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Auf den Spuren der Paränese im Alten Testament

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Lech Stachowiak

Auf den Spuren der Paränese im

Alten Testament

Collectanea Theologica 46/Fasciculus specialis, 59-80

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C ollectanea Theologica 46(1976) fasc. sp ecialis

LECH STACHOWIAK, LUBLIN

AUF DEN SPUREN DER PARÄNESE IM ALTEN TESTAMENT

Bei allen V ölkern, die einen gew issen Stand der individuellen und sozialen Entwicklung erreicht haben, bilden sich ganz spon­ tan allgem eine G rundregeln, die das Zusam m enleben in der Familie und in der G em einschaft bestim m en1. Ob auf V ereinbarung zurück­ gehend oder auferlegt — jedenfalls sind sie bei allen K ulturvöl­ kern von A nfang an vorhanden. G ewöhnlich sind sie die Frucht langer Erfahrung, die mit der Zeit k on k rete Prägung erh ält und G egenstand der U nterw eisung der Nachkomm en bildet. Die konkrete G estaltung der M axim en und ihr Eingang in die Literatur h ängt von m annigfaltigen Faktoren ab. Jedenfalls w ird hier der G rad der sittlichen und religiösen Reflexion des V olkes von entscheidender Bedeutung sein.

Zwei Richtungen der Lebensweisheit in Israel

W enn w ir nun das Volk Israel nach seiner angew andten Lebens­ w eisheit befragen, so ist ein grundsätzlicher U nterschied zwischen diesem und den übrigen V ölkern, G riechentum inbegriffen, zu be­ merken. Z uerst ist Israel freilich ein ethnographisch bestim m bares Volk, das an der allgem einen sem itischen K ultur seinen A nteil hat und in die G eschichte des V orderen O rients verw ickelt ist. Als solches besitzt das Volk der H ebräer a priori eigene Lebenserfah­ rungen, die in k o n k reter Beziehung zur Umwelt stehen. Israel w ar zweitens aber nicht irgend ein Volk, sondern das Volk Gottes, das Jahw e auserw ählt hatte und an das sein O ffenbarungsw ort erging. Diese Tatsache hat dem gesam ten israelitischen V olksw esen ein unauslöschliches K ennzeichen aufgeprägt, so dass kein Lebensge­ biet und kein literarisches Erzeugnis davon un b erü h rt geblieben ist.

1 G ew isse w ertv o lle H inw eise b ietet am B eispiel der „goldenen Regel" und des antiken V ergeltungsgedankens A. D i h 1 e, Die g o ld e n e Regel. Eine E in füh­

rung in die G esch ich te der a n ti k e n un d fr üh ch ris tlich en V u lg ä r e t h ik , Göttingen

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In w elchem M asse träg t die israelitische Lebensw eisheit — mögli­ cherw eise zur P arän ese2 ausgebaut — die Spuren der beiden Züge?

Die m ehrm als unternom m enen V ersuche zur K lärung dieser F rage3 führten zur A nnahm e von zwei — w enigstens genetisch verschiedener — R ichtungen der alttestam entlichen sittlichen Unterw eisung. Die erste könnte der einfachen Reflexion über en t­ stehende Lebensprobleme entstam m en und w ürde dem N utzen des M enschen dienen. Da manche Form en des Lebens und somit manche Erfahrungen allen V ölkern gem einsam sind, w ird es kaum ü b er­ raschen, w enn in dieser L iteraturgattung gew isse allgem eine Fragen­ kom plexe in einzelnen, voneinander unabhängigen K ulturbereichen w iederkehren. In diesem Sinne kann man von einem übernationa­ len oder gar internationalen C harakter solcher W eisheit reden4. Diese hum anistische Richtung der Lebensweisheit, die den M en­ schen als M enschen anspricht, h at in der Bibel deutliche Spuren hinterlassen, findet sich aber in unverm ittelter Form selten5. Die spezifisch israelitische W eisheit, die die sittliche U nterw eisung der Bibel beherrscht, rü h rt von G ott her und w ird im N am en Gottes

2 Das W ort „Paränese" hat von der k lassisch en Sprachforschung her in die E xegese der hl. Schrift Eingang gefunden. Es wurde zuerst von den „hellenistisch" orientierten Paulusforschern aufgegriffen, aber hauptsächlich von den Vertretern der „Form geschichte" verw endet. N äheres vgl. K. W e i d i n g e r , Die Hausta-

ieln. Ein S tü c k urchristlicher Paränese, Leipzig 1928 und vor allem M. D i b e 1 i u s, Die F o rm g esch ich te des E v a n g e liu m s, Tübingen3 1959, 234—265. D i b e l i u s v e r ­

steht unter Paränese sittlich e U nterw eisungen „nicht in w eit ausholenden, reli­ giös oder th eo lo g isch begründeten Erörterungen, sondern in einzelnen M ahnun­ gen, oft in Spruchform, lo se aneinandergehängt oder unverbunden nebeneinander stehend" (a.a.O., 239). In seiner ,,G esch ich te der urchristlichen Literatur, Bd. II (Berlin 1926, S. 65) beschreibt D i b e 1 i u s den Begriff auf d iese W eise: „Paränese nennt man eine A neinanderreihung verschiedener, häufig unzusam m enhängender M ahnungen mit einheitlicher Adressierung".

3 V g l. J. F i c h t n e r , Die altorientalische W e i s h e it in ihrer is raelitisch-jü­

d is ch en A u s p r ä g u n g , G iessen 1933; U. S k ł a d n y , Die ä lt e s t e n S p r u c h s s a m m ­ l u n g e n in Israel, G öttingen 1962; W. R i c h t e r , Recht u nd Ethos. V e r s u c h ein er O r tu n g d e s w e is h e i tl ic h e n M a h n s p ru c h s, M ünchen 1966; H. J. H e r m i s s o n , S tu d ie n гиг israelitischen S p r u c h w e is h e it, N eukirchen 1968; G. v o n R a d . W e i s ­ heit in Israel, N eukirchen 1970; C. B a u e r - K a y a t z , Ein lührung in die alttesta- m en tl. W e i s h e i t , N eukirchen 1969; A. S a u e r , W i s d o m and Law in O ld Test. W i s d o m Literature, Cone. Theol. Month. 43(1972)600—609.

4 V gl. G. v o n R a d , T h e o lo g i e des A l t e n T e s t a m e n t s , Bd. I, Berlin4 1969, 430—464; auch: Ch. C. F o r m a n , T h e C o n te x t ol Biblical W i s d o m , The Hibbert Journal 60(1962)125— 132; H. D u e s b e r g , S agess e h u m a in e et sages se div ine, Bible et la V ie Chrét. 45(1962)54—68 und R. M u r p h y , La littérature sa pientielle

de l ' A n c i e n T e sta m e n t, C oncilium (1965) H. 10, 111— 122.

5 V gl. O. S. R a n k i n , Is ra el's W i s d o m Literature, Edinburgh 1936, 1—9; J. C. R y l a a r s d a m , R e v e la t io n in J e w i s h W i s d o m Literature, C hicago 1946, 1— 17. D ieser Humanismus des A lten Testam ents, so stark er auch ausgeprägt ist, „wird total und in die T iefe durch das V erhältnis des M enschen zu Gott beherrscht" (Th. C. V r i e z e n, Th eo lo g ie des A l t e n T e s t a m e n t s in G rundzügen, W ageningen 1956, 281— 283)

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D IE P A R Ä N E S E IM A L T E N T E ST A M E N T 61

auto ritativ verkündet. Sie ist zum Teil an denselben Lebensfragen interessiert, sieht sie aber im Lichte der Beziehung des M enschen zu Gott. Ihre H auptaufgabe besteht darin, den W eg des M enschen m öglichst vollkom m en mit dem göttlichen W illen in Einklang zu bringen. H ier hebt sich das alttestarcentliche Lehrgut von dem der Umwelt deutlich ab, sowohl dem streng m onotheistischen Inhalt w ie auch der Tiefe des religiösen G edankens nach.

Es ist nicht leicht, eindeutig festzustellen, inw iew eit die beiden Bereiche m iteinander verknüpft bzw. voneinander unabhängig w a­ ren. Die Prioritätsfrage — übrigens von nicht geringerem G ewicht — kann darin keine entscheidende Lösung bringen. A nhand der biblischen Zeugnisse (die eher an der V erknüpfung der beiden Bereiche interessiert w aren) kann man die beiden U nterw eisungs­ arte n kaum als zwei streng parallele Lehrform en ansehen. Sie können mit Recht für die vorliterarische Periode als selbständige G rössen in Betracht genom men w erden6. Die erfahrungsm ässige W eisheit w urde von den W eisen oder Schreibern w eitergegeben7; die V erm ittler des göttlichen W illens aber w aren vor allem die Propheten, Priester, später auch andere Lehrer8.

Der A usgleichsprozess zwischen der Erfahrungs-U nterw eisung der W eisen und der prophetischen und priesterlichen W eisung be­ gann sehr früh9. Der genaue Zeitpunkt und der V erlauf der v o rlite­ rarischen W andlung der praktischen W eisheit Israels lässt sich nicht m ehr bestimmen. Die Lebensregeln w urden zum Teil religiös begründet; Jahw e erscheint immer haüfiger und eindeutiger als ü b ergeordneter G ebieter über die sittlichen Erfahrungsregeln und

6 V gl. P.A.H. d e В о e r, T h e Counse llor, V etus Test. Suppi. Ill (Leiden 1955) 33—71; G. Z i e n e r , W e i s h e i t (K lugheit), in: Bibel th eolog. W ö r te r b u c h , Graz3 1967, Bd. II, S. 1497— 1504, bes. 1501— 1502.

