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Gedichte von Ludewig Heinrich Christoph Hölty [...]

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Academic year: 2021

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(5) Gedic hte von. Ludewig Heinrich Cbriftoph Höltyv. Beforgt durch feine Freunde. Frieden ch Leopold Grafen iu Stolberg. X Johann H einrich. Vofs*. Hamburg, bei Carl Ernft Bolin.. 0,.

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(7) Höltys Leben.. f ^udewig Heinrich Chriftoph Hölty ward 1748 den 2 1 December zu Marienfee im Churfürftenthum Hannover gebohren, wo fein Vater Philipp Ernft Hölty ein Sohn Heinrich Wullbrand Höltys, evangelifchcn Bürgers zu Hildesheim, und Maria Margarethens, gebornen Hölty, fe«t 1742 Prediger war.. Seine Mutter. hids Elifabeth Juliana Göflel, eine Tochter des Proku­ rators Göflel in Celle, mit welcher fein Vater, nach dem frühen Tfcde feiner el ften Frau Cathanna C harletta von Barkhaufen, fich 1748 im Februar vermählt hatte:. Sie darb «757, und fein Vater heiratete im folgenden Jahre die dritte Frau, MariaDorothea Johanna Niemann, welche feit deraFrühlinge 1775 Wittwe ilt.. Von fei­. ner leiblichen Mutter leben noch zwei Töchter, und von feiner Stiefmutter vier Söhne und drei Töchter. Hölty w ar, nach dem. 2 eugnifle der W ittwe, di*. ihn von feiner zarteften Jugend an gekannt hat, zur Bewunderung fchön, bis in fein neuntes jah r, da ihn bös­.

(8) IV bösartige Blattern«ntftellten. S Jion frühe zeigte er sine außerordentliche M unterkeit und Wiisbegierde. Sobald erfthreiben konnte , fchrieb er auf, was ihm aus Erzäh­ lungen und Gefprächcn m erkwürdig feinen.- Er be trug fich liebreich und geftilig gegen jedweden; und die er. für rechtfehaffen hielt, venhektigre er bei aller Gelegen­ heit , wenn etwas zu ihm » IVscbrheile gefagt wurde. Auch w ar er allgemein beliebt, Sowohl wegen feiner fchönen Geftalt, als wegen feiner droliichten Eir;fäik: und Anmerkungen.. In. eben der Woche, da feine Mutter an de*. Schwindfucht ftarb, bekam er die bosartigften Blattern» Der Gram und die Krankheit brachten ihn auf lange Zeit in Gefahr das Gefleht zu verlieren, und raubten ihm feine natürliche Munterkeit, Als er nach zwei Jahren den Gebrauch feiner Augen wieder erlangte, ver­ doppelte er feinen Eifer und Fleifs im Lernen.. Sein. V ater, der in Sprachen und Wiflcnfchaften fehrgeübt, ausn der Dichtkunft nicht abgeneigt, und ein Mitglied derdeutfehenGefellfahafcin Gö«tingen w ar, unterwies ihn , außer der deutfehen, in der lateinifchen, franzoiifchen, griechifchen und hebräifchen Sprache, in der Geografie, Gefchichte, und was lonft auf Schwier, ge. lehrt wird.. Sein Fleiis ging iö w eit, dafs er nicht. einmal fein Frühftück in Ruhe genofs, dafs er fich jr des« mal zum Mittags- und Abendeflen rufen ließ, und des. Na eins.

(9) V Kaclifs heimlich bis drei Uhr aufblieb.. Dies leztere. ward ihm von feinem Vater unterfagt; und die Mut­ ter gab ihm, wennfie um elf Uhr zu Bette gingen, nur wenig Licht mit auf lerne Schlafkaiymcr,. Allein wie. forgfältig man auch alles übrige Licht und die Lampen im Haufe verfch lo fsfo wufste er fich doch, wie iura nachmals erfahren har, des Tages mit Oel zu verfolgen» und höhlte fich Lampen von Rüben aus.. Um auch. wieder früh zu erwachen, und in den Büchern, die er von allen Enden her zufammenfehieppte, leien zu kön­ nen , band er fich uni den Arm einen Bindfaden, wor­ an ein Stein befeltigf w.ir j diefen legte er auf einen Stuhl vors Bette, damit, wenn er fich gegen Morgen ximwendete, der Stein herabfallen, und ihnduvsh den Kuck am Arm aufwecken möchte.. Bei diefem Fleifle ward er weder mürrifch, noch ftolz, noch ein Bücherwurm, der, Luft und Sonne febeuend, nur in feinen dumpfigen Schwarten, lebt. Heiter, fanft, gefällig und zärtlich , war er die Freude feiner Familie, ehe er noch ihr Stolz, ward.. Diefer. fanfte häusliche Umgang, die heitere Stille des Land­ lebens, und fein lebendiges Gefühl für jeden Reiz der Naturi iichertenihn gegen dieErftarrung der Lefefucht. Eigener Geift, eigene rege Empfindung) ftrabtein feiner Seele empor, und zog Nahrung aus Büchern , wie eine Blume aus eben dem Boden, der ringsumher nur Gras her-.

(10) VI hervorbringt:,ihre fchimmernden Farben und ihren Balfawi zieht, AufTer den S hulftunden gieng er gern in ein diifteres Gehö’z , mit Büchern in der Tafche, las für (ich mit lauter und heftiger Stimme, welches noch in Göttingen feine Gewohnheit bei guten Schriften war , und be­ trachtete die Schönheiten der Natur.. Auch fejn Hang. zum Schauerlichen zeigte (ich früh. Er befuchte zu jeder. Zeit ohne Furcht den Kirchhof und andre verdächtige Oerter, und machte felbit Envachfenen das Grauen lächerlich; er verkleidete Geh als ein Gafpenft, und van kte, t;lofs zu feinem Vergnügen, ohne die Abficht zu fehredten, des Abends einfam auf den Gräbern um­ her In feinem elften Jahre fing er an, Verfe auf den Tod eines kleinen Hundes, auf das Abc, und was fonft ihm vorkam, zu machen: womit er aber, wie mit fei­ nen übrigen Arbeiten und göttlichen Reden, die er vor feinen Gefchwiftern und Kameraden vom Schemel hielt, gegen feinen V,.terfehr geheim war. Selbttinder Kirche fielen ihm Reime ein; und wenn er kein Papier bei fich hatte, fo fchrieb er fie an die Wand.. Sein. erftes Gedicht, die Grabfchrift feines Lieblingshundes, lautet alfo: Alliier auf diefer Stätte Liegt begraben Nette. Zu Horft ift er ge> ohren» Zu Marienfee geftorben, Dies Grab hat er erworben. Die.

(11) VII Die Lcidanfchaft feinen Geift zubefchäftigen machte ihn gegen des Körpers.Pflege etwas gleichgüitig.. Sein. nachläffigcr Anzug ward ihm oft von feinen Eltern verwiefen.. Er hörte ihre Ermahnung mit freundlichem. Lächeln an , bemühte fich den Fehler auf einige Zeit wieder gut zu machen • und erfchmeichelte fich durch alie möglichen Dienfte Vergebung und Nachficht- Noch in Göttingen kollere es nicht wenig Ueberredung, wenn er feinen beftäubten Flaufsrock ablegen, und indem braunen Feierkleide mit vergoldeten Knöpfen erfchei« nenfollte. Doch war er einmal fo fehr im Schilfs, dafs er fchon ziemlich ernfthaft von den Vorzügen eines Treffenhutes, der länger gegenhielte, zu reden anfing.. Als Hölty fechzehri Jahre alt war, wufste er mehr, als die meiften Jünglinge, welche, ein gelehrtes Hand­ werk zu lernen, die Akademie beziehn. fc h ic k te. Gleichwohl. fein V ater, überzeugt, dafs ohne die innigst. Vertraulichkeit mit den Alten keine wahre Gelehrfam-. keit ftatt finde; und um feinem Sohne für die Akademie mehr Weltkenn tnifs und feinere Sitten zu verfchafFen, ihn 1765 um Michaelis auf die öffentliche Schule in Celle, wo fein wohnte.. Oheim,. der Kanzleirath. Göffel,. Hier blieb er drei Jahre, und erwarb fich. die I.iebe und Achtung feiner Lehrer fowohl, als aller, weiche ihn kannten. Michaelis 1768 ging er zu fei­ nem Vater zurück , und Oftern 1769 nach Göttingen, um.

(12) VIII um Theologie zu ftudiren.. Sein Vater beftimmte ihm. die gewöhnliche Zeit von drei Jahren, und verforgte ihn hinlänglich.. Auch vergafs Hölty feine Beftimmung. nicht, foudern lernte mit großer Gewiflenhaftfgkeit alles, was einem künftigen Prediger nöthigiit.. Indefs. blieb einem G eiü e, wie der feinige w ar, noch Zeit genug, fich mit Lefung der Alten und Neuen, (er las nun auch Italienisch,3 und mit eigenen Arbeiten zu befchäftigen*. *. Im dritten Ja^re ward er mit Bürger und Miller, Und von Odern 1772 an allmählich mit mir, Boie, Hahn, Leifewiz , Gramer und den Grafen Stolberg bekannt* E rb at feinen Vater, ihn noch in Göttingen zu laßen} und ihm ward vorerft: noch ein halbes |ahr bewilligt. Aber Hölty ruhte nicht, biserein Stipendium, welches von ^wei Damen abbing, ungleichen einen Freitifch, (wofern ni .'ht etwa jenes Stipendium imFreitifche beftand, ) und eine Stelle im philologifchen Seminarium er­ hielt.. Er meldete diefcsfeinem Vater, und erbot fich,. was ihm vielleicht ;noch fehlen möchte, durch Unter­ richt zu verdienen.. Sein gütiger Vater war mit allem. zufrieden.. Wer Hölty zum erftenmal fah, hielt ihn nicht leicht für das, was er war.. Stark von Wuchs, niederge­. bückt, unbehülflich, von trägem Gang«, blafswieder Tod,.

(13) IX T od, ftumtn und unbekümmert. um. feine Geidlfchatty. hatteer fo fehl- die Miene der Einfalt, dafs ein Engel* lander, der nicht eben befondevs mit Verftandc gefegnet war, ihn deshalb vorzüglich lieb gewann » weil er ihn für ein fchickiich.es Ziel feines unfchuldigen Wizes hielt; N ur in feinen hellblauen Augen fchinunerte ein treuher­ ziges, mit etwas Schalkhaftigkeit vermifchtes Lächeln, welches /ich, wenn er mit Wohlgefallen las, durch eine fchöne Gegend hin, oder rücklings unter einem, blühenden Baume lag, über fein ganzes G cfiJit ver­ breitete. Diefes behagliche Staunen dauerte einige Zeit, und dann pflegte er manchmal mit voller KerzhehkeiE auszurufen: Das iit herlich. 1 Aber gewöhnlicher ver-. fch'ofser feine Empfindungen in fich fei Mt; und wenn, er fie mitthe'lte, fo gefchah cs fall immer auf eine hclonth e Art., a ls. Er war mit einigen Freunden bei Hahn,. die Nachricht kam , dafs Islöpltock durch Göttingen. reifen würde.. Er hatte fich bisher ganz ruhig, mit dein. Buterbrot in der H and,auf dem Stuhle gewiegt; mit einmal Hand er auf, und bewegte fichlangfam und flolpernd auf der linkenEerfe herum.. Was machft du da,. Hö!ty ? fragte ihn einer« Ich freue mich ! antwortete er lächelnd. Bei kleinen vertraulichen Schnaufen, fonder­ lich wo Rheinwein blinkte, war er fehv fröhlich. Er lagerte fich auf Rofenblätter, faibte wie Anakreon feinen Bart mitBalßim , und machte fo gewaltige An■ftalten zum Trinken, als ob aus dem Schluffe feines * / i Khein-.

