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Verzeichnis der Vorlesungen an der Staatl. Akademie zu Braunsberg im Wintersemester 1929/30

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Academic year: 2021

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(1)

Verzeichnis der Vorlesungen

Staatl. Akademie zu Braunsberg

im Wintersemester 1929/30.

Mit einer Abhandlung von Prof. D. Dr. Dürr:

Psalm 110 im Lichte der neueren altorientalischen Forschung.

an der

(2)

Ehrenmitglied der Akademie:

Domdechant Dr. Wiehert.

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(3)

Behörden.

Kurator.

Dr. jur. h. c. S ie h r, Ernst, Oberpräsident der Provinz Ostpreußen, Königsberg Pr., Oberpräsidium.

Rektor.

(F. 360)

Prof. D ü r r (15. 10. 29— 15. 10. 30), Prorektor: Prof. L a u m .

Theol. Fakultät:

Prof. E s c h w e ile r (15. 10. 29— 15. 10. 30), Prodek.: Prof. S t e i n m a n n . Phil. F akultät:

Prof. S w i t a l s k i (15. 10. 29— 15. 10. 30), Prodek.: N. N.

Senat.

Der Rektor, der Prorektor, die beiden Dekane.

Weiterer Senat.

Die ordentlichen Professoren.

Akademiekasse.

Kassenkuratorium: der Rektor,

Prof. E s c h w e i l e r , Prof. S w i t a l s k i . K assenführer: Prof. G i g a 1 s k i.

a) Ordentliche Professoren.

S t e i n m a n n , Alphons, Dr. theol., R itterstraße 71, F. 188, Neutestamentliche Exegese.

Dekane.

Lehrkörper.

1. Theologische Fakultät.

(4)

J e d z i n k , Paul, Dr. theol., Bahnhofstraße 51, F. 295, Moraltheologie.

D ü r r , Lorenz, Dr. theol., Dr. phil., A rendtstraße 30, F. 300, Alttestam entliche Exegese.

E s c h w e i l e r , Carl, Dr. theol., Dr. phil., Arendtstraße 28, F. 380, Dogmatik und Apologetik.

L o r t z , Joseph, Dr. theol., Dr. phil., Arendtstraße 32, Kirchengeschichte und Kirchenrecht.

b) Ordentlicher Honorarprofessor.

M a r q u a r d t , Julius, Dr. theol., Päpstlicher Hausprälat, Domkapitular, Frauenburg (liest nicht),

Moraltheologie.

c) Nichtbeamteter außerordentlicher Professor.

G i g a l s k i , Bernhard, Dr. theol., Teichstraße 23, Patrologie.

2. Philosophische Fakultät.

a) Ordentliche Professoren.

N i e d e n z u , Franz, Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Am Stadtpark 3, (von den amtlichen Verpflichtungen entbunden; liest nicht),

M athematik und Naturwissenschaften.

S w i t a l s k i , Wladislaus, Dr. phil., Dr. theol. h. c., Langgasse 13, F. 102, Philosophie und Pädagogik.

L a u m , Bernhard, Dr. phil., Arendtstraße 34, F. 60, Klassische Altertumswissenschaft.

B a r o n , Johannes, Dr. phil., Dr. med., Köln, Maternusstraße 12, (von den amtlichen Verpflichtungen entbunden; liest nicht), Allgemeine Biologie.

H e f e 1 e, Hermann, Dr. phil.,

Geschichte und neuere deutsche Literaturgeschichte.

Lektor.

K r i x , K unibert, Dom kapitular, Frauenburg, Lektor für polnische Sprache.

Akademischer Turn- und Sportlehrer.

B a r z e l , Candidus, Dr. phil., Studienrat, M arktstraße 5, Beauftragt m it der Pflege der Leibesübungen.

II

(5)

Akademische Kommissionen.

Gebührenausschuß.

Der Rektor,

von der Theologischen Fakultät: der Dekan, von der Philosophischen F akultät: der Dekan,

als Vertrauensmann der Studierenden: Prof. S w i t a l s k i , von den Studierenden: stud. theol. K u h n .

Akademischer Ausschuß für Leibesübungen.

Verwaltungsaufsicht und ärztliche Überwachung der Studierenden:

z. Zt. unbesetzt.

Der akademische Turn- und Sportlehrer: Studienrat Dr. B a r z e l , von den Studierenden: stud. theol. B a r t s c h .

Vertreter zum Verband der Deutschen Hochschulen.

Der Rektor.

Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.

Vertrauensmann: Prof. S t e i n m a n n .

Institute.

Akademie-Bibliothek.

ßibliotheksrat: Der Rektor,

Prof. D. Dr. E s c h w e i l e r , Prof. N. N.,

Dr. D i e s c h , Direktor der Staats- und Universitäts­

bibliothek, Königsberg, Pr.

Verwaltung: Dr. phil. Edmund W i l l , Bibliothekar, Neuer Markt 14.

Geschäftszimmer: Zweiter Stock, F. 360.

Ausleihe: Werktäglich von 11— 13 Uhr. Die Ausleihestelle befindet sich im Erdgeschoß. Bestellungen, die bis 9 Uhr aufgegeben sind, werden bis 11 Uhr erledigt.

Lesezimmer: Werktäglich von 12— 14 Uhr und Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 16— 19 Uhr geöffnet.

Katalogzimmer: Werktäglich von 9— 13 Uhr geöffnet.

Theologisches Seminar.

Abteilungen für alttestam entliche Exegese, neutestam entliche Exegese, Kirchengeschichte, Dogmatik und Moral.

Direktor: Prof. D. Dr. D ü r r .

Seminar der Philosophischen Fakultät: Historische Abteilung.

Leiter: Prof. Dr. H e f e l e .

III

(6)

Institut für Leibesübungen.

Leiter: Akademischer Turn- u. Sportlehrer, Studienrat Dr. B a r z e l . Naturwissenschaftliches Kabinett.

Leiter: z. Z. unbesetzt

Archäologische Sammlung.

Leiter: Prof. Dr. L a u m .

Christliche Kunstsammlung.

Leiter: Prof. D. Dr. L o r t z .

Botanischer Garten.

Leiter: z. Z. unbesetzt.

Münzsammlung.

Leiter: Prof. Dr. L a u m.

V orlesungs-V erzeichnis.

Theologische Fakultät.

1. Erklärung des Römerbriefes D. S t e i n m a t m Mo. 11— 12, Do. bis Sbd. 10— 11

2. Die Romfahrt des Apostels Paulus

Mo. 17— 18

3. Neutestamentlichc Übungen (Die Abschieds- reden Jesu)

Fr. 18— 19

4. Allgemeine Moraltheologie D. J e d z i n k Di. bis Fr. 9— 10, Sbd. 8— 10

5. Moraltheologische Übungen

In einer noch zu bestimmenden Stunde

6. Biblische und altorientalische Altertumskunde D. D ü r r (mit Lichtbildern)

Di. bis F r. 11— 12

7. Hebräisch II ,,

Di. u. Do. 10— 11

8. Alttestamentliches Seminar (Historisch-geographi- sehe Übungen am Palästinärelief)

Do. 17— 18 IV

(7)

9. Vom Sinn und Werden der kath. Liturgie D. D ü r r publ. Do. 18— 19

10. K ath. Dogmatik (Sakramentenlehre) D. E s c h w e i l e r Mo. bis Mi. 10—11, Do. 8—9

11. Apologetik (Die christliche Offenbarung) Mo. u. Mi. U— 12

12. ystem. theolog. 5^minar ,,

Mi. 17—10

13. Kirchengeschi^te: Mittelalter I I ; Vorreformation D. L o r t z Mo. bis Mi. 8—9

14. Kirchengeschichtliches Seminar

Di. /7— 18

15. Kirchen^cht I ,,

jV*o. 9— 10, Sbd. 11— 12

16. Leber* J esu I D. G i g a l s k i

Mo. u. Fr. 9— 10

17. Pfltfologie (Die Väter des 5. u. 6. Jahrh.) nebst Übungen ,, Sbd. 11— 12

Philosophische Fakultät.

