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Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 33

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Abonnementspreis

für T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 Pfennig p ränu m erand o ;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

A u s g a b e

t ä g l i c h 6 '/ , U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage. Fernsprech-Anschluß N r . 57.

Jnsertionspreis

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Numm er bis 1 U hr mittags.

Nr»- 33. Dienstag den 9. Februar 1892. X . Iahrtz.

Hin Bauernstand oder kein Bauernstand.

D ie Frage der Gesundung fü r unsere deutsche N a tio n läßt sich heute in die Frage kleiden: W ollen w ir uns einen gesunden leistungsfähigen Bauernstand fü r die D auer erhalten?! Oder wollen w ir es zulassen, daß der deutsche Bauernstand dem U nter­

gänge preisgegeben w ird ? ! Auch diese Entscheidung t r it t heute an die deutsche N a tio n und ihre V ertreter in den gesetzgebenden Körperschaften!

W enn es unsere N a tio n wüßte, welch überaus große Be­

deutung ein gesunder und leistungsfähiger Bauernstand fü r die innere sittliche Gesundung und fü r da« äußere volksw irth- schaftliche Wohlergehen aller Volksklassen unbedingt hat — dann würde sie sich einstimmig fü r die dauernde E rh a ltu n g und K rä ftig u n g unseres Bauernstandes sicherlich entscheiden — dann würde sie zu denjenigen gesetzlichen Maßregeln greifen, ohne welche ein dauernd Bestehen unserer Bauernstandes un ­ möglich ist.

Blicken w ir in die Geschichte als unsere Lehrmeisterin. S ie lehrt uns, daß das große und gewaltige römische Reich dann unterging, als der Bauernstand der Vernichtung anheim­

gefallen war.

Unsere vaterländische Geschichte weist uns auf den Reor- ganisator, den unvergeßlichen F reiherr» vom S te in hin, der die ganze Hebung und die gelunde Entwickelung aller Stände in der traurigsten Periode unserer Geschichte in der B efreiung des Bauernstandes 1805 fand. Dieser w eit und tief schauende W o h l­

thäter erkannte schon in einem freien, selbständigen und thatkräf­

tigen Bauernstande die festeste W urzel neuer K ra ft fü r die mo­

ralische und finanzielle Entwickelung unseres damals darnieder- tiegenden Vaterlandes.

Gedanke ließ bereitwilligst die großen die wirkliche B efreiung des Bauernstandes

, der Großgrundherren gesetzlich durch­

führte. D e r dadurch beabsichtigte Zweck wurde auch thatsächlich lange erreicht, bis die Aera der liberalen Gesetzgebung ihre E rru n g e n begann. V o n dieser Z e it an geht es in S tu rm - 2?"tten mit vem ganM-^Bauernftandr rückwärts und abwärts.

sch,j teile der ersteren Abhängigkeit tra t dann die noch vie l d i e S k l a v e r e i des räuberischen K a p ita ls, welche durch G r u n d " " * " a r tig wachsende Verschuldung und T h e ilu n g des langsam Bodens einen Bauernhof nach dem andern S c h w in d s u c k t"^ "'"d e n ließ. Diese statistisch nachweisbare desselben ms, Bauernstandes muß endlich zur V e rtilg u n g Waffen wirt> "e n n nicht in letzter S tunde W andel ge-

Dieser zeitgemäße

^ p 'e r bringen, welche

Bauernstand tv ir denn vor einer neuen B efreiung bei

^ tte n b - " " d zwar einer B efreiung aus den Sklaven- frü k -r ^ K a p ita ls als nothwendig ergänzende Fortsetzung der

v en S te in - Hardenbergischen Gesetzgebung. Findet diese sreiung des Bauernstandes von dem alle« verzehrenden mo- Mlen Kapitale nicht auf gesetzlichem Wege statt — dann ist eine dauernde E rh a ltu n g dieser festesten Grundlage der deutschen N a tio n unmöglich. W ir steuern auf heutigem Wege der Endgeschichte des Römischen Reiches zu — das wolle G otl verhüten!

Eine nothwendige und völlige Ablösung des Bauernstandes vom m obilen K a p ita l bezweckt der neue Gesetzentwurf des Heim- stättenrechts des H e rrn v. Riepenhausen Crangen. Jene vernich­

tenden Sklavenketten werden ein fü r allemal durch staatliche Rentenbanken abgelöst werde» und die gesetzliche U ntheilbar- keit des Bauernhofes bürgt dann fü r das dauernde Bestehen desselben.

. D as alte S p ric h w o rt: „ H a t der Bauer G eld, so hals die E ganze W e lt" würde sich wiederum erfüllen! Und ein

neues könnte diesem entsprechend la u te n : „ I s t der deutsche . Bauernstand gesund und leistungsfähig, so ist es auch die deutsche i N a tio n ."

Entscheiden w ir uns fü r die dauernde E rh a ltu n g des B a u e rn ­ standes, dann treten w ir energisch und m it allen K räften fü r das deutsche Heimstättenrecht und fü r die baldige gesetzliche s D urchführung desselben ein. — S in d w ir aber der M einung,

^ daß w ir auch ohne Bauernstand die deutsche N a tio n zu einer

? gesunden W eiterentwicklung bringen werden — dann allerdings - haben w ir eine Heimstätte und ein Heimstättenrecht nicht nöthig.

Freilich übernim m t jeder deutsche M a n n dann auch die vollste V era n tw o rtu n g fü r seine Entscheidung. 0 . k .

Aolitische Hagesschau.

