1. Einleitung, Entwicklung im
Wawle( 4exAnIrderungen
Fahrgastschiffe im erweiterten Sinne sind alle schwimmenden Fahrzeuge, die
Personen befördern. Weltweit zu den
älte-sten Beförderungsmitteln zählend waren
sie stets für den Benutzer wichtig. für den Steuermann eine große Verantwortung.
Im engeren modernen Sinne des ..Schif fes für den Passagier sind Fahrgastschiffe eine besonders attraktive Variante für
Frei-zeit und Reise, ihr Entwurf eine
faszinie-rende Aufgabe für den Ingenieur.
Die Schwierigkeit dieser Aufgabe
-wenn auch nicht ihr Umfang - ist beimo-dernen Fahrgastschiffen für Binnengewäs-ser mindestens ebenso groß wie bei Hoch-seeschiffen.
Geringer Tiefgang, umweltschonender, wirtschaftlicher Einsatz, hohe Manövrier-fähigkeit, beste Raumnutzung, Schwin-gungsbekämpfung stellen immer höhere
Anforderungen an den Entwurf von flach-wassertauglichen Binnenfahrgastschiffen.
Erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es große Bínnenfahrgastschiffe mit
Hotelbe-trieb, die - für mehrtägige oder sogar
mehrwöchige Reiseaufenthalte von 200Fahrgästen und mehr vorgesehen und
ent-worfen - in Ausrüstung und Einrichtung
mit Hochseefahrgastschiffen, z. B. Kreuz-fahrtschiffen. durchaus zu vergleichen
sind.
Diese, hei uns unter der Bezeichnung
Kabinenschiffe bekanntgewordenen Bin-nenfahrzeuge unterscheiden sich - auch in
Formgebung und Antrieb - sehr deutlich von den sogenannten Tagesausflugschif-feu, die keine Ubernachtungsmöglichkeit
für den Fahrgast bieten.
Selbstverständlich können
Kabinen-schiffe ebenso wie TagesKabinen-schiffe auch im
Zielverkehr, als Zubringer, bzw. im
Fähr-verkehr über große und kleine Distanzen eingesetzt werden. Als solche standen sie
schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts vor allem auf dem nordamerikanischen Konti-nent hinsichtlich der technischen Einrich-tung und ihrer teils luxuriösen AusstatEinrich-tung
den seegehenden Passagierschiffen kaum nach.
In einem Punkt ergab sich von Anfang an ein Nachteil für das Binnenfahrgastschiff: von den Hauptabmessungen war der
Tief-gang in aller Regel durch den Einsatz auf flachen Gewässern stark eingeschränkt. * Leiter der Versuchsanstalt für
Binnenschiff-bau e.V.. Duisburg
Prof Dr. -Ing. H. H. Heuser'
Dies gilt nicht so sehr für die Streckenfahrt. Sind. wie vorherrschend, An- und Ablege-möglichkeiten nur im Seichtwasserbereich gegeben, so bestimmt dies den zulässigen
Tiefgang. Das Faktum der
Tiefgangsbe-schränkung zwingt dazu, entweder: die Fahrgastzahl selbst oder die
Wasser-verdrängung je Fahrgastplatz klein zu halten. um bei vorgegebenen
Höchst-grenzen von Länge und Breite eine wi-derstandsgünstige Form . insbesondere einen geringen Blockkoeffizienten neh-men zu können, oder
den Blockkoeffizienten und damit die
verfügbare
Verdrängung größer zu
wählen und eine geringere Geschwin-digkeit bzw. einen höherenLeistungs-bedarf hinzunehmen, oder
durch Weiterentwicklung von Formge-bung und Antrieb und durch Verbesse-rung ihrer Wechselwirkungen zu versu-chen. die Nachteile der höheren
Was-serverdrängung weitgehend oder
voll-ständig auszugleichen.
Die erste Lösung wurde bis etwa zur
Mit-te des 20. Jahrhunderts bevorzugt. Sie
brachte entweder nur kleine
zulässigeFahrgastzahlen oder ein nur geringes Platz-angebot je Fahrgast bei mäßigem Komfort an Einrichtung und Ausstattung.
Die zweite Variante war im allgemeinen
nur dann zu realisieren, wenn die
Ge-schwindigkeit keine oder eineuntergeord-nete Rolle spielte, da eine höhere installier-te Leistung das Schiffsgewicht vergrößerinstallier-te, die Betriebskosten in die Höhe trieb und im Regelfall doch nicht zur Erfüllung der Ge-schwindigkeitsforderung führte. Letzteres
vor allem dann, wenn auf sehr flachem Wasser gefahren wurde, bei dem es nicht
außergewöhnlich ist, daß der Leistungsbe-darf mit der 5. bis 8. Potenz der
Geschwin-digkeitssteigerung zunimmt.
Die dritte Möglichkeit als besonders
ökonomische, aber auch aufwendigeLö-sung konnte erst mit der Einführung syste-matischer Forschungs- und Entwicklungs-arbeit erfolgreich genutzt werden.
So ergab sich in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts ein starker Impuls für
Wei-terentwicklungen dieser Art und zwar in
er-ster Linie aus dem gleich mehrfach
ge-wichtsmehrenden Trend zu höherem Kom-fort, größerem Platzangebot und gehobe-ner bis luxuriöser Restauration bei
gleich-zeitig noch steigenden Anforderungen an
Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. (Lit. [11)
Vor allem die letztere Forderung erwies sich als ebenso berechtigt wie
kostentrei-bend.
Hochleistungs-Ruderanlagen oder kom-binierte Antriebs- und Steuerorgane
erga-TECHNISCHE LJNIVERSITEIT Laooratonum voor
Schiffstechnik
ScheepshydromeChafllca ArchiefMeketweg 2, 26'8 CD Deift
Tel.: 015- 786873 - Fax: 015- 781836Foringebung und Vortrieb von Binnenfahrgastschiffen
Ein Beitrag zum Entwurf aus hydrodynamischer Sicht
hen eine bisher nicht erreichbare
Manö-vrierfähigkeit. Größere Schiffe mit Längen
von mehr als 50 m, zumal wenn häufiges
An- und Ablegen oder mehrfache
Schleu-senpassagen zum Einsatzalltag gehören, werden darüberhinaus in zunehmendem Maße mit Schuberzeugern am Vorschiff. sogenannten Bugstrahlsteuern,
ausgerü-stet, die eine weiteres, relativ teures, aber effektives Plus an Sicherheit und
Reak-tionsschnelligkeit bringen.