1. Psychologie II (Differentielle und metaphysische Dr. S w i t a l s k i Psychologie)

Mo., Mi. u. Fr. 10— 11

2. Logik I

Di. u. Do. 9— 10

3. Philosophische Übungen (im Anschluß an ,, Aristoteles’ Metaphysik)

Sbd. 10— 11

4. Geschichte der Philosophie II (Sokratik, Plato, Aristoteles)

In einer noch zu bestimmenden Stunde

5. Geschichte der Staatslehren II Dr. L a u m Mi. u. Sbd. 8—9

6. Lektüre von Cicero, De re publica

Di. 8—9

7. Diskussion über das Them a: Religion und W irt- » schaft (nach Vereinbarung)

8. Deutsche Geschichte im Zeitalter Metternichs Dr. H e f e i e

* Mo., Mi., Fr. 16—17

V

(8)

9. Goethes Faust Dr. H e f e i e publ. Di. 18—19

10. Historische Übungen

Thema und Stunde nach Vereinbarung

Die Vorlesungen in Botanik werden später angezeigt.

1. Ausgewählte Stellen aus polnischen Klassikern, Lektor K r i x Übungen im freien Vortrag (für Fortgeschrittene)

Di. u* Fr. 16— 17

2. Polnische Leseübungen. Im Anschluß daran Gram m atik und Sprechübungen (für Anfänger)

Di. u. Fr. 17— 18

3. Praktische Leibesübungen Dr. B a r z e l

Di. u. Do. 16— 17

4. Colloquium über neuere L iteratur aus dem Gebiet der Leibesübungen

Vierzehntägig, in einer noch zu bestim­

menden Stunde

Preisaufgaben.

Für das J a h r 1929 werden folgende Aufgaben zur Preisbe­

werbung gestellt:

1. Von der T h e o l o g i s c h e n F a k u l t ä t :

L äßt sich in der Wahl der Gottesnamen und der Gottes­

bezeichnungen bei den alttestam entlichen Propheten ein System feststellen?

2. Von der P h i l o s o p h i s c h e n F a k u l t ä t :

W ahrheitsbegriff und W ahrheitserkenntnis nach Thomas von Aquino (unter besonderer Berücksichtigung seiner quaestio disp. de veritate).

3. Aus der S c h e i l l - B u ß e - S t i f t u n g :

Die H äufigkeit des Sakramentenempfangs im Spätm ittel­

alter (13.— 15. Jahrhundert).

Die Bearbeitungen sind in üblicher Weise bis zum 1. Dezember 1929 dem Rektor einzureichen.

VI

(9)

Ps. 110

im Richte der neueren altorientalischen Forschung

von D. Dr. Lorenz Dü rr

o. Professor an der Staatlichen Akademie zu Braunsberg

(10)

■.m

(11)

I.1)

Die neuere alttestam entliche Psalmenforschung hat besonders zwei Erkenntnisse mit Erfolg herausgearbeitet: Einmal, daß die Psalmen mehr als man ehedem annahm, kultisch gebunden sind. Die verschie­

denen Gattungen der Psalmen haben ihren „Sitz im Leben“ , dieses Leben aber ist der religiöse Kultus Israels, aus dem sie hervorgegangen sind und bei dem sie immer wieder aufs neue vorgetragen und erlebt

w u r d e n . Auch beiden reinsten „geistlichen Liedern“ läßtsich diese kultische Gebundenheit noch in mannigfacher Weise ersehen 2). Kultus ist dabei allerdings kein religiöser Leerlauf, sondern wirklichkeitsträchtige heilige Handlung, und keine bloße Theorie, sondern tatsächliches Erleben. Der Mensch erlebt im Kulte die Gottheit mit all den über den Alltag hinaus­

gehenden und hinaushebenden Kräften 3). Die zweite Erkenntnis ist die, daß auch in Israel wie in den anderen altorientalischen Religionen der K ö n i g in weitgehendem Maße zunächst aktiv an diesem heiligen Handeln teilnahm . Die altorientalische Stellung des Königs als der Inkorporation der nationalen Gemeinde und als des gottgegebenen Mittlers zwischen der Gottheit und seinem Volke bricht auch hier durch.

Es ist überraschend, wenn man das A. T. daraufhin durchsieht (und ich hoffe das an anderer Stelle eingehender darlegen zu können), welche bedeutende Rolle der König tatsächlich auch hier im Kultus gespielt hat, wie sehr er namentlich an den religiösen Hochfesten mit ihren kul­

tischen Prozessionen, an deren Tatsächlichkeit jetzt niemand mehr zweifeln

*) D ie A b h a n d lu n g is t e in e E r w eiter u n g d es V o r tr a g e s, d e n der V erfasser a u f d em 5. D e u tsc h e n O r ie n ta liste n ta g in B o n n (2 1 .— 2 5 . A u g u st 1928) g e h a lte n h a t.

2) S ie h e d azu b eso n d ers d ie A r b e ite n v o n S ig m u n d M o w i n c k e l , P sa lm e n stu d ie n II (1 922) u . II I (1 9 2 4 ) so w ie G. Q u e l l , D a s k u ltis c h e P ro b le m der P sa lm e n 1926. Ich gla u b e, d aß n a ch ric h tig e r In te r p r e ta tio n z. B . a u ch P s. 23 u. 63 d o ch d em K u lte e n t ­ sta m m e n !

3) V g l. d a zu j e tz t a u c h S. M o w i n c k e l , P s a lm e n stu d ie n II 19.

3

(12)

dürfte, a k t i v beteiligt w a r1). Die klassische Stelle ist m. E. Ps. 132, wo der König offensichtlich vor der Lade Jahwes schreitend geschildert ist, wo das Auge des Psalmisten sich auf ihn richtet, und wo die Gebete des Volkes und die Verheißungen Jahwes sich ihm zuwenden 2). Ja , der König ist nicht allein Mitwirkender im Kultus und zwar an hervor­

ragender Stelle, sondern auch O b j e k t dieses Kultus selbst. So einmal, indem bei seinem Auftreten an heiliger Stätte, wie eben hervorgehoben wurde, die Blicke und Gebete von Sängern und Gemeinde auf ihn ge­

richtet waren. Das beweisen allein die in manche Psalmen geistlichen Inhalts eingestreuten Fürbitten für den König (Ps. 61, 7; 63, 12;

84, 10; 132, 10; 1. Sam. 2, 10). Sodann aber vor allem an wichtigen Tagen und bei entscheidenden Ereignissen im Leben und in der Regierungs­

tätigkeit des Königs selbst. Es ist von vornherein anzunehmen, daß bei der religiösen Bedeutung der Persönlichkeit des Herrschers und bei der innigen Verbundenheit von Volksleben und politischem Leben einerseits und Religion anderseits in Israel diese Ereignisse ebenso wie im übrigen antiken Orient k u l t i s c h begangen wurden. Tatsächlich haben wir denn auch eine Reihe von „Königspsalmen“ , welche hier ihren Sitz im Leben haben. S. M o w i n c k e l hat mit Recht darauf hingewiesen, daß wir es dabei nicht mit Liedern zu tun haben, die für ein einmaliges Ereignis geschrieben sind, sondern bei gewissen wiederkehrenden Gelegenheiten verwendet worden sind, daß es also tatsächlich K u l t l i e d e r s in d 3). Ps. 20 und 21 sind Bettagsliturgien vor dem Auszug des Königs in den Kampf.

