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Beiträge zur Schulandacht. Als Beilage zum Jahresbericht des Realprogymnasiums zu Jenkau für das Schuljahr 1896/97

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(1)

• ՑՅօո

Adolf Seeger.

-ooOoo—

(ÄÍ5 §fteiiage jum

^Hhresberirlit des ÿenlgroggmnasiums zu ^enbau für bas 5d;nïjafyr (8^6]

1897. Programm = 3łr. 4G.

í>onji0.

Stud Bon ßbtoin ©roening.

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Adolf Seeger.

ДЬ Beilage jum

Jahresbericht des ^ealprnggmnasiums 211 Jenhau für bas 5diuljal]v f8$6|Ç)7.

1897. Programm = Э7г. 46.

(4)
(5)

ІУ i e nad;folgenben Unbad?ten finb von mir im 3 ’ tter«

nate bes Konrabinums su Jeidau teils am Xüocheiifchluß, teils bei befonberen feftlicfyen 2lnläffen gehalten worben. Der (Sebante, biefelben su veröffeutlicben, lag mir ursprünglich fern; nur ein höherer, für mich maßgebenber JDunfch be=

Stimmte mich basu. Uidjt ohne Sägern unb 23ebenfen habe ich barin eingewilligt. Sinntal weiß ich wohl, baß biefe 2lnbad?ten weber neue Anregungen bieten, noch als ein«

wanbsfreie ZUufter gelten fönn en, unb fobann wiberftrebte es aud] meinem perföitlid^en Smpfinben, religiöfe Ansprachen, bie nur für beit vertrauten Kreis einer Heinen 5d?ulgemeinbe beftimmt waren, einer weiteren Öffentlich feit su unterbreiten.

Wenn ich ber Verausgabe einen gwecf beisumeffen vermag, fo ift es ber, baß bei bem immer noch fchwanfeitben Urteil über bie hefte Seftaltuitgsweife ber 5d?ulanbad?t unb bei bent lebhafteren 3"kceffe, bas bief er 5rage neuerbiiigs entgegengebracht wirb, eine ausgebehntere Deröffentlichuitg wirflich in ber praxis bes Sdțullebens entftanbener, nicht nur auf Zfiufterleiftungen sugefchnittener 2lnbachtsprobeit viclleid]t wünfdjenswert ift, um ein möglichft untfaffenbes 23ilb von ber thatfächlichen fjanbhabung ber Sdjulanbadjt 511 gewinnen. 30 übergebe bantut biefe Anbachten ohne weitere aitsfeilenbe unb beffernbe ZZacharbeit gan$ in ber 5ornt, wie fie gehalten fiitb, bein Urteil ber Sachgeitoffeit,

1 *

(6)

trenn audi vielleicht nur, um bie Kritik baburd; anzuregen unb aus bet Kritik für bie Sufunft zu lernen.

Die folgenben Einleitungsworte trollen nicht eine irgendwie erfd?öpfenbe (Theorie ծ er Sd?ulanbad?t liefern, fonbern nur einige fragen behanbeln, bie mir bei ծ er 2lb=

faffung meiner 2liibad?ten aufgetaucht fin ծ սոծ bereu Er՛

örterung mir zur Rechtfertigung meiner Bebaiibluitgsart nötig erfcheint. Zugleich bemerte ich, baff für meine (Seftab tungsrreife nid?t nur theoretifdje (Ertragungen, fonbern nicht minber ftark auch der nadjtrirfenbe Eindruck beftimmenb getrefen ift, ben bie 2lnbad?ten meines hod?rerehrten früheren Dorgefeßten unb íehrers prof. D. Bornemann in ZTiagbe՛

burg bei mir hmterlaffen hoben.

3n Br. 1 — 23 lehnt ftch bie 2lnfprad?e an bie kird?՛

liehen Epifteln an. 34 bin mit bief er gugrunbelegung ծ er perikopen nur einer althergebrachten Sitte unferer Zlnftalt, nicht eigener Überzeugung gefolgt. 3m (Segenteil glaube ich, baß baraus nur ZTlißftänbe unb Schwierigkeiten ertrachfen.

Denn auch für bie Sd?ulanbad?t, bie fid?, trie Rí ärtel mit Red?t betont ((Theorie ber Sd?ulanbad?t, (Dfterprogr. bes Dorotheenftäbt. Realgymn. շս Berlin, \8ty2, 5. 23 u. 33), bem Schulunterricht intb feinen Bedingungen orgaitifd? an՛

gliedern muß, gilt es als bindendes döefeß, bem Schüler nid?ts 3U geben, tras ihm nid?t erklärt wirb ober tras ron ront՛

herein als rerftänblid? angefel?en werben kann. Den 3"holt

her perikopen aber, zumal her epiftolifd?en, beut Schüler int

Rahmen einer 2lnbad?t ron wenigen ZU imiten aud? nur

einigermaßen zu erklären unb babei bod? ein abgerunbetes,

wirkungsrolles (ßanze zu geben, fdjeint mir rielfad? nahezu

unmöglich, Es bleibt darum nur bie Alternative befiehlt :

entweder man giebt im 3vtereffe der fd?ulmäßigen Erklärung

bes (Testes eine homilienartige (Einzelauslegung besfelben,

wobei aber bie rebnerifdje ZDirkungskraft ber Zlnbadjt ver--

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loren gel?t, bie nur burd? ։Êinl?eitíid?feit bes ^n^?o^s unb burd? Konzentrierung auf eine (Srunbwal?rf?eit 31t erzielen ift;

ober man begnügt fid? bamit, einen leitenben (Sebanten I?erauszul?eben unb it?n in freierer 5orm zu einem gefd?loffenen (Sanzen auszugeftalten, wobei bann aber bie öeriefung bei ­ ganzen perifope feinen erfennbaren ^tned I?at. 2luf jebeu 5all ergiebt fid? meiftens ein 2Hißverf?äItnis 3wifd?en bem Umfang non Sept unb 2lnfprad?e unb ein U)iberfprud?

3wifd?en ben ^orberungen, bie beibe an ben £el?rer {teilen.

5o wünfd?enswert barum aud? bie Kenntnis ber perifopen für bie 5d?ule ift unb fo fel?r aud? if?re Perlefung ben 5d?üler mit bem (Sange bes Kird?enjal?rs in ftänbiger 23e=

Ziehung erl?ält, fo finb fie bod? meines <£rad?tens als biblifd?e Unterlage für bie Sd?ulanbad?t nid?t geeignet. 21îag man aud? bie Suangelien bei if?rem leid?ter faßbaren gefd?id?t- lid?en Jurait als 2lnbad?tstept hefteten taffen, minbeftens I?ege id? ftarfe 23cbenfen gegen bie Verirenbung ber <2piftcln ZU bief em Swede, ba fíe oft eine nid?t zu bewältigcnbe Zľíenge fd?tver verftänblid?en unb fd?wer erflärbaren Stoffes in fid? fd?ließen. — Dafj bie 2lnfprad?e überhaupt eine bibli=

fd?e (Srunblage I?abcn ntufj, wenn anbers fíe ben 2(nfprud?

einer euangelifd?en gottesbienftlid?en Žjanblung ergeben trill, Ițalte id? für eine felbftverftänblid?e unb nid?t weiter 311 begrünbenbe ^orberung, wie fíe ja aud?, fo weit id? bie litteratur überfel?en faun, allerfeits als fold?e anerfannt ift.

2Tur meine id?, man füllte bie 2luswal?I unb 2lbgrenzung bes 23ibelteptes bem Urteil unb freien 23elieben bes £ef?rers überlaffen, ber bann aud? wol?l of?ne weiteres ben <£rforber=

niffen ber fird?Iid?en Seit gebüfjrenb Ked?nung tragen würbe.

IVas ferner bie Darftellungsform anbelangt, fo finb

շ՜էր. \ — 23 als freie 2!nfprad?en, Ur. 2\ — 30 als (Sebete

abgefaßt. 34 möd?te beiben 2lrten if?r 22ed?t gewahrt

wiffen. Die Doppell?eit ber 5orm finbet iljren (Srunb unb

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Sd?ule unb sum (Sottesbienft : bie Vortragsform ergiebt fid}

aus bem 5d?uld?araHer, bie (Sebetsform aus bem godes՛

bienftlid?en ilțarafter ber 5d?ulanbacht. man födte barum nid?t einfeitig bie eine ober bie anbere 2lrt aïs bie allein berechtigte Ęinfteden. gumeift gefdjieht bies su (Sunften ber (Sebetsform (vgí. befonbers Klif, Sd?ulgottesbienft, in ber (Encfflopäbie bes gef. <£r$iehungs= u. Unterrichtstuefens v.

5 chmib). (Sewiff, ein einfacher, verftänblicher Bibeíteçt unb ein furses, baran angefdjloffenes (Sebet finb ein ebenfo wurbiges tvie swe<fentfpred?enbes Zitittel ber 2lnbad?t. 2lber wenn fchon uon ber Kirche bie (Sefamtgemeinbe als eine geiftlich unfertige unb weiter 51։ bilbenbe angefehcn unb barum ber Belehrung ein wefentlid?er 2lnteil an ber fulti- fd?en Seiet burd? bie prebigt gefiebert wirb, wieviel mehr hat bie Schule, bie fid) einer bureaus unfertigen unb bil=

bungsbebürftigen (Semeinbe gegenüberfieht, bas vode liecht, ihre 2lnbad?tsübungen fo ein$urid)ten, ba§ fie bas religiöfe Bewufjtfein nicht nur als vorhanben vorausfelgen unb blöff anregen, fonbern basfelbe aud] burd? Zuführung neuer Vorftedungen erweitern unb burd? belel?renben unb erweef»

lid?en Vortrag Hären unb bitben. Selbft p a Imié, ber Ifauptvertreter ber agenbarifd?en Sorm in ber Sd?ulanbad?t, gefleht il?r bod? aud? einen beleljrenben Qwed 311, wenn er ihn aud? freilid? nur auf bie Bibelfunbe befd?ränft (Vor­

wort sur <£vangelifd?en 5d?ulagenbe). Der erbauliche £h a = rafter ber 2lnbad?t wirb burd? bas hh^utretenbe belel?renbe Zlloment nid?t aufgehoben, fonbern int (Segenteil, burd? bie (Erhebung bes nod? bunHen religiöfen (Sefül?ls sur Klarheit bes Bewu^tfeins wirb erft eine wahrhafte (Erbauung geweďt.

