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Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins, 1907, H. 49

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(1)

ZEITSCHRIFT

D E S

HEFT XLIX.

E R S C H E I N T I N Z W A N G L O S E N H E F T E N .

P R E IS D IE SE S H E FT E S IM B U C H H A N D E L : 8 M ARK .

DANZIG.

^ O M M I S S I O N S - y E R L A G D E R ]L/. ß A U N I E R ’S C H E N ^>U CH - U N D J'ilJN S T H A N D L U N G .

1907.

(2)

n fra g e n , M itte ilu n g e n und A b h a n d lu n g e n für die Zeit­

schrift bitten wir an einen der Unterzeichneten zu senden.

Die Redaktions “Kommission.

Damus. Günther. Kruse.

Danzig.

D ru c k von A. W . K afe m an n G . m . b. H.

1907.

(3)

Seite 1. P. G . S c h w a r z , Di e H altu n g D anzigs im n ordischen Kriege 1563— 1570 m it

besonderer B e rü ck s ich tig u n g der B e zieh u ng e n zu Schw eden . . . . . 1 2. G. S o m m e r f e l d t , Z u r LehndorPP-Genealogie ... 101 3. M . F o l t z , Der D anziger Stadthaushalt am Ende des 16. Jahrhu n d e rts . . . 131 4. H . F r e y t a g , D ie Geschäftsträger des D eutschen O rd e n s an der R öm isch e n

K u rie von 1309— 1525 ...185 5. O . G ü n t h e r , D ie A ufze ic hn un g e n des T horner Pfarrers H ie ro n y m u s W ald a u 221 6. M . B ä r , D ie E n tw ick e lun g des T erritorium s der Stadt Danzig u nd ihres

k o m m u n a le n V erwaltungsgebietes . . . ... 253 7. P. B i d d e r , Beiträge zu einer G eschichte des w estpreußischen Schulw esens

in p oln ischer Z e it ca. 1572— 1772 ... 273 8. O . G ü n t h e r , L ateinische G e dichte des Jo h an n e s P o l i a n d e r ...351 9. P. S i m s o n , D ie Entstehungszeit der ältesten Danziger W illk ü r . . . 382

(4)
(5)

Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

1563 15*70

mit besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zu Schweden

von

Paul Gerhard Schwarz

aus Memel.

(6)
(7)

Seite V o r b e m e r k u n g e n ... 5

I.

L iv lan d u n d die V erw icke lu ng en u nte r den no rd ische n M äc hte n. — Danzigs S te llun g im p o ln is ch e n Reiche. — D anzigs V erhältnis zu r H ansa. — D ie N arvafahrt und die F r e i b e u t e r ... 7— 16

II.

V e rha n d lun g e n zw ischen S ig ism un d A ug u st u n d D anzig wegen der schw e­

dischen Fahrt. — Der Bruderkrieg in Schw eden. — A n n ä h e ru n g Polens an die gegen K ön ig E rich zusam m en tretende K o alitio n u n d Danzigs Sträuben gegen die T eilnahm e am K am pfe m it Schw eden. — D ie re­

sultatlosen B e m ü h u n g e n S ig ism un d A ugusts, Lübecks u n d D än em arks, D anzig zur Aufgabe seiner N eutralität zu bewegen. — E in fall Herzog E richs von B raunschw eig. — D er H errentag zu Rostock; das Stettiner B ü n d n is . — S ig is m u n d A ugusts E ntgegenkom m en gegen Danzig. — D anzig und Schw eden. — D ie Kriegsereignisse 1563 ... 16— 36

III.

D ie K riegsereignisse 1564 u n d 1565. — D anzigs V erhältnis zu r K rone. — D anzig, D än e m a rk u n d L übeck. — D ie Freibeuter. — V ergebliche V er­

suche des Rates, freien V erke hr m it Schw eden für D anzig auszuw irke n .

— D ie Sundsperre u n d der K o nflikt m it D än e m ark. — E rneutes Verbot jeden V erkehrs m it Schw eden durch S ig is m u n d A ugust. — E inse tzu ng von F re ibeuterko m m issaren. — W e ig e ru n g Danzigs, dem P o le n k ö n ig finanzie lle U nte rstützu ng zu gew ähren. — N iedergang des D anziger H and e ls. — R epressalien von schw edischer Seite. — B e sc h luß der O rd n u n g e n , eine G esandtschaft an K ö n ig E rich zu schicken . . . . 36— 56

IV.

Ü b e rb lic k üb e r den G a n g des Krieges 1566 bis zu m H erbst 1568. — Folgen des Krieges für D a n zig : D ie G e fah r eines Angriffs u nd N iedergang des H and e ls. — D ie Freibeuter u n d K onflikte m it neutralen M ächten.

— S chle ich h and e l m it Schw eden u n d S te llun g des Rats dazu. — V er­

suche des Rats, e in e n D ruc k a u f Polen durch H e m m u n g des G e tre id e ­ exports a u s zu ü b e n . — V erh a n d lun g e n m it D än e m a rk u n d die S u n d ­ sperre. — D ie Narvafahrt.— — Der H ansetag 1566 u nd die hansische M e d iatio n. — S p a n n u n g zw ischen D an zig u n d L üb e ck. — D ie U n io n s ­

(8)

4 Inhaltsangabe.

pläne S ig is m u n d A ugusts u n d seine V ersuche, D anzig zu r A ufgabe seiner N eutralität zu bewegen. — D ie fina nzie lle n H ilfsg e such e des P o le nkönig s an D anzig. — D er Landtag zu M a rie n b u rg (H erbst 1566).

— V erh a n d lun g e n Danzigs m it der K rone wegen der A bschaffung der Freibeuter. — V erlegung der A uslieger nach Putzig. — Der Reichstag zu Peterkau 1567. — D ie schw edische Flotte an der p reuß ischen K üste ; D anzigs R ü stu ng e n. — D ie A us lie g e r; E inse tzu ng ne u e r Freibeuter- K om m issare. — K o nflikt des P o le n kö nig s u nd seiner O rg ane m it Danzig. — D ie Fahrt nach Schw eden. — N e u e r V ersuch S ig ism un d A ugusts, D anzig in den K rieg zu v e r w ic k e ln ... 57— 81

V.

A nfänge der Regierung K ön ig Jo h a n n s . — Danzigs K o nflikt m it Polen. — Danzigs V erhältnis zu D än e m a rk ; unentschlossene P olitik des Rates. — S p an n u n g zw ischen Polen u nd D än e m ark. — D a n z ig s , V erhältnis zu Schw eden; Jo h a n n s III. Entgegenkom m en gegen die Stadt. — A u f­

rechterhaltung des schw edischen H andelsverbots trotz erneuter A n ­ näherungsversuche des K önigs. — Danzigs schw ächliche H a ltu n g ; V er­

stim m un g Jo h a n n s. — V ertröstungen S ig ism un d Augusts. — V ersuche des K önigs, Danzigs P rivilegien zu um gehen. — A n n ä h e ru n g Polens an Schw eden. — Ä n d erun g der P olitik D anzigs zugunsten D än em arks.

— E in w irk u n g dieser S te llun gn ah m e des Rates bei der A u fh e b u n g des schw edischen H andelsverbots. — D än em arks V erhalten. — Ausgang

der V erhan d lun g e n m it Jo h a n n III. — D er Stettiner Frieden . . . . 81— 98 S c h l u ß ...98— 99

(9)

O eit der Auflösung der kalmarischen Union war das Verhältnis Schwedens zu Dänemark ein sehr gespanntes geblieben. Gustav Wasa hatte den Kampf noch zu vermeiden gesucht. Aber schon ein Jahr nach seinem Tode griff sein Nachfolger Erich XIV. zu den Waffen.

