• Nie Znaleziono Wyników

Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 80 + Beilage

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 80 + Beilage"

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

AborrnementspreiA

für T h o r n und Borstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 e Pfennig pränum erando;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

A u s g a b e

tägl i ch 6 V , U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a k t i o n und E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschlufi N r . 57.

JnsertionSpreis

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncenexpedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Num m er bis 1 U h r mittags.

80. Sonntag den 3. A pril 1892. X- Zahrg.

Abonnements

auf die „Warner Fresse" m it dem „Illussrirten Sonntagsblatt" fü r das II. V ie rte lja h r zum Preise

von 2 M ark nehmen sämmtliche Kaiserlichen Post­

ämter, die Landbriesträger und w ir selbst entgegen.

Expedition der „Thorner Presse"

T h o r « , Katharinenstraße 1.

Der Schluß der Feichstagssessto».

Am 31. M ä rz ist die erste Session der achten Leg islatur­

periode des Reichstags geschloffen worden. D ie Session w ar die

^"gste, die jemals stattgefunden h a t; sie erstreckte sich auf die

^«uer von fast zwei Jahren und umfaßte zweihundert und acht Atzungen. Allerdings beruht die so außergewöhnliche V e r­

engerung einer einzigen Session in unserem F alle mehr aus fo r­

mellen Rücksichten; denn es wurden zweimal Vertagungen vor­

k o m m e n , wo eigentlich der Schluß hätte eintreten müssen,

^iese Vertagungen indessen waren nicht zu umgehen, da sonst umfangreiche und mühevolle Kommisfionsarbeiten vergeblich ge­

wesen wären.

B ei der ersten Vertagung des Reichstages handelte es sich Mn die soeben ins Leben getretene Novelle zur Gewerbeordnung, -vtan hatte namentlich von konservativer S eite unausgesetzt N o f f t , die betreffende V orlage rechtzeitig unter Dach bringen zu mnnen; aber die nach der Veröffentlichung der allerhöchsten Klasse auf freisinniger und zum T h e il auch auf sozialdemokrati- icher S eite bemerkte Begeisterung fü r den Arbeiterschutz schien M e r merklich nachzulassen. E s fand sich darum eine große 'Ueihe von Ausstellungen, die das Zustandekommen des E n t­

wurfs mehr als nöthig verzögerten, und H e rr Eugen Richter, kalk. " g irie r „Freisinnigen Z eitu n g " gleich bei Beginn der B e ­ d u n g e n erklärt hatte: „ D a s Arbeiterschutzgesetz w ird bis zum gerbst vertagt; dam it basta!" sollte wirklich Recht behalten. S o

^ denn die Gewerbeordnungsnovelle erst im zweiten Abschnitte soeben beendeten, Session fertiggestellt worden. D ie zweite x ssmgung des Reichstages w a r wegen der Novelle zum Kranken- Mgesetz, die vor kurzer Z e it unter Dach gebracht worden ist, mywendig.

av-k dieser ungewöhnlich langen Session ist begreiflicherweise . ^ eine ungewöhnlich große Z a h l von legislatorischen Arbeiten .^wältigt worden, und - was angesichts des unter dem B a n n er

^ Opposition gewählten Antikartell-Reichstages kaum zu er­

warten stand — die Regierung fand fü r die meisten ihrer V o r­

igen eine ansehnliche M a jo ritä t. D ie Deutschsreistnnigen freilich Und die Sozialdemokraten befanden sich weder bet dem Arbeiter- ichutzgrsetz, noch bet der Krankenkassennovelle, noch bei dem T e - Egraphengesetz — um n u r einige der wichtigeren E n tw ü rfe zu Nennen — auf der S eite der Zustimmenden; aber bei den Handelsvertragsvorlagen standen sie in der ersten L inie der un ­ bedingten Jasager. Freilich geschah dies theils aus prinzipiellen, theils aus taktischen Rücksichten. Bildeten sich damals doch die Freihändler ein, die Handelsvertragsaktion bedeute ein E in len ­ ken in ihr Fahrwasser! D ie Herren find glücklicherweise noch zu rechter Z e it eines Besseren belehrt worden und werden nun

wohl eingesehen haben, daß ihre so überaus spitzfindige P o litik sie auf den durch die Handelsverträge stabilisirten Schutzzoll fest­

gelegt hat.

E ine außergewöhnlich große Z a h l von Vorlagen ist bei Schluß der Session unerledigt geblieben. W ir bedauern zunächst die Nichterledigung des Heimstättengesetzes, des Trunksuchtsgesetzes und der Novelle zum Strafgesetzbuch. U n m ittelb ar durch den Reichstagsschluß ist aber auch die V orlage eines fü r das platte Land überaus wichtigen Gesetzentwurfs verhindert morden, die Vorlage nämlich der gegenwärtig dem Bundesrathe unterbreite­

ten Novelle zum Unterstützungswohnsitzgesetz. Ebenso hat die Verhandlung über die sogenannten Börsenanträge, um anderen wichtigen Vorlagen Platz zu machen, im m er wieder verschoben werden und zuletzt den unaufschiebbaren Schlußarbeiten weichen müssen. Doch das find Aufgaben, die zu Beginn der neuen T ag un g m it frischen Kräften in A n griff zu nehmen und erfolg­

reich zu Ende zu führen find. Möchte n u r bei dem W ieder- zusammentritt des Reichstags auch das Pflichtgefühl verschiedener M andatinhaber reger werden, als es bei der abgelaufenen Session theilweise w ar, auf daß der beschämende Zustand an­

dauernder Beschlußunfähigkeit fü r die Folge vom deutschen Reichs­

tage ferngehalten, und auf daß auch n u r der Anschein verm ie­

den werde, als sei es in der T h a t n u r möglich, die nöthige Anzahl der Volksvertreter zusammenzubringen, wenn fü r die A u s­

übung des höchsten Ehrenam ts Bezahlung gewährt w ird.

Faktische Hagesscharr.

