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Die Presse 1911, Jg. 29, Nr. 115 Zweites Blatt, Drittes Blatt

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Nr. 118 .

OstmiMsche Tageszeitung

2S. Jahrg.

Ausgabe tätlich abends mit Ausschlns; der S s n n - und Festtage. — Bezugspreis für T horn S t a d t und Vorstädte frei ins H a u s vierteljährlich 2,25 Mk., monatlich 75 Pf., von der Geschäfts- und den Ausgabestellen abgeholt, vierteljährlich 1,80 Mk., monatlich 60 P f., durch >

die Post bezogen ohne Zustellungsgebühr 2,00 Mk., mit Bestellgebühr 2,42 Mk. Einzel- ' n u m m e r (Belagexemplar) 10 P f .

S c h r i f t l e i t u n g u n d G e s c h ä f t s s t e l l e : HaLharinenstrahe Nr. 4.

Fernsprecher 57

Brief- und Telegramm-Adresse: „ P r e s s e , T h o r n . "

! (Thmmer Messe)

! A u z e i g e u p r s i s die 6 gespaltene Ltolonelzeile oder deren N a m n 15 Ps., für Stellenangebote und r -Gesuche, W ohnungsanzeigen, An- und Verkäufe 10 P f., (für amtliche Anzeigen, alle Anzeigen r außerhalb Westpreußens und Posetis und durch Verm ittlung 16 Pf.,) für Anzeigen mit P l a ß -

! Vorschrift 25 P f. Z m Neklameteil kostet die Zeile 60 P f. R a b a t t nach Tarif. — Anzeigenanfträge r nehmen an alle soliden Anzeigenvermittlnngsstellen des I n - und A u slan d e s. — Anzeigen-

! annähm e in der Geschäftsstelle bis l Uhr mittags, größere Anzeigen sind ta gs vorher aufzugeben.

Thorn, Mittwoch den 1?. Mai 1W . Druck u u d V e r l a g d e r C . D o m b r o w s k i ' s c h e u B uchdruc ke re i in T h o r n . Verantwortlich für die Schriftleitung: H e i n r . W a r t m a n n in T h or n

3 u s e n d u n g e n sind nicht a n e ine P e r s o n , s o n d e r n a n die S c h r i f t l e i t u n g o d e r G eschäftsstelle z u richten. — B e i E in s e n d u n g re d a k t io n e l le r B e i t r ä g e w i r d gleichzeitig A n g a b e d e s H o n o r a r s e r b e t e n ; nachträgliche F o r d e r u n g e n k ö n n e n nicht berücksichtigt w e r d e n . U n b e n u tz te E i n s e n d u n g e n w e r d e n nicht a u f b e w a h r t , u n v e r l a n g t e M a n u s k r i p t e n u r zurückgeschickt, w e n n d a s P o s t g e l d f ü r die R ü c k s e n d u ng b e i g e f ü g t ist.

vom deutschen Handelstag.

D ie Ju b e lfeier ist verlaufen in der g län ­ zenden Weise, in der sie geplant w ar.

Fürsten und S ta a tsm ä n n e r, Ämter und P a r la ­ mente und p riv ate Körperschaften, Las gesamte Deutschland in seinem H andel, aber auch das A usland, der H ändel E nglands, Frankreichs, Hollands und D änem arks nahm en teil oder w aren durch Abgesandte vertreten. I n dem Rahm en der einzig schönen Neckarstadt und unter dem Hauche der großen E rin n eru n g klang das Ganze a u s in dem P re is der deutschen E n t­

wickelung seit diesem halben Ja h rh u n d e rt, alle Ansprachen klangen, w enn sie auch je nach der Stellung des R edners verschiedene Töne an ­ schlugen, schließlichzusammen zu dieserHarm onie.

D as h a t auch der Reichskanzler in einer treff­

lichen Rede getan, in welcher er die Verdienste des H andels für die Besserung der wirtschaft­

lichen Lage und für d as Ansehen Deutschlands im A uslande hervorhob; aber er h a t auch m it Recht d arau f hingewiesen, daß die Errichtung des Reichs die G rundlage für diese neue E n t­

wicklung gerade des H andels und der ihm nahe­

stehenden In d u strie geschaffen hat. E r hat auch auf den gerade in Handelskreisen bestehenden einseitigen In d iv id u a lis m u s gegenüber dem -.Racker von S ta a t" und seinem E ingreifen in die wirtschaftliche Entwicklung m ahnend h in ­ gewiesen, indem er die Verdienste des S ta a te s sür die wirtschaftliche und soziale Entwicklung hervorhob. I n der T a t: so berechtigt die A n­

erkennung fü r die Verdienste des H andels ist und je berechtigter die Hervorhebung eines freundlichen V erhältnisses von H andel und Produktion, von In d u strie und Landwirtschaft ist, so h ätte es nichts geschadet, w enn die H an­

delsherren a ls W arn u n g und M ahnung für die Zukunft au f ihren früheren K am pf gegen den Schutz der deutschen A rbeit und auch au f die Sünden eines großen T e ils des die A rbeit zu deren Schaden ausbeutenden Wucher- und Schacherhandels hingewiesen w orden w aren;

denn diese S ünden der wuchernden A usbeu­

lung an dem arbeitenden Volke durch gewisse Handelskreise haben in w eiten Kreisen eine dem H andel ungünstige S tim m u n g hervor­

gerufen.

Dazu sind neben dem K am pf gegen den Schutzzoll für die In d u strie und L an d w irt­

schaft ferner gekommen die S ünden des großen Pörsenhandels Lurch E in fü h ru n g schlechter au s­

w ärtiger A nleihen m it glänzenden, aber u n ­ wahren oder übertrieben glänzenden Prospek­

ten, wodurch d as fleißige sparende deutsche Volk Hunderte von M illionen verloren hat. E s w ar wne böse Z eit, a ls der H andel in der lib eralen Aera in den engen freihändlerischen Anschau­

ungen, in die er durch den freisinnigen S u b ­ jektivism us verstrickt w ar, lebte und die Wucher- und A usbeutefreiheit blühten — bis ihm durch die glänzenden Erfolge der P o litik ues Schutzes der n atio n alen A rb eit der Segen Weser P o litik durch S tärk u n g der K aufkraft des deutschen Volkes vor Augen tra t, der auch den Handel zu früher ungeahnter Höhe führte. Auf diese Tatsch,achen, auf denen sich der jetzige glän- ZendeZustamd desH andels erhebt, h ätte m an auch hinweisen können, denn es gibt, w ie der Hansa- dund beweist, noch im m er Kreise, welche n ö r­

gelnd h in te r der Schutzpolitik herlaufen und den F rieden zwischen H andel und A rbeit, der sür beide so dringend nötig ist, stören.

