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Thorner Presse 1897, Jg. XV, Nro. 289 + Beilage

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Academic year: 2021

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AbormeMemspreis

f ür Thoi n und Borstüdre frei ms Haus: uientljäbrüch 2 Mark, monatlick 67 Pfnnüg, in der Expedition und den Ausgabestellen 1,50 Mk. vierteljährlich, 50 Pf. monatlich;

für a u s wä r t s : bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 1,50 Mk. ohne Bestellgeld.

Ausgabe

täglich abends mir 'Ausschluß der Lorm- und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

K a th a r in e n - rr. F rie d rich str.-E ck e.

rxernsprech-AnschLuß N r. 57.

Iusertisuspreis

für die Perirspa'.izeüe oder deren ^iaum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen m der Expedition Thorn, Katharinen- u. Friedrichstr.-Ecke, Annonec:r-Expedition „Invaliden- rank" in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M. Dukes in Wien. sowie von allen andern Ännoncen-Expeditionen des In - und Auslandes.

Annabme der Inserate für die nächste Ausgabe der Zeitung bis 2 Uhr nachmittags.

289. Sonnabend den 11. Dezember 1897. X V Iah rg.

Uebergrisse von Polizei-Organen.

I n B e rlin haben in den letzten T a g e n zwei G erich tsv erh an d lu n g en stattgefunden, die ein grelles S tre iflic h t auf unsere polizei­

lichen V erhältnisse w ersen und die vielfach vorhandene und oft schon beklagte M a n g el- haftigkeit dieser E inrichtungen w ieder einm al in so krasser Weise enthüllen, daß keinen Augenblick m it der A bhilfe gezögert w erden sollte.

D er erste F a ll b e tra f eine H än d lerin a u s Schöneberg, welche wegen W iderstandes gegen die S ta a ts g e w a lt, wegen verleum derischer B eleidigung des G en d arm en Holtz und wegen wissentlich falscher Anschuldigung angeklagt w orden w a r. S ie w a r wegen angeblicher M a rk tp o lizei-K o n trav en tio n von dem G en ­ darm en Holtz a r r e tir t und, wie die G erich ts­

v erh an d lu n g ergab, widerrechtlich zu r Wache gefü h rt m orden. D o rt soll sie nach ih re r A ngabe m it Faustschlägen und F u ß tritte n schwer m iß h an d elt w orden sein. Nach B e­

kundung des A rztes, in dessen B eh an d lu n g sie sich begab, fanden sich am Gesicht m ehrere ganz frisch m it B lu t un terlau fen e S tellen , die F ra u konnte sich kaum einen S c h ritt be­

w egen, sie m ußte von ihm und dem E hem ann au f den U ntersuchungsstuhl gehoben w erden.

Schw ellungen und b lau v e rfä rb te H a u t­

stellen zeigten sich am U nterleib. D ie F ra u h atte sehv große Schm erzen und w a r zehn T ag e arb e itsu n fä h ig . D ie F ra u reicht eine Beschwerde ein, und w a s geschieht d a r a u f? Gegen die B eschw erdeführerin w ird die eben erw äh n te Anklage erhoben. D e r G en d arm stellte eidlich M iß h an d lu n g en in A brede. V on den ü b rig en B eam ten des P o liz e ib u rc a u s w ird zw ar bekundet, sie haben die F ra u jam m ern h ö re n : „M ein Leib, m ein Leib, er schlägt mich to d t," ab er sie haben nichts gesehen. D er G erichtshof er­

kannte auf völlige Freisprechung. W o die A n­

geklagte W iderstand leistete, w a r der G en- d arm nicht in berechtigter A u sü b u n g seines A m tes. I m übrigen sei die Sache nicht ge­

nügend aufgeklärt. W a s die F r a u gesagt und zur Anzeige gebracht h at, sei a ls w a h r nicht erwiesen, es könne ab er auch w a h r sein.

Nach dem Schlüsse der V erh an d lu n g bean­

tra g te der S ta a ts a n w a lt 6 Wochen gegen die gem ißhandelte F ra u , und h a t dadurch bekundet, daß er von der Unschuld des G en ­

darm en überzeugt w a r. W enn die F ra u nicht im S ta n d e gewesen w äre, sich u n m itte l­

b a r nach dem V o rfalle eine ärztliche U n ter­

suchung zu verschaffen, so w äre sie m ög­

licherweise v e ru rth e ilt w orden. D a s sind doch Z ustände, die in einem R echtsstaate nicht vorkom men dürsten.

D er zw eite F a ll ist nicht m inder kraß.

E in Schurke in B e rlin , der einem anständi­

gen M ädchen unsittliche A n träg e macht, w ird abgewiesen und rächt sich dadurch, daß er d as M ädchen beschuldigt, ihn selbst belästigt zu haben. D er Schutzm ann nim m t diese B e ­ schuldigung fü r b a a re M ünze und v e ra n la ß t d as M ädchen, ihm auf die Wache zu folgen.

O bw ohl nun der W achtm eister selbst zugeben m uß, daß die V orgeführte nicht den Eindruck einer D irn e mache, obw ohl sie flehentlich b itte t, daß ihre rechtschaffenen E lte rn be­

nachrichtigt w erden, w ird sie doch die ganze N acht, b is zum S o n n ta g früh, auf der W ache in H aft gehalten, dann zum P o lizei­

präsidium gebracht und hier einer entehren­

den Untersuchung unterw o rfen . E rst nachher bequem t m an sich dazu, über ihre Persönlich­

keit E rm ittelu n g en anzustellen, sodaß nach langen S tu n d e n seelischer Q n a l endlich nach­

m itta g s 2 U hr ihre F reilassung erfolgt.

