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Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 77 + Beilage

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Academic year: 2021

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(1)

AbormeruentspreiA

für T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 Pfennig pränum erando;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

A u s g a b e

tä g lic h 6 V , U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a k t i o n und E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschluß N r. 57.

JnsertionSpreis

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition„Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und AuslandeS.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Num m er bis 1 U h r mittags.

Hr«. ^ Donnerstag den 31. M ä r; 1892. X . Zahrg.

Abonnements

auf die Thorn,r fresse" m it dem „Issustrirten Sonntagsblatt" fü r das II. V ie rte lja h r zum Preise von 2 M ark nehmen sämmtliche Kaiserlichen Post­

ämter, die Landbriefträger und w ir selbst entgegen.

Expedition der „Thorner Presse"

T h o r n , Katharinenstrafie 1.

politische Tagesschau.

Z u den Erörterungen in der Presse über V e r ä n d e ­ r u n g e n i n n e r h a l b d e s p r e u ß i s c h e n S t a a t s m i n i - l t e r i u m « w ird der „S ta a ts b . Z tg ." von unterrichteter S eite MitgeiheUt, daß die Frage, nach welcher ein Wechsel in der

^izepräfidentschaft des Staatsm inisterium s und des S ta a ts - sekretariats des Reichsamt« des In n e r n bevorstände, infolge Aussprache zwischen dem G rafen E apkivi und Eulenburg und Herrn von Bötticher definitiv dahin entschieden ist, daß H e rr von Bötticher im Amte verbleibt. Dagegen ist der Rücktritt de«

Landwirthschaftsministers von Heyden als sicher anzunehmen.

Dem Vernehmen nach gilt nach wie vor H e rr von Klitzing als sein Nachfolger. - - G ra f Eulenburg übernim m t vor der Hand

" in Portefeuille.

Ueber die T r e n n u n g d e s R e i c h s k a n z l e r a m t s v o m

^ i n i s t e r p r ä s i d i u m urtheilen die „ H a m b u r g e r N a c h ­ r i c h t e n " : „ D ie W a h l der M inister und die Gestaltung der diinisterien ist heutzutage nicht mehr so wichtig, wie unter Kaiser W ilh e lm I ., w eil der jetzige M onarch der Aufgabe, die sich gestellt hat, sein eigener Kanzler zu sein, gerecht w ird und es somit nicht darauf ankommen kann, daß und wie eine Anzahl leitender M ä n n e r sich in die G ew alten theilt. A u f der Thatsache, daß der Kaiser und König die P o litik selbst leite, be­

ruht auch die Hoffnung, daß er seinerseits ein politisches Aus- b'nandergehen des Reichskanzlers und des preußischen M in ister­

präsidenten nicht dulden und verhindern w ird , daß der S taatS -

">agen aus dem Geleise kommt."

q. Anläßlich der E o m e n i u s f e i e r fanden M o n ta g Abend in

* r a g in vielen Stadttheilen grobe Ausschreitungen statt. Eine

"uch vielen Hunderten zählende Menge durchzog nach E in tr itt

^ Dunkelheit, heftig brüllend, johlend, schreiend und pfeifend frequenten S tra ß e n . D ie P o lizei zerstreute die T u m u l- 'vanten zw ar, jedoch sammelten sich dieselben im m er wieder an qs^ren S tellen und setzten ih r lärmendes T reiben fort. V iele

^ H aftu n gen wurden vorgenommen.

I n der f r a n z ö s i s c h e n D e p u t i r t e n k a m m e r wurde

^ M o ntag die Dringlichkeitserklärung fü r den Gesetzentwurf

^gen die Urheber von Eigenthumsbeschädigungen durch Spreng»

bvffe debattcloS angenommen. D e r Gesetzentwurf setzt Todes­

strafe fü r die Urheber fest, doch besagt eine Zusatzbestimmung, daß die Angeber straflos bleiben sollen, wenn die Denunziation vor der Ausführung des Verbrechens erfolgt ist. — Dagegen wurde die Dringlichkeit fü r den von E m ile F erry eingebrachten Antragt nach welchem der S ta a t fü r alle durch D ynam itatten- tate verursachten materiellen Schäden aufzukommen hat, m it

» 5 2 gegen 2 4 4 S tim m en abgelehnt. — D e r D epu tirte DreysuS

Hlnerforschliche Wege.

Kriminal-Roman von A. S ö n d e r m a n n .

--- (Nachdruck verboten.)

^ ^ ^ (27. Fortsetzung.)

st» " " d e schon Obdach finden. H ie r — hier ist G e ld !'

"üNelte W allt) in ihrer Angst.

»Hm, seltsam! W ie kommen S ie zu diesem G elde?"

L^osg, die Tochter des G efängnißw ärters, gab es m ir ! "

Inspektor blickte ein Weilchen auf die blaffe zitternd, ' d a n n schaute er wieder sinnend zu Boden.

fchiichA' bitte, lassen S ie mich fo rt!" kam es noch einm al ir - d flehendem T o n e von W a llv s L in n e n

dr.

wagte keine Einwendung mehr zu machen.

^ Matratze wurde in der Nähe der T h ü r niedergelegt ä>ird fügen S ie sich in das Unvermeidliche; eine Nach Mach ° schon gehen! M orgen werden w ir ja sehen, was fiä Aiien° "st*!" wendete sich jetzt der Inspektor m it freundlichere dürs.j die unglückliche F ra u und führte dieselbe nach de

§ Lagerstätte.