I m p r e u ß i s c h e n A b g e o r d n e t e n h a u s « ist am D o n ­ nerstag der Gesetzentwurf betr. d i e A u s h e b u n g d e r B e s c h l a g - n a h m e d es W e l f e n f o n d s in zweiter Lesung nach den B e ­ schlüssen der Kommission, in der bekanntlich nach dem Antrage des Abgeordneten von Rauchhaupt ein neuer E n tw u rf zur A n ­ nahme gelangte, genehmigt worden. D ie Annahme geschah gegen die S tim m e des H e rrn Eugen Richter und einiger seiner G e ­ sinnungsgenossen. H e rr Richter hatte nämlich die Zurückver­

weisung an die Kommission und die Vorlage des V ertrags m it dem Herzog von Cumberland beantragt; er wünschte auf diese Weise die „M ysterien" des W elfenfonds ans Tageslicht zu ziehen und allerlei pikante M o tiv e fü r sein O rg an einzusammeln. W ir glauben zw ar, H e rr Richter würde dabei seine Rechnung kaum gefunden haben; aber einfacher w ar es jedenfalls, daß der Wunsch des freisinnigen P arteifüh rers abgelehnt wurde. W as ist nicht schon alles vom Deutschfreifinn auf Rechnung des W elfenfonds gesetzt worden? H e rr Finanzminister M iq u e l hatte darum nicht unrecht, als er erklärte, er halte die Annahme der V orlage auch insofern fü r einen G ew in n , als es in Zukunft nicht mehr möglich sein werde, jede S tim m u n g in der Presse, welche die Regierung unterstützt, als aus dem W elfenfonds ge­

kauft zu bezeichnen. F ü r so ganz unmöglich aber möchten w ir es doch auch fü r die Folge nicht halten, daß H e rr Richter seine politischen Gegner und Zeitungskonkurrenten als käufliche S u b ­ jekte schildert. D a ß die konservative P a rte i seit langer Z e it die Aufhebung des W elfenfonds gefordert und die hochherzige J n i- tiative unseres Kaisers nach dieser Richtung m it Freuden begrüßt hat, wurde bei B eginn der Debatten von H e rrn von Rauchhaupt noch ausdrücklich hervorgehoben.

Nnerforschtiche Wege.

Kriminal-Roman von A. S ö n d e r m a n n .

--- (Nachdruck verboten.) M „ , . (31- Fortsetzung.)

w e n n ' " g e einm al, was willst D u denn beginnen, S o m n itt g e r i c h t e t w ird ? " fragte rücksichtslos F ra u

^rchriȟa? vermochte nicht zu an tw o rten ; ein eisiger Schau

? M ie d e r. I m N u w ar die Entrüstung Schicksal ihres unglücklichen M an n es erfüll

b - g a n ^ A . S o m m er ebenfalls M in u t e n ;

jlat i ^Ehst, wie rücksichtsvoll H e rr Fuchs sich benomm dat er w i " , Ei" einziges M a l hier gewesen. Gestern Abei

«inen Z ettel geschickt und mich gebeten, ihn drauß - E geh» Zu erwarten ; er möchte gern von m ir hören, wie Lochen h"be ihm den Wunsch erfüllt und m it ihm c Dich „ Ach, W a lly , ich begreife Dich nicht! D e r M a n n lti

^ n ig wie vor sechs Ja h ren ."

"" "v'serem E ^ u g , ^ M u tte r! D u weißt e« nicht, daß er schr

^ wer hat D i r denn das gesagt?"

Autte'r, s 2 l d k ich weiß es; mein Herz sagt es n Minute lä» ^ ?Er d ta n n Deine Schwelle b etritt, bleibe ich ke

»Na A * i>ei D i r ! "

!ichtssitzun„ A ihm erlaubt, daß er morgen nach der (

"er ^Erher kommt, um uns mitzutheilen, wie der S p r -- ..Da« ° " > s a ll e n ist."

schien? q p E Er thun? U nd das nennst D u noch zarte M mich „ j . n - I C u t t e r , ich bin D i r viel D ank schuldig;

«Aber « N " E Tode gerettet — "

„O k « ^ E y , hat das H e rr Fuchs nicht auch gethan?"

^ / MNe er mick «7

handelt hast, dann vermag ich D i r fü r die m ir zutheil gewordene Pflege nicht zu danken ; dann möchte ich lieber wünschen, D u hättest mich sterben lassen, und es bleibt bei meinem W o rte : wenn der M a n n hier erscheint, verlasse ich Dich fü r im m e r!"

M i t diesen W o rten erhob sich die junge F ra u und schwankte nach dem Nebenzimmer.

„ E in harter K o p f! Aber es ist ganz gut, daß sie es weiß!

D a s W eitere w ird sich schon fin d en ! W enn der M a n n zum Tode veru rth eilt w ird , dann w ird sich ja noch ein W o rt m it ih r reden lassen. S ie w ird schon zur V e rn u n ft kommen, und wenn das nicht geschieht, dann mag Fuchs selber sehen, wie er zum Z iele ko m m t!" m urm elte F ra u S o m m er vor sich hin.

E s w ar am anderen M orgen.

F ra u S o m m e r w ar klug und schlau; sie zeigte sich eben wieder so liebenswürdig zu ihrer Tochter, wie vorher ; m it keinem W o rte erwähnte sie die gestrige Unterredung. Doch ihre B e ­ mühungen blieben erfolglos; W a lly verhielt sich schweigend und in sich gekehrt.

Erst später fragte sie plötzlich die M u tte r, um welche Z e it die Gerichtssitzung anberaumt sei.

„ U m neun U h r hat sie begonnen ; jetzt ist's schon gegen e lf; sie w ird wohl bald vorüber fein ," w a r die A n tw ort der F ra u .

„ V o rü b e r? Schon elf U h r? " fuhr W a lly auf und schnellte in die Höhe, um nach der T h ü r zu eilen.

„ N a , wo willst D u denn hin?"

