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Ostpreuβens Wirtschaftsnot. Vorträge, gehalten auf der Tagung des Verbandes Ostpreuβischer Industrie- und Handelskammern (Grenzkammern) in Tilsit am 23. November 1927

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Ofipreusiens wirtschaftsnoi

Vorträge-

gehalten aufderTagungdes Uerbanöes Vstpreubischer Industrie-und Handelskammern (Grenzkammern)

in Tilsit

am 25.November 1927

Herausgegebenvon denIndustrie- und Handelskqmmern Allensteim Ell-ing, Insterburg und Tillit

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CZYTELNM R WLUIHLXA

1.Dr.Schauen, Allensteim DieallgemeineWirtschaftslage Ostpreußen5.

2.Dr.Krantz, Tilfit:

Ostpreußens VerhältniszudenNachbarstaaten.

3.Dr.Lenkeit, Jnsterburg:

Oftprenßeng FrachtenbelastnngnndVerlies-Unu-

4.Dr.von Räts, Ell-ing:

Steuerbelastungvon Ostprenßens IndustrienndHandel.

5.Dr. Skibbe, Allensteim DieKreditvethältnisseinthpreußen.

6.Wortlaut deraufderVerbondstagnng angenommenen Entschließung.

—0-0—-

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Die allgemeineWirtschaftslageVstpreußens.

Bon SyndikusDr. Schau e n,Alleustein.

Oswald Spengler hatdemSchlusse seinesWerkes »DerUnter- gang desAbendlandes« denSatz beigefügt:

,,ducunt kata volentem, nolentem trahunt«, derin freierübersetzungetwa lauten würde:

,,Nur TatkraftbesiegtdasGeschick,

. Bei Gleichmut schreitetes überuns fort«, und ich möchte diesenSatzmeinen heutigen Ausführungenvoraus- schicken,daermir wie keiner inseiner Anwendbarkeit aufdieheutige Situation gerade Ostpreußenshinzuzielenscheint-

,,Nur Tatkraft besiegtdasGeschick, Bei Gleichmutschreitetesiiber uns fort.«

Jchglaube nicht,daßinunserer Provinz jemand dieseWorte hören und nachsprechenkann,ohnean unser Ostpreußenzudenken und damitan alles,was hiermit zusammenhängt.Regt dochdererwähnte Satz Spenglers unmittelbar andenDeutschenzumNachdenkeniiber das deutsche GeschickunddieMöglichkeit,eszumeisternund den Ostpreußenimmerwiederzutiefgriibelndem Nachsinneniiberdie Ge- staltung desostpreußischenSchicksals,dasihmüberdies, anders wie den Bewohner desReiches, täglich unmittelbar vor Augengestellt

wird. Das ostpreußische Schicksal aber findet seinen

Ausdruck in der allgemeinen Wirtschaftslage der Provinz, undvon derletzterenwird man nicht sprechen können, ohnezuvor eingegangenzusein auf das,was wir das,,Problem Ost- preußen«nennen. Esist allerdings aufderletztenTagungdes Deut- schenIndustrie-undHandelsxagesder einedeutsche Eigentümlichkeit starkironisierendebzw.persiflierendeAusdruckgefallen:,,Jn Deutsch- landistnichts so groß,wie derUmsatzan Problemen.« Uns Ost- preußen liegtgewiß nichts ferner,.alsdieZahlderProblemezuver-·

mehren,mitdenen wirDeutschenuns beschäftigenmiissen.Wir wissenaber,daßzudergroßenZahlvonProblemen,vorderenLösung derunselige Friedensvertrag von Versaillesdas deutscheVolk ge- stellt· hat, inersterLinie auchgehörtdas»kablem OstpkeUßeU«-

Warum Problem? Man sagtmitRecht,das Mittel, tote

Formenzuerkennen,sei dasmathematische Gesetz,unddasMittel, lebendigeFormen»zu verstehen, seidie Analogie,der Vergleich.

