CHLEF
Untersuchung des Einflusses der
Wechselwirkung von Propeller
und Ruder auf Propulsion und
Schwingungserregung
1. AllgemeinesZahlreiche Untersuchungen der durch den Propeller
hydrodynamisch erregten mechanischen Schwingungen des Schiffskörpers weisen auf folgende Ursachen hin:
die Ungleichförmigkeit der Zuströmung zum Propeller, die im Strömungsfeld nach Gröíle und Richtung örtlich veränderlich ist und darüber hinaus auch eine zeitliche
Abhängigkeit besitzt [1],
die zeitliche Änderung der Zirkulation am Propeller, wenn dieser an festen Flächen vorbeischlägt. Die da-durch bedingten Druckschwankungen treten dabei
so-wohl an den betroffenen Flächen als auch am Propeller
selbst auf.
Daraus ergibt sich, daß die Einleitung der Schwingungs-erregung einerseits über die Wellenlager, andererseits über die im Strömungsfeld des Propellers liegenden Flächen des Hinterschiffes und über das Ruder erfolgt.
Eine Aussage über die im Schiffskörper auftretenden
mcchanischen Schwingungen kann der Modellversuch nicht liefern, da es nicht möglich ist, die Forderungen der elasti-schen und hydrodynamielasti-schen Ähnlichkeit am Modell gleich-zeitig zu erfüllen. Wohl aber lassen sich die Ursachen der Schwingungserregung feststellen, so daß es möglich wird, diese durch geeignete Formgebung auf ein Mindestmaß
her-abzusetzen.
Die bisher fast ausschließlich an Seeschiffen durchgeführ-ten Untersuchungen haben im Hinblick auf die Gestaltung des Hinterschiffsbereiches und der Propulsions- und
Steuer-organe zu einer Reihe von Empfehlungen geführt. Diese sind auf Binnenschiffe nicht unmittelbar anzuwenden, da
hier wegen der begrenzten Fahrwasserverhältnisse
hydro-dynamische Bedingungen herrschen, die zu anderen Be-triebsverhältnissen und einer speziellen Formgebung
ge-führt haben. Dadurch sind auch im Hinblick auf die Schwin-gungserregung andere Verhältnisse zu erwarten [3].
Die Erregung von Schiffsschwingungen über das Ruder
ist bei Seeschiffen nur in einzelnen Fällen [10, 14] untersucht
worden. Im allgemeinen scheinen hier die erregenden Kräfte
relativ gering zu sein. Bei Binnenschiffen mit wesentlich höheren Schraubenbelastungen und großen
Tangential-geschwindigkeiten im Schraubenstrahl sind andere Bedin-gungen zu erwarten, die eine eingehendere Untersuchung erfordern.
2. Versuchsplanung und Modelle
Um eine möglichst
klare Trennung der
erregendenSchwingungsanteile zu erreichen, war es das Ziel dieser
Untersuchung, die wenig bekannte Wechselwirkung zwi-schen Propeller und Ruder gesondert zu erfassen.
Kriterien für das Zusammenwirken von Ruder und Pro-peller sind einerseits die für Vortrieb und
Manövriereigen-schaften wichtigen mittleren Propeller- und
Ruderkenn-werte und andererseits die diesen MittelRuderkenn-werten überlager-ten periodischen Schwankungen, die schwingungserregend wirken. Zur Ermittlung dieser Werte wurden Freifahrtver-suche geplant, um zunächst den Einfluß des Schiffskörpers
auszuschalten.
Bei der Modellauswahl wurde mit Rücksicht auf die prak-tische Anwendung auf den noch sehr verbreiteten Binnen-schiffstyp Johann Welker" in Einschrauberausführung zu-rückgegriffen. Dieser Typ ließ wegen seiner hohen
Maschi-tab.
y. Scheepsbouwkuricle
Technische Hogeschool
148. Mitteilung der Vorsuchsanstalt für B'snri thitfbau e.V.,
Duisburg, Institut an der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen.
DipL-!ng. Walter G ro lii us
nenleistung und der ohne Düse im Tunnel arbeitenden
Schraube eine kräftige Schwingungserregung erwarten und schien daher für eine grundsätzliche Untersuchung gut ge-eignet zu sein. Der Modellmaßstab wurde mit X = 12,5 so groß gewählt, wie er im Vergleich zu den Abmessungen des
großen Flachwassertanks der VBD noch vertretbar war.
Nach vorliegenden VBD-Untersuchungen [6] wurde bei den
Versuchen von einem Betriebszustand ausgegangen, dem die Werte in Tabelle i zuzuordnen sind (siehe auch Bild 1):
Tabelle i
25 0.55
20 '.50
70 040
250
Typschiff J. Welker (Einschrauberi
FropuISions-Ke,anverte als FnkUsn
der Propellerdrehzahl riergarg r 2.5 m Wosserhöhe h 5,0 ,n 0.28 700 f 0.27 500 0,26 500 15 0.45 ________ ' 0.25 400 0.24 300 ..nt'n»i7 0.21 200 350 400
Der verwendete rechtsdrehende Propeller P 163 r
ent-sprach der Serie Wageningen B 4.55, dessen Abmessungen
aus Tabelle 2 zu ersehen sind.
Tabelle 2
1) Gekürzte Fassung des VDB-Berichtes Nr. 572. Der vollständige
Bericht kann zum Selbstkostenpreis von der Versuchsanstalt
für Binnenschiffbau e.V., Duisburg, Klöcknerstral3e 77, bezogen werden.
Die Mittel zur Durchführung dieser Untersuchung stellte in dankenswerter Weise das Ministerium für Wissenschaft und
Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.
HANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang 1974 - Sondernummer STG/WEMT - Mai 823
Bez. Großausführung Modell
D 1,7 rn 136 mm P 1,36 rn 108,8 mm P/fl 0,8 0,8 A F/Al 0,55 0,55 z 4 C57 ¡ 0,5 m 40.1 mm 12 74 16 78 2 2l ,,r.d57 Bild i
Bez. Großausführung Modell (t = 12,5)
T 2,5 m h 5,0 m P17 700 PS V 16,3 km./h 1,28 rn/s n 334 mm" 10,6 s'' w 0,477 0,477 J 0,25 0,25 2,313 rn/s 0,639 rn/s
Um Massenkräfte und -momente möglichst klein zu hal-ten, wurde der Propeller unter Einhaltung geringster Ferti-gungstoleranzen aus einer Leichtmetall-Legierung
herge-stellt und anschließend ausgewuchtet. Bei der
Ruderaus-wahl wurde von einer gebräuchlichen Drei-Flächen-Ruder-anlage ausgegangen. Diese ist in ihrer Anordnung in Bild 2
wiedergegeben. Für die Versuche wurde der Zustand der
Geradeausfahrt ohne wesentliche Ruderseitenkraft
ausge-wählt.