(Vgl. Zľíärfei a. a. Ф. 5. 27.)

fjat fomit bie freie Vortragsform ihr unbeftreitbares

Hecht, fo wirb il?re 2lnwenbung fogar wünfd?enswert mit

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2îüdfid?t auf bie <£rfahruHgstI?atfad?en, auf bie 23ornemann in ber Vorrebe su feinen ,,5d?ulanbad?ten" liinroeift, „baff nufere Jugenb für liturgifd?es fjanbeln unb regelmäßige Sd?riftverlefung ot?ne Srtlärung weniger Sinn liât unb fid?

gar leid?t gerabe burd? täglid?e, agenbarifd?e 2Inbad?ten eine gewiff e Unaufmerffamieit bei Verlefung ber ^eiligen Sdjrift angewöl?nen tann", unb jweitens, „baß nur wenige Sd?rift- terte burd? bloße Verlefung jugenblid?en (Semütern innerlid?

angeeignet unb wirflid? juin Verftänbnis gebrad?t werben fönnen." 3d? möchte barum, wie ja and? bas numerifd?e Verhältnis ber beigegebenen 2lnbad?ten seigt, ber freien Vortragsform ben Vorzug uor ber gebetsmäßigen Sorm geben, im (Segenfaß 511 Züchter (Beiträge 311 einer Sd?ul=

agenbe, 3al?resber. b. Kgl. (Symnafiums 311 IVursen j8f)6, 5. Ա 2lnm.), ber vor einem Überwiegen berfelben warnt ZlUnbeftens ift fie in all ben Sallen wünfdjenswert, wo ber 3U (Srunbe gelegte Sert bem Verftänbnis Schwierigkeiten bietet.

Die reine (Sebetsform habe id? nur in benjenigen 2lnbad?ten angewenbet, bie 311 2lnfang unb Schluß von Sd?ulabfd?nitten unb bei feftlid?en (Belegenheiten gehalten finb (Ztr. 2Հ — 30). Denn tyer brängt ber (Sefid?tspunft ber Seier ben ber Belehrung faft дапз 3urüd. Der an=

fommenbe ober abgehenbe Sd?üler will weniger belehrt, als aus (Sottes iVort begrüßt unb geftärft fein, unb bei Sefb lid?feiten hat bie 2lnbad?t ihre Stelle neben fonftigen Ver=

anftaltungen, bie ben <§wecf ber Seier fenu3eid?neit, unb hat fid? bemnad? auf bie öebeutung eines religiöfen IVeiheaftes 3U befdjränfen, ber feinen entfpredjenbften Zlusbrucf im (Sebet finbet. Daß and? hi er bie Sarin frei vortragenber DarftcIIung möglich unb angängig ift, foil bamit nid?t be-- ftritten werben, wie ja 3. 23. bie 2lnbad?ten von 23orne=

mann unb 23äßler (Simotheus) trefflid?e ZTtufter h'^für

(10)

verfud?t.

2luf eine (Befahr möchte id? nod? ljintreifen, tveld?e hie (Bebetsform ber 2Inbad?t in fid? birgt unb bie id? 5 tvar empfunben, aber tvohl aud? nidjt ganj vermieben ł?abe.

(Serabe bei ernftlidjer Dorbereitung auf eine foid?e 2lnbad?t unb in bent 23eftreben, ber 5d?ulgemeinbe (Sutes unb 2ln=

regenbes, nid?t nur 2HItägiid?es 511 bieten, fann man leid?t verfudjt fein, in bas (Sebet (Bebauten tjineinjutragen, bie tvol?I für einen freien Dortrag paffen, aber bem innerften XDefen bes (Sebets fremb finb. 3d? i?abe mid? bief es <£in=

bruds insbefonbere bei ber Eettüre von 2did?ters 2(nbad?ten (a. a. Փ.) troß aller fonftigen <LreffIid?teit berfeiben nid?t entfcbiagen tonnen. 5d?on äußerlich angefehen, finb biefe agenbarifdjen 5d?ulgebete meinem (Sefüi?[ nad? für (Sebete 511 lang. Wenn fid? Л id?ter jur 23egrünbung ihrer 2lus.

beițnung auf bas geitmaß ber Kird?engebete beruft (a. a. CD.

5. 6), fo möd?te id? bagegen geltenb machen, baß biefe ihre Sänge bod? nur ber (Binjelaufjähiung aller fird?lid?en Fürbitten, aber nid?t ber (Eintragung reflettierenber (Se=

banfengänge verbauten, unb baß fie bie (Sebetsform in jebem Säße wahren, tvährenb bie %id?terfd?en 2Inbad?ten fie jeitiveife gaitj vergeffen laffen. 34 glaube, fold?e 2ln- bad?ten trauten an einer nicht ftattl?aften Zľíifd?ung 3 tv eier ­ heterogenen gwede : ber Dortragenbe möchte jugleid? Eiturg unb päbagog, jugleid? Dorbeter unb Eelirer fein. 2lHein bas (Sebet verträgt feinen belehrenben §wed außer bem einen, baß es fid? felbft lehren unb als anregenbes Seifpiel wirten will. 3ebes weitere unterrid?tiid?e 3ntereffe muß ծ arum beim 5d?ulgebet jurüdtreten unb ber Eehrer bemütig unb felbfflos feilte eigene geiftige perfon hinter ben religiöfen 23ebürfniffen unb 5äl?igteiten ber (Sefamtheit jurüdfteUen.

fDemt er betet, ift er nid?t mehr Eehrer, fonbern nur Sprecher

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ber Sd?ulgemeinbe, unb er barf ծ arum nid?t jugleid? aud?

շս ber (Bemembe fpred?en trollen. — (Es ift alfo nid?t an«

gangig, ben ganzen (Sebanfeninl?alt, ben eine freie reíigiőfe 2lnfprad?e entwidelt, aud? in ein (Bebet ginéin Ridegen. Die Verfd?iebenl?eit bér 5orm bebingt jugleid? aud? eine Der«

fd?iebenl?eit bes Jn^alts. Will man ծ arum bie (ßebetsform in ծ er 5d?ulanbad?t anwenben, fo befdjränfe man fid?

barauf, an bie 23ibelverlefung ein möglidjft einfad?es, fürjes (Bebet anjufdjließeu, trie fie 5. Չ. bie palmiéfdje 2tgenbe in reidjer, mufterl?after 2luswal?l barbietet. iiiljlt man ba=

gegen bas Sebürfnis, fid? feíbft ftdrfer mitjuteilen unb be«

leljrenb unb erwedlid? auf bie 5d?üler einjuwirfen, fo wäl?íe man bie 3 ivedentfpred?enbere freie Vortragsform.

Daß bann aud? biefe leßtere meift, wenn aud? nid?t nottvenbig (vergi. Pinneberg, <5>tfd?rft. f. ծ. evang. Sell«

gionsunterrid?t, 3. Jl?rg., 2. JE?eft, 5. (5?) mit einem (Bebet abfd?ließen unb baß, nad? ZHarfels treffenbem 2lusbrud (a. a. Չ). 5. 2Ą), „ber Sd?luß bes Vortrags fid?, ivenn bas (Befül?l erwärmt unb ծ er Verftanb eríeud?tet ift, wie von felbft jum <S abete geftalten wirb," liegt in bem gottesbienft«

lid?en ^wed ber 5d?uíanbad?t unb in ber d?riftíid?en per«

fč>níid?feit bes £ef?rers ol?ne weiteres begrünbet. 27ad?

bem Vorgänge von 23ornemann, Säßler u. a. f?abe id?

Ijäufig £ieberftropl?en, bie fid? bem vorder entwickelten (Be«

banfengange anpaffen, als 5d?lußgebete verwenbet. So fel?r aud? bie freie Spradje bes Umgangs ծ er abâquatefte 2lus=

brud bes (Bebets ift, fo Iqat bod? anberfeits aud? bie ge=

bunbene ^orm í?ier if?ren Wert unb il?r 3ed?t, ba fie ber gehobenen Stimmung bes Vortragsfd?luffes entfprid?t unb einen guten Hturgifd? ausflingenben 2lbfd?luß liefert. 2lußer«

bem beftimmte mid? 311 biefer gebetsmäßigen Verwenbung ber £ieberftropl?en nod? bie weitere 2lbfid?t, nufere l{ird?en=

lieber, bie ja leib er nur ju oft gebanfenlos gefangen unb

(12)

aís gleidțgiltige 2П eíobieeminterlage betrachtet го erb en, ben Sd?üíern and? als (Sebetsergüffe frommer (CEiriften uerftänb.

lid? unb wert ;u machen.

Die 311m <Sefang vorgefd?lagenen Eieber finb aus bem

5d?ulgefangbud? von Klij ausgewählt, bas an bet hiefigen

2Inftalt eingeführt ift. 23ei einer fo begrenzten 2luswal?l

war natürlich nid?t immer für jebe 2lnbad?tsftimmung ber

entfprechenbfte bid?tcrifd?e Jlusbrucf 311 fittben.

(13)

1. llnfer Scibcnêberuf.

1. Sßetr. 2, 11-20.

3)cr 2Ipoftel maljnt in bief et ©piftel jit widigem ®e=

íjorfam felbft gegen bofe Herren unb չս gebulbigem (Ertragen aud) bes Unrests. ©S wirb unferm menfdjlidjen ©tnpfinben fd)on fd)iuer , in biefe Morberiingen einguwidigen. 9iod) fernerer aber wirb uns bas 93erftänbnis ber ŽBegriinbung, bie ber Slpoftel feiner Tíaljnung giebt. 6ր խցէ nänilidj : bas ift ©itabe, baß wir leiben, unb weiterhin: bagu finb wir be=

rufen, es ift nufer Setuf. Tas fd)eint uns bod) gu viel ge=

fagt. Sßirfen unb Sdjaffett, nufere Kräfte unb Mäßigkeiten tljätig entfalten, bas galten wir fonfi für unfern gottgegebenen 93eruf, unb (Erfolg ßaben in nuferer Slrbeit unb ßreube an unferer Sßirtfamkeit, barin feljen wir eine ©nabe ©otteS.

2lber baß baS Selben eine ©nabe, ja unfer Serttf fei, unb nod) ba;u bas Selben um Sßoljltljaten widen, Selben für bas

©ute, bas wir gctljan, für bas ©ble, bas wir gewollt, bas blinkt uns bod) eine gar 511 Bezweifelte SebenSweiSljeit, bas kommt uns vor wie ber Stob ader Sebensfreubigkeit.

