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Glückauf, Jg. 65, No. 35

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 35 31. A ugust 1929 65. Jah rg .

Die B ruchfaltentektonik des K reidedeckgebirges im nordw estlichen Teil des rheinisch-w estfälischen Steinkohlenbeckens.

V o n Dr. H. B r e d d i n , P riv a td o z e n t an der T e c h n is c h e n H o c h s c h u le in A achen .

(Schluß.)

Die T e k t o n i k d e r Z e c h s t e i n - T r i a s - A b l a g e r u n g e n .

Die Mächtigkeit der Zechstein- und Buntsand­

steinablagerungen, die sich im nordw estlichen Teile des Kohlengebietes zw ischen Kreidem ergel und Stein­

kohlengebirge einschalten, nimmt nach N ordwesten

hin ständig zu und erreicht bereits in der G egend von W esel 1000 m und mehr.

Zur bessern Aufklärung über die Tektonik dieses Schichtenkom plexes im einzelnen ist in der Tafel 3 und in Abb. 8 eine Höhenkurvendarstellung der M ächtig­

keit der Z echstein- T rias-Schichten versucht w orden, die auf den E rgeb ­ nissen der T ie f­

bohrungen beruht.

D ie Schw ankungen der M ächtigkeit,die in Abb.8 beson ders deutlich zum A us­

druck kom m en, zeigen die G esam t­

w irkungen der tektonischen V or­

gän ge an, die das G ebiet in der Zeit zw ischen der A b­

lageru n g des K upferschiefers an der B asis des Z ech ­ steins und der A uf­

lageru n g des C e­

n om angrünsandes betroffen haben.

D ie M ächtig­

keitszunahm e er­

folgt,wie die H öhen­

kurvendarstellung erkenn en läßt,n ich t

stetig; im Süd­

w esten folgen die Kurven in w eitern, im N o rd w esten in etw a s engern A b ­ ständen au fein ­ ander; hier ist das Einfallen derSchich- tenplatte stärker,

dort schw ächer.

Die S c h r ä g s t e l ­ l u n g d e r Z e c h ­ s t e i n - T r i a s - P l a t t e mit N e i­

gu n g nach N o rd ­ w esten ist also mit

Abb. 8. T e k t o n i s c h e Ü b e r sic h t sk a r te der Z e c h s tein -T ria s-S ch ich ten

im N o r d w e s t t e i l d e s R u h r k o h le n g e b ie t e s.

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einer flachen W ölbung verbunden gew esen . Die rheinische M asse muß nach Ablagerung der T nas- Z echstein-Schichten als eine flache Kuppel in die H öhe gestiegen sein. Bis auf diese W ölbung, die bei den Kreideschichten kaum in die Erscheinung tritt, entspricht die Schrägstellung der Zechstein-Trias- Platte durchaus der Schrägstellung der Oberkreide­

schichten zur Zeit der oben behandelten laramischen O rogen ese, deren Richtung indessen ganz anders g ew esen ist.

D ie S t ö r u n g e n d e r Z e c h s t e in - T r i a s - S c h i c h t e n . Ebenso bem erkenswert, aber auf den ersten Blick w eit au ffälliger als die S ch rägstellu ng ist die Z e r ­ s t ü c k l u n g d e r Z e c h s t e i n - T r i a s - P l a t t e d u r ch g r o ß e S t ö r u n g e n , die ungefähr senkrecht zur Richtung der S ch rägstellu ng verlaufen. Die Verwürfe an diesen Bruchlinien haben die Schichtenplatte in eine Reihe von H orsten und Gräben zerlegt. Das Einfallen nach N ordw esten bringt es mit sich, daß im Kartenbilde in den Grabengebieten die Zechstein­

schichten nach Süden vorspringen, in den Horsten d agegen als nach Norden vorspringende, eckig be­

grenzte G ebiete erscheinen, in denen Zechstein und Buntsandstein fehlen.

Die Kreideschichten sind von den großen Störungen nur in geringem Maße und fast stets in anderm Sinne betroffen worden. Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß die Zerstückelung der Trias­

platte in H orste und Gräben bereits v o r d er A b l a g e ­ r u n g d e r K r e i d e s c h i c h t e n erfo lg t war. Der Zeit­

punkt der großen tektonischen Bewegungen, der Schrägstellung und der Entstehung der bedeutenden, oft mehrere 100 m betragenden Verwürfe an den Störungen läßt sich in dem G ebiete selbst nicht genau feststellen , w eil alle Schichtenglieder zwischen Oberm Buntsandstein und Cenoman fehlen. Nach den Forschungen von B e n t z im preußisch-holländischen G renzgebiet und denen von S t i l l e am Ostrand des M ünsterschen Beckens, w o in vieler Hinsicht ähnliche V erhältnisse herrschen, kann jedoch kein Zweifel darüber bestehen, daß der größte Teil der Be­

w egun gen in der Zeit der (j u n g )k im m e r is c h e n O r o g e n e s e an der W ende von Jura und Kreidezeit erfo lg t ist. Die Störungen selb st müssen weit älter sein, w eil in sehr vielen Fällen das Steinkohlengebirge an ihnen viel stärker verw orfen worden ist als die m esozoischen Schichten. Es sind alte Querstörungen des variskischen G ebirges, deren erste Anlage bereits in die Zeit der variskischen Faltung fällt. Die B e­

deutung der kimmerischen Verwürfe darf jedoch deshalb nicht unterschätzt werden. Wie Abb. 8 er­

kennen läßt, sind Verwürfe von 100 und 200 m Sprungw eite keine Seltenheit; manche erreichen sogar ein Ausmaß von 300 m. Es ist nicht unwahr­

scheinlich, daß kimmerische Verwürfe von diesem G ebiete aus nach Süden in das Rheinische Schiefer­

geb irge fortsetzen.

Die Störungen der Zechstein-Trias-Schichten haben einen einheitlichen Charakter. Ihr Einfallen beträgt nach den bergbaulichen Aufschlüssen im allgem einen 6 0 - 7 0 ° . Sie fallen stets nach der ab­

gesunkenen S ch olle hin ein, also von den Horsten fort nach den Gräben zu. Es handelt sich also immer um Sprünge. Die Zerstückelung des Gebietes in Horste

und Gräben muß daher mit einer D e h n u n g 1 des hier in Betracht kommenden Rindenteils während der kimmerischen O rogen ese verbunden gew esen und diese in nordöstlicher Richtung vor sich gegangen

sein. jj

Q u i r i n g 2 hat die lineare Zerrung in der Ostnord­

ostrichtung im rheinisch-w estfälischen Kohlenbezirk mit 6,44% berechnet. L e h m a n n 3 nimmt in seiner vorzüglichen Abhandlung über die Tektonik des Steinkohlengebirges eine G esam tdehnung des Kohlen­

gebietes in dieser Richtung um etw a 10% an. Nur ein Bruchteil dieses Betrages kann auf die kimmerische O rogenese entfallen. Nach einer rohen Schätzung ist das hier behandelte G ebiet auf dem etwa 30 km breiten Streifen zw ischen Hamborn und Wulfen um 5 0 0 -8 0 0 m in der Nordostrichtung länger geworden, was einer D ehnung um l i / 2-

2

i/

2

, im Durchschnitt also 2 o/o entsprechen würde.

