Nacht durch keine Überschrei­

tungen rohgearteter Störenfriede oder Trunkenbolde entweiht wurde, daß jeder verspätete W anderer sorglos seiner Wege ziehen konnte, ohne befürchten zu brauchen, daß moderne R itter de- K ultur­

kämpfe-, wollte sagen deS FaustrechtS seine persönliche Sicherheit oder die Sicherheit seiner Börse gefährden. E - ist ander- ge- worden! D er Thurm ist verschwunden und mit ihm auch der Wachtposten. D er Katharinenplatz hat an Romantik, zugleich aber auch an Sicherheit verloren. D er Nacht- durch keine Laterne erhellte Weg vom Jakobs- bi- zum weiland Katharinen- thor mag Niemand mehr gerne nach 10 Uhr Abend- pasfiren, namentlich jetzt zur W inter-zeit, wo die Strolche frecher werden und die Passage eine naturgemäß schwächere ist. W ir berichteten erst vorgestern über einen Fall, wo zwei Individuen e- versuchten, einen hier unbekannten ältlichen Herrn nach dem Katharinenplatze

zu locken und dort auszuplündern. Borgestern N b en b '^ g M v A yr hörten w ir laute Hülferufe nicht^weit vomHEckhause der Katharinen- straße und sahen, wie mehrere M änner in größter Eile sich an­

dern S taube machten. Näheres haben wir über den Borfall nicht erfahren können. — Eine Aenderung in diesen Verhältnissen wird wohl erst eintreten, wenn der neue Stadttheil bebaut und dadurch in den Mittelpunkt deS städtischen Verkehr- gezogen wird.

Hoffentlich wird die- nicht ewig dauern, bis dahin wäre aber eine Laterne auf dem Katharinenplatze sehr angebracht.

— ( D a - m u s i k l i e b e n d e P u b l i k u m ) ThornS wird die Nachricht mit Freuden begrüßen, daß es H errn Kapell­

meister Friedemann gelungen ist, die Violin-Virtuosin Augusta S teinhardt zu einem Konzert am 9. Februar zu gewinnen. D ie genannte Künstlerin wird zusammen mit der Kapelle deS I n f a n ­ terie-Regiment- auftreten. Ueber da- Auftreten Augusta Stein»

hardt's, einer nebenbei jugendlich unmuthigen Erscheinung, in den größten S tädten Deutschland-, u. A. auch in B erlin, liegen u n- durchweg sich in sehr günstigem S in n e auSsprechende Rezen­

sionen der hervorragendsten B latter vor. D er Genuß, welcher den Freunden und Verehrern der Musik bevorsteht, dürfte also ein bedeutender sein, umsomehr, da auch unsere leistungsfähige Infanterie-Kapelle in dem bevorstehenden Konzerte einen ausreichen­

den Beleg ihre- S treben- und Können- geben wird. Gegenüber den vielen Künstler-Konzerten, die hier in letzter Zeit stattfanden und in denen immer nur ein oder höchsten- drei Instrum ente zur Geltung kamen, bietet da- Konzert Steinhardt-Friedem ann, da hier die Vorzüge der Orchestermusik voll zur Wirkung kommen, eine angenehme Abwechslung. — W ir werden auf die Rezensionen, welche un- über die jugendliche Violin-Virtuosin vorliegen, später zurückkommen.

— ( K u n s t u n d W i s s e n s c h a f t i n W e s t p r e u ß en.) Z u r Förderung von Kunst und Wissenschaft in Westpreußen hat der Provinzial-Landtag bekanntlich eine besondere, au - den Herren v. W inter, Plehn-Lubochiu und Archidiakonus Bertling bestehende Central - Kommission eingesetzt, welche auch die für diesen Zweck etatsmäßig bewilligten 3 6 ,5 0 0 Mk. verwaltet. D ie Kommission hat nun dem Provinzial - Landtage einen ausführlichen Bericht über ihre Wirksamkeit im Jah re 1684 erstattet, dem wir F ol­

gende- entnehmen. I n dem allgemeinen Theile des BerichtS heißt e- zunächst: „ Im m er mehr schwindet, wo sie überhaupt vorhanden w ar, bei den Vereinen die Besorgniß, durch Anschluß an die provinzielle O rganisation an Selbständigkeit einzubüßen.