H. G u n k e l 4) läßt Psalm 21 noch weiter zur Verherrlichung des Königs im Heiligtum am Geburtstage des Fürsten oder zum Jahresfest der Thronbesteigung gebraucht werden. Ps. 45 ist ein prophetisches Lied zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des Königs, Ps. 72 ein Segenspsalm zum Regierungsantritt des „Königssohnes“ auf eine glückliche, dem altorientalischen Königsbilde entsprechende Regierungszeit u sw .5). Es darf jetzt schon darauf hingewiesen werden, daß die vielfach über­

schwenglichen, für einen irdischen König absolut nicht erreichbaren Zu­

sagen und Verheißungen in diesen Liedern uns heute nicht mehr be­

fremden dürften, seitdem wir die diesbezüglichen Gebete und Wünsche für den König aus den Texten der anderen altorientalischen Völker kennen. Es gab hier einen ganz bestimmten „Hofstil“ mit ganz bestimmten

1) S ieh e d a zu m ein e A b h a n d lu n g „ R e ic h s g r ü n d u n g s fe ie r n im a n tik e n O rien t“

(in : T h e o lo g ie u . G lau b e 2 0 (1 9 2 8 ) 3 0 5 ff.; H . S c h m i d t , D ie T h ro n fa h rt J a h w e s 1927) 3 9 ff.

2) V g l. d ie A n a ly se d es P sa lm s bei M o w in ck el, P sa lm e n stu d ie n II 112 ff.

8) P sa lm e n stu d ie n II I (19 2 3 ) 7 8 , 80.

4) D ie P s a lm e n 4 (1 9 2 6 ) 8 5 f.

6) Z um g a n z e n d ieser „ K ö n ig sp s a lm e n “ v g l. b es. S. M o w i n c k e l , P sa lm e n stu d ie n II 78 ff. u . H . G u n k e l , E in le itu n g in d ie P sa lm e n (1 9 2 8 ) 140 ff.

4

(13)

Wendungen, in dem offensichtlich auch die alttestam entlichen Königs­

psalmen und Königsgebete abgefaßt s in d 1). So glaube ich denn auch Ps. HO auf Grund des jetzt vorliegenden altorientalischen Materials diesen seinen Sitz im Leben des Königs anweisen zu können, indem ich ihn als K r ö n u n g s p s a l m , vorgetragen vom Propheten am Tage der Thronbesteigung zum feierlichen Akte der Thronerhebung und der Krönung des neuen Königs, näherhin als direkten Begleittext zu diesem Akte oder als K r ö n u n g s r i t u a l e auffasse. Diese Auffassung soll im folgenden näher begründet werden 2).

II.

Diese Beziehung unseres Psalmes i s t n i c h t a b s o l u t neu. Sie wurde schon bisher vielfach vorgetragen. So von W. E r b t 3), welcher den Psalm als Inthronisationstext der Priesterfürsten von Sichern er­

klärte. Ähnlich faßte ihn auch A. J e r e m i a s 4) auf. Dann von Joh. Me i n - h o l d 5) und B. D u h m 6), welche darin einen Gottesspruch an den Herrscher und z ^ ar an Simon den Makkabäer sehen, dem bekanntlich 141 v. Chr.

das H°hepriestertum mit dem Königtum zugesprochen wurde (1. Makk.

13, 7, 36; 14, 41). R. K i t t e l 7) denkt an einen Prophetenspruch aus der Umgebung des Königs auf diesen, um ihm in einer Zeit, da das alte priesterliche Vorrecht des Königs durch die allmählich angewachsene Hierarchie ins Wanken geraten gewesen sei, dieses Priesterkönigtum zu­

1) Zu d iesem , , H o fs til“ m it se in e n v ersc h ie d e n e n A u sp rä g u n g en des a lto rien ta lisc h e n K ö n ig sb ild e s (K ö n ig der G erech tig k eit, e w ig e D a u er und W e ltg e ltu n g d es K ö n ig tu m s, B e sie g u n g der F ein d e und A n erk en n u n g d u rch d ie V ö lk er u sw .) sie h e m ein e D arlegu n gen in „ U r sp r u n g und A u sb a u der isr a e litisc h -jü d isc h e n H eila n d serw a r tu n g “ (1 9 2 5 ) 74 ff.

(K a p . IV : D er A u sb a u der isr a elit. H eila n d serw a r tu n g . D er E in flu ß g e m ein -o rien ta li- sc h e r K ö n ig sm o tiv e a u f die A u sg e sta ltu n g d es in n erisra e litisch en H eila n d sb ild es im ein z e ln e n ).

2) D ie F rage n ach der m e ssia n isc h e n B e d e u tu n g d es P sa lm es b le ib t z u n ä c h st g a n z b e ise ite . S e lb st w en n derselb e rein m essia n isch z u d eu te n w äre, w ie m a n c h e w o llen , s o b le ib t d och b e ste h e n , daß a u ch bei der D a r ste llu n g der E r h e b u n g d es k ü n f t i g e n m essia n isch en K ö n ig s d ie E le m e n te und B ild er den ta tsä c h lic h e n K rö n u n g sfeierlich k eiten e n tn o m m e n sin d . A u c h hier i s t der , Ausbau* des P sa lm e s w e s e n tlic h a lto r ie n ta lisc h . S ieh e e b e n m ein e A u sfü h ru n g en in „ U rsp r. u. A u sb a u der isr .-jü d . H eila n d serw a r tu n g “ S. 7 4 ff. W a s d o rt im a llg e m e in e n g e s a g t w u rd e, g ilt s p e z ie ll a u ch hier.

3) D ie H eb räer (1906) 7 5 ff.

4) D a s A lte T e sta m e n t im L ic h te d es A lte n O r ie n t s 3 (1916) 2 9 1 . B) 1. M os. 14 (1911) 4 6 ff.

•) P sa lm e n 2 (1 922) 3 9 8 ff. — H ierh er g e h ö r t a u ch 0 . H a p p e l , A u s G o ttes W ort.

V I . P s. 109 (T h e o l.-p r a k t. M on atssch r. 16 (1906) 2 6 9 — 2 7 8 ; 3 3 5 — 3 4 5 ); er erk lä rt d en

„ P sa lm 109, 1— 4 für e in e n P r o te s t g e g e n d ie A u fste llu n g e in e s in der F a m ilie des S im o n erb lic h e n H o h e p r ie ste r tu m s“ . E b e n so b rin gen ih n m it der M ak k ab äerzeit J.-M . L a g r a n g e , R e v . B ib i. N . S. 2 (1 9 0 5 ) 4 6 ff. u n d A . S c h u l z , T h e o l. u. G laube 1 (1 909) 5 2 7 ff. z u sa m m e n .

7) D ie P sa lm e n 8 u. 4 (1 9 2 2 ) 3 5 7 f.

5

(14)

gleich als uralten Rechtstitel aus der Zeit des Melchisedek für ewig zuzusprechen. Dadurch gelingt es ihm, den Psalm wieder zeitlich fest­

zulegen, indem er an die offensichtlichen Kämpfe unter Uzzia (2. Chro. 26, 16 ff.) denkt. Neuerdings hat dann S. L a n d e r s d o r f e r die These wieder aufgenommen, indem er den Psalm als Orakel Jahwes am Krönungstage Davids zur Legitimierung des Königtums Davids in der neuen judäischen Krönungsstadt Jerusalem gegenüber den Ansprüchen der bisherigen israelitischen K rönungsstadt Salem— Sichern (Gen. 14, 18 f.) erklärte1).

David war bekanntlich der erste König von Jerusalem und mußte erst die Legitimität dieses seines Königstums beweisen. Darum begegne hier der Hinweis auf Jahwes persönliche Erklärung zur Einsetzung des neuen Königs.

