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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 38, H. 25

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Academic year: 2022

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BeutPteBoulmtte 5 e itfd jrift Cler öcutfchcn A rdjitektcnfdjaflt

H erausgeber: C urt R. Vincent^. — G eschäftshaus: H annover, Hm Scbiffgraben 4 1.

t /t Ile Rechte Vorbehalten.)

Zunahme des Privatkapitals im Eigenheimbau.

j8. J..hrgan_,. H an nover, den 5. D e zem b e r 1 934. Heft 25

T)is zur M achtübernahm e durch die N S D A P war der Baum arkt gew isserm aßen der T um m elplatz für viele gewissenlose und nur in ihre eigene T asche arbeitende Elem ente, die in den damaligen Jahren der sogenannten „H ochk onjun ktur“ noch ohne genügend eigene M ittel sich im Baugew erbe als L eiter einer Baugesellschaft niederließen u n d nu n m it frem den M itteln bzw.

vorgestreckten G eldern oder Z uschüssen der dam aligen m arxi­

stischen R egierung fabrikm äßig H äuser und Siedlungen her­

stellten, nicht etw a um die W ohnungsnot zu lindern und den m inderbem ittelten V olkskreisen eine eigene W ohnung zu ver­

schaffen, sondern n u r um die großen K onjunktur-G ew inne zu machen! Be Völker ungspoli tische E rw ägungen w urden überhaupt erst gar nicht angestellt, dazu fehlte es diesen Baulöw en an Zeit und — an dem nötigen V erständnis.

Um auf der anderen Seite aber doch aus parteipolitischen Grundsätzen heraus dem Volke etwas zu bieten, w urden diese W ohnungen m it „allen neuen E rrungenschaften“ der T echnik ausgestattet. D as sollte eine U eberraschung für die A rbeiter sein, bequem und vornehm von jetzt ab in ihren künftigen W oh­

nungen zu hausen. E ine U eberraschung für die breiten Volks­

massen war es allerdings; als näm lich diese W ohnungen und Sied­

lungen fertiggestellt w aren, konnte ein großer T eil der A rbeiter­

schaft bzw. der W ohnungssuchenden in diese nicht einziehen, weü sie einfach die hierfür erforderliche M iete nicht aufbringen konnten, und diejenigen, die es trotzdem taten, m ußten später die W ohnung w egen M ietrückstände w ieder aufgeben. So wurde damals tatsächlich am B edarf vorbeigebaut und diese W oh­

nungen dann an besser situierte K reise oder Beam te verm ietet, für die sie gar nicht gebaut w aren.

H eute sind derartige Z ustände einfach unm öglich, nun herrscht seit l b Jahren im B augew erbe w ieder Z ucht, O rdnung und G erechtigkeit. D em m ittelständ'sch en Baugewerbe und besonders dem H andw erk soll ernsthaft geholfen w erden. H ierzu gehört vor allem die K leinbesitzforderung des E igenheim - und Siedlungsbaues, wobei freilich eine richtig bezahlte A rchitekten­

arbeit nicht auf ihre K osten kom m en kann. (In den Zw eckbünden für Eigenbau u n d B augenossenschaftsw esen denkt m an an die Architekten ausschließen sollende K ollektive.) D avon abgesehen kann eine stärkere E igenheim bautätigkeit nur erzielt werden, wenn von privater Seite m ehr M ittel als bisher bereitgestellt werden. D aß dies erfreulicherw eise 1933/34 der Fall gewesen ist, zeigen uns die nachstehenden A usführungen.

Die Finanzierung des E igenheim baues war von jeher ein Sorgenkind für beide Teile. T eils fehlte es am nötigen K apital für die erste H ypothek, teils w ar genügend Privatkapital vor­

handen, das aber ängstlich in S trüm pfen u n d T ru h en aufbew ahrt und der V olksw irtschaft entzogen w urde. N achdem wir aber unter der nationalsozialistischen R eichsregierung w ieder ge­

ordnete und gesicherte Z ustände im D eutschen R eich haben, kommen m anche gehortete Spargroschen w ieder zum V orschein und in U m lauf. D em zufolge w erden dem E igenheim bau jetzt bedeutend m ehr private M ittel zu r V erfügung gestellt, als es vor Jahren der Fall war. W elche B eträge aus privaten und öffentlich- rechtlichen K reditinstituten dem E igenheim bau zugeführt wor­

den sind, darüber unterrichtet die nachfolgende T abelle, die das Ergebnis einer U m frage der D e u ts c h e n B a u - u n d B o d e n ­ b an k A G ., B e rlin , enthält, die jene kürzlich veranstaltet hat:

H erku nft un d Höhe des F rem d k a p ita ls im E ig en h eim b a u .

a) I. H y p o th e k ; b) I I . u n d I I I . H y p o th e k B a u a b s c h n itt

K r e d itg e b e r i. ii. Insgesam t

(Nov. 32) (Sept. 33)

RM. RM. RM.

P rivate G e ld g e b e r... a) 9 992 600 5 208 800

b) 1 035 900 638 300 16 875 600 S p a rk asse n ... a) 4 661 300 5 458 400

b) 111 300 96 900 10 327 900 B ausparkassen... a) 670 800 671000

b) 21 400 62 600 1 425 800 Pr. Landespf. Anst. und a) 2 922 100 2 168 300H eim stätten ... b) 66 400 9 300 5 166 100

Oeffentl. -rechtl.K reditan­ a) 1 265 200 785 300

stalten ... b) 167 500 342 300 2 560 300 Private H ypothekenbanken a) 584 000 428 200

b) 45 800 2 1 600 1 079 600 Reichsvers. Anst. für A n­ a) 2 123 900 722 900

gestellte ... b) 2 846 800 Privat und öffentl. Ver­ a) 1 479 800 2 099 500sicherungen ... b) 1 1 200 13 700 3 604 200

Sonstige H ypothekengeber a) 1 262 600 1 555 700

b) 128 000 319 700 3 266 000 Z usam m en.. 26 549 800 20 602 500 | 47 152 300 Aus dieser Zusam m enstellung ersieht m an, daß der K apital­

m arkt für die D urchführung des Eigenheim baues beträchtliche M ittel zur V erfügung gestellt hat. Die nach der T abelle auf­

gebrachten 47,2 M ill. R M . Frem dgelder sind das Ergebnis einer U m frage bei 16000 Eigenheim en. E rfreulich ist die Tatsache, daß der private K apitalm arkt fast das D oppelte aufgebracht hat als das Reich, das hierfür 28 M ill. R M . bereitstellte. D azu kom m t noch das nicht unerhebliche Eigenkapital der B auherren, das ohne B erücksichtigung bereits vorhandener oder neu erw orbener G rundstücksw erte m it etwa 50 bis 55 M ill. R M . angenom m en w erden darf. Aus dieser Zunahm e der Frem dgelder am freien K apitalm arkt hat m an den besten Beweis, daß die Bevölkerung unter H itler ihr Spargeld der Bauw irtschaft w ieder zur V er­

fügung stellt. Es handelte sich in den m eisten Fällen um Ge- fälligkeits-, V erw andten- und B ekanntendarlehen, K aufgeld­

stundungen, Erlöse aus E rbauseinandersetzungen u. dgl. Diese deckten in den m eisten Fällen neben den Reichs dariehen das ge­

sam te restliche Baukapital.

W ie aus der A ufstellung ersichtlich, stehen unter den K re­

ditinstituten die S p a rk a s s e n m it 18 Proz. im ersten B auabschnitt und m it 27 Proz. im zw eiten B auabschnitt an erster Stelle. G leich nach der verbesserten L iquidität der Sparkassen ist auch die B eleihungstätigkeit gestiegen. W ie die D eutsche B au- und B odenbank m itteilt, erstreckt sich die B eleihungstätigkeit der Sparkassen vorw iegend auf lä n d lic h e G ebiete, so in Bayern, Sachsen, W ürttem berg und B aden. D ann folgt die P r e u ß is c h e L a n d e s p f a n d b r ie f a n s ta lt zusam m en m it den H e im s tä tte n , die m it 11,3 Proz. an der Finanzierung beteiligt sind. Bem erkens­

w ert ist hierbei, daß die H eim stätten fast ausschließlich Zw ischen­

kredite hergeben, die dann durch langfristige H ypothekarkredite der Preußischen L andespfandbriefanstalt abgelöst w erden. Bei den übrigen öffentlichen und privaten H ypothekenbanken

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schwanken im ersten wie im zw eiten B auabschnitt die Beträge zwischen 7,6 und 8 Proz. G estiegen sind im zweiten gegenüber dem ersten B auabschnitt die Anlagen der übrigen privaten und öffentlichen V ersicherungsunternehm en, näm lich von 5,6 auf 10,3 Proz.