Unser H andel muß die Eierschalen der jä h e re n kurzsichtigen subj-sktivistischen K lein- isäm erei ganz ablegen und sich auf die Höhe Mner w ah rh aft natio n alen , alle vaterländischen Interessen im Auge haltenden P o litik erheben.

wünschen m it dem Reichskanzler alle pa- jkiotischen Kreise, die den deutschen H andel hochschätzen, und deshalb es für zeitgemäß holten, diese Wünsche dem H andel an seinem Ehrentage zu Füßen zu legen. H andel und A r- l?it müssen friedlich H and in H and gehen zur Stärkung des n atio n alen W ohlstandes und da-

*wrch hgs Reiches.

Die Stuttgarter Bürgermeisterwahl

h at eine w eit über über den V organg selbst h in ­ ausgehende Bedeutung insofern, a ls sie ein scharfes Schlaglicht auf den Geist w irft, der in der fortschrittlichen V olkspartei zurzeit herrscht.

B ei dieser W ah l entscheidet bekanntlich nicht die absolute, sondern die relativ e M ehrheit.

Nach den Ergebnissen der letzten kommunalen W ahlen in der Württembergischen Hauptstadt stand fest, daß der sozialdemokratische K andidat f eine starke A nzahl von S tim m en aus sich ver­

einigen werde. M a n rechnete vielfach sogar m it dessen Siege. Umgekehrt stand nach den Ergebnissen dieser W ahlen außer Zw eifel, daß ein Sonderkandidat der fortschrittlichen Volks­

p artei nicht die mindeste Aussicht hatte, ge­

w ä h lt zu werden. W enn u n ter diesen Um­

ständen die Leitung dieser P a rte i in S tu tt­

g a rt neben dem jetzt gew ählten, gemäßigt libe­

ra le n K andidaten doch au f der Aufstellung ein er besonderen volksparteilichen K an d id atu r bestand, so konnte die W irkung dieses V or­

gehens keine andere sein, als die Aussichten des sozialdemokratischen M itbew erbers wesent­

lich zu verbessern. M a n tu t der volkspartei- .lichen W ah lleitu n g sicher nicht Unrecht, w enn m an aus diesem V erhalten schließt, daß ihr der S ie g des sozialdemokratischen K andidaten er­

wünschter erschien, a ls der des gemäßigt libe­

ra le n . E s ergibt sich also, daß die fortschritt­

liche V olkspartei den S tandpunkt gänzlich ver­

lassen hat, in der Sozialdem okratie den gemein­

samen Gegner aller bürgerlichen P a rte ie n zu erkennen, daß sie vielm ehr in der Sozialdsm o- kratje eine P a rte i, wie eine andere erblickt und sie gegebenenfalls sogar dem gemäßigten L ib e ralism u s vorzieht. I m Hinblick auf diese Schwenkung in der Stellungnahm e zur S o ­ zialdem okratie erscheint es im m er fraglicher, ob der gemäßigte L ib e ralism u s bei den m annig­

fachen W ahlbündnissen m it der fortschritt­

lichen V olkspartei sich nicht zu seinen eigenen G rundanschauungen in Widerspruch setzt und seine S tellu n g gegenüber der fortschrittlichen V olkspärtei empfindlich schwächt. Oder ist -.s kein Widerspruch, w enn eine P a rte i, die die Bekäm pfung der Sozialdem okratie noch neuer­

dings w iederholt programmatisch verkündet hat, eine P a rte i im W ahlkampfe so ziemlich auf der ganzen L inie unterstützt, die umgekehrt den alten Richtersch-en Standpunkt entschiedener Bekämpfung der Sozialdem okratie jetzt soweit fallen gelassen hat, daß sie bei der S tu ttg a rte r B ürgerm eisterw ahl sich sogar zugunsten des so­

zialdemokratischen M itbew erbers gegen den gemäßigt L iberalen eingesetzt h a t? Und läu ft m an bei solchen in n eren Widersprüchen nicht ernstlich Gefahr, schließlich nur die Geschäfte der P a r te i zu machen, die vor dem Zusam m en­

gehen m it den Sozialdem okraten bei den W ah ­ len jetzt nicht mehr zurückschreckt? D ie S t u t t ­ g arter B ürgerm eisterw ahl en th ält daher ernste politische Lehren, die nicht unbeachtet bleiben sollten. S ie en th ä lt freilich auch eine anderenicht unwichtige Lehre, nämlich die, daß die W ähler oder ein T e il der W ähler v ernünftiger ist a ls die P a rte ile itu n g und sich von dieser nicht zu einer S tellungnahm e kom m andieren läßt, die ihrer inneren politischen Überzeugung w ider­

strebt. D enn es scheint außer Z w eifel zu sein, daß zu dem Siege des gemäßigt lib e ra le n M it­

bew erbers der Abfall eines nicht unerheb­

lichen T e ils der volksparteilichen W ähler von der durch die P a rte ile itu n g ausgegebenen W ahlparole stark m itgew irkt hat. Auch diese Tatsache sollte im Hinblick auf die Schwenkung der N -ationalliberalen zu der links von ihnen stehenden P arteig ru p p e nicht unbeachtet

bleiben. X

Politische Tagesschail.

Die Ankunft des deutschen Kaiferpaares in London.

D er S o n d erzu g m it den deutschen M a ­ jestäten und der Prinzessin V iktoria Luise fuhr gestern v o rm ittag s 11 Uhr von P o r t

V iktoria ab und traf um 12,45 Uhr auf der V ik to ria -S tatio n in London ein. D ie M a ­ jestäten w urden auf dem prächtig geschmückten B ahnhöfe von dem König, der Königin, und anderen M itgliedern der königlichen F am ilie begrüßt. D er deutsche Botschafter m it den H erren der Botschaft und einige w enige her- voragende M itglieder der deutschen K olonie w aren ebenfalls auf dem B ahnsteig anwesend.

Nach dem A ustausch herzlicher B egrüßungen uhren die M ajestäten, von einer Zuschauer­

menge m it lautem Z u ru fen begrüßt, durch die dichtbesetzten S tra ß e n nach dem Buckiug- H am -Palast, wo sie W ohn u n g nahm en. D a s W etter ist trübe, es fällt aber kein R egen.

— Dem Frühstück im B uckingham -Palast w ohnten viele Fürstlichkeiten bei, d aru n ter K önigin A lexandra, der Herzog von C ou- naught und P rin z A rtu r von C onnaught.

