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Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 51

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Academic year: 2021

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AbonnemkulAprelA

für T h o r n und Vorstädte frei in s HauS: vierteljährlich 2 M a rk , monatlich 67 .. P fennig pränum erando;

>ür a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vie rte ljä hrl. 2 M ark.

A u s g a b e

tä g lic h 6V , U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

Ferrrsprech-Anschluß N r . 5 7 .

ÄnsertionSpreiS

fü r die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition„Jnvalidendank"

in B e rlin , Haaserchein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und AuslandeS.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Nummer bis 1 U hr m ittags.

N'°- 51. Dienstag den 1. Mär; M 2 . X. Zahrg.

N M W - . Für den M onat März kostet die „Tssorner Kresse" 67 Pfennig. Bestellungen nehmen ^ an sämmtliche Kaiserlichen Postämter, die Landbrief- ! Träger und

die Expedition der „Thorner Presse"

T h o r n , K a th a rin e n s tra ß e 1.

Kolitische Tagesschau.

„ D ie jüngste R e d e des K a i s e r s hat unserem gesammten Liberalism us so sehr die Ruhe geraubt, daß seinen Auslassungen gegenüber die des sozialdemokratischen „ V o rw ä rts " gradezu takt- voll und anständig heißen müssen". D a s sagt ein sehr gemäßigt konservatives B la tt unserer P ro vin z, die „E lb in g e r Z e itu n g " , und das stimmt m it den Thatsachen überein. D ie bisherigen A n ­ hänger des neuen Kurses zeigen sich wie umgewandelt, ihre wahre N a tu r kommt wieder zum Vorschein. D ie halbamtliche

»Norddeutsche Allg. Z tg ." w arn t deshalb vor den Folgen des fortgesetzten R ü tteln s an den G rundlagen de« S taates. S ie schreibt: „ E s kann kaum einen schlagenderen Beweis geben fü r die Berechtigung der vorgestern im Provinziallandtage der M a rk Brandenburg aus kaiserlichem M u n d e geflossenen W a rn u n g vor jener Nörgelet und M äkelei, die den S ta n d der Unzufriedenen im Lande zu erhalten und zu vermehren trachtet, als die allem patriotischen Empfinden geradezu hohnsprechende A r t und Weise, in der verschiedene B lä tte r jene k a i s e r l i c h e n W o r t e z u g i o s s i r e n sich erdreisten. D ie Absicht der kaiserlichen A n ­ sprache liegt unzweideutig zu T a g e , und wenn Zeitungen deren Tendenz und Begründung m it ehrerbietiger Rücksicht auf den hohen Ursprung der Kundgebung, aber m it freim üthiger B e ­ tonung eines anderen Standpunktes erwidern zu müssen glauben, fo handeln sie nach ihrem Recht, dessen Geltendmachung sie n u r m it dem eigenem Gewissen und ihren Lesern abzumachen haben.

Aber bedauerlicherweise fehlt es auch nicht an Zeitungen, welche M hämischer Weise Z errb ild e r schaffen, um daraus logischer Weise nie denkbare Konsequenzen aus den kaiserlichen W o rten Pehen zu können".

, D ie S t r a ß e n k r a w a l l e in B e rlin hatten am F reitag , Atzdem die P o lizei an verschiedenen S tellen von der blanken Aiaffe Gebrauch machen mußte, im großen und ganzen bedeutend Schärfe verloren. A m Sonnabend Nachmittag fanden in

^ Nähe des königlichen Schlosse« wieder Ansammlungen statt, He von der Schutzmannschaft nicht ohne Widerstand zerstreut da» M a n kann sich der sicheren Hoffnung hingeben, daß den M is c h e und systematische Vorgehen der Sicherheitsbehörde arst»^, "w ltuanten das Handwerk zu weiteren Ausschreitungen und nachhaltig legen w ird. — Eigenthümlich berührt e«, lN ei-ki^ auch die nationalltberale „N a tto n a l-Z tg ." darauf auf- n» y , m macht, daß das platte Land unausgesetzt über M an g el L e ite rn klagt. J a , und der G ru n d davon? Liegt der

^ Ei" l " der manchesterlichen Gesetzgebung? U nd an jene P^tzlrche E rk e n n tn iß schließt da« B la t t dann den weisen R a tb -

„ E s w ird darauf ankom m en, auch nach M ö g lich ke it den Rück­

strom der in den S täd ten überschüssigen Arbeitskräfte auf das Land zu fördern". J a , dann soll n u r derLiberalism us erst an ­ geben, wie da« erfolgen soll. Durch Entziehung der U n ter­

stützung, wie die „ N a t.-Z tg ." andeutet, würde das Uebel gegen­

w ärtig nur verschlimmert. M a n hätte eben nicht so lange blind an dem Abgrund einherwandeln sollen, den andere längst gesehen! D ie B e rlin e r Straßenkrawalle sprechen eine deutliche Sprache; sie zu verstehen ist nicht schwer.

D a s Centralorgan der B e rlin e r Sozialdcmokraten, der

„ V o r w ä r t s " , brachte an der Spitze der Sonnabend-Num m er eine von den in B e rlin anwesenden sozialdemokratischen Abgeord­

neten unterzeichnete dringende Aufforderung an die Arbeiter, sich von allen Ansammlungen fernzuhalten. Diese Aufforderung zur Ruhe wurde auch in vielen Tausenden von E xtrablättern außer­

dem verbreitet. Nachdem man zuerst eine Arbeitslosen-Ver- sammlung veranstaltet, um das Dasein des von den sozial- demokratischen Organen behaupteten Nothstandes zu konstatiren, dort die Gemüther durch agitatorische Reden erhitzt, zeigen derar­

tige Abmahnungen n u r, daß der AuSgang der ArbeitSlosen- Kundgebung der Sozialdemokratie gegenwärtig unerwünscht w ar, gleichzeitig aber auch, daß die sozialdemokratischen Führer schon jetzt allen ihren E influ ß aufbieten müssen, um die aufgestachelten Massen vor weiteren Thorheiten zurückzuhalten.

