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Theologisches Literaturblatt, 26. August 1932, Nr 18.

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

zahlreicher Vertreter der th eologisch en W issensch aft und Praxis

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h t n e l s und Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 18. Leipzig, 26. August 1932. LIII. Jahrgang

E rscheint v ierzehntägig F re ita g s. —• Zu beziehen durch alle B uchhandlungen und P ostäm ter sowie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.50 m onatlich.

B ezugspreis fü r das A u sla n d v ie rte ljä h rlic h : Rm. 4.50 und P o rto ; bei Z ahlungen in frem der W ährung is t zum T ageskurse um zurechnen.—A nzeigenpreis: die zwei, gespaltene P etitzeile 40 Goldpfennige. — B eilagen nach U ebereinkunft. — V erlag und A uslieferung: Leipzig, K önigstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 52873.

Hertel, Johannes, Vom neuen T rug zu r R ettung des alten, oder Louis Ja co llio t und M athilde Ludendorff. (Haas.)

Williams, Joseph J., S. J., Hebrewisms of W est A fnca. (König.)

Schiatter, A. D., Das Evangelium des Lukas.

(W ilkens.)

Hufnagel, Alfons, Dr., In tu itio n und E rk en n tn is nach Thomas von Aquin. (Seeberg.) Veit, Ludwig Andreas, Die Kirche im Z eita lte r

des Individualism us 1648 bis z u r G egenw art.

(Leube.)

L uther. V ierteljah rssch rift der Luthergesell- schaft. (Preuss.)

Nadler, K äte, Der dialektische W iderspruch in H egels Philosophie und das Paradoxon des Christentum s. (Echternach.)

Trillhaas, W olfgang, Dr., Seele und Religion.

(W. F . Schmidt.)

Neueste theologische L ite ra tu r.

H ertel, Joh ann es (Prof. d, in d isch en P h ilologie a. d. U n i­

v ersitä t Leipzig), V on n eu em Trug zur R ettu n g d es alten , od er Louis J a co llio t und M ath ild e Ludendorff.

(P ro testan tisch e Studien, H eft 20,) 1932, V erlag des E vangelischen B undes E, V,, B erlin W. 10, 114 S, Eine S treitsc h rift, die ganze A rb e it tut, ganze, nichts m ehr zu tu n übriglassende V ernichtungsarbeit. Ihr V er­

fasser ist d er Indologe der U n iv e rsitä t Leipzig, P rofessor H e r t e l , Die er m it seinem grim m en Buch ab tu t, n en n t d e r T itel. W er — m ir gilt noch im m er das ritte rlic h e

„L adies first!" -— M athilde L udendorff ist, b rau c h t niem an­

dem gesagt zu w erden. Von dem im T itel ihr G esellten, von Louis Jacolliot, dagegen w erd en schw erlich viele w issen, Schande ist das keinem . D enn: Louis Ja co llio t ist w irklich kein re p u tie rlic h er Name, G anz und gar nicht. Es ist der N am e ein es vor nun m ehr als 50 J a h re n b e re its voll- v erd ie n term assen von d er w issenschaftlichen Ju stiz G e­

b ran d m ark te n , an den P ra n g er G estellten , m an darf sagen:

H ingerichteten, eines ra ffin ierten lite ra risc h e n H o ch stap ­ lers, d er sich, ohne in W irk lich k eit auch nur ü b er die ele­

m e n ta rste K en n tn is des S a n sk rit zu verfügen, als grossen Indologen aufgespielt und u n te r A nw endung unglaublich grobschlächtiger, k rasse Ignoranz nicht w eniger als w ilde P h a n ta ste re i und dazu selten e F re c h h e it b ek u n d en d er F älschungen h at erw eisen wollen, dass die Bibel und in sb e­

sondere das N eue T e sta m e n t aus d er altindischen L ite ra tu r teils w ö rtlich abgeschrieben, teils zur V erdeckung dieses

„B etrugs" aus ihr e n tste llt sei. Schon die O rien talistik seiner T age hat sich d er leidigen V erpflichtung nicht e n t­

zogen, dem abgefeim ten B etrü g er das H an d w erk zu legen:

ein d e H a r l e z z, B, m it einem ü b er 300 S eiten zählen­

den Buch, ein J, V i n s o n und ei n P, R e g n a u d m it sachgem ässen K ritik en in angesehenen F ach zeitsch riften . Auf einen einschlägigen A rtik e l des L etz tg en an n ten („Une m ystification scientifique, Les O uvrages de M, Ja co llio t sur rin d e ancienne") hinw eisend, liess der Indologe A.

B a rth in der R evue de l'H isto ire des Religions (Tome V [1883] p, 251) in einem sein e r B ulletins critiq u es des re li­

gions de l'Inde d rucken: „ce n 'e st pas so rtir du ch ap itre des influences de l'Inde au dehors, que de m entionner un

tra v a il ou M, P aul R egnaud a fait justice des ex tra v a g a n tes elucu b ratio n s de M, Jacolliot, Chose triste ä dire, en s'a c q u itta n t de c e tte in g rate besogne, M, R egnaud a fait oeu v re u tile," M an m uss ein gleiches u rteilen ü b er die vorliegende A rb eit, die, vom E vangelischen Bund darum angegangen, u n te r zeitw eiliger Z urückstellung an d erer, ihm m ehr anliegender A ufgaben Prof, H e rte l zu leisten sich selber ü b erw u n d en h at: eine u n d an k b are, ab er nützliche A rb eit, ang ew an d te W issenschaft, p ra k tisc h e Indologie, B etrüblich nur, dass diese A rb eitsleistu n g noch einm al nötig gew orden ist. Nötig gew orden infolge des schier u n ­ glaublichen G eschehens, dass, von allen guten G eistern verlassen, eine d eu tsch e F ra u m it H ochschulbildung, ja m it D o k to rtite l es fertig g eb rach t, zur A ufklärung des angeblich von d er zünftigen indologischen W issenschaft w ie von den T heologen schlecht u n te rric h te ten , ja geflissentlich irre ­ g eführten christlichen L aienvolks den längst in F äulnis übergegangenen U nsinn und Trug neu aufzukochen und noch einm al zu servieren*), dies zw ar in zw ei in L uden­

dorffs V olksw arte-V erlag e rsch ien en en S chriften: „E rlö­

sung von Je su C h risto “ und „Von neuem T rug zur R ettung des C h risten tu m s“,

*) „Qui aurait cru jamais que dans la docte Allemagne il se serait trouve un homme capable de se constituer le disciple et l'emule de notre ignorant et credule reveur (gemeint ist Jacol­

liot), et d'imiter ses elucubrations peu consciencieuses? Le fait s'est produit cependant, Un certain docteur Emmanuel M a r i - u s vient de publier un livre qui fait le digne pendant de „La Bible dans rinde“ (das ist der Titel des Buchs von Jacolliot, in dem dieser seinen Unsinn und Trug im Jahre 1868 ausgebrei­

tet) . , , ; car eile (!) en reproduit, avec variantes, tous les men- songes, toutes les erreurs, toutes les sottises, Pour le docteur allemand comme pour son devancier fran^ais, toutes les con- quetes de la Science sont nulles et non avenues, toutes les de- couvertes ont passe inaper<?ues, Bien plus il ne connait ni Weber, ni Burnouf, ni Lassen, ni M, Müller, ni Roth, ni Muir, ni aucun des princes de la science indianiste,"

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist seit dem Erscheinen des Buchs von Dr. E, Marius (Die Persönlichkeit Jesu Christi), gegen das die vorstehenden Sätze des Professors an der Universität Löwen de Harlez gerichtet sind (a, a. O. S, 288), verflossen! Auch im Garten der Wissenschaft, das wenigstens hat uns Frau Luden­

dorff wieder einmal zu wissen gegeben, gibt es ein Unkraut­

wuchern, gegen das nun einmal nicht aufzukommen ist.

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D iese von ra ssig er C hristentum sablehnung d ik tie rte n P am p h lete m isst H e rte l (dem es ferne liegt, sich in religiöse S tre itig k e ite n zu m ischen), s o w e i t s i e i n I n d o ­ l o g i e m a c h e n , m it dem M assstab d er W issenschaft, w ie das ja, w enn schon nicht m it so grösser G ründlichkeit, schon m eh rere an d e re n icht lange vor ihm besorgt haben.