2. Randbedingungen bestimmen
den Entwurf
Stets sind es die - meist einschränken-den - Randbedingungen, die einschränken-den Entwurf
von Formgebung und Vortrieb der Schiffe bestimmen.
Bei Fahrgastschiffen auf B
innenwasser-straßen betrifft dies im wesentlichen:
Tiefe, Breite und Krümmungsradien
des Fahrwassers, Stürzweiten und lichte Höhen von Brücken, evtl. Schleusenab-messungen.
Anforderungen bezügl.
Geschwindig-keit einerseits und geringer Wellenhil-dung andererseits.
Während die Absolutwerte der Haupt-abmessungen maßgeblich von
Einsatz-zweck. Fahrgastkapazität und
Einsatzge-blet bestimmt werden, sind die
Formpara-meter und die eigentliche Formgebung
nach der geforderten Geschwindigkeit bei
möglichst geringer Störwirkung des vom
Schiff erzeugten Wellensystems zu wählen. Auf begrenzter Wassertiefe und vor allem auf Flachwasser ist die Froude'sche Tiefen-zahl
F1
V\/g
hder entscheidende Faktor für Größe und
Energieeinheit des Wellensystems und da-mit für den Wellenwiderstand und den Lei-stungsbedarf.
Dies gilt in besonderem Maße für die schlanken und relativ schnellen
Fahrgast-schiffe mit kleinen Tiefgängen. bei denen
der Einfluß der Wassertiefe auf die
Ver-drängungsströmung vergleichsweise gering
Ist.
Bei der F11-Bestimmung sind - abhängig von Völligkeit und Schwerpunktlage -
um-so mehr die lokalen Wassertiefen zu
be-rücksichtigen.
je geringer der Abstand
Schiffsboden - Fahrwassersohle, die soge-nannte Flottwasserhöhe, ist.In diesen Fällen entsteht eine starke
Ver-änderung der Druckverteilung um den
Schiffsrumpf, die Ubergeschwindigkeiten nehmen zu und die für die lokaleWasser-tiefe maßgebliche Absenkungsmulde ist
stärker ausgeprägt.
HA UPTA N T R E BSVA R IAN T EN
A] NororrLpropeLLer; Ruderpropelter
] ZYKLOIDALPROPELLER (VSP)
Abb. i
Wie bei jedem Binnenschiffsentwurf
spielt die Wahl der Vortriebsorgane eineSchlüsselrolle für die Rumpfformgebung. (Abb. 1).
Neben dem konventionellen
Schraubenpropeller auf schiffsfester Welle haben sich Ruderpropeller undZykloidal-propeller eingeführt und bewährt. In
Ein-zelfällen kommt es noch heute zur Verwen-dung von Schaufelrädern.
Die Wechselwirkungen zwischen Rumpfform. Vortriebsorganen und Fahr-wasserbegrenzungen sind derzeit in allen Einzelheiten nur qualitativ zu erfassen.
Der Forderung nach geringem Schiffstief-gang kommen Schaufelrad und
Zykloidal-propeller (Voith-Schneider-Propeller (VSP)) besonders entgegen. Sie erreichen
eine große eingetauchte Fläche durch die
Rechteckform ihres wirksamen Quer-schnitts. wobei die Breite dieses Rechtecks wesentlich größer als seine Höhe ist.
Dementsprechend kann die
spezifischeLeistungsbelastung mit ihrem starken Ein-fluß auf den Wirkungsgrad erheblich
ver-mindert werden, falls Zykloidalpropeller Verwendung finden. Dadurch sinkt indi-rekt auch der Sogeinfluß auf das Hinter-schiff, so daß der Zusatzwiderstand des Schiffes durch den arbeitenden Propeller deutlich geringer ist. Von daher wäre der Zykloidalpropeller bei nicht getunnelten
Hinterschiffen zu bevorzugen. Leider
brin-NQRMALPROPELLER - ZYKLOIDALPROPELLER NP VSP Vergwrh LEISTUN000026RF. P Zwwiproperrwr - Fwhrgowtwlhiff Lw1 - Y rSo& 0, 0.620 21 PIO IkWr 600 500 600 000.. PO A0 rkW F r 200 ...300 100 NORMALPROPELLER - ZYKLOIBALPROPELLER NP VSP Vwgr&1h LEI500NOSBE040F, P1 ZwepopwLle- Eohgo,twhi6f Lw1 Y 283& C, 0,600 T w 110m; h 50m PROP.- STRAI3LFLACHEN, Ao NP ASP R vsP 250
/
NP_-
ii
100/
idalpropeller nicht gleichgesetzt werden. Am Schiff wirken sich zusätzlich die sy-stembedingt unterschiedlichen
Druckver-teilungen im Ansaugbereich auf die effekti-ven Sogziffern aus. Im Rahmen einer
spe-ziellen Entwicklungsaufgabe
der VBD
(Lit. [2]) wurden identische Rumpfformenvon mittelgroßen Fahrgastschiffen
nach-einander
mit 2 Normalpropellern; Mittenabstand
e = 0,4 .
BWL-
mit 2 Voith-Schneider-Propellern;Mit-tenabstand e = 0,5.BWL
ausgerüstet und in Propulsionsversuchen
untersucht (siehe Abschnitt 4).
Die Vergleiche der Antriebsleistungen
für gleiche Geschwindigkeit und der zuge-hörigen Leistungsbelastun gen PD/Ac)
(Abbn. 2 und 3) zeigen. daß identische An-triebsleistungen nur dann zu gleichen
Fahr-geschwindigkeiten führen, wenn die
Lei-stungsbelastung der VSP deutlich niedriger als die der Normalpropeller ist.
Vortriebstechnisch interessant wird der
Zykloidalpropeller dann, wenn (Flügellän-ge = Normalpropellerdurchmesser voraus-gesetzt) der Flügelkreisdurchmesser deut-lich größer ist als die Flügellänge. Es bleibt festzuhalten, daß unter den modernen Vor-triebsarten für flachgehende Fahrgastschif-fe der Voith-Schneider-Propeller in jedem Fall in der Vorprojektphase als Alternative
zu betrachten ist. Dies gilt sogar dann.