D er Schurke h a t vor G ericht gestanden und soll seine H andlungsw eise m it h alb jäh rig em Gefängnisse büßen. Ueber die P o liz e i aber ist m it Recht die Presse aller R ichtungen entrüstet. S o schreibt die „ D e u t s c h e T a g e s z e i t u n g " :

„D aß ein anständiges M ädchen d erartig e D inge ü b er sich ergehen lassen m uß, d as ist geradezu em pörend und u n s schlechthin u n ­ verständlich. D er W achtm eister h a t die B itte des M ädchens, die E lte rn zu benach­

richtigen, dam it zurückgewiesen, daß die F e rn ­ sprechverbindung nicht m ehr vorhanden sei.

M a n fra g t sich vergeblich: W a ru m h a t der B eam te nicht den T eleg rap h en benutzt, oder w a ru m h a t er nicht einen U nterbeam ten nach dem nahen V o ro rte gesandt, in dem die E lte rn angeblich und thatsächlich w o h n te n ? M a n fra g t sich w eiter ebenso v ergeblich:

W a ru m m ußte die so tief beschämende, en t­

w ürdigende Untersuchung vorher stattfinden, ehe die E rm itte lu n g e n ü ber die P e rso n des M ädchens angestellt w u rd e n ? D ie W ieder­

holung eines solchen Vorkom m nisses muß

u n te r allen Umständen unmöglich gemacht w erden. D a s ist Ehrenpflicht der P o lizeib e­

hörde. W ohin soll es kommen, w enn unsere Schw estern und Töchter, die vielleicht ge­

zw ungen sind, am Abend allein auszugehen, solchen unheim lichen Vorkommnissen a u sg e ­ setzt sin d ?

D ie „ B e r l . N e u e st. N a c h r." führen a a s : „H ier kann H e rr von der Recke zeigen, daß er ein M in ister der ernsten und fruchtbringenden T h a t ist. D ie verfassungs­

m äßig gew ährleistete Unverletzlichkeit der P e rso n d arf nicht durch Polizeivorschriften beeinträchtigt w erden, gegen die es kein M itte l der A bw ehr g ie b t; es muß jedem a n ­ ständigen M a n n e bczw. jeder solchen F ra u unbedingt die M öglichkeit gew ährleistet w erden, sich jederzeit — sei nun der T ele­

phonverkehr noch im G ange oder b ereits ge­

schlossen — gegen d a s unbefugte E ingreifen der P o lizei in seine persönlichen oder sta a ts­

bürgerlichen Rechte zu w ah ren , und wenn dies nicht an d e rs geschehen kann, so m uß entw eder der Telephonverkehr fü r die N acht auf allen S ta tio n e n im G ange gehalten oder der T eleg rap h an seiner S te lle benutzt w erden. S o viel Rücksicht m uß jeder für seine P erso n in Anspruch nehm en dürfen, der nicht a ls O bservat oder dergleichen v er­

dächtig ist."

Politische Tagesschau.

G egen die F l o t t e n v o r l a g e haben im R eichstage n u r die S ozialdem okraten und die freisinnige V o lk sp artei einen unbedingt ablehnenden S ta n d p u n k t eingenom m en.

S elb st P o len und W elsen haben sich m inder schroff ablehnend verh alten , a ls E ugen Richter, dessen F reu n d en selbst die Thatsache, m it den S ozialdem okraten auf dem Jsolirschem el sitzen zu müssen, anscheinend unheimlich zu w erden beginnt. Nach der Rede des C e n tru in sfü h re rs D r. L ieber d arf m an m it einiger Sicherheit erw arte n , daß die F lotten v erstärk u n g m it ansehnlicher M e h rh e it vom R eichstage be­

schlossen w erden w ird.

D ie „N ordd. A llg. Z tg ." schreibt:

„Z eitungsm eldnngen zufolge ist in Liverpol voll dem K ap itän des a u s A frika gekommenen D am p fers „N ig er" die N achricht v erb reitet w orden , daß an fa n g s N ovem ber eine deutsche E x p ed itio n , bestehend a u s 200 M a n n

und sechs O ffizieren, im H in terlan d e von K a m e r u n durch E ingeborene nieder­

gemacht sei. Diese Nachricht ist, da m it K am erun T eleg rap h en v erb in d u n g besteht, aber hier keinerlei bezügliche M eldungen v o r­

liegen , a ls vollständig a u s der L uft gegriffen zu betrachten."

A uf K r e t a loht der A u fru h r im m er von neuem em por. W ie a u s K anea gem eldet w ird, schössen die Aufständischen am M ittw och aus die Festung K issam o ; die türkische G arn iso n erw iderte d as F eu er, welches eine S tu n d e dauerte. D ie Aufständischen in K andia versuchten, sich der H eerden zu bem ächtigen, w urden ab er zurückgeschlagen. — E tw a 1000 Aufständische von S p h ak ia belagerten d as christliche D o rf P e riv o la k i, um einen M o rd zu rächen. E s kam zu einem sehr heftigen K a m p fe , dessen A u sg an g noch nicht be­

kannt ist.

Deutsches Reich.

B e r lin , 9. D ezem ber 1897.

— S e in e M a je stä t der K aiser begab sich gestern N ach m ittag von P o tsd a m nach B e rlin und w ohnte abends der V orstellung von „D on J u a n " im königlichen O pernhause bei. Nach der V orstellung kehrte S ein e M a je stä t nach dem N euen P a l a i s zurück.

H eute V o rm itta g von 9 U hr ab hörte S ein e M a je stä t der K aiser die V o rtra g e des K rieg s­

m inisters G en e ra llie u te n a n ts v. G oßler und des C hefs des M ilitä rk a b in e ts, G e n eralad ju - ta n te n und G e n e ra ls der I n fa n te rie von Hahnke.

— D er deutsche G esandte in G u a te m a la v. B ergen ist in den einstw eiligen R uhestand getreten.

— D er „R eichsanz." m eldet: D ie G eh.

P o strä th e und v o rtrag en d en R ä th e der Reichs- P o sta m ts N eu m an n und B e rn h a rd t sind zu G eh. O b erp o sträth en , die O berposträthe Knos und E b e rt zu G eh. P o sträth en und v o r­

trag en d en R ä th e n e rn a n n t w orden.

