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Stahl und Eisen, Jg. 32, Nr. 2

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Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. W. B e u m e r, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutsdier Eisen- und Stahl-

industrieller.

S T A H L

h d

E I S E N

ZEITSCHRIFT

Leiter des technischen Teiles D r . - 3 n g . 0. P e t e r s e n ,

stellvertr. Geschäftsführer des Vereins deutscher

EisenhGttenleute.

F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N .

Nr. 2. 11. J a n u a r 1912. 32. Jahrgang.

D as h y d r o d y n a m is c h e G e t r i e b e von F ö ttin g er.

Von Oberingenieur H. H o f f in Düdelingen.

(Hierzu Tafel 1.)

A

uf der vorletzten Hauptversam m lung des Ver­

eins deutscher Eisenhüttenleute nahm ich Gelegenheit, auf das hydrodynam ische Getriebe von F ö t t i n g e r hinzuw eisen,* dessen Brauchbarkeit für Walzwerksantriebe durch die Erfahrungen im Schiffs­

betriebe und durch Ergebnisse auf dem Versuchs­

stand der Stettiner Maschinenbau-Akt.-Ges. „Vulcan“

erwiesen ist. In der Zwischenzeit sind neue prak­

tische Ergebnisse m it dem Getriebe nicht zu ver­

zeichnen, und es ist auch heute nicht möglich, sich ein endgültiges U rteil zu bilden, welche Aussichten der Transformator von Föttinger im H üttenbetrieb hat. D as Interesse für diese Neuerung ist jedoch sehr groß, und deshalb sollen einige weitere Ausfüh­

rungen über Wirkungsweise und Sonderbauarten des Getriebes hier P latz finden. D ie technische Entwicklung der letzten Zeit zeigt trotz der glänzen­

den Fortschritte der Kolbenmaschinen eine ausge­

sprochene Vorliebe für rotierende Maschinen und besonders für die Dam pfturbine. D ie Vorteile dieser Kraftmaschine, gleichm äßiges Drehmoment, geringer Raumbedarf, leichtes Fundam ent, einfache Wartung, geringer Oel- und Materialicnverbrauch, ölfreies Kon­

densat für K csselspeisung sind genügend erwiesen, um die erwähnte Bevorzugung zu rechtfertigen.

Der allgemeinen Anwendung der Dampfturbine stellten sich zwei grundsätzliche Schwierigkeiten in den Weg: die Unm öglichkeit, sie ebenso einfach wie Kolbenmaschinen in der Drehrichtung umzukehren, und die N otw endigkeit, hohe Umdrehungsgeschwin­

digkeiten einzuhalten, wenn sie überhaupt w irtschaft­

lich arbeiten solL D ie erste und w eitestgehende An­

wendung fand die D am pfturbine zur Erzeugung elektrischer Energie, weil es hier möglich war, sich der Eigenart der D am pfturbine ohne erhebliche Schwierigkeiten anzupassen. Neuerdings hat sich der Turbine ein neues Anwendungsgebiet eröffnet, und zwar der Antrieb der rotierenden Gebläse und Kompressoren nach R a t e a u sowie der sogenannten Turbopumpen. Zum Antrieb der Schiffspropeller

* St. u. E. 1911, 13. Ju li, S. 1130 ff.

n.„

ist die Dampfturbine bei den neuesten Schiffbauten wohl ebenso häufig vertreten wie die Kolbenm aschine.

Und gerade hier stellten sich ihrer Anwendung die grundsätzlichen Schwierigkeiten entgegen, die ich soeben angeführt habe. Es sind viele Vorschläge gem acht worden, die dahin zielten, die Dampfturbine umkehrbar laufen zu lassen; m an ist aber nicht zu einer brauchbaren Lösung gekommen und benötigt nach w ie vor für den R ückwärtsgang des Schiffs­

propellers eine zw eite Turbine, die sogenannte R ück­

wärtsturbine. M it R ücksicht auf den P latz, auf das Gewicht und die Kosten werden die R ückw ätts- turbinen nicht in der V ollkom m enheit und der L ei­

stungsfähigkeit ausgeführt w ie die Vorwärtsturbinen, so daß für den Rückwärtsgang nur etw a 35 % der Vorwärtsleistung erzielt werden. E s ist selbstver­

ständlich, daß das ein N achteil für das Turbinen­

schiff bedeutet, zum al wenn man berücksichtigt, daß bei Schiffen m it Kolbendampfm aschinen beim R ück­

wärtsgang bis 90 % der Vorwärtsleistung erzielt wird.

Schwache Leistung beim Rückwärtsgang bedeutet geringe Manövrierfähigkeit des Schiffes und kann zu einem Verhängnis werden bei der Gefahr eines Zusammenstoßes oder in anderen Fällen der Not.

Für den Schiffsbetrieb bedeutet die hohe U m lauf­

zahl der Turbinen einen weiteren N achteil, da der Wirkungsgrad des Propellers bei erhöhter Umdre­

hungszahl abnim m t, also den Anforderungen an die W irtschaftlichkeit der Turbine zuwiderläuft. Um einen brauchbaren Turbinenantrieb zu erhalten, ist man genötigt, einen Kompromiß zu schließen. Man drückt die Drehzahl der Turbinen bis zur äußersten Grenze herunter, und, um für die verhältnism äßig noch hohe Drehzahl des Propellers brauchbare Ver­

hältnisse zu bekommen, vermindert man dessen Durchmesser und Steigungsverhältnis, allerdings auf Kosten des Wirkungsgrades, denn allen schrauben­

artigen Mechanismen ist die E igenschaft gem ein, bei steilgängiger Anordnung den geringeren Reibungs­

verlust zu haben. E s ist festgestellt, daß bei direkt m it der Propellerachse gekuppelten Schiffsturbinen aus den angeführten Gründen ein D am pf verbrauch

(2)

42 S ta h l u n d Eisen. Das hydrodynamische Gelriehe von Föttinger. 32. J a h rg . N r. 2.

von 6 k g /P S e noch nicht unterschritten wurde, ob­

gleich m an D am pfspannungen bis zu .14 a t anwendet.

Dem gegenüber seien einige Dampfverbrauchszahlen angeführt, die bei L a n d t u r b i n e n erreicht wurden:

Z e n trale

cd i I o .2

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■3 tß Dampfve brauch jo PSin kg

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N I D 3

o o R hein.-W estf. E lektr.-

W e r k o ... 5000 1025 5,03 9,0 90 E lek tr. Z en trale T u rin 3000 1470 4,94 9,9 85 W estinghouse-P nrsons. 9300 750 4 ,SO 13,5 53 B roten, B overi-P arsons 3500 1360 4,35 1,0 75 G eneral E lcotr. Co.,

B o s t o n ... 5000 700 4,29 13,2 79 A. E. G. R um m elsburg 4250 1497 3,74 13,2 159 E s ist selbstverständlich, daß angesichts dieser U nterschiede im Dampfverbrauch die Versuche nicht ruhten, ähnliche Ergebnisse wie bei den elektrischen

•Zentralen auch bei den Schiffsturbinen zu erzielen.