Bild 2 Hinterschiff mit Drei-Flächen-Ruderanlage (eingezeichnet Abstandsvariante a und Meßquerschnitt für das Biegemoment im Schaft des Mitteiruders)
Die Untersuchungen sollten am Mittelruder durchgeführt
werden, das, im Gegensatz zu den Seitenrudern voll im
Schraubenstrahl liegend, klar definierbare Belastungen er-warten ließ. In erster Linie war bei verschiedener Propel-lerbelastung der Einfluß des Abstandes zwischen Propeller Tabelle 3
und Ruder auf die Propeller- und Ruderkennwerte zu prü-fen. Ausgehend von der üblichen Anordnung am Hinter-gchifl wurde der Abstand entsprechend Tabelle 3 festgelegt.
Zur Bestimmung der Schwingungserregung des Ruders
war eine dynamische Querbiegemomentenmessungen im
Ruderschaft im Bereich des unteren Kokerlagers geplant, worüber die Schwingungen hauptsächlich in den Schiffskör-per eingeleitet werden. Es war anzunehmen, daß in Quer-richtung die wesentliche Schwingungsbeanspruchung auf-tritt.
3. Meßtechnik
Die Verwendung des Ruders als dynamischer
Meßwert-geber machte starke konstruktive Änderungen der
Aus-gangsform notwendig. Da das Ruder nur in Mittschiffslage
untersucht werden sollte, konnten Leitkopf und Drehteil
zusammengefaßt werden. Um eindeutige Meßbedingungen
zu erhalten, wurde es als rechteckiges Schweberuder mit quadratischem Schaft ausgebildet, so daß auf die übliche Stevenhacke verzichtet werden konnte. Das Ruderprofil
wurde aus der Serie IfS 58 TR... [121 ausgewählt, bei dem
sich das relativ geringe Flächenvolumen um den Schaft
konzentriert. Damit war es möglich, unter Verwendung von leichtem Kunststoff einen Ruderkörper mit geringer Masse
herzustellen und darin einen stark dimensionierten Soiaft mit großer Biegesteifigkeit einzulassen. Auf diese Weise
konnte eine hohe Biegeeigenfrequenz erreicht werden, die für eine unterkritische Schwingungsmessung anzustreben war.
Bei der für den Versuch vorgesehenen PropeT.lerdrehzahl
von n = 20 s war bei dem vierflügeligen Propeller im
wesentlichen mit einer Erregergrundfrequenz, der Blatt-frequenz, von
n x Z = 80Hz
und der ersten Oberschwingung mit 160 Hz zu rechnen. Um
die auftretenden Schwingungen weitgehend
arnplituden-und phasengetreu messen zu können, war eine
Eigenbiege-f requenz von mindestens doppelter Größe, also etwa
fe = 320 Hz, anzustreben.
Bild 3 zeigt das Meßruder in seiner endgültigen Form mit einem Dickenverhältnis tR/CR = 0,25 (Profil IfS TR 25) in der Gegenüberstellung zum Originairuder. Mit Rücksicht
auf den Freifahrtversuch wurde das Ruder in Höhe der
Propellerachse 0,507 D über Ruderunterkante in Längsrich-tung durchbohrt, so daß die Propellerwelle berührungsfrei
von hinten durchgeführt werden konnte. Im Bereich der
a [mmj
(Modell-Bez. werte) aJO Bemerkung
Abstand a3 11,9 0,0871 minimaler Abstand
(Propeller liegt unmittel-bar vor dem Ruder)
Abstand ae 34,4 0,2529 Mittelstellung
Abstand a3 58,9 0,4184 maximaler Abstand
(Propeller liegt unmittel-bar hinter dem Steven)
Abstand a4 79,4 05838 Zusatzstellung
00,,,,,, (0.105)
Bild 3 Mittelruder der Drei-Flächen-Anlage.
Origi-nal und Meßruder R272 In der Gegenüberstellung. Sa
HANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang 1974 - Sondernummer STG/WEMT - Mai
Sb
Schafteinspannstelle war eine DMS-Vollbrücke aus hoch-empfindlichen Haibleiterstreifen geklebt. Durch eine
stati-sche Eichung wurde die Lage des Meflquerschnitts zu 0,419 D
oberhalb der Propellerachse bestimmt.
Ausschwingversuche in Wasser ergaben eine ausreichende Eigenfrequenz von
fe = 393 Hz.
Die Dämpfung mit ò = 0,018 war auffallend klein und lag
weit unterhalb des optimalen Wertes von ô 0,7. Unter
Berücksichtigung der geringen Schwingwege wurde von
einer zusätzlichen Dämpfung abgesehen.
Zur Abschirmung von Störschwingungen und für die
Messung von Ruderwiderstand und -querkraft wurde eine spezielle Zweikomponenten-Meßwaage entwickelt (Bild 4
und 5), die auch Untersuchungen verschiedener Ruder-anordnungen am Modell selbst ermöglicht.
Hauptelement ist ein schwerer Massequader, an dem die Ruder kraftschlüssig befestigt werden. Die Masse ist durch
Pthzipds SchwingirgzmI1g riles
MGIMwge %,der R 272
Bild 4
-z
Bild 5 Meßwaage mit Meßruder R272 Bild G
eine doppelte Parallelogrammführung aus beidseitig einge-spannten Biegefedern in Längs- und Querrichtung
beweg-lich. Die bei Beanspruchung der Ruder auftretenten Ver-schiebungen sind proportional den angreifenden Kräften
und werden über Induktivgeber, die nach dem Tauchanker-prinzip arbeiten, gemessen. Das ganze System ist schwin-gungsmäßig so tief abgestimmt, daß nur die Mittelwerte der
Ruderkräfte erfaßt werden, und stellt eine weitgehende
Entkoppelung zwischen Ruder und Versuchsanordnung dar. Damit das Ruder ausschließlich von dem Fahrstrom und
dem Propellerstrahl beaufschlagt wurde, mußte eine
be-sondere Meßanordnung geschaffen werden. Diese
Einrich-tung hatte einerseits die Forderung zu erfüllen, die vom
Schleppwagen und vom Propellerantrieb ausgehenden Stör-schwingungen abzuschirmen oder sogar möglichst ihre An-regung zu vermeiden. Außerdem mußte sie eine einfache
Änderung des Abstandes zwischen Propeller und Ruder gestatten und eine möglichst homogene Zuströmung ge-währleisten. Dabei ergab sich als wesentliche
Schwierig-keit, daß das Ruder wegen seiner kurzen Schaftlänge, die
durch die Forderung einer hohen Eigenfrequenz bedingt war, dicht unter der Wasseroberfläche gefahren werden
mußte. Um Lufteinbruch am Propeller zu vermeiden, war
es notwendig, die Oberfläche abzudecken.
