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Die Presse 1911, Jg. 29, Nr. 71 Zweites Blatt, Drittes Blatt

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29. Jahrg.

! tiigllch abends m it Ausschlus; der S a n n - »nd Festtage. — B e z u g s p re is fü r Th or»

! m ^ ° ^ '° b t e frei ins H aus vierteljährlich 2.28 M k.. monatlich 78 P f., von der . "eich-ifts- »nd den Ausgabestellen abgeholt, vierteljährlich 1.80 M k.. monatlich 60 P f.. durch I E Post bezogen ohne Zustellnngsgebühr 2,00 M k., m it Bestellgebühr 2.42 M k. Einzel-

»nm m er (Belagexem plar) 10 P f. ,

^ ^ 'f i l e i t u n g u n d G e s c h ä fts s te lle : Aatharlnenstraße

Fernsprecher 37

B rie f- und Telegramni-Adresse: „ P r e s s e . T h o r

(T h o rn er Kresse)

A ttz e i;,e n p e e rs die 6 gespaltene 5tolonel,zeile oder deren R aum 15 P f., fiir Stellenangebote und ! -Gesuche, Wohnuugsanzeigen, A n- und Verkäufe 10 P f., (fü r amtliche Anzeigen, alle Anzeigen r - außerhalb Westpreußens und Posens und durch V e rm ittlu n g 16 P f.,) fü r Anzeigen m it Platz- ; - Vorschrift 25 P f. I m Neklameteil kostet die Zeile 60 P f. R abatt nach T a rif. — Aii,eigenanfträge ! nehmen an alle soliden Anzeigenvermittlungsstellen des I n - und Auslandes. — Anzeigen» >

annähme in der Geschäftsstelle bis l U hr m ittags, größere Anzeigen sind tags vorher aufzugeben, k

Nr. 4.

Thor«, Freitag den 24- Mär; ist». Druck und Verlag der C. D o m brow ski'scheu BuchdruckereUu Thorn.

V era ntw ortlich für die S c h riftle itu n g : H e i n r . W a r t m a n n in Thorn

ungeu sind nicht an 5 ^ Person, sondern an die Schriftleitung oder Geschäftsstelle zu richten. — B ei Einsendung redaktioneller Beiträge wird gleichzeitig Angabe des Honorars erbeten; nachträgliche Forderungen tonnen nlcht berücksichtigt weroen. Unbenutzte Einsendungen werden nicht aufbewahrt, unverlangte Manuskripte nur zurückgeschickt, wenn das Postgeld für die Rücksendung beigesügt ist.

sozmwemokraüsche Nieder­

lage in Gietzen-Nidda.

der politischen E rke nn tnis- und I l r -

^vermögen der bürgerlichen W ä h le r im -M k re iis e Eießen-G rünberg-N idda ist der i i n ^ ^ ^ r E v a t i e scharfe, aber verdiente

^ch^rfreuliche Abweisung zu te il geworden, d der S tichw ahl w a r die W a h lb eteilig u ng . ? um etwa 700 S tim m en größer a ls im kicks W ahlgange am 10. M ä rz. Nachdem als I-HEr angesehen werden konnte, daß die na- unalliberalen W ä h le r ihre 2000 S tim m en i ^ den K andidaten der wirtschaftlichen V e r- ,.''^ u n g D r. W erner abgeben würden, kam darauf an, ob die W ä h le r des Kandidaten orell (V o lksp a rte i) ihre über 5000 S tim m en, gehorsam der von der P a rte ile itu n g ausgegebe- W ahlparole, fü r den sozialdemokratischen K M daten Beckmann in die Wagschale legen

^ e n . D ie freisinnigen W ä h le r haben der Anzielten W a h lp a ro le in großer Z a h l nicht v, 3e geleistet. V o n den rund 4600 S tim m en,

^ der Sozialdem okrat in der S tichw ahl mehr Ehalten hat, können n u r etwa 2500, im besten

^M e, wenn m an die 700 S tim m en , die in der

?"chw ahl neu hinzugekommen sind, sämtlich Hu rechnet, 3200 S tim m en herrühren. Es Aussen also mindestens 1400 S tim m en derjeni- W ähler, die im ersten W ahlgange fü r den Kandidaten der V o lkspa rtei gestimmt haben, sto nahezu ein D r it t e l dieser S tim m en, in der nchwahl gegen die Sozialde-mokratie und fü r .^u Antisem iten D r. W erner abgegeben worden l^u . Das ist das entscheidende Mom ent in em A u s fa ll dieser Stichw ahl. Es besagt s Eierlei. Durch die Entscheidung dieser 1400

^Eisinnigen W ä h le r ist zunächst einm al in eindrucksvoller Weise festgestellt worden, aß der Vormarsch der Sozialdem okratie, wie

?'Ese P a rte i sich rüh m t, durchaus nicht u na uf­

haltsam ist und daß die Sozialdem okratie noch äuge nicht in der Lage ist, über die freisinnigen M ähler im Lande ausnahmslos m it unbe­

schränkter W illk ü r und nach eigenem E u td ün -

?u schalten und w alte n zu können. Nichts aun deutlicher den Ärger, den die S o zial- EMokratie über den V erlust des schon a ls siche- Eu Besitz angesehenen M a n d a ts empfindet, Eutlicher kennzeichnen als die Bemerkungen

°Es „ V o rw ä rts " über den A u s fa ll der Stich­

wahl, die m it der Überschrift „L ib e ra le Schande" beginnen und m it der an das B ild an dem Fuchs und den Trauben erinnernden Elsicherung schließen, daß „d ie Sozialdemo-

*aten die einzigen seien, die m it B efriedigung Uf die geleistete A rb e it und die Resultate des

^ahlkam vfes zurückblicken dürfen." W enn das Hcht eine handgreifliche Beschönigung und V e r­

ä tz u n g wäre, wäre alles zum besten bestellt, Enn auch vom n a tio na le n und staatserhalten- En Standpunkte w äre n u r aufs dringlichste zu arischen, daß Resultate des Wahlkampfes.