D ie Aufgabe ist nur zu lösen, indem m an ein Zwischen-

A bbildung 1. Schem a einer ein fa ch sten hydrodynam ischen A rbeitsübertragung.

getriebe benutzt, welches ermöglicht, die Turbine m it der erforderlichen hohen Drehzahl zu betreiben und die Umdrehungszahl des Propellers nicht über die zulässige Grenze zu steigern. D e L a v a l h a t ein W inkelzahngetriebe vorgeschlagen, das aber bei höheren Leistungen sich nicht bewährte. Neuerdings ist das Getriebe von W e s t i n g h o u s e verbessert wor­

den, doch ist erklärlich, daß Zahnradgetriebe bei den hier erforderlichen Geschwindigkeiten ganz außer­

ordentliche Ansprüche an M aterial und genaue Aus­

führung stellen. Ergebnisse über Dauerbetrieb liegen nur in beschränktem Um fange vor. Man h a t auch die elektrische U ebertragung der Kräfte ins Auge gefaßt und diese Frage eingehend studiert, schließlich aber als unausführbar aufgegebon, da Gewicht- und Raumbedarf für die langsam laufenden schweren Motoren im Schiffsbetrieb zu groß war. Im Jahre 1906 h at F ö t t i n g e r ein hydrodynam isches Getriebe für diesen Zweck vorgcschlagen, das anscheinend die richtige Lösung gebracht h at und auch geeignet ist, die Dam pfturbine und den Gasmotor zum A n­

trieb von Um kehrstraßen und durchlaufenden Straßen

zu verwenden, indem ein derartiges Getriebe zwischen­

geschaltet wird.

Abb. 1 stellt das Schem a einer hydrodynamischen Arbeitsübertragung in einfachster Anordnung dar.

E ine K raftm aschine treibt ein Zontrifugalpumpen- rad a an, w elches aus einem Behälter Wasser an­

saugt und unter Druck setzt. D ie A ustrittsgeschw in­

digkeit wird von dem sogenannten Effusor b, einer Art Leitrad, verlangsam t und zum Teil in Druck verw andelt. Aus dem Effusor tritt die Flüssigkeit in das Spiralgehäuse c, das die einzelnen Wasser­

strahlen sam m elt und durch eine L eitung zu einem Turbinenrad führt. In der A bbildung ist als Selain- därturbine ein Peltonrad angenomm en, d ist der Leitapparat, in w elchem der Druck der A rbeits­

flüssigkeit wieder in Geschwindigkeit um gesetzt und auf die Schaufeln der Sekundärturbine geleitet wird.

An das Gehäuse e schließt sich das Ablaufrohr f an.

Indem m an das Wasser aus dem Behälter g m ittels Rohrleitung h in den Saug-

behäJter i zurückführt, ge­

langt es wieder in die Pri- märturbine und wiederholt den Kreislauf. D er Wir­

kungsgrad einer s o le h e in ­ fachen Einrichtung, das ist das V erhältnis der an die Sekundärwelle nützlich abgegebenen Energie zu der an die Primärwelle abgege­

benen, ergibt sich als Pro­

dukt aus den Einzelwir­

kungsgraden der Prim är­

pum pe, der Turbine und der Rohrleitung. Er wird naturgem äß sehr niedrig ausfallen, selbst bei bester Ausführung der E inzel­

apparate. Föttinger hat auf Grund dieses schon länger bekannten Prinzips ein Getriebe geschaffen, das einen ganz außerordentlich hohen Wirkungsgrad ergeben hat.

Abb. 2 zeigt das erste Grundschema des Föttinger- getriebes. D as auf der Primärwelle sitzende Turbinen­

rad a überträgt die zugeführte Energie auf die ein­

tretende Arbeitsflüssigkeit teils durch Beschleunigung, teils durch Erhöhung des hydraulischen Druckes.

Bei der einfachsten Anordnung nach Abb. 1 erfährt die Energie des bewegten Wassers bis zum E in tritt in die Sekundärturbine eine zweim alige Umwand­

lung, zuerst von Geschwindigkeit in Druck im Pum - peneffusor und darauf von D ruck in Geschwindig­

keit im Leitapparat der Sekundärturbine. Hier ist die zweim alige Energieum wandlung in einfachster W eise verm ieden, indem die aus dem Prim är­

rad austretenden W asserstrahlen unm ittelbar auf ein die Sekundärwelle antreibendes Turbinenrad b geleitet werden, das im vorliegenden Falle das P u m ­ penrad konzentrisch um gibt. Im Sekundärrad wird dem Wasser seine Energie bis auf einen kleinen R est entzogen. D ieser R est dient dazu, die austretenden

E rste G rundform des hydrodynam ischen G etriebes

von F ö ttin g er.

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11. J a n u a r 1912. Das hydrodynamische Geiriebe von Föttingcr. S ta h l und Eisen. 43 Strahlen in das feststehende Leitrad c zu führen,

wo sie geordnet und unter geringem Energieverlust dem Pumpenrad unm ittelbar wieder zugeführt wer­

den, um den K reislauf zu wiederholen. D a s W a s s e r

Aus den beiden beschriebenen Grundanordnungen lassen sich alle denkbaren Kombinationen bilden, von denen unten einige Beispiele besprochen werden sollen.

W e l c h e V o r t e i l e u n d F o r t s c h r i t t e b i e t e t n u n di e A n o r d n u n g n a c h F ö t t i n g c r ? D a sind anzuführen:

A bbildung 3 a.

Abgcwickcltcs Schaufelungs­

schem a zu Abb. 3 bei gleicher D rehrichtung

der beiden Wellen.

A bbildung 3. d u r c h s t r ö m t s o n a c h Zweite G rundform des n u r d ie u n m i t t e l b a r hydrodynam ischen G etriobesz u r A r b e i t s i i b e r t r a - von Föttinger. g u n g d ie n e n d e n T u r ­ b i n e n r ä d e r , di e d e r a r t g e s t a l t e t u n d a n e i n a n d e r g e r e i h t s i n d , da ß ei n e n g g e s c h l o s s e n e r K r e i s l a u f g e b i l d e t wi rd. Dieser h at die G estalt eines hohlen Wirbel­

ringes. D ie übliche Gestalt der Turbimmräder ist vollständig verlassen und eine neue Form gebildet, die sich lediglich dem vorliegenden Zweck anpaßt.

Abb. 3 zeigt das zw eite Grundschema. Das Wasser gelangt hier aus dem Pumpenrad a nicht unmittelbar in das Sekundärrad c, sondern erfährt zuerst im Leitapparat b eine Aende-

rung der Geschwindigkeit. Aus dem Sekundärrad c tritt die Arbeitsflüssig­

keit unm ittelbar in das Pumpenrad zurück, um aufs neue Energie aufzu­

nehmen. Durch entsprechende Anord­

nung der Leitschaufcln b ist cs m ög­

lich, das Sekundärrad im umgekehrten Sinne zu drehen w ie das Primärrad.

Der Leitapparat b übernim mt dann die Aufgabe, die Drehrichtung der von der Pumpe kom m enden Strahlen um zu­

kehren.

Abb. 3 a zeigt die Schaufelung für gleichsinnige D rehung, Abb. 3 b für entgegengesetzte D rehung der beiden Wollen. Im letzteren Falle kehrt der Leitapparat b die Drehrichtung der von der Pum pe kommenden Strahlen um.

In Abb. 4 ist ein Dem onstrationsm odell dargestellt, bei dem das Innere des Apparates m it den K onstruktionseinzel­

heiten sichtbar ist. Zur Erreichung eines hohen Ueber- setzungsverhältnisscs sind bei diesem zwei Sekundär­

räder angewendet. E s kann auch zur Uebersetzung ins Schnelle die Pum pe mehrstufig gem acht werden.

1. F o rtfall säm tlicher

Saugrohrc, K rü m ­ m er, Spiralgehäuse u n d Ahlaufgehäuse, m ithin F o rtfall des R aum es, des Gewich­

tes und der Anlage­

kosten dieser Teile, die bekanntlich bei P u m p en und T u r­

binenanlagen den H au p tte il der K osten ausm achen. M it dem F o rtfall dieser Teile sind auch die in diesen Teilen au ftreten d en Reibungs- u n d W irbe- lungsverlusto ausgeschaltct.