Die Beteiligungssätze der einzelnen K reditinstitute am einzelnen Bauobjekt schw ankten zwischen 35 und 40 Proz.

der Bau- und Bodenkosten und der Anteil der D arlehnshypotheken an den G esam therstellungskosten des einzelnen Objektes zwischen 40 und 60 Proz., der der sonstigen H ypotheken zwischen 10 und 35 Proz.

Von besonderem Interesse sind die Ergebnisse über die V erzinsung der frem den M ittel. Zu begrüßen ist hier die Fest­

stellung, daß sich in diesem Jahre bei fast allen K reditinstituten eine allgemeine Senkung der Zinssätze bem erkbar macht. Fol­

gende Sätze sind erm ittelt w orden: Preußische Landespfand­

briefanstalt und H eim stätten 6 Proz., Reichsversicherungsanstalt für Angestellte 5 Proz., öffentlich-rechtliche K reditanstalten

6 bzw. 7 Proz., Sparkassen zwischen 5 und 8 Proz., V ersicherungs­

unternehm en zwischen 5)4 und 8 Proz. Soweit private Geld­

geber in Frage kom m en unterliegen naturgem äß die Zinssätze größeren Schw ankungen; von 3 Proz. steigen dieselben bis zu 7 Proz., durchschnittlich liegen sie bei 4 und 5 Proz.

W ieviel hat bisher das Reich dem Eigenheim bau zur Ver­

fügung gestellt ? — Das Reich hat bisher in zwei Bauabschnitten (N ovem ber 1932 und Septem ber 1933) niedrig verzinsliche nach­

stellige H ypothekarkredite von insgesam t 47 M ill. RM . bereit­

gestellt, d. h. je 20 M ill. R M . für den ersten und zw eiten Bau­

abschnitt, und außerdem hatte die Reichsanstalt für Arbeits­

verm ittlung und Arbeitslosenversicherung 7 M ill. RM . gegeben.

Von den ersten 40 M ill. R M . sind bereits 38,2 M ill. RM . be­

willigt und 22,4 M ill. R M . bereits a u s g e z a h lt.

Abgesehen von der Finanzierung der Eigenheim e macht die deutsche Bau- und Bodenbank noch nähere Angaben über die H erstellungskosten und die V erteilung der M ittel, die noch kurz erw ähnt sein sollen.

N ach den Richtlinien des Reiches sollen die H e r s te llu n g s ­ k o s te n (Bau- und N ebenkosten ohne G rundstück) 8000 RM . nicht übersteigen. H ierm it soll erreicht werden, daß keine Luxus­

w ohnungen gebaut werden, sondern ausschließlich kleine, aber

solide H äuser. N ur in besonderen Fällen ließ m an eine Kosten­

erhöhung bis zu 10000 R M . zu, andererseits w urde in Klein­

städten und in L andgem einden die H öchstgrenze von 8000 RM.

vielfach unterschritten.

Die V erteilung der M ittel brachte m anche Schwierigkeiten m it sich, da jene nur dort eingesetzt w erden konnten, wo es m öglich war, die für die übrige Finanzierung der Bauvorhaben erforderlichen H ypotheken und E igengelder zu beschaffen.

Gleichzeitig war in diesem Z usam m enhang das Ausm aß der A rbeitslosigkeit und die örtlichen B eschäftigungs- und Ver­

lagerungsm öglichkeiten der In d u strie m aßgebend. Die U nter­

suchung hierüber ergab, daß vor allem die kleinen und mittleren Städte bevorzugt w urden. Im ersten B auabschnitt entfielen auf die Landgem einden m it w eniger als 2000 E inw ohnern 41 Proz.

aller Fälle, w ährend die G roßstädte m it über 100 000 Einwohnern nur 19,6 Proz. aufw eisen konnten.

W e lc h e B e r u f s g r u p p e n sind am stärksten unter den B auherren vertreten? — H ierüber u nterrichtet die nachstehende T abelle:

B erufsgruppe Zahl v. H.

A ngestellte... ... 717 7,2 A rbeiter ... ... 3111 31,1 Beamte ... 15,7 Frauen ... ... 956 9,6 H andw erker ... ... 2 243 22,4 S elb stän d ig e... ... S onstige... ... 974425 9,74,3

10000 100,0

A bschließend ist es zu begrüßen, daß die Eigenheim bau­

aktion in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht hat und in der folgenden Zeit an U m fang zunehm en wird, wenn noch m ehr M ittel von privaten G eldgebern zur Verfügung gestellt werden. Es wäre n u r zu w ünschen, daß sich für den Eigenheim bau, der allein schon aus arbeitsm arkt-, sozialwirt- schafts- und bevölkerungspolitischen G rün den von der Reichs­

regierung nach K räften gefördert w ird, im m er m ehr Volkskreise interessieren und som it dem B augew erbe A rbeit und Verdienst

bringen. W. B ra ch v o g el.

Des neuen Italiens

T'Xer Schwarm der D eutschen, der über Italien dahinwandert, ist beglückt von der N atur, dem ewigen Fruchtgarten, den alten K unstw erken und der N atürlichkeit des Volkstums. Aber nur wenige sind im stande, die Seele des italienischen Volkes zu erfassen. Das trifft nam entlich zu seit der großen W andlung zum faschistischen Leben. H at die päpstliche Kirche, fragt m ancher, noch w eiter die Spannkraft der einst gewaltigen K ulturführung? M an m uß nur einm al eine große Papstm esse in St. Peter in Rom oder im D om e zu Neapel, der Stadt m it 480 K irchen (!), besucht haben. Allein für die Dojnkapelle St.

Januarius hatte m an einm al 4,5 M illionen G oldm ark aufgebracht!

W enn bei den großen Feiern der T ausende in den glühenden Augen gleichsam das dunkle Blut aufgerührt erscheint, be­

kenntnisentflam m t und der K atholizität bew ußt, erkennt man, daß auch die A rchitektur aus dieser M achtspannung des Gefühles ihre herrschbereite M anifestationskraft erhielt, die hochgerüstet dasteht und ihren Schild wie gegenüber einem unsichtbaren Feinde hinhält. D er Gedanke, in die Z eitenferne zu bauen, geht in die Volkstiefe. D er große A ufbau des neuen Staates zur sog.

G erarchia (Hierarchie) und der politische, m ilitärische Aufbau fängt schon bei der 68jährigen B alillatruppe, „Söhne der W ölfin“, an. Aber er wächst dann aus bis zum Integral-Faschis­

mus. Bauen wird Symbol der M acht.

Ein Beispiel das vieles sagt: D er Duce ist in die Stadt gekom m en. Ein Bau w ird eingeweiht. Eine V ersam m lung findet statt. D er R angoberste eröffnet sie, jedoch nicht in Gegenwart M ussolinis und spricht das W ort: G ruß dem D uce! In Florenz war eine Erinnerungsfeier, 37 schwarz um hüllte Särge der G e­

fallenen der R evolution w erden hereingetragen, dreim al rasseln die T rom m eln der Balilla, der Offizier der H undertschaft der Schw arzhem den zieht den glänzenden D olch m it den W orten:

erster Ruhmesbau.

„A chtung, F euer!“ U nd der D uce erhebt sich. D er Name jedes einzelnen T oten w ird aufgerufen, gebannt hört es die M enge an den Särgen und dröhn t in der gleichen Tonlage für den T oten das G ehorsam sw ort: „ Z u r S telle!“ — A ber aus allen Presseberichten kann der Frem de niem als einen tieferen Blick auf die italienische L ebensform ung gew innen.