Der Kampf blieb nicht auf die beiden nordischen Mächte beschränkt, sondern zog weitere Kreise in Mitleidenschaft. Das Eingreifen Erichs in die livländischen Verhältnisse machte einen Zusammenstoß mit den ändern Nachbarn des untergehenden Ordensstaates unvermeidlich. In erster Reihe kam es zum Konflikt mit Polen, das auf ganz Livland Anspruch erhob.

In diese Wirren wurde auch Danzig verwickelt. Die Stadt nahm eine eigenartige Stellung ein. Einerseits eine selbständige Handels­

macht, war sie andererseits ein Glied des polnischen Staatskörpers.

Daraus ergaben sich für Danzig mancherlei Schwierigkeiten, die im folgenden quellenmäßig dargestellt werden sollen, und zwar ins­

besondere, was das Verhältnis zu Schweden belangt. Die Beziehungen zu Polen und Dänemark sollen, soweit es zum Verständnis notwendig ist, beleuchtet werden.

Das ungedruckte Material, welches zu dieser Darstellung benutzt ist, gehört — abgesehen von einigen Mitteilungen aus dem Briefarchive des Herzogs Albrecht ) — dem Archiv der Stadt Danzig an. Namentlich kommen in Betracht die Acta internuntiorum2), die Berichte der städtischen Gesandten an den Rat; ihnen entsprechen die Missive3), welche Abschriften der von Danzig ausgehenden Schreiben enthalten.

Von Wichtigkeit sind ferner die Landtags-4) und die Hansarezesse5), deren Inhalt durch den Namen angedeutet ist, und die Ordnungsrezesse6), welche die Protokolle der zwischen dem Rat, den Schöffen und den Vertretern der Bürgerschaft gepflogenen Beratungen wiedergeben. Die Schreiben von Fürstlichkeiten, Städten und bedeutenden Persönlich­

keiten sind in einzelnen Schubladen des Archivs enthalten7).

]) Z itie rt als K. St. A.

-) Z itie rt als A. J ., dazu die N u m m e r des Bandes u n d die F o lio n u m m e r der Seite, a u f der das betreffende Stück beginnt.

3) Z itie rt als M iss. 4) Z itie rt als St. R. 5) Z itie rt als H . R. 6) Z itie rt als O . R.

7) Z itie rt u nte r der N u m m e r der Schu b lad e u n d dem Datum .

(10)

Von neuerer Litteratur war für Danzig speziell heranzuziehen Gottfried Lengnichs Geschichte der Preußischen Lande königlich­

polnischen Anteils, Bd. II. Danzig 1722; Gralaths Versuch einer Ge­

schichte Danzigs, Berlin 1789/91, Bd. II. und Löschin, Geschichte Danzigs, 1822 Th. 1.

Für die Verfassungskämpfe Danzigs mit der Krone ist Simsons erschöpfende Darstellung benutzt: Westpreußens und Danzigs Kampf gegen die polnischen Unionsbestrebungen in den letzten Jahren des Königs Sigismund August (1568— 1572), Danzig 1897 (Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins, Heft 37) und Salka Goldmann, Danziger Verfassungskämpfe unter polnischer Herrschaft, Leipzig 1901 (Leipziger Studien aus dem Gebiet der Geschichte V II. Bd. 2. Heft).

Von Arbeiten über Schweden im allgemeinen sind herangezogen:

Alin, Sveriges Nydaningstid 1521 — 1611; Tegel, Konung Erics XIV.

des Historia, Stockholm 1751; K. Hildebrand, Johann III. och Europas katolska makter, Uppsala 1898; Schäfer, Geschichte von Dänemark.

Bd. V, Gotha 1902.

Für die Darstellung des nordischen Krieges und der livländischen Verhältnisse sind benutzt: G. O. F. Westling, Det nordiska sjuärskrigets historia, I (herausgegeben als akademische Abhandlung 1879) II (in C. Silferstolpe, Historiskt bibliotek; Stockholm 1880). O. Blümcke, Pommern während des nordischen siebenjährigen Krieges, Baltische Studien Bd. 40 und 41, 1890 und 1891. CI. Annerstedt, Grundlägg- ningen af svenska väldet i Livland 1558— 1563 samt deraf alstrade strider inom Vasahuset, Uppsala 1868. Th. Annerstedt, Svenska väldet i Livland 1564— 1570, Goeteborg 1877.

Für die Geschichte der Hansa kamen in Betracht: Willebrandt, Hansische Chronik 1748. Sartorius, Geschichte des hanseatischen Bundes, 3. Teil, Göttingen 1808. Handelmann, Die letzten Zeiten hansischer Übermacht im skandinavischen Norden, Kiel 1853. Winckler, Die deutsche Hansa in Rußland, Berlin 1886.

Es sei mir hier gestattet, den Ausdruck innigen Dankes zu wiederholen, den ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Rachfahl, für die Anregung zu dieser Arbeit und für die mir jeder­

zeit bereitwilligst zu teil gewordene Unterstützung schulde. Zu danken habe ich auch den Herren Archivbeamten der Königlichen Staatsarchive zu Danzig und Königsberg für ihr freundliches Entgegenkommen.

6 Vorbemerkungen.

(11)

zwischen Polen und Schweden gaben die Verhältnisse in Livland.

Bei den inneren Zwistigkeiten war hier ein erfolgreicher Widerstand gegen die russischen Einfälle nicht zu erzielen, und das Bestehen des Ordensstaates hing allein von der Hilfe und Gnade seiner Nachbarn ab. An diese hatte Kaiser Ferdinand I. selbst den Ordensmeister ver­

wiesen1). Polen hatte 1557 mit Waffengewalt den Erzbischof Wilhelm von Riga und den Ordensmeister Fürstenberg zum Paswalder Vergleiche gezwungen. In dem damals zwischen Livland und dem Großfürstentum Littauen geschlossenen Abkommen lag bereits der Keim zu dem späteren Schicksal des Ordenslandes. Die beiden nordischen Mächte, Schweden und Dänemark, waren allzu eifersüchtig aufeinander, um Livland Bei­

stand zu leisten.

Als aber in Dänemark und in Schweden zwei junge, ehrgeizige Fürsten zur Regierung gelangten, änderte sich die Politik in diesen Staaten gegenüber dem bedrängten Livland2). Da dessen Aufteilung unver­

meidlich erschien, suchte jeder Anteil an der Beute zu erlangen. Däne­

mark faßte durch den Vertrag von Nyborg (26. September 1559) festen Fuß in dem Ordenstaate, nämlich in Ösel und in der Wiek, ebenso Polen, unter dessen Schutz sich der Meister Kettler und der Erzbischof Wilhelm stellten. Ungern sah Erich XIV., der 1561 seinem Vater Gustav Wasa in der Regierung folgte, wie Friedrich II. und Sigismund II.

August sich an der Ostküste des baltischen Meeres festsetzten. Mit Freuden begrüßte er die Ankunft einer Gesandtschaft aus Reval, die ihn um eine Geldunterstützung bat. Kettlers ungeschicktes Eingreifen bewog den Rat in Reval, sich unter Schwedens Schutz zu stellen. Am 4. Ju ni 1561 leistete die Stadt, bald darauf die umliegenden Landschaften Harrien und Wirland Erich XIV. den Treueid. So war Reval eine

J) R ie m a n n , das V erhalten des R eichs gegen L ivlan d 1559— 1561, Sybels hist.

Zeitschr. 35 S. 346.