Nach dem Frühstück empfing der König in A nw esenheit des deutschen K aisers eine A b­

ordnung von Offizieren und Unteroffizieren des preußischen 1. G arde-D ragoner-N egim ents K önigin V iktoria. D er E m pfang w a r sehr herzlich und der König verlieh den Offizieren verschiedene Klaffen des V iktoria-O rdens und den Unteroffizieren die V iktoria-M edaille.

Dem E m pfange w ohnte der britische M ilitä r­

attache in B e rlin bei. A ls die Offiziere in offenen königlichen E quipagen fortführen, w urden sie von der seit der A nkunft des K aisers vor dem P a la s t versam m elten M enge stürmisch begrüßt. D er P alasth o f w a r von E quipagen und A utom obilen hervorragender Persönlichkeiten gefüllt, die sich in dein für den Kaiser ausgelegten Besucherbuch einzu­

zeichnen wünschten. D er Kaiser, die Kaiserin und die Prinzessin V iktoria Luise verließen später den P a la s t im A utom obil, von der M enge m it lautem Z u ru fen begrüßt, und fuhren nach M arlborough-H ouse, um den Tee bei der K önigin A lexandra einzunehm en, die sich nachher au fs L and begab. — Die L ondoner Presse bringt a u s A n laß der A n ­ kunft des deutschen K aiserpaares und der Prinzessin V iktoria Luise auf englischem B oden eine Reihe von B egrüßungsartikeln, die wegen des privaten C harakters des Kaiserbesuches in London etw as kühl gehalten sind und die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und E n g lan d n u r w enig berück­

sichtigen. D er „D aily T elegraph" vergleicht den jetzigen Kaiserbesuch m it den früheren und schreibt: „ E s ist schon lange her daß w ir den Kaiser als den S ch ü rer des europäi­

schen K rieges betrachteten und a ls einen Herrscher, der gegen E n g lan d Feindschaft hegt." D er „ S ta n d a rd " schreibt: „Kaiser W ilhelm darf im m er eines herzlichen W ill­

kommens in dem L ande sicher sein, für daß er so große B ew u n d eru n g wegen der T ä tig ­ keit seiner B ew ohner und ihrer hohen F ä h ig ­ keiten hegt." D er „D aily E xpreß" führt a u s :

„D ie politischen Verhältnisse bringen u n s zw ar in manch eine gefährliche L age R iv ali­

tä t m it Deutschland. Doch haben w ir nie­

m als vergessen, w a s der deutsche Kaiser an Hochachtung für E n g lan d empfindet. Diese Hochachtung und seine Besuche können aller­

dings niem als Kriegsschiffe und K anonen er­

sehen. A ber sie bieten im m erhin eine ge­

wisse G a ra n tie für den allgem einen F rieden und dienen zur Besserung der L age." Die

„T im e s" läß t sich folgenderm aßen a u s : „D ie verwandtschaftlichen Beziehungen, die den deutschen Kaiser und unsere K önigsfam ilie verbinden, die alte Bekanntschaft m it E ngland, sowie die Persönlichkeit des K aisers sichern ihm einen w arm en E m pfang. D er rein fam iliäre C harakter des Besuches w ird den E m pfang noch herzlicher gestalten." Die

„D aily N e w s" m e in t: „ W ir hoffen, daß diese Woche ein S ch ritt v o rw ä rts sein w ird zur Besserung der Beziehungen zwischen Deutschland und E ngland, nicht n u r zur augenblicklichen, sondern zur dauernden Besse­

rung. D ies w ürde nicht allein für E n g lan d und Deutschland, sondern auch für die ganze W elt einen V orteil bedeuten."

Die Reise unseres Kronprinzenpaares nach Petersburg.

D er K ronprinz ist heute m it dem V -Z uge von B erlin nach P osen zur E röffnung der dortigen A usstellung abgereist. D ie K ron­

prinzessin fuhr m it dem nächsten Z uge. V on Pcffen a u s setzt d as K ro n p rin zen p aar gem ein­

sam die Reise über K önigsberg nach W ir­

ballen und P e te rsb u rg fort. D er russische Hofzug, der das K ro n prinzenpaar von W ir- ballen nach P e te rsb u rg bringen w ird, ist be­

reits in W irb allen eingetroffen. I n W ir- ballen w ird d as K ronprinzenpaar vom G ene­

ra l Maximowitsch und vom Zerem oniem eister F ürsten Buroschew b eg rü ß t w erden. Auch der preußische Bevollm ächtigte in P e te rsb u rg ist »ach W irballen abgereist. — I n den diplomatischen Kreisen verlautet, der K ron­

prinz w erde bei seinem Besuche in P e te rsb u rg am T ag e des G eb u rtstag es des russischen K aisers ein russisches R egim ent verliehen be­

kommen. M a n glaubt, daß der K ronprinz d as R egim ent K aiser-Ulanen erhalten, da die Kaiserin W itw e d as K om m ando dieses R eg i­

m ents abgibt.

Fürst Bülow als Schwurzeuge.

B ebel h at bekanntlich m it dem w ieder­

holten P rophezeien des Kladderadatsches Pech gehabt. B ü lo w w ill sich ähnliches ersparen und hat daher seit der einen P h ilip p i-P ro p h e- zeiung konsequent geschwiegen. „ Ich m uß es m ir versagen, a u s der von m ir gew ählten Zurückhaltung herau szu treten ", schreibt er gewöhnlich, w enn er von den alten F reu n d en auf der Linken interview t w ird. Jetzt hat m an ihn aber von alldeutscher S e ite gestellt, um einen Schw urzeugen gegen die „schwarz­

blaue" Politik der jetzigen R egierung zu er­

halten, und da ist er sofort eingeschnappt.

E r schreibt der „Rheinisch-W estfälischen Z tg .", seine H altu n g in der O stm arkenfrage sei vom ersten bis zum letzten T ag e seiner A m ts­

führung so klar und so zw eifellos gewesen, daß er w eiterer Beweise darüber enthoben sei. D a s ist eine sehr — diplomatische A n t­

w ort. W a s ihm gegenüber in den letzten behauptet w orden ist, ist nämlich fo lg en d es:

D aß die jetzige R egierung a u s „schwarz­

blauen" Rücksichten m it der E n teig n u n g zu­

rückhalte, sei kaum d e n k b a r; sie nehm e n u r dieselbe S te llu n g wie B ü lo w ein, der ledig­

lich die „M öglichkeit" zur E nteig n u n g a ls Ultimo rotio wünschte — er brachte d a s im H errenhause wörtlich so zum Ausdruck — uud tatsächlich w ährend der 1^/s J a h re des B estehens des Enteignungsgesetzes u n ter ihm es nie zur A nw endung brachte. B ü lo w s A n tw o rt besagt zu diesem T hem a nichts, gar- nich ts; denn B ü lo w ist — ein vorsichtiger M a n n .