(14) X Rheinweinliedes Ernft werden fUlrä, biieb es denn auch.. Aber dabei. Diefe Anmerkung ift vielleicht. nicht überflüflig, da ein rechtfchaffenerGeiftlichev den Scherz jenes Liedes misverffanden Iv »r, und der fcherzhafee Horaz fa(t von allen feinen Erklärern mehr oder weniger misverftanden wird.. Wenn uns Fremde be«. fu ehren, die er achtete, fo lieft er gern feine Gedichte vo'lefen.. Dann (teilte erfich nahe vor den Gaft, fah. ihm freundlich ins Gcficht, und nahm lein Lob (o hin» als wenns ihm gebührte. weinen gefelm.. Nur zweimal habe ich ihn. Er fugte ir/ir einft , wie von ungefähr,. dafs er des^IorgensBlut aushuftete. trieb ihn,einen Arzt zu befragen.. Irh erfchrak, und. Er liefs das gut (ein.. Ich und die übrigen Freunde, die n< ch in Göttingen W ären ,. wurden dringender; nber flölty hatte feinen. Scherz mit uns. zu Richter.. Endlich führte ich ihn mit Gewalt. Der Arzt erkundigte fich, und trortete. ihn zwar, aber fo, dafs ihn. Hölty verftand.. Als wir. zurückgingen,weinte erbitterlicli. Dafs zweitemal war. als er den Tod feines Vaters erfuhr.. Er kam mir ver-. ftörtem Geficht auf meine Stube} denn wir affen zufamme'n.. Wie gehts, Hölty? Recht gut, antwortete. er lächelnd; aber mein Vater ift todt,. Und Thränen. ßürztenihm von den blcichenWangcn.. Bei Unbekannten Iprach er wenig oder nichts; und felbft unter feinen Freunden, wenn dieGefellfchaftnur etwas.

(15) XI etwas zahlreich w ar, musste das Gcfpräeh führ anzie­ hend, oder gradezu an ihn gerichtet fein, eh er fich darein tnifchte.. Dann fprach er ott lebhaft, fchnell und. mit erhöhter Stimme, und fein Gefleht ward weniger blafs.. Manchmal, wenn er lange wie mit abwefcndei:. Seele gefeflen hatte, unterbrach er dasGefpiäch|durch einen droilichten Einfallder deiio mehr Lachen erregte, da er ihn mit ganz trockener Stimme und ehrbarem Cieficht vorbrächte,.. Es gefchah häufig, wenn ennit fei­. nen Freunden auf der Gaifit ging 5 dafs ihn jemand anhielt, und zum Kaffe nöthigte,. Hölty fragte nach der. Wohnung, und war plözluh verlchwunden.. Aber. bald kam er wieder daher gewankt, ohne fich merken zu lalfen, dafs er weggewefen war.. Er ging nur hin,. machte dem Wirt einen Böckling, tranck, ohne ein Wort zu fprechen, was ihm eingefchenkt wurde, und ging wiener weg, oft tefucht,. So hatte er felblt Leifewiz fchon. bis fie endlich zu einer Unterredung. kamen.. Mit diefem Scheine von Gleichgültigkeit’ verband er e in e. brennende Neugier.. Man konnte ihn, wie Sokra­. tes fcherzend von fich fagte, mit einer vevfproch?ncn Neuigkeit, wie ein Kslb mit vorgehaltenem Grafe, locken wohin m»n wolte.. Er wufste zuerft, was die. Meile* gutes und böfes gebracht hitte,unddurchhlättcrte hohe Stapel aus dem Buchladenj ihm entging keine Rei. zenfion.

(16) XII zenfion, worin feiner felbft, oder eines Bekannten', in Ehren oder Unehren gedacht wurde t wiew-ohl ihm Lob und Tadel, weil beides fchon dazumal meid von Un­ mündigen und Befokieten ertheilet ward,beinahe gleich­ viel Freude machte.. Ganze Tage, und oft den gröfsten. Theil der Nacht, fafs er. fich felbft und die ganze Welt vergeflend , über dicke Folianten und Quartanten hingebückt, mit fo unermüdeter Geduld , dafs er fie in we­ n ig e n. Wochen durchlas.. Eigentlich nafchfe fein Geift. mehr in den meiften Büchern , als dafs er fie zweck, miidig gewählt, und Vorrath für künftige Bedürfnifle eingefammelt hätte.. Mit eben dem eifernen FleifTe. durcharbeitete er fchlechte Oden der Engelländer und Italiener, und hatte feine herzliche Freude darüber, dafs fie fo fchlecht waren. oder. Gute Gedichte fchrieb ergänz. ftellenweife ab ; auch haben wir unter feinen Pa­. pieren Ueberfezurigen ausTaflb und Arioft, und klei­ ner griechifcher Gedichte gefunden, die Taber nicht für den Druck beftimmt lind.. Da er in den lezten. Jahren auch die fpanifche Sprache lernte, fo hatte fei­ ne Wif.be gier de ein großes Feld vor (ich ^ und fammelte jede Frucht der Erkenntnifs, und jede Blume des Vergnügen?, welche fie reizte, unverpflanzt und unvevkümmert auf ihrem heiniifchen Boden.. Nie fah man ihn mürrifch oder zerflreut, wenn er, vom Lefen erhizt, überfallen ward; er klappte ruhig fein.

(17) XIII fein Buch z u , Und war mit ganzer Seele Freund.. Eine. fener iiebften Unterhaltungen war , bout< s-imcs, oder gemeinfchaftliche Parodien, Nachahmungendes damals herfchendcn Eardengebriills, und andre dergleichen Schnurren zu machen, wie die petrarkifche Bettlerode im Ws'ndsbecker Boten von J 774 » ünd der Gefting des Barden Hölegaft im 7<Jger Mufenalmansch. Wenn nun ein fokhes Ding unter vielem Lachen zulammengefliekt w a r, fo mochte es regnen oder fchneien, Hölty mufste noch denfelbigen Abend /.u den übrigen, und ihnen die Freude mittheikn.. Manchmal übernahm er auch wohl. ein Gelegenheitsgedicht, und ich half ihm dabei. Wir lieffen Rheinwein holen, verabredeten Plan, Ton» Versart, Reime und Gleichniffe; und dann ging es Schlag auf Schlag auf das Wohl ein des künftigen Ehe­ paars.. Einmal waren die vorgefchriebenen Reime:. Abend, labend, Herb f t , vcrfärbftj natürlich ward in der. Ausarbeitung die Braut mit einem labenden Früh­. lingsabend, und mit dem fruchtreichen Herbfte ver­ glichen , und verfärbte fich darüber.. Das Stück ward. abgefchickt und vergefien. Nach einigen Tagen kam IJölty zu mir , und konnte vor Lachen kaum herausbringen, welch ein Unftern über unfere Arbeit gewaltet hätte. Der ungenannte Verehrer des jungen Brautpaars hielsHerbft, und verlangte das Gleichnifs weg, oder ein anderes Karmen.. Dienft».

(18) XIV Dienstfertiger und gefälliger k am man nicht Tein, als Hölty war.. Er iihlug keine Bitte ab, wenn man. fie gleich uuwiffend auf Köllen feiner Ruhe that. Keine unferer Zufamnienkünfte, keinen Spaziergang ins Feld, lehnte er auch nur durch eine bedenkliche Mine ah; und oft erfuhren wir nachher, dafs er nothwendige Gefchiifte zurückgefezt, und die Nacht durch gearbeitet hatte.. Er hätte, wie Miller lagt, Folianten für leine. Freunde excerpirt,. Miliar lei nte von ihm Englifch,. Hahn Griechifch, und ich Englifch uad Iulitnifch,. Im Herbfte 1773 fing er an, Fremde für Geld zu unterrichten, und im folgenden Sommer aus dem flnglifchen zu überfezen,wobei ich anfangs fein Gehülfe war. “ Um meinem Vater, lchrieb er im April 17 7 4 , eine Erleichterung zu verfchaffcn, fiel ich darauf, mir durch Unterricht im Gvicchifrhen und Englifehen etwas zu verdienen.. Ich gab täglich fünf Stunden.. Aber nickt. einmal von der Hälfte bin Lh bezahle; die ändern find weggsreift, oder machen keine Miene zu bezahlen. Ich bin in Schulden gerathen, und mufs wieder zu meinem Vater meine Zuflucht nehmen „ Sein Auszug aus dem Kenner verdiente mehr gelefen zu werden, als ers unter einem Volke kann, welches von jederMefleeinen fo unfeligen Ueberfiufs geilüoier Sudeleien verfchlingt5und feine guten Schriften nicht kennt.. Diefem folgten. Hurds Dialogen, und der erfre Theil von Shaftsbury. M il-.

(19) XV. 0. \. Miller irrt, dafs ich die folgenden Theile übsrfezt habe» ich habe nur ata Antlmge des erften Theiks [meine Kräfte verflicht.. Ich feze aus jenem Briefe noch einige Stellen her, die unfern Freun.l lebhafter darftellen,als cs einetodte Befchreibung vermag. “ Noch bin ich hier. Werweifs, wie lange die Trennung dauren wird , wenn ich einmal von meinen Freunden getrennt bin.. Ich will (o lange. bei ihnen bleiben, als es mir nur immer möglich ift. MeineHauptbefchäftigung foll die Lcfung; derGriechen unddiePoeüe fein.. Welch ein iüfler Gedanke ift die. Unfterblichke i t ! Wer duldete nicht mit Freuden alle Mühfeligkeiten des Lebens, wenn üe der Lohn ift! Es ift eine Entzückung, welcher nichts glaisht, auf eine Reihe künftiger Menfchen hinauszublicken, welche uns lieben, (ich ih untere Tage zui ückwünfchen, von uns» zur Tugend entflammt werden.. .Einige Jahre möchte ich in einer grollen Stadt zubringen , und in allerlei Ge­ fell fcbaften kommen, um die Menfchen forgfältig zu ftudiren.. Ich fühle , dafs mir diefes notiiwendig ift,. wenn ich in der Dichtkunft mein Glück machen will. Ich habe meine Jahre unter Büchern zugebracht . . . Wenn ich keine Gefchwilter hätte, die nach meines Vaters Tode meiner Unttrftüzungbedürfen, fo wollte ich mich ganz und gar um kein Amt b -kümmern, lbndern mich vom Ueberfezen nähren, und bald in der Swdt.