Noch einen L au t von sich zu geben, sank W a lly , ih r Kin!

mnier fest in den Arm en haltend, auf die Matratze niedei

^ dln un d^ ""^ ^ fürchte mich; komm, laß uns fortgehen!" klagt

Hinterem ^ "fp tk to r verließ den S a a l. Kaum hatte sich die T h ü liche ^schloffen, als sich mehrere Personen an die unglüö

utter m it ihrem Kinde herandrängten.

ist eine F e in e !" höhnte ein liederliches Frau er

» dem das Laster auf dem Gesicht geschrieben stand, in frivoles Lachen folgte diesen W orten.

bei u n? ,!. ^ ja recht zimperlich! Es gefällt D i r wohl nick wendete sich eine andere Person an W a lly .

flehendem T on e von W ally s Lippen, rde die Strohmatratze gebracht,

nn nicht; S ie müssen hier bleiben!" entschied

beabsichtigt einen A ntrag einzubringen, durch welchen die R e- >

gierung aufgefordert w ird , die Fabrikation und den Verkauf von ! D y n a m it allein zu übernehmen. — D ie französische D epu tirten - , kammer genehmigte noch die Kredite fü r die M inisterien des In n e r n , der Finanzen und der Kolonien, während die Kredite, die vom Kriegsministerium verlangt wurden, als übertriebene bezeichnet wurden, zumal die Lage keineswegs beunruhigend sei.

D ie Berathung hierüber wurde bis zum nächsten T ag e vertagt.

D ie am 15. Februar in ganz J a p a n vollzogenen W ahlen find zu Gunsten der Opposition ausgefallen. D ie Volkspartei w ird im neuen P a rla m e n t über 1 5 9 , die Regierungspartei n ur über 1 4 0 S tim m e n verfügen. D ie W ahlen waren in den meisten O rten von Unruhen und Ausschreitungen begleitet, und hierbei haben 2 2 Personen ihr Leben eingebüßt und 1 5 0 haben schwere Verletzungen davongetragen.

Nach M eldungen aus S H a n g h a i sind während des letzten Aufstandes in der M ongolei fast 8 0 0 0 Aufständische m it dem Schwerte getödtet und — b o rrib ilo äio tu — 5 0 0 lebendig ver­

brannt worden. I m Ching-Chang-Gebiete sielen 1 3 0 0 Rebellen den kaiserlichen T ru pp en in die Hände, wovon 8 0 0 verbrannt und die übrigen niedergemetzelt wurden.

D em Vernehmen nach hat sich Präsident Harrison über die letzte A ntw ort S a lis b u ry s in der B e h r i n g s m e e r f r a g e sehr befriedigt ausgesprochen und der Hoffnung auf eine baldige V e r­

ständigung Ausdruck gegeben.

preußischer Landtag.

Herrenhaus.

8. Sitzung vom 29. M ä rz 1892.

I n der heutigen Sitzung wurden in einmaliger Schlußberathung angenommen: Der Gesetzentwurf zur Ergänzung der Gesetze, betreffend das Ruhegehalt der emeritirten Geistlichen vom 15. M ä r z 1680 und betr. die Fürsorge für die W ittw en und Waisen der Geistlichen der evangelischen Landeskirche in den neun älteren Provinzen, sowie der Gesetzentwurf, betr. die Sterbe- und Gnadenzeit bei Pfarrstellen und die kirchliche Aussicht über die Vermögensverwaltung innerhalb der evan­

gelischen Landeskirche der älteren Provinzen der Monarchie.

Ueber eine Petition der Wester- und Lintelermarscher Deichacht, be­

treffend Bitte um Einstellung eines ihr als Darlehn zu gewährenden Betrages von 116 1 000 M k. behufs Befestigung des in der genannten Deichackt belegenen Seedeiches in den Etat, wurde nach Antrag der Kom­

mission zur Tagesordnung übergegangen.

Finanzminister M i g u e l gab bei diesem Anlaß interessante Aus­

schlüsse über die Steuerreform : Das Ergebniß der Veranlagungen zur neuen Einkommensteuer resultire in einem M eh r von 43 M illio nen M k.

gegenüber dem Deranlagungssoll, womit die Nothwendigkeit der Steuer­

reform genugsam erwiesen sein dürfte. Es werde nun auch mit der Reform weiter vorgegangen werden. Der zweite Schritt sei aber schwerer, als der erste. Wenn dieser aber gelinge, so werde Preußen in S ta a t und Gemeinde ein Steuersystem haben, welches sich vollständig auf den Grundlagen der Gerechtigkeit aufbaue.

Hierauf wird die Berathung des Staatshaushaltsetats fortgesetzt.

Die Debatte erstreckt sich auf den Dortm und,Em s-Kanal, wobei F rh r. v. M a n t e u f s e l beantragt, die vorgeschlagene Aenderung des im Jahre 1886 genehmigten Kanalprojekts für den Dortm und,Em s- Kanal von der Bedingung abhängig zu machen, daß die Mehrkosten — mtt Ausnahme derjenigen, welche durch den Anschluß an den M itte lla n d - Kanal^bedmgt sind — durch freiwillige Beiträge der Interessenten gedeckt

^ u s e n : Ich stimme gegen den Antrag

^zch halte es für schädlich, immer den Osten in einen ge- wlffen Gegensaß zum Westen und die Landwirthschaft in einen Gegensatz zur Industrie zu bringen. D er Kanal ist einmal bewilligt. Die Herren

aus dem Osten versuchen, da sie auch ihren Kanal haben wollen, den Kanal fü r den Westen noch jetzt zu Falle zu bringen (Oho!). Ich bitte Sie, den Sirenengesängen meines Freundes Manteufsel nickt zu folgen und seinen Antrag abzulehnen (Heiterkeit. Beifall).

Der Antrag Manteufsel wird abgelehnt.

Nächste Sitzung Mittwoch 12 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der Etatsberathung.

Schluß 5 Uhr.

Deutscher Reichstag.