Weder MathematiknochAnalogiekönnenuns aberauchnur einen Schritt naherderLösungjenesProblems führen, welcheswir das 3

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ostpreußischenennen, weileshierwieder einelebendigenoch einetote Form gibt. ZurErkenntnis undzum Verständnissollvielmehrge- langeneinpolitischerund wirtschaftlicher Zustand, wie er durch politische Ereignissegeschaffen ist.

Siewissen, daßbei der Auswertungsolcher Ereignisse, sofernsie insbesonderevon Bedeutung waren fürdieSchicksaleganzer Völker und Vollergebiete, namentlichin denspäteren Zeiten vielfachge- sprochenwird von einer sogenanntengeschichtlichen Entwick- lung, dieähnlichwie dieAnalogiezum Verständnis lebendiger Formendient, beitragensollzumVerständnisdereinzelnengeschicht- lichen Ereignisseund ihrerFolgen. Was Ostpreußenanbetrifft, sostehtfür die Gegenwartaußer Zweifel,daß derzeitige wirtschaft- liche Zustand dieser Provinzeine,FolgedergeschichtlichenEreignisse

von,1914undnachher ist.Damitsteht aberwieder ebensofest, daß

essichhierweder handeltum eine geschichtlicheEntwicklungüber- haupt, noch auchum einelogische geschichtlicheEntwicklung. Mit einersolchen hatdasProblem Ostpreußennichtszu tun. .

Wie sehrderHinweisaufeinezwangsläiifigeodergar logische geschichtlicheEntwicklunghier verfehlt istundauch dieAnwendung der Analogie,d.h. alsoeines Vergleiches, versagt, ergibt sichauch aus dereinwandfreienFeststellung, daßesuns DeutschenundOst-·- preußen nichteinfallenkann,beispielsweiseaus demnunmehr un- bestreitbarenAusstiege Polensund demebenso unbestreitbarenNieder- gang-eDeutschlandsinseinerpolitischen,wirtschaftlichenundvölkischen Bedeutung zuschließenaufeinendurchdiegeschichtlicheEntwicklung gegebenenDauerzustand. Bei derUntersuchungaber wiederum derFrage,obwirmitRecht einensolchenSchlußvon uns weisen- wirdunter anderem naturgemäß doch wieder eine gewisseRollespielen müssender Vergleich.Der Vergleichnämlichmitderobjektiveren Auffassung,welche unbeteiligte andere Staaten über den gegen- wärtigen ZustandundseineBeziehungenzu«einerlogischen geschicht- lichen Entwicklunghaben.DieseAuffassungistuns zweifellos günstig.

Gerade im Auslande sindmletzter Zeit immermehr Stimmen laut geworden, welchesichmit derFestlegringderostlichenGrenzen Deutsch- lands beschäftigenunddiese Grenzziehungalsaufdie Dauer unhalt-

bar undwidersinnigverurteilen. Doch darfuns dasnichtzueiner

UnterschätzungderaufderGegenseitevorhandenenKräfteundebenso- wenigzueiner überschätzungder eigenen Kräfteführen«welchezu einer BeseitigungdestatsächlichenunhaltbarengegenwärtigenZu- standes bereitstehen. Zweifellos ist jedoch,»daß Polen bestimmt nicht seit seinem Erstehen an einer Unterschatzung

und geringen Bewertung seiner eigenen K«rastege-

litten hat, undsoistinteressant,wiemPolenursprunglich selbst über dieGestaltungderEreignissenachdem«Kriegegedachtwurde.