Durch die D arstellung mit Höhenschichten der Zechstein-Trias-M ächtigkeit kom m t der tektonische Bau des G ebietes besser zur G eltung als bei den bisher üblichen D arstellungen, die nur von der Süd­

grenze der Verbreitung der Schichten oder von der Steinkohlengebirgsoberfläche au sgegan gen sind. Die Randstörungen der H orste und Gräben im Süden ver­

längerte man bisher einfach nach N ordw esten weiter, so daß ein ziem lich schem atisches Bild der Zechstein- Trias-Tektonik entstand. Mit H ilfe der Höhen­

schichtenkarte läßt sich jedoch nachweisen, daß je w eiter man nach Norden fortschreitet, desto mehr Störungen in herzynischer R ichtung (W N W ) gegen­

über den Q uerverw erfungen (N W ) an Bedeutung gew innen.

W esentlich erleichtert wird die Konstruktion der Störungen der Zechstein-Trias-Schichten durch die D arstellung der Kreidetektonik. Da selbständige post­

kretazische Störungen aus dem ganzen Gebiet bisher nicht bekannt gew orden sind, ist anzunehmen, daß die Störungslinien, deren Vorhandensein in den Kreide­

schichten wahrscheinlich ist, zugleich auch die Haupt­

störungen der Triasschichten bilden. Die Triastektonik läßt sich also an Hand der Kreidetektonik bis zu einem gew issen Grade v erfolgen . So ist die Darstellung der kim merischen Tektonik in Abb. 8 entstanden, die in vielen E inzelteilen von den bisher ausgeführten K onstruktionen abweicht. Eine Angabe der Mächtig­

keit der Zechstein-Trias-Schichten in Zahlen war auf der Zeichnung nicht m öglich. Die Dichtigkeit der Bohrpunkte ist jedoch aus der T afel 3 zu ersehen, da die Bohrungen, auf die sich die Konstruktion stützt, die gleichen w ie die für die Kreidetektonik aus­

gew erteten sind.

D ie H o r s t e u n d G r ä b e n d e r k im m e r is c h e n T e k t o n ik .

Man kann 3 H auptgräben- und 2

H a u p t h o r s t ­

gebiete unterscheiden. D iese sind

v o n

W esten nach O sten: der Dinslakener Triasgraben, der

L o h b e r g e r

Triashorst, der Kirchhellener Triasgraben, der Dorstener Triashorst und der Marler

T r ia s g r a b e n .

Im O sten wird der Marler Triasgraben durch

große

1 D ie A n n a h m e e in e r D e h n u n g w ä h re n d d e r k im m e risc h e n O r o g e n e s e g ilt s e lb s tv e rs tä n d lic h n u r fü r d a s w e stfä lisc h e S te in k o llie n g e b ie t; weiter n ö rd lic h h e r rs c h t P r e s s u n g d u rc h a u s v o r.

2 Q u i r i n g : D ie E n ts te h u n g d e r S p rü n g e im rheinisch-w estfälischen S te in k o h le n g e b ir g e , G lü c k a u f 1913, S. 480.

3 L e h m a n n : D as te k to n is c h e B ild d e s rh e in isc h -w estfä lisc h en Stein­

k o h le n g e b irg e s , O lü c k a u f 1920, S. 1.

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31. August 1929__________________________

G l ü c k a u f

1195

:1H Störungen gegen das w eite H o c h g e b i e t v o n 1 Sty M ü n ster begrenzt, das von hier nach N ordosten bis

zum Münsterländer Hauptabbruch S t i l l e s reicht, jenseits dessen die kimmerische Bruchtektonik von neuem beginnt.

eo K Das Orabengebiet von Königshardt verband man oum, früher nach Nordnordwesten mit dem gleich falls tief e k- eingebrochenen Grabengebiet von H ünxe und be- mingj, zeichnete es als Hünxer Graben. Den östlich an- ,J1 schließenden flachen H orst (T riashorst von G rafen­

d e wald) ließ man in derselben Richtung bis Gartrop Kn** durchgehen (früherer Gartrpper H orst). Da man

jedoch, wie oben näher begründet, das G ebiet bei

uaj|.

Hünxe, was die Kreidetektonik anbetrifft, mit dem

Gebiet von Gladbeck-Kirchhellen verbinden (G lad- o b e c k e r Kreidesattel) und auch die Störungen der Kreideschichten in entsprechender Richtung ver­

te^. laufen lassen muß, ist es besser, das T riastiefgebiet bei Hünxe mit dem Kirchhellener Triasgraben in Beziehung zu setzen. D ie Bezeichnungen Hünxer Graben und Gartroper H orst m üssen also fortfallen und sind durch die Namen K ö n i g s h a r d t e r G raben und G r a f e n w a ld e r H o r s t zu ersetzen.

Leider fehlen auf einer gro ß em Fläche zwischen Hünxe und Kirchhellen jegliche Bohrungen, so daß eine unbedingt sichere E ntscheidung, w elche Kon­

struktion der W irklichkeit näher kommt, nicht zu treffen ist. Daß die H ebungsachsen der Kreide die tektonischen Linien der Trias und die laramischen Störungen die kimmerischen Verwürfe diagonal durchschneiden sollen, ist nach dem ganzen Charakter der Bruchfaltentektonik des G ebietes so unw ahr­

scheinlich, daß man die Verbindung des G ebietes von Hünxe mit dem Kirchhellener Triasgraben unbedingt vorziehen muß.

Die westliche Randstörung des D o r s t e n e r T r ia s h o r s t e s scheint als nennensw erter kimmeri­

scher Verwurf nicht weiter nach N orden zu reichen, sondern ihre Fortsetzung in der ostnordöstlich ver­

laufenden Störung zu finden, die den D orstener T rias­

horst im Norden begrenzt. In der Art w ie bei Dorsten setzt sich dieses H ochgebiet also nicht w eiter fort.

Man wird aber das H ochgebiet bei Schermbeck, das --- durch die Gahlener Staffel vom Kirchhellener T rias­

graben getrennt ist, als die Fortsetzung des Trias­

horstes bei Dorsten selbst betrachten dürfen (Dorstener Triashorst im weitern Sinne).

Gänzlich neu konstruiert wurde die D arstellung der Triastektonik im Norden des G ebietes zwischen Raesfeld, Schermbeck und W ulfen (Abb. 8). Der T r ia sg r a b e n v o n M a r l erw eitert sich erheblich zwischen Dorsten und W ulfen und zerfällt hier in 3 Teilschollen; in der südlichen, die als schmaler Streifen von 2 km Breite nach Erle zu verläuft und beiderseits an bestimmten Linien, die nur als Störungen gedeutet werden können, gegen G ebiete mit weit geringer mächtigen Trias-Perm -A blagerun- gen abgegrenzt ist, sind die Schichten am tiefsten versenkt. Dieses schmale G rabengebiet bildet die unmittelbare Fortsetzung des südw estlichen Teiles des Marler Grabens, der bei Marl selb st durch das ganz auffallend w eite Vorspringen des Zechsteins nach Süden auch im Kartenbilde deutlich zum A us­

druck kommt.