Dieser faschistische L ebensstil ist aus dem tiefsten Seelen­

grunde des Volkes geboren. Es hat alle heuchlerischen fran­

zösischen Form en abgew orfen und sucht seine alte römische W esenhaftigkeit protestierend gerade in neuen B auten wieder­

zugew innen.

Da steht vor R om der S iegerentw urf des Revolutions- Palastes m it der T otengedächtnishalle. D er Palast ist als ein R uhm estem pel gedacht, in rotem P orph yr ausgeführt, gestützt von nur 4 Pfeilern aus m it E isen durchsetztem G ranit. D ie Fassade und die T otengedächtnishalle zeigen ihre S truktu r aus Porphyr­

blöcken, m it S pannbändern aus 99,9 Proz. Feineisen unter­

einander verbunden, die die isostatischen L inien verfolgen und dem Zusam m enhalt dienen. — D o nnerw etter! Es kom mt ein Tag, wo das italienische H erz vom Stolze em porgerissen wird, wie jetzt in dem G eistesappell dieser stolzen A rchitekturfront.

So stolz ist kein europäisches Volk auf seine Leistungen. Italien erlaubt sich an seinen L eistungen w eder innen noch außen den geringsten Zweifel, w enn der große N ationalpalast er­

richtet ist und jedes Jahr die R uhm esfeier des neuen italie­

nischen Staatsgeistes beginnt. W enn das K om m andow ort er­

tönt, so w ird nach einer Sekunde Pause der Schrei des Stolzes erklingen: „P resen te“ — „ Z u r Stelle!“

Zu dem L ittorio, zu der großen R evolutionsausstellung, sind die großen E ntw ürfe ausgestellt. A uf der gewaltigen Straße

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2 9 7

Palast der Revolution m it dem Redner stand in Gegenüberstellung m it den massigen Bauten der M axentius- Basilika und des Kolosseums. S in n : Die römische Geschichtlichkeit dauert fo rt, wo M ussolini steht. Die Fluchtlinie des Palastes ist die des Forum Trajanum. Im Zentrum das Podium des Duce, im ersten Stock­

werk der Rednerstand. Isostatische Eisenlinien erfassen die Porphyrw and von 80 m Länge.

Umbauter Raum 40s 000 cbm.

Im Grundriß des 3. Stockwerks unterscheiden sich die drei Teile des ganzen Baukom plexes:

1. Palast der Revolution und Totengedächtnishalle, 2. Saal der Tausend und anschließende

A rch itek te n C a r m in a ti, L in g e ri, D r . S a liv a , D r. T e r ra g n i, D r. L u ig i V ietti. M ita rb e ite r die M a le r N izzo li, S iro n i.

Der Siegerentwurf für den Littorio-Palast in Rom.

Räume, 3. Amtsräume.

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der Via dell’ Im pero wird das neue Schloß erstehen, zwischen Palazzo Venezia und K olosseum : der Palazzo del Littorio. Die A rchitektur des H auptw erkes ist geistig von der höchsten ita­

lienischen M onum entalität. Es wäre unrecht, sie m it einem anderen völkischen M aßstab zu messen. Es wäre unrecht, den deutschen M aßstab der W irtschaftlichkeit anzuw enden. Der italienische Stolz der N ation klingt m it schm etternden Fanfaren!

D er Palast der Revolution w ird von 4 G ranitpfeilern ge­

stützt, die an den oberen E nden m it runden Stahlplatten ver­

sehen sind, auf denen eine eiserne T rägerkonstruktion ruht, die die Fassade und die Stockwerke trägt. D ie Fassade soll aus Porphyrblöcken bestehen, die durch Spannbänder aus reinstem Eisen verbunden sind, verteilt gem äß den isostatischen L inien, derart, daß die Porphyrblöcke sich ineinanderpressen.

Technisch und w irtschaftlich w ürde ein solcher Bau in dieser A usführung dem unserm deutschen Volke einwohnendem Sinne für O rdnung und für G esetzlichkeit w iderstreiten. Aber wir m üssen darum hier den Bedingungen, die Italien an den A rchitekten stellt, nachgehen*).

D er H auptverfasser, D r. arch. L u ig i V ie tti, der uns liebenswürdigerweise die Photos hierfür zur V erfügung stellte, hat mit seinen Kollegen aus diesem Geiste der „italienischen Im m ortalität“ eine L eistung geschaffen, die m it einem Schlage die ganze italienische W elt in B ew underung gefesselt hat.

Die Außentreppen zur Entleerung am Saal der Tau­

send. Der Saal der Tausend m it den Nebenräumen ist zwischen den Massen des Palastes der Revolution und denen der Amtsräume eingefügt.

Diese A rchitektur ist uns D eutschen völlig fern. Sie quillt aus einem anderen B lutrhythm us. Ihre V erbundenheit m it dem R uhm ist unverkennbar. Sie hat etwas von dem Rollen des Pathos-D onners ihrer historischen D ichter, und diese Bau­

kunst m acht durchaus die M iene, als ob sie sich ihre H im m el­

fahrt m it geballten Fäusten erzw ingen wollte.

E s stehen sich in Italien m erkw ürdig scharf zwei extrem e R ich­

tungen gegenüber. E in futuristischer Baugedanke hat seinen Prediger in dem Vater des Futurism us M arinetti, und so m erk-

*) Bem erkenswert ist ein Vorschlag und eine Forderung:

m an soll das gewählte Projekt zunächst einm al in natürlicher G röße und Farbe in K arton, Holz, Gips und H anfleinew and errichten. M an werde etwa 6 M onate verlieren und ein paar hunderttausend L ire zusetzen. A ber m an werde die G ew ißheit haben, ob das neue Bauwerk wirklich den E rw artungen ent­

spricht, ob es nicht die alten B aulichkeiten zerstört, ob nicht einige A enderungen am E ntw u rf zw eckm äßig und ratsam sind.

— D ie D em okratie pocht hier an der T ü r!

w ürdig es ist, dieser phantastischen G ruppe haben sich die N eusachlichen angeschlossen, die m it ihnen zusam m en für Glas, B eton und Eisen, eventuell noch für Stahl käm pfen, ein in Italien ganz besonders unw irtschaftliches B aum aterial! Eine Gruppe arbeitet, die unausgesetzt m it neuen B auphantasien kom m t und allem, was schon irgend einm al da war, den K am pf auf Tod und L eben angesagt hat. Ihnen gegenüber steht eine Gruppe der Traditionalisten. Es scheint bei dem heftigen Kam pf, der zw ischen den beiden Flügeln tobt, als gelte es nur die Entschei­

dung um ein einziges Schlagw ort, „u m Säule und Bogen“ . Das w eitere Kam pfziel dieser G ruppe der T raditionalisten richtet sich gegen den Internationalism us und vor allem gegen Nachahm ung älterer deutscher A rchitektur! D er ganze K am pf um die Archi­

tektur spielt sich nicht in Fachkreisen ab. W enn es irgendeine künstlerische M einungsverschiedenheit gibt, die heute die ganze öffentliche M einung erregt, so ist es die der B auw elt; ganz Italien nim m t teil, alle K reise urteilen so gut sie können; der privaten und der Z eitungsdebatten ist kein E nde. D ie Schlacht w ird von Etappe zu E tappe geführt. D er erste G roßkam pf ging um ein reines N utz­

gebäude, um den B ahnhof von Florenz. H ier erhielten die N eu­

sachlichen durch E ntscheidung M ussolinis das H eft in die Hand.