Eine i m p o s a n t e K u n d g e b u n g zu G u n s t e n d es : V o l k s s c h u l g e s e t z e s fand am Sonnabend in der T u rn h a lle

! zu B e rlin statt. U nter dem Vorsitze des H e rrn I . Kühne tagte

! nämlich eine von über 2000 Personen besuchte Versamm lung der

! christlich-sozialen P a rte i, welche in einer Resolution m it allen

! gegen einige sozialdemokratische S tim m e n ihre grundsätzliche s Uebereinstimmung m it dem Volksschulgesetzentwurf (Einzelheiten

! der Revision vorbehaltend) zum Ausdruck brachte. Außer dem

! Referenten sprach noch H e rr Pastor Zillessen. D e r Referent

; H e rr Hofprediger Stöcker begründete die R esolution: „ E s scheint, als ob unsere politische Lage m it einem M a le geändert wäre.

D ie Ursache der veränderten Lage liegt in dem vie l gelobten und viel gescholtenen Volksschulgesetzentwurf. N u n ist das jedem Kenner unserer öffentlichen Zustände von vornherein klar, daß die ungeheure Opposition dagegen nicht in der Sache selbst be­

gründet, sondern künstlich hervorgerufen ist. Es ist ein S tu rm nicht von der N a tu r, sondern auf dem Theater. D ie künstliche Opposition w ird nicht lange a u s h a lte n ; aber auch der E n tw u rf, so ausgezeichnet er ist, w ird schwerlich so bleiben. I n einzelnen Punkten sind auch Abänderungen wünschenswert!,. Jedenfalls entspricht er durchaus unser geltenden Verfassung." Nachdem der Redner in längerer Entwickelung u n d unter lebhaftestem B e i­

fa ll über Einzelheiten des E n tw u rfs gesprochen, schloß er wie fo lg t: „Ueber das wirkliche Zustandekommen des E n tw u rfs ist heute noch nicht zu verhandeln. Es handelt sich darum , S tim ­ mung im Lande fü r den E n tw u rf zu schaffen und den künstlich angefachten liberalen Lä rm zu dämpfen. D e r L ib e ra lism u s hat gar nicht so viel Leute; aber er hat die Presse hinter sich, dre alle Kanonen gegen den E n tw u rf auffährt und dam it großen L ä rm macht. W e r den E n tw u rf w ill, petitio n ie r darum . M a n veranstalte Volksversammlungen, und wenn die zahlreicher find als die liberalen, so w ird die Regierung

sehen, daß das Volk auf ihrer Seite steht." (Lebhafter, anhal­

tender B e ifa ll.)

D ie „T ä g l. Rundschau" b rin g t einen bemerkenswerthen A rtik e l zum S c h u l g e s e t z e n t w u r f , dem w ir die nachfolgende, sehr beherzigenswerthe W a rn u n g entnehmen: „ Im m e r wieder möchten w ir den Deutschen zurufen: seht euch die Leute an, die zu euch reden! Deutsch geschrieben ist noch nicht deutsch empfunden, und wenn die S c h rift eines B la tte s auch nicht von rechts nach links geht, kann es darum doch h e b r ä i s c h s e i n ! . . . N u r d e r Deutsche, der diesen Gesetzentwurf aus klarer Erkenntniß der

^ religiösen, sittlichen und nationalen Bedürfnisse s e i n e s Volkes

! verwerfen muß, hat ein Recht, ihn und seinen Urheber zu be-

! kämpfen."

D ie amtlichen E i n l a d u n g e n z u r S u b s k r i p t i o n a u f

! d i e n e u e n p r r e u ß i s c h e n S t a a t s - u n d d e u t s c h e n

^ R e i c h s a n l e i h e n sind am M ittw och Abend gleichzeitig in den ver-

! schiedensten Zeitungen des Reichs veröffentlicht worden. Au«

diesen P ublikationen geht mehr noch, als aus den Einladungen zu den vorjährigen Anleihen das Bestreben unserer F inanz­

leitung hervor, die Konsols möglichst dem Börsentreiben zu ent­

ziehen und die neuen Schuldverschreibungen d i r e k t d e m P r i v a t p u b l i k u m zugänglich zu machen. Schon der Umstand, daß der Emissionskurs (8 3 ,6 0 ) niedriger ist, als der letzte K u rs der übrigen dreiprozentigen In la n d sa n le ih e n , w ird die S pekulation fernhalten; dazu t r it t noch die Bestimmung, daß diesmal „ S c r ip s " nicht ausgegeben werden, sondern Jntertm S - scheine, die an der Börse nicht „gehandelt" werden können, wofern nicht — wie man freilich schon zu erwägen scheint — eine Aenderung der Börsenusancen stattfindet. N om inell be­

trä g t die Verzinsung der neuen Anleihen n u r 3 Prozent, that­

sächlich aber — infolge des niedrigen Ausgabekurses - - tragen die Papiere über 3 * /, Prozent Zinsen. U nter diesen Umständen kann dem P ublikum nicht dringend genug gerathen werden, sich an der S ubskription der vaterländischen Anleihen recht stark zu betheiligen. D ie ob des wenig entgegenkommenden V erhallens unserer Finanzverw altung „verschnupften" Börsenkcesse suchen zwar heute schon hinsichtlich der neuen Anleihen eine „fla u e "

S tim m u n g herbeizuführen, vermuthlich um das P riv a tk a p ita l von der Betheiligung an den vaterländischen Anleihen abzuhalten und es „exotischen W erthen" zuzuführen. W ir hoffen jedoch, daß das P u b liku m die Lehren der letzten M onate beherzigen und sichere Papiere m it ein wenig geringerem Zinssätze den zweifelhaften „W e rth e n ", bei deren Emission prospeklmäßig u n ­ geheuer vie l versprochen, aber um so weniger gehalten w ird , vorziehen w ird.