„Laß mich! Ic h eile nach dem Gerichtssaale!"

„Nicht doch, W a lly ! Ich sage D i r , w ir können jeden Augen­

blick H e rrn Fuchs erwarten. D u kommst zu spät!"

Doch W a lly öffnete rasch die T h ü r, um das Z im m er zu verlassen.

I n demselben M o m en t stieß sie aber einen Schrei aus und prallte wieder zurück.

Kasfirer Auch« stand vor ihr.

U n ter der Spitzmarke „ K o n s e q u e n z " schreibt der sozial- demokratische „ V o r w ä r ts " : „ D e r frühere f o r t s c h r i t t l i c h e ,

! später demokratische Redakteur der „W urzener Z ig ." , A dolf T h iele, . . . ist nun, nachdem er sich von der Unhaltbarkett und ' „Unsittlichkeit" der kapitalistischen Weltanschauung überzeugt, öffentlich in die Reihen der S o z i a l d e m o k r a t t e eingetreten.

T hiele w ar beiläufig weitaus der tüchtigste V ertreter, den der Fortschritt Rtchter'scher Observanz jemals in Sachsen gehabt hat."

- — D e r Freisinn ist, das beweist dieser F a ll wieder, die V o r-

! frucht der Sozialdemokratte.

S elten hat die Ernennung eines Botschafters soviel S ta u b - aufgewirbelt, wie die des Nachfolgers des G rafen de L aunay in

^ B e rlin . D ie Franzosenfreunde in It a l ie n haben alles au f­

geboten, um die Ernennung des G r a f e n T a v e r n a z u ver­

hindern; ihre Bemühungen sind indeß erfolglos geblieben. Ob es richtig ist, daß die französische Regierung ihrerseits gegen die Ernennung in R o m habe Vorstellungen machen lassen, steht dahin. Jedenfalls ist die Ernennung des G rafen T a v e rn a perfekt.

Gutem Vernehmen nach haben sich alle wegen der D y n a ­ m i t a t t e n t a t e i n P a r i s verhafteten Angeschuldigten endlich zu völligen Geständnissen herbeigelassen. Danach hätten dieselben Ravachol als F üh rer der Anarchisten bezeichnet und sogar einge­

räum t, daß auch Ravachol das H aus in der Rue Clichy in die L u ft sprengen sollte. Endlich erklärte einer der Complicen R a - vachols, daß letzterer einen T h e il des in S o ih y gestohlenen D y n a m its vergraben haben müsse. Ravachol hat ver­

sprochen, heute alles einzugestehen, wenn m an ihn so lange in Ruhe lasse.

D a s B u d g e t d es K r i e g s m i n i s t e r i u m s ist vorgestern der französischen Kammer zugegangen. Dasselbe beziffert sich auf 6 4 5 1 5 9 6 9 8 Frcs., beträgt somit 6 0 0 0 0 0 Frcs. weniger als das letztjährige Budget.

D em r u s s i s c h e n R e i c h s r a t h e ist ein neues Gesetz über die Bestrafung von Personen, welche Staatsgeheimnisse verrathen, zugegangen.

W ie m an der „ P o l. C o rr." schreibt, entwickelt die R e ­ gierung von C h i l e derzeit großen E ife r zur Verstärkung ihrer Rüstungen. U nter andern wurden bei dem Etablissement A rm ­ strong Kriegsschiffe und PositionSgeschütze fü r die F orts von Valparaiso und Talcuhano, sowie fü r ein neu zu errichtendes F o rt in der Bucht von Q u in tero bestellt; außerdem sollen 4 0 kleinere Geschütze fü r andere Befestigungen geliefert werden.

G eneral Canto w ird sich demnächst nach Europa begeben, um daselbst S tu d ien über die moderne T aktik, die Bew affnung und Ausrüstung der verschiedenen A rm ein zu machen.

L au t Berichten aus B u e n o s A y r e S hat die dortige P o lizei eine Anzahl M itg lie d e r der radikalen P a rte i, sowie mehrere Offiziere verhaftet. Dieselben werden beschuldigt, ein Kom plot gegen die Regierung geplant zu haben. D en N a - ttonalgarden ist es untersagt, in U n ifo rm politische Versam m ­

lungen zu besuchen.

„A h , guten M o rg e n , H e rr Kasfirer! S ie kommen an« dem Gerichtssaale?"

M i t diesen W orten empfing F ra u S o m m er den M a n n .

„ J a , es ist vo rü b er!" w ar die gepreßte Antw ot.

„ V o rü b e r? N u n , so sagen S ie es frei heraus, F ranz ist zum Tode veru rth eilt? Sagen S ie e« n u r und trium phiren S ie ! I h r teuflisches W erk ist Ih n e n ja gelungen!" rief jetzt W a lly .

Fuchs beachtete diese W orte nicht, sondern ließ sich auf einen S tu h l nieder.

„ U m Gottes w illen, S ie sind recht ergriffen, lieber H e rr Fuchs! D a s Schlimmste ist wohl eingetroffen, nicht w ahr?" fragte F ra u S om m er.

„ N e in , es ist nicht so gekommen, wie zu erwarten w ar ; im Gegentheil, es ist noch schlimmer geworden!"

„Noch schlimmer?" fragte verwundert die F ra u , während W a lly zusammenzuckte und ihre Augen auf Fuchs richtete.

„ J a , es ist noch schlimmer gekommen I W ä re er zum Tode verurtheilt worden, dann hätte man fü r W a lly und ihr Kind sorgen können."

„ E r ist also nicht zum Tode verurtheilt worden? B itte , sprechen S i e ! " rief m it leuchtendem Blicke die junge F ra u und eilte rasch an den M a n n heran, um ihre H and auf dessen Schulter zu legen und ihm fragend in da« düstere Auge zu blicken.

«He, ich glaube, D u freuest Dich darüber?" antwortete dieser.

„ O , reden S i e ! W ie ist da« U rth e il ausgefallen? E r ist nicht zum Tode verurtheilt worden?" fuhr W a lly m it lauter S tim m e fort.