(20) XVI Stadt, bald auf dem Lande leben.. In der Stade wollte. ich Menfchenkenntnitse fammeln, auf dem Lande Ge­ dichte machen. Mein Hang zum Landleben iltfo grofs, dafs ich es fchwerlich übers Herz bringen würde, alle meine Tage in der Stadt zu verleben.. Wenn ich an. das Land denke, fo klopft mir das Herz.. Eine Hütte,. ein Wald daran, eine Wiefemit einer Silberquelle, und[ ein Weib in meine Hüfte , ift alles , was ich auf diefein Erdboden wünilhe.. Freunde) brauche ich nicht mehr. zu wünfehen, diefe habe, ich fchon.. Ihre Freundfcjhafc. wird meine trüben Stunden aufheitern, meine frohen noch froher machen. au. m e in e r. Ich werde ihre Eriefe und Werke. Quelle, in meinem Walde lefen, und mich. der feligen Tage erinnern , da ich ihres Umgangs ge­ nofs . . .. Ich foll mehr Balladen machen? Vielleicht. mach? ich einige, es werden aber fehr wenige fe in . Mir kommt ein Balladenlänger wie ein Harlekin, oder einMenfch mit einem Raritätenkaften vor. DengröfsHang habe ich zur ländlichen Poefie, und zur füfi'ea. te n. melanqholifchen Schwärmerei in Gedichten. nimt mein Herz den meißen Antheil. meine Kräfte aufbieten.. An diefeu. Ich will al!e. Ich will kein Dichter fein,. wenn ich kein großer. Dichter Werden kann.. Wenn. ich nichts hervorbringen kann, was die Unsterblichkeit ander Stirne trägt, was mit den Werken meiner Freun­ de in gleichem Paare geht, fo foll keine Silbe von mir gedruckt werden. Unding l. Ein mittelmäßiger Dichter iß ein Aus.

(21) XVII Aus einem sndern Briefe vom 15 Decemher 17 7 }, “ Eben komme ich aus der Verfammlung unferer Freun­ de. Ich danke dem Himmel, dafs er uns zufammengeführt hat, und werde ihm danken, fo lange O iem in mir ift.. Heilige Freundfchaft, wie fehr haft du mich be­. le ih t!. Ich kannte keinen, kennte keinem mein Herz. ausfehütten i du führteft mir edle Seelen zu , die mir fo viele iüfle Stunden gemacht haben, und mir auch künf­ tig alle Bitterkeiten des Lebens Verfällen werden . . » Laura ift in der Stadt geboren und erzogen.. Sie ift die. fchönftePerfon, die ich gefehn habe; ich habe mir kein Ideal liebenswürdiger bildenkönnen; hateinemajeftätifche Länge, und den vortrefflichften Wuchs, ein ovalrundes Geficht, blonde Haare, groffe blaue Augen, eia blühendes Kolorit, und Grazieund Anmut in allen ihren Mienen und Stellungen. Nie habe ich ein Frauenzimmer mit mehr Anftand tanzen fehn; und das Herz hat mir vor Wonne gezittert, wenn ich fie ein deutlches oder wellches(fie verlieht Italienifch und Franzöfifch) Lied fingen hotte. Siefand ein großes Vergnügen anKleifts. undGefenets Schriften; ob fie Klopftock lieft, weifs ich nicht». Als ich fie kennen lernte, war lie bei ihrer. Scitw Jte r, die in meinem Geburtsorte verheiratet war, und im Deceu ber 4768 ftarb.. Es war ein fchöner Mai«. «bend, die Nachtigallen begannen zu fchlageia, und die Abenddämmerung anzubrechen.. Sie ging durch einen. <äang blühender Apfelbäume, und war in die Farbe der. <5. Uli«.

(22) XVIII Unfchuld gekleidet, Rothe Bänder fpielten an ihrem fchönen Buien, und oft zitterte ein Abendfonnenbiick durch die Blüten, und röthete ihr weiffes Gewand und ihren fchönen Bufen.. Was Wunder, dafs fo viele Reize. einen tiefen Eindruck aufmich machten, den keine Ent­ fernung auslöfchen konnte.. Einen Bogen würde ich. anfüllen müfien, wenn ich alle verliebten Fantafien und Thorheiten erzählen wollte, worauf ich verfiel.. Nach. einem Jahre kehrte fie wieder in die Stadt zurück. Man kann in einem Jahre manchen Göttertraum haben, man­ ches Liebesgedicht machen.. An bei den fehlte es nicht,. , . . Zweimal habe ich fie nach ihrer Verheiratung gefehn . . . Als ich meine Eltern im vorigen Herbfte befuchte, hörte ich, dafs fie krank fei, und dafs man ihr kein langes Leben zutrauete . , . Esift Sünde, fie ferner zu lieben.. Meine Liebe ift auch fo ziemlich ver-. lofchen; nur einefüffe Erinnerung,und ein füfles Herz­ klopfen, wenn mir ihr Bild vor Augen kommt, find davon übrig.. Doch habe ich oft noch den brennend-. ften Wunfch, fie einmal wied erzufehn.. Ob fie Gegen­. liebe für mich gehabt hat ? Ich Labe ihr niemals meine Liebe merken lafTen, noch merkenlaflen können. Wie konnte ein Jüngling, der noch auf keiner Uniyerfität gewefen w ar,. um deffen Kinn noch zweideutige. Wolle hing, Liebeserklärungen thun, und auf Gegen* liebe Rechnung machen? Genug von Herzensangele­ genheiten,. Ich fchäme mich fürwahr, diefen Brief gefchrie-.

(23) fchrieben zu haben; doch es fei, litterae non cniteftunt,,,. Michaelis 1774 begleitete er Miller nach Leipzig. Folgendes aus feiner Reifebefchreibung. “ Von Nord,. heim bis Rofsla, wo ein G ri.f Stolberg wohnt, fuhren wir auf offenem Wsgen, und hatten einen heitern ge* ftirnten Himmel über uns.. Zu Rofsla wurden wir in. die fogenannte gelbe Kutfche gepackt.. Dies ift eine. mit gelben Tuche behangene Landkutfche, worin acht Reifende fizen können, zwei vorn, zwei hinten, und vier auf den beiden Seiten.. Ich wählte mir der Aus­. ficht wegen eine von den Seitenlogen, und kuckte wie aus einem Fenfter in die fch»ne groffe Welt hinaus. Wir kamen durch Eisle.'en, wo Luther geboiiren ift, konnten aber, weil es Mitternacht war, weder die Strtdt. noch Luthers Geburtshausbefebn. Hier bekamen. wir an. einem üfiicier einen luftigen Reifegefährten.. Wir afsen zu Mittage mit ihm in Merfeburg, und tran­ ken g e w a lt ig v i e l Merfeburger. Klopftock nennt es den König unter den Bieren. herium. Es ifi das wahre Ein-. 01. Ich glaube fteif und feft, dafs Wodan mit. feinen Leuten in Walhalla Merfeburger trinkt.. Wir. trinken desGötterfafts fo viel, dafs unfereGefickterfo feuerroth wurden, als Uzens, da er zur Gottheit aufflog» Zwifchen Merfeburg und Leipzig tranken wir Kaffe in einer Schenk», vor deren Thüre ein Faeton mit zwei lieb­.

(24) XX lieblichen Mädchen hielt.. Die eine war vorzüglich. fchön, und gefiel mir höchlich.. Ich ftellte mich dicht. an dieThüre, als fie abltieg und wieder eiaftieg, und verfchlang ihre Reize.. Sie kam einmal fo nahe bei mir. vorbei, dals mich ihr fshöner Arm ein wenig berührte» Betrübt fah ich fie wegfahren.. Ich freute mich, dafs. mein Herz noch fühlen konnte.. Welch ein Himmel. ift die Liebe! Der ift ein Engel, der in diefem Himmel ■wohnen kann, der ein Verdammter, der nie einen Plaz darin bekommt. Troz meiner ftrupfichten Locken hätte fie mich vielleicht angelachelt, wenn fie gewufst hätte, dafs der berühmte Traumbilderdichter vor ihr ftünde.,,. Spät im Hcrbfte 1774 fing er an, des Morgens Blut auszuwerfen, Welches er für die unfchädliche Folge eines im erften akademifchen Jahre gehabten hartnäckig £en Hüfte ns, und lange zurückgebliebenen Stiches hielt. Im Anfänge des Mais 1775, wenige Wochen nach den! Tode feines Vatei-s, ging er von Göttingen über Han­ nover nach Marienfee zurück, wo er feine Kur unter Zimmermanns Anleitung fortfezte.. Den 8 Mai fchrieb. er m ir: ‘«Vielleicht, hat Zitnmermann Leifewizen gefagt, könnte ich noch von der Schwindfucht gerettet werden,wenn ich die verord ne leiiArzeneien gebrauchte* und die vorgefehriebene Diät befolgte.. Du fiehft alfo,. wie gefährlich meine Krankheit ift, und auf welch ei­ nem fchmalen Scheidewege zwifchen Leben und Tod. ich.

(25) XXI ich wandle. So wenig ich mich auch vor dem Tode fürchte, To gern lebte ich doch noch ein paar Olimpiaden, um mit euch Freunden mich des Lebens zu freun> und um nicht unerhöht mit der groflenFlut hinunterzu* fließen.. Doch GottesWille gefchehe!. hier ganz angenehm.. Sonft lebe ich-. Marienfee hat eine diehtrifche. angenehme Lage.. Ringsum find Gehölze und Kornfel­. der und Wiefen.. Aber was hilft mir die fchöne Ge«. gend, daichfiemit keinem Freunde durchirren kannJ Ich verfichere dich, ich bin herzlich traurig, wenn ich an die Verfammlungstage i)in Göttingen denke, und mich nach Freunden, umfehe, und keinen finde.. Bis. Michaelis mufs ich hier bleiben. Da ift keine Errettung. Ich mufs nun er ft die Kur brauchen,und meiner Gefundheit warten.. Es. wird ein Glück fein, wenn ich fo. viel Geld zufammenkharre, dafs ich Michaelis nach Wandsbeck ziehen kann,. z) Vielleicht befuche ich dich. i) W ir. verfam m elten uns alle Sonnabende', gin gen m it. ein an der ins Feld , fprachen über WiflenfchajFten upd Em pfin dun gen , und beurtheilten untere A rb eiten . s > E r w ollte es fchon O ftern , fe in e r B ü ch er mit.. und gab m ir ein en T h e il. Im Ju liu s b efu ch te er mich a u f. acht T a g e , und feine G efundheit fehien fich zu bef« fern.. M ich aelis m ufste ich ihm fchon ein e Stube in. m ein e r W oh n un g m ieten.. A b er die V orfeh u n g v e r -. fa g te uns beiden das G lü c k ,. w«rden.. w ied e r vere in ig t zu.

