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Glückauf, Jg. 55, No. 26

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 2 6 2 8 . Juni 1 9 1 9 55. Jahrg.

Das Alter der Karbonformatiori nördlich der Roer und Allgemeines über Horizontierung im Karbon m it Hilfe der Flora.

Von Dr. W. G o t h a n , Berlin.

D a s A l t e r d e r K a r b o n f o r m a t i o n n ö r d l i c h d e r R o e r ( E r k e l e n z - B t ü g g e n e r K a r b o n ) . In dem im Ja h re 1907 erschienenen Aufsatz von Iv ru s c h und W u n s t ö r f 1 über die in diesem Gebiet niedergebrachten Bohrungen u n d besonders über das dort erbohrte K arbon wurde die K arbonstufe wie ge­

wöhnlich m it Hilfe des Gasgehalts der Flöze nach den Verhältnissen im eigentlichen R uhrbecken bestim m t.

Meist fanden sich Gasgehalte von 10-175% , in dem Gebiet von Myhl-Doveren aber u n ter 10% (5 - 9 ,9 % ) . F ür dieses Gebiet .wurde ein Spezialhorst angenommen (W assenberger Spezialhorst nach W unstörf oder H orst von Myhl-Doveren nach K rusch und Wiinstorf) und wegen des g erin g e n ' Gasgehalts der Kohlen m it der tiefern -Magerkohle des Ruhrbeckens gleichgestellt; für den übrigen, großem Teil wurde eine Zugehörigkeit zur obern Magerkohle, also etw a zum Girondelle-Horizont, angenommen. Allerdings sagen die Verfasser2, paläon- tologisch lasse sich vorläufig nur der Nachweis führen, daß es sich um Magerkohle handle. W orauf dies zurück­

geht, ist m ir nicht klar, da die paläontologische B e­

urteilung eben ein anderes Ergebnis liefert; n u r für die Bohrung bei Lövenich trifft dies zu, die sich aber gerade durch einen besonders hohen Gasgehalt der Kohle au s­

zeichnet (19,96%)> weshalb die. Verfasser, da der Aschen­

gehalt des untersuchten Spülbohrm aterials zu hoch sei, auf diese Bohrung weniger W ert legen.

Nach Maßgabe der von den Verfassern vorgenom ­ m enen Parallelisierung h a tte n auch die Holländer die benachbarte Bohrung Vlodrop3 in ähnliche Schichten

versetzt. -

Zu einer durchaus abweichenden Auffassung über das A lter der K arbonstufe des Erkelenz-B rüggener H orstes, des hier irr B etrach t kom m enden Gebietes, w ar ich schon vor dem Kriege gemeinsam m it Dr. J o n g m a n s in Leiden nach wiederholten Besprechungen auf G rund der F lora in den Bohrungen gelangt. Mit dieser Auffassung haben sich sp äter auch K rusch u n d W unstorf einver­

standen e rk lä rt4. J o ng in a n s h a t inzwischen seine Ansicht bekanntgegeben6, von m einer und üb erh au p t von d eu t­

scher S eite-ist aber noch keine nähere Ä ußerung und

1 s. G l ü c k a u f 19 0 7 , S . 42 5 . 2 a . a . O . S . 432.

s v g l. a . a . O . T a f e l 8.

* a. 7.. B . Z. d . D . G e o l. G e s . 191S, M o n a ts li. S . 145.

5 s. A r c h iv f . L a g e r s t ä t t e n t o r s c l i . 1915, I I . 18 , S . G S - 7 I ; fe r n e r E n d v e rs lftg R ijk s o p s p . D e lf s t. 191S, S . 279 u n d 3 3 0 .

B egründung erfolgt, da die von m ir ebenfalls für 1915 geplante, im ganzen bereits fertig vorliegende Veröffent­

lichung infolge des Krieges unterbleiben m ußte.

Im folgenden sei kurz das Nähere m itgeteilt. An­

schließend daran sollen allgemeine G rundsätze für Be­

stim m ungen von K arbonstufen durch die Flora noch einmal kurz erläu tert und zugleich .Hinweise gegeben werden, wie und u n ter welchen Um ständen m an in der Lage Sein wird, auf G rund der Flora eine genauere H o­

rizontierung von K arbonstufen durchzuführen. Dabei wird sich .zeigen, daß die genauere H orizontierung häufig auch die B enutzung anderer H ilfsm ittel erfordert, wie ja überhaupt die einseitige Versteifung auf ein ein­

zelnes Kennzeichen u n ter U m ständen zu Irrtü m ern führen kann. Es sollten eben alle brauchbaren K enn­

zeichen herangezogen werden, was bisher vielfach nicht geschehen ist. Der Gasgehalt h a t sich in vorliegendem Fall als unbrauch bar erwiesen, d a a u f ihn der Irrtu m

„der genannten beiden Verfasser zurückzuführen ist.

Die Pflanzenführung der in dem Aufsatz von K r u s c h und W u n s t o r f angeführten B ohrungen ist sehr ver­

schieden reich. ‘ Von vielen fehlen F unde überhaupt, andere haben beträchtliche Mengen geliefert. Eine Zu­

sam m enstellung aus allen B ohrungen, aber ohne Rück­

sicht auf die einzelnen, ist von W u n s t o r f und F li e g e l veröffentlicht w orden1. In der w eiter u n ten folgenden Ü bersicht sind die wichtigem in Frage kom menden Pflanzen nach dem Vorkommen in den einzelnen B oh­

rungen, für den vorliegenden Zweck ohne Angabe der Teufen, zusam m engestellt. Auf vollständige, alle Einzel­

heiten berücksichtigende Listen glaubte ich im R ahm en dieses Aufsatzes verzichten zu können. Die Lage der einzelnen Bohrungen, für die keine einheitliche B e­

nennung besteht, ist aus der nachstehenden Ü bersichts­

karte zu ersehen.

Als häufigste und bei einigermaßen reichlichem M aterial in den m eisten Bohrungen wenigstens stets zum Teil vertretene Pflanzengenossenschaft kann man u n ter F ortlassung weniger bedeutungsvoller Typen nen n en :

Alethopteris decurrens A rt. sp.

Neuropteris heterophylla Brongn.

Neuropteris cf. callosa Lesqu. im Sinne von Jongmans und Gothan.

N europteris ohliqua Brgt. sp.

i s. A b h . ü . P r c n ß . G e o l. L a n d c s a n s t . 1910, N . P ., I I . 07 , S . 3 1 .

(2)

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Erkefenz o H einsberg

oDooeren o Horten) •

'Eooenicb

Mrcfit öiftsrd

o Geilenkirchen Brunsoon

Looericfh^

Beggendorfv oSeffericb

G l ü c k a u f Nr. 26

Neuropteris gigantea Sternberg.

M ariopteris muricata Sternberg.

Linopteris neuropteroides Gutb. sp.

Neuropteris cf. m icrophylla im Sinne von Jongmans und Gothan.

Lonchopleris Bricei-rugosa Brongn.1

i Über die Pflanzen vgl.-a. J o n g m a n n 's und G o t h a n , Archiv I- LagcrBtiittenlorach. 1915, H . IS, S. 159 fi.

Dülken

E a = E lm p t 6 E = E lm p t 7 - 1 2

D„, D ,, D 8,.D , = D alheim C, 7, 8, !>

DM = D alheim er Mühle W,

M = M ylil D a = D overen 2 E ( = Erkelenz H = H ückelhoven L - = Lövenich , W . ■ = W assenberg 4, 7

Ü bersichtskarte des Karbongebietes nördlich der Roer.

Dies gilt für die Bohrungen im Norden, in der E lm pter Gegend, bis südw ärts in die Gegend von D overen-H ückel­

hoven. N ur die Bohrungen Dalheim 9 (D(J) bei Ober­

krüchten an der Ostseite des H orstes und die Aufschluß­

bohrung bei Lövenich (L) bilden eine Ausnahme,, wovon noch die Rede, sein wird. Wie sich aus der Ü bersicht auf S. «WO ergibt, ist die genannte Pflanzengem einschaft -wenigstens teilweise" in allen diesen B ohrungen vertreten, und sie bietet daher zugleich den Hinweis, daß säm tliche Bohrungen im ganzen in denselben K arbonhorizonten stehen.