7 D ie W eisen w erden im A lten T estam ent öfters erwähnt, auch neben Pro­ pheten und Priestern (z. B. Jr 18,18; Ez 7,26). N ach H. G u n k e l (J. B e g r i с h,

E in leit ung in die Psalmen, G öttingen 1933, 382) w aren es „die w ürdigen, w elter­

fahrenen Greise, die im Tore oder an den Strassenecken zusam m ensitzen und ihre Sprüche m iteinander tauschen". Z uw eilen bek leid eten sie — nach allgem ein orien­ talischem Brauch — hohe Äm ter am K önigshofe (vgl. Jr 8,8—9 mit den Schreibern identisch). Für ihre Staats- aber auch Lehrtätigkeit ist das Epitheton „Ratgeber", nicht ohne Bedeutung (vgl. d e B o e r , a.a.O., 56—62). In späterer Zeit sind es Schriftgelehrte und Lehrer im „Haus der Lehre", die die T ätigkeit der W eisen fortführen.

8 Im 2. Jahrhundert berichtet Jesus Sirach von der V ereinigung der beiden Äm ter im Stande der Schriftgelehrten (39,1— 11). ü b er die diesbezügliche Ent­ w icklung v gl. H. D u e s b e r g , Les Scribes inspirés. In tro d u ctio n a u x livres

S a pientiaux, Bd. I— II, Paris 1938, bes. Bd. I, 501— 573 und J. M a r b ö c k , W eis­

heit im W a n d e l . U n te rs u c h u n g e n zur W e i s h e it s t h e o lo g i e bei Ben Sira, Bonn 1971; O. R i c k e n b a c h e r , „A lle W e i s h e i t k o m m t v o n Yah w e h ". W e i s h e i t s p e r i k o p e n

bei Ben Sira, Roma 1971.

9 D ie einzelnen Etappen sucht A. D r u b b e l (Le conilit en tr e la Sagesse

relig ieuse et la S agess e profane. C o n trib u tio n à l' é tu d e des origin es de la l i tt é ­ ra ture s a p ie n tie le en Israël, Biblica 17, 1936, 45— 70 u. 407—428) darzulegen.

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schafft auch bei deren V erletzung entsprechenden Ausgleich. Diese V erm ittlungsstufe kann in den älteren literarischen D enkm älern des A lten Testam ents nachgew iesen w erd en 10. Die völlige Einord­ nung der gesam ten alttestam entlichen Spruchunterw eisungen unter den gem einsam en Begriff der göttlichen W eisheit erfolgte erst in den letzten (deuterokanonischen) Büchern des A lten Bundes11. Gleichwohl tragen diese (wenigstens teilw eise) ziemlich deutliche Spuren der verschiedenen H erkunft der beiden A rten der W eisheit: die eine w urde durch Erfahrung erw orben und durch Belehrung verm ittelt, die andere aber ist ein G eschenk Gottes und w ird von Ihm im Gebet erfleht12.

Es w äre sicher nicht richtig, diesen Prozess in dem Sinne zu vereinfachen, dass man nur einseitige Beeinflussung — der „profa­ nen" durch die religiöse W eisheit — annehm en w ürde. In W irklich­ keit w ar der Einfluss gegenseitig. Die Propheten selbst, trotz ihrer eher kritischen Einstellung gegen die rein m enschlichen M assre- geln13, scheinen dieser W eisheit gegenüber nich völlig gleichgültig geblieben zu sein: m ancher Zug der prophetischen U nterw eisung bzw. M ahnpredigt dürfte gerade dieser Q uelle entstam m en14. A nder­ seits w irkte das prophetische W ort und die paränetische Tätigkeit der Priester befruchtend auf die Erfahrungsw eisheit; sie reg te die sittliche Reflexion an und w arf neue Problem e auf. Im Folgenden w erden w ir versuchen, den A nteil der beiden U nterw eisungsarten an der G estaltung der sittlichen M ahnung im A lten Testam ent nach M öglichkeit darzulegen.

Von der Lebensweisheit zur Spruchunterweisung

Eine einheitliche W eisheitstradition in Israel lässt sich seit Sa­ lomon einigerm assen k lar verfolgen. Ä ltere D enkm äler der Spruch­ unterw eisung sind im alltestam entlichen Schrifttum spärlich v o r­ handen; sie zeigen nur einzelne unzusam m enhängende G edanken und sind an konkrete Vorkom m nisse des auserw ählten V olkes gebunden. H ierher gehören die Rätsel Samsons15, die Fabel Jotam s10

10 Z.B. Spr 14,2a; 16,6b[ 28,5 u .a . V gl. auch H. L u s s e a u, in: In tro d u ctio n

à la Bible Bd. I, Tournai2 1957, 628.

11 V gl. J. F i c h t n e r , a.a.O., 48. 12 Vgl. W eish 7,7 u. 8,21 mit 6,9. « V gl. Js 5,21; 44,25; Jr 8,9; 9,22 u.a.

14 J. L i n d b 1 о m, W i s d o m in O ld T e s t a m e n t Prophets, V et. Test. Suppl. III (Leiden 1955) 192— 204, bes. 201— 204. Im allgem einen lehnten aber die Propheten die w eish eitlich e D aseinshaltung ab, w as besonders klar bei Isaias hervortritt — vgl. auch G. F o h r e r, G e sc h ic h te der israelitischen Religion, Berlin 1969, 292.

15 Ri 14,12 f.

16 Ri 9,8— 15 (A nwendung und M ahnung W . 16— 20). Man v gl. auch Pflanzen­ fabel v. Joas (2 Kg 14,9 u. 2 Chr 25,18.) Uber die Bedeutung d ieses Genus in der

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and vielleicht die Parabel N atan s17, alle drei bevorzugte U nterw ei­ sungsm ittel im ganzen O rien t18. M anche Lehrsprüche erinnern deutlich an das N om adenleben Israels, an anderen w ieder sind A nw endungsversuche spürbar. Es liegen ihnen oft ursprüngliche M otive zugrunde, z.B. dass „man es nicht tu t"10 oder dass ,,es Brauch ist"20; manche V ergehen w erden einfach als „Torheit in Israel" gualifiziert21.

Die erste Blütezeit der Spruchunterw eisung hängt mit der In ter­ nationalisierung des königlichen Hofes in Jerusalem zusam m en22. Salomon scheint einen regen G edankenaustausch mit frem den W eisen gepflegt und diese m öglicherw eise an seinem Hof gehabt zu haben23. Jedenfalls genoss der israelitische König in der Umwelt w egen seiner W eisheit einen w eitreichenden Ruhm24. Als Ertrag seiner W eisheit w eist die Bibel zahlreiche, unter seinem Namen laufende Sprüche und Lieder auf25. W eder diese noch das ebenfalls erw ähnte W issen um die N aturdinge, ist im Sinn eines theoretischen W issens zu verstehen. Auf G rund des V ergleichs mit anderen

Bibel s. H. H a a g , Bib el-L exik on, E insiedeln2 1968, 469 u. E. J e n n i , Distel und

Zeder. H e r m e n e u t is c h e Ü berleg u n g en z u 2 K g 14,8— 14, in: Festschr. V riezen (Wa-

geningen 1966) 165— 175. Man beachte auch die V erw endung der Fabel schon in der sum erischen Literatur — vgl. E. I. G о r d ο n, A N e w L o o k at th e W i s d o m of

S u m m e r and A k k a d , Bibi. O rientalis 17 (1960) 122— 152, bes. 138— 139. Einen

w ichtigen V ergleichspunkt b ietet die in Elephantine gefundene R ezension der A chikar-G eschichte (z.B. Pap 53, b ietet ein G leichnis von Esel, auf das ein langer Spruch über die Erziehung folgt).

17 2 Sm 12,1—4; v gl. 14,4— 17.

18 Man v gl. in dieser Hinsicht den R ätselstreit Samsons (Anm. 15) und S a lo ­ m os mit der K önigin von Saba (1 Kg 10,1 ff). Eine gute A uskunft darüber bietet H. G r e s s m a n n , Israels S p r u c h w e is h e it im Z u s a m m e n h a n g der W e ltlite ra tu r , Berlin 1925, S. 12 u. 17— 19 (s. Parallelen S. 23— 30).

19 Hbr. k e n lo 'je'aseh (Gn 34,7 — zusam m engestellt mit n eb a la h be jisra'el); 2 Sm 13,12 — vgl. Ri 19,23f u. a.

20 P ositive Formulierung ist im A lten Testam ent v ie l seltener und erfolgt zum eist im H inblick auf die R echtsbelehrung. Ein B eispiel solcher Formel findet sich Dt 25,9.

21 Gn 34,7; Dt 22,21; Jos 7,15; Ri 20,6; Jr 29,23 u.a.

22 Ob d iese schon von D avid b egonnen wurde, steht nicht eindeutig fest. Jedenfalls war dieser K önig um die W eish eit interessiert und die k ön iglich e W e is­ heit w urde in ihm anerkannt (2 Sm 14,20). Bei Salom o ist die Tendenz, Kontakte mit h och entw ickelten Kulturzentren zu pflegen, deutlich festzu stellen — v gl. H. C a z e l l e s , Bible, Sagess e, Science, Rech. Sc. Rel. 48 (1960) 40—54, bes. 41—43. D eshalb ist es v ö llig unbegründet, die V erknüpfung der A nfänge der israelitischen W eish eit mit Salom o in Z w eifel zu ziehen (so z.B. R.B.T. S c o t t , S o lo m o n an d th e

B eg in n in g s of W i s d o m in Israel, V et. Test. Suppl. Ill (Leiden 1955) 262— 279.