Nach Norden fo lg t ein G ebiet stärkerer H eraus­

hebung ( W u lf e n e r T r i a s h o r s t ) , innerhalb dessen

die M ächtigkeit der Schichten von Norden nach Süden stark abnimmt. D ieses H ochgebiet wird nach Norden durch eine bedeutende Störung (Rhader S töru n g), an der auch die Kreideschichten verschoben worden sind, wieder g eg en ein G ebiet mit m ächtigen Trias-Zech- stein-Schichten verworfen, ln dieser nördlichsten T eilsch olle des Marler Grabens ( R a e s f e l d e r T r i a s ­ g r a b e n ) fallen die Zechstein-Trias-Schichten ziem ­ lich regelm äßig nach W esten ein. Nach O sten wird dieses G rabengebiet längs einer bedeutenden Störung, vielleicht eher einem ganzen Störungsbündel, gegen das H ochgebiet von M ünster abgeschnitten, in dessen Bereich die altm esozoischen Schichten gänzlich der Abtragung anheim gefallen sind. D iese w ichtige Störungszone ist höchstwahrscheinlich die Fort­

setzung der Blum enthaler H auptverwerfung. Das westliche E infallen der Schichten in diesem Gebiet entspricht dem allgem einen Verlauf der Zechstein- Trias-Südgrenze, die westlich von Münster w eit nach Norden zurückspringt.

Die H orste und Gräben verlaufen im Südteil noch ganz in der Richtung der Q uerstörungen des alten G ebirges. Nach Norden hin tritt die herzynische (W N W -) Richtung immer mehr hervor, die bereits einen Übergang zu der (O W - und W NW -) Richtung der kim merischen Achsen in dem nordw estlich an­

schließenden, von B e n t z bearbeiteten preußisch­

holländischen G renzgebiet darstellt.

D i e B e z i e h u n g e n d e r T r i a s - Z e c h s t e i n - T e k t o n i k z u r T e k t o n i k d e r O b e r k r e i d e s c h i c h t e n .

W ie aus den Kartendarstellungen ersichtlich ist, steht die kim merische Tektonik der Zechstein-Trias- Schichten zu der laramischen der Oberkreide in sehr eigenartigen Beziehungen. Den H o r s t e n in den a l t m e s o z o i s c h e n S c h ic h t e n entsprechen M u ld e n o d e r G r ä b e n d e r K r e i d e a b l a g e r u n g e n , den G r ä b e n d er a lte r n T e k t o n ik S ä t t e l , S a t t e l ­ h o r s t e u n d H o r s t e d e r j ü n g e r n . Die tektonischen Elemente haben sich um gekehrt; aus H ochgebieten der einen O rogen ese sind T iefgeb iete der ändern und umgekehrt gew orden. Die Zerrsprünge der kim meri­

schen H orst- und Grabentektonik setzen sich in den überlagernden Kreideschichten als Überschiebungen fort. Die nachkretazischen Verwürfe sind in en tg e g en ­ gesetztem Sinne erfo lg t w ie die nachtriassischen. Aus D ehnungsstörungen sind Pressungsüberschiebungen gew orden.

Auch die N eig u n g der Schichten in den einzelnen Schollen zw ischen den Störungen hat sich in mehreren Fällen um gekehrt, so daß an der einen Seite die Trias- schichten m ächtig sind, die Unterfläche der Kreide­

schichten aber bereits in verhältnism äßig geringer T iefe erreicht wird, während die T riasschichten an der ändern Seite der gedrehten Scholle viel w eniger stark entw ickelt sind, die Kreideschichten jedoch in erhebliche T iefen hinunterreichen.

In dreifacher H insicht bietet sich also in diesem Gebiet das Bild einer U m k e h r t e k t o n ik , in der U m ­ kehrung der H orste und Gräben, in der U m kehrung der Verw ürie an den Störungen und gelegen tlich auch in der Um kehrung der N eigu n g der einzelnen H orst- und G rabenschollen.

Ein kennzeichnendes B eispiel für d iese U m ­

kehrung der S ch ollenn eigu ng bietet die Scholle von

Raesfeld (Abb. 4 und 9), die im Süden und O sten

durch groß e Störungen mit typischen Um kehrver-

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Abb. 9. Profiledurchdie DeckgebirgsschichtendesnordwestlichenRuhrkohlengebietesnachdenLinienA-B,C-Dund E-Fauf derTafel 3 und in Abb3

würfen begrenzt wird. Sie stellt für die Kreideschich­

ten ein H ochgebiet dar, das an den Randstörungen in der Nachkreidezeit um 1 5 0 -2 0 0 m aufgepreßt worden ist ( K r e id e h o r s t v o n R a e s f e l d ) , für die Zechstein- Trias-Schichten dagegen einen Graben ( 1 0 0 - 1 5 0 m Absenkung an der südlichen, 1 5 0 -2 U 0 m an der öst­

lichen Randstörung), deshalb: R a e s f e l d e r T r ia s ­ g r a b e n . Die U nterfläche der Kreide fä llt nach Osten hin ein, die M ächtigkeit der Schichten wächst von Raesfeld bis zur großen östlichen Randstörung um 250 m. Um beinahe den gleichen Betrag nimmt die M ächtigkeit der Zechstein-Trias-Schichten nach O sten hin ab. So kommt es, daß trotz der erheblichen Schrägstellungen im D eckgebirge die Oberfläche der Steinkohlenschichten im Bereich der Scholle von Raes­

feld überall in annähernd gleich er T iefe (900 bis 1000 m ) erreicht worden ist.

Ganz ähnlich verhalten sich anscheinend die Trias- und Kreideschichten im G ebiete der in WNW- Richtung langgestreckten S ch olle von W ulfen. Im Nordteil dieses Streifens sind die Kreideschichten tief versenkt ( W u l f e n e r K r e i d e m u l d e ) , nach Süden nimmt ihre M ächtigkeit schnell ab (bis zur Deutener Störung um etwa 300 m ). G erade umgekehrt ver­

halten sich die Zechstein- und Triasschichten. Sie sind im Nordteil der W ulfener Scholle nur geringmächtig ( W u l f e n e r T r i a s h o r s t ) , nehmen aber nach Süden an M ächtigkeit zu (bis zur Deutener Störung um 200 m ). W ie in der R aesfelder Scholle scheint das Streichen der beiden Schrägstellungen annähernd gleich zu sein, während das E infallen gerade ent­

g eg en g esetzt ist.

Längs der D eutener Störung sinken die Trias­

schichten zum Marler Triasgraben hin ab, der als langgestreckte, schm ale S ch olle dem W ulfener Trias­

horst im Süden vorgelagert ist. Längs der Rand­

störungen des Marler T riasgrabens sind die Kreide­

schichten dagegen aufgepreßt w orden, so daß sie als H orst erscheinen ( M a r le r K r e i d e h o r s t ü b e r dem M a r le r T r i a s g r a b e n ) . Erst nordwestlich von Dorsten verläßt die Achse des Marler Kreidehebungs­

gebietes den Triasgraben von Marl und setzt sich als normaler flacher Sattel ohne seitlich begrenzende Störungen etw as südlich des Triasgrabens nach W esten hin fort (M a r le r K r e i d e s a t t e l ) .

Im G ebiet des D orstener T riashorstes hat die Um­

kehrung der Tektonik in anderm Sinne stattgefunden.

Über dem D o r s t e n e r T r i a s h ö r s t im engern Sinne, dem zechsteinfreien, eckig begrenzten H ochgebiet bei Dorsten selbst, bilden die Kreideschichten eine flache Mulde, die D o r s t e n e r K r e i d e m u l d e , die nach Norden hin längs der E w ald-Störung durch einen Rückwärtsverwurf geg en die gehobenen Schichten des Marler K reidehorstes abgegrenzt wird. Nach Westen setzt sich die Mulde im G ebiet des D orstener Trias­

horstes im weitern Sinne als regelm äß ig gebaute, sehr flache M ulde w eiter fort. Auch hier entspricht einem H ochgebiet der kim merischen ein T iefgebiet der laramischen Tektonik.

