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Archiv für Religionswissenschaft, 1930, Bd. 28, H. 1-2.

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ARCHIV FÜR

RELIGIONSWISSENSCHAFT

VEREINT MIT DEN

BEITRÄGEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT

DER RELIGIONSWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT IN STOCKHOLM

UNTER MITWIRKUNG VON

W. CALAND / O. KERN / E. LITTMANN / E. NORDEN K. TH. PREUSS / R. REITZENSTEIN / G.WISSOWA

H E R A U SG E G E R E N VON

OTTO WEINREICH

u n d

M. P. NILSSON

ACHTUNDZWANZIGSTER BAND

MIT 28 ABBILDUNGEN

Gedruckt mit Unterstützung

der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Berlin und der Religionstoissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm

1 9 3 0

L E I P Z I G U N D B E R L I N

V E R L A G U N D D R U C K V O N B. G. T E U B N E R

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INHALTSVERZEICHNIS

ERSTE ABTEILUNG

ARCHIV FÜR RELIGIONSWISSENSCHAFT

I. ABHANDLUNGEN 8eite

Der Gott Bethel. Von O t t o E i ß f e l d t in Halle a. S... 1 Zur Charakteristik neutestamentlicher Erzählungen. Von L. ß a d e r -

m a c h e r in W ie n ... 31 Noch einmal Eros und Psyche. Von R. R e i t z e n s t e i n in Göttingen.

(Mit 16 Abbildungen auf 4 T a f e l n ) ... 42 Eros und Psyche bei den Kabylen. Von O t t o W e i n r e i c h in Tübingen 88 PaipaSog. Von P e t e r C o r s s e n f ... 95 Komische. Motive in der Homerischen Gestaltung des griechischen Götter­

mythus. Von K. B i e l o h l a w e k in G r a z ...106.185 Der Adlerkult bei den Völkern Sibiriens. Von L e o S t e r n b e r g - j - . . . 126 Der göttliche Urmensch in der manichäischen Religion. Von J. S c h e f t e -

l o w i t z in K öln... 212 Zum Dämonenglauben. Von H e i n r i c h L e w y in B e rlin ...241 Zu den antiken Chaoskosmogonien. Von F r. B ö r t z l e r in Bremen . . . 253 Ein Berliner Chnubisamulett. Von A d o l f J a c o b y in Luxemburg. (Mit

1 A b b ild u n g )...269 Der heilige Geist in der rabbinischen Legende. Von A. M a r m o r s t e i n in London. . . . ... ...286

II. BERICHTE

Afrikanische Religionen 1923—1929. Von C a r l M e i n h o f in Hamburg . 304 llgemeine Religionswissenschaft. Von 0 t t o W e i n r e i c h in T übingen. 318

III. MITTEILUNGEN UND HINWEISE

Ein Spurzauber. Von O t t o W e i n r e i c h in T ü b in g e n ...183 The Karneia. Von A l e x a n d e r H a g g e r t y K r a p p e in B oston. . . . 380 Nachleben dionysischer M ysterienriten? Von W. W i t t e k i n d t in Münch­

hausen, Kr. M o rb erg ...385 HeligionsgeBchichtliches zur Erklärung römischer Dichter. Von K a r l

K e r ^ n y i in B u d a p e s t ... 392 Über Teiche und Wölfe in Mittelgriechenland. Von K a r l K e r ä n y i in B u d a p e s t... ... 398

(8)

ZWEITE ABTEILUNG

BEITRÄGE ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT

DER RELIGIONSWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT ZU STOCKHOLM

S eite

La deesse de Lindos. P ar Chr . B l i n k e n b e r g a Hellerup. (Avec 11 Fi- g u r e s ) ... 154 Der Ritus des Tötens bei den nordischen Völkern. Von E r n s t K l e i n in

S to c k h o lm ...166

R e g i s t e r zum vollständigen Band . . 399

IV Inhaltsverzeichnis

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E R S T E A B T E I L U N G

ARCHIV FÜR RELIGIONSWISSENSCHAFT

AR HANDLUNGEN

DER GOTT BETHEL

VON O TTO E I S S F E L D T IN H A L L E A. S.

Nachdem seit 1911 die E lephantine-P apyri uns die K enntnis einer auf der Nilinsel im 5. vorchristlichen Jah rh . bestehenden und sp äte­

stens zu A nfang des 6. Jah rh . g egründeten jüdischen M ilitärkolonie ver­

m itte lt haben, die neben jähö die G o tth eiten D in — bet'el, fi:y — bet'el und DÜS — bet'el v ereh rt und u n te r ihren Personennam en eine Reihe m it bet'el als theophorem E lem ent zusam m engesetzter g eh ab t h a t 1, ist die F ra g e , ob dieser bei den aus P alästina nach Ä gypten ein­

gew anderten Israeliten oder Jud en bezeugte G o tt B ethel n icht auch im A lten T estam ent erw ähnt, d. h. ob an m anchen Stellen, an denen man bisher bet-el als Namen der S ta d t oder der K u ltstä tte B ethel aufgefaßt hat, dies n icht vielm ehr als Name des d o rt v ereh rten G ottes zu ver­

stehen sei, w iederholt behandelt worden. D abei haben denn auch einige — sp ä te r vorzuführende2 — schon länger bekannte außeralttestam entliche B ezeugungen eines G ottes B ethel die ihnen gebührende W ü rdigung e r­

fahren, und zugleich ist die Ja h rh u n d erte alte F rag e nach dem Zusam­

m enhang zwischen dem biblischen B ethel und dem bei griechisch-röm i­

schen S chriftstellern der S p ätzeit als B ezeichnung heiliger Steine vor­

kom m enden ßahvkog und ßairvhov durch diese V erhandlungen in neue B eleuchtung g e rü ck t worden.

D er erste, der den aus den E lephantine-P apyri eben b ek an n t g e ­ w ordenen G o tt B ethel im A lten T estam ent wiederfinden w ollte, w ar I s r a e l L e v i. In seinem 1912 in d er Revue des etudes ju iv e s3 erschie­

nenen A ufsatz „Nouveaux papyrus aram eens d’E lephantine“ erk lärte er das bet-el d er Stellen Gen. 3 1 ,13; 35, 7. 17; 1. Sam. 10, 3; Je r. 4 8 ,13, das

1 Aram aic Papyri o f the fifth Century B . C., eäited, with translation and notes, by A. Cowley, Oxford 1923. Nach den Nummern dieser Ausgabe ist unten S. 20 f. zitiert worden. 2 S. unten S. 19 ff.

3 Tome LXIII no. 126 (1912), S. 161—184.

A rch iv fü r R e lig io n sw issen sc h a ft X X V I I I 1

(10)

2 Otto Eißfeldt

m an bisher allgem ein als Nam en der S ta d t oder d er K u ltstä tte angesehen h a tte , vielm ehr als Namen des d o rt v ereh rten G ottes, und R. S m e n d stim m te in seiner A nzeige von A. U ngnads Aram äischen P apyrus aus E lephantine ihm hinsichtlich des bet-el von Je r. 48,13 alsbald zu.1 Neun Ja h re sp äte r tre te n , etw a gleichzeitig und offenbar unabhängig vonein­

ander, R. D u s s a u d 2 und A. J i r k u 3 für das Vorkom m en des G o ttes­

nam ens B eth el im A lten T estam ent ein, der eine von dem B ethel der E lephantine-P apyri ausgehend, d er andere sich zunächst auf das in einem babylonischen P ersonennam en der P e rserzeit als theophores E lem ent vorkom m ende B e th e l4 stützend. W äh ren d Jirk u den G o tt n u r Gen. 35, 7 fin d e t5, d e u te t Dussaud n ich t n u r das B ethel dieser und der anderen schon genannten Stellen als G ottesnam en, sondern er findet auch an einer ganzen R eihe w eiterer Stellen den G ottesnam en w ieder, freilich m eistens erst, nachdem er ihn durch T ex tk o rrek tu r hineingebracht hat, näm lich Gen. 28, 20. 21. 22; 31, »3; 3 2 ,3 0 ; 3 3 ,2 0 ; 4 6 ,3 ; 4 8 ,3 ; 50,17;