— D er englische O berkirchenrath h a t die Beschwerde über die zw eim alige Nichtbe- stätigung des P f a r r e r s J s k r a u t fü r die S ophiengem einde in B e rlin abschlägig be­

schicken.

— Abg. v. Plötz h at einen A n tra g auf E in fü h ru n g eines Z olles auf S acch arin und

Zwei Wellen.

Roman von O. E ls t e r.

--- (Nachdruck verboten.)

(3. Fortsetzung.)

S ie senkte den Blick, E d ith g lau b te eine leise G lu t in ihren W angen em porsteigen zu sehen.

„Ach, wie schade, daß ich schon en g ag irt bin."

„W er ist I h r e D a m e ? "

„M iß E d ith ; aber ich w erde I h n e n einen T ä n z e r zuführen, w ir können dann in einem

Viereck tanzen."

„Ich danke, W a lte r. Ich möchte aber nach Hanse, — m ein V a te r e rw a rte t mich."

„A ber w esh alb ?"

I n diesem Augenblick tr a t E d ith näher.

W a lte r sprang auf, um ih r entgegenzueilen.

„Ich m uß um V erzeihung b itten, H e rr von B reß n ih ," sagte E d ith in ruhigem T one, W ährend ein weiches, trü b e s Lächeln auf ihrem Antlitz schwebte. „ I c h verm ag m ein W ort nicht zu h alten , ich kehre m it P a p a Nachdem H otel zurück, geben S ie mich f r e i ..."

„A ber, gnädiges F rä u le in . . ."

»Ich fühle mich abgespannt — entschul­

d e n S ie mich. S ie w erden ja bald Ersatz

>0>den. Vielleicht ist F rä u le in von W arn - '^ d t noch frei . . . nicht w a h r, m ein F rä u le in ?"

q.,..Freundlich lächelnd nickte sie dem jungen T^dchen zn, dessen W angen in tiefe G lu t s ta u c h t w aren . D a n n schritt sie davon und

"schw and in dem N ebenzim m er, in dem

^ V ater m it m ehreren H erren am S p ie l- t'sche saß.

n, »W ollen S ie nicht noch einen Versuch M iß E d ith zurückzuhalten, W a l t e r ?"

agte M a ria n n e schüchtern.

E r schüttelte den Kopf, sein Gesicht ver­

finsterte sich.

„ E s ist nutzlos," entgegnete er. „ D a rf ich S ie nunm ehr b itten , M a r i a n n e ?"

D ie M usik begann. D ie P a a r e ordneten sich. Auch W a lte r und M a ria n n e tra te n in die R eihe der T anzenden. A ber w enn sie frü h e r in harm loser, fröhlicher L aune zu­

sam men geplaudert, gescherzt und gelacht h atten , heute ru h te es über ihnen wie ein trü b e r Nebelschleier, und in M a ria n n e n s Auge schimmerte ein feuchter G lan z wie von unterdrückten T h rä n e n .

3. K apitel.

M a ria n n e W arnstedt, die Tochter des O b erstlieu ten an ts z. D . und B ezirkskom m an­

d eu rs F riedrich W ilhelm von W arnstedt, blickte m it frohem Lächeln aus den m it B lum en und allerhand kleinen Geschenken beladenen G eb u rtstag stisch , den ih r der V a te r au sg estattet hatte.

„ D a s ist viel zu viel fü r mich, V ä te r­

chen," sagte sie, die A rm e um den Nacken des alten M a n n e s schlingend und ihn z ä rt­

lich küssend. „Welche M ü h e hast D u D ir w ieder gegeben, alle m eine Wünsche zu er­

füllen !"

„Ich w ollte, ich könnte D ir alle Wünsche ersüllen," m einte g u tm ü th ig lachend der alte S o ld a t, „dann sähe d as Tischchen ganz an d ers a u s."

„B in ich so unbescheiden in m einen Wünschen, P a p a ? "

„N ein, nein, d as w ollte ich nicht sagen, mein Kind. I m G egentheil, D u bist allzu bescheiden. W enn ich dagegen andere junge D am en ansehe . . ."

„Ach, P a p a , w a s gehen mich die anderen

jungen D am en a n ! Ich wünsche ja n u r, D ir d a s Leben so bequem wie möglich zu machen."

„Und d a rü b er geht D ein eigenes Glück in die B rüche."

„M ein G lück? D a s finde ich in der E r ­ füllung m einer Pflichten D ir gegenüber, den Pflichten der D ankbarkeit und der Liebe."

„ J a , ja, der Liebe! E in ju n g es M ädchen­

herz trä u m t ab er oft von einer anderen Liebe, a ls der zu einem alten, gebrechlichen V a te r."

E ine leichte N öthe stieg in die blassen, etw as schmalen W angen M a ria rm e n 's.

S ie w andte sich ab und vertiefte sich schein­

b a r in die B etrach tu n g ih re r G e b u rts ta g s ­ geschenke.

„O b W a lte r heute w ohl kommen w ird ? "

frag te der O b erstlieu ten an t nach einer W eile.

„ E r w a r sonst stets der erste, welcher D ir g ra tu lirte ."

„ J a P a p a , sonst — "

„ E r h a t sich in letzter Z e it allerd in g s sehr v e rä n d e rt. Diese amerikanische B e­

kanntschaft scheint keinen guten E influß auf ihn auszuüben."

M a ria n n e entgegnete nichts, und auch der O b erstlieu ten an t schien keine Lust zu haben, d as Gespräch fortzusetzen. E r ging la n g ­ sam im Z im m er auf und ab, w ährend sein Auge sinnend den Dampfwölkchen seiner Z ig a rre folgte. E s schmerzte ihn, daß W a lte r scheinbar den G e b u rtsta g M a ria n n e n s vergessen hatte.