F r a n k r e i c h hat, wie im m er bei solchen Gelegenheiten, fü r seine M i ß e r f o l g e dem Könige von Dahomey gegenüber den a u s w ä r t i g e n S ü n d e n b o c k gefunden. N atürlich ist dieser

— D e u t s c h l a n d . W ie man der „Voss. Z tg ." aus P a ris meldet, behauptet der M arseiller „S cm a p h o re" nach B riefen aus K otonu, daß König Behanzin deutsche D rillm eister zur A u s b il­

dung des Dahomeyer Heeres angeworben habe und daß sie be­

reits in Abomey eingetroffen seien. Auch hält das B la tt die Beschuldigung aufrecht, daß Behanzin seine schwarzen A rbeiter, das heißt S klaven der belgischen Kongo-Gesellschaft durch V e r­

m ittelung der deutschen K onsularagentur liefere und im Austausch

D e r T a n n y s f s e r - e . Erzählung von A. v o n d e r E lb e .

--- ^Nachdruck verboten.)

- (32. Fortsetzung.)

an u>ch « B etrübniß Jost W ild fü h rs focht sie nicht mehr habe tzi, v kurzweg, da er die Bedingungen nicht e rfü llt wolle' sie gestellt, und vor der Hand nicht erfüllen werde, nichts t l n ? ^ - . ^ " 3 e r auf einen M a n n w arten, der ihretwegen

^chwollEn . spielte sie die Gekränkte und wandte sich m it 3^°be ZuvetkÜ. Getreuen ab. S ie hatte sich selbst in eine ,^/EN Sache» . i chkei t hinein geredet, kramte m it E ife r zwischen E in w e n d u n g e n "^ hörte nicht auf des Gastfreunde« B itte n und

kühlen A b W e " " ^ ° r g e n nahm F ra u M ä rte Brockmann einen

Haus, in n>,,^ °en W ild fü h rs . Gleichmüthig verließ sie

"E bereits als ihre ^ es keil M onden gut gehabt, und das dem S yndikus angesehen. W a r sie doch überzeugt,

daß die W i ld s a u ^ daran zu sein; ja , sie wunderte sich lammt ih r,n 'h r so lange gefallen hatten. Diese standen

^ "d e n nach D i- M ^ der T h ü r und sahen der Schei- A°ckpferd «n»> ^ " t w e begab sich auf ihrem R ößlein, von

?ein einzig' M „ , " » e r g le ite t, zur Herberge des Reisegefährten.

^ d ic h ,/^ ,.s , /" ^ E * sie zurück; ih re r Z u k u n ft sicher, wollte Als « 1 . k l a r e r Freunden wissen.

^°"dte Nachschauenden aus den Augen gekommen w ar,

3ost ^ n k R aum befand sich in wüster U nordnung, H e rr gEschnrtzten S tü h le und blickte müden er L ^ e i n e n o c h m a ls H offnung auf Liebesglück, an

»m ^ geklammert, als sei'« die Jugend selbst, lag we wie do rt das zerrissene bunte Läppchen aus der W itt- äw ar m D e r M a n n wurde in diesem Augenblicke a lt.

turnte er seiner Tochter, w e il ih r Gebühren die Vielliebe

vertrieben, dann aber verlangte sein einsames Herz wie früher nach dem einzigen Kinde.

Jetzt stieß Gesa die T h ü r auf und sprang auf ihren V a te r zu. — W a r der derben D irn e doch ein Ahnen gekommen, daß er l i t t ? F in g sie trotz Z ü rn e n und Zanken an, weicher zu ^ empfinden? —

A ls sie ihn so bleich und versunken dasitzen sah, umfaßte sie seine Schultern m it ihren Armen und neigte den Rothkopf !

auf sein ergrauendes H aar. !

„V a te r, hattet I h r sie denn gar so g ern?" ! D e r M a n n stöhnte: „Deinetwegen geht sie — "

„W e n n ih r's n u r um 's Regiment im Hause zu thun w a r, hat sie Euch nicht rechtschaffen lieb gehabt!" —

W oher kam Gesina diese M e in u n g ?

„Ic h w ill sehen, daß ich's Euch w ett mache, V ater — " fu h r ; die Tochter fo rt, „ich gehe nim m er auf den Tannenhof, ich ^ bleibe hier, und das schwöre ich Euch, I h r sollt es gut bei m ir ^

haben!" i

„K in d , mein K ind — " murmelte der weiche M a n n und ^ schlug die Augen zu ih r empor.

S ie herzte und küßte ihn, wie sie seit vielen Jahren nicht ^ mehr gethan, und etwas wie T rost, wie Zufriedenheit, zog in s Jost W ild fü h rs gekränktes Herz.

X I I. ?

E in paar Tage nachher suchte der Kaufm ann seinen >

Schwiegersohn Heinrich im „T a n n e n b a u m " auf. I h n jammerte des langen Gesellen, der da gebannt saß und auf ein W o rt der Versöhnung wartete. T rost konnte W ild fü h r ihm freilich nicht bringen, R a in o ld durfte kaum sprechen, und Gesa wachte eifer­

süchtig über ihres P fle g lin g s Ruhe.

Heinrich kam dem V ater erfreut entgegen, er sah seinen guten W ille n und das that ihm wohl.

„ E in ärgerlicher Handel, mein S o h n ," hub der R athm ann an, „indeß die Jugend ist hitzig und zornm üthig und da er Dich

in D e in Angesicht geschlagen, gehe ich nicht h art m it D ir in«

Gericht."