ImJanuar 1919schriebder,,Dzennilvay «MWaklchauwörtlich:

»DieLageistfürPolen sogünstig-wieJiedieheißblütigsten Patrioten inihren verwegenstenTräumensich·nicht hättenvor- stellenkönnen. Und dochherrschtin PolendieFurcht, daßder großeGewinn ebensoschnellwieder»verlorengehenkönne, wieer erzieltworden ist. Denn man istsich dessen bewußt,daß Polen

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alle seineErrungenschaften nichtdereigenen Kraft, nocheiner dauerhaftenFestigungder GrundsätzedesRechtesundderGe- rechtigkeit ausderWelt verdankt,sonderneiner kapriziösen Konjunktur·«

Sostellt sichdas,,ProblemOstpreußen«inpolnischerBetrach- tung!KeinelogischegeschichtlicheEntwicklung,keineErrungenschaften

aus eigener Kraft, keinedauerhaste FestigungderGrundsätzedes Rechtes unddierGerechtigkeitaus der Welt,sonderneine,,kapriziöse Konjunktur«.Hierdurch«wirdtatsächlich das Problem Ostpreußen schlagartrg beleuchtet. Es war tatsächlich mehr alseinekapriziöseKonjunktur, welche dieses Problem schuf, PolenWestpreußen,Posenund Oberschlesiengab undOstpreußen

vom Mutterlande trennte, undes ergibtsich hierbei naturgemäßmit NotwendigkeitdieFrage,obeinStaat, dessen Bestand aufeiner solchenkapriösenKonjunktur gegründetist,inseinem Bestandund in seinem Wohlergehengesichert erscheinenkann. Diese Fragewird jedocheinstdieGeschichtebeantworten. Heute steht lediglich fest-

um dennocheineAnalogie,einen Vergleich anzuwenden,—- daß Preußen—- DeutschlandseinenAusstiegin keinerPhase seinerge- schichtlichenEntwicklungeinerKonjunkturoder garnoch einerkapri- ziösen Konjunkturverdankt hat,sondern aktiver,positiver Mitarbeit

anderGestaltungderEreignisse. Eigene sBlut undEisenschusen seinerzeitdieGröße Deutschlands

Esdürft-eaber durch dievorstehenden Ausführungenbereitszur Genüge,wenn auchkurz,bewiesen sein, daß—- rein äußerlichbe- trachtet dasProblem OstpreußenundseineLösungursächlichzu- sammenhängtmitdemsogenannten polnischenProblem. Esbe.-

darf keines besonderen Hinweises darauf, daßdie kapriziöse Konjunktur von heute, welcher Polen seine Entstehung und Ostpreußen seine Abschnürung

vom Reiche verdankt, ersetzt werden kann morgen durch eine gleiche Konjunktur, welche andere Ber- hä l tnis ses chafft. Immerhin aber liegtindieseneinProblem, welches einst gelöstwerden muß,und erfreulicherweise hatnicht nur imReiche,sondern auch im Ausland diese Erkenntnis immer mehr

an Boden gewonnen-»Der«de utschenErörterungüberdasselbe istjedochvorauszuschickenmitaller Entschiedenheit,daße s ei n Problem bezuglrch »der politischen Zugehörigkeit Ostpreuszens zum Reichenicht gibt. Diese Frage ist,wenn sieüberhaupt jemalszurErorterung stand, schonseit Jahrhunderten gelöstund ihre Entrollung erfolgteneuerdings erstgew altsa m und ohne Befolgung der Grundsätze des Rechtes und

der Gerechtigkeit in der Welt durchden Bersailler Fr i edien sv e rtr ag. Nach deutscher Auffassung ist sieaberauch unmittelbar nach ihrerneuesten Ausrollung durchdieBolksabstiw mung desJahres 1920sofortwieder,«und zwar für immer beseitigt worden«Wennbeiuns daher»von einem Problem Ostpreußenge- sprochenwird,sokanndaslediglichdieBedeutunghaben, daß dar- unter verstanden werden dieVerhältnisse,wiesie das eine Wort

,,Korridor«andeutet. .