Amos 3,14; 8,14; Hos. 10,8. Bei H. G r e ß m a n n 6 und bei R. W e i l l 7 fand D ussaud lebhafte Zustim m ung, ab er W . W . G r a f B a u d i s s i n 8 und R. K i t t e l 9 lehnten, w iederum gleichzeitig und unabhängig voneinander, die D eutung des B ethel als G ottesnam en an den genannten alttestam ent- lichen Stellen ab, n u r bei Je r. 48,13 ihre M öglichkeit10 oder g ar W ah r­

sch einlichkeit11 zugestehend, und es h a t tro tz G r e ß m a n n s W iderspruch gegen K itte l12 den Anschein, als ob die B e streiter des Vorkommens von B ethel als G ottesnam en im A lten T estam ent das letzte W o rt behalten sollten, um so m ehr, als jenem W iderspruch G reßm anns noch eine E n t­

gegnung K i t t e l s gefolgt ist, die bisher keine A blehnung erfahren h at.13 Von denen, die sich zuletzt zu dieser F rag e g eäu ß ert haben, b eg n ü g t

I T h L Z 37 (1912), Sp. 677 f. S. auch S m e n d s sehr gehaltreiche Anzeige von E. Sachaus Aramäischen Papyrus und OstraJca, ebenda Sp. 387—393. Vgl.

auch Eduard Meyer Der Papyrusfund von Elephantine, 1912, S. 60—62.

* Les origines cananeennes du sacrifice israelite, Paris 1921, S. 231 ff.

3 Z A W 39 (1921), S. 158 f.: Der Name i x r r n bet Gen. 35,7; vgl. auch seinen Altorientalischen Kommentar zum Alten Testament, 1923, S. 71 u. 218 f.

4 Vgl. dazu unten S. 19 ff.

5 Von Sach. 7, 2 ist hier zunächst abgesehen, s. dazu unten S. 20.

6 Anzeige des Buches von Dussaud in O L Z 25 (1922), Sp. 455—458.

7 L’installation des Israelites en Palestine et la legende des patriarches (Revue de l’Histoire des JReligions 87 [1923], S. 69—120; 88 [1923], S. 1—44, 87, S. 103ff.). Auf S. 105, Anm. 1 eine Einschränkung der Aufstellungen DusBauds.

8 El Bet-el (Genesis 31,13; 35,7) in der M arti-Festschrift 1925, S. 1—11; vgl.

auch Kyrios 1929, IV (Register), S. 79a.

9 Der Gott Bet’el {JB L 44 [1925], S. 123—153).

10 So Kittel, S. 140.

II So Baudissin, S. 3. Überhaupt geht B. viel behutsam er als K ittel zu W erke. 12 Z A W 43 (1925), S. 281 f. IS Z A W 44 (1926), S. 170— 172.

(11)

Der Gott Bethel 3 sich, was den Namen des G ottes an g e h t, der eine, A. A l t 1, m it der N ennung der bisherigen L ite ra tu r und b e stre ite t der andere, M. N o t h 2, ausdrücklich die M öglichkeit, B ethel an der einen oder d er anderen Stelle des A lten T estam ents als G ottesnam en zu fassen. Ja, N oth will auch in dem B ethel der E lephantine-T exte nicht einen G ottesnam en sehen, sondern es als „G otteshaus“, „P antheon“, also als eine Um schrei­

b ung für die drei im Tem pel von E lephantine w ohnend gedachten G o tt­

heiten — Jahu, ‘A n at und Charam — erklären.

A ber man muß sich hüten, dies scheinbare E rgebnis der A ussprache über den G egenstand als gesichert und en dgültig zu betrachten, viel­

m ehr liegen die D inge so, daß sich die E rö rte ru n g in einer Sackgasse festg eran n t hat. Die U ntersuchung h a t sich m ehr und m ehr auf die B ehandlung einer sprachlich-gram m atikalischen Seite des G egenstandes, nämlich auf die E rk läru n g der W ortverbindungen hä-’el bet-cl Gen. 3 1 ,13 und ’el bet-cl 35, 7, beschränkt und darü b er seine religionsgeschichtliche W ürdigung, die allein w eiter zu helfen verm ag, n ich t vergessen, aber doch vernachlässigt. Dazu sind die zu U nrecht in den V ordergrund ge­

rückten Stellen Gen. 31,13 und 35,7 tex tk ritisch unsicher und lassen schon darum eine sichere E ntscheidung nach der einen oder d er anderen Seite hin n ich t zu. U nd doch läßt sich die F ra g e klären, und sie ist so­

wohl im H inblick auf die israelitisch-jüdische R eligionsgeschichte als auch aus allgem ein-religionsgeschichtlichen G ründen w ichtig genug, um eine erneute B ehandlung zu rech tfertig en und zu fordern.

1.

Um festen Boden u n te r den Füßen zu behalten, läß t m an die F rag e nach dem Nam en des d er Sage nach dem Jak o b in B ethel erschienenen und in geschichtlicher Z eit d o rt v ereh rten G ottes besser zunächst außer B e trach t und m acht sich um so entschiedener klar, daß unsere Genesis­

erzählungen die Z ugehörigkeit d er S tä tte zu einem vorisraelitischen, kanaanäischen, ursprünglich von Jah w e unterschiedenen G o tt ganz d eu t­

lich erkennen lassen. Am deutlichsten lassen das die elohistischen E r­

zählungen durchblicken. Zunächst zeigt die E -G eschichte8 von der Theo- phanie in B ethel Gen. 2 8 ,1012. 17. 18. 20-22 nicht nur, daß die G o tth eit an dieser S tä tte w eilt — das sa g t auch J — , sondern zugleich das w eitere, daß d er h ier w ohnende G o tt von H aus aus ein an dieser S tä tte haftender S o n d erg o tt wTar. D enn Jakobs Gelübde „W enn Elohim m it

1 Der Gott der Väter, 1929, S. 7, Anm. 2.

* Die israelitischen Personennamen im Mahmen der gemeinsemitischen Namen­

gebung, 1928, S. 127 ff.