*E sie sich in der Stichw ahl fü r Eießen-Nidda rieben haben, in den bevorstehenden Neu- watzlen zum Reichstage recht o ft erzielt werden wagen. Auch dieses Stichwahlergebnis enthält zweite, vielleicht noch bemerkenswertere In d e m nahezu der d ritte T e il der

^ 's lib e r a le n W ä h le r des Kreises der von der T .^ te ile itu n g ausgegebenen Stichw ahlparole M Folge geleistet, sondern obwohl es ihnen ournteil gewiß nicht leicht geworden^ sein mag, den V e rtre te r des staatserhaltenden Urgertums gestimmt haben, ist vo r a lle r Elt die erfreuliche Tatsache festgestellt Erden, daß der Linksliberalismus ganz und L a ic h t berechtigt ist, von seinen Anhängern Lande zu verlangen, daß sie im W ahl-

^ p f e den Kandidaten der Sozialdemokratie stterstütznng gewähren und ihnen zum Siege Eisen. Es mag, w ie gesagt, den 1400 fre i-

> 'rigen W ä h le rn nicht leicht geworden sein.

.^E S tim m e fü r einen Antisem iten abzu- .?rn,' denn die führenden Organe des L inks- j, Eralismus, „Vosiische Z e itu n g " und „B e r-

„?Er T a g e b la tt", hatten in zahlreichen L e it-

"keln die freisinnigen W ähler, von denen

die Entscheidung abhing, dahin zu beein­

flussen gesucht, daß ein Freisinnsm ann sich nicht schlimmer versündigen, sich nicht ärger politisch belasten könne, a ls wenn er seine S tim m e einem Antisem iten gäbe. Umso v ie l mehr haben daher diese 1400 linkslibevalen W ä h le r Anspruch auf Dank und Anerkennung fü r ih r V erhalten. Umso bedeutsamer er­

scheint der Protest, den sie durch ih r V erhalten gegen die S tichw ahlparole der fortschrittlichen P a rte ile itu n g eingelegt haben; umso stärker und nachhaltiger muß er im Lande w irken.

So ist der Gewinn für den nationalen und staatserhaltenden Gedanken, den die Stichwahl von Eießen-Nidda gebracht hat, außerordent­

lich viel größer» als es auf den ersten Blick scheinen könnte. Dieser G ew inn besteht nicht bloß d a rin , daß das M a n d a t eines Reichstags­

wahlkreises, der bisher im Reichstage bürger­

lich vertreten w ar, gegen den Ansturm der S o­

zialdem okratie ehrenvoll und erfolgreich ve r­

te id ig t worden ist. Der weitaus größere Ge­

w inn des Stichwahlerfolges von Gietzen- Nidda ist darin zu erblicken, daß die fortschr.

Bolkspartei fortan nicht mehr in der Lage sein wird, die Forderung der Stichwahlhilfe fü r die Sozialdemokratie als offizielle Parteim einung und Parteiparole auszugeben. D er N ieder­

gerungene in Eießen-Nidda ist die S o zial- demokratie, aber geschlagen, empfindlich ge­

schlagen ist der gesamte Linksliberalismus, er ist geschlagen durch seine eigenen W ähler, die der ausgegebenen offiziellen P a rte ip a ro le den Gehorsam verw eigert haben. Das w ird Hof, fentlich im ganzen Lande die schwankenden und die zweifelnden Gemüter nachhaltig daran er­

in n e rn , wessen sie sich schuldig machen, wenn sie die parlamentarische M acht der S o z ia l­

demokratie verstärken helfen, und das w ird hoffentlich auch dazu beitragen, daß die L e i­

tung der fortschrittlichen V o lkspa rtei den Ge­

danken an ein W a h lb ü n d n is oder auch n ur an eine wahltaktische Agitationsgemeinschaft an der Seite oder zugunsten der Sozialdemo- kratie e n d g iltig a u fg ib t, aus dem einfachen Grunde, w e il, w ie die S tichw ahl in Eießen- N idda gezeigt hat, dieser Gedanke von den fr e i­

sinnigen W ä h le rn selbst bekämpft w ird , also praktisch nicht durchführbar ist. X

* »

Nach dem vo rläu fig en Ergebnisse erhielt, w ie bereits m itg e te ilt, der K a n d id a t der rechtsstehenden P a rte i D r. W erner am D ien s­

tag 12 589, der sozialdemokratische K a n d id a t Beckmann 11 622 S tim m en, also rund 1000 S tim m en weniger. B e i der H au ptw a hl er­

h ie lt D r. W erner rund 7960 und Genosse Veck- mann 7975 S tim m en. A u f den freisinnigen K andidaten entfielen dam als 5050, auf den n a tio n a llib e ra le n 2515 Stim m en. Es wurden am D ienstag fast 700 S tim m en mehr abge­

geben. D araus läßt sich schließen, so w ird von

anderer Seite bemerkt, daß beide

inbetracht kommende P a rte ie n noch einige Re­

serven aufgebracht haben. D ie fü r den n a tio ­ n a llib e ra le n Kandidaten bei der H auptw ahl abgegebenen S tim m en scheinen sämtlich dem K andidaten der rechtsstehenden P a rte ie n zu­

gute gekommen zu sein. D ie W ä h le r des P fa rre rs K o re ll sind in der M ehrzahl zu dem Sozialdem okratin abgeschwenkt; eine im m e r­

h in beträchtliche M in d e rh e it hat aber die S tim m en fü r den Kandidaten der rechtsstehen­

den P a rte ie n abgegeben. Das ist gewiß er­

freulich; aber man d arf das Ergebnis vom D ienstag Nicht als vo rb ild lich betrachten. Die W ä h le r K o re lls waren durchaus nicht sämtlich überzeugte und in der W olle gefärbte F r e i­

sinnige und F ortschrittler. Es waren viele politisch ungeschälte Leute darunter, die aus keine P a rte ip a ro le eingeschworen waren.