Z u der Steuerhinterziehungsgeschichte au s B ayern

w ird noch gem eldet: Die E rben des verstorbe­

nen D r. R itte r von Klemm sollen jetzt eine Steuerstrafe von 3 600 000 M ark bezahlen. Die E rm ittlu n g en , die die Steuerbehörde m it Hilfe der S taatsa n w altsch aft angestellt hat, haben er­

geben, daß D r. R itte r von Klemm, der die letz­

ten J a h re über in Ludw igshafen wohnte, durch die letzten elf J a h re über ein Vermögen von vier M illio n en M ark und durch die diesen elf J a h re n vorhergegangenen zwei J a h re ein V erm ögen von 2 i/p b is 2Z4 M illionen M ark an ­ geblich besaß und versteuerte, w ährend er in W ah rh eit nach den Ergebnissen der E rm ittlu n ­ gen in den letzten elf J a h re n ein nachgewiese­

nes Vermögen von 40 M illionen und vor dieser Z eit ein festgestelltes Verm ögen von 32 M ill.

M ark besessen h atte und zu versteuern gehabt hätte. A ls D r. R itte r von Klemm starb, h at er erwiesenerm aßen seinen E rben ein Vermögen von 40 M illionen M ark hinterlassen. --- R itte r von Klemm w ar, w ie ergänzend hinzugefügt w ird, ein eifriger n a t i o n a l l i b e r a l e r P a rte im a n n .

Religion Privatsache?

W ie die sozialdemokratische P a rte i

den P ro g ram m p u n k t, der die R eligion zur

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Privatsache erklärt, in Wirklichkeit auffaßt, davon gibt die „M agdeburger Volksstimme"

in N r. 107 vom 9. 5. 1911 einen treffenden Beweis. Das B la tt berichtet unter A l t - h a l d e n s l e b e n m it Genugtuung, daß zehn M änner und eine F ra u ihren A u s tritt aus der Landeskirche erklärt haben, und be­

merkte dazu w örtlich: „D ie Arbeiter, die noch die Absicht haben, aus der Kirche aus­

zuscheiden, finden Form ulare zur A u s tritts ­ erklärung beim Bezirksleiter. Los von der Landeskirche! muß fü r denkende Arbeiter die Parole sein." W ann w ird die sozial­

demokratische P artei die in ihrem Programm geübte Heuchelei endlich aufgeben?

Die deutsch-englische Stiftung Cassels.

Der kürzlich verstorbene Finanzmann S ir Ernest Cassel in London hat bekanntlich eine deutsch - englische S tiftu n g begründet. Die Londoner B lä tte r veröffentlichen jetzt Einzel­

heiten darüber. Das Stiftungskapital be­

trägt 4 M illio n e n M a rk und zerfällt in zwei Abteilungen, eine deutsche von zwei M illio n e n , die die Bestimmung hat, in England an­

sässigen Deutschen in Fällen der N o t zu helfen, und eine englische Abteilung m it ent­

sprechender Bestimmung.

Ein bulgarisch-türkischer Zwischenfall.

Nach einer M eldung aus S ofia wurde am Sonntag ein bulgarischer Hauptmann, der in Begleitung eines Soldaten und einer Zivilperson eine Grenzrunde bei Urumbeglit Machte, von türkischen Soldaten erschossen.

Mordattentat eines albanesischen Offiziers.

W ieder hat ein albanessischer Meuchel­

mörder im türkischen Heer einen Kameraden erschossen. Der M o rd ta t liegt folgender V o r­

fa ll zugrunde. E in M a jo r, der albanesischer Herkunft ist, zerriß in einem Kaffeehause ab­

sichtlich eine türkische Zeitung. Zwischen ihm und einem Oberstleutnant entstand dann ein Wortwechsel. I n der Nacht lauerte der M a jo r dem Oberstleutnant auf, feuerte auf ihn und verwundete ihn tödlich. — Diese T a t ist auf schwerste zu verdammen, und zwar vom allgemein-menschlichen, vom rein militärischen wie auch besonders vom kamerad­

schaftlichen Standpunkte aus. Daher dürfte wohl auch der Meuchelmörder seiner ver­

dienten S trafe nicht entgehen.

Aufruhr lu China.

Die Lage in Kanton ist nach einer Peters­

burger M eldung sehr kritisch. Durch eigene Verteidigung kann sich die S ta d t nicht halten, und wenn ih r nicht von außerhalb H ilfe w ird, dürfte sie in die Hände der Revolutio­

näre fallen. Die fremden Mächte ziehen be­

reits Minenboote um Kanton zusammen.

Köm'gsproklamation iu Abessimen.

L id j Iassu, der Enkel Meneliks I I . , ist nach M eldung aus Addis Abeba feierlich zum König ausgerufen worden. Die Krönung findet später statt. I m Lande herrscht Ruhe.

— Die „K ö ln . Z tg ." meldet aus Addis Abeba unter dem gestrigen D a tu m : Der B ruder der Kaiserin, R as W olle, ist heute wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden.

Der Araberaufstand in Jemen scheint endlich unterdrückt zu sein. Der türki­

sche Truppenkommandant in Jemen Izze t Pascha hat telegraphisch dem Kriegsminister gemeldet, daß er alle befestigten Positionen der Rebellen besetzt habe, daß diese sich der Herrschaft des S u lta n s unterworfen hätten, und daß in der ganzen P rovinz völlige

Ruhe herrsche.

Daukeskundgebung für die Carnegie- Stiftung.

Die deutschen Vereine in Newyork über­

reichten Andrew Carnegie eine kunstvolle Adresse, die von sämtlichen deutschen V e r­

einen in Amerika unterzeichnet w ar. D ie Adresse dankt Carnegie fü r die S tiftu n g des Heldenfonds und wurde m it Reden von Bernhard R itte r von dem deutschen B o t­

schafter, Grafen Bernstorff, übergeben. Andrew Carnegie dankte gerührt und sprach die H off­

nung aus, Kaiser W ilhelm werde sich auch weiterhin die freundschaftliche Annäherung der drei großen germanischen Länder ange­

legen sein lassen.

Z u r Revolution in Mexiko

w ird aus Iu a re z berichtet, daß eine Em ­ pörung in M aderos Armee bei den S tre it- kräften Orozcos ausbrach. Orozco übernahm selbst die F ührung. M adero wurde fü r ver­

haftet erklärt. Die Forderung der Meuterer, daß das provisorische Kabinett zurücktrete, wurde angenommen. Z w ei Stunden lang drohte eine völlige Auflösung der Armee in Iu a re z. General Orozco und andere ver­

handelten lebhaft m it Madero.

