Lab.
L;
ireChniSehe
Zur Methodik und Technik von Modellversuchen bei regularem
Seegulk
in der Versuchsanstalt des Krylow-Instituts*)
Von Kand. d. Techn. Wissenschaften E. F. S a ch n o. Leningrad
Zur Losung vieler praktischer Aufgabenstellungen, die
das Verhalten des Schiffes im Seegang betreffen, sind experimentelle Ergebnisse erforderlich. In sehr vielen
Fallen werden daher Modellversuche in regularen Wellen vorgenommen.
Zu solchen Aufgabenstellungen gehoren :
Ermittlung der Kenngralen der Stampfbewegungen
und der Geschwindigkeitsverringerung bei gegenlaufen-dem und mitlaufengegenlaufen-dem Seegang;
Einschatzung und Vergleich der Seefahigkeit
ver-schiedener Schiffe;
Untersuchung des Einflusses der Schiffsform auf das
Stampfen und die Wasseriibernahme durch das Deck;
Untersuchung verschiedener physikalischer Erschei-nungen, die an die Schiffsbewegungen im Seegang
ge-koppelt sind (EinfluB des Seeganges und der
Schiffs-schwingungen auf die Propulsion und ihre
Wechselwir-kung mit dem Schiffsrumpf; Bestimmung der auf das
Schiff wirkenden Krafte und Biegemomente
Das haufig unmittelbare Ziel von Seegangsversuchen in den iiblichen Versuchskanalen ist die Bestimmung der Stampfeigenschaften und der GTO& des Zusatzwider-standes des Modells in regelmaigen von vorn
anlaufen-den Wellen. Diese Ergebnisse weranlaufen-den dann auf das Verhalten der GroBausfiihrung bei realem Seegang extrapoliert. Der vorliegende Bericht gibt eine kurze
Beschreibung der Methodik und Technik solcher
Unter-suchungen in den Tanks des Krylow-Instituts.
Diese Kanale sind mit pneumatischen Wellenerregern ausgeriistet. Ein solcher Wellenerzeuger, der im Kanal
mit variablem Wasserspiegel aufgestellt ist, ist in den
Bildern 1 und 2 gezeigt.
Der halboffene, schwimmende Druckkorper ist an
einem Stiitzponton befestigt and folgt automatisch den Wasserspiegeliinderungen im Kanal.
.9 Der vorliegende A ufsa tz ist die Niedersehrift eines V ortrages, der nu
19a i 1965 a uf dens In terna tiona len Symposium Mod ern e t'ntersucluings-inethoden der Sehiffsteehnik" in Ito4oelc gehalten wur.le.
Bild 1. Schema eines pneuma tisehen Wellenerzengers wellenh ildender Druekkorper loeke) 2 Zentrifugallilf ter
3 Ltd tleitungen 4 Verte Hera n la ge 5 1)rosselschieber 6 :Pon ton
Der Wellenerreger (Bud 1) gestattet die Erzeugung flacher, regelmaBiger Wellen mit einer Lange bis zu 6,0 m bei einer Steilheit his zu 1/20. Man kann auch langere Wellen (bis 12 m). allerdings mit geringerer
Steilheit, erzeugen.
Das Wellenprofil wird mit einem beriihrungslosen wirkenden akustischen Registriergerat (Bild 3)
aufge-nommen. Der auf dem Schleppwagen iiber dem Wasser
befindliche MeBgeber strahlt Ultraschall (Frequenz 70 kHz Impulsfolgefrequenz 100 Hz) ab. Ein Emphinger
nimmt die von der Wasseroberflache reflektierten Si-(male auf.
Fiir übliche Versuche in den Kandlen des Institutes werden Modelle mit einer Lange von 3.0 his 4,0 m
verwendet, die aus diinnen Holzleisten hergestellt, von auBen mit einem Gewebe beklebt und dann gestrichen
werden.
Bild
Pneuma tischer Wellenerzruger ins Versu etiska no I
I.
"*.4"4*_
S chiff bap f ors chung 5 1/2/1966 83
23 NOV. 1973
3. Schema der bertihrungSlosen WeIlenreg,istrierung
Die experimentelle Einrichtung. die im Institut bei
Seegangsversuchen angewendet wird (BIM 4), gestattet die Messung des Mittelwertes des Wasserwiderstandes und eine kontinuierliche Registrierung der Stampf- und
Tauchbewegungen. Die Konstruktion der Anlage
er-laubt, das Modell mit konstanter Zugkraft zu schleppen,
was den realen Verhaltnissen bei der GroBausfiihrung
bei entgegenlaufender See mehr entspricht, als Fahrten
mit konstanter Geschwindigkeit. Im Zusammenhang
damit ist eine Moglichkeit zur Registrierung von Langs-verschiebungen des Modells in bezug auf den Schlepp-wagen vorgesehen.