2. F o rtfall der doppelten E nergienm setzung, m ithin auch F o rtfall der hierbei en tsteh en d en V erluste, die nam entlich im Effusor sehr b eträchtlich sind.

3. F o rtfa ll des Verlustes, der bei P um pen du rch die nicht w eiter au sn u tzb arc A ustrittsgeschw indigkeit des W assers en tsteh t.

4. F o rtfall jeglicher S augw irkung und dah er jeglichen U nterdruckes. D er D ruck an irgendeiner Stelle des K reislaufes kann durch Anschluß an ein S ta n d ­ rohr oder an einen H ochbehälter w illkürlich v o r­

geschrieben werden.

Der Wirkungsgrad des Getriebes hängt wesent­

lich von dem Uebersetzungsverhältnis ab. Bei fünf­

facher Uebersetzung h at man einen Gesamtwirkungs­

grad von 0,87 erreicht. Bei Uebersetzung von 1 : 1 ,

also bei Anwendung des Getriebes als Kupplung, ergab sich ein Wirkungsgrad von 0,97, der mit R ücksicht auf die Vorteile einer solchen Kupplung ihre Anwendung in der Praxis als möglich erscheinen

* A bbildung 4.

D em onstrationsm odell eines zw eistufigen G etriebes von F ö ttin g er.

a — Prinrirrad, b = feststehender Leikipparat, c = SekundHrrilder, d = Primarwclle, c = SekundHrwclIe.

A bbildung 3 b.

Abgewiekeltes Schaufel ungs- schema zu Abb. 3 bei entgegengesetzter D reh ­ rich tu n g der beiden W ellen.

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44 S talil und Eisen. D as hydrodynam ische Getriebe von Föttinger. 32. Ja h rg . N r. 2.

um gewandelt, die zum Teil vom Wasser aufge­

nommen wird und eine Temperaturerhöhung ver­

anlaßt. Weiui man das erwärmte Wasser zur Kessel- speisung nutzbar m acht, kann ein Teil der Wärme wiedergewonnen werden. Normaler weise genügt cs, das durch die U ndichtigkeit der Stopfbüchsen verloreiigehendc W asser zu ersetzen, u m eine schäd­

liche Erwärm ung des Wassers im Kreislauf zu ver­

meiden. Föttinger schlägt vor, bei Schiffsantrieben das als Speisewasser dienende K ondensat vollständig

Ganz besonderes Interesse hat das Getriebe durch seine bequeme U m steuerbarkeit gefunden, welche g estattet, die Antriebsmaschine, z. B. die Turbine oder den Verbrennungsmotor, in gleichem Drehsinne durchlaufen zu lassen. D ie Umsteuerung wird erzielt:

1. Indem für jede Gangart je ein besonderer voll­

ständiger Kreislauf ausgeführt wird. Für Vorwärts­

gang wird die eine, für R ückwärtsgang die andere gefüllt. D er u n tätige Kreislauf wird entleert. Eine derartige Ausführung ist in Abb. 5 dargestellt.

2. D ie Schaufelung der Sekundärturbine wird so ausgeführt, daß sie für R ückwärts- und Vorwärts- gang geeignet ist. D ie Umkehrung der sekundären Drehrichtung wird erzielt durch W echsel des L eit­

apparates. Abb. 6 zeigt eine solche Ausführung.

A bbildung 5. U m kehrgetriebe m it zwei K reisläufen nach F ö ttin g e r, T y p e I.

A bbildung 6. U m kehrgetriebe

m it einem K reislauf u n d achsial verschiebbaren K re is­

schaufeln fü r V orw ärts- u n d R ück w ärtsg an g , T y p e II.

durch den Transformator hindurchgehen zu lassen, wodurch eine dauernde Temperaturerhöhung des Speisewassers um 20 bis 25 % erreicht wird. E ine derartige Anwendung dürfte im H üttenbetrieb auch möglich sein.

A bbddung 7.

V erhältnis der prim ären L eistung zur prim ären D rehzahl bei gleichbleibender U ebersetzung.

Sehr w ichtig ist die Frage der R egelung bei allen Kraftmaschinen. Auch hierfür b ietet das hydro­

dynam ische Getriebe eine sehr einfache Lösung. Es werden hierbei die gleichen H ilfsm ittel verw endet, die zum Ümsteuern dienen, also z. B. verschiebbare Leitschaufeln. E s handelt sich hierbei im w esent­

lichen um die Aufgabe, die Druckhöhen und die zirkulierende W assermenge in geeigneter W eise zu regeln. W egen des in sich geschlossenen Kreislaufs können die Reguliervorrichtungen an jeder belie­

bigen Stelle eingeschaltet werden.

E s ergibt sich hieraus eine m annigfaltige Anwen­

dungsm öglichkeit für dieses Getriebe. D er W irkungs­

grad ist im allgemeinen nicht geringer als bei elek­

trischer Kraftübertragung. H andelt cs sich um U m ­ kehrantriebe, so ist der W irkungsgrad offenbar höher.

Große Vorzüge sind die B illigkeit des hydrodyna­

m ischen Getriebes, sein geringer Raumbedarf, die läßt, besonders wo Friktionskupplungen aus gew issen

Gründen nachteilig oder unzulässig sein können.

Bei einem W irkungsgrad von 0,87 gehen 13 % der Energie durch Reibung verloren und werden in Wärme

(5)

XI. J a n u a r 1912. Das hydrodynamische Getriebe von Föllinger. S ta h l und Eisen. 4.1

m /rau:PS i w

7Z0

einfache W artung und Instandhaltung, die Fälligkeit, Stöße jeder Art elastisch und nachgiebig aufzunehmen, und sein großes Anzugsm om ent. Letztere Eigen­

schaften sind besonders w ichtigfiir W alzwerksantriebe.

Im Jahrbuch der Scliiff- bautechnischen Gesell­

schaft 1910 berichtet F ö t - t i n g e r eingehend über die Ergebnisse am ersten Vcr- suchsmodell auf dem Ver­

suchsstand des „V ulcan“

in Stettin - Brcdow. Die Ausführung entsprach der Abb. 5 und sollte die Leistung eines 1 0 0 - P S - Elektromotors von 1000 Umdrehungen in der Mi­

nute m it einer Ueber- setzung von 4,5 : 1 auf eine Welle übertragen. D ie Versuchseinrichtung be­

stand aus dem N eben­

schlußmotor, dem Tor­

sionsindikator zur Mes­

sung der Primärpferde­

stärken, dem Transforma­

tor und der Bremse zur Bestim m ung der Sekundär­

pferdestärken. D ie Prim ärleistung wurde bestim m t einmal elektrisch durch Messung von Strom span­

nung und Wirkungsgrad des Motors, dann durch einen Torsionsindikator Bauart Föttinger, der in

in allen Teilen die Vorausberechnungen von Föttinger.