Für die Aufnahme der Meßeinrichtung wurde daher eine rechteckige, massive Holzwanne verwendet, in deren Bo-den zur Aufnahme des Antriebs ein Verdrängungskörper,
ähnlich einem Freifahrtkasten, eingelassen war. Bild 6
zeigt die gesamte Anordnung in dem Zustand, in dem sie für die Schwingungsmessung eingesetzt wurde. Der Antrieb
erfolgte
über einen
Kurzschlußläufermotor mit einerschwingungsdämpfenden Wirbelstromkupplung, die eine elektrische Regelung für die Drehzahl besaß. Drehzahl und
Propellerphaserilage lieferten zwei Induktivgeber im
Zu-sammenwirken mit einem auf der Antriebswelle
angebrach-ten Zahnkranz. Zur Messung der Kräfte am Propeller
konnte der Antrieb gegen ein übliches mechanisches Pro-pellerdynamometer mit entsprechendem Motor ausgetauscht
werden. Um den Abstand zwischen Propeller und Ruder
variieren zu können, war die Propellerwelle in Längsrich-tung frei verschiebbar gelagert.
4. Versuchsdurchführung
Im Rahmen der Meßruderentwicklung wurden zur Er-mittlung schwingungsspezifischer Kenngrößen mit einer Zwischenform (Profil IfS TR 15, ohne Wellenbohrung) Aus-schwingversuche in folgender Variation vorgenommen:
Versuchsw,Ordnurlg für Freifohrlmesswlgefl
Sysle!fl P,-Rpeller. P!Rer)
-*. Fofl,lriRhlRflg
HANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang 1974 - Sondernummer STG I WEMT - Mai 82
O
(0
Ausschwingversuch in Luft Ausschwingversuch in Wasser
e) Ausschwingversuch in Luft, wobei am Ruderkörper eine Zusatzmasse angebracht war.
Mit den Ergebnissen war u. a. auch eine Aussage über die hydrodynamische Masse des schwingenden Ruders möglich,
worauf im folgenden noch näher eingegangen wird.
Die Freifahrtversuche wurden im großen
Flachwasser-tank der VBD bei einer Wassertiefe von i m gefahren. Die
Versuchsanordnung war an der Meßbühne des Schlepp-wagens elastisch aufgehängt. Bei allen Versuchen wurde die Geschwindigkeit in einem Bereich vom Stand bis ca.
i rn/s variiert. Die Messungen am Propeller erfolgten mit
einem mechanischen Dynamometer; Ruderquerkraft und
-biegemoment wurden über Trägerfrequenzmeßbrücke und Lichtstrahloszillograf registriert, wobei zusätzlich Propel-lerdrehzahl und Phasenlage aufgezeichnet wurden.
Zunächst erfolgte die Variation des Abstandes zwischen
Propeller und Ruder bei konstanter Drehzahl n = 20 s'.
Gemessen wurden neben dem dynamischen Biegemornent
im Ruderschaft gleichzeitig Schub und Drehmoment am
Propeller. Es zeigte sich, daß es zur Verbesserung der Meß-bedingungen vorteilhafter war, die Untersuchung von
Pro-peller und Ruder versuchsmäßig getrennt durchzuführen
und die Versuchseinrichtung den jeweiligen Anforderungen
anzupassen.
Die weiteren Versuche dienten ausschließlich der
Bestim-mung der Propellerkraftwerte, wobei wiederum die
Ab-stände aj -i- a. gefahren wurden. Antrieb war eine
Syn-chronmaschine, die eine konstante Drehzahl von n = 25 s garantierte. Da der Einfluß der Versuchsanordnung auf die Propellerströmung zu prüfen war, wurden außerdem
Kon-trollversuche ohne Ruder mit den Propellerpositionen ai und a4 gefahren und dem regulären Freifahrtversuch
ge-genübergestellt.
Abschließend wurden die Kraftmessungen am Ruder
selbst durchgeführt, wobei der schwingungsarme Antrieb (Bild 6) zum Einsatz kam. Bei engstem Abstand zwischen Propeller und Ruder (Position al) wurden die Drehzahlen
n = 18
n 20 s'
n = 24 s1
gefahren. Registriert wurden das dynamische Querbiege-moment, die statische Querkraft, sowie die Drehzahl und die Propellerphasenlage.
5. Versuchsauswertung und Ergebnisse
5.1 Hydrodynamische Masse
Grundlage für die Berechnung der hydrodynamischen
Masse ist die Frequenzgleichung des Einmassenschwingers
2tt m
Bezogen auf die Ausschwingversuche, die unter drei ver-schiedenen Bedingungen durchgeführt wurden, ließen sich daraus drei Gleichungen ableiten, in denen die
Biegesteifig-keit cFals unveränderliche Größe angesetzt werden konnte.
Damit ließ sich die gesuchte Masse bestimmen.
Die Gleichungen in der Reihenfolge der genannten
Zu-stände (siehe 4.). 1
c'
4 (mi + m") 1 CV 0.45- 0.40- 035- 430- 0.25- 420-0,15 ojo Bild 7/
07Korrektur derFortsChriftszjffer
fur Meflanordnung
aus Vergleich der Freifahrten ohne Ruder ml regulärem Versuch
PrcpeIlersS.tung a., Propeller2lptft4n O,
/
/
/
/
/
I-42 43i
Í'V = m*/
f1 \2f* )
Theoretisch ergibt sich für eine unendlich lange Platte in zähigkeitsfreier Strömung ein Wert, der der Wassermasse des umschriebenen Kreiszylinders entspricht [13]. Mit den
Ergebnissen der Ausschwingversuche wurde die
hydro-dynamische Masse des Ruders zu 88 0/0 des theoretischen Wertes ermittelt. Das Ergebnis entsprach den Erwartungen,
da bei endlicher Ruderlänge durch die Umströrnung der Endproffle eine Minderung der Masse bedingt ist.
5.2 Propellerkraftwerte
Aus den Ergebnissen der Propellermessungen sind die
üblichen Kenngröílen gebildet worden: T der Schubbeiwert
der Momentenbeiwert die Fortschrittszifîer der Propellerwirkungsgrad
Erwartungsgemäß zeigte der Vergleich der
Kontroilver-suche mit dem regulären Freifahrtversuch, dall die 1 cm tief eintauchende Meßanordnung, bedingt durch die
Ver-/
826 HANSA - Schil'ahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang 1974 - Sondernummer STG I WEMT - Mai
KT -
p n
D2 Q p n2' D VAJ
n'D
KT Jlo
Kq 2tt fi.2 -42
mit 1 fw2 e) (f *)2L 4 32 (mR + m*)Nach Auflösung des Gleichungssystems
drängungswirkung und durch die Grenzschichtströmung unterhalb der Abdeckung, die Zuströmung zum Propeller zwar geringfügig aber eindeutig meßbar beeinflußte. Zur
Korrektur wurde das Verfahren von Horn [7] herangezogen,
das auf dem Prinzip einer kombinierten KQ-KT-Identität basiert und für einen Vergleich ähnlicher
Strömungsvor-gänge geeignet erscheint. Mit Hilfe des über die Ergebnisse
der Kontrollversuche entwickelten Korrekturdiagramms
(Bild 7) wurde bei der weiteren Auswertung aus der Fahrt-geschwindigkeit die jeweils gültige Fortschrittsziffer
ermit-telt. Die geschlossene Form der nachfolgenden
Unter-suchungsergebnisse läßt diese Korrekturmaßnahme als
sinnvoll und gerechtfertigt erscheinen.