L ange Freundschaft h atte ihn schon m it W a lte r's V a te r verknüpft, und da beide fast

ih r ganzes Leben hindurch bis zu dem Tode des M a jo rs von Breßnitz in einem R egim ent gestanden, F re u d und Leid zu­

sammen g etragen, S e ite an S e ite in m ehre­

ren Feldzügen gefochten, so h atte sich nicht n u r zwischen den beiden F re u n d en , sondern auch zwischen ih re r F am ilie ein der V e r­

w andtschaft gleiches in n ig es B a n d geknüpft.

W a lte r h a tte a ls K nabe in der F am ilie des H e rrn von W arn sted t wie in seinem elterlichen H ause v erk eh rt; m it dem S o h n e des O b erstlieu ten an ts verband ihn enge F reundschaft und m it M a ria n n e von W a rn ­ stedt, dem Töchterchen des O b erstlieu ten an ts, geschwisterliche V e rtra u th e it. A rth u r, der S o h n des O b erstlieu ten an ts, stand a ls O ffi­

zier in einer fernen ostpreußischen G a r n is o n ; M a ria n n e ab er lebte bei ihrem V a te r, dessen bescheidenes H ausw esen sie seit dem Tode ih re r M u tte r leitete. M it Glücks­

g ü te rn w a r H e rr von W arnstedt nicht ge­

segnet. A u s diesem G ru n d e nahm er nach seiner V erabschiedung auch die S te llu n g eines B ezirkskom m andeurs an, denn von der Pension allein vermochte er seine und seines S o h n e s A usgaben kaum zu bestreiten.

„Ich könnte es m ir ja bequem er machen, mein Ju n g e ," sagte er einst lächelnd zu W a lte r, „denn mein a lte r K örper w ill oft nicht m ehr v o rw ä rts — der verdam m te R h e u m a tism u s, den ich m ir im W in ter 7 0 — 71 geholt habe, sitzt m ir zn fest in den Knochen. A ber so kann ich doch dem A rth u r auch eine kleine Z u lag e geben, und die h a t er in dem theuren K önigsberg w ohl nöthig.

Ich sterbe in den „ S ie le n " , setzte er heiter hinzu, „w ie ein g rö ß erer M a n n , a ls ich es bin, von sich sagte. Hoffentlich stellen sie

(2)

einer F ab rik atsteu er fü r inländisches S acch arin eingebracht.

— D er gestern in B e rlin abgehaltene deutsch-konservative P a r te ita g fü r die P ro v in z B ra n d e n b u rg w a r, der „K reuzzeitung" zufolge, trotz des schlechten W e tte rs außerordentlich g u t besucht.

— I n Eisenach haben die A ntisem iten in G em einschaft m it der Z e n tra lle itu n g des B u n d e s der L an d w irth e den R itte rg u tsb e ­ sitzer S ch rad er a u s Z achlau in W estpreußen a ls R eichstagskandidaten nom inirt.

— E in altpreußischer L andgem eindetag ist beg rü n d et w orden. E s w ird u n s d arü b er a u s B e rlin m itg e th e ilt: Am 5. D ezem ber cr.

fand in einem der oberen R äum e des be­

kannten R e sta u ra n ts B uggenhagen am M oritz- platze zu B e rlin der erste Landgem eindetag fü r die Landgem einden der sieben älteren preußischen P ro v in zen , in denen die Landge- m eindeordnung vom 3. J u l i 1891 G eltu n g h a t, nach dem V orbilde des am 29. und 30.

S e p te m b e r vorigen J a h r e s in B e rlin be­

gründeten preußischen S tä d te ta g e s und der schon längere Z eit bestehenden einzelnen P ro v in z ia l-S tä d te ta g e statt, und sollen in dieser Weise nunm ehr alljährlich m indestens einm al L andgem eindetage abgehalten w erden.

Dieselben w erden in der Hauptsache ähnliche Zwecke, wie die S tä d te ta g e , verfolgen. Einem von m ehreren A m ts- und G em eindevorstehern ausgegangenen A ufrufe Folge gebend, h atte sich eine große A nzahl A m ts- und Gemeinde- V orsteher a u s den P ro v in zen B ran d en b u rg , P o m m ern , O stpreußen, Schlesien und Sachsen zu der V ersam m lung eingefunden. E s w urde von denselben ein V erb an d der altpreußischen Landgem einden konstituirt, zu dessen V o r­

standsm itgliedern folgende auf der V ersam m ­ lung anwesende H erren gew ählt w u rd en : Fideikommißbesitzcr A m tsvorsteher G ra f von Jngenheim -N eisew itz a ls Vorsitzender, A m ts­

und G em einde-V orsteher Giese-V elten a ls S te llv e rtre te r des Vorsitzenden, R eich stag s­

abgeordneter A m tsvorsteher Lessing-M eseberg, G em eindevorsteher M ü lle r-B o rn im , besoldeter G em eindevorsteher Reitzenstein - R o ß b e rg , A m ts- und G em einde-V orsteher Rach-C rakau- M a g d eb u rg , G em eindevorsteher Schw inge- Krosig^, Fabrikbesitzer und A m tsvorsteher Kade->sänitz, G em einde - V orsteher S chliw a- Chropaczow , A m ts- und G em einde-V orsteher Schlöttke - S om m erfeld, G utsbesitzer und A m tsvorsteher Jo n a s-S ch m erg o w , R itte rg u ts- Pächter und A m tsvorsteher B u d e r-L a m sfe ld , G em einde-V orsteher G rünefeld-B redow , G e­

m eindevorsteher P e in -S ie v e rsd o rf. D er V o r­

stand erw ählte sodann in einer sich an die H auptversam m lung anschließenden B o rsta n d s­

sitzung a ls litterarisches O rg a n des V erb an d es die hauptsächlich die In teressen der A m ts­

und G em eindevorsteher in den östlichen P ro v in zen vertretende Zeitschrift „D ie L and­

gem einde", sowie deren H erau sg e b er und R edakteur zum G eneralsekretär des V erb an d es und Leiter des V o rsta n d sb u re a u s, ferner den R e ch tsan w alt und Ersten B ürgerm eister a. D.