Dass solches G em essen w erd en die g en an n ten E lab o rate n icht v ertra g en , ist d er b re ite s te n Ö ffentlichkeit nu n ab e r doch wohl son n en k lar erw iesen, also dass m it H ertel w irk ­ lich zuversichtlich w ird gehofft w e rd e n können, „dass viele von denen, die je tz t noch an den von F ra u Dr. von K em ­ nitz w e ite r v e rb re ite te n ungeheuerlichen S chw indel glau­

ben und zu den eifrigsten L esern ih rer H etzsch riften g e­

hören, sich bald schäm en w erden, auf ihn hereingefallen zu sein “ (S. 26). Es gibt in der T a t keine N ote, m it der hier zen siert w erd en k ö nnte. W en n d er sachkundige K ri­

tik e r, n ach sein er A rt kein B latt vor den M und nehm end, zur C h arak terisieru n g d er F ra u Verf. von bodenloser L eich tfertig k eit und gren zen lo ser U nw issenheit auf dem G e b iete alles Indischen spricht, so w ird ihm jeder, der sein er zw ingenden B ew eisführung folgt, zustim m en m üs­

sen; auch — es ist gar n icht an d ers m öglich — die unselige F ra u Verf. selbst, ü b e r die das H ertelsc h e G erich t ergeht.

Leid tu t m ir's für sie, dass ihr R ich ter sie auch in A n ­ sehung ihres m oralischen H abitus ihrem französischen G e­

w ährsm ann Ja co llio t ganz gleichstellen zu m üssen m eint, der, es sei das doch au ch hier n eb en b ei b em erk t, se in e r­

zeit sich in n ie d e rträ c h tig s te r Beschim pfung deu tsch en W esens und deu tsch er W issenschaft nicht genug tun k o n n te (siehe bei H e rte l S. 102— 105). Ich für m eine P e r­

son m öchte tro tz allem annehm en, dass F ra u Dr. von K em ­ nitz ( = M athilde Ludendorff) doch auch w ie „d er au sser Fühlung m it d er W issenschaft und ih re n M ethoden steh e n d e Th. J. P la n g e “ (sein S tu ttg a rt 1906 erschienenes B uch „C hristus ein In d e r? V ersuch ein er E n tsteh u n g s­

geschichte des C hristentum s u n te r B enützung d er in­

dischen S tudien Louis Ja c o llio ts“ w a r ihr bei A bfassung ih re r e rste n S chrift d er eigentliche L eitfaden) w ennschon erstau n lich k ritiklos, so doch gutgläubig den Schw indel Jaco llio ts als O ffenbarung d e r W a h rh eit genom m en hat, dies darum , w eil er ihr eb en in den K ram p asste. Davon, dass Ja c o llio t schon bei L eb zeiten als E rzg au n er e n tla rv t w urde, w a r ihr jedenfalls noch nichts zu O hren gekom m en.

S elbst in ih rer z w eiten S chrift ist sie noch d er M einung, es sei P ro fesso r R ich ard G arb e au fb eh alten gew esen, die von ihr b ew u n d erte indologische A u to ritä t als n otorischen S chw indler zu verleum den. Unfähig, die G eister zu prüfen, ist sie also richtig auf den w elschen M ystifikator hereingefallen. U nd einm al blind v e rra n n t, k o n n te sie sich dann nicht m ehr zurechtfinden, w ennschon ihre zw eite S chrift da und d o rt n icht v e rk e n n en lässt, dass ihr die durch ihre e rste böse P u b lik a tio n ausgelöste, ihr übel zu­

setzen d e K ritik in etw as den S ta r gestochen hat. D ass sie das öffentlich n ich t zugeben w ill und kann, je nun, das ist w eiblich, allzuw eiblich. U nbill a b e r geschieht ihr doch am Ende, w enn m an sie in m o ralisch er H insicht zur e b e n ­ b ü rtig en G enossin von Ja c o llio t m acht.

U n rec h t h ä tte H ertel, ohne es zu w issen und zu wollen, b ein ah e einem b e re its im D ezem ber 1906 D ahingegangenen, dem V a te r d er F ra u Ludendorff, w eiland P ro fesso r am G ym nasium in W iesbaden, Dr. B ern h a rd Spiess, getan. Von ihm v erm eld e t seine T o ch ter, er sei ein S a n sk ritfo rsch er von ungew öhnlichen K enntnissen gew esen, hab e in den n eunziger J a h re n des vorigen Ja h rh u n d e rts die Q uellen­

z ita te Ja co llio ts n ach g ep rü ft und sie ihr, d er T o ch ter, als sehr w ichtig und gut bezeich n et. H e rte l stellt in seiner Schrift fest, „dass H err P rofessor Dr. Spiess auch nicht einen einzigen Beleg Jaco llio ts nach g ep rü ft h ab en kann, da diese T e x te zum allerg rö ssten T eil von Ja c o llio t frei erfunden, O riginale, die eine N achprüfung g e sta tte te n , also ü b e rh a u p t n icht v o rh an d en sind, w ä h re n d eine N ach­

prüfung d er w enigen T ex te, in denen Ja c o llio t an ein w irk ­ lich v o rh an d en es O riginal anknüpft, . . . jedesm al selbst den B lödesten so'fort davon ü b erzeugen muss, dass sie in b e trü g e risch er A bsicht auf das scham loseste gefälscht sin d “ (S. 90). E ine angenehm e Ü berraschung ist es dan ach dem L eser, dass H ertel auf den le tz te n zw ei S eiten seiner S chrift zu einer E h re n re ttu n g des M annes kom m t, indem er näm lich einen Brief zum A b d ru ck bringt, d e r ihm von einem F re u n d des V ersto rb en en , d er am gleichen G ym na­

sium w ie d ieser gleichzeitig L eh rer w ar, im M ai des J a h re s zugegangen ist. Es genügt hier, aus d ieser Z uschrift m it- zuteilen: „Nein, Indologe w ar er nicht, auch nicht im b e ­ sc h eid en sten Sinne; er w a r ab e r auch k e in A ufschneider, d er sich au fgelesener B rocken aus diesem G e b iete ge­

rühm t h ä tte . So m uss die T o ch ter M athilde einem Irrtu m o d er einer S elbsttäuschung erlegen sein, w en n sie sich auf des V aters indologische S tu d ien und K enntnisse b e ru ft.“

Von uns O rien ta liste n h a tte k e in e r je von einem S ans­

k ritfo rsc h e r n am ens Spiess gehört. M an w eiss jetzt, dass ein solcher nur in d er E inbildung von F ra u Dr. von K em ­ nitz e x istie rt h at. Sie mag jetz t selbst ersch ro ck en d a r ­ ü b er sein, dass sie dam it den to te n V a te r — nach dem Zeugnis seines F reu n d es w a r Prof, Spiess ein w ürdiger, ernstfrom m er M ann — in bösen V erd ach t g eb rach t hat.

H a n s H a a s , Leipzig,

W illiam s, Jo se p h J., S. J., H eb rew ism s of W e st A irica.

From N ile to Niger w ith th e Jew s. N ew Y ork 1930, T he D ial P ress. W ith illu stra tio n s and m aps. (VIII, 443.) 7.50 $.

M anchm al m üssen F rag en d e r W issenschaft gleichsam in d er Luft liegen, so dass sie von m eh reren F o rsch ern zu­

gleich zur D e b a tte g estellt w erd en . So is t es n euerdings m it d er F rag e n ach S p u ren des H ebräisch en bei v e rsch ie­

d en en V ö lk ern h au p tsäch lich A frikas. D enn w ie A. S.

Y ahuda in „Die S p rach e des P e n ta te u c h in ih re r B ezie­

hung zum Ä gyptischen“ (1929) solchen S p u ren in O stafrik a n achgeht, tu t W illiam s dies im w estlich en A frika. A uch das k ürzlich hier angezeigte B uch von G odbey „T he lost trib e s a m y th “ (1930) stre ift m eh rfach diese F rag e. W ie w ird sie nun zunächst von W illiam s b e a n tw o rte t und w ie ist sie zu b e a n tw o rte n ?

