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Der wilde Dorneck und andere Lebensstudien.

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Academic year: 2022

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(1)

© e r ¡ D i l b e © o r n e t f

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(5)

$e r tmlde Öornccf und andere

íebcneffudfen

(6)
(7)

D e r w i l d e D o r n c t f

und andere iebens/tudien

Don ItT* H e r b e r t

ülcctc und fünfte A u fla g e

lU g cn sb u rg

ö r u t f u n d ö c r l a g Den l o f t f ftflb b el

____

fiRACCMVNIA JZtOTNlCZA

I Züntly

[/u, , . ¿d. GduHxka .

( v b H iy u h i fccznicv d b

-¡12. LUCk >

(8)
(9)

X>er wilde Dornecf*

D er m ilbe D orited faß a u f bei ijafen h alb e am © algenberg unb lu g te h in ü b er gu 6d)Iof>

unb S ta b t D orned.

D ie ehem alige Sjerrfchaft feines ©efd)le<hts foh im S o le ie r bes S io o e m b ern a ^ m ittaß s noch feubal a u s. D ie a lte SBurgfefte an ber glufjfriim m ung m it bem fteilen A bhang, ber fie einft u n ein n eh m b ar m adjte, beherrfchte m it ftolger D ro h u n g b a s X al. D er ujilbe D orned fah es unb fah es nicht, © r m ar nidjt

»iel m ehr a ls ein S a u e r . 33on allen £igen=

(10)

fdjaften bes alten ©efcf)led)ts mar if)m ni<f)ts geblieben a ls eine ftolje Unbetüm m ertbeit unb eine toilbe ungebänbigte fiiebe für bie J ta tu r unb bas einfame S treifen in ben 2Bäl- bern.

C r fafj bort oben im biirren £eib efrau t unb „oefperte" tjeififcije f)artrourft unb tra n ! felbftgebrannten Äornfcfjnaps a u s einer grün=

lädierten gelbftafdje. Seine grojjen, breiten (Eberbauer oon 3äb n en biffen ^ergfiaft in bas biefe © raubrot unb bie fdjier fteinerne Sßurft.

(Er toar ein SJtenfdj oon mädjtigem Änodjen*

gefüge. (Etroas oom ÜDiammut roar an iljm;

nrie für einen S)oHänber=aJii<bet gebaut maren bie SBafferftiefet, in benen feine mächtigen S ein e ftedten. S ie meiften Setoobner oon Dorned überragte er um H aupteslänge; bie fieute b a u te n an Sim fon unb an ben lie f e n

© oliatb, toenn er m it toeiten bröbnenben S t r i t t e n burd) bie engen ©affen fdjritt. ©e=

büdt nu r ging er burd) bie 3)orneder l ü r e n unb ftiefj m it bem Äopf an iijxe S a lfe n .

(Er roar Ijerabgefommen, oernadjtäffigt, oertrunfen, unb bodj nod) ein Herrifdjer in

(11)

jebcr SBemegung. S r m ar ber le^te feines ©&=

fdjtechts. S tola w aren bie SInnalen ber Dorned längft nicht mehr. S e it gtoei Jah rh u n b erten maren fie nu r noch fianbjunfer, £au=

begen, Nimrobe. Gine ftadjlidjte Diftel trugen fie im SZBappen. „ Q u id m ih i?" ftanb barüber

— 2Bas füm m ert’s mich?

Äein D orned hotte je nadj Ghren unb 9J?acht gejagt; feiner hotte fich in §of= unb Sjerrenbienft gebeugt. Gin alter, ftarrer Sauernftolg m ar in ihnen, eine Äattenroiib- heit. S ie moliten nichts non ber SBett unb gaben ber SBeit nichts. Q u id mihi? Der 5BahIfprucf) m ar in ihrem SBIute. 2IIs fie bann m it ben J a h re n oerarm ten unb hetob=

fliegen oom oerfallenen SBäterfdjloij, lebten fie ein J a h rh u n b e rt lang unb länger in ihrem S ta b th a u s, „ber 93urg“, einem ho<hgcbachten oietoerm itterten ©ebäube, in beffen ©iebel=

felb ein u ra lte s gresfo ftanb: Ä aifer Ä a rl ber Große m it ber Ärone, bem SReidjsapfel unb blanfen Sdjroerte.

Slußer bem aber mar bie 23urg um nidjts beffer a ls bie oerbauten m ittelalterlichen

(12)

Raufer bes gledens. D a fristeten bie Dont=

eds ii>r ßeben id)led)t unb red)t. 3 um (£r=

werben roaren fie nidjt g e e ilt, nur jurn 23eutemad)cn. S ie befaßen nod) bas 3agb=

red)t in ben ehemals Dornedidjen Sßälbern unb bas örifdjredjt im Stufte; u ra lte ©ered}t=

fame, bie nutjten fie aus. STCod) imm er oer=

U)üfteten unb äenrüijlten il)re SBilbfäue bie D orneder gelber, nod) immer röhrten iljre

§irfd)e in bie einfamen ijeffentäler ijinein;

nod) immer fanbten |ie 5Rel)c unb gafanen an bie § ä n b le r in Äafiel, unb bie Sjed)te, bie 25arben unb Stale im glufte gehörten i^nen aud).

Slber ber letjte S o rn ed oerjtanb a u s bem allem nid)t Diel ju madjen. C r fjatte Uru)elts=

inod)en unb unDertuiiftlidje Ä örperfräfte — aber einen Ä nads in ber Seele. 211s er, ber SBetterljarte, ber groftgetDoIjnte, ba oben fafe in © erant unb ©eftrüpp, toä^renb bie 9to=

oemberiuft iljm ! a lt um bie Stofe fdjnob unb naffe S ilberpcrlen in feinem S tru p p b a rt auf=

^ing, faßte et unxoillfürlid) an bie 93ruft.

S eine alte SBunbe brannte unb fdjmerjte.

(13)

S ie oerroünfcfjte Äugel, roeldje er fic^ einft a is junger 2Jlenfdj in bie SRippcn gejagt unb bie feine ärstlidje Sonbe je toieber gefunben Ijatte, madjte iljm ju fdjaffen. Unb toie ber fperbft- fturm oon loeitem Ijer über bie fpodjebene fierangeraft fam , pfeifenb unb joljlenb unb m it ben SBcbansljänben in bie $ ä u p ie r unb Sßipfel ber oieHjunbertjäljrigen 33udjen unb S öhren griff, roie er Jjarfdje, fdjioere SBeifen fang oon l o b unb lebten S in g e n ; toie er im bürren ©idjentaub fid) to a s te unb bie Unter*

feiger burdjeinanber rü ttelte — toar es bem S orn ed er, a ls ob in biefer angftootlen 3Jle=

lobie bod) aud) eine fünfte SBeife geigte unb l)arfte. 3 <*> i*er SKooemberfturm b ra u te ii;m lidjte ©rüjje ber fernen oertoeijten 3 u0cnb.

Seine fieutnantstage ftiegen oor iljm auf, bie lä g e , an benen er m it inappem ©etbe in ber Safdje tadjenb gefragt ljatte: „SBas foftet bie SBelt?“ — bie J a g e , ba et greube Ijatte an ©Ians, ©tiid unb fiiebe unb bie toilbe Seele in feinere g orm unb S itte ju fügen begann. SIber aud) m it fieib unb Seele toar ei S otbat. ®er toilbe S o m e d — ben STCamen

(14)

f ü llte et bom als fdjon — g alt a ls fcfjärffter Sdjüfce, a ls toUfter R e ite t, a ls befter J ä n je r unb fd)neibigfter Ä aoalier. D am als leuchteten grauenaugen fteubig au-f, tuenn er bie Sjaden gufammenfchlug unb falutierte. D ie h e rje n ber aJtäbdjen Hopften, toenn feine ija n b bie ihre ftreifte, unb bie Sorgefe^ten fagten: „Der D orned h“t eine 3 u iu n ft!“

Unb ber urilbe D orned hatte bam als SDiatie oon Uhbelohe geliebt. Daheim im D otum ententaften lag noch eine oerftodte unb oergilbe Ä arte, b a ta u f ftanben jtoei Ram en gierlid) beieinanber: SJtarie oon Uhbelohe —

©eorg Ulrich oon Dorned, fleutnant bei ber

©arbe bu Gotps.

©s mar oermeffen oon ©eorg Ulrich Dotn=

ed, um bie Uhbeloherin gu freien, benn fie gehörte in eine ber erften F am ilien bes fiänb=

chens, unb bie D orneds hatten feit J a h r - 3ehnten ieine ebenbürtige ije ira t mehr ge^

fchloffen. D ralle fianbmäbchen, berbe 33iir=

gerinnen toaren bie H ausfrauen ih rer fchtoe=

ren, bäuerifchen ßebenshaltung getoefen.

Denn bie D orneds fonnten feine feinen D a­

(15)

men in bet ölten 33urg gebrauchen: es galt ba Sdjmeine 3U mäften unb im §au}e 3U fdjlactjten; es gatt SBrot 3U baden, gladjs 3U [pinnen unb (Scmiife 3U bauen. C s galt 3U*

3ufaffen, um überhaupt 3U leben. 2)a& man ben emsigen Soljn auf bie &riegsfd)ule fdjidte, m ar eigentlich ein 23rudj m it bem $er=

iommen ber lebten 3 aljr3eljnte, ein u n e rp r*

ter Stufft^roung.

Unb nun liebte ber SoJjn biefes halben 23auerngefci)led)tcs Söiarie »on Uljbelolje, bie

^räfibententodjter, bas Ä inb ber © seitens.

Unb fie liebte iljn. Seine urfpriinglictje ©e*

rabljeit, feine männlidje Ä raft Ratten es tljr angetan, er fat) a u s roie oon ©ifen, unb fte glaubte, fein G ljaratter fei aud) eifenfeft.