„ N e in , er ist nicht zum Tode verurtheilt worden."

„ O , G o tt sei Lob und D a n k !"

„ T h ö r in !" knirschte Fuchs.

W a lly aber sank auf ihre Kniee nieder und hob ihre ge­

falteten Hände zum H im m el empor. E in verklärtes Lächeln lag auf ihren Zügen.

„M erkw ürdig genug; die Richter find plötzlich anderen S in n e s geworden. D a ß so viel G eld fehlt, hat sie auf den Gedanken

(2)

preußischer Landtag.

Herrenhaus.

11. Sitzung vom 1. A p ril 1892.

Das Haus genehmigte den Gesetzentwurf betreffend Abänderung wegepolizeilicher Vorschriften fü r die P rovinz Schleswig-Holstein m it Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauenburg. ^ -

Die Uebersicht über die Ergebnisse der Verhandlungen des Landes­

eisenbahnraths in, Jahre 1691 wurde durch Kenntnißnahme erledigt, nachdem

G raf M i r b a c h den M inister der öffentlichen Arbeiten fü r seinen Widerstand gegen die grundstürzenden Bestrebungen auf dem Gebiete des Personentarifwesens gedankt und den B au eines leistungsfähigen Kanals von Bromberg nach dem Herzen der östlichen Provinzen sowie die Aufrechterhaltung der Staffeltarife und deren Ausdehnung auf alle

Produkte befürwortet hatte. . . ^

E in A ntrag des Herrn v. W o y r s c h , wonach bei Gewährung von Beihilfen aus dem F lußregulirungsfonds der Gesichlspui^t festgehalten werden soll, daß die Regulirung von nichtschiffbaren Flüssen m der Regel von unten nach oben zu erfolgen habe, wurde angenommen, nachdem sich der

M inister fü r Landwirthschaft v. H e y d e n damit einverstanden er­

klärt hatte.

Schließlich wurden Petitionen erledigt. ^ «

Die Petitionskommission beantragte eine P etition des Schriftstellers Paasch zu B e rlin wegen Rechtsverweigerung (infolge gerichtlicher M a ß ­ nahmen gegen die Broschüre »Die jüdische Gesandtschaft") m it Rücksicht auf das schwebende Gerichtsverfahren durch Nebergang zur Tagesordnung zu erledigen.

DaS Haus beschließt demgemäß, nachdem

Regierungskommissar L u k a s das Verfahren der Staatsanwaltschaft gerechtfertigt hat: es sei namentlich unzutreffend, die Sache über den antisemitischen Leisten zu schlagen, denn sie betreffe Personen, die nickt Juden seien. Ueberhaupt sei kein stichhaltiger Beweis fü r die Behaup­

tung vorhanden, daß die Juden besser wie andere Leute vor der Justiz

behandelt würden. „ , .

Gras P f e i l fü h rt dann noch Beschwerde über das Verfahren bei der Unterbringung angeblich Irrs in n ig e r in Privatirrenanstalten und fü h rt den F a ll de Jonge an, worauf

Regierungskommisfar L u k a s erwidert, daß das Sache der Ver- waltung sei.

Nächste Sitzung Dienstag. Tagesordnung: Kleine Vorlagen, T e rtiä r­

bahnen. ____________

Abgeordnetenhaus.

45. Sitzung am 1. A p ril 1892. .. _ Das Haus t r itt in die dritte Berathung der Vorlage betr. die A u f­

hetzung der Beschlagnahme des Vermögens Georg V.

Das Haus hatte gestern die Überschrift der Vorlage „Körug Georgs"

abgeändert in „des Königs Georg". ^

Regierungskommissar Geh. Rath G r a n d t k e erklärt nn Interesse der Reinheit der deutschen Sprache die Zustimmung der Regierung zu dieser Aenderung; dieselbe halte jedoch „K önig Georgs" auch fü r gutes Deutsch. Der Kommissar begründet dies unter großer Heiterkeit des Hauses durch A nführung von Beispielen und mitgebrachten Schulfibeln.

Abg. K r a u s e (natlib.) stimmt im Namen der Kommission bei und fügt zur Unterstützung der Ausführungen des Regierungskommiffars Beispiele aus einigen Dichtern an.

Das Gesetz w ird debattelos nebst Uebcrschrift angenommen.

Sodann w ird in dritter Lesung genehmigt der Gesetzentwurf betr.

die Deklaration des 8 75 des Einkommensteuergesetzes.

Es folgt erste Berathung des Gesetzentwurfs betr. die Aushebung von Stolgebühren fü r Taufen, Trauungen rc.

Seitens des Centrums w ill man n u r dann dem Gesetz zustimmen, wenn der katholischen Kirche ein genügendes Aequivalent gewährt w ird.

I m Namen der Nationalliberalen erklärt Abg. v. B e n d a die Z u ­ stimmung der Partei, da die Vorlage den Wünswen deS Landes entspreche.

Abg. L a n g e r h a n n s (deutschfreis.) wendet sich dagegen ganz ent­

schieden gegen die Vorlage, die vorzüglich dem ärmeren Theil der Be­

völkerung keine Vortheile gewähre und im Widerspruch stehe zu dem zaudernden Vorgehen beim Aufbessern der Gehälter schlecht bezahlter

Beamten. . .

M in ister M i g u e l weist daraus hin, daß die Vorläge n u r einer Resolution des Hauses entspreche und

Abg. S im on v. Z a s t r o w (deutschkons.) w a rn t vor Ablehnung, da sonst die Regierung keiner Resolution des Hauses mehr Beachtung zu schenken brauche und damit die Würde des Hauses geschädigt werde.

M inister M i g u e l zerstreut die Bedenken, welche Abg. v. Heede (natlib.) äußert, m it der Versicherung, daß die Regierung zu verhindern wissen werde, auf Umwegen die einmal abgelösten Stolgebühren wieder einführen zu wollen.