Das au ffallen de K reidehochgebiet von Hünxe liegt über einem bedeutenden T iefgeb iet der Zech­

stein-Trias-Schichten. Die A ufsattelung der Kreide­

schichten bei G ladbeck-K irchhellen liegt gerade dort,

w o im U ntergründe die Zechstein-Trias-Schichten das

T iefgeb iet des Kirchhellener T riasgrabens bilden. Daß

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G l ü c k a u f

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es sich in beiden Gebieten w ahrscheinlich um die­

selben tektonischen Elem ente handelt, den K ir c h - h e lle n e r K r e id e s a t t e l und den K i r c h h e l le n e r T r ia s g r a b e n , die beide von Gladbeck über Kirch-

h e lle n

nach Hünxe zu fortstreichen dürften, ist oben

näher begründet worden.

Nicht weniger ausgesprochen ist die Umkehrung der Tektonik im Gebiete der Bottroper Kreidemulde.

Dem L o h b e r g e r T r i a s h o r s t entspricht in folge der Umkehrverwürfe an seinen Randstörungen der L o h - b erg er K r e id e g r a b e n . Selbst dem Triasgraben von Königshardt und dem T riashorst von G rafenw ald im Ostteil dieses G ebietes entsprechen

kleine umgekehrte V erbiegungen in den Kreideschichten. Auch im W e st­

teil des großen K reidem uldengebietes sind, wie die Tafel erkennen läßt, infolge der Umkehrvervvürfe an den Störungen im Bereich derjenigen Schollen, in denen die T riasschichten mächtiger sind, die K reideschichten geringmächtiger und um gekehrt. Eine Ausnahme von der Regel machen die beiden w estlichsten Störungen d ieses Gebietes, an denen die Kreideschichten in demselben Sinne verw orfen w orden sind wie Zechstein und Trias. Ein B ei­

spiel für die Um kehrung der S ch ollen ­ neigung findet sich im G ebiete des Lohberger Kreidehorstes etw as nörd­

lich von Lohberg (vgl. S. 1165).

Die laramische Um kehrtektonik hat die bei der kim merischen O rogen ese entstandenen G egensätze zw ischen den tektonischen H och- und T ie fg e ­ bieten bis zu einem g ew isse n Grade wieder ausgeglichen. D ie O berfläche des Steinkohlengebirges bietet daher ein t e k t o n i s c h e t w a s r u h i g e r e s B ild als die G renzfläche zw ischen Kreide und Z echstein-T rias. D iesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß man die Bruchfaltentektonik des Deckgebirges in ihrem Ausm aß b is­

her nicht recht erkannt hat, denn aus der Lage der Stein koh len geb irgsob er- fläche ließen sich derartig b ed eu ten ­ de tektonische V erschiebungen nicht

herauslesen. Immerhin haben die laram ischen (p o st­

kretazischen) Bew egungen nur in w enigen Fällen das Ausmaß der kimmerischen (präkretazischen) erreicht.

Für die Lage der K arbonoberfläche hat daher im Nordwestteile des w estfälischen Steinkohlengebietes die kimmerische Tektonik bei w eitem die größere Bedeutung. Im Durchschnitt wird die laramische Rückwärtsverschiebung an den alten Störungen etwa ein Drittel der kimmerischen Verschübe betragen.

Die Ursachen der Um kehrung der Tektonik sind klar und eindeutig anzugeben. W ährend der kimmeri­

schen Orogenese w urde das G ebiet von Südwesten nach Nordosten auseinandergedehnt; es kam zur Bildung der T rias-Z echstein-H orste und -Gräben, die von Zerrsprüngen begrenzt w erden. W ährend der laramischen O rogenese d agegen trat in derselben Richtung eine Zusam m enpressung ein. An den eh e­

maligen Dehnungsstörungen lösten sich dadurch

B ew egungen in umgekehrter Richtung aus; sie wurden zu steilen Überschiebungen. Auf D e h n u n g f o l g e n d e P r e s s u n g hat also die eigenartige U m ­ kehrtektonik im Nordw'estteile des rheinisch-w est­

fälischen Steinkohlenbeckens hervorgerufen.

D i e B r u c h f a l t u n g i m N o r d w e s t t e i l e d e s R u h r k o h l e n ­ b e c k e n s a l s l e t z t e r A u s l ä u f e r d e s s a x o n i s c h e n

F a l t u n g s f e l d e s N o r d d e u t s c h l a n d s .

H erzynisch streichende Sättel- und M uldenachsen sind aus dem etw as w eiter nördlich geleg en en preußisch-holländischen G renzgebiet durch die Ar­

beiten von B e n t z bekannt gew orden. Auch die

Kreideschichten haben an den B ew egun gsvorgän gen in dieser Richtung, wenn auch nur in geringem A us­

maße, teilgenom m en. Die kim merischen H eb u n gs­

achsen setzen sich in den Kreideschichten am W est­

rande des M ünsterschen Beckens als flache W ellu ngen fort. Die hier behandelte G egend bildet die südliche Fortsetzung dieses saxonischen F altu ngsgebietes, in dem das Ausmaß der B ew egungen immer mehr ab­

nimmt, so daß sie nach Süden zu allmählich ganz aus­

klingen. Die herzynisch streichenden Sättel und M ul­

den, H orstsättel und Grabenmulden gehen in einfache H orste und Gräben über, die immer flacher werden, um schließlich in der led iglich sch räggestellten Schichtenplatte der Kreide am Südrande des M ünster­

schen Beckens ganz zu verschw inden. Bis zur Linie H a m b o rn -B o ttr o p -R eck lin g h a u sen läßt sich die saxonische Achsentektonik verfolgen . Bis hierher reicht, w en ig sten s für die laram ische O rog en ese, das

Abb. 10. D a s G e b i e t der B r u c h f a lt e n t e k t o n i k der K r e i d esch ich ten

im S ü d w e s t t e i l d e s M ü n s t e r s c h e n K r e id eb eck en s.

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s a x o n i s c h e F a l t u n g s f e l d N o r d d e u t s c h l a n d s (Abb. 10).

Die Bruchfaltentektonik der Kreideschichten ist auf die G ebiete beschränkt, in denen Zechstein- und B untsandsteinschichten im Untergründe verbreitet sind, und erreicht mit deren Auskeilen nach Südosten sogleich ihr Ende. Zwischen der Verbreitung der saxonischen Tektonik und der der altm esozoischen Schichten besteht som it ein enger Zusammenhang, ln den G ebieten, in denen die Zechstein-Trias-Unterlage fehlt, w ie im m ittlern und südlichen Teile des M ünsterschen Kreidebeckens, ist die Kreideschichten­

platte nur einfach sch räggestellt und läßt nirgends Anzeichen stärkerer tektonischer Kleinbewegungen erkennen. Hier herrscht die B l o c k g e b i r g s t e k t o n i k d er r h e i n i s c h e n M a s s e . Größere Rindenteile sind als einheitliche K om plexe kuppelartig in die Höhe gestieg en , und dabei sind die randlich aufgelagerten Schichten sch räggestellt worden. Dislokationen an Störungen spielen nur eine ganz untergeordnete Rolle.

Im w estlichen und im mittlern T eile des Münster­

schen Beckens stehen sich also zw ei Gebiete g eg e n ­ über, die sich während der laramischen O rogenese w esentlich verschieden verhalten haben: im Osten ein starres, auf das die Impulse der Bew egungszeit nur im ganzen gew irkt, im W esten ein beweglicheres, in dem sie eine Sattel- und Muldentektonik hervor­

gebracht haben. Daß die größere B eweglichkeit dieses Krustenstreifens auf die Unterlagerung der Kreide­

schichten durch mächtige Zechstein-Trias-Ablage- rungen zurückzuführen ist, kann nicht zw eifelhaft sein.