Die Anlage gestattet die Messung der
Widerstands-kraft his 16 kp mit einem relativen Fehler von hOchstens
0.5%. vertikaler Verschiebungen bis ±200 mm mit
einem absoluten Fehler von hiichstens ±2,0 mm und von Winkelanderungen his zu ±12° mit einem Fehler
von hochstens ±10'.
Id I. Gera zu.r Durchfilhrung von Modellversuchen bei entgegenlaufen-den und mitlaufenentgegenlaufen-den Welien
Bei Fortbewegung in den Wellen ist das schwingende Modell selbst sin Wellenerzeuger. Damit kOnnen unter
den Bedingungen des Modellversuches im
Schlepp-kanal wesentliche Fehler auftreten. Erstens konnen die
vom Modell erzeugten Wellen bei Erreichen der Po-sition der Mageber des Wellenregistriergerates dessen
Angaben verfalschen.
Zur Abschatzung dieses Einflusses wurde em n besonderes
Experiment durchgefiihrt. Das Modell wurde bei Fahrt in ruhigem Wasser erzwungenen Schwingungen
untei-worfen and gleichzeitig wurden an mehreren Stellen
die entstehenden Wellen registriert. Dabei w-urden
sowohl die Geschwindigkeit des Modells als auch die
KenngroBen der erzwungenen Schwingungen bestimmt. Die Ergebnisse dieser Versuche ermoglichten hinsicht-lich der Lage des MeBgebers einige SchluBfolgerungen. Wird der Geber in Mittschiffsebene mindestens eine
Modellange vom vorderen Lot entfernt angeordnet, so
ist der EinfluB der vom Modell abgehenden Wellen auf die Anzeige des Registriergerates bei Fr 0,1
vernach-lassigbar Mein.
Zweitens konnen die durch das schwingende Modell erzeugten Wellen infolge der beschrankten Kanalbreite im Bereich kleiner Froudescher Zahlen einen
bedeuten-den EinfluB auf bedeuten-den gesamten Charakter der
Modell-bewegungen ausiiben. Die Ergebnisse von Arbeiten auf diesem Gebiet (Brard, Hanaoka, V amera U. a.) ermog-lichten es, Beziehungen zwischen der Fahrtgeschwindig-keit, der Wellenfrequenz, der ModeRange und der Kenai-breite zu finden, bei der dieser Einflul3 praktisch nicht, mehr vorhanden ist (Bud 5).
0,4 .;0.2 415 8,10 Fr kr 0,0505 0 ,5 2,0 ,V1 2,5
Bild 6. Abhangigkeit der kritischen Werte der Froudeschen Zahl von der relativen Wellenliinge
Der EinfluB der durch das Modell erzeugten Wellen auf Bewegung und Widerstand des Modells bei Fr Frkr ist verschiedentlich bei Seegangsversuchen bestatigt worden. Die in verschiedenen Versuchsanstalten
er-haltenen Ergebnisse bei Versuchen mit gleichen Model-len stimmen in der Regel nicht iiberein, die
experimen-tellen Punkte streuen stark. Daher werden gewohnlich Versuche bei Fr Frkr vermieden. was natiirlich ge-wisse Einschrankungen der Moglichkeit von
Modell-84 Schiffbauforschung 5 1/2/1966
0 0,3 0 5 0 0,5 1,0 7,5
1
Ihid 5. Ergebnisse von Berechnungen der Wellenamplituden bei Stumpf-bewegungen eines Frachter-Modells (v = 0)
1 in Richtung der x-Achse 2 in Richtung der y-Achse
Im Institut wird die Bestimmung der kritischen
Wer-te der Froudeschen Zahl (Frkr), unWer-terhalb derer die
Ergebnisse unzuverlassig sein konnen, nach einem Dia-gramm (Bild 6) vorgenommen.
It
- 0.75
5 Versuchsanstalt NSMB (Holland 6 Versuchsanstalt DTMB (USA) 7 Versuchsanstalt AEW (England)
2,49
0,5
Versuchsanstalt des Instituts (Modell Nr. 5183)
T = 1,25
untersuchungen zur Ermittlung der Seefiihigkeit von Schiffen im Bereich geringer Geschwindigkeiten mit
sich bringt.