Man sieht aus-dieser Pflanzenführung schon, wenn m an die alte Ü bersicht von- C r e m e r 1 zu R ate zieht, daß die betreffenden K arbonschichten ü b e r F lö z S o n n e n s c h e in - S t e i n k n i p p liegen müssen. Behufs genauerer Horizon­

tierung bieten folgende F unde eine H a n d h a b e :

i. Das Vorkommen von

Lonchopteris Bricei-rugosa

in der Bohrung Dalheim 8 (Dg, Bl. Wegberg), etw a 2 km westlich von' Dalheim 9, bei 603 m un d in der Bohrung E lm p t 12 (Bl. Birgelen) bei 540 m. D araus ergibt sich, daß die be­

treffenden H o riz o n te ' n ur der G a s­

k o h le o d e r o b e r n F e t t k o h l e im Sinne der westfälischen Bezeichnung an­

gehören können, daß also die Horizonte über dem Zollverein-Niveau n ich t in B etrach t kommen. Im Ruhrbefcken selbst gehen ja die Lonchopteriden so g u t wie nie u n te r Flöz K ath arin a hinunter, da­

gegen ist aus dem W urm becken bekannt, daß sie hier noch bis zum H orizont von Flöz Langenberg hinabreichen. Ein genauerer Vergleich zeigt, daß die Verhältnisse der Erkelenz-Brüggener Bohrungen sowie diejenigen der hollän­

dischen Bohrungen im Peelhörst, der sich nordw ärts an' das Gebiet anschließt (s. die K arte), den Verhältnissen des W urm beckens folgen, wie es bei der Nähe dieses Vorkommens auch zu erw arten ist. Da die Peelbohrungen jetzt durch J o n g m a n s 2 genau durchgearbeitet und verglichen worden sind, ermöglichen sie einen nähern Vergleich m it dem hier behandelten Gebiet. T räg t m an die Vor­

kommen der Lonchopteriden in die Jongm ansschc Vergleiclisübcrsicht ein, so bem erkt m an, daß sie nach unten fast säm tlich im gleichen Niveau abschließen, das Jongm ans dem Langenberg-Niveau im W urmbecken glcichgesetzt h at: Von künftigen Angaben aus den Lim burger G ruben ist die B estätigung der R ichtig­

keit zu erw arten.

* s. Dissertation, T. 3, Marburg 1893.

2 a. a. O.

(3)

28. J u ni 1919 G l i i c k a u f 479

2. W eiterhin ist wichtig das A uftreten von

A nnularia sphenophylloides Zenk. sp.

in zweifellosen Exem plaren in der Bohrung. E lm pt 8 (Eg, Bl. Birgelen, etw a 2,1 km südwestlich von Elm pt), dem Vorläufer einer höhern Flora, die sowohl im Kuhrbecken als auch im Peelgebiet (Bohrung Bceringen) erst über Flöz K atharina, wenn auch nur selten, a u ftritt. D araus ergibt sich zugleich, daß wenigstens in einem Teil der Erkelenz-Brüggener Bohrungen auch noch den westfälischen Gaskohlcn e n t­

sprechende Flöze vorhanden sind, was auch- nach den V erhältnissen-im Peelgebiet zu erw arten war.

3. Von W ichtigkeit ist noch das A uftreten einer bisher anscheinend nur im Peelgebiet beobachteten un d m it

N europteris obliqua B rgt-.sp.

vereinigten Form, die von J o n g m a n s und G o t h a n als

N europteris cf. micro- phylla Brgt.

bezeichnet worden ist. Sie findet sich im Peclgebiet nicht selten (Bohrungen Kessel und Beesel) rd. 300 m u n ter dem K atharina-N iveau (nach der Jongm ansschen Parallelisierung), etw a in dqm untern Grenzhorizont der Lonchopteriden. Die Form tritt auch in dem hier behandelten Gebiet auf, und zwar in der B ohrung Myhl (M, Bl. Erkelenz) sowie in der Bohrung Dalheim 7 (D,, gleich nördlich vom Bahnhof Dalheim, 552 m)'. Bei dem völlig übereinstim m enden H orizont für die Form in den Bohrungen Kessel und Beesel des nahen Peelgebiets besteht kein Grund, für die Erkelenzer Bohrungen etwas anderes anzunehm en, zum al auch die sonstige Pflanzengem einschaft durchaus m it der in den Peelbohrungen gefundenen übereinstim m t.

B em erkenswert ist besonders das Vorkommen dieser Flora in d er Bohrung Myhl des »Wasscnbergcr Speziai­

horsts«., wo die Flöze nur 5 - 9 ,9 % Gas enthalten, so daß man an eine der tiefen Magerkohle W estfalens e n t­

sprechende Stellung gedacht h atte.

4. Die Bohrung Dalheim 9 (D,,, bei O berkrüchten), die eine der beiden von den übrigen • abweichenden Bohrungen, zeigt folgende Verhältnisse. Bis auf

N cit- ropteris■ gigantea Slbg.,

die ja auch im Ruhrbecken und in den Peelbohrungen bis in die Magerkohle h inu nter­

geht, ist darin keine A rt der obengenannten Pflanzen­

gesellschaft gefunden worden, dagegen in Häufigkeit

M ariopteris acuta Brongn.,

die im allgemeinen erst für die Magerkohle (unterhalb von Sonnenschein-Steinknipp) kennzeichnend ist. D ort bildet sie im R uhrbecken und auch sonst m it A7

europteris Schlehani Stur (Sphenopteris B äum ten,

im R uhrbecken ebenfalls d am it zusammen auftretend, verschwindet westlich ziemlich rasch) die C harakterflora dieser Horizonte. In der Bohrung Dal­

heim 9 (D9) t r itt ‘nun bei 8 0 3 - 8 0 7 m ein m ariner -Horizont m it G oniatiten auf, wobei es sich, m it dem Vorstehenden zusammen genommen, n u r um einen solchen der Magerkohle handeln kann. Aus dem m arinen H orizont h a tte auch W u n s t o r f bereits die Bohrung als in der Magerkohle stehend erkannt. W eiterhin läßt sich begründen, daß es sich um den obersten m arinen H orizont darin, also um den Girondelle-Horizont handeln m uß. D as wird einm al'durch das Fehlen von

Neuropteris Schlehani

nahegelegt, die in den Peelbohrungen ‘ erst7 um das Finefrau-N iveau erscheint; wollte m an ferner annehm en, daß Dalheim 9 schon tiefer in der Magerkohle steh t, so m üßten m ehrere m arine Horizonte d u rchteu ft worden sein, von denen sich die obersten drei in der B ohrung Baarlo im Peelgebiet in A bständen von nur . etw a 80 m folgen. E n tsp rich t nun der fragliche m arine Horizont dem Girondellc-Niveau, so müssen die bis etw a 680 — 688 m in der Bohrung Dalheim 9 angetroffenen Flöze wohl dem Steinknipp-N iveau entsprechen, das in d er Bohrung Baarlo etw a 160 m über dem Girondelle- Niveau liegt.

5. Noch tiefere Schichten h a t die zweite abweichende Bohrung Lövenich (L) am Südrand des Erkelenzer Horstes ergeben. H ier tritt zu den auch bei Dalheim 9 vorkom m enden Form en noch die bereits erw ähnte

Neuropteris Schlehani Stur

(bei 762-m häufig); da diese in der Bohrung Baarlo bei etw a 370 m u n ter dem Steinknipp-N iveau erscheint, so m uß diese Bohrung m indestens dieses Niveau oder noch tiefere Magerkohlen enthalten. Das ganze K arbon der Bohrung m uß u n ter Steinknipp liegen, d a 's ic h die O berkante des K arbons y iu r etw a 200 m über dem Schlehani-Niveau befindet;

Ü b e r s i c h t ü b e r d a s V o r k o m m e n e i n i g e r P f l a n z e n in d e n E r k e l e n z - B r ü g g e n e r B o h r u n g e n . '

■D.ä d3 D „ D 6 D . De D M E 6 E . e. E,„ E n E,s w 3 w 4 W t W , M D 2 E r H Do 1

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t A lethopteris decurrens . .