Schließlich w ird die Vorlage an eine Kommission von 14 M itgliedern verwiesen.

Die erste Berathung der Sekundärbahnvorlage w ird fortgesetzt.

Die Diskussion bewegt sich lediglich in der Aeußerung von Wünschen lokaler N a tu r.

Abg. v. T i e d e m a n n - B o m s t verlangt Vermehrung der Betriebs­

werkstätten und Ueberweisung der Vorlag« an die Budgetkommission.

Abg. D r. L i e b e r (Centrum) wendet sich hiergegen wegen der schlechten Finanzen. Betriebswerkslätten dürfe man n u r aus den Ueber- schüssen des Betriebs errichten. Jetzt fordere man dafür wieder 10 M ill.

gebracht, daß möglicherweise doch den beiden R aubm ördern andere Personen zuvorgekommen sein könnten — kurzum, sie haben er­

klärt, daß keine Beweise vorhanden wären, welche die beiden des Mordes an dem M a jo r überführen könnten; sie haben die S chuld­

frage verneint. D er Schurke G ünther ist allerdings, w e il er schon vorbestraft gewesen ist, zu fünfzehnjährigem Zuchthaus, und B ra u n zu zwei Jahren Zuchthaus v e ru rth e ilt worden."

»Zw ei J a h re !" wiederholte W a lly und preßte die Hände a u f ihre wogende B rust. „ D ie Z e it w ird vergehen, und Edmund w ird seinen V a te r wieder bekommen!" rie f sie dann, während ihre Augen freudig aufleuchteten.

„E in e T h ö rin bist D u , W a lly ! D a s Elend w ird nach zwei Jahren noch v ie l schlimmer werden, als es bis jetzt gewesen is t!

W e r w ird denn einem Zuchthäusler eine S te llu n g geben? Ic h sage, das U rth e il konnte gar nicht schlimmer ausfallen, als es geschehen is t!" fu h r Fuchs auf.

„U n d ich danke G o tt dem Allwissenden und Gerechten, daß er die Richter erleuchte, daß sie einen so weisen Spruch gefällt haben!" erwiderte W a lly , während sie sich von ihren Knieen er­

hob und auf ihren Knaben, der fü r sich spielte, zueilte, um denselben in ihre Arme zu schließen.

D a n n tra t sie in das Nebenzimmer.

Fuchs w a rf ih r einen giftigen Blick nach.

„W a s n u n ? " fragte F ra u S om m er.

„ J a , was n u n ? " grollte Fuchs.

Plötzlich sprang er empor, tr a t dicht an F ra u S om m er heran und begann:

„K om m en S ie heute Abend nach dem G a rte n ; um neun U h r bin ich in der Laube ; dort werde ich Ih n e n sagen, was geschehen s o ll!"

„ G u t, ich werde kommen. Aber hören S ie n u r, H e rr Fuchs, W a lly hat erklärt, daß sie mich verlassen w il l! " erwiderte die F ra u .

„D a s d arf sie nicht! S ie halten sie m it G ew alt hier zurück!

Ic h habe meinen Entschluß schon gefaßt! Noch in dieser Nacht muß sich alles entscheiden! Kommen S ie n u r ; ich erwarte S ie bestimmt um neun U h r in der L a u b e !"

„ Ic h werde kom m en!" antwortete F ra u S om m er und Fuchs verließ dann rasch da« Z im m e r. (Fortsetzung fo lg t.)

n Baden sei man schon so weit, daß die Staatskasse Zuschüsse zu den itaatsbahnen leisten müsse. Sollte man in Preußen soweit kommen, so sei das sehr bedauerlich.

M inister M i q u e l ist erfreut, daß die Debatte wieder auf das Niveau der allgemeinen Staatsinteressen gelangt ist. D ahin wie in Baden dürfe es bezgl. der Staatsbahnen nicht kommen. M it dem Sckuldenmachen dürfe es nicht so weiter gehen. Schon im vorigen Jahre seien die Betriebsüberschüsse um 32 M illio n e n hinter dem E tat zurückgeblieben und in diesem Jahre werde das noch im höheren Grade der F a ll sein. Es sei das wieder ein Beweis dafür, daß man Betriebs­

m ittel auf die Dauer nickt durch Anleihen beschaffen solle und die damit erzielten schwankenden Ueberschüffe als dauernde betrachten dürfe. Des­

halb dürfe man m it dem B au von Sekundärbahnen nicht mehr in dem bisherigen Tempo vorgehen. Hier das allgemeine Staatsinteresse zu wahren, sei Sache des Finanzministers.

Abg. C h r i s t e n (freikons.) spricht sein Bedauern über daS Stocken im Bahnbau aus.

M inister M i q u e l erwidert, ein Stocken werde nickt eintreten, da dem Bautenministerium noch 615 M illio n e n zur Verfügung ständen.

M a n könne sich aber hieraus überzeugen, wie nöthig Vorsicht bei A u f­

nahme von Anleihen sei.

Das Haus vertagt sich.

Nächste Sitzung Sonnabend. Tag»sordnung: Weiterberathung.

Schluß 4 '/ . Uhr._______________________ ______________________

Deutsches Hleich.

Berlin, 1. A p r il 1892.

— Gestern Abend wohnten die Kaiserlichen Majestäten der Vorstellung im Schauspielhaus« bei. Heute M itta g hörte Se.

M ajestät der Kaiser den V o rtra g des M in iste rs des Königlichen Hauses von Wedell.

— D e r Geburtstag des Fürsten Bismarck ist heute in verschiedenen S tädten festlich begangen worden. V o n B e rlin find zahlreiche Personen zur Beglückwünschung nach Friedrichsruh abgereist. — G ra f Waldersee begab sich von A lto n a zur B e ­ glückwünschung nach Friedrichsruh. D e r Fürst empfing zahlreiche Deputationen. D ie Kapelle des 9. Jägerbataillons brachte ihm eine Morgenmufik.