" * * *

Preßstimmen.

Z u r Stichwahl in Gießen schreibt die agrarische

„Deutsche Tageszeitung": Das „B e rl. Tageblatt' das n n t ehrlichem und unverhohlenen Schmerze das Ergebnis der gestrigen W a h l bespricht, sagt es offen heraus, daß ihm das Gießener Ergebnis im höchsten Grade bedauerlich und geradezu schmachvoll er­

scheine. Das Verhalten der Korellschen W ähler kann es durchaus nicht entschuldigen; das B la tt macht aber den Versuch, es zu erklären, und zwar dadurch, daß man in Gießen einen wirklichen Libe­

ra lism u s überhaupt kaum gekannt habe. Die a r­

men Gießener Liberalen! So w ird ihnen der echte und wirkliche Liberalism us kaltlächelnd abge­

sprochen! Das „B e rlin e r T ageblatt" weiß aber noch einen anderen Erklärungsgrund anzuführen, nämlich daß der sozialdemokratische Kandidat, der Kassenkontrolleur, eine recht ungeeignete Persönlich­

keit gewesen; die sozialoemokratische P a rte ile itun g versteife sich darauf, fast überall Kandidaten aufzu­

stellen, die persönlich und geistig wenig oder nichts bedeuteten und nur gut gedrillte Parteibeamte seien. D ie arme sozialdemokratische P a rte ile itun g !.

Der arme Kassenkontrolleur! W ie hat das ehren­

werte B la tt vor der Stichwahl beide gepriesen!

Und nun sind sie tie f in s Fettnäpfchen getreten.

M i r vermuten, daß der „V o rw ä rts " dem „B e rlin e r Tageblatte" die A n tw o rt nicht schuldig bleiben w ird und warten m it einiger fröhlicher Spannung dar­

auf. Heute begnügt sich das sozialdemokratische Zen- tralorgan damit, den Liberalen m it den denkbar gröbsten Ausdrücken ihre „Schande" vorzuhalten und sich dam it zu trösten, daß die Sozialdemokratie, obgleich sie geschlagen sei, die einzige P a rte i sei, die m it Befriedigung auf die geleistete A rb e it zurückblicken dürfe. W ir sind v o ru rte ils fre i und wohlwollend genug, um der Sozialdemokratie von ganzem Herzen zu wünschen, daß sie noch bei vielen Wahlen m it derselben Befriedigung auf die ge­

leistete A rb e it und auf ähnliche Ergebnisse zurück­

blicken möge, wenn auch das „B e rl. T ageblatt"

wiederholt veranlaßt werden sollte, seine Klage­

lieder an den Wassern Babylons anzustimmen.

Das freikonservative „Posener Tageblatt" be­

merkt: W ie aus den Ergebnissen der einzelnen Ortschaften hervorgeht, sind es besonders die bäuer­

lichen W ähler gewesen, die zwar einen P fa rre r wie Korell, nicht aber einem sozialdemokratischen Feinde des P rivateigentum s ih r Pertxauen schenken mochten, sondern sich klar wurden, daß bei einem Vertreter der Rechten die Interessen der L a n d w irt­

schaft doch in besseren Händen ruhen. W ir sehen hier deutlich, wo auch der skrupellosesten und „groß­

zügigsten" liberalen Propaganda ein H a lt gesetzt ist. K orell w a r ein M ann, der auf die Massen des Volkes durch seine Persönlichkeit und durch sein A m t achtunggebietend und vertrauenerweckend wirkte. A ls dieses M om ent in der Stichwahl aus­

fiel, brach das Kartengebäude des großartigen lib e ­ ralen „E rfo lg e s" v ö llig in sich zusammen. Und nun klagt man. daß der sozialdemokratische K andidat nicht ebenfalls eine Persönlichkeit von faszinieren­

dem E influß gewesen sei. Die W ahrheit ist. daß bei Ausschaltung alles Persönlichen die W ähler mehr Gelegenheit hatten, über die P a rte ip ro ­ gramme nachzudenken, und daß ein großer T e il von ihnen denn doch ein gelindes Entsetzen bekommen hat. als er an die Möglichkeit eines sozialdemo­

kratischen Sieges dachte. Das w ird hoffentlich auch bei den bevorstehenden allgemeinen W ahlen so sein.

Möge dabei noch manche andere Siegeshoffnung der Linken so gründlich zerrinnen, wie die der Libe­

ralen und Sozialdemokraten in Gießen-Grünberg- Nidda. Den rechtsstehenden Parteien aber w ird der dortige W ahlausfall doppelte Zuversicht ver­

leihen.

Politische TcMSschnu.

Deutsche Genugtuung über die Sicherung der Bagdadbahn.

Die offiziöse „ N o r d d . A l l g . Z t g . "

bringt zu der M eldung, daß am Dienstag in Konstaiiünopel verschiedene Verträge zur Sicherstellung -der Vollendung des Bahn- baues bis Bagdad zwischen der türkischen Regierung und der m it dem Bahnbau be­

trauten deutschen Bagdad - Gesellschaft ge­

zeichnet worden sind, einen Kommentar, in dem es zum Schlüsse heiß t: „Durch das Entgegenkommen der deutschen Bagdad-Ge­

sellschaft ist der türkischen Regierung nun­

mehr erneut die Möglichkeit geboten, an das englische Kapital heranzutreten und es zur M ita rb e it — allerdings nur im Höchstbetrage des deutschen A nteils — aufzuforden. S ollten sich darauf hinzielende Verhandlungen zer­

schlagen, so w ird der Bagdad-Gesellschaft nichts übrig bleiben, als sich auch dem B au der Endstrecke allein zu unterziehen. Das Re­

sultat der von der türkischen Regierung ein­

zuleitenden Verhandlungen kann in Ruhe abgewartet werden. Das sichere Ergebnis der jetzigen Verhandlungen ist jedenfalls die feste Aussicht, daß in wenigen Jahren das gewaltige Werk einer Eisenbahnverbindung von Konstantinopel bis Bagdad, dessen Durchführbarkeit so oft angezweifelt wurde, und dem sich auch viele natürliche und künst­

lich hervorgerufene Hindernisse in den Weg stellten, zur Tatsache geworden sein w ird.