206. Sitzung vom 29. M ä rz 1892.

Neu eingetreten: Abg. H o f f m a n n (Soz.).

Die dritte Berathung des R e i c h s h a u s h a l t s - E t a t S wird fort­

gesetzt.

Zum M a r i n e e t a t beantragt

Abg. L i n g e n s (Centrum), die verbündeten Regierungen zu ersuchen, darauf hinzuwirken: daß den Offizieren und Mannschaften des Reichs­

heeres und der kaiserlichen M a rin e an Sonntagen nicht n ur möglichste Ruhe geschafft, sondern auch Zeit gelassen werde, regelmäßig am M orgen- Gottesdienste theilzunehmen.

Generallieutenant v. S p it z erklärt, daß der Antrag ganz den A n ­ schauungen der Regierung entspreche. (Bravo!) I n den preußischen Vorschriften sei schon das enthalten, was die Resolution wünsche.

Staatssekretär H o l l m a n n theilt mit, daß für die M a rin e analoge Vorschriften bestehen.

Die Resolution w ird mit der Einschaltung „soweit der Dienst eS nicht verbietet" angenommen.

E in längere Debatte veranlaßt die in der 2. Lesung gestrichene erste Rate von 2 M illio n e n für die Kreuzerkorvette L .

Abgg. F rh r. v. Manteufsel (deutschkons.), G ra f Behr (freikons.) und v. Bennigsen (natlib.) beantragen die Bewilligung.

G ra f B a l l e s t r e m (Centrum) erklärt, daß das Centrum an seiner ablehnenden Haltung festhalte, nachdem sich der Berickt des Oberpräsidenten von Pommern über einen drohenden Arbeiternothstand als zu schwarz gefärbt erwiesen.

Abg. D r. D o h r n (deutsckfreis.) bestreitet als Vertreter S tettins die Existenz eines Nothstandes unter den dortigen Arbeitern; es bestehe im Gegentheil Arbeitermangel. Aber selbst wenn das nicht der F a ll wäre, könne das Centrum nicht den gefährlichen Weg betreten, daß der S ta a t ein Recht auf Arbeit gewähre.

F ü r die Bewilligung treten ein: G ra f A rnim und F rh r. v. Stum m (freikons.), sowie v. Henk (deutschkons.), Vizeadmiral z. D .; dagegen sprechen Abgg. D r . B arth und Rickert (deutschfreis.).

Schließlich wird die Forderung m it 177 gegen 109 Stim m en ab­

gelehnt.

D a fü r stimmt die Rechte, die Nationalliberalen und die Polen.

D a ra u f wird der M arineetat angenommen.

Beim J u f t i z e t a t wird die Resolution deS Abg. v. B a r u. Gen.

aus Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betr. die Auslieferung von ver­

u rte ilte n und angeschuldigten Personen an auswärtige Regierungen, gegen die Stim m en der Linken abgelehnt.

Abg. L i e b e r m a n n v. S o n n e n b e r g (deutschsoz.) versucht den F a ll Paasch zur Sprache zu bringen, wird aber vom Vizepräsidenten G rafen Ballestcem mit dem Bemerken daran verhindert, daß es sich hier um eine Sacke einzelftaatlicher Justizpflege handle.

D er E ta t des Juftizam ts wird angenommen.

Zum E ta t der Z ö l l e w ar in 2. Lesung der A n trag M e n z e r und Gen. auf Erhöhung des Zolls für Tabakblätter von 85 auf 125 M a rk eingebracht.

Abg. H u ltz s ch (deutschkons.), S r u m b t und M e r b a c h (freikons.) beantragen nun für den F a ll der Aufrechterhaltung des Antrags Menzer eine gleichzeitige entsprechende Erhöhung der Zollsätze für fabrizirten Tabak.

Abg. H ultzsch (deutschkons.) begründet diesen Eventualantrag. W enn der A ntrag Menzer durchgeführt werden sollte, so würde die inländische Tabakindustrie schwer getroffen werden, wenn nicht gleichzeitig ein E r ­ höhung des Zolls für ausländische Tabaksabrikate eintrete. Eine solche Schädigung müsse schon im Interesse der in der Tabakindustrie beschäftigten Arbeiter unbedingt vermieden werden.

„ H a h a ! — ja , hier giebt's freilich keinen seidenen D iv a n , oder ein H im m elbett!"

«Ach, I h r seid nicht gescheit; das ist keine Vornehm e! S eh t doch, was sie fü r ein abgeschabtes Kleid trä g t! W o bist D u denn hergekommen, Schatz? H a t Dich der W ir th an die L u ft gesetzt?

W o hast D u denn Deinen M a n n gelassen? Bist D u ihm etwa durchgebrannt?"

„ H a h a ! — seht n u r, wie sie uns a n sta rrt! Aber hübsch ist sie, ganz verteufelt hübsch!"

Solche Redensarten, begleitet m it höhnischem Gelächter, umschwirrten die Unglückliche.

„ Ic h bitte Euch, laßt mich in R u h e !" kam es endlich von W a lly s Lippen, und das arme, gequälte W eib bedeckte dann, leise aufstöhnend, ihre Augen m it der Hand.

E in Gelächter folgte diesen W o rten , und'aberm als erklangen schlechte Witze und gemeine Redensarten.

D ie W orte durchschnitten die schmerzersüllte Seele der Un- glücklichen.. Noch einmal wagte sie es, die Personen zu bitten, sie doch in Frieden zu lassen.

„ Ic h habe es ja gesagt, es ist eine V o rnehm e!" rief wieder die leichtsinnige D irn e und stieß ein höhnisches Gelächter aus.

Jetzt fing Edm und, durch das rohe Gebühren der Umstehen­

den noch ängstlicher gemacht, zu weinen an.