— D ie nationalliberale F raktion des Reichstags ließ dem Fürsten Bismarck nachstehenden telegraphischen Glückwunsch über­

m itte ln : „D e m großen S ta a tsm a n n und P a trio te n , welcher 2 Jahrzehnte lang die Geschicke des unter Kaiser und Reich neu geeinigten deutschen Vaterlandes zu dessen R uhm uud H e il leitete, senden zur heutigen Geburtstagsfeier herzliche Glück- und Sgens- wünsche in dankbarer Verehrung die nationalliberalen M itg lie d e r des Reichstags. I m A u ftra g e : D r. von M arquardsen".

— D ie im neuesten Reichsanzeiger publizirten Gesetze zeigen die Unterschriften der M in is te r in folgender Reihenfolge:

G ra f zu Eulenburg. von Bötticher. H e rrfu rth . von Schelling.

F reiherr von Berlepsch. G ra f von C a p riv i. M iq u e l. von K alten- born. von Heyden. Thielen. Bosse. G ra f C a p riv i ist von der ersten Stelle an die sechste gerückt, dem D a tu m seiner E rnennung gemäß.

— G ra f Zedlitz-Trützschler w ird sich, wie man hört, ganz aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und sich der B e w irth - schaftung seiner G üter widmen, die er in den letzten Jahren durch Ankäufe bedeutend vermehrt hat. — Nach der „Kölnischen Z tg ." w ird G ra f Zedlitz seinen Wohnsitz in Großenbohrau, K reis Freystadt, Regierungsbezirk Liegnitz, nehmen.

— D e r dem Abgeordnetenhaus« zugegangene Nachtragsetat fordert fü r das Gehalt des Ministerpräsidenten 36 0 0 0 , fü r Re­

präsentationskosten 18 000 M a rk V ergütung, fü r eine Dienst­

wohnung 1 8 0 0 0 M k., ferner einm alig zur Ausstattung der Dienstwohnung 60 00 0 , zusammen 1 3 2 0 0 0 M ark.

— D ie Petitionskommission des Abgeordnetenhauses berieth heute die P e titio n der Vereinigung der S teuer- und W irthschafts­

reform er, welche in folgenden Forderungen g ip fe lt: 1) In itia tiv e des Deutschen Reiches zur internationalen Wiederherstellung des S ilb e rs zum M ünzenm etall; 2 ) Besserung der ländlichen A r ­ beiterverhältnisse durch a) Revision des Gesetzes über den Unter- stützungswohnsitz und des Gesetzes über die Freizügigkeit; b ) Seßhaftmachung ländlicher Arbeiter durch Begünstigung der E r ­ richtung kleiner Rentengüter von S eiten der Generalkommissionen;

o) unbeschränkte Zulassung von A rbeitern aus Nachbarstaaten ; ä ) S te llu n g des Kontraktsbluchs unter das Strafgesetzbuch; 3) Erleichterung des Verkehrs durch a) Ermäßigung der Frachtsätze auf den bestehenden Staatsbahnen fü r M affentranSporte auf weite E n tfe rn u n g ; b ) Ausbau des Eisenbahn- und Straßennetzes

— besonders in den vorwiegend Ackerbau treibenden Landes- th e ile n; o) Erleichterung des Grunderwerbes und der Konzes- fionsveranlagung fü r öffentliche T e rttärbahnen; 4 ) Beseitigung der Doppelbesteuerung in Preußen durch Suspension der G rund- und Gebäudesteuer; 5) Möglichste Beschränkung des zum V e r­

derben der Landwirthschaft im m er mehr überhand nehmenden Börsen-Differenzensptels in den Erzeugnissen der Landwirthschaft unter gleichzeitiger Anerkennung des wtrthschastlich berechtigten T erm inhandels. — D ie Kommission empfahl dem P le n u m Ueber- gang zur Tagesordnung über alle Forderungen m it Ausnahme der Erm äßigung der Frachtsätze über M affentranSporte auf weite E ntfe rn u n g . Diese P e titio n wurde zur E rw ägung empfohlen.

— D as „B e rlin e r T a g e b la tt" meldet aus angeblich bester Q uelle, daß die Voraussetzung, der Geheime Legationsrath Lindau sei der Verfasser des Aufsatzes in „N o rd und S ü d " über den Grasen C a p riv i, sich als trrih ü m lich erweise. Lindau stehe dem Aufsätze so vollständig fern, daß ihm noch heute der In h a lt vo ll­

ständig unbekannt sei.

— O ffiziös w ird bestätigt, daß den S tädten Wiesbaden, D u is b u rg , Bielefeld und Liegnitz das Recht verliehen worden ist, einen V ertreter zum Herrenhause zu präsentiren.

— D ie W ahlprüfungskom m isfion das Abgeordnetenhauses hat die W a h l des nationalliberalen Abg. G rim m fü r F ra n kfu rt a. M . fü r u n g ilttg erklärt.

— H e rr von W iffm a n n hat der „V o ff. Z tg ." zufolge in einem aus K airo vom 18. v. M . batikten B riefe m itgetheilt, daß er vo r einer abermaligen Reise in das In n e re A frikas stehe.

W o h in diese Reise gehen soll, w ird in dem Schreiben nicht ge­

sagt. D a s B la t t schließt daraus, daß es sich um die W ieder­

aufnahme des Dampferunternehmens handle.

— D e r „H a n n o v. C o u r." bestrettet die Nachricht der „V o ff.

Z tg ." , daß D r . K a rl Peters schon in nächster Z e it nach Deutsch­

land zurückkehren wolle, und daß zwischen D r. Peters und dem G ouverneur von Soden sachliche Meinungsverschiedenheiten be­

ständen. D ie G renzregulirung werde ihn noch 1 bis 1 '/ , Jahre in Deutsch-Ostasrika zurückhalten.