Allein all diese Bemühungen, die Beziehung und Deutung des Psalmes auf einen b e s t i m m t e n Einzelfall zur Legitimierung eines ganz b e ­ s t i m m t e n Königs scheinen mir, abgesehen von anderen Gründen, die besonders gegen eine so späte Ansetzung in die M akkabäerzeit sprechen, zu eng gefaßt. Es müssen doch dann offensichtlich bereits a l l g e m e i n e Königsmotive vorhanden gewesen sein, die in dem Einzelfalle zu dem bestimmten Zweck angewendet und ausgedeutet wurden. Es scheint mir deshalb methodisch richtiger, eben eine solche allgemeine Gelegenheit zu suchen, d. i. den Fall der Königskrönung und der Thronerhebung überhaupt, für den unser Psalm verfaßt wäre und bei dem er immer wieder gebraucht wurde 2). Daß die Entstehung dam it dann von selbst in die Zeit des bestehenden Königtums und zwar in dessen Blüteperiode, also mindestens vor Hosea, angesetzt werden muß, ist die logische Folge.

So hat dann auch W. S t a e r k unseren Psalm gefaßt, indem er ihn als

„prophetisch-messianisches Huldigungslied an einen judäischen König“

wohl für den Tag der Thronbesteigung erklärte, wenn er auch offensichtlich nicht an eine direkte a l l g e m e i n e Verwendung als Krönungspsalm d a c h te 3). W eiter dann H. G u n k e l in seinen Kommentaren und jetzt zusammenfassend in der „Einleitung in die Psalmen“ (1928) 140 ff.

Er sag t: „Der berühm te und vielbehandelte Psalm --- ist ein Königslied und enthält 1—4 im ersten Teil ein Orakel des Sängers an seinen Fürsten. Der König Israels ist es gewohnt gewesen, nicht anders als der babylonische und ägyptische, Orakel und Weissagungen zu empfan­

gen, in denen ihm das Allerherrlichste zugesprochen wird. . . . Wir dürfen

1) J o u rn a l o f th e S o c ie ty o f O rien tal R esea rch es 9 , 203 ff.

2) V g l. d azu a u ch S. M o w i n c k e l , P sa lm e n stu d ie n II I 7 9 , d er e b e n fa lls hervor­

h eb t, d aß d ie F ra g e, w e lc h e r K ö n ig in d iese m o d er jen e m P sa lm w o h l g e m e in t se i, prin­

zip iell v e r fe h lt sei. S ie h a n d eln v ie lm e h r v o n d e m K ö n i g e Isra els u n d w erd en a ls so lc h e jed esm a l a u f den jew e ils reg iere n d en K ö n ig e b e n zu d em im P s. v o rg eseh en en E reignis a n g ew en d et.

3) L yrik (P sa lm e n , H o h e slie d u. V erw a n d tes). 2. A u fl. 1920, 2 51.

6

(15)

uns vorstellen, daß das Gedicht in Gegenwart des Fürsten selber vor­

getragen worden ist, in feierlicher Versammlung des ganzen Hofes, etwa im Heiligtum, am festlichen Tage.“ *) Und dieser festliche Anlaß sei eben nach anderen Anzeichen das Fest der Thronbesteigung gewesen 2).

Vollends S. Mo w i n c k e l hat unseren Psalm, zusammen m it Ps. 2 in Verfolg seiner Gesamtauffassung der Königspsalmen, im a l l g e m e i n s t e n Sinne als tatsächliches „bei der Salbung eines K ö n i g s gesprochenes Orakel“

bezeichnet3). Es sei natürlich und werde zudem auch ausdrücklich be­

zeugt, daß diese heilige Handlung von heiligen W orten begleitet war (1. Sam. 10, 1; 2. Kö. 9, 3). So seien wir ohne jede Frage berechtigt, und dies sei sogar das natürliche, die Psalmen (Ps. 2 und 110) „als die zur Liturgie des Salbungstages gehörenden Orakel aufzufassen“ 4). Ja , er spricht fliit bezug auf Ps. 2 direkt von „agendarisch vorgeschriebenen Stücken der Salbungsliturgie“ 5). Man habe sich dabei zu denken, daß der König von irgendeinem Raume des Tempels, wo die letzten Vor­

bereitu n g ^ (rituelle Waschungen oder dgl.) zu Ende gebracht waren, in den Tempelhof hinaustrat, sich auf seinen Platz stellte (siehe dazu unten) und mit den königlichen Insignien bekleidet und gesalbt wurde, und daß er eben hierbei vor dem Propheten stehend oder sitzend von diesem angeredet worden sei 6).

T a t s ä c h l i c h wissen wir denn nun a u t h e n t i s c h aus den alt­

orientalischen Quellen selbst, nicht bloß daß dieser Ehrentag des Königs kultisch-liturgisch begangen wurde, wie man es nach der ganzen Auf­

fassung des Königstums von vornherein annehmen m ußte, sondern die Urkunden geben zugleich des näheren an, w ie im einzelnen die Zeremonie der Inthronisation und Krönung begangen wurde. Für A s s u r , und dam it wohl auch für das gesamte akkadische Reich, ist dieses s o g a r die o f f i z i e l l e K r ö n u n g s l i t u r g i e , also sozusagen das authentische

!) D ie P sa lm e n *, S. 4 8 1 .

2) A . a. 0 . 4 8 4 u. „ E in le itu n g in d ie P s s .“ 140 ff. (§ 5 , 3 u . 6).

3) P sa lm e n stu d ie n I I I 8 8 ; zu m g a n zen s. eb en d a S. 8 0 ff. (zu P s. 2 u. 110).

*) A . a. O. II I 8 2 f.

6) A . a. 0 . 88.

®) P sa lm e n stu d ie n II I 8 7 , 8 3 . G anz im S in n e v o n S. M o w i n c k e l h a t d a n n n e u e ste n s a u c h H . S c h m i d t , D ie T h ro n fa h rt J a h w e s (1 927) 3 6 ff. u n seren P sa lm m it der T h ro n b e ste ig u n g d es K ö n ig s z u sa m m e n g e b r a c h t, u n d zw ar a ls P sa lm für die jä h r lic h e T h r o n b e ste ig u n g sfe ie r d es K ö n ig s, d ie m it d em jä h r lic h e n T h ro n b esteig u n g s­

f e s t j a h w e s v erb u n d en g e w e se n s e i. S o w ie d e r K ö n ig in B a b y lo n ie n im m er w ied er a u fs n eu e a m N e u ja h r sfe ste , d em T h r o n b e s te ig u n g sfe s t d es M arduk, in se in K ö n ig tu m e in g e s e tz t w u rd e (s. d azu m ein e „ R e ic h s g r ü n d u n g sfe ie r n im a n tik e n O rien t“ S. 3 1 4 ff.), so sei d ies a u c h in Israel der F all g ew esen . U n d hier h abe e b e n P s. 110 m it a n d eren K ö n ig sp sa lm en se in e n „ S it z im L e b e n “ . A lle in w e n n der P s. b ei der j ä h r l i c h e n T h ro n er h e b u n g g e ­ b ra u ch t w u rd e, w aru m s o llte er n ic h t bei der e r s t e n , d . h. b ei der je w e ilig e n B e sitz ­ ergreifu n g d es n e u e n K ö n ig s v o m T h ron e a ls L itu rg ie g e d ie n t h a b e n ?