Abb. 7 zeigt, daß die aufgenommene Primärleistung bei verschiedener Primärumdrehungszahl, aber kon­

stantem U ebersetzungsverliältnis, sehr angenähert

P S 100

6 0

7 0

6 0 .%

w s

£

2 0

sekundäre Umdr./min

A bbildung S. Brcm sergebnisse bei k o n sta n te r P rim ärdrehzahl und veränderlicher S ekundärdrehzahl.

m it der dritten P otenz der Primärumdrehungszahl schwankt. Wird dagegen die primäre Drehzahl konstant gehalten, die sekundäre durch die Bremse geändert, so ist nach Abb. 8 die Leistungsaufnahme innerhalb w eiter Grenzen von der Sekundärdrehzahl unabhängig. D ie A bbildung zeigt auch die Aenderung der sekundären Drehm om ente bei konstanter Primärdrehzahl und veränderlicher Sekundärdrehzahl. E s ergibt sich eine fast geradlinig verlaufende M omentenkurve. Wie bei der Kolbenmaschine steigt das Drehmoment bei Stillstand beträchtlich an, was bei U m ­ kehrantrieben durch sofortiges Anspringen und schnelle Umdrehungsaufnahm e vorteilhaft zur

770

70

SO

p r im ä r e P S

A bbildung 9. Brcm sergebnisse bei veränderlicher P rim ärleistung und k o n stan tem U ebersotzungsverhältnis 4,25 : 1.

die hohle Prim ärwelle eingebaut war. D ie Bremse bestand aus einem verbesserten Pronyschen Zaum m it sorgfältig geeichten Dezimalwagen. D ie Ver­

suche wurden ausgeführt von ® tp l.^ n g . S p a n n - h a k e und 2>ipl.=3ng. J u s t. D ie Versuche bestätigten

Geltung komm en wird. In Abb. 8 ist auch ersichtlich, w ie der Wirkungsgrad sich ändert, wenn die primäre Umdrehungszahl konstant bleibt und die sekundäre sich ändert. Durch Einbau von Regelungsvorrichtungen kann die Leistungsaufnahm e, Leistungsabgabe und die W irkungsgradcharakteristik vom Konstrukteur beeinflußt werden.

Ueber die Aenderung des Wirkungsgrades bei verschiedener Primärdrehzahl und ver­

schiedenen Primärleistungen gibt Abb. 9 A u f­

schluß. Für die Manövrierversuche wurde die Bremse vollständig ausgeschaltet, infolgedessen lief der Sekundärteil leer und erreichte un­

gefähr die 1,8- bis l,9 fa c h e der normalen B e ­ triebsdrehzahl. Die in den Schwungm assen auf­

gespeicherte Energie betrug m ithin ungefähr das Vierfache. Trotzdem ergab sieh eine vorzügliche Manövrierfähigkeit des Getriebes, so daß m an sich entschloß, den Versuchsapparat in ein Schiff ein­

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40 Stalil u n d Eisen. D as hydrodynamische Gelriehe von Föttinger. 32. J a h rg . N r. 2.

A b b .ll( T a f e l 1) zeig td ieD u rch b ild u n g d erT y p ell.

D ieses Getriebe ist bestim m t, an Stelle des in Abb. 10 dargcstelltcn in das gleiche Schiff eingebaut zu w er­

den. D er Vorwärtskreislauf ist gebildet durch die Pum pe a, das erste Leitrad b, das erste Sekundär­

rad c, das zw eite Leitrad d und das zw eite Sekundär­

rad e. D ie Vorwärtsleiträder b und d und die Rück- wärtsleiträder f und g sind durch den Stahlguß­

körper h m iteinander verbunden. Sie bilden zu­

sam m en einen ringförmigen Kolbenschieber, der sich auf der Trommel i k achsial führt. Beim Umsteuern wird der Schieberkörper nach rechts bew egt und das Arbeitswasser von der Pum pe a durch f nach dem R ückwärtsrad g und von dort nach dem zw eiten Sekundärrad geführt. D as Sekundärrad e dient für Vorwärts- und R ückwärtsgang. Der Schieberkörper h wird m it Hilfe dreier Schraubenspindeln, deren feststehende M uttern verzahnt und durch einen gekuppelt und parallel ge- zubauen. A ls Antriebsm aschine wurde eine Curtis-

turbine genomm en, die bei 1750 Umdrehungen in der M inute 500 Pferdestärken leistet. Abb. 10 (T afel 1) zeigt einen Schnitt durch die Anlage. D ie m it dem Föttingergetriebe zusam m engebaute D am pf­

turbine besitzt vier dreikränzige Curtisräder. Die Ueberschreitung einer bestim m ten Drehzahl wird durch einen Regulator m it D rosselventil verhütet;

außerdem ist noch ein Sicherheitsregulator vorge­

sehen, der beim Versagen des Hauptregulators ein­

springt. D er H auptregulator sitzt auf einer verti­

kalen lvegelradw'elle über der Rückförderpumpe,

A bbildung 13.

H y d rau lisch e K u pplung nach Pö ttin g er.

deren [Laufrad unter dem W asserspiegel eines B e­

hälters liegt. D ie Pum pe benötigt 3/ 4 % der Turbinen­

leistung und fördert nach dem unter dem Transfor­

m ator liegenden Steuerschieber, durch den auch der Rückfluß des Manövrierwassers erfolgt. An den Transformator schließt sich ein Drucklagcr zur A uf­

nahme der Differenz von Sekundärschub und Pro­

pellerschub. D ie Anlage h at sich praktisch durchaus bewährt. D as Manövrieren, erfolgt in sicherer Weise.

Wird z. B. bei voller Fahrt „voraus“ der H ebel des Steuerschiebers auf Rückwärts gelegt, so steht die Sekundärwelle nach 4 sek, und nach weiteren 10 sek ist die volle Rückwärtsdrehzahl erreicht.

führt. In der M ittelstellung ist der Kreislauf an mehreren Stellen abgesperrt, das Primärrad läuft m it geringem Kraftverbrauch leer.

Abb. 12 (T afel 1) stellt den Transformator für ein englisches H afenschiff dar, das durch einen Saug­

gasm otor. von 150 P S angetrieben wird. A uf dem V ersuchsstand h a t dieses Getriebe 850 P S , also die 5,66 fache Leistung, anstandslos übertragen und dabei einen größten W irkungsgrad von 0,88 erreicht. D ie Sekundärwelle folgte den B ew egungen des Steuer­

hebels fast augenblicklich.

In Abb. 13 ist ein Getriebe m it der U ebersetzung 1 : 1 dargestellt. E s besteht aus zwei fast völlig

(7)

11. J a n u a r 1912. Das hydrodynamische Getriebe von Föttinger. S tah l u n d Eisen. 47 gleichen Rädern, die auf der Primär- bzw. Sekundär- der vollen Leistung in beiden Drehrichtungen. — welle aufgekeilt sind. E in Gehäuse ist in diesem Wie ein solcher Antrieb im Vergleich m it einer Falle nicht notw endig, cs genügt eine leichte Blech- Um kehrkolbenm aschine zu bewerten ist, könnte wohl bekleidung zum Auffangen von Spritzwasser. Dieser erst nach praktischen Versuchen entschieden werden.

Apparat soll als ausrückbare Kupplung dienen. Ver­

suche ergaben einen W irkungsgrad von 9 6 % bei Ucbertragung von 100 P S bei 1000 Umdrehungen in der Minute. Die Kupplung läßt sich für beliebig hohe Leistungen und Umdrehungszahlen ausführen und gestattet ein vollständig stoß- und erschütterungs­

freies E in- und A usrücken bei jeder Geschwindig­

keit durch Füllen oder Entleeren des Getriebes.

D ie Anwendung des hydrodynam ischen Getriebes dürfte sich überall da empfehlen, wo große Kräfte stoßlos, geräuschlos, schnell und sicher ein- und aus­

geschaltet werden sollen. D ie vollkom m en elastische und nachgiebige Aufnahme jeglicher Stöße spricht auch sehr für A nwendung des Getriebes im AValz- werksbetrieb, w eil hierbei der ruhige Gang und so ­ mit die Betriebssicherheit und die Lebensdauer der Antriebsmaschine erhöht wird. D as hohe Anzugs­

moment ohne Mehrbelastung der Antriebsmascliinc ist ein besonderer Vorteil, der besonders bei Umkehr­

antrieben von B edeutung ist.