Sugenb tan n nod) nidjt tief fdjauen; fie ftellt iljte Scfjlöffer in bie 2 u ft, unb barauf tjat fie ein 9icd)t.

SJfarie oon iHjbeloIje toar fein, gütig unb cinfad), SBärme unb © lüd gingen nen i^r aus. S ie gehörte 3U ben feiten geworbenen grauen, bie einem SJiann bie 91/elt 3ur §ei=

mat madjen tonnten; 5U ben g rauen, tueldje

(16)

imftanbe finb, öas SBöJc a u s ber SBelt ju fdjaffen burd) ben ©tauben an bas ©ute.

Stber ber S orneder Ijatte eine fieiben=

fdjaft: bas S piel. Stls bie 93erfud)ung ber Ä arten unb SBürfel, ber fUngenben ©olbftüde an iljn Ijerantrat, ertuadjte in if)m, bem Firmen, &nappget)attenen, bie alte 23eutegier feines ©efd)led)tes, unb am grünen Üifd) toar er fo toagljalfig n>ie einft bie raufluftigen Sdjnapptjätjne feiner Herren Sinnen getoefen.

ffiiüd in ber Siebe — Unglüd im Spiet.

(Eines 3lbenbs ftanb er a ls Überfdjulbeter oom grünen £ifd)e auf. 33on baljeim feine £ ilfe 3U i»offen — nirgenbs Sjiife! Gs galt ben Sienft quittieren, es g alt bie 23raut oer=

Heren. ¡Damals fdjoü er fid) in blinber 33er=

jm eiflung eine Äugel burd) bie 33ruft. 3)as fdjnelle, bas Ijaftige SMut ber S o rn ed s fpielte m it bem fieben unb toarf bas fieben Ijin, roenn Derfpielt inar, gleidj einer roerttofen Sad)e.

Stber bas fieben lief; ben S orneder nod} nidjt los, es i)atte iijm nod) ein errtftes SBort }*

fagen.

fiange lag er beam&tlos im fia3arett — ein

(17)

Aufgegebener, ben fchließlich bie üRiefennatur feines Ä örpers burdjriß. ajfarie oon llf)be=

lobe fdjlug bem guten ipetfommen in s ©e=

fidjt, pflegte ihn, rang m it ihm gegen ben l o b . A ls bann aber bie ©enefung tarn, fdjroanb jte a u s feinem ©efidjtsfreis. 3 h*e gam ilie perfügte über fie. S ie rourbe ju 33erroanbten in s A ustanb gefdjicft. D ort ftarb fie am gie^

ber. (Einige SBodjen nad) ihrem to b e befam ber nrilbe Dorned, ber nun roieber in ben I)ei=

mifdjen SBälbern birfdjte, ein Sßaftellbilb unb eine btcnbe Code jugeftetlt. (Es roar ihr 93ets m äfhtnis, unb er fah b araus, baß fie feiner bis ju le^ t in t r e u e gebad)t. D a meinte ber roilbc Dorned 3um erften unb letjten 9Jiale in feinem Seben. D as ^ afteü b ilb mar oon rounberfamer Schönheit, aber es mar bodj nicht fo fdjön, mie ber mitbe Dorned SJiarie oon Uhbelohe in ber (Erinnerung hielt. Doch roar es fein einjiger Sdja£ auf (Erben. (Es fcrgte, baß bie ferne Jugenbfonne noch gu=

roeilen aufleuef)tete in bem gerriffenen ©emüt bes aiiannes . . .

(Es bäm m ert broben auf ber ¡pafenbatbe;

(18)

bas 9iöt bes Slbenbhimmels ftarb. Übet bem Stoffe im l o l e fammeln fid) fchneetoei&e 9\z- bel unb SBotfenbalten. S e t g e ls oon Sluine D orned tü tm t fic^ fdjiüarj, fdjtDctmütig unb broI)enb auf. Scharffantig fielen bie 2Jtauer=

refte übet ben toeidjen Schmähen; bet S tu rm h ä lt ben 2Item an. 3 m Stäbtdjen flam men ilcine, trübe, rote ßidjter auf. Ä lein unb trüb ift bort alles.

¡Der urilbe D crned fuhr fid) m it ber be=

haarten Kiefenhanb über bie S tirn e . Gr fehrte 3ur SBirilidjiett juriid. S ein früheres Selbft, nrie lange, lange ejiftierte cs fcijon nicht mehr! 5Id), m as mar er heute? 2Bohl ein $ ü n e nach aufjen, unb boch ein £»erak geiommener, einer ohne 3 n>ed unb 3 iel. ©e-- ftranbet — oerfanbet. Gr roar jetjt ein SJiann, bet bie 9iä<hte burch m it roüften ©enoffen 3ed)te; ein SJiann, ber m it einem berben, ge=

loöhnlidjeit grauensim m er lebte, bas nicht fein eheliches Sßeib m ar; einer, oor bem feine SJtitbiirger ben Siefpett oertoren hatten. 9tod) tra t er ftolj unb henifd) auf, toenn er nüchtern ioar, aber im frjetäen fajj ihm ber ©eier ber

(19)

Selbftoerachtung unb gcrfXeifdjte ihn. SJiit feinem fünfgigften fiebensjahre roar alles für i^n abgefdjloffen, nirgenbs mehr ein Aufstieg.

Gr fah gang beuttid) bas Gnbe. Gin furd)t=

bares 33erfommen, ein ftetes Abroärtsgleiten unb 93erfinfen.

„Q u id mihi?" lachte er geHenb auf. Aber es ging ein R iß burdj bas Sachen roie ein Angftfdjrei — ein Rotgebet.

Sdjroerfällig hob ber Riefe fidj a u s bem naffen R ieb, pfiff SBalbmann, bem braunen Rüben, unb ben beiben gelben Sadjshunben m it ben fchlangenglatten, langen ßeibern. S ie fjunbe hotten inbeffen auf eigene Sauft £a=

ninchen gejagt, unb bie Rafen in 3KauIrourfs=

hügei oergraben. R un famen fie fläffenb an=

gejagt in geftredtem (Salopp, ben Saud) auf ber Gerbe, bie roten 3 ungen ledjgenb heraus*

geftredt, unb umfdimeichelten ben H errn, be=

mütig iriedjenb m it eroig fchtechtem Sjunbe*

geroiffen.

Die fiäufe eines mageren Campe f la u te n iläglid) au s ber oerfledten Jagbtafdje bes roilben Dorned. D a s roar bie gange Seute.

(20)

Siud) bie 3<*0b w ar letjtljin icf)tcd)t geroorben.

S ic Sjanb bes nrilben Sornecf fehlte gar 511 oft bas 3 tel, fie gitterte, toie bic frnnbe ber Ü rinter es tun. C r trab te miibc talabroärts.

Seine ferneren, plumpen S tiefel fe^te er mit=

ten in ben abgriinbigen Sdjmutj bes 5ai>r=

löeges. S i s an bie Sldjfeln fprifcte iljm ber graue, iDeiaje S re i. Slucfj l)ier ein mübes

„Q u id m ih i? “

3lm (Eingang gum S t a b il e n ftanb bas Sögeroetf. 93reite S o lle n unb mächtige SBu=

d)en= unb (Eicfjenftämme lagen ba gefd)icf)tet.

S e r Sefifcer, ein oierfdjrötiger irummbeini=

ger 2Jiann in roten Pantoffeln, ftanb im §of=

tor. S r Ijatte ein f re ie s , Dertrunfenes ©e=

M t , nichtige, DerfdjtDommene 3 üge.

,,’n 5lbenb, S ^ o r f^ e ! “ rief er bem nrilben Sornecf oertraulidj 3U.

S e r faf) ben Ueinen Siefen a u s feiner fjölje tjerab oerädjtlitfj an. „ S e it toann Ijaben benn mir äroeibeibe Äirfdjen jufam inen ge=

geffen?“ fragte et Ijodjmiitig.

„Sßeifet bu es nicf)t metjr? SBir Ijaben

(21)

bodj Sküberfdjaft 3ufammen getrunfen! 33or*

geftern abenb im fiötoen, Sdjorfche!“

S e r toilbe Sortiert ging m it bröljnenbem Sadjen roeiter.

Ges roar ja auch iomifdj, bajj er faft m it allen (Einrooljnern ber S ta b t auf „ S u “ roar unb fidj nicht erinnerte, une bas eigentlich fam. 9laufdje tr a n l er m it jebem 33rüber=

fdjaft, ber in ber Sdjcnfe in feine STähe fam.

Sdjorfdje Ulrich S o rn e d trottete über bie roeit gefpannte, m ittelalterliche Schuribbogen=

brüde, roeldje bas Stcibtdjen in Slitftabt unb Jieuftabt trennte. S a begegnete ihm ber STmtsridjter ber S ta b t S orned. S e r toar ein btenber, feiner § e r r m it einem nüdjternen tlugen Suriftengeficht. $ in te r ber golbenen 93riIIe funielten flare, ftrenge 2lugett, roelche bie ÜIRenfdjen auf Sjer3 unb Vieren prüften.

S e r SImtsriditer führte an ber Sjanb feinen ein3igett ju n g e n , ben $ e in 3, einen frönen, ftrammen, xoilben Buben non 3inölf Jah ren . S e n na^m ber urilbe S o rn e d mobl m it 311m Singeln, 3um gudjsfallenftellen unb 5um S o lle n abfnatlen.

2 . — f> e t b e t t , T»er rottbe $orne<f.

(22)

,,’n £ a g , Sdjorfche!“ fdjrie bei Junge. S e r Amtsrichter aber grüßte fteif unb geineffen, ein toenig oetädjtlich, a ls toollte er jagen:

23leib’ m ir 3e§n S t r i t t e oom ßeibe! ijerab=

gefommene SDtenfdien unb befonbers X rinfer roaren ihm furchtbar, ©r liebte bie, bie roaren aiie er felbft: forreft, ftrebfam, m it tabellofer S ührung, fieute in X itel unb 2Bürbe.

