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Stahl und Eisen, Jg. 35, Nr. 49

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f i r p A T T T TTHTT1 F T P H I T

¡Äs. \ IÜHL Uiyjj l Sr N »

GesdiäftsiDhrer der 1 I F J » A » ‘" " A 4 h L J 1 | I I I stellvertr. Geschäftsführer

Nordwestlichen Gruppe * 4 I I <„ Vereins deutscher

des Vereins deutscher wr^ ™ *

Eisen- und Stahl- industrieller.

EisenhGttenleute.

ZEITSCHRIFT

FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN.

N r. 49. 9. D ezem ber 1915. 35. Jahrgang.

Emil H o lz *f*.

A in 4. N ovem ber 1915 sta rb im A lte r von 75 J a h re n in C harlottenburg ein h erv o r­

ragendes M itglied des V ereins deutscher Eisen­

hüt,tcnleute in d er P erson von G eneraldirektor a. I).

33r.*3ito- h. c. E m i l H o 1 z. Seine m arkante G estalt w a r in w eiten K reisen des

H andels und d er Ind u strie bekannt. Mit dem V e rsto r­

benen sind k o stb are E rfa h ­ rungen auf allen h ütten- und bergm ännischen Gebie­

ten und ein w eit über sein F ach hinausreichendes, durch ein glänzendes G edächtnis u n te rstü tz te s reiches W issen dahingegangen. Zugleich eine m ächtige Schaffens- und T a t­

k ra ft, ein G eist und C harak­

te r von eigener A rt, eine N atu r, die ganz in dem, was ihr a n v e rtra u t w a r , auf­

ging, und die tre u e r F reu n d ­ schaft fällig w ar, wie keine m ehr! Von dem gew altigen Umfang der A rb e it, die dieser nie rastende Mann

g eleistet h a t, geben schon die äußeren Umrisse Seines Lebens Zeugnis.

D er V erstorbene w ar am 10. A pril 1840 in S tu ttg a rt als Sohn des O berlehrers A ndreas H ein­

rich H olz geboren. Seine Jugendeindrücke gewann er in den 4 8 e r Ja h re n , deren Ereignisse den Sohn des königstreuen L eh rers sta rk bewegt haben. Holz besuchte das Gymnasium seiner G eburtsstadt. Noch im hohen A lte r h a t sein oft überraschend gründ­

liches W issen in den hum anistischen F ächern, ins­

besondere in d er G eschichte, von guten L ehrern gezeugt, denen er sich zeit seines Lebens zu D ank v e rp flic h tet gefühlt h at. Dagegen haben pieti- stische R eligionslehrer zw eifelhaften C harakters auf den jungen, von H ause aus religiös v era n ­ la g ten G ym nasiasten abstoßend gew irkt, ein E in­

fluß, der bis zu seinem Ende fü h lb ar geblieben ist.

E s folgte die Studienzeit auf der hüttenm än­

nischen A bteilung d er S tu ttg a rte r Polytechnischen XLIX-35

Schule. Auch d o rt fand Holz eine R eihe von tüchtigen, anregenden L ehrern, so den P hysiker H oltzm ann und den Chemiker Fehling, den er als seinen eigentlichen F a c h le h re r b e tra c h te t hat, ferner den M athem atiker Gugler, m it dessen Sohn er schon am Gymnasium eine F reundschaft fürs Leben ge­

schlossen h a tte . U nter H o lz’

Studiengenossen und den B undesbrüdern seiner Lands­

m annschaft , des jetzigen Corps S tauffia befanden sich eine Reihe ju n g e r begabter L eute, die sp ä ter eine h e r­

v o rra g e n d e Laufbahn ge­

m acht haben. G enannt seien sein Leibbursch Max E y th , der D ich ter von „H in ter Pflug und S chraubstock“ , dann der sp ä ter als T u r ­ binenbauer bekannte ilasch i- nentechniker Voitli, E rn s t K inzelbach, der als D irek to r der von Rollsclien Eisen­

w erke, Solothurn, sta rb , die A rchitekten K nauth und D ollingcr und der sp ätere P rä sid e n t Lcibbrand. Zu seinen F reunden zählten ferner Kielm eyer, Secgcr und der als B etrieb sd irek to r des Bochumer V ereins verstorbene Diefenbach. E rw ä h n t sei noch, daß m it Holz zugleich Zeppelin als hospitierender Offizier die Polytechnische Schule besuchte, und als aufstrebender ju n g e r M echaniker D aim ler, der Zeppelin sp ä ter seine M otoren baute.

Nach A bsolvierung des S tu ttg a rte r P o ly ­ technikum s besuchte Holz noch ein J a h r die B erg­

akadem ie in Leoben, wo dam als T unner junge H ü tten leu te th eoretisch und prak tisch in eine vorzügliche Schule nahm. W ieder schloß er d o rt manche F reundschaft fürs Leben, von denen nu r die m it Massenez g enannt sein soll. Es w ar eine Zeit, wo die Hochschulen noch g ar sparsam hausten.

Die Bücherei und die w issenschaftlichen Samm­

lungen in Leoben w aren auch bei stren g e r K älte nicht, geheizt, weil, wie T unner sagte, „m an sich

löü

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1242 S tahl und Eisen. E m il B olz f . 35. Ja h rg . N r. 49.

d o rt doch nu r vorübergehend au fh a lte “ . D er ju n g e energische W iirttem b erg er S tudent — früh krüm m t sich, was ein H äkchen w erden w ill — half sich einmal, indem e r den Stuhl der m inera­

logischen Sammlung in S tücke schlug und in den Ofen schob, was ihm einen schw eren Verweis des e n trü stete n Turnier zuzog. .Mit glanzenden N oten bestand Holz das Exam en der Akademie im H erbst 1861. Im .Tuni des folgenden .Tahres legte er die S taatsp rü fu n g in S tu ttg a rt für B erg-, H ütten- und Salinenw esen ab, um danacli m it einem T aler Taggeld in das K gl. H ü tte n w e rk W asseralfingen einzutreten. B ald w urde er u n te r ihrem V orstand H erm ann R eusch in den staatlich en W erk en Königs- bronu und Itzelberg w ürttem bergischer H ütten V erw altungsassistent. D o rt m achte H olz seine ersten p raktischen Studien am Hochofen, in der G ießerei und im W alzw erk . H ier wie in seinen sp äteren Stellungen in d er Schweiz, Jü n k e ra th und in D illenburg le rn te e r die V erhältnisse klein erer W e rk e kennen, denen gegenüber er sein Leben lang auch als G roßindustrieller V erständnis und In te re sse bew ahrt, und die er imm er als eine g u te V orschule fü r jun g e H ü tte n leu te b e tra c h te t hat. E s w ar eine Zeit, wo das H ütten fach überall noch m ehr handw erksm äßig ausgeübt wurde, und scherzend h a t Holz s p ä te r manchmal vo"

seinen K alibrierungen aus der A ssistentenzeit et ■ zählt, die der D reherm eister stillschw eigend ab­

änderte, „w eil sie so, w ie die H erren sie g e­

m acht haben, nicht gegangen w ä re n “ , w ährend die d e ra rt abgeänderten Schablonen vom D reh er an d er B ank ebenso w illkürlich und stillschweigend m it der gleichen Begründung dem M eister v er­

bessert w urden. W enn in dem halben J a h rh u n ­ d e rt, das seith er v erstrichen, solche V erhältnisse überall zur U nm öglichkeit geworden, wenn alle n t­

halben, am Zeichen- und K alibrierungstisch, im Laboratorium und in den B etriebsstuben unserer H ü tte n w e rk e an S telle der „H andgelenksverfahren“

wissenschaftliche und exakte g e tre te n sind, so h a t an dieser Umwälzung, an diesem B austein zu der neuzeitlichen E ntw icklung unserer E isenindustrie Holz sein redlich und reichlich T eil m itg earb eitet.

In seiner freien Zeit h a t der junge Iliitten - assiste n t w issenschaftlich für die Cottasche V er­

lagsbuchhandlung g e a rb e ite t, w as nich t n u r die eigene K asse, sondern auch die der F reunde w irk­

sam g e s tä rk t h a t. Im Ju n i 1863 bestand e r in S tu ttg a rt die zweite, hö h ere S taatsdienstprüfung und t r a t danach in die P riv a tin d u strie über. Seine e rste S tellung in dieser w ar auf dem W e rk der P ra g e r E isenindustriegesellschaft in K ladno, wo er u n te r Jak o b i hauptsächlich an der V erbesse­

rung der zu r V erfügung stehenden schwefel- und phosphorreichen E rze durch ein von letzterem erfundenes A uslaugeverfahrcn a rb e itete. Im H erbst 1865 w urde H olz von dem D irek to r d er von Ilollschen E isenw erke S olothurn, Tafel, fü r die L eitung des im B irsta l liegenden lloehofenw erks

Choindez gewonnen. D er P rä sid e n t des V erw al­

tu n g srates, Laroche, b egrüßte den neuen D ire k to r m it der V ersicherung, daß er seinen Mut be­

w undere, m it 25 J a h re n die L eitung eines solchen W erk es zu übernehm en. „D er Mut liegt ganz auf Ih r e r S e ite “ , w ar H olz’ prom pte A n tw o rt an L aroche, m it dem e r danach w ährend seines Schw eizer A u fenthalts imm er gu te Beziehungen u n te rh a lte n h a t. Holz rich tete in Choindez u n te r T afel und zusammen m it seinem gleichfalls in von Ilollschen D iensten stehenden F reunde Kinzel- bach den stehenden B öhrenguß ein, nachdem er zu diesem Zweck eine Studienreise nach F ra n k ­ reich unternom m en h a tte , und b ereitete die Um­

wandlung des Holzkohlenofens in einen solchen m it K oksbetrieb vor. 1867 verließ er seine Stelle.