Deutschland als Lehrmeister der Völker.

Gelegentlich des vor einigen Tagen er­

folgten Schlusses der Sitzungen des bolivia­

nischen Kongresses in La Paz erwähnte der Präsident von B o liv ia auch das in ferner Z e it erhoffte Eintreffen einer unter einem S tabsoffizier stehenden deutschen M ilitä r - mission. '

Deutsches Reich.

B e rlin . 15. M a i 1911.

— Z u Ehren des F rh rn . v. d. Goltz, des Begründers und Präsidenten der deutsch- ostasiatischen Gesellschaft, w ird diese am 29.

ein großes Diner zu 150 Gedecken im Hotel B ristol veranstalten. F rhrn. v. d. Goltz w ird bei dieser Gelegenheit ein kostbares Ehren­

geschenk überreicht werden. P rin z K a rl A nton von Hohenzollern hat sein Erscheinen zuge­

sagt.

— Der ehemalige langjährige Präsident der Ansiedlungskommission, W irkl. Geh. Ober- Regierungsrat D r. R udolf v. W ittenburg, ist nach längerem Leiden gestern gestorben.

— Reichstagswahlvorbereituugsu. Der derzeitige Reichstagsabgeordnete fü r Danzig- Land, H err Doerksen, erklärt, daß er nicht wieder kandidieren wolle. — Die fortschritt­

liche Volkspartei stellte im Wahlkreise Kiel- Rendsburg den Professor T itiu s als Kandi­

daten auf den auch die Nationalliberalen unterstützen sollen. — I m Wahlkreise M ü l- heim-W ipperfürth ist Rechtsanwalt Nie- meyer-Essen als gesamtliberaler Kandidat in Vorschlag gebracht worden. — A ls gesamt­

liberaler Kandidat im Reichstagswahlkreise M annheim ist der Heidelberger Professor Gothein in Aussicht genommen.

— Die Fortschrittspartei hat im Abge­

ordnetenhause eine In te rp e lla tio n wegen des russischen Studenten Dubrowsky eingebracht, durch welche Organe und nach welchen G rund­

sätzen in diesem Falle und im allgemeinen die politische Zuverlässigkeit und der Besitz der erforderlichen Subsistenzmittel bei aus­

ländischen, insbesondere russischen Studieren­

den geprüft werden? — Der russische S tu ­ dent hatte bekanntlich wegen seiner A u s ­ schließung von der B erliner Universität vor einigen Tagen Selbstmord verübt.

— Der dritte deutsche Friedenskongreß findet am 20. und 21. M a i 1911 in Frank­

fu rt a. M . in den Räumen des kaufmänni­

schen Vereins statt. Der reichhaltigen Tages­

ordnung entnehmen w ir neben den geschäft­

lichen T e il ein Referat von Nechtsanwalt D r. Haas aus M annheim über die S te l­

lung zu den „A ktualitäten ". Geheimrat Professor D r. Ostwald w ird über „A rb e it oder Kampf" sprechen und U m frid -S tu ttg a rt über

„Rüstung und Abrüstung". M i t dem Kon­

greß ist eine Jubiläum sfeier des Frankfurter- Friedens verbunden.

— Der polnische Abstinenzlerbund für Deutschland zählt gegenwärtig 115 000 M i t ­ glieder, 25 000 gegen das V o rja h r mehr.

Jena, 15. M a i. Der außerordentliche Professor der Geographie, Leonhard Schultze, der kürzlich seine erfolgreiche Forschungsreise durch Neu-Guinea beendete erhielt einen R u f als ordentlicher Professor an die U ni­

versität Kiel.

T rie r, 15. M a i. Der Regierungspräsi­

dent von T rie r, D r. Baltz, ist in Karlsbad an B lutvergiftun g erkrankt.

Auslmid.

Pest, 15. M a i. Der Führer der B auern­

partei, Achim, ist den Verletzungen, die er gestern durch die Revolverschüsse des älteren der beiden Söhne des früheren Staatssekre­

tärs Z ilinsky erlitten hatte, erlegen. Die B rüder Z ilinsky wurden verhaftet.

Petersburg, 15. M a i. Gestern Abend zwischen 5 und 6 Uhr besuchte der Kaiser die Residenz und wurde überall auf den Straßen von der Bevölkerung m it Begeiste­

rung begrüßt.

Provirizialimchrichten.

e Briesen, 15. M a i. (Verschiedenes.) I n der vorgestrigen Sitzung des hiesigen Lehrervereins hielt Lehrer Fritz-Schönbrod einen Vortrag über Notwendig­

keit, Einrichtung und Aufgaben der ländlichen F o rt­

bildungsschule. I n ansprechender Weise führte der Redner aus, wie die Fortbildungsschule aus wirtschaft­

lichen, politischen, militärischen und erzieherischen G rün­

den notwendig ist, um eine von der Schule ins Leben führende Brücke zu schlagen. — Die im vorigen Jahre gegründete Ansiedlergemeinde Kieslingswalde hat in diesem Jahre ihren ersten Haushaltsplan aufgestellt, der ein erfreuliches B ild von der Leistungsfähigkeit der Ge­

meinde bietet. Die jährliche Pachteinnahme für das Gemeindeland und den See beträgt 2492 M ark. Der dadurch nicht gedeckte T eil des Fknanzbedarfs der Ge­

meinde stellt sich auf 3270 Mark. Z u r Aufbringung dieses Betrages werden 145 Prozent der Staatssteuern erhoben. — Die in Pfeilsdorf ausgebrochene Pocken- epidemie, von welcher 5 Fam ilien betroffen waren, ist jetzt erloschen. Die Beobachtungsmaßregeln sind auf­

gehoben. — Dem aus Seeheim hiesigen Kreises stam­

menden Molkereiverwalter Franz Zdrojewski, jetzt in Grünfelde, Kreis Stuhm , hat der Herr Regierungs­

präsident die Genehmigung erteilt, m it seinen Fam ilien­

angehörigen fortan den Namen Südow zu führen. — Z u der Einweihung des hiesigen neuen Jugendheims am 24. M a i haben Herr Regierungspräsident Dr.

Schilling-M arienwerder und Gemahlin ihr Erscheinen zugesagt.

Ia s tro w , 14. M a i. (D a s älteste Gebäude unserer S ta d t), das jetzige R athaus, blickt bereits auf 500 J a h re seines Bestehens zurück,- denn schon im 14.