„ N a , das fehlte gerade noch! H a lt's M a u l, B eng el!" schalt ein altes W eib, während es einen giftigen Blick, begleitet von einer drohenden G eb ild e, auf den kleinen Knaben w arf.

Doch Edmund wurde dadurch im m er ängstlicher und begann noch lauter zu weinen.

„ W a s w ill sie denn überhaupt m it dem Kinde hier? W ir wollen uns doch nicht die ganze Nacht verderben lassen! M a g sie in den S a a l gehen, wo sich Kinder befinden!"

„ W ir rufen den Inspektor, wenn die kleine Range nicht bald aufhört zu p lä rre n !"

„ J a , ja , w ir rufen den In s p e k to r!" fielen mehrere andere S tim m e n ein.

W a lly suchte das Kind zu beruhigen und erhob sich endlich von ihrem Lager.

» J a , ja , das ist das beste, was D u thun konntest! Geh und laß Dich in einen andern S a a l bringen?" rief ihr eine S tim m e zu.

D a wurde abermals die T h ü r geöffnet, und eine F ra u tra t herein.

„ O h , hoho! — noch ein e? ! D a s geht nicht! W ir find so wie so schon zehn über die Z a h l! D a s dulden « i r nicht!"

schrieen mehrere S tim m e n durcheinander dem Inspektor zu, der nach der F ra u in den S a a l getreten w ar.

„ R u h e !" befahl der Beamte und gebot den Personen, sich sofort auf ihre Pritschen zurückzuziehen.

Widerstrebend und m it unwilligem G em urm el gehorchten die T u m u ltu an tin n e n .

Noch stand der Inspektor, seine Augen m it strengem Aus- drucke im S a a le umherschweifen lassend, vor der T h ü r , da tra t W a lly rasch auf ihn zu und rief flehenden T o n e s ;

„U m Gottes willen, ich bitte S ie , lassen S ie mich fo rt;

ich halte es nicht länger hier au s !"

„H e rr du meine G ü te ! — W a lly ! " tönte e« jetzt von den Lippen der F ra u , welche eben erst in Begleitung des Inspektor«

eingetreten w ar.

W a lly B ra u n zuckte bei dem T o n e dieser S tim m e erschrocken zusammen.

Einen M o m en t starrten ihre «eitgeöffneten Augen auf die weibliche G estalt; dann schrie sie, von Entsetzen gepackt, lau t auf und tra t, das Kind fest an sich drückend, einige Schritte zurück.

„ Is t das I h r e Tochter, die S ie suchen, F ra u S o m m e r? "

fragte der Inspektor.

D ie F ra u zog ein Taschentuch hervor und fu h r m it dem­

selben über ih r Gesicht.

„ G o tt erbarme sich! J a , ja , sie ist es!" zwang sie sich m it weinerlicher S tim m e zu antworten.

(2)

Aba. v. K leist-Retzow (deutschkons.) erwartet von der Zollerhöhung keinen Nutzen fü r den Tabaksbau, wohl aber eine Benachteiligung der Industrie.

D er zum E ta t der Zölle gestellte Antrag Menzer und Gen. auf E r ­ höhung des Zolls für Tabaksblätter von 85 aus 125 M k. wird nach längerer Debatte mit 205 gegen 66 Stim m en abgelehnt.

D er Rest de- Etats wird ohne erhebliche Debatte erledigt._________

Deutsches gleich.

B erlin, 29. M ä rz 1892.

— A m heutigen V orm ittage ließ sich Se. Majestät der Kaiser vom StaalSm inister von Bötticher V o rtra g halten, a r­

beitete m it dem Chef des M ilitä rka b in e ts und nahm militärische Meldungen entgegen.

— Seine Majestät der Kaiser hat heute Nachmittag bei dem M in is te r von Bötticher den Thee eingenommen.

— W ie den „H am b. Nachr." aus C hristiania gemeldet w ird , gedenkt Se. Majestät der Kaiser gegen den 12. J u l i in Skaarö an B o rd eines der Walfangschiffe der Herren G iäver dem Walfischfange beizuwohnen.

— Ih r e M ajestät die Kaiserin ertheilte am gestrigen Nach­

mittage dem Präsidenten des S taatsm inisterium s G rafen Botho zu E ulenburg Audienz, welcher auch gestern die Ehre hatte, von Ih r e r M a j. der Kaiserin Friedrich empfangen zu werden.

— Ih r e M ajestät die Kaiserin Friedrich empfing heute den G rafen und die G rä fin von Zedlitz-Trützschler.

— Fürst Bismarck hat die M itth e ilu n g nach Bochum ge­

langen lassen, daß er bereit sei, am 1. A p r il m ittags 12 U hr die Abordnung zu empfangen, welche die dortige nationalliberale P a rte i zur U eberm ittelung der GeburtStagswünsche zu entsenden beschlossen hat.

— D e r am M ontag früh 6 */, dahingeschiedene königliche Gene­

ra l der In fa n te rie z. D . a la s u its de« Leib-GrenadierregimentS K önig Friedrich W ilh e lm I I I . (1. Brandenburgisches) N r. 8, v.

Alvensleben, R itte r des hohen Ordens vom Schwarzen A dler, erreichte das 83. Lebensjahr. Z u m kommandtrenden General des 3. Armeekorps am 18. J u l i 1870 ernannt, brachten dem Verstorbenen und seinen braven T ru p p e n die Tage von Sptchern, V io n v ille , Gravelotte, Beaune de Rolande, O rleans, Vendöme und Le M a n s unvergänglichen Ruhm .

— D e r königliche General der In fa n te rie z. D . von Pritzelwitz entschlief am 26. d. M . in P otsdam im 80. Lebens- jähre nach langem Leiden.