23 V gl. 1 Kg 5,14. S. M o w i n c k e l (Psalm a nd W i s d o m , Vet. Test. Suppl. Ill, 206—208) nimmt die Gründung einer Schule durch Salom on, w o die Schreiber in die internationale W eish eit eingeführt wurden, als w ahrscheinlich an. D och hat d iese M einung mehr in den Bräuchen d es alten Orients als in den B ibeltexten Bestand.

24 1 Kg 5,9— 14; 10,1—6. 25 1 Kg 5,12.

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Q uellen des O rients ging es zweifellos um praktische Erfahrung, die auf verschiedene Lebensproblem e angew endet w u rd e26. Im H inblick auf den doppelten Entwicklungsw eg der israelitischen W eisheit ist die A rt und W eise, in w elcher der V erfasser des 1 Kg davon redet, sehr charakteristisch: sie v e rrä t eine gew isse Span­ nung27.

V orläufig enstanden aber w eder zusam m enhängende U nterw ei­ sungen noch M ahnungen. Die äusserst praktische D enkart der H eb räer28 förderte zwar an sich, mehr als bei den Griechen, die Entstehung von konkreten U nterw eisungen für alle Lebensgebiete. W ährend der G rieche eher auf die Ergründung der U rsache des Dinges, des W esens der Tugend eingestellt w ar, erw artete der Israelit von der sittlichen Reflexion die W eisungen, w ie das Leben ko nk ret zu gestalten und w elchen Zielen nachzustreben sei. In den ältesten Schriften bleibt die israelitische Spruchw eisheit der Urform der sittlichen M ahnung treu: dem inhaltsreichen Einzel­ spruch, dem maśal29, der jew eils einen abgeschlossenen G edanken w iedergab. Die ursprüngliche Form von masal mag zum Teil mit der der altägyptischen L iteratur30 zusammenfallen. Es w ar ein ein­ facher, einzeiliger Vers, der in literarischen Form en zum zweizeili­ gen und später auch m ehrzeiligen Spruch w urde31. Die Beziehung zwischen beiden Zeilen w ar durch eine A ntithese, Synonimik oder auch Synthese gekennzeichnet, oft in Form eines regelm ässigen

26 Über die Natur der in 1 Kg 5,13 erw ähnten W eish eit herrscht ein e M ei­ nu ngsverschiedenheit unter den Forschern. Einige (z.B. H. G r e s s m a n n , a.a.O., 21) fassen sie als Stoff der didaktischen Tier- und Pflanzenfabel auf, während andere E xegeten (z.B. H. C a z e l l e s, a.a.O., 43) eher an ein e angew andte „enzy- k lop ed isch e W eiheit" denken oder gar ein e besondere Gattung der „N aturw eis­ heit" nach ägyptisch-babilonischem V orbild annehmen.

27 D ie W eish eit Salom os wird nur ganz allgem ein im 1 Kg 5,9 f auf Elohim (LXX, Targum und syro-hexapl. Ü bersetzung auf: Jahwe) zurückgeführt, aber sonst nur mit V ertretern der fremden W eish eit verglichen. Z w eifellos hat die W eish eit Salom os die Züge der offiziellen kön iglich en W eish eit des Orients.

28 V gl. Th. В o m a n, Das h e b rä isc h e D e n k e n im V e rg le ic h m it d e m griechi­

schen, G öttingen5 1968.

29 Das W ort bezeichnet sehr versch ied en e literarische und m ündliche Formen, so dass eine D efinition äusserst schw ierig ist. Man kann die w esen tlich en Züge von m asal mit J. S c h m i d t (S tu d ie n zur Stilistik der a lt te s ta m e n ti ic h e n Spruch-

literatur, M ünster 1936, 3) folgenderm assen umschreiben: „die in ihrer W ahrheit

für das praktische Leben immer g ü ltig e und feststeh en d e W eish eitsleh re”. Es scheint überdies im W esen des m asal die Tendenz zum V ergleich in nezuliegen (vgl. die Etym ologie). D iese T endenz enfaltete sich zur eigen tlich en Fabel und zu verw andtenden Genera. Man v gl. A. R. J o h n s o n , M asal, V et. Test. Suppl. III

(Leiden 1955) 162— 169.

30 Vgl. H. B r u n n e r , Die ,,W e i s e n " , ihre ,,Lehre n" u nd „Pro pheze iungen"

in a lt ä g y p ti s c h e r Sicht, in: Festschr. A n th es (Berlin 1966) 29— 35.

81 Eine sichtbare Entw icklung in dieser Richtung kann im Buch der Sprüche beobachtet w erden. Man vgl. die ältere (ausschliesslich aus B istychen bestehende) Sammlung, Spr 10— 22 mit Kap. 25— 29, w o der Parallelism us spürbar ausgebildet

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DIE P A R Ä N E S E IM A LTE N TE ST A M E N T 65

Parallelism us mem brorum 32. D ieser bildete ein w ichtiges formales Element in der Entwicklung des masal zu einer M ahnung. Es bestand die Tendenz, den Spruch jew eils abzurunden, um einen vollkom m e­ neren Parallelism us zu erzielen. Sobald der Ton im perativisch w ar, entstand eine direkte, zweizeilige M ahnung, die dann mit w eiteren Sprüchen m otiviert w urde33. Die Sprüche w erden in den älteren D enkm älern dieser G attung fast w ahllos nebeneinander g estellt34.

In der oben beschriebenen ursprünglichen Form g ehört der maśal w eder zur Poesie noch zur Prosa. Prosa v erlangt einen sicht­ bareren Zusam m enhang zwischen einzelnen Sprüchen, Poesie da­ gegen fo rd ert eine innere H arm onie und klaren S trophenbau35. Ein ziemlich regelm ässiger A ufbau der Strophen findet sich in der ägyptischen Literatur erst in der W eisheit des A m enem ope36 und taucht fast gleichzeitig in m anchen Teilen der Spr und in einzelnen Psalmen auf. Bis auf w enige A usnahm en kann die biblische G rund­ form von maśal w egen seines Parallelism us — der allerdings auch kein literarisches Eigentum Israels ist — wohl zur Poesie gezählt w erden.

Der Ü bergang vom Einzelspruch zu einer Spruchsamm lung erin n ert w eitgehend an die griechische Sentenzendichtung: es h errsch t hier w ie dort eine fakultative, aber stets unvollkom m ene Stoffordnung. M an sieht dieselben sporadischen V ersuche, eine G rundlage der Zusam m enstellung zu finden. Das alttestam entliche Buch der Sprüche ist ein m ehrm als um gearbeiteter N iederschlag dieser Tätigkeit. In diesem Buch sind die ältesten Erfahrungs­ sprüche, religiös begründte sittliche Sentenzen und spätere Standes­

ist, und nam entlich mit Kap. 1—9, w o die Einzelsprüche zu einer gesch lossen en M ahnung wurden (vgl. Ch. К a y a t z, Stu d i e n z u P roverbien 1—9, Neukirchen 1966). D ie ursprünglichste Form von maśal liegt gelegentlich auch andersw o vor: 1 Sm 24,14; Ez 16,44 u.a.

32 V gl. 1. A l o n s o - S c h ö k e l , Poésie hébra ïque, Diet, de la Bible Sunpl. VIII, 65ff; d e r s., Das A l t e T e s t a m e n t als lite rarisches K u n s tw e r k , Köln 1971, 191 f f ; G. V ο n R a d , W e i s h e i t in Israel, 42If; O. R i c k e n b a c h e r , W e i s h e it s -

p e r i k o p e n bei Ben Sira, Fribourg 1973, 18— 19; W. B ü h l m a n n — K. S c h e r e r , S tiliig uren der Bibel, Fribourg 1973, 37— 39.

33 In den älteren Spruchsam m lungen der Bibel ist das V erbindungsprinzip immer noch m angelhaft. S tellen w eise w erden die unzusam m enhängenden Sprüche nach dem Stichw ort (z.B. Spr 11,4—6: G erechtigkeit, Redlichkeit), nach dem selben A nfangsw ort (Spr 11,25—29: W er-Sprüche) oder sonst nach einem äusseren Prinzip zusam m engefügt.

34 J. S c h m i d t , a.a.O., 67—69.

35 N ach O. E i s s f e l d t (Ein leitung in das A l t e T e sta m e n t, Tübingen3 1964, 85) ist die Strophe „eine m etrische G rösse, die da anzuerkennen ist, w o die gleich e Zahl und die gleich e Art v o n zw ei oder m ehreren V ersen zw ei oder m ehrere M ale w iederkehrt.

36 V gl. besonders E. D r i o t о n, Le Liv re d e P roverbes et la S agess e d 'A m é -

n é m o p é , in: Sacra Pagina, Bd. I, 229—241; B. C o u r o y e r , L'origine é g y p t i e n n e de la S a g e ss e d 'A m é n é m o p é , R evue Bibl. 70 (1963) 208—224.

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pflichtenlehre ohne ein sichtbares Grundschem a zusam m enge­ stellt.