H e rrn D r. jn r. Meltzbach - B e rlin zum S y n d ik u s. D ieser erste L andgem eindetag be­

schäftigte sich lediglich m it der K onstituirung des V erbandes, der B e ra th u n g der Satzungen und den erforderlichen W ahlen.

mich aber auch nicht kalt, wie sie es m it jenem gethan haben."

Je d e rm a n n liebte den kleinen, d ü rren , alten S o ld a te n m it dem a u fw ä rts ge­

stutzten, schneeweißen S c h n u rrb a rt, den lustig lachenden, blauen A euglein, um die der Schalk und die G utm üthigkeit in h u n d ert und ab erh u n d ert F ältchen zuckten. E in b ra v e re s, w eicheres, ta p fe re s H erz ließ sich nicht denken, a ls dieser alte, halbinvalide O ffizier besaß, der seine K räfte in den Dienst des V a te rla n d e s b is znm letzten Athem zuge stellte.

D e r Bursche m eldete den Besuch des H e rrn L ie u te n an t von W a te n .

„Ah — der tolle K u rt! S ie h , sieh, d a s ist aufm erksam von ihm. W ir sprachen nämlich vor einigen T ag en ganz zufällig von D einem G e b u rtsta g , M a ria n n e , a ls er mich in einem L aden tra f, wo ich E inkäufe fü r Dich besorgte. D a h a t er sich den T a g ge­

m erkt. Ich lasse b itten ," w andte er sich an den Burschen, oer sich rasch w ieder ent­

fernte.

H e rr von W a te n brachte ein kostbares B ouquet, d as er M a ria n n e m it eh rerb ietig er V erbeugung überreichte, indem er die Hacken zusammenschlug.

„G estatten S ie m ir, mein gnädiges F rä u le in , I h n e n meine Glückwünsche zu F ü ß en zu legen," sprach er m it seiner etw as schnarrenden S tim m e.

„Ich danke I h n e n sehr, H e rr von W a te n , — welch' herrliche B lum en. — "

„ S ie sind doch ein Schw erenöther, H e rr von W a te n ," m einte der alte O berstlieute­

n a n t, ihm lächelnd m it dem F in g e r drohend.

„ M a u m uß sich in acht nehm en m it seinen W o rten , w enn S ie zugegen sind. Doch nun, M a ria n n e , besorg' u n s ein G la s W ein —

D er nächste L andgem eindetag, welcher w a h r­

scheinlich bei dem A nklang, den die Tendenz dieses neuesten V erb an d es ü b erall bei den A m ts- und G em eindevorstehern gefunden hat, sehr stark besucht w erden dürfte, und zu dem auch V e rtre te r der R eg ieru n g und der Presse eingeladen w erden sollen, w ird sich jedenfalls schon lebhaft m it S tre itfra g e n auf dem G e­

biete der ländlichen V e rw altu n g zu befassen h a b e n ; A n träg e h ierfü r, die auf die T a g e s ­ ordnung zu setzen sind, w erden nicht a u s ­ bleibe». A ls O r t des nächsten Landgem einde­

ta g e s ist w iederum B e rlin und a ls Z eit die­

jenige zwischen dem 10. und 20. D ezem ber 1898 bestim m t w orden. D a s V o rsta n d s- b u reau (B erlin ^V., Goltzstr. 20) versendet auf V erlangen portofrei und unentgeltlich die S atzungen und sonstige inform irende Druck­

sachen.

— Auch in Hessen w ill m an von den österreichischen R ednern nichts wissen. Dem Alldeutschen V erband ist von der großherzog­

lichen R egierung m itgetheilt w orden, daß der A bg. W olf a u s W ien a ls R edner nicht zuge­

lassen w erden könne.

— Die Panzerschiffe „ B ra n d e n b u rg " und

„W ürttem berg" stießen im G roßen B e lt auf der F a h r t nach C h ristian ia zusam m en. B eide w urden beschädigt. „ W ü rttem b erg " h a t zwei A btheilungen voll W asser.

— D ie dänische R eg ie ru n g w ird bei Cap S kagen einen Lootsendam pfer ftatio n iren .

Kiel, 9. D ezem ber. D er K reuzer „G eier"

ist heute frü h durch den K aiser W ilhelm - K an al nach H a iti abgedam pft. B ei der A b­

fa h rt erschollen von den im H afen liegenden Kriegsschiffen H n rra h ru fe .

H am b u rg , 8. D ezem ber. Nach den

„H am b u rg er N achrichten" stellte bei dem Besuche des P rin z e n Heinrich in F riedrichs- ru h Professor S chw eninger die W iederher - stellung des F ü rsten B ism arck von dem u n ­ bequem en schmerzhaften Leiden in absehbarer Z eit in Aussicht. B eim Abschiede sagte der P r i n z : Ich d arf doch auch die S t i r n be­

rü h re n , die m ein G ro ß v a te r so oft geküßt, und küßte dem F ü rsten die S t i r n und die W ange. D er F ü rst wünschte dem P rin z e n eine gute F a h r t, guten E rfolg und gute H e i m k e h r . _________ _______________

^Jm « deutsch» chimW M "

Konflikt.

D ie A b fa h rt des kriegsstarken S ee- h a ta illo n s von Kiel nach C h in a findet defini­

tiv am nächsten D ienstag statt. D er K aiser w ird am M o n ta g d as B a ta illo n daselbst be­

sichtigen. Z um L eiter des gesum mten chinesi­

schen T ra n s p o rte s und der beiden T r a n s ­ p o rtd am p fer ist der K orvettenkapitän T ruppe!

ern a n n t.