3 Zur Aufteilung von Gen. 2 8,1 0 -2 2 auf J und E s. meine Hexateuch-Synopse, 1922, S. 8 ff., 52* f., 262*.

(12)

4 Otto Eißfeldt

m ir sein und mich behüten w ird auf dem W ege, den ich je tz t gehe, und m ir Speise zum Essen und K leider zum A nziehen gibt, und ich wohl­

b eh alten in meines V aters H aus zurückkehre, so soll 'E l’ 1 mein Elohim sein“ h a t n u r Sinn, w enn d er G ott, den Ja k o b sich als seinen G o tt er­

w ählt, eben n icht G o tt schlechthin ist, sondern der in B ethel w ohnende und hier erstm alig dem Jak o b erschienene G ott. So ste llt sich denn dieser G ott, als er den bei Laban w eilenden Jak o b zur R ückkehr in seine H eim at auf fordert, als G o tt von B ethel vor: „Ich bin hä-el bet-el, wo du eineM azzebe gesalbt, wo du m ir ein Gelübde gelobt h ast“ ( 3 1 ,13), und in Sichern erh ält Jak o b von „Elohim “ den B efehl: „Auf, zieh nach B eth el hinauf und bleibe d o rt und bau d o rt einen A ltar für den El, der dir erschienen ist, als du vor deinem B ru d er Esau fliehen m u ß test“

(35, l) .2 W enn dann Jak o b auf diesen g öttlichen Befehl hin die Seinen auffordert, die frem den G ö tte r wegzuschaffen, sich zu reinigen und die K leider zu wechseln, d. h. sich zu w eihen fü r die W allfah rt zu dem El von B eth el und die E rric h tu n g des ihm gelobten A ltars, und w enn die Seinen der A ufforderung nachkom m en (35, 2 -4 ), so zeigt das zugleich, daß der E l von B ethel ein ganz ü b errag en d er G o tt ist, ja für den h ier in B e trach t kom m enden K reis von V erehrern d e r G ott. Ob diese H er­

aushebung des G ottes auf R echnung des E lohisten zu setzen oder aber schon für seine V orlage anzunehm en ist, muß zunächst offen bleiben.3 Daß d er E lohist den E l von B ethel m it dem e i n e n G ott, d er sein G o tt ist, identifiziert und als eine E rscheinungsform dieses e i n e n G ottes b e tra c h te t, d er e rst dem Mose seinen Namen Jah w e kun d g etan h a t (Ex. 3, 6. 9—lö), kann n icht zw eifelhaft sein. A ber ebensow enig darf das bezw eifelt w erden, daß ursprünglich dieser E l m it Jah w e nichts zu tun h at, daß er vielm ehr ein an der S tä tte von B ethel h aftender kanaanäischer G o tt ist, d er e rst nachträglich von den in K anaan seßhaft gew ordenen Israeliten ihrem Jah w e angeglichen w orden ist. D er E lohist u n te rstü tz t

1 Im Text steht „Jahw e“, aber „Jahwe“ ist in E vor Ex. 3,1 4 unmöglich.

Da E nachher (31,13; 36,3) den Gott, der dem Jakob in Bethel erschienen ist, m it dem Appellativum ’el bezeichnet, wird das auch hier im E-Text gestanden haben. Dussaud h ält „Bethel“ (als Gottesname) für den ursprünglichen E-Text (S. 238), indem er unter Hinweis auf Ex. 20, 24 (mit der Korrektur von ’azkir und tazkir) annimmt (S. 224), daß im unverletzten E-Text Jakob bei der Sal­

bung des von ihm errichteten Steins, also 2 8 ,18, den ihm eben erschienenen Gott m it diesem Namen angerufen habe. Aber zum mindesten müßte angenom­

men werden, daß es der Gott ist, der von sich aus seinen Namen nennt, wie er es in der jahwistischen Parallelerzählung (v. 10 „Ich bin Jahw e“) tatsächlich tu t, und diese Annahme wäre nur bei einer völligen Umgestaltung des Erzäh­

lungsganges von E möglich.

! Vgl. auch noch 35,7, wo die Ortsgebundenheit des Gottes ebenfalls deut­

lich wird. Im übrigen s. zu 35, 7 S. 8 ff.

8 S. unten S. 22 ff.

(13)

Der Gott Bethel O diesen A ngleichungsprozeß. E rstaunlich ist nur, daß er in den von ihm b enutzten älteren K ultsagen hier wie in Ex. 3 1 in viel ausgedehnterem Maße als der Ja h w ist so manche Züge stehen läßt, die die B esonderheit des G ottes ganz deutlich erkennen lassen und für unser Em pfinden seine Ineinssetzung m it Jah w e geradezu hindern.

Die D arstellung des E lohisten g e s ta tte t w eiter eine A ussage darüber, wie der El von B ethel zunächst bei den K anaanäern und dann auch bei den Israeliten gedacht und v e re h rt w urde. Man stellte ihn sich als zu einem Stein in besonderer B eziehung stehend vor, als irgendw ie in oder bei ihm w ohnend und v ereh rte ihn in der W eise, daß man seinen Stein m it Öl bestrich. So näm lich ist es zu deuten, w enn erzäh lt w ird, daß Jak o b einen von den Steinen d er S tä tte sich zum Kopfkissen nim m t oder ihn sich doch zu H äupten hinlegt, darauf oder dabei schlafend den Traum von der H im m elsleiter hat, am anderen M orgen ihn als Mazzebe aufstellt und m it Öl b estreich t und dann gelobt, daß dieser Stein ein G otteshaus (bei ’Höhvm) w erden solle. Es scheint so, als ob der W o r t­

lau t des Gelübdes eine A nspielung auf den Namen des Steines, nämlich bet-el (G otteshaus), e n th ä lt2, so daß m an schließen darf, der im übrigen für die K u ltstä tte oder die S ta d t und, wie w ir sehen w e rd e n 3, auch für den G o tt gebrauchte Name bet-el sei v o rh e r4 Name des Steines gew esen und habe diesen als B ehausung des E l bezeichnet. A ber so sicher, wie m an es häufig annim m t5, ist das nicht.

1 Zu der Tatsache, daß der Elohist in Ex. 3 altertümliche Züge der Sage h at stehen lassen, die seiner eigenen Geschichtstheorie widersprechen (v. 6 einerseits, v. 13 andererseits) vgl. K. Galling Die Erwählungstraditionen Israels, S. 66 ff. und A. Alt, a. a. 0. S. 12 f.

* 28,2 2 scheint mir so verstanden werden zu müssen: Für „Gotteshaus“,

„Tempel“ ist die dem Elohisten wie der hebräischen Sprache überhaupt ge­

läufige W endung bet ’elöhim, nicht bet ’el (s. dazu unten S. 23, Anm. 1), aber der eben auch „Gotteshaus“ besagenden Bedeutung von bet ’el ist er sich durchaus bewußt. So gebraucht er für Jakobs Gelübde, den Stein zu einem Tempel ausgestalten zu wollen, den für Gotteshaus, Tempel gewöhnlichen Aus­

druck bet ’elöhim und spielt dam it zugleich auf den Namen des Steins, bet 'el, der ja dasselbe bedeutet, an. Die Erfüllung des Gelübdes ist 35, 3. 5 erzählt.

Hier ist freilich nur vom Bau eines Altars, nicht eines Tempels, die Rede. Aber der Altar ist ja bekanntlich das Kernstück jeder antiken Tempelanlage.

3 S. unten S. 10 ff.

* Ich sage absichtlich „vorher“, nicht „ursprünglich“. Denn es ist sehr wohl möglich, daß zuerst die Stätte, an der eine Gottesoffenbarung erlebt wurde, als „Haus, W ohnung Gottes“ bezeichnet wurde, und daß der Name dann auf das zur Erinnerung an diese Offenbarung errichtete Mal überging.

Vgl. Baudissin K yrios III, S. 496 und s. auch unten S. 26.

5 Z. B. H. Gunkel Genesis-Kommentar3, 1910, S. 320; Baudissin Kyrios III, S. 154. Vgl. auch das, was unten S. 2 5 ff. über ßairvXos und ßcurvhov gesagt ist.

(14)

6 Otto Eißfeldt 2.

S te h t das also fest, daß in vorisraelitischer Z eit in B ethel ein El v e re h rt w orden ist, dem ein Stein heilig war, und daß die Israeliten nach ih re r Seßhaftw erdung in K anaan diesen E l m it ihrem Jah w e gleich­

g esetzt haben, so ist das die F rage, ob der E l von B ethel außer m it der appellativischen Bezeichnung ’el auch noch m it einem E igennam en b en an n t w orden und ob das der außerhalb des A lten T estam ents als G ottesnam e bezeugte Name B ethel gew esen ist.

