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Thorner Presse 1897, Jg. XV, Nro. 260 + Beilage

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Academic year: 2021

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Abonnementspreis

m r T h o r n und Vorstädte frei. ins H aus: vierteljährlich 2 Mark, monatlich 67 Pfennig, in der Expedition uxd den Ausgabestellen 1,50 Mk. vierteljährlich, 50 P f. monatlich;

lür a u s w ä r t s : bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 1,50 Mk. ohne Bestellgeld.

Redaktion und Expedition:

Katharinen- u. Friedrichstr.-Ecke.

Ausgabe

^ tz lic h abends mir Ausschluß der Aonn- und Feiertage. Fernsprech-Anschlust Nr. 57.

Jnsertionspreis

für die Petitspattzerle oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn, Katharinen- u. Friedrichstr.-Ecke, Annoncen-Expedition „Invaliden- dank" in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen andern Annoncen-Expeditionen des I - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächste Ausgabe der Zeitung bis 2 Uhr nachmittags.

LVO. Sonnabend den 6. November U M . XV. Iahrg.

Politische Tagesschau.

I n dem Bericht über die Sitzung des Bundesrathes vom 28. Oktober war erwähnt, i>aß dieser u. a. einem Entwurf von Bestim­

mungen über den V o l l z u g v o n F r e i ­ h e i t s s t r a f e n seine Zustimmung ertheilt habe. Wie die„Nat.-Ztg." erfährt, handelte

«s sich um einen etwa 40 Paragraphen um­

fassenden Entwurf von Grundsätzen, zu deren im Verwaltungswege zu verordnenden Ein­

haltung sich die einzelnen Bundesregierungen verpflichtet haben. Der Entwurf von Grund­

sätzen wird demnächst veröffentlicht werden;

durch ihn dürften, wie verlautet, manche Härten in der Behandlung Gefangener in einzelnen Bundesstaaten, über welche in der lebten Zeit wiederholt Klage geführt worden ist, beseitigt werden.

Wie die „Kreuzztg." hört, s"'d geraumer Zeit im landwirthschaftlichen Diinisterium Erhebungen angestellt und Vor­

arbeiten im Gange, die eine Reform der be­

stehenden F i d e i k o m ' » i ßS e s e b S e b u n g bezwecken. Voraussichtlich wird /ich schon in der nächsten Session der Landtag damit

^ ^ u r J u d e n f r a g e schreibt die „Staats- bürger-Ztg.": Der soeben erschienene Jah res­

bericht des israelitischen Weltbundes läßt erkennen, daß die Juden fast überall da, wo sie unter sich sind, der Noth verfallen. So theilt der Jahresbericht der Alliance mit, daß es in Wilna 8000 jüdische Bettler, in Berditschew 10000 jüdische Almosenempsänger gebe. Deshalb stößt der Zionismus inner­

halb der jüdischen Kreise auf so starken Widerstand.

Aus W i e n , 4. November, wird gemeldet:

Kaiser Franz Josef sprach heute bei dem Empfange der Vizepräsidenten Abrahamowicz und Kramarz, nach einem an die Zeitungen versendeten Kommunique, seine Zufriedenheit über die Ausdauer, sowie über die ruhige und feste Führung der Verhandlungen im Abgeordnetenhause aus, erkundigte sich ein­

gehend über die parlamentarische Lage und entließ die beiden Vizepräsidenten auf das huldvollste. — Die „Neue Freie Presse"

meldet, die Regierung beabsichtige, falls es in der heutigen Nachtsitzung zu großen Tumulten kommen sollte, den Reichsrath

sofort zu vertagen. Passire das Ausgleichs­

provisorium die erste Lesung, dann erfolge die Vertagung M itte November. Die Ver­

tagung werde mehrere Monate dauern. Die Hoffnung, das Ausgleichsprovisorium durch den Reichsrath votirt zu erhalten, sei aufge­

geben.

Für die nächste Tagung des englischen Parlam ents ist die Einbringung einer Vor­

lage in Aussicht genommen, welche bestimmt ist, I r l a n d die örtliche Selbst-Verwaltung zu gewähren. Irlan d soll danach eine ebenso weitgehende Selbst-Verwaltung erhalten, als sie England besitzt.

Die g r i e c h i s c h e Deputirtenkammer ist auf den 12. ds. M ts. zusammenberufen worden. Das Eintreffen der türkischen Kon­

suln wird in Athen am Freitag erwartet.

Das Dekret, durch welches sie anerkannt werden, ist unterzeichnet worden.

Der Ernennung des Oberst Schaefer zum Gouverneur von K r e t a haben bereits alle Mächte zugestimmt, nur die Pforte hat protestirt, doch wird diesem Protest keine Be­

deutung beigemessen.

Deutsches Reich.

Berlin, 4. November 1897.

— Zur gestrigen Abendtafel bei Ihren Majestäten im Neuen P alais waren geladen:

GeneraladjutantGenerallieutenantvonPlessen, General ä lu suito Generalmajor von Kessel und Oberjägermeister Freiherr von Heintze.

— Heute Morgen um ^ 8 Uhr unternahm Se. Majestät der Kaiser einen Spazierritt durch den Wildpark. Um 11 Uhr begaben sich beide Majestäten nach Berlin zur Bei­

setzung des verstorbenen Generalmajors von Bülow. Zur heutigen M ittagstafel war Prinz Hans zu Hohenlohe geladen. Um 4 Uhr nachmittags begiebt sich Se. Majestät der Kaiser zur Jagd nach Piesdorf.

— I n Anwesenheit des Kaiserpaares und unter großen militärischen Ehren wurde heute Morgen der in Darmstadt tödtlich verunglückte General-Major Adolf von Bülow auf dem Zwölfapostelkirchhofe in der Kolonnenstraße zur ewigen Ruhe bestattet. Der S ta a ts ­ sekretär von Bülow hatte die Leiche seines Bruders nach Berlin geleitet.