7

(16)

Exemplar, wie es in der H au p tstad t selbst aufbew ahrt w u rd e 1). Und zwar interessanterweise eben in Form e i n e r A g e n d e für den Priester, worin niedergelegt ist, was er bei den einzelnen Teilen der Zeremonie über den König zu sprechen hatte. Dabei werden dann eben diese Teile auch selbst genannt. W ir werden auf dieselben unten bei der Besprechung von Ps. 110 ausführlich zurückkommen. Hervorheben möchte ich nur unter anderem wegen Ps. 2,11, daß die Obereunuchen zweimal zur Hul­

digung die Füße des Königs küssen müssen. Sodann konnten wir ja auch bisher schon aus den Zeremonien der alljährlichen Neueinsetzung des Königs beim Neujahrsfeste an den großen K ultstätten eben auf die Feier der ersten Besitzergreifung des Thrones selbst schließen 2). Ebenso hatten wir für Ä g y p t e n bisher neben einem kleineren uralten Text zur Thronbesteigung des K önigs3) besonders die Texte über die Feier der 30. Wiederkehr dieses Tages in dem berühm ten H b - s d - F e s t . Auch hier ließen die Texte bisher schon den Ablauf der gewaltigen Feier m it ihren glanzvollen Zeremonien, im wesentlichen gipfelnd in der Neu­

einsetzung des Königs durch die Huldigung der Gottheiten an den König, durch die feierliche Thronbesteigung und die Überreichung des königlichen Zepters m it Schlußprozession ersehen. Es war auch hier zugleich der Rückschluß von der Jubiläumsfeier auf die erste Einsetzung e rla u b t4). J e tz t haben wir aber auch für Ä g y p t e n einen archäologisch

*) V e r ö ffe n tlic h t bei E . E b e l i n g , K e ils c h r iftte x te a u s A ssu r relig iö se n In h a lts (K A R ) H e ft I I I (1 9 1 7 ) N r. 135. D er H a u p tte il, der e b e n u n sere Z erem on ie u m fa ß t, is t ü b e r se tz t v o n E . E b e l i n g bei H . G r e s s m a n n , A lto r ie n ta lis c h e T e x te u. B ild er z . A lte n T e s t a m e n t . 1. B a n d ( T e x t e ) 2 (1 926) S. 3 2 2 f.

2) Im e in z e ln e n über d iese J a h resfeier der T h r o n b e ste ig u n g und ihre T a tsä c h lic h - k e it g eg en ü b er n eu eren a n d erw eitig en D e u tu n g e n der H a u p tz e r e m o n ie „ d e r E rgreifu n g der H ä n d e d es G o tte s“ s. m ein e „ R e ic h s g r ü n d u n g s fe ie r n im a n tik e n O rien t“ S. 313 ff.

D ie H a u p tt e x t e b eh a n d eln zw ar die F eier in B a b y lo n , aber der R ü c k sc h lu ß a u f die an d eren S tä d te is t w o h l e b e n so erla u b t. Ic h d a rf d azu z u g le ic h n a c h tr a g e n , d aß n ach ein er b r ieflic h e n M itteilu n g v o n G eh eim ra t M e i ß n e r - B e r l i n a u ch in A ssy r ie n der d r e i ß i g s t e J a h r e sta g der T h r o n b e ste ig u n g (e n tsp r e c h e n d d em H b -s d -F e st in Ä g y p te n ) o ffe n s ic h tlic h b eson d ers fe stlic h b eg a n g en w u rd e. S a lm a n a ssa r II I . w ird in se in e m 30. R egieru n g sja h re w ied er E p o n y m und „ w ir ft zu m z w e ite n M ale das L o s“ . Ic h b in H errn G eh eim ra t für d ie se M itteilu n g zu b eso n d ere m D a n k e v e r p flic h te t.

3) K . S e t h e , U rk u n d en IV , 2 6 0 f.

4) Z u d ieser J u b ilä u m sfe ie r im e in z e ln e n sie h e e b e n m ein e A b h a n d lu n g über die

„ R e ic h sg r ü n d u n g sfe ie r n “ . D o rt S. 3 0 9 7 is t a u ch d ie h a u p tsä c h lic h e L itera tu r a n ­ g eg eb en . In z w isc h e n is t d azu n o ch der d r i t t e B a n d über d ie F e std a r ste llu n g im R e- H e ilig tu m ersch ien en : F ried rich W ilh . v . B i s s i n g , D a s R e -H e ilig tu m d es K ö n ig s N e - W oser-re (R a th u r e s). B d . I I I . D ie groß e F e std a r ste llu n g v o n H . K e e s . L e ip zig 1928.

S ie e rg ä n zt d ie b ish erig en V e r ö ffe n tlic h u n g e n n o ch w e se n tlic h u n d v e r su c h t v or a lle m n o c h m a ls e in e G e sa m td a r ste llu n g der Id e e d es F e ste s zu g e b e n . Ich freu e m ich fe s t­

st e lle n z u k ö n n e n , d aß sic h au ch für m ic h k e in e n e n n e n sw e r te Ä n d eru n g m ein er A u f­

fa ssu n g e rg eb en h a t. A ls b eso n d ers w ic h tig m ö c h te ich d ie E r k lä ru n g d es N a m e n s d e s F e ste s bei H . K ees II I. B d . S. 11 h erv o rh eb en . B e i d em T o ile tte n w e c h se l d es K ö n ig s

8

(17)

und religionsgeschichtlich hochinteressanten Text überkommen, der uns sowohl nochmals die Tatsache der kultischen Begehung des Krönungstages wie besonders den genauen Ablauf der Zeremonien im e i n z e l n e n er­

halten hat. Es ist ein Papyrus aus dem Ramesseum im westlichen Theben, der ,,ein d r a m a t i s c h e s S p i e l zur Thronbesteigung des Königs“ ent­

hält, von dem Bearbeiter selbst als „eines der merkwürdigsten Doku­

m ente“ bezeichnet, „die aus dem Altertum auf uns gekommen sind“ x).

Das Ganze ist zwar in der v o r l i e g e n d e n G e s t a l t religiös symbolisch,

„echt m ysterienhaft“ ausgestaltet, ein Festspiel mehr religiösen Charak­

ters, indem den einzelnen Handlungen göttliche Wesen und Dinge aus der Osiris-Seth-Sage untergeschoben sind und jene darum allegorisch ausgedeutet werden. An die Stelle der irdischen Personen und Dinge treten göttliche, mythische Rollen, mit deren meist altheiligen, aus der betreffenden Sage entnommenen Worten die handelnden Personen ihren Dialog zu reden haben. Szenische Vermerke in bezug auf die dargestellten Personen oder die Form der Handlungen und eigene Spruchzeilen mit den Namen der Gesprächsteilnehmer ordnen dabei nach Art unserer R u b r e n das genaue Zusammenspiel und verm itteln zugleich das Verständnis des Dargestellten. Aber das Ganze vollzieht sich doch auf Grund eines w i r k l i c h e n kultischen Vorgangs als Grundlage der religiösen Symbolik, welcher zugleich den Fortgang der Handlung ermöglicht.

Im Texte selbst ist dies in die Form einer Erzählung „es geschah“ ge­

kleidet, was sie als Bericht über etwas Geschehenes oder bereits Vergangenes erscheinen läßt. Aber dieser Vorgang, den der erzählende Teil berichtet, ist eben d ie t a t s ä c h l i c h e k u l t i s c h e H a n d l u n g , die bei der Auf­

führung gespielt wurde. Und diese ist nach der Folge der einzelnen Szenen, die deutlich auch im Texte zu unterscheiden sind, nichts anderes als die vollständige Darstellung oder W iederaufführung einer ägyptischen Königskrönung nach ihrem gesamten Ablauf, mit allen Vorbereitungen und allen zusammenhängenden Zeremonien, besonders der des Krönungs­

mahles. Dazu kommt dann sogar als ältestes Beispiel einer Buchillustration eine reiche interessante Illustration des Textes, indem die Hauptszenen des wirklichen dramatischen Spieles auch bildlich wiedergegeben sind.

h eiß t es in ein er B e isc h r ift: „ A n le g e n d es S ed -G e w a n d es a u s V ierfa d en lein en der K ö n ig s­

s o r te .“ D er V erfasser m ein t, d aß „ e s v ie lle ic h t das G ew an d is t, v o n d em das S ed fe st se in e n N a m en h a t“ .