„ Ic h danke Euch, V a te r." antwortete Heinrich erleichtert.

„Auch im R ath sagen sie, daß solchen Schlag jeder M a n n m it dem Messer rächen darf. Daß er D ein B ru d e r ist, haben D e in V a te r und D ein Gewissen zu strafen."

„D a s th u n sie."

„ D u w irst den Z o rn nicht wieder H e rr über Dich werden lassen."

„D a v o r mag mich G o tt bewahren! Ruhigen B lute« hätte ich meinen B ru d e r nimmermehr verletzt, ja gern mein Leben fü r ihn gewagt. W ird man gereizt, wie m ir geschah, so kann man nicht mehr fü r sich einstehen. Ic h w ill meine Schuld aber nicht absprechen, bei Leibe nicht! S ü n d h a ft ist's, so einer alle Macht über sich selbst ve rlie rt, wie ein T h ie r darauf los w üthet und glaubt, er dürfe vernichten, was ihm widersteht."

„E s ist gut, daß D u zur Einsicht kommen bist; lch glaube, R a in o ld w ird gesund, alsdann darf er sich D einer B itte um Frieden nicht verschließen, es kann aber noch ein paar Wochen dauern, bis — "

Heinrich machte eine Bewegung der Ungeduld.

„G la u b 's w o h l," meinte W ild fü h r gutm üthig, „daß D ir dies W arten hier in der S ta d t, in der jeder Dich wegen des bösen Zwistes scheel ansieht, h art ankommt. H ö r', mein S ohn, zieh' wieder vo r die Harzburg, rühre Deine starken G lieder zum Besten unserer Sache, h ilf Sturmböcke und Schanzen bauen;

wenn R a in o ld Dich sehen w ill, sende ich D ir einen B o te n ."

D e r Vorschlag gefiel Heinrich, und da derselbe von Gesa«

V a te r ausging und m it B ru d e r Lukas Anordnung übercin stimmte, stand er nicht an, danach zu handeln. E r verließ G o s la r und tr a t wieder in die Reihen derer, welche die gefährliche Feste be- rannten. H ie r betheiligte er sich einige Wochen als der R ü h rig ­ sten und Tapfersten einer an allen Thaten der Belagerer und , erlebte endlich die Uebergabe der B u rg . D ie Swicheldes waren derart in die Enge getrieben, daß sie sich nicht mehr halten

(2)

von dieser Bewehre und Kanonen empfange. F ü r das j Amazonenheer von Dahomey würden sich allerdings Franzosen besser als D rillm eister eignen als Deutsche, welche wohl das W o r t: „K o m m den Damen zart entgegen" kennen, aber in diesem Falle nicht immer anwenden dürften.

D e r Z a r sandle in die n o t h l e i d e n d e n D i s t r i k t e V ertrauensm änner aus seiner Umgebung, welche ihm über die Lage der Bevölkerung wahrheitsgetreue Berichte erstatten sollen.

— W ir können n u r wünschen, daß diese Berichte wirklich w ahr­

heitsgetreu ausfallen, dam it endlich dem Zaren die Augen auf­

gemacht werden und er nicht mehr sagen kann: „ I n meinem Reiche giebt« keinen N othstand!" — D er E m ir von Buchara hat, nachdem er von der Noth in R ußland gehört, dem Zare- witsch als Beweis seiner Ergebenheit fü r den russischen T h ro n und das russische Reich 100 000 R ubel fü r die Nothleidenden zur V erfügung gestellt. — Eine schöne S um m e Geldes, wenn sie

„ganz und v o ll" zur V ertheilung gelangt.

preußischer Lan dtag.

Abgeordnetenhaus.

13. Sitzung am 6. Februar 1892.

Präsident v. K ö l l e r eröffnet die Sitzung mit geschäftlichen M i t ­ theilungen.

Am Ministertisch D r. M igu el, H errfurth, Kommissarien.

Das Haus tritt in die Berathung der Vorlage über die Kosten der königl. PoUzeiverwaltung in Stadtgemeinden.

Abg. D r . L a n g e r h a u n s (deutschfreis.) hält eine Regelung der Grundsätze dieser Kostenvertheilung für angebracht, wendet sich aber gegen die in der Vorlage ausgesprochene Widerrusiichkeit der Ü b ertragu ng der Wohlsahrtspolizei an Magistrate. Redner ist der Ansicht, daß in der Kostenvertheilung B erlin zu stark herangezogen sei, was bei der ohnehin dort vorhandenen Steuerlast nickt ohne bedenkliche politische Folgen bleiben könne.

Abg. v. E y n e r n (natlib.) findet die Kosten des Berliner Nacht- wachtdienstes gegenüber denen anderer Städte gering und hält den jetzigen E n tw u rf besser als den vorjährigen. Die Widerruflichkeit der Uebertragung der Wohlsahrtspolizei findet er für richtig.

Abg. E b e r t y (deutschfreis) hält es für einen Vorzug der Vorlage, daß sie den Standpunkt aufgegeben, eine königl. Polizeiverwaltung sei eine Begünstigung für eine Stadt. Bezüglich Berlins enthalte sie aber große Ungerechtigkeiten.

M inister H e r r f u r t h vertheidigt die Vorlage unter Hinweis darauf, daß sich die Wohlfahrtspolizei in staatlichen Händen besser befinde, als in städtischen. Jnbezug aus den Kostenpunkt sei B erlin nickt schlechter gestellt als andere Städte, es könne die Kosten sehr wohl vertragen.

Abg. D r. K r a u s e (natlib.) ist der Ansicht, daß man keiner Stadt zumuthen könne, ihre Ersparnisse auf die Polizei zu verwenden, während

Abg. B a r t h (deutschfreis.) auf die M än g el des Berliner Nachtwacht- wesens hinweist.