U eber die T ru p p en fü r C hina th e ilt die

„P ost" noch m it: D ie verstärkte A btheilung M a rin e -In fa n te rie besteht a u s 1200 M a n n In fa n te rie und 200 M a n n von der M atro sen - A rtillerie. V on der A rm ee tra te n h in zu : 2 P io n ieru n tero ffiziere, 230 M a n n I n f a n ­ terie, P io n ie re und F eldtelegraphisten. D ie M annschaften von der A rm ee, die sich frei­

w illig m eldeten, tra te n ganz zum S e e ­ b a ta illo n bezw. zur M a tro se n a rtille rie über.

Z u r A rtilleriekom pagnie fü r C h in a gehören d o rt auf dem B alkon — S ie trinken doch ein G la s auf d a s W ohl des G e b u rts ta g s ­ kindes m it, H e rr von W a te n ? "

„Auf d as W ohl des gnädigen F rä u le in s

— stets," entgegnete K u rt höflich.

M a ria n n e entfernte sich. D ie beiden H erren begaben sich auf die kleine, von w ilden K letterrosen um rankte V eran d a.

„Ich glaubte schon," nahm der O berst­

lie u te n a n t d as W o rt, „ S ie w ären fü r unsere Gesellschaft verloren, wie ein ge­

wisser jem and, der den G e b u rtsta g m einer Tochter ganz vergessen zu haben scheint."

„Ah — S ie m einen H e rrn von B reßnitz?"

„ J a , ich meine W alter. S in d S ie denn auch noch der ständige B e g leiter der in te r­

essanten A m e rik a n e rin ?"

„N ein --- nein," lachte K u rt gezwungen auf. „D ie Gesellschaft w a r m ir denn doch zu abenteuerlich."

„ W a s S ie sagen! Freilich — w enn ich den M ister G risw o ld ansehe, steigt eine alte E rin n e ru n g in m ir auf. E s sind fast fünf­

unddreißig J a h r e her — aber trotzdem — sagen S ie , H e rr von W a te n , h at M ister G risw o ld n iem als A ndeutungen ü b er sein frü h eres Leben gem acht? E r ist doch ein Deutscher von G e b u rt, nicht w a h r ?

„D er S o h n deutscher E lte rn , wie er be­

hau p tet."

„V or langen, langen J a h r e n stand ein K avallerie-O ffizier in K önigsberg, wo ich d am als in G arn iso n lag. E s w a r ein w ilder, a b er treu h erzig er Bursche. W o es ein g u tes G la s W ein gab oder ein S p ie l­

chen a r ra n g ir t w urde, w a r er zugegen. E in Liebling der D am enw elt — er h ätte die beste H e ira th schließen können, ab er — plötzlich hieß es, er habe sich m it einem

50 F eld- und 25 F u ß artilleristen , sowie drei L ie u te n an ts der A rtillerie. D ie A rm eeoffi­

ziere der M a tro se n a rtille rie bleiben in ihrem A rm eeverhältniß, die beiden P ionieroffiziere dagegen w erden zum S e e b a ta illo n versetzt.

— D er erste E isenbahnzug m it Geschützen und M u n itio n ist am M ittw och von S p a n d a u abgefahren. Zahlreiche G ew erbebetriebe, wie Tischler, K lem pner und B öttcher sind in reger T h ätig k eit, um in einem auf wenige T ag e bemessenen Z e itra u m T ausende von Kisten fü r den M u n itio n s tra n s p o rt fertig zu stellen. Auch von den B e rlin e r G ard en w ird eine A nzahl an der E xpedition th eiln eh m en ; sie verlassen am 9. ds. B e rlin und w erden

dann in W ilhelm shafen eingekleidet.

Nach der „P ost" scheint es sich zu be­

stätigen, daß Deutschland die K iautschaubucht auf längere Z eit, und zw ar „zunächst" auf 99 J ä h r e , von C hina pachtet. — D em „H am b.

K o rr." zufolge w ird S ta a ts s e k re tä r von B ülow ü ber die w eiteren V o rgänge in Kiautschau und über die Lage der V e r­

handlungen m it C hina dem R eichstage ein­

gehende M itth e ilu n g machen.

Die^LorgättgeinO esterre ich.

B r ü n n , 9. D ezem ber. G estern fand hier eine V ersam m lung rad ik aler Jungczechen statt.

Nach Schluß derselben w ollten die T heil- nehm er an der V ersam m lung, n atio n ale Lieder singend, durch die S tra ß e n ziehen, w urden jedoch von der Wache zersprengt.

E s fanden G egenkundgebnngen D eutscher, meist S tu d e n te n und ju n g er Burschen, statt, die ebenfalls von der Wache zerstreut w urden.

24 P ersonen, d a ru n te r viele M ittelsch ü ler, w urden v erh aftet. D ie K undgebungen tru g en keinen ernsten C h arak ter.

P r a g , 8. Dezem ber. I n der N acht vom D ienstag zum M ittw och sind 64 P ersonen v erh aftet w orden, d a ru n te r 24 wegen D ieb ­ sta h ls, 5 wegen V erdachtes der P lü n d e ru n g und wegen des V erdachtes, einige F e n ste r­

scheiben in dem allgem einen K rankenhause eingeschlagen zu haben. E in 17 jä h rig e r T ap eziererleh rlin g ist v erh aftet und dem S tra fg erich te eingeliefert w orden.

P r a g , 9. Dezem ber. D a s F o r ts ­ kommando h a t der S ta a tsa n w a ltsc h a ft die Anzeige gem acht, daß am 1. cr. eine P a tro u ille des 7. D rag o n erreg im en tes a u s dem F enster eines H auses am A ltstädter R in g m it siedendem W asser begossen w orden sei.

K aiser F ra n z Josef spendete 1500 G ulden fü r die bei den jüngsten S tra ß e n u n ru h e n in P r a g verw undeten U nteroffiziere und M a n n -

Provinzialnachrichten.

Z Cnlmsee, 9. Dezember. lEin frecher Geld­

diebstahl) wurde auf dem Jahrm arkt verübt.