An d er E ntw icklung d er von Bollschen W erk e h a t er bis an sein Lebensende ein lebhaftes I n te r ­

esse b ew a h rt und h a t dies nocli wenige J a h re vor seinem Tode durch eine Heise dorthin be­

w iesen.

Holz siedelte nach der Jü n k e ra th e r G ew erk­

schaft über, fü r die ihn Poensgen in D üsseldorf an g e ste llt h a tte . Seine T a tk ra ft b rach te das alte unw irtschaftlich arbeitende W e rk durch V er­

besserung der technischen E inrichtungen am H och­

ofen und in der G ießerei bald in die H öhe und verw andelte es in einen lohnenden B etrieb. H ier w ar es auch, wo Holz seine erste G ruben­

erw erbung m achte, indem e r fü r sein W e rk ein Erzvorkom m en in d er N ähe von Esch erstan d , das aber — man ah n te dam als den W e rt der M inette noch nich t — bald nach seinem W eggang wieder v e rä u ß e rt w orden ist. Von J ü n k e ra th kam der V ersto rb en e oft nach D üsseldorf, wo er u n te r anderen seinen sp äteren F reund E d u ard Meier kennen le rn te .

Zu N eu ja h r 1870 v erlo b te sich der D reißig­

jä h rig e m it der T o ch ter des S tu ttg a rte r P rofessors Eisenm ann, die ihm bis zu ihrem Tode eine verständnisvolle, sorgliche L ebensgefährtin g e­

blieben ist.

l n Jü n k e ra th h a t sich Holz wohlgefühlt, und er h a t an die d o rt v erb rac h ten J a h re im m er gern zurück«-edacht. A ber es zo g ihn unw illkürlich in die G roßindustrie als den W irkungskreis, fin­

den er geboren schien. So folgte er 1870 dem R uf als L e ite r „ f ü r B au und B etrieb des H och­

ofenw erks“ an die dam als im S trousbergschen B esitz befindliche D ortm under H ü tte . D er Bau fiel in das K rieg sja h r 187 0 /7 1 , w urde aber tro tz der dadurch en tstandenen außerordentlichen S chw ierigkeiten bis Sommer 1870 im w esent­

lichen fertig g e stellt. Um sich über die W a h l der B a u a rt für die W in d erh itz er schlüssig zu w er­

den, m achte H olz m it seinem Chef B laß eine S tudienreise nach England, deren Ergebnis w ar, daß man sich für C ow perapparate entschloß, die dann in D ortm und u n te r dem Zweifel und d e r K ritik aller F achgenossen g eb au t, aber nach

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9. Dozem bcr 1915. E m tt Holz f . S tah l und Eisen. 1243 H olz’ W eggang vor ih re r E rprobung w ieder aus-

gewecliselt w orden sind.

Im O ktober 1872 ließ sich H olz — er h a t es sp a te r als einen großen F eh le r eingesehen durch H erm ann G ruson gewinnen, aberm als seine S tellu n g zu wechseln gegen die des D irektors d er neugegriuideten „Sächsischen E isenindustrie­

g esellsch aft“ , eine A ktiengesellschaft, die in P irn a H ochöfen in B e trieb brach te. Holz fand hier außerordentlich ungünstige V erhältnisse vor, zum Teil beg rü n d et durch die A rt der F inanzierung d er G esellschaft, zum T eil durch die Schw ierig­

keit d er A rbeiterbeschaffung, und v e rs tä rk t d a­

durch, daß die B a u ze it in die Schw indeljahre 1 8 7 2 /7 3 fiel, in denen te u er oder garnicht ge­

lie fert w urde, die Inbetriebsetzung dagegen in den darauffolgenden, durch die Schäden des F re i­

handels ausgelösten K rach . Holz h a t kurz vor seinem W eggang durch sein energisches, gegen den W illen aller anderen B eteiligten durcli- goführtes E ingreifen sein W e rk davor g erettet, in den K onkurs d e r an d er G ründung beteiligten

„W ie n e r W echslerbank“ hineingerissen zu werden.

Gegen andere Mängel in den technischen und finanziellen G rundlagen der G esellschaft, die Holz vorgefunden h a tte , w ar auch sein eisernes B e­

m ühen inachtlos. Die Gesellschaft ist ein J a h r nach seinem A u s tritt aufgelöst worden. Holz h a t dabei seine gesam ten E rsparnisse zugunsten kleiner A k tio n äre geopfert.

Noch einmal k eh rte der V erstorbene zu den kleinen W erk en zurück. Im F e b ru a r 1875 t r a t er bei d er F irm a F ra n k & G iebeler als L eite r d e r A dolfhütte in D illenburg ein. W iederum ging er m it ganzer K r a f t und gutem E rfolg daran, G ruben, Ofen und G ießerei instand zu setzen und zu verbessern. Als Mitglied der Dillen- b u rg er H andelsgesellschaft h a t d er V erstorbene dam als m ehrfach in eindringlichen D enkschriften auf die ungünstige E inw irkung der Aufhebung d er Eisenzölle auf die In d u strie im Dill- und L ah n tal und in Oberhessen hingewiesen. 1877 m achte e r die große Industriellenversam m lung in F ra n k fu rt a. M. m it, in welcher der von B is­

m arck empfohlene Anschluß der Ind u striellen an die L an d w irte allgem ein als notw endig erk an n t wurde.

In diese Zeit fä llt die G eburt seiner Zwil lingssöhne, von denen der eine, O tto, j e t z t W alz­

w erk sd irek to r in O berhausen, der andere, K arl, zu rz eit als H auptm ann im Felde steht.

Im J a h re 1878 siedelte Holz m it F ra u , zwei T ö ch tern und zwei Söhnen nach den W itkow itzer E isenw erken über, für welche ihn P au l K upel­

w ieser zur U m gestaltung der Hochöfen angestellt h a tte . V o rh er h a tte er seinem D illenburger W erk noch einen N achfolger in d er P erson des D irek­

to rs K ollm ann angew orben.

Dem m ährischen, den F irm en Rothschild und G utm ann gehörigen W e rk h a t Holz den besten

T eil seiner L ebensarbeit gew idm et, bis 1893 als H ochofenleiter und ste llv e rtre te n d e r D irek to r an der Seite des G en erald irek to rs K upelw ieser, von da ab bis 1901 als sein N achfolger. Die ihm zunächst g estellte Aufgabe, die auch nach den dam aligen Begriffen v e ra lte te H ochofenanlage auf einen d e r Zeit entsprechenden S tand zu bringen, faßte er m it der ihm eigenen T a tk ra ft an.

Besser als durch alles andere wird sein V e r­

dienst durch die T atsac h e erwiesen, daß die E r ­ zeugung d e r ihm u n te rstellten Hochöfen sich in den 23 J a h re n seiner T ä tig k e it verzehnfacht hat.

Ihre Anlage galt bald nicht n u r in O esterreich, sondern auch in D eutschland als m ustergültig.

W itkow itz h a tte dam als M angel an E rz en , llo lz fü h rte als e rste r die V erh ü ttu n g von Ivics- abbränden ein und errich tete , da ih r K upfergehalt hinderlich w ar, eine K upferextraktion, von dem G edanken ausgehend, daß die Gewinnung des K upfers, aber aucli an d e rer M etalle, wie K obalt, Silber, Gold, die kostenfreie V erbesserung des M öllers erm öglichen müsse. A uch in q u alita tiv e r B eziehung h a tte der neue lloch o fen d irek to r in bezug auf die E rze schwierige V erhältnisse v o r­

gefunden. W as zur V erh ü ttu n g zur V erfügung stand, h a tte für das B essem erverfahren zu viel, für das T hom asverfahren zu wenig Phosphor.

Nach einer Reise nach England m it Kupelwieser und Max von G utm ann zum Studium des Thomas- G ilchrist-V erfahrens, als deren F olge in W itkow itz, als einem d er ersten W e rk e auf dem F estlande, die erste Thom ascharge erblasen w orden ist, sc h ritt Holz an die A npassung des S tahlw erks an diese eigenartigen E rzv erh ältn isse, und es ersta n d der u n te r dem Namen des W itk o w itz er bekannte „kom binierte P ro z e ß “ , in dem das flüssige Roheisen in der B essem erbirne vorge­

blasen, im M artinofen fertiggem acht wurde. Es folgten die Um- und N eubauten im W alzw erk, von denen nam entlich die F einstraßen u n te r P ietz k a für die dam alige Z eit m ustergültig ein­

gerichtet w urden, ferner in den Nebenbetrieben, wie B rückenbau, K esselfabrik, M aschinenfabrik, G ießerei, G asan stalt. Mit P au l K upelw ieser baute der V erstorbene ein Röhrenw alzw erk, eine S cham ottefabrik und ein zw eites S tah lw erk m it S tahlgießerei. Bahnbrechendes leistete er auch im Gebiete der A usnutzung der N ebenerzeugnisse.