TBIJ
seit 1954
Whlschattlichkeit und Sicherheit durch Modellversuche und Messungen
am naturgroßen Objekt
Untersuchungen von Binnenschiffen jeder Art auf Flachwasser und von Seeschiffen und meerestechnischen
Bauwerken im Küstenbereich
Elektronisch gesteuerter Schleppwagen . 200m langer Modell- und Großversuche zu Umweltschutzmaßnahmen Bord-Flachwasser-Kanal . Kombinierter Flach- und messungen und Testen von Fahrzeugen unter Mitwirkung des Tiefwasser-Kanal Strömungsanlage, Wellenerzeuger Forschungsschiffes Fritz Horn . Hydrostatische und
für beide Haupttanks . Manövrierteich mit Rundlauf und hydrodynamische Spezialuntersuchungen . EDV-Arbeiten Fernsteuerungsanlage. Planar-Motion-Mechanism für Schiffbau und Schiffahrt
Versuchsanstalt für Binnenschitfbau e.V.
-
Forschungsinstitut für Flachwasser-HydrodynamikInstitut an der RWTH Aachen und der Universität - Gesamthochschule Duisburg
Klòcknerstr. 77 Postf.101349 4100Duisburg 1 Tel. (0203) 353096/97 Telex 8551 288vbdu ' Telefax: (0203) 361373
bwIZfB - Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen - Nr. i - Februar 1990 27
6 19 20
V kfllhl
Abb. 2
gen sein hohes Gewicht und die gegebene
bzw. notwendige Konzentration von
Pro-peller, Getriebe und motorischem Antrieb auf kleinem Raum häufig Probleme
bezüg-lich der Anpassung von Gewichts- und
Ver-drängungsschwerpunkt. sofern es sich um Vortriebsorgane unter dem Heck des Schif-fes handelt. Hinzu kommt, daß bei
gerin-gen Schiffsbreiten der Vorteil der großen wirksamen Fläche dadurch zurückgeht,
daß auch die Strahlflächenbreite stärkeren Beschränkungen unterliegt.
Bei Mehrschraubenschiffen muß die ge-genseitige Beeinflussung der
Ansaugberei-che - vor allem bei kombinierten
Vor-triebs-Steuerorganen - durch einenMm-destabstand der Propellermitten
voneinan-der. e, weitestgehend vermieden werden.
Dies gelingt bei nicht durchgezogenem
To-thoiz nur dann hinreichend, wenn beim Normalpropeller e/D 2,5. bei
VSP-An-trieg e/00 2,0 eingehalten wird. Geht man bei nicht getunnelten
Hinter-schiffen von gleichem Tiefgang aus, so kann die wirksame Fläche eines Voith-Schneider-Propellers ohne weiteres das Doppelte der Fläche eines
Schraubenpro-pellers für das gleiche Schiff erreichen. An dieser Stelle muß betont werden, daß der Propellerwirkungsgrad keineswegs
linear mit der wirksamen Strahliläche
zu-nimmt. Inbesondere können die Abhängig-keiten bei Schraubenpropeller und
Zyklo-18 20 21 V 81,06] Abb. 3 rkWI 500_ 400.. 300_ 200 100
wenn die Schraubenpropeller eingetunnelt werden können und sich damit das Verhält-nis der wirksamen Fläche zu ihren Gunsten verändert.
Selbstverständlich stellen auch Ruder-propeller eine echte Alternative im
Vor-projekt dar. Ihr Bauprinzip macht den
Schraubenpropeller zu einemVortriebsor-gan mit beliebig variabler Schubrichtung und in dieser Hinsicht dem Zykloidalpro-peller vergleichbar. Dabei bleibt der
Vor-teil des Schraubenpropeller in Gewicht und
Preis großenteils erhalten. Bezüglich des
Gütegrades der Propulsion haben sich Ru-derpropeller der Kombination aus
Normal-propeller + Antriebswellen +
Wellenbök-ken gleichwertig erwiesen.
Auch beim Ruderpropeller muß im
Regel-fall, wie beim VSP, allerdings eine Ge-wichtskonzentration im Propellerbereich
hingenommen werden, die bei heckgetrie-benen Fahrgastschiffen Probleme des
Trimmausgleichs bringen kann.
vs [km 1h] 32 31 o, 130 o, .0 29 28 28
/
/
/
/
/
/
/
/
/...Kreuzerheck Spieqeiheck 7 8 9 10LANGEN BREITEN - Verhüttnis L / B
Abb. 4
Das Schaufelrad als Hauptantrieb am
Heck oder an den Schiffsseiten kann seinen Vorteil der Einfachheit und des guten
Wir-kungsgrades nur dann zur Geltung bringen.
wen n
die Drehzahl der Hauptmaschine sehr
niedrig ist.
- die Schaufeln so gesteuert werden,daß
eine weitgehende Anpassung an die
Eintritts- und Durchgangsbedingungen bei einer Radumdrehung gewährleistet ist (stoßfreier Eintritt).
Ersteres war bei
Dampfmaschinenan-trieb ideal gegeben und läßt sich heute nur
mit hochuntersetzenden, schweren
Stirn-radgetrieben oder mit relativ aufwendigen
diesel-elektrischen bzw. diesel-hydrauli-schen Antrieben realisieren.
Letzteres setzt zumindest die herkömm-liche Kulissensteuerung voraus, die jedoch den Vorteil der Einfachheit des
Vortriebs-organs Schaufelrad einschränkt. Hinzu kommen als deutliche Nachteile gegenüber den anderen Propulsionsorganen der
unge-wöhnlich große Platzbedarf der Schaufelrä-der und die aus ihrer exponierten Anord-nung resultierende
Havarie-Empfindlich-keit.
Von gelegentlichen Ausnahmen aus
nostalgischen Motiven heraus abgeseheni
1.60, OWL
oder wenn es sich um das Befahren extrem
flachen Wassers mit relativ großen
Fahr-zeugen handelt, spielt das Schaufelrad als Hauptantrieb für Binnenfahrgastschiffe heute keine wesentliche Rolle mehr.
3. Das Schiff für nicht begrenzte
Wassertiefen (Tiefe Binnenseen)
Wäre die Notwendigkeit, Anlegestellen
an seichten Ufern anzulaufen, nicht fast überall gegeben. könnten Fahrgastschiffe für derartige Einsatzgebiete weitgehend wie entsprechende Seeschiffe entworfen
werden.
Abb. 6 FLUSSFAHRG
Modeitserie FORMOPTIMIERI BeispieL M 202 Lw
LIS
Dies gilt um so mehr, als auf den Binnen-seen (Beispiele: Bodensee, Schweizer und
Oberitalienische Seen) regelrechter See-gang auftreten kann. Bei länger
anhalten-dem, heftigem Wind oder bei plötzlich
auf-tretendem Gewittersturm sind
Wellenhö-hen von 1.5 bis 2m durchaus möglich.