N europteris heterophylla . N europteris obliqua . . . Neuropteris gigantea . . . Mariopteris m uricata . . . Linopteris neuropteroides . N europteris m icrophylla . Loncliopteris Bricei-rugosa . N europteris cf. callosa . . P alm etopteris fu reata . . . Annularia sphenophylloides N europteris Schlehani . . Mariopteris acuta . .

D , == Dalheim 2 D 3 = 3 D 6 = ; ,, - 5 D a =

D ; = ,, D a =

6 (Bohrung Rosenthal) 7

S

Erklärung der Bezeichnungen für die verschiedenen Bohrungen.

D M = D alheim er Mühle E c = E lm p t 6

E„-l2= E lm p t 8 - 12

W 3, W 4. W„, \V, = W assenberg 3, 4, ß, 7 M == Myhl

D - = D overen 2

Er = Erkelenz H = H ückelhoven D ,j= D alheim 9

L = Lövenich

(4)

480 G l ü c k a u f Nr. 26 nach der B o h ru n g . Baarlo ist dieses aber wenigstens

370 m über dem obersten Schlchani-Horizont zu suchen.

Auf G rund des Vorkommens m ariner Horizonte h atte schon W unstorf auch diese Bohrung in die Magerkohle im Sinne der Bezeichnungen des Ruhrkohlenbeckens gestellt.

Aus dem Nachweis tieferer Schichten m it Girondelle- Niveau in der gegen den N ordöstrand des Horstes ge­

legenen Bohrung Dalheim 9 ersieht man, daß der Bau des Erkelenzer H orstes im Grunde dem des Peelhorsts entspricht, bei dem die tiefere Horizonte zeigenden Boh­

rungen ebenfalls nach Osten zu liegen.

Die Bohrung Lövenich m it tieferer Magerkohle weist auf das Vorhandensein eines starken Querverwurfs nörd­

lich davon hin, d a die nahen Bohrungen bei Doveren und Hückelhoven schon obere F ettkohlenschichtcn zei­

gen ; die Annahme einer allmählichen A ufsattelung würde ' wohl bei der Nähe für die E rklärung der Bohrung Löve­

nich nicht genügen. Auch auf den frühem K arten ist ja ein solcher Verwurf bereits vermutungsweise eingezeich­

n et worden.

Da nach dem Vorstehenden in der Gegend von M yhl-W assenberg ungefähr dieselben Schichten an ­ stehen wie in den übrigen Bohrungen (außer Lövenich und Dalheim 9), so dürfte der angenommene Spezialhorst von Wassenberg(-Myhl) nur eine geringe Verwurfshöhe aufweisen1.

A llg e m e in e s ü b e r H o r i z o n t i e r u n g u n d P a r a l l e ­ l i s i e r u n g im K a r b o n m i t H i lf e d e r F lo r a .

Man kann bei den Versuchen, m it'H ilfe der Pflanzen­

reste die Horizonte von bestim m ten Stcinkohlenvörkom - men näher festzulcgen, dreierlei Fälle unterscheiden:

1. Die annähernde Bestimmung von Alter oder Stufe des betreffenden 'K albons oder, was in diesem Falle das­

selbe ist, des Alters im V erhältnis zu ändern Kohlen­

becken, die m it dem in Frage stehenden ganz außer Zusam m enhang stehen können und oft auch räum lich weit davon g etrennt sind. Dieser Fall möge als P a r ­

a l l e l i s i e r u n g bezeichnet werden.

F ü r die Bestim m ung der K arbonstufe in demselben oder benachbarten Becken, die organisch und genetisch m it ihm Zusammenhängen, kommen zwei Einzelfälle in B etracht, die sich wie folgt bezeichnen lassen:

2. Die g r o b e H o r i z o n t i e r u n g , bei der cs über­

h aupt nur gilt, in rohem Um riß die fraglichen Schichten im K arbon des betreffenden Gebietes festzulegen.

3. Die f e in e H o r i z o n t i e r u n g , die dpn betreffen­

den K arbonschichten einen genauem P latz innerhalb der wie oben roh begrenzten Schichtenreihe zuweist.

P a r a l l e l i s i e r u n g . Bei der Verschiedenartigkeit der Entw icklung des Karbons in den einzelnen paralischen

\md Binnen- oder limnischen Becken ist eine Ver­

gleichung auf petrographischer Grundlage oder auf G rund der Beschaffenheit gewisser Kohlenflöze darin unmöglich. F ü r die Vergleichung wie überhaupt für die Parallelisierung irgendwelcher geologischer For­

m ationsstufen an getrennten Stellen m it lithologischer Verschiedenheit der Gesteine bleibt nur die Ver­

gleichung auf G rundj des] Fossilinhalts. Als solcher

1 Tgl. G lü c k a u f 1907, P r o f ile d e r T a f e l 9.

kommen im K arbon F au n a und Flora in Be­

trach t. Von der ersten m uß aber die- m arine F auna, der an sich 'ein e größere B edeutung zukäm e (die Süß­

wasser- und .die brackische F au na sind überhaup t u n ­ benutzbar), schon deswegen an B edeutung verlieren, weil sie in den limnischen Becken, wie dem-Saar-, nieder­

schlesischen und Zwickauer Becken, ü berh aup t nicht vorhanden ist. F ü r die paralischen Becken ist sie aber auch n u r innerhalb der einzelnen Becken oder Becken­

gebiete (also für den Fall 2) b enu tzb ar; sie t r itt dafür

•häufig auf weite Erstreckungen hin in auffallender Gleichmäßigkeit in ganz bestim m ten Horizonten auf.

So in Oberschlesien u nterhalb des Pochhammcrflözes, des liegendsten Sattelflözes, in einer reichen Aufeinander­

folge bis z u r Basis des K arbons; im R uhrbecken in der M agerkohle in einer Anzahl von Horizonten, dann über Flöz K a th a rin a in der Gaskohle und stellenweise noch in einem Horizont der Gasflammkohle. Aus dem be­

sonders im m ittlern P roduktiven K arbon gänzlich ver­

schiedenen Verhalten z. B. des obcrschlesischcn und des 'R uhrkarbons sieht m an schon, daß m an dam it fü r eine Parallelisierung dieser Becken nicht von der Stelle kommen würde. Selbst in demselben Becken, besonders .wenn m an sich w eiter von den zentralen Ge­

bieten entfernt', lassen diese m arinen Zwischenschichten oft im Stich. Ebenso ist m it den lithologischen »Leit- horizohten«, zu denen im R uhrbecken z. B. das Flöz K ath arina m it den Torfdolom iten darin und das K on­

glom erat über Flöz Fincfrau gehören. J e weiter m an sich nach W esten begibt, desto m angelhafter sind diese Schichten zu erkennen, oder sie versagen ganz.

Anders ist es m it der Pflanzenwelt. Diese ist zweifel­

los in einem großen Teil der K arbonschichten jedes deutschen Steinkohlenbeckens in so reichlichem Maße vorhanden, daß sie eine brauchbare Grundlage für. die Parallelisierung bietet.