Dem Rentier Loewenberg wurde bei Besorgung von Einkäufen aus einer Tasche ein Portemonnaie mit 244 Mk. I n h a lt entwendet. Von dem Dieb fehlt jede Spur.

Graudenz, 8. Dezbr. (Jnnungsversam m lung.) Die Jnnungsvorstände in Graudenz hatten am Dienstag eine Versammlung von Jnnungsm eistern im Schützenhause einberufen, in welcher H err Zimmermeister Herzog-Danzig einen V ortrug über das Handwerkergesetz und die Gründung von Jnnungs-Kreditgenossenschaften hielt. Der Ver­

sammlung wohnten die Herren Regierungs­

M ädchen von zw eifelhaftem R ufe verlobt.

Gewisses erfuhren w ir nicht, und eines T a g e s w a r der flotte D ragoneroffizier m it H interlassung einer beträchtlichen S chulden­

last verschwunden. W ir erfuhren nichts w ieder von ihm. D ieser M ister G risw o ld e rin n e rt mich an den früheren K am eraden."

„ D a s ist ja sehr in teressan t!" m einte H e rr von W a te n lau ern d , der sich seit der Zurückweisung seiner W erbung durch E dith von den A m erikanern m ehr und m ehr zurück­

gezogen h a tte und die durch M iß E d ith er­

littene D em üthigung noch im m er nicht ver­

schmerzen konnte.

„A ber," fu h r er nach einer W eile fort,

„ S ie m ögen schon recht haben, H e rr O berst­

lieu ten an t. D ieser M ister G risw o ld kommt m ir sehr — sehr abenteuerlich vor — eben­

falls diese M iß . . . . doch wie hieß denn jener O ffizier?"

„Ich entsinne mich seines N am en s nicht m e h r; es ist schon allzulange her, ich w a r auch nicht persönlich m it ihm bekannt.

G risw o ld hieß er aber n i c h t . . . h a lt, ja, er hieß von G eiersw a ld oder ähnlich."

„ I n A m erika sollen die Leute ihre N am en oft än d ern , und G risw o ld und G eiersw a ld — d as könnte schon stim m en — ab er da kommt ja d as gnädige F rä u le in w ie d e r!"

M a ria n n e erschien in B e g le itu n g des Burschen, welcher eine Flasche R heinw ein und G läser auf den Tisch stellte.

D er O b erstlieu ten an t schenkte ein.

„Auf d as W ohl m einer M a ria n n e — m eines L ie b lin g s!"

„Auf d as W ohl des G e b u rts ta g s k in d e s !"

rief H e rr von W a te n und erhob d as G la s.

(Fortsetzung folgt.)

Präsident v. Horn-Marienwerder, Landrath Con- rad-Graudenz und Erster Bürgermeister Kühnast- Graudenz bei. Herr Herzog referirte sunaam über die Handwerkerkammern und ließ sich im Laufe seines Vortrages über die beiden Jnnungs- arten, freie und Zmangsinnung, aus und ho»

hervor, daß es ihm fern liege, für die eine oder die andere A rt Propaganda zu machen; die P rM S würde schon die beste Lehrmeistern! sein; die Jn - nungsverbände sind nach dem Gesetz verpflichtet, freie und Zwangsinnungen aufzunehmen. Der Redner empfahl schließlich dringend die Bildung von Jnnungsausschüssen und Jnnungs - Kredit­

genossenschaften. Herr Bürgermeister Kühnast er­

klärte sich bereit, als Vertreter der Aufsicht»-- behördc die Wahl von je zwei Vertretern jeder Innung zur Einleitung der Vorbereitungen für die Bildung eines Jnnungsausschusses und einer Jnnungs-Kreditgenossenschaft zu veranlassen, wo­

mit die Versammlung einverstanden war.

S trasburg, 8. Dezember. (Die Auflassung) des von der Stadtgemeinde zu Rathhauszwecken ge­

kauften früheren Amtsgerichtsgebäudes fand vor­

gestern statt. Zu diesem Zweck war von der Justiz­

verwaltung Herr Amtsgerichtsrath Moeller und von der Stadtverwaltung Herr Bürgermeister Kühl deputirt worden.

Löbau, 7. Dezember. (Polnische Ressource.) Den Bemühungen des Rechtsanwalts v. Kurzet- kowski und des P farrers Oskoniewski ist es ge­

lungen, hier eine polnische Ressource in's Leben zn rufen, an welcher sich die Polen gebildeten Standes aus S ta d t und Land betheiligen.

Schulitz, 8. Dezember. (Verschiedenes ) Ueber Elscndorf und Umgegend ist die Hundesperre ver­

hängt. — Nach der letzten Viehzählung sind hier 330 Gehöfte und 639 Haushaltungen mit Vieh­

bestand. Es wurden 209 Pferde, 327 Rinder, 30 Schafe, 962 Schweine, 366 Ziegen. 156 Gänse, 126 Enten und 2621 Hühner gezählt. — I n diesen Tagen sind die letzten Hölzer, welche in diesem Jah re aus Rußland kamen, ausgewaschen worden.

Eine große Menge Schwellen lagern noch am Weichselufer und werden per Bahn oder Fuhrwerk nach den Lagerplätzen oberhalb der Bahn befördert.

Für unsere Holzarbeiter ist noch bis zum Frühjahr- reicher Verdienst.

Posen, 9. Dezember. (Zur Theilnahme an der ostasiatische» Expedition) hat sich eine größere Anzahl Angehöriger der beiden hiesigen Artillerie- Regimenter freiwillig gemeldet; sie werden, wie verlautet, am 12. d. M ts. Posen verlassen. Unter den Freiwilligen befinden sich Offiziere, Feuer­

werker. Geschützschlofser, Unteroffiziere und Ge­

meine.

(Weitere Provinzialnachr. s. Beilage.)_____

Lokalnachrichten.

Thor«, 10. Dezember 1897.