J a h rh u n d e rt, a ls unser O r t ein K o lo n ia ld o rf w a r, w ir d von ih m berichtet. E s w a r das einzige aus großen Feldsteinen erbaute Haus da m alige r Z e it und noch im 18. J a h rh u n d e rt fü h rte es im V o lk s ­ munde den Nam en das „S te in h a u s ". D er kastell- a rtig e B a u h a t über ein M e te r dicke M a u e rn . D ie inneren Baulichkeiten beweisen, daß dies einzige Denkm al Jastrow s aus a lte r Z e it ehemals sehr

wichtigen Zwecken gedient habe und gewiß dazu be­

stim m t gewesen sei, um in diesem Landstriche, zwischen den Grenzen der polnischen Starosteien gewissen Stützpunkt zu gewähren. I m Besitze der S ta d t befindet sich unser R a th au s seit dem "Jahre 1577. S e it dem J a h re 1772, in welchem die ehe­

m alige polnische P ro v in z an Preußen kam, diente es dem P olize i-B ürg erm eiste r und dem Justiz- Bürgerm eister a ls A m ts lo k a l, der Bürgerschaft als V ersam m lungsort und der evangelischen Gemeinde zum Gottesdienste. I m J a h re 1802 w urde ein A u s ­ besserung^ und E rw e ite ru n g sb a u vorgenommen, zu welchem die R egierung der S ta d t B e ih ilfs g e ld e r b e w illig te . Dieser B a u hat dem R a th au s im wesentlichen die jetzige Gestalt und Größe verliehen.

E lb in g, 15. M a i. (Ertrunken.) Infolge Kenterns eines Bootes auf dem Elbingfluß ist gestern ein junger M ann und ein junges Mädchen ertrunken.

Danzig, 15. M a i. (Z u m deutschen M in is te r- residenten in B o liv ie n ) ist der 1858 in D anzig ge­

borene W ilh e lm v. Sanden e rn an nt worden. Nach A bsolvierung des Gym nasium s studierte er Rechts­

und Staatswissenschaften und w urde 1882 zum R e­

ferendar im Bezirke M a rie n w e rd e r ernannt. 1887 bestand er das Assessorexamen, ließ sich aber nach kurzer T ä tig k e it am Am tsgericht in D anzig 1888 zum A u s w ä rtig e n A m te beurlauben. E r widm ete sich dann der K on su la tsla u fb a h n und w a r in den folgenden J a h re n an verschiedenen Posten tä tig , von 1893 ab längere Z e it als Konsulatsverweser in Asuncion (P a ra g u a y ). D o rt w urde er 1895 nach seinem Ausscheiden aus dem preußischen J u stiz­

dienste e n d g iltig Konsul. 1899 kam er in gleicher Eigenschaft nach M ontevideo und e rh ie lt d o rt 1903 den Charakter a ls Generalkonsul. S e it 1895 w a r er Generalkonsul in Buenos A ire s , wo er die deutschen Interessen in vo rb ild lich e r Weise v e rtra t.

Eydkuhnen, 15. M a i. (115 Rückwanderer von A m erika nach R u ß lan d) w urden am F re ita g m it dem M itta g s -V -Z u g e nach ih re r russischen H e im at befördert. E in B e a u ftra g te r der N otterdam er Schiffahrtsgesellschaft begleitete den T ra n s p o rt b is zur Grenze.

K önigsberg. 15. M a i. (D ie Höllenmaschine S c h irw in d t.) D as gefährliche Postpaket ist m it der Höllenmaschine inzwischen nach K önigsberg gesandt worden, um der K önigsberger K rim 'in a lp o liz e i fü r die w eitere V e rfo lg u n g der Angelegenheit A n ­ h a ltp u n k te zu geben. D e r M echanism us des A p p a ­ ra ts , der die Explosion veranlaßte, ist sehr einfach, ohne A nw endung von M e ta llte ile n konstruiert:

im m e rh in lä ß t seine Zusammensetzung aber da rau f schließen, daß er von einem Fachmann hergestellt worden ist. D ie Maschine w a r in der Weise ein­

gestellt, daß sich Leim ö ffn e n des Pakets ein Streichholz an einem Stück S chm irgelpapier ent­

zünden und das P u lv e r in B ra n d setzen mußte.

Angesichts des B elastun gsm a te rials gestand der Fleischergeselle M ü lle r ein, die Höllenmaschine an­

ge fertigt und sie nach S c h irw in d t abgesandt zu haben. D ie F a m ilie Schwandtner sei ih m unbe­

kannt, er habe aber aufgrund verschiedener B rie fe seiner M u tte r, die über das V e rh a lte n der F a m ilie Schwandtner klagte, einen Haß gegen diese gefaßt und sie erschrecken und einschüchtern w ollen. M itschuldige habe er nicht, und es habe ih n auch niem and angestiftet.

r. Argenau, 15. M a i. (Ausflug. Kriegerverein.) Der Lehrerverein Argenau und Umgegend machte einen Ausflug m it Damen nach Suchatowko. Nachdem im Restaurant „Waldesrauschen" die Sitzung, in welcher Lehrer Kowalski-Argenäu über „D a s P rin zip der A r ­ beitsschule" referierte, abgehalten war, wurde ein Spaziergang in den W ald nach dem „Neuen See"

unternommen, worauf im Lokal ein gemütliches Z u ­ sammensein folgte. — Am Sonntag hatte der hiesige Kriegerverein eine Sitzung im „Deutschen Hause". Der Vorsitzer, Herr Forstmeister Schartow, wies in einer Ansprache ganz besonders darauf hin, daß unter der Regierung unseres jetzigen Kaisers unser Vaterland inbezug geordneter finanzieller Verhältnisse an der Spitze aller anderen Staaten steht. Die Kassenrechnung pro 1910 wurde für richtig befunden und dem Kassierer Entlastung erteilt. Es verblieb ein M ehr von einigen 100 Mark. Das Sommerfest, bestehend in Konzert und Tanz, soll am 2. J u li im „Deutschen Vereinshause"

stattfinden. Zum Schlüsse wurden 6 neue M itglieder aufgenommen.

Hohonsalza, 14. M a i. (Erwerb der Ansiedlungs­

kommission.) Das 800 M orgen große G ut N ow iny, Kreis Hohensalza, ist von der Ansiedlungskommission angekauft worden.

Vrom berg. 14. M a i. (Selbstmord. Preßprozeß.) Gestern h a t sich h ie r ein M u s k e tie r der 2. Kom p.

