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Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 54

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AbonnemrrrlApreiA

für T h o rn und Vorstädte frei ins H aus: vierteljährlich 2 M ark, monatlich 67 .. Pfennig vränum erando;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 Mark.

A u s g a b e

Nützlich ß»/, Uhr abends mit Ausschluß der S onn- und Feiertage.

54.

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschluß N r. 57.

JnsertionSpreis

für die Spallzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenonunen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Duke» m Wien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen deS I n - und AuslandeS.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittags._______

Freitag den 4. März 1892. X. Zahrg.

' Die Novelle zum Strafgesetz.

. Die dem Reichstage zugegangene Novelle zum Strafgesetz protzt Kuppelei mit Gefängniß nicht unter 1 M onat, schwerere uülle jedoch gewohnheitsmäßiger Kuppelei mit Zuchthaus bis zu 0 Jahren und daneben Geldstrafe bis 6000 Mark. Die Ver­

le ih u n g von Wohnungen an Prostituirte bleibt straflos, wenn polizeilichen Vorschriften beobachtet werden. Z uhältern wird

^st Gefängniß nicht unter 1 M onat, in schweren Fällen (wenn

°er Zuhälter mit der Prostituirten verheirathet ist oder sie zu

°km Gewerbe nöthigt) nicht unter 1 J a h r bestraft. M it Ge- '""gniß bis zu 6 Monaten wird bestraft, wer Schriften, Bilder

^ öffentlich ausstellt, ankündigt, anschlägt und verbreitet, welche,

°hne unzüchtig zu sein, durch gröbliche Verletzung des Scham- AnstandSgesühlS Aergerniß zu erregen geeignet find. Geschieht gewerbsmäßig, so tritt Gefängniß nicht unter 3 Monaten M it Gefängniß bis zu 6 Monaten werden auch die Per- Ivnen bedroht, welche aus wegen Gefährdung der Sittlichkeit Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführten Gerichtsverhand­

lungen öffentliches Aergerniß zu erregen geeignete Mittheilungen Nsachen. — Ferner wird bestimmt, daß bei Zuchthaus- oder Ge- jUNgnißstrafe wegen einer von besonderer Rohheit oder Sitten-

^>tgkeit zeugenden T h at die S trafe bis auf die D auer von 6 Lochen verschärft werden kann, so daß der Verurtheilte eine As"« Lagerstätte und Wasser und B rot als Nahrung erhält.

^Ue Anordnung der Verschärfungen kann einzeln oder vereinigt

^ichehen und jeden dritten T ag wegfallen. Nach Verbüßung der

^ a f e können Verurtheilte der Landespolizeibehörde überwiesen erden. Durch die Ueberweisung erhält die Landesbehörde die efugniß, hie verurtheilte Person entweder bis zu S Jahren b.!. Arbeitshaus unterzubringen oder zu gemeinnützigen Ar-

ren zu verwenden.

all» dem Entwürfe beigegebene Begründung lautet in ihrem

^gemeinen Theile, wie folgt: „D er kürzlich von einem Berliner Hwurgericht verhandelte Mordprozeß gegen die Heinze'schen trok hat verbreitete Mißstände hervortreten lassen, welchen der m ^ Anstrengungen der betheiligten Behörden auf Grund und w i ^ e n Gesetze nicht hinlänglich gesteuert werden kann,

« rso r^ u ^ h e r eine Abänderung und Ergänzung der letzteren erscheinen lassen. Z u jenen Mißständen gehört da»

M einges-,^ sogenannter „Z uhälter", dessen Umfang und Ge­

fällig ox in dem bezeichneten Prozesse besonders auf-

^°Uige . ist. Ferner ist hierher zu rechnen die gegen- stteuuna >> lheinungsforni der Prostitution, welche durch die Zer- die Prostituirten über den ganzen Bereich großer Städte T illli», , " " " S von Krankheiten begünstigt, die Ordnung und ljch i, . ^ in den Straßen und an öffentlichen O rten empfind- da« ^'n(:üchtigt, die polizeiliche Beauffichtigung erschwert und I>n »..o" halierlhum hervorruft und befördert. I m Zusammen-

breitende Erscheinungen steht der immer mehr sich aus- ivertneb unzüchtiger S chriften, Bildwerke und D ar-

1 uungen, welcher, aus verwerflichem Eigennutz entspringend, vte erheblichsten stttltchen Schäden vor allem der heranwachsenden Jugend, aber auch dem Volksleben im allgemeinen, zufügt. Der vorliegende Gesetzentwurf beabsichtigt daher, durch Abänderung und Ergänzung der einschlägigen Bestimmungen des Strafgesetz­

buches in erster Linie eine Einschränkung und erfolgreichere Beauffichtigung der Prostitution, sowie ein wirksames Einschrei­

ten gegen Kuppler und Zuhälter zu ermöglichen. Weil aber dieser Erfolg nur unvollkommen erreicht werden würde, wenn sich nicht die zu verhängenden der Mehrzahl nach kürzeren Freiheitsstrafen empfindlicher gestalten, als dies gegenwärtig der Fall ist, so hat der Entwurf auch eine Vorschrift über Schür­

fung gewisser Freiheitsstrafen vorgesehen. Die wiederholte E r­

fahrung endlich, daß Gerichtsverhandlungen sittlich anstößigen In h a lts infolge unterlassenen Ausschlusses der Oeffentlichkeit mit ihren widerwärtigen Einzelheiten in der Tagespresse wieder­

gegeben worden sind, hat darauf Bedacht nehmen lassen, die einschlägigen Bestimmungen des GerichtSverfassungs - Gesetzes über Ausschluß der Oeffentlichkeit zweckentsprechend zu er­

gänzen".

Faktische Tagesschau.

Der M a s s e n a n d r a n g v o n A r b e i t s u c h e n d e n in die g r o ß e n S t ä d t e kann auf die D auer nicht so fortgehen, das ist auch eine Erkenntniß, deren Verbreitung die Erfahrungen der jüngsten Tage ungemein befördert haben. D as AbsorptionSver-- mögen der Städte für Zuzug von außen, namentlich vom platten Lande her, ist kein unbegrenztes, sondern regelt sich nach dem Q uantum vorhandener, resp. neu erstehender Arbeitgelegenheit.

D er Ueberschuß de« Angebotes über die Nachfrage nach Arbeitern mag in Zeiten wirthschaftlichen Aufschwunges sich ohne zu große Schwierigkeit in sich selber regeln und ausgleichen, in Zeiten wirthschaftlichen Stillstandes oder gar Rückganges erscheint der E intritt örtlicher Noth fast unvermeidlich. Aber freilich wer auf das Dogma der möglichsten Ungebundenheit und Willkür aller wirthschaftlichen Lebensverhältnisse schwört, wird auch die Schattenseiten seines Id e a ls in den Kauf nehmen müssen. Doch fehlt eS nicht an Sym ptom en, die da vermuthen lassen, daß immer weitere Kreise in dem In stitu t der schrankenlosen F rei­

zügigkeit eine „Errungenschaft" von zweifelhaftem Werthe er­

blicken.

Am Sonntag beging die n a t i o n a l l i b e r a l e P a r t e i die Feier ihres 2L j ä h r i g e n J u b i l ä u m s . Etwas boshaft, aber durchaus zutreffend, schreibt dazu die „N. P r. Z tg .": „Zw ar etwas „bei gedämpftem Trommelklang", aber doch noch an­

spruchsvoll genug und ohne jede ernsthafte Selbstkritik begehen die nationalliberalcn B lätter die Feier ihres 2S jährigen P a rte i­

jubiläums. Bei dem Machtdurste der P artei ist es auffallend genug, daß niemand an die Erhebung Miguels zum Finanz- minister denkt. E r ist ihnen wohl zu objektiv, nicht genug

„Parteimensch". W ir wollen die Verdienste der nationalliberalen P artei nicht verkleinern, aber selbst ihr Freund kann ihr nur das Zeugniß geben, daß fie den E g o i s m u s in der krassesten Weise entwickelt hat. Auf Herrn Baare beziehen wir das nicht.

Wenn man aber wie neulich die „Kölnische Zeitung" sagt, die nationalliberale P artei sei „das deutsche Volk in seinen edelsten und besten Theilen selbst", dann zeugt das doch von so unheilbarer Ueberhebung, daß eine Verständigung mit solcher „Selbsteinschätzung" unmöglich ist. Die P artei ist von 170 auf 40 Mandate gesunken, die „edelsten und besten Theile"

de« deutschen Volkes scheinen also wahrhaft schwindsüchtig ver- schrumpft zu sein. Den 28. Februar hätte man zur Selbst­

einkehr, zu einer Art „Partei-B ußtag" benutzen sollen, und nicht zu geschwollenen Redensarten, über die jedermann lacht."

Auf die Glückwünsche der Kardinäle zu seinem Geburtstage antwortete der P a p st, er habe, gleichwie Jnnocenz III-, alle Bemühungen auf die Unabhängigkeit der Kirche gerichtet und werde den betretenen Weg im Vertrauen aus die Kraft der Kirche weiter verfolgen und den Rest seines Lebens dieser schwie­

rigen Mission widmen.