-) C . A nnerstedt a. a. O . S. 11 ff.

(12)

schwedische Stadt geworden, und damit war der Grund zu Schwedens Ostseeherrschaft gelegt, aber auch zu langjährigem Kampfe mit Polen.

Kettler, vom Deutschen Reiche im Stiche gelassen, mußte Sigis­

mund August nachgeben, der auf völlige Unterwerfung drängte, und Unterzeichnete am 28. Oktober 1561 den Vertrag von Wilna, dem auch der Erzbischof Wilhelm von Riga beitrat. Der Orden hörte auf zu existieren. Kettler erhielt Kurland und Semgallen als selbständiges Herzogtum und die Verwaltung des Restes von Livland, der unmittel­

bar Littauen einverleibt wurde.

Zunächst suchte sich Polen mit seinem neuen Nachbarn im früheren Ordenslande auf einen guten Fuß zu stellen. Im Juli 1561 sandte der polnische König den Grafen Tenczin an Erich XIV. nach Stockholm, um wegen eines Bündnisses zu unterhandeln. Die vorgeschlagene Ver­

mählung seines Bruders Johann von Finnland mit einer polnischen Prinzessin fand Erichs vollen Beifall. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern hatte sich nämlich seit Erichs Thronbesteigung sehr getrübt. Dereinst hatte er Johann Reval versprochen; jetzt aber war er nicht mehr gewillt, den Machterweiterungsplänen des Bruders in Esthland freie Hand zu lassen, und hatte daher Reval selbst in seinen Schutz genommen. Durch die Aussicht auf die Hand einer polnischen Prinzessin hoffte er wohl, den Herzog für diesen Verlust entschädigen zu können.

Trotz seiner Unterhandlungen mit Polen befahl König Erich 1561 dem Führer der schwedischen Truppen in Esthland, Clas Christerßon (Horn), die livländischen Festungen anzugreifen — , gleichgültig, ob sie von polnischen Truppen verteidigt würden oder von Söldnern Kettlers.

N ur ungern gehorchte Horn diesem Befehl, da er es im Interesse Johanns mit Polen nicht zu offenem Kampfe kommen lassen wollte.

Mit Freuden ging er daher auf einen Waffenstillstand ein, den Kettler ihm anbot. Zwar ratifizierte Erich diesen Vertrag; er stellte aber solche Forderungen, wie sie Sigismund August niemals annehmen konnte.

Umsonst bot Johann seine Vermittelung an. Verstimmt über Erichs abweisende Haltung näherte sich daher der Herzog immer mehr dem Polenkönig. Auch Christerßon hatte vergebens Erich dazu zu bewegen versucht, den Kampf in Livland einzustellen, solange Johann mit Polen in Unterhandlungen stand. W ohl oder übel mußte er jetzt dem Be­

fehle des Königs gehorchen und die Feindseligkeiten wieder beginnen.

Im Februar 1562 rückte er mit seiner Reiterei aus, zögerte aber damit, tatkräftig die Offensive zu ergreifen. Erich, der aufmerksam die Unter­

handlungen seines Bruders mit Polen verfolgt hatte, riet diesem erst jetzt ernstlich von der geplanten Heirat mit Sigismund Augusts Schwester

8 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

(13)

Katharina ab. Aber da der Herzog sich fest zeigte, so entschloß sich Erich doch zu einem Waffenstillstände und befahl Horn am 25. Februar 1562 die Einstellung der Feindseligkeiten. Diese plötzliche Friedens­

liebe des Königs war freilich nicht von langer Dauer. Da nämlich Horn, bevor jene Nachricht ihn erreichte, Pernau durch Verhandlungen (Juni 1562) in seine Gewalt bekommen hatte, wies ihn Erich schon am 8. Juli von neuem zur Fortsetzung des Kampfes an. Pernaus Fall trieb Johann völlig in die Arme Polens; drei Tage nach der Einnahme der Stadt segelte er von Finnland nach Danzig ab. Voll Ungewißheit, was er beginnen sollte, verweilte der Herzog zwei Monate in der Stadt.

Schon war er im Begriff nach Schweden zurückzukehren, als ein Schreiben Sigismund Augusts1) ihn zum Bleiben veranlaßte. Da Johann der Aufenthalt in Danzig nicht zusagte2), begab er sich über Kowno nach Wilna. Hier fanden nach längeren Verhandlungen am 4. Oktober 1562 die Hochzeitsfeierlichkeiten „nicht mit besonders großer Pracht“

statt3). Bedenklicher noch als die Heirat mußte Erich das Abkommen machen, wonach der Polenkönig Johann gegen ein Darlehen von 120 000 Tlr. sieben Schlösser in Livland verpfändete. Falls sie nicht innerhalb acht Jahren ausgelöst wurden, sollten sie in des Herzogs Besitz bleiben. Es waren dies aber gerade jene Schlösser, die, wie es vorauszusehen war, dem drohenden Angriff der schwedischen Truppen kaum einen erfolgreichen Widerstand leisten konnten. Zwar brach Erich die Verhandlungen mit Sigismund August nicht ab; sie dienten ihm jedoch nur als Deckmantel für sein Bestreben auf Riga. Als der Rat daselbst den schwedischen Gesandten den Eintritt in die Stadt verweigerte4), beschloß Erich, den Krieg mit aller Kraft fortzuführen und auch die seinem Bruder gehörigen Besitzungen anzugreifen.

Der Krieg zwischen Schweden und Polen schien unvermeidlich.

Von Wichtigkeit war es, welche Haltung die anderen nordischen Mächte, namentlich Dänemark, in diesem Konflikt einnehmen würden.

Die Spannung zwischen Schweden und Dänem ark5), die seit Gustav Wasas Erhebung nie ganz beseitigt worden war, verschärfte sich durch Erichs Politik mehr und mehr. Zwar bot er Friedrich II. ein Bündnis an, und sehr häufig gingen seine Bevollmächtigten nach Dänemark, um über alle Streitigkeiten eine Einigung zu erzielen. Aber wie wenig ernst-

!) M e n c k e n S ig is m u n d i A ugusti epistolae, S. 32 ; n. 18. D uci F in la nd iae d.

11. Aug. 1562.

2) A. J . 13 f. 305, d. 22. O k t. 1562.

3) A. J . 13 f. 305, d. 22. O kt. 1562.

4) A. J . 13 f. 387, d. 24. J u n i 1562.

5) Tegel, a. a. O . S. 39 ff. Schäfer, a. a. O . S. 59 ff.

(14)

10 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

gemeint die angebliche Friedensliebe des Schwedenkönigs war, das zeigte sein Versuch1), den Herzog Magnus, der die dänischen Besitzungen in Livland erhalten hatte, und der zu seinem königlichen Bruder in einen gewissen Gegensatz geraten war, durch allerlei Versprechungen auf seine Seite zu ziehen. Die Folge war, daß Friedrich sich nur zu einem einjährigen Waffenstillstand2) verstand, ein Beweis, daß er die Ent­

scheidung durch die Waffen für unumgänglich hielt.

Der Streitfragen zwischen den beiden nordischen Reichen gab es genug. Unausgeglichen war noch immer der alte Gegensatz wegen der drei Kronen, nämlich der schwedischen, dänischen und norwegi­

schen, welche Erich, wie Friedrich in ihrem Wappen zu führen als alleiniges Recht beanspruchten. Ferner sah Friedrich in dem Auftreten der Schweden in Esthland und besonders in Reval eine Verletzung seiner Interessen, da er auf diese Gebiete alte Ansprüche geltend machte.