— I m Königreich Sachsen t r it t m it dem heutigen Tage (1 . A p r il) eine V erordnung in K ra ft, die bestimmt, daß beim Schlachten aller T hiere, m it Ausnahme des Federviehes, der Blutentziehung die Betäubung vorauszugehen hat. — Wie das

„D re sd n . J o u rn ." hervorhebt, ist die V erordnung im Hinbl' auf die P ra x is beim Schächten erlassen worden.

— I n der S itzung der B e rlin e r Stadtverordneten am Doa nerstag wurde der StadthauShaltsetat in Einnahme und Ausgab auf 80058 540 M a rk und die zu erhebende Quote der

meindeeinkommensteuer auf 70 Prozent der NormalsteuersE

festgestellt.

München, 1. A p ril. Gestern Abend fand im „B ayrisch^

H o f" ein Festmahl zu Ehren des Fürsten Bismarck statt, da sehr gut besucht w ar. Auch Abgeordnete nahmen daran the^

Kommerzienrath Haenle brachte das Hoch auf den Prinzregem-' und den Kaiser aus, Professor M a x Haushofer hielt die Fest­

rede, in der er dem treuen Dankgefühle und der unvergängliche'' Bewunderung fü r den größten Deutschen des Jahrhunderts Aus­

druck gab. D as Hoch auf den Fürsten fand begeisterten Anklang- I m S in n e der Rede ging ein Telegram m an den Fürsten av

Ausland.

Madrid, 1. A p ril. Franzosen, welche sich anarchistisch^

Umtriebe verdächtig gemacht hatten, find aus S pa n ie n ausge­

wiesen worden.

Amsterdam, 1. A p ril. D ie Jo u rn a le melden als zuoer lässig, daß die K ö n ig in und ihre M u tte r, die Königin Regent!»/

sich im M a i zum Besuche an den kaiserlichen H o f zu B e rlin be­

geben werden.

Christiania, 1. A p ril. D as S to rth in g nahm heute tue

Regierungsvorlage betreffend die Aufnahme einer Staatsanleihe von 20 M illio n e n Kronen an.

Petersburg, 1. A p r il. M a n n im m t an, daß der Zustam des M inisters von G iers zu keinen weiteren Besorgnissen Anlast gebe. D ie Kräfte des P atienten haben zugenommen, das All­

gemeinbefinden sich erheblich gebessert. H ie r waren Gerüchte ver­

breitet, daß M in iste r von G iers gestorben sei.

K o n s ta n tin o p e l, 1. A p ril. Gestern Abend ist die Missio'' m it dem Jn ve stitu rfirm a n fü r den Khcdiwe von Egypten nach Alexandrien abgereist.

Arovinzialnachrichten.

Briesen, 30. M ärz. (Bauten). Der im Herbste vorigen Jahres in A n g riff genommene B au der M ontirungskammer ist so weit fertiggestem, daß heute der Umzug erfolgen konnte. — Die Baulust scheint hier recl"

rege zu werden, denn schon jetzt sieht man in mehreren Straßen Fund"' mente aus der Erde emporragen. Unter allen Neubauten dürfte dss Rathhaus, m it welchem die Bausaison eröffnet wurde, das stattlichste Ge­

bäude werden. Allgemein giebt man sich der Hoffnung hin, daß "U "

bald der durch den Zuzug mehrerer Beamtenfamilien bei der Neubildung unseres Kreises hervorgerufene M angel an geeigneten Wohnungen u"v die damit verbundene Steigerung der Miethspreise gehoben sein wird.

(Ges.) X Neumark, 1. A p r ils (Landwirthschaftlicher Verein Neumark Vertretung). I n der am Ende v. M ts . stattgehabten Sitzung erstattete der Schriftführer Herr Gutsbesitzer Dembek-Marienhof Bericht über die am 18. und 19. v. M ts . in Danzig stattgehabten Sitzungen des Der' waltungsraths und der Generalversammlung des landwirthschaftliäreii Centralvereins. Derselbe hielt dann einen V ortrag über Kartoffelanbau- versuche, anknüpfend daran, daß die hier angebaute Dabersche Kartoffel anscheinend ausgeartet und in den letzten Jahren in der Ertragsfähig keit erheblich zurückgegangen, es sei daher zu empfehlen, m it einer Anzahl der neueren Sorten vergleichende Versuche in verschiedenen Gegenden des Vereinsbezirks anzustellen. Bei der sich hier anschließenden Debatte wurde von Seiten einiger M itglieder darauf hingewiesen, daß es undankbar wäre, eine so altbewährte Kartoffelsorte, wie die Dabersche, nach der"

M ißerfolg eines einzigen, noch dazu fü r die Kartoffel im allgemeinen' sehr ungünstigen Jahres zu verwerfen. — I n Erwägung des Urnstandes, daß die Viehhaltung im Kreise in erfreulichem Aufschwungs begriffen ist, mahnte der Vorsitzende Herr Landrath v. B onin, auf die Produktion von Viehfutterpflanzen mehr Bedacht zu nehmen, namentlich aus den Anba"

der gewöhnlichen Pferdebohne, welche im Gemenge m it späten Erbse"

ein ganz vorzügliches F utte r giebt und auf besserem Boden sehr gut deiht, ferner des amerikanischen Pferdezahnmais, der bei guter Pflegt sehr erhebliche Futtermassen liefert und sehr gut zur G rünfütterung Z"

verwenden ist, ebenso des Riesensutterkohls (Kuhkohl), welcher M annes höhe erreicht. Z u r Saatbeschaffung erklärte sich Herr Dembek bereu.