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Hierin liegtdasäußerlicheProblem Oftpreußens,wie es die reinäußerlicheBetrachtung derKarte ergibt. Es kann daher auch die Lösung des Problems Ostpreußen in dieser äußerlichen Beziehung nur in der Beseitigung des Korridors liegen. Darüber kannkeinZweifel bestehenund gleichwohlkommen wirmitdieserErkenntnis einer tatsächlichenund der Provinz nützendenLösungdes Problems Ostpreußenkeinen Schrittweiter. Sie ist gewiß einfachundradikal,undwir können unddürfen keinenZweifeldarüberhegen,daßsie einstvorgenommen werden wird. Sie istaber nichtinunsere Hand gegebenunddes-·

wegenkann einesolcheLösung auch heutenichtzurErörterungstehen.

Es kann sichvielmehr, wenn heute von dem Problem Ostpreußen gesprochen wird, nur handeln um jenen Fragenkomplex, welcher die schnellste und möglichst sofortige Beseitigung bzw. Paralysierung der sich für Ostpreuszen aus der Schaffung desKorridors er- gebenden nachteiligen wirtschaftlichemFolgen ent- hä l t. Diese sProblem, welchesich dieinnere Seite des Problems Ostpreußennennen möchte,ist dasz.Zt. wichtigstediegründliche und sofortige Beseitigung bzw. Paralysierung der Nachteile, welche sich für Ostpreußen aus der Bil- dung des Korridorsergeben Undzwar ist diese sofortige Beseitigungbzw.Paralysierung dererwähnten Nachteileaus dem sehreinfachenGrunde gerade füruns Ostpreußen,abernicht weniger auch für das Reichso ungeheuer wichtig,weil die längere«Wir- kung der sichaus dserSchaffung des Korridors für Ostpreußen ergebenden wirtschaftlichen Folgen eine andere,der Beseitigung des Korridors entsprechende ebenso radikale Lösung des Problems Ostpreußen im Gefolge haben könnte-,—nämlich den Untergang der deutschen Provinz Ostpreußen.

Das istdiezweite ebensoradikale äußerlicheLösungdesPro- blems, wiesie naturgemäßvon derGegenseitegewünschtwird,und deswegen kann tatsächlichfüruns dierichtige Lösung des Problems Ostpreuszen z.Zt.,wie erwähnt, nur darin liegen, daß jener anderen von der Gegenseite ge- wünschten radikalen Lösung, d.h. der langsamen·«, aber sicheren Verelendung der Provinz mit allen Mitteln entgegengewirkt wird, Mit Erfolgwird aber einesolcheGegenwirkungvon uns nur vorgenommen werdenkönnen,

wenn diewirtschaftlichenFolgenderSchaffungdesKorridors und ihreDauerwirkungvon uns klarerkannt werden.

Wiestehtes aber mitdieser Erkenntnis?»Sind»tatsächlichdie wirtschaftlichen FolgenderSchaffungdes Korridors fur dieProvinz Ostpreußen,seiesvon uns selbst, seiesvon unserenStainmesbrüdern im Reiche,inihrerganzen Bedeutsamkeitundinihremganzen Um-«

fangeerkanntworden? Schmöchtedochvon mir aus diese Frage verneinen, undhierbeizunächstBezug nehmen aufdie Gedanken- losigkeit, mit der wiruns daran gewöhnthaben,das Wort ,,Korridor'7 zugebrauchen.Können wir mit Recht dasGebilde,daszwischenuns 6

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und demReiche liegt,als Korridor bezeichnen? Jchglaubedasnicht-;

dennwährendessichbei einemKorridor um einenBegriff handelt, der etwas verbindet,ist das,was zwischenuns unddemReiche liegt, etwas entschiedenTrennendes Wir könnendiesen sogenanntenKorri.-"