Die Abgg. Tsckocke und v. E y n e r n (natlib.) hallen dafür, daß B erlin eine etwaige Mehrbelastung sehr wohl vertragen könne.

Die Vorlage wird an eine 20er-Kommission verwiesen.

Es folgt die zweite Berathung des Etats der Berg- rc. Verw altung.

Abg. S c k u ltz-B o c h u m (natlib.) erörtert die Arbeiterverhältniffe der Bergwerksindustrie und kommt zu dem Ergebniß, daß die Arbeitslöhne sich trotz der Verkürzung der Arbeitszeit erhöht haben.

Abg. S c h m i e d i n g (natlib.) regt die Aushebung der Bergwerk­

steuer an, die ungerecht und eine Doppelbesteuerung sei und auch von der Regierung als reformbedürftig anerkannt werde.

M inister v. B e r l e p s c h erklärt seine Bereitwilligkeit, an einer U m ­ gestaltung der Bergwerkssteuer mitzuwirken. Ob Aufhebung oder Reform eintreten werde, hänge von der Haltung deS Finanzministers ab. Die Folgen der Aufstandsbewegung der Bergarbeiter seien noch nicht ganz überwunden, dock sei es besser, über die dadurch geschaffene Lage der Dinge öffentlich möglichst wenig zu sprechen.

Abg. v. S c k a ls c h a (Centrum) findet die Kohlenpreise künstlich in die Höhe geschraubt; eine weitere Steigerung werde viele Industrien schädigen, namentlich die Eisenindustrie.

Abg. G ra f S t r a c k wi t z (Centrum) hält eine Ringbildung für nöthig, um die Preise auf einer Höbe zu halten, welche das Fortbestehen des Kohlenbergbaues ermöglichen.

Abg. S z m u l a (Centrum) spricht hiergegen und die hohen Kohlen­

preise.

M inister v. B e r l e p s c h führt aus. daß die Lage der Eisenindustrie keineswegs ungünstig sei und der S ta a t könne wegen derselben keine finanziellen Opfer bringen, die n u r eine Erhöhung der Dividende zur Folge hätten?

Der E tat wird an die Budgetkommission verwiesen.

Nächste Sitzung Dienstag. Tagesordnung: Justizetat.

Schluß 4 -/. Uhr.

Herrischer Reichstag.

165. Sitzung vom 6. Februar 1892.

Namens der Gesckästsordnungskommission berichtet Abg. Günther über Petitionen, betr. die Ertheilung der Ermächtigung zur Fortsetzung von Privatklage-Verfahren gegen den Reickstagsabgeordneten Werner.

Dem Antrage der Kommission entsprechend w ird die Genehmigung nickt ertheilt.

konnten und freien Abzug m it den Belagerern vereinbarten. S ie zogen nach ihren festen Häusern zu W ild e la und L ü tte r, und die Harzburg blieb in der Eroberer Händen, aus denen sie durch V e rtra g und Abzahlung später in den alleinigen Besitz von Braunschweig'W olfenbüttel überging.

R ainold hatte sich in letzter Z e it so w eit erholt, daß er von Kissen unterstützt unten im großen Wohnzimmer sitzen konnte.

Seine Wunde w ar geheilt und seine K räfte nahmen täglich zu, so stand W ild fü h r nicht an, m it ihm eines Tages - während Gesa just in der Küche wirthschaftete — von Heinrich zu sprechen.

E in dunkles Roth lie f über des Kranken eingefallenes Ge­

sicht, als er jetzt zuerst wieder nach ihrem S tre it den Namen seines B ruders nennen hörte. Welch' zwiespältige Empfindungen regten sich da in i h m ! W a r er denn frei von Schuld? Längst wußte er, was ihn so to ll und blind gegen den B ru d e r gemacht, wußte, daß er ihm Gesa nie gegönnt, obwohl er sich im m er ge­

sagt, daß n u r der Tannhofserbe gut genug fü r die Herrliche sei.

E rfü llt von Neid, drängle er sich damals zwischen die Verlobten und reizte den B ru d e r zu der bösen T h a t. Schwer hatte er dafür gebüßt, das Aergste würde aber noch kommen, wenn er Gesa entbehren und sie Heinrich ganz zu eigen geben — und gönnen sollte.

A ls nun aber W ild fü h r aufs neue zum Verzeihen und V e r­

söhnen mahnte, konnte R ainolds Herz sich nicht länger dem B ru d e r verschließen und er w illig te ein, Heinrich wiedersehen zu wollen.

T a g und S tunde zu diesem Besuch wurden festgesetzt. H ein­

rich w a r nach G o sla r zurück gekehrt, und Jost W ild fü h r ging in den „T a n n e n b a u m ", den Erwarteten abzuholen.

Gesa stand am Fenster, sie blickte m it brennenden Augen und zuckenden Lippen auf den Marktkirchhof hinaus, über den Heinrich m it ihrem V ater heran kommen mußte.

R a in o ld bewegte sich unruhig in seinem S tu h le . „N u n werdet I h r Euch in Bälde verheirathen," murmelte er, und dann fast m it einem Aufschrei: „w ie soll ich das ertra g e n !"

Gesa stürzte zu ihm hin. „R a in o ld , nein — ihn heirathen

— ich w ill es n ic h t!"

Hierauf wird die Etatsberathung bei den noch unerledigten Theilen des Etats des Reichsamis des In n e r n , nämlich den Positionen J n v a li- ditäts- und Altersversicherung und Reichsversicherungsamt fortgesetzt.