Zu den H auptaufgaben der W eisen gehörte es, nicht nur dem König in allen w ichtigen Staatsangelegenheiten mit Rat beizuste­ hen37, sondern auch die Schüler, die eine politische Laufbahn ein- schlagen wollten, heranzubilden38. Die älteste ägyptische M ahnung zur Lebenstüchtigkeit h at zweifellos die Erziehung der höheren Hofbeam ten im A uge39 w as auch für die übrigen K ulturbereiche in verschiedenem G rade zutrifft40. Es w äre aber übertrieben, darin nur eine Beam tenethik zu sehen. Die Ratschläge bezüglich der Lebens­ führung w ollten w enigstens indirekt auch andere Stände beeinflus­ sen und bieten demzufolge W eisungen, die für jeden M enschen stimmen. Trotzdem liegt darin ein deutlicher U nterschied zwischen dieser und der alttestam entlichen U nterw eisung, die sich an b reite­ re V olksschichten richtete. M öglicherw eise haben w ir es hier mit dem Einfluss des Bundesgedankens auf die G estaltung der alttesta­ m entlichen W eisheit zu tun: jed er Israelit ist ein Teilhaber am Sinai-Bund und hat somit gleiches A nrecht auf religiös-sittliche U nterw eisung41.

Jedenfalls entstam m en g erad e jen en Kreisen der W eisen die ersten literarischen V ersuche42. Leider sind unsere K enntnisse über die A rbeitstechnik dieser Sammler sehr mangelhaft. Es scheint, dass sie neben den reichhaltigen israelitischen Stoffen auch über frem des U nterw eisungsm aterial verfügten43. Der literarische V er­

37 D irekte B elege über d iese T ätigkeit der W eisen fehlen in der Bibel. D och verraten m anche Spruchsam m lungen des kanonischen Buches Spr ein e solche Tendenz (z.B. Spr 16,12— 15 usw.). V g l. H. С a z e 11 e s, a.a.O., 47 und W . M с K a n e n , Pro phets a nd W i s e M en , London 1966.

38 Sie entstammen zum eist der B eam tenklasse und w erden dem entsprechend den V esieren in den Mund gelegt. D ies w irkt sich freilich in der T endenz der U nter­ w eisu n g aus: sie bietet vielm ehr das Idealbild ein es korrekten, schw eigenden Beam ten, der jed en A nstoss verm eidet und sich in die gesellsch aftlich e Ordnung einzufügen w eiss, als ein es sittlich volkom m enen M enschen. D erartige M ahnungen können zum Genus des Beamten- bzw. Fürstenspiegels (bes. in der ägyptischen W eish eit für Merikare) eingereiht w erden, das ein Urbild der hellen istisch en Re­ gen ten sp ieg el ist.

39 V gl. N. E. P o r t e o u s , R o y a l W i s d o m , V et. Test. Suppl. III, 247— 261, bes. 252.

40 D ie Überzeugung, dass praktische W eish eit vor allem dem K önig (und seiner Umgebung) zukommt, war aber auch in Israel w ohlbekannt (vgl. N. E. P o r t e o u s,

a.a.O., 247—255). N och die späteren didaktischen Bücher w issen sehr w ohl um die

k ön iglich e W eisheit: Spr 8,14— 16; Sir 11,1; W eish 6,20—21.24.

41 N äheres bei J. L 'H o u r , Die E th ik der B undestr aditio n im A l t e n Testa m en t, Stuttgart 1967.

42 Eine (erste?) Bearbeitung d es Spruchstoffes erfolgte unter Ezechias (Spr 25,1). V gl. R. B. S c o t t , a.a.O., 272— 279.

43 Man kann einen regen Kontakt zw ischen den W eisen in Betracht ziehen, der manchm al zur Q u ellenanleihe führen konnte. V on orientalischen und zumal auch griechischen V ertretern der angew andten L ebensw eisheit w issen wir, dass

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DIE P A R Ä N E S E IM A LTE N T E ST A M E N T 67

gleich legt die V erw endung der älteren ägyptischen44, assyrisch-ba­ bylonischen45 und vielleicht auch kanaanitisch-phönizischen46 Q uel­ len n ahe47. Ob es um eine direkte literarische Beeinflussung oder — was w ahrscheinlicher ist — um einen W iderhall der internationalen W eisheitstradition48 geht, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Selbst im Falle eines literarischen K ontakts handelte es sich nicht um eine w ahllose Ü bernahm e des Stoffes, sondern um eine vom hebräischen M ahnungsstil her getroffene A usw ahl49.

Im H inblick auf den Ton der M ahnung ist im Buche der Sprüche eine gew isse Entwicklung zu verzeichnen. Die älteren

Sammlun-sie lange R eisen unternahmen — vgl. Sir 34,12— 13; 39,4b; Prd 4,15f (?); 10,7.16f (?). Job ist bekanntlich ein Fremder, ebenso seine Gesprächspartner. Jedenfalls w eist das Buch der Sprüche (30,1— 14; 31,1—9) auch frem des, den nichtisraelitischen W eisen zugeschriebenes M aterial auf. D och w eiss man um die V orgeschichte d ieses M aterials wenig.

44 V gl. z.B. B. G e m s e r, T h e In s tru ctio n oi ' O n c h s h e s h o n q y and Biblical

W i s d o m Literature, V et. Test. Suppl. VII (Leiden 1960) 102— 128; H. G e s e, W e i s ­ h e it s d i c h tu n g 2, D ie Rel. in G eschichte u. G egenw art V I3, 1578— 1579.

45 V gl. vor allem W. G. L a m b e r t , B a bylonian W i s d o m Literature, Oxford 1960, 96— 117. Doch ist es ein e unstatthafte V ereinfachung des Problems, w enn Y. K a u f m a n n — M. G r e e n b e r g (T h e R eligio n oi Israel ir om its B eginnings

to th e Babilonia n Exil, C hicago 1960, 324) schreibt; „Hardly anything in biblical

W isdom (apart from its m onotheistic view point) cannot be paralleled in the lite ­ rature of Egypt and M esopotam ia”.

46 V gl. W. F. A l b r i g h t , S o m e C anaanite-P hoenic ian Sou rces oi H e b r e w

W i s d o m , VT Suppl. Ill, 1— 15 u. E. J a c o b , Ras Shamra et l'A n c i e n T e sta m e n t,

N eu ch âtel 1960, 70—71.

47 A ls indirekte Q uelle der sittlichen W eisung Israels w äre m öglicherw eise auch die jetzt veröffentlichte um fangreiche didaktische Literatur von Sumer zu b erücksichtigen (J. J. v a n D i j k, La sagesse su m éroaccadienne, Leiden 1953; E. I. G o r d o n , Sum eria n Proverbs, Philadelphia 1959 und d e r s., A N e w Look

at th e W i s d o m o! S u m e r a nd A k k a d , Bibi. O rientalis 17 (1960) 124). G o r d o n

zählt nicht w eniger als 11 v ersch ied en e Genera dieser Literatur auf (Sprüche, F a­ bel u. Parabel, V olks-Erzählung, M iniatur-Essays, Rätsel, Schul(=E duba)—Bildun­ gen, W eish eitsd isp u te, satyrische D ialoge, praktische R atschläge u. W eisungen, Erzählungen vom Leiden d es Gerechten).

48 D ie Bibel nennt zahlreiche fremde V ertreter der angew andten L ebensw eis­ heit und überdies auch Länder, w o d iese besonders gepflegt wurde. A usser 1 Kg 5,10 f wird noch Edom (Jr 49,7; Abd 8 u. Job 2,11), Tyrus (Ez 28,2—7; Zach 9,2), Ä gyp ten (Gn 41,8; Ex 7, 11; Js 19,11 u.a.), A ssyrien (Js 10,13), Babylon (Js 44,24; Jr 50, 35; 51,57) und später auch Persien (Est 1,13) erwähnt.

49 Sehr lehrreich ist diesbezüglich der V ergleich zw ischen der W eish eit des A m enem ope und dem scheinbar darauf sich stützenden A bschnitt Spr 22,17— 23,11, ferner 23,13f mit A chikar (altaramäisch) 8 lf. D ie R eihenfolge der W eisu n gen des A m enem ope wird in Spr 22,17— 19 beibehalten, sodann folgt ein D oppelspruch aus dem letzten Kapitel (30,1 f; Spr 22,20). In Spr 22,24 (A m enem ope 9,1 f) wird noch ein natürliches M otiv der M ahnung beigefügt; Spr 22,22 (A m enem ope 2,1 f) legt der W arnung vor M isshandlung des Armen noch eine religiöse Begründung bei; Jahw e selbst wird den R echtsstreit des Armen führen und für entsprechende V ergeltung sorgen (Spr 22,23). Ein anderes B eispiel der religiösen M otivation v gl. 22,19. Über das V erhältnis der Prov und A m enem ope zueinander herrscht unter den Forschern noch immer ein e grundsätzliche M einungsverschiedenheit.

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gen30 b ieten zuerst Lebensregeln in ursprünglicher Aussageform . Es sind Feststellungen von Erfahrungstatsachen, die den zu Beleh­ renden einfach zur Ü berlegung dargeboten w urden. Zu den Aufga­ ben des Lesers gehört es, die sittliche Lehre daraus herauszulesen oder auf die entscheidende Lebensprobleme anzuw enden. Es ist ein charakteristischer Zug des einfachsten U nterw eisungsspruches, n a­ m entlich auch des maśal, dass die sittliche Belehrung nicht direkt, sondern in einer m ehr oder w eniger v erhüllten Form dargeboten w ird31. In den scheinbar etw as jüngeren Samm lungen w ird der A ussagespruch immer haüfiger zum eigentlichen M ahnspruch32. Der K ontakt mit der Erfahrungsw eisheit w ird nicht gelöst: diese findet sich als eine mit kî eingeleitete Begründung in m anchen W eisungen w ieder33. Zuweilen w ird aber die ,,profane" Begründung durch den Hinweis auf Jah w e54 verdrängt.