In Abb. 14 ist der Entw urf für den Antrieb eines Universalwalzwerks wiedergegeben. D ie W alzen­

straße wird von einer D am pfturbine m it einer Lei­

stung von 2400 P S bei 1000 Umdrehungen in der Minute angetrieben. D as Föttingergetriebe, das unmittelbar auf einer gemeinsamen Grundplatte an die Turbine angebaut ist, überträgt diese Leistung m it einer sekundären Umdrehungszahl von 90 in der Minute. Der Dam pfschub der Turbine ist m it dem Achsialschub des Föttinger-Transform ators un­

gefähr ausgeglichen, so daß nur ein kleines Druck- lagcr am K opf der Turbine benötigt wird. Der Sekun­

därschul) des Transformators ist ebenfalls beinahe

ausgeglichen, der R est wird von einem Sekundär- ])er platzbedarf der Turbinenanlage ist offenbar in drucklager aufgenommen. der Walzrichtung geringer, ein U m stand, der wohl Abb. 15 zeigt einen E ntw urf für den Antrieb eines selten von praktischer Bedeutung sein wird. Die Umkehrwalzwerks. D ie Prim ärleistung beträgt allgemeinen Vorzüge des Turbinenbetriebes sind nicht zu verkennen; daß jedoch dieser Betrieb einen w irtschaft­

lichen V orteil bringen wird, ist nicht m it Sicherheit anzuneh­

men, da die beim Turbinen­

betrieb unverm eidliche Lcerlauf- arbeit bei der Kolbenmaschine fast ganz fortfällt.

E s lag nicht in meiner A b­

sicht, die W irtschaftlichkeit der W alzwerksantriebe m ittels des neuen Getriebes einer kritischen U ntersuchung zu unterziehen;

ich habe mich viebnehr darauf 15 000 P S bei 400 Umdrehungen in der Minute, beschränken müssen, das mir zur Verfügung stehende welche auf sekundär 120 Umdrehungen ermäßigt Material und das, was ich aus eigener Anschauung wird. Bei diesem Getriebe wären zum Um steuern auf der Vulcanwerft in S tettin erfahren habe, den ungefähr 6 sek erforderlich, und zwar zur Erreichung Lesern dieser Zeitschrift m itzuteilen.

A bbildung 15.

H ydrodynam isches W endegetriebe nach F ö ttin g er fü r ein Blockwalzwerk.

7l/rbine

T ransform ator

•Mitte B b cksfrq / se

A bbildung 14. T u rb in en an trio b für ein Uni versa lwal/. werk m it F ö ttin g er-T ran sfo rm ato r.

(8)

48 S tah l u n d Eisen. T aylors Erfolge a u f dem Gebiete der Fabrikorganisation. 32. Ja h rg . N r. 2.

T a y lo r s E rfo lg e a u f d e m G e b i e t e d e r F a b rik o rg a n is a tio n .

Von Professor A. W a l l i c h s in Aachen.

or einigen Jahren U n terw eisu n g sk arte fü r A rb e its au ftrag : 1. S. L . V. 3. P .

wurde in dieser Zeit­

schrift* über die interessan­

ten undgrundlegendenVer- suche T a y l o r s auf dem G ebiete der D reharbeit, Stahlherstellung und B e­

handlung berichtet und im Anschluß daran seine Grundsätze für die B e­

trieb sleitu n g! besprochen.

E s m ag mir heute g esta ttet sein, über einige weitere E inzelheiten und über die persönlichen Eindrücke zu berichten, die ich anläßlich einer Studienreise in den Vereinigten S taaten im A nfang des vorigen Jahres über die V erbreitung und das Wirken der Taylor-Or­

ganisation gewonnen habe.

D ie Grundlage derTaylor- schcn Organisation liegt in der Erzeugungssteigerung, erreicht durch die auf Grund von eingehenden Versuchen erhöhte A rbeits­

geschw indigkeit der Werk­

zeugm aschinen, in Verbin­

dung m it einer bis in das K leinste gehenden R ege­

lung aller N eben- und E in ­ richtungsarbeiten zur V er­

meidung jedes unnötigen A ufenthaltes. D as v er­

nehm lichste M ittel zur E r­

reichung des letztgenann­

ten Zwecks besteht in der T r e n n u n g d e r r e i n m e c h a n i s c h e n A u s f ü h ­ r u n g s a r b e i t von der f ü r d i e V o r b e r e i t u n g d e r A r b e i t n o t w e n d i g e n D e n k - u n d U e b e r l e - g u n g s a r b e i t . E in inter­

essantes B eispiel hierfür zeigt die in U ebersicht 1 wiedergegebene U n terw ei­

sungskarte, w elche jedem A rbeitsauftrag beigegeben

* S t. u. E. 1907, 17. J u li, S. 1053/62 u n d 24. J u li, S. 1085/92.

} f E in g e h en d e s'd a rü b e r in T ay lo r - W allich s: D ie Be­

trieb sleitu n g . B erlin , Ju liu s S p rin g er 1909.

1 B la tt, B la tt N r. 1

M aterial:

M a sch in e n sta h l

K lasse N r.

I I I

Zeichnung N r.

6601 P os. 105

Anz. einer A uftrag-S erie:

400

M aschine N r. I A u ftrag N r.

L . 10 ! P . L . V.

G esam tzeit:

3 9 4 M in .

B onus:

3 5 %

B eschreibung d er B earb eitu n g : B oh re n u n d Abslechen von Unterlegscheiben

au f der Revolverdrehbank

Nr.

9 10 11 12

13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38

E i n z e l - U n t e r w e i s u n g e n

I . E i n r i c h t e n d e r B a n k .

Zeitkarte holen ...

Le se n der K a r l e...

A nd reh en der E in s p a n n k la u e n au f B i n g a u f die Stang e setzen . . . . S tang e in den Spindelstock einsetzen u n d R in g e j u s t i e r e n...

L ä n g e n a n sch la g e in s t e lle n...

3/ u D D T S i n C C C E 3/ s einsetzen C C G E 3/ 8in den Revolverkopf ein­

setzen ...

A n s c h la g einstcllen fü r D D '1' S 3/ 16 S . A . T L S ta h l einsetzen u n d e in ­ stellen ...

S u m m a Einrich tzeit I I . A r b e i t s z e i t e n . M a t e ria l b is a n den A n s c h la g bringen Revolverkopf drehen u n d M a s c h in e

in G a n g s e t z e n...

3/ 16" L o ch b o h r e n...

W erkzeug w e c h s e ln...

Abstechen u n d K a n t e n abfeilen . . Fertiges S t ü c k i n den K a s te n legen.

Stücke nach H und erten abzählen. Zeit pro S tü c k ...

9 0 % A u fsch la g a u f die E in rich t- u n d Wechselzeit ( 0 , 3 5 )...

1 0 % A u fsch la g a u f die M a s c h in e n ­ zeit ( 0,26 ) ...

Vor­

schub Geschw.

Fertigstellungszeit p ro S tü c k

B a n k in O rd n u n g bringen.

Gesamtzeit fü r 400 S tü c k — 4 0 0 x 0,96 + (7 ,6 1 + 2 )

66

393,61 M in u t e n oder -— Arbeitsstunden.

W enn die M aschine n ich t so laufen k a n n i wie befohlen, m uß d e r Geschw.-M eister j 1 so fo rt a n den A usfertiger dieser K a rte ! M onat beriohten.

A rb e ite

-1

a m - ¡G esam t-1

zeit 'n c h tz c it . . . ... i zeit Min. [ Min.

0,14

0,12 2,00 2,00 0,91 0,19

0,59 0,31 0,31

0,22 0,31

0,77 7,61

0,15

0,08

0,08

0,02

0,02

0,26 I 0,35 0,61

0,32

0,03 0,96

9 T ag

11 J a h r

Min.