Eine zusam m enfassende Deutung der großen Züge der Tektonik W estfalen s ist unlängst von Q u i r i n g 1 versucht worden. Er nimmt an, daß die sch räggestellte Kreidetafel W estfalens, die »Schräg­

sch olle von Münster«, in der Oberkreide-Alttertiär- Phase, also zur Zeit der laramischen Bewegungsphase S t i l l e s , eine K ippbew egung nach Norden ausgeführt hätte. Durch diese Kippung sei es am Nordrande der Scholle zu Pressungen, an ihrem Südrande dagegen zu Zerrungen gekom m en. Das »Pressungsgelenk« im N orden werde durch die Aufpressungen der Schwelle von W interswijk und der des Teutoburger Waldes gebildet, das »Zerrungsgelenk« an der entgegen­

gesetzten Seite der Scholle wäre die Niederrheinische Bruchzone und der Ennepetalabbruch2. Die tektoni­

schen Tatsachen sprechen gegen Q uirings Gedanken­

gän ge, denn es ist, w ie in dieser Arbeit nachgewiesen werden konnte, zum mindesten im östlichen Teile der Niederrheinischen Bruchzone während der Ober- kreide-A lttertiär-Phase, in der die Münstersche Kreideplatte sch räggestellt wurde, keine Dehnung, sondern eine Pressung erfolgt. An den großen Störun­

gen sind Überschiebungen, nicht Sprungverwürfe vor sich geg an g en . Som it entfällt eine der wesentlichsten Voraussetzungen für Q uirings H ypothese, das Vor­

handensein einer Zerrungszone im Südwesten der Scholle von M ünster zurzeit der laramischen G ebirgs­

1 Q u i r i n g : Ü b e r W e s e n u n d U r s p r u n g d e r p o s tv a ristisc h e n T e k to n ik W e s td e u ts c h la n d s , Z . O e o l. O e s. 1924, S. 64.

2 D e r C h a r a k te r d e r E n n e p e ta ls tö ru n g a ls e in e r m eso zo ischen o d e r g a r te r tiä r e n A b b r u c h z o n e is t b is h e r d u rc h k e in e rle i B e o b a c h tu n g e n ein w an d frei e r w ie s e n ; e s s te h t n ic h t ein m a l fe s t, o b es sich ü b e r h a u p t um einen S p ru n g u n d n ic h t, w a s v iel w a h rs c h e in lic h e r is t, u m e in B ü n d el sü d fa lle n d e r Ü b e r­

s c h ie b u n g e n h a n d e l t.

bildung. Q uirings groß zü g ige Erklärung des Gebirgs- baus in der Umrandung des M ünsterschen Beckens kann demnach nicht zutreffend sein.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Im N ordw estteil des rheinisch-w estfälischen Stein­

kohlenbeckens fallen die Oberkreideschichten nicht so regelm äßig flach nach Norden ein w ie im übrigen T eile des G ebietes. Hier treten vielm ehr Sättel und M ulden, H orste und Gräben auf, deren Streichen im Norden herzynisch (W N W ) gerichtet ist und im Süden dem Verlauf der Q uerstörungen des alten G ebirges (N N W ) folgt.

Die Störungen, w elche die H orste und Gräben und auch einen T eil der Sättel und M ulden der Kreide­

schichten begrenzen, sind alte Verwerfungen, die bei äer tektonischen B ew egun gsp hase an der W ende der Kreide- zur Tertiärzeit (laram ische O rogenese Stilles), als die M ünstersche Bucht als tektonisches Tiefgebiet entstand, erneut in B ew egun g gerieten. Für die Kreideschichten besitzen diese B ew egungen mit w enigen Ausnahmen den Charakter von Über­

schiebungen. Die laramische O rogen ese hat sich also in diesem G ebiete als P r e s s u n g s p h a s e ausgewirkt.

Die Zechstein-Trias-Schichten bilden eine nach N ordw esten und W esten flach einfallende Schichten­

platte, die durch zahlreiche nordw estlich und west­

nordwestlich verlaufende Störungen in H orste und Gräben zerlegt w orden ist. D iese Störungen sind sämtlich echte Sprünge. Man hat sie sich als durch einen D ehn u ngsvorgan g entstanden zu denken, der nach A blagerung des Buntsandsteins und vor Ablage­

rung der O berkreideschichten eingetreten ist. Diese tektonischen B ew egungen fallen wahrscheinlich in die Zeit der kimmerischen O rogen ese Stilles an der W ende der Jura- zur Kreidezeit.

Den H orsten der Trias-Zechstein-Schichten ent­

sprechen Gräben und M uldengräben der Oberkreide, den kimmerischen Gräben aber laram ische H orste und H orstsättel. Dem Lohberger T riashorst entspricht der Lohberger Kreidegraben, dem Kirchhellener Trias­

graben der Kirchhellener K reidesattel, dem Dorstener T riashorst die D orstener Kreidemulde und dem Marler Triasgraben der Marler Kreidesattel. Die selben Störungen, die in den altm esozoischen Schichten Sprünge darstellen, sind für die Kreide­

schichten Überschiebungen; an ihnen haben in der laramischen B ew egun gsp hase die entgegengesetzten B ew egungen stattgefunden w ie in der vorangegange­

nen kim m erischen.

Die Um kehrung der Tektonik erklärt sich daraus, daß der vorkretazischen D ehnung eine nach- kretazische Pressung in annähernd derselben Rich­

tung g e fo lg t ist, durch w elche die Gräben an ihren Randstörungen wieder in die H öhe und die Horste w ieder nach unten gedrückt worden sind.

Mit seiner eigenartigen Bruchfaltungstektonik, die sich in vieler H insicht an die V erhältnisse in dem nördlich g eleg e n e n preußisch-holländischen Grenz­

geb iet anschließt, ist der nordw estliche Teil des

rechtsrheinischen Steinkohlengebietes ein letzter,

schw acher A usläufer des saxonischen Faltungsfeldes

N orddeutschlands.

(7)

D ie dem F reistaate P reu ß en v o rb eh alten en M ineralien und die N e u e ru n g e n des V orbehaltsgesetzes vom 22. Juli 1929.

V o n B e r g h a u p tm a n n Dr. W . S c h l ü t e r , Bonn.

Das Preußische B erggesetz vom 24. Juni 1865 schließt alle Mineralien, die damals eine besondere volkswirtschaftliche Bedeutung hatten, vom V er­

fügungsrechte des Grundeigentüm ers a u s’ ; es erklärt sie für »bergfrei«, indem es ihre A ufsuchung jedem erlaubt2 und dem Finder einen Anspruch auf Ver­

leihung des Minerals g ib t3. D iese im B erggesetze namentlich aufgezählten Mineralien sind:

»Gold, Silber, Quecksilber, Eisen mit Ausnahme der Raseneisenerze, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsenik, Mangan, Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze; Alaun- und Vitriolerze; Stein­

kohle, Braunkohle und Graphit; Steinsalz, Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf der nämlichen Lagerstätte vorkom m enden Salzen und die Solquellen«4.