M it stolzer Freude werden w ir dann auf ein neues Denkmal deutscher Arbeit, deutschen Fleißes und ausdauernden deutschen Unter­

nehmungsgeistes blicken, das zugleich weiten Gebieten Kleinasiens und dem gesamten tü r­

kischen Reiche zum Segen und zu gedeihlicher Entwickelung gereichen w ird.

Der Hamburger Spronagefall.

Die Hamburger Polizeibehörde erklärt r Z u r Hamburger Spionagesache bringen namentlich auswärtige B lä tte r fortgesetzt Nach­

richten, deren Wertlosigkeit sich schon aus dem Umstände ergibt, daß die m it der Aufklärung befaßten Behörden im Interesse weiterer E r ­ mittlungen strengste Verschwiegenheit beob­

achten müssen und beobachten. Z u diesen Phantasiegebilden gehören auch: die B e­

hauptung, daß ein verhafteter Engländer mutmaßlich ein Seeoffizier sei, die Angaben über den In h a lt der beschlagnahmten S chrift­

stücke und Zeichnungen, sowie die N otiz daß ein B e rlin e r Polizeikommissar in der Ange­

legenheit in Hamburg gewesen sei. E s em­

pfiehlt sich, allen weiteren Kombinationen Glauben zu versagen, bis die Behörden selbst Authentisches mitzuteilen in der Lage sind.

Z u r Z e it befinden sich die Akten beim Reichs­

gericht, das zunächst den Untersuchungsrichter zu bestellen hat.

Der Seniorenkonvent des Reichstags hofft, daß der E tat bis zum 5. A p ril fertig»

gestellt werden kann, in welchem F alle die Osterferien vom 6. A p ril bis zum 1. M a i dauern würden. S o llte es jedoch nicht ge­

lingen, den E tat noch bis dahin fertigzm stelle», so würde der Reichstag bereits am 27. A p ril zusammentreten, um in der Woche bis zum 2. M a i den Rest des Etats zu er­

ledigen. Der Tagungsabschnitt zwischen Ostern und Pfingsten soll vom 2. M a i bis zum 2.

J u n i dauern. I n dieser Z eit sollen erledigt werden zunächst die Neichsoersicherungsord- nung, der elsaß-lothringische Verfassungsent- m urf und hierauf des deutsch-schwedische Handelsvertrag sowie eventuell noch das Schiffahrtsabgabengesetz. F ü r die Erledigung der Justiz- und Gewerbegesetze soll eine Herbsttagung veranstaltet werden, die am 10. Oktober beginnen und bis M itte De­

zember dauern würde.

Konservative und NationaUiberale.

I n einer stark besuchten öffentlichen V olkK Versammlung des Konservativen Wahlvereins fü r den Wahlkreis Hamm-Soest, die in H a m m stattfand, hielt P fa rre r W e r n e r aus Frankfurt a. M . einen V o rtra g über „die konservative P artei, eine wahre Volks- und Fortschrittspartei". D ann sprach der Land- tagsabgeordnete Landrat Schultze - Pelkum über „die politische Lage im Reiche und in Preußen", über seine Ausführungen w ird berichtet: Der Redner polemisierte in scharfer Weise gegen die fortschrittliche Volkspartei, die bekanntlich diesmal im hiesigen Kreise einen eigenen Kandidaten aufstellen w ird.

Zum Schluß tra t Redner fü r eine V e r ­ s t ä n d i g u n g z w i s c h e n N a t i o n a l - l i b e r a t e n u n d K o n s e r v a t i v e n ein.

Es sei hohe Zeit, das Kriegsbeil zu begraben, und sich mehr auf das Einigende zu besinnen.

Die Konservativen wollten den Weg zu einer Verständigung offen halten, die N ationallibe- raleu müßten sich wieder auf ihre alte T ra d i­

tion als M itte lp a rte i besinnen und bedenken, daß sie m it dem Freisinn, der sich m it der Sozialdemokratie verbündet habe, eine nationale W irtschaftspolitik und den Kam pf gegen die Sozialdemokratie nicht führen könnten. — Ob's was helfen w ird ?

Das Volkszählungsergebnis fü r Oesterreich.

Nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung betrug die Bevölkerung in Österreich ani 31. Dezember 1910 28 567898 Personen, d. i. 2 417190 oder 9,2 Prozent

(2)

mehr als im Jahre 1900. Die größte Z u ­ nahme im letzten Jahrzehnt zeigen T rieft, Is trie n und Niederösterreich.

Heine Einwanderung portugiesischer Ordens­

leute in Oesterreich.

I m österreichischen Abgeordnetenhause er­

klärte der Unterrichtsminister in Erw iderung auf die In te rp e lla tio n M ü h lw e rt, daß den Gerüchten von einer beabsichtigten Einwande­

rung portugiesischer Ordensleute in Österreich kein konkreter Tatbestand zu Grunde liege.

Zum Habinettswechsel in Ita lie n . W ie es heißt, haben alle vom König be­

fragten P olitiker ihm den R a t gegeben, G io litti m it der Kabinettsbildung zu betrauen.

— „G io rn a le d 'Ita iia " schreibt, das zurück, tretende Kabinett werde bis nach den Iu b i- läumsfeierlichkeiten, die am 27. d. M ts . statt- finden sollen, im Amte bleiben. Sodann werde G io litti m it der Neubildung des K abi­

netts beginnen.