Unb bod) läßt fid) eine földje Sluffaffung bes SeibenS

woljl vereinigen mit einem frifdjen, fröljlidjen Sinn. Tas

ßaben ade bie djriftlidjen ©laubensljelben gezeigt, bereit ganzes

Sebeit unb Sßeben troß adeS KrettjeS unb ader феіп bod)

burdjleiidjtet ift von bem Ijeiteren Sonnenftßein reiner, um

verfälfditer greube unb ftiden Erlebens, dłodj vielmehr aber

gilt bies voit bem Seben unferes fëeilanbes. 9liemanb fjat

von ntenfdjlidjer hősijeit unb ©eßäffigkeit, von tttenfdjlidjer

(14)

er. Slber troß a liebem beharrte er unbeirrt unb unverjagt, frößlid) unb getroft bei feinem Ipeilanbsberuf. Unb was gab ițim benn bief e erhabene, fiegßafte Stellung gegenüber allen Selben unb Slnfecßtiingen? Das war es, baß er feine Selben nidjt anfaß als ein Hemmnis für feinen 33eruf, fonbern als einen Seil besfelben, als ein notwenbigeS Wîittel feines 6r=

läfnngSwerfeS. 6r wußte: id) muß leiben, um ßelfen յո főimen, unb bariim wollte er leiben, nidjt gejwungen unb unfreiwillig, fonbern aus eigenem (Sntfcßluß, aus bem freien Triebe ber Siebe IjerauS. Ջ11 feinen äßilleu tiaßm er bas Selben auf: babiircß überwanb er es unb naßm ißm feine uieberbrücfenbe Kraft.

Unb bamit ßat er aucß uns ben $ßeg gewiefen unb bie Kraft gegeben, nufer Selb ju tragen. ՃԽո feinem ©eifte er=

füllt, folien wir es verfteßen lernen, baß bie Selben, bie uns treffen, nicßt außerßalb ber von ©ott uns gefeßten SebenS=

orbnung fteßen, fonbern ein notwenbigeS ©lieb berfelben finb; baß fie nicßt baju bienen folien, unfern Sebensberuf ju ßemmen unb ju unterbinben, fonbern alle nufere fittlicßen Kräfte für benfelben ju entbinben unb uns ber Erfüllung unferer ßöcßften SerufSaufgabe, nuferer freien Bewäßrung vor ©ottes 2lngefid)t näßer ju bringen.

SSenn wir in ßßrifti ©eift unb Kraft ju ber £iöße foldjer SebeiiSauffaffung uns auffcßwingen, fo verliert bas Selben feinen bitteren Stacßel. Da wirb es uns möglicß, troß ber tiefften (Srfaßrungen irbifcßen ©lenbs unb menfd)=

ließet Scßlecßtigteit bod) allem Sebensüberbruß fern ju bleiben unb eine rußige Sebensfreube uns ju bewaßren. gerabe bie leibvoHften Stunben werben bann für uns ein ՅՅօրո bes Segens unb eine Duelle neuer Kraft. Dann erfdjließt fid) uns and) bie 3Baßrßeit biefes merfwürbig buniten SBortS:

Selben ift ©nabe, unb bas Kreuj, juvor bas traurige Sinn=

(15)

bilb tieffter <5фтаф unb hittérítőn DBeßs, wirb für uns jum erljebenben DBaljrjeidjen göttlidjer (Símbe unb weltüberwinbem ben (Staubens.

Saffet uns beten:

SBtlbe unS, о yerr, паф deinem DHlbe

®anj in jene liebevolle, miibe фегдепёпфе, bie es nie vergibt,

Saß nicht, bet vom 'Höfen roirb gekantet, Klein baß ber, ber SöfeS tßut unb bentet, (Símig ber HetlagenSmerte ift. Simen!

Sieb: $Sas Glott tțjut, bas ift rooljlgetljaii. Տէր. 1. 6.

2. (We unb (ínvcľb.

Sat. 1, 16-21.

„Sille gute Sabe unb ade vollfomnicne (Sabe tonimt von oben Ijerab, von bem Dilater bes ՏէՓէՑ", biefes s2ßort l)ebt fid) aus bem Diaijaién unferer (Spiftel befonbers Ijell heraus unb grüßt uns als ein alter trauter 33efannter unb gretinb, bei bem mir gern einen Dlugenblid verweilen.

Dilles, maS mir fiitb unb haben, ivas in uns unb um

uns ift, ift ®ottes Sabe, mill ber Dlpoftel fagen. §ür bas Sebiet

bes DîaturlebenS giebt feber bies mohi oljne weiteres չս. 3ßir

lönnen ja ben DSmben піфі ihren Sauf weifen, mir vermögen

es nidjt ben Rimmel regnen ju laffen ober beit Sdjoß ber

(Srbe aufjuthun, baß fie mit ihrem Vorrat uns fegne; wir

lönnen and) піфі unferm eignen Seben einen Zag ober and)

nur eine Stunbe gufeßen. Dilles bies, Sufi, Sidjt unb Seben

empfinben wir als Saben Sottes. — DIber innerhalb ber

von Sott uns gefegten Sebensgrenjen, in unferm Zenten

unb Zlju», tu unferm DBollen unb Dßirlen, ba fühlen wir

(16)

uns bod) gar fo oft alâ freie, unabhängige Herren unb fpredjen felbftgefäüig unb ftolj nur von eigenen Saben, eigenen Kräften, eigenen Erfolgen. 3Bas wir befreit, gilt uns als unferer fëänbe Slrbeit, was wir wiffen, als unferes Seiftes (Srwerb.

3Bir wollen bas berechtigte eines folgen Selbftgefüfjls nicht verleimen. SBettn irgenb worauf, fo biirfen wir ftolj fein auf bas, was wir burd) nufere £()ätigfeit erworben unb burd) unfer Streben aus uns gemacht haben. — SIber bod) wirb biefeS Selbstgefühl vertehrt unb gefährlich, wenn es fid) піфі paart mit ber rechten Seinul vor Sott. Sem ftoljen 2ßort: bas habe ich ades errungen mit eigener Straft, muß bas bemütige befenntnis jur Seite treten: burch Sottes Símbe bin ich, nmS ich bin. Unfer Seben mit all feinen ®r=

rungenfchaften unb Sutern foil uns ftets in einem hoppelten Sichte erfd) einen: auf ber einen Seite als ber Ertrag unferer eigenen Sir beit, auf ber anbereit als eine Sabe Sottes. SBir biirfen unb miiffen uns jwar fühlen als bie verantwortlichen Herren unb berwalter nuferes Sefdfids, aber jugleid) bod) aud) als bie Äoftgänger Sottes, bie nur leben von bent brot, bas er uns f¡heult, unb nur wirleit in ber Äraft, bie er uns giebt. Arbeiten unb wirten, als ob Sott gar nichts tf)äte, aber aűejeit hoch auh betenb ju Sott auff«hauen, als ob er alles thäte unb alles nur eine Sabe feiner batergüte wäre, bas müffen bie Seitfähe unferes Bebens fein.

@S finb bies f<heinbar jwei fief) wiberfprecheiibe SebenS-

anfi<hten unb SebenSpflid)ten, unb in ber ^ljat bilbet ihre

benfeiibe bereinigung ein fftätfel für unfern berftanb, um

beffeit Sofiing fchou ^ahrhunberte geiftiger SIrbeit fid) gemüht

haben unb wohl noch weitere 3ahri)unberte fich abmühen

werben. Slber auf biefe beillettbe Vermittlung briber pflichten

fommt es gar nicht in erfter Sinie ait, foiiberii vielmehr

baratif, baß wir fie beibe uns tief ins ^erj unb Sewiffen

(17)

Köreiben. ©a finbett fie ron felbft iíjre uerföljneiibe 6tn=

íjéit unb ba bezeugt fid) biefe jelbft aló 2Baí)rf)eit. ©enn gerabe in bicfer Söerbinbung felbftbeimißten Kraftgefüßls mit bemiitiger Unterorbmuig unter ©ott liegen bie ftarlíten

©riebfeberit für uitfer SBoden, bie tiefften 2Burjeln unferer Straft, bie Ijeűften Sidjtqueűen für unfere (Srtenntnis.

Saßt uns beten ! D ©ott, ©n frommer ©ott, ©u 23runnqued aller (Saben, о (յո * ben nicßts ifi, was ifi, ron bem wir ades íjaben, ©u erfreuft audj uns tagtäglidß burd) ©einer

©aben reidje $üde. 2ld), nimm bas ©anfopfer unfer es fèerjens bafiir gnäbig an. ©ține aud) ferner ©eine miibe 33aterțjanb über uns auf unb fpenbe uns ©einen Segen.

(Sieb uns aber and) ©eines ©elftes Sidjt, baß wir ©eine

©aben als földje erlernten unb baß wir fie mit ©anffagung ßinneßmen als ©efdjenle ©einer 33atergüte! Simen!

Sieb: D ©ott, bu frommer ©ott. Տէր. 1. 2.

3. ѲеіЬ Später beê äßortS ! 3at. 1, 22 - 27.

©er Slpoftel fpradß in ber rorigen Spiftel ron ben guten unb uodlommenen ©aben, bie non oben Ijerablomnten.

fèier nun nennt er bie löftlidjfte barunter, baS SB ort ©otteS.

— Slber audj ron biefer ©abe gilt basfelbe wie ron allen anbern : wir müßen fie felbft erwerben, um fie befißeit unb ißren Segen ju genießen; es ift eine ©abe, bie mit einer Aufgabe rerïnüpft ift, unb erft inbem wir biefe erfüllen, empfangen wir jene.

Èntgegengebradjt, angeboten, bargereidjt wirb bas 3Bort

©otteS uns allen ja jur ©einige, ©te SJlutter, bie beit

erften Keim bes ©lattbenS in bes KiitbeS ^er; fetilt; ber

(18)

ßeljrer, ber biefe Reime juin verflänbniSvollen 39egreifen.weiter pflegt unb entwidelt ; ber Sßrebiger, ber il)nen int (SotteSbienft immer neue Эіа^гипд giebt, fie alle fpenben unb »ermitteln uns ble (Sabe bes göttlichen Sßorts. Unb Ьоф, troß blefes reifen (Snabenftromes fo wenig (Sefüljl für bas ăBoljltljuenbe biefer (Sabe, fo wenig SßerftänbuiS für ifjren 2Bert, fo wenig Verlangen nací) ihrem 23efiß! ЗЗогаи liegt bas? (Stwa baran, bah bie Rräfte bes (Sotteswortes »erfiegt, feine %e=

beutung erfchöpft, fein (Seift unzeitgemäß geworben wäre ? D nein, es ift ein Sßort ewigen Sebens, bas feber ßeitbauer unb jebem Зеііептефіеі geworfen ift. äßenn es fo wenig geflößt wirb, fo liegt bies nur baran, baff wir jumeift iljm Zu äußerli^ gegenüberftehen.