Anknüpfend an die Berathung der vorigen Sitzung, theilte Herr Haupt' mann v. Wedell mit, daß auf dem R ittergut Plowenz seit einigen Monate"

die Versütterung von Lupinen m it gutem Erfolge stattfinde, welche i"

folgender Weise entbittert werden: Die Lupinen werden zunächst in eine"' Fasse m it Wasser, welchem pro Centner Lupinen V, Liter Sckwefelsäul zugesetzt ist, übergössen, so daß das Wasser darin cirka 5 Zoll über de"

Lupinen steht, und bleiben in diesem Zustande 24 Stunden. Dara"' w ird das Wasser abgelassen und wieder frisches aufgegossen und ebenso^

5 Zoll hoch überstehend gehalten. Dieses Wasser w ird innerhalb ' Stunden dreimal durch frisches Wasser erneuert. Haben die L u p in ^ darin noch 24 Stunden gestanden, so sind sie zum z Verfüttern geeig"v und zwar in täglichen Rationen fü r Schafe von V i Pfd., fü r von 2Vr Pfd-, fü r Rindvieh von 2 Pfd. pro Kops. Dieses Versah^

besitzt den Vorzug der Einfachheit und verursacht infolge der Erspar"""

des Dämpfens geringere Kosten, zumal Schwefelsäure in größe^

Q uantitäten bezogen pro Liter n u r 22 P f. kostet. Der hier schon "v ein Vierteljahr herrschende kirchliche Nothstand hat endlich sein Ende § funden, indem an Stelle des vielbeliebten und seit langer Zeit erkrank^

P farrers Herrn Umlaufs Herr P farrer P a u li von B e rlin seit dem heutig^

Tage auf 4 Monate seine Stelle vertreten w ird.

E lß in g , 31. M ärz. (Verschiedenes). Schon wiederum ist hier ^ - F a ll von B lu tve rgiftun g vorgekommen, der ebenfalls den Tod ein Menschen herbeigeführt hat. Der in der Leichnamstraße wohnende Friedrich R ilk war seit einigen Tagen damit beschäftigt, den am P ^ f L " - grundstück der Leichnamstraße befindlichen Zaun m it Oelfarbe zu st*Ä^e!

Bei dieser Gelegenheit ritzte R. sich an einem vorstehenden eiserne"

einen Finger der rechten Hand. E r hielt die Verletzung nu r ^ r ' y geringfügig und beachtete dieselbe nicht früher, bis vorgestern die V und schließlich der ganze A rm bedenklich anschwollen. Der nun h'-5se gezogene Arzt konstatirte starke B lu tve rgiftun g, konnte auch keine V ^ mehr bringen. R. ist nach gräßlichen Schmerzen in der verflossenen g seinen Leiden erlegen. - - A ls ein Zeichen der Zeit mag nachstehender angesehen werden. Das Dienstmädchen einer hiesigen Herrschaft bar ^ die Erlaubniß, Sonnabend einen B a ll besuchen zu dürfen und e v diese auch. Kurz vor dem Beginn des Vergnügens erscheint ihre welche sich zu demselben ebenfalls zu rüsten beginnt. Wie erstaunte die Herrschaft, als sich gleich darauf eine — Friseuse anmelden ^ welche unsere beiden „Küchenfee's" zum Balle ausputzen sollte. . H e r ­ der „schlechten" Zeiten ist der Hang zur Putzsucht und die Hast.naw ^ gnügungen unbezwinglich. — Kürzlich wurde der Altsitzer H. " i ' ^ der Elbinger Höhe beerdigt. Derselbe hat m it rechtem Todesmuw - ^ Sensenmann ins Auge geschaut, denn es w ird von ihm erzählt, " jn bereits vor mehreren Jahren sich hatte seinen S arg anfertigen lau dem er such alltäglich seinen M ittagsichlaf hielt. — A ls man kurz ^ . , f eRaufe

dem Besitzer I . Stobbe in Haselau den Pferden Heu auf bw - - ^ , i steckte, sprangen dieselben auf einmal zurück. Beim Nachsehen ^kglls in der Krippe eine ungefähr 18 Zoll lange Schlange, welche l unbemerkt m it auf den Heuboden gebracht und in dem ^ )

o Posen, 1. A p ril. (E in Schülerkampf). Unter der Anttage d ^ r sährlichen Körperverletzung stand heute der 15 Jahre "Mische"

E m il Steinke vor der Strafkammer. S eit langer Zeit besteh den hiesigen Gymnasiasten und den Mittelschülern Strettigk , 5. Dezember v. I . aus dem Ausstellungsplatze vor dem R . ^ gefochten werden sollten. Es hatten sich zu diesem Zweck g ^ ^seiNS Mittelschüler und zwanzig Gymnasiasten eingebunden, die Pw g « v,e m it Steinen bewarsen. Schließlich gelang den Gy ' Der^

Mittelschüler in die Flucht zu jagen und zu .„ A n g e k la g t- ^ folgung drehte sich einer der Fliehenden — eS w ar »er " n g

Cytaty

Powiązane dokumenty

! Spencer schildert nun m it Beredsamkeit die weiteren Folgen eines derartigen Zustandes. I n dem neuen Zu- kunftsstaat werden diese Charakterzüge um so

Die Schießübungen, welche das Fuß-A rtillerieregim ent Nr- vor einigen Tagen dort anstellte, haben dem Vernehmen nach die B rau barkeit des Platzes auch für die

Am ersten und zweiten Feierte».. Beilage zu Nr. S ein R uf ist charakteristisch; er unterscheidet sich von dem aller seiner Gefährten und kehrt in übereinstimmend

A ls der Abgeordnete Richter in der Donnerstagfitzung seinen W ahlantrag zurückzog, hat er ohne Zweifel ganz intelligent gehandelt; aber jedenfalls würde er noch

Es liegt nun der weitere V e rla u f ganz an der K onstitution der Person, der Herd kann bald verhärten, er kann auch in jauchige E iterung übergehen, das

Von der Gestellung zur öffentlichen Im pfung können, außer den nach dem vorstehend mitgetheilten 8 1 Zu 1 und 2 von der Im pfung ausgeschlossenen Kindern und

schwunden sein seit dem Abschluß des westfälischen Friedens, durch welchen zw ar dem dreißigjährigen Bruderkriege ein Ende gemacht, leider aber auch D eutschlands

— D a s S taaism intsterium erläßt eine Bekanntmachung, welche anordnet, daß eine gesundheitsschädliche Beschaffenheit des Fleisches von perlsüchtigem R indvieh der