D as größte V erdienst aber h a t der V erstorbene sich um W itkow itz erw orben durch sein rastloses, zielbew ußtcs Bemühen, seinem W e rk eine bessere, auf lange hinaus gesicherte G rundlage und dam it die U nabhängigkeit und Lebensberechtigung durch die E rw erbung eines ausreichenden E rzbesitzes zu schaffen. Bei seinem E in tr itt wra r W itkow itz im w esentlichen beschränkt auf den Innerberger Spat, die kieseligen R oteisensteine bei M ährisch- N eustadt und arm e B rauneisensteine von S tern- berg-K w ittein. Holz erw arb die G rubenfelder von R udobanya-Telekes im B orsoder K om itat

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1244 S tah l und Eisen. E m il Holz f . 35. Ja h rg . N r. 40.

(1 8 8 0 /9 3 ), danach d ie K o tte rb a c h -P ö rä c se r G ruben in O berungarn (1895), die B essem ererze ersten Ranges lieferten, und die schon 1900 eine J a h re s ­ erzeugung von rund 1 3 0 0 0 0 t S pat aufzuweisen h atten neben solchen Mengen Quecksilber, daß sie allein Zinsen und T ilgung überreichlich deck­

ten. E ndlich b rach te er 1895 die Ivoskullskullc- G ellivara-G ruben in Schweden in den B esitz von W itkow itz, deren V erw altu n g ei- einem seiner fähigsten M itarbeiter, Sonnenschein, ü b ertrug.

Bei all diesen E rw erbungen zeigte Holz w eit­

sichtigen B lick und politische Gabe, furchtlose V e ran tw o rtu n g sfreu d e, Z ähigkeit im V erfolgen d er In teressen seines W erk es, als w ären sie seine eigenen, und unerm üdliche E nergie im N ieder­

ringen alle r oft bedeutender W iderstände, auch wenn sie aus dem eigenen L ag er kam en. E nd­

lich den raschen E ntsch lu ß , den er selbst als Zug seines W esens bezeichnet, und dem er nach seiner eigenen M einung Mißerfolge, ab e r auch die g rö ß ­ ten Erfolge in seinem Leben zu v erdanken ge­

habt h at. Bei den V erhandlungen w a r H olz g ro ß ­ zügiger A rt, ste ts besorgt, daß B edeutendes nicht an Kleinlichem scheitere. E r w ar sich bew ußt und h a t dies sp ä te r oft hervorgehoben, daß eine Einigung in großen F rag en n u r dann zu erzielen sei, w enn d er treibende T eil nicht allzu ängst­

lich n u r seinen V o rteil seh e; vielm ehr m üsse er den G edanken e rtra g e n können, daß auch d er andere T eil befriedigt von dem Abschluß gehe.

D as Feilschen um die M ark lag Holz n icht. D a­

m it mag auch Z u s a m m e n h ä n g e n , daß nach seinem eigenen G eständnis von den vielen geschäftlichen T ätigkeiten, die er in seinem Leben ausgeübt, der B esuch des kleinen K unden ihm am schw er­

sten gefallen ist.

Noch in einer anderen N euerung, die W it­

kow itz zu einem der m ächtigsten U nternehm en der österreichisch-ungarischen M onarchie erholt, konnte llo lz seinen w eiten geschäftlichen Blick wie auch seine herv o rrag en d en m etallurgischen F älligkeiten erw eisen. U n ter ihm h a t sich W it­

kow itz auf die E rz eu g u n g von K riegsm aterialien eingerichtet, von denen n u r die P a n z e rp la tte n ge­

n a n n t sein sollen. Ohne .jede eigenen E rfah ru n g en h a t Holz m it seinen fähigen S tahlw erks- und W a lzw crksingenieuren diesen B etriebszw eig auf- genommen. Die ersten E inrichtungen w aren schlecht. D as P latten w alzw erk w ar zu schwach, und in E rm angelung eines S chießplatzes m ußten im Tiegel gegossene kleine P a n z e rp la tte n mit einer R evolverkanone beschossen w erden. G e stü tz t auf so unvollkom m enes H andw erkszeug ist W itk o w itz im J a h re 1893 m it seinen nach eigenem V erfahren herg estellten P a n z e rp la tte n in P o la zum erste n ­ mal m it den bedeutendsten F irm en d er W e lt zum W e tts tre it in die S chranken g e tre te n und h a t den Sieg erru n g en . Holz konnte auf G rund dieses E rfolges seinem W e rk einen ersten g ro ß en Auf­

tra g auf P an ze r fü r drei K üstenverteidiger (Mon­

arch, AVien, B udapest) im B e tra g e von nicht w eniger als 6 Millionen G ulden zuführen. E rs t danach h a t W itk o w itz die K ruppschen P a te n te erw orben; die aus eigener K ra ft erkäm pften E r ­ folge mögen die E inigung e rle ic h te rt haben. H ier, wie überall, h a t Holz n ich t nach K am pf und Zerfleischung, sondern nach V erständigung ge­

stre b t, die herbeizuführen seine im innersten W esen vornehm e N a tu r geeigneter w ar als je d e andere. Aus der gleichen Anschauung h erau s h a t H olz auch seinen G ew erken zu V erschm elzungen m it anderen bedeutenden K onzernen eindringlichst g era ten , ein R a t, dem nich t F olge gegeben, d er aber durch die E ntw icklung, die die betreffenden U nternehm ungen s p ä te r aufzuweisen h a tte n , glän­

zend g e re ch tfertig t w orden ist.

D aß H olz auch au f anderen G ebieten unab­

lässig bem üht w ar, das ihm a n v e rtra u te W e rk organisch auszubauen, indem er neue V erk eh rs­

m ittel und T ransportw ege schuf und W ohnungen und F iirsorgestellen fü r A rb e ite r und B eam te e rric h te te , kann n u r g e s tre ift w erden. U eberall w ar sein B lick nicht n u r auf das B edürfnis des A ugenblicks g erich tet, sondern auf die S tärk u n g seines U nternehm ens fü r eine m öglichst w eite Z ukunft. K eine M ittel sind ihm zu diesem Zweck zu groß erschienen. D agegen h a ß te er allen unnötigen Aufwand, und im g roßen wie im kleinen konnte eine kostspielige Sache, die billiger ihren Zweck ebensogut e rre ic h t h ä tte , seinen scharfen T adel h ervorrufen. In solchen F ällen, wie in allen, in denen er eine P flichtw idrigkeit erblickte, w ar seinen A ussprachen ein großes Maß von D eutlich k eit und Offenheit eigen. D ennoch w ar e r bei seinen jü n g e re n Fauhgenossen in W itk o w itz , österreichischen wie reichsdeutschen, allgem ein beliebt und v e re h rt. Sie sch ätzten seine G erech­

tig k e it und dankten ihm, daß auch die schärfste K ritik des T ages ihn n ich t h in d e rte, dem B e­

troffenen am Abend ein w ohlw ollender Kollege, ein g astfreu n d lich er H au sh e rr, ein v ä te rlic h e r F re u n d zu sein. So w ar Holz als V o rg e setzte r so re c h t ein Bild von dem, w as er einmal dem S chreiber dieser Zeilen als das M erkmal eines g u te n H ü tte n - und B etriebsm annes bezeichnet h a t: „ e r muß äußerlich h a r t sein, und die Sache muß ihm über die P erson gehen. A ber innerlich darf ihm die G üte nicht fehlen, und er muß ein H erz haben fü r alle, die ihm untergeben sind.“

E rw ä h n t muß noch w erden, daß, wie u n te r K upelw iesers so u n te r H o lz’ Bemühungen, W it­

kowitz, das E nde der 7 0 e r J a h re ganz u n te r tschechischem E influß stand, zu einer H ochburg des D eutschtum s geworden ist. D as H aus H olz’

w ar dabei den ju n g e n R eichsdeutschen ein Heim und ein Sam m elpunkt, an dem sie bei dem H errn wie bei der H errin des H auses g astfre ie Auf­

nahm e und ein herzliches, fast väterliches und m ütterlich es In te re sse fanden. V ielen ist cs ins sp ä tere Leben gefolgt, bis beide die Augen ge­

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9. Dezem ber 1915. E m il Holz f . S tah l und Eisen. 1245 schlossen haben. E ch ter, tre u e r, vollendeter kann

in keinem deutschen H ause die F reu n d sch aft und insbesondere die F reundschaft m it Jü n g e re n ge­

pflegt und gehalten w erden als in dem, dessen H a u p t nun nicht m ehr ist!

Im J a h re 1901 h a t sich Holz, d er Bism arck von W itkow itz, wie ihn seine ju n g e n Fachgenossen m it B eziehung auf seine äußere E rscheinung wie auf seine W e se n sa rt g ern genannt haben, ins P riv a tle b en zurückgezogen, die L eitung von W it­

kow itz dem derzeitigen G eneraldirektor $r.<Jiig.