D ie maßgebenden Faktoren des Abgeordnetenhauses, so theilt die „Nordd. Allg. Z tg ." m it, hätten bereits vor mehreren T ag en eine Entscheidung dahin getroffen, daß die S c h u l- v o r l a g e al s sol che z u e r l e d i g e n , nicht aber auf ein Dotationsgesetz zu beschränken sei, wie der Abg. von Helldorff befürwortete.

I n der i t a l i e n i s c h e n K a m m e r hat der D epu tirte Perrone eine Tagesordnung eingebracht, welche Ersparnisse er­

zielen w ill durch Umgestaltung der Heeresorganisation. D ie Z a h l der Armeekorps soll danach von 12 auf 10 beschränkt werden, w a r eine Ersparniß von 10 bis 12 M illio n e n ermöglichen würde, welche dann der E infü h ru ng des kleinkalibrigen Gewehres und der R eform der A rtillerie zu G ute kommen könnte. Ueberhaupt schlägt der A ntrag P errone mancherlei vor ; so solle m an die Westgrenze befestigen und hinsichtlich der Mobilmachung alles beim Alten lassen. D e r Kriegsminister erklärte die Tagesordnung ablehnen zu müssen und wies alle Vorschläge Perrones zurück, zum al den betreffs der M obilmachung, da hierzu die KriegSver- W allung nicht der gesetzgebenden Körperschaft bedürfe. Heute findet die Abstimmung über die von P errone eingebrachte Tagesordnung statt.

D ie f r a n z ö s i s c h e M i n i s t e r k r i s i s ist beendet. D a s M inisterium hat sich am Sonnabend wie folgt definitiv konsti- tu ir t : Loubet Präsidium und In n e re s , Ricard Justiz, V iette öffentliche Arbeiten, Cavaignac M a rin e , Freycinet, R ib o t, Röche, Develle, R o u vier und Bourgeois behalten ihre bisherigen P o rte ­ feuilles. D a « M in iste riu m tra t noch abends im Elysöe zu einem M inisterrath zusammen.

D e r „S ta n d a rd " erhält aus W a r s c h a u nachstehende Drahtm eldung: Nach der Truppenschau, die am letzten S o n n ­ abend in Petersburg stattfand, hielt der Z a r an die Kom m an­

deure folgende Ansprache: „ W ir find in Gottes H a n d ; aber ich hoffe, im Falle der Noth werde ich meine T ru p p en so tüchtig finden wie heute." Nächstes F rü h jah r w ird die russische Armee in drei Heereskirper eingetheilt, eine Nordarmee unter G ro ß ­ fürst W la d im ir, eine Westarmee unter G eneral Gurko und eine

Südarm ee unter G eneral D ragom irow . D en Oberbefehl erhält Generalstab rchef Obrutschew. 3 0 0 0 0 0 Kosaken und andere be­

rittene T ru pp en find jetzt in P o len längs der deutschen und österreichischen Grenze aufgestellt.

Deutscher Aeichstag.

162. Sitzung vom 27. Februar 1892.

A u f der Tagesordnung steht Berathung des M arineetats. (Ref. Abg.

v. Koscielski).

Die Kapitel Reichsmarineamt, Seewarte und Observatorien und Stations-Jntendanturen werden unverändert genehmigt, ebenso das Kapitel Seelsorge und Garnisonsckulwesen.

Beim Kapitel M ilitärpersonal beantragt die Kommission statt 37 n u r 34 Kapitäne z. See, statt 66 hingegen 67 Kapitänlieutenants 2. Klasse, statt 210 n u r 202 Lieutenants z. See und statt 147 hingegen 157 Unter­

lieutenants z. See zu genehmigen.

Abg. R i c h t e r (deutschsreis.) beantragt weitere Streichungen. Der E tat nehme eine Personalvermehrung von 1137 in Aussicht, mehr als je zuvor. Sein A ntrag reduzire diese Vermehrung um 224 Köpfe. Die Linke habe die Bedeutung der M a rin e nie verkannt, aber sie könne ih r keine andere Stelle zugestehen, als die, welche ihr in der Vertheidigung des Landes zukomme.

Abg. F r i t z e n (Centrum) stimmt Richter bei, daß die M arine gegen­

über der Landarmee eine sekundäre S tellung einnehme. Ih r e Bedeutung sei eine defensive. Trotzdem stimme er m it seinen Freunden der ge­

forderten Personalvermehrun- im Rahmen des Kommissionsbeschlusses zu.

Es handle sich dabei um eine Konsequenz der früheren Bewilligungen neuer Schiffsbauten, sowie der Befestigung von Helgoland. A u f die Dauer werde es auch nicht möglich sein, daß das Reich die südameri- kanische S ta tio n unbesetzt lasse. Die Bemannung der Schlacht- und Kreuzerflotte müsse schon in Friedenszeiten eine ausreichende sein, damit es im Kriegsfalle nicht an geübten Kräften fehle.

Abg. F rh r. v. S t u m m (freikons.): Es gäbe keine bessere Kapitals­

anlage fü r das deutsche Reich als dessen Verstärkung zu Lande sowohl als zu Wasser. Die Opfer seien noch klein gegenüber den Opfern, die uns ein unglücklicher Krieg auferlegen würde.

Staatssekretär H o l l m a n n rechtfertigt die Mehrforderungen.

(P rinz und Prinzessin Heinrich wohnen auf der Tribüne der V er­

handlung bei).