— ( F ü r d a s K a i s e r W i l h e l m d e n k m a l ) in Thor» sind bei unserer Expedition ferner ein­

gegangen: 10 Mk. von D r. Schnitze, praktischer Arzt, im ganzen bisher 71,70 Mk.

— ( P e r s o n a l i e n . ) Der S trafanstaltsober­

inspektor von M ichaelis zu Lüneburg ist vom 1. Dezember d. J s . zum Direktor ernannt und an die S tra fan stalt zu Graudenz versetzt worden.

— ( P e r s o n a l i e n a u s dem K re is e T h o rn .) Der Gutsbesitzer Weinschenck in Rosenbera ist zum Amtsvorsteher für den Amtsbezirk Nofenbera ernannt.

— ( N e u e A p o t h e k e ) Der H err Regie- rungs-Präfident erläßt folgende Bekanntmachung:

E s wird hierm it zur Kenntniß der betheiligten Kreise gebracht, daß an dem P lan e der Errichtung einer zweiten Apotheke in Culmsee auch im Falle des Verkaufs der dortselbst bereits bestehenden Apotheke festgehalten wird. ^ ^

— (D ie g r o ß e S t e i g e r u n g d e r K r e i s ­ a b g a b e n ) war in der vorgestrigen Stadtver­

ordnetensitzung Gegenstand der Debatte. Ih re n hauptsächlichen Grund hat die Steigerung der Kreisabgaben, die für die S ta d t von 50000 auf 110000 und dann auf 136000 Mark angewachsen sind, in dem Fortfall der Ueberweisungen aus der lex Huene, d. h. aus den Getreidezöllen, und daß diese Ueberweisungen fortgefallen sind. haben wil­

dem russischen Handelsverträge zu danken. Mil­

den Abschluß dieses Handelsvertrages sind aber s. Zt. der M agistrat und die Stadtverordneten­

versammlung, letztere in einer besonders ein­

berufenen Sitzung, durch Absendnng einer Petition eingetreten. W ir haben damals vorausgesagt, daß uns der Handelsvertrag den von seinen begeisterten Freunden behaupteten Nutzen nicht bringen wird.

und das hat sich bestätigt. I s t etwa die Steuerkraft derjenigen Steuerzahler unserer Stadt, die für den Nutzen des Handelsvertrages in Frage kommen können, auch nur soviel gestiegen, als die Summe ausmacht, die auf Thorn aus den Ueber- weisungen der lex Huene entfiel? Das kann man nicht behaupten. E s darf daher Wohl erwartet werden, daß die städtischen Kollegien bei Ablauf des Handelsvertrages sich nicht etwa für die E r­

neuerung desselben wieder engagiren. Da wir infolge des Handelsvertrages nur mehr Steuern zu zahlen haben, liegt dafür gar kein Grund vor.

ganz abgesehen davon, daß der Handelsvertrag zu den politischen Angelegenheiten gehört, mit denen sich kommunale Vertretungen nicht befassen

sollen.

— (D er B a z a r ) , welcher gestern im A rtus­

hofe zum Besten des Diakonissen-Krankenhauses wie alljährlich stattfand, war mit Spenden aller A rt reich beschickt und legte auch durch den starken Besuch wieder Zeugniß von dem regen Wohl­

thätigkeitssinn der oberen Gesellschaftskreise unse­

rer S ta d t ab. Für die Unterhaltung der Be­

sucher war in gewohnter Weise gesorgt. Außer dem Konzert wurde eine Kindersymphonie auf­

geführt. die mit großem Fleiß emstndirt war. cmw produzirte sich eine Tirolertruppe. Ferner wa ein Rattenfänger von Hameln rc. zu sehen. De Ertrag dürste wohl wiederum ein befriedige»»"

sein. — Wie uns mitgetheilt wird, betragt »w Brutto-Einnahme 2740 Mk-; mit dieser erfreu­

lichen Höhe übertrifft sie die vorjährige Brutto-

Einnahme um 510 Mk. , .

— (Auf di e Vo r b e s p r e c h u n g ) , welche morgen Abend 8 Uhr im Hinterzimmer ve», Artushofes zwecks Gründung eines Kolonial Vereins stattfindet, machen wir nochmals am

— ( H a n d w e r k e r - V e r e i n . ) Dergestrioe Vortragsabend hatte nur emen mittelmäßige Besuch auszuweisen; doch b"tte sich zu dcms bu^

eine weit größere Anzahl von Damen, als lsv.^

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schenke einzureihen. Die nächste Folge davon würde sein, daß Weihnachtsgeschenke nach den allgemein geltenden Grundsätzen über belohnende Geschenke nicht

hause für Thorn und Mocker vorgenommen werden E s wird hiermit ausdrücklich darauf hingewiesen, daß innerhalb des Gemeindebezirks Mocker jedem, nicht nur

plätze der beiden Kreuzflügel-Emporen eine volle Besetzung vorhanden war. Auch das M ilitär war unter den Konzertbesnchern vertreten. Eröffnet wurde das Konzert in

marsch nicht theilnehmen. Gegen 9 Uhr füllt sich dre Feststraße, soweit sie für das Publikum frei- aelassen ist, mit einer nach taufenden zählenden Menschenmenge.

Aus B a n g k o k wird gemeldet, daß der König von Siam am 16. von Europa dort angekommen ist. Majestät der Kaiser begab sich am Freitag nach der Jagd im

So hat man auch das häufig im Märchen wiederkehrende „Redenlernen" auf die Kunst des Schmiickens und Verzierens gedeutet. Denn ein Schmuck ist ja keine Zierde,

«ner stählernen Energie ersteht, ist in seiner Wirkung so nachhaltig und packend, daß er das erste Drama noch übertrifft. Die Aufführung war gewohntermaßen gut

stalten konnte, wurde zum größeren Theil dem Bromberger Kolonialverein überlassen, hat von diesem aber bis heute nicht zurückerlangt werden können. Der Rest ist