Das Recht zur Aufsuchung und G ew innung der b e r g fr e ie n Mineralien entsteht durch staatliche Ver­

leihung des B ergw erkseigentum s an ihn en 5. Die Verleihung setzt regelm äßig ein Schürfen voraus, d. h. ein Aufsuchen des Minerals auf seiner natür­

lichen Ablagerung6. Hat der Schürfer das Mineral gefunden, so kann er beim Bergrevierbeam ten Mutung einlegen, d. h. die Verleihung des Minerals für ein bestimmtes Feld beantragen7. Entspricht die Mutung den gesetzlichen Erfordernissen8, ist namentlich die absolute Bauwürdigkeit des Minerals nachgew iesen, so spricht das Oberbergam t durch eine Urkunde die Verleihung des Bergw erkseigentum s an dem gem ute­

ten Mineral für ein bestim m tes, bis zu 2,2 Mill. m 2 großes Bergw erksfeld9 aus. Mit der Zustellung der Verleihungsurkunde erwirbt der Muter das Berg­

werkseigentum. D ieses wird alsdann auf Ersuchen des Oberbergamts in das Grundbuch ein getragen 10 und damit, ähnlich wie ein Grundstück, dem Grund­

buchverkehr für spätere Auflassungen, für die B e­

lastung mit H ypotheken usw . erschlossen. Die Rechte und Pflichten des Bergw erkseigentüm ers bestimmen sich in erster Linie nach dem B erggesetze, dessen Bestimmungen namentlich auch für den Betrieb des verliehenen Bergwerkes m aßgebend sind.

Die Mineralien, die nicht dem V erfügungsrechte des Grundeigentümers entzogen sind, d:e G r u n d ­ e ig e n t ü m e r - M in e r a lie n , unterliegen grundsätzlich nicht dem Berggesetze. Ihre Rechtslage bestim m t sich nach den allgemeinen G esetzen, im besondern nach dem Liegenschaftsrechte des Bürgerlichen G esetz­

buches, wonach sich das Eigentum am Grund und Boden auch auf den Erdkörner unter der Oberfläche, also bis in die ew ige T eufe erstreckt11. Ein B erg­

werkseigentum an ihnen kann also n:cht begründet werden und deshalb ein Bergbauunternehm en hier auch nur entstehen, wenn der Bergbaulustige die

1 ABO. 5 I A bs. 1 . 2 ABO. s 3 A bs. 1 . 3 ARG. § 22.

4 ABG. « 1 A bs. 1 . 5 ABG. $$ 50 u n d 54.

6 ABG. § 3 . 7 ABG. § 12.

8 ABG. §§ 13 ff.

5 ABG. § 32.

10 Ausf. G es. z u r G ru n d b u c h o rd n u n g , A rt. 2 3 —25.

11 BGB. § 905.

Grundstücke, w elche die Mineralien in sich bergen, als Eigentum besitzt, oder wenn er vom G rundeigen­

tümer ein G ewinnungsrecht an den Grundeigentüm er- Mineralien erworben hat. W eil diese G rundeigen- tümer-Mineralien vielfach bergmännisch gew onn en werden, also mit dem verliehenen Bergbau dieselben Gefahren teilen, sind auf ihren Betrieb einzelne b erg­

gesetzliche Vorschriften, namentlich diejenigen über die bergpolizeiliche Aufsicht, für entsprechend an­

wendbar erklärt w o rd en 1.

Die vorstehenden Grundsätze über die Bergbau­

freiheit und über d:e Grundeigentümer-M ineralien sind

in so fe rn

durchbrochen, als in einigen G egenden der Kreis der bergfreien Mineralien erweitert oder zugunsten der G rundeigentümer

e in geschränk t

w or­

den ist. Der Grundsatz der Bergbaufreiheit ist auch noch insofern durchbrochen, als die Aufsuchung und G ew innung einiger bergfreier Mineralien allein dem Staate

V orbehalten

worden ist.

D i e d e m S t a a t e v o r b e h a l t e n e n M i n e r a l i e n .

Will der Staat bergfreie Mineralien aufsuchen und gew innen, so muß er w ie jeder andere das B ergw erks­

eigentum an ihnen erw erben2. Mit Rücksicht auf die große wirtschaftliche Bedeutung einiger Mineralien, z. B. der Salze und der Kohle, und zur V erm eidung der Gefahr, daß sie in die H ände w eniger Bohr- unternehmer oder ihrer G eldgeber fallen, ist in den letzten Jahrzehnten dem Staate ein Vorbehaltsrecht an solchen Mineralien eingeräumt worden. D ieses staatliche Vorbehaltsrecht schließt die Mineralien allgemein oder für bestim m te Bezirke von der Bergbaufreiheit aus, führt sie jedoch damit noch nicht in das Eigentum des Staates über, sondern sieht auch bei ihnen eine Verleihung des B ergw erks­

eigentum s wenn auch in einem vereinfachten V er­

fahren vor. Der Staat soll die Ausbeutung der ihm auf Grund des Vorbehaltes verliehenen Bergwerke an Dritte, in der R egel gegen Entgelt und auf Zeit, übertragen. Im einzelnen ist über das staatliche V or­

behaltsrecht folgen d es zu bemerken.

S t e i n s a l z u n d s e i n e N e b e n s a l z e .

Die A ufsuchung und G ew innung des Steinsalzes sow ie der Kali-, M agnesia- und Borsalze nebst den mit ihnen auf derselben Lagerstätte vorkom m enden Salzen und Solquellen steht, abgesehen von der Provinz H annover, w o sie nach w ie vor dem G rundeigentüm er belassen sin d 3, allein dem Staate z u 4. Der Minister für Handel und G ew erbe spricht die V erleihung aus und veröffentlicht die Verleihungsurkunde im Deutschen Reichs- und Preußischen Staatsanzeiger5.

Voraussetzung für die Verleihung ist der N achw eis, daß die Mineralien innerhalb des zu verleihenden Feldes von beliebiger G röße auf ihrer natürlichen Ablagerung in solcher M enge und B eschaffenheit entdeckt w orden sind, daß eine zur wirtschaftlichen Verw ertung führende bergm ännische G ew innung als

1 A B G . 2 1 0 -2 1 4 d.

* A B G . § l a .

3 E in f. VO. z u m A B G . vom 8. M ai 1867, A rt. IT.

4 A B G . § 2 A b s. 1 ; G e se tz v o m 18. Juni 1907, A rt. I.

5 A B G . § 38'b A b s . 1.

(8)

m öglich ersch eint1. Zum N achw eise dieser Bau­

würdigkeit bedarf es der V orw eisung des Minerals an einem bestim m ten Fundpunkte und einer amtlichen Fundesuntersuchung dann nicht, wenn der Nachweis in anderer W eise erbracht w ird 2.

Der Staat kann sein A ufsuchungs- und Gewin- nungsrecht an andere Personen, in der Regel gegen Entgelt und auf Zeit, übertragen. Er kann zu diesem Zwecke das ihm verliehene Bergwerkseigentum inner­

halb des auf dem Situationsriß angegebenen Feldes ganz oder teilw eise mit einem selbständigen ver­

erblichen und veräußerlichen Rechte belasten, die Mineralien innerhalb des Feldes aufzusuchen und zu gew innen sow ie die dazu erforderlichen Anstalten über- und untertage zu treffen. Auf dieses G ew in­

nungsrecht finden die auf Grundstücke bezüglichen Vorschriften des Bürgerlichen G esetzbuches in dem ­ selben U m fange w ie auf das eigentliche Bergwerks- eigentum Anwendung. Der G ewinnungsberechtigte hat, von einigen Ausnahmen abgesehen, die auf dem B erggesetze beruhenden Rechte und Pflichten des Bergw erkseigentüm ers. Steht ein solches G ew in­

nungsrecht zw ei oder mehreren Mitberechtigten zu, so finden auf ihre Rechtsverhältnisse die b erggesetz­

lichen Vorschriften über die Berggewerkschaft An­

w en d u n g3.