Auf d er so in te re ssa n te n W anderung, die d e r v e rd ie n st­

volle F o rsc h e r „vom Nil bis zum N igerstrom m it den Ju d e n ", w ie es auf dem T ite lb la tte heisst, m achte, m eint er, in folgenden E rscheinungen S p u ren d er V erw an d tsch aft m it d e r h eb räisch en S p rach e und K u ltu r gefunden zu haben. —

Bei seinem A u fen th alt in Ja m aik a, also in W estindien, h a t e r geh ö rt, dass m it dem A u sd ru ck o b e a h ein flaschenartiges G efäss 'bezeichnet w ird, das, beim W a h r­

sagen o d er Z aubern gebraucht, als E rsa tz des H ex en k essels dient. In diesem w estin d isch en obeah findet e r das h e b rä ­ ische o b , das z. B, in d er E rzählung von d e r H ex e zu E ndor (1. Sam. 28) begegnet. D iesem o b gibt er näm lich die B edeutung „F la sc h e “ (bottle, S, 45), und e r m eint, das h ebräische W o rt sei durch N eg ersk lav en aus W estafrik a,

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wo gem äss a lte n Ü berlieferungen jüdische K olonisten lange grossen Einfluss au sg eü b t h ä tte n (besonders im R eiche A schanti), nach Ja m a ik a g eb ra ch t w orden. Indes vor allem la u te t jenes w estindische o b e a h n ich t gleich o b , und ähnlich klingende W ö rte r kom m en in v ersch ied en en S p ra ­ chen vor. Sodann b ezeich n et das beim W ahrsagen begeg­

n ende hebräische o b n ich t „S chlauch“, sondern „Z urück­

k e h re n d e r“. M an m einte dam it d e n so genannten R eve- n ant, einen T otengeist, von dem m an annahm , dass er aus dem H ades zu rü c k k e h re und ü b e rn a tü rlic h es W issen b e ­ sitze. D iese D eutung w ird in sb eso n d ere dad u rch b egründet, dass dieses o b m it „ T o te r“ p ara lle l geht (Jes. 8, 19 usw.), w ie ganz im einzelnen in „D ie m essianischen W eisssagun- g en “ (1925, S. 13 f.) dargelegt ist (auch 1926 bei Je s. 8, 19).

W illiam s h a t ab e r nicht das G egenteil erw eisen können.

D enn in Lev. 20, 27 h eisst b e in, w eil m an m einte, dass ein solcher G eist in d er W ah rsa g erin W ohnung nehm e, w ie die D äm onen in den B esessenen. W enn d o rt „ m it“ (W illi­

am s: w ith) gem eint w äre, w ü rd e ‘i m stehen, und in 2 Kön, 21, 6 heisst ' a s a schon w egen seines zw eiten O b­

jek tes j i’ d d e o n i m (angebliche „V ielw isser“) soviel w ie „anschaffen". Also d er e rste H ebraism us, d en W . b e ­ o b a c h te t zu h ab en m eint, ist n i c h t gesichert.

Sodann m acht W . darauf aufm erksam , dass in der Sprach e von A sch a n ti usw. durch die m ann igfaltige K lang­

farbe der V ok ale die B edeutu ng der m it gleich en K on so­

n anten g esch rieb en en V o k a le d ie B edeutu ng der m it g le ich en K on sonan ten g esch rie b e n e n W o rte u ntersch ied en w erd e. E b en so w erd e aber d och auch im H ebräischen (und S em itisch en überhaupt) durch die m annigfaltige V o- k alisation der S tam m k on son an ten das ein e W ort vom an deren u n tersch ied en . Nun g ew iss lieg t darin ein e g e ­ w isse Ä hn lichk eit. A b er d ass jenes Verfahren von N eg er­

sp rachen aus einem E inflüsse der S prache von Ju den her- riihre, die nach A sch a n ti usw. gew an d ert seien , d ies ist ein e ganz unhaltbare V orau ssetzun g, W issen sch a ftlich ist nur die Erklärung, dass in der äh nlichen V erw end u ng von V o k a len zur N üanzierung d es W ortsin n es P a r a l l e l - e r s c h e i n u n g e n vorliegen , die zw isch en dem S em i­

tisch en und Indogerm anischen län gst k o n sta tiert sind (vgl.

m ein e H istorisch -k om p arative S yn tax d es H ebräischen

§ 269), und so auch zw isch en dem S em itisch en , dem Ä g y p ­ tisch en und den N egersp rach en au ftreten können.

Dass fern er d er A u sd ru ck „A m en “ in A schantihym nen schon vo r das A u ftre te n von christlichen P red ig ern zu d a tie re n sei (S. 53), b le ib t fraglich. E h er k ö n n te die V er­

w endung des T an zes im G o tte sd ie n ste (S, 53) durch jü­

disches V orbild an g ereg t w orden sein, a b e r auch das b leib t unsicher, d a die Neigung d er N eger zum R eigentanz eine b e k a n n te Sache ist.

W enn a b e r zu den Spuren jüdischen Einflusses, die W illiam s auf dem sprachlichen und religiösen G e b iete v iel­

fach in A frik a und w e ite rh in b e o b a c h te t zu haben m eint, m anches F rag ezeich en gese tzt w erd en muss, so w ird d a­

du rch d er W e rt seines Buches keinesw egs v ern ich tet.

D enn es m uss a n e rk a n n t w erd en , dass er sein T hem a m it ganz au ssero rd en tlich em F leisse b e a rb e ite t hat. Sein Buch ist eine F undgrube k o stb a re n M aterials.

E d. K ö n i g - Bonn.

S ch iatter, A. D., D as E van gelium d es Lukas. A us seinen Q uellen e rk lä rt. S tu ttg a rt 1931, C alw er V ereinsbuch­

handlung. (722 S. gr. 8.) G eb. 23 Rm.

D ieser d ritte d er bisher ersch ien en en grossen w issen­

schaftlichen E v angelienkom m entare S ch iatters, die den reichen und reifen E rtra g einer jah rzehntelangen L ehr- a rb e it d arstellen, u n te rsc h e id e t sich von seinen beid en V orgängern in ein er H insicht ü b errasch en d : D er Mt.- K om m entar w ie d er Johs.-K om m entar b e tra c h te n die zu­

gehörigen E vangelien durchgängig vom e rste n bis zum le tz te n V ers in ih re r G anzheit und G esam theit lim w e se n t­

lichen für sich. D ieser L k.-K om m entar dagegen „ e rk lä rt", wie d er U n te rtite l sagt, das E vangelium „aus seinen Q uellen“. M it an d e re n W o rten : E rst m it diesem d ritte n K om m entar tr itt S c h ia tte r in den synoptischen V ergleich ein.

D enn „die v erw an d tsch aftlich en B eziehungen zw ischen den evangelischen T e x te n " w erd en ja von Schl, selb st­

red en d n icht überseh en , sondern bis ins K leinste scharf und gründlich ins „Sehfeld" g ebracht. „Dies m acht eine den T e x t aus seinen Q uellen d eu ten d e A uslegung zur th e o ­ logischen P flich t“ (S. 6). D am it ste h t Schl, vor d er A ufgabe einer Q uellenscheidung im Lk.-Ev., die nu r im V ergleichs­

v erfah ren m it den P arallelen d u rch fü h rb ar ist. H ier nun geht Schl, einen eigenen, auf „die übliche O rdnung und D eutung der E vangelien" allerdings vollständig v erzich ten ­ den W eg (was in ech t S ch lattersch em S elbstbew usstsein sofort im e rste n S atz des Buches festg este llt w ird). Er ric h te t sein H auptanliegen darauf, zunächst einm al die d ritte Quelle des Lk.-Ev.s (nächst Mk. und Mt.), in Sch.s Term inologie: den „neuen E rzäh ler", „den a n d e re n E v an ­ gelisten “, oder auch einfach „die Q uelle" — w ir n ennen sie hier d er E infachheit h alb er E — herauszuaiibeiten.

Eine Vorarbeit hierfür ist in dem Heft „Die beiden Schwerter.

Lk, 22, 35—38. Ein Stück aus der besonderen Quelle des Lukus"

Beiträge 20, Jahrg. Heft 6 1916 ja längst bekannt. Schon dieses Heft gibt wesentlich mehr, als sein Titel besagt. Es enthält be­

reits eine weitgehende Behandlung der „besonderen Quelle“.