A usgefertigt:

R . N achgesehon:

S . U e b ersich t 1. U n to rw eisungskarte fü r einen A rb e itsau ftrag .

(9)

11. J a n u a r 1912. T aylors Erfolge auf dim Gebiete der Fabrikorganisation. S ta h l u n d Eisen. 49 wird. Wie ersichtlich, handelt es sich um eine

ganz einfache Arbeitsaufgabe, das Abdrehen von Unterlegscheiben der Revolverdrehbank.

D ie Karte enthält zunächst die E inzelzeiten für das Holen der neuen Karte, die Unterrichtung über die Aufgabe und das Einrichten der Bank bzw. das Einspannen des Materials. D ie E inzelzeiten für die vorbereitende A rbeit sow ie

auch für die einzelnen Arbeitsgänge sind die an den geschicktesten A rbei­

tern m it der Stoppuhr gem essenen, also die k i i r z e s t m ö g l i c l i e n und nicht die normalen. Für die notwendigen U nter­

brechungen, bzw. um dem m it normaler Geschwin­

digkeit Arbeitenden ge­

recht zu werden, ist später, wie aus der K arte ersicht­

lich, ein Aufschlag gem acht worden, und zwar ein ziemlich w esentlicher (rd.

70 bis 90 %) für die E in- richtungs-, Handhabungs- und E in steilzeiten , ein kleinerer (rd. 10% ) für die Zeiten der M aschinen­

arbeit, welche im D urch­

schnitt im selbsttätigen Gange verlaufen. E s hat sich die A ufstellung der kiirzestmöglichen Zeiten als die zw eckm äßigste her­

ausgestellt, w eil die Zahlen dann als gleichwertig zu erachten sind und neue Arbeiten ohne neue Z eit­

studien aus den Zeitele­

menten früher gem essener und tabellarisch zusam ­ mengestellter Arbeiten be­

rechnet werden können.

Für die verschiedenen Arbeiten sind dann E r­

fahrungsaufschläge hinzu­

zurechnen, um die vorzu­

schreibenden G esam tzeiten zu erhalten. Zum Schluß

wird die G esam tzeit für eine Serie von 400 Stück, wie gezeigt, berechnet.

In Uebersicht 2* ist eine solche U n t e r w e i ­ s u n g s k a r t e für eine größere Arbeit, das Abdrehen einerKurbelwelle, gezeigt. Auf dieser Karte, welche bereits vor zehn Jahren angew endet wurde, ist die vor Einführung der K arten und eines besonderen unten beschriebenen Lohnverfahrens benötigte Zeit ver-

* E n tn o m m en aus dem A ufsatz von H . L. G a n 11 , Engineering M agazine 1911, Vol. X L I, S. 1.

merkt: 54 Stunden gegen 10 Stunden 50 Minuten, eine Zeitverkürzung auf ein Fünftel. Ein H aupt­

vorzug solcher genauen Zeitunterweisungen besteht in der M öglichkeit für den Arbeiter, in jedem Augen­

blick den Stand seiner Arbeit m it der gegebenen Zeitvorschrift vergleichen zu können; die Karten sind sozusagen Schrittm acher für den Arbeiter.

Als einBeispiel der M ittel zur Vermeidung allen un ­ nötigen A ufenthaltes und sorgfältiger Vorbereitung jeder Arbeit sei die in U ebersicht 3 dargestellte W erkzeugliste gezeigt. U m bei der für die gleichen Arbeitsstücke stets in gleicher W eise wiederkehrenden Vorbereitungstätigkeit der Beschaffung und B ereit­

stellung der nötigen Vorrichtungen und Werkzeuge Zeit zu sparen, wird für jeden A uftrag ein für allem al eine solche W erkzeugliste aufgestellt, welche vor Beginn der Arbeit der W erkzeugausgabe zur Zu-

7 A rt d e r A rbeit:

D rehen

N o rm alarb eit N r.

460

A uftrag N r.

1 6 S37 M aschine N r. j S ta h l N r. K lasse des M aterials

59 \ 3 1 E \ 14

Schm iedestück N um m er 2 2 706 B F N am e des A rbeiters: Scott. G eschw indigkeitsm eister: T u ll.

Beschreibung der Einzelarbeiten

Vorm der

Anzahl der Stähle Schnitte

Vor­ Ge­ geschrie­Vor­ Lohn schub schwin­ bene Zeit satz

digkeit Std.jÄIin.

E in rich te n der D r e h b a n k : 2 0 M in . E in s p a n n e n u. Zentrieren f. d. L a g e r ­

stellen ...

D rehen der L a g e rste lle n...

W echseln fü r den Kurbelzapfen . . S ch ru p p e n des K urbelzapfens . . . S ch ru p p e n der K urb elw angen m it zwei \

S t ä h l e n... ! Schlichten der K urb elw angen. . . . Schlichten des K urbelzapfens u n d der H o h l k e h l e n...

F e ilen des Z a p f e n s...

Polieren des Z a p f e n s... : P rü fe n u n d M e s s e n...

A b s p a n n e n...!

( N u r f ür das erste S tü ck ) I

S u m m a Arbeitszeit Festgesetzt a u f 1 0 S tu n d e n 5 0 M in .

¡-e-y j j

ß i 1

Bearbeitungsgrad fü r die Kurbel- zapfen N r. 1.

Bearbeitungsgrad fü r die W angen N r. 3.

Frühere Bearbeitungszeit: 5 4 Stunden

Unterweis ungs- fcarte Nr.

4811

Normalzeich-j B. S. Co.- nnng N r. : Zeichn. Nr.

P . C . M . B . ' 2 6 194l/t A

10 5 2

M onat 7

Tag 17

Jahr O l

Gezeichnet:

B u ckle y.

F alls die Maschine n ich t wie vorgeschrieben a rb eite n k an n , h a t der Ge­

schw indigkeitsm eister so fo rt dem A ussteller dieser K a rte zu berichten.

U ebersicht 2. U nterw eisungskarte für das D rehen einer K urbelw elle.

(10)

50 S ta h l u n d Eisen. T aylors Erfolge a uf dem Gebiete der Fabrikorganisation. 32. J a h rg . N r. 2

sam m enstellung der verzeichneten Stücke über­

m ittelt wird. D ie W erkzeuge und Vorrichtungen werden auf ihre Brauchbarkeit untersucht, dann in besondere eiserne K asten gelegt und dem Arbeiter noch vor Beginn seiner T ätigkeit m it der Liste zugestellt. W ie alle E inzelteile der norm alisierten Erzeugnisse, sind auch alle W erkzeuge vereinheit­

licht und durch besondere, nach einem streng durch­

dachten Verfahren zusam m engesetzte Erkennungs-

IV e r k z e u g -

für M aschine Nr.

L i s t e

L 10

S y m b o l d e s A r b e i t s a u f t r a g e s 1 P . L . V. 3. P . Z eichnung N r. 6 60 1 ■ 105 Die auf dieser L iste angeforderten W erkzeuge müssen in einem K asten v erein ig t herausgegeben werden. Diese L iste ist in dem F ache des K astens unterzubringen und m uß m it den Werkzeugen

von und zu d er Maschine gehen.

Stück N a m e Größe

D orne P aß stü ck e Schrauben B o h rstan g en B ohrköpfe S ta h lh a lte r S p a n n fu tte r Spanueisen Spannpatvono Z en trierb o h re r Schneidw erkzeuge Schneidbacken Schneidkopf B ohrer M itnehm er L ehren S chablone F rä sd o rn F rä se r R eibahlen Fü h ru n g sb ü ch sen R eitsto ck h ü lsen G ew indebohrer W indeisen Zange Sch rau b sto ck

L 10

3/16

Symbol

C C C E

D 1) T S P A T L

M arkenanzah i A rbeiter N r. Stunde M onat j Tag J a h r A usgefertigt

5 2 5 4: 11 1911 R

W enn die W erkzeugliste n ic k t stim m t, muß sofort d er V orrichtungsm eister dem A usfertiger dieser L iste berichten.