S e r ruilbe S o rn e d aber befaß bie gein=

fiihligieit ber S eflaffierten; er hatte bie 33er=

ädjtlidjfeit im ©ruße bes A m tsrichters emp=

funben roie einen ^ßeitfehenhieb. . . S o roar es nun um ihn beftellt! S ie Schlechten ober V erlotterten bugten ihn, unb Söienfdjen, bie ettcas auf [ich h a lte n , weigerten ihm bie Hanb. ©s fraß ihm am Hergen, aber er geigte es nicht; pfeifenb ging er toeiter feinen 2Beg in bie naßfalten, engen ©affen hinein.

Über ber H a u stü r gur 33urg ftanb im brau=

nen Q uerbalfen eingefdjnitten noch imm er bas SBort: Q u id mihi? ©ang unb gar hatte es auch ber lefcte S o rn ed noch nicht oergeffen.

J n bem alten oerliesartigen ©ebäube henfd^

ten A rm eleutsluft, ilnu>irtli<hfeit, Sunfel=

(23)

heit; fdjmarg ita rrten SBänbe unb Seden.

©inft w ar bie Urfdjet, feine H aushälterin, ein ftattlidjes ©efdjöpf gemefen, jefct mar fie bid, fdjmu^ig, mürrifch unb grob. S ie hatte ge=

glaubt, ber nritbe S o rn e d merbe fie fchliejjilich heiraten; ba er es nicht ta t, machte fie fid) un=

angenehm. 3h*e Sippe lag ben gangen l a g im £>aufe unb nahm ben breiteften SRaum ein.

S ie Hrfdjel ta t altes, bem S o rn e d bas Sebett gur Hölle gu machen. S ie h in au s gu werfen, bagu m ar er gu geredet; längft liefe er neun eine gerabe 3 ahl fein.

S e r 2Jiann ftapfte bie enge, oernaddäffigte Ire p p e ber alten 23äterburg empor; fie fn arrte unb ftöhnte unter feinen d ritte n . erfteit S to d häufte er, ba h atte er 3toei niebere ©e^

laffe, oollgepfropft m it ©emeihen, ausgeftopf=

tem SRaubgeug, SBaffen, Stöden unb S tie fe ln ; ooll oon Slngelgerät, Sierfeibeln unb Xabai=

pfeifen, ©elabene Sdjiefjgemehre ftanben um=

her; beshalb tra u te fidj bie Utfd)el nicht her=

e in .' Hier mürbe nie gelüftet unb gereinigt.

2ln einer Äette ans Xifchbeiit gef eff eit lebte hier auch ein branbroter, junger Suchs;

2*

(24)

ber f a u l t e bett S o rneder sum S M fom m en an. S e n S o rn ed er freute bie feine ©efdjmei=

bigfeit bes 2BaIbtieres, bas für bie SBilbnis ausgeftattet ift, mie fautn ber oornehmfte

■STtenftf) für bie ©efellfdjaft: m it fo feinen, ausgeäeidjneten SBerfjeugen 3um ©eben, ijören, 9üedjen unb S t a u e n ; m it foldjer raf=

finierten Ä lugheit unb f e tte r unfagbaren Giegans ber ©lieber unb ber Seroegungen.

3Jiitten auf bem Xifdje im 3im m er ftanb 3tmfdjen oerftaubtem ^ Iu n b e r eine uralte, nagelbefdjlagene Äaffette. S a r in üertDaljrten bie S o rn e d s feit 9Jienfcfjengebenien, tnas ettoa SBertoolIes fie befaßen: Itrfunben unb 33er=

briefungen. ©in funftoottes SßejierfdjioB toar an bem Äaften. S e n Sdjtüffet ba3u trug ber S o rn ed imm er bei fidj. ©r fcf)to& bie l ü r e hinter fidj, brannte bie trübfelige Sampe an unb f<f)Xo6 bie Xrulje auf.

©r fü llte in fidj eine rafenbe Sehnfucht, bas S ilb oon SDfarie oon Uljbeiobe 3U fehen.

S e it S a g te n hatte er es nicht IjeiDorgeholt;

Sdjeu unb Scham hatten es ihm oerboten.

ÜRun rifj er es a u s ben p ap ieren . ©s toar nodj

(25)

io farbenprächtig unb jugenbfdjön, a ls fei cs geftern gem alt morben. Gr beugte fidj bar=

über unb fah es burftig an.

3)as liebliche ©efteijt ber Ju g en b b rau t b r a u s te er heute. S ie allein oon alten, alten, hatte ben unoerborbenen, ben tiefen, ben bcf=

feren, ben reinen unb feinen 3Jienfd)en in ihm gefannt — fie üflein. J m ©ebanfen an fie feierte er eine 2lrt oon Sluferftehung. S ie lächelte ihm non ber glasbünnen (¡Elfenbein*

platte, auf ber m an ihr Slnttit} feftgehatten hatte, heute nod) 311, a ls ob fie an ihn glaube unb auf ihn traue. 3 h*e fünften Slugen fd)ienen 3U fügen: Du liebft mi(h nod), otfo bift bu m ir nid)t oerio ren !

2lber plö^ticf) morf ber mitbe S orned bos 33itb in ben Soften 3urüd.

„Verfluchte Selbfttüufcijung!“ m urm elte er grimmig. „SBenn SCTiarie müßte, mie herob=

getommen ich bin, fie mürbe fidj oon m ir ob*

menben!“

Sebod) — la u t unb beutlid) üntmortete etmüs: ©eorg, nicht übmenben! 3 d) mürbe jo übet bid) meinen!

(26)

(Er bie Äafettc unb w arf fid) aufs SBett. C r ging nicf)t u>ic fonft in ben SRoten fiöiuen, er fcf)Iief ein unb träum te, et fei urieber in Äaffel a ls junger, frifdjer fieutnant, er flehe oor SJiarie non lihbelohe unb brächte i^ r einen großen S tra u fj meiner 9tofen.

2Bie ein fo urilber, oerfommener unb oer=

trunfener 33iann bergleidjen träum en ionnte?

9J?arie oon Uhbelohe, bie ihn geliebt hatte, ging ihm nach unb iudjte tta<h ihm in ber SBüfte feines ßebens. 3 uu)eiten hatte Schorfche S o rn ed einen großen SBunfd). S e r SBunfdj

!am toie ein frember 23ogel auf feine Schulter geflogen unb rebete ihm 3U: er hatte ben SBunfdj, uneber ein g e a rte te r SJtenfch 3U u)er=

ben. Slber bagu fdjien auf (Erben !ein 9lat, u?eber 2Beg nodj S teg führten bahin. (Er ionnte roeber bas I r in f e n aufgeben, noch bas SKeib heiraten, bas in feinem Haufe lebte;

biefe beiben S inge, welche ber P a fto r fo ernft=

lid) oon ihm nerlangte, fchienen bie unmög=

lidjften üon ber 2Bett. (Er roürbe ja inohl a ls ein allgemein Verachteter, oom SBege (5e=

uiidjener in b ie S ru b e fahren — Quid mihi?

(27)

3 m g e b ru a r ruar’s. Sdjorfd>e Dornetf !oin heim oon ber S aujagb.

3 m l a l e fpiegelte unb gleißte, g itterte unb fü tte rte bet Stufe unbeweglich roie eine grofje, fitberne S o la n g e . G r m ar m it G is be=

bedt, ober feit sroei l a g e n lag eine frühe, glüljenbe fiengfonne barouf unb fudjte bas Gis 3U fdjmeläen.

Gefährliche l ä g e finb biefe warmen gebruartage. l ä g e oofl trügerifcher Ber*

fpredjungen, ootter Sodung unb © leisnetei.

D a fdjreit bie Slmfel fcljon, weit fie m eint, ben 2 en3 in ber fiuft ju fpüren. D a macht ein erfter g a lte r auf, breitet jittern b e bunte g lü g el in bie S onne unb finft abenbs erfroren in s 9loljr; ba roerben bie 93tütentnofpen am Äirfchbaum fett unb glänjenb unb benlen an s 5lufbred)en. Slber ber Söiorgen finbet fie m it fdjmaräen, geftorbenen 9tänbern. 3 n roten Gewänbern gehen biefe l ä g e fdjlafen. 9tie=

m ats flam m t bet Fim m el blutrünftiger über bem glu& tal a ls an fotzen gebruarabenben.

D a hängt er feine Xeppidje heraus, bie goIb=

gefranften m it ben S orben oon 93ioIett,

(28)

D range unb S ilb e r. 3 u Ä rönungsm äntetn fi^afft er ftdj bie Sßolfen, gu wallenben glorett.

S e r witbe S o rn e d fdjaut in bie tote Spracht hinein, bis ihm feurige R inget oor ben Stugen tangen. S ie SBelt ift noch ootter Sd)ön=

heit, wenn auch fein ßeben ohne ©lang unb greube ift. ©r benít es halb unbewußt, benn feine ©ebanfen haßen fetten fefte Umriffe, fein

© ehirn fdjwimmt unb taum elt. Unb bod) ift er heute frifcher a ls fonft. Sdjorfdje S o rn ed h at fdjon eine weiße Slnämone im gorft ge=

funben, bie ftedt an feinem $ u t ; aud) eine blaue Häherfeber fanb er, bie bringt bem SBeibmann ©tiid.

S e r g tu ß h atte nun bas R o t bes Sonnen*

Untergangs im ©isfpiegel gefangen. Rach *>er SDcitte hin fror ber g tu ß n u r in ben ftrengften SBintern gu; ba ging rafttofe Ström ung, ba waren haustiefe gtußtöcher im 23ett, bie SBirbet unb S tru b e l ergeugten. Studj jefct teud)tete b o tt bunfetes ftießenbes SBaffer agurblau unb ftähtern gwifdien ben weißen

© isrättbern.