dornicht betreten. Wir durchfahrendasGebiet, dasman sich-ge- wöhnthat,durchausfälschlicherweise,alsKorridor zu bezeichnen-, inverschlossenenWagen, gewissermaßenals Gefangeneinunseren eigenen Zügen,undwennwir uns auchmit derZeitandiesenun- glaublichen Zustand gewohnt haben, so isterdoch soetwas Außer- gewöhnliches,daßes sichgeradeauch dem Auslande gegenüber iii jeder Beziehung verlohnt, immer wieder aufihn, der seineså gleichen in der Geschichte der Völker nicht hat,.hin- zuweisen. Esist alsokein Korridor, der zwischen uns und dein Reiche liegt, denn wir könnenihnnichtbetreten. Er veer bindet nicht etwas "Getrenntes, sondern er trennt etwas Verbu nde nes. Was zwischenuns unddeniReiche liegt-i ist—- undich fürchte,daßesauchvon uns Ostpreußenvielfachwenig erkannt ist etwas so absolut wirtschaftlich Tr.ennendes, daßes weit ungünstiger wirkt, wie ein Meer. -Wäre das Korridorgebiet ein Meer, sowäre das inwirtschaft- licher Beziehung füruns in unendlichem Maße viel günstiger, wie der jetzige Zustand. Sie könnensichdenken-, daßdieWestgrenzeOstpreußens anstoßendaneinMeer derwirt- fchaftlichen EntwicklungderProvinz eine Mengeschwerwiegender wirtschaftlicherAnregungen bieten würde. Man hatjedochnicht ein Meer zwischenuns unddasReichgelegt, sonderneinGebiet, das zurZeit fürdieProvinz Ostpreuszen auch nichtdie geringste wirtk schaftliche Bedeutung hat, ein Gebiet, das inwirtschaftlicher ziehung völligtot ist. Jnsofernwirkt diesesGebiet nichtwieein Meer, sondernwie eineWüste.Uebersie führtkeineBrücke,von welcherdoch immerhineinAbstiegzubeiden Seiten möglich wäre-, übersie führtlediglicheinzubeidenSeiten nur für-uns verg- gitterterWeg, welcher jederzeitbeim Eintreten von Verwicklungen irgendwelcherArtvonderGegenseitegesperrtwerden kann. Dari n liegt gerade die ungeheure, m. E.noch nicht in ihreni ganzen Ausmaße erkannte Tragik inwirtschaftlicher und weiterer Beziehung für die Provinz Ostpreußen.

Keine ander-e P»rovi·nzdes Reiches, auch nicht Ober;

schlesien, hat ahnliche Verhältnisse aufzuweisenä Alleübrigen deutschenProvinzensind festverbunden mitdem Reiche undauchfürOberschlesienbesteht auf seinereinen Seite eineVers bindung. Dagegen liegt Ostpreußenvöllig abgetrennt von dem Mutterlande, rings umgebenvon zumTeilwirtschaftlich völligtoten

Rachbargebieten. » »

Dieganze Bedeutsamkeit dieserTatsachein wirtschaftlicher·Be- ziehungund derganze ungeheure Nachteil dieser Verhältnissefür unsereProvinztritt besonders,deutlichzutage,wenn wiruns ver- gegenwärtigen,was dieses zwischenuns unddemReiche liegende Gebiet fruhergeradefürOstpreußenbedeutete. Was wir ls ch- lichals ,,Korridor" bezeichnen, istkein schmales und auch nur annähernd korridorähnliches Gebiet, son-

T

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dern es handelt sich inWahrheit um zwei ehemals blühende deutsche Provinzen, welche wir abgetreten haben und mit denen Ostpreußen seit sehr vielen Jahren durch die engsten wirtschaftlichen und kul- turellen Bande verbunden war. DieseBandesind durch denübergang dieserGebiete inpolnische Hand völligunvermittelt zerrissen, und-«für die Provinz Ostpreußen sind sounmittelbar vor