(26) XXII dich gegen Ende des Mais auf einige Tage.. Ich habe. ein fehnli .'hes Verlangen, erw-is von dir zu hören Es wä’ e Sünde, wenn du mich lange in meiner Einfiedelei lieffdt, ohne an mich zu (chreiben,. Schreib doch an. mich , Vofs; fchreib doch an mich, Miller , wenn du noch da bift. Sind die Barden in Hamburg auch verru­ fen ‘i 3) Halt du hübfehe Traumbilder gelehn? Die Hamburger wallfahrten wohl fchon 1‘ark nach Sankt Wandsbedi! O ihr müfst goldne Tage haben ! Bald hoffe ich dich zu fehn,“. Im Herbfte 1775. ging er nach Hannover, tim dort unter ZiVn mermanns Aufficht eine kleine Nachkur, wie er mir fchrieb , zu brauchen, und dann nach Wands­ beck zu kommen. Seine Hoffnung ftieg undfank ; aber er blieb heiter, ur.d fcherzte über fich felbft.. ‘ ‘Es find hier. 3 ) In Gtfttingen w a rd , w eil w ir nicht v ö llig w ie andre Studenten w a r e n , a u f ein igen Kathedern zw ar nur l e if e , aber in gew iffen Zu fam m enkünften von P ro fefforen und ändern defto la u te r , von ein er Barden g efellfeh aft g e r e d e t ,. w elch en m an mit finnreirher. Frohh erzigkeit viel ab en th eurliches , z. E . dafs fie m it ihren B arden fch ülern a u f einen benachbarten H e x e n ­ berg a u sz ö g e n , fic h in T h ie rh ä u te verm um m ten, um M lttqrnacht o p fe rten , waltig. viel. c h e n n ach fagte.. und keinen W ein , aber g e ­. B i e r trä n k en ,. und m ehr d e rg le i­ *. I.

(27) XXIII hier magre unpoetifche Zeiten t fchriebermit den Ge­ dichten, die er zum 77ger Almanach einfendete: fo mager, wie die magern Kühe des Farao, oder wie ich jezt ielber bin.. Die Vormittagsftunden mufs ich dem. Ueberfezen aufopferu : nach Tifche kriege ich immer Kopfwehe und Hize im Gefleht, und bin bis gegen fünf Uhr zu nichts aufgelegt. Bald bin ich mit meiner Arbeit fertig, und kann einige Wochen in aller Ruhe bei dir bleiben.. L h b in ungemein begierig, dich einmal wie­. der zu (ehn, Der hiefige Aufenthalt ilt mir höchft unan­ genehm; ich mufs an einem ändern Ort, oder ich verIchimmele, Schreib mir bald. gew ifsoft.,» an mich.. Ich fchreibe dir künftig. Armer Freund, es war dein lezter Brief. Er ftarb zu Hannover den i September 17 7 6,. Dieswar das Lebendes Jünglings, deflen ffieift unter der Laft tines fiechen Körpers fo aufttrebte, dafs er in jeder gewählten Gattung der Poefie unter den erften Dichtern glänzt; der mit jedem neuen Verfuche höher zu r. Vollkommenheit (Heg- Und felbft fein Vollkommen-. ftes nur als Vorübung zu Werkendes Mannes betrach­ tete.. Er (teilte nicht mit kalter Ueberlegung Gedanken. und Bilder zufammen, worüber man fich eins gewor­ den ilt, fiefchön zu finden; voll warmer allumfaffender Liebe blickte er in der Natur umher; und fang» was fein Herz empfand.. Ich habe aus feinem Leben. folche Züge gew ählt, die mir die Art feiner Anfchauung.

(28) XXIV ung und Empfindung zu erläutern fchienen: wohl wiffend, das manche davon den ehrbaren und weltklugen L e ie r. ncht ganz befriedigen werden.. Vielleicht hat. mich die fülle Erinnerung jener Zeit, da uns die Freundfchaft, unter har mlofen Freuden der lugend, zufeeleneihebenden Zwecken verband, etwas fchwazhafter ge­ macht , als eben nöthig1 war.. A ber. wem Hölty fo,. \vie wir ihn kannten,nicht gefällt, der geniefle feiner Erhabenheit, und überlebe es gtofsinüthig, dals er mir Und meinen Freunden gefallen hat.. Von Höltys Frömmigkeit zureden, fchienmir unnöthig.. Seine Gedichte beweifen es, dafs er, wie jeder. gute Menfch, die Religiun eh'te.. Was unfer Freund. Miller, gewifs mit fcfter Ueberzeugungund redlicher Ahlicht, von Höltys Widerwillen gegen Neuerungen, die doch nicht v»lle übel gemeint fern können, erzählt, habe ich wenigftens in dem lezten Jahre zu Göttingen, da ich fein ganzesZutrauen beftafsmichtwahrgenommen. Theils fallch, theils Misdeutungenausgefezt, ift Millers Vorftellung v<5nHöltys, Glücksumftänden. Aus Edel­ mut, und weil er fichl.icht behelfen konnte, entfagte er zulezt dorUnterftüzung feinerFamilie; aber eigentlichen Mangel hat er nie gelitten. Er gonofs Wohhhaten des Staats, die Würdigen beftimn.tfind ; niemals Woh'thaten eines Mannas, der ihm aufs höchfte nur Gerechtig­ keit erwies.. Ich hatte es einigen [geklagt, dafs Hölty fich.

(29) XXV fich noch in der lezten Krankheit mit Ueberfezungea quälen müfste, um etwas Geld zu einer kleinen Luftreife zirfarmneln; worauf eine Freundin von Freunden, die es wehrt waren Hölty zu befchcnken , fünfzig Thal er zu funmenbrachte, und nach Hannover fchickte. Aber Hölty war fchon tadt} und das Geld ward feinem älteften Bruder gefch- nkt, Seine eigenen Angelegenheiten, dieer Boienvor (einem Tode entdeckt hatte, wurden alle mit feinem vorräthigen und ausftehenden Gelde ins Reine gebracht,. Hölty war in dem lezten Jahre, da er fein Ende noch nicht fönahe glaubte, fchon felbftmit der Sammlung feiner Gedichte befchäftigt. Der Tod übereilte ihn; und feine Papiere wurden Beien anvertraut, der fia herauszugeben, und für einen Theil des Ertrags eia kleines marmornes Denkmal auf das Grab des hannövrifchen Dichters zu fezen verfprach. Mancherlei Hindernifle verzögerten diefe Ausgabe, und würden lie vielleicht noch lange verzögert haben.. Wir übernah­. men fie alfo felbft ; weil es uns kränkte zu fehn, dafs unferm verftorbenen Freunde von einem Unbekannten, der die Kühnheit hatte, fich öffentlich als Höltys Freund zu nennen,einGemengfel von verworfenen, fremden und finnlofen Gedichten aufgebürdet,und feinin recht­ mäßigen Erben ihr Eigenthum entzogen ward.. Ein. Denkmal kann.ihm nun freilich nicht gefezt werden} aber.

(30) XXVI aber in Hannover, wo auch Leibniz begraben liegt, ift es kein Zeichen von Geringfchazung.dafs man die Stätte der Begrabenen nicht kennt.. Es erforderte oft nicht. weniger Bekanntschaft mit Höltys A r t, als unverdroflene Aufmerkfamkeit, aus feiner Handfehrift die wahre Meinung herauszufinden. Viele Aenderungenund Zuäzeftehn durch einander, oft wieder verändert, halb und ganz vollendet, oder nur angedeutet, auf kleinen Zetteln, auf Umfchlägen von Briefen, und auf dem Ran­ de eines Leichengedichts,. Unter einigen Gedichten. fleht das Verdammungsurtheil: Verworfen: unter än­ dern von gleichem Gehalte fehlt es. Von einigen fchon gedruckten fanden fich ältere Abfchriftenmit nicht ver­ werflichen Lesarten.. AuchdasTraumbild Seite 42 hat. in einem zu ipät verglichenen Buche von 1772 noch folgende Verfe, die aufgenommen zu werden verdienen: — — -------- nirgends finden Ich wandre, wenn die Sonne flicht, Wenns ftürmet oder regnet. Und fchaue jeder ins Geficht, Die meinem Blick begegnet. So irr' ich Armer flu- und fü r, Mit Seufzern und mit Thränen, Und muftr’ an jeder Kirchenthür1 Am Sonntag’ alle Schönon. Nach jedem Fenlter. . Von.

(31) XXVII Von ungedruckten Gedichten fand (ich zum Theil nur der erfte Aufiaz, wo Strofen und Verfe dur:h einander, und, ohne dafs etwas ausgeftrichen ift, diefelben Ge* danken mehrmal umgearbeitet voi kommen.. Wir ha­. ben mit treuer Sorgfalt gewählt, und was Hölty fo , wie es war, feiner unwürdig erkannte, nach feiner Anweifimg oder Andeutung geändert: eine Freundfchafts* pfli cht, die wir ftets, fo lange er unter uns lebte, gegen einander ausgeübr, und die der Nachlebende demVerftorbenen heilig verfprochen hat. Wir haben feinei. Nachlafs fobeforgt. wie unfer redliche Freund, wenn wir frül- er geftorben wären, denunfrigen beforgt hätte. E u tin , im Auguft 17 8 3.. ». Vofs.. In-.

(32) Inhalt.. .A delftan und Röschen, 1 7 7 1.. Seite 2. Das Landleben , vermuthli'h 177 $. A u f denTod einer Nachtigall, 17 7 1.. g ZI. Mailied» vermutlich 17 7 1,. n. Elegie auf ein Landmädchen, im Frühling 1774 unter einem blühenden Baume gemacht.. 15 J 5>. Der arme Wilhelm, vermutlich 17 7 S. Mailied, 177 J. Das Feuer im Walde, 17 7 4 ,. *. -. Erntelied, I 775> ■ Der alte Landmann an feinen Sohn, 177 5. Der Bach , 1774. Schnitterlied, 1773.. " -. Trinklied im Mai, I7 7 f. Das Traumbild, vermutlich 1 7 7 1. Todtengräberlied, vermutlich 17 7 ?,. *4 *8. 30 3* 37 39. 43 4*. An ein Mädchen, das am Frohnleichnamsfeft ein Marienbild trug, 1773,. 46. Die künftige,- Geliebte, vermutlich 17 7 $ . Das Traumbild, 1774.. St. 4-9. Chriftel und Hannchen, eine Sclnitteridille, vermutlich 177S'. Der Weiberfeind, 17 7 1. Die Nenne , 177 3. Mailied, 1775.. 54. 57 ». 60 6?. s. An die Ruhe, vermutlich 1772.. 67. Trinklied im Winter, * 77 >> Lied eines Mädchens auf den Tod ihrer. 70. Gefpielin, 1774.. -. 72 Die. \.

(33) Seite Die Liebe, 1773*An einen Freund, der fich in ein fchönes Landmädchen verliebte, 177 5. A n den Mond, 1774An Dafnens Kanarienvogel, 1^72. Der rechte Gebrauch des Lebens, verm. 1775. D ie Seligkeit der Liebenden , i ? 7^» An den Mond, 1775. Der T od , 177 2 . * Apoll und Dafne, 17 7 ® , Maigefang, 1776 ,. .. „. Laura, 1772. Klage, i ? 73* An Vofs, 1773. Aufmunterung zur Freude, 1776. I-eander und Ismene, 177 2 .. 79 %o 81 8+. -. 87 89. -. 9t. • -. n. -. -. D ie Schale der Vergeffenheit, vermut!, 1 776» A n Miller, 1773* Erinnerung, 177 3. D er Kufs, verimitl. 1775. 'Frühlingslied, 17 7 3 . » Das Traumbild, 177 *. -. An ein Veilchen, 177** Entzückung, vermutl. 17 7 5 .. 7<S. -. -. D er Traum, 17 7 J.. 74. -. 97 100 10 1 Io J IOf 10 7 I2 y. 125 12 9 13 1 13 * 13 5 13 5. -. IJ7 13 *. -. 140 14 2. An die Grille, 1774... -. * 4*. Siegeslied bei Eroberung des heiligen Grabes, 1775.. -. 14 5. Winterlied, 1773. Hexenlied, 1775. Die frühe Liebe, 1773,'. ♦ ■. Klage eiöes Mädchens über den Tod ihres Geliebten, 177 5,. -. 149. Bluraeu-.