- D ie „K ö ln . Z tg ." verzeichnet das Gerücht, daß der langjährige D irektor des Reichsjustizamts Hanauer zum Nach­

folger des H e rrn Bosse als Staatssekretär des Reichsjustizamts ernannt werden solle.

— D ie Kommission des Abgeordnetenhauses zur Vorbe- rathung des Gesetzentwurfs betreffend die D eklaration der V o r­

schriften des Einkommensteuer- und Gewerbesteuergesetzes — Aenderung oder Neubestimmung von Tagegeldern und Reise- kostensätzen (fü r die M itg lie d e r der EinschätzungSkommisfionen)

— nahm den Gesetzentwurf in der Fassung der Regierungs­

vorlage einstimmig an.

— D er Nachtragsetat über die strategischen Bahnen ist gestern Abend von der Budgetkommission des Reichstags gegen 2 S tim m e n (Sozialdemokraten) angenommen worden.

— D er deutsch-israelitische Gemetndebund, der gestern hier versammelt w a r, hat, wie die „V o ff. Z tg ." berichtet, einen Beschluß gefaßt, der die E in fü h ru n g des jüdischen R e lig io n s­

unterrichts in den Lehrplan der Schulen als eine „unerläßliche F o rderung" bezeichnet.____________________________________

Ausland.

PariS, 29. M ärz. D e r deutsche Botschafter G ra f M ünster ist heute V o rm itta g nach B e rlin abgereist; während seiner bis zum 10. A p r il währenden Abwesenheit w ird der erste Botschafts­

sekretär, Legationsrath von Schoen, die Geschäfte der Botschaft führen.

PariS, 29. M ärz. D ie M unizip a lrä th e von P a ris find über die Häufigkeit der Explofionsattentate sehr erregt; man n im m t an, daß energische Maßregeln u n m itte lb a r bevorstehen.

P a r iS , 28. M ärz. D ie durch die D ynam itattentate hervor­

gerufene P a n ik hält noch im m er an. D ie meisten Ansuchen der Hausbesitzer um polizeiliche Bewachung ihrer Häuser mußten abgelehnt werden, w eil nicht so viel Polizeimannschaften dis­

ponibel find. Es verlautet, daß der Polizeipräfekt Loz6 sein Demisfionsgesuch einreichen werde. Ueber die Ergebnisse der seit S onntag vorgenommenen polizeilichen Erhebungen w ird S t i l l ­ schweigen beobachtet. D ie P a n ik r u ft die lächerlichsten Gerüchte hervor. D ie M eldungen von Attentaten in der Lhaumartinstraße und Montmartrestraße find erfunden, ebenso alle Gerüchte in

„F ra u B ra u n , Ih r e M u tte r ist hier und hat erklärt, sich Ih r e r anzunehmen!" wendete sich jetzt der Inspektor an W a lly .

„N e in , nein — ich bleibe h ie r !" ächzte diese.

„ K in d , armes K in d , so w eit ist es m it D ir gekommen!"

fu h r F ra u S om m er fo rt und näherte sich ihrer Tochter. „ M e in G o tt, was das fü r ein hübscher Knabe is t ! W eine nicht, mein Enkelchen, weine n icht; ich nehme Dich m it sammt D einer M u tie r zu m ir ! "

M i t diesen W o rte n fu h r F ra u S om m er zärtlich m it der Hand über das Lockenhaupt des kleinen Knaben.

W a lly schaute überrascht auf ihre M u tte r.

„Ach, W a lly , arme« K in d , daß es so w eit m it D ir kommen m u ß te !" wiederholte noch einm al schluchzend die Scheinheilige.

„N a , machen S ie ein Ende ; S ie sehen, die «„deren drängen sich schon neugierig an uns h e ra n !" mahnte der Inspektor.

„K om m , komm, meine arme W a lly ; D u sollst erfahren, daß D u noch eine M u tte r hast, die Dich liebt. M e in G o tt, w arum hast D u Dich auch gar nicht an mich gewendet? Komm, meine Tochter, komm, kom m ; ich werde fü r Dich und D e in K in d sorgen!"

Und die alte F ra u lehnte sich dabei zärtlich an die u n w ill­

kürlich noch einen S ch ritt zurückweichende W a lly und schlang ihren A rm um deren Nocken.

„F olgen S ie Ih r e r F ra u M u tte r; ich übernehme die V e r­

a n tw o rtu n g !" begann auch jetzt der Inspektor.

W a lly vermochte immer noch nicht zu antu orten. D ie pein­

lichste Unentschlossenheit leuchtete aus ihren Zügen. B a ld w a rf sie die ängstlich blickenden Augen auf die M u tte r, bald auf die Insassen des S a a le s, welche sich abermals neugierig m it höhnischen Blicken der Gruppe näherten.

Es schien ein schwerer K am pf fü r die unglückliche F ra u zu sein. Doch der Gedanke, noch länger hier in dem S aale zu ver­

weilen und dem S potte und den rohen Späßen der Personen

Bezug auf den früheren M in iste r Constans. Zahlreiche H aus­

besitzer empfingen D rohbriefe und forderten daraufhin die in ihren Häusern wohnenden Beamten auf, sofort die W ohnung zu räumen. D ie B lätterm eldung von der erfolgten Verhaftung Ravachols und M athieus ist bis jetzt unbestätigt geblieben. D ie P olizei behauptet, Ravachol sei die Flucht nach dem Auslande geglückt. Zahlreiche Verhaftungen, welche aufs Gerathewohl in P a ris und der P ro vin z vorgenommen wurden, haben keinerlei A n h a lt fü r die Entdeckung der D ynam itarden ergeben. Gegen Ravachol und M a th ie u find neue Steckbriefe erlassen worden, w eil die ersten nicht genau genug sind.