Eins aber, was in diesem Heft noch nicht so sichtbar ist, tritt nun im Lk.-Komt. umfassend heraus:

Schl, re c h n e t zu E nicht etw a nu r die grossen und k leinen S o n d erstü ck e des Lk.-Ev.s, sondern er verfolgt diese Q uelle durch den ganzen T e x t des Ev.s hin bis in die k leinen V ariatio n en den P arallelen gegenüber hinein. Und er findet, dass diese V ariatio n en grossenteils auf den Ein­

fluss von E zurückgehen, das dem nach ein besonderes E vangelium gew esen sein muss m it s ta rk e r Eigenprägung, W ill m an diese in te re ssa n te und sehr e rn st zu nehm ende M öglichkeit eines so w e it gehenden Einflusses von E auf den G esa m tte x t des Lk.-Ev.s verfolgen, so muss ja zu­

nächst die S o n d e ra rt von E an den S o n d e rstü ck en des Lk.- Ev.s um fassend und gründlich h e ra u sg e a rb eite t sein, so m uss nachgew iesen sein, dass diese S o n d erstü ck e ein h eit­

liche, im G ru n d c h a ra k ter g leich g ea rtete T eile einer Q uelle sind. D afür w ird d er N achw eis von Schl, im m ittle re n Teil seiner A rb e it fortlaufend m it n icht leicht zu w iderlegenden A rgum enten geführt. M it A rgum enten form aler (W ort­

gebrauch, Beginn des Dialogs durch F rage, cf, b eso n d ers S, 213 f., und dergl,) und, w as Schl.s b eso n d ere S tä rk e ist, biblisch-theologischer A rt.

Hierher gehören die bekannten Sonderzüge des Lk.-Ev.s wie die schrankenlose sündenvergebende Gnade, „der Durchbruch durch die übliche Wertung des Geldes", das, was man sonst wohl den „sozialen“ Zug dieses Ev.s genannt hat, die dementsprechende besonders helle Art der Heilsfreude u. dgl. (Vgl, die knapp zu­

sammenfassenden Ausführungen S, 463 ff,). Immer wieder einmal fragt Schl, „Müssen wir die neuen Stücke, die Lk, uns gibt, nicht doch auf verschiedene Stimmen verteilen?“ Aber die Einheitlich­

keit der Züge ist zu zwingend. Ein Argument, das noch beson­

dere Hervorhebung verdient, ist das Verhältnis Jesu zum Phari­

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säismus und Rabbinat in E. (Vgl. S. 48f, 57. 68 f. 73. 122 f. 148 f.

150. 232. 236. 242. 256 ff. 284. 288. 296. 303. 305. 308. 330. 333 ff.

339. 341. 346 ff. 353 ff. 357 ff. 373 ff. 390 ff. 399. 401. 409. 463. 470.

479. 485. 487. 504. 509. 514. 529.) Dieses ist nicht von vornherein gegensätzlich, sondern anhaltend freundlich; die Scheidung ent­

steht nicht an der Lehre und Auslegung des Gesetzes, sondern am Handeln und in der Entscheidung vor Jesus als dem Messias.

„Es gibt im Neuen Testament keine Darstellung des Pharisäis­

mus, die sich so vollständig mit seinen Absichten und Ansprüchen einigte, wie diese, und sie ist eben deshalb, weil sie ihm die Herrlichkeit der Gotteskindschaft zuspricht, die Verurteilung, die ihn am schwersten trifft.“ (357 cf, 350,) Dem entspricht die be­

sondere Würdigung Jerusalems und des Tempels in E (cf, S. 148 ff.); ,,Die Erzählung endet an derselben Stelle, an der sie 1,5 begann": im Tempel (458).

H ieraus, w ie auch aus d er m it b e so n d e re r S a u b e rk e it von Schl, b e o b a c h te ten S p rach farb e von E, ergibt sich:

sein V erfasser ist P a lä stin er; a b e r er ste h t nicht m ehr, w ie Mt-, auf dem K am pfboden d er H eim at (cf. S. 472 f,). „Die palästin isch en Stoffe sind zahlreich. Von diesen E rzäh ­ lungen heben sich d eutlich die sie einrahm enden S ätze des L. ab; denn in diesen befinden sich vor allem die Sprach- p a rallelen m it J . “, dem h ellen isieren d en Jo sep h u s (S. 463).

„D ass der V erfasser d er Q uelle Ju d e w ar, ist gew iss; ab er er h a t nicht zu denen geh ö rt, die in G aliläa ihren A ck er b au ten und auf die W ied erk u n ft Je su w a rte te n , sondern glich jenen Je ru sa lem iten , die in A ntiochia die G em einde au fb au ten und durch das ganze K leinasien w a n d e rte n "

(453 cf. 151).

M it dem so gew onnenen M aterial w ird nun an die synoptische F rag e herangegangen und bis in den W o rtla u t d er einzelnen V erse hinein geprüft, ob und w ie w e it E auch auf die G e sta lt des den beid en an d e re n S y n o p tik ern p a ra lle le n T e x te s Einfluss gew ann. M it w eith in positivem E rgebnis. A lle u n te r dem Einfluss von E geform ten V erse w erd en d em en tsp rech en d im m ittleren H au p tteil d er A r­

beit (Teil II: „D er neue E rzähler") b eh an d elt. D er übrige T e x tb e sta n d ste h t überw iegend u n te r dem Einfluss des Mk. (Teil I d er A rbeit), ein n icht u n w esen tlich er freilich auch u n te r dem des Mt. (Teil III der A rb eit). So geht der gesam te T e x tb e sta n d in d er R echnung auf, ohne dass es nötig w urde, m it gew agten H yp o th esen zu arb eiten .

„War aber mit der üblichen Deutung der vom lukanischen Text uns vorgelegte Tatbestand wahrgenommen? Er enthält Teile, die offenkundig in keiner Berührung mit Mt. stehen; da­

neben gibt es wörtlich mit Mt. identische Texte, und ebenso ist offenkundig, daß er das bei Mk. mit Mt, Parallele in der Fassung des Mk, gibt. Mein Einwand gegen die übliche Deutung ist, dass sie diese drei Beobachtungen nicht zu einem von Widersprüchen freien Gesamtbild vereinige. Sie denkt sich das Verfahren des Lk, widerspruchsvoll. Bald folgt er seinen Vorgängern und bald erfindet er selber Worte Jesu, Bald stellt er Eigenes an die Stelle dessen, was ihm Mk, und Mt, gaben; bald kopiert er sie.

Ich meine, dass sich eine Deutung des Lk. gewinnen lasse, die nicht in diesen Nöten stecken bleibt" (S. 5).

Freilich, die „synoptische F ra g e " im „üblichen" Sinn w ird nicht b e h an d elt. Schon deshalb nicht, w eil d er H a u p t­

an teil des W erk s der positiven E rläu teru n g von E ge­

sch en k t wird. Die H auptaufgabe auch dieses K om m entars, wie seiner b eid e n V orgänger, ist die biblisch-theologische, w issenschaftliche E rk läru n g eines Evangelium s, näm lich von E (Teil II = 324 Seiten); d an eb en ist die diese A rb eit flankierende, vergleichende Q uellenbehandlung m it Mk.

und Mt. kn ap p (Teil I = 114, T eil III = 89 Seiten). In sb e­

so n d ere a b e r auch deshalb nicht, w eil E, dem w ie gesagt die eigentliche A rb e it gilt, kein S y noptiker, sondern nur die Q uelle eines S ynoptikers, näm lich des Lk., ist. „E inen .S y n o p tik e r’ k an n m an diesen E vangelisten (E) nicht heis- sen, w ie w ir ja auch Jo h an n e s n icht so n en n en " (464).

| E muss, w ie Joh an n es, ein E vangelium b e so n d erer A rt ge­

w esen sein, d essen V erhältnis zu den S y n o p tik ern sich ab e r w iederum w esen tlich von dem des Jo h an n es zu ihnen u n tersch ied (cf. S. 465 f.). Schl, ste llt E auch m it Johs, in grossen Zügen in P arallele (S, 466 ff.). Sowohl von Jo h a n ­ nes wie von Mt. (und dam it auch von Mk.) u n te rsc h e id e t sich dies Evangelium — bei aller in n eren V erw an d tsch aft — fundam ental (cf, S, 168). Es ist ein d ritte r E vangelientyp, d er den b e id e n an d eren zeitlich n ich t nach-, sondern n eb en zu o rd n en ist (465), verm utlich, w ie die beid en a n ­ d eren, das W erk eines „d er e rste n Jü n g e r J e s u " (470).