Seine Verstimmung steigerte sich noch mehr durch Erichs Verbot der Narvafahrt (April 1562).

Das gespannte Verhältnis zwischen den beiden nordischen Mächten bewirkte, daß alle Gegner Schwedensä) Anschluß an Dänemark suchten.

Lübeck, getäuscht in seiner Hoffnung auf die Bestätigung der alten Privilegien und erbittert durch die Fortnahme einer Anzahl Narvafahrer, warf sich Dänemark in die Arme. Ebenso näherte sich der polnische König, obwohl seine Interessen in Livland mit den dänischen durchaus nicht übereinstimmten, Friedrich II. Die Verhandlungen in Segeberg4) (September 1562) über eine Heirat des Herzogs Magnus führten aller­

dings zu keinem Ergebnis. Aber bei Johann von Finnlands Hochzeit'"’) wurde in W ilna die Verabredung eines Bündnisses getroffen, worüber

1563 in Stettin durch besondere Gesandte verhandelt werden sollte.

Polens Anschluß an Dänemark schien nur eine Frage der Zeit zu sein.

W ährend Dänemark den Feind zu Lande und, unterstützt von Lübeck, auch zu Wasser anzugreifen gedachte, sah sich Sigismund August auf den Landkampf in Livland beschränkt. Denn eine Flotte konnte ohne die Mitwirkung Danzigs, der einzigen größeren Handelsstadt des polni­

schen Reiches, nicht aufgebracht werden. Dank der freiheitlichen Stellung, die die Stadt sich gewahrt hatte, konnte sie aber zur Teil­

nahme an einem Kriege nicht gezwungen werden.

x) C . A nnerstedt, a. a. O . S. 50.

2) D er Vertrag ist abgedruckt bei Rydberg. Sverges traktater m ed främ m a nd e m agter jem te andra dit h örande h an d lin g ar IV , f. 356.

3) Schäfer a. a. O . S. 69 ff.

4) W e stling , a. a. O . S. 10.

5) C . A nnerstedt, a. a. O . S. 82.

(15)

Bei der Unterwerfung unter Polens Oberhoheit hatte Danzig durch kluge Politik sich weitgehende Vorrechte zu wahren gewußt, die ihm „in rechtlicher Beziehung etwa die Stellung einer großen deutschen Reichs­

stadt gewährten“. Das Gesetzgebungs- und das Selbstbesteuerungsrecht kennzeichnen deutlich Danzigs Unabhängigkeit von der Krone. Wie schon das Vorgehen Sigismunds I., erweckte besonders das Eingreifen Sigismund II. Augusts in die inneren Verhältnisse der Stadt unter der Bürgerschaft die Furcht vor einer Verfassungsänderung. Aber der Rat wußte die drohende Gefahr abzuwenden und sich seine Machtbefug­

nisse ungeschmälert zu erhalten. Denn allzu schroff wagten die polni­

schen Könige nicht gegen Danzig vorzugehen, da sie nur zu oft die pekuniäre Unterstützung der reichen Stadt in Anspruch nehmen, mußten.

Besonders häufig sah sich Sigismund II. August dazu veranlaßt, weil er in beständiger Geldnot war. Indes auch die reichen Vorschüsse und die Geldgeschenke, die man ihm gewährte, genügten dem Könige nicht. Als infolge der Unterwerfung eines großen Teils von Livland unter Polens Oberhoheit der Krieg mit Rußland ausbrach, suchte sich Sigismund II. August eine neue Geldquelle zu erschließen. Er ging daran, die entgegen einer Verordnung König Alexanders (1504) von seinen Vorgängern verschenkten oder verpfändeten Güter und Ein­

künfte der Krone einzuziehen. Der Reichstag von Peterkau (1562) verhandelte über diese „Exekution der Gesetze“, die man auch auf die Preußen auszudehnen versuchte. Zwar machte sich unter den Vertretern des in seiner Freiheit bedrohten Landes lebhafter W ider­

stand dagegen geltend, daß ein polnisches Reichsgesetz für die Provinz Preußen verbindlich gemacht werde. Namentlich zeichnete sich der Danziger Bürgermeister Georg Kiefeld durch die unerschrockene Ver­

teidigung der Vorrechte seines Vaterlandes aus. Da aber keine Einigkeit unter den Preußen vorhanden war und ein Teil des Adels zu Polen neigte, schien es, als ob schon auf diesem Reichstag Preußen seine Sonderstellung innerhalb des polnischen Staatskörpers werde aufgeben müssen. Zwar verwirklichte sich diese Befürchtung nicht; denn die Unglücksbotschaft von der Einnahme der wichtigen Stadt Polotzk durch die Russen führte die Auflösung des Reichstages herbei1).

Damit gab freilich Sigismund August seine Pläne nicht auf. All­

jährlich erneuten sich vielmehr die Versuche, die Preußen zur Nach­

giebigkeit zu zwingen. Die Seele der Opposition gegen die polnischen Erweiterungsgelüste waren die großen Städte, unter ihnen vor allem das mächtige Danzig. Denn obwohl die Stadt die Oberhoheit des

L e n g nich , G e sch ic h te P reußens, S. 251.

(16)

12 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

polnischen Königs anerkannte, war sie doch eine selbständige Handels­

macht, die als ein wichtiges Mitglied der Hansa eine eigene, mitunter sogar von der polnischen abweichende Politik trieb.

Danzig hatte, seitdem es unter polnischer Herrschaft stand, einen gewaltigen Aufschwung genommen1). Es war die Zentrale des polni­

schen Export- und Importhandels geworden, insofern er über die Ostsee ging. Natürlich war die Stadt gewillt, hansische Politik nur soweit zu treiben, als es sich mit der Rücksicht auf ihre vielfachen Handelsbeziehungen, ihre Stellung zu Polen und die preußischen Interessen vertrug. Nicht mit Unrecht darf man daher auch Danzig Schuld an dem Verfall der Hansa geben2).

Bereits am Anfang des XVI. Jahrhunderts war die Spaltung inner­

halb des Bundes so weit vorgeschritten3), daß Danzig und andere Städte im Kriege Lübecks gegen Hans von Dänemark den nordischen König mit Zufuhr unterstützten, ohne sich um die Proteste der bundes­

verwandten Stadt zu kümmern. Und doch konnte nur durch ein ein­

mütiges Vorgehen wenigstens der beiden wichtigsten Städte das Handels­

monopol der Hansa in Schweden und in Dänemark aufrecht erhalten werden. Was die Städte durch Einigkeit vermochten, das bewies der entscheidende Einfluß, den sie noch einmal (1521— 23) auf die politi­

schen Verhältnisse des Nordens ausübten. Mit ihrer Hilfe befreite Gustav Wasa Schweden vom Joche Dänemarks, und gewann Friedrich von Holstein die dänische Krone. Zum Danke für ihre Unterstützung wurden die Hanseaten von den nordischen Königen mit reichen Vor­

rechten bedacht. Namentlich in Schweden erlangte die Hansa durch das große Privileg vom Jahre 1523 mehr, als sie jemals in einem Lande besessen hatte. Aber Gustav Wasa wartete nur auf die Gelegen­

heit, um den übermächtigen Einfluß der deutschen Städte in seinem Reiche zu brechen, und ähnliche Bestrebungen verfolgten die dänischen Könige. Als im Jahre 1533 Lübeck unter Wullenwebers Leitung den verunglückten Versuch machte, seinen politischen Einfluß im Norden wiederherzustellen, wurden die hansischen Privilegien in Schweden und in Dänemark für aufgehoben erklärt. Danzig, das schon 1523 nur unter großen Opfern den Krieg geführt hatte4), blieb in diesen

!) S. G o ld m a n n , a. a. O . S. 11 ff. u. N au d e , die G e tre id e h an de lspo litik der e u ro ­ p äisch e n Staaten vom 13. bis zu m 18. Ja h rh u n d e rt. I. S. 345 ff.