— Der Kaiser wird am 16. ds. M ts. in Potsdam und am 18. ds. M ts. in Berlin bei der Vereidigung der Rekruten des Garde­

korps gegenwärtig sein.

— Am Mittwoch den 10. November, 12 Uhr, findet in Kiel die feierliche Ent­

hüllung des auf dem Neumarkt vor dem Gymnasium errichteten Bismarck - Denkmals statt.

— Vize-Ober-Zeremonienmeister Graf von Kanitz ist zum Zeremonienmeister des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und Kammer- herr von dem Knesebeck, beauftragt mit der Einführung des diplomatischen Korps, zum Sekretär des Schwarzen Adler-Ordens ernannt worden.

— Der „Reichs-Anz." veröffentlicht die Verleihung des Großkreuzes des Rothen Adler-Ordens an den österreichischen Minister- Präsidenten Grafen Badeni und an den ungarischen Minister-Präsidenten Freiherr»

von BLnffy.

— Generalfeldmarschall Graf Blumenthal ist hier eingetroffen, um seinen Winteraufent­

halt in Berlin zu nehmen. Sein Befinden ist ein recht günstiges.

— Der brasilianische Gesandte, Baron von Jtajahe, welcher seit dem Jahre 1891 am hiesigen allerhöchsten Hofe beglaubigt war, ist in der vergangenen Nacht hierselbst plötzlich verstorben. Der „Reichs-Anz." be­

merkt hierzu: Die kaiserliche Regierung und mit ihr ein großer Kreis persönlicher Freunde betrauert mit der brasilianischen Regierung aufrichtig den Verlust eines so bewährten Vertreters.

— Zum Zwecke der Vorbereitung und Begut­

achtung handelspolitischer Maßnahmen hat der Reichskanzler einen aus Vertretern von Industrie, Landwirthschaft und Handel sich zusammensetzenden wirthschaftlichen Ausschuß gebildet. Zu Mitgliedern des Ausschusses sind berufen worden: Rittergutsbesitzer von Armin in Güterberg, Bergwerks- und M ajo­

ratsbesitzer Graf von Ballestrem in Plaw- niowitz, Kommerzienrath Collenbusch in Dresden, Fabrikbesitzer v. Dreyse in Sömmerda, Kammerherr Dr. v. Frege in Abtnaundorf, Geh. Kommerzienrath Frentzel in Berlin, Kommerzienrath Frey in Mülhausen i. E., Geh. Kommerzienrath Herz in Berlin, Graf

v. Kanitz in Podangen, Gutsbesitzer Klein in Wertheim, Geh. Regierungsrath König in Berlin, Fabrikbesitzer Krafft in Schopfheim, Kaufmann Laeisz in Hamburg, Kommerzien­

rath Lang in Älaubeuren, Graf von Los- Wissen in Weeze, Dr. M artins in Berlin, Geh. Kommerzienrath Michel in Mainz, Kommerzienrath Möller in Brackwede, R itter­

gutsbesitzer v. Ploetz in Döllingen, Domänen- rath Rettich in Rostock, Direktor Nieppel in Nürnberg, Graf v. Schwerin in Löwitz, Reichsrath Freiherr v. Soden in Neufraun- hofen, Konsul Teschendorff in Königsberg i. P r., Geh. Kommerzienrath Vogel in Chemnitz, Hüttenbesitzer Vopelius in Sulzbach, Ober- Bergrath a. D. Dr. Wachter in Berlin, Kommerzienrath Weidert in München, Kom­

merzienrath Widenmann in S tuttgart, Oekonomierath Winkelmann in Haus Küh­

lung.

— Zuber heute unter Vorsitz des Handels­

ministers stattgehabten Konferenz über die Getreidepreisnotirungen, an welcher u. a.

Gras Kanitz, Abg. Ring, Geh. Rath Ganip, Herr Gravenstein und der Staatskommissar der Berliner Börse theilnahmen, waren Ver­

treter der Königsberger Börse erschienen.

M it diesen wird eine Einigung über die Getreidepreisnotirung durch die Konferenz erwartet. I n den Verhandlungen wurde be­

sonders erörtert, auf welche Weise die Spannungen in den Getreidenotirungen ver­

mindert werden können.

— Das königlich preußische Kultus­

ministerium hat in diesen Tagen auf ein achtzigjähriges Bestehen zurückgeblickt. Durch königlichen Erlaß vom 3. November 1817 wurden die Abtheilungen der Unterrichts-, geistlichen und Medizinal - Angelegenheiten vom Ministerium des Innern, dem sie bis dahin angehörten, abgezweigt und zu einem selbstständigen Ministerium erhoben. Diese Zweige der Verwaltung standen bis dahin unter der Leitung des Herrn v. Schuckmann.

Zum ersten Kultusminister wurde der Frei­

herr Stein zum Altenstein ernannt, der sich große Verdienste um die Hebung der Uni­

versitäten, sowie des gesammten Unterrichts­

wesens erworben hat. Die Universität Bonn ist unter ihm begründet worden. Sein größtes Werk ist die Einführung der allge-

Müllers Leni.

Erzählung von E r n a n u e l Hirsch.

--- (Nachdruck verkoken.)

<14. Fortsetzung.)

Er beschloß also spaßeshalber, ihr am nächsten Morgen aufzulauern und sie mit Muße zu betrachten. Am anderen Morgen also, in aller Frühe, versteckte er sich an der Stiege, die in die obere Kammer führte, und wo Frau Kleinmichl mit Leni in der einen und die Mägde in der anderen Kammer schliefen. Er ließ das Gesinde an sich vor­

übergehen. Jetzt kam die Hausfrau und hinter ihr, das Haupt leicht gebeugt, Leni.

Obwohl es noch nicht ganz hell war, er­

kannte er sie doch sofort. „Der Tausend, die Schwarzholzmüllersche!" flüsterte er vor sich hin. „Sie is t's ! Wahrhaftig, sie ist's! Was aber nun thun ?" Er ging mit sich zu Rathe.

