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Chrysipps Lehre von den Affekten

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Academic year: 2021

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(1)

von ben 2lffeften

(2)
(3)

Л orf) Ijciite nennen mir einen ЗЛапп, ber frei non 3lffefteii ift ober über fie I)crrfrf)t, einen Stoifer ititb ernennen bamit bie £eibenfcf)aftslofigfeit als befonbereS 3)terfmal ititb .ßauptforberung ber ftoifcfjen (Stljif an. Siefe Vorftellung fatten bie Stoifer beS 3lItertumS in ber Sat von ihrem ^beal«

menfc^en, bem fie ben Slanten beS SBeifen gaben, tocii fie nací) bem Vorbilb bcS SofrateS bie Sugettb für ein Söiffen erflärten.

SluS biefer X4nfrf)anung í)crauS errourfjrf ber rein verftanbeS«

mäßige, bis ins eingelnftc geßenbe SiuSbau iijrer (Stijif. So glaubten fie aurf) bem fünbigen 9Jlenfdjen beit befielt $3eg gtt iijrer Vefferiitig gtt geigen, menit fie iijit bas Söefett ber 31 ffette, bie fie als fittlirfje ^eljlcr betrachteten, genau erfenneit lehrten.

9Jtit welchem (Sifer haben fie barnach ben grierf)ifrf)en Sprach«

frfjatj bitrrf)furf)t, um bett gefunbenen SSorten eine genaue, ft)ftematifrf)c VegriffSbeftimmung gtt geben unb bett alfo bc«

geirf)iteten Gemütsbewegungen bas Vrattbmal bcS SlffeftS auf«

gubrürfen!

$n ber Verurteilung ber Slffefte finb fich alle Stotter einig, nicht in ber Vegrünbung biefeS ©nbergebniffeS. Senn wie itt bett meiften fragen bie ftoifcEje Schule faunt je ftillftanb, litt fdjarfem Gegenfaß gtt bett wiffenfrfjaftlich trägen Gpitureern), fo hat fie auch auf bem oorliegcnbeit Gebiet eine lange Gntroirfelung aufguweifen. Unter bett Vertretern ber alten Stoa, getton, SfleantljeS unb Gljrgfipp, taffen fiel) nur

1*

(4)

4

geringe Abweichungen von einander feftfteUen, iobag ficí) int gangen iíjre Sehrmeinungen non ben Affeften gu einem ein«

Zeitlichen %ilbe nereinigeu iaffen. infolge ber Unitit ber mittleren Afabemie (bie ißlato als ihren (Brünber verehAe), fahen fich feboch ^ßanaetiuS unb ^ofiboniuS, bie Häupter ber gweiten, mittleren Stoa, gegwungen, bie bisherigen ®runb=

anfchaitungen ber Schule über baS SBefen ber Seele gu änbern.

SSiihrenb man nämlich bis bal)in fid) bemüht hatte, alle feelifchen

@rf(Meinungen unb fo auch bie Affefte, auS einer einzigen Seelenfraft gu erklären, fprad)en fie, wie einft fiaton, non brei

teilen ber Seele, bem vernünftigen (Aoy«rztxòi՛ ober Xoytxòv

/лі'оод), bem mutigen (thyweifä ft.) unb bem begehrenben (Arc íivfitfTixòv /i.)4) §ierauS ergab fiel) natürlid) eine von ber aítftoifchen gang verfdjiebene Affettenlehre, unb befonberS фо=

fiboniuS betämpfte hier ben GÍRÍipp auf baS Ijeftiflfte.

Auf biefe gweite, mittlere Stoa ber auSgehenben römifdjen sRepublif folgte in ber erften fíaifergeit bie britte, faft nur fittlidjen fragen lebenbe jüngere Stoa. Sie ift uns burd) bie Schriften SenecaS unb SDlarc Aurels, vor allem aber burd) ben trefflichen Spittet befannt, ber in feiner ftrengen unb ernften Sittlichfeit bem alten SAeantljeS fel)r verwanbt ift unb fich aud) in ber ^l)ilofopl)ie befonberS an il)n anlehnte'); auch bie AuS»

führungen ber beiben anbern tragen teilweife altftoifdje Büge. ®ur¿h fie ift unS alfo bie herbe Art beS urfprünglichen StoigiSmitS vertrauter, als bie milbere ber mittleren Stoa, unb fo wirb gerabe bie ©arftelhing ber altftoifdjen Affeftenlehre

%ntereffe beanfpru^en bürfen. SSenn id) ben Diámén (£l)ri)fippS an bie Spibe ft eilte, fo քթէ baS feinen ©runb barin, bap er bie Sehrfä^è feiner Vorgänger erft gu ihrer gangen ßolge=

richtigfeit burchbilbete. DJlag nun feiner Affeftenlehre nicht viel wahre SebenSbeobad)tung gu Srunbe liegen, fo imponiert fie burd) ihre ®efd)Ioffenl)eit, bie nur wenig unter ber guweilen ungenauen AuSbrudSweife beS eiligen %ieIfd)reiberS leibet.

Weniger Söert legte id) auf feine von Benon unb <fileantl)eS abweid)enben Meinungen, weil fie unbebeutenb unb wenig gahlreid) finb.

®er erfte %eil ber Arbeit befprid)t Shr՝bftPP§ Skriften über bie Affefte, fowie bie Ueberlieferung ihrer ^rudjftüde.

%m gweiten laffe ich Ghrpfipp felbft fpred)en unb feine An՛

(5)

քՓօսսոցօո über bie riffelte barlegen. Sie int Sejte beigefügten 3aI)Ien nerroeifen auf Slbfctjnitte beS britten SeileS, roeldjer ber érHärung ber p^ilofop^ifdjen begriffe, famie fonftigen ®r=

läuterungen geroibmet ift.

2In Literatur nenne іф ^ier nur „Stoicorum vetemm frag­

menta collegit Joannes ab Arnim, vol. I—III Lipsiae, in aedibus B. G. Tenbneri, MCIII—MOV,“ roeil іф піфіё weiter geben wollte als eine Darlegung beS in ben betreffenben äkmfjftücfen felfr ипдіеіфіпіфід oorljanbenen, als օէէքէօէքՓ feftgeftellten

^nljaltS aont heutigen Stanbpuntt bei՛ ՋՑէքքշոքՓոքէ.

(6)

(črfter Teil«

glad) ben und oorliegenben gład) richten Ijat ©Ijrgfipp 2 Eingelfdjriften über bie Siebe (тгeęi eraros) unb bie Suft (neęi Հժօւ՚Հտ), го elei) e bie Stoiter aid Slffefte betrachteten, geschrieben;

ben gleichen Stoff in freierem (Beroanbe beljanbelten bie Briefe über bie Siebe (èçwTixal èitustoXai). 9lud) in bem ißudje über ben Srieb ( ле-oi oç/iîjç) muf) er über bie s-4ffette gefprodjen haben, ba er fie gu ben Trieben rechnete. Sie Uberfdjrift eined anbem Verted: »Uber bad fittlich ®ute unb bie Suft"

legt bie Vermutung nahe, baff bad Serljältnid beiber Singe unterfud)t rourbe mit bent (Srgebnid, bafj fie fid) aitdfdjliefjen, benn bie Suft ift aid 9lffett ein fehler, eine Sünbe unb bem (guten entgegenftehenb. Serfelbe Slnla^, über bie riffelte gu Sprechen, bot M SijrpSipP, aid er über bad (Bute

Schrieb. Gin anbermal ípridjt er ger ab egu bánon, baff bie Suft fein Out Sei (<хтгoâti&iç ttqÒç w /и/ flvai гі> îfiovr¡r dyctOor).

giuch nahm er Stellung gu ber in Seiner Beit non allen фідііо»

fop h en erörterten ff rage nach bem hödjften (But, baff er in ber Suft nidjt erlernten tonnte («Trödele ttqòç tò /ւՀ tirai гцѵ

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),

ferner ift bad

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öerf über bie

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eele

(

tteqi iiw/Jfi) in unfern Bufammenhang eingureihen; 6l)i՝i)fipp fpract) hierin bei ber Erörterung ber (frage, an welcher Stelle bed Rörperd ber roirtenbe Seelenteil (r/ytfiorixòr) feinen Sil) habe, über bie Slffette.

Sie Sticher ®hn)iipp§ finb und nun fo gut wie alle nerloren.

Söären und aber roenigftend in ber nerroorrenen ,,@efd)id)te" ber gfljilofophie im Rittertum oon Siogened Saertiud bie Sitei feiner

(7)

SSücfeer voUftänbig erhalten, fo würben wir ben SlacfeweiS führen fönnen, bafe feine Sätigfeit in ber ălffeftenlefere eine nocí) gröfeere gewefen iff. Senn unter feinen nací) §unberten gäfelenbeit

^Serien wirb er einem fo wichtigen Slbfcfenitte gewife eine reichlichere ^afel üon Schriften gewibmet haben. Sie haben aber auf bie Fachwelt noch weniger gewirft als bie oben genannten, von benen wir bocfe aufeer bem Sitei ein bis gwei èruchftüde befiigen. Sefer viel mefer mufe im Altertum EferíjfippS

§auptwerf über bie SIffeite (лед!, тгаИшѵ)2) gelefen worben fein.

ES gerficl in vier fBücfeer. Sie brei erften befafeten fid) mit ber ©rilärung beS SlffeftS, feiner 99egriffSbeftitnmung unb gaben bie Refere von ber Einteilung bet Slffefte. Sie alten Schrift«

fteHer nennen bief en ^nfealt Io gif efe, wir würben ifen gum Seil für pfi)d)ologifd) ertöten. SCtS vierte Shtcfe würbe befonberS feerauSgegeben unb fpracfe über bie Teilung ber SIffeäe(überfcferift : TÒiftixòv t¡ УедатгеѵтіхоѵßtßXior). Sen®ebanfengang be§SBerfe§

fann im eingelnen niemanb wieberfeerfteHen, bagit ift bie 3afel ber Srucfeftüde gu gering; wofel aber (affen fie fiefe in ben meiften gälten bein erften bis brüten, ober bent vierten 33udje guweifen.

%n überrotegenber Slngafel flammen bie iSrucfeftüde auS bent Sßerf „Über bie Referen beS §ippot'rateS unb ^lato"

(Dc Hippocratis et Platonis placitis) von ber §anb beS SlrgteS unb ^bitofopben ©alen (2. ^aferfe. n. ®fer.), weiter auS ißlutard) (Über bie fittlicfee Sugenb: de virtute morali) unb bent ^irdjenvater Orígenes („©egeit ©elfttS’" unb „9Jłatt()aeuS=

fommentar"); aitcfe SiogeneS RaërtiuS unb ber Epifureer fßfeilobem (Über ben ßorn: (negi ögyiß) firtb mit wenigem beteiligt, ferner fittb einige Stüde auS EiceroS Sufculanifcfeett Erörterungen, auS bent Steuplatonifer DIgmpiobor, fowie bem Kirchenvater ©lernens von Sllejțanbria mittelbar ben Slücfeern 6()n)fipp§ über bie SIffefte entnommen.

Sie übrigen Slacferidjteit über bie altftoifcfee ^lffeftenlefere, als bereit Duelle Eferpfippè SBerf nidjt fiefeer nacfegewiefen werben faun, ftefeen teils bei bett genannten Scferiftfteiiern, teils in antifett ^anbbücfeern über bie ®efd)id)te ber ^feHofopfeie unb in Sammelwerfen (StobaeuS), niefet gu vergeffen bie 3U’

fammenftellung von SegriffSbeftimmungett ber Slffefte, bie unter bent Stamen „SInbrontfiiS: Über bie 14ffette" gefet.