Zur Festlegung einer gewissen Methodik und Ver-suchstechnik und zur Einschatzung ihrer Brauchbar-keit wurden auf Grund von Empfehlungen der
Inter-nationalen Konferenzen der Versuchsanstalten im
Institut Versuche im Seegang an einem Modell der
60-er Serie durchgefiihrt, das von einer Anzahl aus-landischer Versuchsanstalten als Standardmodell
be-nutzt wurde (AEW DTMW NSMB u. a.). Dieses Modell
(Bild 7) mit der Nummer 5188 besitzt nachstehende
Hauptmessungen :
L50 = 3.00 m
B = 0.40 m
T = 0,16 m.
Die Ergebnisse dieser Versuche in Form von
dimen-sionslosen Schlingeramplituden sind in den Bildern 8
and 9 dargestellt, in die auch zum Vergleich Kurven von Untersuchungen einiger anderer Versuchsanstalten mit
anlichen Modellen (nach den Daten des
DTMB-Re-ports 1309, 1960) mit eingetragen sind.
Die Versuchsergebnisse mit diesem Modell stimmen
qualitativ recht gut miteinander iiberein. Das beweist,
dal3 im allgemeinen die Versuchstechnik and -methodik
zur Bestimmung der Schwingungsbewegungen von Modellen im zweidimensionalen Wellengang in den fiihrenden Versuchsanstalten der Welt gegenwartig eine etwa gleiche Zuverhissigkeit der experimentellen Sehiffbauforschuns 5 1/211966
Bad 7
Modell der Serie 60 fiir Versuche bei Seegang
S7' 1,0 15 v [rn/s] 0,2 0.3 2,0 1,5 7,0 0,5 0 45 0,5 - Fr= 0 2,0 Fr-0,2 Fr-0,3
Bild 9. Kurven relativer Stampf- and Tauchamplituden eines Model's der Serie 60 bei entgegenlaufenden Wellen and verschiedenen Fronde-schen Zahlen
1 Versuchsanstalt des Institutes (Modell Sr. 5183) 2 Versuchsanstalt NSMB (Holland)
3 Versuchsanstalt DTMB (USA) 4 Versuchsanstalt AEW (England)
85
1111Ar.ri
risaid,,m
ESE.
Op
all
Pill
pion
II
ra
to
2 = 1.0 A 3 - = 1,25 A 4 T = 1,5 0 0,5 1,0 1,5 20 v frn/s] 0,2 0,3 0,4 0,7 FBild S. Kurven der relativen Stampfamplituden des Modells der Serie GO lie! entgegenlaufenden Wellen and verschiedener Wellenkinge
1,0
1,5 0,5 7, 0 7,5 45 1,0 7,5 05
A4-2,0
Ergebnisse gewiihrleistet. Gleichzeitig muft jedoch auf eine merkliche quantitative Differenz insbesondere
Bereich des, Extremums (his 15%) bei den
Starnpf-amplituden hingewiesen werden.
Das weist darauf hin, daB neben der Streuung der
experimentelleri Punkt° sowohl bedeutende systemati-sche als auch zufiillige Fehler in siimtlichen verglichenen Ergebnissen auftreten.
Die wichtigste Ursache solcher Fehler sind die Ab-weichungen der Parameter des Wellenganges von den vorgegebenen Werten. Diese konnen bereits zwischen
zwei Versuchsfahrten auftreten Lind in vielen Schlepp-kandlen 5 his 7% je nach der VVellenhohe und -breite
erreichen.."
Der Fehler beirn Registrieren der Wellen kann
durch-schnittlich mit ±
angenommen werden, wobeidieser Fehler auch systematisch sein kann, Der mittlere
Registrierfehler, bei Winkel- und der
Vertikalbewe-gungen des -Modells sei 3%. Dann ergibt sich emn summarischer relativer Fehler bei der Errnittlung der
StampfkenngroBen- des Modells, sogar unter Beriick-sichtigung entsprechender Wellenberichtigungen, von
5 his 7%.