Reichskanzler G raf C a p r i v i : Die Anforderungen an S tellung von Schiffen auf auswärtigen S tationen werden infolge Entwickelung unseres Handels und aus politischen Gründen m it der Zeit noch zu­

nehmen. Wo der auswärtige Handel Deutschlands sich niederlasse, werde ein Schutz desselben erforderlich sein, wenn es auch nicht möglich sein werde, jedem Kauffahrteischiffe ein Kriegsschiff zur Seite zu stellen. Es dürfe dies nickt unberücksichtigt bleiben, zumal w ir des auswärtigen Handels bedürfen. Bei einem nächsten Kriege könne sehr wohl der M arine, trotz ihrer sekundären Stelle, die Entscheidung zufallen, voraus­

gesetzt, daß sie rasch sei. Bei einer Seeschlacht entscheide das erste Treffen.

W ir müssen daher im Stande sein, dem Gegner m it so viel Schiffen als möglich zuvorzukommen.

Das Kapital M ilitärpersonal w ird m it den von der Kommission beantragten Abstrichen, aber unter Ablehnung des A ntrags Richter an­

genommen.

A u f eine Anfrage des Abg. S i n g e r (Soz.) erwidert

Staatssekretär H o l l m a n n , daß auf den kaiserlichen Wersten Lohn­

reduktionen allerdings stattgefunden haben, aber nicht wegen der A lters­

rente, sondern wegen verringerter Leistungsfähigkeit.

Nächste S itzung: M ontag l Uhr. Rest des M arineetats, Telegraphen- gesetz.

Deutsches Keich.

B e r l i n . 2 7 . F eb ru ar 18 92 .

— S e . M ajestät der Kaiser nahm Sonnabend Abend den kriegSgeschichtlichen V e rtra g des Generallieutenants von Wittich entgegen. I m Laufe des Vorm ittages arbeitete S e . Majestät

Nnerforschliche Wege.

Kriminal-Roman von A. S ö n d e r m a n n .

— --- (Nachdruck verboten.

(2. Fortsetzung.) D ie Aermste prallte zurück.

..Gestohlen?" wiederholte sie fast entsetzt.

*>aß ."Ja. was blieb m ir anders übrig, wenn ich nicht wol!

"ns « K n a b e vor Hunger sterben sollte? S o w e it ist es , Ktzte gekommen, und ich fürchte, es w ird nicht t

^ Ic h a « gewesen sein, daß ich Euch B r o t a u f solche

"rußte!"

jchlag ej^chter G o tt! F ran z, jetzt mußt D u auf meinen V ihm, d a k i M orgen früh gehst D u zum M a jo r und sa

T u Dich von m ir trennen w illst!"

die G a t » '" ^ r m e h r !" stieß der M a n n zornig au« und d räu sanft zurgg sich ihm von neuem genähert hatte, beinahe r

zu t h u n ^ h A ? " ! W en n D u nicht willst, so weiß ich, wa«

" e h n ie ^ " ^ " S ^ i t wirst D u in dieser Angelegenheit unt doch ' W a l ly ! E r ist nicht werth, der elende Geizhals, daß kniest- W o rt von uns erhält. Beruhige Dich, W all ja der M ilch und S em m el, denn auch D u h

"och ß-n , mehreren T ag en nichts genossen. M o rg en w ill Nicht w -i. Versuch machen. Geh' zur Ruhe sp.

Mich,« genug fü r heute laß mich, W a lly , I

Dischck^

^ e n W orten

ließ

sich F ranz B ra u n an einem

kleir

k n

" Nützte sein

H aup t m it

der

H and .

griff naü - 'st das?" fuhr er plötzlich wieder auf u Thaler' Geldstücke, das auf dem

Tische lag. „ D a —

D ie G °.?' k-m m t dieses G e ld ?« ite f e?.

^ G a t t m tra t näher heran.

weiß es n ichl!" stammelte sie.

» D u weißt es nicht?"

„ N e in — aber — mein G o tt! — sollte er das Geld hin­

gelegt haben?"

„ W e r ist dieser— er?" forschte der G atte, und seine Augen funkelten w ild und unheimlich auf.

„ Ic h habe vergessen, es D i r zu sagen, F ran z! Kaum hattest D u gegen Abend unsere W ohnung verlassen, als G ünther, unser Nachbar, in» Z im m e r t r a t ! "

„G ün th er, der berühmte Spitzbube und Einbrecher?"

ächzte der M a n n .

„ W a s G ünther ist, weiß ich nicht, F r a n z ; aber er w a r sehr freundlich und zeigte tiefes M itle id m it unserer traurigen Lage. E r fragte mich, wohin D u gegangen wärest, und als ich ihm sagte, daß D u zu M a jo r Krause gegangen seiest, da schien er sehr befriedigt zu sein. E r verließ mich bald d arauf, indem er m ir Hoffnung machte, daß D u jedenfalls nicht unverrichteter Weise nach Hause kommen würdest. Ic h weiß nicht, ob er aus M itle id das G eld zurückgelassen hat."

„Also ein verrufener, berüchtigter D ieb erbarmt sich unser!

Jedenfalls ist es auch gestohlenes G u t, das er uns geschenkt hat!

W eshalb sollte ich es nicht nehmen? Ic h habe ja selbst ge­

stohlen! D a , nim m es, W a lly — fü r morgen und übermorgen reicht es, um Euch den Hunger zu stillen! J a , ja , ich habe keine Ursache, mich der Gabe zu schämen! B in ich denn etwas besseres? M i t Kleinem fängt m an an , m it G roßem hört man a u f! W a lly , hast D u noch M u th , zu leben?"

M i t den W orten sprang der M a n n wie ein Verzw eifelter von seinem S tu h le auf.

„ G o tt erbarme sich unser! F ran z, F ran z, verzweifle nicht!"

flehte die G a ttin .

D a klopfte es an die Z im m erthü r.

Ueberrascht blickten die beiden Personen einander an.

„ H e rr Nachbar, find S ie daheim?" tönte es durch die ge­

öffnete Ztm m erthür.

„Jawohl, ich bin hier!"