Die neugebildete Graudenzer AlterthumS-Gesellschaft, sowie die lange bestehende AlterthumS-Gesellschaft in Elbing und der in seiner langjährigen erfolgreichen Thätigkeit bewährte CoPpernicuS- Verein für Wissenschaft und Kunst in T h o r n sind jetzt in Wechselbeziehung zu unserem Provinzial-M useum getreten, und so wie diese- durch den Erwerb wertbvoller Sam m lungen gewonnen hat, so nehmen nun jene ihren Platz in der Reihe der Vereine ein, deren Forschung-thätigkeit durch Gewährung von Geldmitteln unterstützt werden kann. Aber nicht durch die Derein-thäligkeit allein sind w ir gefördert worden; dankbar erkennen w ir e- an, daß die ganze Bevölkerung der Provinz mehr und mehr unseren Bestrebungen eine warme Theilnahme entgegenbringt. Die Land­

wirthe wenden den bei Erdarbeiten vorkommenden Funden eine größere Theilnahme zu und überweisen dieselben fast sämmtlich unseren Sam m lungen; Forstbesitzer und Forstbeamte beobachten mit geübtem Auge ihren W ald und dessen Bewohner und unter­

richten un- von interessanten Vorkommnissen; eine große Z ahl von Beamten, Lehrern, Apothekern u. A. durchforschen nach den verschiedensten Gesichtspunkten hin die Umgebungen ihrer W ohn­

orte und bereichern unser M useum ; Geistliche, städtische und ländliche Behörden gewinnen ein größere- Interesse an den vor­

handenen B au- und Kunstdenkmälern, und Gewerbetreibende be­

ginnen regeren Wetteifer zu entfallen und ihren Geschmack zu läutern. W ir dürfen hoffen, daß die vsn un- au-gehenden An­

regungen auf immer fruchtbaren Boden fallen und die Be- ziehungen immer mehr befestigen werden, welche von un - mit den Bewohnern Westpreußens direkt oder durch Vermittelung der Verwaltung unserer Museen und der Vereine angeknüpft sind."

— ( G a s p r e i s e . ) D a jetzt der B au eine- dritten Gasometers beschlossene Sache ist, dürfte e- von Interesse sein, zu erfahren, wie sich die Garpreise hier in Thorn im V er­

hältniß zu anderen S tädten stellen. W ährend hier pro 1 Kbm.

GaS 2 0 P f. gezahlt werden, kostet 1 Kbm. z. B . in Graudenz 2 1 .5 0 P f., Elbing 2 0 P f., D anzig 17 P f., König-berg 2 0 P f., Posen 19 P f., VravnSberg 24,5 P f., K ö-lin 18 P f., Kolberg 20 P f., Fraustadt 24,25 P f., Gumbinnen 21 ' P f., Güstrow 2 5 .5 0 P f., S tettin 17,5 P f., B erlin 16 P st, H am burg 20 P f., Elberfeld 17 P f., Düsseldorf 18 P f., Bremen 25 P f., Chemnitz 28 P f., M annheim 22 P f., Lübeck 18 Pst, D ortm und 16 P f., Stockholm 29,5 P f.

— ( A b n a h m e d e r v e r b r e c h e n . ) D er Annahme, daß i» Westpreußen dießvergehe« und verbrechen stetig zunehme», widerspricht eine jetzt veröffentlichte Gefangenen - Statistik au - dem Bezirk de- Oberlande-gericht- zu M arienwerder, nach welcher die Gesammtzahl der Gefangenen in den letzten drei Jab ren von 5 3 ,9 5 6 auf 5 1 ,0 6 7 herabgegangen ist. D ie Z ahl der Unter­

suchung-gefangenen verminderte sich von 10,135 auf 10 ,01 7 und die der Strafgefangenen von 4 3 ,7 6 5 auf 4 0 ,9 6 6 .