Auf diese W eise w ar der erste Schritt vom Spruch zur M ahnung getan, obgleich diese stets ein Rat zur Ü berlegung und zum selbstän­ digen Entschluss blieb55. Dass eine letzten Endes auf Erfahrung gestützte M ahnung zum eigentlichen Gebot w erde, dafür genügte die au toritative Begründung nicht56: sie m usste aus einer au to rita­ tiven Q uelle kommen und au to ritativ vorgetragen w erden.

50 Fast alle E xegeten komm en darin überein, dass die dem Salom on zugeschris- benen Samm lungen (10,1— 22,16; 25—29) die Grundlage der ganzen Samm lung b il­ den. Zur A uslegung vgl. O. P 1 ö g e r, Zur A u s l e g u n g der S e n te n z e n s a m m l u n g e n

des P roverb ien b u ch es, in: Festschr. G. von Rad (München 1971) 402—416 u. C.

W e s t e r m a n n , W e i s h e i t im Sprichwort, in: Schalom A. Jepsen (Stuttgart 1971) 72—85.

51 V gl. Anm. 16.

52 D ies ist am besten am Einführungsteil (Spr 1— 9) ersichtlich, der aus einer jüngsten Spruchreihe besteht. In dieser Sammlung tritt der Lehrer oder die personifizierte W eish eit selbst hervor, um die Schüler zur W eish eit aufzumuntern und vor Gefahr ein es sch lechten U m gangs zu warnen. V gl. A. H u 1 s b о s с h,

S a g e s s e créatrice et educatr ic e II, A ntonianum 1 (1961) 433—451 (auch m ono­

graphisch: Rom 1963); Ch. К a y a t z, Stu d ie n zu Proverbien 1— 9. Eine fo rm- und

m o tiv g e s c h ic h t li c h e U n te rs u c h u n g u n ter E in b ezieh u n g ä g y p ti s c h e n V e r g le i c h s ­ m aterials, N eukirchen 1966; R. N. W h y b r a y, W i s d o m in Proverbs , London 1965;

d e r s. So m e liter a ry Proble m s in P roverbs I—IX, V et. Test. 16 (1966) 482—496; R. T o u r n a y, B uch der S p rü c h e 1— 9: ers te th eo lo g is ch e S y n t h e s e der W e i s h e i t s ­

tradition, Concilium 2 (1966) 768— 773.

53 Spr 1,8—9; 1,15— 17; 1,31— 32; 2,3; 2,10.18.21 u.a. 51 Spr 2,6—8; 3,7 usw.

55 D ies ist aus der T erm inologie klar ersichtlich. D ie sittliche M ahnung wird als „Ratschlag" f'esah) — Spr 12,15; 19,20— 21; 20,5.18; 21,30, auch 1,25.30; 8,14 — als Züchtigung oder W arnung (m üsar — 1,2.3.7.8; 4,1.13; 5,12.23; 10,17; 12,1; 13,1.24 usw.), W eisu n g (törah — in den Sam m lungen Salom os 13,14; 28,4.7.9 auch in der jüngsten Spruchreihe 1,8; 3,1; 4,2 usw.) seltener als Gebot ( m is w a h Spr 13,13; 19,16 etw as haüfiger in der Einführung: 2,1; 3,1; 4,4; 6,20—23) bezeichnet.

56 Deren Schw äche ergab sich aus der beschränkten G eltungsdauer. M anche von ihnen hielten angesichts der politischen, sozialen und zumal religiösen Um­ w älzungen nicht stand. A ls B eisp iel m ag der berühmte Spruch über die k o llek tiv e V erantwortung angeführt werden: Jr 31,29 u. Ez 18,2ff.

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D IE P A R Ä N E S E IM A LTE N T E ST A M E N T 69

Die Anfänge der Paränese und ihr religiöser Charakter

Einen w eitaus m ächtigeren Einfluss auf die G estaltung der sitt­ lichen U nterw eisung in Israel übte der andere Faktor aus: die V er­ knüpfung des Schicksals des V olkes mit Jahw e. Der Bundesgedan­ ke57 und der damit verbundene D ekalog58 bilden die G rundlage aller religiösen M ahnung im A lten Testam ent. Hier tritt nicht mehr der W eise mit seiner Erfahrungsw eisheit auf, sondern Jahw e selbst mit der autoritativen Forderung, mit kategorischen Befehlen und V erboten. Die D arstellung der Entwicklungslinien, die vom Dekalog zu den einzelnen Formen der religiösen U nterw eisung führen, kann hier nicht verfolgt w erden. Die G rundzüge der priesterlichen und prophetischen M ahnung zum religös-sittlichen Leben m ögen — nebst einigen A usw irkungen in der Liturgie für unsere A ufgabe genügen.

Die sittliche M ahnung geht oft zugleich auf die V erkündigung und Erklärung der göttlichen G ebote aus. Als selbständige lite­ rarische Form ist sie bei den ältesten Propheten selten, aber doch neben dem Unheils- und V erheissungsw ort nachw eisbar59. W enn bei Jerem ias der m ahnende Spruch offensichtlich zunimmt60, so ist dies einerseits auf die von diesem P ropheten zu erfüllende Aufgabe, anderseits aber auf die (an das Deuteronom ium erinnerende) W eiterbildung der rhetorischen Prosa zurückzuführen61. Eine p ro­ gressive Entwicklungslinie suchte schon H. G r e s s m a n n an ­ hand der V erheissungssprüche aufzuzeigen62. D anach w äre die Zwischenstufe in den bedingten V erheissungen zu suchen, wo die Erfüllung sittlicher Postulate als V oraussetzung für das W alten der göttlichen Huld hingestellt wird; den Endpunkt der Entwicklung bildete jedoch die M ahnung als solche.

W enn auch nicht geleugnet w erden kann, dass die sittliche W eisung bei den jüngeren P ropheten zunahm, so b edeutet dies lediglich eine A kzentverschiebung in der vom Dekalog vorgege­

57 V gl. J. L'H o u r , Die E th ik der B und estr a d itio n im A l t e n T e s t a m e n t , Stutt­ gart 1967.

58 V gl. H. H a a g , Der D ekalo g, in: M or a lth eo lo g ie u nd Bib el (Paderborn 1964) 9— 38.

59 V gl. z.B. Am 5,14f; Js 1,16— 17. A nders C. W e s t e r m a n n , G rundform en

p r o p h e tisc h e r R ede, M ünchen 1960, 133, der w eder M ahnung noch W arnung als

ein e selb stän d ige Gattung annehm en m öchte, sondern diese als Erweiterung der ursprünglichen prophetischen Redeformen (des Gerichtsw ortes) behandelt. A ls H erkunftsort der M ahnung gibt er die „Gebotsparänese" an, w ie sie im D eutero­ nomium (Dt 5— 11) anzutreffen ist.

69 Jr 4,14; 6,6—8; 7,3— 9; 21,12; 22,1—5 usw.

51 A uch die syn agogale Ü berarbeitung in der E xilszeit oder der Einfluss der W eish eitssch u len auf den K ollektor konnten zum A uftauchen der sittlichen M ah­ nung im Jerem iäbuch beigetragen haben.

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benen Richtung83. Mit der fortschreitenden V erinnerlichung der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk, empfand man immer mehr, dass die m aterielle Einhaltung der Bundesw eisungen nicht genügen konnte. Die Gebote sollen fortan aus innerer Ü berzeugung bejaht w erden84, was ohne entsprechende sittliche H altung unmö­ glich war.

Damit sollte nicht nur die persönliche Heiligung des Einzelnen erzielt, sondern vor allem der sittliche Aufbau der heiligen Jahw e- -Gemeinschaft gefördert w erden65. Den sozialen Beitrag der sittli­ chen M ahnung zur G estaltung des Lebens Israels kann man beispiels­ w eise am Thema der em et und hesed, ferner der A rm ut und des A lm osengebens betrachten. Das in den Psalmen oft w iederkehrende M otiv der A rm en Jahw es und die sittliche W ertung des A rm utside­ als in sp äterer Zeit66, sind w eitgehend ein W iderhall der sittlichen M ahnung der Propheten.

Einen bedeutend grösseren Beitrag zur Bildung der alttestam ent- lichen P aränesen leistete die priesterliche Unterw eisung. A usser der P riesterschrift ist hier wohl auch das Deuteronom ium in Erw ä­ gung zu ziehen, w orin die priesterliche Predigt z.T. noch deutlich erkennbar ist. Indessen liegen die beiden U nterw eisungsarten — die prophetische und die priesterliche — nicht w eit auseinander. Der U nterschied besteht in der Betonung des m oralischen und h u ­ m anistischen Elements in den G esetzen des Leviticus und des D euteronom ium s67. Zugleich w ird jew eils eine A ktualisierung des Stoffs beabsichtigt, wofür sich die paränetische Form vorzüglich eignete.