K aum ist je ein G las-B eton-E isenbau so angefeindet worden wie der lange, von einem V ierkantturm überragte Kasten, der neben Santa M aria Novella und den großen K uppeln der Me­

dicistadt sich erheben wird. Es ist die B rüllantw ort auf die B ahnhofsbauten von M ailand. D er F lorentiner Bau stände im m erhin noch erträglicher in dem industriell-kom m erziellen M ailand, das, ähnlich wie Berlin im m er das Allerneueste haben will. E ben weil die öffentliche M einung bis zur Siedehitze erregt war und es nur an D uellen fehlte, dürfte M ussolini das nächste große Bauvorhaben, das schon gefährlicher w ar, ohne Diskussion erledigt haben. E r stellte die öffentliche M einung m it dem an­

genom m enen E ntw u rf der röm ischen U niversitätsstadt, der von Piacentini stam m t, vor eine vollendete T atsache, und nur das gefährlichste und boshafteste W itzblatt Italiens, der „M arc A urelio“ , wagte V erulkungen der m onum entalen K uben dieser G ebäudegruppen. D er E ntw u rf Piacentinis, nun schon mitten in der A usführung, m uß betrachtet w erden. Diese neue Uni­

versität liegt so außerhalb des architektonisch festgelegten Roms, daß irgendeine Störung nicht zu befürchten ist.

A ber die wirkliche E ntscheidung über die Auffassung des Regim es von B aukunst stand m it dem Bau des Littorio-Palastes in Rom bevor. D er L ittorio-Palast ist ein Riesenbauwerk, in dem die Partei, die R evolutionsausstellung, das Heiligtum der R evolutionsm ärtyrer enthalten sein w ird. „D e r Bau soll die Aera M ussolini in dauerhaftem und universalem Charakter als w ürdige L eistung der italienischen Bauw elt der N achw elt über­

liefern.“ (Aus der W ettbew erbs-A usschreibung.) Es ist also einer jener ganz seltenen B auten, die noch für die Jahrhunderte bestim m t sind. „D ie architektonische A uffassung soll die Größe und die K raft und M acht w iderspiegeln, der der Faschismus dem nationalen L eben Italiens aufgeprägt h at“ *). Diese beiden Forderungen allein schon verpflichten die italienische Bauwelt und in einem noch höheren M aße die faschistische Partei und die R egierung M ussolinis, ja den D uce selber.

D er L ittorio-Palast ist grundsätzlich auf lange Sicht gedacht, und es kom m t nicht auf ein halbes Jahr früherer oder späterer E rrichtung an; die Partei kann in dem geräum igen Palazzo Braschi auch noch 1— 2 w eitere Jahre residieren. G anz aber, als wolle m an dieser Forderung nach der architektonischen Bedeutsamkeit des G ebäudes noch einen besonderen R ückhalt geben, sieht die W ahl des G eländes aus, auf dem dieser Palast erstehen wird.

D ie Via dell’ Im pero, jene G roßverkehrsstraße, die Mussolini durch einen der sieben H ügel stechen ließ und m it der er das städtebauliche Problem von R om , das T rajan als erster fühlte und halb löste, erledigte, hat als bauliche Anliegeschaft den Palazzo Venezia, das N ationaldenkm al, A ra Coeli, das Kapitol, die T rajansm ärkte m it ihrem großen R und, die Zyklopenm auer des A ugustusforum s, das Forum R om anum , die M axentius-Basilika, einige frühm ittelalterliche K irchen strengster K onzeption und als den großen A bschluß das K olosseum .

*) D er Palast hat unter der w eiten horizontalen Fläche vier E ingänge: links für den D uce und für den Sekretär der Partei, in der M itte den E hren-E ingang für die A utoritäten, rechts den fü r das Volk zu r A usstellung der R evolution. — Die faschistische H ierarchie betont ihre V orrechte!

(5)

Es ist die Straße der alten W elt bedeutsam ster R uinen, aber von R uinen, die noch die volle K raft der baulichen Sprache be­

sitzen. M itten hinein in diese W elt von zw eitausend Jahren wird der L ittorio-Palast als einziges neuzeitliches G ebäude gestellt werden. Sein Fassadenzentrum hat in w eniger als dreißig M eter Abstand die großen A psiden der M axentius-B asilika gegenüber.

Seine südliche K urzfassade schaut auf das K olosseum , und die ganze Fläche, die bebaut w erden m uß, m ißt nicht weniger als ein Dreieck von 21000 qm . Es ergibt sich, daß die F ront der Via dell’ Im pero 300 m m ißt, und das sind dann schon Ausmaße, wie sie nur in R om als typisch Vorkommen, wie sie von den

Zweiter E ntw urf des gleichen Architekten. Länge 230 m, Höhe 8,5 m. Umbauter Raum 1 4 3 000 cbm. Die Errich­

tung des Gebäudes au f tragenden K lötzen soll den Triumph der modernen Technik kennzeichnen; die mächtigen Stahl­

glaswände die O ffenheit der faschistischen Idee aus dem Volke.

Claudiern, nam entlich von N ero, eingeführt w orden sind und wie sie trotz aller V erkleinerungsw ünsche der Flavier niemals wieder aus der röm ischen B aukunst verschw anden. D er W ett­

bewerb, den m an zw ischen allen italienischen B aum eistern, Architekten und Ingenieuren ausgeschrieben hat, m achte denn auch ausdrücklich auf diese U m gebung aufm erksam . A uch m uß das neue G ebäude farbm äßig an die alten Reste, m eist tiefblond gewordene T ravertin- oder schw arzbraun gew ordene Backstein­

bauten, angepaßt sein.

Der W ettbew erb und seine M aterialfreiheit war doch schon dadurch beschränkt, als Schenkungen fast von allen italienischen Steinbrüchen und S teinbruchgruppen — von den piem ontesischen Granitwerken bis zum sardinischen Stein und zum — sicher nicht zur V erw endung kom m enden — K arraram arm or vorliegen, die

den Bau des ganzen Riesenpalastes aus massiven N aturblöcken ohne andere K osten als den des A ntransportes erm öglichten:

eine ganze N ation arbeitete an dem Bau m it. Som it w aren für Beton und E isen die V erw endungsm öglichkeiten verm indert.

N ichtsdestow eniger haben doch einige A rchitekten E ntw ürfe für E isenbetonbauten, die fast ganz in Glas aufgelöst sind, eingereicht. Es sind das Entw ürfe jener A rchitekten, die stilistisch festgelegt sind und die nun ein G ebäude, das auch in Essen eine Fabrik und in M anchester ein R iesenbaum w ollhaus sein könnte, als typisch röm isch neben das K olosseum setzen wollten. D enn röm isch sollte dieser Bau sein, und es hat sofort eine Polem ik eingesetzt, was u n ter röm isch zu verstehen ist.

Schlagw orte haben M acht. D arum haben die italienischen A rchitekten, nur um nicht zu den A lten gezählt zu w erden, auf die Säule verzichtet. N icht aber auf den R undbogen. D er

„röm ische“ R undbogen m it seiner kleinasiatischen H erkunft, m it seiner nahen V erw andtschaft zur ägyptischen B aukunst aus der Ptolem äerzeit aber entschleierte sich in allen E ntw ürfen nun als das, was er war, als Rom K olonialm acht w ar: als Im portgut. D enn wo im m er W andfriese auftauchten — und sie sind in fast allen G ebäuden als Zierde zur V erw endung gekom m en — , da stehen diese Reliefs in den nackten rahm enlosen, d. h. halbsäulenlosen R undbogen, auf den glatten Pilastern wie auf ägyptischen B auten:

m an ist im N iltal, und eher als an den Faschism us denkt m an an Afrika und Pharao.

Das große Problem der Projekte, die m it 108 E ntw ürfen eingereicht und m it 72 zur A usstellung kam en, ist das der L ang­

front auf der Via dell’Im pero. Diese 300-M eter-Front kann von keinem Punkt als Ganzes in rechtw inkligem A ufblick betrachtet werden. Sie w ird im m er nur in flachster Perspektive sichtbar.