I n der belgischen Kammer

schlug am Dienstag der Sozialist V a n d e r - v e l d e vor, die Kammer solle der italieni­

schen Kammer Glückwünsche zur J u b e l ­ f e i e r d e r U n a b h ä n g i g k e i t Ita lie n s übermitteln. Die Rechte und der M inister­

präsident widersprachen; letzterer erklärte, die Regierung werde sich eines Glückwunsches enthalten. Schließlich wurde nach einer heftigen Debatte über das V erhältnis Ita lie n s zu der Kurie der A ntrag Vauderveldes bei Stim m enthaltung der gesamten Rechten an­

genommen.

Spanien und die Marokko-Frage.

D ie M ad rid e r B lä tte r melden, daß der Ministerpräsident Canalejas in Sachen der Marokko-Angelegenheit m it mehreren p o liti­

schen Persönlichkeiten einen M einungsaus- tausch gehabt habe. Das B la tt „L ib e ra l"

behauptet, die spanische Regierung werde dem Pariser Kabinett eine Note über diesen Gegenstand überreichen.

Die Jungfernrede der ersten norwegischen Parlam entarier!«.

I n der M ittw och-Sitzung des norwegi­

schen S to rth in g s ersuchte der Sozialdemokrat N i s s e n bei der B eratung des M ilitä rb u d - gets die Regierung, Im nächsten Budget die Ausgaben fü r das Heer herabzusetzen. F ü r dieses J a h r schlage er vor, Ersparnisse in Höhe einer M illio n zu machen. D arauf hielt Fräulein R o g s t a d ihre erste Rede Im S torthing. S ie führte aus, daß sie eine Freundin des Friedens sei, für Schiedsge­

richte eintrete und hoffe, daß ebenso wie das Faustrecht dem Recht und Gesetz weichen mußte, auch die Kriege und das M ilitä r ­ wesen einmal aus der W e lt geschafft würden.

Trotzdem werde sie nicht gegen ein ordent­

liches Heeresbudget stimmen, das die Selbst­

verteidigung zur Grundlage habe. S ie ver­

traue der Regierung und der Verteidigungs­

kommission, daß nicht mehr als notwendig vorgeschlagen sei, möchte jedoch betonen, daß sie besonders die Vorschläge unterstütze, die darauf ausgehen, die nördlichen Landesteile zu beschützen, wo die Verteidigung noch zu wünschen übrig lasse.

Z « den Veränderungen im russischen Ministerium.

E iner M eldung der „B irshew ija Wjedo- mosti" zufolge w ird der bisherige Finanz­

minister Kokowzow Ministerpräsident und M inister des In n e rn und sein Gehilfe P o- krowski Finanzminister werden.

Ein ernster ruffisch-chinesischer Zwischenfall in der Mandschurei.

A ls eine P a tro u ille der Grenzwache unter Führung eines Unteroffiziers in ein sechs W e rft von Charbin gelegenes chinesisches D o rf einritt, wurde sie von chinesischen S o l­

daten beschossen. A ls sich die P a tro u ille ent­

fernte, sandten die Chinesen ihr zehn Schüsse nach. Verwundet wurde niemand.

Demission des bulgarischen Kabinetts.

A u s S o fia w ird gemeldet, daß M inister- räsident M a lio n w dem Könige die Demission es Kabinetts überreicht hat.

Die Modernisierung der chinesischen Staats- verfafsung

schreitet fort. Durch einen am M ittwoch ver­

öffentlichten E rlaß wurde der Präsident des Vorparlam ents P rin z P u lu n zum Handels­

minister und zu seinen Nachfolger der Kanzler Shih-hsü ernannt.

Z u den W irren in Marokko.

Der Dampfer „P h ry g ia " ist m it zwei Sektionen A rtille rie von A lg ie r nach Casa- blanca abgegangen. — W ie der Agenee Havas unter dem 17. M ä rz aus Fes ge­

meldet w ird , ist der S u lta n geneigt, den B eni M te r Verzeihung zu gewähren. Ih re Unterwerfung wäre geeignet, die der Scher- arda nach sich zu ziehen, und die scherifische M a h a lla könnte folglich demnächst nach Fes zurückkehren. Der S u lta n sei entschlossen, eine feste, kluge und versöhnliche P o litik zu treiben.

Zum Aufstand in Arabien.

A m Freitag sind vier Bataillone und eine Maschinengewehr-Abteilung nach Deinen ab­

gegangen. Die Truppentransporte, die sich auf 34 B ataillone belaufen, sind nunmehr abgeschlossen. — A u s Mersina werden noch zw ölf Redif- und N izam -B ataillone entsandt werden, die hauptsächlich zur Überwachung der Küsten Demens und Assyrs dienen sollen.

— Türkische B lä tte r melde», die Söhne des Großscherifs von Mekka erließen einen A u f­

ru f an die Stäm m e von Assyr, in dem sie die bevorstehende Ankunft der Großscherifs anzeigen und zur Unterwerfung auffordern.

Infolgedessen beginnen einige Stäm m e sich zu unterwerfen.

Der Senat des Staates California hat ein Gesetz angenommen, nach welchem Ausländer vom Grundbesitz ausgeschlossen werden. Dieses Gesetz richtet sich natürlich vorwiegend, wenn nicht ausschließlich, gegen die Japaner.

Mexiko und die Anion.

W ie jetzt von zuständiger Seite erklärt w ird, beabsichtigen die Vereinigten Staaten nicht, sich in die inneren Angelegenheiten Mexikos einzumischen, wenn nicht „besondere Umstände" es unumgänglich notwenig machten;

die Entsendung der Trupven nach Texas sei erfolgt aufgrund von Nachrichten, daß Leben und Eigentum von Amerikanern bedrohet sei.