U c b crsic h t 3. W erkzeugliste.

buchstaben und -Ziffern (Sym bole) bezeichnet. D ie Einführung solcher Sym bole erleichtert sow ohl die U ebersicht als auch die Schreibarbeit bei A usfertigung der Karten und Formulare. Ich unterlasse nicht, zu erwähnen, daß auch in vielen der heim ischen Ma­

schinenfabriken eine V orschrift der zu verwendenden W erkzeuge, insbesondere bei der Massencrzcugung, sta ttfin d et; m eistens werden die W erkzeuge und Vorrichtungen bei uns auf den Arbeitszeichnungen, und zwar unm ittelbar an den A rbeitsflächen, vermerkt.

E ine w eitere, sehr nachahm ensw erte Einrichtung ist die A nordnung von TJebersichtstafeln über die

B eschäftigung der W erkzeugm aschinen. H at bei­

spielsw eise ein Dreher einen A rbeitsauftrag vo ll­

endet, so soll ohne seine Meldung der nächste A rbeits­

auftrag nicht nur vorbereitet w erden, sondern die A rbeitsstücke, W erkzeuge und V orrichtungen usw.

für die nächste A rbeit sollen bereits zur Stelle sein.

U m dem A rbeitsdisponenten die U ebersicht zu er­

leichtern, werden die erw ähnten Tafeln (vgl. A bbil­

dung 4) sow ohl im Arbeitsburoau als auch in der betreffendenW erkstätte an der W and aufgehängt. Sie gestatten m it einem Blick eine P rüfung über die Frage, ob alle Maschinen beschäftigt und auch die folgenden A rbeitsaufträge vorbereitet sind. Zu diesem Zweck bekom m t jode M a­

schine für jede A rbeit ihre A rbeitskarte (vgl. U eber­

sicht 5). A uf der W and­

tafel sind für die A rbeits­

karten jeder W erkzeug­

m aschine drei unterein­

ander angeordnete Plätze vorgesehen. A uf dem obe­

ren P latz hängt die A rbeits­

karte des augenblicklich in A rbeit befindlichen A uf­

trages, auf dem m ittleren P latze hängt die K arte des nächstfolgenden Auftrages für die betreffende Ma­

schine und auf dem unteren P latz alle weiteren etw a schon ausgeschriebenen Karten übereinander. Aus dem Beispiel der A bbil­

dung 4 ist zu erkennen, daß für die Drehbänke 4 und 7 die folgenden A r­

beitsaufträge noch ausge­

schrieben werden müssen.

D ie gleiche W andtafel hängt im Arbeitsbureau, die A rbeitskarten werden hierfür im D urchschreibe­

block doppelt ausgefertigt.

D er leitende Gedanke bei der E inführung der be­

sprochenen E inrichtungen ist die Ersparung an Zeit oder die Verkürzung der durch die F abrikation be­

dingten A rbeitsunterbreclum gen, wie W erkzeug­

w echsel, U m spannen, A ufspannen der folgenden A rbeitsstücke usw. D ie A nw endung hoher S ch n itt­

geschw indigkeiten durch Verwendung von Schnell­

drehstahl ist von geringer W irkung, w enn nicht durch eine zw eckm äßige Ordnung der D inge die sogenannten N ebenzeiten oder unproduktive A rbeits­

zeiten auf das kleinstm ögliche Maß zurückgeführt werden. In dieser R ichtung ist m eistens mehr Zeit

(11)

11. J a n u a r 1912. T aylors Erfolge, auf dem Gebiete der Fabrikorganisation. S tali u n d Eisen, öl zu gewinnen als in der Erhöhung der A rbeits­

geschwindigkeit.

Von Interesse werden noch einige M itteilungen über den Zusam m enhang der Zeitvorschriften m it der E n t l o h n u n g der Leute sein. N ach dem Taylor- sclien Lolmverfahren wird für die E inhaltung der vorgeschriebenen Zeit ein hoher Lohnsatz,

etwa 30 bis 50 % über dem üblichen, gewährt, während bei N ichteinhaltung ein Abzug für die Stunde M ehraufwand an Zeit ein tritt. D ieses sogenannte D ifferential­

lohnverfahren h at sich jedoch als zu strenge erwiesen und daher in den m eisten Betrieben n ich t aufrecht erhalten lassen.

Fast alle nach dem Taylorschen S ystem geleiteten B etriebe haben daher das Ga n t t s c h e „Task and B onus“ L olm ver­

fahren in A nwendung gebracht, welches den Leuten, einerlei ob die vorgeschrie­

benen A rbeitszeiten erreicht sind oder nicht, den üblichen Stundenlohnsatz ge­

währt, jedoch bei E inhaltung der vor­

geschriebenen Zeit einen „B onus“ (s. die

Unterweisungskarten), d. h. einen Lohnaufschlag, von m eistens 35 % auf den ganzen Lohnbetrag zugute kommen läßt, D ie Erfahrungen haben ge­

zeigt, daß die Arbeiter durchweg den „B onus“

verdienen, d. h. sich Mühe geben, die Arbeit in der vorgeschriebenen Zeit fertigzustellen. E s m ag sein, daß man nicht überall ein derartiges Arbeitspersonal vorfindet. Von einigen Betriebsleitern europäischer Werke wurde mir versichert, daß bei ihnen die Leute zweifellos eine langsam e

Arbeitsweise bei normalem Lohn dem M ehrverdienst bei beschleunigtem Tempo vorziehen würden. E s trifft das aber n ich t für die Mehrzahl der deutschen Betriebe zu, denn durch­

weg hat man bei uns die Durchführung des Stü ck ­ lohnverfahrens (Akkord) erreichen können, was in den m eisten M aschinenbau­

betrieben der Vereinigten Staaten infolge des W ider­

standes der Arbeiterorgani­

sationennichtm öglich war;

es wird dort noch vorwiegend in der niederen Stufe des Zeitlohnverfahrens gearbeitet.

Das Taylorsehe System h at naturgemäß von manchen Seiten in der Literatur auch scharfe Ver­

urteilungen erfahren, welche m eist auf sozialem Gebiete liegen. E s sei vom allgemein menschlichen Standpunkte aus zu verwerfen, dem Arbeiter alle höher stehende T ätigkeit, w ie z. B. das eigene Nach­

denken über die Art, w ie eine Arbeit anzufangen ist, fortzunehmen. Man m ache den Menschen zu einer würdelosen Maschine usw. Taylor hat diese E in­

würfe jedoch treffend widerlegt m it dem H inw eis, daß er die zur D enkarbeit oder zur B eaufsichtigung oder Leitung geeigneten E lem ente in den reorganisierten Betrieben stets aus den Kreisen der m echanisch arbeitenden herausgenom men und sie zu Vorarbeitern, Meistern oder B eam ten im Arbeitsbureau gem acht

habe, denn die Zahl der Beam ten muß bei einer so intensiven Organisation naturgem äß erheblich ver­

mehrt werden. D as Verhältnis von B eam ten zu Arbeitern beträgt in M aschinenfabriken normal etw a 1 : 7 bis 8 herunter bis 1 : 12, in den Taylor- Betrieben dagegen etw a 1 : 3. Man kann also im Gegenteil sagen, daß das System eine große Zahl von Arbeitern in eine höhere Stufe der B erufstätig­

keit em porhebt und nur denen die m echanische Aus-

führungsarbeit läßt, die gem äß ihrer Veranlagung zu keiner anderen T ätigkeit geeignet und m eist auch nicht gew illt sind.