Lei-der zwingen die ufernahen Wassertiefen
bei den Anlegestellen zu drastischen
Tief-gangsbeschränkungen. so daß die aus der
Fahrt im Seegang resultierenden Forderun-gen mit TiefgänForderun-gen von 1,3(1 m bis 1,60 m erzielt werden müssen. Neben den
zahlrei-chen alten und älteren Schiffen mit
Rad-vortrieb (meist Seitenräder) und mit
Nor-malpropellervortrieb kommen seit
neue-rem Ruderpropeller zum Einsatz.
Die Tendenz geht bei fast allen Fahrgast-schiffreedereien zum mittelgroßen. gut ausgestatteten Schiff mit hohem
Sicher-heitsstandard und geringstmöglichen Per-sonalbedarf bei großzügigem Platzangebot und guter Restauration. Geschwindigkeits-anforderungen stehten nicht an erster Stel-le, doch zwingen enge Fahrplanzeiten (oft für Bahn-. Bus- oder Bergbahnanschlüsse
nötig) zu entsprechender Motorisierung
mit hinreichenden Reserven.
Eine häufig wiederkehrende Frage ist die nach der hydrodynamisch optimalen
Heck-form. Das weit überwiegend bzw. hei Neu-bauten fast ausschließlich verwendete Spie-gelheck steht hier im Vergleich zum soge-nannten Kreuzerheck.
Das Spiegelheck bringt den dringend
be-nötigten Platz auf dem Achterdeck und
schützt die Propeller wirksam gegenLuft-einbruch beim Stoppen bzw.
Rückwärts-manövrieren.
Hydrodynamisch beurteilt entsteht ge-genüber dem Kreuzerheck ein Zusatzwi-derstand. der bei größeren Eintauchtiefen
beträchtlich sein kann.
Die genaue Zuordnung der
Wider-standsdifferenzen zu den verschiedenenUrsachen. (druckfeldhedingte
Unterschie-de im Fahrttrimm, Wellenausbildung am
Hinterschiff und reiner ,.Spiegelheckwider-stand) ist schwierig und für Seeschiffe auf Tiefwasser bisher erstmalig von
Groethus-Spork (Lit. [3]) durchgeführt worden. Da für den praktischen Vergleich bei sonst ähnlichen Schiffsformen nur der resultie-rende Unterschied im Leistungsbedarf
in-teressiert, kann die Gegenüberstellung von Helm (Lit. [4]) einen ersten Anhalt geben.
Bei Binnenfahrgastschiffen wird eine
Abhängigkeit der Heckformauswirkung vom LIB festgestellt. (Abb. 4). Das
ange-führte Ergebnis
- geringer Spiegelheckvorteil bei L/B 7,5
- Spiegelhecknachteil oberhalb L/B = 7,5. stark zunehmend
gilt
streng nur für einen untersuchten
Blockkoeffizienten und für einen
BIT-Wert.Vor allem ist das Resultat auf Tiefwasser (tiefe Binnenseen) begrenzt. Für Flachwas-ser liegen einschlägige Vergleichsresultate bis heute nicht vor.
Es dürfte jedoch feststehen, daß auf
al-len Wassertiefen Verdrängungsschiffe mit Kreuzerheck wesentlich weniger
empfind-lich in Bezug auf
Leistungsbedarfsunter-JNG, VBO-Bericht 237
bw/ZEB - Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen -Nr. i - Februar 1990
MS
Abb. 5: Neubauten FahrgastschitTe für den Vierwaldtstätter See. Antrieb durch 2 XSchottel.Ruderpropeller
schiede durch Tiefgangsänderungen sind
als Spiegelheckschiffe.
Ein Neubau 1990 für den Vierwaldstätter See wird den modernen Ruderpropelleran-trieb für optimale Manövrierfähigkeit und einen sehr kleinen Spiegel erhalten, der
ei-nem tiefgangs- bzw. eintauchneutralen
Verhalten nahekommt. Abb. 5 enthält die
prinzipielle Spantenrißskizze.
Die Entwicklung von zwei typischen
Kennwerten für Fahrgastschiffe auf tiefen Binnenseen kann anhand von drei Schiffen
der SGV (Schiffahrtsgesellschaft
Vierwald-stätter See) verfolgt werden.
PR/V = installierte Motorleistung in je m' Verdrängung
V/z = Wasserverdrängung in m3/
Fahrgast (z = zugelassene
Fahrgastzahl)
Für den hier in Rede stehenden Bereich der Hauptabniessungen
ergeben sich diese Kennwerte wie folgt:
V=Verdrängungsvolumen ohne Fahrgäste Während der Leistungsbedarf je m3 als rein hydrodynamische Größe beim radgetriebe-nen Schiff ,,Gotthard", das den geringsten Tiefgang und mit 8,40 das weitaus
günstig-ste Längen-Breiten-Verhältnis aufweist, (,Neubau": 6.5) besonders niedrig liegt, ist der wesentlich höhere fahrgast-spezifische
Wert V/z des .Neubaus", eindeutiges An-zeichen für den gehobenen Komfort und das größere Platzangebot der modernen
Fahrgastschiffkonzeption.
Bei der Zahlenbewertung sollte
aller-dings berücksichtigt werden, daß das reine
Schiffsgewicht aus Gründen verschärfter
Sicherheitsvorschriften auch
bei einem
evtl. Nachbau der älteren Schiffe heutedurchweg höher ausfallen würde.
4. Das Schiff für begrenzte
Wasser-tiefen und für Flachwasser
Bei unveränderten Anforderungen ge-genüber den Fahrzeugen für Tiefwasser-Seen liegt die Problematik dieser Schiffe
naturgemäß nicht auf dem Gebiet der See-gangstauglichkeit, sondern im Bereich der Flachwassereinflüsse und damit u. a. auch der Verkehrssicherheit.
Sie zwingen den entwerfenden Ingenieur
- zu optimaler Wahl der
Antriebsleistun-gen bei zwangsläufig stark reduzierten Geschwindigkeitsforderungen in
An-passung an die Wassertiefen.
- zur Wahl von Vortriebs- und Steueror-ganen mit hohem Wirkungsgrad bzw.
Einrichtungen, die dem Schiff eine
be-sonders gute Manövrierfähigkeit mit
kurzen Reaktionszeiten verleihen.