Nach dieser Feststellung sieht sich die synoptisch« Frage nun von einer ganz anderen, von einer ganz neuen Seite an. Warum ordnet Schiatter die drei Quellen des Lc. in seiner Arbeit so, dass er in Teil I „die neue Fassung des Markus" voranstellt und in Teil III „das Evangelium des Mt. bei Lukas” ans Ende schiebt?

Warum beginnt er nicht, zumal er ja so stark die Priorität des Mt. gegenüber Mk. vertritt, seine Arbeit mit der neuen Fassung des Mt. bei Lk,? Ich sehe dafür keinen anderen Grund als den, dass, in Schl.s Sicht gesehn, Lk, den Mk, „bevorzugt“ bei seiner Fassung der Stücke, in denen Mt, und Mk, stofflich parallel gehen. Warum bevorzugt Lk. das Mk.-Ev. gegenüber dem Mt.-Ev,? Weil er als Grieche wie Mk. (cf. S. 472) der griechi­

schen Kirche zu dienen hatte und nicht der jüdischen wie Mt.

Daher „übernahm Lk. die Ordnung des Mk.“, und daher stellt Schl, sachgemäss die neue Fassung des Mk. an die erste Stelle.

So einleuchtend dies erste Urteil ist, so notwendig verbindet sich damit ein zweites: Warum gibt dann Lk. den Text des Mk. nicht vollständig, sondern schaltet das über Mt. hinausgehende aus?

Weil der Evangelist Mk. für Lk. nicht wie Mt. „zu den ersten Jüngern“ gehörte, ein Urteil, das sich klar aus der AG. des Lk.

ergibt. Darum mass Lk, den Mk.-Text an Mt. und schied das aus seiner Fassung des Mk.-Textes aus, „was er für das Eigentum des Mk, gehalten hat“ (35), Oft genug bleibt auch in der neuen Fassung des Mk.-Textes „der Einfluss des Mt, sichtbar" (55).

Die Lösung des P roblem s ersch ein t n ach alledem bei Schl, eindrucksvoll, sachlich reich b eg rü n d et und ü b e r­

rasch en d einfach. Die A ufgabe des E v an g elisten Lk. w ä re dan ach die saubere, abw ägende ( ’axQißä)g) kom bin ieren d e (72), o rd n en d e (xaxe^rjg) V erarb eitu n g d er Q uellen ge­

w esen, Eine die sachliche „G ew issheit" des evangelischen G laübenszeugnisses v e rm itteln d e G e le h rte n a rb e it. Das V orw ort des Ev.s gibt d ieser A uffassung b eg rü n d etes G e­

w icht. — U nd doch will sie n icht in jed er H insicht b e­

friedigen.

S c h ia tte r selbst b e to n t sogleich im V o rw o rt seiner A r­

beit, dass er in d er K lein arb eit d er Q uellenscheidung natu rg em äss ü b e ra ll sich „zum R an d e des Sehfeldes h in b e­

w ege", d. h. an die G ren ze der w issenschaftlichen U rte ils­

bildung tre te , ja, dass „die U ntersuchung also beständig in den B ereich d er K o n jek tu r h in ü b erg ed rän g t w e rd e und deshalb in einem gew issen K onflikt gegen die R egel stehe, d er er fflr die w issenschaftliche A rb e it die u n e rs c h ü tte r­

liche G eltung zu schreibe". A llein eine gew isse vorsichtige G ren zü b ersch reitu n g sei hier n icht ganz verm eidlich. „Ich w ar ab e r darauf b ed a ch t, die „v erm u tlich " n u r da zuzu­

lassen, wo d er T e x t ih re r b e d a rf." Die b ew u sste und diszi­

p lin ierte S a u b e rk e it d er w issenschaftlichen U rteilsbildung ist hoch einzuschätzen. H ier a b e r m uss nun doch n ach ­ d rücklich b e to n t w erden, dass eine sau b ere G renzschei­

dung d er Q uellen Mk., E und Mt, im L k .-T ex t n ich t voll d u rch fü h rb ar ist. G ew iss „können w ir da, w o uns n ich t nur die E rzählung des L., sondern auch seine V orgänger (M ark, und M at.) vorliegen, u n m ittelb a r beo b ach ten , w ie das ge­

b ildete S prachgefühl des L, a n d er von ihm gew ählten F a s­

sung der Sätze b e te ilig t ist". U nd gew iss legt sich d em en t­

sp rech en d „bei den n euen S tü c k en bei m anchen Form eln die V erm utung nahe, dass sie n icht von L. frei gebildet,

(5)

282

sondern übernom m en sind" (28). S elbst in den gem ischten T e x te n lässt sich die M ischung d er S p rach farb en (der sem itisieren d en und d er dem Jo se p h u s v e rw an d ten gräzi- sierenden] w eith in erk en n en . (Vgl. z. B. S. 194, 202, 225.) F ü r jedes T e x tstü c k h a t Schl, in e in er B ien en arb eit die b eid en S p ra ch fa rb en u n te r ,,P a lä stin isc h es“ und „ G rie ­ chisches aus J “ — übrigens ü b e rsich tlic h er als in den b e i­

den frü h e re n K om m entaren — au seinandergelegt. A b er hier b leib t doch h in te r der G renze des „S ehfeldes“ ein d u n k ler Raum , in dem v ersch ied en e M öglichkeiten, in ihrem V erhältnis zu einander unbestim m bar, b eiein a n d er liegen. U n ter diesen M öglichkeiten befindet sich gewiss in e rs te r Linie E, ab e r d an eb en auch andere, uns u n b ek an n te Q uellen (cf. S. 19), nicht zu u n te rsc h ä tz en die m ündliche T rad itio n und endlich die M öglichkeit eines doch vielleicht s tä rk e re n A n teils des Lk. selbst. Schl, w eiss das sehr wohl und b e to n t das im m er w ied er (z. B. S. 275, 277, 395). A uch er sch ätzt gelegentlich die B edeutung d er T rad itio n (z. B.

S. 260, 4 6 5 'f., 499). W esen tlich e r ab e r ist ihm der N ach­

w eis des litera risc h e n Zusam m enhangs (z.B . S. 411, 421, 491 f., 501, 557). Wiir m öchten ab e r nun doch auch Lk.

etw as s tä rk e r aus d er G e le h rte n stu b e heraus in den leb e n ­ digen V erkündigungsakt des m it einer sta rk e n und g e­

pflegten G e d äc h tn isk raft a rb e ite n d e n G em ein d eev an g e­

listen ein g eo rd n et w issen. Sollte sich w irklich so m anches

„v erm u tlic h “ zugunsten von E h a lte n lassen? (z.B . S. 99).

Sollte Lk, w irklich m it d er von Schl, v o rau sg esetzten , fast philologischen A k rib ie die T e x te seiner Q uellen bis hinein in die A bw ägung d er einzelnen W o rte in ein an d er g e a r­

b e ite t h ab e n ? Da ihm doch auch von Schl, z, B, in der B e­

handlung d er B ergpredigt und d er G leichnisse s tä rk e re individuelle Eingriffe eingeräum t w e rd en ? (z, B, S. 65, 506), W ir h ab en zu bem ängeln, dass das Problem d er Indivi­

d u alität, für das, w enn ü b e rh a u p t e in er d er m o d ern en E xe- geten, so doch g e rad e Schl, sonst die s tä rk s te A uf­

geschlossenheit zeigt, hier allzu stark zugunsten einer Q u ellentheorie z u rü c k tritt. B leibt nu n n icht z. B. die E r­

klärung d er V erkürzung des U n se rv a te r bei Lk, schw äch­

lich (S, 297)? U nd ist w irk lich die F orm el „T extm ischung"

etw a auf S. 406 zur Erfassung des T a tb e sta n d e s au s­

reich en d ? O der ist w irklich, w ie S. 251 b e h a u p te t w ird, die R ede des H auptm anns b e i Lk. „w örtlich dieselbe w ie bei M t."? M üssten nicht die „leich ten W andlungen, w ie sie sich bei Lk. bei d e r W ied erg ab e d er T e x te b eständig finden" (478), doch s tä rk e r au sg e w e rte t w e rd e n ? Und w ürde sich d adurch nicht rü c k w irk e n d die A usgrenzung von E, w enn auch vielleicht nicht im G esam tbild, w e se n t­

lich v erän d ern , so doch im E inzelnen nicht unw esentlich m odifizieren?