Sollte er das Mädchen zum Geständnisse bringen und sich dessen Stillschweigen er­

kaufen? Bah, was konnte die ihm auch geben, die als Magd bei der Kleinmichlin diente. Sollte er zum Müller gehen und chm den Aufenthalt seiner Tochter ver­

rathen ? Das wäre etw as! Der konnte schon kinen anständigen Brocken zahlen! Oder jollte er ihren Bräutigam, den Grafen, ver­

kündigen? Der Gedanke schien ihm gar ber­

ückend. Nicht, als ob er von dem vor«

Lehmen Herrn mehr Geld erwartete; ab die Rache, die er dadurch an Hannes nah war mehr werth. Entdeckte der Graf sei Braut und führte sie dem Müller zu, da:

war der Schwarzholzmüller gezwungen, dc Schwiegersöhne zu seinem Rechte zu v<

helfen, — und der Hannes hatte das Na<

>ehen. Das mußte den Burschen schmerze ktnd so war es recht.

Hiesl benahm sich, um dem Mädchen jeden Argwohn zu benehmen, ziemlich fremd und gleichgiltig gegen Leni und ging wohl- gemuth seiner Wege. Das Mädchen athmete erleichtert auf, als Hiesls riesige Figur verschwunden war, und unter Thränen lächelnd sagte sie zu sich selbst: „Gott sei Dank, er hat mich nicht erkannt!"

XII.

Hiesl trabte wohlgemuth den Berg hinab, übernachtete, da die Tage schon kurz waren, in einem Bauernhöfe unterwegs, brach aber, kaum daß der Tag graute, wieder auf, um die Post zu erreichen und mit dieser zur nächsten Bahnstation zu kommen.

Dann benutzte er wieder das Postwägelchen und gelangte spät am Abende nach Groß- dorf.

„Der Graf wird mir den Weg schon zahlen!" tröstete er sich, und trotz der vor­

gerückten Stunde lenkte er seine Schritte ins Schwarzholzthal gegen das Häuschen, das Löwen und Scharst bewohnten. Er öffnete die Thüre zum Hausflur, die alte Be­

dienerin, die sich eben entfernen wollte, wollte ihm keinen Einlaß gewähren. Da schob er sie bei Seite und trat unangemeldet ins Zimmer.

Drin saßen Scharff und Löwen. Beide lasen.

„Guten Abend, meine H erren!" grüßte der Hiesl mit seiner tiefen Stimme. Gleich­

zeitig erhoben die beiden ihre Köpfe, um den Eintretenden zu mustern. Gleichzeitig stießen alle drei einen Ruf der Ueberraschung aus.

„Der Hiesl!" riefen Löwen und Scharff.

„Der Advokatenfr—" Weiter kam der Hiesl nicht. Eine Hand legte sich auf seinen Mund, eine andere zog ihn nach einem

kleinen Seitengemache, und eine Stimme flüsterte ihm zu: „Schweig!", ein Befehl, dem er sofort nachkam. Scharff eilte dann in den Hausflur und sagte zur Bedienerin in gütigstem T o n e: „Frau Resi, Sie kann jetzt gehen. Wir werden heute nichts mehr brauchen. Gebracht und gemacht haben Sie ja ohnehin alles, was zu thun war!" worauf die Alte ihr Kopftuch nahm und mit einem

„Gute Nacht" davonging. Hinter ihr aber sperrte Scharff Haus- und Zimmerthür ab, dann sprach er halb gebieterisch, halb wie im Freundestone: „Wir sind's ! Das Leugnen hilft nichts. Wenn Du was bringst, so gieb' und sprich!"

Hiesl antwortete, indem er sein Gesicht zu einem Lächeln der Zustimmung verzog:

„Also I h r seid's! Das ist der Graf — und Du bist der Präsident? Also für Euch zwei wird im Lande gearbeitet? Und daß J h r's nur wißt, den Hauptarbeiter, den langen Fritz, haben sie sicher gemacht!"

Löwen und Scharff konnten einen Aus­

ruf der Ueberraschung und Angst nicht ver­

bergen.

„Dann ist's Zeit, daß wir verschwinden!"

rief der erstere

„Und Leni ?" fragte Scharff leise. „Willst Du sie aufgeben, oder soll ich den Verdienst aufgeben?"

„Oh," meinte Hiesl, „von Fritz ist nichts zu besorgen! Der weiß so wenig, für wen er gearbeitet hat, wie ich es wußte. Aber da ich es nun weiß, könnte ich mir was verdienen!"

„Schuft!" murmelte Löwen, und Scharff sagte drohend: „Versuch's!"

Der Riese lachte: „Bah! Polizeispion!

Das wär' mir was. Weiß mir vor der

Hand größeren Verdienst. Was gebt I h r mir, wenn ich Euch ein recht hübsches Ge­

heimniß verrath?"

„Ein Geheimniß!" rief der Graf lebhaft.

„Wird was rechtes sein!" meinte Scharff geringschätzend.

„Ein Geheimniß, betreffend eine gewisse Helene, Schwarzholzmüllerstochter!"

„Sie leb t?" Beide Männer riefen es leb­

haft, wie aus einem Munde.

„Was zahlt I h r ? " fragte der Hiesl, nochmals scharf betonend.

„Fordern?" antwortete Löwen.

Und Hiesl erzählte mit gedämpfter Stimme, wie und wo er Leni gesunden, und daß er bereit sei, sie auszuliefern.

„Darauf wurde eine lange Berathung gehalten, bei der Löwen oft widersprach:

„Soll ich sie noch unglücklicher machen, als sie ist?" oder „Das hetzt uns die Polizei auf den Hals!"

Er wurde aber überstimmt, denn auf alle seine Einwände sagte Scharff: „Laß nur mich machen!"