2Bir hören es woßl апЬафНд an ; aber bas (Sehörte bringt nicht in unfer inneres. @S regt woljl in uns паф=

bentenbe Setra^tung unb rührfame ©mpftnbungen an; aber ber wechfelnbe (Sinbrud ber nädjften ©timbe ѵегіфеифі biefe (Sebanfen unb Smpfinbungen wieber. Si()äter bes SB о rte S Zu fein, barauf foinmt es an. Թրքէ im %h»n fpitrén wir feine Rraft unb feinen ©egen. 2Jîag bas SB ort (Sottes bir mit 5Шеп)феп= unb ©ngelSjungen geprebigt werben, mag Ьіф bie Schönheit feiner ßorm hinreiffen, bie ©iefe feines Inhalts Ьіф paden: es bleibt ein tönenber ©фа К unb ein toter Rlang ohne belebenbe ІПафіѵігІітд, wenn es піфі ®in=

gang finbet in bas innerfte Heiligtum beineS Sßittens unb і'іф bort umfeßt zu freiem, perfönlidjem Síhun. Թրքէ bie Sljat ift ber ©Փ1սքքր(, ber bie ßaubergewalt bes SBorteS erließt, ber jgebel, ber feine verborgenen Sebensfräfte ans Йіфі zieht.

— Stur wer bas SBort (Sottes іппегііф verarbeitet unb es

in feinen ЗВШеп als treibenbe Straft aufnimmt; nur wer es

aus bem ^örraum ber Яігфе in ben SBerfraum bes gebens

hinausträgt unb es bort lebenbige ©eftalt gewinnen läßt in

gottgefälligem Зфии, nur ber empfinbet es als eine eble

(19)

£immel3gabe itnb nur ber fpiirt feinen reichen Segen unb feine unerfd&öpflidje Kraft.

Wlüljen wir uns barmit, nidjt bloß fjörer bes Sßortes 511 fein, fonbern aud) Später. Saffen wir es nidjt flüchtig an ttnfernt Dljr vorbeigehen, fonbern öffnen wir iljnt uttfer Wß Hub machen wir es jur Siidjtfájnur unieres gebens.

Sie ©ottesliebe, bie barin ju uns fpridjt, treibe uns ju eigener SiebeSgefinnung unb Siebestljat, ttitb bas gebieterifdje

„btt foUft" bes göttlichen ©efeßes fittbe feilten Si'ieberljall bei uns in einem freien, fröljlidjeit, eljrlidjen „іф will"!

Simen !

Sieb: £>err, öffne mir bie fèerjetistljitr. Str. 1. 2.

4. hieltet einanber ! 1. $ctr. 4, 8 — 11.

©ottes weife æorjeljttitg ljat bie ©aben unb Kräfte gar uerfcßiebeit unter bie SMeiifcßeii verteilt : ber eine ljat biefe, ber aitbere jene, ber eine titeljr, ber anbere weniger, feiner ljat fie alle jufammen. Sarum fann feiner feiner Tîitmenfdjeii völlig entraten unb fid) felbft alles vergaffen, was gum 33oKgenuß bes gebens erforberlidj ift, fonbern es geljt wie in ber fyabel beS ÜÖieiteniuS Slgrippa: einer ift auf beit aitbertt angewiefen, unb ein Saitb gegenfeitiger ©rgänjung unb 21tis=

gleidjuitg verfnüpft jebeit einzelnen aufs engfte mit feiner Umgebung.

Sie ipflidjt, bie uns hieraus erwädjft, lleibet ber Slpoftel in bie $ßorte: „Siettet einanber, ein jeglidjer mit ber ©abe, bie er empfangen ljat ! " Hilf er Seben foil ein Sienft an unfern SJiitmenfdjen fein ; es geljört nidjt uns allein, fonbern auch iljnen. SSaS wir fiitb unb haben, ift ja nidjt nufer

2

(20)

eigen, fonbern nur ein Seijcn non (Sott, unb bet ginS, ben mir (Sott bafi'ir fdjulbig finb, ift bie Sßerroenbung nuferer (Saben int ©teufte unb juin Söoljie ber (Sefamtheit.

Sold) eine ftetige 9iüdfict)tnat)ine auf nufere ÜJlitwelt ioftet freilich oft Opfer unb bringt uns, oberflächlich angefeljen, juweilen auch 5lad)teil. 3Iber fie trägt bod) and) reidjen Segen in fid). ©enn gerabe bie Unterorbnung nuferer ©hätigteit unter bie gwede einer größeren (Semeinfdjaft giebt uns bas

©efitljl höhnen 3BerteS. ©as größere (Sanje, in beffen

©ienft mir uns fteHen, hebt nufer ©l)un über bie bloße

©agelößnerarbeit unb ben nádiéit Broterwerb hinaus unb giebt unfernt Streben einen frifdjeren gug unb eblereit Sdfwung. ga gerabe fe mehr mir nací) außen i)tn nufere Kräfte int ©ienfte ber 9!teiifd)l)ett einfeßeit, nm fo mehr machfen mir an innerem (Sehalt unb bamit and) an rechter Sebensfreubigteit. ©ie Siebe, bie mir ausgeben, nimmt uns nichts, fonbern bereichert uns nur, unb je mehr mir geben, unt fo meßt empfangen mir auch.

Rerr ©ott, lieber hintntlifdjer Bater! ©u h aft uns alle in ©einen ©ienft berufen unb mit ©einen (Saben unb Kräften ausgeftaitet. Störte uiifere ©ßatEraft unb nufere greubigfeit, baß wir nicßt miibe werben, biefe (Saben unb Kräfte in ©einem (Seift junt Süoßle ber ÜDlenfchßeit յո ge=

braud)en unb ju wirten, folange eS ©ag ift. Beßre uns aucß ftets bebenten, baß wir 9ted)enfd)aft über nufer ©l)un ablegen müffen, unb gieb, baß wir einft als treue Raus ­ halter erfunbeii werben, bie ißr anvertrautes ©eil, fei es nun groß ober Heilt, mit ©reue, (SewiffenljaftigEeit unb Rim gebuiig verwaltet haben ! Simen !

Sieb : Wieiit er ft (Sefüßt fei ^ßreis unb ©ant.

Str. 1, 9 u. 11.

(21)

5. 5£)te 8te6e ber Жед git ®ой.

1. Soi). 4, 16 - 21.

G) ott ift bie Siebe, bas ift bet (Srunbton unferer í;eu=

tigeii Gpiftel. Sie biíbet barnít gleicbfant eine ©rgäiijung ju ber (Spiftel bes oorigeu Sonntags. Sort maljitte uns bet Slpoftel beS (Staubens an bie ©rljabenljeit unb Unbegreifiid)=

feit (Sottes ; Ijier weift uns ber 2lpoftel ber Siebe einen äßeg, auf bein mir (Sott beírnod) nație tömmen tonnen. — ճօէէ aiibetenber %eiuunberung befannte^auliis unb mir betennen mit ițim: „D meld) eine Siefe bes DîeicȘtuinS, beibe©, ber 2öeisljeit unb ber ©rfenntniS (Sottes!" 2Bir fanben unS bei ber $ktrad)=

tung göttlichen SBefenS unb SBaltens oor einen fdjwiitbelnbeit Slbgrunb gefteítt, beffen Siefen unb ©ebjeimiiiffe unfer fd)ioad)er 9Jtenfd)eiwerftanb nidjt jit ergríínben vermag. Unb bőd), troțș biefes (Sefüt)ls unferer Dl)untad)t unb Sefdjränttljett jieljt es uns immer ivieber mächtig l)in jtt biefem unergrünblidjen 3ßefeit, faft als hofften mir es bod) nodj einmal erfaffen ju tönneu, unb nufere Seele ift unruhig, bis baß fie ruțjet in (Sott. ißoljer bief er fülle, unwiberfteljlidje fèerjeitSbraitg?

Saber, weil biefes unenbttdje Sßefen bei all feiner @rljaben=

tjeit uns boeb nidjt fo fremb ift. 9Sir befiben in uns eine iljin verroanbte Seite, bie uns iljin nabe rüeft, ein Sanb, bas uns mit iljin vertiiüpft. ©s ift bie Siebe. (Sott ift Siebe, unb wir babéit Siebe, finb ihrer faljig unb bebürftig, barin liegt bas (Seljeintiiis biefes ewigen gugeS ber Шіеіфф=

tjeit jur (Sottbeit. Senn Siebe befiel magnetifdje Kraft; bie

Siebe Glottes jieljt nufere Siebe an fid), unb je meljr wir

felbft von Siebe in uns fpiiren, um fo ftärfer empfiitbeit wir

(22)

aud) beit $ul§fdfeíag ber ©otťfeeit unb um fo tiefer bringen mir in ifer 22efen ein. ®in berühmter gorfdjer faßt einmal :

„Srbifcfee ©inge muf man nerftefeen, um fie 51t lieben;

göttliche ©inge mufe man lieben, um fie ju verftefeen". ©ie Siebe ift in ber ©feat ber 2öeg, ber unâ am tiefften in

©otteâ Söefen unb SBege feineinfüfert. Unb fie ift ein Sßeg jur ®otteâerleimtiti§, ber bem Äinbeâgemüt ebenfo gugäng=

liefe ift, mie bem gereiften IblaniteSfeerjeii, unb bem unge:

bilbeten Wenfcfeen fo gut, mie bem gebílbeten. ©enn nicfet bem forfcfeenben 9íad)benlen be§ æerftanbeâ, fonbern bem fd)licfeten, innigen Sefeiten beS lieberoarmeit fèerjenS offenbart unb erf^liefet ficfe ©ott. 3Ber in bér Siebe bleibet, ber unb nur ber bleibet in ©ott unb, Sott in ifetn.

Siebe, bic ©u mid) ¡um Silbe

©einer (Sottfecit feaft gcmad)t, Siebe, bie ©u mid) fo miibe Dlad) bem gall mit .Çtcil bebaut, Siebe, ©ir ergeb ’ id) mid),

©ein ju bleiben croiglid) l Simen !

Sieb: gcfe mill bidfe lieben, meine Starie. Տէր. 1. 8.

6. 3)cr ergie^erif фе ՋՋօրէ ber ®с[фіфіе.

1. йог. 10, 6 — 13.