S a s ©is toar m it fchtittfdjuhtaufenben Änaben befetjt. 3 h* Saudjgen Hang heit wie

(29)

SJtööenfdjrei in bie Di)ten oon Sdjorfdje S o rned, a ls er am Ufer entlang trottete, an ben roten SBeibenbüfdjen oorbei, ber 23rüde

3U. S ie jungen Sdjltttfd)ubläufer m a lte n getoanbt iljre Übungen. S ie liefen Sdjleifen unb Sogen, fie bitbeten ile tte n unbSdjlangen.

Sillen ooran w ar Stm tsridjters $ e in3. S e r S orneder liebte ben ftifdjen Senget. S o einet m ar audj er gewefen: wagljalfig, toboera^*

tenb, im m er an ber Spitje einer S a n b e non J u n g e n s . . . Slus bem Jjeing würbe wobt etw as Sefferes toerben a ls a u s iljm, bem Ser=

lorenen, afti&adjteten, ©ebtodjenen.

(Er blieb fielen unb rief bem |je itt3 gu:

„Kecfjt fo, $ e in3! S rao o ! . . . Sraoiffim o!

S u fannft w as!"

„Gib ad)t, Sdjorfdje, id) la u f’ wie ber S U £!“ fdjrie ber J u n g e gurürf — flog wie ein abgefdjoffener P fe il über bie (Eisfläche — ionnte nim m er btemfen unb fuljr in s offene SBaffer hinein, wo er la u tlo s oetfdjw anb!

9Jiit brei Sätjcn w ar bet S o rn e d briiben

— (Bewehr* unb S au fänger flogen in weitem Sogen aufs (Eis — er fab ben Ju n g e n auf=

tauben, flußabw ärts trieb er. S a febwamm

(30)

bet 9üefe auch fdjon in bet offenen S te lle ; ge=

w attig teilten feine Sinne bie g lu t.

taudjte er, padte bas ftinb unb ftemmte fidj auf bie (Siswanb, fdjleuberte es m it einer un=

erhörten Slnftrengung in weitem Sdjwunge aufs Ürodene.

Sdjorfdie S o rn ed aber tonnte fid) an bem brödelnben SRanbe nid)t halten — er fanf gu=

riid, fam unter bie Gisbede unb fonnte trofc Äähnen unb S tangen nicht gerettet werben . . .

Grft im 9Jlät3 fanb man ihn auf. 3ite=

manb im S t a b il e n hatte jem als ein foldjes Ehrengeleit gehabt wie Sdjorfdje Sorned.

Unb w ähtenb ber g a ^ e n fieichenfeier Behielt bet Slm tsridjter ben 3 qltnber in ber S>anb.

(31)

Hûdjtorbeît.

Sin allen StraBeneden tear cs auf weißen 3 e ite ln in brennenb roten SBuchftaben ju lefen: „(Ein p iía n te r Slbenb. 93ier fra n3öftfd)e G in a ite r: Sîachtarbeit, S ic S irn e , S e r S ieb ufw." S a s S ta b ttlje ate t ber baqerifdjen P ro o in3ftabt Bot bem p. t. p u b liiu m etwas gang 33efonberes, etw as „Pariferifdjes".

J n bem ïa g e b la tt h atte geftanben, ba¡j bie

„rci3enben Gadjelihen“ ben hö<hften S eifall Äönig G buarbs non G nglanb genoffen hätten, g iit bie Dorçügtidje Sluffiiljrung in irgenb

(32)

einem 9J?obebab hatte *>er SBeherrfdjer aüer S rite n bem S ire fto r einen Drbcn gestiftet.

Aud) attbeie „höchfte |jerrfd)aften“ hatten ftd) äußerft befriebigt gegeigt. (Etwas „^Saxife=

rifd)es“ fah man in ber guten alten, oon bcutf<hgefchid)ili<hen Überlieferungen erfüllten S ta b t gang feiten.

93efonbers bie A rbeiter unb bie fleinen Seute fpitjten bie Dhren, allen ooran bie un=

reife Jugenb, bie fo gern oon ben niebrig hängenben ©iftfrüdjten bes großen 2 ebens=

baumes nafd)t, a ls ob m an fidj ben SJiagen nicht früh senug oerberben fönne . . .

Auf bem grünen Sßlüfchfofa im 23ureau bes H errn S ire ito rs faß bie neu engagierte ju=

genbliche fiiebhaberin unb weinte. S ie w ar ein hübfdjes, gartes Sffiäbdjen a u s „guter ¿ya=

m ilie" unb w ar a u s purer jungbumm er 5Be=

geifterung gum Üheater gegangen.

>.3<h fpiele bie Rolle ber D irne in Rad)t=

arbeit nidjt!" fchrie fie oergwexfelt, währenb ihre Augen in hellet Angft brannten. „(Es ift fd)eußli<h, es ift enteljrenb. 3 <h tnuß inid) oor m ir felber fdjämen, wenn ich es tue.“ S ie R öte fam unb ging auf ihrem hübfd)en ©efid)t.

(33)

35er S ire fto r, ein fdjwarser, beleibter § e r r m it pfiffigen Singen ladjte, ja er ladjte, bafj bie 2orf>eerfrän3e über feinem Sdjreibpulte leife 5U ra ffe ln begannen. Gr fprad) wienerifdj unb jiibelte ein wenig.

„ 3 a , S ie floane bramatifdje Sdjneegans, S ie, ido benfen’s benn h in ? S ie foan ja wie gemacht für bie SRollen: fo fefdj, fo gut gewadj=

fen unb fdjid . .

„Unb id) fpiel's nicht!“ rief bas SOtcibdjen m it bliijenben Slugen.

„2)as w er’n n)ir ja feh’n! SBenn S ie ’s nöt fpielen, fpielt’s h a lt bie 9?aioe. Slber S ie finb morgen entlaffen. ijaben S ie mich begriffen?“

G nttaffen?! Unb wohin b a n n ? S ie hatte fein ijeim , feine gam ilie. S ie w a r ganj allein. S ie w ar fdjon auf üielen S ü h n en auf=

getreten, ohne fidj halten 3U fönnen. S ie war }o glüdlich gewefen über bas erfte feite (£nga=

gement an einem größeren Sljeater. 3 B*e 9Jiittet w aren gans 3U Ccnbe.

S ie fenfte ben ftopf: Sßieber in s Unge=

wiffe h in ein!? Sdjredlidj!

„3dj feh's fdjon. S ie finb ein braoes, oer=

(34)

nünftiges Heines 9Jläbd)en. ©eben S ie m it lieber einen Äufe.“

S ie hafete feine Äüffe. 2tber alle S am en feines Ü heaters fügten ih n ; bas m ar eine feinet ©eredjtfamen.

Srauften ftanb fie unb rieb ftdj ben SDtunb m it bem Sadtuch-

S ie gange ©efdjicfjte efelte fie an. Jd j mollte, id) märe tot, bad)te fte.

S ie ging über bie Strafte, ihrer SDBohnung gu. S ie !am an einem 3 ig arren lab en oorbei.

3 n bem Sdjaufenfter hingen bie S ilb e r bet Sühnenm itglieber. S ie mar auch barunter.

2tls 9iautenbelein m it Schilf unb SBaiferrofen im $ a a r.

f r ü h e r , a ls Sadfifd), bad)te fie, es müffe eine S eligfeit fein, bas ÜRautenbelein fpieien 3U bürfen. Slber fte m ar fefjon alle frommen Üäufcfjungen losgemorben. S ie fah bas Geben auf ben S re tte rn , roie es mar. ©ntfe&lich unb erniebrigenb für ben SInfänget — eine lange Hölle für ben aJtittelmäfjigen — erträglich unb ooH oon einer gemiffen Sefriebigung nu r für ben ©rofjen, ben gart3 ©rofjen, ber feine Se=

bingungen fteUen fann . . .

(35)

S ie mürbe nie eine gang ©rofee fein. 9ieu=

lief), a ls fie gmifdjen ben Äuliffen ftanb, hörte fie, mie ber ©horaWerbarftetler unb ber „ge=

fegte ije lb “ über fie fpradjen: „Die Heine S a u e r ift fdjon auf ihrer S>öhe. S e it vorigem J a h re , ba fie hier gaftierte, hoi fie ihren fieiftungen feine neue ÜKüance gegeben; fie wirb fid) nidjt weiter entmideln. 3 um Über=

gang in s ^odjbram aiifdje reiiht’s nicht, unb ihre 3ugenb hot aud) fdjon einen Ä n a j. S ie fann mübe ausfehen . . . mübe m it oierunb=

3w an3ig 3ah*en!“ S o fagte ber ©ha™Her=

barfteller.

„3 a, unfer ßeben reibt auf!" ermiberte feufgenb ber „gefeijte £>elb“, ber fchon ©mbon=

point anfefcte.

©s mar m itten im Säenenroedjfet eines fiuftfpiels üon Äabelburg. S ie rnujjte hin au s unb einen überm ütigen Sadfifdj fpielen —

— unb es m ißlang ih r fläglifh; benn bas ©c=

fpräd) h atte ihre gange Sdjm ungfraft gelähmt.

S ie mar fo Ieid)t mebergufdjlagen.

„ S ie finb heute fdjledlter ßaune, g rä u le in S a u e r," fagte ber Slegiffeur, „eine Sdjau=

fpielerin barf feine Stim m ungen hoben. S o

(36)

etw as te ilt fid) fofort bem V ubliium m it. S ic Jinb nicht leichtlebig genug für bie S ü h n e.“

N ein, nicht leichtlebig genug! S ie fühlte es felbft n u r gu beutltd). S ie ira n ite an ihrer ßnttäufdjung. g e rn non ihrem 3 iel w ar fie bereits am 3 ufammenfin!en.