S chuster überlassend. E r blieb b eraten d er I n ­ genieur der F irm en R othschild und G utm ann und t r a t in eine Bei he von G esellschaften als Auf­

sic h tsra t ein, von denen n u r die N ationalbank fü r D eutschland, die R heinische M etallw aren- und M aschinenfabrik, D üsseldorf, die Oberschlesische E isenbahnbedarfsgesellschaft, die D onnersm arck- h ü tte , die Chemische F a b rik Hönningen a. Rh. und die W estfälischen S tahlw erke in Bochum genannt seien. Auch gab ihm der industrielle B esitz von F am ilienm itgliedern zu tun. In der H auptsache h a t er sich m it G rubenuntersuchungen und G ruben­

erw erbungen befaßt, für die er Reisen nach Skandi­

navien, P o rtu g a l, N iederschlesien, in den H arz, nach B ayern, Russisch-Polen und S üdrußland g e­

m acht h a t. D aneben h a t H olz sicli auch sc h rift­

stellerisch b e tä tig t, u n te r anderem auch als M it­

a rb e ite r von „S ta h l und E isen“ . W o er es ta t, w ar ihm ein durch G edrängtheit und schöne Form gleich au sgezeichneter, scharf das W esentliche erfassender Stil eigen und zugleich ein präch ­ tig e r Hum or, der auch die U nterhaltung des g e ­ selligen M annes zu einem Genuß m achte. Von beidem geben auch die w ertvollen Aufzeichnungen Zeugnis, die d er V erstorbene seiner Fam ilie hin­

terlassen hat.

Sein W esensbild w äre selbst in rohen Um­

rissen unvollständig, wenn nicht der W a h rh a ftig ­ k eit und L a u te rk e it seines C harakters E rw ähnung g e ta n w ürde. S ch ärfer noch als zwischen T üch­

tigen und U ntüchtigen h at er ste ts unterschieden zwischen anständigen Menschen und solchen, de­

nen er dieses P rä d ik a t nicht zubilligte. Ueber u n re e lle , käufliche N atu ren pflegte sich der beißende, b itte rs te S p o tt zu ergießen, dessen er fällig w ar.

Am 10. A pril 1910, anläßlich seines 70. Ge­

b u rtsta g es, w urde Emil Holz in W ürdigung seiner V erdienste um die F o rts c h ritte in der Technik des E isenhüttenw esens vom V erein deutscher E ise n h ü tte n leu te die goldene C a rl-L u e g -D e n k ­ münze verliehen. K urz darauf ließ es sich die Technische Hochschule zu S tu ttg a r t nicht nehmen, die vielseitigen technischen Leistungen ihres früheren S tudierenden durch V erleihung der W ürde eines D oktor-Ingenieurs ehrenhalber an­

zuerkennen.

Holz h a t seiner T ag e Abend nicht so genießen können, wie sein arbeitsreiches Leben es v erdient

h ä tte . M ehrfach tr a f ihn in der Fam ilie schw eres Leid. 1895 v erlo r er seinen Schw iegersohn, F ab rik b esitze r W ilhelm H egenscheidt in R atibor;

1912, w ährend er selbst schw er k ran k danieder­

lag, w urde ihm seine G attin entrissen, die ihm in allen W andlungen seines w echselvollen Lebens gefolgt ist und sich allen an g e p aß t hat, die aber im engsten K reise der Fam ilie und der F reunde des H auses sich doch im m er die E infachheit, dieses Kennzeichen innerlich feiner N aturen, b ew a h rt hat.

Noch kurz v o r seinem Tode, im A ugust 1915, h a tte Holz den V erlu st seines Schw iegersohnes M artin B oecker zu beklagen, dessen V erdienste um die H ü tte n in d u strie v o r kurzem an dieser S telle g e­

w ürdigt worden sind. A uch manche geschäftlichen S orgen la ste te n in den le tzten Ja h re n auf dem V e r­

storbenen, u n te r denen e r infolge seines au ß e r­

ordentlich s ta rk au sg ep räg te n V eran tw o rtlich - keitsgefühls m ehr g elitte n hat, als wohl berech­

tig t w ar. Bis in die letzten J a h re seines Lebens w ar e r bem üht, durch eigene äußerste A nstrengung, oft durch m onatelange beschw erliche Reisen ins A usland, in Ordnung zu bringen, w as nicht g la tt w ar. Wo es ihm nicht g eg lü ck t ist, werden sp ä tere G eschlechter den N utzen seiner A rbeit haben.

W ie schon w ährend seiner industriellen T ä tig ­ keit IIolz allen öffentlichen F ragen seine Auf­

m erksam keit zugew andt h a t (u n ter anderem h a t er w ährend seiner W itk o w itz e r Z eit h e rv o rra g e n ­ den A nteil an den österreichischen ITandels- vertrag sv erh an d lu n g en genommen), so beschäf­

tig ten ihn auch im P riv a tle b en s ta rk alle E r ­ scheinungen im w irtschaftlichen und politischen Leben. W a s W under, daß ihn in seinem letzten L ebensjahr die E reignisse des W e ltk rie g es, den w ir auskäm pfen, m ächtig ergriffen haben! Noch spät am Abend trie b es den Fünfundsiebzigjährigen vom kleingew ordenen F am ilientisch hinaus auf die S tra ß e : „So will ich doch selber sehen, ob nicht noch ein Telegram m zu bekommen is t“ . Und lebhafter konnte sich der Jü n g ste nicht über Siegesnachrichten freuen als H olz, als e r sicli dem 80. J a h r näh erte. Ein h arte s, arbeits- und sorgenvolles Leben im kühlen, nüchternen w irt­

schaftlichen K am pf h a t von der B egeisterungs­

fähigkeit seiner Jugend noch nicht ein K örnchen ersticken können.

H olz’ Tod w a r friedlich. E r sta rb im L ehn­

stuhl, Goethes „R einecke F u ch s“ lesend. Als er auf eine S telle hinweisen w ollte, die sein Gefallen erre g te , brach sein Auge. An seinem S arge haben, ehe er den Flammen übergeben w urde, sein b este r F reu n d aus dem K reise d er W itk o w itzer Schüler, P a u l Reusch, O berhausen, fern er W ittin g von d er N ationalbank und Max M eier, B ism arckhütte, der Sohn des ihm im Tode vorausgegangenen Freundes, gesprochen.

Uns Zurückgebliebenen erscheint der V e r­

storbene als der V e rtr e te r einer großen Zeit, der

(6)

I24(j S tah l und Eisen. Der Barthsche Drehrostgaserzeuger. 35. Ja h rg . K r. 49.

Zeit, der R iesenentw icklung der deutsch - ö ster­

reichischen E isenindustrie. W ir wissen, daß das.

was e r geschaffen, daß seine A rb eit und seine Gedanken noch in G enerationen lebendig bleiben w erden. L euchtender aber als in der N achw irkung seiner W erk e wird sein Andenken glänzen in der

dankbaren E rinnerung d erer, denen er im schönsten Sinne des W o rte s F reund gewesen ist. Sie, wie alle, die ihn ganz g ek a n n t haben, w ußten, als über IIolz der S a rg sich schloß:

H i e r s t a r b e i n M a n n w e r t w a h r e r

T r a u e r ! w. Tafel.

D er B arthsche D rehrostgaserzeuger.

Von W . G. P o e t z s c l i in D üsseldorf.

ie Anforderungen, die man heute an einen G aserzeuger ste llt, sind folgende: 1. E s muß die Möglichkeit gegeben sein, m inderw ertige Brennstoffe zu vergasen. 2. Die Bedienung muß möglichst einfach und von den A rb eitsk räften un­

ständig ausgem auert ausgeführt wird, und w eiter in der A usführung des Rostes.

W as die W asserkühlung des Jla n te ls anlangt, so muß bem erkt werden, daß diese außer w esent­

lich höheren Anlage- und U nterhaltungskosten

Abbildung 1. D rehrostgaserzeuger von B arth .

abhängig sein, also selbsttätige Beschickung sowie selbsttätige E ntschlackung und Schlackenbeseiti­

gung bei möglichst geringer S tocharbeit. 3. Bei großer D urchsatzm enge muß beste A usnutzung des B rennstoffes und beste Gasbeschaffenheit ge­

w äh rleistet sein. 4. Die A nlage- und U nterhal­

tungskosten müssen möglichst niedrig sein.

Mehr oder w eniger en tsp rich t wohl je d e r neu­

zeitliche D rehrostgaserzeuger diesen Bedingungen, da j a die einzelnen A rten n u r in zwei P unkten w esentlich voneinander abweichen, und zw ar ein­

mal darin, ob der M antel w assergekühlt oder voll-

A bbildung 2. R ost.

gegenüber dem gem auerten Schacht noch den N ach­

teil hat, daß Störungen in der W asserleitung sich sofort auch auf den B etrieb des G aserzeugers ü ber­

tragen. F e rn e r h at man die E rfa h ru n g gemacht, daß sich bei w assergekühltem M antel manchmal ein S chlackenansatz bildet, der u n te r U m ständen einen großen Teil des Q uerschnittes ausfüllt, wo­

durch die L eistung des G aserzeugers ganz w esent­

lich zurückgeht. W ie w eit die K ühlw asserkosten die K osten für die G aserzeugung beeinflussen, hän g t von den örtlichen V erhältnissen ab. Schließ­

lich muß noch bem erkt w erden, daß durch die

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9. D ezem ber 1915. Der Barthache Drehrostgaserzeuger. S tah l und Eisen. 1247 bewegt sicli nicht nu r in w agerecliter, sondern auch in sen k rech ter Richtung. 2. D er Schüssel­

boden läu ft auf K egelrollen, die in Flacheisen­

ringen in bestim m ten A bständen voneinander gehalten bzw. gelagert sind. 3. Der A ntrieb e r­

folgt durch eine k n a rre n a rtig e E inrichtung.