„ A u f ein W o rt, H e rr Nachbar!" rief der M a n n , der in der halbgeöffneten T h ü r stand.

„ W a s giebt es?" fragte F ran z B ra u n und näherte sich der T h ü r.

„ Ic h möchte ein p aar W orte m it Ih n e n reden, H e rr B rau n . I s t es Ih n e n Recht, so kommen S ie doch einen Augenblick zu m ir herüber!"

Unwillkürlich griff F ranz B ra u n nach seinem Hute.

„B leibe hier, F ran z, ich beschwöre Dich, bleibe h ie r !" flehte die G a ttin .

„Laß mich; ich komme bald wieder, W a lly !" w ar die A n t­

w ort des M an n es. D a n n eilte er zum Zim m er hinaus.

„F ran z — F ra n z ! — E r hört mich nicht m ehr! - - G o tt, erbarme Dich unser und führe ihn nicht in Versuchung!"

stöhnte das junge W eib m it erbleichenden Lippen und sank er­

schöpft auf das Lager neben dem Kinde nieder.

1. Kapitel.

D i e V e r s u c h u n g .

Ungefähr eine S tu nd e später schritten zwei M ä n n e r lang­

sam dicht an der Häuserreihe einer großen S tra ß e der S ta d t hin.

Obgleich sich das G ew itter bereits verzogen hatte, so w ar noch der nächtliche H im m el m it düstergrauen W olken bedeckt.

Z uw eilen schleuderte wohl auch noch ein kräftiger Windstoß emen Regenschauer den nächtlichen W anderern entgegen.

D e r eine der beiden M ä n n e r w a r eine kleine, schmächtige Gestalt. D e r lange Rock, welchen er trug, w a r von oben bis unten fest zugeknöpft.

E r hatte seine H and in den A rm seines Begleiters, der viel größer und stärker als er selbst w ar, gelegt und schien M ü he zu haben, denselben m it sich fortzuziehen.

W ährend der große M a n n , der, wie sein Begleiter, den

> H u t tief in das Gesicht gezogen hatte, m it gesenktem Haupte

! scheinbar müde und m att dahinschltch, zeigte der Kleine eine ge- ' wisse Ungeduld in allen seinen Bewegungen.

(2)

der Kaiser im Reichskanzlerpalais m it G ra f von C a p riv i und später m it dem Chef des M ilitä rk a b in e ts und nahm darauf m i­

litärische Meldungen entgegen. Nachmittags um 2 * /, U hr unter­

nahm der Kaiser im offenen Wagen eine S pazierfahrt und kehrte um 4 U h r nach dem Schlosse zurück. — Am S o n n ta g M orgen begaben sich Ih r e Majestäten um 10 U hr m it ih re r B egleitung zum Gottesdienste nach der Garnisonkirche.

— D ie kaiserlichen Majestäten begingen Sonnabend die Feier ihres Vermählungstages. A us diesem Anlasse statteten Ih r e Majestät die Kaiserin Friedrich und die andern M itg lie d e r der königlichen F a m ilie ihren Gratulationsbesuch ab. A m Abend fand zur Feier des Tages bei den kaiserlichen Majestäten ein D in e r statt.

— Se. Majestät der Kaiser hat fü r das Langenbeckhaus eine Marmorbüste der K aiserin Augusta gestiftet.

— D ie telegraphische M eldung, der Kaiser habe am S o n n ­ abend Nachmittag das Schloß im geschlossenen Wagen verlassen und sei auf Nebenstraßen nach dem Schlosse zurückgekehrt, ist falsch. D e r Kaiser machte seine gewöhnliche S pazierfahrt im offenen Wagen. V on anderen fürstlichen Herrschaften wurden zu ihren A usfahrten geschlossene Wagen benutzt.

— D a s Festmahl der alten Herren der B onner Borufsen, zu welchem der Kaiser sein Erscheinen in Aussicht gestellt hat, ist auf M o n ta g den 29. d«. im Kaiserhof festgesetzt.

— P rin z Heinrich wohnte der heutigen V erhandlung des Reichstages über den M a rin e e tat bei.

— E in geschichtlicher Ir r th u m , der in der letzten Rede des Kaisers bezüglich des A d m ira l« Drake vorgekommen ist, w ird , wie fo lg t, berichtigt: FranciS Drake ist im Jahre 1540 zu T a v i- stok geboren. D e r V organg, auf den der Kaiser Bezug nahm, hat sich aber schon am 25. September 1513, also 27 Jahre vor Drakes G eburt, abgespielt. Nicht FranciS Drake hat als erster Europäer von einem Berge des Isth m u s von P anam a den S tille n Ozean geschaut; als er im Jahre 1578 eine D urchfahrt zwischen den beiden amerikanischen Küsten — vergeblich — suchte, w ar die Kenntniß von dem S tille n Ozean schon mehr als ein halbes Jahrhundert in Europa verbreitet. Nachrichten von einem großen westlichen Ozean waren seit geraumer Z e it aufgetaucht, als VaSco Nunnez de B alboa, ein S p a n ie r, der 1475 geboren w ar, m it einem fremden K apitän auf Entdeckungen auszog. Dieser w ar es, der vom G ip fe l eines hohen Berges inm itten des Isth m u s von Panam a wirklich (im Jahre 1 5 1 3 ) das vermuthete, das ge­

suchte Z ie l, die weite Wasserwüste des großen Weltmeeres er­

blickte. — Es bedarf nicht de« Zusatzes, daß der Ir r th u m in der Rede des Kaisers an sich ohne Bedeutung is t; in dem Gedanken­

gange w ird durch die Vertauschung der Personen und die Aen­

derung einzelner Umstände nichts geändert.

— D ie „H am burger Nachrichten" weisen darauf hin, daß auch Fürst Bismarck zu denjenigen Reichstagsabgeordneten gehört, welche bereits dem ersten norddeutschen konstituirenden Reichstag vor 25 Jahren angehörten.