Präsident T a ft glaube, daß die M o b il­

machung einen beruhigenden E influß gehabt habe. Die Dauer des Aufenthalts der Truppen in Texas hänge von der Weiterentwicklung der Dinge in Mexiko ab. — W ie leicht können solche „besonderen Umstände" eintreten. Der an die mexikanische Grenze entsandte Sonderberichterstatter der „Kölnischen Z tg ."

meldet aus S ä n A n to n io : Achtzig A u f ­ s t ä n d i s c h e überfielen die zehn und zwanzig Kilometer von der Grenze auf amerikanischem Gebiet gelegenen Ortschaften Ch.chos und Terlingua und trieben Pferde, Rindvieh und Schafe weg. Drigadegeneral Duncan ent­

sandte auf Ersuchen des Bezuksamtmanns von Brewster-County achtzig Kavalleristen von E l Paso und achtzig von M arathon, um den Farm ern H ilfe zu bringen. ? -r H a n d - s t r e i c h wurde hier um M itten,ackt bekannt.

E r dürfte einen G rund zum Einschreiten bieten. Es w ird m it dem baldigen A u f­

bruch der ganzen Division gerechnet. M a n nim m t an, daß die Aufständischen ein E i n ­ s c h r e i t e n d e r U n i o n e r z w i n g e n wollten, w eil Finanzminister Lim antour er­

klärte, Friede sei nur nach einer Waffen- streckung der A ufrührer möglich.

Deutsches Reich.

B erlin. 22. MSrz Il>11

— Die Kaiserin w a r unter der Ungunst der Witteruugsverhältnisse des verflossenen W inters mehrfach Influenzaanfällen ausge­

setzt, die ih r Befinden ungünstig beeinflußt haben. V on einem eigentlichen Leit en der Kaiserin läßt sich trotzdem nicht sprechen;

das beweist die Teilnahme an der Reise nach Kars» und der Besuch beim Kaiser Franz Josef zur Genüge. Im m e rh in aber läßt das Befinden der Kaiserin den Aufenthalt in dem südlichen K lim a Korsus als erwünscht erscheinen.

— Reichstag swahlvorbereitungen. I n , Kreise U e c k e r m ü n d e - U s e d o m - W o l - l i n ist an Stelle des verschollenen B ürger­

meisters Trom el Fabrikbesitzer D r. Toepffer, der Vorsitzer des pommerschen Hansabundes, als liberaler Kandidat in Aussicht genommen.

— Der geschäftsführende Ausschuß der natio­

nalliberalen P artei der P rovinz Hannover erklärt öffentlicht daß er die Kandidatur Held im 6. h a n n o v e r s c h e n W a h l k r e i s e als eine Kandidatur der nationalliberale»

P artei nicht anerkenne. — I m 2. sächsischen Kreise L ö b a u hat die fortschrittliche Volks­

partei den Pros. D r. Nahn in Dresden als Kandidaten aufgestellt. — A m 19. d. M ts . fand in Seelow eine Vertrauensmänner-Ver- sammlung des Bundes der Landw irte fü r den Reichstagswahlbezirk F r a n k f u r t IV . (Frankfurt, Lebus) statt, in welcher einstimmig beschlossen wurde, die von den Konservativen bereits aufgestellte K andidatur des Arbeiter­

sekretärs Dunckel auch von, Bunde der Land­

w irte zu unterstützen. — D r. Böckel, der frühere antisemitische Neichstagsabgeordnete, erläßt in M a r b u r g e r B lä tte rn eine E r­

klärung, wonach er seine Neichstagskandidatur fü r M a rb u rg unter allen Umständen aufrecht erhalten werde. D ort ist bereits Schneider­

meister Rupp, gleichfalls Antisemit, aufgestellt worden.

M eliorationen als staatliche Einnahmequelle.

Vierfach ist die Ansicht verbreitet, daß es sich bei den Zuschüssen und Beihilfen des S taa­

tes für M eliorationen um finanziell unpro­

duktive Anlagen des Fiskus handelt. Es überrascht daher umsomehr, wenn die genaue rechnerische Feststellung für den S ta a t sogar

ein geradezu glänzendes finanzielles Geschäft ergibt.

Die staatliche Beihilfe, die für M ilio ra tio - nen gegeben zu werden pflegt, kann bei diesem Rechenexempel auf etwa 25 M ark für den Morgen angenommen werden; das ist, wie alle Kenner zugeben werden, recht hoch gegriffen.

Meist wird viel weniger, kaum die Hälfte ge­

geben. D ie Provinz gibt ja bekanntlich die gleiche Summe wie der Staat. Das würde für 1 k a 100 M ark Unterstützung machen. W as wird nun m it diesen 100 M ark staatlicher Unterstützung erzielt? Den Ertrag der Ödlän- dereien kann «man ohne erheblichen Fehler auf N u ll annehmen; der Ertrag ist in der T a t nicht nennenswert. Is t aber die Heide» das M oor oder das sonstige Ödland kultiviert, so ist der Bruttoertrag immerhin auf 75 M ark pro Morgen, also d. h. auf 300 M ark pro Hek­

tar zu schätzen. Diese Schätzung mag für manche Kulturstaaten, namentlich für Weide- ländereien, zu hoch sein, für andere, vor allem Körnerkulturen, ist die Schätzung zweifellos zu niedrig; im Durchschnitt wird sie wahr­

scheinlich stimmen, jedenfalls eher zu niedrig als zu hoch sein. Also m it der einmaligen staatlichen Unterstützung von 100 M ark wird ein jährlicher Ertrag von 300 M ark erzielt.