Die eigentüm liche Bewegung der Rosthaube w ird dadurch erzielt, daß die Haube m it dem sich in w agerechter Richtung bewegenden Rost (Abb. 2) verbunden ist und sich mit diesem dreht. A ußer-

Abbildung 5. A ntrieb m it Sehaltrad und E x zen ter.

dem läuft aber die H aube auf Rollen, die sich auf einer W ellenbahn bewegen. H ierdurch w ird eine auf und ab gehende Bewegung (Schaukel­

bewegung) der H aube bedingt. Diese Schaukel­

bewegung bew irkt, daß die B rennstoffschicht stets locker gehalten w ird und H ohlräum e vermieden w erden. Auch ist es ausgeschlossen, daß die B rennstoffsäulc hängen bleibt, w ährend die Asche herausgefördert wird, und dam it ist eine Sicherheit gegen das V erbrennen des R ostes gegeben. F e rn e r w ird durch diese D reh- und Schaukelbewegung verhindert, daß die Schlacke zu großen Klumpen zusam m enläuft, und endlich ist in dieser hebenden und senkenden Bewegung eine G ew ähr dafür ge­

dauernde K ühlung dem G aserzeuger bedeutende W ärm em engen entzogen w erden, was für die Kohlenoxydbildung ungünstig ist. D er v o llstän­

dig ausgem auerte M antel dagegen w irkt als W ärm esch u tz, so daß die V erluste an W ärm e durch S trahlung, die im B etrieb der G aserzeu­

ger j a unverm eidlich sind, möglichst v errin g ert w erden.

Die D reliroste und deren H auben sind so v e r­

schieden ausgebildet, daß es zu w eit führen würde,

Abbildung 3. Kegelrolle.

h ier alle neueren A usführungen aufzuzählen. Es möge genügen, zu erw ähnen, daß man b estre b t ist.

den B ost möglichst zur A uflockerung der B renn­

stoffschicht und zu r Zerkleinerung der gebildeten S chlackenstücke m it zu verw enden. D aher legt man den R o st m öglichst niedrig. Es erfolgt dann die Z erkleinerung der Schlacke innerhalb des nicht ausgem auerten A bschlußm antels, der als Ver-

A bbildung 4. A ntrieb.

schleißstiick ausgebildct sein kann, was aber niciit immer nötig, j a oft nich t einmal em pfehlenswert sein dürfte.

Von diesen G esichtspunkten ausgehend, h a t B a r t h seinen D rehrostgaserzeuger (Abb. 1), ge­

baut, den der V erfasser im B etrieb zu beobachten G elegenheit h a tte . D er B arthsche Gaserzeuger ge­

h ö rt zu den D rehrostgaserzeugern m it vollständig ausgem auertem M antel und W asserabschluß. Seine besonderen M erkmale sind: 1. Die Bosthaube

(8)

1248 Stahl und Eisen. Der Barthsche Drehrostgaserzeuger. 35. Ja h rg . N r. 49.

boten, daß R andfeuer, wie es bei fast allen anderen G aserzeugern a u ftritt, vollständig v e r­

mieden w ird. D er B rennstoff w ird im m er wieder an die W andungen gedrängt, was bei keinem anderen G aserzeuger m it D re h ro st erreich t wird.

Die w eiteren V orteile, die diese besondere B ew egung der Rostlm ube m it sich brin g t, sind zunächst eine w esentliche V erm inderung der Stoch- arbeit. E s w ar beispielsweise bei dem im B etrieb beobachteten B arthsehen G aserzeuger tagelang eine eigentliche S to ch arb eit

ü b erh a u p t nich t erfo rd er­

lich , obwohl zeitweise sehr s ta rk schlackende B rau n k o h len b rik etts ver- stocht w urden. D as Stochen bestand lediglich in einem Abfiihlen nach Schlacke, und n u r, wenn aus irgendeinem G runde der R ost längere Zeit n ich t gedreht w orden w ar, w a r ein etw as s tä rk e ­ res Stochen notw endig.

D araus geht die v o rzü g ­ liche W irk u n g d er Schau­

kelbew egung herv o r. D er B rennstoff w ir d , wie oben bem erkt, durch die u nunterbrochene Auf- und A bw ärtsbew egung ste ts in eine andere Lage ge­

b rac h t. Die Folge davon i s t , daß imm er neue B rennstoffteile m it dem aufsteigenden W ind in B erührung kommen, wo­

durch die V ergasungs­

leistung erh ö h t und ein hochw ertiges Gas erzielt wird.

So zeigten denn auch von 50 G asproben, die ich im L aufe eines Mo­

n a ts n ah m , 34 P roben

30 bis 3 3 % CO, 11 P roben 2 9 % CO und nur 5 Proben weniger als 29 % CO, keine aber weni­

ger als 2 5 % CO, was gewiß als gute L eistu n g anzusprechen ist. Ich bem erke, daß es sich bei diesen Angaben nicht um „ausgew ählte“ Ergebnisse handelt. Ich habe vielm ehr aiie gefundenen W e rte in B e tra c h t gezogen. Diese günstigen E rgebnisse sind gewiß zum Teil auf die Schaukelbewegung des R ostes zurückzuführen.

E ine w eitere N euerung ist die V erlagerung des Schüsselbodens. H ierbei sind entgegen äh n ­ lichen B a u arte n K ugel- und Z apfenrollen, deren N achteile d arin bestehen, daß sie sich gegenseitig reiben und schieben und infolgedessen schlecht oder g a r nicht laufen, vollständig weggelassen.

Beim G aserzeuger von B a rth lä u ft der g u ß ­ eiserne Schüsselboden auf Rollen, die in einem bestim m ten bzw. gleichen A bstand von ein­

ander gehalten sind. Die L agerung dieser K eg e l- rolleh (Abb. 3) ist durch Flae.heisenringc be­

w irkt. Sie laufen in einer m it seitlichem Rand versehenen Laufbahn, wodurch eine seitliche V e r­

schiebung der Rollen oder g a r ries Schüsselbodens verm ieden ist. W ie hieraus ersichtlich, kann eine gegenseitige Reibung der R ollen, weil sie in

A bbildung C. G esam tanlagc.

gleichmäßigen A bständen von einander gehalten w erden, nich t sta ttfin d e n , w odurch ein leichter G ang gesichert w ird. T atsächlich b e tru g auch der K raftau fw an d zum D rehen der Schüssel im B etrieb höchstens 0,3 bis 0,5 P S.

Die bisherigen D rehrostgaserzeuger w urden alle .m ittels Schnecke und Schneckenrad oder m it Zahn­

räd e rn angetrieben. Dazu sind ziemlich große Zahn­

teilungen erforderlich, was die A nlage sehr v e r­

te u e rt, Mit Z ahnrädern lä ß t sich fern er die geringe -Umdrehungsgeschwindigkeit, die zum B e trieb des D rehrostes erforderlich ist, n u r schwer erreichen.

Mit dem S chneckengetriebe ist dies wohl möglich, doch h a t der Schneckenantrieb wieder den großen N achteil, daß er etw a 75 % der aufgew andten

(9)

9. D ezem ber 1915. Der Barlhsche Drehroslqaserzeugcr. S tahl und Eisen. 1249

A bbildung 7. G asbrenner für Dampfkessel.

K ra ft v erz eh rt, und daß der Z ahnkranz einer sta rk e n A bnutzung unterw orfen ist; dies letztere um so mehr, als es im B etrieb nicht immer zu verm eiden ist, daß ein S tück Schlacke aus der Aschenschüssel auf den Z ahnkranz fällt und so zwischen Schnecke und Schneckenrad g elan g t und zerm alm t wird. Die h ier gew ählte A ntriebsvorrich­

tu n g w irk t k n a rre n a rtig (Abb. 4).

U nter dem Schüsselboden ist ein He­

bel schwingbew eglich g elagert. An demselben sind ein oder m ehrere K linken a n g e le n k t, die in die Zah­

nung des Schüsselbodens eingreifen.

An seinem A ußenende ist der Hebel m it einer G leitrolle ausgerüstet, die bei seiner A usschw ingung auf einer G leitbahn rollt. H ierdurch ist der Hebel sicher gefü h rt. D er Hebel w ird durch eine K urbel oder eine Scheiben­

kurbel bewegt, die ebenfalls wieder durch S ch altrad und hin und her schw ingbaren Hebel in langsam e Um­

drehung v erse tzt w erden (Abb. 5).

D er A ntrieb ist also billig herzu­

stellen, u n te rlie g t keinem oder nur geringem V erschleiß und h a t noch den Vorzug, stoßw eise zu wirken. Dieses stoßweise A rbeiten beeinflußt den G ang des G aserzeugers, besonders bei grobstückiger Schlacke, günstig und v e rrin g e rt die S tocharbeit ganz we­

X L IX .,*

sentlich. E s h a t sich allerdings herausgestellt, daß dieses stoßw eise A rbeiten bei feinkörniger Asche einiger B raunkohlensorten n icht angebracht is t , weshalb in diesem F a ll das angetriebene S ch altrad durch einen Schneckentrieb e rse tz t w ild, ohne jedoch den k n a rre n a rtig e n A ntrieb des Schüsselbodens zu ändern.

Zum Schluß m öchte ich noch einige B em er­

kungen über die B esonderheiten der G esam tanlage m achen :

Es handelt sich in vorliegendem F alle um eine kleine A nlage m it n u r einem G aserzeuger (Abb. fi).

E r h a t 2,6 m D urchm esser und eine Bauhöhe von 4,5 m. Dabei w ar die D urchsatzleistung 20 bis 25 t sächsische B raunkohlenbriketts. Mit Rücksicht auf die geringe L eistu n g w ar von einer se lb sttä tig e n Beschickung A bstand genommen w orden, um an A nlagekosten zu sparen. D er B rennstoff w ird in M uldenkippern m it einem F a h rstu h l auf die Bedienungsbühne gebracht und hier von H and in den F ü lltric h ter geschaufelt.