(8)

8

Unter ben Sdjrtftftellern, benen roir Slitteilungên anS ($^ri)fippă nier Süd) er n über bie Slffefte nerbanfen, benötigen Sicero, ^tntarct) unb Salen nod) einiger Sßorte über bie Sírt unb 3uDerIaffigÎeit ihrer Überlieferung.

Graten ift alg grunbfäfjlid)er Zweifler ber abgefagte ßcinb beg „Sogmatiferg" ßljrpfipp. (Sr oerfteigt fid) fogar einmal gu bem Sßitgwort, baß er, um alle in (£t)n)fippg Söetde ent»

Ijaltenen SBiberfprüdje aufgubedett, ungültige Sogen füllen müßte, bie ben Umfang beg befprodjenen Sud,e@ weit hinter fich liefen.՛5) ®ie Einlage ber Schrift Saleng macht eg neben biefer Slußerung gunäcßft roaț)rfd)einlid), baß er ben Ghrpfipp felbft gelefen unb auggefdj rieben I)at. ՉԽո werben aber überall bie Seßren beg Ißofiboniug (mit Nennung feineg Sameng) in bie (Darftedung verflochten; ferner aber Ijat ©alen bie Frage, ob bie

S

eele eine ober mehrere

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ähigkeiten

(%

eile

: /

hêquïiuiî

)

befiel, im 3ufammenhang mit ber Slffeftenlehre faft genau wie Slutarch in feiner Sdjrift „Über bie fittlidje Sugenb"

beßaitbelt. (Sg muß bal)er ein 3nfamntenl)ang vorliegen. ïôahr»

fdjeinlicher alg bie Vermutung, ber eine Ijabe vom anbern entlehnt, ift bie Einnahme einer gemeinfamen Duelle; bieg kann nur bie mittlere Stoa fein: Salen՜: nennt augbrüdlid) ben Sofiboniug unb gwar ivährenb beg] gangen gufantmen»

hängenbeit Fitßaltg gleichmäßig: er hat alfo bag Sange aug einem Sudje be§ Sofiboniug entlehnt (födte er fid) ba noch bie Stühe genommen haben, in beit 6l)rpfipp felbft hineinguf ¿hauen?) Slutarch gebraucht biefeiben Seweife, ohne ihren Urheber gu verraten. ՑՅՅօհրքфеіпііф hat er biefeg Süftgeiig aug ber ftoifdjen Schule feiner 3eit. ®ie befämpfte im gangen nur beit (51)гі)(ірр unb wieberholte babei aűeg, wag Sanaetiug unb Sofiboniug vor Fahrhttnberlen fd)on vorgebracht hatten.

können wir nun fd)on infolge non Saleitg Schreibweife feine Slugführung über Gljnifippg Sehren unb ihre aug feiner Duelle übernommene Beurteilung nicht immer leicht augeinanber»

halten, fo wirb bie Sachlage baburd) noch fd)tvieriger, baß er noch feine eignen gweifierifcljen Slnfchaitititgen in bie Sarftellung hineinträgt. (Snblid) ift ttod) gu bebenten, baß er feine Stellen aug „©hajfipp- S°fiboniug" in ber Slbfidjt augivaljíte, nicht bag für ben Fnljalt unb Sebaitfengang beg gangen Söerfeg Begeichnenbfte gu nehmen, fonbertt eingelneë aug bent 3u=

(9)

(îaro^bem finb, rote oben b ente rf t, bie ®ebanfengäitge ber 83or=

läge im großen nocí) git erfennen). ®er SSorrourf gel)äffiger SluSroal)! trifft übrigens and) ^lutard).

Über Ciceros Quellen int eingelnett finb bie Meinungen geteilt. ®od) ift fieber, baff er feine Eingaben niefjt bireft au3

@I)rt)fipp fd)öpfte. ®a er fie vielmehr oor^errfc^enb bett Häuptern ber mittieren Stoa entnahm, aber aitcf) 9iadjrid)ten ber Slfabemifer feiner $eit nid)t oerfdjmäljte, fo ift %orfid)t geboten, baÿ roir nietjt bie Schreit gütigerer für djrifippeifd) Italien.

3lu§ bent (Befugten gei)t Ijeroor, baff roir au§ ben mit Quellenangaben oerfebenen SBrudjflüden nur eine umroHfommcne

%orfteilung oon Si>rt)fipp§ Siffeftenleljre gewinnen. Um fie

möglicf)ft gu nerooHftänbigen, müffen roir trott biefen ՋԽսէ)=

ftiiden, bie mit Sfedjt ®Șrpfipp3 tarnen tragen, auSgeljen, an ifjiten, foroie an anbereu fid)er ĄrpfippeifĄeu Seljren bie ergängenben %erid)te nteffen unb nur baS als ed)t ©rfannte oerroerten. 3)aS (Ergebnis btefer %ätigfeit geigt ber groeite Xeil ber Sírbeit.

(10)

Swelter Teil

1.

Bei Betrachtung ber menfchlidjen Sdjicfjale neunten mir roaljr, baß baS ®lüd fo häufig burd) mannigfache SöechfelfäHe beeinträchtigt, ja oft gerftört wirb. ®aS ßeuer gerftört .ß auf er, ein (Srbbeben vermag gange Stabte gu vernichten, bag Шіеег gertrümmert Schiffe unb läßt bie Schiffer elenb umfommen.

9UÍ bief en (Sreigniffen gegenüber ift ber SOlenfch roel)rIoS, ba fein Sßille feine 9ftad)t über bie 9laturfräfte hat. 91 ber e§

gibt and) anbergartige Übel, bie ber ftaatlicfjen unb häuslichen

®emeinfd)aft broljen. Bßeld) ein Unglücf fann ein ßelbhcrr burd) ein Berfeljen in ber Schlacht anrichten ober ein Staats«

mann, ber feinem Berufe nicht gemachten ift unb feine Überfidjt über bie StaatSgefchäfte hat maS für Torheiten haben fchon Siebenbe begangen unb wie manchen hctt fchon eine unbebad)te

%at, ja ein un beb achtes ՋՑօրէ gereut!:1) 9hm verurteilt givar jeber fold) verfdjulbeteS Unheil unb gürnt ben Tätern. @g ift aber nur folgerichtig, auf bie Urfachen beS UnglücfS gurii cfgu gehen unb gugugeben, baß fie ebenfalls verfcfjulbet finb unb bal)er als fd)led)t unb vcrroerflid) begeic'hnet roerben rnüffen.

®iefe Urfachen liegen aber eingig bei ben Ijanbelnben ^erfonen ober genauer in ber fie leitenben Bernunft.4) Bei richtiger Berfaffung berkeiben hätte ber ßelbherr ben Befehl richtig erteilt, ber Staatsmann auf feinen poften vergiftet, ber Siebenbe fich nid)t feiner Dtaferei ergeben unb bie unbebadjte Xat hatte ber Befonnene nicht getan, baS mibcbachte ՉՑօրէ nicht ge=

fprodjen. Grifft bie Bernunft eine (Sntfdjcibung; fo tut fic eS

(11)

auf (Srunb ciitcS Urteils. ՋՑւր folgern baratté, baß jene fcfjlimmen Vßirfungen auS falfdjem Urteil entfprungen fiitb.

Offenbar mar bie Vernunft in einem unnatürlichen guftanbe, ba fie fiel) in ber 2ßal)rl)eit irrte. 2öie nun bie Dttgenb auf bem SBiffen unb Srfennen bed Gluten beruht unb ba§ fügend»

hafte Raubein bie felbftverftänbliche, untrennbare Folgerung baratté ift,2 *4) fo führten mir auch bie Sünbe ober Verfehlung auf einen Vorgang beâ "Deutens gurüd: auf ba§ fchlechte Urteil (tväljrenb beffen fid) bie Vernunft in einem unnatürlichen ßuftanbe befinbet), bem bie unheilvollen Sefdjehniffe notroenbig folgen.

Չո Anbetracht bief er engen Verfettung von Urfache unb SBirfung nennen mir bie Verfehlung geradezu ein fdjledjteé Urteil ober Vernunft, bie fid) in ber SBahrljeit geirrt hat.

2.

$n ber «Reihe ber Verfehlungen nehmen bie Affeftc eine cbenfo bedeutende tvie eigenartige Stelle ein. Da h.ört man 2öie fd)arf ber Segenfag groifchen Dugettb unb Sünbe ift, bagu mögen bie folgcnben Veifpiele Vergleiche bieten: Die Anmefenljeit in einer Stabt unb bie Abroefenheit von ihr fiitb gmei Dinge, bie fid) auêfchliefjen. Die Abroefenl)eit ift in gleicher äßeife vorhanben, ob id) 10 ober 100 Vielten non ber Stabt entfernt bin. Droht jernanb gtt ertrinfen unb fann er feine Stift mehr fdjöpfen, fo ift e§ gleich, wieviel Vieler er fid) unter bem Dßafferfpiegel befinbet; ba oben fönnen fie alle atmen, fie alle find in gleich glücflidjer Sage. So flehen and) bie SBeifen, bie nur tugenbl)aft handeln, unb bie Doren, bie infolge ihrer fünbhaften Daten unglücklich finb,-in einem fid) anschließenden Segenfatj unb ihre Handlungen nicht minber.

Die guten entfpringen auS richtigem (Srfennen beè Sitten, alfo auS einem treffenden Urteil, roobei bie Vernunft immer im gleichen, natürlichen guftanb beharrt: Die guten Handlungen haben baher fittlid) bett gleichen 33ert unb fie finb roeber einer Vermehrung noch Verminderung fähig. Da bie fünb=

haften .Handlungen auf bent entgegengefet)ten unnatürlichen

¿uftanb ber Vernunft, begiel)ung§meife auf einem falfdjen Urteil beruhen, fo gilt von ihnen, baß fie alle in gleicher Sßeife fittlid) 31t verroerfen unb roeber einer Vermehrung noch Verminderung fähig find.3)

(12)

oft über jemanb, ber in Seibenfdjaften befangen ift, ausrufen:

„@r läßt ficf) oon feinem $orne 9an3 fortreißen", „er tennt fidj felbft nidjt meljr", ober „er ift gang außer fid)".5) Solchen Äußerungen liegt bie (Smpfinbung 51t ©rímbe, baß ber oon Äffeften erregte 9)tenfdj nidjt über eine fiare ungetrübte Vernunft gebietet; in feiner Seele Ijerrfdje Verwirrung unb iljre einzelnen f^äßigfetten ftünben nidjt in bem gewohnten richtigen Verhältnis ober Spannung gueinanber unb baS fei gleidjbebeutenb mit einem feelifdjen Sdjwädjeguftanb. ÄuS ißm, fo fügten mir oben, erroadjfen bie Verfehlungen:

eine von ihnen ift ber Äffeft. Somit haben mir feine erfte

VegriffSbeftimmung: @r ift ein falfdjeS Urteil ober eine fehler՛

hafte SJteinung. VSie vorher bei ben Sünben, bürfen mir and) hier ijingufügen, baß eS bagegen feinen wefentlidjen Unterfdjieb auSmadje, wenn man ben Äffeft in ben ©rfdjeinungen feljen milí, bie auf bad fehlerhafte Urteil (al§ feine erregenbe Urfadje) folgen.4) Siefe tonnen natürlich von verfd)iebener Vefd)affen«

beit fein, roährenb bie fehlerhaften Urteile bitrehgängig gleichen

Söert hoben müffen, roeil fie fämtlich auS bemfelben nidjt natur՛

gemäßen ßuftanb ber Vernunft entfpringen.5)