D ie D urchführung einer solchen Parallelisierung m it Hilfe der Flora ist keineswegs so einfach, wenigstens Un­

gewisse Becken, wie sie anfangs m anchem erscheinen wird. Mit einzelnen Leitfossilien, einzelnen Leitpflanzen ist die Aufgabe -nicht zu bewältigen. Im A uftreten gewisser Pflanzen selbst in gar nicht weit auseinander- liegenden Gebieten lassen sich gewisse Unterschiede feststellen, wie sie ja auch nicht verwunderlich sind, da sich das Erscheinen einer bestim m ten Pflanzensippe oder -a rt nicht an einen'ganz bestim m ten H orizont, z. B.

ein bestim m tes Flöz, knüpft. Anderseits findet m an eine Reihe von Pflanzen, die in den einzelnen Becken selbst vorzügliche Leitfossilien sind und m it Regelmäßigkeit auf jeder Grube, in jeder Bohrung, die in den betreffenden Schichten steh t, auf treten, von denen m an anderswo aber kaum eine Spur entdecken kann. E s handelt sich also m it än dern W orten um ö r t l i c h e F ä r b u n g e n in der F lora der einzelnen Becken u n d Beckengebiete, die sich hier, wenn m an n u r einzelne Pflanzen betrach tet, hinderlich zeigen. Man gew innt jedoch unbeschadet dieser örtlich auftreten den Pflanzen, deren nähere Be­

handlung einem spätefn Aufsatz Vorbehalten bleiben möge, ein richtiges Bild, wenn m an sich nicht auf ein­

zelne Pflanzen versteift, sondern die G e s a m t f l o r a

der H orizonte in B etrach t zieht." Mit Hilfe des Gesam t­

(5)

28. Ju n i 1910 G l ü c k a u f 481

bildes der Flora ist es bisher im m er möglich gewesen, die Parallelisierung durchzuführen1. Bei einer solchen Parallelisierung kann es sich aber der N a tu r der Sache nach nicht darum handeln, eine g a n z g e n a u e N eben­

einanderstellung des K arbons der verschiedenen Becken durchzuführen; es lassen sich im m er nur m ehr oder weniger große Schichtenreihen vergleichen, die ja in den einzelnen Becken auch sehr verschieden m ächtig sind. Eine so genaue Parallelisierung, wie m an sie z. B.

im R uhrbecken durch das Flöz K a th arin a m it der m arinen Schicht im Hangenden zwischen, der Zeche R heinpreußen un d ändern weit entfernt gelegenen Gruben desselben Beckens vornehmen kann, ist bei der Vergleichung verschiedener Kohlenbecken ü berh aup t nicht möglich. In diesem Sinne sind auch die bekannten Zusamm enstellungen P o t o n i d s 2 und des Verfassers3 zu verstehen. Die Grundlage für solche Ü bersichten bildet natürlich eine genügende K enntnis der zeitlichen Entw icklung der Flora in den einzelnen Becken oder Beckengebieten selbst. W enn hier auch noch bei weitem nicht alles getan ist, was getan werden kann, so ist m an doch für den genannten Zweck genügend u n ter­

richtet, so daß größere Verschiebungen in der genannten Ü bersicht des Verfassers kaum zu erw arten sind. Aus den Studien über die Florenfolge in den einzelnen Becken weiß m an überdies auch so -viel, daß in allen in der Tabelle aufgeführten Vorkommen und noch ändern - ob es sich nun um das Saarbecken, das oberschlesische oder das kleinasiatische von Eregli (Heraklea) handelt — die Florenfolge überall g r u n d s ä t z l i c h gleich ist.

Je vollständiger das K arbon von unten bis oben pflanzen- u n d flözführend entwickelt ist, desto eindringlicher tritt diese Tatsache hervor. D arum ist sie auch z. B. beim Vergleich des niederschlesischcn, des oberschlesischen und des Eregli-Beckens besonders einleuchtend, weil in diesen Becken die Florenfolge m ehr oder weniger lücken­

los von dem K arbonanfang, den W aldenburger Schichten Niederschlesiens, bis zum Ende des m ittle in P roduktiven K arbons verfolgt werden kann; in Niederschlesien dann noch w eiter bis zum Rotliegenden.

Auf einen M ißstand in den Bezeichnungen der deutschen Karbongeologie m öchte ich bei dieser Gelegen­

h e it aufm erksam m achen, näm lich den Mangel an ge­

meinsamen und durchgreifenden N am en für die großen K arbonabteilungen, für welche die Franzosen und Engländer Bezeichnungen wie W estfalien, Stephanien usw. haben. W ir behelfen uns bisher m it Ausdrücken wie m ittleres, oberes und unteres P roduktives Karbon, m it denen vielfach keine feste Vorstellung verbunden wird, oder verallgem einern örtliche, von einzelnen Becken entleh nte Namen, wie Schatzlarer Schichten, Saarbrücker Schichten, Ottweiler Schichten. Hier müssen ebenfalls einheitliche Bezeichnungen für das deutsche Gebiet eingeführt werden, schon um dem noch wenig B ew anderten das Verständnis zu erleichtern.- Es solü hier kein Vorschlag gem acht,' aber bem erkt werden, daß die bald erwünschte Lösung dieser Frage eine dankbare Aufgabe für die geologischen L andesanstalten sein würde.

Der Mangel m acht sich gerade bei einer solchen Pär-

1 s . G lü c k a u f 1913, S . 13GC ff.

2 A b h . d . P re u Q . G eo l. L a iid e s a n s t. 1S9C, N . F . , H . 21.

¡b.z. B . G lü c k a u f 1 9 1 3 , S . 1370.

allelisierungsübersicht der verschiedenen Steinkohlen­

becken besonders fühlbar.

G ro b e H o r i z o n t i e r u n g . Sie bezweckt die an ­ nähernde Festlegung einer Schichtenreihe innerhalb desselben Beckengebietes auf G rund der Pflanzenwelt.

Der Weg ist hier der näm liche wie bei der Parallelisierung.

Man sucht sich ein G esam tbild von der Flora der be­

treffenden Schichten, sei es durch Aufsammlungen in der Grube oder aus einer Bohrung, zu verschaffen und ist d ann in der Lage, anzugeben, daß die betreffenden Schichten innerhalb eines bestim m ten A bschnittes liegen müssen. Die Möglichkeit, daß der Geologe hier häufig u n ter B enutzung von lithologischen Eigentüm lichkeiten des in B etracht kom m enden Beckens und von Besonder­

heiten der Kohle, von denen oben bereits die Rede war, schneller zum Ziele kommen und zugleich häufig eine größere Genauigkeit erreichen kann, ist eine Sache für sich. Sie fü hrt aber öfter auch zu Fehlschlüssen, z. B.

wenn m an eine m arine Schicht in einem noch weniger bekannten Gebiet findet und sie- unrichtig identifiziert.

D am it w ird u n ter U m ständen das ganze K arbon so ver­

schoben, daß ein vollständig falsches Bild entsteht.

F ü r das R uhrbecken pflegt m an auch den Gasgehalt der Flöze, der ja im eigentlichen Ruhrbecken im all­

gemeinen von unten nach oben zunim m t, als ein sehr bequemes H ilfsm ittel zu betrachten. Es versagt aber z. Ü. schon bei dem Versuch, das W ürmbecken m it dem Ruhrbecken zu vergleichen, obgleich jenes offenbar nur ein Anhängsel von diesem oder seine Fortsetzung bildet und sogar so w e it m it ihm übereinstim m t, daß man-die m arine Schicht über Flöz K atharin a (Flöz 6 auf Grube Maria im W urmrevier) und die Torfdolom ite darin dort wiedergefunden h a t 1. So läß t es sich auch erklären, daß der Versuch, den K arbonhorst von Erkelenz—Brüggen, der die F ortsetzung des holländischen Peelhorstes bildet, auf G rund des Gasgehalts unrichtig parallelisiert worden un d dasselbe m it einer Bohrung im Peelhorst selbst (Vlodrop) geschehen ist. H ier m üßte eben m ehr H and in H and gearbeitet werden, als es oft geschieht. Man darf behaupten, ' daß eine so große Verschiebung der Kärbonschichten,- wie es bei dem genannten Beispiel stattgefunden h at, bei B erücksichtigung der F lora nicht möglich gewesen wäre.

F e i n e H o r i z o n t i e r u n g . Eine genauere Horizontie­

rung als die vorstehend behandelte ist in Deutschland auf G rund der Flora meines Wissens noch nicht versucht worden. Das beru h t z. T. darauf, daß sich im allgemeinen, wie schon P o t o n i é b eto n t h at, nu r größere Schichten­

gruppen m it Hilfe der Flora identifizieren lassen sollen.

Die Größe dieser also nach Fall 2 vergleichbaren Schichten­

reihen ist je nach den U m ständen schon recht ver­

schieden. Im eigentlichen R uhrbecken z. B. läßt sich durch F unde von

Lonchopteris rugosa

schon m it Sicher­

heit sagen, daß die betreffenden Schichten in dem A bschnitt zwischen den Flözen Zollverein u nd K a th a­

rina liegen müssen, der etw a 250 m m ächtig ist.