Im H eiligkeitsgesetz erscheint die Paränese jew eils am Schluss der U nterw eisung als ein in tegrierender Bestandteil; ,,die M ittei­ lung von G ottesordnungen m ündet in eine P aränese aus"68. Noch deutlicher lässt sich die paränetische Tendenz im Deuteronom ium

63 Bei Ezechiel spielt aber die sittlich e Mahnung k eine w esen tlich e R olle — vgl. K. v o n R a b e n a u , Die E n tste h u n g des B u c h e s Eze chie l in lo r m g es ch ich tli-

cher Sicht, W issenschaftl. Zeitschr. der U niv. H alle 5 (1955—56) 659—694, bes. 674.

W. Z i m m e r l i (Ezechiel I, N eukirchen 1969, 51*) findet zwar bei Ez Spuren der Ständeprediqt, qibt aber zu, dass d iese in einer Sekundarverw endung auftritt.

μ Jr 31,33—34.

65 V g l. R. D a v i d s o n , S o m e A s p e c t s ol th e O ld T e s t a m e n t C ontribution

to th e Pattern ol Christian Ethics, Scott. Journ. of T h eology 12 (1959) 373— 387,

bes. 381— 387.

66 V gl. A. G e o r g e , Pauvre , Diet, de la Bible Suppl. VII, 387—406; G. J. B o t t e r w e c k , Ebiôn, Theol. W orterb. zum A. T. I, 28—43.

67 V gl. M. W e i n f e l d , T h e D e p e n d e n c e ol D e u te r o n o m y upon th e W i s d o m

Literature (neuhebr.), in: Y ehezkel Kaufmann Jubilee V olum e (Jerusalem 1960)

89— 108 u. J. L 'H o u r , a.a.O., 69—76.

68 G. v o n R a d , D e u te r o n o m iu m s -S tu d ie n , G öttingen2 1948, 23 im H inblick auf Lv 19 und 22. „Das H eilig k eitsg esetz (enthält) zum überw iegenden T eil parä­ netisch e G em eindebelehrungen, und diese G em eindebelehrungen stehen auf dem Grund verschiedenartiger älterer Satzungen" (ebd., S. 24).

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DIE PA R Ä N E S E IM A LTE N TE ST A M E N T 71

selbst feststellen69. Sie entstam m t nicht bloss den literarischen Absichten, sondern rü h rt — w enigstens teilw eise — von der w irk ­ lichen Predigtpraxis her. Zweifellos w ar hier w ie auch in den p ro ­ phetischen Schriften die Liturgie nicht ohne Bedeutung70. Im allgem einen stehen die kultischen V orschriften und die sittlichen M ahnungen hier reibungslos nebeneinander; oftmals gehen jen e in K ultparänesen über71.

Eine bem erkensw erte Q uelle der kultischen Paränese mag die B undeserneuerung gew esen sein. Im Bundesform ular72 w aren es die Einzelbestimmungen, an die die Paränese anknüpfen konnte. In diesem Sinne w erden auch die ausgesprochen religiösen Bestim­ mungen ethisch erw eitert oder mit m ahnenden H inw eisen ergänzt. Dieses V erfahren scheint zur paränetischen Form des D euterono­ miums einen w esentlichen Beitrag geleistet zu haben73. Im Spätju­ dentum knüpfte das übliche paränetische Genus der Testam ente gerade an diesen Teil des Form ulars an74. Auf dieselbe Q uelle geht wohl auch das u ralte Genus der Segnungen und Flüche im A lten Testam ent zurück75, das in enger Beziehung zur Paränese steht.

D araus ergibt sich, dass sowohl die priesterliche w ie die prophe­ tische M ahnung inhaltlich und zum Teil auch literarisch in Bundes­ vorschriften v eran k ert sind, mit der Tendenz, aus dem Gebot zur eindringlichen ethischen M ahnung zu w erden. Der konkrete Grad

69 V gl. J. L'H o u r , a.a.O., 69—76 u. 82—84 und bes. W. B e y e r 1 i n, Die

Parä nese im B u n d e sb u c h u nd ihre H e r k u n ft , in: Festschr. H. W . Hertzberg (Göttin­

gen 1964) 9—29.

70 „Es ist nicht au sgesch lossen , dass die k ultische Paränese A usgangspunkt für die Bekehrungsrufe der Propheten, besonders von A m os, O see, M ichäas u. Jerem ias war" (J. L'H o u r, a.a.O., 70).

71 A uf den Kultus ist w ohl die V ergegenw ärtigung („heute") der M ahnungen zurückzuführen — v gl. G. v o n R a d , Das fo r m g es ch ich tlich e Problem..., 35—38. 72 ü b er das Bundesformular vgl. K. B a l t z e r , Das B undesfo rm ular, N eukir­ chen2 1964. Bezüglich der R olle der Paränese schreibt L'H o u r (a.a.O., 70): „Die Paränese ist sicher nicht ein e rein literarische Erscheinung... Sie ist eng mit dem Leben des Bundesformulars selb st verbunden und hatte w ie d ieses sicherlich ihren Platz in der Bundesliturgie selbst, genauer noch in der im Ritus der Bundes­ erneuerung... Für unsere Z ielsetzung genügt die Feststellung, dass ein e mehr oder w eniger ausgeform te Paränese immer an derselben S telle des Bundesformülars vorhanden ist".

73 „Ausserdem stellt man fest, dass das Deuteronom ium an m anchen Stellen d iese Begründungen erw eitert und ihnen paränetische Ü berlegungen folgen lässt. Schon die Tatsache, dass jed es ein zeln e Gebot so durch grundsätzliche Ü berle­ gung begründet wird, zeigt deutlich, dass alle G ebote von derselben sittlichen G eisteshaltung geprägt sind und dass das H alten jed es E inzelgebotes d iese G eistes­ haltung bestätigt." (J. L'H o u r , a.a.O., 75f).

74 V gl. K. B a l t z e r , a.a.O., 142.

75 V gl. W . S c h o t t r o f f , Der altis raelitische Fluchspruch, in: W issensch. M onographien zum A lten und N euen Testam ent 30 (1969) 163— 198; G. W e h m e i ­ e r , Der S e g e n im A l t e n T e s t a m e n t , B asel 1970. Am ausführlichsten: J. S c h a r ­ fo e r t , Solidarität in Se gen und Fluch im A l t e n T e s t a m e n t und in seiner U m w elt, Bonn 1958.

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des Ü bergangsprozesses hängt von der A bsicht und dem lite ra ri­ schen M ilieu des V erfassers ab. N eben der gegenseitigen Einwir­ kung78 ist auch der Einfluss der populären W eisheit nicht von v o rn ­ herein abzuweisen. In diesem Falle w äre aber der Entwicklungsweg um gekehrt wie in der Spruchw eisheit, die nach einer autoritativen Begründung sucht.

Die Psalmen bieten keine w esentlich neue U nterw eisungsfor­ men. Im Psalterium sind wohl die w ichtigsten Stadien des Ü ber­ gangs vom Einzelspruch zum einheitlichen didaktischen Genus bezeugt: neben ausgeführten positiven M ahnungen und negativen W arnungen (in Frage-A ntw ort-Form , un ter A nführung von schla­ genden V ergleichen oder als Segens- bzw. W ehesprüche), tritt auch ein äusserliches V erbindungsprinzip w ie die A krostychie h erv o r77. Freilich un terliegt die lyrische Form der M ahnung jew eils den in Israel auftauchenden U nterw eisungstendenzen, die in den prophe­ tischen und priesterlichen Schriften zum V orschein kamen. A ber hier w irkte die W eisheit Israels befruchtend auf die M ahnung, w ie das die W eisheitspsalm en bew eisen78. Als letzte Tendenz w äre der Einfluss des Gesetzes zu nennen, der allerdings hauptsächlich auf die letzte Entwicklungsperiode der alttestam entlichen M ahnung entfällt.

W enn auch die erste Blüteperiode der Spruchunterw eisung keine ausgeführte paränetische Form en ergeben hat, so w eisen die a ltte ­ stam entlichen Schriften nichtsdestow eniger eine zunehm ende pa­ ränetische Tendenz auf. W ir haben versucht, die spezifisch israeli­ tischen Züge jen er Tendenz hervorzuheben. Bei dieser G elegenheit stellte es sich heraus, dass das religiös-ethische G epräge der M ahnungen im alttestam entlichen Schrifttum stets vorherrschte. Der V ergleich selbst mit den am m eisten entw ickelten K ulturvöl­ kern, muss eindeutig zugunsten Israels ausfallen79. Der hohe Stand des israelitischen Ethos ist zweifellos eine Frucht der V erknüpfung der M ahnung mit dem B undesgedanken80. Der ethisch-religiöse Standpunkt gew ann auch den erfahrungsm ässigen K lugheitsregeln,

78 L'H o u r , a.a.O., 6911.

77 ü b er den Begriff s. W. B ü h l m a n n — K. S c h e r e r , S tiliig uren d e r Bi­

bel, Freiburg 1973, 44f.

78 A ls solch e gelten Ps 1; 37; 49; 73; 91; 112; 127; 128; 133. H. J. K r a u s

(Psa lmen I, N eukirchen2 1961) zieht es vor, von „Einwirkungen der W eish eitsd ich ­

tung" in den Psalm en zu sprechen (S. LV).

79 Der M angel an Einheitlichkeit des ethischen Im perativs bei den N achbar­ völkern ist ein e der N achw irkungen des Polytheism us. V gl. E. J a c o b , Les bases

th é o l o g iq u e s de l'é th iq u e de l' A n c i e n T e sta m e n t, V et. Test. Suppl. VII (Leiden

1960) 39— 51, bes. 40.