Die K a b i n e t s k r i s i s i n S c h w e d e n , die so nahe vor der T h ü r stand, hat sich — vor der Hand wenigstens — im Sande verlaufen. Es hat das Shorthing nach zweitägiger De­

batte Dienstag Abend mit 64 gegen 48 Stim m en folgende von der Linken beantragte Tagesordnung angenommen: Indem das Shorthing erklärt, daß die Frage der Errichtung eines eigenen norwegischen Konsulaiswesens eine ausschließlich norwegische An­

gelegenheit ist, die nur von den gesetzgebenden Körperschaften Norwegens zu erörtern und zu erledigen ist, daß aber die Re­

gelung der gegenwärtig bestehenden Verhältnisse eventuell dem zusammengesetzten StaatSrath obliegt, geht das Shorthing zur Tagesordnung über.

I n der s e r b i s c h e n S k u p s c h t i n a wurde vorgestern die Verzichtleistung des Exkönigs M ilan und eine Resolution des radikalen Klubs berathen. Letztere verlangt, auch die Königin Natalie aller Rechte als Mitglied des Königshauses für immer verlustig zu erklären und ihr den Besuch Serbiens für immer zu verbieten.

Die gestern an dieser Stelle angemeldete g r i e c h i s c h e M i n i s t e r k r i s i s ist inzwischen zur Thatsache geworden. D er Telegraph meldet darüber folgende Einzelheiten: „D er König hat, dem Vernehmen nach, das Kabinet Delyannis aufgefordert, zu demisfioniren, worauf die Minister erklärten, daß fie dies nicht könnten, da fie in der Kammer die Mehrheit hätten, wohl aber könnte der König fie ihrer Stellung entheben. Nachdem dann Trikupis die Kabinetsbildung abgelehnt, soll der König mit Konstantinopulo und Kunduristis verhandelt haben, von denen letzterer sich bereit erklärt hätte, ein interimistisches Kabinet (d.

i. bis zu den erfolgten Neuwahlen) zu bilden. — Delyannis wurde in der letzten Kammerfitzung, der allerdings meist nur seine Anhänger beiwohnten, ein Vertrauensvotum ertheilt, worauf sich die Kammer bis nach Lösung der Krise vertagte. Line zahl­

reiche Menge gab Delyannis von der Kammer bis zu seinem Hause das Geleit. Der Ministerpräsident hielt darauf vom Balkon seines Hauses eine Ansprache, in welcher er sagte, das Volk habe ihn zwei M al m it unbeschränktem V ertrauen geehrt, er werde seinen Posten nicht verlassen und zähle immer auf das V ertrauen und die Beihilfe de« Volkes. — Vor dem Hause Trikupis fand eine Gegendemonstration statt. — Inzwischen kommt die Meldung, daß das neue Kabinet sich konstttuirt hat.

dasselbe ist, wie folgt, zusammengesetzt: Konstantinopulos: P r ä ­ sidium, Finanzen und In n e re s; P h ilare lo s: Justiz und Aeuße- res; S uchtori: M a rin e; MastragaS: Krieg und Papamichalopulos:

Unterricht. — Ueber P ari« wird noch gemeldet, daß der König Georg die früheren Minister ihrer Stellungen aus dem Grunde

Nnerforschliche Wege.

Kriminal-Roman von A. S ö n d e r m a n n .

--- (Nachdruck verboten.) M l.k . ,,, (5. Fortsetzung.)

Ammer um ^ ^ leichtsinnige Mensch scheu im v e rla sfin ^ " ^ Begriffe für immer die S ta d t zu

N i! m a n ? » ^ " ° sewiß noch mit der alten W irthin!

Stockwerk. — Major allein bewohnte da» erste reichen für di, Reisegeld war spärlich — e« konnte kaum 0 hurtig!» kni?sck^ ^"^nstadt.

»and er wieder an dem und im nächsten Augenblick Kranken lagen. "hle, auf welchem die Kleider de«

Hastig griff ex zu und dur^>r

er suchte. Ein häßlicher E dieselben. E r fand nicht, was ersuchte. Ein h ä ß lic h e s - - ... -

D a fiel sein loderndes Auae^ .^schlüpfte seinen Lippen, daliegenden Kranken. wieder auf den regungslos d--l-ld"a^au«g-slhn7" ^ S'-n, und ,-s»rt »m

«chW-chund in d-n A g-M h!-l" -- ->» N-M-- und

°n,ch°n7'*° ,u ' Auch d-,

Gold /an d , was er suchte!

°°-s wurde °"dere Kostbarkeiten - alles M o r g e n . Ä Lust ? Ü m ° L L n ^ den Taschen seiner «leider

^ D a vernabm / / " ^ h l e n hatte ihn übermannt.

Er lauschte / i n ^-räusch °on leichten Schritten.

»Emilie - s'," Nam e wurde leise gerufen.

MUß!" knirscht, der muß helfen, fie muß — fie ichte der Verbrecher und sprang auf die T h ü r zu.

„Komm herein!" rief er dem blassen, verwundert drein­

schauenden Mädchen zu.

„W as willst D u, Fritz? D u bist in dem Zimmer des Herrn M ajors?" fragte die Kleine mit zitternder Stimme.

„Komm herein — ich weiß e« — der M ajor ist todt!"

zischte er.

Und er faßte das zitternde Mädchen an der Hand und zog eö rasch in das Zimmer herein.

„T odt? Und D u — D u ?" stöhnte Emilie.

„D u flehst ja, ich hole mir das Reisegeld! Hilf mir — da, greif doch zu!" drängte der Dieb.

„Allmächtiger G ott! Fritz, D u stiehlst ja !" schrie jetzt das junge Mädchen auf und taumelte entsetzt einige Schritte zurück.

„Ach, was da — der Alte ist todt! E r braucht nichts m ehr;

sein Geld gehört niemand! Sieh doch, sieh doch, dar Gold — das Gold! Greif zu — greif zu!"

„Fritz, um des Himmels willen, ich beschwöre Dich, laß ab - laß ab!" zitterte es noch einmal von den Lippen des jungen Mädchens.

E r aber schob ihr eine Hand voll Goldstücke in die Tasche

— dann zog er fie mit Gewalt an den Koffer heran und rief:

„D a, pack ein; ich räume den Koffer vollends au«!"

I n diesem Augenblicke stöhnte der M ajor laut auf.

Fritz Steiler sprang mit einem Satze an das Lager heran.

M it einem Blicke hatte er die Gefahr erkannt.

Eben wollte sich der M ajor, von welchem der erstarrende Brustkrampf gewichen war, in die Höhe richten, da ergriff Fritz j Steiler das Kissen des Lagers und preßte e« auf den Kopf des ! alten Manne».

„Um Jesu willen, Fritz, Fritz — was thust D u ?" schrie ! Emilie mit lauter Stim m e auf.

Doch der Verbrecher achtele nicht mehr auf diesen W ar- i nungSruf — immer fester preßte er das Kiffen auf das Gesicht ! de« Alten.

»Fritz — D u mordest!"

„Schweig! E r darf uns doch nicht sehen! Komm her; halte

das Kiffen fest — hier drücke darauf!" rief er und ergriff den Arm des Mädchens, um dasselbe an da« Lager heranzuziehen.

Seine Stim m e klang drohend, befehlend.

Da« Mädchen erstarrte unter der Gewalt dieses M annes.

Die Angst betäubte fie — fie hatte ja keinen andern Willen als den seinigen.

Noch einmal ergriff er ihre Hand und preßte fie selbst auf da« Kissen.

„Halte fest — laß nicht los, daß er sich nicht rührt! Bald bin ich fertig, dann fort, — fort für immer!"

Nach diesen W orten sprang er wieder vom Lager hinweg.

Emilie hielt das Kiffen mit ihren Händen fest. S ie wußte in diesem Augenblicke nicht mehr, was fie that.

E r aber raffte nun von neuem alle« Gold, wa« er dort in dem Koffer fand, zusammen, schob e» theilwetse in seine Kleider, thetlweise in die Kleider des Mädchen«.

W as w ar aus dem leichtsinnigen Menschen, aus dem Spieler, au« dem Betrüger geworden? — Ein rasender Mörder!

Noch ein Seufzer drang unter d«m Kiffen, unter der Hand des jungen Mädchen« hervor.

S ie hielt das Kiffen fester und immer fester — ein Stöhnen ertönte — dann noch ein heftiger Ruck, und jetzt — jetzt w ar es still!

Kalter Schauer durchrieselte den Körper de« jungen Mädchen«.

„Fritz!" stieß fie mit herzzerreißender Stim m e au« — dann brach fie auf ihre Kniee nieder.

„M an kommt! Fort, fort!" schrie der Mörder ; dann hob er das Mädchen mit starken Armen auf seine Schulter und eilte mit ihr flüchtigen Fußes au« dem Zimmer die Treppe hinauf.

Oben im zweiten Stocke blieb er im Dunkeln stehen und lauschte.