Als sich dann Hiesl spät in der Nacht entfernte, klimperte er wohlgefällig in den Taschen: „Der Anfang ist nicht schlecht! Also die zwei halten ganz MauerberZ in Athem, und wegen denen ist die Polizei uns anderen so auf den Fersen! Die aber sitzen hier als große Herren, und kein Teufel kümmert sich um sie! Ja ," fügte er als Stoßseufzer hinzu,

„die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen!"

Er spähte um sich: „Niemand zu sehen?

Kann die Beschicht' noch nit anfangen? Gott sei Dank, da ist der Nachtwächter, es kann losgeh'n!"

Sofort setzte er sich in Trab und lief in

(2)

m einen Schulpflicht. E r w a r b is zum 14. M a i 1840 Chef des M in isteriu m s. D er g eg en w ärtig e K u ltu sm in iste r, D r. Bosse, steht seit dem 23. M ä rz 1892 an der Spitze des K u ltu sm in iste riu m s.

— P rofessor Virchow w urde heute m itten im Kolleg von einem heftigen U nwohlsein befallen, welches ihn zw ang, den V o rtra g abzubrechen und nach Hause zu fahren.

— D a s A rtille rie m a te ria l der südwest- asrikanischen Schutztruppe soll verstärkt und die bezügliche F o rd e ru n g in den E ta t fü r S üdw estafrika eingestellt w erden.

— D ie N atio n also zialen w erden im ersten B e rlin e r R eichstagsw ahlkreise einen eigenen K an d id aten aufstellen.

— I m R eichstagshause ist heute die Eisen­

hahn-K onferenz zusam m engetreten.

— Um ein U rtheil über die W irkungen des preußischen Gerichtskostengesetzes und der G eb ü h ren o rd n u n g fü r N o ta re vom 25. J u n i 1895 zu gew innen, w erden fü r die Z e it vom 1. N ovem ber ds. J s . b is Ende J a n u a r 1898 statistische E rhebungen bei den G erichten und N o ta re n stattfinden. Diese E rh eb u n g en , deren V e ra n sta ltu n g mehrfach im L an d tag e geäußerten Wünschen entspricht, w erden eine V ergleichung der jetzigen E in n a h m e n m it dem E rtra g e der frü h e r fü r G erichte in A nge­

legenheiten der nicht streitigen G e ric h tsb a r­

keit und fü r N o ta re geltenden Gebührensätze ermöglichen und ü b e rh a u p t w erthvolles M a te ria l fü r ein U rth eil über die B e w äh ru n g der neuen Kostengesetze liefern.

— E in gem einsam es H andw erker - H a u s beabsichtigen die B e rlin e r H andw erker- In n u n g e n zu errich ten ; in dem G ebäude sollen sämmtliche B u re a u s , Kassen, A rb e its­

nachweise, H erbergen rc. von etw a 50 In n u n g e n u n terg eb rach t w erden. D er P la n ist dadurch entstanden, daß die einzelnen B u re a u s der In n u n g e n zu zerstreut in B e rlin au s- einanderliegen und som it jeglicher Z usam m en­

h a lt fehlt. I n dem neuen Heim sollen auch V ersam m lungssäle und K onferenzzim m er ein­

gerichtet w erden.

— D ie nach Ostasien entsandte Kommission gew erblicher S achverständiger h a t ihren dortigen A u fen th alt um vier Wochen v er­

lä n g e rt. A ls E rg eb n iß ih re r T hätigkeit liegen lange B erichte vor. A ußerdem h a t sie zahlreiche P ro b e n , M u ster und Prospekte eingesandt, die sich augenblicklich im Reichs­

am t des I n n e r n befinden. D ie Berichte sind zum T h eil schon gedruckt, vorläufig sind sie ab er, ih re s vertraulichen C h a rak ters wegen, n u r denjenigen M itg lie d e rn des Z e n tra lv e r- ban d cs deutscher In d u strie lle r zugegangen, die sich u n m itte lb a r an der E ntsendung dieser Kommission b eth eilig t haben.

— E tw a richtig A ussteller der hiesigen N ah ru n g sm itte la u sste llu n g haben gestern in einer V ersam m lung beschlossen, gegen die P rä m iiru u g P ro te st zu erheben, dieselbe sei rechtsw idrig. D ie V ersam m lung erklärte sich fü r eine N achprüfung.

— Nach einer Z usam m enstellung des K u ltu sm in iste riu m s sind im J a h r e 1896 an Schenkungen und letztwilligen Z uw endungen verm acht w o rd en : F ü r evangelische Kirchen und P fa rrg e m e in d e n 1 2 4 9 4 2 0 M k., fü r evangelisch - kirchliche A nstalten, S tiftu n g e n , Gesellschaften und V ereine 2 6 1 1 8 0 7 M k., fü r katholische P fa rrg e m e in d e n und Kirchen einem B ogen gegen die M ü h le zu. U n ter­

w egs aber ließ er einzelne B lä tte r a u s einem ziemlich großen Packete P a p ie r, d as er tra g , fallen. D e r D ien er der G erechtigkeit schrie:

„He, g u ter F re u n d , I h r h a b t da w a s ver­

loren !"

D a s W eiße des B la tte s siel ihm trotz N acht und D unkelheit in die A ugen. A ber H iesl, sta tt auf den R u f zu hören, lief n u r noch schneller davon, sodaß dies dem Nacht­

w ächter auffallen m ußte, w esw egen er sofort der verdächtigen Persönlichkeit nachjagte, die sich um ih r E igenthum so w enig küm m erte und beim A n ru f davonlief. H iesl ab er w a r der Schnellere und kam au ß er A them in der S chw arzholzm ühle an. E r drückte d as kleine Thürchen hastig auf, d as in den M a h lra u m fü h rte und d as die ganze N acht offen stand, stierte die Gesellen wie außer sich an und ra n n te m it dem S c h r e i: „Um G o ttesw illen , re tte t mich, die P o lizei ist m ir auf den F ersen !"

an den E rstau n ten vorüber, die T reppe hinab in d as Z im m er des M ü lle rs m it dem jam m ernden R u f e : „S chw arzholzm üller, um aller H eiligen w illen, re tte t m ich ! Ich bin sonst ein Kind des T o d e s !"