©er SIpoftel фаиіиб íjäít l)ier beit forintíjifdjeii (Kjriften bei ben mannigfadjen Verfügungen, bie fie umringten, bas

®efd)i(f bes Volles Israel als roarnenbes Veifpiel vor Singen. Sie ®efd)id)te ift iljin alfo ein ÜJÎittel erjiefjerifdjer

©inwirfung.

fragen benn and) mir uns einmal, ivestjalb mir einen

fo großen Seil nuferer ßeit unb Slrbeit auf bas ©tubiuin ber

(23)

Vergangenheit verwenben ! ©troa nur, um unfern 3BiffenS=

burft unb unfere forfdjenbe Teugier ju beliebigen? Ober nur, um mit ben bunten ißanbelbilbern ber Seiten unfern Seift angenehm ju unterhalten? Tein, menu irgenb eine wiffenfdjaftlidje Vefchäftigung, fo verfolgt bie ©efdjicljte praf=

tifdje, fittlid) bilbenbe Siele. 9ßir folien nicht nur ®efd)idjte lernen, fonbern о or allem aus ber ®efdjidjte lernen. ®er gefdjidjtlidje Stoff foli nicht nur ein toter, ruljenber Sebä^b nisbefih fein, fonbern eine wirf fame SebenSlraft werben. Sie Vergangenheit foH uns bas Verftänbnis ber (Gegenwart fiaren, nor allem aber auch imfer Verhalten in ber ®egen=

wart beftinunen unb unfern ©hara ft er bitben. 2IuS bent 9Iuf= unb Slbwogen bes S^iknftroniS bie ewigen ©efețșe bes 2Belt(aufs unb beS göttlidjeii äßeltenplans erfennen unb ver=

flehen lehren, bei ben lichten fèöljepuitlteii nadjeifernbe Ve=

geifterung, bei ben bunflen Siefen Ijetlfame ©rfdjütterung willen, bas ift Siel unb Aufgabe ber ©efdjidjte. — Unb ob heilig ober profan, all unb jebe ©efdjidjte faun földje ®e=

banfen unb ©efüljle in uns wecfen. 2Iber freilidj feines Volles ©efdjidjte vermag bies in földjein ®rabe, wie bie beS VolfeS Israel. $n ihr unb burdj fie fpridjt ®ottes 2ßeis=

heil unb Siebe am aHerbeutlidjften unb verneljmlidjften ;ur Tïenfdjheit. Tiit burdj fidjtiger Älarljeit hebt fid) ®ottes ^ßlan barauS Ijeruor, unb anberfeits begegnet iljm von feiten beS VolfeS ober hoch wenigftens feiner ©eifteS= unb ®laubens=

fjeiben eine Siefe bes VerftänbniffeS, wie fonff bei feinem anberit Voll beS 2lltertums. Israels Sefdjidjte, wie fie in ben Sljatfadjen fidj barfteHt unb in ben ^erjenSergiiffen ber heiligen S^riftfieller fid) fpiegelt, bilbet eine große 6rfafj=

rung von ®ottes unenblidjer Vatergüte gegenüber bem Volle feiner 2Baljl, aber auch von ©ottes heiliger ©eredjtigleit unb erjieljerifdjer Strenge gegen ben wiberfpenftigen unb unge=

treuen äluserwühlten.

(24)

Bernen wir benn Sšraels (Sefdjichte unb überhaupt alle @efá)iá)te in blefem Sinne verfielen unb für unfer Beben verwerten, Vergeffen wir über ber rein gebäd)tni§=

mäßigen Aneignung unb ber verftanbesmäßigen Verarbeitung nicht, aud) i)in unb wieber unfer fèerj ju fragen, was bie

®efd)id)te uns fagen will. (Erwärmen unb ergeben wir uns an allem Sdjönen unb (großen ber Vergangenheit; aber halten wir uns aud) beit Vlid' offen für bie heilige @eredj=

tigfeit, bie in ber 3ßeltgefd)id)te waltet! Simen!

Sieb: Komm, о ïomm, bu @eift bes Bebens. Տէր. 1. 3.

7. (£í)rifťítd)c (Seifteêgaíen.

1. йог. 12, 1-11.

Unfere (Spiftel läßt uns einen S3(iä էէսո in ben 9leid)=

էսա non ©eiftešgaben, befjen bie ©țjriftengemeinbe 311 Minți) fid) erfreute. Tas Gljriftentum roar non bief en Ijodjbegabten unb inarm einpfänglidjen Rellenen mit ber ganzen (Slut ilires (SmpfinbenS unb ber gangen Rraft itérer Segeifterung auf=

genommen unb ljatte in bief en itjrem Staube nad) einfachen Seuten eine glide non neuen (Srtenntniffen unb Sliifdiauuiigen, non (Seiftes= unb fRebegabcn, non Rraft= unb SBunbertljaten l)ernorgebrad)t.

Sinb nun biefe SBunbererroeifungen djriftlidjen ©elftes für immer norbei? Sinb fie nur bas befonbere æorredjt ber erften 6t)riftenl)eit geroefen? £at ber ©nabenftroin beS

^eiligen ©elftes Ijeute յո fließen aiifgeijört? ©erolß, fo überfd)roenglid)e (Srfdjeinungen, role fíe ble torintljifdje ©e=

meiitbe bietet, geigt nufere gelt nidjt ineljr ober bod) nur in

nereinjelten gallen. Sie finb (Srgeugniffe einer befonberS

begnabeten unb religiös Ijodjgefpannten gelt, ber für immer

vorbilblidjen gelt beS jungen, entfteljeuben ©tjriftentums.

(25)

Aber tot ift Êfjrifti Seift audj íjeute nidjt. „Er ift bei uns rooțjl auf bem fßlan mit feinem Seift unb Saben." 2öir bilrfen nur nidjt ängftlidj gerabe bas nur als djriftlidje SeifteSgaben bezeichnen, mas ber Apoftel țjier als foldze nennt. Unfere gelt tjat anbere Saben, meii fie anbere brauet. Ober roirl't nidjt ^riftlidjer geugengeift in ben

-Männern, bie opferroißig unb mutvod in bie imroirtlidje grembe fjinausgiefjen, um neue giinger für ifjreit $errn ;u roerben? gft nidjt djriftlidjer Siebesgeift bie Sßurjel ber nieten SBerfe ber S3armijer;igieit unb fUlilbttjätigteit, bie gerabe unfere gelt fo ¡jaljlreid) aufroeift? Sebt nidjt djrifb lieber SDulberfinn füll verborgen in fo manchem bergen, bas unter ber Mot bes Sehens fdjroer barnieberliegt ? ga, vieles von unfern Sitten unb Einrichtungen, unfern Slnf^auungen unb Erfenntniffen trägt bas Ursprungszeugnis c^riftlidjen SeifteS an fidj. 2Bir muffen uns nur ein offenes Sluge ba=

für ermerben unb uns von bent lanbläufigen grrtum los=

madjen, baß unfere Meitjeit mit ad iijren Errungenfdjaften ein 3Berf ber fogenannten Humanität fei. Spüren mir tiefer beit Urfachen ber Entividlung nach, f° fűden fid) oft SDinge als SBirfungen bes EljriftentittnS heraus, bie mir nidjt gemahnt fiitb als földje anjiifeíjen, meii fie jum felbftverftänblidjen Sefiß uitfers SebenS geivorben fiitb.

Saffen mir uns alfo ben Síid fdjärfen für bes <hrift=

ließen SeifteS äßirlen in unferm Seben, mie in bem Seben ber uns umgebenben 3ßelt. Aus ber beffereit Erkenntnis mirb bann audj ermadjfen baS Sefüljl ber SanfeSfdjulb gegen Sott für beit Schah feiner Saben unb bas Sefüljl ber Ser=

pflidhtung, roas mir felbft an Saben unb .Qräften in uns fpttren, sinn gemeinen Mußen unb jur Eljre Sottes յո ver=

roenben, bamit bas ՋՑօրէ „Es [inb mancherlei Saben, aber es ift ein Seift" nidjt bloß Anerkennung, fonberii audj Ser=

roirtlidjung fittbe.

(26)

(Seift beS (Slaubenž, (Seift ber Starie, îles @el)orfantó unb ber 3ud)t, Sè^õbfer aller (Sottežroerte, Sräget aller £>immetëfrud)t,

(Seift, bu (Seift ber beiľgen 3)lãnner, Könige unb $rof)l)etenf * ar,

3)er Slpoftcl unb 33etenner,

ílud) bei un8 roerb ’ offenbar! Simen!

Sieb: ßefid) ein %n meinen Sțjoren. ©էր. 1. 2.

8. $)te ®ci]cnf(it¿c in failli ăSefen.

1. йот. 15, 1 — 11.

Es tfl ein inerfwlirbiges Glemifd) von ©emut unb Selbftgefüljl, bas fid) in beS SlpoftelS Sßorten E)ier auS=

fpridjt; es ift eine Verbinbung von (Segenfäfjen, wie fie nur in einer religiös [o tief veranlagten ölatur möglicti roar. —

$dj bin ber geringfte unter allen 9Ipofteln, bas fagt ein fötaim von fo glänjenben (Saben, ber einft eine $ierbe jübifcEjen SdjriftgeleljrtentumS ju werben verfpradj unb bann nadj Glottes 9latfd)íuf¡ ber crfte unb bebeutènbfte diriftlidje Sd>rift=

gelehrte würbe; bas fagt ein fo treuer Weiter, ber in jebero Erfolg nur einen Slnfporn ju weiterem Vorroärtsftreben fal) ; bas fagt fold) ein geuergeift, ber, was er ergriff, mit ber ganzen Straft feiner fßerfon vertrat ; ein fo mutiger 33or=

iämpfer beS Evangeliums, ber es juerft wagte, bie Votfdjaft von Eljrifto in bie fèeibenroelt ;u tragen; ein fo unüber:

troffener föleifter in ber ftunft, Seelen ju gewinnen unb niâjt minber, Seelen ju bel>err)d)en unb ;u leiten ; ein opfer=

williger Märtyrer feiner Überzeugung unb feines ^Berufs,

bei։ leine fölülje §ii groß, feine Verfolgung ju Ipart, leine

(27)

Sánnadj ju brüctenb für fein Slpoftelamt biiníte ; ein groß;

artiger SBelteroberer enblich, bem jroei (Srbteile fid) beugten iinb ber bas anfpruchSvoHe pellas, mie bas fpröbe Dióm einjig unb allein burd) bie Wad)t feiner ^rebigt unb bie Rraft unb Sßa^rl)(it feiner ®ad)e unter bas fd)lid)te geilen beS RreujeS bannte. SDiefer gewaltige Wann, ber feines՛

gleichen itidjt viele tjat, nennt fid) ben geringften unter ben Slpofteln, nid)t wert, ein folger 51t Reißen ! gaft erfd)eint uns biefes SB ort wie übertriebene 33efd)eibenț)eit unb geflickte Cernut, ljinter ber fid) bod) nur felbftgefälliger ^odfmut birgt. 3lber nein, von unwahrer, unnatürlicher gurüd=

brängung berechtigter Sefüljle ift bei itjm nichts ju fpüren;

in bemfelben Sttemjug fagt er mit unbefangenem <SelbftgefüI)l:

,,gd) l)abe mehr gearbeitet, als fie alle." SBie erflärt fid) biefe fd)einbar wiberfprud)Svoile 33erbinbung tieffter SDemut unb ebien StoljeS? 2Bo íjat fie ihre innere ©inljeit?

gíjren Srunb unb il)re ©inljeit finbet fie in bem Slaubenśleben beS 2IpoftelS, in ben liefen feines d)riftlid)en SewußtfeinS. ©hriftuS fteht im Wittelpunfte feines Sehens ; auf ihn führt er jurüd, was er hat; an ihm bemißt er, was er tl)ut. $oH ftoljen SelbftgefüI)lS blicit er ju ihm empor als feinem ^errn unb W elfter, ber ihn in feinen SDienft be՛

rufen unb ju feinem auserwählten Sïüftjeug erhoben hat.