Innerhalb diesei Schichtenreihe kann m an dann auch m it ändern M erkmalen genauer horizontieren. In Oberschlesien stellt

Nenropteris Bogdanowiczi

eine sehr bezeichnende A rt dar, die sich n u r in den Schichten

1 s . K u k u k , G lü c k a u f 1 9 0 9 , S . 8.

(6)

482 G l ü c k a u f Nr. 26 unterhalb des Pochhammerflözes bis etw a 80 m darun ter

findet, so daß z. B. ein m ächtiges Flöz, das in einer B oh­

rung über einer Schicht m it dieser A rt a u ftritt, als liegendstes Sattelflöz (Pochhammerflöz) identifiziert werden könnte. Indessen bildet dieser zu einer befriedigenden Genauigkeit führende Fall eine Aus­

nahme. Man kann für. andere Becken aber durchaus ähnliche »Ausnahmen« erw arten; so wäre hier an das bisher fast ausschließlich auf die Um gebung von Flöz B ism arck beschränkte Vorkommen von

Alethopteris D avreuxi

zu erinnern. Meist ist die durch die rohe Horizontierung erreichbare Genauigkeit viel weniger groß; so z. B. ist es nach den bisher vorhandenen K enntnissen kaum möglich, in der Magerkohle des Ruhrbeckens allein auf G rund des Florenbildes einzelne U nterabteilungen zu unterscheiden1, un d dabei handelt cs sich um eine Schichtengruppe von etw a 1000 m M ächtigkeit.

Die Möglichkeit einer feinem Horizontierung m it Hilfe der F lora m uß daher auf anderm Wege gesucht werden. Zur E rläuterung der grundsätzlichen Be­

dingungen mögen einige theoretische Bem erkungen vor­

ausgeschickt werden. Die Steinkohlenflöze sind ja u r­

sprünglich W aldmoore gewesen, bedeckt von einer Vegetation von z. T. baum förmigen Gewächsen, wie den Lepidodendren, Sigillarien, Cordaiten, Calamiten, und von kleinern Pflanzen, .wie F arnen und den ebenfalls äußerlich farnartigen P tcridospennen, die m an sich z. T.

kleinkrautig, z. T. schlingend oder als B aum farnc vorzu­

stellen h at. Man pflegt sich bei dem Gedanken an eine Steinkohlenm oorvegetation an die D arstellungsart auf den Idealbildern der Steinkohlenmoore, z. B. den be­

kannten P o t o n i ö s c h e n Steinkohlenlandschaften, zu halten u nd dabei n u r zu leicht den Zweck dieser D ar­

stellungen zu vergessen. E r besteht darin, die W achs­

tum sform der- w ichtigem und auffallendem großem und auch kleinern Steinkohlengewächse im R ahm en e in e s Bildes zu zeigen. Denselben Zweck verfolgen ja auch D arstellungen von Vegetationsbildern späterer Zeiten.

In W irklichkeit m uß aber das B ild anders ausgesehen haben. Sicherlich sind nicht so viele verschiedene Pflanzen auf dem selben Fleck zusammen vorgekommen', sondern die G esam tvegetation ist, wie auch heute, in einzelne Pflanzenvereine - (Pflanzenform ationcn2 oder --assozia- tionen) geschieden gewesen, die, ebenso wie heute, gerade bei der M oorvegetation häufig den E indruck großer E in­

förm igkeit u n d Langweiligkeit hervorgerufen haben müssen. Man denke vergleichsweise n u r daran, wie viele K ilom eter w eit sich oft ein Erlenbruch m it fast aus­

schließlichem Vorherrschen der E rle und ebenfalls wenig abwechslungsreicher U nterflora oder ein m it Moos­

vegetation und kleinen krautigen Gewächsen besetztes Hochmoor dahinzieht. Dasselbe ist auch bei den K arbon­

mooren der Fall gewesen. Man kann annehm en, daß die bei der E in b ettu n g eines Steinkohlenm oors durch die im darüb er sich breitenden Schlamm, dem sp ätem Hangendgestein, eingelagerten Pflanzcnreste ein Bild der letzten Vegetation hinterlassen haben. Dabei ist es ohne

l D a s A u f t r e t e n v o n N e u r o p t o r i s S c l i l e h n n i , (la s v o m b e i d e r B e s p r e c h u n g d e s P e o l- E r k e lc n z - B r ü g g e n e r H o r s t e s b e s p r o c h e n w o rd e n is t , s c h e i n t im e i g e n tlic h e n R u l i r b e c k e n h ö h e r h i n a u f z u g e h e n . N ä h e r e U n t e r s u c h u n g e n b le ib e n a b z u w a r t e n .

- F o r m a t i o n e n im b o t a n i s c h e n , n i c h t Im g e o lo g is c h e n S in n e .

größere B edeutung, daß auch eine gewisse Verscliwem- m ung von O rt u nd Stelle für die eingebetteten Pflanzen- teile s.tattgefunden hat. Man erhält jedenfalls m eist ein Bild von den H a u p tty p en der Vegetation, die das betreffende Steinkohlenm oor an seiner Oberfläche auf­

gewiesen h at, d. li. von dem in Frage kom m enden Pflanzenverein. Man nennt, den Leitfossilien e n t­

sprechend, die einen Pflanzenverein kennzeichnenden H au p tty p en in der B otanik auch »Leitpflanzen«. Wie man durch jene eine gewisse Schicht w iedererkennt, so durch diese eine bestim m te Pflanzenassoziation, z. B. an den Gräsern die Wiese, an der Buche den Buchenwald, an dem Schilf das Schilfröhricht. E rm itte lt man nun durch Aufsam mlungen im H angenden eines Flözes an ver­

schiedenen P u n k ten dessen Pflanzenverein, so findet m an sehr oft, daß sich über- m ehr oder weniger weite Strecken hin in der V egetation auch Leitpflanzen durch ihre H äu fig k eit. feststellen lassen. In dem einen Fall ergeben sich vorherrschend Sigillarien oder Lepidodendren oder Cordaiten, im ändern m ehr F arn lau breste ver­

schiedener A rt usw.

Die Forschung ist allerdings in dieser H insicht noch sta rk im R ückstände, d a Einzeluntersuchungen in den verschiedenen Kohlenbecken noch wenig angestellt worden sind. Man h a t aber aus gelegentlichen Beobachtungen bereits erkannt, daß die sich aus den obigen theoretischen Anleitungen ergebenden Forderungen im G runde erfüllt werden. H ier bietet sich den in den K ohlenbeziiken selbst W ohnenden ein lohnendes Feld der B etätigung.

Dasselbe wie für das H angende gilt auch für das Liegende d er Flöze, wenn hier auch die Eintönigkeit noch größer zu sein pflegt. In den paralischen Becken, wie dem R uhr-, dem Aachener und dem obcrschlcsischen Becken, handelt es sich m eist um Stigm arienbödcn und die Vegetationsböden der großen Lepidophyten (Lepi­

dodendren u n d Sigillarien). Diese sind aber, d a sie u n te r zu vielen Flözen au ftreten, als bestim m te kenn­

zeichnende Pflanzenvereine oft nicht verw endbar, d a­

gegen wohl die häufig u n te r den Stigm arienbänken auf­

tretenden C alam itenbänke1, J o n g m a n s m acht auch schon z. T. G ebrauch von diesem Verfahren u nd g ib t an, daß das A uftreten von Stigm arienbänken in größerer Zahl auf das mögliche Vorhandensein von Flözen in einiger E ntfernung von der betreffenden Stelle hinweist, auch wenn Flöze an dieser Stelle selbst fehlen, es also nicht- zur eigentlichen Ablagerung von Kohlen selbst gekommen ist. Man k ann dann u n ter U m ständen solche an Stigm arienbänken reichen Profile m it solchen an ändern P u nk ten parallelisicren, wo auch Flöze vorhanden sind; m it ändern W orten, eine Schichtengruppe m it Flözen un d Stigm arien-, gegebenenfalls auch Calamiten- b ä n k e n 'läß t sich m it einer Schichtengruppc m it Stigm a­

rienbänken ohne Flöze vergleichen.