Ganz deutlich vernahm er, daß zwei Personen die Treppe zum ersten Stock hinaufstiegen.

E r huschte wieder die Treppe hinunter.

Zwei M änner traten durch die noch geöffnete T hür in da«

Zimmer der Major« und zogen die T hür hinter sich zu.

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enthoben habe, w e il er eine Verschärfung der finanziellen Krisis befürchtete.

I n B r a s i l i e n ist schon wieder eine M tnisterkrifis zum Autbruch gelangt. Dem „N ew york H e ra ld " w ird darüber aus Valparaiso gemeldet, der M in iste r des A usw ärtigen, P ereira, und der M in iste r fü r Krieg und M a rin e , Blanco V ie l, hätten ihre Demission gegeben. Andere M itg lie d e r des Kabinets würden dem Vernehmen nach ebenfalls um ihre Entlassung einkommen.

D ie K risis sei auf Meinungsverschiedenheiten bezüglich der zur Regelung der Finanzlage vom Finanzm tnister vorgeschlagenen M a ßregeln zurückzuführen.____________________________________

preußischer Landtag.

Abgeordnetenhaus.

24. Sitzung am 2. M ä rz 1692.

DaS H a u - tritt in die zweite Berathung des Polizeikostengesetzes ein.

8 1 setzt für die Städte, welche kömgl. Polizeiverwalrungen haben, den Koftendeltrag fest.

Dazu sind eingegangen ein Antrag von Jtzenplitz (deutschkons.) und Krause (natlib.), welche die Herabsetzung der dortigen Normen verlangen, und ein Antrag Kelch (natlib.), welcher Penfionirung der Berliner Nacht­

wächter w ill, insofern dieselben 3 Jahre im Dienste sind.

Die Abgg. L a n g e r h a n n s und E b e r t y (deulschfreis.) wenden sich entschieden gegen die Borlage und bezeichnen vorzüglich die Höhe der für B erlin ausgeworfenen Kosten a l- zu hoch, während

Abg. v. E y n e r n (natlib.) unter Hinweis auf die reichlich fließen­

den Einnahmequellen die für Berlin festgesetzten Sätze angemessen findet.

M inister H e r r s u r t h bittet, alle Anträge abzulehnen, da die Re­

gierung inbezug auf die Normen bis an die Grenzen der Möglichkeit gegangen sei, und eine Herabsetzung derselben den Zweck der Vorlage in Frage stelle. Bezügl. des Antrages Kelch führt er aus, daß die Nacht­

wächter in B erlin , welche sich Anstellungsberechtigung erworben hätten, in den Polizeidienst übernommen werden würden.

Abg. K r a u s e (natlib.) befürwortet seinen Antrag, v. Eynerns Ansichten über B erlin theile er nicht.

Nachdem noch Abg. M e y e r - B e r l i n (deulschfreis.) in gewohnter humoristischer Weise die Angriffe des Abg. v. Eynern (natlib.) abgewiesen und dargelegt, daß B erlin von seiner Ausnahmestellung ebensoviel Nach­

theile wie Bsrcheile habe, wird zunächst Z 1 und nach kurzer Debatte der Rest der Vorläge in der Kommissionsfassung angenommen.

Sämmtliche dafür eingebrachten Abänderungsanträge werden ab­

gelehnt.

Das Haus vertagt sich.

Nächste Sitzung Sonnabend. Tagesordnung: D ritte Lesung des Polizeikostengesetze-.

Schluß 4 Uhr.________________________________________________

Deutscher Aeichstag.

165. Sitzung vom 2. M ä rz 1692.

Von den von der Petitionskommission als zur Erörterung nicht ge­

eignet erachteten Petitionen werden auf Antrag des Abg. M e t z n e r (Centrum) diejenigen, welche den Befähigungsnachweis für Bauhand­

werker fordern, an die Kommission zur Berichterstattung zurückverwiesen.

D ann begründet Abg. B e b e l den A ntrag der Sozialdemokraten auf Verstaatlichung de- Apothekenwesens. Das jetzige Konzessionswesen habe ein förmliches Unwesen im Besitzwechsel der Apotheken zur Folge gehabt und den Preis der Medikamente zum Nachtheil der Minderbemittelten in die Höhe geschraubt. Durch die Sozialgesetzgebung des Reichs sei das Uebel noch gewachsen.

Gegen den Antrag sprechen Abgg. D r. W i t t e Deulschfreis.) und M e n z e r (deutschkons.), sowie Staatssekretär v. B o e t l i c h e r , welcher hervorhob, daß daS Reich gar nicht die nöthigen Organisationen zur Ueber­

nahme des Apothekengewerbes besitze.

V o r der Abstimmung bezweifelt Abg. W e r n e r (Antis.) die Beschluß- fähigkeit des HauseS.

Die Auszählung ergiebt eine Präsenz von 167 M itgliedern, das Haus ist somit beschlußunfähig.

Abg. P rinz C a r o l a t h (w ild) wünscht, daß die Anträge auf A us­

zählung künftig der Unterstützung bedürfen sollen.

Nächste Sitzung: Donnerstag. Telegraphengesetz und kleinere V o r-

Deutsches Peich.

B e rlin . 2. M ä rz 1892.

— Se. Majestät der Kaiser hat an den Erzherzog K a rl Ludw ig von Oesterreich, als den P rotektor der internationalen Musik- und Theaterausstellung, ein eigenhändiges Schreiben ge­

richtet, in dem er sein lebhaftes Interesse an dem Unternehmen ausspricht und dessen thatkräftige Förderung zusagt. E in ähnliches Schreiben ging dem Erzherzoge von dem Kaiser von R ußland zu.

— E in hiesiges B la tt hatte berichtet, daß sich der Kaiser jüngst einem bekannten jetzt in Halle lebenden Arzte gegenüber, der die Eingabe der Hallenser Professoren gegen das V olks­

schulgesetz m it unterzeichnet hatte, sehr anerkennend über den I n h a lt der erwähnten Eingabe ausgesprochen und versichert habe, daß die Hallenser Professoren seine S ym pathie in so hohem Maße besäßen, daß er geneigt wäre, sie insgesammt aus­

zuzeichnen. D e r „Reichsanzeiger" erklärt n u n , die M itth e ilu n g

entbehrt sowohl, was die angeblichen Thatsachen, al« waS die ihnen unterstellte Voraussetzung angeht, jeder Begründung.

— D e r Eisenbahnminister T hielen hat Einladungen zu einem parlamentarischen D in e r am 10. M ä rz erlassen.

— Eine Delegtrtenversammlung der katholischen Vereine B e rlin s hat beschlossen, am 4. M ärz, dem Todestage W indthorsts, ein Requiem in den hiesigen katholischen Kirchen abzuhalten.

— D er berühmte Schriftsteller O tto Glagau ist gestorben.

— Z u seiner diesjährigen Generalversammlung tra t der konservative W ahlverein des 2. RcichStagSwahlkreiseS am M o ntag Abend im W irthshaus „W a h ls ta tt", Belle-Alliancestraße, zu sammen. D e r S a a l w ar dicht gefüllt. D e r Vorsitzende, K a u f­

mann Rappo, eröffnete m it einem dreimaligen Hoch anf den Kaiser. Reichstagsabgeordneter OberverwaltungSgerichtSrath Hahn (V e rtre te r des Wahlkreises B rom berg) hielt daraus einen V o rtra g über den Volksschulgesetzentwurf und begründete folgende Reso­

lu tio n : „D e r konservative W ahlverein des 2. B e rlin e r W a h l­

kreises hat in seiner Generalversammlung einstimmig beschlossen:

1) W ir sagen der königlichen S taatsregierung den wärmsten Dank fü r die E in b rin g u n g de« dem Landtage vorliegenden E n t­

w u rfs eines Volksschulgesetzes. 2 ) W ir erkennen es als dringlich an, daß die Regelung des Volksschulwesen« den Verheißungen der Verfassungsurkunde entsprechend durch die Gesetzgebung er­

folgt. 3 ) W ir erkennen es an, daß der vorgelegte Gesetzentwurf den in der Verfassungsurkunde h ie rfü r vorgezeichneten G ru n d ­ sätzen durchaus entspricht. 4 ) W ir sind insbesondere überzeugt, daß derselbe die Grenzen richtig einhält, welche inhaltS der V e r­

fassungsurkunde in Bezug auf das Volksschulwesen bezüglich der S te llu n g von S ta a t und Kirche vorgesehen find, daß da rin die Volksschule der Hauptsache nach als eine Veranstaltung des Staates sich darstellt und daß die dabei den Organen der evan­

gelischen und katholischen Kirche vorbehaltene M itw irk u n g zur Sicherung des konfessionellen Charakters der christlichen V olks­

schule nicht zu entbehren ist. 5 ) W ir stimmen dem vorliegenden E n tw u rf — unbeschadet etwaiger abweichender Auffassungen be­

züglich einzelner Punkte — um so mehr zu, als derselbe im wesentlichen den von der evangelischen Eeneralsynode zunächst kundgegebenen Forderungen entspricht und schon hieraus zu ent- nehmen ist, daß aus demselben eine Benachtheiligung der evan-

»gelischen Staatsangehörigen gegenüber den Katholiken nicht zu besorgen ist. 6 ) W ir hegen das Vertrauen, daß die S taatsre- gierung m it Entschiedenheit auf die Annahme des Gesetzentwurfs durch den Landtag hinwirken w ird und daß die Häuser des Land­

tages unter A doptirung der wesentlichen Grundsätze des E n t­

w u rfs durch die Verabschiedung des Volksschulgesetzes in der gegenwärtigen Session des Landtages ermöglichen werden.