— ( Z u m G ü t e r v e r k e h r m i t G a l i z i e n . ) D ie Direktion der M arienburg-M law kaer Eisenbahn hat eine frühere M ittheilung an da- Vorsteher - Amt der Kaufmannschaft über die Abfertigung der über M law a nach Galizien gehenden Sendungen durch die kommerzielle Agentur der Weichselbahn in M law a da­

hin berichtigt, daß letztere diese Abfertigung nicht grati- au-führt, vielmehr neben der Artellgebühr von V, Kop. pro P ud und außer der Stempelgebühr von 20 Kop. pro Sendung noch eine P ro ­ vision von 75 Kop. pro Wagen erhebt.

— ( V e r p a c h t u n g v o n D o m ä n e n - V o r w e r k e . ) Nach der dem Abgeordnetenhause zugegangenen Nachweisung über die Resultate der im Jah re 1864 neu verpachteten Domänen- Borwerke wurden im Regierungsbezirk M arienwerder die Domänen Roggenhausen (A rei- G raudenz), P apau und S tein au (KreiS T horn) auf'- Neue verpachtet. Bei Roggenhausen ging die Pacht von 1 8 ,4 5 7 auf 14,183 Mk., also um 4 2 7 4 Mk. herunter, bei P apau dagegen stieg sie von 2 1 ,9 5 9 auf 2 4 ,9 6 , also um 2 136 M k., und bei S teinau von 995 9 auf 1 5 ,0 9 2 , also um 5 1 3 2 Mk.

— (W e i ch s e l t r a j e k t.) Privatnachrichten au - Fordon zu Folge ist gestern früh dort da- E i- auf der Weichsel zum Stehen gekommen. D er Trajekt dürfte also sehr erschwert, wenn nicht gar auf kurze Zeit ganz unterbrochen sein. Bei Kulm T ag und Nacht mit Dampfer und Kahn. Bei Marienwerder ist die Eisdecke bereit- passtrbar.

— ( W e g c n F ü h r u n g e i n e - f a l s c h e n N a m e n S ) wurde ein Arbeiter, welcher allerdings Ursache genug hat, seinen

richtigen Namen nicht zu nennen, veryasler uns ver » m lsanw au - schaft zugeführt.

— ( L o t t e r i e . ) P ei der am 23. d. M . fortgesetzten Ziehung der 4 . Klaffe 171. preuß. Lotterie sind folgende Gewinne gezogen worden:

1 2 0 .0 0 0 Mk. auf N r. 3 2 ,4 0 3 . 1 5 .0 0 0 Mk. auf N r. 1 8 ,6 2 5 . 6 0 0 0 Mk. auf N r. 4 8 ,0 0 8 .

3 0 0 0 Mk. auf N r. 69 1466 3 3 1 6 4 04 1 5 5 0 7 8 1 9 2 9 8 2 9 1 2,0 3 7 1 8,4 0 7 2 1 ,0 3 8 2 1 ,6 4 7 3 1 ,8 1 5 8 8 ,5 4 8 4 0 ,1 1 2 4 2 ,3 6 5 5 0 ,4 3 3 5 0 ,8 8 7 5 1 ,7 2 5 5 5 ,2 6 5 5 5 ,2 8 9 5 6 ,4 0 6 5 7 ,7 6 7 6 0 ,5 8 4 6 2 ,4 4 5 6 4 ,1 1 8 6 4 ,8 9 2 6 5 ,6 8 4 6 6 ,3 4 6 6 6 ,6 5 3 6 7 ,4 5 2 6 7 ,6 7 0 72.09 5 7 2 ,9 0 0 7 3 ,0 4 2 7 3 ,1 3 3 8 1 ,0 7 9 8 6 ,6 9 7 8 8 ,9 0 4 9 0 ,2 0 8 9 0 ,5 6 7 9 1 ,6 6 7 9 2 ,3 0 3 .