-) Boeszoerm eny, D anzigs T eilna hm e an dem Kriege der H ansa gegen C h ris tia n II.

von D än e m a rk . III. A bschnitt, S. 3.

3) Litteratur s. E in le itu n g .

4) B oeszoerm eny, a. a. O . S. 15/16, L ösch in a. a. O . S. 191. Schäfer, G e ­ schichte von D ä n e m a rk Bd. IV . S. 297 ff.

(17)

Wirren neutral. Aber Gustav Wasa verstand es, durch Repressalien an Danziger Schiffen einen Konflikt mit der Stadt herbeizuführen, der erst 1541 in Brömsebrö beigelegt wurde1). Die Privilegienfrage wurde in dem Vertrage2) überhaupt nicht berührt. Einige Jahre später (1546) gestand zwar Gustav Wasa einer Anzahl deutscher Städte3) in dem Kalmarer Vergleiche Zollfreiheit in den vier Haupthandelshäfen seines Reiches zu. Aber zwei Jahre darauf entriß er, und nun auf immer, den Hanseaten den letzten Rest ihrer Freiheiten.

Etwas besser verfuhren die dänischen Könige mit den Städten;

allerdings hatte die Hansa hier nie so große Privilegien wie in Schweden besessen. Der Odensesche Vergleich (1560) beließ wenigstens die wendischen Städte bei ihren Vorrechten. Die anderen Hanseaten da­

gegen, und zu ihnen gehörte auch Danzig, mußten in der Frage des Sundzolls4) sich gewisse Beschränkungen gefallen lassen. Außer dem Schreib- und Tonnengeld sollten sie einen Rosenobel erlegen, wenn sie nur eigene Waren geladen hatten, zwei, wenn sie Güter aus fremden Städten in ihren Schiffen führten.

Der Tod Gustav Wasas erweckte in den Hanseaten die Hoffnung auf eine Besserung des Verhältnisses zu Schweden. Bei der Krönung Erichs XIV. (1561) war eine Anzahl Hansastädte, darunter auch Danzig, vertreten5). Sie verlangten die Bestätigung der alten Privilegien von 1523. Darauf wollte der junge König aber unter keinen Um ­ ständen eingehen; er versprach an Stelle dessen neue Privilegien auf Grund des Kalmarer Vergleichs. Weiteren Verhandlungen wich er aus. Da also ein längerer Aufenthalt der hanseatischen Gesandten aussichtslos erschien, reisten sie Ende August von Stockholm ab.

Der Danziger Sekretär, Martin Lange, blieb allein zurück, um die Antwort des Königs abzuwarten. Im Oktober traf er in Lübeck ein, wo der Verabredung gemäß der verschlossene Abschied Erichs XIV.

erbrochen wurde. Lübeck, Stralsund, Hamburg und Danzig wurde zollfreier Handel in den Haupthandelshäfen Schwedens gewährt, unter der Bedingung, daß die genannten Städte den schwedischen Kaufleuten ein gleiches Vorrecht einräumten. Dazu stellte Erich eine Reihe anderer Forderungen, welche die Städte nicht bewilligen wollten.

Sie bestanden auf der Konfirmation ihrer alten Freiheiten6). Lübecks

>) Le ng nich , G esch . P re uß e ns S. 231.

2) Rydberg, a. a. O . B d. IV , S. 243.

3) D anzig war nich t daru nte r; s. Rydberg IV . S. 294.

4) B lü m c k e , Balt. Stud. 40. S. 472. Schäfer, a. a. O . S. 72.

5) X X V III, 96, der B ericht der G esandten.

(!) H öh lb au m - K e u s se n , K ö ln e r In ve ntar; Bd. I. A n h a n g S. 513 (6. J u li 1562.

(18)

erneuter Versuch1) (August 1562), Erich zur Nachgiebigkeit zu be­

wegen, führte zu keinem befriedigenden Resultate. Seine abweisende Haltung trieb Lübeck auf die Seite seiner Feinde; es wollte sich mit den Waffen seine alte Stellung in Schweden zurückerobern. Danzig dagegen machte den Versuch, auf friedlichem Wege allein durch Ver­

handlungen2) den König seinen Wünschen geneigter zu stimmen. Den Traditionen der Politik seit 1523 getreu beschloß der Rat, neutral zu bleiben, obwohl selbst Sigismund August, Danzigs Oberherr, zu den Erich bekämpfenden Mächten gehörte.

Wie gering die Einmütigkeit im hansischen Bunde war, und wie überall in den Städten nur das eigene Interesse im Vordergrund stand, zeigte sich deutlich bei den Verhandlungen über die Narvafahrt. Nach der Zerstörung3) des Kontors von Nowgorod (1484) hatte sich der Handelsverkehr mit Rußland, das von jedem Zugang zum Meere abgeschnitten war, vorwiegend den livländischen Städten zugewandt.

Unter Berufung auf den alten Rechtssatz, daß Gast nicht mit Gast in den Städten handeln dürfe, untersagten sie (1539) den Kauffahrern der überseeischen Städte den unmittelbaren Handelsverkehr mit Rußland.

Daher kam es zu Differenzen innerhalb des Bundes, und selbst der russische Einfall (1557) führte keine Einigkeit herbei. Wie weit die übrigen Bundesstädte den livländischen Hanseaten auch entgegen­

kamen, diese hielten eigensinnig an ihrem Stapelrecht fest. Durch Narvas Eroberung hatte Iwan Zugang zum Meere gewonnen und eröffnete hier einen Stapelplatz für den Handel mit seinem Reiche.

Die meisten Städte der Ost- und Westsee, voran Lübeck, benutzten die Gelegenheit, den so ertragreichen Verkehr mit Rußland wieder aufzunehmen und fuhren zum Schaden der livländischen Hansestädte nun nach Narva. Aber nicht alle Hanseaten folgten dem Beispiele Lübecks. Auf einer Zusammenkunft in Stockholm4) hatten die anläßlich Erichs Krönung anwesenden pommerschen, dänischen und preußischen Gesandten von den Bevollmächtigten der Hansa das Versprechen er­

reicht, bei ihren Städten auf Einstellung des Handels nach Rußland hinzuwirken (19. Juli 1561). Dieses Versprechen wurde aber hinfällig, als die Schweden sich in Esthland festsetzten. Vergebens verlangte nun Reval die Einstellung der Narvafahrt, wurde aber von König Erich unterstützt, in dessen Interesse es lag, den Handel der ihm unter­

worfenen Stadt zu schützen. Im April 1562 forderte er Dänemark,

*) W ille b ra n d t, H an s. C h r o n ik S. 259.

a) M iss. 28. d. 26. M ärz 1562, O . R. 1. f. 196, d. 30. A pril 1562.

3) W in c k le r, a. a. O . S. 63 ff. B lü m c k e , Balt. Stud. 40, S. 137 ff.

4) C . A nnerstedt, a. a. O . S. 78.

14 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

(19)

Lübeck und die übrigen Hansestädte auf, die Fahrt nach Rußland einzustellen. Gleichzeitig ging eine Flotte in See, der es im Juni glückte, eine Anzahl Narvafahrer aufzubringen. Während Erich die dänischen Fahrzeuge freigab und den schwedischen, finnischen und livländischen Schiffen nach Narva zu fahren gestattete, ebenso fremden Kaufleuten, wenn sie zuvor ihre Waren in Wiborg verzollten, drang Lübeck vergebens auf Freigabe seiner Schiffe.