*) D er P a p y r u s wurde 1 8 9 5 /9 6 b ei den A u sg r a b u n g e n für den E g y p tia n R esearch A cco u n t v o n Q u ib ell im R a m esseu m gefunden. V o r g e le g t in P h o to g r a p h ie n und b e ­ a r b e ite t wurde derselbe je tz t nach den m ü h e v o lle n W iederherstellungsarbeiten d es H errn D r. I b s c h e r - B e r l i n durch K u r t S e t h e , D r a m a t i s c h e T e x t e z u A l t ä g y p t i ­ s c h e n M y s t e r i e n s p i e l e n ( = U n te r su c h u n g e n zu r G esc h ic h te und Altertum skunde Ä g y p te n s, herausgeg. v o n K . S e t h e . X . B d . 1928). II. T e il (S . 81 ff.): „ D e r d ra m a ­ tisc h e R a rn esseu m p a p y ru s. E in S p iel zur T h r o n b e ste ig u n g des K ö n ig s .“

2 9

(18)

Auf Grund alles dessen können wir uns dann ein genaues Bild der je­

weiligen Thronerhebung eines neuen Königs und der Einsetzungsfeierlich­

keiten in Ägypten machen. Denn es braucht ja nicht eigens hervor­

gehoben zu werden, daß, wenn es sich auch hier in unserem Texte um eine Aufführung, um mimische Darstellung, nicht um Originalvorgänge handelt, wie der Herausgeber hervorhebt, doch diese natürlich als Vor­

bild hinter dem Spiele stehen oder diesem zugrunde liegen. Dazu kommt noch ein zweites wichtiges Moment für die Bewertung unseres Textes.

Den Gegenstand des Festspieles in der vorliegenden Form bildet die Thron­

besteigung des Königs Sesostris I., des zweiten Königs der 12. Dynastie, dessen Erhebung zum Alleinherrscher nach dem Tode seines Vaters Amenemmes’ I. (1980 v. Chr.) der Anlaß der Feier gewesen sein muß, da er selbst bei den ersten beiden Bildern mit Namen genannt ist und das Spiel noch m it den Beisetzungsfeierlichkeiten des Vorgängers als Nachspiel am Schlüsse verknüpft ist. Aber zweifelsohne und natur­

gemäß wird man sich bei der Zusammenstellung an alte Traditionen gehalten haben. Zudem atm et der Text, wie der Herausgeber feststellt,

„überall in den Sprüchen, die seinen Dialog bilden, das höchste Alter sowohl in seiner Sprache wie in seinem Inhalt“ *). J a , das Auftreten eines Titels, der nur aus den Inschriften der ersten Dynastie bekannt ist, weist die Entstehung sowohl des Textes wie der Zeremonien, die er betrifft, in die Anfänge der geschichtlichen Zeit in Äygpten, in denen sich, wie ebenfalls der Herausgeber m it Recht h erv o rh eb t2), „nach Bildung des geschichtlichen Staates fast alle Institutionen des ägyptischen König­

tum s ausgebildet zu haben scheinen“ . Damit erhöht sich der Wert unseres Textes auch nach unserer Seite erst recht. Wir haben in der die einzelnen kultischen Szenen des Festspiels einführenden Rahmenerzählung die genaue a u t h e n t i s c h e S c h i l d e r u n g und in den beigegebenen Ab­

bildungen zugleich die genaue a u t h e n t i s c h e D a r s t e l l u n g des kultisch­

rituellen Ablaufs der ägyptischen Königskrönung und Thronerhebung, wie sie sich aus ältester Zeit bis in die späteren Jahrhunderte erhalten hat, vor uns. K. S e t h e selbst hat bereits in seiner Bearbeitung des Textes in einer Übersicht über die Reihenfolge der Szenen des Spieles auch die einzelnen A k t e des Rituals, das seinen Höhepunkt in der Krönung des jungen Königs (Szene 31) hat, in genauer Reihenfolge zu­

sammengestellt 3), auf die wir ebenfalls noch im einzelnen zurückkommen werden. Interessant ist, daß dabei der König selbst in allen Szenen als aktiver oder passiver Mitspieler a u ftritt. Eben der Herausgeber glaubt deswegen, daß das Spiel „vielleicht auf einer Reise, in der der

*) K . S e t h e , a. a. O. 98.

a) E b e n d a S. 9 8 . 3) E b e n d a S. 9 6 ff.

10

(19)

neue Herrscher nach der Thronbesteigung sein Reich durchzog, an ver­

schiedenen dafür in Betracht kommenden Orten wiederholt werden sollte, in erster Linie in den großen H auptstädten des Landes . . . vielleicht aber auch an anderen bedeutenden O rten“ *). Dann ergibt sich erst recht, w e wichtig und kultisch lebendig auch die Zere­

monie der Königskrönung war. Sie bildete ja die Neugeburt des seine Herrschaft antr^tenden Königs.

Für I s r a ^ s e l b s t haben wir keine d i r e k t e Darstellung der Vor­

gänge bei der Königskrönung. Daß sie kultisch begangen wurde, kann nach dem b^her schon Dargestellten kein Zweifel mehr sein. Auch in Israel gehörte das wohl sicher zum Stil d. h. zur religiösen Weihe des Königtums- Indes konnte man auch schon bisher aus den zerstreuten Angaben der Königsbücher gelegentlich der Einführung einzelner Könige im großen und ganzen ein solches Formular zusammenstellen 2). J e tz t aber kennen wir m. E. im Lichte des angegebenen altorientalischen Materials aus Ps. 110 (und auch Ps. 2 kommt hierfür in B etracht, es kann aber hier nicht näher darauf eingegangen werden) die Einzelheiten noch näher beleuchten. J a , Ps. 110 ergibt sich in diesem Lichte nicht bloß als „bei der Salbung gesprochenes Orakel“ , wir sehen viel­

mehr, wie er offensichtlich die einzelnen Akte der Krönungsfeier enthält, diese ganz d e u t l i c h d a h i n t e r s t e h e n und hindurchscheinen und er so den begleitenden Text bei der Vornahme der einzelnen Riten wieder­

gibt, so daß wir tatsächlich, wie wir es oben (S. 5) bereits getan haben, von einem K r ö n u n g s r i t u a l e oder einer Agende für den die Zeremonien mit seinen W orten begleitenden Propheten reden können. Zug für Zug rollt sich dabei der ganze Psalm auf und bekommen die einzelnen Vers- teile erst recht ihre ganz bestimmte Deutung, ihren lebendigen „Sitz im Leben“ . Dadurch aber erhalten wir zugleich noch ein lebendiges Bild des Ablaufs der Feier selbst. Ps. 110 wird für uns das, was jetzt der dramatische Text des Ramesseumpapyrus für Ägypten ist. Daß dabei auch für eine neue W ertung des so vielfach behandelten grundlegenden massoretischen Textes sich mancher neue Gesichtspunkt ergibt, wird die nun folgende Darlegung im einzelnen ersehen lassen.

III.

1. V. 1: „ S p r u c h J a h w e s a n m e i n e n H e r r n : S e t z e d i c h zu m e i n e r R e c h t e n ! “ Schon dam it werden wir m itten hinein in die lebendige Situation versetzt. Der Terminus «DK3» i s t die spezifische Formel zur Einleitung und besonders zum Abschluß der pro­

phetischen Rede, wodurch diese als Rede Jahwes, in dessen Auftrag,

!) A. a. O. S. 9 6 .

2) S ieh e S. M o w i n c k e l , P sa lm e n stu d ie n II 6 — 8.

11

(20)

hingestellt wird; siehe schon Nu. 24, 3 f.; 1. Sam. 2, 30; 2. Sam. 23, 1;

Jes. 1, 24; 56, 8; Zach. 12, 1. Damit wird auch unser Psalm als pro­

phetischer Spruch eingeführt. Und solche Propheten, die eine kultische Handlung mit ihrem prophetischen W orte begleiteten oder im Kultus auftraten, sind uns auch sonst bekannt (Ps. 81, 6 ff.; 95, 8 ff.; 85, 9 ) x).