D abei h atte er wie toll vor F u rc h t um sich geschaut, h atte schnell einige P a p ie re in eine offenstehende Kommode gesteckt, ohne daß es der M ü lle r, der im B egriff w a r, sich zu entkleiden, bemerkte. D en Rest der P a p ie re aber hielt er hoch in der H and, daß der erstaunte M ü lle r sie sehen m ußte und b a t in den stehendsten T ö n e n : „Versteckt m ir d as, d am it m a n 's bei m ir n it s in d 't!

D a ist ja E u er Schrank, bei Euch w ird 's m an n it suchen! Geschwind, geschw ind!"

schrie er. „ S ie sind m ir auf den F ersen !"

2 3 7 5 5 2 5 M k., fü r katholisch-kirchliche A nstalten u. s. w. 1 0 5 6 0 8 6 M k., fü r U niversitäten 3 5 6 7 4 8 M k ., fü r höhere L eh ran stalten 1 0 1 9 0 0 M k., fü r Vslksschulgem einden und E lem entarschulen 1 5 5 0 0 M k., fü r T a u b ­ stum m en- und B lin d en an stalten 2 6 6 0 0 M k., fü r W aisenhäuser und andere W o h lth ätig k eits­

A nstalten 4 3 1 0 3 7 M k., fü r Kunst- und wissen­

schaftliche In s titu te , A nstalten u. s. w. 4 8 3 0 0 0 M a rk , fü r H eilanstalten 4 3 4 1 0 0 M k.

— V o r einiger Z e it w urde berichtet, daß ein D r. R u p rech t in G ö ttin g en seinen A b­

schied a ls Reserveoffizier e rh alten habe, w eil er seine T h ätig k e it a ls M itg lied des n a tio n a l­

sozialen V e re in s nicht aufgeben w ollte. An diese M eld u n g h a tte P f a r r e r N au m an n in der jetzt eingegangenen „Z eit" einige B e­

m erkungen ü ber den B ezirkskom m audeur M a jo r Schönbeck geknüpft. D a ra u fh in ist jetzt vom G eneralkom m ando des 10. A rm ee­

korps gegen N a u m a n n S tr a f a n tr a g wegen B eleid ig u n g gestellt w orden.

G lo g a u , 3. N ovem ber. I n der S t a d t ­ verordnetenversam m lung h at der S ta d tv e r ­ ordnete D r. G a b rie l b e a n tra g t, die S ta d t G lo g au a ls Besitzerin des S ta d tfo rste s möge beim L andw irthschaftsm inister Beschwerde führen, daß der V orstand der L a n d w irth ­ schaftskam m er fü r Schlesien dem deutschen B im etallistenbund eine größere S u b v e n tio n bew illigt h at. J e d e r Besitzer eines G ru n d ­ stücks habe die Pflicht, sich d a rü b e r zu be­

schweren, daß d a s G eld, welches er aufzu­

b rin g en h a t, nicht zu solchen d as V olksw ohl schädigenden A g itatio n en verw endet w ird.

(W o b leib t da w ieder einm al der G rundsatz, daß S ta d tv ero rd n eten v ersa m m lu n g en sich nicht m it politischen A ngelegenheiten beschäftigen sollen? F ü r A usnutzung freisinniger P a r te i­

interessen Pflege sich die freisinnige S t a d t ­ v e rtretu n g en über diesen G rundsatz h in w eg ­ zusetzen. G lo g au ist d afü r w ieder ein Beispiel.

Anm . d. Red.)

M a in z , 4. N ovem ber. D a s Kom itee zur F eier des fü n fh u n d ertjäh rig en G e b u rtsta g e s G u te n b e rg s h a t beschlossen, die F eier wissen­

schaftlich und volksthiimlich zu gestalten; es soll eine in te rn a tio n a le G utenberg-G esellschaft gegründet und ein G u ten b erg -M u seu m ge­

schaffen w erden._ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

A usland"

Fiumc, 4. N ovem ber. D ie französische R eg ie ru n g h a t in der hiesigen T orpedofabrik W hiteheam u. Co. 200 T o rp ed o s m it möglichst kurzer L ieferzeit bestellt.

Provinzialnachrichten.

Konitz. 4. November. (Für Bürgermeister- Kandidaten) scheint Konitz ein gesuchter O rt zu sein. Schon vorgestern traf ein Doktor e»m. aus Bergen hier ein, um sich vorzustellen und sich um den hiesigen Bürgermcisterposten zu bewerben, obgleich dieser noch gar nicht ausgeschrieben ist.

Der fremde Herr soll aber nicht viel Glück gehabt haben.

Konitz, 4. November. (Eine Ordnungsstrafe) von 50 Mk. verhängte am 11. Dezember 1895 der Regierungs - Präsident über den Stadtkämmerer Berkhahn zu Konitz, weil dieser die Kapitalien der Kämmereikasse nicht ordnungsmäßig verwaltet hatte und der Kämmereikasse Zinsverluste ent­

standen waren. Als der Regierungspräsident die Verfügung dem Kümmerer durch den Bürger­

meister zustellen ließ, verlangte er von letzterem auch noch Auskunft über die Verwaltung der Legatenkasse durch den Kämmerer. Nachdem hier­

über Bericht erstattet worden war, verhängte der E r drehte den Schlüssel am Schranke zurück, w a rf d a s Packet hinein, schloß die T h ü re zu, steckte dem M ü lle r, der ganz überrascht da­

stand, den Schlüssel in die H and, riß d as Fenster auf und sprang m it seinen langen B einen rasch h in a u s und w a r im Dunkel der N acht verschwunden.

W enige Augenblicke später kam der N acht­

w ächter außer Athem a n g e ra n n t und sch rie:

„E in S pitzbub', da muß er sein! H a lt's den S p itz b u b e n !"