Das war der G rund, w arum sich diese Frontbehandlung deutlich in zwei G ruppen unter allen E ntw ürfen schied, in die, welche

eine gerade Linie ununterbrochen in der G rundlinie aufbauten, so der Via dell’ Im pero den jetzt fehlenden R ückhalt gaben, und jene, die sie auflösten, R undplätze, E inbuchtungen, apsidenhafte V orbauten — typisch röm isch — als M ittelstück einlegten. Das führte schließlich zu den gew agtesten G rundrissen: ein Projekt legt den ganzen Bau auf einen S-förm igen G rundriß, andere bauen Schiffe; logischwerweise w ird dann ein T u rm zum M ast­

baum (sollte hier eine E rinnerung an das antike „S chiff“ der T iberinsel hineinspielen?). D ie Fassadenbehandlung ist be­

m erkensw ert einfach. Die innere G liederung ist fast überall klar ersichtlich; das dekorative E lem ent ergibt sich m eist aus der G ebäudegestaltung, aus der R hythm ik der F enster und B au­

gruppen. Plastik ist fast im m er zum nicht bestim m enden R elief zurückgedrängt. N u r die T ürm e, auch eine runde K uppel, die an das Pantheon denken läßt, sind als B auelem ent bloß zierenden C harakters auffallend.

D ie Schöpfer beider E ntw ürfe sagen: D ie G ründe für die verschiedenen L ösungen sind folgende: erstens das U eberw iegen des Faktors A usstellung der R evolution - und T otengedächtnis­

halle, als ew iger tem pelähnlicher B au getrennt vom L itto rien - palast gedacht, als praktische N otw endigkeit im politischen O rga­

nism us. — Im zw eiten der Plan der V erschm elzung der beiden G run dthem en: A usstellung der R evolution und Sitz der Partei, der in einem einheitlichen O rganism us den verschiedenen F unktionen des B auganzen A usdruck gibt. G. R e in b o th .

(6)

Die Klagen über das Planlieferungsrecht.

Keine Ein heitlichkeit im eigenen L a g e r !

T'Xie Z eitschrift der D eutschen Stadtbauverw altungen „Bau­

am t und G em eindebau" bringt die folgenden M itteilungen zur L ag e:

„D ie Anklagen gegen die A nordnungen des Präsidenten der R dbK betr. Berufsschutz der Architeken, die zuerst in Süddeutschland und am R hein bem erkbar w urden, nahm en an U m fang und H eftigkeit zu und hatten Erfolg. Die neue 3. An­

ordnung des Präsidenten ist eine erste V erbesserung für die Benachteiligten.

Die V erfügung, daß nur M itglieder der Reichskam m er der bildenden K ünste Bauanträge einreichen können, ist wie er­

w artet aufgehoben. Diese M aßnahm e ist notw endig geworden, weil sich in vielen A em tern die Anträge nicht zugelassener Architekten derart gehäuft hätten, das wirtschaftliche Schäden erwartet w urden.

Leistungen und A rbeiten rein technischer A rt fallen nicht unter den Begriff rein architektonischer „G estaltung“, wie z. B.

A nbauten, Ergänzungen, A enderungen und E rneuerungen. Dann ist auch der Begriff der „künstlerischen O berleitung“ neu Um­

rissen w orden; zu ihr gehört nicht die „verantw ortliche tech­

nische L eitung der A usführung und die örtliche B auführung“ . (Vgl. B ekanntm achung im A nz.-Teile.)

In großen Städten, wie Köln, D üsseldorf und M ünchen, w urde zuerst auf die Folgen hingewiesen, die aus der aggressiven V erm ehrung planberechtigter A rchitekten entständen. Von Berlin w urde eine ganze A nzahl von Fällen aufgezählt, in denen der Berufsschutz zum N utzen von A uchkünstlern ausgesprochen sei. D ann kam en aus dem Kreise der Bauw irtschaft Be­

denken, die darauf hinwiesen, welche bedeutende Fülle von wohl ausgebildeten A rchitekturkräften in den 90 000 baugewerb­

lichen Betrieben in D eutschland aus ihrer Bahn herausgeworfen w ürden, wo es sich um K räfte handele, die durch ihre volle fachliche A usbildung und den Besitz von akadem ischen Graden, vor allen D ingen aber durch ihre Leistung, für die national­

sozialistische G esam theit unseres Staates unentbehrlich seien.

D ie B auw irtschaft hat in dieser großen D enkschrift die verschiedenen Punkte der U nm öglichkeit einer wirklich prak­

tischen D urchführung der A nordnung zusam m engestellt und nam entlich in dieser D enkschrift untersucht, ob die neue An­

ordnung juristisch haltbar wäre. Dabei sind genaue Zählungen vorgenom m en, wie viele M itarbeiter in den technischen Büros der Bauw irtschaft arbeiten, ferner, daß in sehr wichtigen Bau­

bezirken bis zu 75 Proz. der gesam ten A usführungen gar nicht durchgeführt w erden können, wenn diese neue Verordnung K raft behält. Ferner w urde darauf hingewiesen, daß in der M ehr­

zahl der Fälle des Siedlerhausbaues, der künftigen M iethaus­

blöcke, der Standortsverlegungen usw. die praktischen Voraus­

setzungen des künftigen Baues nicht in der Zeichnung liegen, sondern daß die w irklichen V oraussetzungen der Bautätigkeit in dem A ufschluß von G rundstücken, der Anlage von Straßen, die V erm ittlung von H ypotheken, die H ergabe von Restgeldern, also auf der bauw irtschaftlichen V orarbeit beruhen. Aus diesem G runde waren, gestützt auf die große Zahl der A ngehörigen des deutschen Handw erks Schritte zur A enderung unternom m en.

Alle diese Stim m en haben dazu geführt, daß sich die H aupt­

versam m lung des A rchitekten- und Ingenieur-V ereins vom

1. N ovem ber m it dem G egenstand beschäftigt hat. In dem Ver­

sam m lungsreferat heißt e s :

Dieses neue Berufsschutzgesetz, das seit seinem kurzen B estehen (1. O ktober 1934) bald eine ansehnliche Reihe schärfster Proteste aus säm tlichen Baufachkreisen hervorgerufen habe, be­

dürfe in jedem Fall einer ausgiebigen R estaurierung. D enn es ginge nicht, daß lediglich diejenigen A rchitekten zur A usübung ihres Berufes berechtigt seien, die auf bequem e A rt und W eise

(Vorlegung einiger Z eichnungen un d Photos, A bstam m ungs­

nachweis und L ebenslauf) M itglied dieses Fachverbandes ge­

w orden sind. G em einde- und Staatsbeam ten w ären nach diesem Gesetz für architektonische A ufgaben und spätere freie künst­

lerische G estaltungen überhaupt ausgeschlossen. A uch bei W ett­

bew erben hätten sie w eiter nichts zu bestellen, als unter Um ­ ständen im Preisgericht m itzuw irken. D er V ortragende richtete einen Appell an die Ingenieurm itglieder und forderte sie auf, ihren A rchitektenkollegen zu r Seite zu stehen, denn es ginge um das letzte: die B erufsausübung. D es w eiteren wurde die V erordnung im Gesetz gerügt, w onach es keinem Unternehm er m ehr gestattet sei, A rchitekturentw ürfe der Baupolizei vor­

zulegen. Es beweise w ieder mal die U nvollständigkeit der neuen B erufsschutzordnung, daß sie angestellten A rchitekten ge­

stattet, die M itglieder der K am m er gew orden sind, diese Ar­

beiten im Sinne des G esetzes durchzuführen. Von größter Bedenklichkeit sei fernerhin der gänzliche A usschluß der Bau­

ingenieure aus der K am m er. D adurch w ären diese gezwungen, ihrerseits m it anderen T echnikern und A rchitekten (die zugleich technisch wie künstlerisch ausübend seien) sich zu einer be­

sonderen K am m er zusam m enzuschließen. Dieses sei inzwischen auf dem besten W ege, und zw ar wäre die B ildung einer „Reichs­

kam m er der T echnik“ bereits von den m aßgebendsten Organi­

sationen und V erbänden grundlegend festgelegt. D ort werde eine N orm vor allem vorliegen, nach der über die Zulassung neuer M itglieder gew issenhaft entschieden w erden soll; diese N orm fehle der A rchitekten-Fachkam m er gänzlich, die über­

haupt eine Regelung der Standesfrage des A rchitekten im Sinne einer nationalsozialistischen V olksgem einschaft vermissen lasse.