Jongm ans nennt Schichten, in denen Pflanzenbänke überhau pt reichlich Vorkommen, »Vegetationsschichten«

un d b en u tzt solche »reichen« Schichten ohne Flöze zur Vergleichung m it ändern »reichen« Schichten, die auch Flöze führen. Ebenso ist es anderseits m it den »armen«

Schichten, die auf gewisse E ntfernungen sowohl an

1 s . J o u g m a n s , A r c h iv f. I j a g e r s t i l t t e n i o r a o h . 1915, n . 18, S . 7.

(7)

28. Ju n i 1919 G l ü c k a u f 483 Flözen als auch an »Vegetationszonen« arm zu sein

pflegen.

Das H angende der Flöze oder der Stigm arienbänke, wenn Flöze fehlen, en th ält meist, besonders in den paralischen Becken, die m annigfaltigsten und best­

erhaltenen Stücke, die aus der E ndvegetation des Flözes oder der Vegetation vor der E in b ettu n g stam m en.

J e geringer die E ntfernung zweier F u ndp u n k te von­

einander ist, desto eher w ird m an nun bei der ü ber eine größere Strecke hin anzunehm enden G leichartigkeit des betreffenden Pflanzenvcrcins erw arten können, den­

selben Pflanzen verein hier wie d o rt wieder . anzutreffen und somit auch seine Leitpflanzen. Der eine F u n d p u n k t ergibt z. B, eine m ehr oder m inder reiche F arnlaubflora, der andere nur Lepidodendren oder n u r Sigillarien usw.

Auf eine m ehr oder m inder große E rstreck ung hin wird das . V erhältnis dasselbe sein.

In der Grube b ietet oft die Aufsam m lung der nötigen Stücke Schwierigkeiten, weil das Flözhangende nicht zugänglich ist. Man m uß dann die Gelegenheit eines querschlägigen D urchfahrens der Flöze w ahrzunehm en suchen. Eine günstigere Gelegenheit bieten Tiefbohrungen, weil sie die ganze Schichtenreihe aufschließen. D a die Bohrungen aber n u r einen ganz geringen Q uerschnitt aus dem Gestein herausholen und daher oft nur zufällig brauchbare Pflanz'enstücke zutage fördern, könnte m an annehm en, daß sich n u r ein sehr dürftiges B ild des Pflanzenvereins ergeben wird, worin auch zweifellos eine gewisse Schwierigkeit liegt. Jedoch h a t sich gezeigt, daß sich, wenn nicht die Pflanzenführung überh aup t zu gering ist, auf diesem Wege m ehr erreichen läß t, als es auf den ersten Blick scheint.

Zu einer E rprobung des oben geschilderten Ver­

fahrens h a tte ich vor dem Kriege bei der U ntersuchung einiger Bohrungen in der Nähe der Bradegrube in Ober­

schlesien erfolgreiche Gelegenheit, ohne jedoch bisher darüber berichten zu können. Eine B estätigung seiner B rauchbarkeit in zahlreichen Fällen erhielt ich w ährend des Krieges in Frankreich, wo m ir Dr. P r u v o s t in Lille m itteilte, daß er und P. B e r t r a n d danach schon häufig Flöze oder kleinere Flözgruppen identifiziert hätten. Auf den französischen Gruben des Nordbeckens m it ihren oft auf derselben Grube sehr verworrenen

Maßnahmen zur Beseitigung der Gefährlich

Von D ip l.-In g. O.

Die schnelle B etriebsbereitschaft der Benzolloko­

m otiven und ihre Verwendbarkeit in verhältnism äßig niedrigen Strecken sowie die geringen Anlagekosten rechtfertigen die V erbreitung dieser Lokomotiven, tro tz ­ dem ihnen m anche Mängel anhaften, auf G rund deren in vielen Fällen den elektrischen und luftangetriebenen Lokom otiven tro tz der höhern Kosten’ für die G esam t­

anlage der Vorzug gegeben wird.

Die B etriebsicherheip der Benzollokomotiven, soweit sie sich auf die Leistung der Maschine selbst bezieht,

Verhältnissen ist ein" derartiges H ilfsm ittel offenbar b e­

sonders erw ünscht. B eachtung verdient jedenfalls, daß m an von so verschiedenen Seiten bereits auf dasselbe Verfahren verfallen ist, das, d a es anderw ärts Gutes geleistet h at, auch für die deutschen Verhältnisse Erfolg verspricht. ,

In m ancher Beziehung ist bereits bei den oben m it­

geteilten U ntersuchungen über den Erkelenz-Brüggerier K arbonhorst von diesem H ilfsm ittel G ebrauch ge­

m acht worden. 'E in e von m ir m it J o n g m a n s b e­

absichtigte weitergehende E rprobung h a t sich bisher noch nicht ermöglichen lassen, ist aber in Aussicht ge­

nommen.

Als weitere Folgerang aus dieser Darlegung ergibt sich zwingend die Notwendigkeit, bei Aufsammlungen von Pflanzen wenn irgend möglich auch das Flöz anzu­

geben.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Die K arbonstufe des Erkelenz-B rüggener K arbon­

horstes, deren Horizontierung auf G rund des Gasgehaltes der Flözkohle früher unrichtig erfolgt war, wird auf G rand der F lora festzulegen versucht. Es hand elt sich m eist um H orizonte, die der westfälischen F e tt- und G askohlengruppe entsprechen. N ur im Süden bei Lövenich findet sich ausgesprochene Magerkohle (etwa Finefrau-H orizontj; im N orden stehen ebenfalls H ori­

zonte u n ter dem Sonnenscliein-Steinknipp-Niveau an, ungefähr dem Girondelle-Horizönt entsprechend. D er B au des Erkelenz-B rüggener H orsts ist also dem des sich anschließenden Peelhorstes ähnlich.

Im Anschluß an die A nführung allgem einer R ic h t­

linien für die H orizontierung m it Pflanzen werden 3 verschiedene Feststellungsm öglichkeiten erörtert:

1. Parallelisierung der H orizonte verschiedener Kohlen­

becken u n d Beckengebiete.

2. Grobe H orizontierung in demselben Becken oder .Beckengebiet.

3. Feine H orizontierung, z. T. u n ter Bezugnahm e auf . Darlegungen von Jongm ans, m it Hilfe der Pflanzen- führung (Pflanzenvereine) einzelner Flöze oder »Vege­

tationszonen«, d. h. Schichten m it zahlreichem Pflanzenfunden.

Bit des Benzollokomotivbetriebes unter Tage.

u n d e r lo c h , E ssen.

ist bei Erzeugnissen bew äh rter Firm en durchaus be-

■ friedigend. Bezieht m an die B etriebsicherheit in weiterm Sinne auch auf die Einw irkung auf die U m gebung, so ist bei Benzollokomotiven eine gewisse Vorsicht geboten.

Die A rt des B etriebes der Benzollokom otivcn brin gt m anche Gefahren m it sich, als deren hauptsächlichste die folgenden g en a n n t seien:

B r a n d g e f a h r infolge der Verwendung eines leicht­

entzündlichen B etriebstoffes,

(8)

484 G l ü c k a u f Nr. 26 S c h l a g w e t t e r z ü n d u n g s g e f a h r durch Stich­

flammen aus den Ansauge- un d Auspuffleitungen, V e r g i f t u n g s g e f a h r und sonstige gesundheitliche

Schädigungen durch die Verbrennungserzeugnisse.

Jede einzelne dieser Gefahren m üßte genügen, die Benzollokomotiven aus den Gruben zu verbannen, wenn nicht die Gewähr bestände, diesen Gefahren bei ordnungs­

mäßigem Betriebe vollständig begegnen zu können.

Die neuern L okom otivbauarten bieten diese Gewähr, wie nachstehend erläu tert werden soll.

B r a n d g e f a h r ist vorhanden beim Füllen der B rennstoffbehälter durch Vergießen des Brennstoffes oder w ährend des B etriebes durch Undichtwerden des B rennstoffbehälters oder der B rennstoffzuführungs­

leitungen zum Motor. B rände sind auch dadurch e n t­

standen,' daß sich in den Auspuffleitungen infolge ver­

schm utzter Siebe ein Ü berdruck gebildet h a tte , der die D ichtungen aus den Leitungen herausblies, so daß die Flam m e durch die entstandenen Schlitze in das Innere des Lokom otivgehäuses eindringen un d durch Undichtig­

keiten ausgetretenen B rennstoff dort entzünden konnte.