ihrenToren liegende, besonders wichtigeAbsatz-sundBezugsgebiete mit denProvinzen WestpreußenundPosenverloren gegangen. Die Wirkung dieses Verlustes aufdie ostpreußische Wirt- fchaft schildern heißt, Ihnen diieheutige allgemeine Wirtschaftslage der Provinz mit aller Deutlichkeit vor Augen führen. Wenn gesagtwird, einesolche umsassende SchilderungderheutigenWirtschaftslageQstpreußensinderöffent- lichkeit hatbisherzuwünschenübriggelassen,somuß demgegenüber mitaller Offenheitdarauf hingewiesenwerden,daß bedauer- licherweise die Verhältnisse bereits soweit gediehen sind, daßdie Wirtschaft der Provinz Ostpreußen von einer wahrheitsgetreuen Schilderung ihrer gegen- wärtigen Lage in der öffentlichkeit eine Schädigung namentlich auf dein Gebiete des Kredites befürchten muß, ganz abgesehen von gewissen politischen Rück- wirkungen aufden unzuverlässigen polnischen Nach- barn.- Ich glaube nicht, daßetwas erschütternderwirkenkann, wie

diese Erkenntnis-. -

NaturgemäßhatderVerlustdernahegelegenen westpreußischen undposenschen Absatzgebiete,derVerlustdesMemelgebiets unddie bewußteAbschnürungvon demrussischen Nachbarnüberhaupteine völlige Verschiebung der Grundlagen der ostpreußis schen Wirts chaft herbeigeführtSnsbesondere ist Ostpreußen seither belastetmit einemjährlichungeheurenFrachtentribut,dersich naturgemäßum sonachteiligerauswirken muß,weil sichdie Ent- wicklungderostpreußischenWirtschaftnunmehrimgroßenundganzen

«andemso sehrbeschrankten ostpreußischenWirtschaftsgebiete selbst vollziehen muß.

Des weiteren aber ist Ostpreußens Wirtschaftbelastetmitder UnsicherheitdesWarenbezuges und Versandes nachund von Ost- vreußen. Wenn auchderFriedensvertrag Polen eineungebinderte Durchfuhr deutscherWaren durch das Korridorgebietvorschreibt, soistdochhiervonausgenommen Kriegsmaterial,undwir wissenaus den ErfahrungendesKrieges,daß nahezu alles heutealsKriegs- material betrachtet undbehandeltwerden kann. Nichtnur Kohlen, Zementund sonstige Baustoffe,sondern auchGetreide,Nahrungs- mittelund Bekleidungsstückekönnenvon Polen »imFalle kriegerischer VerwicklungalsKriegsmaterial betrachtetundim Korridor beschlag- nahmtwerden.

Esbedarfkeinerbesonderen Erwähnung,daßdiese Unsicherheit desWarenbezuges und -versandesdieostpreußischeWirtschaft stark belastet. Jm Zusammenhangemitder»unteugbarenUmklammerung Qstpreußensdurcheinen wenigzuverlassigenund unberechenbaren

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Nachbarnistleiderauch heute noch imReicheder Gedanke,daßes

sichbeiOstpreußenumpolitisch start gefährdetesGebiet handele,weit verbreitet. DieNückwirkunginsbesondere auf den Kredit ergibt sich von selbst. Siewerden nachher hören,inwelchem Umsangegerade die für dieProvinz Ostpreußengegebenen,besonders nachteiligen Kreditverhältnisseinsbesonderezuderfortschreitenden Verschuldung der ostpreußischenWirtschaft beigetragen haben. Das Fort- schreiten dieser Verschuldung ergibt sich bei allen ostpreußifchen Wirtschaftszweigen, wie insbeson-

dere bei der Landwirtschaft und bei der Industrie in

einem Maße, wie es in anderen Provinzen des Nei-

ches nicht beobachtet werden konnte. Sohat auch gerade dieletzteNeichsbankdiskonterhöhungnaturgemäßausdiean sichschon geschwächte«ostpreußischeWirtschafteineganz andere Auswirkung;

wie imübrigenReiche. , .

Man könnte einwenden,daßderinAussicht stehende Abschluß desHandelsvertragesmitPolen geeignet ist,eineÄnderungder heutigenVerhältnisse herbeizuführen.Dochfürchte ich,d sichgerade auch in den Bestimmungen eines küns- tigen deutsch-polnisch’en Handelsvertrages die ganze Tragik des ostpreußischen Schicksals offenbaren kann.