Auf Grund der induktiven Methodik, die der Analyse von Propulsionsversuchen zugrundeliegt, läßt sich der Einfluß des Ruders auf die Propulsionskennwerte verschieden de-finieren. Je nachdem, ob der Propulsionsversuch mit dem normalen Freifahrtversuch verglichen wird bzw. mit dem Versuch, bei dem Propeller und Ruder in Kombination frei
gefahren werden, drückt sich der Rudereinfluß in einer
Nachstromänderung bzw. in einer Änderung des
Propeller-wirkungsgrades aus (siehe auch [11].
45.
Bild 8
Bei den vorliegenden Freifahrtversuchen wird das Ruder als zusätzliches Propulsionsorgan aufgefaßt, dessen Einfluß
in den Propellerwirkungsgrad eingeht. In Bild 8 sind für
gleichmäßig gestaffelte Schleppgeschwindigkeiten über der korrigierten Fortschrittsziffer die gestrakten K0- und
KT-Werte zusammen mit dem Propellerwirkungsgrad
aufge-tragen.
Die stärkere Auffächerung der KT-Kurven gegenüber
dcn KQ-Kurven kennzeichnet die propulisionsverbessernde Wirkung des Ruders, die aus der Auftragung der Wirkungs-grade deutlicher zu erkennen ist. Einen unmittelbaren
Ein-druck vermittelt Bild 9, worin der Propellerwirkungsgrad
in Abhängigkeit von der Fortschrittsziffer über dem Kehr-wert des Abstandsverhältnisses a/D aufgetragen ist. Diese
Art der Auftragung gestattet es, auch den normalen Frei-4W
d,tah0n.r,ut,,, aniS S>stam P'op.tIe,
Vanat,on dea Abstandes a
0,5
fahrtversuch, dem praktisch ein a/D = oc entspricht, in die
Betrachtung mit einzubeziehen. Mit zunehmender Verlage-rung des Ruders aus dem Unendlichen in den Bereich des Propellers steigt der Wirkungsgrad in einem zunächst
un-bekannten Verlauf an, um wieder geringfügig abzufallen
und dann, wenn sich das Ruder in unmittelbarer Nähe des
Propellers befindet, seinen absolut höchsten Wert zu er-reichen. Für den zugrundegelegten Betriebszustand (JSS 0,25) wird durch die Abstandsänderung zwischen Ruder und
Propeller der Wirkungsgrad. absolut gesehen, nur un-wesentlich beeinflußt. R,, 2.64'l0-i- 27j0 0,75 .5. .Q .5, 0 'le 5
j
. T T 5 6 7 IO*
-Bild 9 Propellerwirkungsgrad bel konstanter Fortschrittsziffer und variiertem Ruderabstand
5.3 Ruderkraftwerte
5.3.1 Auswertung der Schwingungs?nessungen
Als eine kennzeichnende Größe der
Schwingungserre-gung war die Doppelamplitude des Meßsignals anzusehen.
Von weiterem Interesse war außerdem die
Propellerpha-senlage bezogen auf die auftretenden Schwingungsspitze-n. Das Auftreten diskreter, nicht hydrodynamisch bedingter Frequenzen sowie Einstreuung stochastischer Schwingungs-anteile erschwerten die Auswertung und machten zunächst
eine Analyse und eine Aufbereitung des Meßsignals
not-wendig. Die sich anschließende statische Behandlung nach dem Verfahren von Daeves und Beckel [2] erforderte
wei-tere ergänzende Betrachtungen. Wegen der notwendigen
Kürze können an dieser Stelle nur die wichtigsten Ergeb-nisse dieser Untersuchungen wiedergegeben werden. Eine
ausführliche Darstellung ist tin Originalbericht gegeben.
2Q,Q575 5.- 20 5'. 3.-0,7507
Bild 10 Normiertes Frequenzspektrum der
Biegemomenten-schwankung 505 525 2.--H t 0.etraDbSJaSt030/
T°20
J5mII
i rHANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang 1974 .- Sondernummer STG / WEMT - Mai 827
02 03 00 0.5 V 05
-0.55 0.5 0.4 0, 0.35 0,25-0.20 T T I T 77 72Bild 10 zeigt für einen Meßpunkt das Ergebnis einer
Fou-rier-Analyse. In der Darstellung sind die normierten Am-plituden über den Harmonischen der Propellerdrehzahl auf-getragen. Bezugsmaßstab ist die Amplitude der Blattf re-quenz. Unter den offensichtlich hydrodynamisch bedingten Frequenzen tritt neben dieser absolut dominierenden Größe nur noch die erste Oberschwingung (die 8. Harmonische der
Drehfrequenz) mit einem Amplitudenverhältnis von 1: 3
deutlich in Erscheinung. Alle anderen Harmonischen liegen in der Größenordnung von 10 Prozent und charakterisieren
einen Rauschanteil. Die ebenfalls stark hervortretende
Drehfrequenz dürfte mechanischen Ursachen zuzuschreiben
sein. Sie ist auch im Originalsignal (Bild 11) neben der
stark hervortretenden Eigenfrequenz des praktisch
unge-dämpften Ruders deutlich sichtbar. Da beide Frequenzen
als verfälschende Größen angesehen werden mußten, wur-den sie vor der statistischen Weiterverarbeitung des Meß-signals zeichnerisch eliminiert, wie es aus der Abbildung zu
ersehen ist.
. n.20sa, J.42I1
Bild 11 Oszillogramm mit Querbiegemoment im Ruderschaft, Propellerphasenlage und -drehza3il
Bei der Behandlung der Propellerphasenlage bezogen auf die auftretenden Schwingungsspitzen wurden die Phasen-winkel sämtlicher Messungen in einem einzigen Kollektiv zusammengefaßt. Das Ergebnis der Häuflgkeitsanalyse gab dieser Maßnahme recht, denn es konnte für die Propeller-winkeistellung, die dem maximalen Biegemoment
zuzuord-nen war, eine klassische GauIl'sche Verteilung ermittelt
werden. Dies deutet auf eine für alle Messungen in gleicher
995 C Bild 13 04 'Ju* .
_
UIUfl.U...UUI..I..