148. In fa n te rie -R e g im e n t, der Bursche bei einem O b e rle u tn a n t w a r, in seiner S tube erhängt. I h m w aren 3 Tage Arrest zu d ik tie rt worden, außerdem sollte er wieder in die K om pagnie zurück. D as nahm sich der junge S o ld a t so zu Herzen, daß er Hand an sich legte. — Wegen B e le id ig u n g durch die Presse hatte sich v o r der hiesigen S trafkam m er die F ra u des Herausgebers und Redakteurs des

„D z ie n n ik V y d g o s k i, V in z e n tin a Teska, von h ie r zu vera ntw o rte n. A m 7. F eb ru a r erschien in dem polnischen O rgan ein A rtik e l, der schwere B e ­ leidigungen gegen den P fa r r e r M eger aus Linden- w a ld e n th ie lt. Es hieß d a rin , in der P fa rrg e - meinde herrschten unerträgliche Zustände und M eger besitze absolut nicht das V e rtra u e n seiner P fa rrk in d e r. die ih n im Verdacht hätten, daß er die Gemeinde germanisieren w olle. A u s diesen und anderen G ründen sei das V e rh ä ltn is zwische dem P fa rre r und der Gemeinde überaus gespannt. W er einem polnischen V ereine angehöre, sei ih m ein D o rn im Auge, obw ohl doch sämtliche P fa r r m it- glieder P olen seien. Auch fe rtig e M eger sämtliche Rundschreiben n u r in deutscher Sprache an. E inen Chorsänger, der acht J a h re dem Kirchenchor ange­

h ö rt habe, habe er von dissem ausgeschlossen, w e il er ein eifriges M itg lie d des V olksvere ins sei.

M eger habe sich seine Gemeinde so entfremdet, daß diese beabsichtige, das Konsistorium um seine E n t­

fernung zu L itte n . D er S ta a ts a n w a lt beantragte 50 M a rk Geldstrafe,' das Gericht g in g aber üöer diesen A n tra g hina us und v e ru rte ilte die bisher noch unbestrafte Angeklagte zu 150 M a rk G eld­

strafe.

r Gnesen, 15. M a i. (Verschiedenes.) W ie ge­

fährlich das Herabrutschen vom Treppengeländer fü r K in d e r o ft sein kann, beweist folgender F a ll:

D ie 8jährige Tochter des Väderm eisters M . be­

lustigte sich im F lu r am Treppengeländer d a m it;

stürzte herab und w urde bewußtlos nach dem Krankenhause Vethesda geschafft. Heute ist das K in d seinen Verletzungen erlegen. — E in russischer Deserteur Foederowicz, der sich h ie r un ter dem Nam en S ta n is la u s C ryszewski bei einem Schuh­

machermeister a u fh ie lt, ist unter M itn a h m e emes größeren Postens S tie fe l spurlos verschwunden.

Auch seinen L o g ie r w ir t h a t der D ieb um Kost- und W ohnungsgeld betrogen. D ie falschen P apiere hatte der Deserteur ebenfalls gestohlen. — Auch aus einem andern größeren Schuhwarengeschäft w urde gestern ein Posten Turnschuhe gestohlen. D ie

D u b in , e in e A rb e ite rin O. von hier, konnte e rm itte lt werden. — D e r nahe Lei der S ta d t gelegene Jeloneksee, der frühe r durch seine Ausdünstungen die L u ft verpestete, ha t in diesem J a h re m it seinen üblen Ausdünstungen aufgehört. D as Wasser rst auch an stürmischen Tagen kla r und re in und dr^

L u ft in der Umgebung des Sees vollkommen gut.

B ekanntlich ha t sich seit J a h re n die Gesundheits­

Kommission m it dem Jeloneksee beschäftigt. Noch vo r kurzer Z e it w a r eine Kommission, darunter verschiedene Herren aus B e r lin m it der A n g e le g e t he it beschäftigt. Auch die Fische starben aus. Auch diese Erscheinung t r i t t jetzt nicht mehr hervor.

Kosten, 15. M a i. (Versagte Bestätigung.) Der Posener Regierungspräsident versagte dem Stadtrat Polomski in Kosten die Bestätigung.

W irsitz, 14. M a i. (F euer.) Gestern Nacht w ü rd , das D o rf Erom aden von einer aberm aligen großen Feuersbrunst heimgesucht. Es w urden 5 Scheunen und 2 S tä lle m it landw irtschaftlichen Maschinen vollständig eingeäschert. M itv e r b r a n n t sind 15 Schafe, 8 Schweine, R in d e r und Federvieh. M e B etroffenen sind zu m te il ga rnicht'bezw . n u r weing versichert. E s w ir d B ra n d s tiftu n g verm utet. Zehn Spritzen w aren zur Stelle.

Ventschen, 14. M a i. (Hengste-Ankauf.) I m Be­

zirk des Landgestüts Z irke hat OLerlandstallmeister G ra f Lehndorff 12 Hengste aufgezogen und m it sechs im hiesigen T a tte rs a ll aufgezogen und m it ie 6000 M a rk bezahlt wurden.

MMtter und Blitzschäden

sind in verschiedenen Gegenden Ost- und West­

preußens niedergegangen. I m Kreise D a n z i g e r H ö h e entlud sich am Sonnabend Nachm ittag über der Ortschaft Nosenberg bei Kleschkau ein schweres G e w itte r. D er B litz schlug in den T u rm der Kirche, ohne zu zünden, und zertrüm m erte die südliche und östliche S eite desselben. Ferner w urde der Glocken- stuhl stark beschädigt. D ie Licht-, K r a ft- und Fern- sprechleitungen w urden ebenfalls durch Blitzschlag te ils zertrüm m ert, te ils stark in M itleidenschaft ge­

bracht. — I m Kreise M a r i e n b u r g äscherte ein B litz s tra h l die Scheune des Besitzers R inge in P r.

RosengarL ein. I n Kerbshorst w urden auf dein Felde zwei R in d e r vom B litz erschlagen. D ie Obst- baum blüten und Gartengewächse w urden durch den Hagel stark m itgenom m en. — W e r K ö n i g s b e r g und Umgegend ging am M o n ta g ein furchtbares H agelw etter nieder. D as U n w e tte r brach ganz plötzlich, von einem heftigen G e w itte r begleitet, los.

Hagelstücke in der Größe von Haselnüssen bedeckten im N u die Straßen. Auch h ie r w urde die Obstbaum- b lü te größtenteils vernichtet. Ungeheure Masses Massen drangen in die K e lle r ein, d o rt meterhoch alles überflutend, einen nach vie len Tausenden zählenden Schaden anrichtend. B is M o n ta g früh w a r die Feuerwehr m it dem Auspum pen der K eller beschäftigt.