7) W ir richten an die konservative F raktion des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten die dringende B itte , hierauf ih r ganzes Bestreben energisch zu richten." D ie Generalver- sammlung hat nach erfolgter Annahme der Resolution noch be­

schlossen, Abschrift derselben dem Ministerpräsidenten G rafen von C a p riv t, dem M in iste r der geistlichen Angelegenheiten, Grafen v.

Zedlitz-Trützschler, sowie der konservativen F raktion de« Herren­

hauses und des Hauses der Abgeordneten m it der B itte um ge­

neigte Kenntnißnahme und Berücksichtigung zu überreichen.

Außerdem soll den liberalen Abgeordneten des Wahlkreises eine Abschrift m it der B itte zugehen, die Resolution zu vertreten, und an den K u ltu sm in ister soll eine D eputation geschickt werden.

— D e r deutsche B ürgerverein „N o rd o st" hat in seiner Sitzung vom 26. v. M . folgendem Beschlusse seine volle Z u ­ stimmung e rth e ilt: „D e r konservativen Fraktion des Hauses der Abgeordneten spricht der deutsche Bürgerverein „N o rd o st" fü r das kraftvolle E intreten fü r die Grundsätze christlicher Erziehung der Jugend, wie solche in dem Volksschulgesetzentwurf enthalten find, seinen Dank und seine volle Zustim m ung aus und erhofft von einer w ahrhaft christlichen Volksschule großen Segen fü r das V a te rla n d ".

— D ie Abgg. D r. B a rth , D r. Baumbach, Büsing, Haerle, Jebsen, Rickert haben zum E ta t fü r das A usw ärtige A m t den A n tra g eingebracht, der Reichstag wolle beschließen, den H e rrn Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß bei dem gegen­

w ärtigen friedlichen Einvernehmen m it den auswärtigen Mächten Verhandlungen eingeleitet werden, welche zum Zweck haben, durch Uebereinkunft von S ta a t zu S ta a t die F reiheit des P riv a t- eigenthums zur See in Kriegszeiten zu einem vertragsmäßig anerkannten Grundsatz des Völkerrechtes zu erheben.

— D ie B e rlin e r „Neuesten Nachrichten" find wegen Wiedergabe des A rtikels der „ T im e s " über die Kaiserrede konfis- z irt worden.

— W ie die „K .-V .-Z tg ." m itth e ilt, ist gegen die „K ö l­

nische Z e itu n g " die Untersuchung wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch den A rtike l über die Rede des Kaisers auf dem brandenburgischen P rovinziallandtage, eingeleitet worden.

— D re i Num m ern der Leipziger „Neuen deutschen Zeitung"

aus dem J u n i, Oktober und Februar sind wegen Beleidigung des Justizminister« beschlagnahmt worden.

— D ie S trafkam m er zu Essen hat, wie von dort gemeldet w ird , die Beschlußfassung über die E röffnung des Hauptver­

fahrens gegen die in die Angelegenheit der Stempelfälschungen verwickelten Beamten des Bochumer Vereins Rosendahl und Genossen bis nach Abschluß der Voruntersuchung gegen den Geh. Kommerzienrath Baare und die In g e n ie u re B e rin g und Gremme ausgesetzt.

— I n der heutigen Sitzung der südwestafrikanischen Ge­

sellschaft ist noch kein Beschluß gefaßt worden. D e r T e rm in der nächsten Sitzung ist noch nicht bestimmt.

— Zwischen M a jo r von Wissmann und dem V ertreter der Antisklavereilotterie ist auswärtigen B lä tte rn zufolge eine neue Abmachung über den T ra n s p o rt und die Bestimmung des D am pfers nach dem V ik to ria - Nyanza getroffen worden. Ob Wissmann selbst bei der P a rtie ist, erfährt man aus dieser Nach­

richt nicht.

— Z u der Nachricht, daß D r. Peters zwischen dem K ili- mandscharo und dem V ulka n D o n jo N gai am sogenannten Natronsee große S alpeterlager entdeckt habe, erfährt die „V o ff- Z tg ." , die von D r. Peters eingesandten Proben seien hier von fachmännischer S e ite einer Untersuchung unterzogen, jedoch fü r N a tro n erklärt worden.

— D ie Z a h l der Kreise der preußischen Monarchie betrug nach der neuesten Veröffentlichung der „ E ta t . C o rr." am 1.

J a n u a r d. I . einschließlich des Stadtkreises B e rlin 5 4 7 , unter denen sich 58 Stadtkreise befanden. D ie Z a h l der Städte betrug 1263, von denen 1213 wirkliche Stadtgemeinden und 50 im Stande der S tädte vertretene Flecken oder Landgemeinden waren.

Hamburg. 2. M ärz. D e r ehemalige sozialdemokratische Reichsiagsabgeordnete Reimer hat sich wegen einer unheilbaren Krankheit in der Alster ertränkt.

Dresden. 2. M ärz. D ie zweite Kammer beschloß heute m it 64 gegen 10 S tim m e n die U ngiltigkeit der W a h l Lieb­

knechts.

München. 2. M ärz. D er bayerische Reichsarchivdirektor Geheimrath v. Loetzer ist gestorben.

Ausland.

W ie n , 1. M ärz. D er Kriegsminister v. Bauer ist neuerdings an heftiger B ronchitis erkrankt.

W ien. 2. M ärz. Eine fü r F reitag und Sonnabend ein­

berufene Versamm lung der Bäcker ist von der Behörde untersagt worden.

Barcelona. 1. M ärz. D ie P olizei hat heute eine V er­

schwörung von Anarchisten entdeckt, welche angeblich ein KoN- sulatsgebäude in die L u ft zu sprengen beabsichtigten. D ie Rädels­

führer der Anarchisten wurden verhaftet.

London. 2. M ärz. D ie letzten 15 Postsäcke von der „E id e r"

sind gestern gerettet worden.

Warschau. 2. M ärz. Außer dem jüngst in Dombroivo verhafteteten In g e n ie u r Lelewel find jetzt nachträglich mehrere Bergwerksbeamte und Ing e n ie u re in Dom brow o und Zagorzt/

nahe der preußischen Grenze, in H a ft genommen worden. 2 / Untersuchung dauert fo rt. Es soll noch eine weitere Anzahl v ^ Beamten ko m p ro m ittirt sein, indem man bei ihnen sozialistis^

Schriften fand.

provinjialnachrichten.

H) Tulmsee, 2. M ä rz . (Handwerkerverein). Am besuchten Vereinsabend des Handwerkervereins sprach H err Lange aus Posen über das Frauenleben und

Gebräuche des weiblichen Geschlechts bei wilden und civilisirten Völkern

aller fünf Erdtheile. . ^

G raudenz, 2 M ä rz . (Regimentsjubiläum). Das Kürassierregiine»

Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (westpreußisches N r. 5) am 1. M a i sein 175jähriges Bestehen, zu welchem die ehemcüig^

Kameraden und die Reserveoffiziere des Regiments zu einer engen Feie ihr Erscheinen in Aussicht gestellt haben. Die ruhmreiche Vergangenye>

I m N u stand der Raubmörder wieder an der S eite seiner Geliebten. Aberm als erfaßte er sie m it kräftigen Arm en und floh m it ih r die Treppe hinab.

Niemand begegnete ihnen — kein menschliches Auge hatte sie gesehen.

S ie traten auf die Straße.

Fritz ließ das junge Mädchen aus seinen Armen gleiten.

„Fasse Dich, E m ilie ! I n wenigen M in u te n find w ir auf dem B a h n h ö fe !" flüsterte er.

Kein L a u t kam von den blaffen, fieberhaft zitternden Lippen des Mädchen«. N u r ein Blick, ein unsäglich schmerzlicher Blick ihres Auge« tra f ihren Mitschuldigen.

Fritz S te lle r schauerte unw illkürlich zusammen bei diesem Anblicke.

„K o m m , E m ilie — unser Glück ist gemacht!" flüsterte er.

Und fast gewaltsam zog er da« arme, todesblaffe junge Mädchen m it sich fo rt, hinein in die tie f dunkle, hier und da noch wetterleuchtende Nacht.

4. Kapitel.

A u f f r i s c h e r T h a t e r t a p p t .