B r a u n k o h le .

Auf Braunkohle besteht ein Vorbehaltsrecht des Staates in den Provinzen H essen-N assau, Sachsen, Niederschlesien, O berschlesien und Grenzmark Posen- W estpreußen sow ie im G ebiete der Stadt Berlin1.

Hier ist das Schürfen und Muten auf Braunkohle nur dem Staate und den von ihm dazu Ermächtigten nach Vorschrift des B erggesetzes gestattet. Für das Schürfen und die Mutung des Staates sow ie für die Verleihung an ihn gelten die allgemeinen Regeln des B erggesetzes. Die Verleihung spricht also das Ober­

bergam t auf Grund eines verleihungsfähigen Fundes und für ein Feld bis zur Größe von 2,2 Mill. m 2 aus.

Der Staat kann für Felder von bestimmter Aus­

dehnung sein Recht zur Aufsuchung und Gewinnung an andere Personen übertragen. Er kann mit Dritten Schürfverträge für Felder von bestimmter Aus­

dehnung abschließen. Der Schürfer muß sich dabei verpflichten, im Falle eines verleihungsfähigen Fundes die Verleihung des B ergw erkseigentum es, jedesmal für ein M aximalfeld, an den Staat herbeizuführen.

Der Staat verpflichtet sich dagegen, dem Schürfer nach der Verleihung des Bergwerkseigentum s die Ausbeutung der verliehenen Braunkohlenfelder ganz oder teilw eise und unter bestim m ten Bedingungen zu überlassen. Die Übertragungsverträge bedürfen der G enehm igung des Handelsministers und des Finanz­

m inisters5.

Die Bestim m ungen, wonach die Braunkohle in einzelnen Landesteilen, z. B. im M andatsgebiete, dem V erfügungsrechte des Grundeigentümers unterliegt, haben ihre G ültigkeit beh alten 6.

S t e in k o h le .

1. Die Steinkohle ist ein dem Staate vorbehaltenes Mineral; ihre Aufsuchung und G ewinnung steht

‘ A B G . § 3 8 b A b s. 2.

3 V o e l k e l : G ru n d z ü g e d e s B e rg re c h ts, 2. A u fl., S. 96.

3 A B G . § 38 c.

4 A B G . § 2 a . G e se tz ü b e r d ie V e rle ih u n g von B rau n k o h len feld ern an d en S ta a t vom 3. J a n u a r 1924, G S . S. 18; Z . B e r g r. B d. 65, S. 120.

6 A B G . § 2 a u n d § 2 A b s. 4 S atz 1 u n d 2.

6 G e se tz vom 3. J a n u a r 1924, A rt. III.

grundsätzlich für das ganze Staatsgebiet allein dem Staate z u 1.

Von diesem Grundsätze bestehen folgende Aus­

nahmen:

a) In den Provinzen O stpreußen, Pommern u n d Schlesw ig-H olstein ist zum Besten dieser geologisch w enig bekannten Landesteile die Bergbaufreiheit auf Steinkohle bestehen geb lieb en 2. Hier kann also jeder nach M aßgabe des B erggesetzes auf Steinkohle schürfen; dem Muter steht für jeden verleihungs­

fähigen Fund ein Anspruch auf Verleihung eines bis zu 2,2 Mill. m 2 großen Steinkohlenfeldes zu. In der Provinz Brandenburg, w o derselbe Rechtszustand galt, ist neuerdings die Bergbaufreiheit der Steinkohle durch das V orbehaltsgesetz vom 22. Juli 1929 zu­

gunsten des Staates aufgehoben worden.

b) Das Vorbehaltsrecht des Staates auf Steinkohle besteht ferner nicht in den Landesteilen, in denen die Steinkohle durch berggesetzliche Sondervorschrif­

ten dem V erfügungsrechte des Grundeigentümers belassen ist, nämlich im Fürstentum Kalenberg und in der Grafschaft S p iegelb erg3 so w ie im Gebiete des w estpreußischen Provinzialrechtes4. Im Mandats­

gebiete dagegen, d. h. in gew issen Teilen der Pro­

vinzen Sachsen, Brandenburg und Niederschlesien, w o die Steinkohle bisher neben der Braunkohle dem V erfügungsrechte des G rundeigentüm ers unterlegen hat5, ist sie ebenfalls durch das Vorbehaltsgesetz vom 22. Juli 1929 für ein dem Staate vorbehaltenes Mineral erklärt worden.

Im ganzen preußischen Staate mit Ausnahme der Provinzen O stpreußen, Pommern und Schleswig- H olstein, des Fürstentums Kalenberg und der Graf­

schaft Spiegelberg sow ie des G ebietes des westpreußi­

schen Provinzialrechtes, d. h. des größten Teiles der frühem Provinz W estpreußen und einiger anstoßen­

der pommerscher Kreise, kann hiernach nur der Staat die Steinkohle aufsuchen und gew innen.

2. Für die Verleihung der dem Staate vorbehal­

tenen Steinkohle an ihn und für die Überlassung der Ausbeute an Dritte gilt folgendes:

a) In den Provinzen Sachsen, Hannover und H essen-N assau, im Regierungsbezirk Liegnitz und in den Bergrevieren W erden und W itten im Oberberg­

amtsbezirk Dortmund sow ie im Bereiche der Wealden- ablagerung — das sind G ebiete mit Steinkohlen­

vorkommen von m eist geringerer Bedeutung — verleiht der H andelsm inister dem Staate das Berg­

werkseigentum an der Steinkohle ohne das förm­

liche M utungs- und Verleihungsverfahren des Berg­

g e se tz e s6. Die V erleihung hängt nur von dem Nach­

w eise ab, daß die Steinkohle innerhalb des begehrten Feldes von beliebiger G röße in solcher M enge und Beschaffenheit entdeckt worden ist, daß eine zur wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische G ew innung als m öglich erscheint. D asselbe gilt auf Grund des V orbehaltsgesetzes vom 22. Juli 1929 nunmehr auch für die dem Staate vorbehaltene Stein­

kohle in der Provinz Brandenburg und im Gebiete der Stadt Berlin7.

1 A B G . § 2 A b s. 1 S atz 1.

- A B G . § 2 A b s. 1 S a tz 2.

3 G e se tz vom 8. M ai 1867, A rt. X II.

1 A B O . § 210.

6 G e se tz vom 22. F e b r u a r 1869, § 1.

6 A B G . § 3 8 b A b s. 1 u n d G e se tz v o m 3. J a n u a r 1924.

7 § 2 d e s G e se tz e s vom 22. Juli 1929.