^Lokalmrchrichten.

Thorn, 16. M a i 1911.

— ( D u r c h r e i s e d e s K r o n p r i n z e n . ) Aus der F a h rt nach P ete rsburg t r a f Se. kaiserliche und königliche H oheit der K ro n p rin z in einein Sonderzuge, der aus einem S alonw agen, zwei P e r­

sonen- und einem Speisewagen bestand, auf dem hiesigen Hauptbahnhofe um 3 U h r 54 M in u te n eist und setzte nach einem A u fe n th a lt von 10 M in u te n die W eiterreise fo rt. D er K ro n p rin z b lie b unsicht­

bar, n u r einige Herren des Gefolges zeigten sich.

W ie bekannt, befand sich heute V o rm itta g der K ro n ­ prin z in Posen, wo er die A usstellung daselbst, deren P ro te kto r er ist, eröffnete.

— ( Zum west p r eußi schen P r ov i n -

z i a l B u n d e s s c h i e ß e n ) vom 16. bis 18.

J u l i werden au f dem Schießplatz in D a n zig gegen 30 Scheiben ih ren P la tz finden. E s w ird dort eine 450 H in große Festhalle m it K o n z e rtp a v illo n errichtet.

— ( Z u m 5 0 j ä h r i g e n G e s c h ä f t s ­ j u b i l ä u m d e r F i r m a G u s t a v M e y e r . ) D er M ännergesangverein „Lied erkran z" brachte ain M o n ta g Abend seinem M itg lie d e H e rrn O ptiker F ranz M eye r aus A n la ß seines G eburtstages, seiner 23jährigen Zugehörigkeit zum V e re in und des 50jährigen G eschäftsjübiläum s ein Ständchen. Z n einer Ansprache hob der Vorsitzer, H e rr K aufm ann W a lte r Güte, hervor, daß H e rr M e ye r nicht n u r als treues V e re in s m itg lie d geschätzt werde, sondern sich auch durch sein besonnenes und ruhiges Wesen a ll­

gemeiner Achtung erfreue; er le ite geschäftlich das vom V a te r übernommene Unternehm en in streng reeller Weise w e ite r, wodurch die F ir m a w e it über die Grenzen der S ta d t hina us ih re n guten R u f sich

erhalten. . .

— ( D e r T u r n v e r e i n T h o r n e. V .) feiert seinen 51. StiftungsLag, welcher auf den 19. M a i säur, m it Rücksicht auf die augenblickliche Unbenutzbarkeit der neuen Turnhalle, am Freitag, den 19. d. M ts ., abends 9 Uhr im T iv o li (Eingang von der Turnhallenseite) durch ein gemütliches Beisammensein. Besondere E in­

ladungen ergehen nicht. Sämtliche M itglieder, Turn- freunds und eingeführte Gäste sind zu dieser Feier willkommen. — Am Sonntag, den 21. d. M ts ., vor­

mittags 10 Uhr, hält der Oberweichselgau eine Gauvor- turnerstunde in Bromberg in der Schulturnhalle, Schul- straße, ab. Zum Besuch dieser G auvorturnerstunde entsendet der Turnverein Thorn 6 Vorturner.

( D e r k a t h o l i s c h e L e h r e r v e r e i n T h o r n u n d U m g e g e n d ) h ie lt im Hotei

„Schwarzer A d le r " seine M onatssitzung ab. Nach E rö ffn u n g der Sitzung te ilte der V o r s i t z e r nnt, daß zwei neue M itg lie d e r sich dem V e re in ange;

schlössen haben. H e rr M itte lsch u lle h re r K o w a l s k i h ie lt einen V o rtra g über „ J u g e n d f ü r s o r g e u n d J u g e n d v e r e i n e " . D e r Beschluß, rN T h o rn einen katholischen J ü n g lin g s v e re in ZU gründen, dü rfte danach zur A u s fü h ru n g gelangen- H e rr P fa rre r M enzikow ski von S t. M a rie n ha^

v o r kurzem ein polnischen J ü n g lin g s v e re in g ^ gründet. H e rr P fa rre r Gollnick erklärte sich gerne bereit, den deutschen J ü n g lin g s v e re in nach K rä fte n zu unterstützen und hat fü r Versammlungszrveae eine R äum lichkeit zur V erfü gun g gestellt. Der A rb e its p la n soll d e ra rtig aufgefaßt werden, dav V o rtrü g e aus allen Gebieten und B elehrungen nur T u rn - und Jugendspielen, Fußmärschen, im W in te r Schlittschuhlaufen und anderen gesundheitsförderm den Übungen abwechseln. H e rr Lehrer P a n z r a in referierte über das in der Ö ffentlichkeit bereits vre^

kritisierte W erk „ G l a u b e u n d H e i m a t " von Schönherr. D er Verfasser des Stückes, in dem der G laube m it der Liebe zur H e im at rin g t, ist von S r. M ajestät ausgezeichnet worden. — D ie nächst;

Sitzung ist auf den 17. J u n i festgesellt worden.

der Tagesordnung steht ein V o rtra g über den neu-

Cytaty

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vative Zeitungen sich zu einem Gerichtsurteil äußern müssen, dann nämlich, wenn es ihnen in objektiver Betrachtung nach irgend einer Richtung bedenklich erscheint;

beruht. Graf Pfeil hat nicht als Dreijähriger oer der M arine gedient, er hat sein Examen gowack) und auch sein Offizierspatent nicht durch die Knao des Kaisers

blatt sich keinen Illusionen hin: „M an sieht nicht, wie es möglich sein soll, unsere Truppen, sobald sie erst einmal in Fez sein werden, wieder von dort

^nr e?/^vdlungen über ein Zusammengehen m it M a^^besitzerverein dies verheimlicht habe. o aber, daß die damalige Versammlung Zilter^ ^usicht gewesen ist. Kersten

rücken. Z u bemerken ist noch, daß, durch den großen Feuerschein angeregt, auch ein Militär-Löschzng des Ulanenregiments sich auf dem Kasernenhofe bereit hiesi'

den war, war nicht persönlich erschienen. Dagegen ließen sich die Agnaten durch zwei Nechtsanwälte aus Posen vertreten. I n längeren Ausführungen beantragte

wesen ist. Denn dadurch nehmen die Depressionen ihre Bahn über das Festland, wogegen sich über dem noch kalten Nordatlantik hoher Luftdruck verlagert, der uns

lich weite Verbreitung gefunden, und wenn der Vermehrung dieses Schädlings nicht schnell und gründlich entgegengetreten wird. daß diese Plage, von welcher unser