Auch der Danziger Rat hatte von Erich die Aufforderung erhalten'), jegliche Zufuhr nach Rußland einzustellen. Wegen der kriegerischen Verwickelungen zwischen Rußland und Polen hatte Sigismund August bereits ein solches Verbot erlassen, und der Rat hatte gerne dazu seine Zustimmung gegeben. Denn eine Verhinderung der Narvafahrt ent­

sprach durchaus Danzigs Handelsinteressen, die dahin gingen, den Landverkehr von Litauen und Preußen nach Rußland möglichst leb­

haft zu gestalten2). Bei Benutzung dieses Weges mußte der Gewinn Danzigs viel größer sein als bei Benutzung des Seeweges, wo man den Zwischenhandel der Livländer in Anspruch zu nehmen gezwungen war. Die ihnen drohende Schädigung hatten jene Städte wohl erkannt und hatten schon zur Ordenszeit diesem Verkehr Hindernisse in den Weg gelegt3). Die großen Vorrechte4), welche Iwan der Stadt Narva verliehen hatte, mußten den ganzen russischen Handel hierher kon­

zentrieren. Dieses aber traf Danzig um so mehr, als die Stadt sich Hoffnung gemacht zu haben scheint, selbst Stapelplatz für Rußland zu werden5).

Mit scheelen Augen sah man daher in Danzig, wie Narva mehr und mehr aufblühte, und nicht zum wenigsten trug der von Lübeck betriebene Handel mit der verhaßten Stadt dazu bei, den Gegensatz zwischen Danzig und Lübeck bis zu beinahe offener Feindschaft zu steigern.

In naher Beziehung zur Narvafahrt standen die polnischen Frei­

beuter. Mit diesem Namen bezeichnete man die Anführer von Schiffen, die durch königlichen Bestallungsbrief die Befugnis erhalten hatten, Schiffe auf verbotener Fahrt aufzubringen. Schon 1557, als Sigismund August vergeblich von Danzig die Ausrüstung einer Flotte gegen den

1) X C IV B. 103; d. 25. Apr. 1562.

2) W in c k le r, a. a. O . S. 97.

3) H irs ch , H andelsgesch. Danzigs, S. 158.

4) W in c k le r, a. a. O . S. 96.

ö) E in e Ä u ß e ru n g des lü b is c h e n B evo llm ächtig ten a u f dem H ansetage 1567, daß D anzig u n d Riga zu abgelegen seien, u m als Stapelplatz für Iw an in Betracht zu ko m m e n , s ch e in t diese A n sic h t zu bestätigen. X X V III, 39; H ansetag 1567.

(20)

16 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

Ordensmeister Fürstenberg verlangt hatte, waren Kaperbriefe aus­

gegeben worden. Als der Konflikt beigelegt war, hatten die Freibeuter den Befehl erhalten, die Fahrt nach Narva zu verhindern. Durch Übergriffe erwarben sich die Auslieger in Danzig bald einen berüch­

tigten Namen. Meistens hielten sie sich in der Nähe des Danziger Hafens auf. Daher wurden sie im Auslande, eigentlich mit Unrecht, da die Stadt nichts mit ihnen zu tun hatte, Danziger Freibeuter ge­

nannt. Fand ein Übergriff gegen fremde Schiffe statt, so wandten sich die Geschädigten stets an den Danziger Rat mit Klagen und Er­

satzansprüchen 1).

Die Mißhelligkeiten, die Danzig aus diesen Freibeutern erwuchsen, waren um so größer, als sie Sigismund August, soweit sie Danziger Bürger waren, von jeder städtischen Gerichtsbarkeit eximierte. Als der Rat dem Freibeuter Scharping das Bürgerrecht2) nehmen wollte, wurde ihm diese Maßregel bei Strafe von 10 000 fl. ung. verboten.

Solche Eingriffe in die Jurisdiktion der Stadt ließen den Wunsch laut werden, die Freibeuter gänzlich abzuschaffen. Aber so lange kein Ersatz für sie geboten wurde, konnte sich Sigismund August nicht dazu verstehen. Sie gewährten ihm, wenn auch nur in geringem Maße, die Möglichkeit, zur See seinen Feinden Schwierigkeiten zu bereiten.

II.

Strengste Neutralität und Aufrechterhaltung des freien Verkehrs mit Schweden war das Ziel, das der Danziger Rat von vornherein ins Auge faßte, als sich die Beziehungen unter den nordischen Mächten trübten und der Ausbruch des Krieges unvermeidlich wurde; nur das erste aber vermochte man zu erreichen, nicht auch das zweite.

Gemäß einem Wunsche Erichs XIV. hatte der Danziger Rat die Schiffahrt nach Esthland nicht verboten, sondern öffentlich die Auf­

forderung ergehen lassen, Reval und Pernau mit Zufuhr zu unter­

stützen3). Man hoffte immer noch, daß der Frieden erhalten bleiben werde, denn die Geldnot am polnischen Hofe war wieder sehr groß, und auch die Fortschritte der schwedischen Truppen in Livland wurden durch Mangel an Proviant gehemmt4). Sigismund August hatte bis dahin noch keine Gelegenheit genommen, Danzig vor einem bevor­

stehenden Kriege mit Schweden zu warnen. Zu einem vollen Bruche mit Schweden wollte er es augenscheinlich mit Rücksicht auf Johann

!) s. M iss. 28 ; d. 21. J u li 1562 u n d A. J . 13; f. 307, d. 19. Aug. 1562.

2) L X X X IV B. 87; d. 20. A pr. 1562.

3) M iss. 28; d. 26. M ärz 1562.

4) A. J . 13; f. 324, d. 11. Ja n . 1562.

(21)

nicht kommen lassen. Noch im Mai 1562 passierte der polnische Gesandte, Graf Tenczin, auf dem Wege nach Schweden Danzig1).

Erst unter dem Eindrücke der Einnahme Pernaus befahl Sigismund August dem Rate, durch öffentliche Verkündigung die Zufuhr nach den schwedischen Besitzungen in Esthland zu verbieten (23. ju li 1562)2).

Der Rat befand sich nun in schwieriger Lage. Er hatte gehofft, durch kluges Nachgeben, ohne zu den Waffen zu greifen, eine Be­

stätigung der alten großen Privilegien in Schweden erlangen zu können.

Von dem jungen Schwedenkönig aber mußte man, wenn jenes Edikt in der Tat in Danzig publiziert wurde, den Abbruch aller Beziehungen und offene Feindseligkeiten erwarten. Dieses wollte man unter allen Umständen vermeiden, da der Krieg eine Handelsstadt, wie Danzig, aufs schwerste schädigen mußte. Durch Oberfeld, seinen Gesandten am pol­

nischen Hofe, ließ der Rat gegen die geplante Maßregel Vorstellungen erheben. Oberfeld wies darauf hin, welch eine Gefahr Danzig drohe, wenn der königliche Erlaß wirklich durchgeführt werden sollte, und machte darauf aufmerksam, daß ein Grund zu dem Verbote jeglicher Zufuhr nach schwedisch Esthland gar nicht vorliege, da Pernaus Er­

oberung ohne Wissen und ohne Befehl Erichs geschehen sei. Sigis­

mund August, nicht gewillt, es mit Erich völlig zu verderben, gab den Wünschen des Gesandten nach, um so mehr, als er eine Anleihe bei Danzig plante. Er verzichtete auf die Publikation seines Erlasses und begnügte sich mit dem Versprechen des Rats, daß die Ausfuhr von Kriegsbedarf und Lebensmitteln nach Reval und Pernau verboten sein solle3).