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Uualuau,AmuauS.uuuj.amu
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Hufigkeitsanatyse B,'egemomentenschwcnkungAufsproltug des Gesom9kollek(iv ,n rei(k.,ldektire D n -2O' J c2671 --__________j_______ der
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________________-I
(5t6) (5/)w
Sri.,,3!--'
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4IIIf9,lI,.73bJJlU.A 78975. ' (iSST.Ai
. .1id,
/ 080 n -o- - _.. d 989000) (32ßT.0989 0003 q,, O e s o I e828 hANSA - Schiffahrt - Schiftbau - Hafen - Jahrgang 1974 - Sondernummer STG/WEMT - Mai
5JUung 4frnth,(fl M5,,,,t Sle!(ung Jur mt&mckS ?.'Om.,'
Bild 12 Propeflerwinkeistellungen für Extremwerte de
Biege-momentes
Weise gültige Gesetzmäßigkeit hin. Für das Schwingungs-minimum wurde ein weniger eindeutiges Ergebnis in Form eines Mischkollektivs festgestellt, aus dem das prozentual stärkste Teilkollektiv für die weitere Bewertung herange-zogen wurde. Bild 12 zeigt den Propeller in den mittleren wahrscheinlichen Winkelstellungen, die den Extremwerten der Schwingung für sämtliche Parametervariationen zuge-ordnet sind. Auffälligerweise treten die Extremwerte dann auf, wenn Ein- und Austrittskante des Propellerflügels auf dem Radius 0,7 R die Ruderebene durchschlagen. Es liegt daher nahe, den Abstand zwischen Propeller und Ruder auf
diesen Flügelschnitt zu beziehen, da die Druckverteilung
über der Flügeltief e auf diesem Radius offensichtlich für die Schwingung maßgeblich ist. Insbesondere die Wirkung der ausgeprägten Druckspitze an der Flügeleintrittskante dürfte
sich in dem eindeutigen Ergebnis der Häufigkeitsanalyse widerspiegeln, während an der Austrittskante
möglicher-weise die Überlagerung verschiedener, nicht zu
definieren-der Effekte das Auftreten eines Mischkollektivs bewirkt hat.
Bei der Amplitudenauswertung wurde für jede Messung
getrennt eine Häuflgkeitsanalyse durchgeführt, wozu aus dem Meßsignal jeweils eine gleiche Anzahl der optisch sichtbaren Spitzenamplituden in fortlaufender Folge her-ausgezogen wurde. Die Analyse ergab in fast sämtlichen
Fällen Mischkollektive in der Art, wie es Bild 13
wieder-95,7 99.9 99 9,
ii
90 70 90 30 95 03 a, 0732 05 ¡g A o) 04 92 0,,gibt. Es mußte angenommen werden, daß die einzelnen
Teilkollektive schwingungsmäßig unterschiedlichen Ein-flußgrößen zuzuordnen waren. Eine direkte Beschreibung dieser Größen war zwar nicht möglich, dennoch schien es auf Grund des dominierenden Charakters der periodischen Schwingungsanteile (siehe auch Bild 10) berechtigt, das
pro-zentual stärkste Teilkollektiv den gesuchten
propeller-erregten Schwingungen zuzuordnen und die weitere Aus-wertung auf diese Kollektive zu konzentrieren. Die daraus gewonnenen mittleren wahrscheinlichen Doppelamplituden ließen sich auch tatsächlich bis auf wenige Ausnahmen zu
strakenden Kurven mit sinnvoller Staffelung
zusammen-fügen, wie es aus den endgültigen Ergebnissen zu ersehen
ist (siehe z. B. Bild 17). Bei den Ausfalipunkten zeigten Kontrollanalysen, daß die Auswertung der Amplituden, die den eingangs bestimmten mittleren wahrscheinlichen
Phasenlagen der Schwingungsspitzen zuzuordnen waren,
wieder zu dem oben beschriebenen Bewertungsschema führten. Die prozentual stärksten Teilkollektive lieferten
nun Resultate, die sich voll in die übrigen Ergebnisse ein-fügten. Dies läßt den Schluß zu, daß die Berücksichtigung der mittleren Phasenlage der Schwingungsspitzen geeignet
ist, die gesuchten, in erster Linie periodischen propeller-erregten Schwingungsanteile im Gesamtkollektiv stärker hervorzuheben.
In den weiteren Betrachtungen werden nur die mittleren
wahrscheinlichen Doppelamplituden des Schwingungs-signals als wichtigste Kenngrößen behandelt. Sie sind
identisch mit den Zentraiwerten der untersuchten Teilkol-lektive. Auf die Darstellung der Amplitudenstreuung wird
verzichtet. Sie bewegt sich in der Größenordnung von
± 54)/e ±± 20 0/ des mittleren Wertes und kennzeichnet möglicherweise einen hydrodynamisch bedingten
stochasti-schen Schwingungsanteil.
5.3.2 Ergebnisse der Rudermessun gen
Aus den am Ruder gemessenen Kräften und Momenten,
deren Vorzeichendefinition in Bild 4 gegeben ist, sind in Abhängigkeit von der Fortschrittsziffer dimensionslose
Kennwerte gebildet worden.
Bild 14 zeigt den bekannten Querkraftkoeffizienten
L
CL
1/n.g A1 U1
Die Werte liegen in der üblichen Größenordnung für die Geradeausfahrt. Die Strömungsgeschwindigkeit im Bereich des Ruders wurde über die
Propellerabstromgeschwindig-keit nach der folgenden Beziehung errechnet (aus [5]):
/1 18KT
UR=JflD
1+km(I/
±1-1
\ 27J2
Als Bezugsort diente die Ruderdrehachse.
Die über Uj errechneten Reynolds-Zahien liegen relativ
niedrig in einem Bereich von 1,5 - 2,1 10. Untersuchun-gen des Maßstabseinflusses unter ähnlichen BedingunUntersuchun-gen [4] haben gezeigt, daß für kleinere Ruderwinkel die
Mo-dellwerte wegen des voliturbulenten Propellerabstroms
trotzdem eine gewisse tYbereinstimmung mit den Werten der Großausführung besitzen. Unter diesen
Voraussetzun-gen dürfte die tlbertragung der ermittelten Beiwerte auf
die Großausführung möglich sein.
Für die weitere Betrachtung erschien es zweckmäßiger, folgende dimensionslosen Beiwerte einzuführen:
für das statische Biegemoment K n2 D3 für die Biegemomentenschwankung
2K
C2AK* g n2 D3für die statische Querkraft L
C1°
o D4
Vor,aI,on der Prop ellerdrehrahl
0.0875 = konslont R, 75.70° ..2,110 4.0 0.50- 040-a3 O- 020- 0.10-1,0 05-o 3.0 2.0 1.0 o o N - fl3Øc. O ,, .2O$E0 G '.24,«-! 0.0 0 07 72 0,3 04 Q5 0,6 0.7 0,8 0.9
Var,at,on der Prope(lerdrehzoht
00875 = konstant R, =,5.l0°.-.2,.7Q°
,,.,8s.s-'
O .20 5.,-!