W ie dem auch sei, die S c h lattersch e T hese: E*) ste h t w uchtig und um fassend h e ra u sg e a rb eite t da; sie ist zw eifel­

los eine ü b erau s fru c h tb a re These, und die F orschung w ird an ihr nicht m ehr v o rü b erg eh en können.

M it d er sta rk e n B ew ertung d er Q uellen, insbesondere von E, die an sich ihre B erechtigung h a t und in der ja g erad e die B edeutung d ieser A rb e it liegt, die ab e r eine U n te rw e rtu n g der A rb e it des Lk. zur Folge hat, hängt es auch zusam m en, dass nun die F rag e d er G esam tk o m p o ­ sition des Lk.-Ev.s n icht ausreich en d zur B ehandlung kom m t. Es ist zw ar d a rü b e r in der B ehandlung des V or­

w o rts (S. 14 ff.) und auch w eiterh in gelegentlich W e se n t­

*) Schl, selbst gebraucht die Sigle E übrigens zur Unterschei­

dung des Evangeliums (E) des Lk. von seiner Apostelgeschichte (A), also nicht nur zur Kennzeichnung des „neuen Erzählers“.

liches gesagt, ab er aufs G anze gesehen, sp rich t in dieser A rb e it w eniger Lk. zu uns als vielm ehr seine Q uellen.

W i 1 k e n s , Lienen.

H ufnagel, Alfons, Dr. (R ep ete n t am W ilhelm stift in T ü ­ bingen), Intuition und E rkenn tnis n ach T hom as von A quin. (V eröffentlichungen des kathol, In stitu ts für Philosophie. A lb ertu s M agnus A kadem ie zu Köln.

Bd. 2, H. 5/6.) M ünster i. W, 1932, A schendorff, (XXII, 301 S. gr. 8.) 14.35 Rm,

Das in den le tz te n J a h re n so erfreulich w achsende In teresse an d er scholastischen Theologie ä u sse rt sich in einer d o p p elten R ichtung, Einm al w erd en neue H and­

schriften gefunden, die uns u n b ek an n te oder w enig b e ­ k a n n te P erso n en in einem n eu en Licht erscheinen lassen und' die die auf dem G eb iet der Scholastik h errsch en d e P ro b lem atik noch w e ite r m ehren. A b er es ist w ichtig, dass m an zum an d eren h ierü b er die V ertiefung in die seit langem b e k a n n te scholastische T heologie und Philosophie nicht ü b ersieh t. In dieser R ichtung b ie te t die A rb e it von Dr. Hufnagel einen erfreulichen B eitrag, D er V erfasser hat sich m it d er A nschauung von Intuition und E rk en n tn is bei Thom as von A quin beschäftigt. E r h at nicht n u r die S chriften des Thom as sorgfältig stu d iert, sondern ist auch m it den übrigen S cholastikern, sofern sie zum V ergleich herangezogen w e rd e n m ussten, w o h lv ertrau t. E benso hat er sich eifrig b eschäftigt m it d er L ite ra tu r ü b er Thom as, E r ist som it w o h lau sg erü stet an seine A rb e it h e ra n ­ gegangen und h at uns ein in m ancher H insicht leh rreich es W e rk vorgelegt. Die D arstellung ist k la r und ü b e rsic h t­

lich gehalten, in sb eso n d ere ist es dem V erfasser gelungen, ein einheitliches Bild von den ihn besch äftig en d en B e­

griffen h erzu stellen und dieses durch scharfe und w ie d e r­

holte Erw ägung des Zusam m enhanges au ch den L esern ein­

drücklich zu m achen. A uch diejenigen, w elche m it der scholastischen D enkw eise w eniger v e rtra u t sind, w erden das Buch d ah er gern und m it In te re sse lesen.

Von In tu itio n und E rk en n tn is bei T hom as h an d elt der A u to r, Im V ordergrund steh t fü r ihn d er Begriff d er In­

tuition, In dem e rste n T eil seiner A rb e it b e h a n d e lt er den Begriff d er E rk en n tn is und legt dabei den Vorgang, in dem es zur d iskursiven E rk en n tn is kom m t, k la r und deutlich dar. In dem zw eiten H au p tteil w ird dann von der in tu i­

tiv en E rk en n tn is gesprochen. Es h an d elt sich dabei um d reierlei. E rste n s die E rk e n n tn is d er e rste n Prinzipien, w ie etw a des Id e n titä ts- o d er K ontradiktionsprinzips, D iese P rinzipien ergeben sich aus den an den E rk e n n t­

n isobjekten gew onnenen E in d rü ck en un d haben som it die A rt an aly tisch er U rteile, F ü r sie ist eine b eso n d ere Dis­

position in d er Seele anzunehm en, die a k tu ie rt w ird durch die sinnliche E inw irkung der O b jekte oder ih rer P h an tas- m ata. Sodann die W esensschau, w elche die re in intelli- gible Q uiditas ebenfalls den P h an tasm en entnim m t, im U nterschied von den die P h an tasm en beg rü n d en d en A k zi­

denzien, Das in den D ingen p o te n tie ll Intelligible w ird hierd u rch a k tu ell intelligibel. E s w ü rd e zu w eit führen, den psychologischen P rozess hier g enauer zu schildern, es sei nur noch an die hierzu notw endige T ätig k eit des In- tellectu s agens erin n ert.

Ich m öchte d ann noch d arauf hinw eisen, dass diese E r­

ö rteru n g von B edeutung ist für die in d er G eg en w art w ieder w e ite re K reise in tere ssie re n d e F rag e nach d er W irk lich k eit des Seins oder d er seienden Dinge. V on b e ­ sonderem In teresse ist noch die Behandlung d er religiösen

(6)

In tu itio n in unserem Buche. Im U n tersch ied von den beid en gen an n ten Intuitionsform en h a t diese nicht nur in te llek tiv e A rt, sondern ist eine cognitio affectiva, d. h.

eine u n m ittelb are E rk en n tn is, w elche u n te r M itw irkung von W illen und G efühl z u stan d e kom m t. Die V oraus­

setzung hiervon ist die G nadenw irkung bzw. das V or­

handensein des G laubens. Ich m öchte dem G esag ten nu r hinzufügen, dass d er G laube in seinem eigentlichen W esen als eine solche affektive In tu itio n bestim m t w e rd en kann, denn er b esteh t, w ie ich a n d e rw ä rts gezeigt habe, in einem B estim m tw erd en des W illens, w elchem k o rre sp o n ­ d ie rt ein u n m ittelb ares S chauen d er den W illen b estim ­ m enden G rösse oder G ottes. D och w ü rd e das den G e ­ d an k en des T hom as n icht en tsp rech en . Im übrigen ist in dem, w as d er V erfasser ü b e r die e k sta tisc h e E rk en n tn is beibringt, m anches w ichtig für das V erstän d n is gew isser G rundbegriffe in der deu tsch en M ystik.

Zum Schluss m öchte ich noch au fm erksam m achen auf die höchst in te re ssa n te V ergleichung d er thom istischen In ­ tu itio n sid ee m it d er In tu itio n sth eo rie von H usserl (S.

298 ff.). D iese V ergleichung zeigt unw iderleglich, dass, w enn m an von d er religiösen Schauung absieht, freilich ein Zusam m enhang zw ischen H usserl und T hom as anzunehm en ist, w en n auch selb stv erstän d lich n icht unerhebliche U n tersch ied e bleiben. A uch auf diese E rö rteru n g en ist der L eser durch die G esam td arstellu n g des W e rk e s gut v o r­

b e re ite t. Es ist ein sorgfältig g e a rb e ite tes und in m an ch er H insicht leh rreich es Buch, auf das ich die L eser habe auf­

m erksam m achen dürfen.

R e i n h o l d S e e b e r g , Berlin.

Veit, Ludwig A ndreas, Die Kirche im Zeitalter des Indi­

vidualism us 1648 bis zur G egen w art. 1. H älfte: Im Z eichen des vor dringenden Individualism us 1648 bis 1800. F reib u rg 1931, H e rd e r & Co. (XXIII, 528 S.

gr. 8.) = K irchengeschichte, h erausgegeben von J o ­ hann P e te r K irsch. 4. Band, 1. H älfte. 16.50 Rm.