I n dem Augenblicke, als sich Franz B ra u n und der kleine G ünther der W ohnung des alten M a jo rs näherten, vernahmen sie, daß jemand eine Treppe höher e ilte ; doch sie kümmerten sich nicht darum. G ünther w ar viel zu begierig, den Dieben, die ihm ins Handwerk pfuschten, die Beute abzunehmen, und B ra u n befand sicy in einer A r t der Betäubung.

Vorsichtig und leise öffnete G ünther die T h ü r und tra t ein.

Hastig in fieberhafter Erregung folgte ihm B ra u n nach.

„W a S ist das? D ie Schufte find f o r t ! " rie f der kleine Dieb.

„A b e r greifen S ie zu, Nachbar; ich meine, die Spitzbuben haben uns noch genug zurückgelassen! D a , sehen S ie ? G old, J u w e le n !"

setzte er rasch hinzu und eilte nach der geöffneten Kommode.

B ra u n sah die funkelnden Goldstücke, die blitzenden Ge­

schmeide, und jede Regung eines besseren Gefühls w ar verschwun­

den — die Habsucht e rg riff ihn.

Schon barg er die Goldstücke in seiner Tasche, da blickte er nach dem Lager des M a jo rs hinüber.

„S c h lä ft er?" flüsterte er dem Genossen zu.

G ünther lachte kurz und höhnisch auf. „W ahrscheinlich! E r rü h rt sich ja nicht! W as kümmert uns der A lte ? ! N u r zuge­

la n g t!" erwiderte er und eilte nach dem Koffer, um diesen zu plündern.

D er alte M a jo r w ar sehr reich; sie fanden noch genug.

„Kom m en S ie , G ü n th e r; es genügt!" rie f plötzlich Franz B ra u n und fu h r m it der Hand über die schweißtriefende S tir n .

„N e in , hier ist noch eine kleine Kassette, die ich noch unter­

suchen m u ß !" w a r die A n tw o rt des Diebes.

B ra u n starrte noch einm al nach dem B e tt hinüber. W ie festgebannt blieben seine Augen auf dem Kissen haften, w om it das H aupt des M a jo rs bedeckt w ar.

E in Grauen erfaßte ihn, und sein leicht geröthetes Antlitz wurde leichenblaß.

Hatte der M a n n wirklich einen so festen Schlaf?

„G ü n th e r, der M a jo r ist to d t !" schrie er la u t auf.

„W ahrscheinlich!" höhnte abermals der Kleine. „W a s geht uns der Todte a n ? ! W ir theilen uns in sein E rbe! Verfluchte Kassette!"

„G ü n th e r, es kommt jemand die Treppe h e ra u f!" rief B ra u n , und Angst und Entsetzen lagen in seinen bleichen Zügen.

D e r Kleine sprang in die Höhe.

„E s kommt wirklich jem and?"

„ D a — um Gottes w illen — ertappt — gefangen?" stieß Franz B ra u n aus und taumelte zur Seite.

D ie E ingangsthür w ar in diesem M om ent von außen heftig zugezogen worden.

„ F o r t ! D o rt ist noch eine T h ü r ! " keuchte G ünther und sprang davon.

Diese T h ü r aber w ar verschlossen. S o sehr sich auch die beiden Diebe bemühten, sie zu öffnen, es gelang ihnen nicht.

„ H ilf e ! — Diebe, M ö rd e r!" ertönte draußen a u f drill K o rrid o r eine S tim m e .

A nton, der Bursche des M a jo rs , w ar in Begleitung de' Arztes zurückgekommen. Beide hatten sich der geöffneten T h ü r i "

nähern vermocht, ehe es die Diebe verhindern konnten.

D er D oktor, ein entschlossener M a n n , hatte sofort, als e gesehen, was hier im Z im m e r vorging, die T h ü re zugezogen »n von außen verschlossen.

A nton öffnete das Flurfenster und rie f nach H ilfe . - D er R u f n a r vernommen worden. Einige Passanten S traß e eilten herbei. D ie Fenster der gegenüberliegenden Gebärd öffneten sich und erschrockene Gesichter wurden sichtbar. ,,

„R ä u b e r, M örder — H ilfe ! " klang es noch einige ^ aus dem M unde Antons.

Menschen kamen von allen S eiten herbei, auch einige 4 lizeidiener befanden sich unter ihnen.

Unterdessen hatte der A rzt ein Wachslicht angezündet, "

den dunklen F lu r dadurch zu erhellen.

„W a s ist vorgefallen, H e rr D o k to r? " fragte ihn der e>

Polizist.

„ M a n bestiehlt den M a jo r ! W ir haben die Diebe rascht; sie müssen sich doch noch drinnen im Z im m e r befinde '

„ S o öffnen w ir ! " rie f m uthig der Beamte und zog "

Seitengewehr. „h

„A u fg e p a ß t! " flüsterte er dann seinen Kollegen zu, wahr die Neugierigen scheu zur S eite traten. ae

M i t einem überraschten und verzweifelten Diebe wollten

nicht zusammentreffen. §.§t,

D er Beamte aber hatte M u th . Es w ar ja auch seine M

den Verbrechern entgegen zu treten. .

D ie T h ü r wurde geöffnet. D ie Diebe ließen sich nicht M u th ig traten die Gendarmen ins Gemach.

Der Arzt

u n d / folgten ihnen. Ih r e Blicke fielen jetzt auf eine männliche die auf dem Fußboden dicht neben der ausgeplünderten Koll* . lag. S ie traten näher. (Fortsetzung f o ^

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Regim ents, welche- sich zu den ältesten der preußischen Armee .E^nen darf, hat noch kürzlich allerhöchsten O rts A nerkennung gefunden, liehe"* ^ das Regim ent dem Könige von W ürttem berg ver-

^ ):( Krojanke, 2. M ärz. (Gewerbliches). I n auffallend hoher Ziffer und hier die Dachdecker vorhanden; ca. 30 Meister, zumeist noch rüstige

^.eute, widmen sich der A usübung dieses Berufes. W ährend sich in Lesern Berufszweige eine erdrückende Konkurrenz herausgebildet hat, muß A andererseits überraschen, daß in unserer S ta d t, einem O rte von 3500 Anw ohnern, das ehrsame Schlofserhandwerk gar nicht vertreten ist. Viele M r e hindurch lebten hier zwei Schlosser in sehr auskömmlichen V er­

hältnissen friedlich nebeneinander, bis im vorigen Ja h re der letzte Schlosser, oer Gunst der Verhältnisse den Rücken kehrend, über den O cean segelte.

Gegenwärtig wetteifern die hiesigen Schmiede in dem Bestreben, ihren verwandten Berufsgenoffen zu ersetzen.

Danzig, 3. M ärz. (Kaiserfahrt). A us Kiel schreibt m an, daß dort

^ M arinekreisen das (biS jetzt wohl unverbürgte) Gerücht gehe, der Kaiser werde voraussichtlich am M ontag, 16. M a i, am Bord des Flagg- 'chlffes „Friedrich K arl", begleitet von der M anöverflotte und dem Uebungs- Seschwader, von Kiel auS die F a h rt nach Danzig antreten.

- Elbing, 2. M ärz. (Vom Bolksschullehrer zum Direktor einer höheren

^üchterschule aufzusteigen), ist gewiß wenigen vergönnt. I m J a h re ging, wie die „Altpreußische Ztg." mittheilt, der Elbinger Lehrer

^ Reschke, nachdem er einige J a h re an der vierten Knabenschule am tirt Alte, nach Elberfeld, weil dort die G ehälter bedeutend günstiger w aren.

Mer arbeitete er fleißig an seiner F ortbildung, machte dann das Examen Uir Mittelschulen in M athem atik und Naturwissenschaften, dem sich auch hald das Rektoratsexamen anschloß. Von der Prüfungskommission für hie V erw altung einer Kreisschulinjpektion geeignet der Behörde empfohlen, Aat auch bald ein Geheimrath des K ultusm inisterium s mit Reschke in Verbindung, doch zerschlug sich die Sache später. D arüber erzürnt, kündigte Reschke seine dortige Stelle und ging m it seiner Fam ilie nach B erlin,

er Anstellung an der privaten höheren Töchterschule des H errn V ier­

fach fand. Durch Vorlesungen an der U niversität und private S tu d ien bildete er sich auch hier weiter, machte noch das Examen in Französisch Und Englisch und erhielt im vorigen Herbste das Zeugniß der Berechti- Mng zur Leitung höherer Töchterschulen. Am 1. A pril tritt sein Direktor W den Ruhestand und die B erliner Schulbehörde hat unter 30 Bewerbern den Reschke einstimmig zum Direktor der Dierbach'schen höheren Töchter­

schule gewählt.

Jnsterburg, 1. M ärz. (Prozeß). A ls die Schleusenwerke in B ubainen Entfernt w urden, hörte für den K aufm ann K.-Bubainen der N eunaugen- sang auf, und H err K. verlangte vom F iskus einen Schadenersatz von MOOO Mk. Der FiSkus weigerte sich, zu zahlen und es kam im Ja h re 1886 zu einem Prozeß, der gestern beim Obsrlandesgericht in Königsberg tu Gunsten des H errn K. entschieden wurde. K. erhält 36 000 Mk. nebst Zinsen vom Ja h re 1866 ab.