Daß fie bie häßliche NoHe einer gemeinen S traßenbirnc, einer gewöhnlichen Verführe*

rin, bie alle fiodungen aufbietet — aufbieten muß, um ber Nolle gerecht gu werben — gu Jpielen ü e ru rteilt w ar, bas h atte ih r letjtes Selbftbewußtfein geinidt. 2Bas hatten foldje Slbfcheulidjfeiten unb N iebrigieiten m it ber S unft gu tu n ? SOBaren fie nicht ih r äußerftes 3 errbilb? 3 h*e gemeinfte Verhöhnung?

Unb boch nähte bas ÜBfäbchen felbft bas fchamlofe D irnenileib, bas norgefchrieben war, unb boch bulbeie fie auf ber V*obe a ll’ bie Sjäßlidjieit, bie unter ihren gierlidj locfenben Sßorten unb 2lnfpielungen fich oerbarg. S a fie tarn unw illfürlidj in ihre Nolle hinein, benn fie h atte l a t e n t unb bie große 2lnpaf=

fungsfähigieit bes la te n te s .

2lber bie Nacht, welche biefer Vrobe folgte, w ar furchtbar.

(37)

Helene S a u e r, bas rein unb gut erjogene SUiäbdjen, träum te, fie fei nun felBft in 2ßirf=

lid)ieit eine S irn e geworben, eine jener 93er=

lorenen, bie m an n u r m it S eradjtung nennt, bie fid) felBer roeggeroorfen, Befdimutjt, ent=

um rbigt Baben. S ie träum te, fie renne nadjts butdj enblos lange, bunfele unb falte Straften, oon tadjenben 9Jiännern nerfolgt, Beleibigt, roB angefaftt. 3B*e Seele lag auf ber g ö lte t, alle iBre SKetoen judten.

211s fie enblidj gu fid) felBer fam unb ber fflßirflidjfeit in s ©efidjt ftarrte, ftöBnte fie unb rang bie £ ä n b e :

„D ©ott, id) rooHte, idj märe tot! 2Bie furdjtBar ift bas alles!“

216er bas SeBen forberte feine Siebte, un=

erBittlidj, oBne ©rBarmen.

Unb ber pifante SIBenb BracB an. J m aus=

gefdjnittenen Seibenfleib, oon ben Spieen iBres 3IBenbmanteIs üBerriefelt, m it fanften unb gefdjmeibigen Setoegungen, m it girrenbet Stim m e unb nrirflidj BegauBernb in iBrer 3u=

genb unb Stnmut fpielte fie bie S irn e — unb gefiel! S ie SeBemelt nim m t es a ls feIBft=

öerftänblid) Bin, baft Blutjunge, unoerborBene

3 . — § e i 6 e 11 , $ e t m itte Dotned. j

(38)

ÜJiäbdjen bagu gegwungen werben, bie SRollen oon D irnen gu fpielen. D ie halbreifen £auf=

m annslehrlinge im ^3artett, bie eleganten ßebem änner in ben Sogen, bas © ros bes S u b lifu m s im gweiten ÜRang, bie gabrif=

a rb e ite t auf ben G alerien: alle jauchten, johlten, brüllten. G in abfcheulidjer 3ubel ging burdj bas § a u s . D a s „^ßariferifche" ent=

güdte bic Seftie in ihnen.

„Gnblidj haben u m ein 3ugftü<f!“ fagte hänbereibenb ber D iretto r 3um üRegiffeur . . .

„D as geben w ir minbeftens hunbertm al,“

fuhr er gu Sjelene S a u e r gewenbet fort, bie eben totenblaß non ber S ü h n e gwifdjen bie Äuliffen tra t. „S ie w aren ja 3um Äüffen, gurn S erlieben! S ie iettnen eben 3 h te eigene ftra ft noih n ic h t. . . S ie haften bas ^Sublifum behebt!"

S ie ftarrte ben SBonneftrahlenben m it halbem S erftän b n is an.

„S o etw as will bas S u b lifu m ,“ fetjte er ihr auseinanber. „SRiemanb will etw as anberes. D ie Älaffiler haben fi<h überlebt, bas moberne Schaufpiel wenbet fidj an bie

©ebilbeten, aber bie unteren Älaffen unb bie

(39)

fiebeleute mollen bas Sßarifer ©cnre, unb fie füllen bie Waffen . . . 3 a, bas totrb ein großer Äaffenerfolg fein!"

S ie ftanb entgeiftert ba, bie Arme fanfen i^ t fdilaff am ßeibe h erunter: £>unbertmal mürbe bas Stücf gegeben merben! $unbert=

m al mürbe fie fid) fo erniebtigen — an hun*

bert Abenben mürbe fie bas roh miehernbe

©elädjter hören, bie gierigen fiorgnons auf fidj g e rie te t fühlen . . .

3 br fdjauberte. Alles im fieben mirb 3ur

©emohnheit: 3ulefct mürbe Re heimifdj roerben in ber Rolle ber D irne, leinen Abfdjeu mehr empfinben, in ber© em einheit herumplätfchern mie ber gifd) in feinem Clement. Unb bie SJienfthen nahm en fie mohl heute fdjon für bas, m as fie fo gut barfteltte. S ie mürbe ohne A rtu n g meiterleben, gemieben oon ben Sefferen.

SBieber fdjauberte ihr. 2Bie fdjlafman- belnb ging fie in bie ©arberobe, bie fie m it ben anberen Schaufpielerinnen teilte.

A ls fie über bie Sdjroelle tra t, rief eben eine fdjrille grauenftim ine: „R ein, h ä tte t ihr

8*

(40)

bas ber S a u e r gugetraut? S ie ift frech genug.

3dj fag’s ja im m er: S tille SBaffer finb tief!"

^lötjlich erfdjoll ein lau tes SBeinen — bie

©eftalt in ber rotblonben S e iü d e , im fd)am=

lofen S irn en fteib lag m it fram pfhaft guden=

ben Schultern cor bem iieinen fdjmutjigen S io a n unb nm hlte bas gefdjminfte ©efidit in bie fettigen ijelene S a u e r hatte einen SBeinframpf Befommen.

SJian hielt ih r ein fdjledjtes, aBfdjeulicijes S a rfü m unter bie SRafe.

„Spielen S ie bod) feine ftom öbie!“ fdjrie bie fdjon ältliche ijochbramatifche. „S ie finb ja eine gang ©erieBene!“

S e r ÜJZeib geiferte gegen bie arm e ßrfolg*

reiche. ijäfoliche, Böfe SBorte umfdjmirrten fie;

bie gange §ölie f<f>ien gegen fie losgelaffen.

S a n n ftoBen äße h in a u s; ber groeite © inafter Begann.

fiangfam, roie oon felbft ftreifte fie bas Äleib heraB. S ie mar m it ber ©arberofien=

frau allein, bie tröftete fie in ih rer Bageri=

fd)en SJtunbart:

„Üun S ie 3 ^ a a ni(f)ts b rau s machen.

I h e a te rie u t taugen nichts, alle m iteinanb."

(41)

.. . . . i. ... 3 7

S till ging Helene S a u e r bie ftaubigen, grauen, ia lte n Steppen heraB, Bern Ausgange bes ftuliffenraum s 3U.

S ic ÜTCadjtarBeit toar bas erfte S tü d bes pifanten SIBenbs getoefen. Gs m ar nodj oer=

hältnism äßig früh- Ben bunfeln, engen, m ittelalterlichen S tra ß e n Brannten in toei=

ten 3ttrifdjenräumen trüBe © aslatern en ; bas S fla fte r w ar fdjlüpfrig, bie ß u ft bes geBruar=

tages feucht, fdjwer unb falt. ©in Bräunlicher 9ieBet um florte bie fpärlid) erhellten genfter ber Häufer unb hüllte ben Himmel ein. 3>as StraßenleBen w ar fdjon erlofdjen; n u r gang m e i ß e l t ein gußgänger — alles oolt Sdjn>er=

m ut unb Seröbung.

Gs fdjien, a ls fei bie ganäe SBelt ausge=

ftorBen unb Helenc S a u e r Befänbe fid) allein in biefer talte n öbe. Gine grenjenlofe J r a u e r faßte fie an. S ie fürchtete fidj »or bem ßeBen, cor ber S flao erei ihres fiofes, oor ber eigenen Sehnfudjt nach Schönheit unb ©lü<f, nach

© lanj unb greube. S ie fürchtete ihre Sugenb . . .

S ie hatte es heute aBenb gefpürt. »tel=

leicht lag in ben bunfelften lie f e n ihres Sße=

(42)

fens ein l a t e n t , bas fie befähigte, bie S irn e fo gut 3U Spielen. Aber ih r fcfjauberte not biefem X alent. S ie fühlte fich in einen Stru=

bei bes ©erberbens geriffen unb fal) taufenb Sjänbe, bie bereit waren, fie tief unb tiefer hinein 3U ftoßen, aber feine einjige, bie retten unb helfen wollte. S ie hörte feine füße unb tröftenbe Stim m e. S ie w ar eine S fla o in ber

© erhältniffe, wie bas lau fetib e finb, bie es nicht fo b itter empfinben, bie in bumpfer ©e=

wußtlofigfeit bahinuegetieren.

3 n ihr lebte aber noch bie beffere unb höher N a tu r, in ihr regte fi<h noch bie freie Seele, bie gegen bie Änedjtfchaft fnirfdjte. S ie badjte baran , baß es unerträglich fei, ohne Selbftad)tung 3U leben. S e r ©oben wanfte unter ihren Süßen, fte fonnte feinen feiten h a l t gewinnen, fie fah feine R ettung, feinen Ausweg in biefer SBelt, wo Üaufenbe t»er=

geblidj um ein ehrliches © rot ringen, Xau=

fenbe untergehen, ohne baß ihr Notfdjrei ein Oh* trifft.

S o ging fie wie oon felbft weiter.

N un ftanb fie auf ber Sonaubrücfe, übet bie fie gehen mußte, um ihre SBofptung 311 ge=

38

(43)

roinnen. ¡Dunfel, unabfeBbar tief unb fcBroei*

genb roie ein S tro m ber VergeffenBeit ging ber Breite g lu ß baBin. Seine S(Broeigfam=

feit, feine J ie fe Botten etroas ßodenbes. Auf feinem ©runbe roaren ReinBeit unb eroige Verfolgung, ÄüBie unb RuBe . . .