Wir haben es hei dieser Kategorie mit dem Gros der Flußfahrgastschiffe zu tun.
wie sie auf den Binnenwasserstraßen - ins-besondere den großen Strömen - weltweit
im Einsatz sind. Sie unterliegen in der Ein-schränkung ihrer Geschwindigkeit und ih-rer Manövrierfähigkeit
dem Eintluß der Wassertiefe auf ihren Wellenwiderstand,
dem Einfluß von Wassertiefe und -brei-te auf den Druckfeldaufbau um den ge-tauchten Rumpf und die Auswirkungen
auf den Gesamtwiderstand
(Verdrän-gungsströmung).
Beide Einflüsse sind physikalisch unter-schiedlicher Natur. Es kommt jedoch stets zu einer Uberlagerung, sodaß eine saubere Trennung nicht möglich ist.
Allgemein ist festzuhalten, daß für die
Größe der Auswirkungen der
Fahrwasser-beschränkung auf den Wellenwiderstand
die Froude' Tie fenzahl
V
Fh-
Vgh
und somit die Relativgeschwindigkeit zum Wasser und die Tiefe des Fahrwassers maß-geblich sind.
Bei der Auswirkung der Verdrängungs-strömung auf den Gesamtwiderstand sind demgegenüber u. a.
die Rumpfvölligkeit, CB.
- der Rest-Wasserquerschnitt nach Ab-zug des eingetauchten
Schiffsquer-schnitts, AK - AM,
von herausragender Bedeutung.
Beim Wasserquerschnitt verliert die Breite des Fahrwassers ihren Einfluß wei-testgehend, wenn das Verhältnis von Fahr-wasserbreite zu Schiffsbreite den Wert 15 überschreitet. Während dies für sehr große Hauptspantvölligkeiten CM > 0,98 gilt,
kann die Grenze bei den i. a. wesentlich
ge-ringeren CM-Werten von
Flußfahrgast-schiffen noch deutlich niedriger liegen.
So bleibt auf den meisten
Einsatz-strecken im Binnenland die Wassertiefe auch für den Einfluß derVerdrängungs-Strömung der entscheidende Wert. Als dimensionsloser Parameter zur Kenn-zeichnung dieses Einflusses haben sich das
Wassertiefen- Tie
fgangs-Verhältnis h/T
bzw. das
Wasserhöhenverhältnis
h - T
h
eingeführt. Ihre Verwendung ist jedoch nur mit Einschränkung zulässig. Zweifel-los ist der Einfluß der Verdrängungsströ-mung auf das gleiche Schiff nicht iden-tisch. wenn z. B.
h=7,Om; T=3,50m h/T=2,0
h=3,Om: T=1,50m h/T=2.0
sind. Hier spielt die Dicke desWasserpol-sters unter dem Schiffsboden als Absolut-wert eine Rolle. Es ist daher unabdingbar. soweit wie möglich Variationen von Zähler
und Nenner der genannten Quotienten zu
bewerten.
Werden das Wasserhöhenverhältnis oder das Wassertiefen-Tiefgangs-Verhält-nis zur Bewertung benutzt, so sollten
sich die Anderungen von Zähler oder
Nenner in engen Grenzen halten,
nur ähnliche Rumpiformen mit
gerin-gen Abweichungerin-gen bei den
Formpara-metern, insbesondere der
Hauptspant-völligkeit, verglichen werden.
Abb. 7 LIB-OPTIMA fiir ein
80-m -Zweisohrau ben schiff
1 2 450 kW I L/B 11 10 9 8 5 7,5 10 [ml Wassertiefo h
Lit. [41 gibt eine sehr gute Übersicht zum Wassertiefeneinfluß auf die günstigste Wahl wichtiger Parameter.
Abb. 6 zeigt den Basis-Spantenriß einer
zugehörigen Serie von Flußfahrgastschif-fen der 80-m-Klasse. Bei Fixierung von
Länge und Wasserverdrängung wurden die Widerstandsleistungen und die
Wellerilei-stungen an den Propellern bei systemati-scher Anderung von Breite, Blockkoeffi-zient und Lage des Verdrängungsschwer-punkts gemessen. Die zu den
verschiede-nen Wassertiefen gehörigen
Geschwindig-keitswerte bei vorgegebener
Antriebslei-stung führen auf Parameter-Optima als
Funktion der Wassertiefe. Abbn. 7. 8, 9zeigen die zusammengefaßten Resultate. Wegen der starken Beeinflussung des
dy-namischen Trimms eines
Flachwasser-schiffs durch die Anordnung der
Vortriebs-organe - und aus Gründen der
Schwer-punktiage - wurden in der VBD schon
C8 Abb. 8 065 0.60 C8-OPTIMA 80-rn -Zweischrcu 12 ' 450 fur ein kW I benschi 0.85 050
Name Jahr der zugelassene P8/V V/z
lndienst-stellung Fahrgast-zahl z (kW/m) (m3/FG) .,Gotthard" Endzustand 1914 600 1,60 0,30 .,Rigi" 1955 600 2,60 0.27
Neubau"
1990 300 2.30 0.75 44,0<
L1) < 49,0 m 5,8<
B < 7,Om 1,10 T <1,5m
bw/ZfB - Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen - Nr. I - Februar 1990 29
0 2 4 6 8 10 12
2
Abb. 9
OPTIMA der SCHWERPUNKTLAOE
fOr ein 80 -m-Zweisctiraubenschiff I 2» 450 kW 4 5 6 7 8 Wassertiefe h 9 101ml
1957/58 Entwicklungsarbeiten mit seitlich
angeordneten Zykloidalpropellern (VSP)
für ein großes Rhein-Fahrgastschiff durch-geführt. Die VSP befinden sich in
Anbau-körpern gem. Ahhn. 10 und 11. Sie
er-brachten bei Dienstgeschwindigkeit einendeutlich geringeren steuerlastigen
Fahrt-trimm und entsprechende
Leistungseinspa-rungen im Vergleich zum traditionellen
Heckantrieb.
Abb. 12 zeigt die Ergebnisse bei nahezu gleichen Hauptabmessungen und ähnlicher Rumpfformgebung des Schiffskörpers. Am
dargestellten Beispiel sind insbesondere wichtig:
die relativ hohe Grenzgeschwindigkeit
(Fflh = 0,82)
die Koinzidenz der Uberschneidungs-punkte von Propellerdrehleistung und
Trimm.