(Genügt aber bie einfache (Srflärung, ber Äffeft fei ein falfdjeS Urteil? Äugenfdjeinlidj nidjt. ®S muß bocfj eine be=

fonbere Ärt von falfcfjem Urteil fein, von bem fid) ber ÜDlenfdj nießt loSringen fann, auch wenn er es für unrichtig erfannt íjat. Sßußte benn ÄlfibiabeS, als er fein Vaterlanb im Äffeft verließ, nießt, baß er fich verfünbigte? Sroßbem führte er feine Sat auS. ïïôir fennen aber Urteile anberer Ärt. Vßer eine Stelle in einem Vudje falfch lieft, läßt nadj ©infidjt ber richtigen ©rflärung von feinem Irrtum ab; ja jeber Unterricht hat neben ber Äufgabe, neue Verkeilungen gu roeden unb mit vodjanbenen gu verfnüpfen, bie anbre, falfdje Urteile burdj richtige gu erfeßen. Siefe Irrtümer unterfdjeiben mir als tfjeoretifdje von jenen praftifdjen, bie bie sÄffefte barftellen ober als iljre (Erreger betrachtet werben, wenn man in itjren äußeren ^olgeerfcljeinungen bad SBefen beS ÄffeftS erblidt. ®)

Sie gweite (Srflärung ift bie allgemeine. Unmöglich tonnen wir und aber babei bie übliche VorfteHung gu eigen madjen, wonach ber Äffeft ber Streit gweier Singe, ber Vernunft unb ber Unvernunft, fei.5) Senn bie Unvernunft woljnt nicht in

(13)

ber menfcfelichen (Seele, nur ble Vernunft. <y£jre von einanber abiveicl)enben 3uftänbe förbern einen Scheinbaren Sßibcrftreit gu %age. $ßir finb baljer woljl berechtigt, ber irrefiil)renben allgemeinen Meinung gegenüber unferer 3lnfchaining einen fcharf gugefpifeten SluSbrucf gu geben itnb ben ălffeft gerabegu Vernunft gu nennen. ®er Übergang aus ber gewöhnlichen 93erfaffung ber Vernunft in ben beS 3lffeftS vodgieljt fiel) eben So Schnell, bah nur ben Sßecljfel garnicljt gewahr werben nnb beibe 3nftänbe für einanber auSfchliefeenb halten tonnen.

Swofebem fann man ben nicht feiten angewanbten 3luS=

bruef von ber Unvernunft beS SlffeftS gelten laffen, wenn er richtig verftanben wirb. ®enn aHerbingS hoben bie äufeeren (Stfcljeinungen beS 3IffettS ein SliiSfeljen, baS fie in fefearfen (Begenfafe bringt gu ben Slufeerungen ber naturgemäfeen %cr«

nunft. keinesfalls aber honbeit eS fief) um eine Slbwefenfeeit, ein

^eljlen ber Vernunft überhaupt, fonbern um iljre augenblicfliclje naturwibrige 93erfaffung, in ber bie auS Vernunft beftehenbe (Seele fid) von ihrem naturgemäfeen 3»ftonb abwenbet unb iljm ungefeorfam ift.9)

9(uS bem (Befugten ergibt fiefe eine überrafchenbe ßob gerung. $ßir feljen in ber ißrunftgeit gwei ^irfcfee in wilbem SJtute miteinanber fämpfen, bis ber eine auf bem fßlatge bleibt.

2)er Söwe fpringt in heftiger %egierbe bem Stinbe in ben Stacfen, um eS gu töten. ®ie iBiene, fo meinen wir, flieht uns», weil fie fi ch von unS hot reigen laffen. §aben biefe

%iere im Slffeft gefeanbelt? Unmöglich- @S feljlt an ber %or bebingung, unter ber von bem Slffeft gesprochen werben fann;

fein %ier befifet 93ernunft; feine aufgeregten §anblungen finb nicljtS weiter als Slbbilber ber 3lffefte.

Stiefel viel anberS fann nufer Urteil über bie kinber auSfallen. $hr körper entwicfelt fid) ftetig, bis er im vier«

gefeilten %afere eine gewiffe Steife empfangen hat; ben gleichen Söerbegang ljat bie Vernunft burchgumachen. (Sie ift im neu«

geborenen kinb nur im keim vorljanben unb wäcljft mit ber 3eit; erft nach viergefen fahren hat fie eine (Stufe erreicht, auf ber fie iferen Stamen guerft verbient. Vorher wirb ber jugenbliche SJtenfcfe noch nicht von ifer geleitet, weil fie noch nidjt bie nötige Steife erreicht hat. ®afeer vergeffen kinber fo leicht erlittenes Ungemach, lacfeen, weinen unb fdjergen burclj

(14)

u

einander unb redjt oft gu unpaffenber gelt, gn eine ccljte ßiebeSleibenfdjaft fönnen fie nicfjt oerfallen. überhaupt er=

leiben fie nocí) feine DIffefte, fonbern nur i()re bunflen Vor­

ahnungen.7)

93i§i)er l)ief; eS immer allgemein: ber Ülffeft fpielt fid) in ber (Seele ab. Sa biefe ein einheitlicher ßßefen barftellt, iff ber 3luSbutd treffenb unb genau, immerhin hat bie Seele acht gähigfeiten (ober Seile), bereit wid)tigfter ber herrfcfjenbe ober mirtenbe Seelenteil ift. ®r ift gleich bem Sehvermögen, er fenbet feine Vefeßle an bie übrigen Seelenteile unb ijerrfdjt fo über fie. Dßirb jeboch ber Dladhbrud auf feine ßähigfeit gu urteilen gelegt, fo hßij)t er ber logifc()e Seil. Qn ihm muß im befonberen ber DIffeft ftattfittben, ber eine 2Irt bed Urteils barftellt. 3)

3.

Surd) bie folgenben VegriffSbeftimnuingen lernen mir bett Slffeft non anberen Seiten unb in anberm gufammenhange fennen. Qn ber Senftätigfeit ber Seele roiefen mir ihm bereits feinen s)3lat) an, inbem mir il)n als falfd)eS Urteil erflärten.

@r ift aber auch bett Srieben gugurecßnen, bie bett oernünftigen æôefett gegeben fini). SaS (Gebiet bief er Sricbe ift feljr um fangreich, ba feine §anblung, felbft menu fie nur gebucht ift, ol)ite fie oorgefteHt werben fann. Dßir miiffen biefe Sriebe fd)lechtl)in bezeichnen als baS Sid)=§inmenben ber Seele gu etmaS, maS mit einer Sätigfeit gufammenl)ängt.s) Dleßmen mir an, baß eine begriffsmäßige Vorftellung nnS gur Erfüllung einer Pflicht treibt, g. V.: bie Vorftellung: „ich 'auß trinfen".

Ser in ber Seele mohnenben Vernunft erfcljeint eine berar tige Vorftellung vertraut, unb fie läßt fid) von ißr anlocfen. ®S ift möglich, biefe Vorftellung abguleßnen ober iljr guguftimmen:

baS (Ergebnis ift ber Srieb, ber als Srieb fd)led)tl)in bezeichnet roirb bei guftimmung gu ber Vorftellung, als Abneigung ober Vöiberftreben bei ihrer Slbleljnung. Sie (Sigentiimlidjfeit beS SriebeS erforbert, baß er fid) auf Sätigfeiten (dßraebifate) richtet, auf (Sffen, Srinfen, Scßlafen, Dieben, ®rben, ®rtcnnen, nießt auf Singe (Dlomina), auf ben Srunf, baS (Sffen, ben Scßlaf, bie Diebe, ba§ @rbe, bie GrfenntniS.") ®ben burcf) guftimmung gu ben betreffenben Verkeilungen gewinnen wir

(15)

biefe beit Stieben eigentümlichen ^Begriffe, alfo bűvel) eine Sätigfeit beg Senf eng, ber Vernunft, ober aud) burd) bie Vernunft, raie roir ben Dlffeft nannten: Unfer 2öeg fiiért ung roieber gu feiner erften 93egriffgbeftimmung gurüd, wenn roir ung baran erinnern, baff roir ben Dlffeft aud) Urteil nannten.

Sa mit bem riffelt äußere (Erfdjeinungeit Derbimben finb, tonnen nicht biejenigen Stiebe I)ier()ergel)örcn, bei weldjen feine §anblung erfolgt. DHelmeßr muffen bie Stiebe, rocldje Dlffefte finb, bie (Eigentiimlid)feit haben, baff fie bie Seele ginn entfpredjenbeii §anbeln bewegen, $eite guerft genannten tl)co=

retifchen Sriebe bringen von ber SSorftellung eineg pflid)t=

mäßigen §anbclng g um begriff vor, biefe praftifdjen haben bagit bie (Eigenfcßaft, ein bem begriffe entfpred)enbeg Sun folgen gu laffen.**)

Söir bebiirfen aber noch einer groeiten (Einteilung ber Stiebe. Sie muffen gutubfäßlid) verf(hieben fein, je nach bem 3uftanb ber vernünftigen Seele: ift fie ber Statur gemäß unb von ber urfprüngiicßeit Dieinheit, raie beim Söeifen, fo fann ber Inhalt ihrer Sriebe nur ber gleiche fein, ivaßre, bent DBirflidjen folgenbe begriffe, bie ber Statur gemäß finb, Seiber ift bie reine DSerfaffung ber feelifdjen Vernunft feiten vor=

hanben, meift ift fie getrübt unb naturroibrig, weil von ber naturgemäßen Dteiußeit meßt ober weniger entfernt. Sann hat bie Seele nicht mehr bie ^-äßigfeit, groifchen wahren unb falfcßen Gegriffen richtig gu wählen. Sie hierin liegenbe Se=

faßr ift um fo größer, alg auch ein Sott ober ein Söeifer falfcße SBorfteHungen fd)afft.lü) (Er gwingt ung ja nicht ihnen gu folgen. Dlber bei ber Sd)ivad)l)eit nuferer Seele gehen ihre Sriebe ben falfchen SSorfteKungen unb beit gugeßötigen falfchen Gegriffen nad). Seroiß ift auch bie 3"ftimmung gu ißnen fdjroad) unb unfießer, nicht fo flar unb ftarf, wie fie bie reine, naturgemäße Vernunft gibt. Sßag bebeutet aber biefe feßroaeße 3uftimmung aitbereg alg bag f eß led) te, falfcße unb naturroibrige praftifdje Urteil, alg weld)eg wir bie DJerfeßlung, beit Dlffeft erf (ärten? So iff biefer benn ein naturroibriger praftifeßer Stieb.’1) (Erinnern wir ung nun ber beiben oben gebraud)ten îBeifpiele, roelcße bie grunbfäßlicß entgegengefetjte Sage ber Dßeifen mit ißrer reinen, naturgemäßen Vernunft

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unb ber Unwelfen mit ißrer naturroibrigen Vernunft Derart»

fcßaulicßen feilten, ©ntroeber befinbe icß mieß in einer Stabt ober außerhalb berfeiben; ber ©rtrinfenbe fteßt im gleichen

©egenfaij gu ben ©lüdltcßen, ble auf ber ©rbe roanbeln, ob er bießt unter bem BBafferfpiegel ober tief unten mit bem %obe ringt. ©bettfo bleibt ber %rieb in ben ©rengett ber natúr=

ließen Bernunft ober er überfeßreitet fie: baßer gibt её nur naturgemäße Triebe ober bie git ißnen unb ber reinen Ber»

nunft in aitgfcljließenbem ©egenfaß fteßenben ^eßler unb Slffette. ՉԽՑ biefer ©rroägung ßerauë erßält bie gioeite Be griffâbeftimmung beë ՉէքքրէէՑ ein ©eroanb, roelcßeâ einer früheren

©rflärung äßttlid) ift (»gl. S.: 11—13): @r ift nießt nur ein übermäßiger Xrieb, ber bie »on ber Vernunft gegogenen

©rengett überfeßreitet, fonbern aud) ber ba§ fftießtige roäßlenben unb ergreifenben Vernunft uttgeßorfam ift.12)

4.