Gegen diese Gefahr schützt R einhaltung d er Siebe, auch w ürde ich die Anbringung kleiner Federsicherheits­

ventile auf den A uspufftöpfen empfehlen, dam it ein e n t­

standener Ü berdruck abgeleitet werden kann. ' Diese Sicherheitsventile müssen von einem ins F reie führenden Rohr, um geben sein.

Um beim Füllen der B ehälter ein Vergießen des Brennstoffes zu verhindern, wird er in einem über Tage gefüllten Tankw agen zur Füllstelle gebracht, wo ihn eine Flügelpum pe durch einen Schlauch in den Loko- m otivbehälter pum pt. D urch einen zweiten Schlauch fließt aller überschüssige Brennstoff in den Tankwagen zurück, so daß ein Überlaufen der Behälter, wie es bei U nachtsam keit. Vorkommen könnte, zuverlässig, ver­

mieden wird. Die Schläuche sind ferner an den Enden, m it denen sie in den B rennstoffbehälter der Lokomotive eingesetzt werden, m it selbsttätig dicht schließenden Ventilen versehen, so daß auch beim H eräusnchm en.der ' Schläuche kein Auslaufen ihres Inhaltes stattfin d en kann.

An den Ventilen befinden sich außerdem D ruckfedem , die n u r ein gleichzeitiges Einsetzen beider Schläuche, des Füll- und des Abflußschlauches, in den Benzolbehälter und ihre Befestigung durch eine gemeinschaftliche D ruckplatte zulassen. Diese Zwangläufigkeit verhindert, daß versäum t wird, den Abflußschlauch einzusetzen.

Um ihre V erletzung w ährend des Betriebes zu ver­

hüten, sind der •Brennstoffbehälter und die Brennstoff- zuführungsleitungcn zum Motor gegen das Getriebe des Motors durch eine starke eiserne Schutzplatte gedeckt.

Eine Beschädigung des vielfach über dem G etriebe an- geordneten B rennstoffbehälters wäre ohne die Schutz­

p latte möglich, wenn eine Flügelstange bräche oder sich die Befestigungsschrauben des Flügelstangenkopfes lösten und die Flügelstange durch den Explosionsdruck nach oben geschleudert würde, wo sie den Benzol­

behälter durchstoßen oder losreißen könnte. Im letztem Falle würden die zum Motor führenden B rennstoff­

leitungen gleichfalls beschädigt werden. Die Schutz­

p latte ist so stark, gew ählt, daß sie nicht durchschlagen, . sondern höchstens eingebeult werden k an n ; sie könnte

dann gegen den B rennstoffbehälter einen D ruck ausüben . und ihn abreißen, falls er nachlässigerweise nicht ord­

nungsgem äß aufgeschraubt wäre. Auf diese ordnungs­

mäßige Befestigung des B rennstoffbehälters ist daher unbedingt zu achten.

Bei einzelnen Lokom otivbauarten ist der Brennstoff­

behälter seitlich des Getriebes angeordnet und m ithin durch seine Lage gegen Beschädigungen durch eine ge­

löste Flügelstangc besser geschützt.

Da die B rennstoffbehälter neuerdings vom F ü h rer­

stan d aus gegen die B rennstoffzufiihrungsleitungcn zum Motor durch ein V entil absp errbar sind, lä ß t sich bei Beschädigungen dieser -Leitungen das Auslaufen der B ehälter verhindern.

Stichflam m en aus den Ansauge- und Auspuffleitungen und die hierdurch hervorgerufene Gefahr der Z ü n d u n g v o n S c h l a g w e t t e r n können au f treten , wenn sich in den Leitungen explosible Gasgemische befinden. Ihr Vorhandensein in den Ansaugeleitungen ist möglich, falls brennbare Dämpfe angesaugt worden sind un d b ei schlecht schließenden E intrittsv en tilen vom Zylinder aus gezündet werden.

Die Auspuffleitungen können häufiger brennbare Gemische enthalten, d a sie sich bei F ehlzündungen m it dem im Zylinder nicht zur Explosion gekommenen ex- plosibeln Gasgemisch anfüllen. Die nächste im Zylinder erfolgende Explosion könnte das Gemisch zur Explosion bringen und die hierbei auftreten de Stichflam m e etw a vorhandene Schlagw etter zünden, falls m an die Stich­

flamme ins F reie gelangen ließe. Sie wird jedoch durch A bkühlung zum Erlöschen gebracht.

Diese A bkühlung erfolgt dadurch, ,daß die Öffnungen der Ansauge- und Auspuffleitungen* durch m ehrere hintcreinanderliegende feine Dx’ahtnctze (W etterlam pen- drahtnetz) oder durch in geringen A bständen über­

einander geschichtete M etallplatten (Plattenschutz) ver­

schlossen sind. Beide Vorrichtungen erfüllen den Zweck, der Flam m e beim D urchstreichen der feinen Öffnungen oder Schlitze W ärm e zu entziehen un d sie hierdurch, so abzukühlen, daß sie erlischt, ehe sie nach außen dringen kann. Diese W irkung wird nofch dadurch u n ter- _ stü tz t, daß m an in die Ansauge- u nd Auspuffleitungen Töpfe m it grobem Kies einschaltet, dessen Zwischen­

räum e von der Flam m e durchstrichen werden müssen.

Eines der w irksam sten A bkühlungsm ittel ist jedoch die neuerdings angew andte Abkühlung der V erbrennungs­

gase u n d -der Auspuffleitungen durch Kühlwasser, das m an in die Leitungen einführt. H ierdurch w ird gleich­

zeitig der Zweck erreiclrt, die Abgase geruchlos zu machen. Eine Zündung von Schlagw ettern durch Stich­

flammen aus Benzollokomotiveh ist bis je tz t noch nie vorgekomm en un d auch unwahrscheinlich, da m an in schlagw ettergefährlichen Strecken keine Benzolloko- m otiven - arbeiten läßt.

Bezüglich- der Ansäugeöffnungen ist noch zu bem er­

ken, daß m an sie stets außerhalb des Lokom otivgehäuses anordnet, d am it sie n u r L uft von außen un d nicht etw a durch irgendwelche U ndichtigkeiten auch Benzol­

däm pfe ansaugen, die sich in den Ansaugeleitungen ent­

zünden oder infolge der, überm äßigen Zufuhr an Brenn- -

Stoff ein Qualmen der Maschine herv.orrufen könnten.

(9)

28. Juni 1919 G l ü c k a u f 485 Die V e r g i f t u n g s g e f a h r kann bei unvollständiger

V erbrennung des Explosionsgemisches im Zylinder ein- treten. ' Dabei en tsteh t neben ändern Gasen das sehr giftige Kohlenoxyd: Um seine B ildung zu verhüten, muß dafür Sorge getragen werden, daß der zur Ver­

brennung erforderliche Sauerstoff durch richtige E in­

stellung des Regelungshahnes für die Luftzufuhr bzw.

der B rennstoffzuführung gew ährleistet ist. Besonders darf m an keine Bcnzollokomotiven längere Zeit an schlecht bew etterten Stellen leerlaufen lassen, wie es häufig in Lokom otivschuppen oder Ausbesserungswerk- . sta tte n geschieht, da die A tm ungsluft sonst schnell durch die Verbrennungsgase verdorben wird. Orte, an .d en en Maschinen längere Zeit leerlaufen sollen, bedürfen einer besonders guten Bewetterung:

Die letzte der aufgezählten Gefahren, die gesundheit­

lichen Schädigungen infolge A nreicherung der L uft durch die sich bei der V erbrennung bildende Kohlensäure, ist, wie nachstehende Überlegung zeigt, n u r von unwesent- - licher B edeutung. •

Es soll un tersu ch t werden, welche frische W etter­

mengen die Strecken, in denen Benzollokom otivbetrieb um geht, durchziehen müssen, dam it die L u ft den E r­

fordernissen für die Atm ung entspricht.