ЭІЬег ber 33íiď auf ©հ րՓ ԱՈ1 beugt ißn aud) wieber tief her՛

ab. ®enn Œh^iftnS ift ihm jugleich auch fein Sott, bem er gleich werben, fein (Srlöfer, bem er feine Sdjulb bejahten muß, unb an beffen heiliger ißerfon unb unenblicher Siebe gemeffen, erfd)eint iljrn alle eigene Söürbigfeit fo gar hinfällig unb alles eigene 33erbienft fo nichtig. — 33on bief er fèerjenS՛

ftellung ju feinem ^errn unb ^eilanb aus ift фаиіі fdjein՛

bar jwiefpältiges Sßefen allein յո vergehen. ©hnftuS ift ber

lebenbige 6inl)eitSpuntt feiner wiberftreitenben Sefüßle, ber

Sruiib feines StoljeS fowoljl wie feiner 3)emut.

(28)

Safet uns beten:

0 Su einer, ber Su allen 91 lies giebft unb alles bift, 9Beil nach ®ottcS 3BoI)lgefallen 9tIle Ș-iille in Sir ift;

9llle haft Sn eingelaben, 91 Ile folien &u Sir nab’n, 9lUcn baft Su aufgetban Solche 5'ülle Seiner ®nabcn!

Selig, roer eS recht genießt,

$BaS Sn giebft unb roaS Su bift! 9lmen!

Sieb: <Qcrr unb ^eitanb, nimm mid) fein. Str. 1. 2.

9. 5)te beiben (Sotteêíeitdjten.

2. fior. 3, 4 — 11.

Stuf bem autar unferer Äirdjen bremien jwei Merjen, nidjt nur als fdjmiidenbe $ier, fonbern als finnvolle Silber für bas hoppelte Sidjt, bas ber heilige Seift in bie @£>riften=

tjeit țjineinftrațjlt, bas Sidjt bes Sefețșes unb bas Sidjt bes Evangeliums. — Slud) in unferm heutigen %ept fpridjt ber Slpoftel von bief em hoppelten Sicht unb feiner jwiefadjen Älarljeit, unb es ift iljm befonberS barum ju tljun, bie über=

fdjmenglidje Älartjeit unb .* Qerrlicf)teit beS Evangeliums gegeit=

über bem altteftamentlidjen Sefeb Ijcrvorjuljeben.

®as mofaifdje Sefefs ift ¿war ein belles Siebt ein Strahl aus bem Urquell ades Sidjts, aus Sott; aber es ift ein Siebt, bas ba fdjeint, oljne ju marinen. Es ift ein blenbenb Siebt, vor bem bas Sluge verwirrt fid; fenft, wie einft Israels Sluge vor bent lembtenbeii Slntlift bes SJÏofe.

Seine Strahlen finb S3annftral)(en, bie niefjt erqnieten, fonbern

nur verwunben. Sie bringen in bie tiefften galten beS

(29)

fèerjenß, unb bod) roirb’S unß babei nießt warnt, unb fein fretibigeß Seben er wad)t; benn biefes Sidjt bedt nur alle bie bunflen, trüben Stellen beß ^erjens auf unb erwedt uns Scßmerj unb 9ieue unb Sorge. (Es ift baß Sicßt bes ©otteß vorn Sinai, ber unter Sonnent unb Slicen fid) anfünbet unb in ber einen §anb gorn unb nur in ber anbern Siebe trägt.

©an; anberß baß ; weite Sidjt, baß Sidjt beß (Evangeliums ! Sein ©lau; ift unenbltcß ßeüer, feine ^larßeit überfdjwenglicß größer, unb bod; ljat eß nidjtß Slenbenbeß unb Stedjenbeß, nidjtß (Erfdjredenbes unb Semütigenbeß an fid). @ß wirb uns wotjl unb warnt bei bief ent SidȘt, unb unwiberfteljlid) füljlen wir uns ßingejogen ;u feinem miiben ©lan;. Senn ber Duellpunft biefes Sidjts ift ein bornengefröntes Sulber=

ßaupt, ein tttilb verflärteß SIntliß, bas ein SJÏeer von Siebe unb Erbarmen auSftraljlt.

91 un, wenn biefes jweite Sidjt um fo viel ftraljlenber, belebenber, woljltljuenber ift, wesljalb bann nocß baß erfte?

woju bie beiben Siebter auf bem 2IItar? warum nodj bas

©efeß neben bem (Evangelium, bas alte Seftament neben bent neuen? Sarum, weil beibe notwenbig ftnb. Sind) in ber

©efdjicßte bes ^eils g eßen beibe neben einanber ßer. 9leben ber ißerfon (Eßrifti fteßt bie ©eftalt beS SDÎofe, unb wir würben (Eßriftum nießt voll begreifen, wenn wir 9)lofe nießt fennten, unb bas (Eßrifteiitum nießt verfloßen oßite baß gubentum.

Unb was fid) in bem großen 9iaßnten ber fèeilßgefdjicßte ab=

fpielt, baß erneuert fid) in ber SebenSgefdjidjte beß einjelnen ; and) ßier fein (Eßriftuß oßne 3Rofe, fein (Evangelium oßne

©efeß. ^aitluß fagt: „91 ueß baß 9lmt, baß bie žBerbammniS prebigt, ßat Älarßeit." ga, and) baß ©efeß mit feiner nieber=

fdjmetternben, verbantmenben Sïidjterftimme ift eine Dffem

barung beß lebenbigen ©otteß, an ber and) wir ßßriften

liidjt vorübergeßen bürfeit. Senn oßne ©efeß fein 95er=

(30)

ftänbnis unb feine Empfänglidifeit für bas Evangelium; oíjire bie «SünbenerfenntniS unb bittere Siette, bie bas ®efeß wirft, fein wahrer ©taube; otjne &ud)t feine Heiligung ! Es birgt fid) in bief em SZebeneinanber von ©efeß unb Evangélium eine tiefe erjieherifdje Weisheit, bie wohl weiß, was nuferer fd)wad)en Wenfchennatur not tl)ut.

freilich, auf bie lid)te ^ö^e wahren Bebens führt uns bas ©efeß nidjt. Es ift nur ein ®urd>gangSftabium, es fjat nur eine vergängliche Klarheit, bie juleßt vor bein Sidjtgtanj bes Evangeliums erbleichen muß. Wehr unb mehr foil bie Siebe Eljrifti fo tief in unfer ^er; einbringen, baß es beS fnedjtenben ©efeßesbudjftabenS nicht mehr bebarf, fonbern bas

®ute getßan wirb aus bem freien Triebe beS ©elftes heraus, ber bie lid)te (Schönheit beS ©uten in Ehrifto erfannt h ftt-

£>err Qefu, ©nabenfonne,

* W ab րէ ait ’ g eS SebenSlicbt, Saß Seben, Siebt unb Wonne SDtein blöbeS Singefi d)t Ultit Seiner ©nab ’ erfreuen Unb meinen Seift erneuen!

SUtein ©ott, Verfag’ mir ’ S nicht!

21 d) jünbe Seine Siebe Յո meiner Seele an, Safi ich aus innerm Sriebe Sid) etvig lieben tann Unb Sir sum Wohlgefallen SBeftänbig möge mallen

21 uf redder SebenSbabn! Simen!

Sieb: Es ift bas fèeil uns fommen her. Str. 1. 9.

(31)

10. $ht$fto6e unb -^er^enêgíaitbe.

®al. 3, 15 — 22.

®ie íjeittíge (Spiftel ift gteid) her vorigen beíjerrfdjt von bem ©egenfaß : ©efeß unb (Svaitgelium, gorberung unb 93er=

heißung, Sßerfgeredjtigteit unb ©taube. — ®en galati|d)en Skriften maren ©eroiffenëbebenfen aufgeftiegen. (Sine jübifcße Sette unter ionéit verlangte, baß fie ben aítteftamentlicEjen

©efefjeövorfdjriften, inSbefoitbere bér Sefdjneibung fid) unter?

Sögen; benn nur menu fie ©fieber beô 2Ibral)amvolfeS mürben, tonnten fie iljreš föeileë geroiß roerben.

©egen biefe $ned)tuitg beâ (Síjriftentums unter ben jiïbifctjen SefeßeSbiidjftaben tritt ber Dlpoftel entfdjieben in bie Sdjranten: bas (Sijriftentum grünbet fid) nicht auf ©efeßeë=

Paragraphen, fonbern auf bie ©nabenverßeißungen ©ottes, unb es verlangt von feinen Setennern nidjt ben SluSmeiS beftimmter gefeßlidjer Seiftungen, fonbern nur glaubensvotte Eingebung an ben fèerrn; roațire religion ift nid)t gmang unb furcht, fonbern ©taube unb SSertrauen. — ®ies geigt ber 2lpoftel bann aud) an ber eigenen ©efdjidjte ber ^uben unb inSbefonbere an bem Sebetisbilbe it)res Stammvaters Slbratjam, auf ben fie ja itjre ganjen Slufprüdje grünbeten.

3Bas mar benn bas ©roße unb (Srßabene an bief er ebetften

©eftatt ber jübifdjen ©efchidjte? ÜSar es bies, baß er mit peinlicher Sorgfalt bem $errn Opfer brachte unb mit ängft=

lieber Diegelmäßigfeit feine ^efte feierte? $Bar es bies, baß er einen beftimmten Sittentobep bis ins eiitjelufte genau be=

folgte? 3Bar es bies, baß er feine 33orftedungen unb ©e=

bauten über ©ott von adern heibmfdpabergläubifdjen felmert

(32)

frei unb ungetrübt erhielt ? Stein, non äußerem ©efeßeswerf mußte er iiidjts, eine auSgebilbete Sßiffenfdjaft über ©ott unb göttliche ©inge Ijatte er nicht. SIber eins befaß er, näinlid) einen unerfdjütterlidjen ©tauben, ein felfenfeftes Vertrauen auf ©otteö Siebe unb ©nabe, gin Vertrauen auf feinen

©ott ergreift ber fcßon gereifte IDtann ben SBanberftab unb taufcßt bie traute föeimat feiner Sieben gegen eine unbe=

fannte grembe ein; im Vertrauen auf feinen ©ott roagt er nod) eine Dtadjtommenfdjaft ;u erhoffen, wo паф nieiifd)licßem

©rmeffen fd)on ade Hoffnung nerloren war; im Vertrauen auf feinen ©ott ifi er bereit, fein Siebftes unb JBefteâ, ben langerfeßnten einzigen Soim als Opfer baßinjugeben. ®iefe gewaltige ©laubenSfraft, bie аиф in ber äußerften Slot unb unter ben buntelften SebenSrätfeln an bem SiebeSwiden ©otteS nid)t »erjagt, bie giebt bein Slbraßmn bie ibeale SBeilje unb ergebt il)n ju einem iBorbilb wahrer Steligion unb ju einem SSortämpfer unb Vorläufer bes ßbrifteiituniS. Seine ißerfon ift alfo nicht ein Stüßpunft für jene jübifdjen Slnfprüdje, fonbern gerabe eine lebenbige Slnflage gegen bas gange Неіпііфе

©efeßeswefen bes bamaligen gubentumS, bas über bem žBudjftabenbienft ben ©eift, über ber glide gefeßlicßer Siegeln bie waßren ©runblagen ber grömmigfeit nergeffen hatte.