— I m „Reich«anzeiger" w ird bekannt gegeben, daß der bisherige Professor D r. S im a r in B o n n die nachgesuchte landes­

herrliche Anerkennung nach Leistung des vorgeschriebenen Eides als Bischof v»n P aderborn erhalten hat.

— M a jo r v. Wissmann ist von seiner Reise nach W ady H a lf« wieder in K a iro eingetroffen.

— D ie nächsten Plenarsitzungen des Herrenhauses sind auf den 22. M ä rz und die folgenden Tage anberaumt.

— D ie Berathungen der Volksschulgesetz-Kommisfion gehen jetzt in etwas beschleunigterem Tempo. A m Sonnabend ge­

langte man bis 8 3V. Wesentliche Aenderungen wurden nicht vorgenommen.

— D er Bundesrath genehmigte gestern den E n tw u rf eines Gesetzes, betreffend die unter Ausschluß der Oeffentlichkcit statt­

findenden Gerichtsverhandlungen, sowie den A n tra g des Reichs­

kanzlers wegen A usführung des AuslieferungsvertragS zwischen Deutschland und Ita lie n . Eingegangen find u. a. der E n tw u rf eines Weingesetzes, ein Abkommen m it Nordamerika, betr. den Schutz des Urheberrechts, und eine Denkschrift, betr. des Schema fü r den deutschen Eisenbahngütertarif, das am 1. A p r il eingeführt werden soll.

— I n der Budgetkommission des Reichstags erklärte heute Staatssekretär v. Marschall, daß die verbündeten Regierungen entschlossen find, Südwestafrika zu halten.

— D ie Reichspost- und Telegraphenverwaltung hat vom 1.

A p r il v. I . bis Ende J a n u a r d. I . gegen den gleichen Z eitra u m Obgleich er kein W o rt sprach, so ließ er doch seine Augen vorsichtig nach allen S eiten umherschweifen.

D ie S traß en waren wenig belebt, und n u r selten begegneten den beiden vereinzelte Personen.

B e i einer solchen Begegnung schlug aber auch der kleine M a n n seinen Blick zu Boden und suchte so rasch wie möglich an den Passanten vorüber zu kommen.

Endlich näherten sich die beiden einem größeren Gebäude, welches durch einen schmalen Gang von der Häuserreihe geschie­

den w ar.

Rasch bog der Kleine in diesen schmalen Gang ein.

„ S o , jetzt wären w ir an O r t und S te lle !" begann er und ließ den A rm seines Begleiters frei. „ H ie r wohnt der M a jo r ! "

fu h r er dann fo rt und w a rf einen Blick nach

der

Gtebelseite des ersten Stockwerkes empor.

E in ächzender L a u t entrang sich der B ru st des größeren M annes. E r taumelte an die W and des anderen Hauses und wagte sein H aupt nicht emporzuheben.

„H m , das Fenster ist e rh e llt!" fu h r der Kleine wieder fo rt, während er aus seiner Tasche einen langen Lederbeutel hervor­

zog und die Schnur, m it welcher der B eutel umwunden w ar, zu lösen begann.

B e i dieser Beschäftigung raffelte es zwischen seinen Händen;

es w ar wie das K lirre n eines Schlüsselbundes.

„H a lte n S ie ein — ich kann nicht, G ü n th e r!" rie f jetzt der große M a n n , in dem w ir unseren unglücklichen Franz B ra u n wiedererkennen.

„ S ie find nicht gescheit! Werden w ir

jetzt

auf halbem Wege stehen b leiben! Es ist ja gar keine Gefahr vorhanden! Bedenken S ie doch Ih r e traurige Lage! W as soll aus Ih n e n werden?

D e r Hungertod, oder wie S ie ja selbst schon gesagt haben, der Selbstmord ist Ih n e n gewiß!»

„L ie b e r sterben, als m ir durch einen Diebstahl eine Existenz zu sichern!" stöhnte B ra u n und preßte die Hand auf die krampf­

haft wogende B rust. (Fortsetzung fo lg t.)

des vorigen Etatsjahres eine Mehreinnahme von 8 M ill. gehabt.

O ffiziös w ird dazu bemerkt, daß daraus indeß nicht auf einen entsprechend hohen Ueberschuß gerechnet werden dürfe, denn gegen den Etatransatz fü r denselben Z e itra u m ergebe sich n u r ein E in ­ nahmeplus von etwa 183 0 00 M . fü r die Reichskasse.

— D ie Gesetzgebung-- D eputation der sächsischen zweiten Kammer hat beantragt, zu erklären, daß der Abgeordnete Lieb­

knecht m it dem 22. September 1890 aufgehört hat, M itg lie d der zweiten Kammer zu sein, da derselbe seinen Wohnsitz nicht in Sachsen, sondern in C harlottenburg habe.

— D e r Verleger Caesar Schm idt in Zürich kündigt den Faksimileabdruck von hundert unverbrannten Q u ittu n g e n zum W elfenfonds a n ; dieselben find angeblich ausgestellt in den Jahren 1868 bis 1890 durch S ta a tsm in iste r, Offiziere, Richter, P a rla ­ m entarier, Redakteure, Hofbeamte, Aerzte, Studirende und andere Personen. D e r Abdruck soll begleitet sein von einem K om m entar: „D ie Koulissen des W elfenfonds von einem S ta a ts m a n n ". D ie „P o s t" schreibt dazu: D e r Verleger ist sicherlich einem Fälscher zum O pfer gefallen. D ie Q u ittu n g e n find sämmtlich verbrannt worden.

Breslau, 25. Februar. B e i dem Fürstbischof Kopp find 221 oberschlefische P etitionen m it 60 000 Unterschriften zur V e r­

m ittlu n g der E in fü h ru n g des polnischen Sprachunterrichts in die Volksschule eingegangen.