Jnowrazlaw, 2. M ärz. (Der M örder Albert Weigelt) au s Kolan- korvo hat sich bekanntlich S o n n tag im Stolenczyner W alde bei Labischin Erschossen. Den in der dortigen Gegend stationirten G endarm en w ar es uänilich bekannt geworden, daß der M örder sich bei V erw andten in einem

*)orfe bei Labisänn aufhalte; sie umstellten daher das betreffende H aus, UM des M örders habhaft zu werden. Dem letzteren gelang es jedoch, Uoch au s dem Hause nach dem in der Nähe liegenden Walde zu ent­

kommen. Die G endarm en, welche ihn laufen sahen, riefen ihm „H alt"

ru und gaben, als er nicht stand, zwei Scküffe aus ihn ab, ohne ihn ledoch zu treffen. A ls die Schüsse gefallen w aren, drehte sich Weigelt Um und schoß auf die G endarm en, traf aber glücklicherweise auch nicht.

Hierauf verschwand der fliehende Verbrecher im Walde. Bei der sofort vorgenommenen Durchsuchung des W aldes fand m an den M örder todt uuf der Erde liegen; er hatte seinem Leben durch einen Schuß in die

Schläfe selbst ein Ende gemacht. (Kuj. B.)

Lauenburg i. P ., 29. F ebruar. (Leichtsinn). I n der letzten Sitzung veS Schöffengerichts wurde der Elementarsckullehrer M iü rad t (früher in

^ö-lin) wegen Unterschlagung ihm anvertrauter Gelder (M . w ar Kassirer ves hiesigen T urnvereins und hatte den I n h a lt der Kaffe durchgebracht) rU 3 Wochen G efängniß verurtheilt, welche S tra fe durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt erachtet wurde. (K. Z.) . Neustettin, 29. F ebruar. (Resolution). Die sämmtlichen Geistlichen

Synode N euftettin begrüßen den neuen Volksschulgesetzentwurf,

°dssen Kern die konfessionelle Schule ist, mit F reuden und halten es für lNe Sache von der entscheidendsten Wichtigkeit, daß derselbe auck Gesetz

*oerde.

LoLatnachrichten.

T h o rn , 3. M ärz 1892.

( P e r s o n a l n a c h r i c h t e n a u S d e m B e z i r k d e r k ö n i g l . . ^ e n b a h n d i r e k t i o n 1 u B r o m b e r g ) . Die P rü fu n g haben bestan- Me^fi K a tio n -a sp ira n t Rohse in Amsee zum Station-assistenten, B ahn-

! S p i r a n t Poppei in Gnesen zum Bahnmeister. I n den Ruhestand

* EN: Betriebssekretär Helsensteller in Jnsterburg am 1. M ärz und 2hnnieifter LebiuS in Bromberg am 1. A pril. Stationsvorsteher erster

^asse Pellnitz in Jnsterb u rg ist gestorben.

— ( D e n R e n d a n t e n d e r K r e i s - u n d F o r s t k a s s e n ) ist es fernerhin nicht gestattet, an die Kaffe durch die Post eingesandte Geld- Und W erthsendungen von der Post abzuholen oder abholen zu lassen, sondern die Ablieferungen müssen durch die B riefträger in dem Kassen- lokal erfolgen. Die Absender haben daher neben dem P orto auch da- Bestellgeld bei Aufgabe der S endung aus die Post zu entrichten und auf der Adresse ausdrücklich zu bemerken: „fr. m it Bestellgeld". I m Unter- lassungSfallr setzen die Absender sich der G efahr aus, daß die Geldsendung v»n der Kasse nicht angenommen wird und an die Absender zurückgeht.)

w.k.^7 v o m 2. M ä r z ) . An-

' ^ 6 S ta d tv « ,rd n e le . D en Vorsitz führte H err Pros.

Dr* ^ ^ M agistrats die H erren Erster Bürgermeister

^ B ü rg e rm e iste r SchuftehruS, Kämmerer Etachowitz, S tad t- Schmidt, Oberförster B aehr, S tad trä th e Kittier, Löschmann, des rc r , V Die V ersam mlung genehmigt die Bergebung der Lieferung

<kl.» 1892/93, die Verm iethung eines R aum es in der U w ^.°")."M *d»enschul- an K aufm ann Netz für 20 Mk. und eine W er^^oflen-E ntschädigung. — 2) Die V ertrüge über Kämmereiarbeiten Scki^i? " " J a h r verlängert. Bezüglich der Schlofferarbeiten erhält der L ?* "?ifter LabeS m it 32 pCt. u n te r dem Anschlage und bezüglich Zuscki« 'Etzarbetten Stenisetzmeifter Munsch m it 7 pCt. Abgebot den b a s s in ^ T " 3) Z u r Herstellung emeS W asserüberlaufs au s dem F ilter- Lieser,» rdlich der G asanstalt werden 550 Mk. ausgew orfen. — 4) Die wirb von Arzeneien und D roguen für die städtische V erw altung steb-nx Ä*ENd an die drei hiesigen Apotheken vergeben. F ü r das bevor- oe E tarsjahr erhält Apotheker Mentz die Lieferung. — 5) Die den n ^ ? o a n tu r fragt an, ob die städtischen Behörden dam it einverstan- terrai ' daß al-B au p la tz für die Garnisonkirche das S tadterw eiterungs- straL. gegenüber der Jakob-kirche in der V erlängerung der H ospital- KaMv ^Ewählt werde. Die S to v . stimmen dem Projekt und damit der njk neuen S tra ß e zu. — 6) Die Versam m lung nim m t Kennt- A ich ^ n der Anstellung des G raveurs und G oldarbeiters B ra u n als 1891 " r , ^ w ie von dem Betriebsbericht der G asanstalt pro Dezember Mit Der H aushaltsplan der U ferverw altung pro 1892/93, welcher dalir-. Mk. in E innahm e und Ausgabe abschließt, und der H aus- im r ? - dEr G asanstalt, welcher mit 188 325 Mk. (gegen 176 000 Mk.

M y Nähre) balancirt und 30 000 Mk. Ueberschuß an die Kämmereikaffe stisia^ L ?^ nim m t, wird genehmigt. — 8) Bei B erathung des A rtus- vor l ^, « ^ kvird erw ähnt, daß sich die Kosten deS A rtu sh o fe s nach Ein» y „ e ch n u n g auf 5 2 5 0 0 0 M k . belaufen. Nach Abzug der bleiben zur Verzinsung und Amortisation noch 7100 Mk.

ru ü k ' ^ decken, welche S um m e der M agistrat auf die Kämmereikaffe b a n ^ ^ E h m e n beantragt. Der E ta t w ird genehmigt, nachdem S tad t- dir Schmidt auf eine A nfrage deS S to . Wolfs erklärt hat, daß sich werb° ^ n u n g e n erst in einigen Wochen genauer übersehen lassen A) Der M agistrat legt den E n tw u rf zum O rtSftatut für die der al. o^n betr. das Gewerbegericht vor. — 10) F ü r die R ep aratu r w e r b e n und Beschaffung einer neuen Viehwaage im Schlachthause gel^E" 60 bezw. 270 Mk. angesetzt. - - 11) Die Verpachtung der Chaussee- Päck. bung auf der Leibitscher Chaussee erfolgt an den bisherigen Hier Goüub für sein Gebot von 15 100 Mk., auf der Brom berger

Chaussee an den Gastwirth Gajewski für sein Gebot von 3635 Mk., beide- auf ein J a h r . — 12) Die A bänderung des 8 16 aä 5 und 6 der V erw altungsordnung des Krankenhauses wird genehmigt. — 13) B e­

züglich der Rayon-Entschädigung bei F o rt IV erklärt sich die Versamm­

lung m it den Forderungen des M agistrats einverstanden. — 14) Die Verpachtung des ca. 40 Ar großen, in der Bromberger Vorstadt am neuen Lazareth belegenen S andlandes wird auf 10 J a h re unter den bisherigen Bedingungen (34 Mk. Pacht) verlängert. — 15) Bezüglich der A usnutzung der Abholzungsländereien (530 Ha.) zwischen den Schieß- ständen und der Culmer Chaussee wird beschlossen, dieselbe öffentlich auszuschreiben. — 16) Der Gutsbezirk Schmolln hat bei der Regierung den A ntrag gestellt, in eine Landgemeinde umgewandelt zu werden. D a die S ta d t Thorn als Besitzerin einer Försterwiese interessirt ist, so hat sie ihre E inw illigung zu geben. E s erhebt sich kein Widerspruch. — 17) Z u r Errichtung eines eisernen G itterthores zwischen dem neuen Krankenhausblock und dem alten Schloßportal werden 120 Mk. bewilligt.