Abg. G r i l l e n b e r g e r (Soz.) begründet den von seiner Fraktion zum E tat des Reichsamis des In n e r n gestellten Antrag auf Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betr. die Abänderung des Unsallversicherungs- Gesetzes. Der Antrag will, daß die Rente an Verletzte vom Tage der Beendigung des Heilverfahrens an erfolge, nickt erst nach Ablauf der 13. Woche nach E in tritt des Unfalls. I m Falle der Tödtung eines Versicherten sollen Sterbegeld und Rente an die Hinterbliebenen unter Zugrundelegung des Arbeitsverdienstes u n d der vom Versicherten be­

zogenen Rente bemessen werden. A ls Arbeiter beschäftigte Gefangene sollen ferner der Versicherungspflicht unterliegen und endlich sollen Be­

triebsunternehmer, welche die Beitragspflicht auf die versicherten Arbeiter abwälzen, bestraft werden.

Bei der Begründung des Antrages führt Abg. Grillenberger Be­

schwerde über eine gesetzwidrige Vermehrung der Arbeitgebervertreter im Reichsversicherungsamt, verbreitet sich über die M än g el des Jnvaliditäts- und Altersversickerungs-Gesetzes, tritt aber dem Gedanken einer Besei­

tigung des Gesetzes entschieden entgegen.

Staatssekretär von B o e t t i c h e r rechtfertigt die Vermehrung der Beisitzer beim Reichsversicherungsamt. Eine Novelle zum Unfallversiche­

rungsgesetz solle in nächster Session vorgelegt werden. M itte ls derselben solle das Gesetz aus alle diejenigen Berufskreise ausgedehnt werden, auf die es erstreckt werden muß, wenn es seine sozialpolitische Wirkung ganz erfüllen soll, also auf das H a n d w e r k , das H a n d e l s g e w e r b e rc.

Es soll die Novelle auch allen Klagen über bestehende M än g el abhelfen, welche die Verw altung als berechtigt anerkenne. Der Wunsch auf Be­

seitigung der Landesversicherungsämter, deren Thätigkeit der Vorredner kritisirte, sei nock von keiner Seite gefordert worden. Die Durchführung des Alters- und Jnvaliditätsversicherungs-Gesetzes sei überraschend glatt von Statten gegangen. Das Gesetz habe natürlich M ä n g e l; aber von einer Wiederaufhebung desselben könne nun und nimmer die Rede sein.

(Beifall).

Abg. F rh r. v. S t u m m (sreikons.) begrüßt die angekündigte Novelle und wendet sich gegen den letzten Punkt des sozialdemokratischen Antrags als eines praktisch ganz erfolglosen M ißtrauensvotum s gegen die Arbeit­

geber.

Weiterberathung M on tag 1 Uhr._________________________________

Deutsches Reich.

B e rlin , 7. Februar 1892.

— Se. Majestät der Kaiser ist gestern Nachmittag aus HubertuSstock nach B e rlin zurückgekehrt.

— D er S u lta n hat dem Kaiser ein Oelgemälde zum Ge­

schenk gemacht, das die A nkunft des Kaisers in Konstantinopel und die Begrüßung durch den S u lta n in Dolma-Bagdsche dar­

stellt und von einem armenischen M a le r ausgeführt ist.

— D er italienische Botschafter G ra f de Launay, Doyen des hiesigen diplomatischen K orps, ist seinen langen Leiden heute frü h 8 '/ , U hr erlegen.

— D e r Kommandeur der rvürttembergischen F e ld a rtille rie im Kriege 1870, G eneralm ajor von Sick, seit 1872 pen- sionirt, ist am F reitag Abend im A lte r von 76 Jahren gestorben.

— D er Geheime LegationSrath R u d o lf Lindau, B ru d e r des H errn P a u l L in d au , w ird , wie hiesige B lä tte r versichern, aus dem Dienste des Auswärtigen Amtes ausscheiden, um als V e r­

treter der deutschen Gläubiger der T ürkei nach Konstantinopel an S telle des Geheimen Legationsraths D r. Gerlich zu gehen.

D as Haus Bleichröder w ird m it H errn Lin d au jedenfalls zufrieden sein.

— I n der Freitag-S itzung des Haushaltsausschusses des Reichstages wurde nach eingehender Debatte über den E rlaß des komniandircnden Generals, des P rinzen Georg, betreffend S o l­

datenmißhandlungen, folgender A n tra g m it 16 gegen 10 S tim ­ men angenommen: 1) D ie M ilitärstrasprozeßordnung baldigst einer R eform , namentlich in der Richtung einer größeren Oeffent- lichkett des Verfahrens zu unterwerfen. 2 ) D ie Bestimmungen über das Beschwerdegericht der M ilitärbehörden, namentlich in der Richtung einer Erleichterung dieses Beschwerdegerichts, einer Revision zu unterziehen. 3) A u f die Pflege religiösen S innes unter den Angehörigen des Heeres, sowie im gesammten V olks­

leben, insbesondere bei der Erziehung der Jugend thunlichst hinzuwirken. — D a fü r stimmten die Konservativen, Freikonser­

vativen und Centrum . E in weitergehender A n tra g der F re ifin - nigen wurde abgelehnt.

— D ie Volksschulgesetzkommission des Abgeordnetenhauses w ird ihre Arbeiten am M o n ta g beginnen. Zunächst ist eine Generaldebatte in Aussicht genommen. D ie Plenarsitzung fä llt an diesem Tage aus.

— Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß sich auch unter den Freunden des neuen Volksschulgesetzentwurfs eine A g ita tio n fü r

„ I h r habt den Verspruch gewechselt - kann man ein solches W o rt brechen?"