Die Glocke ist so eingerichtet, daß es leicht m öglich ist, den B rennstoff gleichm äßig über die ganze O berfläche des G aserzeugers zu verteilen.

Da auf dem W e rk eine eigene Dam pfquelle nicht vorhanden w ar. so m ußte z u r E rzeugung des n ötigen Zusatzdam pfes ein kleiner stehender Dampfkessel au fg e stellt w erden, der — wie A bbil­

dung 7 zeigt — m it G as geheizt w ird. Auf der Bedienungsbühne sind die D ruckm esser für W ind und Gas sowie für Dampf im D am pfstrahlgebläse und an der Z u satzle itu n g übersichtlich angebracht.

W ie bem erkt, w ar die S tocharbeit ä u ß e rst gering, so daß ein Mann die B edienung des G as­

erzeugers und die W a rtu n g des Kessels v e r­

sehen konnte.

Abbildung 8. Ansicht gegen die Asehenschaufel.

101

(10)

1250 S tah l und Eisen. Z u r Bestim m ung der Gasdichte. 35. Jah rg . N r. 49.

Die S tocblöcher sind m it V erschlüssen, die den A u s tr itt des Gases w äh ren d des Stochens v erhindern, versehen. D ie A schenförderung ge­

schieht vollständig' se lb sttä tig , und der G as­

erzeuger lie g t so hoch über H üttensohle, daß die ausgew orfene Schlacke durch eine K utsche in einen M uldenkipper f ä llt und m it diesem w eg­

geschafft w erden k ann (Abb. 8). D er n ötige Ge­

bläsew ind w ird d urch einen V en tilato r g eliefert.

A ußerdem ist für den F all, daß d er elektrische

S trom einmal fehlen sollte, ein D am pfstrahlgebläse vorgesehen. Die Schlacke en th ielt n u r noch 5 % B rennbares, ein Beweis für die g u te A us­

n u tz u n g des B renhstoffes.

Z u s a m m e n f a s s u n g : E s w ird ein neuer D reh­

ro stg a se rz e u g e r beschrieben, der durch S chaukel­

bew egung des R ostes, k n a rre n a rtig e n A ntrieb der Schüssel und besondere V erla g eru n g des Schüssel­

bodens gekennzeichnet is t ; es w erden einige dam it erzielte B etriebsergebnisse angegeben.

Z ur B estim m ung der G asdichte.

B

ei vielen feuerungs- und wärmetechnischen Untersuchungen ist die Bestimmung des spezi­

fischen Gewichts der Gase erforderlich. Die Angaben erfolgen entweder in kg/cbm , bezogen auf einen Norm alzustand, oder als Verhältniszahl, bezogen auf L uft = 1, wobei die Berücksichtigung des jeweiligen Gaszustandes entfällt. Die zur unm ittelbaren Be­

stimmung der Gasdichte gebräuchlichen A pparate benutzen für diesen Zweck Strömungserscheinungen

— der klassische V ertreter hierfür ist der Bunsen- Schillingsche Gasdichtemesser — oder den Auftrieb in irgendeiner F orm zum Wiegen; das bekannteste Beispiel dieser A rt ist die Luxsclie Gaswage. Akusti­

sche Verfahren sind in der H auptsache rein physika­

lischem Gebrauch Vorbehalten. Die beiden genannten A pparate haben nun verschiedene Fortbildungen er­

halten, um sie für den Betrieb noch brauchbarer zu machen. Bei dem Schillingschen A pparat lä ß t man bekanntlich ein bestimm tes Gasvolumen m it gleichem Arbeitsaufwand aus einer feinen Oeffnung ausströmen und bestim m t m it der Stoppuhr die jedesm al ge­

brauchten Zeiten. W enn m die Masse, w die Ge­

schwindigkeiten bezeichnen, muß also sein 1/2 m1 w1!

= Vs m : \v22, und da die Masse verhältnisgleich dem spezifischen Gewicht j , die Geschwindigkeiten aber um gekehrt proportional den Bcobachtungszeiten t sind, so folgt -(]: — t ^ : t 22.

Auf dem gleichen Grundsatz beruht auch das von ©r.*3ng. l i o f s ä ß angegebene1), in Abb. 1 dar­

gestellte Instrum ent. Es besteht im wesentlichen aus einer n-förmig gebogenen Rühre, die an einem Schenkelende ein abgekürztes Manometer m und an ihrer Biegungsstelle eine verschließbare Düse d trägt.

In die Gasleitung eingeschaltet, wird der A pparat in der R ichtung der Pfeile durchström t. Nach Ab­

schluß der Gasleitung wird der H ahn zu der Aus- ström düse unm ittelbar geöffnet, falls der Gasdruck in der Leitung hoch genug war, um die Flüssigkeit des Manometers über die obere Marke hinauszu­

treiben. Andernfalls muß zuvor der notwendige D ruck durch Heben des Hilfsbehälters h erst noch erzeugt werden. Es wird dann wieder die Ausström- zeit gemessen, die zu dem Fallen der M anometer­

flüssigkeit zwischen zwei Marken erforderlich ist.

*) Vgl. Z eitschrift für angew andte Chemie 1914, 3. März. S. 136.-

Dadurch, daß die untere Marke verschiebbar ge­

m acht ist und so eingestellt wird, daß für das Aus­

ström en der L uft in dein jeweiligen Zustande immer die gleiche Zeit gebraucht wird, lä ß t sich die Rech­

nung aus der oben angegebenen Gleichung durch Aufstellung einer Zahlentafel bzw. eines M aßstabes vereinfachen.

In abgeänderter Form m acht die H ydro-A pparate- Baugesellschaft die Strömungserscheinungen für die Gasdichtebestimmung sich zunutze1). M acht man nämlich die Durchströmzeiten bzw. die Geschwindig­

keiten der Gase unter sonst gleichen Verhältnissen bei einer Doppeldüse nach Abb. 2 gleich, so ist der in dem Differenzmanometer2) gemessene dynamische D ruck p ein Maß für die Gasdichte, denn es ist P i = u n d P* = v - w2> also Ti = 1* = P i : P*-

'äg “ g

Die an sieh also sehr einfache eigentliche Meßvorrich­

tung wird durch das Triebwerk, im vorlie­

genden 'Falle ein W as­

serschaltwerk, und den Druckregler verwickel-

¥

~nr

A b b ild u n g 2.

D oppeldüse zur Gas- d ich teb estim m u n g . te r, wie die A usfüh­

rungsform Abb. 3 zeigt.

Allerdings g estattet die E inrichtung dann eine fortlaufende Ueber- wacliung des Gaszu­

standes durch selbst­

tätige absatzweise A uf­

zeichnung.

Die bisher beschlichenen A pparate erm itteln das G e w i c h t s v e r h ä l t n i s der G asarten, so daß die Anzeigen von Druck- und Temperaturschwankungen

») Vgl. G lückauf 1914, 1. Aug., S. 1237/8.

') Vgl. St. u. E. 1912, 4. April, S. 573/5; 1913, 7. Aug., S. 1307/10.

A b b ild u n g 1. G nsdichte- n ies80i' von Hoffsäß.

(11)

9. Dezem ber 1915. Z ur Bestim m ung der Gasdichte. S tahl und Eisen. 1251 nicht berü h rt werden. Bei den im folgenden zu be­

handelnden Instrum enten, die den G e w ic h ts ­ u n t e r s c h i e d einer Gasmenge oder Gassäule be­

stimmen, ist hierauf aber wohl zu achten, und zwar ändern sich die Ausschläge verhältnisgleich dem Ge­

wichtsunterschied der Gase bei dem normalen und dem augenblicklichen Zustand. Gleichzeitig ver­

schiebt sich im selben V erhältnis der N ullpunkt. Die vorzunehmende K orrektur ist bei größeren Ab­

weichungen von L uftdruck und Tem peratur so be­

deutend, daß sie unbedingt berücksichtigt werden muß. Um die Rechnung zu vereinfachen, ist es zweckmäßig, die Skala bzw. die Schreibtrommel so verschieblich zu machen, daß der Zeiger für Luft das dem jeweiligen Zu­

stand entsprechende Ge­

wicht anzeigt. D ann ist auch die Angabe für das zu prüfende Gas in dem Augenblickszustande in

A bbild u n g 3. A bbild u n g 4.

H y d ro -G asd ich tem esser. G assäulenw ago nach K rell.

kg/cbm gemessen richtig und für Rückführung auf den N orm alzustand nur noch die einmalige Umrechnung

T brr

der Angabe m it dem F ak to r - notwendig,

l g b0

wenn b0 bzw. T0 Druck und Tem peratur im Normal­

zustände, bg und Tg in dem tatsächlich bestehen­

den bezeichnen.