2Ber Batte fjelene 93auer jem als oon ber eroigen Seele gerebet? SBer oon bem großen Xröfter ber Sötenfdjen? R iem anb! 3 n *>en greuben unb Sorgen bes S ie sfe its roucBs fie auf. 3Br Sjimmelreidj mar bas ÜBeater ge=

loefen. S)as Batte iBr (Entroiirbigung, SiBanbe, (Enttäufdjung gebraut. 3)as Batte iBr S afein nerborBen. S ie Baßte ben Sdjmutj, unb fie mußte, fie miirbe im ScBmut| erfticfen, roenn fie nidjt 3Uüorfam . . .

Am näcBften ABenb fpielte bie JugenblicB*

R aine bie S irn e in RacBtarBeit, benn ijelene V auer roar nerfcBrounben. (Erft niete SBodjen fpäter rourbe iBre unfenntlicBe ßeidje gebor»

gen. d e in e r regte ficB barüber auf, feiner aBnte es, roelcBe Üragöbie ber Seele Bier 311 (Enbe gefommen roar.

- o O -

(44)

$ 0 0 f e i e r n d e 6 c c t

S e t geneatogifdje Schriftfteller 3Jiajimi=

lia n Don Sfauenf<hweif w ar aufs ßan b gc=

3cgen, um einm al feinen gefelligen 33erpflidj=

tungeit 3U entfliehen unb ein Such 3U beenben, auf beffen Grfdjeinen bas fürftlidje fja u s Gro=

pofehin w artete unb für bas er fdjon eine ©ra=

tifilation im ooraus erhalten hatte. G r hielt ben Ginfall für eine feiner genialen S djrul;

len; benn er roar ein oeritabler Stabtmenfch unb faft unfähig, auf anberem Soben 311 gehen a ls auf SIfphalt ober S a r te tt. Gr nannte ftch fetbft „eine Srinseffin auf ber

(45)

Grbfe“ unb w ar auf feine Verweichlichung befonbers ftol3, ba er fie für „uornehm“ hielt.

ÜJiajim ilian Sfauenfdjweif roar noch nie lange auf einem Sorfe gewefen. Aber er badjte fidj bie Sache ungemein anregenb. Gr toürbe in foldjer arm en Umgebung bie Stolle eines gürften ober Ä önigs fpielen, bie ßeute würben m it fdjeuer Ghrfurdjt 8U ihm auf=

bliden unb fo weiter. Unb bann bas übrige:

tiefe, ungebrodjene ÜRube, treuhergige 2Birts=

leute, bie fidj burd) feine Anwefenheit geehrt fühlten; babei billige Gier, billige SJtildj, ge=

fdjenften Honig, buftenbe SButter; g o r eilen a u s bem SJiüblbadj, Stehwilb unb bas feinfte

©eflügel, faft für nichts. SJfajim itians Seele weitete ftdj bei ber Sorftellung; benn bie SKahljeiten — bas w aren fo reiht eigentlich bie „Greigttiffe" feines fiebens.

3)ie ibeale S eite feiner Statur würbe ja ebenfalls auf ihre Stedjnung tommen. Gine SBohnung im g reien m it bem S ü d auf einen fpiegelnben g lufj; ein melancholifdjer SBalb unb bie üblichen Slum enw iefen m it SRinbern, bie frieblidj weibeten wie auf einem hoHän*

bifdjen fianbfchaftsbilb. greilid) bie S a u e m !

(46)

©r fanntc fie faft n ur a u s einem 93udje über Dftabe, bas m an ihm einm al gemibmet hatte.

S ie mußte m an eben m it in ben ftau f neh=

men. Gr m ar nie ßiebljaber bes fogenannten

„SBolfes“ gemefen; ber S egriff „23otfsfeele“

j<f>ien ihm oon alten ^Begriffen ber btöbefte.

2Bas fonnten benn Äaffern für eine Seele haben? © ar feine. SBie alte norn S iin fel innerer ßeere aufgebtafenen 2Jienf<hen mar er unfagbar hoiim ütig unb ooll oon 33orein=

genommenheiten.

S e r Sdjriftfteller m ar ni<ht fo unootficf)=

tig, blinblings auf ein S o rf ju giehen, bas er nidjt fannte. ©r mar oft genug auf Sonn=

tagsausftiigen in bem Neftdien gemefen unb hatte in bie allgemeine Segeifterung ber S am en über bie herrlidje fiage eingeftxmmt.

Übrigens mußte bas S o rf ja fidjerlid) an SBodjentagen ftitter fein a ls an Sonntagen, mo Iärm enbe S ta b tra n g en es überf<hmemm=

teit, mo Stutos burdj bie ergiebigen Pfüt$cn ber fjauptftraßen raften, fpritjenb, ftinfenb, tutenb unb ftöhnenb; mo S etrunfene im 3B irtsgarten m it i(hmercn 53ierftimmen

(47)

gröhlten unb bie Äegelfugeln einherrollten mie bie S o n n e t bes jiingften ©ericf)ts.

A n Sonntagen mürbe eben M a jim ilia tt Vfauenfchroeif, bet äftljete, bet n u r fafhionab=

les V ubtifum m it abgetönten M anieren liebte, fi<h in ben 9Balb gutiicfgiehen unb auf einem gelsftiid an ben M em oiren bet g ü rftin O lga M a ria (Eropofdjin fdjreiben. Vielleidjt mürbe m an an biefem gelsftücf fpäter eine M arm o rtafel anbringen — m it feinem Nam en . . .

M ax im ilian Vfauenfd)u>eif bilbete ftd) fteif unb feft ein, ein fiiebhaber unb Äenner bet N a tu r gu fein, benn et hatte a ls junger Menfd) im g tü h ja h r fihledjte oerliebte ©e=

bichte gem ailt unb im ijerbfte fdjon einm al eine Slegie auf S terben unb Vergehen. Seine Obe auf bas „©eroitter“ m ar in oerfthiebenen Anthologien abgebrudt roorben, unb einer feinet SBefannten h atte fein S o n e tt auf einen

„S onnenuntergang“ in s gransöfifdje überfefct.

Aber M ax im ilian m ar balb bahinter ge=

iommen, baß bie ß q rif nicht mehr aburirft a ls

©efängnisfoft, bas heißt V rot unb SBaffer.

(48)

S o fal} er fid) nad) bem ß u tra tio e n um, unb m it feinem 2>nftinit toarf ei fi<h batauf, B iographien — nein Apologien, nein Guto=

gien berühm ter gürftlichfeiten 3U fdjreiben — S iiije r, bie es 3Utoege brauten, aus braoen Sterblichen foäufagen natio n ale Heilige 3U madjen. Gin reiches tegieienbes H aus hatte 2J?ajimiHan um feiner 23erbienfte in biefer Dichtung roiHen fogar ein S ahresgehalt aus=

flefefct.

Siefer märchenhafte ©lücfsfall hatte ihn 3um befannten unb anerfannten Sötann 3toi=

fdjen ben jungen ß ite rate n feines Äreifes ge=

macht. ¡Der Grfolg entf^eibet beianntlid) in Sachen ber Äunft mie in benen bes ßebens, unb nun gar ber pefuniäre. 35em Jahres*

gel;alt xoaren Drbensausseichnungen unb G inlabungen 3U Hofjagben gefolgt. 9Jiaji=

m ilian toar fchon ber 93orIefer einer $ßrin3effin geioefen unb ber SReifebegleiter eines geiftig 3iirücigebliebenen Grbhersogs. Gr bantte biefe SBeoorsugungen feinem reichlich entroitfclten S t^ a n tin is m u s unb feiner V irtu o fität in ber ftunft bisfreter Schmeichelei.

9Jian fann fid) banach ein 23itb feiner

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guten, gefeHf(hctftIicf)en S ^ m e n madjen, feiner

©eioanbtheit unb feiner gähigfeit, jebe eigene M einung fd)on im erften (Entftehen elegant 3u unterbrücfen.

¡Dennoch bitbete er fid) ein, eine gan3 refpeftabte A rbeit 3U leiften, unb ba er in ber S ta b t oor gefeliigen Pflichten 3U nidjts mehr fam, ging er aufs ßanb, baß enbtidj bie ©rofc fürftin D tga gu ihren R e n te n feinte. (Er hatte alles SDtateriat in 3Ius3Ügen bei fich- (Es han=

beite Reh n u r um bas 3 ufammenftetten unb Perbinben.

Seiber tear bie Dame, bie a u s bem SJfitieu ber Schilberungen bes Tagebuches ber 9ttarf=

gräfin non S a q re u th a u s bent $ofIeben bes acf)t3ehnten 3 ai)rhunberts ftammte — mora=

lifdj b u r e a u s nicht eintnanbfrei. (Es tagen ba einige reiht graoierenbe ^Briefe unb 93eridjte oor. Aber SJtajim itian Pfaucnfdjweif oer=

ftanb es, feine K lienten rein 3U tnafchen.

gürftim ten a u s Käufern, an benen ihm tag, gingen a u s feinen 23üdjent a ls StiigetiDefen u nantaftbarer R eine hcroor, im f(htimmften Satte a ls 93erfannte unb 93erteumbete;

(50)

immer aber roaren fie geiftoolt, gütig unb oon unerhörter SBohttätigteit.

Alfo, 9 Jia|im iIian gab feinen greunben im § o te l 3 ur oerfunfenen ©lode nod) eine reichlich m it S e it gem ühte 3Ibfdjiebsbou)le, unb bann 30g er fid) gurüd unb »erriet ieinem roohin. SBie alle großen unb berühm ten SJiänner empfanb er gu 3eiten bas 23ebiirf=

nis, gang iniognito 3U leben. (Sr iam ftd) felbft m it feinem gangen Dafein außerorbent=

lid) roidjtig oor; er glaubte an feine „Sen=

bung“ unb roar rührenb beforgt um (Sr=

haltung feiner ©efunbheit unb Sdjaffenstraft.