Diestarkaufstrebende Industrie derfrüheren deutschenProvinzWest- preußen ist nach ihrem«leergangeinpolnische andnicht mehrin derLage,demostpreußischenAbsatzdiegleiche nregung zugeben,

wiefrüher. «Dagegenbestehtdieungeheure Gefahr, daßgerade jene Erzeugnisse,auf deren Absatz Ostpreußenmehroder wenigeran-

gewiesen ist, Getreide,HolzundVieh,polnischerseits ausdemWege über einen deutsch-polnischenHandelsvertrag nach Deutschlandzur Einsuhrgelangenwerden.

Eine Betrachtung aller dieser Verhältnisseergibt eineerkenn- bare fortschreitende Verkümmerung unserer ostpreußi- schen Wirtschaft. Sie tritt beiallen Wirtschaftszweigenmehr oderwenigerin dieErscheinungundäußertsich nichtnur in einer deutlichwahrnehmbaren Lähmung des Unternehmertums, sondern ganzalleinallgemein auchin einerVerkürzung des Aktionsradius der einzelnenWirtschaftszweige.Soergibtsich insbesondereaus den für dieostpreußischeLan dwirtschast getroffenen Feststellungen einständig fühlbar-ern Ubergang von der intensiven

zur extensiven Wirtschaft, ein gefahrdrohender Rückgang der Rentabilität, der»sichin derallernächstenZeit zweifellos

sehrZielelandwirtschaftlicheBetriebe zueinerKatastropheaus-

oen mu .

»

Jn derIndustrie habendiefür Ostpreuszengegebenen Ver- hältnisseeine so erhebliche VerschlechterungdierWirtschaftslagege- geben,daß auch hierAnlaß zudergrößtenBesorgnisgegebenist.

JnallenZweigenderostpreuszijchenIndustrie isteinverhältnismäßig starkerRuckgangderBeschäftigungzuverzeichnen. Jn derSäge- wertsindustriekonntetrogderVerarbeitung bodenständigenMaterials auchnichtannäherndieBeschäftigungderVortriegszeit erreicht werden. Die VerringerungdesEinschlages ostpreußischerForsten

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hatdieostpreußischeSägewerksindustrievor dieNotwendigkeitder EinfuhrpolnischenRundholzesundihre Entwicklung hiermitmehr oderweniger auf dieGrundlage desZufalles gestellt. Die ostpreußifcheLandmaschinenindiistrieleidet unter den un- günstigen Verhältnissen,wiefiebei derLandwirtschaft bedauerlichersEs weisefestgestelltwerden müssen,undwenn auchin derZiegelindustrie diediesjährige Beschäftigungwegen der Belebungder Bautätigkeit indiesem Jahre etwas größer gewiesenist, so ist auchhier die Be- fchästigunggegenüber demFriedeninganz erheblichem Maßege-

ringer. .

AlleIndustriezweige aber fehenmitSchrecken der kommenden Abnutzungihrer Werkeentgegen und der vorliegendenUnmöglichkeit, eineErneuerung derMaschinenufw.«vorzunehmen.