Braunschweig, 26. Februar. Wegen der am Dienstag stattgehabten Ausschreitungen Arbeitsloser wurden 16 P e r­

sonen unter der Beschuldigung des Landfriedensbruches verhaftet.

Kiel, 26. Februar. D ie städtischen Behörden haben soeben den Census zur E rlangung des Bürgerrechts von 660 auf 1200 M ark Einkommen erhöht.

Ausland.

R o m , 27. Februar. I n P alerm o zogen gestern unbeschäf­

tigte A rbeiter, etwa 4 0 0 an der Z a h l, ohne irgend welche U n ­ ruhen zu verursachen, durch die Toledostraße unter Vorantragen einer Fahne, auf welcher die W o rte : „ B r o t, A rb e it!" standen.

D ie A rbeiter wollen heute dem Bürgermeister ihre Wünsche vortragen.

P a ris , 28. Februar. I n S t. Etienne find gestern zwei Anarchisten verhaftet worden, in deren Besitz mehrere D y n a m it­

patronen und Petarden gefunden wurden.

M adrid, 26. Februar. I n B ilb a o schenkte ein dort wohnender Ita lie n e r der Hauptkirche eine Riesenkerze, welche während des Hochamts vor dem M a rie n a lta r brennen sollte. D e r Kirchendiener entdeckte jedoch rechtzeitig, daß die Kerze m it mehre­

ren D ynam itpatronen gefüllt w ar.

Petersburg, 28. Februar. D e r D ire kto r des Eisenbahn­

departements, W irkliche S ta a ts ra th S ergius W itte , hat heute die Ernennung zum Verweser der Verkehrsanstalten erhalten.

Petersburg, 28. Februar. Durch kaiserlichen Ukas w ird die A u sfu h r von K o rn nach Norwegen aus den Häfen des Archangelschen Gouvernemets gestattet, jedoch n u r bis zu einem Gesammtquantum von 200 000 P u d und n u r als Tauschobjekt gegen Fische, nicht aber zu Handelszwecken.

Moskau, 27. Februar. D er Oberrabiner in Moskau er­

hielt dieser Tage von D r. Bamberger in Königsberg, dem V ertreter eines der deutschen Unterstützungskomitees fü r die aus R ußland kommenden jüdischen E m igranten, ein Telegram m folgenden In h a lt s : „B rin g e n S ie zur allgemeinen Kenntniß, daß die amerikanischen Häfen jetzt fü r die Auswanderer ge­

schloffen sind und daß alle deutschen Komitees ihre Thätigkeit eingestellt haben".

Uroviririalnachrichten.

o

Culmsee,

28. Februar. (Stadterweiterung. Uebersiedelung).

Der hiesige Fleischermeister H err Frank hat sein aus mehreren M orgen bestehendes und unmittelbar an der Stadt, südlich des Eulmseeer Sees, gelegenes Grundstück, welches durch seine günstige Lage zu einer etwaigen Bebauung sehr geeignet ist, in neun gleich große Parzellen, bezw. B a u ­ stellen getheilt. Eine jede Baustelle ist etwa ' / i M orgen groß und ist für den Preis von 1350 M k. zu haben. Zw ei derselben sind bereits durch Kauf vergeben worden. Die neuen Besitzer beabsichtigen auf diesen Grundstücken sogleich mit Beginn des Frühjahrs Fam ilienwohnungenzu errichten. Hierdurch gewinnt unsere Stadt, falls noch die andern B a u ­ stellen verkauft und bebaut werden, was ja bestimmt anzunehmen ist, auch auf dieser Seite des Sees an Ausdehnung und baulicher Erw eite­

rung. E s befindet sich auch schon auf diesem Theil dieser südlich des Sees gelegenen Ländereien, nicht weit von den erwähnten Baustellen, das weit ausgedehnte Etablissement der Dampfziegelei des Herrn Zimmer- meister Melde. W enn nun die angrenzenden Besitzer, durch das an und für sich lohnende Unternehmen des H errn Frank angeregt, diesem B ei­

spiele folgen, so erhält unsere S ta d t auf diese Weise wieder einen neuen Stadttheil, welcher natürlich durch den westlichen Flügel des Eulmseeer Sees von der eigentlichen S tadt getrennt wird. — D er seit einer Reihe von Jahren in unserer S tadt wohnende Kapellmeister Herr O tt gedenkt noch vor Ostern Culmsee zu verlassen, um nach Dirschau überzusiedeln.

H err O tt, dessen Kapelle hier und weit in der Umgegend als eine tüchtige und leistungsfähige bekannt w ar, erfreute sich bei jedermann einer allge­

meinen Beliebtheit. S ein Scheiden von hier wird daher in vielen Kreisen bedauert.

A u s dem Kreise Culm ,

26. Februar. (Alterthumsfund). Unlängst stieß man aus dem Freiscbulzengrundstück des BesitzerS Domke in Wiwiorken beim Steingraben auf das Fundament eines Ritterthurmes, in dessen M itte ein Krüglein mit fünf verschiedenen Ordensschillingen entdeckt wurde. Die Urne und zwei M ünzen hat der Lehrer Wunsch in Rehden erhalten.

(?)

Neu-Schönsee,

27. Februar. (Wohlthätigkeitsfest). Die Zsgling«

des Militärpädagogium s und der Postschule des H e rrn Direktor D r.

Herwig veranstalteten zum Besten einer milden S tiftu n g am vergangenen Sonnabend in dem großen Schreiber'scben S a a l in Schönsee eine Abend- unterhaltung, welche aus das glänzendste verlies. 8.ur E rs te llu n g ge­

langten die einaktige Posie von Th, Körner: ^ ein militärischer Schwank in einen Akt von R .