1 5 0 0 Mk. auf N r. 631 2 27 6 4 4 2 0 5 3 7 7 6 9 5 6 7 1 3 4 7321 9 7 5 4 1 1 ,7 9 3 1 3 ,6 1 9 14,237 14 ,30 6 1 5 ,2 2 0 2 0 ,3 4 2 2 3 ,6 4 5 2 4 ,4 7 5 2 4 ,6 8 9 2 5 ,1 6 3 2 6 ,3 5 6 2 6 ,7 9 9 2 6 ,9 1 2 2 7 ,3 2 4 2 9 ,9 1 5 3 5 ,8 8 0 3 6 ,1 9 7 3 7 ,7 4 1 3 8 ,9 1 5 4 1 ,2 6 7 4 2 ,9 4 9 4 4 ,7 7 7 4 6 ,7 4 6 4 7 ,6 5 2 4 8 ,0 3 1 5 2 ,0 9 5 5 2 ,3 1 4 5 4 ,5 7 9 5 6 ,3 6 6 6 1 ,7 8 0 6 2 ,3 7 1 6 9 ,9 9 0 7 1 ,7 1 2 7 2 ,2 6 0 7 4 ,9 1 9 7 6 ,9 2 4 7 7 ,2 8 9 8 4 ,0 7 6 6 6 ,4 9 7 8 3 ,1 2 5 9 0 ,8 1 0 90 ,24 1 9 0 ,8 4 6 9 1 ,2 4 4 9 1 ,5 7 2 .

— ( P o l i z e i b e r L ch t.) 15 Personen wurden arretirt, darunter 9 Individuen, welche bei einer Razzia der Herbergen aufgegriffen wurden.

F rankfurt a. M ., 22. J a n u a r. ( E i n z w e i t e r F a l l R u m p f s ? ) Ueber da- mysteriöse Verschwinden eine- Polizeibeamten berichtet der „W etzlarer Anz." au - W etzlar:

„D ie Bewohner der hiesigen S ta d t werden sich ohne Zw eifel noch zu errinnern wissen, daß vor mehreren Ja h re n ein be­

rittener G endarm N am en- Gottschalk hierselbst stationirt gewesen ist. Gottschalk, ein anscheinend sehr gewandter B eam ter von annehmendem Aeußeren, hatte zuletzt in Elberfeld die S tellung eine- Polizeikommissars inne und w ar als einer der H aupt­

zeugen bei dem Hochverrathsprozesse gegen die N iederw alds­

attentäter R einsdorff und Genossen mit betheiligt. Wie u n - nunmehr von zuverlässiger S eite mitgetheilt w ird, soll G o tt­

schalk seit einigen Tagen au - Elberfeld verschwunden sein, ohne daß über sein Verbleiben bisher auch nur eine S p u r entdeckt worden wäre. Unter den angegebenen Umständen liegt somit die Verm uthung nicht fern, daß H err Gottschalk einem Racheakte der anarchistischen P a rte i zum O pfer gefallen ist."

B elgrad, 20. Ja n u a r. ( D i e b s t a h l . ) D er hiesige Korrespondent der „N . F r. P r ." schreibt: „W ie kürzlich berichtet, wurde auf dem hiesigen Central - Postam te ein an König M ila n adressirte- Packet, welche- B rillanten im W erthe von 40,000 FrcS. enthielt, gestohlen. W ie ein Lauffeuer verbreitete sich am 16. d. M . vorm ittag- da- Gerücht, da- gestohlene Postpacket sei gefunden worden. D er hiesige Töpfer M ark n - Rosenfeld erstattete bei der Polizeidirektion die An­