So ist diegiesamte ostpreußischeWirtschaftvor Fragengestellt, diefürihren Bestand von entscheidender Bedeutung sind. Dabei wird es sichaberweiter nicht nur um den Bestand der ost- preußifchen Wirtschaft, sondern auchum den Bestand der Provinz selbst handeln müssen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß dieWirtschaft der Provinz das Rückgrat bildet für ihre Zusammengehörigkeit mit dem Reiche. Wird daswirtschaftlicheRückgratOstpreußensge- brochen, so wird damit auchihre politische Widerstandsfähigkeitbe- seitigt. Eshieße,unsere PflichtingröblichemMaße verletzen,wenn wirnichtindieser Situation denStaat immer wieder undbei jeder sichbietender Gelegenheit aufdie Notwendigkeit hinwiesen,Maß-·- nahmenzu treffen,welche geeignetsind, die Wirtschaft und damit auchdiepolitischeWiderstandsfähigkeit Qstpreußienszustärken.Es sollteüberdies allen Kennern derVerhältnisseund allendenen,die es angeht, nicht verborgen geblieben sein, daßeineSelbsthilfe der Provinz, zumalnachdenStürmen der Jnflation, mit allen ihren Kapitalverlustenundnachder vdlligenUmwälzungaller Daseins- vorausseizungen fürdieostpreußischeWirtschaft ausgeschlossener- scheinen muß.Der weiter fortgesetzte Versuch einer solchen Selbsthilfe mußdie Provinz langsam, aber sicher jener zweiten von mir erwähnten radikalen Lösung des Problems Ostpreußen entgegenführen und Reich Und Staat, insbesondere aber ,uns, rest- los um die Früchte der ost- und westpreußisfchenAb- stimmung bringen. Ostpreußen will teilnehmen nichtnur an

«

derwirtschaftlichen EntwicklungdesReiches, sondernauchwenig- stiens einigermaßen Schritt halten mit derselben. »EinWieder- aufstiegDeutschlandsdarfkeinenSchattenwerfenaufeinenTeil des ReichesunddieEntwicklung dieserProvinzdarfsichnichtimSchatten vollziehen. Wenn ineiner Provinzder unverwüstlicheGlaube an deutscheBestimmungund an denWiederausstiegDeutschlandsvor- bandenist, soistdas inOstpreußenderFall,undichglaubeallerdings, daßdieses Vertrauen Ostpreußensdurcheinwenigstens gleichesVer- trauen desReiches erwidert werden muß. Demgegenüberhaben wir mit Bedauern feststellenmüssen,daszaus demOstpreußenprogramm gewordenisteinOstprogrammundaus demOstprogrammeinGrenz-

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programm. Aufdereinen Seite konnt-envon unserer Provinzdie unverkennbaren BestrebungendesReiches und desStaates, Ost- preußenzuhelfen,mitbesonderemDank begrüßtwerden. Aufder anderen Seite ergabsichaber für Ostpreußendie bedauerliche Be- trachtung, daßandere Provinzen von Reich und Staat die gleichen Maßnahmen forderten, wie siefür Ost- preußen vorgesehen waren. Sogar Bayern und Sachsen wollten teilnehmenandergleichenFürsorgedes-Reiches für Ost- preußen,obwohl,wie nochmalsmitallemRachdruckfestzustellen ist, fürkeine andere ProvinzdesReichesdiegleichen ungünstigenVer- hältnissegegeben sind,wie geradefür Ostpreußen.Mit besonderer Freudekonnten wirdaherdie inletzter Zeit erfolgte Kundgebungdes Westens gegenüberOstpreußenbegrüßen,undwir könnennur hoffen, daß auchinden anderenTeilen des Reiches die Erkenntnis von der Notwendigkeiteineralsbaldigenundbesonderen FürsorgedesReiches bzw. des Staates für thpreußen wächst.Mögen Einsichtundstaats- männischeKlugheitbalddenWegderTat finden,der denostpreußis schen Forderungen gerechtwird. DieErhebung dieser Forderungen durchOstpreußenhat nichtszu tun mit dem in derheutigen Zeit so beliebten undimmer etwas anrüchigenRufe nachStaatshilfe. Mit Bezugauf die Provinz Ostpreußenergibt sich vielmehrdieklareund einfache Erwägung, daß jederPfennig,der indiese Provinzauf lange Siehtgestecktwird, reichlichZinsenund Zinseszinsentragen wird, währendjedes Zögernmit baldigenund wirklich einschneidenden Maßnahmenseinstzu derAufmachung einer Verlustbilanz führen muß.ReichundStaat wollen wirdaher auch heuteentgegenrufen dieWorte Spenglers:

,,Rur Tatkraft besiegtdasGeschick, Bei Gleichmut schreitetesüberuns sort.«

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