Das nachstehend beschriebene Verfahren [1]-. baut auf den Grundlagen der kriloffschen Stabilitiltsrech-nung [2] (die als bekannt vorausgesetzt wird) auf, un-terscheidet sich aber in der Durchfiihrung wesentlich von dieser. Die Durchfiihrung des Verfahrens nach J. Jens ist der iiblichen nach Kriloff vorzuziehen, da
die dort verlangte konstante Verdriingung in jeder
Neigungslage, die eine Schichtkorrektur mit
verein-fachenden Annahmen bedingt, bei Jens nicht erforder-lich wird. Das nachstehend geschilderte Verfahren
erit-spricht in semen Ergebnissen denjenigen der besten bisher iiblichen und bekannten Ma-. oder Grundver-fahren, wie Barnes oder Kriloff denen gegeniiber es aber- erhebliche Vorziige aufWeist. Der erforderliche
Zeitaufwand ist stets wesentlich geringer als bei Barnes
und bei rationeller und zweckentsprechender
Inter-vall-Annahme nicht groBer als bei .Kriloff. . Das
Ver-fahren kann kurzfriStig kontrolliert Werden.
Berech-nung mittels elektronischer Rechenautomaten ist
mi5g-1 ich.
1. Beschreibung des Verfahrens von Jens
Ausgangspunkt sind Kurvenblater fur jeweils eine
Nelgung, die sogenannten Kleinkurvenbliitter. Aus den SpantaufmaBen fiir die betreffenden Neigungen wer-den fiir eine Reihe von Tiefgiingen die Wasserlinien-flachen FwL(w) und Tritigheitsmomente JB(cp) berechnet. Durch Integration der Wasserlinienflachen erhiilt man
die Verdrangungskurven V,(y). In BiM 1 sind Beispiele fiir die Kleinkurvenblatter gebracht. Man bestimmt fiir
JI3((p)
eine konstante Verdrdrigung den Wert 111,,F,
Feiner mu3 bei der Gegenitherstellung von
E'rgeb-nissen verschiedener Versudhsanstalten sowie der
Ein-schatzung der experimentellen Geriauigkeit
berUck-sichtigt werden, daB auch eine,Anzahl pezifischer
Fak-toren einer jeden Versuchsanstalt und die Versuchs-bedingungen einen EinfluB ausilben. Zum Beispiel wirken sich unterschiedliche Methoden der Wellen-registrierung und der Anordnung der MeBgeber,
be-deutende Abweichungen in der GroBe des Massentriig-heitsmoments und der Schwerpunktslage des Modells, die verschiedenen Katialabmessungen in den Versuchs-anstalten, deren EinfluB auch bei Fr Fria moglich ist, usw-; aus. Diese Faktoren konnen systematische Fehler
verursachen, deren Grae oft nicht abschiitzbar ist.
In den letzten Jahren ist in den filhrenden
Versuchs-anstalten der Welt die Genauigkeit der Ergebnisse von
Modellversuchen bei Seegang durch vervollkommnete
Verfahren, verbesserte experimentelle Einrichtlingen
und Apparaturen wesentlich erhoht worden.
Jedoch ist sie noch nicht vollkornmen
zufrieden-stellend. Das Problem einer geeigneten
Versuctisme-thodik und -technik bleibt also, wie auch auf den letzten ITTC-Tagungen mit Recht festgestellt wurde, nach wie vor noch sehr aktuell.
Ein Verfahren zur genauen Bestimmung dr Hebelarmkurven
der statischen Stabilitat und Betrachtungen
fiber die Genauigkeit von Stabilitatsverfahren
nach den Unterlageri von Joachim; Jens, Hamburg und danach durchgerechneten Beispielen usammengestellt von Prof. K. Th. Braun
aus den Kurvenbnittern und integriert entsprechend
dem Kriloffschen Verfahren q'
YF
f MFP
d(p ( I )0
(p
I MFy
9, d (2)graphisch. Die entsprechende Ubersicht vermittelt
Bild 2. Aus den beiden Koordinaten des
Verdrangungs-schwerpunktes Mat sich (nach einem Vorschlag von
E. Upahl) die Zusatzstabilit5t zh bestimmen:
zh = yip cot(/' MBFO (3)
Vorteilhafter hat
ich aber die zweite Variante von
Jens erwiesen, die er MN-Verfahren genannt hat (MN entspricht der Zusatzstabilitat zh). Anstelle der F-Kur-ve mit den laufenden Koordinaten [mcp); zF(c))], vie
vorhin, bedient man sich einer durch MB als Ursprnng verlaufenden Kurve mit den Koordinaten [y.(w); zin(cp)]. Es ergeben sich dann folgende Beziehungen (Bud 2):
(4) yr!, f Mg> Pq, cos cp dcp = f M(pP,,, sin 9) d zh = zm ym cot q) (5), ((i) Mcp Prp = Mq) F(I) FO (7) 86 Schiffbauforschting 5 112/1566