G ,, . 24 ib'
Var/abon der Propetlerdrehraht
-=0.0875= kor,51001
Meßqnerschailt im Roderschofl 0.479 0 okech Propelterwelte
Ps.aOb,.,hsb .0
=1
Bild 16 Beiwert des statistischen Ruderquerbiegemomentes
Die Auftragung des Querkraftbeiwertes C1. (Bild 15) ist
der des Querkraftkoefflzienten CL durchaus ähnlich. Bild 16 zeigt die Biegemomentenbeiwerte. Die Darstellungen
er-geben erwartungsgemäß, daß die am Ruder angreifenden Kraftgrößen bei konstanter Propellerbelastung dem
Qua-drat der Drehzahl proportional sind, was in den verschie-denen Beiwertbildungen (Ci. und CL*) in gleicher Weise zum Ausdruck kommt. Diese Abhängigkeit kennzeichnet, daß dem Vorgang im wesentlichen das Newton'sche
Ähn-lichkeitsgesetz zugrunde liegt.
R,, 7.5.l0'-n2,l.105 n. 84es-! o n. 205.0-' G n N 's. Prop.l(eschub r. O N 1/ 'C!
HANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang1974 - Sondernummer STG/WEMT - Mai 829
0 07 0.2 03 04 05 0.6 0,7 0.8 0.9
J
Bild 14 und 15 Beiwerte Ci. und CL* der statischen Ruderquer-kraft in der Gegenüberstellung
e
0,05
Drehzrjhl - und 4bSlOndvar,oljon
Mullquersuhnilt d-n Rude,-schof I 0,419 D oberS Propelle,-welle
R,, i.5lO±2.4.i0
R,,- 7.5'l0°--24.i0°
Aus der Auftragung des Beiwertes für die Biegemomen-tenschwankung c°, K (Bild 17) ist dieselbe
Gesetzmäßig-keit zu entnehmen, was in gewisser Weise zu erwarten
war. Insofern wird durch dieses Ergebnis indirekt
kennzeichnet, daß die bei der statistischen Auswertung ge-troffenen Annahmen sinnvoll waren. Außerdem dürfte wie bei den statischen Größen eine Übertragung der gewonne-nen Beiwerte auf die Großausführung möglich sein.
Die Auftragung der CL*_ und CK*Werte stellt nur einen
kleinen Ausschnitt des gesamten Kurvenbereichs dar,
je-doch ist auf Grund der mit steigender Fortschrittsziffer ab-fallenden Kurventendenz zu vermuten, daß Querkraft und
-biegemoment bei Schub Null (J 0.87) ebenfalls zu Null
werden, da hier der ursächliche Drall des Propellerstrahis verschwindet. Auch die Biegemornentenschwankung be-sitzt eine abfallende Tendenz zu wachsender
Fortschritts-ziffer hin, geht aber überraschenderweise bereits
wesent-lich früher gegen Null (Bereich J = 0,4 ± 0,5). Eine Erklä-rung für diese Erscheinung läßt sich beim derzeitigen Stand
der Untersuchungen noch nicht geben.
Die Vergrößerung des Ruderabstandes äußert sich erwar-tungsgemäß in einer stetigen Abnahme der Biegemomen-tenschwankung. Die Bildung der dimensionslosen
Kenn-größe
= C.,,1° . Va/D
in die der Abstand einbezogen ist, macht es möglich, alle
Ergebnisse aus der Messung der Momentenschwankung
einheitlich als Funktion der Fortschrittsziffer darzustellen (Bild 18). Die Auftragung gibt ziemlich klar wieder, daß die Schwingungen bei konstanter Propellerdrehzahl und kon-stanter Fortschrittsziffer mit dem Kehrwert der Wurzel aus
dem Abstand abnehmen, um mit a - schließlich zu Null zu werden.
Schwingungsmessungen an Rudern in der vorliegenden
Art sind in der Literatur bisher nicht bekannt geworden, so daß ein quantitativer Vergleich zu anderen
Propeller-Ruder-Kombinationen direkt nicht möglich ist. Infolge der
Drehzahl und AbslondSvor,o lion
Medquersch,,ulS in, Ruderschofl 0.4/9 D oberh Prupellerwel(e 8.40875 O 8:0,0875 o" o' 3 D o,! 0.2 0.3 0.4
Bild 18 AbstandsbezOgefler Beiwert der Biegemomentschwankung
5.05-o
Drehzahl - und At.olndzvoriclion
Medquerschnill in,, Ruderncha!l 0,4 /0 D oberh. Propel leroelle
R,, 7 5 ¡Q5.,i.2,4. a5
hier durchgeführten Beiwertbildung kann jedoch die
Querbiegemomentenschwankung im Ruderschaft auf das
entsprechende Propellerdrehmoment bezogen werden,
zu-mal beide Größen ja offensichtlich den gleichen
Gesetz-mäßigkeiten folgen. Bild 19 zeigt die auf das Drehmoment
bezogenen relativen Biegemomentenschwankungen. Sie
liegen für den maßgeblichen Betriebszustand bei engstem Ruderabstand al in einer Größenordnung von 6 ± 7 e/o,
sin-ken aber in der Position ao bereits auf 4 0/ ab, ohne sich
dann bei dem nächstgrößeren Abstand noch nennenswert
zu vermindern.
Aus Größe und Richtung der gemessenen statischen Querkräfte und -biegemomente lassen sich bezüglich der Kraftbeanspruchung des Ruders einige Schlüsse ziehen.
Offensichtlich stellt die gemessene Querkraft die Resultie-rende der Druckkräfte dar, die oberhalb und unterhalb der Propellerachse auf Grund der Drallwirkung des Propeller-strahls wechselseitig am Ruder angreifen. Da sie im Ver-gleich zum Biegemoment sehr klein ist, handelt es sich dem-nach um eine fast symmetrische, wechselseitige
Druckbean-spruchung. Unterhalb der Prnpellerachse wirkt entspre-chend dem Verhältnis der Ruderteilflächen eine größere
Kraft, so daß neben dem Biegemoment auch eine Querkraf t in der entsprechenden Richtung auftritt.
Aus der Vorstellung, daß sich, entsprechend den
Teil-kräften, die Teilbiegemomente zu dem im Ruderschaft
wir-kenden Gesamtbiegemoment überlagern, lassen sich hin-sichtlich des Einflusses der Propellerflügelzahl auf die Schwingungserregung des Ruders einige Schlüsse ziehen.