Herren Einjährigen". Namentlich durch letzteres Theaterstück wurde das Publikum, welches den S a a l bis aus den letzten Platz ausgefüllt hatte, höchlichst ergötzt, und die jugendlichen Darsteller ernteten reichlich den verdienten Applaus. Sodann gelangten außer Koncertpiecen, ausgeführt vom Trompeterkorps des Ulanenregiments von Schmidt aus Thorn, noch zum B o rtra g : M editation von S . Bach für Violine und Harmonium, ferner drei S o li für eine Tenorstimme; und zw ar: „Ich grolle nicht"

und „W ohlauf noch getrunken" von Rob. Schumann, und „Es liegt eine Krone im grünen Rhein" von Wilhelm H ill. Die Leistungen dieses H errn Vortragenden gehen weit über den Dilettantismus hinaus. D er Gesang w a r so volltönend und rein, Stim m e und Aussprache so deut­

lich und korrekt, daß diese Programmnummer den Glanzpunkt in der Abendunterhaltung bildete. E in Tanzkränzchen schloß das schöne Fest und hielt die Anwesenden noch lange in fröhlichster Stim m ung bei­

sammen.

D t .

Krone,

26. Februar. (Von der Schule gewiesen). Die Schüler am hiesigen Gymnasium hatten im Geheimen zwei Verbindungen gestiftet.

In fo lg e einer Anzeige an den Direktor wurde die Sache untersucht und die Namen der Betheiligten festgestellt. Es wurden 8 Prim aner und Sekundaner relegirt, alle übrigen M itglieder erhielten das oonsilium adouncli und mehrere Stunden Karzer. (B r. T .)

88

Schleppe,

28. Februar. (Verhaftung. Alkoholvergiftung).

Der verheirathete Arbeiter Rudolf Wiese und die Eigenthümertochter Ernestine

ritz aus Eichfier sind auf Grund einer gerichtlichen Obduktion wegen Verbrechens gegen 8 218 des R .-S tr.-G . B . verhaftet worden. — Gegen die In flu e n za ist Alkohol ein probates M itte l, hört man oft sagen. Au«

ein hiesiger Einwohner, der von dieser Modekrankheit sehr zu leiden hatte, hörte dieses Remedium preisen und beschloß, es gründlich

zu

er­

proben. E r leerte in kurzer Zeit nicht weniger als acht G las steifen Grogs. Natürlich zog er sich durch dieses unmäßige Trinken eine Alkohol­

vergiftung zu, deren Folgen jetzt glücklicherweise beseitigt sind.

M arienburg,

27. Februar. (Geschenke für die M arienb urg). I n ­ folge des A u frufs des Vereins für die Ausschmückung der Marienburg sind für die Münzsammlung, sowie für die Sam m lung von Büchern und Urkunden, die auf die Landesgesckichte Bezug haben, bereits einige werth­

volle Zuwendungen erfolgt. H err Kabus in Danzig hat sämmtliche bis jetzt erschienenen Hefte des westpreußischen Geschichtvereins, P fa rre r Dr- Rindfleisch sein Buch über Herzog Albrecht von Hohenzvllern geschenkt.

Ferner ist von F ra u Amtsrath Gerschow-Rathsstube das O rig in a l der Handfeste von Menkotzin, ausgefertigt am Pfingstmontag 1437, mit einem vorzüglich erhaltenen Siegel des Danziger Ordens-Komthurs als Geschenk zugewiesen worden. E in ebenfalls werthvolles Schreiben des Hochmeisters Ludwig von Erlichshausen hat das Datum des 26. Februar 1454. Der Hochmeister fordert darin von den zu T h o r n versammelten R ittern und Städteverordneten die Freigebung des gefangen gehaltenen obersten Ordensmarschalls, sowie der Komthure von Danzig und Graudenz.

Letzteres Schreiben ist ein Geschenk des Geh. S anitätsraths D r. Abcgg in Danzig. Die bereits bestehende Münzsammlung des Schlaffes ist ebenfalls durch Geschenke bereichert worden, so hat H err Gieldzinski-Danzig ca. 100 mittelalterliche M ünzen, die Herren D r. Abegg-Danzig und D r.

Kühne-Danzig haben Sam mlungen von Ordensmünzen überwiesen.

(Tanz. Ztg.)

Schulitz,

26. Februar. (Selbstmord). Heute ertränkte sich der Schmiedemetster B . von hier in der Weichsel. D er Bewegungsgrund sollen zerrüttete Bermögensverhältnisse sein. E r hinterläßt eine F ra u mit vier ganz kleinen Kindern.__________________________________________

<Lokatnachrichten.

T h o rn , 29. Februar 1692.

— ( P e r s o n a l v e r ä n d e r u n g e n i m B e r e i c h e d e r k a i s e r l . O b e r p o s t d i r e k t i o n zu D a n z i g ) . Angenommen sind zu Posteleven LöSdau, Abiturient in M arienw erder, Mackrodt, Student in Danzig.

Versetzt sind die Postassiftenten Kapitzki von Thorn nach Culm, Krumb- hslz von M arienw erder nach Danzig, M a tte rn von Rehden nach Thorn, Plerve von Podgorz nach Danzig.

- - ( P e r s o n a l n a c h r i c h t e n i m F o r s t d i e n s t e ) . Dem Ober­

förster Nickelmann in Schulitz ist die Oberförsterstelle zu Schönlanke voM 1. A p ril ab übertragen und der jetzige In h a b e r der letzteren Stelle, Forstmeister Andersch, von demselben Zeitpunkte ab auf die Oberförster- stelle Krausenhof im Regierungsbezirk M arienw erder versetzt worden.

— ( G e d e n k t a g ) . Heute am 29. Februar vor 190 Jahren wurde der berühmte italienische Opernkomponist Gioachino Rossini zu Pesaro geboren. S ein „Barbier von Sevilla" und sein „W ilhelm Tell" leben noch heute jugendkräftig auf der Bühne fort.

— ( J a g d k a l e n d e r ) . Nach den Bestimmungen des JagdjchoN- gesetzes vom 26. Februar 1670 dürfen im M o n a t M ä rz geschossen werden: Auer-, Birk- und Fasanenhähne, Enten, Trappen, Schnepfen, S u m p f- und Wasservögel.