D er M ü lle r w ußte nicht recht, w a s a u s der Geschichte zu machen sei, und v erlan g te von dem Ankömmlinge A ufklärung, die dieser nicht zu geben vermochte.

W ährend dieses W ir rw a r r s w a r durch die D ienstboten der L ärm schon in s D o rf g etrag en w orden, durch d as H iesl ü b rig en s auch im schärfsten Laufe g e ra n n t w a r, um d a s nöthige Aufsehen zu erregen. Fackeln leuchteten, W eiber kreischten, M ä n n e r riefen, H unde bellten. A lles w a r auf der S tra ß e nach dem Spitzbuben, dem R ä u b e r, dem T odtschläger, dem M o rd b re n n e r, w ährend der schon lange jenseits des D o rfes w a r und m it anbrechendem M o rg en auf w enig be­

treten en P fa d e n nach S ilberbach entkam.

Um die V e rw irru n g im M ühlhause zu krönen, erschienen kurz nach dem E in tritte des N achtw ächters auch Löw en und S charff m it sehr ernsten Gesichtern beim M ü lle r.

„W o ist e r ? " frag ten sie gleich beim E in tritt.

„ W e r? " gegenfragte der M ü lle r.

„D er S pitzbub', der R ä u b e r ? ! " schrieen die D ienstboten, die Gesellen.

Regierungs - Präsident im August 1896 eine neue Ordnungsstrafe in Höhe von 90 M ark über den Kämmerer, und zwar wegen Vernachlässigung der V erw altung der Legaten-Kasse. Während sich Berkhahn bei der Ordnungsstrafe von 50 Mk. be­

ruhigte. beschwerte er sich über die über ihn ver­

hängte Ordnungsstrafe von 90 M ark und be­

hauptete. da er schon m it 50 Mk. bestraft worden sei. so könne er nicht nachträglich noch m it OO Mk.

belegt werden. A ls sodann der Oberpräsident die Beschwerde abwies, verklagte Berkhahn den letzteren beim Oberverwaltungsgericht. D as Oberverwaltungsgericht ermäßigte nach langer Berathung die S tra fe von 90 auf 40 M ark.

Ricscnburg, 3. November. (Abschaffung der kaufmännischen Weihnachtsgeschenke.) Der kauf­

männische Verein beschloß in seiner letzten Ver­

sammlung, daß schon in diesem Jah re die noch vielfach üblichen Weihnachtsgeschenke, welche na­

mentlich die Manufakturisten und Materialisten ihren Kunden bieten, abgeschafft werden sollen.

Durch persönliche Rücksprache mit den betreffenden Geschäftsleuten hofft man, diesen Beschluß all­

gemein zur Durchführung zu bringen.

M aricnwcrdcr, 4. November. (Das Fest ihres 125jährigen Bestehens) feiert am 11. Dezember d. J s . die Kanter'sche Hofbuchdruckerei in Marien- werder. Die genannte Druckerei war während der ganzen Zeit, also vom Jah re 1772 an, in den Handen der Kanter'schen Familie.

Lhck,3. November. (MasurischeParteibewegnng.) Nachdem die neue „masurische Bolkspartei" für ihre aus den 8. November anberaumte Wähler- versammlung in ganz Lhck kein Lokal erhalten hat, wird die Versammlung nunmehr in der Wohnung des Redakteurs der „Gazeta Ludowa"

Bahnhofstraße Nr. 2. in Lhck, abgehalten werden.

G n eien ,, 3. November. (Stadtverordneten­

wahlen.) Die von der 3. Abtheilung der Wähler aufgestellten beiden deutschen Kandidaten Kiese­

wetter und Kuttner haben bei der heute von 9 bis 11 Uhr vormittags stattgehabten Stadtver­

ordnetenwahl mit 351 und 348 Stimmen gesiegt Die Deutschen hatten ein Mehr von über 100 Stimmen. Die Betheiligung war so stark, wie sie in Gnesen bei einer Stadtverordnetenwahl bisher noch nie gewesen ist. Bon 892 Wahl­

berechtigten waren 595, also 66 Prozent, zur Stelle. E s wurden von beiden Seiten ganz ver­

zweifelte Anstrengungen gemacht. S o haben bei­

spielsweise die kleinen polnischen Handwerker ihre Waaren zu dem heute in der Nachbarstadt Witkowo stattgehabten Jahrm arkt durch ihre An­

gehörigen gesandt, sind aber selbst hier geblieben, um ihre Stimmen abgeben zu können. Morgen finden die Wahlen in der zweiten und ersten Abtheilung statt. — Rechtsanwalt Karpinski und Rendant Theurich. welche die beiden nun durch Reichsbankagent Kiesewetter und Oberlehrer Dr.

Kuttner besetzten Stadtverordneten-Mandate inne hatten, waren anläßlich der Hundertjahrfeier von der Regierung aus dem katholischen Schnlvor- stande entfernt worden.

Pakosch i. Pos., 3. November. (Gefundene Leiche.) Heute früh wurde in der Netze unweit der S ta d t die Leiche des seit dem 1. November abends vermißten Hilfsweichenstellers Zerbst ge­

funden.

Posen, 3. November. (Neues katholisches Lehrerseminar.) Infolge des sich z. Z. fühlbar machenden M angels an katholischen Lehrern geht man in der Provinz Posen mit der Absicht um, ein neues katholisches Lehrerseminar und eine neue Präparandenanstalt zu errichten. I n Aus­

sicht genommen ist für ersteres die S ta d t Schneide- miihl, für letztere Anstalt Schönlankr. Verhand­

lungen über die Einrichtung dieser Anstalten sollen am 5. d. M. an O rt und Stelle stattfinden.

Posen, 4. November. (Personalnotiz.) Der Kommandeur der 20. Jnfanteriebrigade, General­

major Baron, hat seinen Abschied eingereicht.

Stolp i. Pom., 3. November. (Fast alle hiesigen Innungen) haben auf Anregung der königlichen Regierung beschlossen, Einkaufsgenossenschaften für das Rohmaterial zu bilden.