„K a n n er's nicht, so kann ich es. Ic h w ill ihn nicht; ich habe ihn nie gern gehabt."

„A b e r er ist der E rb e !"

„ O R a in o ld , was ist meinem Herzen der E rbe! W as kümmert mich all sein Hab und G u t! Freie ich Bäume, Kohlen und Erze? N ein, ich w ill einen M a n n , den ich liebe. W ie sehr mich danach verlangt, weiß ich erst jetzt, alles andere werfe ich w eit von m ir — fü r ein e n!"

„ F ü r einen?" fragte R ainold athemloS, „Gesa, fü r mich?"

„ J a fü r Dich, R a in o ld !"

E r breitete seine Arme aus, sie w a rf sich an seine B rust und hielt ihn fest an sich gedrückt. Ih r e starken rothen Zöpfe fielen auch um ihn her, als wolle sie ihn m it doppelten Arm en umfassen. „R a in o ld , lieber R a in o ld ," bat die trotzige D irn e jetzt weich und zärtlich, „habe n u r V ertrauen zu m ir ; ich weiß, daß ich oft zornig und böse gewesen bin. D as machte mein hof- fährtiger S in n , dem es schwer ward, den Tannenbofserben los zu laffen. Ic h wollte des G rundherrn W eib werden und doch gefiel m ir weder der Erbe noch sein H of. Jetzt weiß ich mein Bestes und w ill aus Liebe zu D ir gut und demüthig sein."

„Gesa, ist es m öglich," jubelte er, „ D u giebst ihn auf und w irst m ein? O wie kann ich diesen Raub an dem armen Heinrich gut machen? Laß uns ihn m it rechter Freundlichkeit em pfangen!"

I n diesem Augenblicke wurde die T h ü r des Zim m ers ge­

öffnet, und die beiden Glücklichen hörten den H ausherrn erm un­

ternd zu Heinrich reden, der eben eintrat. Gesa richtete sich glühend aus RainoldS Armen auf und streckte Heinrich die Hand entgegen.

„L a ß uns alles vergessen — und sei mein B ru d e r," sagte sie m ilder, als er je ein W o rt von ih r gehört.

„Gesa — R a in o ld — wie soll ich das verstehen?" E rb lickte erstaunt in die beiden strahlenden Gesichter.

„ S ie bittet Dich, mein B ru d e r," sprach R a in o ld bewegt,

„daß D u ih r W o rt und Gelübde zurückgiebst, nim m den Verspruch als einen I r r t h u m ; Gesa w ill m ir angehören." (Forts, folgt.)

denselben zu entwickeln beginnt. A m M o n ta g abends 8 U hr w ird der Reichstagsabgeordnete Liebermann von Sonnenberg in den S ä le n der Bockbrauerei (Tempelhoferberg) über den Gesetz­

e ntw urf sprechen und weitere Volksversammlungen zu dem gleichen Zweck sind fü r die nächste Z e it geplant. E in e r regen Theilnahm e der christlich deutschen Bevölkerung darf man versichert sein.

— Ende Februar w ird der „K ö ln . Z tg ." zufolge der preußi­

sche Lehrertag zusammentreten, um über das Volksschulgesetz zu berathen.

— Professor F e lix D a h n -B re sla u hat eine S c h rift gegen den Volksschulgesetzentwurf im Verlage der Schlesischen Buchdruckerei, vorm . Schottländer, erscheinen laffen.

— Abg. Eugen Richter ist, wie die „Voss. Z tg ." berichtet, in der Nacht zum Sonnabend an einer Halsentzündung erkrankt und genöthigt das B e tt zu hüten.

— I m Reichstage hat sich am Freitag wieder die Beschluß- unfähigkeit herausgestellt. Es gab überhaupt in dieser ganzen Sesfionsperiode notorisch noch kein Dutzend Sitzungen, wo die Versam m lung thatsächlich beschlußfähig gewesen wäre. Es liegt hier ein öffentlicher, das Ansehen des P arlam ents tie f schädi­

gender Mißstand vo r, der nachgerade dringend nach Ab­

hilfe ru ft. D as Zusammenlagen von Reichstag und Landtag ist vom Uebel.

— D ie B lätterm eldung von dem Tode des früheren Reichs­

tag-abgeordneten und Geschäftsführers des Ausschusses der deut­

schen Turnvereine D r. Goetz in Lindenau ist unrichtig. D r.

Goetz hat sich eine B lu tv e rg iftu n g zugezogen; fü r sein Leben ist jedoch u n m itte lb a r keine Gefahr vorhanden.

— D er D is z ip lin a rh o f erkannte gestern gegen den konser­

vativen Abgeordneten G rafen L im b u rg -S tiru m wegen seines in der „K re u z -Z tg ." veröffentlichten A rtikels über die Handelsver­

träge auf Dienstentlassung, Verlust der Pension und das Recht, den T it e l Gesandter zu führen.

— D ie Petitionskommission des Reichstags schlägt vor, die P etitionen gegen den Petroleumfaßzoll dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen.

- - D er Poltzeidirekw r in Posen hat den „H am b. Nachr."

telegraphisch m itgetheilt, daß die Veränderung des Namens Michalski in O tto Schönhausen in der polnischen Uebersetzung des Sudermannschen Schauspiels „die E hre" von Krakau aus übernommen, von der Posener Theaterdirektion übersehen und von dieser auf Veranlassung des Polizeidirektors bereitw illig ab­

geändert worden ist.

Leipzig, 6. Februar. D e r konservative Landesverein th e ilt m it, daß das nationalliberal-konservative C a rtcll fü r Sachsen endgiltig aufgehoben worden ist.