E s hat sich im Gegensatz zu der oben vertretenen, den Grundsatz der Trennung der U eberlegungs- von der Ausführungsarbeit m ißbilligenden Meinung in den nach den Grundsätzen der durchdachten Leitung neugeordneten Betrieben herausgestellt, daß infolge der vollkom m enen R egelung aller D inge und des dadurch bedingten ordnungsm äßigen Verlaufs der Tätigkeiten und der Vermeidung aller Streitigkeiten

0 7 Oz D j Dlf D f D g ü 7

H É i f i i S B U S l ü S S S S

Et hIhI f e Ë Ü Ë 5 S 1

S B SB

A bbildung 4. U eberidchtstafel über die B eschäftigung d er W erkzeugm aschinen.

A uftrag N r.

N orm al-A uftrag N r. 1 S L V 3 S

“ ... ~ ... , “ ...

B eschreibung d e r A rbeit Gesam tzahl der Stücke

Zeit- Einheiten i

B oh ren u n d Abstechen von Unterlegscheiben 400

Ura den Bonus zu erhalten, muß die A rbeit voll­

endet sein in

1 6 {r

3

Jq S tun den ; B etrag

des Bonus 3 5 %

Unterweisungs­

k a rte N r.

K artenzeichnung ! B lattzeichnung

N r. j N r. Gezeichnet j

6601 P os. 105

1

6601. \

1

.

U eb ersich t 5. A rb e its k arte .

(12)

52 S ta h l u n d Eisen. T aylors Erfolge auf dem Gebiete der Fabrikorganisation. 32. J a h rg . N r. 2.

über die A rbeitszeiten und L ohnsätze, W egfall der Täuschungsversuehe über die A rbeitszeiten bei E rst­

ausführungen zwecks Akkordbestim m ung eine w eit größere A rbeitsfreudigkeit und Zufriedenheit der L eute en tsteh t als in den nach althergebrachten Grundsätzen verw alteten W erkstätten. D ie tatsäch ­ lichen V erhältnisse sprechen som it gegen die behaupte­

ten Schäden nach der sozialen S eite; nach dieser R ich­

tung fä llt der durch die Schaffung vollkom m en klarer V erhältnisse in der Lohnfrage das Vertrauen zwischen Arbeiter und Leitung bestärkende und das Mißtrauen beseitigende E influß der neuen R egelung viel mehr ins G ewicht als die vorhin behauptete, in sozialer H insicht ungünstige Wirkung verm ehrter Arbeitsteilung.

Ein anderer Einw and findet seinen Ausdruck in der B ehauptung, daß das Taylor-Verfahren den Ar­

beiter in eine sein W ohlbefinden und seine Gesund­

heit schädigende H etze hin ein treibe.' Auch das muß ganz entschieden bestritten werden. E bensosehr w ie Taylor dafür sorgte, daß jeder B eam te und jeder Arbeiter eine seine Zeit voll ausfüllende Tagesauf­

gabe erhält, war er ängstlich darauf bedacht, daß jede U eberanstrengung verm ieden werde. Nur die bisher nutzlos durch absichtliches B um m eln oder durch schlechte Vorbereitungen verursachte W artezeit und durch unzw eckm äßige Art der Arbeitsausführung zu viel verbrauchte Zeit sollte gew onnen werden, nicht eine weitere Zeitverkürzung durch U eberanstrengung erreicht werden. E s wäre auch anders ein schlecht durchdachtes S ystem , denn Ueberanstrengung hat doch stets Verminderung der A rbeitskraft und der A rbeitsleistung zur F olge, ganz abgesehen davon, daß sich der D urchschnitt unserer A rbeiter in den heutigen Zeiten durch keine noch so hohen L ohnsätze zur dauernden U eberanstrengung verleiten läßt. Daß ihm z. B. bei der D reharbeit die eigene B estim m ung über A rbeitsgeschw indigkeit, Form gebung und Schliff der Stähle, Größe des V orschubes usw. genom m en wor­

den ist, h at seinen Grund in der Tatsache, daß dem Ar­

beiter selbst bei langjähriger Erfahrung das U rteil über die zw eckm äßige und w irtschaftliche W ahl dieser Größen nicht eigen sein kann, da dieses Problem von einer ganzen Anzahl von E lem enten beeinflußt wird, deren richtige A bgrenzung gegeneinander zur H er­

stellung der größten W irtschaftlichkeit ein m ühe­

volles, langjähriges Studium eines ganzen Stabes von w issenschaftlich gebildeten Ingenieuren und er­

fahrenen Praktikern bedurfte.* Meine persönlichen

* E in g eh en d er B erich t d a rü b e r i n : T aylor-W alliohs, U cbcr D re h arb e it u n d W orkzeugstühle. V erlag J u liu s Springer, B erlin.

Eindrücke durch den Verkehr m it Taylor und seinen M itarbeitern und durch die B eobachtung in einigen reorganisierten Betrieben waren ausgezeichnete. In der Tabor M anufacturing Co. in Philadelphia sah man die A rbeiter stets eifrig bei der A rbeit, ohne etw a die Spuren von Ueberanstrengung in dem Aeußeren der L eute bemerken zu können. D ie Vorschriften über den Fabrikationsgang, die B uchungen und N o­

tierungen aller Vorgänge der Fabrikation waren so vollständig, daß m an im A rbeitsbureau, d. h. im M ittelpunkt aller schriftlichen und Geistesarbeit des B etriebes, über den augenblicklichen Ort und Fabri­

kationszustand jedes noch so kleinen E inzelteiles der in A rbeit befindlichen Maschinen A uskunft erhalten konnte. D iese Probe habe ich auf Aufforderung der L eitung gem acht und die R ichtigkeit bestätigt ge­

funden. E s ging in dieser Fabrik alles w ie „am Schnürchen“ ; kein Fragen, kein Schelten, keine A uf­

regung, w eil jeder B eam te w ie A rbeiter täglich seine ganz bestim m te, genau vorgeschriebene und ihn em sig, aber ohne U eberanstrengung beschäftigende Arbeit zugew iesen erhält. D ie Gewinne der Fabrik haben sich seit E inführung des neuen System s w esentlich gehoben, das Einvernehm en zwischen den Arbeitern und der L eitung ist ein ausgezeichnetes, A usstände sind seitdem vollständig unterblieben.

Tm ganzen arbeiten heute in den Vereinigten Staaten ungefähr 50 000 A rbeiter in den so re­

organisierten Betrieben, eine immerhin noch kleine Zahl im V erhältnis zu den insgesam t beschäftigten.

Günstige Vorbedingungen für die Einführung sind n ich t überall vorhanden, da die vorherige persönliche U eberzeugung von der Z weckm äßigkeit der neuen G rundsätze bei allen B eteiligten , vom D irektor bis zum Vorarbeiter, vorhanden sein m uß und erheb­

liche G eldm ittel für die U ebergangszeit bereit gestellt werden müssen. Auch staatliche B e ­ triebe, die M ilitärw erkstätten im W atertow n- Arsenal bei B oston, sind m it E rfolg in der R eorganisation begriffen.

D ie w eitere A usbreitung der A nwendung der Taylorschon Grundsätze ist, vom Standpunkt all­

gem einer Interessen betrachtet, sehr w ünschensw ert, da sie die E rfüllung der für die M enschlichkeit hoch­

bedeutsam en Aufgabe in A ussicht stellt, die beste w irtschaftliche A usnutzung aller geistigen und körper­

lichen K räfte zu vollbringen und die Lösung der schwierigen sozialen Aufgabo der Besserung der Beziehungen zwischen A rbeitnehm er und A rbeit­

geber ihrer Erfüllung näher zu bringen.

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