— » ( Z u r L a g e des h i e s i g e n G e t r e i d e m a r k t e s a m 2 6 . d. M .), A uf den Lagern befanden sich 205 Ton. Weizen und 482 Ton. Roggen- Hierher zu liefern waren auf G rund erfolgter Abschlüsse aus dem In la n d s per sofort 30 Ton. Weizen zum Preise von 205— 208 M k., 20 Ts- Roggen aus dem Jnlande per sofort zum Preise von 207— 212 Mk- Die Tendenz, welche vor einigen Tagen infolge höherer Notirungen aus New'Uork fester w ar, ist gestern in eine Flaue umgeschlagen, so daß die höheren Kurse wieder fast ganz verloren gingen. Ueber M üllerei wird berichtet: Das Geschäft ist im allgemeinen sehr still und schwierig durch die schwankende Haltung der B erliner Börse, welche Käufer sowohl wie Verkäufer vor Geschäftsabschlüssen zurückschreckt.

— ( H u f b e s c h l a g - P r ü f u n g ) . Am 20. Februar wurde iM Beisein der Herren Kreisthierarzt Stöhr-Thorn und Rittergutsbesitzer von Kries-Friedenau in der Hufbeschlag-Lehrschmiede des H errn Schmiede­

meister Block die Prüfu ng von Lehrlingen abgehalten. Die Prüflinge, welche sämmtlich bestanden, waren Hugo M ü lle r aus Marienburg, Joseph Falenczyk und J u liu s Luedke aus Thorn.

- - ( L e h r e r v e r e i n ) . I n der Sitzung am Sonnabend hi«lt H ^ Mittelschullehrer Gruhnwald einen Vortrag über die Schrift D r. W ustmann: „Allerlei Sprachdummheiten, kleine deutsche GrammaU des Zweifelhaften, des Fehlerhaften und deS Häßlichen". Nach längeren Besprechung gab H err Mittelschullehrer M oritz in Ergänz""«

seines früheren Vortrages über Fürsorge für schwachsinnige Kinder A M ' schluß über die „CretinS". Die Generalversammlung wurde auf !>c>

12. M ä r , 4 Uhr nachmittags verlegt. Am 26. M ä rz soll eine Comenius' feier veranstaltet werden.

— ( D e r V o r s c h u ß v e r e i n ) hält am Mittwoch abends 8 Uhr ' Schützenhause eine Generalversammlung ab. A u f der Tagesordnu"

stehen: Rechnungslegung pro 4. Q u a rta l 1891, Rechnungslegung das J a h r 1891, Beschlußfassung über die Gewinnvertheilung, Wah>° ' Ausschluß von M itgliedern. Eine zahlreiche Betheiligung der M i t « " ' ist dringend erwünscht, schon deshalb, weil es sich um die Rechnung legung für das ganze J a h r 1891 und

um

die Dividende handelt.

— ( F a b r i k j u b i I ä u m). Am Sonnabend waren aus Anlaß r 50jährigen Bestehens der Maschinenfabrik von E. Drewitz sämmtlich Gebäude der Fabrik festlich beflaggt. Um 10 Uhr Vorm ittag begab ß eine Deputation, bestehend aus Angestellten, Meistern und Arbeitern de Fabrik, zu F ra u Drewitz, um der In h ab erin die Glückwünsche des g aiE Fabrikpersonals auszusprechen. Zugleich überreicbte die Deputation eine silbernen Tafelaufsatz, an dessen Fuße die Jnscdrist eingravirt ist:

Erinnerung an das 50jährige Bestehen der Fabrik E. Drewitz, gewidN>

von den Beamten und Arbeitern. Thorn den 27. Februar 1892". ^ 7 '/ , Uhr begann im festlich geschmückten Saale des W iener Cas-'^

Mocker die Abendunterhaltung, welche F ra u Drewitz ihrem Pe r ^' x veranstaltete. Die Artilleriekapelle konzertirte, dann folgten zwei E>ä" ^

»Die Weinprobe" und „Z ieh en aus dem Busch" und Humor«"' ^ Vortrüge. Die Darsteller waren Angehörige der Fabrik. Es ' darauf gemeinschaftliche Tafel und dann B a ll statt. Anwesend Über 400 Personen.

— ( D e r T h o r n e r B e a m t e n o e r e i n ) hielt am Sonrm Abend im kleinen Saale des Artushoses ein Vergnügen ab. Der reiche Besuch zeigte, daß der Verein in letzter Zeit einen erhebliche" ,h schwung genommen hat. A u f diesen Umstand wies Herr Rechnung ^ Seile in seiner Tischrede hin, indem er sagte, daß die Mttgliederzah ^ das Doppelte gewachsen sei; der Redner schloß m it dem W u nsw e-^ u der Beamtenoerein auch ferner blühen möge zur Pflege der

und des Gefühls der Zusammengehörigkeit. I m weiteren Verlauf ^ Tafel bracht« H err Eisenbahn-Betriebssekretär Treptow einen Tom Se. Majestät den Kaiser aus. Bei dem d a n n ' folgenden T<E„deN- gnügten sich die M itglieder und ihre Damen bis in die Morgen!

— ( D e r F e c h t v e r e i n f ü r S t a d t u n d K r e i s T h o r n ) ^ am Sonnabend Abend im Nicolai'schen Lokale sein 7. Stistungsfe n u r im kleinen Kreise, aber in desto vergnügterer Stimmung- Bureauvorsteher Franke, der rührige Förderer des Vereins, Ansprache, in welcher er darauf hinwies, daß der Fechtverein

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fährdung eines Eisenbahntransports unter Anklage gestellt. E r erklärt, m it dem Zuge, der m it einer zum erstenmale fahrenden Maschine bespannt war, von Thorn über