Aus d er R eihe d er von L e v i fü r die D eutung von B ethel als G ottes­

nam en angeführten Stellen können zunächst Gen. 3 5 ,15 und l.S a m . 10, 3 ausgeschieden w erden, da für sie im E rn st nicht bezw eifelt w erden kann, daß es sich h ier vielm ehr um den O rtsnam en handelt. Ebenso dürfen die G enesisstellen1, an denen D u s s a u d , nachdem e r zum eist ihren T ext g eän d ert hat, den G ottesnam en B ethel findet, unberücksichtigt bleiben, also Gen. 28,20. 21. 22; 3 1 ,53; 32, 30; 33,20; 4 6 ,3 ; 48, 3; 5 0 ,17. U nd zw ar n icht nur, w eil hier auf unsicherer G rundlage g e b au t w orden ist, son­

dern vor allem deswegen, w eil für einen Teil dieser Stellen religions­

geschichtliche E rw ägungen zeigen, daß Dussauds K o rrek tu ren falsch sind.

D ussaud ir r t nämlich in d er Annahm e, daß es sich bei allen Theopha- nien und Epiklesen, von denen d er E lohist nach Gen. 28 zu erzählen weiß, um O ffenbarungen und A nrufungen desselben G ottes, nämlich des

„B ethel“ von B ethel handele, bei d er B undesschließung zwischen Jakob und L aban (31, 53) ebenso wie bei Jakobs R ingkam pf m it einem Elohim bei P n u el (32, 23ff.), bei d er W eih u n g einer Mazzebe in Sichern (33,20) ebenso wie bei der E rscheinung eines E l in B eerseba (46, 3). V ielm ehr h andelt es sich h ier überall um verschiedene G o tth eiten .2 Im ersten Falle sollte allein schon die T atsache, daß der G ott, bei dem Jak o b schw ört, m it einem besonderen Nam en g en an n t wird, „Schrecken seines V aters Isaak“ (31, r 3, vgl. 31,42), vor seiner Identifizierung m it dem G o tt von B ethel w arnen, und die P nuel-E rzählung läß t m it aller nur w ünschensw erten D eutlichkeit erkennen, daß es sich h ier um einen be­

sonderen, an einem eig en artig geform ten B ergvorsprung haftenden L o k a lg o tt handelt.3 W as ab er die Mazzebe von Sichern angeht, so m acht

1 Die von Dussaud herangezogenen Stellen aus Amos und Hosea werden unten S. 12 ff. behandelt werden, da Dussaud hier zweifellos Richtiges gesehen hat. Er selbst w ertet die Durchschlagskraft seiner Emendationen und der darauf aufgebauten Argumentationen freilich umgekehrt, indem er die Genesisstellen sehr ausführlich erörtert, die aus Amos und Hosea aber mehr streift als aus­

schöpft.

* Vgl. zu den Elim der Genesis als Lokalnumina Baudissin K yrios III, S. 124— 143 und A lt Gott der Väter, S. 8.

* S. auch unten S. 26 f.

(15)

Der Gott Bethel 7 die E rzählung des Elohisten, d er nach dem B ericht von ih re r E rrich tu n g (33, 2ü) die V orbereitungen beschreibt, die auf Jakobs A nordnung für den Zug nach B ethel getroffen w erden, es über jeden Zweifel e rh a b e n daß der große G ott, dem m an sich e rst nach geziem ender W eihung nahen darf, in B ethel seinen Sitz hat, ab er eben n ich t in Sichern, daß also, w enn man auch fü r Sichern als V orgänger des h ier vom E lohisten gesuchten e i n e n G ottes einen L o k alg o tt kanaanäischer H erk u n ft an­

nehm en muß, dieser G o tt jedenfalls von dem in B ethel verschieden war.

F ü r B eerseba vollends haben w ir in der noch zu b eh an d eln d en 1 Stelle Amos 8 ,1 4 den Beweis dafür, daß d er hier v ereh rte G o tt ein anderer w ar als d er von B ethel, wie er ja auch nach Gen. 21,33 einen anderen Nam en h a t als jen er, nämlich ’e l 'öläm „u ralter G o tt“. D u s s a u d s T h e se 2:

„Si la trad itio n judeenne ra tta c h a it ä A braham e t ä Y ahve les vieux sanctuaires locaux, Sichern, B ethel, H ebron, B eersabee, Jerusalem , l’an- cienne tra d itio n ephraim ite a ttrib u a it a Isaac l’in stitu tio n du culte du Dieu B ethel ä B eersabee, e t ä Jacob celle du meme culte ä Bethel, M ahanaim e t Sichern, la prem iere capitale du Royaum e du Nord. II n ’y a pas de raison p o u r que G ilg al3 n ’a it pas ete rattach ö egalem ent aux noms d’Isaac e t de Jaco b “ ist also entgegenzuhalten, daß w ir von einer U nterstellung d er verschiedenen H eiligtüm er u n te r e i n e n G o tt vor ih re r A neignung durch Jahw e nichts wissen, vielm ehr als die v o r dieser A n­

nexion liegende Stufe n u r die d er Z ugehörigkeit je d es H eiligtum s zu je einem besonderen G o tt erkennen können.4 Beim G o tt von B ethel ins­

besondere liegen die D inge so, daß der E lohist ihn m it seinem e i n e n G ott, d. h. m it dem Jah w e von Ex. 3 ,14 f., gleichsetzt und ihn insofern m it allen H eiligtüm ern in V erbindung b ringt, daß ab er die vom Elohisten b en u tzte Sage den G o tt von B ethel n u r in B ethel k en n t und die anderen S tä tte n von anderen G ö ttern beansprucht weiß. D am it fallen also die

1 S. unten S. 13. * S. 241.

3 Den oder einen hgog hoyog von Gilgal haben wir in Jo b. 5,i s—15: der Führer des Heeres Jahwes erscheint Josua, vgl. dazu meine Hexateuch-Synopse, S. 31 f.

W ir haben also von jeder der drei K ultstätten, die nach Amos (5,5; 4,4) und Hosea (4 ,15) von ihren Zeitgenossen besonders eifrig aufgesucht und darum von ihnen selbst besonders heftig bekäm pft werden, von Bethel, Gilgal und Beerseba, eine Theophanieerzählung, die von unseren Hexateucherzählern als Offenbarung deB e i n e n Gottes, Jahwes, verstanden wird, aber ursprünglich zweifellos je einem besonderen Gotte gegolten hat. Dussaud irrt also, wenn er auch Gilgal zum Gotte Bethel in Beziehung setzen möchte. — Da m it dem Gilgal in Jos. 6,13—15 nur das Gilgal bei Jericho gem eint sein kann, ist m it dem eben Ausgeführten gesagt, daß auch Amos und Hosea dies Gilgal im Auge haben. Anders Sellin, zuletzt Zwölfprophetenbuch*-8, 1929, S. 222.

4 Anders, aber keineswegs etwa m it Dussaud übereinstimmend Alt Gott der Väter, S. 54 ff. S. dazu meine kritische Bemerkung in Baudissin Kyrios IV, S. 200 f., und vgl. auch J. Hempel T h L Z 55 (1930), Sp. 266—273.

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8 Otto Eißfeldt

von D u s s a u d vorgenom m ene T ex tk o rrek tu ren , sow eit sie den G ottes­

nam en B ethel angehen, dahin.