— 18) Die Vorlage, betrf. W ahlen zur E rgänzung der D eputationen des S t. G eorgen-H ospitals, des Elenden-H ospitals und des S t. Jakobs- H ospitals, wird dem Armendirektorium behufs U nterbreitung von V or­

schlägen zurückgegeben. — 19) Der Pachtvertrag mit dem Pächter des Rathhausgew ölbes N r. 27/28, Willamowski, wird bis zum 1. April 1894 verlängert mit der Bedingung, daß W. 600 Mk. statt der bisherigen 300 Mk. Miethe zahlt. — 20) F ü r den A usbau der Küche im Kranken­

hause, Anlage zweier Dampfherde, V ergrößerung der Küche durch Weg­

nahme einer W and, Beschaffung von Geschirren rc. verlangt der M a ­ gistrat 5500 Mk. S tv . Feyerabendt spricht seine V erw underung aus, daß die Revisionsberichte stets die gute Zubereitung der Speisen lobten, w ährend w ir jetzt plötzlich hören, daß die Beschaffenheit der Küche seit langer Zeit schlecht sei. Bürgermeister Schustehrus bemerkt, daß bet den Revisionen das Essen immer gut gewesen sei; allerdings werde die R e­

vision vorher angesagt (Große Heiterkeit). Die Verpflegung für so viele Insassen sei aber unzureichend. S tv . Feyerabend meint, daß er nach dieser E rklärung die Revision für eine reine Komödie halten müsse.

Bürgermeister Schustehrus findet den Ausdruck „Komödie" nickt für a n ­ gebracht und erklärt, es sei nicht verwunderlich, wenn an Revisionstagen da- Essen sorgfältiger zubereitet werde. Erster Bürgermeister D r. Kohli weist darauf hin, daß das amtliche Protokoll einfach auf die F rage zu antw orten habe, ob das Essen an dem Revisionstage gut gewesen sei;

auch sei in den Protokollen stets auf die M ängel der Küche aufmerksam gemacht worden. S tv . Feyerabendt meint, daß er trotz dieser formellen E rklärung die Revision bezüglich des Essens für zwecklos erachte. — 21) E s folgen Etatsfeftstellungen. Dieselben werden wie folgt festgesetzt:

Krankenhaus 47 940 Mk. (gegen 41 260 Mk. im Vorjahre), Siechenhaus 7680 Mk. (8170 Mk.). Schlachthaus 40 620 Mk. (34 505 Mk.), Testament- und Almosenhaltung 12 610 Mk. (12 565 Mk.), Ziegelei 417 1 0 Mk.

(50615 Mk.), Stadt-Sckulenkasse 176 575 Mk. (171 870 Mk.). Bei letzterem E ta t wird der Beschluß gefaßt, den M agistrat zu ersuchen, die Leiter der hiesigen Schulen zu veranlassen, daß die Schuldiener inbezug auf die Reinigung der Klassenzimmer voll und ganz ihre Pflicht erfüllen, ferner für die Zukunft das S am m eln von Klassengeldern in den städti­

schen Schulen zu untersagen und die Leiter der hiesigen Schulen aufzu­

fordern, über das im vorigen J a h re gesammelte Klassengeld Rechnung zu legen. Die H aushaltspläne des Elenden-H ospitals, des B ürger- H ospitals und des S t. Jakobs-H ospitals pro 1892/93 werden der vor­

gerückten Zeit wegen von der T agesordnung abgesetzt. — 22) Der M agistrat legt die Bedingungen für die Löschung von auf Grundstücke der Vorstädte eingetragenen Verpflichtungen und speziell Löschung der auf den Grundstücken Bromberger Vorstadt N r. 149, 146, 56, 57 einge- tragenen Verpflichtungen vor. — 23) Die Versam mlung nim m t von Etatsüberschreitungen bei der Bromberger Vorstadtschule Kenntniß und genehmigt solche bei den Knabenschulen. — 24) Den M aßregeln des M agistrats zur V erhütung verspäteter E rreich u n g von Rechnungen seitens der Kämmereibauten-Unternehmer stimmt die Versam mlung bei.

— 25) Auf das Grundstück M auerstraße N r. 395 wird ein D arlehn von 18000 Mk. bewilligt. — 26) Der M agistrat legt die Nackweisung über Etatsüberschreitungen vor. F o rta n soll diese Nackweisung n u r viertel­

jährlich erfolgen. — 27) Den Rechnungen der S t. Jakobs-Hospitalkaffe und der Elenden-Hospiralkasse pro 1890/91 wird E ntlastung ertheilt. — 28) Der erhöhte Gasverbrauch in der Bürger-Töchterschule pro 1890/91 wird dam it erklärt, daß ein G asofen aufgestellt w ar. Derselbe ist jetzt abgebrochen worden und dam it der Gasverbrauch auf das gewöhnliche M aß reducirt. — 29) An Kosten für das wöchentlich einmal vorzuneh­

mende feuchte Aufwischen aller städtischen Sckulklassen werden 525 Mk.

in den E ta t aufgenommen. — 30) Schließlich genehmigt die Versamm­

lung die A ufnahme einer Anleihe von 256 000 Mk. au s der Feuer- societätskaffe zur Deckung des D arlehns an die Artusstiftskaffe. Die Anleihe ist mit 3*/r pCt. zu verzinsen und m it 1*/s pCt. zu tilgen.

— ( V o r s c h u ß v e r e i n ) . I n der gestrigen Generalversam m lung w aren 55 M itglieder anwesend. Die Revision der Kaffe ist am 31. De­

zember durch H errn G erbis, die Revision der Bücher am 16. F eb ru ar durch die H erren Kittler, Jacob und Caro und am 19. F eb ru ar durch den Aufsichtsrath erfolgt. M onita w urden nicht gezogen. Der Abschluß für daS 4. Q u a rta l 1691 weist an Aktiva nach: Kaffe 619,17 Mk., Wechsel 740 216 Mk., M obilien 139,25 Mk.. G iro 1000 Mk., Effekten 52 674,95 Mk., Hypotheken 2500 Mk., Grundstück Gremboczyn 42886,25 Mk., S um m a 840035,62 M k.; an Passiva: M itglieder - G uthaben 274412,07 Mk., Depositen 293 142,17 Mk., Sparkasse 154 363,14 Mk., Reservefonds 55 253,69 Mk., Spezial - Reservefonds 21336,22 Mk.

Depositenzinsen 670,80 Mk., Ueberschuß 40 852,53 Mk. Die Zahl der M itglieder stieg von 868 auf 880. A us dem von H errn F ehlauer erstatteten Geschäftsbericht für 1891 geht hervor, daß der Verein einen Rein- überschuß von 17 943,40 Mk. erzielt hat. Derselbe wird wie folgt verwendet:

6 pEt. Dividende (7 pCt. im V orjahre) an die M itglieder, 100 Mk.

an die Bolksbibliothek, L0 Mk. dem Verein für erziehliche Knaben-Hand-

»rbeil, 50 Mk. dem Komitee für Volksspiele, 5149,40 Mk. für den Spezial- ReserVefondS. Z u Rechnungsrevisoren w urden die H erren Z ährer, Gehrke und Pichert bestimmt. I n den Vorstand w urde das ausscheidende M it­

glied H err S tad tra th Schwach wiedergewählt. I n den Aufsichtsrath w urden die H erren M atthes und Behrensdorff wieder- und an Stelle des verstorbenen H errn B artlew ski H err Robert Tilk neugewühlt. D rei M itglieder w urden wegen Nichterfüllung ihrer Verbindlichkeiten a u s ­ geschlossen.

— » ( Z u r L a g e deS h i e s i g e n G e t r e i d e m a r k t e s a m 1. d. M . Auf den Sägern befanden sich 176 Ton. Weizen und 403 Ton. Roggen.

Hierher zu liefern w aren auf G rund erfolgter Abschlüsse per sofort au s dem I n la n d s 84 Ton. Weizen zum Preise von 210—218 Mk., 90 Ton.

Loggen au s dem Jn la n d e per sofort zum Preise von 2 1 2 - 2 1 6 Mk.

D a - Geschäft stockt nach wie v or; bei den Besitzern liegen noch größere M engen Getreide auf Lager, die zurückgehalten werden, weil Eigen­

thümer auf höhere Preise rechnen. Die Steigerung der Lieferungspreise gegen die Vorwoche ist hierauf zurückzuführen. Nach Roggen ist leb­

hafter Begehr. Schwerer Weizen wird von M üllereien zu MischungS- zwecken gesucht und zu erhöhten Preisen bezahlt. Anhaltend sind die Klagen der M üllereien über mangelnden Absatz, der hohen Preise wegen wird in allen Fam ilien der Verbrauch von M ehl eingeschränkt.

— ( S e l b s t m o r d ) . Gestern früh erschoß sich mit dem K arabiner seines Unteroffiziers ein U lan der 3. Schw adron des hiesigen Ulanen- regimentS. I n seinen Sachen wurde ein B rief vorgefunden, in welchem die E ltern dem S ohne mittheilen, daß sie ihm kein Geld schicken können, da ein anderer S o h n ebenfalls S old at geworden ist und Geld von ihnen erhalten habe.