Sägen սոՑ bie Vorgänge ber Seele flar oor Singen, fo mürben mir roäßrenb beë Slffeftë eine ßeftige Bewegung in ißr roaßrneßmen; bie äußeren Begleiterfcßeinungen groingen git biefer Slnnaßme. ©rinnern mir uns ber bekannten ©igeit feßaften beë Slffefts, fo gewinnen mir feine britte dégriffé»

beftimmung: er ift eine unoerniinftige Seelenbemegung, bie ber naturgemäßen Bernunft nießt geßoreßt unb ißre ©rengett über»

feßreitet.13) fț-alfe mir bas Berßalten ber Xrauerttbett unb güreßtenben rießtig beuten, fo finb bie Bewegungen ißrer Seelen innerlicß, bie ber Begeßrenben unb ßrößlicßen meßt ättßerlicß.14)

Bewegungen neßmen mir nur an Körpern maßt՝, ißre SInroenbung auf feelifeße ©rfcßeinutigen ift baßer eine Über»

tragung ober ein Bergleid), bett mir im ßolgenben für bett Slffeft bureßfüßren. ©rfolgt baë ©eßen burd) einen natürlicßen

%rieb, fo ßalten bie attbern Triebe ißm ba§ ©leitßgemicßi, weil fie im rießtigen Berßältnië gueinanber fteßen. ®ie Bewegung ber Scßentel ift nießt übermäßig, unb ber ©eßettbe tarnt beliebig mit ben fyüßen auftreten unb feine 9Hcßtung änbern. Beim Saufenben wirb ßingegen bie Scßentelbemegung miber bett natürlicßen %rieb übermäßig, baë Bein gerät in

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einen SĄroung, über ben man nidjt nteljr gebieten tarnt, unb её ift and) nidjt ntöglid), mit HSitlen bie begonnene 3tid)tung gu änbern, roie im Einfang. ®aë gleiche gefdjieljt bei ben Trieben ber Seele, wenn fie bag naturgemäße (Sleidjmaß überfdjreiten; folgt man itjnen fobann, fo geljordjen fie nidjt nteljr ber naturgemäßen Vernunft. %eim Sauf fpradjen mir oon einem Übermaß gegenüber bent natürlichen %rieb, beim Triebe ber Seele oon einem gegen bie Vernunft ober in

%ergleid)ung mit torperlidjen ՋՅ eri) ältniffen, oon einer unvernünftigen Bewegung ber Seele, bie mir IHffett nennen.15)

5.

^olgertben werben bie brei Begriffdbeftimmungen bed Mffeftd nod) einmal gufammengeftcllt, um ií)i՛ gegenfeitiged Berßältnid gu beleuntén.

®er SIffeft ifi ein fa If d) ed praf'tifdjes Urteil über bad 9Hi§lid)e unb (Scíjäblic^e ober über bad ®ute unb Sdjlecßte.

Dßne wefentlicßen Unterfdjieb lanu man in biefem Urteil aud) bie Urfadje bed Slffeftd erb liden. (Ջճ fteíjt im Segenfatg g um tßeoretifdjen Urteil, alfobaß ed nad) erfolgter {Belehrung nid)t in bad richtige oeriuanbelt wirb, fonbern bie infolge feiner Befcßaffenßeit in il)m fdflummernben Begleit«

erfcßeinungen, eine Söenbung unb Beränberung bed gangen wirfenben Seelenteild unb gleicßfam fein SlnfdjweHen unb Sufammengießen, ßufammenfinfen unb ^ufammenfallen, 3er’

fließen unb ^urüdweicßen4), werben notwendig audgelöft unb gipfeln im .§ößepunft bed Slffeťtd, wäljrenb beffen ber sJJienfd) am weiteften oon einem fiaren, gutreffenben Urteil entfernt ift;

oon nun an nimmt bie heftig feit bed Slffeftd ab unb bie Vernunft näßert fid) wieber meßt iljrem naturgemäßen ^uftanbe.

Bon ber Seite bed BJillend betrachtet ift ber Slffeft ein übermäßiger, alfo naturwibriger praftifcßer Zrieb bed loirfenben Seelenteild, wenn man nicßt allgemein „Seele" fagen will,

^ebenfalld gibt ed feinen befon bereu Seelenteil, weldjer ber Siß ber Slffefie wäre.5) SBoHen wir nicßt bie ßugeßörigfeit ber Slffefte gur Sßillendtätigfeit betonen, fonbern fie gleicßfam aid außenfteßenbe ßufdjaner betrachten, fo erfcßeinen fie und aid unvernünftige unb naturwibrige Bewegungen ber Seele.

2

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18

©ie gewonnene ălnfdjauung vom Söefen bea SlffeftS unb feiner Stellung im Seelenleben feßt unS in ben Staub, unter befonberer Veritdficț)ttguitg ber Slffefte 311 unterfucßen, in welcher Söeife feelifdje unb körperliche @rfMeinungen unb Verljältniffe einanber entsprechen.

3Bir nennen einen Körper fdjön, wenn feine ©lieber im richtigen Verhältnis gueinanber fteljen; finb ba§u feine

©(erneute, baS ©rodene unb Feuchte, fíalte unb SSarmc in ber gleichen Verfaffung, fo iff ber Körper auch gefunb. Sei ber Seele (bent wir lenben Seelenteil) fällt Schönheit unb

©efunbljeit gufammen; fie finb vorljanben, wenn ißre gähigfeiten („©eile ber Vernunft") fiel) in richtigem Ver­

hältnis, in richtiger Spannung gueinanber befinben; bag ift wieber bei naturgemäßer Vefdjaffenljeit ber Vernunft ber ßall.

$nt entgegengefeßten ßuftanb finb Körper unb Seele Irani.

So fpricfjt man bei beiben von straft unb Schwäche, guter ober fd) lech ter Spannung ihrer Fähigkeiten, ©efunbljeit ober Jkrantljeit, Schönheit ober .ßäßlidjfeit, günftigem ober un günftigem guftanb, von guter ober fcfjledjter SJtifdjung ihrer

©eile, auch ÜOtt ihrem vorljanbenen ober fehlenben ©leidjtnaß.

3u ben gleichen Slanten für feelifdje unb körperliche ®r=

fdjeintingen gehört bereit entfpredjenbeS Sßefen.1'1) ©Sir betrachten nur bie krankhaften ßuftänbe, beiten, wie bie bisherigen SluSfüIjrungen ergeben, bie Slffefte gugeljören.

©ßeldjen körperlichen Aranfljciteit finb fie nun vergleichbar?

Seicht allen ohne Unterfdjieb. ®ie Vefdjaffenheit ber Seele wâțjrenb ber Slffefte ift bem ^ieberguftanb beS Körpers ent=

fpredjenb. ©ewiffe Fieberkrankheiten habéit nun einen int voraus 311 beftimmenben Verlauf von brei ober vier ©agen;

iljnen wohnt eine Stetigfeit inne, bie дапз anberS anmutet als bie Unregelmäßigkeit unb Unberechenbarkeit ber fo mannig=

faltigen Slffefte. Sßir feigen fie baljer bett unbeftimmbaren, regellofen Fieberkrankheiten beS Körpers an bie Seite unb werben bamit bem großen ©ebiek aller verfdjiebenartigen Effekte gerecht. ®ie beiben VergleidjungSpunfte liegen bann in ber Urfache, in einer möglidjerweife nur geringen Slb weichung vom gewöhnlichen ©efunbljeitSgiiftanb ober in anberen, außerhalb ber Veredjnung liegenben ©rünben gum Fieber unb Slffeft, bann aber in ikjrer gwar unregelmäßigen,

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aber ftetigen Steigerung bid 511m ^öljepunft, nad) roe(d)em ein 9lad)Iaffen ber @rfd)einungen fid) bemerkbar macht1’) Db I)infidjtlid) ber Slffefte bie irrten gu Sritnbe liegenben falfdjen Meinungen babei aud) guerft eine Slbfchroädfung erfahren itnb aufhören, ober ob fie befielen bleiben, bad ift eine ^rage, bie fpäter befjanbelt roirb. (<S. 38 unb 39.)

6.

^n ben oorljergeljenben Slbfd)mtten loitrbe bie Urfadje ber Slffefte unterfudjt unb burd) ^eftftedung ber gemeinfamen 9)łerfmale il) 1՝ æBefen erläutert. Qm ßolgenben то erb en mir nun bie einzelnen Slffefte guerft in oier ®efd)Ied)ter unb weiterhin in gahlreidfe SIrten orbnen. Sitie guge()örigen (Srflärungen geigen ben 3nfammenl)ang mit ber allgemeinen Segriffdbeftimmung bed Slffeftd.

Sie oier ®efd)Ied)ter ber Slffefte finb SSegicrbe, SurĄt, Sufi unb trauer, bie man in oerfd)iebener Söeife gueinanber in S3egiel)ung fel)en fann. ®ie beiben Slffefte, in benen ber erregenbe ©egenftanb für ein ®ut gehalten roirb, bie bejaijenben, finb Segierbe unb Suft; bei ben oerneinenben, Surei)t unb Xrauer, gilt ber erregenbe ©egenftanb für ein Übel. Siegen bie erregenben Singe in ber Bidunft, fo entfielen Äegierbe unb Surd)t, roerben fie aid gegenroärtig betrachtet, fo haben wir Suft ober Srauer. %egierbe unb Surd)t ftimmen auch barin überein, baff bei ihnen ber Sßille befonberd ftarf tätig ift; fie beiden and bief em ®runbe bie erften ober l)errfd)cnben Slffefte; bie beiben anbern, Suft unb Srauer, finb mehr paffioer Sírt; beibe haben Skgieljuiigen gu beiben herrfchenben Slffeften unb folgen ihnen. (Erlangen mir nämlich ben ©egenftanb unfrer Segierbe, fo empfinben wir Suft, finnen mir ihn nicht erreichen, fo ergreift und Stauer;

unb trifft und roirflid) bad, road mir gefürchtet haben, fo roerben roit in Stauer oerfefd, roerben roit oon bem Unglücf oerfdjont, fo empfinben roit Suft.18)

2öie bem Slffeft im allgemeinen, fo fommt and) feinen

®efd)led)tern bei ihrer ßrflärung bad ՋՑօրէ „Urteil" ober ber hier gebräuchliche Slusbrucf „föleinung" gu. Siefe Urteile fd)ieben roit aid praftifd)e oon ben theoretifefjen; aber fie

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weifen ctud) bei ten cier §auptaffeften unter fid) wieher Söerfdjiebenljeiten auf. %ei regierte unt ßurdjt begieljt fid)

unfre Öleinung auf gufünftige Singe, bei -trauer unb Ջսքէ

aber auf gegenwärtige, ober beffer auf földje, bie wir un§ alâ gegenwärtig, bei Srauer aufjerbem alá unerträglich, vorfteKen.