W ährend die Lux sehe Gaswage den Auftrieb einer bestim m ten Gasmenge mißt, gehen die neueren Ausführungen auf die Gassäulenwage zurück, wie sie zuerst von K r e l l in der Form entsprechend Abb. 4 angegeben wurde. Sie besteht aus zwei senk­

recht aufgestellten Rohren für die Durchleitung von L uft bzw. Gas m it gemeinsamem Abzug. Die unteren Enden der Rohre sind m it einem in gleicher Höhe aufgestellten Mikromanometer verbunden, das dann den Gewichtsunterschied der beiden Gassäulen an­

zeigt. D a der Druck von 1 kg/qm einer Wassersäule von 1 mm entspricht, so entsprechen für die Ablesung so viel Millimeter Höhenunterschied einem Gewichts­

unterschied von 1 kg/cbin, wie die gemessene Gas­

säule in Metern auf­

weist. F ü r genaue An­

zeige ist eine annähernd gleiche Durchströmge- schwindigkeit in beiden Rohren notwendig. Zur Beobachtung dessen sind die in der Abbil­

dung ersichtlichen Gas­

flaschen eingeschaltet.

Sieht m an von der fortlaufenden Beobach­

tung der Gasdichte ab, so kom m t man bei W eiterfortbildung des A pparates zu dem Gas­

dichtemesser von A.

D o s c h (Abb. 5), der A bbildung 5. Gasdichtomesser aus nur einem senkrecht von Dosch.

stehenden Rohr be­

steht, durch das das Prüfgas geleitet wird. Zum Versuch selbst wird der A pparat von der Gasleitung getrennt, das untere R ohr wieder m it der einen Seite eines Mikromanometers verbunden, je nachdem das zu prüfende Gas schwe­

rer oder leichter als L uft ist, m it dem obe­

ren oder unteren, wäh­

rend das freibleibende Ende m it der äußeren A tmosphäre in Ver­

bindung steht. Um ein Umwechseln des An­

schlusses zu vermeiden, kann man den Aus­

schlag auch einmal von dem oberen, das andere Mal von dem unteren Ende der Skala messen.

Zur Vergrößerung des Meßbereiches kann ent­

weder das Meßrohr des Mikromanometers1) verschiedene Neigun­

gen erhalten oder aber die Höhe des Meßrohres durch Paßstücke von bestim m ter Länge ver­

ändert werden. F ür Messung der Ausschläge werden dann Skalen m it verschiedenen M aßstäben über­

einander angeordnet. Das Meßrohr ist oben durch einen Kopf abgeschlossen, und die Ausströmung erfolgt seitlich. Zur Festlegung der Tem peratur sind an dem A pparat Thermometer für das Gas und die L uft angebracht.

’) Vgl. St. u. E. 1911, 2G. O kt., S. 1752/8.

A bbild u n g ü.

G asw age von Sim m ance und A bady.

(12)

1252 S tah l u n d Eisen. 'Zur Bestim m ung der Gasdichte. 35. J a h rg . N r. 49.

Bei Zulassung eines unbedeutenden Fehlers und Anwendung eines feinfühligen Druckreglers könnte auch bei der Gassäulenwage, B au art Dosch, fort­

laufende Messung erfolgen. In diesem Sinne ist die Gaswage von S im m a n c e und A b a d y 1) ausgebildet, die infolge der Einfachheit ihrer B au art und der leichten H errichtbarkeit als aufzeichnendes In stru ­ m ent den heute vollkommensten technischen Gas- dichtemesser darstellt. Die grundsätzliche Aus­

bildung des A pparates ist aus Abb. 6 zu erkennen.

Das Gas gelangt durch eine seitliche Leitung in den A pparat und wird über eine in Oel tauchende, genau ausbalancierte Aluminiumglocke geleitet, auf die von unten der Luftdruck w irkt, w ährend darüber eine Gassäule von bestim m ter Hohe lastet. Es läß t sich leicht für einen Unterschied im spezifischen Gewicht von 0,01 ein Gew ichtsunterschied von etwa 0,2 g erzielen. Die Einrichtung ist außerordentlich empfind­

lich und h at bei zahlreichen Nachprüfungen m it dem Schillingschen A pparat ihre Zuverlässigkeit erwiesen.

Liegt das spezifische Gewicht für Gas in der Nähe desjenigen für Luft, so kann es zweckmäßig sein, nach dem Vorgang von Dosch, diesen Gewichtsunterschied m it Hilfe der Zentrifugalkraft zu vergrößern. Der von Dosch ausgeführte A pparat bestellt aus zwei Flügelrädclien auf gemeinsamer Achse, aber jedes für sich in einem abgeschlossenen Gehäuse laufend, die m it hoher Drehzahl angetrieben werden. Durch das eine Rädchen wird L uft, durch das andere Gas im geschlossenen Kreislauf geschickt. D er Druck­

unterschied in einem Gehäuse zwischen der E in tritt- und A ustrittstelle des Gases ist p c ' -¡, worin c

s

eine von der K onstruktion der Flügelräder abhängige K onstante, v die Umfangsgeschwindigkeit des Flügel­

rades ist, und y und g dieselbe Bedeutung, wie früher angegeben, haben. Bei der gleichen Geschwindig­

keit ist a!so der Druckunterschied in einem Flügel­

rad unm ittelbar verhältnisgleich dem spezifischen Gewicht. Wie sich die Abhängigkeit von D reh­

zahlschwankungen innerhalb gewisser Grenzen ver­

meiden lä ß t, dafür sind in unserer Quelle'2) ver­

schiedene Wege angegeben, auf die hier nur ver­

wiesen werden soll.

Wenn ein Gasdiclitemesser nicht zur Verfügung stellt, aber die Analyse des zu untersuchenden Gases aus anderen Gründen bekannt ist, kann das spezifische Gewicht des Gasgemisches auch rechnerisch festge­

stellt werden aus der Beziehung ^

wenn f i , Ta usw., die aus Tafeln zu entnehm enden spezifischen Gewichte der Einzelgase und v,. v2 usw.

den prozentualen G ehalt des Gasgemisches an diesen Gasen angeben. U m die umständliche Rechnung zu vereinfachen, schlägt A. Dosch die Benutzung gra­

phischer Tafeln vor, wie in Abb. 7 eine solche dar­

gestellt ist. D er Gebrauch der Tafeln ist aus den

1) Vgl. Jo u rn a l fü r G asbeleuchtung 1914, 14 März, S. 256/8; 2. Mai, S. 416/9.

2) B raunkohle 1913, 14. F e b r., S. 742/5.

eingezeichneten Beispielen unter Beachtung des durch die Pfeile für die verschiedenen Gase gekenn­

zeichneten Bewegungssinnes ersichtlich. Beispiel 1 ist ein Koksofengas m it folgender Zusammensetzung:

H 2 ...4 9 ,3 % C H 4 ... 25,6 % C O - ... 3 ,4 % 0 , ... 0,2 %

... ^ ’o o/ l zusammen

2 I ... / 0 ( o i r. 0 /

C O ... 5,6 % ) /0 Ausgehend von 49,3 % Wasserstoff in der quer zu den ändern stehenden Tafel geht man in dem Ab­

schnitt für CU4 entsprechend dem Gehalt von 25,6 % bis zur Abszisse 5,6 % , dann auf den schrägen CII.,-I,inien aufwärts bis zum Anfangspunkt der Skala und dort 2 0 % — die Zehner sind durch stärkere Linien gekennzeichnet — senkrecht in die Höhe, dann in dem gleichen Felde auf der spiegel­

bildlich angeordneten Skala für C 02 entsprechend dem Gehalte 3 ,4 % schräg aufwärts. Dann verläuft der Linienzug wagerecht weiter in das nächste Feld für 0 2 bis zu 0,2 % , von da schräg aufwärts bis zum N ullpunkt auf der 0 2-Skala und von dort in ähnlicher Weise, wie vorher bei C 0 2, 20 -f 1,5 % weiter auf der für N2 + CO + C4I I 2 gemeinsamen Skala. Man liest dam it das spezifische Gewicht m it 0,566 ab, wie es auch der Rechnung entspricht.

Das zweite Beispiel ist ein Rauchgas m it 79,7% N 2, 1 0 % C 02 und 10,3% 0 2. Beginnend m it 0 2, geht m an 0,3 % schräg, 10 % senkrecht aufw ärts, dann für N2 9,7 % schräg, 70 % senkrecht aufwärts, dann wagerecht weiter auf das nächste Feld und 1 0 % entweder schräg oder senkrecht aufwärts, womit man das spezifische Gewicht m it 1,344 ablesen kann. Ein Umrechnungsmaßstab an der linken Seite gestattet die Umrechnung des Ergebnisses von kg/cbm auf die Verhältniszahl bezogen auf L uft = 1.

Zum Gebrauch für eine bestimmte G asart erhöht es die Uebersicht, wenn m an sich die Felder für die verschiedenen Einzelgase nebeneinander aufzcichnet und die Skalen so ausdelm t, daß m an in jedem Felde auf der schrägen Linie allein bis zu der gewünschten Prozcutzahl gelangen kann. F ü r allgemeinere Ver­

wendung dürfte auch die gedrängte Tafel in Abb. 7 von Nutzen sein. Zweckmäßig bedient man sich für das Aufsuchen eines Lineals.

Seiir empfehlenswert scheint die Anwendung des graphischen Verfahrens für die E rm ittlung des Um- rechnungswertes, für die Rückführung eines Gases auf den Norm alzustand nach dem Vorgang von S)r.»5nfl- M. l i o f s ä ß 1). Mit den früher gebrauchten

Bezeichnungen ist der Umrechnungswert

Vo To bff 1

V " = 1 * Vg; \ g h b0 = C° n S L T ’ b g ‘l g

Diese Gleichung läßt sich in bekannter Weise durch eine Schar von Graden darstellen, von denen jede für eine bestim m te Tem peratur gilt. In Abb. 8 ist

*) Vgl. Jo u rn a l für Gasbeleuchtung und W asser­

versorgung 1915, 30. J a n ., S. 50/1.