Die VBD hat 1968 die Ergebnisse einer
Als langjähriger Touroperator für Schiffsreisen
suchen wir zur Erweiterung unserer
Charter-flotte Zusammenarbeit mit
KABINENSCHIFFEN
für die Durchführung von Cruises auf Rhein, Moselund Neckar.
TOURINT AG, Herrn W. de Zeeuw
Steinenberg 5 Postfach 150 4010 Basel/Schweiz
Telefon 0041 / 61 / 23 99 95 Telefax 23 99 97
ELEKTRO-BECKER MAINZ
SER VICE-G. M.B.H. Telefon 06131/234044
SCHIFFS BATTERI E N
12V / 180 Ah, gef. + gel. p. Stück DM 385, + MwSt.
6V! 180 Ah, get. ± gel. p. Stück DM 517 ± MwSt.
Abb. lo
umfangreichen Entwicklungsstudie über
kleine und mittelgroße Fahrgastschiffe für den Einsatz auf begrenzter Wassertiefe und auf Flachwasser veröffentlicht. (Lit. [2])
Für Schiffe von 20 bis 60m Länge, wie sie vor allem auf Nebenflüssen und Kanälen, aber auch auf dem Rhein eingesetzt wer-den, sind typische Spantenrisse und
Pro-pulsionsorgane untersucht worden.
Abb. 13 zeigt als Beispiel das 40-m-Schiff
mit dem Blockkoeffizienten C8 = 0,5. Bei
Festwerten von Tiefgang und
Verdrän-gungsschwerpunktlage wurden Länge und Blockkoeffizient systematisch variiert,
woraus entsprechende Unterschiede in Wasserverdrängung, LIB und BIT
resul-tieren.
Abweichend vom gezeigten Spantenriß
sind aus heutiger Sicht folgende Empfeh-lungen zu geben:
Abb. 11
stärkeres Einziehen des Spiegels auf das
Maß
Spiegelbreite
Sch iffs breite
Dabei sollte die im Hinblick auf Propel-lerabstand und Decksflächenbedarf mm-destmögliche untere Spiegeibreite
ange-strebt werden.
Der Übergang von Unterkante Spiegel in die Schiffsseiten sollte in Fortführung der Kimm nicht eckig sondern mit einem möglichst großen Radius erfolgen. Dies
kann - zusammen mit Pkt. i - bis zu
Yachtspiegelkonstruktionen führen.Eine Spiegeltauchung in Ruhelage ist
nur bei heckgetriebenen Schiffen und
aus-schließlich zur Vermeidung von
Luftsau-gen der Propeller beim Stoppen bzw.
Rückwärtsmanövrieren notwendig.0,85
Abb 13: Modellserie Einkörper-Fahrgastschiffe. VBD-Modell-Nr. 485
L1
40 m CB = 0,50 mDa die getauchte Spiegeifläche im inter-essanten Geschwindigkeitsbereich (F,, <
0,4) direkt oder indirekt betnicht!iche Widerstandserhöhungen und Mehrbe-darf an Vortriebsleistung verursachen kann. (s. Abschnitt 3) sollte ihre Größe
minimiert sein. Bei Flußfahrgastschiffen hat sich eine Tauchtiefe von wenigen cm
unter der Unie des kleinstmöglichen
Einsatztiefgangs am Heck alshinrei-chend erwiesen.
Ansonsten können die entwickelten Span tformen - insbesondere auch die Auf-kimmungswinkel - weiterhin als Entwurfs-leitlinie für hydrodynamisch gute Flußfahr-gastschiffe dienen.
Als Antriehsvarianten wurden
Normalpropeller und als Stichpunktvergleiche -Ruderpropeller und
Voith-Schneider-Pro-pellet untersucht und teilweise bewertet
(s. Abschnitt 2). hrS,0 m kw) fli= 1300 -20 20 51km/h) 0200 1)00 1000 900 800 700 -600 500 400
Abb. 12: Binnenfahrgastschiffe
mit 2
XVSP-Antneb
5. Das Schiff fur extrem flaches und
für allseitig begrenztes Fahrwasser
Herausragendes Beispiel dafür in der
Bundesrepublik Deutschland ist die Fahr-gastschiffahrt auf der Weser. Bei
Wasser-tiefen von 1,0 bis 1,5 m muß der Einsatz
noch möglich sein.
Bei der Planung neuer Fahrzeuge für die Oberweser-Dampfschiffahrts-Gesellschaft Anfang bis Mitte der 70er Jahre wurde erst-mals das Prinzip des Seitenantriebs mit Ru-derpropellern erfolgreich verwirklicht.
Da-mit konnten dessen Vorteile hinsichtlich Fahrtirimm und Leistungsbedarf genutzt
werden. Abb. 14 enthält den
schemati-schen Spantenriß eines solchen Schiffes.Abb. 15 zeigt ein Schiff dieses Typs (FMS
Antrieb durch seitlich ungeordnete Ruderpropeher
LwL = 50m; Bspt.= 8,80 m ; (540m)
o i i
Abb. 14: FahrgastschifT für extremes Flachwasser ,,Holzminden') - jedoch mit
abweichen-den Vorschiffslinien - in der Fahrplanfahrt auf der Weser.
Interessantes Detail: Es gelang anläßlich der Probefahrt mit einem derartigen reinen
Verdrängungsfahrzeug, das Widerstands-maximum im Bereich der Stauwellenge-schwindigkeit zu überschreiten und
über-kritische Flachwassergeschwindigkeiten zu erreichen.
Generell ist festzustellen, daß für größere Fahrgastschiffe
Lw1>40m,V> 100m1
BWL> 5,0 mT 1,0 m
- sofern sie unter extremen
Flachwasser-bedingungen eingesetzt werden - die
Aus-führung mit Seitenantrieb anstelle von
1-leckantrieb in Erwägung gezogen werden sollte.Ein zusätzlicher Vorteil besteht darin,
daß die Hinterschiffe ohne
Spiegeltau-chung, d. h. zum Beispiel mit auf derWas-serlinie des Maximaltiefgangs aufliegen-dem und dann relativ breit ausführbarem
1
lit) ì) )Eoj0i
Dreiecksspiegel, gebaut werden können. Gegenüber heckgetriebenen Schiffen ist
der Einsatz lediglich durch die größere Breite eingeschränkt. So können allseitig begrenztes Fahrwasser, unter Umständen
auch Schleusen, die Verwendung seitenge-triebener Schiffe ausschließen. Häufig
er-geben sich bei heckgetriebenen
Fahrzeu-gen statische Trimmprobleme.