(34) Biumenlied,. 1773.. -. Huldigung, 17 7 3. Die Geliebte,. -. Seite. -. 1774*. 15» * 5? is s. Mailied, 17 7 3. " An eie Nachtigall«, vcrmutl. 1772. Die Befchäftigungen, 1776. Der Anger, 1773.. -. 15 «. -. -. I S7 iS * 160 1 6z. Trinklied, 1775* Die Laube, vermuthlich 1773.. 1 6$ 16 7. Die Mainacht, 1774. Der befreiete Sklave, 1774. Die Schiffende, 1774. Mailied» veruiuthlich 1772. An Laura, bei dem Sterbebette ihrer. l6 g 17 0 1 7t. Schw erer, 1768. Lebenspflichten, v.?rmuthU»h *7 / 6. An die Apfelbäume, wo ich Julü n er­. 1 74 17 6. blickte, i7 7 y . Der Liebende , vermutlich 1776.. 17 ? 1S0. An die Fantafle, 1776.. -. -. _. iS *. Seufzer, 1773.. 184. Die Liebe, vermutlich 1775. Elegie bei dem Grabe meines Vaters, 1 77s',. »8? 18g. A uftrag, 1776». >89. -. Ge-.

(35) Gedichte von. Ludewjg Heinrich Chriftoph Hölty..

(36)

(37) I. Adelftan und Röschen. 1 7 7 1 .. D e r fchöne Maiemnond began, Und alles wurde froh, Als Ritter Veit von Adelftan Der Königsftadt entfloh. Von Geigern und Kaftraten fern Und vom Redurentanz, Vertaufcht' er feinen goldnen Stern Mit einem Schäferkranz,. Der Schoofs der A u , der Wiefenklee Verlieh ihm fufsre Raft, Als Himmelbett* und Kanapee Im fürftlichen Palaft. Er irrte täglich durch den Hain, Mit einer Bruft. voll Ruh,. Und fah dem Spiel1 und fah dsm Reihn Der Dörferinnen z u ; A. Sah.

(38) % Sah unter niederm Hüttendach Det Schäferinnen Preist Und plözlich fchlug fein Herzensfchlag Wol noch einmal io lieifs. Sie wurden drauf gar bald vertraut j Was Wunder doch ! Er war Ein Mann von Welt und wohlgebaut* Und Röschen achzehn Jahr,. Sie gab, durch manchen Thränengufs Erweichet ihm G ehör; Zuerft bekam er einen Kufs Zulezt noch etwas mehr. Izt wurde, nach des Hofes Brauch» Sein Bufen plözlich lau: Er fafs nicht mehr am Sc’nlehenftrauch Mit Röschen auf der All.. Des Dorfes und des Mädchens fatt» Warf er fich auf fern Rors , Flog wieder in die Königsftadt* Und in fein Marmorfchlofs, Hier.

(39) Hier taumelt1 er von Ball zu Ball, Vergafs der Rafenbank, Wo beim Getön der Nachtigall Sein Mädchen ihn umfchlang». Und Röschen, die auf Wiefengrün Im Hafelfchatten fafs» Sah Mann und Rofs vorüberfliehn, Und wurde todtenblafs, Mein Adelftan! ich armes Blut S E r fah und hotte nicht, Und drückte fich den Reifehuc Nur tiefer ins Ge ficht.. Sie zupft* auf ihren Hirtenftab Gelehnt, am Bufenband, Eis er dem Rofs die Spornen gab , Und ihrem Aug’ entfehwand J Und fchluchzt’ , und w arf fich in das G m a Verbarg fich ins Gefträuch, Weint ihren fchönen Bufen nafs, Und ihre Wangen bleich,.

(40) I. 4 Kein Tanz, kein Spiel behagt' ihr mehr, Kein Abendroth, kein W eft; Das Dörfchen dünkt ihr freudenleer, Die Flur ein Otternneft. Ein melancholifch Heimchen zirpt Vor ihrer Kammerthür; Das Leichhuhn fchreit.. Ach Gott! fie ftirbt,. Des Dorfes befte Zier.. Die dumpfe Todtenklocke fchallt Drauf in das Dorf.. Man bringt. / Den Sarg daher. Der Ki'iiter wallt Der Bahre v o r, und fingt. Der Pfarrer hält ihr den Sermon, Und wünfcht dem Schatten Ruh, Der diefem Jammeithal’ entflohn, Und klagt und weint dazu.. Man pflanzt ein K reuz, mit Flittergold Bekränzet > auf ihr Grab ; Und auf den frifchen Hügel rollt So manche Thrän’ hinab.. (.

(41) 5 Es wurde Nacht.. Ein düftrer Flor. Bedekte Thal und Höhnj Auch kam der liebe Moi\d hervor, Und leuchtete fo fchön,. Vernehmt nun» wies dem Ritter ging! Der Ritter lag auf Pflaum , Um welchen Gold und Seide h in g, Und hatte manchen Traum. E r zittert auf.. Mit blauem Licht. Wird fein Gemach ertiillt. Ein Mädchen tritt ihm vors Gefleht , Ins Leichentuch verhüllt.. Ach! Röschen ifts, das arme K in d, Das Adelftan berückt! Die Rofen ihrer Wangen find Vom Tode wcggepflückt. Sie legt die eine kalte Hand Dem Ritter auf das K in n , Und hält ihr moderndes» GeWansi Ihm mit der ändern liinj Blickt.

(42) Blickt drauf den ehrvergefsnen Mann» Den Schauer überfchleicht, Dreimal mit hohlen Augen a n , Und wimmert und entweicht. Sie zeigte, wann es zwölfe fchlug, Jezt alle Nächte fich, Verhüllet in ein Todtentuch, Und wimmert* und entwich.. Der Ritter fiel in kurzer Zeit Drob in Melancholei, Und w ard, verzehrt von Traurigkeit, Des Todes Konterfei.. /. Mit einem Dolch bewaffnet floh E r aus der Stadt, und lief Zum Gottesacker hin,. alwo. Da* arme Röschen fchliei. Wankt' an die frifche G ru ft, den Dolch Dem Herzen zugekehrt, Und fank.. F o lg ! ruft ein T eufel, folg!. Und feine Seel’ entfährt..

(43) 7 Der Dolch ging mitten durch das Herz, Entfezlich anzufchaun! Die Augen ftarrten himmelwärts , Und blickten Furcht und Graun.. Sein Grab ragt an der Kirchhofmauer % Der Landmann der es fieht, Wenns Abend w ird , fühlt kalten Schaur» Und fchlägt ein K re u z, und flieht. Auch pflegt er» bis die Hahen kriahn» Den Blutdolch in der B ruft» Mit glühnden Augen umzugehn» Wie männiglich b ewufst». D as. .\.

(44) 8 Das Landleben. Flu m ina am em. filvasqu e in gloriu s.. V irg .. W underfeliger Mann, welcher der Stadt entfloh! Jedes Säufcln des Baums, jedes Geräufch des Bachs, Jeder blinkende Kiefel Predigt Tugend und Weisheit ihm.. Jedes Schattengcfträuch ift ihm ein heiliger Tem pel, wo ihm fein Gott n'iher vor überwallt, Jeder Rafen ein Altar, Wo er vor dem Erhabnen kniet.. Seine Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn, Seine Nachtigall weckt flötend ihn wieder auf, Wann das liebliche Frühroth Durch die Bäum’ auf fein Bette fcheint. Dana.

(45) Dann bewundert er dich. G ott, in der Morgenflur, In der fteigenden Pracht deiner Verkünderin, Deiner herrlichen Sonne , Dich im W urm und im Knofpenzwcig J. Ruht im wehenden Gras» wann fich dieK üh'’ ergieft, Oder ftrömet den Quell .über die Blumen aus} Trinkt den Athem der Blüte, Trinkt die Milde der Abendluft.. Sein beftrohetcs D ach , wo fich das Taubenvolk Sonnt und fpielet und hüpft, winket ihm füfsre Raft, Als dem Städter der Goldfaal, Als der Polfter der Städterin,. Und der fpielende Trupp fchwirret zu ihm herab, Gurrt und fäufelt ihn an, flattert ihm auf den Korb, Picket Krumen und Erbfen, Picket Körner ihm aus der Hand..

(46) IO Einfam wandelt er oft, Sterbegecianken voll Durch die Gräber des D o rfs, fezet fich auf ein Grab» Und befchauet die Kreuze Mit dem wehenden Todtenkranzj. Und das fteinerne Mal unter dem Fliederbufch, Wo ein biblifcher Spruch freudig zu fterben lehrt, Wo der Tod mit der Senfe, Und ein Engel mit Palmen fteht». Wunderfeliger Mann» welcher der Stadt entfloht Engel fegneten ihn, als er geboren ward, Streuten Blumen des Himmels A u f die Wiege des Knaben aus!. Auf.

(47) II. Auf. den. Tod. einer. Nachtigall. i 7 7. i.. S ie ift dahin, die Maienlieder fönte} Die Sängerin, Die durch ihr Lied den ganzen Hain verfchönte, Sie ift dahin! Sie , deren Ton mir in die Seele hallte. Wenn ich am Bach, Der durchs Gebüfch im Abendgolde wallte. A u f Blumen la g !. Sie gurgelte, tief aus der vollen K ehle> Den Silberfchlag: Der Wiederhall in feiner Felfenhöhle Schlug le if ihn nach,. m. Die ländlichen Gelang1 und Feldfchalmeien Erklangen drein} Es tanzeten die Jungfraun ihre Reihen Im Abendfchein*. Auf.

(48) 'V.. 1*. 12 A u f Moofe horcht’ ein Jüngling mit Entzüken Dem holden Laut, Und fchmachtend hing an ihres Lieblings Blicken Die junge Braut: Sie drückten fich bei jeder deiner Fugen Die Hand einmal, Und hörten nicht, wenn deine Schweftern fchlugen.. 0 Nachtigall.. Sie horchten dir, bis dumpf die Abendklocke Des Dorfes klang, Und Hefperus, gleich einer goldnen Flocke, Aus Wolken drang; Und gingen dann im Wehn der Maienkühle Der Hütte z u , Mit einer Bruft voll zärtlicher Gefühle, Voll iüfler Ruh.. M ailied..

(49) 13 M a i 1i e <3.. T a n z t dem fchönen Mai entgegen» D er, in feiner Herlichkeit Wiederkehrend, Rei. und Segen Ueber Thal und Hügel ftreut! Seine Macht verjüngt und gattet A lles, was der grüne Wald, Was der zarte Halm befchattet , / Und die laue Wog’ umwalt. t. ' '. •••'• '. Tanz, o Jüngling, tanz, o Schöne, Die des Maies Hauch verfchönt! Menget Lieder ins Getöne, Das die Morgenklocke tönt, Ins Geläufel junger Blätter, Und der holden Nachtigall liebejauchzendes Gefchmetterj Und erweckt den Wiederhall. Flieht.