(9)

31. August 1929 G l ü c k a u f

1201

Der Staat kann in den eben genannten Gebieten mit Dritten Schürfverträge für Felder von bestimmter Ausdehnung abschließen. Der Schürfer muß sich verpflichten, im Falle eines verleihungsfähigen Fundes die Verleihung des Bergw erkseigentum s an den Staat herbeizuführen. D agegen verpflichtet sich der Staat, dem Schürfer demnächst nach der Verleihung des Bergwerkseigentums die A usbeutung des Steinkohlen­

bergwerkes ganz oder teilw eise und unter bestimmten Bedingungen zu überlassen. Die Schürfverträge, die das Oberbergamt mit dem Schürfer abschließt, b e­

dürfen der G enehm igung des Handelsministers und des Finanzministers1.

b) Im übrigen Staatsgebiete, also namentlich in den großen Steinkohlenbezirken, z. B. im Ruhrbezirk, verleiht der Handelsminister dem Staate die Stein­

kohle unabhängig von dem N achw eise eines ver­

leihungsfähigen Fundes. Die Verleihungsurkunde wird im Deutschen Reichs- und Preußischen Staats­

anzeiger veröffentlicht. Die A usbeutung eines solchen Steinkohlenbergwerkes kann der Staat ebenfalls ganz oder teilweise unter bestim m ten Bedingungen, in der Regel gegen Entgelt und auf Zeit, an Dritte übertragen. Die Verträge bedürfen ministerieller Genehmigung2.

Erdöl, E r d g a s u n d s o n s t i g e b it u m in ö s e S t o f f e . Erdöl, Erdgas, Bergwachs und Asphalt sow'ie die vom Oberbergamte w egen ihres Gehaltes an Bitumen als technisch verwertbar erklärten G esteine hat das Berggesetz dem V erfügungsrechte des G rundeigen­

tümers nicht entzogen, sie sind also keine bergfreien, sondern G rundeigentüm er-M ineralien. Durch das Gesetz vom 22. Juli 1929 ist aber ihre Aufsuchung und Gewinnung in der Provinz Brandenburg und im Gebiete der Stadt Berlin sow ie in den G ebiets­

teilen der Provinzen Sachsen und N iederschlesien, in denen bisher Stein- und Braunkohlen nach dem sogenannten M andatsgesetz vom 22. Februar 1869 dem Verfügungsrechte des Grundeigentüm ers unter­

legen haben, allein dem Staate Vorbehalten3.

In Anpassung an das im übrigen Staatsgebiete geltende Recht hat man hier von der Schaffung eines Bergwerkseigentums abgesehen, jedoch im übrigen auf die Aufsuchung und G ew innung der genannten bituminösen Stoffe einige Vorschriften des Berg­

gesetzes, so über das Schürfen, das B ergw erkseigen­

tum, die Enteignung, die Bergschäden, über die B erg­

polizei usw., für entsprechend anwendbar erklärt4.

Der Staat kann die Ausübung des ihm vorbehal­

tenen Rechtes auf die bitum inösen Stoffe ganz oder teilweise unter bestim m ten Bedingungen, in der Regel gegen Entgelt und auf Zeit, an andere Personen übertragen. Die darüber abgeschlossenen Verträge bedürfen der G enehm igung des H andelsm inisters und des Finanzministers5.

Das Vorbehaltsgesetz vom 22. Juli 1929 hat alle auf dem frühem V erfügungsrechte des G rundeigen­

tümers beruhenden Rechte zur Aufsuchung und Gewinnung der bitum inösen Stoffe mit W irkung vom 10 Oktober 1927 für erloschen erklärt. S ow eit solche Rechte im Grundbuch eingetragen sind, müssen sie

1 ABG. § 2 A bs. 4, G e s e tz v o m 3. J a n u a r 1924 u n d G e se tz vom 22. Juli 1929, § 2.

8 G esetz vom 22. M ai 1922, § § 1 u n d 2.

3 G esetz vom 22. Juli 1929, A rt. I § 1.

4 G esetz vom 22. Juli 1929, A rt. I § 4.

5 G esetz vom 22. Juli 1929, A rt. I § 3.

gelöscht w erd en 1. Für einen Rechtsverlust hat der Staat angem essene Entschädigung in G estalt eines Förderzinses zu leisten 2.

B e r n s t e in .

Der Bernstein gehört zu den nicht bergfreien Mineralien. Seine Hauptfundstätte ist die ostpreußi­

sche Küste; er wird auch am w estpreußischen und am pom m erschen M eeresufer gew onnen. Seine G e­

winnung ist in Ostpreußen auf Grund provinzialrecht­

licher Bestim m ungen dem Staate Vorbehalten3. In W estpreußen und einigen Teilen von Pommern besteht ein Vorbehalt des Staates insow eit, als der Bernstein in der O stsee gefischt oder an ihrem Strande gew onnen w ird 4.

B erggesetzliche Bestim m ungen für die G ew innung des Bernsteins gibt es nicht. Dem strafrechtlichen Schutze für das staatliche G ewinnungsrecht dient das G esetz betreffend die Bestrafung der unbefugten Aneignung von Bernstein vom 22. Februar 1867 und 11. Februar 19245.

Zur Ausübung seiner Rechte an dem Bernstein bediente sich der Staat bisher der Staatlichen Bern­

steinwerke in Königsberg, die der Staatlichen B erg­

verwaltung unterstanden. D iese Bernsteinwerke b e ­ trieben die Bernsteingew innung selbst, ließen sich aber auch durch zahlreiche, über das ganze Fund­

geb iet verteilte staatliche Bernsteinabnehmer den Bernstein zuführen, der von Dritten auf Grund b e ­ sonderer staatlicher Erlaubnis gew onnen wurde oder sonst zur Ablieferung kam. Die Staatlichen Bernstein- wrerke sind jetzt in die Preußische Bergwerks- und Hütten-A. G. (Preußag) übergegangen.

D a s V o r b e h a l t s g e s e t z v o m 22.

Juli

1929.

Das mehrfach erwähnte G esetz über einen er­

weiterten Staatsvorbehalt zur Aufsuchung und G e­

winnung von Steinkohle und Erdöl vom 22. Juli 19296 hat folgende E ntstehungsgeschichte.

Der Staatsvorbehalt zur Aufsuchung und G e­

winnung von S t e i n k o h l e ist, abgesehen vom O ber­

harz7 und der Grafschaft Schaum burg8, w o er auf alten, durch die Einführungsbestim m ungen zum B erggesetze bestätigten Rechten beruht, für das H auptgebiet des preußischen Staates durch die B erg­

gesetznovelle vom 18. Juni 19079 geschaffen worden.

Ausgenom m en waren nur die Provinzen O stpreußen, Pommern und Schlesw ig-H olstein so w ie die T eile der Provinz Brandenburg, die nicht zum M andats­

geb iete gehören; in diesem G ebiete blieb die Stein­

kohle nach w ie vor bergfreies Mineral. D iese A us­

nahme hatte der Landtag bei der Begründung des Staatsvorbehalts auf Steinkohle durch das G esetz vom 18. Juni 1907 aus der Erwägung veranlaßt, daß in den genannten Provinzen die Erschließung der Bodenschätze noch nicht so w eit entwickelt war, daß man auf die private Unternehm ertätigkeit hätte verzichten können.

1 G e se tz v o m 22. lu li 1929, A rt. II A b s. 1 u n d 2.

2 G e se tz v o m 22. Ju li 1929, A rt. III.

5 G e se tz v o m 22. F e b r u a r 1867 u n d VO. vom 11. F e b r u a r 1924, A rt. IV § 1.

4 P r o v in z ia lr e c h t fü r W e s tp re u ß e n v o m 19. A p ril 1844, § § 73 u n d 74, u n d G e se tz v o m 4. A u g u s t 1865, A rt. III.

5 G S . 1867, S. 272 ; 1924, S. 106.

6 G S . S. 87.

7

VO. v o m 8. M ai 1867, A rt. XVI.

8

VO. v o m 1. Ju n i 1867, A rt. XVI.

9 G S . S. 119.

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