W enn Sigismund August jetzt noch schwankte und vor einem Bruche mit Schweden Bedenken trug, so wurde dieser doch im Laufe des Jahres 1563 durch den Bruderkrieg zwischen Erich XIV. und Johann von Finnland unvermeidlich.

Unter mancherlei Gefahren4) war Johann nach seiner Hochzeit aus Polen nach Finnland zurückgekehrt. Da er auf seiner Rückreise erfahren hatte, wie wenig er sich auf seinen königlichen Schwager verlassen dürfe, war er sicher geneigt, sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Aber Erichs schroffes Verhalten machte Johanns fried­

liche Absicht zu nichte. Von Sigismund August ohne jede Unter-

A) L X X X IV B. 93 ; d. 29. M ai 1562. T enczin reiste jedoch später nich t nach Schw eden, Pernovico tu m u ltu res interturbata fuit, s. M e n c k e n iu s S. 21, n. 12; d. 15. A ug

2) M iss. 28 ; d. 23. J u li 1562.

3) A .J . 13, f. 307; d. 19. A ug. 1562.

4) C . A nnerstedt, a. a. 0 . " S . 85 ff., A lin . a. a. O . S. 259 ff., K. St. A .; F. d.

8. J u li 1563; K erstendorfs R elation wegen des H erzogs in F in nland .

(22)

18 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

Stützung gelassen, mußte sich Johann, nachdem sein Versuch miß­

glückt war, nach Danzig zu entfliehen, in Abo ergeben. Er und seine Gemahlin Katharina wurden gefangen nach Schloß Gripsholm auf einer Insel des Mälarsees gebracht (29. August 1563).

W ährend der Unterhandlungen mit Jo h a n n 1) hatte sich Erich XIV.

eines Angriffs auf dessen Schlösser in Livland enthalten, die dem Statthalter von Artz unterstellt waren. Nach der Gefangennahme seines Herrn unterhandelte dieser mit dem Zaren. Aber die Truppen, hiermit nicht einverstanden, bemächtigten sich ihres Führers, um ihn an Polen auszuliefern. W ie Sigismund August dem Herzog Kettler die Eroberung jenes jetzt herrenlosen Besitzes befahl, so suchte andererseits Erich die Schlösser in seine Gewalt zu bekommen. Beide aber hatten wenig Erfolg. Kettler fehlten alle Mittel zu einem tat­

kräftigen Vorgehen, da er von Polen keine Unterstützung erhielt. Der schwedische Statthalter in Esthland, Graf Svante Sture, hingegen zögerte mit einem Angriff, um es nicht mit den Russen zum Konflikte kommen zu lassen. So stockte hier die schwedische Offensive. Um so eifriger war Erich bemüht, sich mit Hilfe des Koadjutors Christoph von Mecklenburg der Stadt Riga zu bemächtigen. Aber durch seine eigene Unvorsichtigkeit geriet der Herzog in polnische Gefangenschaft, aus der er erst nach sechs Jahren befreit wurde (August 1563).

War so im Laufe desjahres 1563 die Spannung zwischen Schweden und Polen beständig gewachsen, so war es zwischen Schweden und Dänemark bereits im Frühjahr zu vollem Bruche gekommen2), und zwar dadurch, daß die nach Hessen bestimmte Gesandtschaft Erichs in Dänemark festgehalten wurde. Ohne daß eine Kriegserklärung vorhergegangen wäre, fand bereits im Mai 1563 ein Treffen der schwedischen und der dänischen Flotte statt, in dem die erstere ihre Überlegenheit zeigte3). Die trotzdem weitergeführten Unterhandlungen konnten bei der gegenseitigen großen Verbitterung kaum mehr Erfolg haben. Im Juni schloß Lübeck ein Bündnis mit Dänemark und suchte auch die übrigen Hansestädte zum Beitritt zu bewegen.

Auch jetzt wäre es freilich noch möglich gewesen, Polens An­

schluß an die Koalition zu verhindern4). Die Verschiedenheit der beiderseitigen Interessen hatte Friedrich II. noch immer vor einem

x) C . A nnerstedt a. a. O . S. 103 ff.

2) Im M ärz hatte F riedrich II. allerdings noch zw ischen E ric h u n d S ig is m u n d A ug u st zu verm itteln gesucht. S. Tegel, a. a. O . S. 72, u n d M e n c k e n , a. a. O . S. 138, N r. 62; d. 31. M ärz 1563.

;!) C . A nnerstedt, a. a. O . S. 113, W e stling , a. a. O . S. 13. Schäfer, a. a. O . S. 74.

4) H ild e b ran d t, a. a. O . 110.

(23)

Bündnis mit Polen zurückgehalten. Sigismund August war damals mit Rücksicht aufjohann noch durchaus einem Vergleiche mit Schweden geneigt. Die Vorstellungen der livländischen Gesandten!), des Bürger­

meisters Kiefeld und namentlich des Herzogs Albrecht von Preußen, die alle vor einem Kriege mit Erich warnten und lieber mit voller Kraft Rußland anzugreifen rieten, konnten ihren Eindruck auf den König nicht verfehlen. Mit seiner Zustimmung fertigte Albrecht2) einen Gesandten über Pommern und Dänemark nach Schweden ab, der freilich seinen Bestimmungsort nicht erreichen konnte, da Friedrich II.

die Häfen nach Schweden sperrte. Auch Graf Tenczin3), der bisher die Verhandlungen mit Erich und Johann geleitet hatte, erklärte sich (im April) für ermächtigt, zu unterhandeln, wenn ein einjähriger Waffen­

stillstand bewilligt würde. Erich ging zwar darauf ein, aber aus Groll über die zunehmende Rücksichtslosigkeit in seinem Vorgehen gegen Johann schlug Sigismund August die Verhandlungen aus und verbot

Tenczin, nach Schweden zu reisen4).

Da es also kaum noch möglich schien, einen offenen Kampf mit Schweden zu vermeiden, sah sich Sigismund August nach Bundes­

genossen um, und selbstverständlich verlangte er von Danzig, das ihm ja untertänig war, Hilfe und Beistand. Im Landkampfe hoffte er, den Schweden gewachsen zu sein; aber alle Mittel fehlten ihm, auch zur See dem Feinde die Spitze zu bieten5). Da Danzigs Kräfte nicht allein dazu ausreichen konnten, ging der Plan des polnischen Königs dahin, die Hansestädte der Ostsee unter Lübecks Führung, die Herzöge6) von Pommern und von Mecklenburg auf seine Seite zu ziehen und dazu zu veranlassen, gemeinsam eine Flotte oder Truppen gegen Erich XIV.

auszurüsten, der nach dem dominium maris Baltici strebe7).

Aber seine Bemühungen hatten nur bei Lübeck Erfolg8); die Herzöge

1) K. St. A ; H . d. 28. Febr. 1563.

2) K. St. A ; B. d. 5. A pril, d. 9. M a i, d. 13. M ai 1563.

3) C . A nnerstedt, a. a. O . S. 111.

4) M e n c k e n iu s , a. a. O . S. 329 n. 178; d. 16. A ug. 1563. T enczin reiste doch ab u nd geriet in dänisc he G e fang en sch aft; s. C . A nnerstedt, a. a. O . S. 112, A n m e rk u n g .

>) K. St. A ; B. 1; d. 8. A p ril 1563 p opulos nostros no n m odo be lli (navalis), sed ne u lla m q u id e m fortunam suam n a vibu s u n q u a m tentavisse: paucis exceptis G e d a n e n sib u s m ercatoribus, q u o ru m ipso rum naves no n satis ad g e re n d um b e llu m intructas esse arbitram ur.