Und dieser ganze Ertrag bringt doch auch dem Staate seine Steuern. Freilich in der Hand des Besitzers oder des Nutzers des meliorierten Grundstücks wird ja nur der Reinertrag ver­

steuert. Aber irgendwo wird auch der Rest­

ertrag versteuert, er sickert ja in hundert K a ­ näle, er wird versteuert, sei es in der Form von Arbeitslöhnen, sei es bei den Fabriken, die die künstlichen Dungstoffe liefern, sei es bei den Lieferanten von landwirtschaftlichen Maschinen und ähnlichem; irgendwo w ird der Ertrag ergriffen und versteuert. W ie hoch nun der Prozentsatz ist, m it welchem er in der E in ­ kommensteuer versteuert wird, ist ja nur schätzungsweise zu sagen. Nehmen w ir ihn m it 2 ^ v. H. an, so ist das gewiß nicht zu hoch gegriffen. D er S taat würde also aus dieser Mehrproduktion vom Hektar eine bare jährliche Reineinnahme von V H M ark an Einkommensteuer haben, während ihm die 100 M ark, die er einmal zur Unterstützung der M eliorationen gegeben hat, nach den jetzigen Kursen der Staatspapiere ungefähr 3 U M ark jährlich kosten; er gewinnt also das Doppelte von dem, was er an Zinsen für seine Staats­

anleihen bezahlt. Dabei ist noch garnicht in Rechnung gezogen, was der S ta a t indirekt da­

m it verdient, namentlich also in Gestalt von Eisenbahnfrachten für künstlichen Dünger, für Produkte, später für Holz, oder auch in Gestalt der Ergänzungssteuer für die Werterhöhung der meliorierten Grundstücke. Das sind Zahlen und Daten, die der Praxis, dem Leben und der Wirklichkeit entnommen sind.

Zum Beweise des obigen noch ein paar B ei­

spiele: Zm Kreise Tecklenburg i. B. befinden sich 31 Meliorationsgenossenschaften m it einem Eesamtgebiet von 7900 da. D ie Kosten all dieser Genossenschaften belaufen sich auf 989 611 M ark. Davon hat der S ta at 253 911 M ark getragen. Das macht auf das Hektar 32,1 M ark, also auf den Morgen 8,25 M ark.

Das ist also die ganze Beihilfe, die der S ta at für diese unendlich nützlichen M elioratio n s­

unternehmungen gegeben hat, Unternehmun­

gen, die dem Staate beinahe in einem Jahre allein an Einkommensteuer das wieder ein­

tragen, was er ü konäs peräu dafür geben hat! E in zweites Beispiel zum Nachweise der Produktions- und Wertsteigerung, nämlich die Meliorationen der Bevergerner A a r-N ie ­ derung. Das Meliorationsgebiet umfaßt 3007 da. Der S ta a t hat Vy der Meliorationskosten mit 73- bis 74 000 M ark getragen; die Ge­

samtkosten betragen 220 000 M ark. D ie E r ­ tragssteigerung beträgt alljährlich 270 630 M a r gegenüber einer einmaligen Beihilfe des Staates, wie gesagt, von 73- bis 74 000 M ark.

D ie Wertsteigerung der genossenschaftlichen Grundstücke wird geschätzt auf 2 004 900 M ark.

Endlich noch ein letztes Beispiel für die P ro ­ duktionssteigerung. Das landwirtschaftliche M inisterium hat im Jahre 1907 Erhebungen veranstaltet über die Steigerung des Gras- ertrages der Wiesen im Regierungsbezirk Münster. Dabei hat sich ergeben, daß hier der Ertrag von 922 329 Doppelzentnern im Jahre 1893 gestiegen ist auf 1911981 Doppelzentner i>m Jahre 1907. Diese Ertragssteigerung auf das Doppelte ist zweifellos zum weitaus größ­

ten Teile, wenn nicht fast ganz, auf die M e lio ­ rationen zurückzuführen. 2.

Ausland.

Parks, 21. M ä rz . Präsident F a M re s hat heute Nachmittag m it den üblichen Zere­

moniell den neuen österreich-ungarischen B o t­

schafter G ra f Ssecsen v. Temerin empfangen, der sein Beglaubigungsschreiben überreichte.

Pravinzialnachricltten.

s G ollub, 22. M ä rz . ( I n der hiesigen Stadtver- ordnetenordnetensitzung) wurde der städtische Haus­

haltsplan für 1911 in Einnahme und Ausgabe auf 105 695 M ark (gegen 98 368 M a rk im V orjahre)

festgestellt. Z u r A u fb in g u n g des Gemeindeabgaben Ledarfs von 11265 M a r k sollen 290 Prozent der Einkommensteuer und 230 P ro ze n t der Realsteueri erhoben werden. — D ie Hundesteuer wurde vou 5 auf 12 M a rk jährlich erhöht; Befreiungen sollen in der engern S tad t fortfallen; auf den Abbauten beträgt die Hundesteuer fortan 1 M ark.

e Briefen, 22. M ä r z . (G enehm igtes K?naU sationsprojekt.) D e r H e rr Regierungspräsiven h at die landespolizeiliche E r la u b n is zur K a E

Anlage etwa noch zu stellenden Anforderungen.

Anlage mutz au^ den S ta d tte il Podzamer ausge

sehen können. Ob die SLadtvertretüng den im Rücksicht auf die gegenwärtig etwas ungünstig Finanzlage der S tad t geäußerten Bedenken geg^

eine sofortige Inang riffn ah m e des Baues Rechnung tragen w ird, bleibt abzuwarten.

v Graudenz, 22. M ä rz . (Reifeprüfung. W e i Ä ^ schiffahrt.) Am königl. Gymnasium in Graudenz heute die Reifeprüfung statt, die von sämtlichen 10 Pru>' lingen bestanden w urde.— 'Nach Eröffnung d e rW e ilM schiffahrt zeigt der Strom hier einen lebhaften V e rle g Die Schiffe und Dampfer kommen und gehen, o E Holztraften aus Rutztand haben bereits die Weich!*

brücke passiert. Obwohl das Hochwosser bereits um zwei M eter gefallen ist, steht das Deckwerk unterhm des Schloßberges noch zumteil unter Wasser, sodaß oav Löschen der W aren an der M ündung des Schulz Ilve»

Holzhafens erfolaen mutz. ,,

Marienwerder, 22. M ärz. (Verhängnisvolle S p ie le re i m it Schußwaffen.) Z w e i O bertertianer des hiesigen Gymnasiums spielten gestern » E m iitag m it einem Tesching, ohne zu wissen, dieser geladen w a r . D er eine von ihnen legte am seinen Mitschüler an. E in Schuß ging los, »i Kugel durchbohrte diesem die rechte Lunge uff"

blieb an einer R ippe hasten. D e r leb en sg efM ' lich Verletzte, ein S ohn des A rzles D r . Zitzke aus R e h h o f, wurde dem Diakonissenhause in M a rie » '

bürg zugeführt. .