Senn wenn wir un§ an bie Königin Slrtencifia erinnern, bie iljr Sebelang um iljren toten Satten trauerte, fo war bod) ein vergangeiteë Sreigniâ ber Segenftanb itjrer Stauer ; aber fie ftellte её fid) immer alá gegenwärtig vor.19) Sie praftifdjen Urteile alá (Erreger non Ջսքէ ober Stauer tniiffen alfo bie Sigenfdjaft (¡aben, vergangene Singe uná alá gegenwärtig üorfteHen gu laffen, её mug tipien eine fíete fÿrifclje unb öeuljeit innewofjnen: wir nennen fie furg „frifdje, neue Öleinungen."

Sie Ջսքէ wäre bemnad) gu beftimmen alá „eine neue Öleinung von ber Segenmart eineá Suteá", bie Stauer alá

„eine neue Öleinung von ber (Gegenwart eineá ilbelá". über

wir benennen fo bie Urfacfyen bief er Slffefte unb feljen Ջսքէ

unb Srauer in ben iücgleiterfdjeiiiungen. Siefe miiffen ja notwenbig eintreten unb finb gu erbliden in einer (Seelen«

bewegung olpte beftimmte Dehnung unb Verlauf. Sann beftimmen wir Ջսքէ unb Srauer alá „neue Öleinungen" von gegenwärtigen Slitern ober Übeln, über bie man auâgelaffen ober niebergefc^Iagen fein gu muffen glaubt, ölan Ijat and) ben gufaț; „frifcfj" ober „neu" gu „Sitter" unb „Übel" gefetjt;

barnad) finb Ջսքէ unb Srauer „bie Öleinungen von ber Segenwart eineá neu eingetretenen Suteá ober übelâ".

§ierburd) wirb aber nid)t bentließ, baff bie Öleinung fid) baá Sut ober Übel alá gegenwärtig vorftellen miifp ofjne öüdfidjt barauf, ob её vor längerer ober (ärgerer 3eit gefdje^en ift.

Ser erften öegriffëbeftimmung ift bal)er ber SBorgug gu geben.20)

(Sollten wir nidjt and) verfudjen, bie Sigenfdjaft beá

„öeiten" in bie öeftimmungen von öegierbe unb ßurd)t eingufetgen? Sá gefjt nun nid)t an, bie iljnett gu Srunbe liegenben Öleinungen felbft „neu" gu nennen, weil nadj ber oben gegebenen Srflärung ber %nl)alt einer „neuen, frifd)en Öleinung" eine alá gegenwärtig vorgeftellte gefdje^ene

^anblung ift. Silá gegenwärtig wirb gwar aud) bei öegierbe

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unb $urdjt ein (Sreicțnis üorgefteHt, aber ntcȘt ein gefcheí)ened, funbent ein fünftig eintreffenbed. ЗВеіІ alfo țjier titdjt ein wirflidjed ©efdjehen oorligt, auf bad fid) eine „neue SJłeinung", bie e§ áld gegenwärtig uorgeftellt geigt, griinbet, fa bürfen wir ben DJleinungen, weldje ßurcht unb Segierbe erregen, nur bie ©igenfdjaft gufdjreiben, etwad nőd) nid)t gefcheljened gufünftiged áld fdjon gefdje^en unb bal)er aid gegenwärtig uorgeftellt erfĄeinen gu laffen.20) Saneben խէ bie ßurd)t unb Segierbe ergeugenbe Wleinung bie (Sigenfdjaft, ungeorbnete SSorfteHungen gu ergeugen, baß ein Sing gu begehren ober gu fließen fei.

9Iud bem Sefagten ergeben fid) nunmehr bie folgenben oier íöegriffdbeftimmungen :

Sie iöegierbe ift bie DJteinung unb Erwartung oon einem fommenben ®ut, bad in bér 33orfteIIung feljön gegenwärtig unb anwefenb ift; biefe SJleinung խէ bie (Sigenfdjaft, áld eine

„neue" gu erfdjeinen, unb bie ungeorbnete SSorfteHung gu erregen, aid fei bad oorgeftellte Sing wirflid) begeljrendwert.

Sie ^urdjt ift bie SReinung unb (Erwartung oon einem broljenben Übel, bad in ber 83orfteHung fdjon gegenwärtig unb anwefenb ift unb unerträglid) erfd)eint; biefe öteinung (jat bie (Sigenfdjaft, aid „neue" gu erfd) einen unb bie ungeorbnete SßorfteHung gu erregen, aid miiffe man bad oorgeftellte Sing wirflid) flieljeit.

Sie Ջսքէ ift bie „neue" Meinung cined gegenwärtigen

®uted, über bad fićh audgelaffen gu freuen ber (Seele aid unumgänglich erfdjeint.

Sie Srauer ift bie „neue" fDłeinung cined gegen«

wärtigen Übeid, über bad niebergefd)Iagen gu fein unb fiĄ herabftimmen gu laffen ber Seele aid unumgänglich erfdjeint.

Siefe (Srflärungen geigen bie oier §auptaffef'te aid Urteile; fie muffen aber aud) aid Sriebe unb aid Seelen«

bewegungen aufgefaßt werben fönnen, entfpredjenb ber gweiten unb brüten ©rtlärung bed Slffefted fchlcdjthin.

Չո bem Sinne fagen wir oon ber Söegierbe: „Sie ift ein unoernünftiged ober ber (naturgemäßen) Vernunft nicht gehorchenbed Sachlagen nach einem Singe, einem Sichhinneigen bagu ober einem Srad)ten barnach, welched in gasreich unterfdjiebenen Slrten gum (Srlangen bed Singed hWeht-"

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29

Crnifprcdjcnb • ift bte ^iird)t „eine unvernünftige Abneigung", bie Ջսքէ „ein unvernünftiges Sicljerijeben (DluSgelaffenfein)",

bie trauer „ein unvernünftiges Sidjgufammengieljn (Weber՛

gefct)Iagcnt)eit) ber (Seele".21)

®ibt eS nun eine Stelle beS Körpers, in benen Segierbe, gurcț)t, Ջսքէ unb trauer il)ren Sit) Ijaben? Senfen mir gur Seantroortung biefer forage baran, b a f; fiel) alle ălffefte im roirlenben Seelenteil gutragen. $8ir müffen alfo nad) beffen Sit) fragen ober genauer nad) feinem DJlittelpunft. Senn groar ift ber roirfenbe Seelenteil im gangen Körper vorljanben, aber bie übrigen fieben Seelenteile, g. S. ®el)ör, ®erud), ©eficijt, beginnen in il)rcn äußeren Organen unb reichen bis in ben Saitptfeelenteil ginéin, um von iljm Sefeljle empfangen gu tonnen; er l)at alfo bod) gewiß einen ölittelpuntt, von bem auS er feine ^errfc^ergeroalt über ben Körper auSiibt. 3Bo ift mm ber Si^ beS roirlenben Seelenteils, ben mir gemeinhin Seele nennen? Sprechen mir nid)t von einem 3Jtenfd)en, „ber ein §erg bat", in bemfelben Sinne, als fügten roir von il)m:

„er bat eine Seele?" Ober wenn jemanb eine Sünbe begangen I)at unb fein greunb rebel il)m einbringlid) gu, alfo»

bafe er Diene empfinbet, bann fagt er roobl gu feinem 9Jtal)ner:

„®u l)aft mein §erg gerührt" ober: „Sn baft meine Seele gerührt;" aber nie unb nimmer: „Su haft mein ®el)irn gerührt." hiernach muh bie Seele, ober genauer ber roirfenbe Seelenteil feinen Sif) im bergen, nicht aber im itopfe haben.

Sa für unS földje Slllgemeinvorftellungen, bie alle 9ftenfdjep unabhängig voneinanber haben, ©ültigteit haben, müffen roir and) biefer folgen.22) 3Bir ernennen nun, bab vom Sergen alle Seelentätigf'eiten auSgeljen müffen, bie (Smpfinbungen, Gebauten, Urteile, Sriebe unb im befonberen bie Dlffefte.

©erabe bieS haben §omer unb anbre Sidjter in gablreidjen Serfen auSgefprocben.

Sie förperlidjen ©mpfinbitngen, bie roir roäljrenb ber Dlffette haben, beftätigen unfre Annahme. %n ber trauer haben roir Sumergen in ber Serggegenb, in ber ßurdjt flopft

unb gittert baS g erg; eS finbet eine Dlbtüljlung ber Körper՛

roärme ftatt unb alles Slut, ber Präger beS SeelenftoffeS, ftrömt gum Sergen; roährenb ber Ջսքէ verbreitet fid) baS

$ßarme auf ben gangen Körper, bei ber Segierbe fteigt bie

(23)

$8örme beS gufammengeftrömten RïuteS bis gur Siebeljigc, be főnberS wenn, iote beim Stimm, gugleid) eine mit SltiS»

bünftungen oerbunbene Trübung ber Salle eintritt.. Sin allen Sliebern unb Körperteilen anff er bent bergen tonnen mir frant fein nnb (Sd)merg empfinben, ohne im Slffeft gu fein; natürlich fan n als ändere $ülgeerfd)eimtitg beS SIffetteS ein berartiger Stfjmerg auftreten, wie etioa infolge ber trauer leicEjt ber Wagen feinen ®ienft vertagt. Stíléin bas .ôerg iff immer erregt, fobalb mir itnS im Slffeft befiitbeit.23)

7.W)

^n bief em Slbfdjnlttc feilen alle Sl ff ette unter bie oier

®efd)Ieci)ter georbnet werben. ®ie Srflärungen berniben einen ber oier ^auptaffefte ober eine feiner SIrten. ®iefe haben aud) oft Regierungen gu einanber, wenn fie »erfdjiebenen Slffeftgefdjled)terit angehören; fo ftimmen Sleib unb Sdjaben=

freubc barin überein, bag man ben Չէ ii elften gern gebemütigt fieljt, um fidj über itjn gu ergeben. (<S. auch „Slngft 3".)

1. Sie Regierbe (trri-O-v/ua 30 SIrten).

3orn: Regierbe, beit gu ftrafen, ber wiber baS Se«

gicmenbe gefehlt hat-

Srimm: (digidc) beginnenber 3orn.

Stufwallung: 3orn Sittfteljen, im SlnfaitgS՛

guftanbe.

Sroll: 3°rn' roeld)er ben Slttgenblid ber 3lad)e abwartet.

Ritterfeit: (rrtxQía) $Iöt)Iid) auSbredjenber Յօրո.

Salle: Sin bittrer, auS bent tiefften pergelt unb ber tiefften Seele attfioalíenber 3orn-

Srollen: Slit geworbener 3orrt-

0af): Regierbe, traft bereu man wünfdjt, cS möge jemanbem fchlecht gehen; biefe Regierbe wirb beftänbig größer unb baiternber.

fyeinbfdjaft: Regierbe, bie auf bie 3etí ber 9tad)e wartet unb RöfeS tut.

Übelwollen: Regierbe eines Weitfd)en, ber gu feinem Rorteil wünfd)t, bafj eS jemanbem fchlecht gel;e.

(24)

‘24

haitijeit (raitíjeâ Söefeit: няг/.мѴ(с) ; Ungleichartige Begierbe.