Stolp, 3. November. (Sprengungsarbeiten.) Um die Leitungsröhren für die Wasserleitung an der Schmiedebrücke legen zu können, sind Spren­

gungsarbeiten nothwendig, durch welche die dort im Strom e liegenden bis 1'/« Kilometer großen harten Quadersteine beseitigt werden. Die Sprengungsarbeiten werden unter Leitung eines

Feldwebels von 2 Pionieren vom 2. PoiM Pionier-Bataillon aus T h o r n vorgenommen.

(Weitere Provinzialnachr. s. Beilage^_.

„D um m es Z e u g !" unterbrach sie S charst ra u h , „der S o ziald em o k rat, der N ih ilist!"

Z w anzig S tim m e n schrieen durcheinander, jeder w ußte es a n d e rs, ab er der P rä sid e n t fu h r sie grob an, den M u n d zu halten und zu w a rte n , b is sie g efrag t w ürden.

„ W ir haben näm lich," w andte er sich an den M ü lle r, „bestimmte Kunde erh alten , daß einer der gefährlichsten N ihilisten von der H au p tstad t a u s verfolgt w ird und h ierh er geflüchtet ist. J a , w ir haben G ew ißheit, daß er sich gegen die M ü h le w andte."

Löwen bemerkte d as offene Fenster.

„A h," rief er a u s, „er ist dagewesen und zum Fenster h in a u sg e sp ru n g e n !"

„ J a , er w a r hier," sprach nach einer P au se der P rä sid e n t, „das da beweist es!"

E r hob ein B la tt P a p ie r vom Boden.

„Ah, ah," rief er und nahm eine wichtige M ien e an. „D er F u n d ist w ichtig! L eute!

H u n d ert G ulden, w er m ir den K erl er­

wischt!"

„H u n d ert G ulden !" D ie Leute liefen a u s ­ einander und suchten.

„A ber M eister, w a s haben S ie denn?"

frag te Löwen den M ü lle r th eiln ah m sv o ll.

„W ie S ie z itte rn !"

D er P rä sid e n t nahm d as gefundene P a p ie r nnd la s es aufm erksam durch. „H m , h m !" schüttelte er den Kopf. „ D a s ist be­

denklich! D a ist ja ein B rie f des V e r­

brechers an S ie , M eister M ü lle r!"

„A n m ich?" frag te erschrocken d e rM ü lle r.

„G eorg B eer, S chw arzholzm üller, d as sind doch S i e ? ! "

D ie S tim m e S ch arffs klang sehr streng.

„ D a s bin ich, d a s bin ich!" gab er ganz v e rw irrt zur A n tw o rt. (Fortsetzung folgt.)

Lokalnachrichren.

Thorn, 5. November 1897.

— ( P e r s o n a l i e n ) Der Verwaltüngsdü'eM Möllenhoff zu Königsberg ist allerhöchst zum Ober regierungsrath ernannt und dem Regierungs Präsidenten in Münster zugetheilt worden. ..

Der Regierungsassessor Kassel zu Breslau r dem königlichen Oberpräsidium zu Danzig,M weiteren dienstlichen Verwendung überwies

worden. .

— ( S t a d t v e r o r d n e t e n s i t z u n g . ) Schluß 12. Bruch des Wasserrohres im Dause Strobanv' straße 10. Für 537 Kbmtr. unverbraucht abü^

laufenes Wasser soll die Hauseigenthümerin um L Kbmtr. 10 Pf. zahlen. Die Versammln^

stimmt dem zu. — 13. Bewilligung von 1500 M außer den Etatsm itteln zu den vorzunehmende!' chemischen Untersuchungen der Abwässer der KV anläge. Die Etatssumme ist durch die A u s E für die Untersuchung seitens des Derrn P ro fM Fränkel erschöpft, es sind aber noch periodiK Untersuchungen nothwendig. E s handelt B darum, von den Behörden die Genehmigung ^ erlangen, daß die Abwässer der Kanalisation geklärt in die Weichsel geleitet werden können, M welchem Zwecke die chemischen Untersuchungen dek Abwässer erforderlich sind. S tadtrath Kr i we§

bemerkt, der M inisterialrath, welcher bei der Be- sichtigung der hier errichteten Bromberger Ve^

suchs-Kläranlage anwesend war, habe in Aussicht gestellt, daß man im Ministerium die Genehmi­

gung dazu ertheilen werde, daß die periodische!!

Untersuchungen fortfallen. E s sei nicht wahr­

scheinlich, daß die noch geforderte Summe ganz aufgebraucht werde, jedenfalls werde gespart, was gespart werden könne. Stv. W o l f s : Da die Kläranlage den meisten Stadtverordneten noctl nicht bekannt sei, so meine er, daß es angebracht sein würde, wenn der M agistrat die Stadtverord- neten zu einer gemeinsamen Besichtigung der­

selben einlade, wie man sie auch beim Wasserwerk s .Z . gehabt habe. S tadtrath K r i w e s : Wen!!

die Stadtverordneten den Besuch der Kläranstalt des bischen Geruchs wegen nicht scheuten, würde der M agistrat gerne eine Einladung ergehen lasten. Den Termin für die gemeinsame Besichtr- gung festzusetzen, wird dem M agistrat überlasse».