©ewiß fod bamit ber Sßert einer gefeßlid) feftgelegten Sleligion nicht »erfannt werben. Sluch фаиіиё hat bies nicht gethan. ®as ©efeß ift heilig, gerecht unb gut, fagt er.

Sobalb ber ©taube aus bem Heiligtum bes bergens heraus՛

tritt unb verfünbigt, gelehrt, geprebigt werben fod, bebarf

er ber jgüde bes ftarren SuchftabenS unb ber geffel beS

beftimmt ausgeprägten ՋՋօրէտ. ®ie weife Slüdficbt auf

теп|фІіфе Schwachheit unb Uneinpfäiiglicbteit wirb auch 3 ar

oft bas jarte religiöfe ©efüljl in bie harte górni beS ©ebots

fleiben. ®arum íjat baS gubentum fein ©efets erhalten, unb

barunt fann аиф bas Shrifteiitum tro# feines ©nabeninljaltS

(33)

bie Befehlsform nicht entbehren nnb troß feiner iyunerlidjl'eit her äußeren SluSgeftaltung in beftinunten Seljrfäßen nicht entraten. Silber biefe äußere Schale barf nicht als ber wahre

^nljalt ber Religion angefeljen werben. SBas ihren tiefften Stern nnb Stern auSmadjt, was ade religiöfe Unterwerfung werten nnb ft ärten foil, ifi nicht (BefeßeSgeljorfam nnb Bud)=

ftabenglaube, fonbern ein tiefes, innerliches, h^ilithes 93er=

trauen ju 65ott, wie ein SMbratjain es befaß, wie wir es aber voHfonuuen nur lernen nnb empfangen in ber (Bemeim fdjaft unfereS £>errn nnb ,<geilanbes 5¡efu ßljrifti.

Srum and), 3efu, S)u alleine

©ollft mein ein unb alles fein !

<ßrüf ’, erfahre, mie ich’s meine, ïilge allen .f)eud?elf<hein !]

Sieb, ob id) auf böfem, betrüglid)cm Stege Unb leite mid), ßöchftcr, auf eroigem 3Bege ! (Sieb, baf; ich nid)tS achte, nicht Seben noch lob, Unb ®id) nur gewinne; bies eine ift not! Simen!

Sieb: 5¡d) tjabe nun ben (Bruitb gefunben. Str. 1. 8.

11. (Sijriftlidje Xitgenben.

®al. 5, 16-24.

©in alter Kirchenvater ljat ben füljneii <Saß aufgeftellt :

bie Zugenben ber Reiben ftnb glänjenbe Safier. ®eiviß, in

biefer fdjroffen gönn ift ber Saß anfechtbar. 3lber ein

richtiger Kern fteeft bőd) barin. ЗВеіш wir bie herrliche

Blütenlefe djriftlidher 2fugenben, bie ber Slpoftel in nuferer

(Spiftel aufftellt, überfchatten, brängt fid) uns ba nicht bie

jweifelnbe ßrage auf: vermag woljl auch bas §eibentum eine

földje fyülle beS (Buten aus fid) ßervorjubringen? unb wenn

es baju im ftanbe ift, finb bann feine Smgenben aud) fo

(34)

tief innerlidj begrünbet unb fо naturgemäß епѵаф|еп, rote bie фгі^ііфеп? %a aderbings, eins fehlt bem ^eibentum fidjer, паіпііф ber gemeinfame Sr unb, aus beut alte biefe фгіПІіфеп ^ugenbeit tjeruorgeljen, bie еііфеііііфе Kraft, bie in timen allen fid) аііб)ргіфІ, ber eine felbe Seift, ber fíe alle burdjjieljt; fur), es feljlt iljnt (Sljriftus. ®aS giebt ben djriftlidjen ^ugenben iijren unerreichbaren 23or)tig, baß fíe naturgemäß rote bie ^flaitje aus bent Dtäljrboben djrifb lidjeit SlaubenSgeifteS emporfprießen. ®S fiitb feine £reib=

hauSpflait)en, bie Ьигф benfenbe Betradjtung ober Вегефшшд fünftlich erzeugt unb burd) gefețșlidje æorfdjriften müíjfam geftütjt fiitb, fonbern frei ttitb fröljlidj іѵафі'еп fie heraus aus ber £iefe djriftlidjen ©mpfinbens, welches Befu Seift in bas ^er) gefenft ßat. Sarin liegt il)re Kraft, iljre ©djön=

tjeit, iljre SBaljrßeit. %n iljnett verwirfst ficß bas, was bie Propheten beS alten Seftaments aljitenb gefdjaut unb was fíe unter bein vergeblidjen Miitgeit iljreS BolfeS паф Heiligung fdjnter%(id) erfefjiit hatten, wenn fie fagten : „®s foinmt bie Seit, fpridjt ber ^err, ba wid іф mit bent föaufe gsraeí einen neuen Sunb тафеп. %ф wid ihnen ein neues £>er) unb einen neuen Seift geben; іф will mein Sefefj in iljr

^er) geben unb in ihren Sinn fdjreiben." wer Gtjrifti Seift wahrhaft in Цф aufgenommen íjat, ben treibt es non felbft յաս Sitten unb ber famt піфі m.՝h r aiibers, als Siebe, greitbe unb Triebe hegen.

Згеіііф ifi bies ein $ЬеаІ, bas wir auf Srbeit nie gait) еггеіфеп. Senn Sljriftum gait) )u erf affen unb in uns aufs juiteljmeit, ba)u foinmen wir bei ber ®фтоафІ)ей unferer Statur unb unferer fünbigen 2litlage піфі. Slud) ein фаиіиб Ijat es піфі еггеіфі ; аиф er muß von |'іф befeitneii: „TaS

§1еі)'ф gelüftet wiber beit Seift. SB ollen ljabe tdj wohl, aber

vollbringen bas Sute fittbe іф піфі/՛ — 21 ber gerabe bas

Bewußtsein, bem Biele поф fern )u fein, unb bas Sefüljl

(35)

ber Schwierigkeit, es 311 erreichen, fod ein fteter Sporn für uns fein. 6s wirb uns hainit bie Lebensaufgabe geftedt, in fortwäljrenbem Kampfe bem ©eift bie £>errfd)aft über bas fjleifdj 311 erringen unb uns immer tiefer in ßijrifti äßefeii Ijineit^uleben, bamit and) feine fïugenben immer Karer unb [eudjtenber an uns offenbar werben. $f)m wollen wir benn aud) uiifer SĽugenbftreben ans £>егз legen unb fpredjen:

(Flimm Seinen (Seift, ben (Seift bet Siebe 3a nun unb nimmermehr von mir Unb leite mich burci) feine Triebe, Surd) feinen SBeiftanb für unb für.

3a führe Su mid) burd) bie gelt

#in $u her reinen (Sroigtcit! Ulmen !

Sieb: 6s glanzet her 6(triften inwenbiges Seben. Str. 1.8.

12. Streitige £іебе.

(Sal. 5, 25 - 6, 10.

SSanbelt im ©eift, bas ift bie ©runbmaljnung ber jeßigen 6pifteln. $eute nennt uns nun ber älpoftcl jwei große ©ebíete, in benen fid) biefer Söanbel im (Seift offen;

baren foli: einmal in ber biilbeiibeii Siebe, bie beS anbern Saft trägt, weil fie bie eigene Sdjwädte leant, unb fobann in her t(tätigen Siebe, bie ba ®utes t£)ut an febermann, 0 Ijne miibe 311 werben.

Ob nufere %eßt3eit in her bulbenben Siebe fefjr groß ift, wollen wir baßingeftedt fein taffen, älber her 9Խէ)էո gebüitrt iljr, groß 311 fein in her t(tätigen Siebe. $raftifdjes ßßriftentum, bas ift (tei^utage baS maßgebenbe LofungS=

wort nuferer Kirdje, praftifcȘes 6ßriftentum, bas feine 33 e=

titätigung nidjt (jauptfäd)(id) fncEjt in erregten Kämpfen um Lehrmeinungen unb ©laubenSiinterfdjiebe, foubern bas alle bie oerfebiebenen, auseiiianbergeljenben ©elfter 311 einen unb ՅԱ verföljnen ftrebt in gemein)amen Werten ber Siebe. ©es

3

(36)

miß fiitb miet) frühere gaßrßunberte nid)t müßig geroefen,

®uteS ju tl)un; aber bie Soßltßätigfeit blieb bod) meßt auf bie nädjfte Umgebung beftßränft. Uitfer gaßrßunbert ßat juerft eine SiebeStßätigfeit im großen Stile entfaltet unb fie in bie Seite unb Breite auSgebeßnt. 5Der ungeßeure 3Iuf=

fdjroung beS SeltoerfeßrS, bie leicßte, fcßnelle Serbinbung bes fernften Often mit bem fernften Seften bureß ©ifenbaßnen unb Oampffcßiffe, bie ^ineinjießung ber Segebenßeiten aller Sänber in ben Kreis nuferer gntereffen, wie Zetegrapßie unb geitungSwefen fie ßeroorgebraeßt ßaben, bies alles ßat and) ber cßriftlicßen SiebeStßätigfeit weiteren Slict, kräftigere Anregung, neue Sebiete gegeben. Unb entfprecßenb bem guge unferer gelt naeß gufammenfeßließung ber ©injelfräfte ju großen ©emeinfeßaften, ßaben dßriftlicße Sanner unb grauen ju Seremen unb Körperhaften fieß jufamme'ngetßa։։

unb fid) ju gemeinfamer jgilfeleiftung an ißren Sitmenfdjen bie «Qänbe gereießt. großes unb §errlicßeS ift babureß gefeßaffen worben. Sie mit einem Sieße von SiebeSfäbeit umfpannen biefe cßriftlicßen ©enoffenfcßafteii Stabt unb Sanb, Solt unb Staat, ja bie ganje weite ©rbe. Ser möcßte fie alle auf- jäßlen, bie Sereine für bie Siffion naeß innen unb außen, für bie Sflege ber Krauten unb bie Uiiterftüßung ber Sinnen, für bie Settling uerfommener ober gefäßrbeter Seelen, für bie Serebelung beS gefedigen Sebeas ! ©lues biefer Sereine möcßte icß befonberS gebeutelt, weil er auf feine gaßne bas Sort unfrer ©piftel als Seitfprucß gefd) rieben ßat : „2Us wir benn nun geil ßaben, fo laßt uns ®uteS tßun an jebermann, allermeift aber an beS (glaubens ©enoffen", id) meine ben

®uftav=2Ibolf=Serein, ju öeffen gefegnetem Sirfen aueß gßr

ja ©lier Scßerflein beifteuert unb beffen eble ^elferarbeit uns

gerabe in unfrer ißrooinj befonberS lebeiibig oor bie Singen

tritt. — gürwaßr, ein Slict auf bief en reicßeit Segensftrom

cßriftlicßer Siebeswerte muß für ein empfänglicßeS §erj ein

(37)

lauter $îaț)nruf gu Sob unb ©auf gegen Sott unb für einen gagenbeit, fleinmütigen Seift ein erțjebenbeS geugnis fein non ber unverwüftlid)en Sebensfraft unferes Evangeliums.