©Ijrgeig: unmäßige Begierbe nach ®hľe-

^Ruhmbegier: unmäßige Begierbe nach 9tuhm.

SBetteifer: ('ydovixia) Begierbe, anbern ben ©rfolg vorroeggunehmen.

Bergnügungêfucht: Unmäßige Begierbe nach Ber՛

gnitgen.

SebenSluft: Unoernünftige Begierbe nach Betätigung ber SebenSfraft.

SBeintrunfenheit: Unerfättlictje Begierbe nach geiftigen

©etränfen.

Schlemmerei: Unerfättliche Begierbe nach Speifen.

©fei: Schnell gefüllte Begierbe.

Sinnenluft: Begierbe be§ ÄörperS nach einem un­

nötigen Überfluß.

©olbgier: Unmäßige Begierbe nach 9t eich tum.

©eig: Unmäßige Begierbe nach Selb.

Bebürftigfeit (tfnawç): ©ine nicht gu befriebigenbe Begierbe, bie bach SRifterfolg I)at unb gleichfam non bent

gemünfchfen ©egenftanb getrennt ift, nach bem fie fier) oer՛

geblid) ftreeft unb hingieht.

Siebešleibenfchaft: Begierbe nach fürperlichem 3U=

fammenfein unb Bereinigung; ober: Begierbe nach heiBer ßreunbfchaft; ober: %rieb gur Betätigung ber Siebe, fobalb man einen fchönen SRenfchen fiel)t.

Blicferoerfen: Begierbe, bie mit ber ^äljigfeit oer=

bűnben ift, ben ©eliebten fchneU gu erblicfen.

Siebeèijörigfeit (ттрооттаУ««): ©ine mit fflaoifcher Slbljängigfeit oom ©eliebten oerbunbene Begierbe.

Sel)nfucht: Begierbe, ben abroefenben ©eliebten gu feljen.

Berlangen: Begierbe nach bem Umgang mit bent abroefenben ©eliebten.

Söolluft: Unmäßige Begierbe nach fleifetlicher Ber՛

einigung.

2. Фіе ^urdjt (доßoe 12 Slrten).

1. 21 n g ft (Jtoç) : furcht oor etroaS Sdjredlichem, bie un§ bie Äel)le gufdjnürt unb bie flucht ergreifen läfjt.

(25)

2. 31 ո g ft (մ«/ա): 1. ^urdjt, bie burci) Söorte hervor»

gerufen wirb. 2. ff-urdjt nor einem geahnten Ungliid, welche SIngft (Jeoc) hervorruft

3. Sing ft («/oji՛/«): 1. f^urdjt vor einem unbekannten Singe ober einem 9lad)teil ober baoor, baff man einen fehler begeht. 2. fyurdjt, in bér fid) Hoffnungen regen, benen entgegengefe^t, welchen mir unfer Vegehren heftig Citroenben.

Verwirrung: (Seelenunruhe, Tuęa^rj) fyurdjt, roeldje bie Sprad)e I)emmt.

1. @rfepreden (ԽՍՀճւՀ): furcht infolge ber Vor»

ftellung eines ungeroöl)nlid)en Singes, infolge einer ungewohnten, unerwarteten Vorfteűung.

2. (Srfdjreden (xaian^-rfas): furcht infolge einer burd) bie (Seele inS Ungeheure vergrößerten VorfteHung (= über»

mäßige Verrounberimg).

f}urd)tfamfeit: f}urcfjt vor einem gebauten ©egen»

ftanbe.

Scheit (ipotfodÉEia): leere, unbegriinbete fyurcljt.

© efpenfterfurd)t: furcht vor ©Öttern ober Sputgeifter.

Sägern: furcht vor einer gu leiftenben Sätigfeit.

Saubern: Sägern eines 9Jlenfd)en, ber bie 9lot»

roenbigteit beS HanbelnS erfannt i)at.

Sdjarn: 1. furcht vor Schaube. 2. furcht wegen einer begonnenen, fd)impflid)en §anblung.25)

3. Stift (Հժօւ-Հ 7 Sir ten).

S՝reube: Ջսքէ an Singen, bie man gefeljen, gehört, gefchmedt ober gefühlt l)at.

^rohfinn: Ջսքէ, bie burd) $8orte veranlagt ift.

^reubige (Erregung (ào/teiío/tòç): Ջսքէ über un»

erwartete ©üter.

Serftreuung: SluSgelaffene itttb in fchamlofer Vßeife

hervortretenbe Ջսքէ.

Schabenfreitbe: Ջսքէ über baS Ungliid beS 9läd)ften, in bem man ihn gern gebemütigt fießt, um ihm überlegen

51t erfcf)einen.2՞)

Vetörung: Ջսքէ, bie burcȘ Vermittlung beS ©ehörS gtt ftanbe kommt, alfo burd) Diebe unb 9)lufif, aber and) vermittels Sauberei.,

(26)

— 20

fÔegaüberung: Burd) betrug itnb Beufelgïünfte ner=

antante Sufi

4. 2raнс v (ZtÍTii?28) 25 Arten).

Brauer (ntvO-oç): trauer über beit ungeitigen, bitteren Bob eines geliebten fUtenfdjen.

Kummer: Brauer, weldje baburci) entfielt, baj) man fici) Gebauten macfjt.

Sorge: Gebauten eines Braiternben.

SQefümmerniS: Brauer, bie fid) nidjt in Porten auS=

brüden tarnt.

(Bram: %ebrüdenbe trauer.

Braitrigfeit: Seftänbige, mit Unrulje oerbunbene trauer.

Seelifdje (Empörung (cyaxfÂMr/icç): heftige trauer, gjlifjmitt: trauer über eine nur ferner ober garnid)t gu entioirrenbe Angelegenheit.

SOlutlofigfeit: trauer eines 9Jtenfd)cn, melier ocr=

gioeifelt, baft gu erlangen, mag er begehrt, itnb nidjt meljr bie Erwartung eines befferen guftanbeg hegt.

Sd)ioermut: Sefdjwerenbe Brauer, bie fein Aufatmen geftattet.

Sßermirrung (tfvyxvqts): Unoernünftige itnb aufreibcnbe Brauer, roeldje bie fiare Anfdjauung ber gegenwärtigen itnb gufünftigen Sage oerl)inbert.

%efd)werbe: 1 beengenbe Brauer, roeld)e Sd)wierig»

33eunrul)igung:| feiten fdjafft, mit Dualen beS Körpers Derbimben ift itnb ein Umfeljren nidjt guläfjt.

Unmille: Brauer infolge entgegengefe^ter (Bebauten.

Unbeljaglidjfeit: Brauer, Derbimben mit Dtatlofigfeit gegenüber bent gegenwärtigen ßuftanbe.

(Sntrüftung: Brauer über 9Jlenfdjen, weldje fid) wiber ben Anftanb überleben itnb l)odjmütig finb.

Seelenfd)merg: eine heftige aufreibenbe Brauer, bie tief in unfer ^tinereS bringt itnb eS oerwunbet.

Unglüdggefühl: Brauer über bie unS täglid) unt*

gebenben Übel beS Sehend.

fReue: Brauer über gefchehene fehler, bie wir felbft uerfd)itlbet haben.

SSehflagen: Älagelieb eines Braiternbett.

(27)

Sebanfen her (flimmeren 9)löglid)feit fid) guneigt.

93eileib: trauer über frembeS Uitglüd՜.

SOł i 11 e i b : trauer über bag Unglüd eines anbern, ber unverbient gu leiben fdjeint.

9leib: Iraner über eines anbern (Bliict, (fofern eS bem 9łeiber feinen Sdjaben bringt itnb er babei feinen Gdjtnerg empfinbet); int SQeibe ljat man baS 93eftreben, ben 3läd)ften gu bemütigen, um iljnt überlegen gu erfreuten.243)

@iferfud)t: Iraner barüber, baß ein anbrer ben

©egenftanb meiner SBegierbe erlangt, id) aber nidjt.

DAißgunft: trauer barüber, baft and) ein anbrer baSfelbe, mir mir, befigt ober erlangt.

8.

Surd) bie bisherigen Ausführungen iff gmar baS SSefeit ber Affefte im allgemeinen unb im eingelnen erläutert; trombem aber lönnen mir nod) nicht an ben roidjtigften Abfdjnitt über bie Teilung ber Affefte gehen, benor mir eine fjrage, meldje fid) bei oben gegebenen Erflärungen jebent aufbrängt, be=

antmortet haben; babei roerben mir gugleich bie Kenntnis von beit Urfadjen unb folgen ber Affefte vertiefen unb eriveitern.

Söir nannten beit Affeft ein falfdjeS praftifcheS Urteil, eine freimillige ^uffimmttng gu fd)einbar richtigen begriffS»

mäßigen 93orfteKungen. $hnen folgen mir meiftenS, beit ivirflidjen begriffsmäßigen %orftcllungen ftimmen mir feiten gu, obrool)! mir eS bei unferm freien Söillen fönnten. hierfür fgnben mir ben (Srttnb in bem Umftanbe, baß bie Vernunft von iljrem naturgemäßen Sufianbe entfernt unb baßer nicht im ftanbe mar, baS richtige gu erlernten, deshalb iff fie nun aber faunt jemals in ber urfprünglidjen, reinen %erfaffungV Um bie (Sriinbe hierfür gu finben, müffen mir nicht roie bisher bie Affefte nur als ßingelerf(Meinungen anfehen, fonbern fie in ŽHiicfficht auf i()re Stellung im menfd)Iicheit Seben unb auf ihre folgen betrachten. 9Jlit ber Erläuterung biefer beiben fünfte finb auch bie fchmebenben fragen beantivortet.

3u bem Sfecle gebenfen mir mieber ber 93ergleid)tiitg förperlicßer unb feelifctjer ßuftänbe. ®a fennen mir Seule,

(28)

— ák

bie fid) ber käftigften ©efunbßeit erfreuen unb nieííeicíjt trot) ungünftiger SebenSbebingungen nie erkaufen. SInbre oer=

bringen ein fürgereg ober längeres Seben in fieber Slnfecßtung ber ©efunbßeit ober gar in ftänbiger ^ranfßeit (Scßnupfen,

©icßt, ®elenffdjmergen ober Siußk211). 3unfd)en bem gefunben unb kaufen SJtenfcßen gibt es unenblid) niele 3roifd)enftufen.

Sobalb mir anbrerfeitS auf bie feelifcßen Veranlagungen ber SJtenfcßen bilden, gewähren mir mie oorßer einen grunb=

fäßlicßen Unterfdjieb groifcßen benen, roelcße ftetS gelaffen finb unb fid) burd) eine gleichmäßige ©emütSart auSgeidjnen, ben

©efunben, unb ben Traufen, roelcße nid)t nur gaßlreicße©ßaraker=

fehler fjaben, fonbern bei jebem Slnlaß fief) erregen unb in Щеке geraten, bereu§äufigfeit mit bereit eher gu=alS abnimmt.

Sludj in feelifeßer Vegießung befinbet fid) ber übermiegenbe

©eil ber SJtenfcßßeit greifd)en jenen beiben äußerften fällen.