D a n zig , 23. M ä r z . (D re i Menschen erstickt-) Eine Trauernachricht tief gestern bei der hiesig^"

Reederei A . B ark aus N e u e n b u r g an »s- Weichsel ein. D e r der Reederei gehörende Schlepp' dampfer „ E rn a " ging m it einem Schleppzuge am S o nn tag nach Ne»e»burg. D o rt traf der Zug Dienstag abend ein und ging vor Anker. A v"

der Besatzung kam niemand am Abend an La»o- Auch am anderen M o rg en zeigte sich niemand »»

B ord, infolgedessen fuhren Schiffer, denen das am' fiel, an den D am p fer heran, gingen an B o rd , u»o als sie hier von der Besatzung nichts hörten u""

nichls sahen, drangen sie in den Schiffsraum eM- D o rt fanden sie einen schrecklichen Anblick.

Besatzung des Schiffes, der Schiffssührer Pau A dler, der Schiffer E m il Stach und der M a s c h i» ^ ' sichrer Herm ann Schönhoff lagen bewußuos, »ur

»och schwache Lebenszeichen von sich gebend >»

Schiffsraum. D a ein Gasgeruch den kleinen S child' räum ersüllie, ahnte man sofort die U rsach e,^»

Unglücks: die M ä n n e r hatten zur Nacht den Ost»

geheizi, insolge eines Defektes muß dann woy Äohiengas ausgeströmt sein, das die Besatz»»»

betäubte. M a n brachte die Leute zw ar sofort»»

die frische Lust, konnte sie jedoch nicht mehr rette»»

bevor ärztliche H ilfe zur S telle w ar. starben a>>

drei. B o n der Besatzung ist der Schiffsführer Adle in B a lg a bei Heitigenbeil beheim atet; er >»»

etwa ein J a h r im Dienste der hiesigen Reederei»

um ihn trauern m it der W itw e drei kleine K>»

D ie Schiffer Stach und Schönhoff hatten . Wohnsitz in D anzig, sie w aren beide verheirme nnd F am ilienväter. D ie drei Leichen sollen m dem Dam pfer „ E rn a " heute vorm ittag hier e«

»effen.

Allenstein, 22. M ärz. (Ertrunken.) Ein beklage»»

werter Unglückssoll ereignete sich aus dem

See. Infolge elnes Unfalles er rank dort eine juvs Dome, Frau Anna Reinpocher, geb. Ragnit o»s i v - Schirmn (Kreis Wehlau), die mit ihrer Mutter L»

Besuche In der Försterei Plontzig weilte. , Königsberg, 22. M ä r z . (M u tte r und T ochst gemeinsam ins G rab .) V o n einem traurigen »»

schick ist eine hiesige, auf der Lomse w o h » h ^ F am ilie betroffen morde». D ie erst 20 Jahre a>

Tochter, in einem großen Geschäft »>s Kontor»»

tätig, erkrankte vor einiger Z e lt ; die Ara»kye nahm einen bösartige» Charakter an und vo gestern erlag das junge Mädchen seinem Leicst ' D ie M u tte r, welche m it seltener Liebe an ihr Tochter gehangen hatte, zeigte schon während o L a u e r der Krankheit ein auffallend erregtes West » das zu den schlimmsten Befürchtungen A n laß ü » ' Gestern nun ist sie, die sich über den T o d >M.

Tochter nicht zu trösten vermochte, gestorben; - Gehirnschlag — jedenfalls die Folge allzu gr°o stell her und körperlicher Aufregungen — . ihrem Leben ein Z ie l gesetzt. A m Donnerst » fand das gemeiniame Begräbnis der nun ' Tode vereinten M u tte r und Tochter statt.

Bromberg. 21. M ärz. (Selbstmord) verübte geile' eine hiesige Witwe durch Erhängen. ,

a Hohensalza, 22. M ä rz . (Verschiedenes.) Einweihung des vor der Knabenmittelschule » ^ gestellten Kaiser Friedrich-Denkmals findet , 10. M a i, dem Gedenktage des Friedensschlusses Frankfurt a. M . (1871), statt. — I n der A ula . Knabenmittelschule fand heute eine Kaiser Wsthe . Gedächtnisfeier statt, an welch: sich die Derterluvv von Preisen an die besten Schüler schloß . Präm ien (Reißzeuge und Bücher) stammen aus cw i S tiftu n g des S tad tra ts Salomonsohn. die

Geldstrafe eventuell 60 Tagen Gefängnis hiesigen Schöffengericht verurteilt. — D as lS--a»

denzer Stadttheater gab gestern eine V o rste llu n g ,^

hiesigen Stadtpark. E s wurde von dem Eusen §

das Reichenbach'sche D ram a „Ketten" gegeben, Haus w ar gut besetzt. — Z w e i Arbeiterfrauen Y»?

sich gegen Bezahlung einen kleinen J u n g e n . E und durchzogen m it diesem bettelnd die Städte ^ Dörfer der Provinz. I n Hohensalza tranken ^ einen gehörigen Rausch an und blieben »ui ^ Straße liegen. D ie Frauen wurden verhaftet, der Knabe w ird einer Fürsorgeanstalt zugei>"

^ P o s e n , 2 1. M ä r z . (Selbstmord oder U nfaN A De> Düeklor der Makaronstabrik Theodor

vot»

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