Der Antrag anf Bewillrgung von noch 1500 Mk wird angenommen. — 14. Der Uebertragung des Pachtverhältnisses bezüglich des Schankhauses H von dem jetzigen Pächter Haupt aus den frühere»

Gastwirth Gustav Z ittlau in Neu-Weißhof erthe-3 die Versammlung ihre Zustimmung. Die Paäst beträgt 1000 Mk. pro Ja h r. Die Kaution des alten Pächters bleibt für die Pachtforderung mit- verhaftet. — 15. Abrechnung über die rn der Wilhelmsstadt auszuführenden Kanalisations- und Wasserleitungsanlagen. Bewilligt wurden von der Stadtverordnetenversammlung 16400 Mk., verausgabt sind 15180 Mk., es sind also 1200 Mk.

e r s p a r t . Nun sind noch in der Reststrecke der Friedrichstraße und in der Wilhelmstraße die Wasserleitung?- und Kanalisationsarbeiten auszu­

führen; für die Bismarckstraße, wo auf der einen Seite das Terrain der Garnison-Waschanstalt und auf der anderen der Kohlenvlatz liegt, ist vor­

läufig kein Bedürfniß. Für die Ausführung der Arbeiten in der Friedrich- und Wilhelmstraße werden noch 9000 Mk. gefordert, sodaß sich pst Ausgabe für die Arbeiten auf der Wilhelmsstaöt im ganzen auf 24000 Mk. stellen wird. Ausge­

führt sollen die Arbeiten wieder in städtischer Regie werden. Der Ausschuß empfiehlt Annahme des M agistratsantrages. Stv. W o l f s frägt, woraus die M ittel genommen werden sollcn- Bürgermeister S t a c h o w i t z : Die Ausgabe müste ebenfalls aus der aufzunehmenden Anleihe gedeckt werden. S tv. Wo l f s : Die große Schuld werde also immer größer. S tadtrath K r i w e s : Diese Ausgaben sind natürlich nicht mit als Uebet- schreitung des ursprünglichen Anschlages zu rechnen. W as jetzt für Mk ausgeführt worden, wäre von Herrn Obermgemeur Zechst»

auf 87 000 Mk. veranschlagt gewesen. Der Kosten­

anschlag des Herrn Droege habe sich aus 32000 Mk belaufen. M an werde von der Wetterführung der Arbeiten nur Vortheil haben, denn die Fuß- Artilleriekaserne am Stadtbahnhof werde W nach Fertigstellung des Baues gleich an die Wasserleitung und Kanalisation anschließen u»d Kasernen seien die besten Abnehmer für die Wasserleitung. Die Abrechnung wird mit der Bewilligung von weiteren 9000 Mk. genehmigt.

— 16. Bewilligung von 1568,25 Mk. zur Bezah­

lung von sechs Rechnungen über Kosten, welche beim Bau der Wasserleitung und Kanalisation entstanden sind. E s sind alte Rechnungen, die erst jetzt vorgelegt werden. S tadtrath K r i w e s : Die Rechnungen stammen aus der Zeit, als die Stadtverordnetenversammlung die weitere Aus­

zahlung von Rechnungsgeldern beanstandet wissen wollte. Die Rechnungsbeträge wurden von der Kämmereikasse nicht zur Zahlung angewiesen- Unter den Rechnungen habe sich eine von M aurer­

meister Konrad Schwartz befunden, über deren zu hohe Ansätze mit dem Aussteller verhandelt wurde; mit einem M ale war die Rechnung aus den Akten verschwunden. Infolge dessen hat dre Rechnung noch einmal eingefordert werden müsse»- M an werde nun mit der ganzen Sache doch ei»

Ende machen wollen. Der Betrag von 1568,25 Mk. wird bewilligt. — Es folgt die Berathung der Vorlagen des Finanzausschusses; Referent Stv. D i e t r i c h . Der Vo r s i t z e n d e bittet füt diesmal wegen der Länge der Tagesordnung uw Entschuldigung; die Dauer der Berathung habe er für einzelne Gegenstände kürzer veranschlag»

gehabt. — 1. Erhöhung des Titel 3 Position 3 des Kämmereietats Pro 1897 98 für Wasierzi»*

für die Kämmereigebäude um 700 Mk. Die Er­

höhung um 700 auf 1000 Mk. wird abgelehnt u»»

die um 500 auf 800 Mk. nach dem Ausschuß;

vorschlage angenommen. — 2. Klagesache Blocks gegen Thorn wegen Zahlung eines Zuschusses -»

Armen- bezw.Schullasten. Vom Oberverwaltung^;

qericht ist die Sache endgültig zu Gunsten der S ta d t entschieden, womit eine langwierige Ki»»

aus der Welt geschafft ist. Bon dem Erkenntniß-' das in der „Thorner Presse" bereits mitgetheu ist, nimmt die Versammlung Kenntniß. — 3- I I Beleihung des Grundstücks Altstadt 309-> ' Culmerstraße 9, Klosterstraße 1. dem Frl. M

tor 200 Mk.) für ihre Arbert an der HauPtrew

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hause für Thorn und Mocker vorgenommen werden E s wird hiermit ausdrücklich darauf hingewiesen, daß innerhalb des Gemeindebezirks Mocker jedem, nicht nur

plätze der beiden Kreuzflügel-Emporen eine volle Besetzung vorhanden war. Auch das M ilitär war unter den Konzertbesnchern vertreten. Eröffnet wurde das Konzert in

marsch nicht theilnehmen. Gegen 9 Uhr füllt sich dre Feststraße, soweit sie für das Publikum frei- aelassen ist, mit einer nach taufenden zählenden Menschenmenge.

Aus B a n g k o k wird gemeldet, daß der König von Siam am 16. von Europa dort angekommen ist. Majestät der Kaiser begab sich am Freitag nach der Jagd im

So hat man auch das häufig im Märchen wiederkehrende „Redenlernen&#34; auf die Kunst des Schmiickens und Verzierens gedeutet. Denn ein Schmuck ist ja keine Zierde,

«ner stählernen Energie ersteht, ist in seiner Wirkung so nachhaltig und packend, daß er das erste Drama noch übertrifft. Die Aufführung war gewohntermaßen gut

stalten konnte, wurde zum größeren Theil dem Bromberger Kolonialverein überlassen, hat von diesem aber bis heute nicht zurückerlangt werden können. Der Rest ist

kundgebung für die Regierung. Ein weiterer Grund, weshalb er die Vorläge ablehne, sei „der, daß die Vorlage ein weiterer Schritt sem wurde zu einem