Von Jer. 48, 131 und einigen Stellen aus A m os2 und H o se a 3 soll n achher die R ede sein. So b leib t je tz t n u r die B ehandlung von Gen. 31,13 und 35, 7 übrig, d er beiden Stellen, auf die — wie schon g esag t — in der bisherigen E rö rte ru n g das g rößte G ew icht g e leg t w orden ist, sowohl von denen, die B ethel hier als G ottesnam en g ed eu tet, als von denen, die diese D eutung abgelehnt und das W o rt hier vielm ehr als O rtsnam en e rk lärt haben. Die ersten übersetzen das hä-el bet-el von 31, im als „der G o tt B eth el“ und das bet-'el von 35, 7 als „ G o tt B eth el“. Die zw eiten ver­

stehen die W o rte von 35, 7 als „G o tt von B ethel“ und erklären — so B a u d i s s i n 4 — 31,13 entw eder als eine E lision: hä-’el bet-el = hä-el

’el bet-el „der (bekannte) G ott, nämlich d er G o tt von B eth el“ oder — so K i t t e l 6 — ergänzen nach L X X ha-nireh eleka be h in te r hä-el „der G ott, der dir erschienen ist in B eth el“ . Beide G ruppen führen für ihre Auf­

fassung, also für die E rk läru n g des bet-3el als A pposition, d. h. als G ottes­

namen, und fü r die als G enetiv bzw. als L okativ, d. h. als O rtsnam en, gram m atikalische A rgum ente an, die zugleich die g egenteilige A uffassung als unm öglich oder doch als unw ahrscheinlich hinstellen wollen. Sie sollen h ier n ich t w iederholt und auch n ich t erg än zt w erden. D enn den Ausschlag können sie doch w eder für die eine noch fü r die andere E r ­ klärungsm öglichkeit geben. H öchstens das ließe sich durch w eitere H äufung d e ra rtig e r A rgum ente dartun, daß die A uffassung des bet-el in (hä-yel bet-el als A pposition zu (h ä -fel n ich t unm öglich ist. A ber daß sie sicher oder g a r allein m öglich ist, b leib t jedenfalls unbew eisbar. Es kom m t, wie schon angedeutet, hinzu, daß an beiden Stellen der T ext n ich t ganz fe stste h t und vielleicht oder w ahrscheinlich nach L X X ge­

än d e rt w erden muß.

31,13 en tsp rich t dem hebräischen „Ich bin hä-el bet-eV‘ in L X X A iyco eifti o ftsog o orpfteig 6oi iv t o5 Tona. L X X A se tz t also voraus hä-el ha-nir eh eleka ba-mäköm „(Ich bin) der G ott, d er d ir erschienen ist an dem O rte, (w o)“, h a t dem nach in seiner V orlage bet-el ü b erh au p t n icht gehabt. Diese L esart von L X X A verdient vor der durch L X X D E M v er­

tre te n e n iv xojico fteov ( s ta tt iv r<5 rontp) den Vorzug, da diese sich als eine M ischung aus iv rä rona (ba-mäköm) und aus iv oi'xa &eov (be-bet-el), also aus den von L X X A und vom hebräischen T e x t bezeugten L esarten, aus w eist. K i t t e l 6 will dagegen in D E M die bessere L X X -L esart sehen und nach ih r den hebräischem T ex t korrigieren, ab er seine B ehauptung, daß deren iv rojrro -iteov einem hebräischen be-bet-el „in B eth el“ e n t­

1 S. unten S. 10 ff. * S. unten S. 16 ff. 3 S. unten S. 17 f.

4 M arti-Festschrift, S. 9. 6 J B L 44, S. 140. 6 J B L 44, S. 142.

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Der Gott Bethel 9 spreche, läß t sich n icht halten. Denn die von ihm ins F eld geführte T atsache, daß das hebräische bet in L X X nicht im m er durch olxos, son­

dern gelegentlich auch durch ronog w iedergegeben w erde, b esag t nichts gegenüber d er B eobachtung, daß in den B ethelerzählungen der Genesis und in der Genesis ü b erh au p t mäköm im m er durch tonog, bet-'el aber — sow eit es n ich t als Bat&rjX tra n sk rib ie rt ist — durch olxog &eov w ieder­

gegeben w ird. Die A -Lesart, die in 31,13 den Namen B ethel überh au p t n icht hat, w ird nach alledem als die bessere in A nspruch genom m en w erden dürfen. In 35, 7 aber, wo nach dem hebräischen T exte Jak o b die S tä tte el bet-el n en n t, liest L X X kcu ixccXeßsv ro ovofia xov xojtov Bai&rjl, se tz t also vor bet-el kein 3el voraus.

Nun is t es allerdings n icht ohne w eiteres b erech tig t, an den beiden Stellen der L X X zu folgen und nach ih r den hebräischen T ex t zu k o r­

rigieren, um so w eniger, als der letz tere beide Male d er schw ierigere ist und sich die G ründe, die L X X zu seiner K o rre k tu r veranlaßt haben können, unschw er verm uten lassen. A ber 31,13 ebenso wie 35, 7 w ird die L X X -L esart durch die Exegese des Zusam m enhangs gestü tzt. In 31,13 sind die etw as schw erfälligen R elativsätze „wo du eine Mazzebe gesalbt, wo du ein Gelübde g elo b t h ast“ offenbar dazu bestim m t, u n ter V erm eidung d er N ennung seines Namens den O rt zu um schreiben, haben also eigentlich n u r Sinn, w enn d er Name verschw iegen wird. 35, 7 w ird die eben vollzogene B enennung des O rtes als b et-el durch den Satz „denn d o rt h a tte sich ihm h ä - elöMm offenbart, als er vor seinem B ru d er fliehen m ußte“ begründet. Diese B egründung aber setzt deutlich nicht ’el bet-el

„El von B ethel“ oder „El B ethel“, sondern nu r bet-el „Haus, Offen­

b a ru n g sstätte des E l“ vor sich voraus, wie denn auch J (28,16.19) und P (35,16) aus einer der E ähnlichen E rk läru n g bet-'el, n icht etw a 5el bet-'el als Namen der S tä tte ableiten. Ü brigens kom m t der an sich auch als O rtsnam e schon zu rech tfertig en d e Name ’el bet-'el außer an unserer Stelle, wo eben d er T ex t unsicher ist, für den O rt B ethel n ir­

gends vor. F ü r 31,13 b e stä tig t ein Blick auf den V erlauf des elohisti- schen Erzählungsfadens das aus d er Exegese gew onnene R esultat. Nach E b enennt Jak o b den O rt e rst bei seiner zw eiten A nw esenheit in B ethel (35, 7), und es ist ganz unw ahrscheinlich, daß E ohne N o t schon vorher diesen O rtsnam en g eb rau ch t haben sollte. F reilich kom m t es vor (z. B.

2. Sam. 5 ,20), daß ein E rzähler proleptisch den Namen einer Ö rtlichkeit schon anw endet, ehe e r von dem E reignis gesprochen, das den be­

treffenden Namen veranlaßt hat, und E g eb rau ch t auch in dieser pro- leptischen A rt einmal vor 35, 7 den Namen Bethel, da (35,1. 3), wo er Jahw e den Jak o b bzw. Jak o b die Seinen auffordern läßt, nach B ethel hinaufzuziehen. H ier konnte E, w enn er n ich t sehr um ständlich w erden w ollte, kaum anders handeln. A ber 31,13 genügen, wie w ir sahen, die

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10 Otto Eißfeldt

R elativsätze zur B estim m ung der Ö rtlichkeit vollauf; hier bestand also für E keinerlei N ötigung, den Namen B ethel vorw eg zu gebrauchen.

A ndererseits lieg t die E rk läru n g fü r die nachträgliche E infügung von B ethel in 31,13 nahe. N ach J b enennt Jak o b schon 28,19 die S tä tte m it B ethel, so daß also in der K om pilation J E die B enennung schon vor 31, 13 geschehen ist. In 35,7 ist für das ü b er den durch L X X b e­

zeugten T ex t hinausgehende ’cZ w eniger leicht eine E rk läru n g zu finden;

m an w ird h ie r wohl an einen m echanischen F e h ler denken müssen.