Sie können beim Seitenantrieb durch
Anordnung der besonders schwergewichti-gen Einbauteile, wie Motoren und Getrie-be, in Schiffsmitte weitgehend vermieden werden.
Für Fahrgastschiffe mit sehr kleinen
Ab-messungen (L < 25 m, B <5,0 m, < 50 m1) kommt im allgemeinen nur der
Heck-antrieb infrage. Lit. (5) gibt Hinweise zu Rumpfformgebung und Vortriebsdetails. Schiffe dieser Größe sind auf extremem Flachwasser etwa ab einer spezifischen
Propellerdrehleistung von D'
> 7,0 in
der Lage, überkritisch zu fahren. Wegender möglichen Störungen anderer Fahrzeu-ge und ggfs. der Gefahr von
Uferbeschädi-bw/ZfB - Zeitschriftfür Binnenschiffahrt und Wasserstraßen - Nr.1 Februar 1990 31
Abb. 15: Fahrgastschiff ,,Holzminden"
gungen beim Überschreiten des Wider-standsmaximums - Ausbildung der Quer-welle - wird bisher von der Möglichkeit überkritischer Fahrt allerdings kaum
Ge-brauch gemacht.
Die Entwicklung besonders schlanker Rumpfformen mit spezieller Linienfüh-rung im Hinterschiffsbereich könnte die
Schwierigkeiten reduzieren und ein - auch
wirtschaftlich begründetes - Interesse am
Einsatz solcher Kleinschiffe hervorrufen.
Beispiel: Fahrgastschiff Längei.d.WL 18,0 in
Breitei.d.WL
4,4 m
Tiefgang 0,75 m Verdrängungsvolumen 24.0 m3Fahrt auf Wassertiefen bis zu h = 6,0 m.
Fall I Propellerdrehleistung 2 X loo kW Fall2 Propellerdrehleistung 2 X 150 kW Erreichbare Endgeschwindigkeiten:
Voraussetzung für das sichere Erreichen des überkritischen Bereichs ist die Verwen-dung von Verstelipropellern, damit die
vol-le Antriebsvol-leistung auch bei den relativ
niedrigen Ubergangsgeschwindigkeiten im
Bereich der Widerstandsmaxima schon verfügbar ist. Durch Erhöhung der Lei-stung um 2 x 50 kW wird ein Geschwindig-keitsgewinn - je nach Wassertiefe -
zwi-schen 6,5 und 11,5 km/h erzielt.
6. Zukunftsorientierte Entwicklungen
Bei der erstmaligen systematischenMo-delluntersuchung von Katamaranen als
schnelle Fahrgastschiffe auf flachem Was-ser (Lit. [6]) ergaben sich zwei interessante Erkenntnisse:
- das Uberschreiten der kritischen
Ge-schwindigkeit ist mit deutlichgeringe-rer Querwellenbildung und somit
we-sentlich kleineren Störeffekten
verbun-32 LM . 45,9f, 5- 9,5O,,, T. 1.3O, BEK5 BKAT CB KATi = CB EKS Wassertiefe h = 5,0 m
Leistungsbedarf zum Überschreiten der kritischen Geschwindigkeit Endgeschwindigkeit (überkritisch)
mitP=2x60OkW
Vmas HAUPTTPANT-QUERSCHNIII LWL 34,1 m T1,lm
V lO2mC 6,65 in 11,66 m 0,409den als beim Einkörperschiff. wenn
Formgebung und Rumpfabstand zweckgerecht ausgelegt sind,die erreichbaren überkritischen
Endge-schwindigkeiten liegen erheblich über
den von Einkörperschiffen
gleicher Wasserverdrängung.Entscheidend ist auch beim Katamaran, daß die volle Vortriebsleistung bereits bei
den relativ niedrigen Geschwindigkeiten
im kritischen Flachwasserbereich zur Ver-fügung steht. So ist auch hier die Verwen-dung von Verstellpropellern eine wichtige Voraussetzung.
LAngChrAIt dur,h HITTELKORPUR i I
Abb. 17: Semikatamaran
Beispiel:
Gegenüberstellung: Einkörperschiff (EKS) - Katamaran (KAT)
Die Einzelkörper des Katamarans sind leicht asymmetrisch zu ihrer
Mittellängs-achse ausgeführt:
e/LWL = 0,004 (Abb. 16)
Im Rahmen der bisherigen
Untersu-chungen von Fahrgastkatamaranen auf fla-chem Wasser konnte eine Optimierungwe-der für die Gesamtabmessungen und den
Antrieb noch für die Formgebung der Ein-zelrümpfe vorgenommen werden.
Verbes-serungen - vor allem hinsichtlich
Wellen-bildung im Ubergangsbereich zu
überkriti-schen Geschwindigkeiten - sind möglich
und wahrscheinlich.
EKS und KAT
Einzelrumpf B1 = 3,33 m Abstand der Rurnpfmittelachsen
h = 2,5 B1
bw/ZfB - Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen -Nr. I -Februar 1990
j
F45 WC 7e
-VL7 FY15ruIlilWI
lull
aIL_rau
vs '/ cwL-
tUoiilJ
-,.p_
-1,20 23,0 1,862 29,5 2,390 2,40 24,5 1,403 30,5 1,746 3,60 19,0 0,888 30,5 1,426 4,80 21,5 0,870 30,5 1,235 6,00 23,0 0,832 30,5 1,104 Fall (1) Fall (2) Fahrwasser- V V tiefe h (in) km/hFh
km/hF5
4
MS VC 7AUF SIC H t. lUSO
EKS KAT
(kW) 2 x 560 2 X 600
(km/h) 33,5 40,0
M 635 VORSCHhrF M 635 HINTERSCHÍFF
Abb. 18: Links das Hinterschiff, rechts das Vorschiff '.on unten gesehen
Der Verfasser hat in den letzten Jahren den Entwurf eines Fahrgastschifftyps für
den Einsatz auf mäßig bis stark begrenzter
Wassertiefe vorangetrieben und dazu die
Bezeichnung Semikatamaran eingeführt Es handelt sich um ein Schiff für die
un-terkritische Flachwasserfahrt, das durch zwei schlanke Seitenrümpfe und ein
ge-tauchtes Verhindungsstück (Mittelkörper) gekennzeichnet ist. Abb. 17 zeigt eine
Prin-zipskizze.