(50) 14 Flieht der Stadt umwölkte Zinnen! H ier, wo Mai und Lieb’ euch ru ft, Athmei, fchöne Städterinnen, Athmet frifche Maienluft! Irrt mit eurem Sonnenhütchea, A u f die Frühlingsflur hinaus, Singt ein frölich Maienliedchen, Pflücket einen Bufenltrauls!. SchmftcKt mit Kirfchenblütenzweigen Euch den grünen Sonnenhut, Schürzt das Röckchen , tanzet Reigen, Wie die Schäferjugend thut! Bienen fumfen um die Blüte, Und der Weftwind fchwärmt fich matt, Schwärmt, und haucht auf eure Hüte Manches weide Blütenblatt.. Elegie.

(51) *5 E legie. au f ein. Landmadchen.. Schwermutsvoll und dumpfig hallt Geläute Vom bemooften Kirchenthurm herab. Väter weinen, K inder, Mütter, Bräute; Und der Todtengräber gräbt ein Grab. Angethan mit einem Sterbekleide , Eine Blumenkron’ im blonden H aar,. ,. Schlummert Röschen, fo der Mutter Freude,,. So der Stolz des Dorfes war,. Ihre Lieben, voll des M isgefJiickes» Denken nicht an Pfänderfpiel und Tanz» Stehn am Sarge, winden nafies Blickes Ihrer Freundin einen Todtenkranz, Ach! kein Mädchen war der Thräiwn wehrtet, Als du gutes frommes Mädchen bift, Und im Himmel ift kein Geift verklärter» A ls die Seele Röschens ift. Wie.

(52) 16 Wie ein Engel Rand im Schäferkleid« Sie vor ihrer kleinen Hüttenthür: Wiefenblumen waren ihr Gefchmeide , Und ein Veilchen ihres Bufens Zier, Ihre Fächer waren Zefirs Flügel, Und der Morgenhain ihr Puzgemach. Diefe Silber quellen ihre Spiegel, Ihre Schminke diefer Bach.. Sittfamkeit umflofs,. Avie. Mondenfchimmeiv. Ihre Kofenwangen, ihren B lick; Nimmer wich der Seraf Unfchuld, nimmer Von der holden Schäferin zurück. Jünglingsblicke taumelten voll Feuer Nach dem Reiz des lieben Mädchens hin; Aber keiner, als ihr Vielgetreuer, Rührte jemals ihren Sinn.. Keiner, als ihr Wilhelm! Frühlingsweihe R ie f die Edlen in den Buchenhain:. Unterm G rün, durchftralc von Himmelsbläue, Flogen iie den deutfehen Ringelreihn. Röschen.

(53) i7 Röschen gab ihm Bänder mancher Farbe, Kam die E rn t', an feinen Schnitterhut, Safs mit ihm auf einer Weiztngarbe* Lächelt’ ihm zur Arbeit M ut;. Band den Weizen, welchen Wilhelm mähte» Band rnd äugelt ihrem Liebling nach, Bis die Kühlung kam , und Abendröthe Durch die falben Weftgewölcke brach. Ueber alles w r ihm Röschen theuer, War fein Taggedanke, war fein Traum ; Wie lieh Röschen liebten und ihr Treuer, Lieben lieh die Engel kaum*. Wilhelm! Wilhelm! Sterbeklocken hallen Und die Grabgefänge heben an, Schwarzbgflorte Trauerleute wallen, Und die Tcdtenkrone weht voran, Wilhelm wankt mit feinem Liederbuche, Nafles A u ges, au das offne Grab, Trocknet mit dem weifTen Leichentuche, Sich die hellen Thränen ab. Schlummre. W -f" V :". >.

(54) Sch’ummre fanft, du gute fromme Seele, Bis auf ewig diefer Schlummer flieht! Wein auf ihrem Hügel. Filomele,. Um die DäVnmerung ein Sterbelied;! Weht wie Harfen ifpel, Abend winde. Durch die Blumen, die ihr Gtvb gebar! Und im Wipfel diefer Kirchhoflinde Nift’ ein Turteltaubenpaar J.

(55) *9 D er arme Wilhelm.. W ilhelms Braut war geftorben.. Der arme. verladene Wilhelm Wünfchte den T o d , und besuchte nicht mehr den geflügelten Reigen, Nicht das Oftergelag und das Feft der hemaleten Eier, Nicht den gaukelnden Tanz um die Ofterflamme des Hügels. Einfam war e r, und ftill wie das Grab, und glaubte mit jedem Tritt in die Erde zu finken.. Die Knaben undMädgen. des Dorfes Brachen M ain, und fchmückten das Haus und die ländliche Diele, Und begrüfsten den heiligen Abend vor Pfingften. mit Liedern. Wilhelm floh das Gewühl der beglückten fröhlichen Leute, Wandelt’.

(56) 20 Wandelt’ über den Gottesacker, und gieng in dis Kirche, Nahm den Kranz der geliebten Braut von der Wand, und kniete An dem Altar, und barg das, Gefleht in die Blumen des Kranzes» Flehte weinend zu G ott: O entnim mich der Erde, mein Vater! K uf mich zu meiner Entlchlummenen!. Doch dein. Wille gef hebet Lifpelnd bebte das Gold und d'e Flitterblumen de« Kr.mzes, Lieblich raufchten die flatternden Bänder, wie Blät­ ter im Walde, Und ein fliegender Lichtglanz flog durch die Fenfter der Kirche. Ruhiger wandelte Wilhelm nach Haus.. Bald hörten. die Schweftern D rauf die Todtenuhr in der Kammer pickern, und ‘. fahen. A u f der Diele den S arg , und den Pfarrer im Mantel daneben;. Und.

(57) Und das Leichhuhn fchJug an die Kammerfenfter, und heulte. Wenige Wochen, da ftarb der verlaflene traurige Wilhelm, Und fein grünendes Grab ragt hart am Grabe des v. Mädchens..

(58) Mailied.. Grüner wird die A u , Und der Himmel blau; Schwalben kehren wieder» Und. die Erftlingsl.eder. Klciner Vögeiein ^witfchern dui\.h den Hain.. Aus dem Blütenftrauch Weht der Liebe Hauch: Seit der Lenz erfchienen. Waltet fie im Grünen, Malt die Blumen bunt, Roth des Mädchens Mund,. Brüder, küflet ihn! Denn die Jahre fliehn ! Einen Kufs. in Ehren. Kann euch niemand w ihren! Küßt ihn, Brüder, küfst, Weil er kufsiich ift J.

(59) Seht , der Tauber girrt, Seht, der Taiiber (chwirrt Um fein liebes Täubchen 1 Nehmt euch auch ein Weibchen Wie der Tauber thut, Und feid wohlgemut!.

(60) Das Feuer im Walde*. Z w e e n Knaben liefen durch den Hain Und lafen Eichenreifet auf, Und thünnten fich ein Hirtenfeur, Indefs die Pferd’ im fetten Graf’ Am Wiefenbache weideten. Sie freuten fich der fdiönen Glut, D ie, wie ein helles Ofterfeur,, Gen Himmel flog, und fezten fiel» A u f einen alten Weidenftumpf. Sic fchwazten dies und fchwazten das, Vom Feuermann und Ghnekopf, Vom Amtmann , der im Dorfe fpukt, Und mit der Feuerkette klirrt, Weil er nach Anfehn fprach und Geld > Wie’ s liebe Vieh die Ikuren fchund, Und niemals in die Kirche kam. Sie fchwazten dies und fchwazten das,.

(61) Vom feelgen Pfarrer Habermann , Der noch den Nußbaum pflanzen thät» Von dem fie manche fchöne Nufs Herabgeworfen, als fie noch Z ur Pfarre gingen, manche Nufs! Sie (egneten den guten Mann In feiner kühlen Gruft dafür, Und knackten jede fchöne Nuß Noch einmal in Gedanken auf. Da raufcht das dürre Laub empor» Und fieh, ein alter Kriegesknecht Wankt durch den Eichcnwald daher, Sagt*. Guten Abend, wärmet fich, Und fezt fich auf den Weidenftump£ Wer bift du , guter alter Mann? Ich bin ein preuffifcher Soldat, Der in der Schlacht bey Kunnersdorf Das Bein verlor, und leider Gotts! Vor fremden Thüren betteln mufs. Da ging es fcharf, mein liebes K ind!.

(62) 26 Da faufeten die Kugeln uns Wie Donnerwetter um den K opf! Dort flog ein A rm , und dort ein Bein! Wir patfchelten durch lauter Blut, Im Pulverdampf! Steht, K inder, fleht! Verlaffet euren König nicht! Rief Vater Klei ft ; da fank er hin. Ich und zwei Burfche trugen flugs Ihn zu dem Feldfcherr aus der Schlacht. Laut donnerte die Batterie! Mit einmal flog mein linkes Bein Mir unterm Leibe w eg!. —. O Gott!. Sprach H ans, und fahe TöfFeln an, Und fühlte fich nach feinem Eein'; Mein Seel! ich werde kein Soldat, Und wandre lieber hinterm Fflug. Da fing1 ich mir die Arbeit leicht, Und fpiing1 und tanze, wie ein Hirfch, Und Ir ge, wenn der Abend kom m t, Mith hintern Ofen auf die Bank, Doch.

(63) 27 Doch kommt der Schelmfknzos zurück, Der uns die beften Hühner ftahl ,N Und unfer Heu und Korn dazu; Dann nehm’ ich einen rothen Rock, Und auf den Puckel mein Gewehr I Dann komm nur her, du Schelmfranzos! Huns, Tagte Toffel, lang’ einmal Die Kiepe her, die hinter dir Im Riedgras fteht, und gicb dem Mann, Von unferm K ä f und Buterbrot Ich famuil’ indeffen dürres Holz; Denn iieh, das Feuer linket fchon.. Ernte-.

(64) \. 23 Erntelied,. Sich el^ fchallen). Aehren fallen Unter Sichelfchallj A u f den Madchenhüten Zittern blaue Blüten J Freud’ ift überall!. Sicheln k lin g e n ;. Mädchen fingen, Unter Sichelichall; B is , vom Mund befchimmert, Rings die Stoppel flimmert, Tönt der Erntefang.. Alles fpringetj Alles finget, Was nur lallen kann. Bei dem Erntemahle Ifst aus einer Schale Knecht und Bauersmann.' Hans.

(65) 29 Hans und Michel, Schärft die Sichel, Pfeift ein Lied dazu, Mähet; dann beginnen Schnell die Binderinnen, Binden fonder Ruh.. Jeder fcherzet3 Jeder herzet Dann fein Liebelein, Nach geleerten Kannen Gehen fie von dannen, Singen und juchheint. t. Der.