A usland.

Budapest, 7. Februar. D er neugewählte ungarische Reichs­

tag t r it t am 20. d. M . zusammen. D ie T hronrde w ird am 22.

d. M . gehalten werden.

Lissabon, 5. Februar. D ie Kammer der D eputirten lehnte es fast einstimmig ab, in eine Berathung über den A n tra g TereiraS, betreffend den Verkauf der Kolonien, einzutreten.

London, 6. Februar. Eine Bekanntmachung des englischen Ackerbauministers verfügt eine strenge D urchführung der Bestim­

mungen betreffend das Landen von fremdem V ie h : e« darf kein fremdes Vieh gelandet werden, falls nicht der Schiffskapitän sich schriftlich erklärt, daß das S chiff innerhalb 28 Tagen, von der Einschiffung der Thiere ab gerechnet, kein Vieh aus M a lta , Belgien, Deutschland und Dänemark an B ord gehabt, daß das Schiff während 21 Tagen seit der Einschiffung des Viehs in keinem Hafen der genannten Länder gewesen und daß das S chiff 28 Tage v o rd e r Einschiffung der T hiere keine Schweine aus Schweden oder den Niederlanden an B o rd hatte.

Arovinzialnachrichte».

(:) Strasburg, 7. Februar. (Wohnungsverhältnisse. Konkurs. Feuer).

Nachdem die Fortsetzung des Kasernenbaues mit dem E in tritt der ge­

linden W itterung wieder aufgenommen worden ist und der Auszug der Garnison aus den Bürgerquartieren zum 1. Oktober erfolgt, fällt der M iethspreis namentlich für kleinere Wohnungen erheblich. Die armen Leute werden jetzt wieder in den Stand gesetzt, sich für einen, den hiesigen Verhältnissen entsprechenden Preis eine gesonderte Woh­

nung zu verschaffen. Das gesundheitsckädlicke und menschenunwürdige Zusammenleben mehrerer Fam ilien in einem Zimmer wird dann hoffent­

lich aufhören. — Ueber das Vermögen des Gutsbesitzers Elten-Tillitz ist der Konkurs eröffnet. — Freitag Nachmittag vernichtete eine Feuers­

brunst auf dem Gute Wichulec mehrere Gebäude mit Vorräthen, die nicht hoch versichert waren. Es ist dieses für den Besitzer umsomehr be­

dauerlich, als er schon während mehrerer Jahre durch M ißernten schwer geschädigt worden ist.

* Graudenz, 7. Februar. (Gegen den Volksschulgesetzentwurf) nahmen aus den fünf Kreisen Graudenz, M arienw erder, T h o r n , Culm und Schwetz im Sckützenhause zu Graudenz versammelte W ähler der M itte l­

parteien und freisinnigen P artei eine Erklärung an. Dieselbe soll an das Abgeordnetenhaus gesandt werden. Die Versammlung wurde von Herrn Plehn-Gruppe geleitet. Drei Parteiredner sprachen und zwar namens der freikonservativen H err Konrad Plehn-Josephsdorf, namens der nationalliberalen Herr Rechtsanwalt Wagner-Graudenz und namens der freisinnigen Partei H err Rechtsanwalt Kabilinski-Graudenz. Eine Diskussion fand nicht statt. Die Versammlung schloß mit einem Hoch auf den Kaiser.

Danzig, 7. Februar. (Zum Volksschulgesetz). Der hiesige „Katho­

lische Volksoerein" hat vorgestern Abend beschlossen, der liberalen V er­

sammlung inbetreff des Volksschulgesetzentwurfs demnächst eine V e rs a n d lung der Centrumspartei folgen zu lassen, um für den Zedlitz'schen Volks' schulgesetzentwurf einzutreten.

Bartenstein, 4. Februar. (Leichenbegängniß). Unter großartiger Betheiligung der hiesigen Bürgerschaft fand am Dienstag die Begräbnis­

feier für F räulein J u lie Lemmer statt, welche durch ihr muthiges HlN- andringen zu der Dachwohnung des Lemmer'schen Wohn- und Fabrik­

gebäudes und ihr kraftvolles Auftreten die Rettung von fünf Menschen­

leben (von einer F ra u und vier Kindern) bewirkte, selbst aber, mit einem geretteten Kinde im Arm , auf den untersten Treppenstufen zusammen' brach und eine Beute der Flammen wurde. Der S a rg mit den ver­

kohlten Ueberresten w ar vor dem Altare der großen, von einer tief griffenen Gemeinde erfüllten Stadtkirche aufgebahrt.

e Bromberg, 7. Februar. (Gegen den Schulgesetzentwurf) fand r Sckützenhause heute Nachmittag eine Versammlung statt, in welcher au Vorschlag des Ersten Bürgermeisters Braesicke eine dahingehende ^ lution angenommen wurde. Die Vertreter des Wahlkreises in und Abgeordnetenhaus sollen ersucht werden, dieser Resolution geinp den E n tw u rf zu behandeln. Der Vorstand des konservativen Veren , der mit dem Ausschuß heute wegen dieser Frage eine Sitzung avyi - hat es a b g e l e h n t , der Resolution beizutreten. ^ „ ..^ r -

Gnesen, 5. Februar. (Begnadigung). D er W irth und fr"y ^ Schulze Przybylski aus Zieliniec bei Wreschen, der seine F ra u lM V w erwürgt hat und Ansang Oktober vorigen Jahren vom Sckwurge zum Tode verurtheilt worden ist, ist vom König zu lebenslänglicher o Hausstrafe begnadigt worden.

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