(£r hatte ftd) fü rs £an b forgfältig equi=

piert. £ ro £ feiner fd)on etroas fchroammigen S aiontirolerfigur, tro^ feiner blütenroeißen Änie eine nagelneue „furge 2Bid)s“ m it ed)ten SBabeln, einen grünen gilg m it Spiel=

hahnfebern unb einen ianariengelben h°d)=

eleganten ßeinenangug. 2lußerbein erftanb er einen raffiniert bequemen ßiegeftuljl m it gehn Verkeilungen, benn er nahm m it '.Recht an, baß bie Sitjgelegenheiten auf bem ßanbe pri=

m itioen G h araiter tragen roürben.

9Jtit biefer Slusftattung unb einer unge=

(51)

Beuren SücBerfifte uerfeBen, erfdjien et an einem fdjönen, Beißen 2lugufttage in ber S ta u n e n ©reb. S ic S ra u n e ©reb roar iBtn a ls „famofe ÄünftterBerBerge“ empfohlen ujorben. Sjier Bauften fommerlang Miindje=

net M a ie r, uriöüdjfige berBe Ä erle, m it benen er non uornBerein jebe ©emeinfdjaft aB=

leBnte. S ic binierten eben in §em bsärm eln, a ls et attfam , unb iBre betBen StagelfcBuBe bröBnten auf ben S ielen.

S ie M a le r Batten bas Braue Sorfurirts-- Baus m it fröBti<Ben Bunten g reste n n eg ie rt, aber iBre X ätigfeit im J n n e rn bes Kaufes roar nidjt fo erbaulid). 2>n ber Stube, too bie ijeiligenBilber unb bas Ä rugifij Bingen, Batten fte S ilb e r a u s fattrifdjen 3eitf<hrtften aufgefleBt. M a n i e r Batte aud) ftatt 3ed)e 3u Be3aBIen, ben SBirt, bie Sßirtin unb bas BiiBfdje Sinnerl, bie Ä eltnerin, unjäBHgemal abionterfeit. M eiftens w aren meber bie SBirtsleute nodj bas A nnert auf biefen Sil=

bern ju erfennen, aber bie fieute festen bod) iBren Stola in iBre „© alerie“, bie fid) oben auf bern Üangboben befanb. fjfer Bing aud) für Äaufluftige bas ungeBeuer äBntidje

(52)

P o r tr ä t einer SBilbfau, bas m an einem 2)fater „einbehalten“ hatte.

Um ber neuen 3 ctt feinen I r i b u t 3U jah=

len, h atte ber SBirt ein ©rammophon getauft, bas gröhlte nadjm ittagelang alle möglichen

©affenhauer. 3!>i<f)t oor bem Haufe raufihte ber 9Jiühtba<h, tlapperten bie ©ewerbe ber SJiühle, ging bie Äreisfäge, ratterte n bie 5 uhru>erfe, fdjnatterten bie ©nten unb ©änfe, fdjrien bie Schweine in Xobesnöten, benn bet SBirt w ar feines 3ei«f)ens ein 3Jie^ger. 2tm fdjlimmften aber trieb es ber Stola &es £au=

fes, ber auf brei ©eflügelausftellungen prä=

m iierte große ©ochinchina=Hahn. Siefer feit iHoftanb Hafftfch geworbene üßogel oerfiigte über S tim m itte l, welche ber Sieib jebes Te­

nors gewefen w ären; es w ar, a ls ob er unauf-- fjörlidj „bie S tr e tta “ einftubierte.

© tajim ilian m einte nach P e rla u f einer SBodje, ber H ahn habe feit feiner A niunft nicht aufgehört 3U frühen, unb m an folle ihm ben H als umbrehen. g iir foldje 93orfdjläge 3ur ©üte geigte fich aber ber SBirt wenig empfänglich“

„S ie, w ann fo ein Überg’ftubierter fan,

(53)

mären beffer not herfommen. jjter h at a jeb’s fein Recht, 3um fträhen unb 3um fuchsen, menn’s mag."

S ie lauten 3 ucf)3er bei SRündjenet SJtaler toaren nämlich oon SJtajim ilian auch i<hon abfällig beurteilt morben.

9Jiajim iIian fing balb an ju bereuen, in biefes 9Jiüeu ben g uß gefegt ju hoben. Unb boch ta t m an im Anfang alles, ben „feinen S ta b tfra d “ jufrieben su ftellen. (Er erhielt bas 3 immer m it bem S a lfo n ; barin mar bie Ausfteuer ber 2B irtin aufgeftapelt, bas gute S o fa m it ben Äameltafthen, bas elegante S e tt, in bem man oerfanf mie in Sdjtagfahne;

ber laffenfchranf m it ben alten $amilien=

anbenien — 3ur Sjod^eit, 3ur Ä inbtaufe, gum G eburtstag. D as 3itnm er lag nach Süben, grelle hiije burchflutete es oom SRorgen bis Abenb, unb Cegiotten oon Stiegen brangen burch bas offene genfter oon ben SJiiftftätten.

9Jian ionnte in bem 3 intmer mirtlich niihts anberes tun, a ls fich in ausgeftrecfter Sage über bie Dielen SJti&hettigieiten bes Canb=

lebens ärgern.

S a s (Effen m ar allerbings gut; bie SHater

4. — f i e t b c r t , I>er totlbc S o tn tif.

(54)

Botten fid) bie SBirtin gut herongegogen.

aJia jim ilia n Vfauenfchtoeif, ber ju übermäfji=

ger ÄörperfüUe neigte, hotte fdjon in ber erften SBodje eine 3 unahme oon fünf Vfunb 3U Bezeichnen. S ie gefüllten Üauben unb Äolbsbrüfte, bie Om eletten unb Sat^burgei Rodeln fanben ihn uriberftanbslos.

Nebenher rouchs in ihm bie Verachtung für bas Volf, bas ihn umgab, roie ein giftiger VÜ5. Siefe berbfnochigen ungefdjidten, unter bem 3 od) ihres Üageroerfes gebüdten unb ge*

beugten SJtenfchen — mie fdjtüerfällig unb ohne ©raäie roaren fie bod), wenn fie fchmeifj- triefenb neben ben ijeufuhren unb (Ernte*

roagen hetßingen, bunielbraun unb gtängenb 00m Sonnenbranb! SBie hört unb frfjarf*

gejeichnet w aren fogar bie ©efidjter ber g ra u e n ! 2Jiagintilian fanb feinen ©efatien an biefen ftarfgliebrigen hodjgefdjürsten 3Jiäb=

<hen unb g rau e n , bie S tä lle ausräum ten,

^ o ljlaften auf bem R üden a u s bem SBalbc holten, D arren m it R unfelrüben fdjoben unb Äühe unb 3 iegen m it lautem 3 uruf auf bie Sßeibe trieben. S ie w aren ihm bireft 3u=

rr»iber; et fonnte ftdj gar nicht uorftellen, baß

(55)

biefen ßeuten irgenb etw as Schönes, ©r=

Ijcbenbes, etw as ©rfchiitternbes unb Ira u = riges paffieren íonnte. S ie d ie n e n ihm wie bas liebe 23ieh, oielleicht noch etw as weniger, benn er fah ein 3 errbüb ber 9Jienfcf)heit in i^nen — fo oberflädjlidj, unwiffenb unb un=

nadjbenilich w ar er.

Vornehm lehnte er auf feinem S a lfo n , liefe bie S riila n te n ber ihm oon fürftlichen G önnern gefd)enften 9Unge in ber Sonne fpielen unb fah m it ariftolratifdjer 3Jiife=

adjtung auf ßeute herab, bie gu fchwerer Ar=

beit a u53ogen ober heimfehrten, oom Stein=

breiten im S rudj, oom © raben in ber ßehm=

tuhie ober a u s ber Sanbgrube, wo fie überall furchtlos ihr ßeben in bie S á j a l e fdjlugen.

©s w ar SDiajimilian nicht gegeben, bas Hel=

bentum biefer A rbeiter unb ^tagelöhnere gcftalten 31t fehen, benn bas Auge erfdjaut nie=

m als etw as, wenn bas Hers in ber SBruft blinb ift. 3tn Anfang fchrien ihm bie 33auern unb SBälbler 3umeilen ihr treuher3iges „©rüfe

©ott!" 3u. Aber barauf hotte ber oornehnte 9)fajim ilian nie reagiert, ©r fanb es unoer?

ftfidmt, bafe biefe ßeute ihn anfprachen.

(56)

Schtoeigfam ©erbrachte bet Sd)riftfteller feine Xage. S ie 3Jialer toaren toenigftens jcoial, umgänglich unb gut aufgelegt, er aber fdjritt ftolj erhobenen H auptes einher unb machte fi<h 3um ©elächter. A ls nun einm al abenbs in ber SBirtsftube 3 itf)et gefpiett, ge=

fchnabahüpfelt unb gefdjuhplattelt rourbe, ge=

riet er roegen feiner 9tad)truhe in eine foldje (Empörung, baß er m it Klagen bei ber Voligei brohte.

S a s gab einen fdjredlichen A ufruhr —

„ S e r flober, ber ausgefdiamte!“ fd)impften bie S u r f te n .

S a m it ioar bie S tellung S R ajim ilians im Sorfe untergraben. Am nächften SJiorgen fdjon, a is er noch in bie Äiffen hinein- fd}nard)te, praffelte ein £ agel oon Steinen unb Ä ies auf feinen V alfon — „Stabtfracf g’fcherter! Aff oerm alebeiter, mach, baß b‘

heim ümm ft!“ fchrie jemanb brunten im V or­

beigehen. Siefe Xölpel! bathte ÜJiajim ilian.

Äeine S p u r oon ßebensart!