Dazu kommt sofort die Adresse, wem der Spruch gilt. «’O-tk» „mein H err“ wird gerne vom U ntertanen gegenüber dem König gebraucht (l.S a . 22, 12; 26, 18; 2. Sa. 1, 10; 1. Kö. 1, 13, 17 usw.). Es ist auch hier offenbar der „königliche H err“ , dem der Spruch gilt. H. G u n k e l 2) verweist dazu auf den ähnlichen Anfang assyrischer Königsorakel: „Ich (bin) Istar von Arbela. An Assarhaddon, den König von Assyrien“ , oder: „Willensmeinung der Istar von Arbela an Assarhaddon, den König von Assyrien“ 3). Wir haben uns offenbar den Propheten vor oder neben

„seinem H errn“ stehend zu denken, um ihm urbi et orbi „das Dekret Jahw es“ (Ps. 2, 7) zu verkünden. Dieses aber gilt augenscheinlich dem feierlichen Akte der Inthronisation bzw. Krönung des Königs. Es ist die feierliche göttliche Bestätigung und Legitimierung des neuen Herr­

schers in den W orten: „ S e t z e d i c h z u m e i n e r R e c h t e n , bi s da ß i ch m a c h e d e i n e F e i n d e z u m S c h e m e l d e i n e r F ü ß e ! “ Denn zum Königsrituale gehört als wesentliches Moment die Investitur des neuen Königs m it den Königsinsignien und die Besitzergreifung des

„königlichen Thrones“ . Und zwar, wie die Texte ergeben, „vor der Gott­

heit“ , alttestam entlich „vor Jahw e“ . So berichtet uns das assyrische Krönungsrituale ausdrücklich, daß der König, nachdem im Palaste die Zeremonien vollendet sind, nach dem Gotteshause getragen wird, daß dort der Thron aus der „Hohen Pforte“ (d. i. wohl vom Tempel) auf die Terrasse gestellt wird, daß der Thron „geöffnet“ wird und dann der König, nachdem er auf dem Tragsessel zur Terrasse gebracht worden ist, selbst auf dem Throne sitzend, hier vor dem Tempel im An­

gesichte der G ottheit die Huldigung der Großen des Reiches entgegen­

nim m t 4). Beim Hb-sd-Feste bildete, wie ich bereits in den „Reichs­

gründungsfeiern im antiken Orient“ ausgeführt habe und auch die neuen Forschungen von H. K e e s bestätigen, die Thronbesteigung des Königs, verbunden mit der Huldigung des Herrschers durch die G ott­

heiten des Landes, den ersten und wichtigsten H auptteil des Festes.

Neuerdings in dem „Spiel zur Thronbesteigung des Königs“ ist dies ebenso der Fall. Als H öhepunkt der Feierlichkeiten steht die Krönung

x) D a z u d a n n b eso n d ers S. M o w i n c k e l , P sa lm e n stu d ie n III (K u ltp r o p h e tie u nd p r o p h e tisc h e P sa lm e n ) 1923.

2) D ie P s a lm e n 4 z u u n serer S te lle .

3) S ie h e O. W e b e r , L iter, d. B a b . u. A ss. S. 182.

4) A O T B I2 S. 3 2 2 f.

12

(21)

des jungen Königs da. Die Großen von Ober- und Unter-Ägypten werden zur Huldigung aufgerufen, die zur Krönung erforderlichen Spezereien werden herbeigebracht und die Krönung durch „den H üter der (beiden) großen Federn“ vollzogen (Szene 27—3 1 )x). Daß der neue König von

„seinem Throne“ Besitz ergriff, ist auch in der Bibel ausdrücklich be­

richtet (1. Kö. 1, 35, 46; 2. Kö. 11, 19). In 1. Chro. 29, 23 u. 2. Chro. 9, 8 heißt dieser königliche Thron direkt der „Thron Jahw es“ . Ich möchte deswegen annehmen, daß auch in Israel diese eigentliche f e i e r l i c h e E i n f ü h r u n g des Königs wie in Assur vor dem Tempel, also hier

„vor Jahw e“ geschah, wie es z. B. 2. Kö. 11, 12 auch wirklich berichtet wird. Es mag die Besitzergreifung im königlichen Thronsaale (2. Kö. 11,19) schon vorausgegangen oder nachgefolgt sein, wie in Assur.

Auf jene feierliche Inthronisation im Heiligtum führt auch der Zusatz: „Setze dich zu m e i n e r R e c h t e n . “ Denn ich hege keinen Zweifel, daß wir auch dies letztere wörtlich-real auffassen dürfen, daß der König hier wirklich „zur Rechten Jahw es“ saß. Die Rechte ist ja auch der Ehrenplatz beim Fürsten im Reiche (Ps. 45, 10; 1. Kö. 2, 19).

So wissen wir auch von den altorientalischen Königen, daß sie „zur Rechten der G ottheit“ saßen. Unter den Zeremonien des Neujahrsfestes in Babel, am höchsten Festtage draußen im Neujahrsfesthause, da die Gottheiten um den „König“ Marduk Platz genommen haben, heißt es ausdrücklich, daß auch der König „zur Rechten“ der G ottheit Platz nahm 2). Im Rituale des Neujahrsfestes des Gottes Assur in Uruk wird dafür das „königliche Zepter“ zur Seite der Gottheit g e n a n n t3). Eben­

so sitzt auf einer ägyptischen Darstellung der Pharao auf dem königlichen Throne zur Rechten der G o tth e it4). In Israel wissen wir außerdem, daß der König im Heiligtum, d. h. also im Vorhofe, seinen eigenen Platz wohl an erhöhter Stelle hatte (2. Kö. 11, 14; 23, 3; 2. Chro. 23, 13;

34, 3 1 5). Hier, zur Rechten Jahwes, wird auch der Thron gestanden haben, auf dem die feierliche Proklamation erfolgte.

*) S ieh e K . S e t h e , D ra m a tisch e T e x te u sw . S. 9 5 , 97.

2) S ieh e m ein e A b h a n d lu n g : „ R e ic h s g r ü n d u n g sfe ie r n im a n tik e n O rien t“ S. 3 1 5 , A n m . 26.

3) S ieh e e b e n d a A n m . 27.

4) S ie h e L e p s i u s , D en k m ä le r a u s Ä g y p te n u. Ä th io p ie n V B l. 62.

6) A n d en b e id e n e r s te n S te lle n in 2. K ö. s t e h t b eid e m a le : „ D e r K ö n ig sta n d t'ibjh-1?])“ , das m a n b ish er ü b e r se tz te „ v o r der S ä u le “ . — D a fü r is t d o ch w o h l b esser, w ie D e l i t z s c h , L e se- u n d S ch reib feh le r im A lte n T e sta m e n t (19 2 0 ) 3 3 a u n d H . G r e s s - m a n n , Z A W 1924, 3 2 1 1 e s tu n , «■npjrSj?» = „ a u f se in e m P l a t z e “ zu le s e n , w a s au ch 2. Chro. 3 4 , 31 b er e its ü b erlie fe r t is t. S ieh e d azu m ein e A u sfü h r u n g e n in m ein er „ H e i­

la n d se r w a r tu n g “ (1 9 2 5 ) S. 139 n . D ie se r P la tz m a g a lle r d in g s, w ie ja a u c h bei u n s e s der F all w ar, e r h ö h t g e w e s e n se in . U n d jed er e r k a n n te d a m it so fo r t a u ch d en K ö n ig (2. K ö. 1 1 ,1 1 ff.). W en n n u n d ieser P la tz zu r R e c h te n (v o m A lle r h e ilig ste n a u s g eseh en ) s ic h b efa n d , so sa ß a lso der K ö n ig in W a h r h e it zur R e c h te n J a h w e s.