In seinen w eiteren A usführungen berichtete der Referent über den begrüßensw erten A nschluß des D eutschen Stahlbau­

verbandes und des D eutschen Betonvereins an die Deutsche G esellschaft für Bauwesen, der auch der B erliner Architekten- und Ingenieurverein angehöre. W eitere A nschlußbestrebungen von anderen großen V erbänden sind im Gange. Derartige Erfolge erm utige insbesondere diejenigen A rchitekten und Bau­

ingenieure im m er w ieder aufs neue, die aus bestim m ten Gründen nicht der neugebildeten A rchitektenkam m er angehören, denn dam it wäre ein Beweis gegeben, daß in absehbarer Zeit mit einer unerhört starken, einflußreichen F ront der Technik zu rechnen sei, die einer „R eichskam m er der T echnik“ das richtige F undam ent zu geben im stande wäre.

Eine andere drohende Beschw erde, die von S tadt zu Stadt läuft, auf gewisse N am en hinw eist, sagte deutlich, „d ie Aufnahme­

ausschüsse haben, w enn m an alle Städte zusam m enzählt, massen­

haft V ertreter der kulturbolschew istischen B augesinnung aufge­

nom m en“ . D as sind gerade die H elfer an der V erbreitung der U nreife, der B ausünden, der V ergeudung von Baugeldern.

„A nscheinend besteht nach den G rundsätzen der R dbK noch im m er keine G ew ähr dafür, daß nur solche Personen Mitglieder der K am m er w erden können, die die innere B erufung zur Pflege der deutschen B augesinnung in sich tragen.“ W erden so nicht G ruppen geschaffen, w enn viele K räfte sich wie diese sog. Sach­

lichkeitsleute, gesinnungsm äßig verbinden? Von K leinstadt­

behörden kam der E inw and, der die Existenzbedingungen vieler Bauw erke, der N utzzw eck usw. auf alles andere eher stellt als auf K unst, wie m an das nam entlich täglich auf dem L ande bem erken kann, wo A enderungen, A nbauten nur bei einer schnellen D isposition durch geführt w erden können. Der Bauer w ürde vi:1 A rbeiten, die erst in der Z ukunft wirtschaftlich wichtig für den H o f w erden, jetzt unterlassen. Nach einem Erlasse des p r e u ß . F in a n z m in is te r s (24. 10. 34) sind deshalb staatliche und städtische B ehörden angewiesen, Bauanträge nach wie vor von B augew erbetreibenden anzunehm en.“ — Soweit dieser B ericht.

(7)

3 0 1

Evangelische Friedhofskapelle in Teltow.

Architekt: Winfried Wendland, Berlin.

Weder m it dekorativer Ueherziehung noch mit Programm-Kuben kann man der Aufgabe einer Friedhofskapelle gerecht werden. Der Ernst der Gebäudeform über dem G rundriß verlangt die fe in ­ fühlige W ahl der M aßverhältnisse, das Ungestörte

und die Einfachheit.

Durch die Verschiedenfarbigkeit des K linkers wird der hohe, feierliche Giebel stark belebt. Der spar­

sam gemauerte Schmuck um Lichtöffnung und Ein­

gang erhöht die Flächenwirkung des verwendeten Materials.

TAer G rundriß der Friedhofskapelle in T eltow bei B erlin zeigt die Form eines stum pfen K reuzes. D er K apellenraum hebt sich als selbständiger B aukörper heraus, dem die erforder­

lichen N ebenräum e, wie L eichenraum , Sezierraum , H eizung, Gerätekam m er und Sakristei, als A nbau zugefügt sind. D er Architekt ging bei der G estaltung des G rundrisses von dem Gedanken aus, daß die L eidtragenden zum letztenm al den Sarg um geben, w ährend die übrige G em einde im K apellen­

schiff Platz nim m t. D er Sarg w ird nicht durch den M ittelgang, sondern durch eine der beiden S eitentüren zum Begräbnis hinausgetragen. H ierin liegt einm al ein sym bolisches M om ent:

Es gibt kein Z urück — zum an d eren aber auch ein praktisches, weil der Sarg nicht durch die R eihen der L eidtragenden wieder hindurchgetragen zu w erden braucht, was im m er unliebsam e Störungen und Stockungen bei der O rdn ung des Leichenzuges ergibt. D ie im G run driß angenom m ene A ufstellung der Sitz­

plätze ist variabel.

Die K apelle ist in roten R athenow er K linkern gem auert und weiß gefugt. D achdeckung L udow ici-Pfannen, N eben­

dächer R uberoid. D ie offenen H allen seitlich vom Schiff sind als W artehallen und Z ufluchtsgelegenheit fü r die F riedhofs­

besucher gedacht; später sollen einfache Bänke aufgestellt

w erden. D er Innenputz ist R auhputz, das B alkenw erk ist braun lasiert, F ußboden Solnhofener Platten, A ltarausführung C ann- statter T ravertin, das A ltarkreuz an der W and M osaik. D ie B aukosten haben ‘26 700 R M . betragen, sie sind im H inblick auf die A rt der A usführung, besonders auch im In n ern , sehr niedrig. D ie K irchengem einde w ird durch eine solche günstige Planung w irtschaftlich n u r unw esentlich belastet.

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Einfamilienhäuser in Düsseldorf.

Architekten: Gebr. Quante, Düsseldorf.

T n der S tadt D üsseldorf gibt es eine große Schicht der Volks- genossen, die durch ihre Einkom m ensverhältnisse leichter als an anderen O rten dazu kom m en, das bessere Einfam ilienhaus zu verlangen. F ür den B au solcher H äuser steht m eist eine höhere Beteiligung von Eigenkapital zur V erfügung.

D ie gezeigten Beispiele sind ein winziger A usschnitt aus einer großen Serie ähnlicher charakteristischer Typen. Die reinen Baukosten betrugen etwa 20 000 R M . bei ungefähr 20— 22 R M . je K ubikm eter um bauten Raum es. D azu kom m en dann die Boden- und N ebenkosten einschließlich des Archi-

Einfamilienhaus Akazienallee 5.

oaen<;c4CMoss. oocwCcscHO&a.

Einfamilienhaus Akazienallee 7.

Gute Einordnung bei Besonderheit der Gesamtformen. Störungs­

los gibt ein breiter Giebel ein ruhiges Verhältnis zum Nach­

barhaus. Durch die Gartentiefe und die Einfachheit des grünen Vorraumes mit der Trockenmauer fü r Blumenpolster wird die Bescheidenheit gewahrt.

tektenhonorars. Diese N ebenkosten betrugen doch nicht m ehr als 6000 bis höchstens 7000 R M .

Allen diesen Einfam ilienhäusern ist eigen, daß der G arten­

begriff insbesondere die kleine B aum gruppe und m eist eine freie T errasse erfordert; sie passen sich gut den W ünschen

Dieses gute und korrekte Haus hinter der niedrigen Ein­

friedigung steht mit der Breitseite am Gartendreieck. Wegen seiner bewährten Einteilung ist es von verschiedenen Bau­

herren in gleicher Form wiederholt verlangt worden.

des städtischen V olkstum s an, das in der G rundrißbildung und in der äußeren B auform alle extrem en D inge ausschließt, nichts m it gewissen R aum absonderlichkeiten zu tun haben will.

Die G rundrisse schließen jede Siedlungsdürftigkeit aus. Die G eschm acksrichtung der B auherren ging w eniger auf äußerliche Effekte aus als auf den w irtschaftlichen Z uschnitt des G rund­

stückes. Die äußere und innere G liederung der H äuser wahrt die ungeschriebenen G esetze der U nvordringlichkeit. Der A rchitekt ist in solchen Fällen der gern gewählte Anwalt, der im H ausbau Form en innehält, wie sie von der bürgerlichen Schicht gew ünscht w erden.

Ein großer T eil der noch öfter auftretenden Effekt­

hascherei beim H ausäußeren ist au f die K ulturärm lichkeit in der B augesinnung jüngerer B auherren zurückzuführen.

E rfahrungslos schnappen sie Schlagw orte auf, und der Archi­

tekt hat es schw er, seine E rziehungsaufgabe zu erfüllen.

Das gute Bild ergibt sich besser ungekünstelt aus dem Bau­

zwecke und der T atsache, daß auf den so oft gepriesenen

„gelösten“ G rundriß m it großem V orteil für die W irtschaft­

lichkeit verzichtet w erden kann.