D ieses W e rk k ann b eso n d ere B eachtung b ean sp ru ch en . S eit langer Z eit ist es von 'katholischer S eite d er erste V ersuch, die K irchengeschichte d e r le tz te n drei J a h r ­ h u n d e rte in geschlossener D arstellung selbständig zu e r­

fassen und zu g estalten . D enn V eit hat die F o rm en v e r­

lassen, die sonst b ei einem S tu d en ten b u ch gebräuchlich sind, e tw a T rennung zw ischen H a u p tte x t und E rlä u te ru n ­ gen, ü bersichtliche A nordnung durch v ersch ied en e D ru ck ­ arten . E r gilbt w irk lich fo rtlau fen d en T ex t, d er m it L ite­

ra tu r- und Q uellenangaben b elegt ist. Die A u sein an d er­

setzung m it ihm w ird deshalb u n te r V erzicht auf alle E in zelh eiten das W e rk als G anzes vornehm en. A uch von d er F rage, ob w irk lich m it den J a h re n 1648 und 1800 der richtige A usgangs- und E n d p u n k t gew ählt ist, sehe ich ab.

D arü b er w ird w ohl niem als V erständigung erzielt w erd en können. Das h e rv o rste c h e n d ste M erkm al in d ieser D a r­

stellung d er k ath o lisch en K irchengeschichte ist die B evor­

zugung d e r p olitischen G esch ich te. D am it hängt das H er­

v o rtre te n der äu sse ren k irch lich en V orgänge zusam m en.

A uch die G liederung nach L än d ern w ird d arauf zurück- zufü'hren sein. G era d e in d ieser A nordnung w ird m an ch er einen V orzug sehen: eine so universale katholische K irchengeschichte d ieser Z eit w ird jed er m it F re u d e n entgegennehm en. M an denke, dass b e i Ita lien die einzel­

nen T e rrito rie n g eso n d ert zur D arstellung kom m en. G e­

wiss greift V eit dabei auf das in n erk irch lich e L eben über, a b e r die G eschichte d e r Theologie w ird k au m b e rü h rt.

W as ste h t z. B. in diesem Buche ü b e r die T heologie oder die k ultischen R efo rm b estreb u n g en d er k ath o lisch en A uf­

k lä re r? W ie schnell geht d er V erfasser ü b e r die moli- nistischen Ideen hinw eg! Und dam it kom m e ich zum G rundschem a dieses W erk es. K ann m an w irklich, w enn m an ein geistiges Prinzip als b eh e rrsc h e n d es E lem ent einer Z eit h erau sstellt, m it p o litisch en V orgängen ein setzen ? M usste n ich t vielm ehr die geistige R evolution d e r A uf­

klärung g e d e u te t und dann ih r U m sichgreifen auf allen G ebieten, auch dem politischen und kirchlichen — hier bis in alle A bzw eigungen — , gesch ild ert w e rd e n ? K irch en ­ geschichte ist in V eits W e rk noch zu sta rk A bfolge von E r­

eignissen. — Zur D arstellung des P ro testan tism u s k an n ich mich kurz fassen. Sie ist n u r A nhang. In einem B uche, das rund 500 S eiten sta rk ist, ist d er P ro te sta n tism u s (O rtho­

doxie, S ynkretism us, Pietism us, M ystik und Außklärung) auf 40 S e ite n geschildert. In diesem A b sch n itt finden sich übrigens m anche F ehler, v o r allem D ru ck feh ler in den L ite ratu ran g ab en . Das M issverhältnis ist augenscheinlich, w enn m an b erücksichtigt, dass die Schilderung d er Lage d er K ath o lik en in den p ro te sta n tisc h e n L ändern und der P ro te sta n te n in den habsburgischen L än d ern des S üd­

o stens fast den gleichen R aum einnim m t. — D ass d er V er­

fasser seinen k ath o lisch en S ta n d p u n k t in d er B eurteilung d er E reignisse w ah rt, ist eine S elb stv erstän d lich k eit. A b er d er k ritisch e Blick für die S chw ächen und M ängel der K irche dieser Zeit m acht sich ü b e ra ll geltend. D arin lässt er H e rg en rö th ers einseitige Stellungnahm e w eit h in te r sich.

H a n s L e u b e , B reslau.

Luther. V ierteljah rssch rift d er L uthergesellschaft. M ün­

chen, Chr. K aiser. 13. Jah rg an g , 4. H eft, 1931 (S. 101 bis 124); 14. Jahrgang, 1. H eft, 1932 (S, 1— 32).

I n h a l t : L u th erw o rte aus den T isch red en gesam m elt u n ter dem G esich tsp u n k t d er T heologie des K reuzes. J.

H a s h a g e n , R an k e und L u th er (R.s L u th erb ild zu h a r­

m onisch und zu unrev o lu tio n är). T h . P a u l s , D as le ­ bendige W o rt und L u th ers Sum m a (d. h. d er K leine K a te ­ chism us; erbaulich-pädagogische Reflexionen). Scholien zu L u th ers B ibelübersetzung von H i l d e g a r d S c h ö n und W. K o h l s c h m i d t (le tz te re r b rin g t aufgrund ein er v o r­

lu th erisch en Ü bersetzung von J a k . 2, 34 den N achw eis, dass das „allein" L u th ers in Röm . 3, 28 „schon reichlich zw eih u n d ert J a h re in d e r A u sd ru c k sg esetzlich k eit der deu tsch en S p rach e lag"). B ücherschau von K n o l l e .

M. L uther, R egierungsw eisheit (aus L u th ers E rk läru n g des 101. Psalm s). E ine P red ig t L uthers, geh alten am 1. F e b ru a r 1517, ü b er den S eestu rm , deu tsch ü b e rse tz t nach W A . 1, 128 ff., als K o stp ro b e einer A usw ahl von L uther- W e rk e n von G. Helbig (im ganzen nicht ungeschickt, doch nicht ohne U ngenauigkeiten, W A . 1, 128, 28 ff. ist völlig m issverstanden). P re d ig t auf d er Jah resv ersam m lu n g der L uth erg esellsch aft 1932 im P o tsd am er Dom von Th. K nolle („A llein in d er A nfechtung — allein aus G lauben"). B e­

rich t ü b e r die 14. Jah resv ersam m lu n g d er L u th erg esell­

schaft in P otsdam von D. K oschade. L uthers R e c h tfe rti­

gungslehre im L icht d e r [neuesten] k atholischen D ogm atik von K, B ehringer (kundig und klug). B ücherschau (K ontro­

v erse zw ischen Th. K nolle und W . M etzger, dem H erau s­

geb er d er C alw er L utherausgabe, die, L u th ers K ü n stlertu m v erk en n en d , sein D eutsch in das heutige Schul- und Z eitungsdeutsch ü b e rträ g t, eine gutgem einte B arbarei).

H. P r e u s s , E rlangen.

(7)

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Nadler, K aie, Der dialektische Widerspruch in Hegels Philosophiei und das Paradoxon des Christentums. L eip­

zig 1931, M einer. (147 S. gr. 8.) 6.50 Rm.

H egels P a ra d o x ist „das aus d er blossen V orstellung ins D enken erho b en e christliche P ara d o x o n " (S. 1). D iesen Satz sucht Verf. gegen alle V ersuche theologischer A b g ren ­ zung, zum al gegen die m oderne Theologie des P arad o x es durchzuführen — w ie d er z itie rte S atz zeigt, dabei völlig von H egelschen V oraussetzungen aus denkend: W ir können von uns als erk e n n e n d e n W esen n ich t ab sehen, au ch n ich t gegenüber G ott, auch nicht gegenüber dem W iderspruch.

D am it ist allerdings die E ntscheidung ü b e r den gesam ten F rag en k o m p lex notw endig gefallen. G o tt und W elt sind identisch, G o tt d e n k t in uns. Folglich m uss auch d er W id e r­

spruch in G o tt selb st lieg en und seinen U rsprung haben (39), folglich au ch Tod (40 f.) und Sünde, tro tz d er B em ü­

hungen Hegels, die Sünde in die subjektive V e ra n tw o rtlic h ­ k e it un d ü b e rh a u p t in die S u b je k tiv itä t des M enschen zu v erleg en (S. 23 f.): W enn die S ünde aus einem W id ersp ru ch in G o tt en tstam m t und d iale k tisch notw endiges G lied im P rozess d er S elbstverw irklichung G o ttes ist (S. 24), ist die V e ra n tw o rtlich k eit und A'lleinschuld des M enschen, von d er das C hristentum n icht abgehen kann, nicht m ehr zu halten.