Brüssel, 29. M ärz. D er M in iste r des A usw ärtigen Fürst v. Chimay ist heute V o rm itta g gestorben.

Brüssel, 29. M ärz. D ie hiesige P o lize i erhielt aus P a ris die amtliche M itth e ilu n g , daß mehrere der von den P ariser B e­

hörden gesuchten Anarchisten nach Brüssel geflohen seien. Alle von der hiesigen P o lize i bis jetzt angestellten Nachforschungen find ergebnißlos geblieben. D ie Bahnhöfe, H otels und Herbergen werden polizeilich überwacht.

London, 29. M ärz. E in P ariser Telegram m der „T im e s "

beziffert die Z a h l der Ausländer, welche infolge der stattgehabten Explosionen in den letzten drei Tagen P a ris verlassen haben, auf 30 Prozent.

Kopenhagen, 29. M ärz. D ie V iehausfuhr nach Deutschland n im m t große Ausdehnung an. A m S o n n ta g Abend gingen über die Landzollgrenze bei W andrup nach H am burg 133 Eisenbahn­

wagen m it R indern und 12 Wagen m it Schweinen. Am S o n n ­ abend kam auch die erste direkt nach H am burg bestimmte V ie h ­ ladung aus Schweden hier an.

Atherfield, 29. M ärz. D ie „E id e r" ist heute frü h flo tt gemacht worden.

Petersburg, 28. M ärz. I n der L u b lin e r Diözese wurden neuerdings acht katholische P fa rre r auf G rund einer V erfügung der Verwaltungsbehörde ih re r Aemter entsetzt und fü r unfähig erklärt, weiterhin die Funktionen der Geistlichen auszuüben.

Petersburg, 29. M ärz. Durch einen E rlaß des Unterrichts­

ministers wurde sämmtlichen russischen Lehranstalten verboten, den jüdischen Schülern Geldunterstützungen aus S tipendien oder Befreiung vom Zahlen des Schulgeldes zu gewähren.

Petersburg, 29. M ärz. Anläßlich der Comeniusfeier fand gestern im hiesigen Lehrerinstitute eine Festversammlung statt, in welcher mehrere Redner über die pädagogischen Verdienste von Comenius sprachen. M orgen w ird zum Gedächtniß desselben im Museum der M ilitä rle h ra n sta lte n eine Feier begangen._________

I u den Dynamit-Attentaten in A aris.

Ueber das am S o n ntag stattgehabte große D yn a m it-A tte n a t ist der „V o ff. Z tg ." noch folgende nähere M itth e ilu n g zuge­

gangen: A m S onntag M orgen kurz nach 8 U hr flog im Treppenhause eines Miethshauses, Ecke der Clichy- und B e rlin e r­

straße, eine Sprengpatrone auf. D as ganze Treppenhaus wurde zertrümm ert, alle T h ü re n , die sich auf die Treppe des fü n f­

stöckigen Hauses öffnen, wurden aus ihren Rahmen gerissen, die Decken und Fußböden der Z im m e r wurden gespalten, die Zwischenwände der W ohnungen erschüttert, die Einrichtungsgegen­

stände durcheinander geworfen. D ie M iether, vom Ereigniß meist noch im B e tt überrascht, flohen unbekleidet über eine u n ­ versehrt gebliebene Hintertreppe oder erschienen hilferufend an den zerschmetterten Fenstern und wurden von der rasch herbei­

eilenden Feuerwehr auf RettungSleitern heruntergeholt; sie find bis auf ein ernstlicher verletztes Dienstmädchen m it leichten Schrammen davongekommen, die von G la rsp lttte rn an Händen und Gesicht verursacht wurden. D ie junge G a ttin eines im Hause wohnenden Apothekers w ar zwei S tunden vor der Ex­

plosion von einem Mädchen entbunden w orden; M u tte r und K ind mußten in Decken zu Nachbarn jenseit der S traße geschafft werden. D ie P olizei und alle Behörden waren rasch zur Stelle.

D ie Clichystraße wurde gesperrt, den M iethern w ar nicht ge­

stattet, in ihre Wohnungen zurückzukehren und die nöthigen Kleider oder Geld zu holen ; denn man besorgte den Einsturz des Hauses, das gegen Abend m it Balken gestützt wurde. D er V izew irth hatte, wie gewöhnlich, nichts gesehen; er konnte keinerlei A uskunft über die T häter geben. D ie Chemiker der S ta d t glauben, daß der Sprengstoff diesmal nicht D y n a m it, sondern M e lin it gewesen ist. E in e r der M iether des ange­

griffenen Hauses ist S ia a tsa n w a lts-S te llve rtre te r B ulloz, der vor einigen M onaten in der Strafsache der Clichyer Anarchisten die Anklage führte. M a n behauptet, der Anschlag sei gegen ihn ge­

richtet gewesen ; er selbst glaubt dies nicht. E r w ohnt übrigens fü n f Treppen hoch und seine W ohnung ist die wenigst beschä- ausgesetzt zu werden, schien ih r noch schrecklicher und unerträg­

licher zu sein. als wenn sie jetzt der M u tte r folgte.

„ N a , was zögerst D u denn, meine liebe, gute W a lly ? Fürchte Dich n icht; ich zürne D ir nicht m e h r! D as Elend, welches Dich betroffen, hat meinen U nw illen gegen Dich vollständig ver­

scheucht. D u hast m ir im m er vorgeworfen, als ob ich kein Herz fü r Dich hätte — ach, und ich meinte es doch so gut zu D ir ! Hättest D u m ir gefolgt, so würdest D u Dich jetzt nicht in dieser schrecklichen Lage befinden. Doch ich w ill D ir keine V orw ürfe machen; ich sehe ein, daß es jetzt meine P flich t ist. D ir zu helfen und D ir in Deinem Unglücke beizustehen. Und ich w ill es thun, W a lly , ich w ill es thun, so w ahr ich Deine M u tte r b in ! D u sollst erkennen, daß D u mich früher falsch beurtheilt hast!