(66) D er alte Landm ann. an feinen Sohn.. f j e b ’ immer Treu und Redlichkeit, Bis an dein kühles Grab, Und weiche. keinen Finger breit. Von Gottes Wegen a b ! Dann wirft d u ,. w;e. auf grünen A un,. Durchs Pilgerleben gehn; Dann kannft du fonder Furcht und Graun Dem Tod1 entgegen fehn.. Dann wird die Sichel und der Pflug In deiner Hand fo leicht; Dann (ingeft du beim Waflerkrug, Als war dir Wein gereicht, Dem.

(67) 3i Dem Böfewicht wird aMes fchwer, Er tbue was er thu; Der Teufel treibt ihn hin und her» Und läfst ihm keine Ruh.. Der fchöne Frühling lacht ihm nicht, Ihm lacht kein Aehrenfeld; E r ift auf Lug und Trug erpicht. Und wünfcht fich nichts als Geld. Der Wind im Ha n , das Laub am Baum, Sauft ihm Entfezen z u ; E r fin d e tn a c h des Lebens Raum, Im Grabe keine Ruh.. Dann mufs er in der Geifterfhmd’ Aus feinem Grabe gehn, Und oft als fchwarzer Kettenhund ( Vor feiner Hausthüt1 ftehnDie Spinnerinnen, die, das Rad Im Arm , nach Haufe gehn , Erzittern wie ein. 1spenblatt,. Wenn iie ihn liegen fehn. Und.

(68) Und jede Spinneftube fpricht Von diefem Abendtheur, Und wünfcht den todten Böfewicht Ins tieffte Höllenfeuer, Der alte Kunz war bis ans Grab Ein rechter Höllenbrand: Er pflügte feinem Nachbar ab, Und flahl ihm vieles Land.. Nun. pflügt. e r, als ein Feuermann,. A u f feines Nachbarn F lu r, Und mifst das Feld hinab hinan Mit einer glühnden Schnur. E r brennet, wie ein Schober Stroh, Dem glühnden Pfluge nach, Und pflügt, und brennet lichterloh Bis an den hellen Tag». D ir Amtmann der die Bauern fchund, Und hurt’ , und Kirfche fchofs, T rab t Nachts mit einem fchwarzen Hund Im Wald'1 auf glühndem Rofs..

(69) 33 Oft geht es auch am Knotenftock Als rauher Brummbär u m , Und meckert oft als Ziegenbock Im ganzen D orf herum.. Der Pfarrer, der aufs Tanzen fchalt, Und Filz und Wuchrer w ar, Sreht Nachts als fchwarze Spukgeftalf Um zwölf Uhr am Altar j Paukt dann mit dumpfigem Gefchroi Die Kanzel, dals es gellt, Und zählet in der Sakriftei Sein Beicht - und Opfergeld,. Der Junker, der bei Spiel und Ball Der Wittwen Habe fraf», Kutfchiert, umbraufl von Seufzerhall , Zum Feit des Satanas; Im blauen fchwefelßammenrock Fährt er zur Burg hinauf, Ein Teufel auf dem Kutfdhenbock, Zwesn Teufel hinten auf. (u. Sulhii,.

(70) Sohn, übe Treu und Redlichkeit Bis an dein kühles Grab, Und weiche keinen Finger breit Von Gottes Wegen ab! Dann fuchen Enkel deine G ruft, Und weinen Thrinen drauf, Und Sommeibluinen, vuil von D uft, Biühn aus den Th lauen auf.. Der.

(71) rs m o5 D er. B ach.. W i e Blandufiens Quell, raufche der Enkelin Deine. Lifpel, o Bach; tanze der Horchenden Silberblinkend vorüber; G rünt, ihr Erlen des Ufei'S ihr!. Dein Gemurmel, das leifs über die.Kiefel hüpft, Euer zitterndes Laub, duftende Freundinnen, Giefst ein lindes Erbeben Durch die Saiten der Seele mir.. Hier, auf fchweüendem Moos.horch1 ich der Nachtigall, Die hier liebender klagt, horch’ ich demSchilfgeräufch» ' Und dem Plätfchern des Aales, Der im Schatten der Erle fchwebt.. Und ein magifcher Hain fäufelt um mich empor, Eine Hütte darin winkt mir, mit Wein um rankt, Und ein freundliches Mädchen Hüpft, durch Blumen, und lächelt mir. Von.

(72) Von des finkenden Tags Golds geröthet , fäumt Hinter Hofen fie her, eilet, und küfTet mich fanit; Fleucht, und lächelt, und birgt füll Wieder hinter den Bii'itenhufch.. Weil’ J ich fliege dir nach ! Warum entfluheft du? Plüzlich lifpelt der Strauch; Himmel! fie bebt hervor Und es fchüttelt der Strauch ihr Einen Regen von Blüten nach.. /. Schnit-.

(73) Schmtterlicd. K s zirpten Grillen und Heimen Von grünen Sträuchen und Bäumen Hofs Abendkühlung herab, A ls , hinter Garben von Weizen. Ein wahrer Engel an Reizen Dies Pfand der Liebe mir gab. Sie fprach mit frölichem Mute: Trag diefe Blumen am Hute Und diefes goldene Band! Und gab die Blumen und Füttern , I An meinem Flute zu zittern, Mir in die wartende Hand. Die Blumen hab’ ich getragen, Seit vierzehn glücklichen Tagen, Und diefe fchwanden fo fchnell! Ihr Bänder, fah ich euch fchweben> Begann das Herz mir zu beben > Ward meine Seele fo hell!.

(74) Hs ’• morgen bringen wir Leute, Gefchmückt wie Freier und Bräute, Der Ernte fiittternden Kranz: Dann tönen helle Schalmeien Durch unfre ländlichen Reihen, Dahn Schwing1 ich Liebchen im T an z!. T r in k lie d.

(75) 39 T rin k lied im M ai.. Bekränzet die Tonnen, Und zapfet mir Wein; Der Mai ilt begonnen, Wir muffen uns freun! Die Winde verftummen, Und athmen noch kaum; Die Bienlein umfummen Den blühenden Baum.. Die Nachtigall flötet Im grünen Gebiifchj Das Abendlicht röthet Uns Gläfer und Tiich. Bekränzet die Tonnen, Und zapfet mir W ein; Der Mai ift begonnen, Wir müJTen uns freun' Zun.

(76) 40 Zum Mahle, zum Mahle, Die Fiafchen herbei! Zween volle Pokale Gebühren dem M ai! Er trauft auf die Blütfn Sein Roth und fein Weifs; Die Vögelein brüten Im Schatten des Mais.. Er fchenket dem Haine Verliebten Gef ng , Und Gläfern beim Weine Melodifchen K lang; Giebt Mädchen und Knaben Ein Minnegefühl, Und herrliche Gaben Zum Kufs und zum Spiel.. Ihr Jüngling’ , ihr Schöne«, Gebt Dank ihm und Preis! Lafst Glafer ertönen Z ur Ehre des Mais! Es.

(77) Es grüne die Laube, Die Kliffe verfchliefst! I s wachfe die Traube, Der Nektar entfließt!. Es blühe der Rafen, Wo Liebende gehn, Wo Tanten und Bffen D. e. Kuffe nicht fchn !. Ihr lachenden Lüfte, Bleibt heiter und hell! Ihr Blüten voll Düfte, Verweht nicht fo Tchnell!.

(78) 42 Das Traum bild,. W o bift du , Bild» das vor mir ftand, Ab. ich im Garten träumte,. Ins Haar den Rosmarin mir wand, Der um mein Lager keimte ? Wo bift du , B ild , das vor mir ftand, Mir in die Seele blickte, Und eine warme Mädchenhand Mir au die Wangen drückte ?. Nun flieh’ ich dich, mit Harm erfüllt3 Bald bei des Dorfes Linden , Eald in der Stadt, geliebtes B ild, Und kann dich nirgends finden. Nach jedem Fender blick1 ich hin, Wo nur ein Schleier wehet, Und habe meine Lieblingin Noch nirgends ausgefpähet. Komm.

(79) 43 Komm felber, flifTcs Bild, der Nacht» , Komm mit den Engelminen, Und in der leichten Sehafcitracht, Worin du mir erfefcienen! Bring mit die fchwanenv/eifle Hand» Die mir das Herz geftohlen, Das purpurrothe Eufenband,. Das Sträufsehen von Violen;. Dein großes blaues Augenpaar, Woraus ein Engel blickte; Die Stirne, die fo freundlich w ar, Und guten Abend nickte; Den M und, der Liebe Paradies, Die kleinen Wangengrübchen, Wo fich der Himmel offen w ies, Bring alles m it, mein Liebchen l. T o eitert-.

(80) 44. » T ocltengräberliec!. C jra b e , Spaden, grabe l Alles, was ich habe, Dank1 ich,. Spaden, dirI. Reich’ und arme Leute Werden mein:- Beute, Kommen einft zu rnirj. Weiland grofs und edel. \. Nickte diefer Schädel Keinem Gruffe Dank I Diefes Beingerippe Ohne Wang1 und Lippe Hatte Gold und Rang.. Jener K opf mit Haaren War vor wenig Jahren Schön , wie Engel find { Taufend junge Fentchen Leckten ihm das Llandchen , Gafften fich halb blind! G rabe,. /. i. ;. '. ■ ". '. -. ..

(81) G rabs, Spaten, grabe Alles , was ich habe» Dank1 ich, Spatien, dir Reich1 und arme Leute Werden meine Eeute, Kommen eiuft zu mir'..

(82) 46 An ein Mädchen, das ani Frphnleichnam sfeft ein M arienbild tru g. J. -_____ _. D e n k ’ »eh meiner frohen Knabenzeiten, Denk’ ich, Mädchen aueh an dich; Und die hellen Sehnfuchtstränen gleiten, Und die Sesie wölket fich,. Sittfam war dein A u g , voll Mädchenmilde, Der die Andacht Reize lieh, Wich von fchönen Muttergottesbilde , Wich von Chriliuskinde nie.. Manche Zähre flofs von deinen Wangen, Wie der Tiiau von Rofen rinnt, E'ieb izt am Marienbikie hangen, Rsnn izt auf das Chriftuskind. Eine.

(83) 47 Eine junge morgcnrothbcftreute Silberblum1 im Paradies Warft du, hehr , wie'die Gebenedeyte, Die dein Arm dem Volke wies l. Bange Sehmii cht, banges fiifles Klopfen Schauerte durch meinen Geifr, Koftet’ ich' des Stromes einen Tropfen, Der am Stule Gottes fieufst ?. Trunken kniet1 ich, wann der Reigen kniete, Betend, himmelan geführt, Küfste manche Knofp5 und manche Blüte', Die dein wallend Kleid berührt.. Lebe, lebe deine Pilgertage, Gutes Mädchen, Uitterlos, Und dann komm’ ein Himmelsbot’ , und trage Deine Seel’ in Gottes Schoos! Und.

(84) Und der Heiland Jä-hl’ auf feinem Throne, Wann du dich dem Throne nahftj Und.Maria bringe dir die Krone, Die du oft in Träumen fahii!. Gebe dir ein Lichtgewand! Vom Throne, Wo der Welten Richter thront, Weh’ s herüber: Frommes’ Mädqhen, w*hne, Wo die fromme Laura wohnt l. Die.