H ier liegt m. E, der K ern des P roblem s von H egels V er­

stän d n is des C hristentum s — den Verf. natu rg em äss nicht finden kan n , w eil sie völlig in d er H egelschen H altung leb t:

M an k a n n die S ünde a d ä q u a t e rfassen nur, indem m an sich in ihr steh en d w eiss, d. h. in d er H altung p ersö n lich er R eue, nicht, indem m an ü b e r sie h i n w e g d e n k t — indem m an sie einem System oder einer d ialek tisch en Bew egung ein­

gliedert. D as gleiche gilt hinsichtlich aller übrigen G lau ­ b e n sre a litä ten : Die nom inelle Bejahung des lu th erisch en Dogmas du rch Hegel, sein z. T. tiefes V erstän d n is dafür kann n icht d arü b er hinw egtäuschen, dass alles M om ent im Fluss ist, dass H egels H altung d a rü b e rste h t. Z utage tritt diese verborgene H altung am Ende, indem schliesslich die R eligion nur V orstellung — K äte N adler fügt, H egel etw as v erän d e rn d , hinzu: G efühl — , v o rle tz te S tufe vor dem rein en Begriff ist. E inen a n d ere n und sehr bezeichnenden A u sd ru ck gibt Verf. d ieser T en d en z w ohl in A nlehnung an Tillich : „Es ist die G efahr der d ialek tisch en T h e o lo g ie . . . , eine historische W irk lic h k eit absolut zu se tz e n .“ „D arum m uss d er S c h ritt zur ra d ik a le n Loslösung des P arad o x o n s von d er em pirisch-historischen T a tsa ch e des Je su s von N a­

za re th gegangen w erd en . D er G laube schliesst n icht solche T a tsa c h e n ein, er ist unabhängig von ih n e n “ (97 f.). H ier tr itt die u n ü b e rb rü c k b a re K luft zw ischen c h ristlich er T h eo ­ logie und H egel n u r am g reifb arsten zutage. E benso wie das P a ra d o x ist auch die S u b je k tiv ität und d as ihr a n h ä n ­ gende W erd e n im Sinne K ierk eg aa rd s v e rk an n t, aus H egel­

scher H altung h eraus notw endig v erk a n n t, w e n n ja es als E inw and d ad u rch abgebogen w e rd e n soll, dass es in das System aufgenom m en ist: das w ä re für K ierk eg a ard ja ge­

ra d e das g rösste H orrendum !

Muss som it au ch d er V ersuch, C hristentum und H egel- sche Philosophie auszugleichen, als g e sc h e ite rt angesehen w erden, so ist für die T heologie a n d e re rse its im höchsten M asse b e a c h te n sw e rt d e r G edanke, dass nicht vom N ega­

tiven, vom P ara d o x an sich gesprochen w e rd e n darf — w obei es zum P rinzip w ü rd e —., so n d ern n u r auf dem H in­

te rg ru n d eines P ositiven. „Die V erkündigung d er K risis k a n n ex isten tiell nur einen ,A u g en b lick ’ w ä h re n " (42), und:

K ierk eg a ard s P a ra d o x ist inhaltlich erfüllt, e r ist d er

fleisch g ew o rd en e Christus (87). „D ie d ialek tisch e T h eo ­ logie" d agegen „steh t in der G efahr, aus dem K ierk egaard- sch en in halterfüllten P arad oxon — ein e ab strak te V er­

nun ftw idrigk eit zu m achen" (87 u. f.), sich in das b lo sse N ein zu v erlieren und die W irk lich k eit, d ie G egen w ärtig­

k eit G o tte s im P aradox, in Christus zu v erg essen . Für d iese Mahnung, die v ie lle ic h t Krisis und E n tw ick lu n gs­

ten d en z d e s gegen w ärtigen A u gen b lick s d er T h eo lo g ie am tiefsten ausspricht, gebührt der V erfasserin D ank.

H. E c h t e r n a c h , G reifsw ald.

Trillhaas, W olfgang, Dr., Seele und Religion, D as Problem der P h ilosop h ie F ried rich N ietz sch es. Berlin 1931, F u rch e-V erlag. (142 S. gr. 8.) 6 Rm.

D ie T h eo lo g ie der G egen w art steh t m itten in der A u s­

einan dersetzun g m it d er R eligion d es d eu tsch en Id ealis­

mus. K ein W under, dass sie m it b eson d erer S ch ärfe w ied er die B ed eu tu n g der grossen an tich ristlich en K ritiker am Idealism us: F eu erb ach , M arx und N ietz sch e erkenn t. In d iesen Zusam m enhang gehört die vo rlieg en d e A rb eit von Trillhaas, m it der der V erfasser b e i der Erlanger p hilo­

sop h isch en F ak u ltät summa cum lau de p rom oviert hat.

W er die N ietzsch e-D arstellu n g v o n T rillhaas etw a m it der ziem lich g le ich ze itig ersch ien en en von L ütgert (Das Ende d es Idealism us im Z eitalter B ism arcks, S. 312— 347) v e r ­ gleich t, b em erk t sofort, dass T rillhaas m it b eson d erer S o rg ­ falt die p o s i t i v e B ed eu tu n g der von N ietz sch e k riti­

sierten G egen stän d e (Kultur, M oral, W ahrheitsbegriff, Christentum usw .) innerhalb d er G e d a n k e n w e lt N ietz sch es h erau sgearb eitet hat. D er V erfasser erreicht d ies dadurch, d ass er en tsch lo ssen den B egriff der S e e le in den M ittel­

punkt der U ntersu ch un g stellt. Er treibt also N ietz sch e- P sych ologie, aber n ich t als ex p erim en teller P sy ch o lo g e oder als P sych op ath ologe, sondern ganz im In teresse des sa ch lich -p h ilosop h isch en Ertrages. A uf d ie se W e ise en t­

steh t ein e innere D ia lek tik der N ietz sch esc h e n B egriffsw elt von hoher G e sch lo sse n h eit. E s w ird g ez eig t, dass der K ri­

tik er N ietz sch e nicht im ab solu ten Sinn ä b w e rtet (trotz der k a teg o risch en Form sein er K ritik), son dern in einer A rt O rganon se elisch er F u n k tio n en eig en tlich allem , a u ch der D ek ad en z, ja se lb st dem P riester ein en im Grund n o tw e n ­ digen P latz an w eist. D ie „A ufhebung" ist also zu gleich

„Position". D ab ei stösst das p sy ch o lo g isch e D en k en N ietz sch es im m er w ied er hinaus in das G e b ie t der nor­

m ativen W erte, d ie er eig en tlich abschaffen w ill (W ert­

schätzung der S elb stü b erw in d u n g und d es L eid es, der V or­

n eh m h eit und in neren A u sg e w o g en h e it d es M ensch en , des ü berström en den M ach tb ew u sstsein s). Darin lie g e n nun freilich die A p orien d es N ietz sch esc h e n P h ilosop h ieren s.

A b er sch liesslich sah ja N ietz sch e eb en darin se in e G e­

n ialität, dass er, sich selb er p sy ch o lo g isc h d esillu sion ieren d , in dem G e w o g e d ieser S pan nu ngen als d ion ysisch er Ü ber­

m en sch le b e n k ön n e. — E ine um fassend e N ietzsch ed eu tu n g bedarf in b eso n d erer W e ise der in tu itiven Einfühlung. Nur die F ru ch tb ark eit der In tu ition k ann den B e w e is ihrer R ich tig k eit liefern . W ir glauben, dass T rillhaas d ieses U n ternehm en durchaus g eg lü c k t ist. N ie tz sc h e w ar w irk ­ lich solch ein ins P sy ch o lo g isch e ü b e rse tz te r H egel, w ie er uns hier g esch ild ert w ird. D ie D a rstellu n g sw eise Trillhaas' ist scharfsinnig und klar, se in e D ia le k tik bohrend, die P er­

sp e k tiv en zu F eu erbach, S ch openh auer, Burkhardt usw.

sind treffend und durchdacht. D as Buch kann jedem , der N ietzsch e w irk lich v er steh en lern en w ill, aufs w ärm ste em p foh len w erden. D ie U n h altb ark eit ein es id ea listisch en

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