Komm, komm, mein armes K in d ! S ieh n u r, wie der Kleine nach m ir v e rla n g t!"

„ O , M u tte r !"

„G ie b m ir den Knaben; er w ird D ir ja zu schwer! Komm, komm, K in d !" fu h r die Scheinheilige fo rt, und im nächsten Augenblicke hatte sie auch Edmund zu sich genommen.

D as K ind, von der Freundlichkeit der F ra u bestochen, schmiegte sich an ihre Schulter und lächelte der M u tte r ver­

gnügt zu.

Noch einm al preßte W a lly ihre Hand fest auf da« H erz;

schien es doch, als ob sie die Abneigung, ja den Abscheu, den sie bis jetzt gegen ihre M u tte r empfunden, m it G ew alt unter­

drücken wollte.

D as K ind schmiegte sich im m er inn ig e r an seine Großm utter.

W a r das ein Zeichen des H im m els?

Diese letzte Frage flüsterte W a lly vor sich hin.

„N a , entschließen S ie sich!" mahnte noch einm al der Inspektor.

D a zuckle F ra u B ra u n zusammen. (Fortsetzung folgt.)

digte im Hause. D ie P o lize i ist überzeugt, der Anschlag sei v»»

derselben Person ausgeführt worden, wie der vom Boulevard S a in t-G e rm a in , da das Verfahren in beiden Fällen ganz g l ^ w a r, und sie h ält fü r den T h ä te r Ravachol, um den sich o»

romantischer Sagenkranz zu schlingen beginnt. D ie Zehntausende, die am S o n ntag trotz greulichen Regenwetters das verwüste^

Haus besichtigten, waren in äußerst grim m iger S tim m u n g , die vorgestern von den B lä tte rn widergespiegelt ward. „Figaro und „D s b a ts " werfen der Regierung hart vor, daß sie Prediger verfolge, Kirchen schließe und ausländische Jesuiten ausweise, während die Anarchisten unbehelligt ih r Dynamitgeschäft betreibe»

könnten. „P e tite R 6 p ." fra g t, was man m it den 1 600 00Ü Frcs. Geheimgeld mache und erinnert an die Nähe des 1.

den die Anarchisten zweifellos in ihrer Weise feiern würde»'

„E vsn e m e n t" fordert die Bevölkerung auf, Vigilance-AusschE zu bilden und sich selbst zu schützen, wenn die P o lize i sie nicht schützen könne. „V o lta ir e " erklärt, die Sicherheit der G e s e lls t müsse der Rücksicht auf Personen vorgehen, und wenn die gege»' w ä ltig e n M in iste r unzulänglich seien, müsse man eben zu be­

währten Persönlichkeiten zurückgreifen. I n der Kammer stehe»

A nfragen über das Ereigniß bevor. D e r P ariser bemächtigt st«

jetzt unverkennbar die P anik, welche die bisherigen A nschW nicht hervorrufen konnten.

AroVinzialnachrichten.

Gchönsee, 28. M ä rz . (Der Bürgermeister Heinrich Rückert zu Schönste) ist zum Bürgermeister der S tadt Grim men für eine zwölfjährige Amts- dauer ernannt worden.

(*) C ulm , 29. M ä rz . (Hundezucht in Ostafrika). Kürzlich ist seitens des auswärtigen Amtes in Berlin an das hiesige Jägerbataillon Anfrage gestellt worden, ob dasselbe eine für Hundezucht sich interessirende

Persönlichkeit auszuweisen hat, welche in Ostafrika dieselbe betreiben so"' I m hiesigen Bataillon befindet sich ein Vizefeldwebel namens G ., welcher sehr viel in der Hundezucht geleistet und auch bereit ist, auf ein J E die Stellung, welche 4800 M k. einbringt, anzunehmen. Endgiltiger Be­

scheid ist noch nicht eingetroffen.

X Neumark, 29. M ä rz . (Jahrmarkt. Gewitter). A u f dem gestrige"

Krammarkt waren auswärtige Verkäufer zahlreich vertreten, jedoch bei der ungünstigen W itterung die Kauflust eine äußerst geringe, so dop die Verkäufer in verschiedenen Fällen noch nicht einmal die Unkosten deckt haben. Bei dieser Gelegenheit fand sich auch ein Dieb ein, welcher in Abwesenheit des Uhrmachers Leneke demselben 6 Uhren, welche Z"^

Reparatur auf der Ladenplatte lagen, wegnahm und damit schleunig"

das Weite suchte. — Bei ziemlich warmer W itterung entlud sich hierin"

5 Uhr nachmittags das erste Gewitter m it einem daraus folgenden heftige"

Regen.

D t. E yla u , 28. M ä rz . (Regimentsjubiläum). I m M a i feiert das in Riesenburg, Rosenberg und D t. Eylau garnisonirende KürassierregimeM Herzog Friedrich Eugen von Württemberg sein 175jähriges Bestehen. M dem Vernehmen nach Se. Majestät der Feier beizuwohnen gedenkt, man hier der M ein un g, daß der Kaiser auch unserer Garnisonstadt eine"

Besuch abstatten wird.