(85) Die künftige Geliebte». Entfchwebteft du dem Seelengefilde fchon, Du fiiffes Mädchen? wehet das Flügelkleid D ir an der Schulter? bebt der Straufs dir Schon an der wallenden lchönen Bruft auf 7“. Ein füfles Zitttern zittert durch mein Gebein, Wann mir dein Bildnifs lächelnd entgegen tanzt, Wann ichs auf meinem Schoofle w iege, Und an den klopfenden Bufen drücke.. Der Garten taumelt; lotheres Abendroth Durchftrömt die Blätter, purpert die Maienluft; Wie Engelflügel niederfäufeln, Kaufchet die Laube vom KufsgelifpeU.

(86) Ali deiner Leinwand flattert vielleicht -mein Bild Dir auch entgegen, fchmiegt fich an deine Bruft, Und eine fehnfuchtsthräne träufelt Ueber die feidenen Purpurblumen*. Seid mir gefegnet, Thränen ! Ihr fioflet mir ! Bald fchlägt die Stunde! Ach dann entkiifs’ ich euch Dem blauen A u g, der weiften Wange ; Trinke den Taumel der Erdenwoone-l. An voller Quelle weil’ ic h , und fchöpfe mit Der Freuden jede, Himmel auf Himmel mir* Sie , deren Seelen mich umfehwebten, Wann ich im Haine der Zukunft träumte*. Blüh’ untere]efTcn fchöner und fchoner auf, Du füfl'es Mädchen! Leitet, ihr Tugenden» Wie eine Schaar von Schwdfterengein, Sie durch die Pfade des Erüenlehens!. Ein.

(87) Eia reinrer Aether lache herab auf dicht T ö n t, Nachtigallen, wann fich der Abend neigt. Im Apfelbaum vor ihrem Fenfter, Golde Träum’ um ihr Mädchenbette}. Doch fäflre Träume thaue das Morgenrot!» Um deine Schläfen, Träume der Serafim, Wann jener Tag dem Meer’ entfchimmert. Da ich dich unter den Blumen finde!.

(88) 52 Das Traum bild*. Im jungen Nachtigallenhaln, Und auf der öden W ildnifs, Wo Tannenbäume Dämmrung ftreun, Umflattert mich das Biidnifs. Es tanzt au? jedem Bufch hervor, Wo Maienlämvnlein grafen, Und wallt, verhüllt im leichten F lor, A u f jedem grünen Rafen,. Wann m ich, mit meinem Gram vertraut, Z u r Stunde der Gefpenfter, Der liebe helle Mond befchaut, Bebts durch mein Kammerfenfter, Und malt fich an die weiße Wand» Und fchwebt vor meinen Blicken, Und winkt mir mit der kleinen Hand, Und lächelt mir Entzücken. l. Mein.

(89) 53 Mein guter Engel, fage m ir, Wo Luna fie beflimmert, Und w o, von ihr berührt, von ihr* Die Blume röther (chimmert. Erfehaff’ ihr Bild aus Morgenlicht, Ihr Kleid aus Aetherbläue, Und zeig’ in jedem Nachtgeficht Mir meine Vielgetreue.. Wo pflückt fie* wenn der Lenz: beginnt D ie erften Maienklocken? Wo fpielfl: du ,, lieber Abendwind, Mit ihren blonden Locken ? O eilt, o flattert weg von ih r, Geliebte Maienwinde, Und fagt es m ir, und fagt es m ir, Wo ich das Mädchen finde!. Chriftel I.

(90) Chriftel und Hannclien. Eine Schnittendille,. JLfindere Luft begann die müden Erntet zu kühlen, Und dasGoid der finkenden Sonn1 umbebte dieAehren Und die ragenden Garben > als Schnitter Chriftel fein Hannchen R ief zum duftenden Bufch, wo taufend ländliche Grillen Liebe zirpten und Ruh.. Sie waren beide verlobet,. Harrten beid’ entgegen. der. Stu n d e. der. frohen. Vermählung, Chriftel hatt* ihr bereits, zum Pfände der bräutlichen Treue, Eine Bibel. gefchenkt,. und ein. rothvergoldetes. Pfalmbuch; Und das liebende Mädchen, zur Gegengabe, dem / Jüngling Einen prunkenden Hut und ftatliche Bräutigamshemde. Von der Abcndkühle des dämmernden Strauchcs umfäufelt, Ruhte.

(91) Ruhte das glückliche Paar}. indefs die Schnittei. und Mädchen Ihre Kleider fuchten, fich hafchten, und fcherzten und fangen. Bald beginnet der Tag des. Hochzeitkranzes,. o Hannchen! Bald,, bald nenn’ ich dich W eib, und tlieile die Sorgen der Wirtfchaft, Hannchen, Hannchen, mit dir! Bewehn die Winde die Stoppeln,, Röthcln vom bunten Baume die Aepfel uns heller entgegen; Dann. beginnet. der. Tag. des. Hochzeitkranzes,. o Hannchen 1 Jede kommende Nacht unvfchwebt mich deinlächelndes Eildnifs, Bald. im Hochzeitgefchmu.k, von rothen Bändern umflattert,. Bald im Schnitterhütchen, im blauen Kranze der Ernte, Dann erwach1 ich, und hafche dein Bild, und horche der G rille, Und ein Seufzer entfliegt zu deiner einfamen Hütts. Lieber.

(92) 56 Lieber Chriftel! lifpelte Hannchen , und drückt' ihm die Hände, Und verftummt' ein Weilchen: o mehr, als Vatef und Mutter, Lieb’ ich d ich , Chriftel, und will, fo lang' ich athme, dich lieben! Alles wird mir fo wehrt, was deine Hände berühren, Als. ein Patengafchenk.. Seit du. mir die Bibel. gefchenkt haft, LeP ich fo fleißig darin, und zeichne die fchönen Gefchichten Von Rebekka, und Rahel, und Judith } mit goldenen. i. '. Bildern. <. !. (,. I. Schon entflieg der freundliche Mond dem Thau. ge wölke, Und die zitternden Weizenwogen fchwammen in Silber} Da ergriffen die Schnitter die Senfen, und fchäkerten Chrifteln Und fein erröthendes Hannchen aus ihrem traute» Gefchwäze.. Der.

(93) D er Weiberfeind!*. i 7 7 i.. K e in Mädchen kann mein Herz beftricke»! Kein Augenpaar, Aus welchem taufend Engel blicken, Kein blondes H aar! Kein Mund, um den das Lächeln fchwebet, Und keine B ru ft, Von''dünnem Silberflor umwebet, Füllt mich mit Luft!. Ein W uchs, den Venus felber neidet» Und eine Hand, Die Perfien in Perlen kleidet, Ift KindertandJ.

(94) Ich follt* mich darein vergaffen? Ei groflen Dank! Ich werde nicht» wie junge LafEen» Vor Liebe krank!. Mir ward ein Herz von Eis befchieden, Ein Felfenfinn! Drum wandl’ ich auch in fuflem Friede» Durchs Leben hin ; Geh immer, in der Bruft den Himmel, Geraden Pfad} Durchtaumle nimals das Gewimmel Der goldncn Stadt!. Und trink’ in meiner Weinblattlaube Den Götterfäft Der röchelnden Burgundertraube, Voll Geift und Kraft'. Sollt’ ich dafür in Gallaröcken, Vor Liebe krank, Der Fräulein gnädge H'lnUe lecken? Ei großen D ank! Sollt'1..

(95) Sollt' ich den Rofenkelch verlaßen ? Die Nachtigall ? A u f eines Mädchens Winke paffen, Bei Spiel und Ball? Ich w ürde, kämen ganze Gruppen Von Mädchen, traun! Nicht aus der Laube gehn, die Puppen Nur anzufchaun J.

(96) 6o. D ie Nonnsi.. E s liebt’ in Welfchland irgendwo Ein fchöner junger Ritter Ein Mädchen, das der Welt entfloh > Troz Klöfterthor und Gitter » Sprach viel von feiner Liebespein» Und fchwur auf feinen Knieen, Sie aus dem Kerker zu befrein» Und ftets für fie zu glühen.. Bei diefem Muttergottesbild» Bei diefem Jefuskinde, Das ihre Mutterarme füllt, Schwör’ ichs dir, o Belinde ! D ir ift mein ganzes Heiz geweiht, So lang’ ich Odem habe l Bei meiner Seelen Seligkeit» Dich heb’ ich^bis zum Grabet Was.

(97) Was glaubt ein armes Mädchen nicht Zumal in einer Zelle? A ch ! fie vergals dev Nonnenpflicht, Des Himmels und der Hölle. D ie, von den Engeln angefchaut, Sich ihrem Jefu weihte, Die reine fchöne Gottesbraut Ward eines Frevlers Beute.. D rauf w urde, wie die Männer find, Sein Herz von Stund’ an lauer; E r überliefs das arme Kind A u f ewig ihrer Trauer, Vergafs der alten Zärtlichkeit Und aller feiner Eide, Und flog im bunden Gallaklcid Nach neuer Augenweide;. Begann mit ändern Weibern Reihn Im kerzenhellen Saale, Gab ändern Weibern Schmeichelein Beim lauten Traubenmahle,.

(98) Und rühmte fich des Minne glucks Bei feiner fchönen Nonne, Und jedes KufTes, jedes Blicks, Und jeder ändern Wonne,. Die N onne, voll von welfcher Wut, Enfglüht’ in ihrem Mute, Und fann auf nichts als Dolch und Blut, Und träumte nur von Blute. Sie dingte piözlich eine Schaar Von wilden Meuchelmördern, Den Mann , der treulos worden war, Ins Todtenreich zu fördern.. Die boren manches Mörderfchwert In feine fdiwarze Seele: Sein fchwajrzer falfcher Geiß entfahrt. Wie Schwefeldampf der Höhle Er wimmert durch die Luft > wo fein Ein Krallenteufel harret; Drauf ward fein blutendes Gebein In eine Gruft verfcharret,,.

(99) 63 Die Nonne flog, wie Nacht begann, Z ur kleinen Dorfkapelle, Und rifs den wunden Rittersmam?, Aus feiner Ruheftelle, Rifs ihm das Bubenherz heraus, Recht ihren Zorn zu büffen, Und trat es, dafs das (letteshaus Etfchallte, mit den Füßen.. Ihr Geift fo ll, wie Sagen gehn, In diefer Kirche weilen, U nd, bis im D orf die Hahnen kräh» Bald wimmern und bald heulen. Sobald der Seiger zwölfe fchlägt, Raulcht fie an Grabfteinivänden Aus einer Gruft empor, und träge Ein blutend Herz in Händen,. Die tiefen hohlen Augen fprühn Ein düfterrothes Feuer, Und glühn, wie Schwefelflammen glühn, Durch ihren weiflen Schleier. Sie.

(100) Sie gafft auf das zerrifsne Herz Mit wilder Rachgeberde, Und hebt es dreimal himmelwärts» Und wirft es auf die E rd e}. Und rollt die Augen voller W ut, Die eine Hölle blicken, Und fchüttelt aus dem Schleier Blut, Und ftampft das Herz in Stücken. Ein dunkler Todtenfiimmer macht Indefs die Fenfter helle. Der Wächter, der das D orf bewacht* Safs oft in der Kapelle.. \. M a i l ie d ..

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