13

(22)

Mit der Inthronisation war aber überall zugleich verbunden, wie wir weiter unten im einzelnen sehen werden (V. 5 ff.), die V e r h e i ß u n g de s S i e g e s ü b e r di e F e i n d e . Das bildete ja auch in Israel den entscheidenden Grund zur Einführung des Königtums (1. Sam. 8, 20;

10, 1) und gehörte zur Aufgabe des Königs schlechthin, daß er das Volk von seinen Feinden befreie x). So klingt denn auch hier der Gedanke sofort an, und zwar in echt altorientalischer Einstellung: „Bis ich mache deine Feinde zum Schemel deiner Füße.“ Das Setzen des Fußes auf den Nacken der Feinde gehört schlechthin zur Vollendung des Sieges (s. Jos. 10, 24; 1. Kö. 5, 17; Jes. 51, 23; Mal. 3, 21; vgl. auch Ps. 89, 11 u. 8, 7). Darum läßt sich der Pharao immer darstellen, wie er als Sphinx seine Vorderfüße auf die vor ihm liegenden Feinde s e tz t 2). Daß die ägyptischen Vasallen in den Amarnabriefen sich als „Schemel der Füße“

ihres Herrn bezeichnen, wurde schon oft hervorgehoben; s. Gunkel, Psalmen4 S. 110. Ich darf noch auf einige weitere Belege hinweisen.

In den Annalen des Tukulti-N inurta I. sagt der König, daß er „den Kastiliassu wie einen Fußschemel mit seinen Füßen niedertrat“ 3). Im Hymnus auf Ramses II. auf die Schlacht bei Kades wird von dem König gesagt: „Indem alle Länder und alle Fremdländer unter seinen Fuß­

sohlen liegen“ 4) (vgl. Ps. 8, 7: V ^ T r r in f l0- Auf einer ägyptischen Darstellung der besiegten Feinde ist über deren Leiber ein direktes B rett gelegt, so daß also der Pharao darüber hinweggehen kann 5).

2. Ganz in den feierlichen Moment der Thronerhebung und Königs­

proklamation führt sodann V. 2: „ D a s Z e p t e r d e i n e r M a c h t s e n d e t J a h w e v o n Si o n h e r : H e r r s c h e i n m i t t e n d e i n e r F e i n d e ! “

Gerade dieser Vers hat bekanntlich den bisherigen Erklärungen unseres Psalms besondere Schwierigkeiten geboten. Vergleiche dazu nur die Übersetzungen. E r hat sich infolgedessen die verschiedensten Emendationen gefallen lassen müssen. Fr. D e l i t z s c h , Psalmen 5 über­

setzt: „Das Zepter deiner Obmacht wird Jahw e ausstrecken aus Zion!“

und erklärt: „Dieses Zepter wird Jahw e von Zion aus weithin strecken:

ein Ziel, bis wohin ist nicht genannt; wie aber die Propheten solche Psalmen verstanden, zeigt z. B. Zach. 9, 10“ . Diese Stelle aber lau tet:

„Seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom E uphrat bis zu den Enden der Erde“ . Man denke sich ein solches Zepter! G u n k e l , P salm en 4 übersetzt (mit entsprechenden Em endationen): „Dein m acht­

x) S ie h e d a zu a b erm a ls m ein e „ H e ila n d se r w a r tu n g “ , b es. S. 4 0 6.

2) S ieh e u. a. d ie A b b . bei H . G r e s s m a n n , A O T B II2 T a f. X X V I A b b . 60.

3) S ie h e K i n g , A n n a ls o f T u k u lti-N in u r ta I, recto 1 3 3 — 35.

4) S ie h e A. E r m a n , L ite r a tu r der Ä g y p te r (1923) 3 3 7 .

5) S ie h e W . W r e s z i n s k i , A tla s zur a ltä g y p tis c h e n K u ltu r g e s c h ic h te II. T e il, L ief. 13 u. 14 N r. 1 6 3 a .

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(23)

volles Zepter recke aus, du Gott, von Zion!“ Dann wieder E. K ö n i g , Psalmen, zur Stelle: „Jahw e wird [also] das Zepter deiner Macht aus Zion hinausstrecken.“ Man bedenke wieder diese Vorstellung! Ge­

wöhnlich verwandelt man das Imperfekt PfbttP in den Im perativ:

nbyr, schiebt vor .T p ein i ein und übersetzt (s. K ittel): „Dein Zepter streck aus und herrsche!“ J)

Die einfachste Erklärung aber hat man übersehen. Zum feierlichen Krönungsakte gehört, wie übrigens schon S. M o w i n c k e l herv o rh eb t2), notwendig die Investitur des Königs, d. h. die Überreichung der könig­

lichen Insignien und besonders des königlichen Zepters als des W ahr­

zeichens der königlichen Macht (Gen. 49, 10; Num. 24, 17). So wird auch die Überreichung desselben in allen Krönungsliturgien hervor­

gehoben. In A s s u r betet der Priester u. a.: „Die Krone deines Hauptes, Asur und Ninlil sind ihre Herren. Deine Krone mögen sie dir für hundert Jah re aufsetzen! ... In der Versammlung [regiere] dein Zepter ge­

waltig (?) dein L a n d !“ Hier ist doch offensichtlich, wie auch E. E b e l i n g ann im m t3), die Überreichung der Insignien vorausgesetzt, oder besser wohJ> wird hier die Formel der Überreichung angegeben. Ausdrücklich wir^ beim Hb-sd-Fest in Ägypten dem König im zweiten Teile des Festes v^n dem Sm-Priester das Zepter im Aufträge des Gottes Horus feierlich überreicht, und der König trägt es von da ab im feierlichen Aufzuge bis zum Ende des Festes. Dabei heißt das Zepter auch „Zepter deiner Macht“ 4). Vollends in dem „Dramatischen Festspiel zur Thronbesteigung des Königs“ heißt es in dem erzählenden Teile: „Es geschah, daß die beiden Jb=-Zepter herbeigebracht wurden und die beiden hohen Federn angelegt wurden dem König.“ 5) Schon vorher war berichtet worden, daß die beiden Stäbe, der Horusstab und der Geißelstab, aus dem Schreine genommen wurden 6). Und auf der Abb. 18 schreitet tatsächlich ein Priester auf den König zu, mit der Brustschärpe angetan, und hält mit beiden Händen eine Tafel, auf der zwei Zepter und zwei Federn stehen.

*) V g l. n o ch A. S c h u l z , T h e o l. u. G lau b e I (1 909) 5 28. Er fü h lt d ie S ch w ierig ­ k e it, w en n m a n das Z e p ter v o n J a h w e fa ß t. „ W a ru m h e iß t e s d e i n Z e p te r ? “ , „d as Z epter d e i n e r M a c h t? “ W en n J a h w e e in e n S ta b a u s s tr e c k t, d a n n m u ß e s d och s e i n Stab se in und n ic h t der d es M essia s“ u sw . D aru m lie s t er au ch d en I m p e r a tiv ; dan n aber m uß er nm* s tr e ic h e n und e b e n fa lls aryi le s e n . N o ch v e r w ic k e lte r is t die L ö su n g bei 0 . H a p p e l , T h e o l.-p r a k t. M on atssch r. 1906, 2 7 2 . Er ü b e r se tz t sc h lie ß lic h :

„ 0 daß d ein m a c h tv o ll Z ep ter d och a u sstr e c k e — V o n S ion J a h w e ! — D a n n w irst du herrschen u n ter d ein en F e in d e n !“

2) P sa lm e n stu d ie n II I 87.

3) A O T B I 2 S. 3 22.

4) S ieh e H . K e e s , D a s R e -H e ilig tu m d es K ö n ig s N e -W o se r -R e III 13.

6) S zen e 2 7 Z. 8 3 ; s. K . S e t h e , D r a m a tisc h e T e x te u sw . S. 195 f.

•) A . a. O. 129.

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