(9)

3 0 5 Alle diese H äuser atm en B esinnung — sie sind von der

auch bei E infam ilienhäusern auftretenden jugendlichen Unreife, die hilflos experim entierend parliert, weit entfernt.

Aber diese H äuser „v eru rteilen die anderen“ nicht, wie es die B auhausw ohnm aschinen spektakelnd taten. D ie jungen Befürworter m öchten es ja den W erken der E rfahrenen gleichtim, also (m it w enig leuchtenden A usnahm en) sieht der junge noch nicht gereifte V erstan d n u r die eine Seite der D inge und verkennt die geheim en W erte der T radition.

D er große G iebelbau ist deshalb grunddeutsches K o n ­ struktions- und Form m otiv. Alle A gitation der P lattd ach ­ befürworter m u ß te w eniger aus technischen als aus völkisch em pfundenen G rün den scheitern. D as flache Dach ist für besondere Zw ecke b rau ch b ar; der deutsche Einfam ilienhausbau u n d seine B auherren lehnen jedoch die orientalische Fasson u n d F arbengeb ung ab. D iese G iebel­

häuser erscheinen gegenüber den P lattdachhäusern als selbst­

bewußte gute deutsche B ekennerbauw erke, die allen V er­

suchungen zum T ro tz an ihrem E igenen festhalten. N u r ein Giebel an der F ront, aber der m ach t’s.

Einfam ilienhaus A kazienallee 3.

Einfam ilienhaus Lakronstraße. Architekten : Gebr. Quante, Düsseldorf.

(10)

K O N S T R U K T I O N U N D B A U W E I S E

p ü r die G rundrißanlagc einfacher Tischlereien auf dem L ande gilt, wie für alle gew erblichen Bauten, der G rundsatz, daß richtige A nordnung und E inrich­

tung K osten spart, H erstellungs- und V erlustzeiten verm indert, die Leistungen erhöht und geregelten A rbeitsfluß erm öglicht. Vom H olzlager bzw. T rocken­

raum kom m t das Rohm aterial zur W erkstatt. In dieser sind vorgesehen eine kom binierte H obel-, K ehl-, Fräs-, Bohr- und K reissägen-M aschine, zwei H obel­

bänke, Leim ofen und die sonst üblichen K leinhand­

werkzeuge. N eben der W erkstatt liegt der Beiz- und Polierraum und diesem schließen sich zwei A us­

stellungsräum e an.

D er W ohnteil besteht aus W aschflur, W ohnküche im Erdgeschoß, Schlafzim m er und Schlafkam m er im Dachstock. Die Stallung gibt R aum für zwei Ziegen und zwei Schweine.

D ie L ebensfähigkeit und W irtschaftlichkeit eines derartigen B etriebes soll an einem N orm alfall nach­

geprüft werden.

Bei reinen Baukosten von 10 000 R M ., N eben­

kosten von 2000 R M ., G eländeerw erb — 2% M or­

gen — 625 R M ., E inrichtungskosten der W erk­

statt 2800 R M ., Beschaffung von Vieh und Acker­

gerät m it 300 R M . ergeben sich G esam tkosten von 16000 RM .

N im m t m an die V erzinsung der erststelligen H ypothek von 7000 R M . m it 5 %, die der zw eit­

stelligen H ypothek von 5000 R M . und die des Eigengeldes von 4000 R M . m it 6 % an, so ergeben sich rund 900 R M . Jahreszinskosten. F ür Steuern, soziale A bgaben, V ersicherungen sind rund 300 RM . zu rechnen.

N im m t m an an, daß die Landfläche von 2% M orgen G röße m it % M orgen als O bst- und G em üsegarten, m it y2 M orgen als W iese, m it % M orgen für K ar­

toffelanbau, % M orgen für A nbau von G erste, % M or­

gen für R übenanbau genutzt w ird, alljährlich ein Schwein geschlachtet, ferner der E rtrag an H ühner­

eiern und Ziegenm ilch günstig genutzt w erden kann, so bleibt nach A bzug aller U nkosten nach genauer D urchrechnung bestenfalles ein landw irtschaftlicher R einertrag von 400 bis 500 R M . pro Jahr.

Bei der Schätzung des E rtrages aus der T ischlerei ist angenommen, daß der M eister ohne G esellen nur m it einem L ehrling arbeitet, Aufträge von Siedlungsbauten erhält und auch M öbelarbeiten ausführt.

N im m t m an den G esam trohertrag an laufender T ischlerarbeit mit 6000 R M . pro Jahr an, rechnet m an für M aterialankauf, Straßenkosten usw.

3500 R M ., so w ürden sich 2500 R M . R einertrag aus der Tischlerei ergeben. 2500 R M . gew erblicher R einertrag zuzüglich des Reinertrages aus landw irtschaftlicher N utzung m it 400 R M . abzüglich der Zinsunkosten und sonstigen L asten m it 900 + 300 R M . = 1200 R M . ergeben günstigen­

falls eine G esam tjahreseinnahm e von 1700 R M . W enn Aufträge in geringerem U m fange eingehen, oder bei dem F ehlen eigener Betriebsmittel Leihgeld beschafft w erden m uß, so w ird sich das E rgebnis verschlechtern und der B etrieb nur schw er durchzuhalten sein.

Kleinster Baukörper m it W erkstatt — Beizraum — Ausstellungs­

raum — Waschflur — W ohnküche im Erdgeschoß, Schlafräume im Oberstock, kleinem Sta ll fü r Ziegen, Schweine im Hofflügel, Holzlager über W erkstatt und Stallraum , künstliche Holztrocknung im Keller, von außen zugängig.

Entwurf für eine mechanische Tischlerei auf dem Lande.

Arch.: Dr.-Ing. Karl Erbs, Brandenburg, Mitarbeiter Arch. E. Spindler, Reichenbac

(11)

L A N D W I R T S C H A F T L I C H E S B A U W E S E N

3 0 5

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Für eine ländliche G em einde ist an Stelle des alten bau­

fälligen Schulgehöftes die E rrichtung eines neuen Schulgehöftes, bestehend aus Schulhaus (1 Klasse), W irtschaftsgebäude und Abortgebäude, auf dem Schulacker am D orfausgang geplant.

Das W irtschaftsgebäude soll neben einer Back-, W asch- und Futterküche noch genügend R aum enthalten für die U nter­

bringung von 2 K ühen, 2 Schw einebuchten u n d des Geflügels.

Der Drem pel und der D achboden soll die E rnteerträgnisse aufnehmen, bestehend aus 60 Stiegen W interung, 10 Stiegen Sommerung und 120 Z entner H eu. D esgleichen soll das W irt­

schaftsgebäude neben einer T enne noch zwei verschließbare Räume zur U nterbringung der B rennm aterialien für die Klasse und den L ehrer enthalten.

Landwirtschaftliches Gebäude für eine Lehrerwohnung.

D ie Fundam ente sind in Stam pfbeton, das M auerw erk des Stallteiles aus gebrannten M auersteinen in K alkm örtel aus­

zuführen. D ie sichtbaren A ußenflächen sind zu fugen. D ie inneren W ände des Schw eine- und K uhstalles erhalten auf 1,20 m H öhe Z em entputz, die übrigen W ände R apputz. Stall­

decke ist als Försterdecke zw ischen I-T räg er herzustellen. H olz­

ställe, D rem pel und G iebel w erden in parallelkantiger B rett­

verkleidung m it K arbolineum anstrich hergestellt.

D ie D üngerstätte w ird aus geschlagenen Feldsteinen in Sandbettung m uldenförm ig gepflastert und m it größeren Steinen eingefaßt. D er Jauchesam m ler w ird 1,50 m tief aus 0,90 m i. L.

w eiten Z em entrohren m it B etonsohle und B ohlenabdeckung hergestellt.

Arch.: J. Bendler, Belgard (Persante).

(12)

B A U T E C H N I K U N D A R B E I T S V E R F A H R E N

D ie falsche Hausecke.