Bei Propellern mit gerader Flügelzahl besitzen die
Wech-selanteile der Teilmomente gleiche Phasenlage, da zwei
Flügel gleichzeitig die Ruderebene durchschlagen. Bei
un-gerader Flügelzahl tritt eine Phasenverschiebung auf, da
jeweils nur ein Flügel durch die Ruderebene geht. Infolge
der entgegengerichteten Vorzeichen heben sich im ersten Fall die Schwingungen teilweise auf, im zweiten Fall
summieren sie sich, je nach Phasenlage. zu einem gewissen
Grade.
Tendenzmäßig scheint ein Propeller mit gerader Flügel-zahl hinsichtlich der Schwingungserregung des Schiffskör-pers über das Ruder günstiger zu sein. Eine genauere Aus-sage muß im Hinblick auf andere Einflußgrößen einer ge-sonderten Untersuchung vorbehalten bleiben.
6. Folgerungen für den Ruderentwurf
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß die
Ruder-schwingungen bei konstanter Fortschrittsziffer mit dem Quadrat der Propellerdrehzahl zunehmen und zusätzlich
bei abnehmender Fortschrittsziffer steigen. Da sich mit
Er-höhung der Antriebsleistung Drehzahl und
Fortschritts-ziffer in dieser Form ändern (Bild 1), wächst also die
Schwingungserregung in doppelter Hinsicht. Dies deckt sich mit den Beobachtungen in der Praxis, daß Vibrationen all-gemein mit Leistungssteigerungen stark zunehmen. Da der
Trend zu immer höheren installierten Leistungen geht, rückt das Problem der Schwingungserregung mehr und
830 HANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen - Jahrgang 1974 - Sondernummer STG/WEMT - Mai
0 0/ 02 0.3 04 a' 0,2
0.4
Bild 17 Beiwert der Biegemomentschwankung Bild 19 Bieeinomentscbwankung bezogen auf das Propeller-drehmoment
mehr in den Vordergrund. Dennoch ist es vielfach durch
entsprechende konstruktive Maßnahmen möglich, die
Vibrationen auf ein erträgliches Maß zu senken.
Hinsichtlich der Ruderanordnung wird in der Literatur allgemein zur Erreichung eines optimalen
Gesamtwir-kungsgrades empfohlen, den Abstand zwischen Ruder und
Propeller so klein wie möglich zu halten. Die Ergebnisse
aus den Messungen der Propellerkraftgrößen zeigen auch,
daß dabei der beste Propellerwirkungsgrad erreicht wird.
Die Schwingungsmessungen lassen jedoch erkennen, daß im Bereich kleiner Fortschrittsziffern, in dem Binnenschiffe im allgemeinen fahren, relativ große Erregerkräfte auf den Ruderkörper einwirken. Diese nehmen allerdings mit Ver-größerung des Abstandes stark ab, während die Propeller-wirkungsgradverluste unbedeutend sind.
Bei dem ausgewählten Betriebszustand des Typschiffes
Johann Welker" (J = 0,25) reicht z. B. eine
Abstandsver-größerung bezogen auf die Stellung al von 0,16 D bereits
aus, um das erregende Querbiegemoment im Schaft um
ca. 40 'Io zu senken. Dagegen liegen die Leistungsänderun-gen, bedingt durch den Propellerwirkungsgrad, im
gesam-ten Variationsbereich nur in einer Größenordnung von
± 10/o.
Beim Ruder lassen sich geringe Eigenschwingungen we-gen des Rauschanteils im Erregerfrequenzspektrum wohl
kaum vermeiden. Bei der Konstruktion sollte aber zur
Vermeidung von gefährlichen Resonanzschwingungen auf
jeden Fall darauf geachtet werden, daß im
Betriebszu-stand die Rudereigenfrequenz nicht im Bereich der Blatt-frequenz liegt, da diese nachweislich im Frequenzgemisch der Erregerkräfte dominiert.
Für die Berechnung der Eigenfrequenz läßt sich die
hydrodynamische Masse mit guter Näherung als ein
Kreis-zylinder annehmen, der der Projektion der Ruderfläche
senkrecht zur Schwingungsrichtung umschrieben ist.
Abschließend soll auf einen interessanten Bericht aus
dem praktischen Bereich [8] hingewiesen werden, der Mes-sungen von zerstörend wirkenden Ruderschwingangen und
entsprechend eingeleitete Gegenmaßnahmen behandelt.
Obwohl die Untersuchungen auf seegehenden
Frachtschif-fen stattfanden, stellen die Ergebnisse eine weitgehende
Bestätigung der hier unter Modellbedingungen aus Frei-fahrtversuchen gewonnenen Erkenntnisse dar.
7. Zusammenfassung
Für die Messung von Ruderschwingungen wurde in der VBD ein spezielles Meßgerät entwickelt, womit Mehrfiä-chenruderanlagen, wie sie bei Binnenschiffen üblich sind,
in verschiedenen Konfigurationen und Winkelstellungen
untersucht werden können.
In der vorliegenden Untersuchung wurde eine
Kombina-tion aus Ruder und Propeller unter Verwendung dieses
Gerätes frei gefahren, um den propulsionsmäßigen Einfluß des Ruders auf den Propeller und dessen Wirkung auf die Schwingungserregung des Ruders festzustellen. Beim Ent-wurf des Systems wurden so weit wie möglich die baulichen
Verhältnisse des Typschiffes ,,Johann Welker" in
Ein-schrauberausführung berücksichtigt. Das Ruder entsprach dem Mittelruder einer üblichen Dreiflächenanlage. Infolge
der sehr großen meßtechnischen Schwierigkeiten mußte
eine Reihe von konstruktiven Vereinfachungen
vorgenom-men werden, was jedoch für die Beantwortung der
Kern-fragen keine Bedeutung haben dürfte.
In der Geradeausfahrt wurden der Abstand zwischen
Propeller und Ruder, die Fortschrittsziffer und die
Propel-lerdrehzahl variiert. Gemessen wurden Propellerschub,
-drehmoment, das dynamische Ruderschaftbiegemoment in Querrichtung und die statische Ruderquerkraft.
Als wesentliches Ergebnis kann festgehalten werden: Das Ruder übt auf den Propeller eine
propulsionsverbes-sernde Wirkung aus. Der Propellerwirkungsgrad erreicht
bei engstem Abstand zum Propeller seinen höchsten Wert.
Infolge des Dralls im Propellerstrahl treten am Ruder in
Nullstellung Querkräfte und -biegemomente auf, deren
Mittelwerte, bezogen auf die Fortschrittsziffer, im Bereich
Schub Null"
verschwinden. Dio auftretenden Biege-momentenschwankungen laufen, abweichend davon,be-reits bei wesentlich kleineren Fortschrittsziffern,
unabhän-gig von Drehzahl und Abstand, gleichmäßig gegen Null.