A ber w ie im m er m an über den T e x t von 31,13 und 35,7 urteilen möge, das dürften die vorangegangenen E rö rte ru n g e n zur Genüge g e­

zeig t haben, daß diese Stellen n ich t dazu angetan sind, als Beweis für o der gegen die B ezeugung von bet-'el als G ottesnam en durch das A lte T estam ent verw endet zu w erden. Sie sind, m indestens zunächst, bei der U ntersuchung des G egenstandes auszuschalten.

3.

Um so w ich tig er ist eine andere, bisher keinesw egs übersehene, aber in ih re r B edeutung doch n icht genug g e w ü rd ig te 1 Stelle. Das ist Je r. 48,13. In einem dem Jerem ia zugeschriebenen, aber seiner w irk ­ lichen H erk u n ft nach unsicheren O rakel gegen Moab heißt es: „Und Moab w ird zuschanden w erden an Kemosch, wie das H aus Israel zu­

schanden gew orden ist an B ethel, ihrem V ertrauen.“ H ier w ird also d er m oabitische G o tt Kemosch m it dem israelitischen G o tt B ethel in P arallele g e stellt und von Kemosch gesagt, daß er sein Volk ebenso­

w enig w erde re tte n können, w ie B ethel sein Volk Israel vor dem U n te r­

g ang b ew ah rt habe. W enigstens ist hier die A uffassung von B ethel als einem G ottesnam en ohne Zweifel die nächstliegende und ungezw ungenste.

Z ur A nnahm e, daß h ie r das H eiligtum B ethel gem eint, also d er m oabi­

tische G o tt m it dem israelitischen H eiligtum zusam m engestellt sei, w ird m an sich doch e rst entschließen können, w enn sich das V erständnis von B ethel als einem G ottesnam en als völlig unm öglich herau sg estellt haben sollte.

W ich tig für die V erw ertung unserer Jerem iastelle ist nun die F e st­

stellung ihres A lters. Die gangbaren Jerem iakom m entare, die übrigens durchw eg in B ethel den Nam en der S ta d t oder d er K u ltstä tte sehen, sprechen zum eist die Stelle dem Jerem ia ab, sei es, daß sie das ganze K apitel fü r unjerem ianisch halten, sei es, daß sie diesen Vers als aus

1 Ich darf bemerken, daß mir die Notwendigkeit der Auffassung des Bethel in Jer. 48,1 3 als Gottesnamen bei der Lektüre von Jer. 48 klar geworden ist, ohne daß m ir die in derselben Richtung gehenden früheren Äußerungen über das Bethel der Stelle (Dussaud, Greßmann, Baudissin, Kittel) in Erinnerung geblieben waren.

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Der Gott Bethel 11 dem Zusam m enhang herausfallend betrachten, sei es, daß sie ihn seines Inhalts w egen der nachexilischen Z eit glauben zuweisen zu müssen, sei es schließlich, daß sie zwei dieser A rgum ente oder auch alle drei für die B eurteilung des Verses als eines späten M achwerkes ins F eld führen.

Am entschiedensten h a t sich B. D u h m 1901 für die späte E n tsteh u n g des Verses ausgesprochen. E r bem erkt zu ihm wie zu 46, 25: „H ier sieht m an doch deutlich, daß ein spätleb en d er Ju d e schreibt. Ihm g ilt das H eidentum als Abfall vom w ahren G o tt; e r nim m t wie d er P rie ste r­

kodex und wie Paulus eine U roffenbarung G ottes an a l l e M enschen an, die die H eiden sündhaft aufgegeben haben.“ F. G i e s e b r e c h t 1907 fo lg t ihm : „v. 13b ist eine echt schriftgelehrte E rläuterung, fern von geschichtlicher W irk lich k eit“, und auch P. V olz 1922 und 1928 läß t sich durch ihn bestim m en: „Die Verse (d. h. v. 1 2. 13) fallen zwischen den g u tg eb au ten dreidoppelzeiligen S trophen 11 und 14. 15 a. 16 durch F orm und In h a lt (13 durch seine geistliche Sprache) auf.“ N ur C. H. C o r - n i l l 1905 u rte ilt anders: „D ieser Vers ist für mein Em pfinden nur denkbar vor der K atastro p h e Jerusalem s und daher eines d er stärk sten Indizien für das V orhandensein eines echten K erns in unserem O rakel“ 1, und m ir will scheinen, daß die H erleitung des Verses aus d er Z eit vor dem U n terg an g des Südreichs — ob er von Jerem ia oder von einem anderen stam m t, kann hier d ahingestellt bleiben — das einzig Mögliche und R ichtige ist. D enn nach d er K atastro p h e des Südreiches h ä tte ein Ju d e kaum so schreiben können. D er auch ohnedies manchem nahe­

liegende G edanke (Jer. 4 4 ,15ff.), daß m it dem U n terg an g Jerusalem s die N utzlosigkeit des Jahw ekultus erwiesen sei, w äre durch eine solche unbedachte Ä ußerung ü b er Israels Schicksal geradezu h erausgefordert worden. Nein, solch ein schadenfroher H inw eis auf Israels U n terg an g und die dadurch erw iesene Ohnm acht seines G ottes se tz t notw endig das Bestehen des Südreiches voraus. Dies durch eine auf v. 13 beschränkte E rw äg u n g gew onnene E rgebnis kann durch irgendw elche literark riti- schen B eobachtungen — Z usam m enhangslosigkeit des Verses u. dgl. — nicht ersc h ü tte rt werden. D enn da das ganze K apitel eine bunte Mi­

schung von Stücken aus allen m öglichen prophetischen und poetischen Schriften d arstellt und u n ter ihnen solche von zweifellos vorexilischer H erkunft verhältnism äßig zahlreich sind, ist fü r die B estim m ung des A lters der einzelnen Stücke der Zusam m enhang ziemlich gleichgültig, und ist w eiter für ein Stück wie v. 13 die Annahm e vorexilischer E n t­

stehung von vornherein m indestens nicht unmöglich.

Ein vorexilischer judäischer A utor, der nach der K atastrophe des N ordreiches und vor d er des Südreiches, zwischen 722 und 586, ge-

1 Ähnlich u rteilt Cornill in seiner Einleitung in das A. T .7, 1913, S. 178 über Jer. 48,13.

(20)

12 Otto Eißfeldt

schrieben haben muß, n en n t also B ethel als G ott, und d. h. den einzigen G o tt oder doch den H a u p tg o tt Israels. Das ist ein außerordentlich w ich­

tiges Zeugnis, geeignet, den G ang d er israelitischen R eligionsgeschichte in neue oder doch schärfere B eleuchtung zu rücken. Offenbar h a t es neben der von den P en tateu ch erzäh lern J und E v ertreten en R ichtung, die Jah w e und die kanaanäischen L o k alg ö tter wie den von B ethel, den Bethel, einander angleichen will und darum bei diesem seinen E ig en ­ nam en „B ethel“ auch wohl verw ischt oder doch jedenfalls h in te r Jahw e h a t z u rü ck treten lassen, eine andere gegeben, die das K ind beim rechten Namen nennt, die K u ltstä tte n sam t den von ihnen von H aus aus v er­

eh rten G ö ttern w egen ih re r kanaanäischen H erk u n ft v erp ö n t und zu dem Zw eck auch die alten Namen dieser G ö tte r konserviert. Daß diese O pposition um so stä rk e r w ar, je m ächtiger d er G ott, gegen den sie sich rich tete, v e rste h t sich von selbst, und ebenso das andere, daß das feindliche Ausland, also Juda, die in Israel üblichen synkretistischen B estrebungen besonders eifrig bekäm pft und v e rsp o tte t hat. W e iter lieg t es auf der H and, daß diese radikale R ich tu n g nach Israels U n ter­

g ang triu m p h ie rt und alles U nheil aus den von ih r bekäm pften Kom ­ prom ißm aßnahm en h e rg e le ite t hat. Man b rau ch t nu r an die E rzählung vom „goldenen K alb“ 1 zu denken, die in d er uns vorliegenden Form judäischer H e rk u n ft ist und aus d er Z eit nach 722 h errü h rt.