Die Entwicklung entstand als Antwort
auf mehrere Forderungen potentieller
An-wender. die weder mit konventionellen Einkörperschiffen noch mit echten Kata-maranen im gewünschten Ausmaß erfüllt
werden konnten.
Im einzelnen Ist die Neuentwicklung Se-mikatamaran wie folgt zu bewerten:
A. Gegenüber 1-Rumpf-Schiff mit
glei-chen Hauptabmessungen, also entspre-chend größerer Wasserverdrängung. Vorteile
I. deutlich geringere Wellenbildung
an Vor- und Hinterschiff. insbesondere auf Flachwasser,
2. geringerer Wellenwiderstand,
3. kleinerer Gesamtwiderstand und Leistungsbedarf bei gleicher Wasser-tiefe und Geschwindigkeit, zumal die benetzte Oberfläche nur wenig größer ist.
4. Möglichkeit der Anpassung an
die erforderliche
Wasserverdrän-gung,
die gewünschte Lage des
Auftriebs-schwerpunktes der Länge nach durch geeignete Auslegung des
Mittelkör-pers. und zwar seiner:
- Länge,
- Eintauchtiefe,
Neigung gegen die Horizontale,
- Gesamtanordnung
5. Gleichmäßigerer Propellerzustrom,
insbesondere bei relativ großen Schiffs-breiten; dadurch höhere Wirkungsgra-de, weniger Schwingungsanregung.
6. Wesentlich bessere Kursstetigkeit durch die tiefertauchenden schmalen
Außenrümpfe.
7. Bauart transportfreundlich, wichtig wenn Werft nicht im Einsatzbereich des Schiffes liegt.
Nachteile
1. Kein oder nur wenig nutzbarer
Raum im Bereich des Mittelkörpers
unterhalb der Wasserlinie, 2. geringere Tragfähigkeit.
B) Gegenüber dem echten Katamaran mit
gleichen Hauptabmessungen, also
ge-ringerer Wasserverdrängung: Vorteile
i. geringere Mehreintauchung durch
Zuladung (Fahrgäste, Vorräte), so daß Zusatzwiderstände aus Tauchungsdif-ferenzen klein bleiben,
höhere Tragfähigkeit, wie zu A/4,
wesentlich geringere Fixpunkthöhe möglich (Briickendurchfahrten)
mehr Unterdecksraum,
bei gleichem Gewicht stabilere Ver-bindung zwischen den Außenrümpfen. Nachteile
I. etwas höherer Gesamtwiderstand
möglich, jedoch nicht zwingend, daIn-terferenz der Wellensysteme der
Ein-zelkörper bei echten Katamaranen,
ins-besondere unter wechselnden
Flach-wasserbedingungen, starke Wider-standszunahme verursachen kann.
2. Anströmbedingungen der Propeller ungünstiger, obgleich besser als beim
Einkörperschiff. Fazit
Ein Sernikatamaran ist als Fahrgastschiff für flache Binnengewässer besser geeignet
als jeder andere Schiffstyp, vor allem,
wenn die heute übliche Forderung nachgroßer Decksbreite bei vergleichsweise
ge-ringer Gesamtlänge besteht und das
Ein-satzgebiet keine nennenswerten Einflüsse
aus Windwellen (,Seegang") erwarten
läßt.
Ein wichtiger Hinweis:
Zwischen den Vorschiffen der
Außenkör-per wird unausweichlich Luft unter den
Mittelkörper gespült.
Zur sicheren Vermeidung von
Luftein-tritt in die Propeller ist eine Stufe zwischen
Mittelkörperboden und Propelleransaug-bereich vorzusehen. Bodenfotos von fah-renden Modellen haben die Wirksamkeit dieser Maßnahme erwiesen. (Abb. 18).
Die Ausführung eines ersten konkreten Projektes ist für den Einsatz auf der Aare
(Schweiz) vorgesehen. Aus den Probefahr-ten werden ab 1991 Schlußfolgerungen für die Weiterentwicklung des Prinzips
Semi-kat möglich sein.
Zusammenfassung
Der Gesamtentwurf von
Binnen-Fahr-gastschiffen hat in der zweiten Hälfte dieses
Jahrhunderts gravierende Veränderungen
erfahren.
Neben den teils subjektiv begründeten
Entwicklungen bei Einrichtung und Ausrü-stung, speziell beim Komfort für die
Passa-giere. gab und gibt es weiterhin objektive
Fortschritte hinsichtlich Linienentwurf und
Vortrieh. Sie basieren auf theoretischer und modellexperimenteller Forschung in
den Schiffbau-Versuchsanstalten. Derzeit und künftig sind
möglichst geringe Wellenhildung, niedriger Lärm- und Vibrationspegel.
geringer Kraftstoffverbrauch und ent-sprechend niedrige Umweltbelastung
durch Abgas,
- optimale Manövrierfähigkeit. - größtmögliche nutzbare Decksflächen
die wesentlichen Entwurfsziele.
Als besonders zukunftsorientierte
Varian-ten sind Katamarane und - für Gewässer mit geringer Tiefe und kleiner Oberflä-chenbewegung (Wellengang) - der neu
entwickelte Sernikatamaran zu bewerten.
Literatur
[11 Kohlhaas, E.: Moderne Schiffstechnik für die Flußtouristik, 10. Duisburger Kolloquium Schiffstechnik/Meerestechnik Juni 1989
[21 Heuser, H. H.: Systematische Modellunter-suchung von kleinen und mittelgroßen Binnen-fahrgastschiffen. Zeitschrift für Binnenschiff-fahrt und Wasserstraßen", Heft 11/1968 [3] Groethus-Spork. H.: Einfluß der Tauehung eines Spiegelhecks auf die Antriebsleistung. Schiff und Hafen", Heft 4/1987
[41 Helm. K.: Systematische Untersuchungen über den Einfluß der Formgebung auf Wider-stand und Leistungsbedarf von
Fahrgastschif-ten in der Binnensehiffahrt....Schiff und
Ha-fen", Heft 2/1963
[5] Nussbaum, W.: Systematische Untersu-chungen schneller Kleinfahrzeuge auf extrem begrenzten Wassertiefen. ..Zeitschrift für Bin-nenschiffahrt und Wasserstraßen". Heft 2/1982 [6J Heuser. H. H.: Systematische Modellunter-suchungen von Zweirumpf-Binnensehiffen. ,,Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasser-Straßen", Heft 5/1974