ü) W e stling , a. a. O . S. 13. B lü m c k e , Balt. Stud. 40, S. 151.

7) C V II B. 31 6; d. 9. A p r il: q u o n ia m navali apparatu m in u s va le rim u s, sine quo G e rm a n ic i m ilitis fiducia Sueco a d im i co m m o d e no n potest, erit officii G ra tia ru m vestrarum (Lübeck) d iligenter providere, ne ab ea parte detrim enti a liq u id inferatur.

Lüb e cks A ntw ort s. C V II B. 314; d. 26. M a i 1563.

8) Schäfer, a. a. O . S. 105.

2*

(24)

20 P a u l G e r h a r d S c h w a r z : Die Haltung Danzigs im nordischen Kriege

dagegen gingen auf Sigismund Augusts Forderungen garnicht ein, sondern beschlossen neutral zu bleiben. Danzig hatte ebenfalls die Aufforderung erhalten1), zu der geplanten Ostseeflotte ein Kontingent an Schiffen zu stellen. Aber damit begnügte sich Sigismund August nicht. Er wollte auch in anderer Weise die Hilfskräfte der Stadt zum Kriege heran­

ziehen. Johann Kostka führte in seinem Aufträge Verhandlungen mit dem Danziger Rate, die im wesentlichen auf eine finanzielle Unter­

stützung des Königs hinausliefen. Er verlangte-) die Bewilligung eines Vorschusses von 100 000 Talern, einer Kontribution und die Einführung eines Getreidezolls. Da es dem König nicht angebracht erschien, daß der Freibeuter Scharping allein den Feinden, Russen und Schweden, die Zufuhr zu verhindern suche, sollte der Rat einige Bürger dazu bestimmen, Freibeuterschiffe auszurüsten; alle Beute außer dem Zehnten, den Sigismund August sich vorbehielt, sollte ihnen zum Lohn zufallen.

Mit seinen Anträgen stieß der Botschafter nur auf geringes Entgegen­

kommen. Man erinnerte den König daran, daß er selbst versprochen habe, von neuen Geldforderungen abzusehen, und wies auf die Notlage Danzigs hin, dessen Kredit durch die der Krone so häufig geleisteten Vorschüsse und durch die kostspieligen Arbeiten an der städtischen Befestigung stark erschüttert sei. Gegen die Einführung eines Getreide­

zolls hatte der Rat die schwersten Bedenken. Abgesehen davon, daß eine solche Auflage gegen die Privilegien verstieß, hegte man die Befürchtung, daß den Danziger Schiffen in den fremden Häfen eine gleiche Abgabe würde aufgebürdet werden. Die letzte Forderung Kostkas mußte der Rat wohl oder übel bewilligen. Von einem Kriege mit Schweden3) behauptete er aber nichts zu wissen und bat mit Rücksicht auf die zahlreichen Handelsbeziehungen, welche die Bürger mit schwedi­

schen Kaufleuten unterhielten, um eine rechtzeitige Benachrichtigung, wenn wirklich ein Krieg mit dem nordischen Reiche bevorstünde.

Wie schlecht die Beziehungen Polens zu Schweden waren, darüber war der Rat wohl kaum im Unklaren. Alle Zweifel mußte ihm aber Sigismund Augusts Forderung nehmen (3. Mai), daß das Verbot jeglicher Zufuhr und alles Handelsverkehrs mit Schweden publiziert und durch­

geführt werden sollte4). Zwar wurde nunmehr ein Ansuchen5) des schwedischen Statthalters in Livland, des Grafen Svante Sture, um Zusendung von Hopfen und anderer Zufuhr abschlägig beschieden(;).

1) LI 11 2 7 c ; d. 19. A pril 1563. (M e nc ke nius, d. 9. A pril.)

2) L e ng nich , G e sch . Preuß., S. 252. M e n c k e n iu s , a . a . O . S. 156; den 3. A pril 1563.

s) O . R. 1, f. 228, d. 22. A pril 1563.

4) L e ng nich , G e sch . P reußens, S. 261 u. LI11 2 7 c ; den 3. M ai 1563.

5) X C IV . B. 107; d. 28. Febr. 1563. e) M iss. 28, d. 6. M ai 1563.

(25)

Aber im übrigen war der Rat nicht gewillt, ohne weiteres nachzugeben und sich zum Kriege mit Schweden treiben zu lassen. Erst jetzt äußerte er sich auf Sigismund Augusts Forderung, eine Flotte gegen Schweden auszurüsten1). Noch immer hielt er daran fest, daß der Krieg zwischen Polen und Schweden nicht erklärt sei. Er bestritt, daß Erich nach dem dominium Baltici maris strebe, und führte als Beweis dafür an, daß eine schwedische Flotte noch gar nicht in See sei, und daß die Kräfte Schwedens zu einem solchen Unternehmen kaum ausreichen würden. Im übrigen war der Rat der Ansicht, daß es der Schiffe der Hansa gar nicht bedürfe, um Erichs Pläne zu durchkreuzen, sondern daß Dänemarks Flotte allein dazu mächtig genug sei. Vor allem ver­

langte der Rat eine bündige Erklärung, ob Sigismund August den Kampf mit Erich XIV. fortführen wolle2).

Bis darauf Antwort vom Könige eintraf, wurden schwedische Schiffe in Danzig unbehelligt gelassen3), so daß schließlich Herzog Albrecht4) nicht umhin konnte, seinen Lehnsherrn auf das Verhalten der Stadt aufmerksam zu machen, die in dieser Weise die königlichen Mandate befolge, gegen Schweden eine Flotte auszurüsten. Zwar suchte der Bürgermeister Ferber, neben Kiefeld der bedeutendste Staatsmann, den Danzig damals aufzuweisen hatte, diese Verdächtigungen zu widerlegen und den Herzog eines Besseren zu belehren5). Er betonte, daß der Rat noch vor dem Verbote des Königs durch „freundliche Abmahnung“

die Fahrt nach Schweden zu verhindern gesucht habe. Den Nachweis für seine Behauptung zu führen, daß kein schwedisches Schiff in Danzig angekommen oder von dort ausgestattet sei, mochte ihm freilich schwer fallen. Denn ähnliche Beschwerden, wie der Herzog Albrecht, brachten später auch die kurländischen Gesandten am Hofe v o r6). Daher erging am 28. Mai an Danzig ein im scharfen Tone gehaltener Erlaß7):

Die Feinde, Russen oder Schweden, dürften durch kein „Kraut, Lot, Blei, Eisen, Schwefel, Salpeter, Victualia noch keinerlei andere W aren“ gestärkt werden, wie dies durch einige Kaufleute in gewinn­

süchtiger Absicht geschehen sei. Um dieses in Zukunft zu verhüten, wurde dem Freibeuter Figenow mit seinen Schiffen „Greif“ und „Löwe“

!) M iss. 28 ; d. 8. M ai u n d 7. M ai 1563.

2) M iss. 28; d. 7. M ai 1563: ob Ihre M t. m it öffentlicher V ehde k e g e n s t den K ö n ig zu Schw eden fortzufahren w illens.

3) M iss. 28 ; d. 7. M ai 1563.

4) K. St. A ; B. (K onz.); d. 17. M a i 1563.

5) K . St. A ; C . 3 ; d. 17. J u n i 1563.

6) A. J . 14, f. 365, d. 27. J u li 1563.

7) A. J . 14, f. 423, d. 28. M a i 1563.

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