A ber w ir brauchen das V orhandensein einer radikaljahw istischen R ich tu n g m it ihrem W iderspruch gegen die von anderen beg ü n stig te V erschm elzung Jahw es m it den kanaanäischen L o k alg ö ttern ja n icht aus Je r. 4 8 ,13 e rst zu erschließen, vielm ehr ist sie uns aus Amos und H osea sehr g u t bekannt. Amos und H osea sind ihre führenden V ertreter.

In ih re r V erkündigung s te h t nun der K u lt von B ethel im M ittelpunkt ih re r Polem ik, und zw ar so, daß offenbar sein nichtjahw istischer U r­

sprung, seine B eziehung zu einem von H aus aus kanaanäischen G o tt dem W iderspruch gegen ihn seine Schärfe gibt. Es ist näm lich nicht an dem, daß Amos ausschließlich den K ultus von B ethel verwTerfe, weil er ü b erh a u p t vom K ultus nichts wissen w o lle2, einerlei wo er g eü b t

1 S. auch S. 14, Anm. 1.

1 Diese religionsgeschichtlichen H intergründe der Polemik des Amos ver­

kennt A. W eiser D ie Prophetie des Amos, 1929, S. 163 f. u. ö., wenn er die Ver­

werfung des Kultus durch Amos so erklärt: „Der Kultus ist das Handeln des Menschen m it der G ottheit . . . Für Amos gibt es überhaupt kein Handeln m it Gott vom Menschen aus . . sondern nur ein H andeln Gottes m it dem Men­

schen von Gott her. Darum ist für ihn der ganze Kultus eine Unmöglichkeit.“

Ich bestreite nicht, daß diese Darlegungen der H altung des Amos eher gerecht werden als die weitverbreitete Auffassung, daß Amos darum den Kultus ver­

werfe, weil seine Losung sei: Sittlichkeit, nicht Kultus! und der Kultus die Sittlichkeit als etwas Nebensächliches beiseite zu schieben strebe. Zum min-

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Der Gott Bethel 13 w urde. V ielm ehr zeigt eine Stelle wie 8,14 „die schw ören beim 'E l von B eth el’ 1 und sprechen: bei deinem Elohim, Dan! und: bei 'deinem D od’ 2, B eerseba!“ ganz deutlich, daß Amos kanaanäische L o k a lg ö tter als ur-r sprüngliche H erren der hier genannten K u ltstä tte n , d aru n ter der von B ethel, kennt. Bei H osea steht, w enn er auf B ethel zu sprechen kommt, die Tatsache im V ordergrund seiner Polem ik, daß h ier ein S tierbild als G o tt v e re h rt wird. E r w ird n icht müde, diese V erehrung eines aus Silber und Gold v erfertig ten Tieres im m er w ieder verächtlich zu machen und ihren A nhängern im m er w ieder furchtbare Strafe anzukündigen.3 A ber H osea weiß, daß dieses S tierbild verhältnism äßig ju n g en Datum s ist, und daß es dem von Jahw e zu unterscheidenden G otte von Bethel, der seinerseits schon vor dem B eginn des S tierbildkultus Israel verführt und dam it ins V erderben g e stü rz t hat, g ew eiht worden ist. Das zeigt d er so viel b eh an d elte4 A bschnitt 13, 1.2, dessen A nfang wohl leider w egen T ex tv erd erb th eit unverständlich bleiben w ird: „Als . . . Ephraim ..., w ar er 'F ü rs t’5 in Israel. Dann verschuldete er sich durch den B a'al und starb .6 U nd je tz t sündigen sie noch m ehr und haben sich ein Guß­

bild gem acht.“ D eutlich h a t sich hiernach Ephraim s Abfall von Jahw e desten bedarf diese W ürdigung der ethischen Triebkräfte des Propheten der Ergänzung durch Herausstellung seiner eigenartigen, zur Volksreligion im Gegensatz stehenden Religiosität. Aber beide Versuche, die Stellung des Amos zum Kultus auf eine Formel zu bringen, sprechen die Sprache ihrer theologi­

schen Gegenwart, der eine die des ethischen Liberalismus der letzten drei Ja h r­

zehnte des 19. Jahrh., der andere die der dialektischen Theologie unserer un­

m ittelbaren Gegenwart, und sind damit in Gefahr, die zeitgeschichtlichen Be­

dingtheiten der in Rede stehenden Erscheinung zu übersehen, wie alle „theo­

logische“ E rklärung der Bibel, so notwendig und ertragreich sie ist, ertragreich auch für das historische Verständnis des Gegenstandes, der Gegenwart oder vielleicht besser: der Zeitlosigkeit mehr zugewandt ist als der Vergangenheit und ihrer Besonderheit. In unserem Falle gehört zu den dort wie hier über­

sehenen oder unterschätzten Besonderheiten die Tatsache, daß der Protest der Propheten gegen Bethel, Beerseba und Gilgal auch darin seine Ursache hat, daß diese Heiligtümer von Haus aus nicht Jahwe gehören, sondern anderen Göttern.

1 So m it J. W e l l h a u s e n sta tt „Schuld Samariens“ ; ich halte diese Kor­

rektur für besser als die sonst vorgeschlagenen.

%So m it G. H o f f m a n n sta tt „dem W eg“.

8 8, 4ff.; 10, 5; 13, 2.

4 Ich denke hierbei vor allem an E. S e l l i n s Bemühungen um diese Stelle, s. je tzt die 2. und 3. Auflage Beines Kommentars zum Zwölfprophetenbuch, S. 127 ff.

5 So statt „er erhob“ m it H. Oor t . Zum Gedanken vgl. Gen. 49, 26 aus dem Segen Jakobs, wo Ephraim der Geweihte unter seinen Brüdern genannt wird.

6 Zum Bilde vgl. Hos. 7, 9. Gemeint ist, daß die Führerstellung, die Ephraim in der ersten Zeit nach Israels Einwanderung nach Kanaan und vorher gehabt hat, seit Saul und David verlorengegangen ist.