(13)

0. Dezem ber 1915. Z u r Bestimmung der Gasdichte. S tahl und Eisen. I053

%

A bbildung 7. Tafel zur B e rechnung d e r G asdichte I'S

ä>

4

GewcM ro#//3 /¡v /g/c6m

von G asgem ischen.

(14)

0/30 Oßl 0,82 3 OfiV0,65 0,68 Q67 008 0,89 OpO Oftl Q92 0p3 Q9V ¿¡05 0^8 0,97 Q93 Q99 1,00 Ifil p21,031,09 1,05

Umrechnunqswert auf 760mm

1254 S tah l und Eison. Z ur B estim m ung der Gasdichte. 35. Ja h rg . N r. 49.

Gascfiyck'/n mm Q S

mm WS

Abbildung 8 . Tafel fü r die R ückführung eines Gases auf den N orm alzustand.

(15)

9. D ezem ber 1915. U mschau. S tahl und E isen. 1255 eine solche Tafel wiedergegeben für Tem peraturen

von — 10 bis + 15° und für Drücke von 700 bis 800 mm QS. Bei Benutzung suche man auf der linken Skala den D ruck, gehe wagerecht bis zum Schnitt m it der Linie der gegebenen Tem peratur und lese dann senkrecht auf dem unteren M aßstab den Umrechnungswert auf 0 °, 760 mm oder auf dem oberen auf 15°, I kg/qcm ab. Ist die Feuchtig­

keit des Gases zu berücksichtigen, so muß der entsprechende D am pfdruck von dem gemessenen G esam tdruck in Abzug gebracht werden. Zur Be­

rechnung des Dampfdruckes muß der W assergehalt des Gases in g/cbm oder die relative Feuchtigkeit in % bekannt sein. D er Dam pfdruck v erh ält sich dann innerhalb der in Frage kommenden Grenzen zum Sättigungsteildruck bei der betreffenden Tem­

peratur verhältnisgleich der relativen Feuchtigkeit.

Der Sättigungsdruck in mm Q Sund der entsprechende W assergehalt in g/cbm ist auf den Tem peratur- linien in zwei K urven aufgezeichnet und kann auf der rechtsseitigen Skala abgelesen werden. Daneben ist noch ein Umrechnungsm aßstab von mm WS auf mm QS angebracht.

Den Gebrauch möge nachstehendes Beispiel verdeutlichen. Gemessen sei:

B arom eterstand . . . . 752 mm QS, U nterdrück des Gases . 70 mm WS, T em peratur des Gases . 32°,

T aupunkt des Gases . . 30°.

D er W assergehalt ist dann auf der Gewichte- K urvc bei 30° überschläglich zu 30,4 g abzulesen (für

genaue Berechnungen noch mit. dem Verhältnis der

1 303

absoluten Tem peraturen, also hier zu m ultipli- oUö

zieren). Der Sättigungswassergehalt beträgt bei 32° 33,5 g, die relative Feuchtigkeit also rund 90 % . Der Sättigungsteildruck bei 32° ergibt sich aus der Sperrungs-Kurve zu 35,3 m m QS, der vorhandene Dam pfdruck zu 90 % , also zu rd. 32 mm QS. 70 mm WS sind nach dein Maß­

stab rd. 6 mm QS. Dam it errechnet sich der wirkliche Gasdruck zu 752 — 32 6 = 714 mm.

Auf dieser Ordinatenhöhc bis zum S chnittpunkt m it der 32°-Linie ergibt sich als Umrechnungswert bei 0° 760 mm trocken, bei 15° 1 kg/qcm trocken.

Des beschränkten Raumes wegen sind die außen- liegenden Tem peraturgeraden nicht vollständig aus­

gezogen. Um aber auch diese seltener gebrauchten W erte erm itteln zu können, sind in den entsprechen­

den Felderteilen H ilfsm aßstäbe angebracht. Man gehe in dem Falle bis zu den von der Ecke ausgehenden punktierten schrägen Linien und addiere bzw.

subtrahiere la u t Angabe auf der Tafel den auf dem H ilfsm aßstab senkrecht abzulesenden W ert zu dem vorhandenen Anfangs- bzw. Endw ert der betreffenden Tem peraturlinie, z. B .:

U m rechnungsw eit / auf 0 ° 700 mm = — — fü r 700 mm QS 4 8 ° \ auf 15° 7 kg/qm m = — — Da bei Angabe des Heizwertes das Volumen im Nenner steht, so ist für R ü c k f ü h r u n g d e s H e i z ­ w e r t e s auf den N orm alzustand dieser m it dem Um- rechnungswert zu dividieren s ta tt wie vorher bei Berechnung des Raumes zu multiplizieren. ir.

U m schau.

Beitrag zu r M etallurgie des sauren M artinverfahrens.

M itteilungen über das sauro M artinverfahren sind in der L ite ra tu r sehr spärlich. E d w i n F o r n a n d c r 1) h a t bei einem schwedischen Ofen drei Chargen genauer verfolgt und hierü b er einige Angaben gem acht, von denen hier die H a u p tsach en wiedergegeben werden sollen. D er Ofen wurde m it Holzgas, gem ischt m it H ochofengicht­

gas, beheizt.

Dio erste Charge, auf die hier genauer oingegangen werden soll, b estan d aus 14 500 kg Roheisen (5800 kg A bstich N r. 800, 5700 kg N r. 807 und 3000 kg N r. 154), keinem S ch ro tt, 1025 kg E rz, 45 kg Fcrrom angansilizium und 105 kg F errom angan. Dio Zusam m ensetzung der Bcschickungsstoffo w ar folgende:

Fe 1 %

O

% ü

% S1

%

Mn s

% p

% R oheisen:

Nr. 806 . . 95,79 — 3,40 0,51 0,28 0,015 0,015 ., 807 . . 95,81 — 3,40 0,49 0,28 0,015 0,015

„ 154 . . 91,82 — 4,25 0,82 3,08 0,006 0,020 E r z ... 66,50 25,4 __ — — 0,005 0,007i Ferrom angan-;

silizium . . | 5,00 — — 22,00 73,00 — — F errom angan ! 13,00 — 7,00 — 80,00 — 0,200

A usgebracht w urden 1420 kg gesunde Blöcke und S ch ro tt sowie 1260 kg Schlacke. Die Beschickung wurde

*) Je rn k o n to rets A nnaler 1915, H e ft 1, S. 51/70.

früh 830 U h r eingesetzt und w ar m ittag s 12 U h r ge­

schmolzen. D er weitere V erlauf ergibt sich aus Zahlen­

tafel 1.

E s wurden eingebracht:

kff E i s e n : im E insatz

i m E rz . . . . i m Ferrom angan-

S i l i z i u m . im F errom angan

13 769 082

K o h l e n s t o f f : im E in satz . . im F errom angan

k s 519

7 526 S i l i z i u m :

im E in satz . . im Ferrom angan-

silizium . . . 83 10 93 14

14 467 M a n g a n : im E in satz 125

im Ferrom angan- silizium . . . 33 im F errom angan 84 242'

Z ur Ausführung einiger Rechnungen sei angenom ­ m en, der M angangehalt bleibe w ährend der ganzen A r­

beitszeit der gleiche, was einigerm aßen zu trifft. Die B erechnung der Schlackenm enge ergibt eich aus folgen­

der Gleichung:

14 2 0 0 -0 ,5 1 + x ■ 12,83 = 24 200.

x = 1322 kg Schlacke.

Ausgewogen wurden 1260 kg, was verhältnism äßig g u t stim m t. H ier ist das wirkliche G ewicht kleiner als das berechnete, was wahrscheinlich auf den höheren M an­

gangehalt im Roheisen zurückzuführen ist, bei einer w eiteren Charge t r a t das um gekehrte V erhältnis ein;

irgendwelche G esetzm äßigkeit k o n n te nich t gefunden werden.

Cytaty

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anteile einer Reihe von Mitgliedern einsotzte. Mit Beginn des zweiten Vierteljahres tr a t auf dem K ohlcnm arktc eine leichte Besserung ein, die fortschreitend bis in

sorten auch den Preisstand in der letzten Hochkonjunktur noch erheblich übertrifft. Es ist w eiter dargetan und durch Zahlen belegt worden, daß eine wesentliche Ursache dieser

derung der Gruben und ein regerer Betrieb der H ü tten unmöglich war, zeigte sich schon w ährend des Monats Septem ber eine regere Nachfrage nach Kohle, die

schädigen, ist es nötig, die Verbrennung unter einem geringen Unterdrück sich volhriehen zu lassen. Die in den Bohren der Kühlzone angewandte Luft wird an den

des. In einzelnen Zweigen der Fertigerzeugung w ar die Beschäftigung stärker; so sind naturgem äß die Betriebe, die Lieferungen von K riegsmaterial, wie Granaten,

7. B I ach er2) ist das oxydierende und zer- storende Mittel bei den gefiirehtcten pockennarbigen Anfressungen der D am pfkessel in erster Linie der iu irgendeiner

gungsreisen, die veranstaltet wurden: die erste führte etwa 70 Herren zu den Anlagen der Steinkohlenteer- Destillation der Zeche K önig Ludwig in Recklinghausen,

mögensbegriff an sieh nicht auskommt, sondern die verschiedensten Erscheinungsformen des arbeitenden Kapitals, das durchaus nicht jeden Eingriff verträgt,