3um ©eil erflärt fid) biefe hoppelte Verfcßiebenßeit ber SJtenfcßen burd) bie ungleichen Veranlagungen, bie fie non ber ©eburt ßer mitbringen unb burd) baS gange Seben behalten; unb ein berartiger 3uftanb ber SInfäüigfeit oon Selb unb Seele, ber Steigung gu Ärantßeit unb Stffeften (auch Sünben) roirb einem (eben in meljr ober menig er (öljem ©rabé als böfeS ©efeßenf in bie Söiege gelegt. Sitiéin bie SSeifen, non benen nad) ber ftoifeßen Seßrmeinung in roenigftenS fünfßunbert %aßren jebeSmal nur ein eingiger geboren roirb27) finb bánon ausgenommen. Stuf ben Körper begogen bebeutet biefe SlnfäHigfeit ein Steigen gu ^ranfßeiten, in ber Seele rießtet fie fieß auf naturroibrige ©inge, alfo auf Щеке, mie ©rauer, 3orn unb SJtitleib, aber aueß auf Sünben mie

©iebftaßl, ©ßebrudj, jyreoel, roelcße nicßtS anbereS finb als bie §anblungen, bie fieß als ßolge ber Щеке ober genauer ber Slffekguftänbe ergeben, ©ernt bie fíete Söieberfeßr beSfelben SlffekS läßt auf eine entfpreeßenbe gu ©runbe liegenbe Statur- attlage feßließen. Unter blefem ©eficßtSpunk faun man alle Щеке bekaeßten unb man bezeichnet gelegentlich aueß mit bem Щекпатеп bie gugeßörigen feelifeßen Einlagen.28) Qn nießt roentgen $äHen bietet unS bie Spracße fjanbßaben gu genauerer Vegeicßnung. So finb bei ßäufig auftretenben Streit, SJtitleib, Veängßigung, öfterem Vetrunfenfein, 30ľn, Steib unb Siebeleien feftguftellen: Streitfucßt, Varmßergigfeit,

(29)

Pngftlid)feit, îuutfeitijeit, ^ühgorn, Neü)fud)t unb Verliebtheit.

Um biefe Naturanlagen von ben einzeln auftretenben Pffetten in (Gebanfen §u trennen, vergegenwärtige man fid) nur, baff её ein Unterfdjieb ift, ob jemanb einmal fid) ängftlid) geigt ober bei feber möglichen (Gelegenheit, ob er fid) einmal betrinft ober täglich, ob er einmal liebt, ober in ber Betätigung ber Siebe eine immerfort gu erfüHenbe фflicht fleht?")

Ginen Seil ber GrHärung für bie Satfache, bafj man fo feiten ber Vernunft, meift falfdjen Verkeilungen folgt unb fo ben riffelten anheimfällt, gäben, fo fügten wir, bie ver«

fergebenen Naturanlagen ber SJlenfdjen. Söeiteren Puffdjluf) wirb unè bie Befdjreibung einer gunehmenben Trautheit beb

^örperë geben, ba fid) bie Trautheit ber Seele in gleicher Bßeife fortentwidelt. Blanche Trautheiten beâ TörperS finb auś einer VerberbniS beb Bluteb beraub gu erflären, bie mit ber Seit immer mehr überl)anb nimmt. Sabel werben bie Puëfdjeibungen ungewöhnlich grofi ober bie (Galle wirb gu umfangreich- Nun wirb guerft bab -ôer’, von §iije unb heftiger Bewegung betroffen, barauf feijt fid) bab fieber burd) Vermittlung ber Blutabern in ben ©ingeméiben, in N lac t unb Nlubfeln feft unb ber TrantljeitSguftanb beb Törperë wirb immer fchlimmer. So wirb and) bie Seele infolge ber natur«

wibrigen Verfaffung ber Vernunft burd) bie Verwirrung ber affetterregenben Urteile unb burci) ihren gegenfeitigen Tampf ber (Gefunbheit beraubt unb bem Trantfein gugetrieben, unb wir tonnen fagen, baff bie praftifchen Nteinungen, bie Urfad)e ber Pffefte, fich gieichfam in ©ingeméiben, ÜDlarf unb Ntubfeln feftfeigen, nadjbem ihre häufige Bßiebertehr guerft im bergen, bem wirfenben Seelenteile, ben bleibenben unb immer gu«

nehmenben Tranfheitëguftanb tjerbeigeführt hat- SBenn nun auch bie Seelenfranfheiten, bie von ben fittlid) burdjgängig gleich verwerflichen Pffeften ergeugt werben, grunbfäijlid) eben«

biefer Bewertung unterliegen, ba alle Pffefte au§ bemfelben fehlerhaften S^ftonb ber feelifcfjen Vernunft Ijeroorgehen, fo muffen wir bod) verfudjen, bie Verfd)iebenheiten ihres BöefenS unb ihrer Pufferungen bei ben entfprechenben Pffetten gu beftimmen. Sa mit ben erften ober hcl'x'fd)enben Pffeften Begierbe unb furcht bie „hingufommenben" jebeSmal ver«

(30)

30

bűnben finb, tonnen bie legten, Suft unb trauer, feine eigenartigen Seelenfranfgeiteit gervorbringen. Söir bebiirfen bager für unferen Sweet nur beg oben gemachten UnterfcgiebeS ber oerneinenben unb bejagenben Slffefte (ßurcgt unb Iraner, 33egierbe unb Suff). Slits ignen gegen gwei bauernbe, bocg oeränberlicge Seelenguftänbe geroor. S8ei gäufig wiebergolter ЗЗедіегЬе unb Suft hübet ficg ein „Sranffein" ober, fofern bie gägigteit, ben riffelten gu roiberftegen, befonberg flein ift, ein

„Scgwäcgeguftanb" ber Seele gerauS. §at anbrerfeitS ein Weitfcg immerfort unter ber ßurcgt gu leiben, fo ift feine bager fommenbe Seelenverfaffung ein (Srgeugnib ber nielen beänftigenben %orftellungen, bie auf bie Seele einftiirmten unb gleicgfam an fie fliegen. 33ei bief er Sacglage ift eg erflärlicg, wenn bie Seele vor ben jenen SSorftellungen gu ®runbe liegenben Singen gurüäfcgeut unb Slnftog an ignen nimmt, obgleicg fie feineSwegg burcgauS gu fliegen finb. 9lacg aHebem ergeugt ficg in ber Seele biircg beftünbige Çyurcgt ein Sranffein unb Scgiüäcgeguftanb, bei bem immer Slnftog an norgeftcllte Singe genommen wirb; biefe Seelentrantgeiten werben alb

„Slnftöge" (ni>(Kí-M>7taí) begeiegnet.30)

Sen Slffeft beftimmten mir als eine Weinung. $ßie ficg nun in unfrei JBetracgtung ber Slffeft gu Äranffein, Scgmäcge- guftanb unb „Slnftog" erweiterte, fo mug bei igrer (Srtlärung entfprecgenb ber auf einen ffall begogenen Weinung bag beftänbige Weinen gefegt werben. <Ss ift gu beftimmen als ein Urteil, naeg bem man etwas gu wiffen glaubt, wag man niegt weig.81)

Slug bem ©efagten ergeben ficg bie folgenben 33egriffS=

beftimmungen von Äranffein unb Scgwäcgeguftänben, fowie ben „Slnftögen". .Sranfgeit unb Scgwäcgeguftänbe finb 1. ein geftigeS Weinen über ein niegt begegrenSwerteS Sing, als fei eS in SSirtlicgteit begegrenSwert. SiefeS Weinen fteett tief in ber Seele unb ift gleicgfam in fie eingepflangt.

Ober 2. ein im falfcgen begarrlicgeg Urteil (= Weinen), naeg bem ein Sing geftig begegrt wirb, auf bag man nur leiegtgin fein Verlangen riegten födte.

Sie „SInftöge" finb 1. ein geftigeS Weinen über ein niegt gu meibenbeS Sing, als fei eS gu meiben; unb biefeS Weinen fteett tief in ber Seele unb ift igr gleicgfam eingepflangt.

(31)

Dber 2. ein im galfdjen bel)arrlid)eg Urteil, nadj bem man mit ftarfer Abneigung ein ®ing meibet, bag man nur Ieid)tl)in meiben fällte/’2)

§ierburcf) finb bie genannten Seelenfranfljeiten alg Suftänbe begeidjnet, bie wie beim Körper ©lieberfdjmergen unb ®id)t, neränberlid) aber bauernb finb. Älg falele gehören fie in bag ®ebiet ծ er fÿeljlerljaftigfeit; bie Äffefte finb ,im

©egenfatj bagu alg einmalige ßuftänbe einfad) ^eljler.33) Älg Ärten non .Sranffein unb Sdpvädjeguftänben ber Seele finb gu nennen : 9lnl)mfud)t, ©Ijrfudjt, iîrunffudjt, §abfud)t, 9lafd)ljaftigfeit, Sederljaftigfeit, ýred) fjeit, ÏÜeibgtollljeit. Um bei ben aug ber ©rflärung ber Sdjwädjeguftänbe in gleicher Weife erfolgenben 93egriffgbeftimmungen iljrei՝ Wirten 2öieber=

Ijolungen gu vermeiben, greifen wir bie 6abfitd)t gur Erläuterung Ijeraug; Wenn jeinanb oft Ijeftig ®elb begehrt unb feiner Wgierbe nid)t burdj beftänbige vernünftige Überlegung (bent von Sofrateg angemanbten Heilmittel) fteuert, fo ftrömt bag Übel gleidjfam vom §ergen in bie SBIutabern unb felgt fid) in Wugfeln unb ©ingeméiben feft: So entfiel)! ber Sdjwäd)C=

guftanb ber §abfud)t, bie alfo gu beftimmen ift: „ein Ijeftigeg Weinen l)infid)t(id) beg ®elbeg, alg fei eg Ijeftig gu begehren (wag bod) nid)t ber ßaU ift); unb biefeg Weinen fteďt tief im Hergen unb ift iljm gleidjfam eingepflangt.M)

%on ben „Änftöfjen", ben ©rgeugniffen ber ff-urd)t, finb bemerfengwert: %rintfd)cu, Ungaftlidjfeit, Weiberí)af) unb Wenfdjenfjafj, bem befanntlidj Злтоп aug Щеп am meiften

^ulbigte.31У) gür bie aug fjäufig fid) einfteHenber Iraner fid) ergebenben Seelenfranfljeiten bietet bie Sprache feine Äugbriiďe.3ti)

%orfteț)enben ^aben wir bei %efprec^ung ber Ье=

ftänbigen franf'íjaften Seelenguftänbe bie fie ergeugenben Äffefte alg Urteile ober Weinungen angefeljen unb bem=

entfpredjenb Äranffein unb „Änftöfje" beftimmt. folgerichtig aber muffen wir eine gweite ©rflärung finben, ebenfo wie wir oben ben Äffeft nid)t allein alg Urteil, fonbern and) alg Xrieb unb Bewegung auffa^ten.

©rfolgt eine Seelenbewegung, wie bei einem einzelnen Äffeft, einmal, fo fdjliefjt fid) gleidjfam an bie big gum Höfjepunft reidjenbe SSorwärtgbewegung eine riidläufige in ben

(32)

32

vorherigen Зи^ап^ an- 'Zritt bte Beilegung bec Seele bei häufig roieberf)olten Slffeften öfter ein, fo gleicht fie einer auf=

fteigenben äßellenlinie, inbem bie Seele bei feber @ingel=

beroegung nidjt genau in beit üorljerigen $uftanb gurüdieljrt, fonbern jebeSmal ein roenig bariiber hinauSgeht Siefe Slrt ber gufammengefefjten Beroegung fommt einer allmählichen SöefenSänberung ber Seele gleich- SBährenb alfo bie Slffefte al§ ein Sicfjneigen ber Seele gu einem Sing ober oon iljm meg betrachtet mürben (1. BeroegungSart), fo finb Äranffein, Sdjroäd)eguftänbe unb „Slnftöfje" bie aus bem häufigen Sid)neigen Ijeroorgefjenben Beränberungen ber Seele (2. Be=

roegungSart).37)

9.