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14 Otto Eißfeldt

in zwei E tap p en vollzogen. Z unächst g ing es zum B a'al-K ultus über, sodann v e rfertig te es sich ein S tierbild.1 Im zw eiten Falle ist d er K ultus

1 Diese Auffassung von 13,1.2 läßt die Frage nach dem Alter des Stier­

bildes von Bethel in einem neuen Lichte erscheinen. 1. Kön. 12, 26ff. wird er­

zählt, daß es Jerobeam I gewesen ist, der wie in Dan so auch in Bethel den Stierbildkultus gestiftet hat. Aber dieser Bericht erscheint vielen unglaubhaft, und sie nehmen vielmehr an, daß auch schon vor Jerobeam der Stierbildkultus in Bethel geübt worden ist und daß Jerobeam ihn nur sanktioniert habe. So sagt D u s s a u d a. a. 0. S. 231: „L’institution du Royaume d’Israel par Jero­

beam I n ’amena, contrairement au recit tendancieux de l’A.T., aucune revolu- tion religieuse. II est tres probable que le nouveau roi ne fit que sanctionner la coutume locale notam m ent quand il adopta, pour les sanctuaires de Bethel et de Dan, Pimage d’un jeune taureau comme representation de Yahve“, und dementsprechend h ält er (S. 243) auch das Stierbild von Dan für älter als Je­

robeam I und führt es auf den Ephraim iten Micha zurück, von dem Richter­

buch c. 17.18 die Rede ist. Da aber der Stier im besonderen Sinne Tier des Gottes H adad ist, schließt Dussaud weiter, daß der Gott Bethel — und ebenso der Gott von Dan — nichts weiter ist als „une forme locale du grand dieu amorrheen et syrien H adad“ (S. 233). G r e s s m a n n h a t gerade diesem Teil des Dussaudschen Buches besonders nachdrücklich zugestimmt (O L Z 25 [1922], Sp. 457 f.). Aber die Überlieferung des Alten Testaments spricht dagegen, nicht nur 1. Kön. 12, 26ff. und unsere Hosea-Stelle, sondern vor allem auch die T at­

sache, daß der Elohist in Gen. 28, 102 2; 35, l—7 in Verschmelzung des dort verehrten Gottes m it Jahwe den Kultus von Bethel als legitim betrachtet, da­

gegen in Ex. 32 den Stierkult aufs schärfste verurteilt und als Ursache für die Katastrophe des Nordreichs (v. 34) hinstellt. Das wird nur verständlich, wenn der Kultus von Bethel und der Stierbildkultus nicht einfach daBBelbe sind, sondern der letztere eine den bisher hier geübten Kultus irgendwie ändernde Neuerung darstellt. Es wird also doch so sein, daß erst Jerobeam I in Bethel

— und in Dan — das Stierbild eingeführt hat. Daß es sich dabei um eine Entlehnung aus einem anderen Kulte handelt, d arf als sicher gelten; es fragt sich nur, welcher das ist. Die früher beliebte Herleitung aus Ägypten (vgl. dazu B a u d i s s i n , Artikel „Kalb, goldenes“ in P R E , IX 3, 1901, S .704—713) ist kaum aufrechtzuhalten. Man wird vielmehr an eine Anleihe bei einem semitischen oder kleinasiatischen Kulte, d. h. bei dem des Hadad oder Teschub, denken müssen, wobei zugleich m it der Möglichkeit oder W ahrscheinlichkeit zu rechnen ist, daß dieser Kult auch im übrigen schon vorher auf Israel eingew irkt hat.

Aber bei Jerobeams Maßnahmen handelt es sich kaum um bloße Übertragung einer sonst schon in Israel heimisch gewordenen K ultart nach Bethel und Dan, sondern er wird einem bestimmten Vorbild m it bestimmten Absichten gefolgt sein. Nun haben wir in Israels und Judas Geschichte mehrere Beispiele Äafür, daß politische Bündnisse m it auswärtigen Mächten auch kultische Einflüsse von daher m it sich brachten: der m it Tyrus verbündete Ahab führt den Mel­

kart-K ultus in Samaria ein, die von Assyrien abhängigen judäischen Könige Ahas und Manasse gewähren assyrischen Kulteinrichtungen Raum im Jerusa- lemischen Tempel usw. So könnte Jerobeams Maßnahme auch m it einem poli­

tischen Bündnis Zusammenhängen. Freilich sind wir hier, da die Quellen ver­

sagen, auf Vermutungen angewiesen, aber doch auf solche, die begründet sind.

Ähnlich wie David in seiner Auseinandersetzung m it Saul bei den Philistern Unterstützung gefunden hat, werden die Aramäer, etwa das gerade damals neu

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Der Gott Bethel 15 von B ethel gem eint. Dann ist auch im ersten aller W ahrscheinlichkeit nach n icht ganz allgem ein von dem Ü bergang zu kanaanäischen K ulten die Rede, sondern es w ird sich auch hier um einen ganz bestim m ten K ultus handeln, und d. h. dann den von B ethel, da im B ereich von E phraim kaum ein an d erer in B etrach t kom m t und auf der zw eiten Stufe dieser ja jedenfalls gem eint ist. „D er B a'al“ ist dann h ier ebenso von einem ganz bestim m ten G o tt ausgesagt, wie in den E lia-G eschichten1 und in den E rzählungen von Jehus R ev o lu tio n 2 und von der E n tth ro n u n g d er A th a lja 3, hier von M elkart, d o rt vom E l von B ethel.4

Amos und H osea wissen also um die Tatsache, daß der K ultus von B ethel von H aus aus nicht Jahw e, sondern einem kanaanäischen G o tt g ilt und lehnen ihn auch aus diesem G runde ab. E s fra g t sich, ob sich zeigen läßt, daß sie auch den durch Jer. 48, 13 bezeugten Namen dieses G ottes von B ethel, B ethel, g ek an n t haben. Das scheint nun aller­

dings der F all zu sein, w enn auch die an den fraglichen Stellen beson­

ders schlechte B eschaffenheit oder besonders ausgeprägte M ehrdeutig­

k eit des T extes hier zu g rö ß te r V orsicht in d er B ew eisführung m ahnt.

Zunächst p aß t in den Zusam m enhang von Amos 3, 9—15, w o im übrigen der S ta d t Sam aria der U n terg an g angedroht wird, v. 14 b „und ich will gebildete Reich von Damaskus, den als Feind der Davidischen Dynastie auf­

tretenden Jerobeam wenigstens zunächst gefördert haben, und diese politische Ver­

bindung Jerobeams m it den Aramäem könnte die Übernahme einer aramäischen Kulteinrichtung, eben des Stierbildes, veranlaßt haben. Übrigens bedeutet dieBe Herleitung des Stierbildes von Bethel und Dan nicht, wie es aus H. Th. O b b i n k s Ausführungen über den Gegenstand (Z A W 47 [1929], S. 268) scheinen könnte, daß dam it die Auffassung des Stieres als Piedestal für den darauf stehend ge­

dachten Gott gesichert wäre. Denn wir kennen für die — hier als Einheit zu­

sammenzufassende— nordsyrisch-kleinasiatische Religionsübung des zweiten Jahr­

tausends v. Chr. keineswegs nur den a u f dem Stier stehenden Gott, sondern auch den selbst als Stier dargestellten und so verehrten, wobei es sich beide- male um denselben G ottheitstypus, nämlich den W ettergott Hadad-Teschub, handeln wird. Vgl. etwa aus E duard Meyer Reich und K ultu r der Chetiter, 1914, einerseits die Abbildungen 80 und 89, andererseits die Abbildung 61; an die letztere hat mich A. A lt in einem Gespräch über den Gegenstand freund­

lichst erinnert.

1 1. Kön. 16,29—19, 18. 2 2. Kön. 10, 17-28. 3 2. Kön. 11 ,18.

4 Wenn, wie öfter und wohl m it Recht ausgesprochen worden ist, „der Stein Israels“ in Gen. 49, 24 den Stein, d. h. den im Stein wohnenden Gott von Bethel, meint, haben wir hier einerseits und in unserer Hosea-Stelle anderer­

seits Zeugnisse zweier ganz verschiedener Betrachtungsweisen. Nach der einen ist der Gott von Bethel für Israel die Quelle seines Glücks, nach der anderen seines Unglücks, zwei Betrachtungsweisen — eine patriotisch-religiös-optimistische und eine prophetisch-religiös-pessimistische —, für die wir auch sonst, z. B. in den Jakob-Erzählungen der Genesis einerseits und in Hos. 12 (s. unten S. 17) andererseits Belege haben. Es lohnte sich, wenn einer einmal alles hierher­

gehörige M aterial zusammenstellen wollte.

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