(Sínen ՅՅօրասրք tjat man ber mobernen Siebeštbätigfeit freilid) gemadjt unb fdjeinbar mit Эіефі. dûau խցէ, fie fei gu iinperfönlid), Sober unb (Empfänger íeiinten fid) oft gar nicht, unb es fel)Ie barum biefem vereiiiSmäßigen ՅՁօխէխւո an bem tiefften unb ebelften Seweggritnbe, ber Siebe von

^erfon gu fßerfon. So berechtigt bief er fBorrourf fdjeint, ein wahrljaft djriftlidjeS 3ßol)lthun trifft er nicht. ®enn für biefes giebt es ein 33anb, bas Sober unb 9iel)mer immer verbinbet, auch wenn Staunt unb Seit fie von einanber trennen unb ihre Singen fid) niemals gefdjaut haben. ®iefes gemeinfame 33anb ift nufer ^err unb ÿeilanb EhriftuS. (Er vermittelt gleichfam Sebeit unb 9lel)men unb erfețjt bie per=

f опііфе fQef ’aimtfdjaft. 3hm güt bie Siebe bes Sobers, ber ba giebt, olpte gu tviffen, für weit ; it)m gilt and) ber ®anf bes Empfängers, ber empfangen l)at, ohne gu wiffen, von wem. Eins aber folgt baratiS: wenn auch фгіі'іііфе Siebes^

tljätigfeit bie gange Erbe um)p amit unb an teilte Sd)ranfen ber Siaffe, ber Stationalität ober beS föetenntniffes gebunben ift, am innerlichften, herglichfteit, reichften wirb fie fid) bod) ba äußern, wo fie geschieht an bes Slaiibens Senoffen; beim nur l)ier faim fie voll verftanbeii unb geivürbigt werben.

Saffet uns beten :

Յօխ, haft ®u uns geboten, S)ab man Siebe üben foli, 0 fo mache bodp bie toten, Aalten ©elfter lebensvoll;

Sünbe an bie SiebeSflaniine, Safi ein jeber felpen tann:

3Bir, als bie von einem Stamme, Stegen and) für einen Wann ! Simen!

Sieb: D bjeiiger Seift, feljr bei uns ein. Str. 1. 6.

3*

(38)

13. ѲфісМ сиф in Ые ßeti!

(3»«։։։ 18. Cttober.) epi). 5, 15 - 21.

„Sdjiclet eucß in bie Seit; beim es ift böfe ßeit!" * fold) ein Sßort, bas uns an bie Srübfale bes SafeittS lnaßnt, ßörett mit nicȘt gern. ®er Slutne gteicß, bie bet Sonne il)ren Rei# juwenbet, ßaftet unfet $et) ju gern nur an ben freunblicßen Sidjtfeiten beS SebenS unb meibet nad) s ]Jiög- lidjleit ade Sebanlen an feine bunllen Reßrf eiten. Unb boeß ift es gut unb weife, földje Gebauten, menu aitdj nidjt jum Orunbton beS SebenS ;u machen, fo bod) juweilen burd)gu=

beulen. 3Bir finb bann gefaßter unb uorbereiteter, wenn bas Seben feine ßarte Sßatfad)enfprad)e mit und rebet. Senn eine Sßatfadje ift Scßmeq unb Selb int Sebeit, unb bas SB о րէ nuferer (Spiftel ift bureaus nießt etwa eine SluSgeburt ilber=

fpamtt weltfd)inerjlid)er unb weltflücßtiger SebenSanfcßauung, fonbern ein einfaches (Ergebnis rußiger Überlegung unb a 11=

gemein menfd)lid)er (Srfaßrttng. Sag Selb ift ein Sebens=

faltot, ben leine Selbfttäitfcßimg ;u leugnen unb aus bet Süßelt 51t feßaffen vermag. %ebet Staub, jebes Sliter, jebe Seit muß fid) il)tn beugen, bet Röntg nidjt miitber wie bet Settler, ber ýilngling eben) 0 wie ber Oreis, bie %e%eit fo gut wie bie Sergangenßeit. — Slud) ber morgige Sag mit feilten dlüderinnerungen, bie wir ßeute fdjoit erneuern wollen, bringt

* Sie falfdje Сифсгі'фе Überfebung tann bon bet vraEtifcben

33errocnbung biefeS SL'ortž піфі abljaltcn, ba baSfelbe in biefer gönn

feftcš Scfibtum beS eoangelifcben iBoíEež geworben ift unb аиф

einen gut ЬіЬЩфсп (Gebauten enthält.

(39)

roieber gum Seroußtfeiii. SBir haben morgen ben 18. Cdtober, ben ©eburtstag unfers uerblicßenen Äaifers griebricß.

Üßenn je ein Seben, fo roar baß ¡einige eine ernfte, einbring:

lid)e prebigt über jenes Slpoftelroort: Sd)idet end) in bie 3eit; beim es ift böfe ßeit.

3unäd)ft frei lid) felien её, als födte gerabe biefer 3tann bas 9Bort non ber büfén 3 Ł'it Síigen ftrafen. 2In=

fängiid) fdjien über feinem Seben ein feiten reines ©Ifid ge=

breitet. 5)urd) feine ©eburt in einem fürftlidjen ^aufe roar er auf bie fèöße bes Sehens geftedt, roo faum anbere Sdjran=

fen als bie bes eigenen pfli(ßt= nnb Stanbesgefüljls ben freien Sauf ber 2Bünfcße nnb Steigungen eineiigen. Sils ber einzige <Sol)ii neben einer einzigen Sdjroefter genoß er im reidjften SJtaße Elternliebe nnb Elternforge. Ein ernft ver=

anlagter $ater unb eine geiftoode 3tutter leiteten feine Qugeub, bebeutenbe, geiftanregenbe Seßrer begrünbeten feine Gilbung.

Sßiber Erroarten erfcßloß fid) ißm burd) bie Rinberlofigfeit feines Dljeims bie 2IuSfidjt auf ben Sdjroii. — Unb 511 biefen SBorgügen feiner äußeren Stellung gefeilten fid) bie nod) höheren (Saben eines reid) beanlagten ©elftes, eines für ades ©nie unb Eble empfänglichen ©emüts, eines angeerbten regen Pflichtgefühls, eines linblidj froljen, fonnig heiteren Statureds: ©aben, bie unter ber trefflichen Ergießung gut vödéit 93lüte geheißen mußten. Unb in ber %ßat entroidelte fid) bie perfönlicßfeit bes p ringen im Sauf ber Qaßre meßt unb meßt gu einer SBielfeitigfeit ber gäßigfeiten unb ^ntereffen unb anberfeits and) roieber gu einer fo ebei abgeftinimten Harmonie bcS inneren SBefenS, baß roir rod ŽBeroutiberung unb oßne tlberfißäßiing in ißm ein Slorbilb roaßren, ebien WtenfcßentumS oereßren lönnen. Er, ber geborene Solbat unb berufene ^errfcßer, roar gugleicß ein feinfinniger Äimft=

tenner unb iUmftförberer unb befeelt von regent roiffenfd)aft=

(40)

mit bem berechtigten Selbftgefüf)l feines Staubes bie gange Sauterfeit eines uiwerborbenen ® emüte unb im Serfel)r mit anbern, aud) bem geringften, eine beftricfenbe ^ergíidhfeit, bie weit entfernt war von jeber geflickten unb beregneten Seut=

feligfeit. — Unb wie fd)ön geftaltete fid) fein Familienleben!

3In ber Seite einer fjodjbebeutenben grau, bie innerfte bergens:

neigung il)in angeführt ljatte unb bie troß iljrer fremben

<gerfunft feinem Sßefeit geifteSverwanbt war, unb inmitten einer gal)lreid)en, ftifd) erbliiljenben .Rinberfchar fannte er fein fdföuereS ®lüd, als in ftiller lanblidjer ălbgefdjiebenljeit im greife ber Seinen 511 weilen; unb and) bann, wenn il)n bie fßflidjt ober feine Seifeluft in bie gerne trieb, fdjitieiften feine (gebauten bodj immer wieber von beit neuen Siiibrüden unb Silbern gurüd in ben trauten Rreis ber Seinen baljeim.

— Unb bief en garten gamilienfinu befaß ein Wann, ber, wo es ițim vergönnt war, öffentlid) im ®ieuft bes Sater=

tanbeS tljätig 31t fein, fein ճք)սո von glängenbem Erfolg ge=

frönt faß. gn nod) jungen gafjren an bie Spiße eines feeres berufen, erftritt er in gwei gewaltigen gelbgiigeii fid) unb feinem ßeere unverwelflidjen SiegeSrui)in unb gog gwei=

mal lorbeerbefrängt unter bent raufdjenben gubel feines SolfS in bie heimatliche ^auptftabt ein. Slber nod) einen anbern Sieges = unb %riumphgug feierte er, einen nod) fd;öneren, ber fid) nid)t abhob von bent büfteren ^intergrunb ber .RriegSfurie unb fein ganges Seben Е)іиЬигф fich immer wieber erneuerte. Sßo er and) Ijinfam, überall fdjlugen ihm bie bergen warnt entgegen, unb nicht nur 3ld)tuiig unb (Sl)r=

erbietung empfing il)it, fonbern ber unverfälfdite giibel h«rg=

lidjer Siebe unb greube. Db er bie norbbeutfdje fèeimat

bereifte ober bie fübbeutfd)en (Sauen burchquerte, ob er unter

beit warmblütigen Söhnen Italiens ober unter beit fühlen,

gurüdhaltenbeii (čiiglänberii weilte, ob er im Often bie ge=

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