Der Gehalt an K ohlensäure in d er A tm ungsluft soll nach P e t t e n k o f e r 0,1 Vol.—% nicht überschreiten, jedoch kann die Anreicherung, ohne der Gesundheit schädlich zu sein, erfahrungsgem äß

0

,

2

% erreichen, eine Menge, die vom K ohlcnsäuregehalt des ausziehenden W etterstrom es, der Gruben vielfach erheblich ü ber­

troffen wird. Atmungsbeschwerden stellen sich nach H a l d a n e erst bei einem K ohlcnsäuregehalt von 6—7%

ein. Die B edingung eines 0,2 Vol.-% nicht tibersteigen­

den K ohlensäuregehaltes soll som it die U nterlage für die weitern B etrachtungen bilden.

Zunächst is t festzustellen, wieviel Kohlensäure bei d em 'V erb rennu ngsvorgang in einer Benzollokomotive erzeugt wird. . Nach den Angaben der Lieferfirmen von Benzollokomotiven b eträg t der V erbrauch an Benzol etw a 230 g /P S s t. Geht m an von der Annahm e aus, daß die Lokom otiven durchschnittlich m it 50% belastet werden, was angenähert sowohl bei schw achem als auch bei stark e m Lokom otiven zutreffen dürfte, so w ürde eine 20 PS-Lokom otive durchschnittlich 10 P S zu leisten haben u nd der B rennstoffverbrauch sich som it auf

0

Q-— = 38,3 g/m in stellen. Diese Brennstoffmenge m üßte restlos zur V erbrennung gelangen.

Die V erbrennung von Benzol vollzieht sich nach der Form el C

6

H r>- f l50 = ,

6

C 0

2

+ 3 H

2

0 , d. h. 1 R aum ­ teil Benzoldampf b enötigt zur vollständigen Ver­

brennung 7,5 R aum teile Sauerstoff, entsprechend 35,78 Raum teilen Luft. Hierbei werden

6

R aum teile Kohlen­

säure erzeugt. .1 cbm Benzoldampf wiegt bei 0° und 760 mm D ruck 3486 g. 3486 g Benzol brauchen 35,78 cbm

L uft zur Verbrennung un d erzeugen

6

cbm Kohlensäure.

Zur Verbrennung d er bei einer Leistung von 10 PS in 1 min festgestellten Menge von 38,3 g w ürden somit

= 0,39 cbm L uft benötigt u n d ^ - - - 0,065

0 4 . 0 0 o4öO

cbm Kohlensäure erzeugt werden. Da der höchst­

zulässige K ohlensäurebetrag in der A tm ungsluft n ur 0,2 Vol.-% sein darf, in der zuzuführenden Frischluft ab er bereits 0,03 Vol.-% enthalten sind, so ist die Ver­

dünnung der erzeugten Kohlensäure auf 0,17 Vol.-%

erforderlich, d. h. die Menge von 0,065 cbm ist m it der 588faclien Menge Frischluft zu verdünnen.

U nter den angenomm enen Verhältnissen wird ''m ithin die durch die V erbrennung erzeugte Kohlensäure u n ter allen U m ständen unschädlich sein, wenn die vorhandene W etterm enge 38,2 oder rd. 40 cbm beträg t.

Eine geringfügige weitere Anreicherung der Gruben­

luft an K ohlensäure findet noch durch die stets in der Verbrennungsluft enthaltene un d m it ihr angesaugte Kohlensäure s ta tt. D a jedoch der Gehalt der normalen G rubenluft an K ohlensäure n u r etw a 0,03 Vol.-% be­

trä g t, kann diese A nreicherung bei dem geringen Ver­

brauch an V erbrennungsluft (0,39 cbm /m in für 10 PS) vernachlässigt werden.

Mit einer Z ufuhr von 40 cbm F rischluft in 1 min für eine 20 PS-Lokom otive dürfte den gesundheitlichen Anforderungen genügt sein, da eine angenomm ene m ittlere B elastung von 50% reichlich hoch gew ählt ist.

/Die volle Leistung der Maschine kom m t n u r ausnahm s­

weise in Frage, so daß die hierbei auf tretende geringe und kurzzeitige Ü berschreitung des zulässigen Höchst­

gehaltes der G rubenluft an K ohlensäure geduldet werden kann.

Zieht m an zum Vergleich die m it ändern Lokom otiv- förderarten verbundenen Gefahren heran, so findet man, daß sie denen der Benzollokom otive kaum nachstehen.

E s sei n u r an die B erührungsgefahr des spannung­

führenden F ah rdrah tes elektrischer B ahnen oder die B randgefahr in Strecken erinnert, in denen der F a h r­

d ra h t m it dem G rubenausbau in B erührung kom m t, was bei druckhaftem Gebirge m anchm al nicht zu vermeiden ist. Auch bei D ruckluftlokom otivbetrieb sind durch die Explosion von R ohrleitungen un d Luftsam m lern ver­

schiedentlich schwere Unglücksfälle vorgekommen.

Die Ausschließung eines so wertvollen Förderm ittels, wie es die Benzollokomotive darstellt, w ürde daher nicht gerechtfertigt und m it großen w irtschaftlichen N ach­

teilen für den G rubenbetrieb verbunden sein.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Die beim B etriebe von Benzollokomotiven u n ter Tage auftretenden Gefahren lassen sich vollständig aus­

schalten, wenn die angegebenen Sicherheitsm aßnahm en

erfüllt werden.

(10)

486 G l ü c k a u f Nr. 26

Sichere Vorräte Mill. t % D eu tsch es Reich . . .

D a v o n :

Posen und W estpreußen K ölner B u ch t . . . .

D eu tsch es R eich . D a v o n : Saarbecken1 . . . Oberschlesien . . Linksrhein. Gebiet

Übriges Deutschland 7J.tt1iW srden l

Übriges Deutschland SZbttiKert/en t

Übriges Deutschland J9J Milliarden I

B r a u n k o h l e

Linksrhein. f G ebiet 9.3

M illiarden t

Jetziges D eutschland. D eutschland auf Grund der M itleid en sch aft gezo g en . In d en Friedensbedingungen. a b zu treten d en G e b ie tste ile n w urden

1 D a s S a a r b e c k e n b e g r e i f t d e n p r e u ß i s c h e n S a a r b e z i r k s o w ie d e n a n g r e n z e n d e n T e i l L o t h r i n g e n s u n d d e r b ä u e r i s c h e n P f a l z . 2 F ü r " d i e s e b e i d e n B e z ir k e s in d k e in e w a h r s c h e in lic h e n V o r r ä t e a n g e g e b e n , s H i e r n n d im n a c h f o lg e n d e n i s t d a v e n a u f g e g a n g e n , d a ß u n s O b e rsc h le e ie n e n d g ü l t i g T c r l o ie n g e h t, im ä n d e r n F a l l e w ü r d e s ic h u n s e r e K o h l e n w i r t s c h a f t w e it w e n ig e r u n g ü n s t i g g e s ta lte n .

(11)

Oberschlesien . ntw ut

Oberschlesien V3.9MHH

1 Saar und Lothringen tw /im t

<Saar und Lothringen

rm /lt ^

Ubriges Deutschland

129,7Mi/i t Übriges Deutschland

m * MM. t

j}.en n .t

Förderung V erbrauch.

1913: Deutschland auf Grund der Friedensbedingungen

Förderüberschu ß

Besetztes Qebiet V 17.1Mi/lt

0.8. Bez. Oortmund

i w m it

Übriges Deutschland 102,3 MM t

Förderüberschuß

Förderung Verbrauch

E rstes F riedensjahr: Deutschland auf G rund der Friedensbedingungen

Besetzles Gebiet V 17.1MHU

Übriges Deutschland 102.3MM. t Übriges Deutschland

mtMu/.t

S t e i n k o h l e n f ö r d e r u n g u n d - v e r b r a u c h D e u t s c h l a n d s . 1913: Jetziges Deutschland.

28. Juni 1919 ____________________________ G l ü c k a u f __________________________________________ 487_

Förderung Verbrauch Fehlm enge

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