Slod) finb oon uns bie Urfadjen ber riffelte, foroie bie Umftänbe, bie fie beförbern, nicht erfd)öpfenb angegeben, ba mir bisher nur nadj bem Berljaíten bes IDlenfdjen, begiel)itngS=

meife feiner feelifdjen Vernunft, fragten, oljne gu unterfud)en, ob nicht feine Umgebung tätigen Anteil hat an bem Sntfteljen ber riffelte ober an bem naturmibrigen ßuftanb ber Vernunft, auS bem alle ^eljler unb riffelte ^eroorgeljen.

SBir fugten oben, baff bie SJtenfd)en infolge verfdjiebener Einlage von oornel)erein mehr ober roeniger gu Slffetten neigten:

hiermit faun aber unmöglich bie gange SBahrljeit über ben 3uftanb ber Seele bei ber Seburt gefagt fein, mir müßten benn bie Statur befd)ulbigen, fie ljabe uns fd)led)t erfRaffen.

Bielmehr muff ein feber, ba il)m Vernunft in bie Seele gepflangt ift, and) Einlage gur rein vernunftgemäfjigen Zätigfeit, gur Sugenb haben. Unb menit unS bie Statur Vernunft gab, fo fchenfte fie unS bamit ben richtigen, unverdorbenen unb imverfehrten Srieb, ber fid) auf baS Schöne unb Sute richtet.4) Seiber erfennt bie Seele biefeS, roie mir halb in 3ufammenl)ang mit ber dufferen Sinmirfung ber Singe felien merben, meiftenS in etivaS ßalfc^em, unb feuer Staturtrieb beroegt fich baljer in falfdjer Stiftung. Bßenn mir daneben von verfdjiebenen Staturanlagen ber 9)lenfd)en gur Schiech tigteit fpradjen, fo nahmen mir biefe Satfache auS ber Beobachtung beS тігіііфеп SebenS. @S mufj aber gugegeben merben, baff

(33)

burd) all bad (Befagte ber Urfprung ber Sünbe im 3)łenfd)cn nidjt erflärt wirb. Senn aud) bei forgfältigfter ®rgieí)ung fann ein ЯпаЬе fittlid) fd)Iečf)te §anblungen begehen, ber nie etwas Scf)Ied)ted gefeíjen aber gehört I)at. Unb felbft wenn ein iwllfommener SSeifer bie (Ergießung übernähme, wüßte man bod) nidjt beftimmt, ob fein Rögling iljm einft gleichen wirb.38) ^n ben weiften fällen aber fönnen wir beobachten, wie unb aud welchen (grünben bad Schlechte im itinbe unb im (Srwachfenen gunimmt, unb wir glauben, baß fowoljl ber ïDlenfch felbft wie feine Umgebung baran Schulb hüt- Unb wenn wir ferner meinen, baß ber größere Seil baoon im 3Jlenfd)en felbft liegt, fo iff bad ein âludbrud für ben Sehr»

faß vom freien Söillen, nach bem wir ben SBorfteHungen unfrer Seele guftimmen ober fie verwerfen fönnen.39)

Um nun gunädjft wal)rfcheinlid) gu machen, wie ber Ülaturtrieb gum Schönen unb (guten in eine falfdje unb Unheil»

volle 9fid)tung gebrängt wirb, vergegenwärtigen wir und bad (Entfteßen ber ^auptempfinbungen. 2Iud bem warmen Sülutter»

leibe gelangt bad Sïinb in bie falte Suff unb empfinbet gum erftenmale barin ben (gegenfaß von Angenehm unb Unangenehm.

%alb lernt ed junger unb Surft unb anbrerfeitd bad wohl»

tuenbe Gefühl ber Sättigung fennen. Überhaupt fdjafft bie SBerbinbung von Körper unb Seele viele ßuftänbe, bie ben genannten (gegenfaß immer von neuem empfinben laffen. Sülit ber $eit bilbet fid) beim heranwadjfeiiben Sülenfcßen bie ßmpfinbung h^raud, alled Slngeneljme fei gut, ba ed bem Körper unb ber Seele woljltue, ailed Unangenehme fdjledjt, weil ed ÜJliihfal unb Sdjmergen verurfadje. Sa aber jeber, meldjer fich biefe SOleimtng gu eigen macht, in ihren folgen fchlimme (Erfahrungen burdjgufoften I)at, muß bie Seele not»

wenbig eine falfdje (Entfdjeibung getroffen hoben. Qljr liegt ein unnatürlicher ßuftanb ber Vernunft gu (grunbe ober, wie wir und audbrüden, eine SBerberbnid ber Vernunft.40) Sad Angenehme iff nichts weiter aid eine täufchenbe ülach»

bilbung bed (guten, unb and biefer verhängnisvollen %er»

wechdlung entfpringen alle Übel, alle fehler unb Slffefte.41)

$nbem aber bie Seele bad Slngeneljme aid gut anfieht empfinbet fie wenigftend guerft Suff. Siefe umfdjmeidjelt und unb fißt tief im bergen. SSir fönnen fie nicht, wie viele, aid

3

(34)

— 84

Veförberin bed ©itten anfeljen, fonbern allein als Duelle alles Vöfen. Nur infolge einer Säufdjung wirb ber (Seele ber Srieb gum ©uten gleich bem gitr Ջսքէ.42)

3luS biefer ©mpfinbitng IjerauS betrachten roir alle und umgebenben Singe als gut ober fd)ied)t, je nadjbem fie und angenehm ober unangenehm berühren. (Sollten fie nicht felbft eine ©inmirtung auf bas ©ntfteßen berartiger Verkeilungen oon ihnen in unferer (Seele hoben? Sie fcheinen und ja gerabegit gu biefer ober jener Sßertfdjäßung gu Überreben!43) Sie reifen Früchte loden und, wenn wir hungrig finb, gum (Sffen, bie flare Duelle gum Srinfen, wenn wir Surft hoben, bad bequeme Sager gitr Nachtruhe, wenn ber Sag vorüber ift; bad ßeuer hingegen treibt und fort unb erwedt bie Vor- fteHung bed S demerged, wenn wir und von iljm berührt beiden.

9hm ift ber Urftoff, ber feurige б and), welcher ber Vernunft glei<h ift, überall vorhanben,4) nicht nur in ben SCßefen, fonbern in jebem Singe mehr ober weniger entwidelt, alfo auch mehr ober weniger vom reinen, hödjften Sein entfernt. Saljcr nehmen wir an, baff alle Singe bie wirfenbe ßähigfeit hoben, Silber von fich auSgufenben, welche unfere Verkeilungen von ihnen fo beeinflußen, baß wir fie für ©liter ober Übel am feßen;44) burd) biefen Vorgang finbet in ber Seele eine Ver=

änberung ftatt, bie alfo burd) äußere Singe l)erbeigefii()rt ift.37)

%m weiteren Verlaufe fönnen wir biefen Verkeilungen, welche ben Яеіт gu Fehlern unb riffelten enthalten, guftimmen ober nicht: barum nannten wir im befonberen bie Nffette freiwillig.

ՋՉէր biirfen fie jebocß, ohne und wirtlich gu iviberfpredjen, auch unfreiwillig nennen;44) einmal.bedßalb, weil ber Ntenfcß wegen feines Naturtriebes baS ©ute will, alfo bie gum wahrhaft

©ufen im Segenfaß ftehenben (Srgebniffe wiber feinen vernunfts­

gemäßen SöiHen finb, ferner aber auS bem ©rímbe, weil bie äußeren Singe burd) bie von ihnen auSgefanbten Vilber ititb bie babord) in ber Seele erwedten träftigen Verkeilungen biefe gleidjfam gu Fehlern unb SIffeften ßingießen: cS wohnt alfo ihrer ©ntfteßung etwas $wingenbed inne.45) Übrigens fomrnt ber foeben gefdjilberte Vorgang ber oben betriebenen

©ntfteßung beS übermäßigen SriebeS unb bei՛ barauf berußenben Seelenbewegung, fowie bent praftifdjen falfdjen Urteil über

©ut unb Vöfe, b. ß. ißver Verwechslung mit Nngeneßm unb

(35)

Unangenehm gleich- 9Խր haben mir jeßt auch bie (Sinwirfung ber Slußenwelt auf unfre Seele ljingugefügt.

3u ber äußeren Sßelt gehören aber vor allem nufere 2JHt=

menfchen. Sie befißen eine gleich hoch entroicEelteVernunft roie wir unb muffen Daher einen viel größeren Einfluß auf uns haben aid bie Singe mit ihrer außerordentlich oiet tiefer fteljenbcn Vernunft.

9lun wirb ja aber auch burd) bie übliche Ergiel)ung ber tßerberbniS unferer Vernunft unb fomit allen ^eljlerit unb Slffeften ber größtmögliche S3orfd)ub geleiftet. ¿Serben wir bod) gemeinhin baraufljin ergogen, baß in und jene unheilvolle Überzeugung geftärft wirb, man muffe bad Angenehme be=

gehren unb bad Unangenehme fliehen. 9Jtütter, Kimmen unb Seßrer wünfchen bedßalb ben ^inborn 9leid)tum, äußered Sliid unb 9lußm, richten auch ¡hre Sroftfprücße baraufljin ein unb fudjen burch Scßredbilber, für bie bad finblidje Semüt ja ungemein empfänglich tft, in gleidjem Sinne auf fie gu wirten.

So prägen fie ber Seele äljnlidje 93orftellungen ein, wie fie bie von ben Singen audgefanbten Silber erzeugen; unb inbem fie ben Srieb gur Ջսքէ ftärfen unb betonen, wie ein=

fdjmeichelnb fíe fei, verminbern fie bie Seßfcßärfe für bad wirtliche Sute, welched burchaitd nicht immer angenehm unb füß iff.")

Sritt bann ber SJlenfdj in ein reifered Sliter ein, fo finb feinem Seifte nodj fdjlimmere Hinterhalte gelegt, in bie er wegen feiner Ergießung leicht gerät. Söie unbemerit wirb er von ber oft gu ißm aitdgefprochenen 9Jleimmg betört, bie Sieger in ben olijmpifdjen Spielen, benen Silbfäulen gefegt werben, feien in ihrem Diuljme glüdlidj, bie Sefiegten, bereu Erinnerung fein Senfmai feftljält, unglüdlidj. Seine Silit menfchen f(haben ißm ferner burch jebed Sob unb jebe S<hmei<helei, jebe Serwünfdjung ; benn biefe geljen in bie Seele ein unb erzeugen fälfchlidj bad Sefüljl bed Singenehmen ober ber fyurdjt. Unb wenn wir burdj bie entfteßenben Slffefte audj nicht immer fcßlecßter werben, fo fdjaben fie und jeben=

fadd.47) SSer nun gar in fdjledjte Sefellfdjaft gerät, ber läßt fid) wiHenlod von ißr treiben unb führen, wenn er bad Sute im Singenehmen erfennt. Sa ift er gleidjfam in einer Sdjulels) bed Söfen, ben iljnt bie anbern oljite beftimmte Sehrweife, ja ohne grunbfäglidje Slbficßt, gu teil werben laffen.

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