80 V gl. W. E i c h r o d t , T h e o lo g i e d e s A l t e n T e sta m e n ts, Bd. II/III, Stutt- gart-G öttingen4 1961, 220.

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die das ethische Problem vielfach übergingen, immer mehr Boden ab und verm ochte sich auch angesichts des V ordringens der k u l­ tischen Regeln zu behaupten.

Die Entwicklung von paränetischen Formen in der nachexilischen Zeit

Eine zweite Blütezeit der sittlichen M ahnung fiel in das 6. und 5. Jahrhundert. In der Exilszeit reifte die religiös-sittliche Reflexion heran und verlangte nach einer U m gestaltung der früheren U nter­ w eisung. Das vom N euen auferlegte Gesetz bedurfte ebenfalls einer V erm ittlung und A nw endung an die neuen Lebensverhältnisse. Auch das Prophetenam t, das früher für die Erläuterung der ethischen G rundsätze sorgte, w urde zur Seltenheit; umso mehr haben die an der Thora orientierten priesterlichen M ahnungen sich fortentw ickelt. Dazu gesellte sich im 4. Jah rh u n d ert81 der vordringende H ellenis­ mus mit seiner lebensbejahenden, aufgeschlossenen Art.

Es ist ein charakteristisches M erkm al der alttestam entlichen O ffenbarungsgeschichte, dass der Fortschritt und die Entwicklung niemals sprunghaft erfolgten, sondern stets an das vorgegebene Gut anknüpften. Die neue Lage des auserw ählten Volkes v erursachte auch keinen Umsturz in der sittlichen U nterw eisung des A lten Te­ stam ents. Die fragm entarische Spruchw eisheit w urde im Lichte der sittlichen Problem atik um geprägt und auf die akutesten Existenz­ fragen des V olkes angew endet. Es kam en in der U nterw eisung grundsätzlich einzelne Them ata an Stelle der Lebensproblem e zur Behandlung. Ein Ü bergangsstadium kann bereits in den jüngeren Samm lungen des Buches der Sprüche beobachtet w erden: die M ahnungen gehen auf bestimmte ethische Problem e ein, w obei neben dem Lehrer die personifizierte W eisheit als V erm ittlerin der U nterw eisung82 auftritt. A usser der anthologischen Stoffbehandlung kam en jetzt auch entw ickeltere M ahnungen zum V orschein. Im Buche Job sucht der V erfasser auf die u ralte Frage nach dem Sinn des Leidens83 eine neue A ntw ort im Lichte der göttlichen G erech­ tigkeit zu geben84. Für unsere A ufgabe ist die jew eils am Schluss

81 D ie ersten Kontakte der U nterw eisung Israels mit dem H ellenism us erfolgten über den persischen Hof. V gl. H. C a z e l l e s , Bible, Sagess e, Science, Rech, de Sc. R eligieu se 48 (1960) 40—54, vor allem 40ff.

88 Spr l,20ff; 8 ,Iff; 9,Iff.

83 Man v gl. d ieses Thema in der sum erischen Literatur — E. I. G o r d o n ,

A N e w L o o k at th e W i s d o m of S u m e r an d A k k a d , Bibi. O rientalis 17 (1960) 122—

— 152, bes. 149f.

84 D en sittlich en Hintergrund des Buches, nam entlich die Spannung zw ischen dem Anthropozentrism us der traditionellen U nterw eisung mit dem T heozentris­ m us untersucht P. H u m b e r t , Le m o d e r n is m e de Job, V et. Test. Suppl. III (Lei­ den 1955) 159— 161.

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der D ialogteile w iederkehrende M ahnung der Freunde Job's von gewissem Interesse. Sie v erbindet reibungslos die traditionellen, auf Erfahrung gestützten Elem ente85 mit dem religiösen, ebenfalls auf die Tradition zurückgreifenden Standpunkt, der aber mit Job's Ü berzeugung von seiner G erechtigkeit in einer Spannung steh t88. Die ursprüngliche B ipolarität der sittlichen M ahnung tritt hier in einer spezifischen Dialogform hervor. In den M ahnungen w irkt der aus der N atur87 und aus dem G eschichtsverlauf88 geschöpfte V er­ gleich stärk er als der rhetorische U nterbau.

W eder das Buch Job noch das Buch Prediger bieten eine w esen­ tlich neue M ahnungsform. K ohelet greift ein w eiteres Problem auf, das angesichts der fortschreitenden H ellenisierung (?) an sittlicher Bedeutung gewann: das der U nzulänglichkeit der irdischen Güter. Die traditionelle Spruchform w irkt hier deutlicher als bei Job nach89. N eben den gut entw ickelten A pophtegm ata, die zum Teil im M ahnton vorgetragen w erden90, w ird die im M otto91 aufgestellte U nterw eisungslinie in den G rundzügen durchgeführt. Der h ellen i­ stische G edanke, der dem V erfasser wohl nicht unbekannt w ar, hat in der G estaltung des M ahnstils keine Spuren h interlassen92.

Den W erdegang der sittlichen M ahnung in alttestam entlichen W eisheitsschriften beschliessen zwei Bücher, die uns in die N ähe der neutestam entlichen (und jedenfalls der intertestam entalen) Schriften führen: das von Jesus Sirach und das der W eisheit. Das

85 Job 15,17— 18 usw.

86 D er m enschlichen G erechtigkeit w ird zugunsten der göttlichen allm ählich jeder Halt entzogen — v gl. P. H u m b e r t , a.a.O., 160f.

87 Job 5,8— 10; 8,11— 12.16— 17. D ie N atur wird jedoch im Lichte der göttlichen V orsehung verstanden.

88 Job 8,8— 19.

89 Prd 4,9— 12; 5,1— 6; 7,1— 14.18— 19.22; 10,1— 20. D iese Sprüche sind zum eist metrisch. Inw iefern sie von einem späteren Sammler hinzugefügt w orden sein können, ist nicht ersichtlich. Zur N eutralisierung der pessim istischen A usführun­ gen des Predigers würden sich diese, zum grossen T eil auf Erfahrung gestützten R egeln käum eignen. V ielm ehr ist K ohelet in einen akuten Z w iespalt über die ethische H altung geraten. Er trägt die sittliche U nterw eisung im traditionellen M ahnstil vor, da er w eiss, dass sie für die praktische Lebenskunst unentbehrlich ist. Z ugleich kann er sich aber dieser nicht mehr fügen — daher sein Pessim ism us ein erseits und Lebensutilitarism us anderseits.

90 D ieses (in der griechischen Literatur w ohlbekannte) G enus hat ein hohes A lter zu verzeichnen. J.J.A. v a n D i j к (La sages se sum éro a cca d ien n e. R e c h e r ­

c h e s sur le s g e n re s littéraires d e s t e x t e s sapientiaux, Leiden 1953, 100— 112) hat

es in der sum erisch-akkadischen W eish eit vorgefunden. A uch in der altä g y p ti­ schen Literatur kann das A pophtegm a w o h l belegt w erden. Seine B eziehung zur Paränese wird von v a n D i j к (a.a.O., 100) folgenderm assen umschrieben;

„J'entends donc par sentence parénétique: un apophègm e contenant une exhorta­ tion soit à la v ie m orale soit à la prudence dans le sen s le plus large du mot".

91 Prd 1,2 (12,8). Dazu s. R. К r o e b e r, Der Prediger, Berlin 1963, 122. 92 V gl. W. W e r b e c k , P redig erbuch, in: Die R eligion in Gesch. u. G egen ­ wart Bd. V s, 510— 514.

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erste h at mit den zwei v orher erw ähnten Büchern die strikte A nlehnung an die traditionellen Form en gemeinsam. Es sucht die alte, spruchartige W eisheit in U nterw eisungsform zu beleben und durch diese die sittliche H altung des treu en Israeliten zu bew irken. Der alte masal erreicht hier den H öhepunkt seiner Entwicklung93; der Ü bergang von Aussage- zu M ahnform scheint vollzogen zu sein. Die in den früheren prophetischen94 und proverbialen93 U nterw ei­ sungen w ohlbekannten Zahlensprüche96 w erden jetzt zu beliebten W erkzeugen der M ahnung97. Es ist näm lich ein V ersuch mehr, die U nterw eisung nach einem ganz äu sseren Grundsatz zu gruppieren und zugleich die A ufm erksam keit des Lesers (Hörers) auf die Auf­ zählungen der Tugende bzw. Laster zu lenken98.

Eine an d ere Linie schlägt das Buch der W eisheit ein: es verb in ­ det in form eller wie inhaltlicher H insicht die hellenistischen und spezifisch hebräischen Elemente. Die ausgeführten M ahnungen der W eisheit — die sich als ein von Gott kom m ender und dem M en­ schen innew ohnender Geist v o rstellt99 — haben trotz ihres religiö­ sen C h arakters einen hellenistisch-rhetorischen Nachklang. Es w er­ den vor allem die H errschenden angesprochen100 und in einer A rt von R egentenspiegeln zur Nachfolge der W eisheit eingeladen101; darüber hinaus will aber die W eisheit alle M enschen auf den W eg der Tugend führen102.

Obwohl die vorliegende U ntersuchung die M ahnung hauptsäch­ lich auf ihre literarische Form hin zu prüfen hat, muss dennoch auf

93 V gl. J. Marböck, W eish eit im W andel. Untersuchung zur W eish eitsth eo lo g ie bei Ben Sira, Bonn 1971 u. O. R ickenbacher, W eisheitsperikopen bei Ben Sira, Diss. der Bibel-Kom mision, Rom 1971.