— ( Di e b s t a h l ) . Am Freitag Abend wurde dem K aufm ann Wollen- berg in der Culmerstraße au s dem H ausflur eine Tonne m it H eringen gestohlen. Die Tonne w ar S . S . gezeichnet.

— ( P o l i z e i ber i cht ) . I n polizeilichen Gewahrsam wurde eine Personen genommen.

— ( V o n d e r W e ic h sel). Der heutige Wafferstand betrug m ittags am Windepegel der königl. W afferbauverw altung 2,20 M eter ü b e r Null.

D as Wasser ist seit gestern um 0,32 M eter gefallen und fällt noch. Die Weichsel ist heute in ganzer Breite m it T rundeiS bedeckt.

Nach einem Telegramm au s Culm findet der Weichseltrajekt dort jetzt m ittels D am pfers, aber n u r bei Tage, statt.__________________

Mannigfaltiges.

( I n f o l g e d e r E i n s c h l e p p u n g d e r s c h w a r z e n Pocken) aus dem benachbarten Polen ist die Ausgabe »on Halbpäfsen in Oberschlefien verboten worden.

( T h e a t e r s k a n d a l ) . Der bekannte Theaterrezensent des

„Berliner Tageblatts" Neumann-Hofer wurde von der Schau­

spielerin Frl. Güstinger des RefldenztheaterS überfallen und ge­

ohrfeigt. Der Rezensent hatte in seiner Kritik über Frl. Güstin­

ger als von einer Provinzialchoristin gesprochen, die ab und zu die Ehre genießt, am Nestdenztheater auftreten zu dürfen. Der Direktor Sigm und Lautenburg hat Frl. Güstinger sofort ent­

lassen. M it Recht bemerkt aber die „Staatsb . Ztg." hierzu:

Es ist leider in einem T heil der Berliner Kritik ein T on ein- gerissen, der aller Sachlichkeit Hohn spricht und sich bis zu einer leidenschaftlichen Gehässigkeit versteigt, die von jedwedem Un­

parteiischen nach jeder Richtung hin verworfen werden muß!

Unserer M einung nach ist übrigen« die Direktion mit der Ent­

lassung des betreffenden Mitgliedes zu rasch vorgegangen. S ie hätte die völlige Klärung der Situation erst abwarten sollen.

( W e g e n W u c h e r s ) wurde vorgestern der Pfandleiher JonaS Siegm ann von der siebenten Strafkammer des Berliner Landgerichts I zu einem Jahr Gefängniß, zweijährigem Ehr­

verlust und 500 Mark Geldstrafe verurtheilt.

( D e m o n s t r a n t e n ) . I n Hannover versuchten am Dienstag im Laufe des Tages einzelne Trupp« Arbeitsloser die an der Arndtstraße bei den städtisch?» Kanalarbeilen beschäftigen polni­

schen Arbeiter zu stören. Hierbei wurden zwei Verhaftungen vor­

genommen. Der Versuch einer größeren Menge, die Verhafteten zu befreien, wurde von der Polizei zurückgewiesen. A ls am Nach­

mittag auf dem Klagesmarkte größere Zusammenrottungen statt­

fanden, mußte ein stärkeres Aufgebot an Polizei herangezogen werden, um dieselben zu zerstreuen. — I n Leipzig auf den Wiesen vor dem Frankfurter Thor versammelten sich gestern Morgen gegen tausend Beschäftigungslose, sie beabsichtigten nach der Stadt zu ziehen. Eintretendes Schneewetter und gütliche«

Zureden von der Polizei zerstreute die Masse.

( S i t t l i c h k e i t - v e r g e h e n ) . Der bisherige Lektor der französischen Sprache an der Kieler Universität ist wegen E itt- lichkeiirvergehens zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt worden.

( 1 2 6 M i l l i o n e n M a r k M i t g i f t ) . W ie aus Offen- bach mitgetheilt wird, hat sich der Erbprinz Leopold von Jsen- burg-Birstetn, der bis vor einigen Jahren mit seinen Eltern da«

dortige P a la is eine Zeitlang bewohnte, mit der Tochter des amerikanischen M illionärs Vanderbilt verlobt. Die M it­

gift soll 30 M illionen D ollars, etwa 126 M illionen Mark, be­

tragen.

( D e r a l t e H e i d e l b e r g e r P a u k d o k t o r ) Friedrich Hermann Jmmtsch ist am 22. v. M. infolge eine« Schlagflusses im 7 2 . Lebensjahre gestorben. Seinem hinterlassenen Wunsche gemäß wurde die Leiche im neuen Erematorium zu Heidelberg verbrannt. D ie gesammten Lorp« und Burschenschaften mit ihren Fahnen und viele Freunde aus S tad t und Land gaben dem Verstorbenen da« letzte Geleit. Jmmtsch versah fast vierzig Jahre lang das Amt eines Paukdoktor» bei den Studenten in Heidelberg, während dieser Zeit hat er über 3 0 0 0 0 Mensuren beigewohnt.

( T o d e s f a l l ) . D ie fünfundachtzigjährige Mutter des Dich- terS Robert Hamerling ist am Sonntag in Graz gestorben.

Tel-grapyisch- Depesche -er „Tvorner Aresse".

Wa r s c h a u , 3. März, 12V, Uhr mittags Wasserstand der Weichsel heute 1,8S Meter. Das Wasser fällt. Starker Eisgang.

Verantwortlich für die Redaktion: O s w a l d K n o U in kborn.

Telegraphischer Berliner Börsenbericht.

3. M ärz 2. M ärz Tendenz der Fondsbörse: schwächer.

Russische Banknoten p. Kassa . . Wechsel auf Warschau kurz . . . Deutsche Reichsanleihe 3*/, 0/ . . Preußische 4 <>/§ Konsols . . . . Polnische Pfandbriefe 5 0/ . . Polnische Liquidationspfanobriefe . Westpreußische Pfandbriefe 3*/, «/§

Diskonto Kommandit Antheile . . Oesterreichische Kreditaktien . . . Oesterreickische B a n k n o te n . . . . W e i z e n g e l b e r : A pril-M ai . . . M a i - J u n i ...

loko in N e w y o rk ...

R o g g e n : l o k o ...

A p r i l - M a i ...

M a i - J u n i ...

J u n i- J u li ...

R ü b ö l : A p r i l - M a i ...

Sept.-O ktb...

S p i r i t u s : ...

50er lo k o ...

70er lo k o ...

70er A p r i l - M a i ...

70er A ugust-Sept.

2 0 3 - 6 5 2 0 3 - 5 0 9 6 - 8 0 1 0 6 - 40

6 3 - 9 0 6 1 - 6 0 9 5 - 2 0 1 8 4 - 6 0 1 6 9 - 7 5 1 7 2 - 5 5 2 0 3 - 5 0 2 0 6 - 7 5 107— 75 2 1 4 - 216—70 2 1 4 -

211-

5 5 - 2 0 5 5 - 5 0 6 5 - 5 0 4 6 - 4 5 - 9 0 47—

D iskont 3 pCt., Lombardzinsfuß 3V, pT t. resp. 4 pCt' 2 0 3 - 3 5 2 0 3 - 2 0 98—70 1 0 6 - 4 0 6 3 - 9 0 6 1 - 3 0 9 5 - 3 0 1 8 4 - 7 0 1 7 0 - 2 5 1 7 2 - 6 5 2 0 3 - 5 0 2 0 6 - 7 5 1 0 6 - 5 0 2 1 5 - 218— 2 1 5 -

212

5 4 - 6 0 5 4 - 9 0 65—70 4 6 - 2 0 4 6 - 30 4 7 - 30

K ö n i g s b e r g , 2. M ärz. S p i r i t u s b e r i c h t . P ro 10000 Liter pT t. ohne F a ß still. Z ufuhr 15 000 Liter. Loko kontingentirt 64,10 Mk. Gd., nicht kontingentirt 44,60 Mk. Gd.

Getreidebericht der T h o r n e r H a n d e l s k a m m e r für KreiS Thorn

Thorn den 3. M ärz 1892. '

W e t t e r : Frost.

(Alles pro 1000 Kilo sb B ahn verzollt.)

W e i z e n fest, 117/18 P fd. hell 200/202 M ., 120/23 P fd. hell 203/205 M ., 125/28 Pfd. hell 209/212 Mk., feinster über Notiz

R o g g e n fest, 112/14 P fd. 205/206 M ., 1 1 5 /1 7 Pfd. 209/211 M G e r s te B rauw aare 162/170 M ., feinste über N oti; ^

Meteore logisch , D eo b o ch to n a ea 1 « T »or«.

D a tu m S t

B a r o m e te r T h e r m . W in d r ith -

m w .

oO.

t u n , u » d

S tä r k e

B e w » t t . B e m e r k » « -

2. M ä r, 760.6

4.1 4

9 L p

762.0

8.5 10

3. M ärz. 71»a 763.3 — 10.6 A ' 7

F r e i t a g o « 4. M ä r z . S o n n e n a u f g a n g : 6 Uhr 41 M inuten.

S o n n e n u n t e r g a n g : 5 Uhr 43 M in u te» .

Cytaty

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