zeige, daß da- Werthpacket bei dem hiesigen Uhrmacher Josef Achselrad versteckt sei. Achselrad wurde sofort verhaftet und einem Verhöre unterzogen, welche- nahezu vier S tun den w ährte. Nach hartnäckigem Leugnen gestand derselbe endlich ein, daß die B rillanten sich in seiner Behausung befinden, und zwar in einer Nische de- A borte- versteckt. E in Polizei­

beamter begab sich unverzüglich nach der W ohnung Achselrad'S und fand an der bezeichneten S telle thatsächlich die B rillan ten , verwahrt in einer Ledertasche. M ark u - Rosenfeld und der Kutscher Josef Mikesch wurden wegen Verdachte- der M it­

schuld gesanglich eingezogen. A ls der eigentliche T häter wird der in Gew ahrsam befindliche B eam te der serbischen Post- ambulanz Sch. Jowanowisch bezeichnet, welcher da- W erth­

packet von der österreichisch - ungarischen Post in S e m lin ordnungsgemäß übernommen hatte."

Für die Redaktion verantwortlich: Paul DvmbrowSki in Lhvrn.

Telegraphischer Börsen-Bericht.

B erlin, den 2 4. Ja n u a r.

1.23. ,85. 1.24./8L.

FondS: ruhig.

Ruff. B a n k n o t e n ... 2 1 3 — 60 2 1 3 — 60 Warschau 8 Tage . . . . . . 2 1 2 — 90 213 Ruff. 5 ° /, Anleihe von 1877 . . 9 9 — 80 — P oln. Pfandbriefe 5 ° /- . . . . 6 5 — 20 6 5 - 2 0 P o ln . Liquidation-pfandbriefe . . 5 8 — 4 0 5 8 — 3 0 Westpreuß. Pfandbriefe 4"/» . . - 102 1 0 2 — 10 Posener Pfandbriefe 4°/y . . . . 1 01— 60 1 0 1 — 5 0 Oesterretchische Ba nknot e n. . . . 165— 65 165— 65 W eizen gelber: A pril-M ai . . . . 167 166

J u n i - J u l i ... 173 172 von Newyork l o k o ... 94 9 4 R oggen: loko ... 145 145

A p r i l - M a i ... 1 4 6 — 5 0 1 4 5 — 5 0 M a i-J u n i . . . . . . . 1 46 — 5 0 1 4 5 — 75 J u n i - J u l i ... 1 47 — 25 1 4 6 — 75 R ü b ö l: A p r i l . M a i ... 5 2 — 4 0 5 2 — 70

M a i - J u n i ... 5 2 — 70 53 S p ir itu s : l o k o ... 4 3 — 4 0 4 4

A p r i l - M a i ... 4 5 — 40 4 5 — 5 0 J u n i - J u l i ... 4 6 — 60 4 6 — 70 J u li- A u g u s t... 4 7 — 5 0 4 7 — 5 0

S t.

T horn,

Barometer

IHM.

den 2 4 . ^

Therm

o 0 .

kanuar.

Windrich­

tung und Stärke

Be­

wölk-. Bemerkung

23 2k p 7 6 8 .8 — 8 .5 8 0

10k p 7 6 9 .8 — 8 .7 8 L 1 10

2 4 . 6K L 7 7 0 .5 — 10 .3 8 L 1 10

W a s s e r st a n d der Weichsel bei Thorn am 2 4 . J a n u a r 1 ,5 0 m .

(B a y e ris c h e H a n d e l s b a n k 4 p C t. P f a n d b r ie f e .) D ie nächste Ziehung dieser Pfandbriefe findet M itte Februar statt.

Gegen den Koursverlust von ca. 1 pCt. bei der AuSloosung über­

nimmt da- Bankhau- C arl R euburger, B erlin , Französische

S tra ß e 13, die Versicherung für eine P räm ie von 3 Ps. pro

10 0 M ark.

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