Danzig, 28. M ä rz . (Schiffsbauten). Die Kreuzerkorvette „Olga", welche s. Z . von den Samoa-Jnseln nach der hiesigen kaiserl. W erft L"^

Vornahme einer gründlichen Ausbesserung kam, ist nunmehr soweit he^

gestellt, daß sie voraussichtlich M itte nächsten M on ats nach Kiel Z"*

Ä rm iru ng gehen kann. Dem an Stelle des bei Sam oa gesunkene"

Kreuzers „Adler" neuerbauten Ersatzkreuzer, welcher vor einigen Woche"

„Kaiseradler" getauft wurde, sind am letzten Sonnabend der letzte M ""

und die Schornsteine eingesetzt worden. Ferner ist der im B au begriffe^

Ersatz L für das bei Sam oa gestrandete Kanonenboot „Eber" sowe"

fertig, daß die Taufe in den nächsten Tagen stattfinden kann.

A us der Danziger Niederung, 27. M ä rz . (Ueberfahren). A "

Unglücksfall ereignete sich vorgestern bei den Arbeiten des Nehrung^

durchstiches. Der Arbeiter Johann B randt aus Letzkauerwürde, welch^

bei einem Arbeitszuge beschäftigt w ar und sich während der F ah rt am der Maschine befand, sprang nämlich, bevor der Zug ganz hielt, trov der W arnung des Lokomotivführers ab, wurde von der Maschine e r E und gerieth unter die Räder, die den Kopf vom Rumpfe trennten. ^ hinterläßt eine F ra u mit sechs Kindern in dürftigen Verhältnissen.

E lb m g , 29. M ärz. (E in gefährlicher Dieb). V o r einigen Tage"

verschwand bei dem Postamt zu Elbing ein B rief mit deklarirtem von über 4400 M ark. Die sofort angestellten umfangreichen Recherche"

nach dem Verbleib des Briefes waren erfolglos. Nach kurzer Zeit meld*"

sich ein Restaurateur, der von seiner Kellnerin bei der Tageseinnahi"^

einen in dem Briefe befindlich gewesenen Fünfzigmarkschein erhalten h c E Der Dieb scheint vor der weiteren Verausgabung des Geldes doch Für""

erhalten zu haben, denn heute M orgen fand man die noch fehlende Sul""^

in einem Postbriefkasten vor. Die Freude des jungen Postannah"^' beamten kann man sich denken.

Bartenstem, 29. M ä rz . (Erm äßigung der Kommunalsteuer).

unserer S tadt wurden bisher 466V, pCt. der Klassen- und klassifiziiE Einkommensteuer als Kommunal- und Kreisabgaben erhoben. Die Sem"- einscbätzung hat nun im Gefolge gehabt, daß dieser hohe Prozentsatz

300 pCt. ermäßigt werden kann. .

V o n der russischen Grenze, 28. M ä rz . (Postraub). Unweit ^ Statio n Chelm wurde der Postwagen des von Kowal nach ' W a r m ­ fahrenden Zuges der Weichselbahn von unbekannten Missethätern, unbemerkt eingebrochen waren, sämmtlicher Werth- und Geldsendung sowie der Briefe beraubt. Der Schaden beträgt angeblich gegen 150^

Rubel.

Brom berg, 29. M ä rz . (Einsturz). Die Ruine Bydgoszcz, die E feste des alten Bromberg, ist heute früh gegen 6 Uhr nach dem M r gymnasium zu eingestürzt. Die stehen gebliebenen Mauerreste sehen

hat silb der Rektor Paasche in Lobsens m it einem Revolver im B e t"

schössen. Das M o tiv der That ist unbekannt.

^okalnachrichten.

Thocn, 30. März

— ( P e r s o n a l v e r ä n d e r u n g e n i m H e e r e ) , v. See* " ^ P r.-L t. vom Jnf.-Regt. v. Borcke (4. pomm.) N r. 21, kommandirt Gewehrfabrik Spandau, tritt am 1. A p ril zur Gewehrfabrik DaN-is ^ ^ A b s c h i e d s b e w i l l i g u n g : S t a c h v o n G o l t z h e i m , Sek.-A- ^ Jns.-Regt. v. Borcke (4. pomm.) N r . 21, mit. Pension der Abschied

w illigt.

— ( P e r s o n a l i e n ) . Der Rechtskandidat Karl Scheda aus ist zum Referendar ernannt und dem Amtsgericht in Culmsee M ' schästigung überwiesen.

— ( P e r s o n a l i e n a u - d e m K r e i s e T h o r n ) . ^ ^ Landrath bestätigt sind: Der Besitzer Josef Wisniewski zu

Gemeindevorsteher für die Gemeinde Kasczorek, der Eigenthümer ' ^ laus Bauer aus Elisenau als Gemeindediener für die Gemeinde 0 l

— ( F ü r die F i r m u n g s - und Vi si t ati onsr ei sen Bischofs von Culm ist folgender P la n aufgestellt worden: ^ ^ h d e N , in Okonin Besichtigung der Kirche und von dort F ah rt nacb am 4. Hochamt und Firm u ng , am 5. Kirchenvisitation. Am -^^seN tion der Demeritenanstalt zu Rehwalde. Am 7. und

Hochamt und F irm u ng , am 9. Kirchenvisitation. Am 10. " i Desjä)' Kirchenvisitation, am 11. Hochamt und Firm ung. Nachmittag tigung der Kirche in Ostrowitt. Am 12. und 13. Hochamt un ^^ ^ in Gollub, am 14. Kirchenvisitation. Am 15. Hochamt un ^ ^ ^ o d e , Chelmonie, am 16. Kirchenvisitation. Am 25. M a i Ankunsi w gg.

am 26. Hochamt und F irm u ng , am 27. KirchenvisiLatttM. ^ Kirchenvisitation in Gilgenburg, am 29. Hochamt und

30. Hochamt und F irm u ng in Neidenburg, am 31.

Am 1. J u n i Hochamt und F irm u ng in Soldau, am 2. Kuchen

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