Die Schwankungen sind bei konstanter Fortschrittsziffer proportional dem Quadrat der Propellerdrehzahl und um-gekehrt proportional der Wurzel des Abstandes zwischen Ruder und Propeller. Sie sind eindeutig abhängig von der
Propellerbelastung und folgen daher denselben Gesetz-mäßigkeiten wie die statischen Werte. Eine Ubertragung
der im Modellversuch gewonnenen Beiwerte auf die
Groß-ausführung erscheint möglich.
Eine Phasenbetrachtung der Schwingungsspitzen weist auf die Druckverteilung über dem Propellerflügel als
Ur-sache für die Schwingungserregung des Ruders hin.
Es ist anzunehmen, daß sich eine gerade Flügelzahl auf die Schwingungserregung des Schiffskörpers über das Ru-der günstiger auswirkt als eine ungerade Flügelzahl.
Bei unmittelbarer Anordnung des Ruders hinter dem Propeller treten am Binnenschiff, das bei niedrigen Fort-schrittsziffern fährt, relativ hohe
Querbiegemomenten-schwankungen im Ruderschaft auf, die mit größerem
Ab-stand jedoch schnell abnehmen. Eine Vergrößerung des
Abstandes ist daher empfehlenswert. Die dabei auftreten-den Propellerwirkungsgradverluste sind unerheblich.
Eindeutig dominierend im Frequenzspektrum der Erre-gerkräfte ist die Blattfrequenz des Propellers. Bei der Ru-derkonstruktion sollte zur Vermeidung von starken Reso-nanzschwingungen darauf geachtet werden, daß die
Eigen-frequenz nicht in diesem Bereich liegt.
Die hydrodynamische Masse läßt sich mit guter Nähe-rung als Kreiszylinder annehmen, der der Projektion des
Ruders senkrecht zur Schwingungsrichtung umschrieben ist.
Für die Auswertung der Schwingungsmeßsignale wurde
ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, eingestreute Störanteile von den hydrodynamisch bedingten Antei-len zu trennen. Die Analyse nach statistischen Gesichts-punkten erwies sich in diesem Zusammenhang als sehr
nützlich und erfolgreich. Die Synthese verschiedener
Unter-suchungsmethoden ergab übereinstimmende Ergebnisse. Besonders zu danken ist an dieser Stelle Dipl-Ing. P. B ü c h el, der mit der Entwicklung der Meßeinrichtung
maßgeblich an der erfolgreichen Durchführung dieser Un-tersuchung beteiligt war.
10. Symbolverzeichnis
Auf die Darstellung der bereits im Text erläuterten
Symbole wird hier verzichtet.
A [Schriebeinh.] Amplitude der Schwingung
Ag Ituderfläche
A E/AO
[I
Flächenverhältnisdes Propellers
C L Schriebeiroh.] Zentralwert einer
Gaufi'-sehen Normatverteilung
CF [kp/m] Federsteiflgkeit
cfi [mm] Ruderlänge
co,7 R [ml; [mm] Länge des
Propeller-Flügelblattproflls auf 0.7 R
D [m]; [mm] Propellerdurchmesser
F (g95/C) = (dg5) [0/01 Streumaß einer Gau!3'schen
Verteilung bei logarith-mischer Merkmalsteilung
1L [Hz] Eigenfrequenz des Ruders
in Luft
[Hz] Eigenfrequez des Ruders
in Wasser
fi,, [Hz] Eigenfrequenz des Ruders
mit Zusatzmasse in Luft
fo/o prozentuale Häufigkeit,
bezogen auf die Gesamtzahl der untersuchten Merkmale
832
Der Akasi-Schlepptank
Neuer Modeliversuchstank
in Japan
Im November 1973 nahm die
ModellversuchsanstaltAkashi Ship Model Basin Co. ihren Betrieb auf. Sie ist
eine gemeinsame Gründung der Werften Kawasaki Heavy
Industries und Hitachi
Zosen und dürfte mit einem
.V.
t)
11. Schrifttum
Numerisch gesteuerte Modelifräsmaschine
Doppelainplitude der Biegemomentschwankung Phasenwinkel
kinematisehe Zähigkeit
des Wassers Dichte des Wassers
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Daeves, K., Beckel, A.: Großzahlmethodik und
Haufigkeits-analyse. Verlag Chemie GmbH, Weinheim, Bergstraße, 1918.
Graft, W., Suhrbier, K.: Untersuchung der Erregung von me-chanischen Schwingungen des Schiffskörpers auf flachem Was-ser durch den Propeller. Forschungsbericht des Landes NRW
Nr. 1054.
GrafT, W., Laridgraf, J.: Untersuchung Über den Einfluß des
Modelimaßstabes und der Kennzahl auf die
Versuchsergeb-fisse von Schiffsrudern. Forschungsberieht des Landes NRW
f .., :_
Gutsehe, F.: Die Idduktion der axialen
rsihlzusatzgeschwmn-digceit in der Umgebung der Schraubenebene. Schiffstechnik
ANU.7,.
-, ..
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Sehip en Werf, 27. Jg., No. 14 - 1960.
Schlepptank von 200 X 13 X 6,5 m zu den größten privaten
Schiffbauversuchsanstalten zählen. Zur Ausstattung
zäh-]en u. a. eine numerisch nach Aufmaßen gesteuerte
Modell-fräsmaschine und ein Computer zur Steuerung des
Schleppwagens und zur Auswertung der Meßergebnisse.
HANSA - Schiffahrt - Schiffbau - Hafen Jahrgang 1974 Sondernummer STG WEMT Mai
g5 h K K k,11 L m mp 'n. n P P1, Q R R,, R,, Sf/. T T t tR V V' w z Cu -[Schrlebeinh.[ Em] (empI (empi [mkp}
[]
[]
[kp] kp s' Gu1 sheh Nkrna1vertei1ung H/,-Grenze 4iner çai'-echen Normalverteilung Wassertiefdynamisches Querbiege-moment im Ruderschaft statisches Biegemomént KorrekturfaktOr zur Be-stimmung der Propeller-strahlgeschwindigkeit im Bereich des Ruders Ordnungszahl der Harmo-nischen der Drehzahl statische Ruderquerkraft Masse Rudermasse Zusatzmasse hydrodynamische Masse Propellerdrehzahl Propellersteigung Wellenleistung PropellerdrehmOment Propellerradius
Reynoldszahl des Propellers Reynoldszahl des Ruders prozentuale Summenhäufig-keit bezogen auf die Gesamtzah' der unter-suchten Merkmale Propellersehub Tiefgang Zeit Ruderdicke Modellgeschwindigkeit; Schiffsgeschwindigkeit Propellerfortschritts-geschwindigkeit Mitstromziffer Propellerlitigeizahi m kp s' m kp s' m kp s' m s-']; [mm-'] m]; 1mm] [PS] mkpj [mm] i/(O,7 x n D)'-FV