94 Am 1— 2 (passim) — v gl. M ich 5,4; Os 6,2.

95 Spr 6,16— 19. In der Sammlung Agur's: Spr 30,15— 16.18— 19.21—31 — vgl. Job 5,19ff. In der ägyptischen Spruch-Literatur fehlt der Zahlenspruch; er lindet sich jedoch im aram äischen Text von A hiqar und auch in der ugaritischen L ite­ ratur. V gl. W.H.M. R o t h , N u m e r ic a l S a y i n g s in th e Old T e sta m e n t, Leiden 1965; S. E. L o e w e n s t a m m , T h e phra se "X (or) X plu s o n e" in Biblical and Old

O rie ntal Laws, Biblica 53 (1972) 543.

96 S. Anm. 95.

97 Sir 23,16; 25,7— 11; 26,5— 6.28. Im 25,1 u. 2 fehlt der zw eite T eil des Z ahlen­ spruchs.

98 G ew öhlich dient der Zahlenspruch dazu, Laster aufzuzählen (vgl. 23,16; 25,2); selten er wird damit eine Tugendreihe verbunden (25,7— 11).

99 W eish 7,22— 23. Die Lehre über die R olle des göttlichen G eistes als einer im M enschen w irksam en sittlichen Kraft ist auch in älteren Schriften des A.T. bezeugt — v gl. P. v a n I m s c h o o t , Geist, im Bibel-Lexikon3, 534—544.

100 W eish 1,1 (6,1.2.9 u.a.). D ie alttestam entliche W eish eit ist vor allem ein Privileg der R egenten — vgl. die W eish eit des m essianischen K önigs (Js 11,2— 5). N äheres: G. v o n R a d , W e i s h e i t in Israel, N eukirchen 1970, 28—29.36; H.. W i l d b e r g e r , Jesaja I, N eukirchen 1972, 448—449.

194 W eish 6,1— 25.

193 A ls V orbedingung wird hier die H eiligk eit erwähnt (7,27). Es ist zu b e­ merken, dass die praktische W eish eit Israels von A nfang an „demokratischer" war als die übrigen U nterw eisungen des alten Orients. W ahrscheinlich hing das

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den sichtbar verinnerlichten m oral-theologischen G ehalt der U nter­ w eisung hingew iesen w erden. In den jüngsten didaktischen Büchern des A lten Testam ents kommen die bis jetzt nur angedeuteten oder gar völlig unbekannten Züge der göttlichen hokm ah zur Entfaltung: die erzieherische Tätigkeit der W eisheit103, ihre prinzipielle Bedeu­ tung für die sittliche H altung des M enschen104, ihre Rolle in der V orsehung und in der H eilsgeschichte105. Bereits bei Sirach ist k lar ersichtlich, dass die traditionellen, auf V erm ittlung einzelner Ge­ danken eingestellten K unstformen der M ahnung unzulänglich sind. Ein sichtbares H indernis bei der Form enentw icklung dieser G attung war die stets zunehm ende V erknüpfung der sittlichen U nterw eisung mit der Spekulation über das Gesetz, die mit der Identifizierung des Gesetzes mit der W eisheit en d ete106. An Stelle der früheren freien paränetischen A nw endung der Satzungen auf die jew eils entstehende Lage des Volkes, treten nun die theologischen Be­ gründungen, nicht selten rein theoretischer Art. Die w achsende A uto rität des Gesetzes förderte die E rstarrung der Satzungen zu festen Formeln. Später, in der in tertestam entalen und vor allem in der rabbinischen Literatur w erden diese Formeln in A pophtegm a- -Form gesam m elt um paränetischen Zwecken zu dienen: überdies sam m elte man sorgfältig die von berühm ten K ennern des Gesetzes getroffenen Lösungen als eine A rt von paränetischem Gut.

Es bleibt noch das letzte M erkm al der inspirierten M ahnung in vorchristlicher Zeit zu erw ähnen, das zur Entstehung einer w ichti­ gen U nterw eisungsform führte: die V erw ertung der G eschichte und ihrer G estalten zu paränetischen Zwecken. Dass die sittliche M ah­ nung des A lten Testam ents in jed er H insicht an die Tradition ge­ bunden war, w urde oben angedeutet: es gilt übrigens auch für die nicht biblischen didaktischen G rundform en107. M an hat schon in älteren Schriften der Bibel gesucht, treffliche G estalten der V orzeit als V orbilder für die sittliche H altung hinzustellen108. Solch p a tria r­

mit dem religiösen Charakter dieser W eish eit zusammen. A uch der G edanke an G leichberechtigung aller B undesgenossen mag die A usbildung einer „aristokra­ tischen" S tandesw eisheit verhindert zu haben.

103 Spr 1,20—23: 8,1— 3: 9,1— 6; W eish 7,21.

104 W eish 1,26—30: 10,10 u.a. — v gl. Spr 8,32—36: Sir 24,19—22. 105 W eish 7,23—27; 8,1.

136 Sir 24,23; Bar 4,1.

107 D ie ägyptischen U nterw eisungen greifen oft das ältere M aterial auf. Selbst die jüngste erhaltene sittlich e M ahnung aus Ä gyp ten P. Insinger (vgl. F. L e x a , Papyrus Insinger. Les e n s e i g n e m e n t s m o r a u x d'u n scribe é g y p t i e n

d u p re m ie r siècle après J.C., Bd. I—II, Paris 1926, bes. Bd. II S. 86— 104) schöpft

reichlich aus der alten Tradition.

108 B ereits im D euteronom ium w erden die historischen Elem ente in den D ienst der sittlichen U nterw eisung gestellt. A uf denselben A spekt geht auch die ty p o lo g isch e Betrachtung der G eschichte der Patriarchen in der jahw istischen Tradition ein.

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D IE PA R Ä N E S E IM A LTE N T E ST A M E N T 77

chalische Züge trug Moses, ein Urbild des ,,Armen Ja h w e s''109, fer­ ner Job, das Sinnbild der Geduld, um von anderen V orbildern der priesterlichen und prophetischen U nterw eisung abzusehen.

Die Entwicklung dieses charakteristischen Zuges führt über dieselben Schriften wie die übrigen paränetischen Traditionen: über das heilsgeschichtliche M otiv der U ntreue in der prophetischen Rede, ferner über die grossen historischen Perspektiven des D eute­ ronomiums in der Liturgie, wo die gelegentlichen H inw eise eine festere literarische Form erh ielten110. Dass dieses paränetische A usdrucksm ittel auch der Erfahrungsw eisheit w ohlbekannt w ar. bew eist Ps 78,2 (der den K reisen der W eisen entstammt), wo die Geschichte als masal und hidah hingestellt w ird111. D enselben T at­ bestand w eist auch das Buch Sirach auf, das dem Lob der V äter nicht w eniger als sieben K apitel w idm ete112. Der V erfasser des Bu­ ches der W eisheit nimmt das Thema im Hinblick auf das W alten der göttlichen W eisheit auf113, allerdings in einer vom H ellenism us stark beeinflussten Form 114.

Doch ging diese U nterw eisungsart bald über die G renzen der poe­ tischen und rhetorischen G enera hinaus. In Prosaform w urde an statt der gesam ten G eschichte Israels jew eils nur eine Episode h ervorgehoben und den didaktischen A bsichten gem äss v o rg etra­ gen. G ew öhnlich ergab sich die M ahnung zum sittlich guten Leben, zur Fröm m igkeit oder Einhaltung der Gebote aus dem V erlauf der Erzählung115. Indessen w urde die W irkung durch eine direkte ein­ dringliche M ahnung — ebenfalls in Prosaform — gesteigert.

Im Buche Tobias erteilt der greise V ater seinem Sohne ange­ sichts des herannahenden Todes sittliche W eisungen116. Der Zu­ sam m enhang von Kap. 4 mit der Erzählung, nam entlich mit dem darauffolgenden W eg, ist nicht ohne w eiteres ersichtlich. Es ist äusserst schw ierig zu entscheiden, in w elchem Grade der V erfasser jene überlieferte Episode dem paränetischen V orhaben angepasst h at117. Das Leitmotiv der M ahnung ist in ausserbiblischen Q uellen

109 Vgl. J. S c h i l d e n b e r g e r , M o s e s als Idea lgesta lt e in e s A r m e n J ahw es, in: M em orial Gelin (Le Puy 1961) 71—84.

110 V gl. E. J a c o b , L'histoire d'Israël v u e par Ben Sira, in: M é la n g e s Bi­

b liques en l' h o n n e u r A. R obert (Paris 1957) 288— 294, bes. S. 288.

»« Ebd.

112 Sir 44— 50. Uber den Sinn d ieses A bschnitts s. E. J a c o b , a.a.O., und I. F r a n s e n , Les o e u v r e s de D ieu (Sir 42,1— 50,20), Bible et la V ie Chrét. 81 (1968) 26— 35.

113 W eish 10— 19.

114 V gl. T. F i n a n, H ellenistic H u m a n i s m in th e B o o k ol W i s d o m , Ir.

T heolog. Quart. 27 (1960) 30—48. 115 So z.B. im Buche der Judith.

113 Das paränetische Hauptstück findet sich in Tob 4; man vgl. auch die U nterw eisung in ähnlicher Situation in 14,3— 11.

117 A. L e i è v r e (in: In tro d u ctio n à la Bible, Bd. I, Paris2 1959, 743) fasst es folgenderm assen auf: ,,Le thèm e du livre est la v o ie du bonheur. C ette voie,

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