Auf irgenb eine SBeife, oielleicht burch einen ber SJialer, fprad) es fich im Sorfe herum, baß m an OTajim ilian Vfauenfrfjnjeif

(57)

für bie bloße ¡tatfadje feiner Ggifteng jährlich honorierte. D as tarn ben ferner Arbeiten*

ben, ben SBurgelrobern, ben A derbauern, ben S>clgfällern, Drefchern, gifd)ern, Schmieben unb SBegewärtern, allen benen, bie ein fdjwer*

»erbientes 33rot aßen, fo unglaublich ungerecht t>or, baß bie S tim m ung gegen ben Schrift*

fteller in hellem 3 o rn e auffd)lug. Gs m ar, a ls fei eine Drohne in einen S to d ooli emftger A rbeitsbienen geraten.

Gs m ar M a jim ilia n natürlich niem als im entfernteften eingefallen, baß bas leichte, m ühelos gefd)en!te 23rot, bas er fo gemiitlid)

»ergehrte unb fid) fo gut würgte, a ls ein U n­

recht an ber 9Jtenfd)hcit angefeljcn werben förtne; baß feine k ö rp e rh a ft, feine gefunben Sferoen, feine ftarfen Arme ihn eigentlid) gu einer gang aitberen fieiftung befähigten a ls bagu, fchmeidjterifdje unb unw ahre 33üdjer über hohe unb hödjfte Sjerrfdjaften gu fdjrei*

ben; baß bas ©elb, bas m an ihm bafür galjlte, eine 33erfd)wenbung w ar unb ben lau fen b en entgogen würbe, bie hungernb unb barbenb, frierenb, ira ftlo s unb Iran ! bem fieben nicht mehr bie Siotburft abgewinnen tonnten.

(58)

Nein, foweit u erirrten Tt<f) nicht bic ffiebanien biefes S g b a rite n , ber niem als gemußt hatte, w as leben unb arbeiten heißt.

33on Selbftgufriebenheit w ar fein ©efid)t gefättigt; lange perlm utterfarbige, polierte Nägel glängten an feinen rofigen, m it (5riib=

djen gegierten gin g en t. Seine h a u t w ar g latt wie bie eines jungen 9Jiäbcf)ens, feine 3üfle ohne Durcharbeitung unb innere SBefeelung;

nu r bie beginnenbe ©latje geigte, baß er über=

haupt fifjon gelebt hatte.

M ißm utig lag ber Schriftfteller in beni mitgebrachten gaulenger auf bem SBalfon.

C s w ar Abenb, unb aud) bie Stechfliegen fdjienen fich in iibeter S tim m ung gegen ben h e rrn gu befinben, benn fie festen ihm gu unb ließen ihn nach einem 9J?osiitonei}

feufgen.

h e r r Pfauenfd)weif w ar ein 9J?enfd), ber fich ftets in ber allgemeinen Achtung gefonnt hatte. (£r begahlte feine ßieferanten piinft=

lieh, infolgebeffen behanbelten fie ihn m it u n tertäniger höflidjfeit. 3 ^ feinem ftotel baheim, wo er feine SJiahlgeiten beftellte unb

(59)

gute Irin fg e lb e r gab, genoß er beinahe fürft=

licf)es Anfehen, unb feine ©enoffen, bie er gu Cham pagner unb Sotole einlub, hüteten fief), es m it bem Jjodjmögenben 2Jianne gu cerbet=

ben. 9iun ärgerte es ben Serroöhnten bop=

pelt, baß bie S ä u e rn es roagten, ihn m it ihrem 3Jiaße gu meffen. Siefe unnriffenben Sar*

baren, bie n u r ben Katechismus unb bie 23ibel fannten unb bas Geben fo gang auf feine ltr=

te jte gurücffiihrten. Gr rounberte fid), baß ihm ihre SJieinung ni<ht gang unb gar gleich*

gültig u>ar.

Gr fteefte fich eine ber föftlicfjen H aoannas an, oon m elden ihm S*™g A lejanber, ein be=

fannter S o n o io a n t, fürglich ein &ift<hen be=

bigierte . . . 2lch bas famofe Arom a! SBie Hgpnofe tarn es über ihn. feinen, ätlje=

rifchen, blauen G ingen ftieg ber Kaucfj in bie Abenbluft, oerflüdjtigte fidj unb bilbete fich non neuem in reigenbem S piet. Gr gauberte ihm m it ber Suggeftionsmacht ber ¡Düfte einen entgücfenben, ihm betannten äfthetifchen S alon oor: Die H ausfrau am Ä laoier fpielt

©rieg unb S tra u ß ’ S alom e; bie neueften

(60)

fran3Öfifrf)cn Jo u rn a le auf ben Uifdjen, fie finb ooU non Stoftanbs G hantecler, »on ber ßiebe eines im u sljah n s 8U einer gafanenhenne.

D er § a u sl)e rr fü h rt einen famofen 9Bein*

ieller, unb bie I o n i e r ift ein g l i r t fühnften Genres. D o rt läß t es fidj leben. D ort ift Sjerr Pfauenfdjroeif in feinem „ M ilie u “. $ ie r fdjnappt er ja bod) n u r nad) ß u ft, wie ein aufs I ro d e n e gefegter Äarpfen.

Die lauten S tim m en a u s bem fieutftübel grab unter ihm gehen ihm auf bie Nernen.

D o rt fifcen fie nadj geierabenb bei ihrem b it­

teren , fdjwereit 23auernbier — bie © ütler unb bie ©irtöbbauern, bie A rbeiter oom benach­

barten Ccifenroerf, bie ©ingefeffenen ber D örfer pom 23ürgermeifter bis gum S ab er.

J e tjt werben brunten grobe, la u t ge=

fprodjene Sätje beutlid): „lotfdjlagen foltt’

m an ben P rotj, ben hod)gefto<henen! Den elen=

bigen l a g ’bieb! Soldjene ß eut »erbienen nöt bas S a lj auf bem SBrot."

„9ted)t hoft, Sd)mieb! f>aft ben Nagel auf ’n Äopf troffen. J wenn ben S ta b tfra d bloß 3U ©’ficht in eg , wirb alles in m ir rebel=

(61)

lifd). 2Bas woaß benn ein folchener oon ber irifeen oor einem $odjofen? 2Benn bas Gsifen wie geuerfchlangen um einen herum fdjießt unb bas S31ut iodjt wie in einem ftaffeehafen!

D a lern t m an, w eshalb einer auf berer SBelt is. Unb fo ein Sdjinbluber, ein fcaumftarfs, iibergefunbs, liegt ben gangen J a g auf bem fiotterbett. P fu i D eisel!"

„91 S ü n b unb a Sdjanb is, wie ber fein faubummes (Selb oerfrißt!“

„Unb unfereins!“ jam m ert eine alters^

gebrodene, gefnidte unb gitternbe Stim m e a u s ihren fiebengig A rbeitsjahren heraus.

„U nferoans fdjinbet fith ootn SDiorgen bis gur 9iad)t, baß n u r ber Ader broben auf ber Äuh=

bloßen w as tra g t! — baß nu r bas biffel

©rumm et troden in s S ta b ei fim m t! — baß n u r bie Queden nöt mächtig werben übers ©e=

treib’! 9töt gu fterben tra u t fid) unfereiner im Sidjelmonb, fo preffierts m it ber A rb eit!“

„Der Ä erl woaß jo gar nöt, w arum er auf berer SBelt ift!“ philofophiert wieber ber Sdjmieb. „ 3 möd)t’ fo a feiernbes P r o t nöt

(62)

effen. 3 n ö t; to t m ir im ÜJtunb oerfauern, m üßt’ bran berftiden.“

Unb nun wieber e in e r: „Den fennft fehlest, Sdjmieb, ber berftidt nöt, bem fdjmecft’s. Der is jo gar loan lebenbiges 3Jtannsbilb nöt.

2Ber fich nöt plagt für bas liebe fieben, für SHeib unb Äinb, für ija u s unb fjof, auf ben pfeif’ i, i, ber arm e gifdjerfepp.“

Die blauen H inget ber pringlichen f)a=

oanna haben aufgehört, in bie fiuft ju fteigen

— bie 3 ig a rre liegt ausgegangen am 93oben.

E ine tiefe g a tte ftetjt auf ber glatten, weißen S tir n bes geneatogifchen SchriftfteHers. Gs ift ihm, a ls habe er oon ungefähr eine I r a d j t 5ßrügel befommen, a ls fei er gewogen unb ju leicht befunben. Gr h at ein fo unbehagliches (Befühl, a ls fei fein ganges fieben eine ju opulente SlJiahljeit gewefen unb nun melbe fi<h ein abfdjeulidjer Äatsenjammer. Diefe heil- fame S tim m ung wirb freilich nicht lange oor=

halten. Die ßeftionen bes fiebens jinb noch immer fpurlos an ihm oorübergegangen — er fchüttelt fie ab wie ein Sleufunblänber bas SBaffer.

(63)

Doth podtc |j e t r aJiajtm ilian Pfauen=

jdjtoetf am nadjften M orgen fetne Coffer unb iehrtc 311 ben aftljettfdjen S a lo n s suriicf, too m an ben aJtenfdjen nidjt nadj bem m eitet, teas et tut.

(64)

/ I m j u n g j t e n < E ö0 *

D as jüngfte ©ericht roat oorüber, alle Sünbe, alles fiafter, alte H nreinigfeit enb=

gültig überrounben. Der große Iriu m p h bes eroig ©uten lag in ftrahlenbem Schimmer über bem Slntli^ bes (Erlöfers. D ie fchrecf=

lic^e, bie heräen in ihren tiefften lie f e n auf*

iDiihlenbc Veriuerferftimme bes -Richters f<h«neg. Der V ofaunenf^alt bes d ies irae

medte nicht mehr ben gitternben SBiberhall in ben $ergen; ber gewaltige ftam pf roar ent=

fdjieben.

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