Balkone in halber Z im m ergröße ohne echte N utzung können wir uns heute nicht m ehr leisten. E in Balkon soll all­

gem ein als geschützter Sitzplatz sonnig sein und doch m öglichst Schutz gegen Z ugluft bieten; er soll von der N achbar­

seite nicht eingesehen w erden können, soll als E rsatz für fehlende Gartenfläche dienen und m uß m it leichter K leidung für Sonnenbäder benutzt w erden können.

Als offener R aurr soll der Balkon oft genug für A ushängen und Reinigen der K leider, zum Auslegen der Betten, Reinigung von G egenständen und sogar vorübergehende A bstellung derselben V erw endung finden, also als Raum für alle Zwecke benutzt

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w erden können. Bei vorstehender E ck­

lösung kann von praktischer und w irt­

schaftlicher A nordnung nicht gesprochen w erden, abgesehen von den konstruktiven Fehlern. D ie A nordnung m acht den E indruck einer nachträglich gewaltsam geöffneten Hausecke m it Sockelkasten und zaghaft eingefügten Baikonen.

F ür die vorgebauten G itter und Sockel fehlt die entsprechende Ecklösung im D achüberstand, letzterer zu gering in der A usladung. D ie Stütze hinter dem durch­

gehenden G itter m it Schm utzecke ist grundrißm äßig ungew öhnlich und ge­

genüber der kräftigen M asse des Hauses gefühlsm äßig zu schw ach gehalten. D er geschlossene Sockelkubus verbirgt einen toten R aum .

Die vollständig durchsichtige G itter­

form verhindert zwangloses Sitzen. Ein W indschutz bei fehlender B rüstung und fehlendem tieferen Sturz ohne A nbrin­

gungsm öglichkeiten von M arkisen ist nicht zu erreichen.

K eine sichtbare W asserableitung durch R innen oder Fallrohre. Fehlende W asser­

nasen der D eckengesim se. Bei Schlag­

regen daher U eberlauf und D urchfeuch­

tung der Balkondecken und des Sockels.

D ie Balkondecken in H öhe der inneren G eschoßdecken sind konstruktiv unrichtig, weil die G efahr der inneren D urchfeuch­

tung der Balkendecken an den T üren be­

steht. Balkondecken sollen in der O ber­

kante m indestens 10 cm tiefer als die inneren Balkendecken liegen.

Zwei T üren für einen Balkon, noch dazu m it herabgeführter Verglasung, sind im nordischen K lim a für die W ärm ehal­

tung unw irtschaftlich.

D ie A nbringung von B lum enkästen auf dem G itter als G artenersatz ist n'cht m öglich; der Spritzsockel fehlt auch.

D ie E cklösung hat also zahlreiche technische, konstruktive und w irtschaftliche

M ängel; aber auf dem Papier sieht sie für törichte B auherren verführerisch aus.

D ie B edeutung der L u ftsta u u n g im D ach rau m .

Die Luftschutzm aßnahm en der Be­

hörden haben alle D ach- und B odenräum e vom alten G erüm pel befreit und dam it such die stickige und muffige L uft be­

seitigt.Die D achräum e spielen außerdem aber als L uft- und W ärm eregler eine be­

deutende Rolle, die in Bau- und Fach­

kreisen noch im m er zu wenig Beachtung findet.Bei N eubauten sollten die D achräum e im m er freigehalten und nicht ausgebaut werden. Einfachheit in der D achform unter Verm eidung von Ecken, W inkeln und Verschachtelungen ist die einzig rich­

tige' Bauweise.^

D achw ohnungen m it der allgemein üblichen, ungenügenden Isolierung und D ichtung der D achhaut — Ausgefachung der Sparrenfelder, Schalung und R ohrputz, in der Spekulationszeit sogar nur Schalung und Putz — sind im W inter zu kalt und im Som m er zu warm. Eine fachm ännisch fehlerlose Isolierung gegen äußere T em ­ peratureinflüsse m it L eichtbauplatten usw.

ist so kostspielig, daß m an dafür ein Vollgeschoß wählen sollte.

Die Bauordnungen — in diesen Fällen rückständig geworden — schreiben m it Rücksicht auf Straßenbreiten bestim m te H auptgesim shöhen als oberen Abschluß vor. Giebelrücksprünge, in die D ach­

fläche eingeschnittene E rker und Einbau

FLAOIDACH : RicHTIG 1

FLA CHD AC H- FAL S C H !

von Dachwohnungen über die Gesimse hinaus sind die Folgen dieser Vorschriften,

die die U ebersichtlichkeit des Dach­

raum es hinsichtlich L uftschutz stören und seine Funktionen als L uft- und W ärme­

regler einschränken.

D ie durch D ecken und Treppenräum e aufsteigende verbrauchte L uft aller Räume des M iethauses staut sich in den Dach­

w ohnungen, bem erkbar durch dumpfen G eruch und stickige A tm osphäre. Der durch W ohnungsausbau noch verbleibende R est des D achraum es — meistens nur K ehlbodenraum — reicht nicht mehr aus, um die D achw ohnungen in der Ent­

lüftung zu entlasten W inkel und Ecken, die von einer D urchlüftung nicht erreicht werden, verstärken und erhalten den D achw ohnungsgeruch.

Diese U ebelstände der Geruchsbelästi­

gung treten bei freien, übersichtlichen D achräum en oberhalb des Hauptgesimses m it ausreichender H öhe zur freien Be­

wegung und entsprechender Entlüftungs­

m öglichkeit, siehe Skizzen, nicht auf.

D ie aufsteigende, im D achraum sich stauende W arm luft hat erfahrungsgemäß noch andere B edeutung; sie fördert den A uftrieb der Schornsteine und, was be­

sonders wichtig ist, sie bildet das große Isolierpolster gegen äußere Tem peratur­

einw irkungen, verhindert das übermäßige E indringen von K altluft und die Warm­

luftabsaugung aus den W ohnungen und verm ittelt den Ausgleich hoher Außen­

tem peratur m it der Zim m erwärm e im Som m er, ohne den Aufstieg der ver­

brauchten L uft aufzuhalten. Bedingung ist jedoch, daß der D achraum ausreichend entlüftet wird, siehe Skizzen.

W ohnungen unter flachem Dach ohne isolierenden oder m it zu kleinem Dach­

raum sind erfahrungsgem äß ebenfalls im W inter zu kalt und im Som m er unerträg­

lich warm , weil auch die bisher ange­

w endeten K onstruktionen und Baustoffe nicht genügend isolieren. D er Dachraum unter einem Flachdach sollte mindestens so hoch sein, daß sich ein M ensch auf­

recht bew egen kann.

Zu beachten ist der Abzug der Stau­

luft aus dem D achraum , wie es in den Skizzen angedeutet ist. D ie m it Feuchtig­

keit gesättigte Stauluft, die nicht ent­

weichen kann, verursacht besonders im Holzwerk Schim m elbildungen, Stockungs­

erscheinungen und Zersetzung der Holz­

faser.

Bei dem E inbau der in Augenhöhe anzubringenden Entlüftungsöffnungen ist die vorherrschende W indrichtung zu be­

rücksichtigen. D ie Oeffnungen müssen verschlußm äßig einstellbar sein zur Rege­

lung der E ntlüftung in den verschiedenen Jahreszeiten und können sowohl in der D achhaut als auch in den Giebeln ange­

bracht w erden. Bei norm alen W etter­

verhältnissen sind die Oeffnungen bis zur H älfte ständig offen zu halten. D er Einbau einer G egenzugsöffnung ist wichtig, um den unhygienischen L uftzustand in den D achräum en und unteren W ohnungen zu beseitigen und dauernd Frischluft ein­

zuführen.

A uch bei älteren G ebäuden kann durch E inbau von E ntlüftungsöffnungen m it ge­

ringsten M itteln, ohne die Außenarchi­

tektur zu stören, die Bewohnbarkeit der D achw ohnungen w esentlich verbessert und dam it zur K räftigung des Nachwuchses beigetragen w erden.

Herausgeber und verantwortlicher Hauptschriftleiter:

CURT R. VINCENTZ.

Geschäftsstelle: Hannover, Am Schiffgraben 41.

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