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Theologisches Literaturblatt, 13. September 1912, Nr 19.

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Theologisches Literaturblatt

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r d e r t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t und P r a x i s

herausgegeben von

D r . t h e o l . L u d w i g I h m e l s

Professor der Theologie in Leipzig.

Nr. 19. Leipzig, 13. September 1912. XXXIII. Jahrgang.

Erscheint vierzehntägig Freitags. — Abonnementspreis Jährlich 10 J t. — Insertionsgebühr pr. gesp. Petitzeile 30 4. — Expedition i Königstrasse 13.

Zur orientalischen Religionsgeschichte II.

Rogers, ßobert, Cuneiform Parallels to the Old Testament.

D elm el, Ant. S. J . , Veteris Testamenti Chrono- logia.

H eltm uller, W., Taufe und Abendmahl im Ur­

christentum.

A rnal, Andrö, La Personne Humaine dana les Evangiles.

S tlg lm ay r, Prof. Jos., S. J . , Sachliches und Sprachliches bei Makarius von Aegypten.

Mentz, Georg,Handschriften der Reformationszeit.

L a u d ie rt, Dr. Friedrich, Die italienischen lite­

rarischen Gegner Luthers.

Schulze« D. Dr. Ludwig, Die Lehre von der Taufe in der lutherischen Kirche nach ihrer bib­

lischen Grundlage.

F re sen iu s, Wilhelm, Mystik und geschichtliche Religion.

F ritsch , Paul, Friedrich Paulsens philosophischer Standpunkt.

Stellhorn, D. F . W., Der Schriftbeweis des luthe­

rischen Katechismus.

Braun, Joseph, S. J., Handbuch der Paramentik.

Peabody, Francis G ., ßunday evenings in the College Chapel.

K oppler, Dr. Paul Wilhelm von, Homilien und Predigten.

Ulbrieh, Martin, Die Krankenseelsorge.

Popoff, Nikolas, Ordnung, nach welcher aufge­

nommen werden die, welche von dem arme­

nischen, oder römisch-lateinischen Glaubens­

bekenntnis zur orthodoxen Kirche kommen.

Calm, Hans, Lehrbuch der Sprechtechnik.

Neueste theologische Literatur. — Zeitschriften.

Um ungesäumte Erneuerung des Abonnements ersucht die Verlagshandlung.

Zur orientalischen Religionsgeschichte.

i i .

D as Buch deB Grafen v. Baudissin bietet eine riesige Mfrtpi,iB.liflTiRa.TTiTnliiTig? ein Monument der deutschen Gründlichkeit.

E s enthält die Studien, zu denen der Artikel „T am m uz“ in der dritten A uflage der P R E die Veranlassung gab. E s kam dem Verf. darauf an , die Entw ickelung der Vorstellung eines H eils­

gottes auB der eines A uferstehungsgottes an einem besonderen religionsgesohichtlichen Falle darzustellen. Adonis erscheint als eine G ottheit, die ihr Leben durch den T od hindurch bewahrt hat; Esmun als ein G ott, der die Meoachen aus dem in der Krankheit drohenden T ode zum Leben führt. Mit den in Adonis und Esm un also erkennbaren Gedanken w ill er die alttestament- liehe V orstellung von dem lebendigen Gott nach ihrer Entstehung in Verbindung bringen und eventuell auch den alttestamentlichen Auferstehungsgedanken.

D as Buch kann Bchon seiner Entstehungsgeschichte nach kein einheitliches W erk sein. Es besteht im ersten und zw eiten T eile aus einer Zusamm enfassung von A ufsätzen, an die sich ein dritter T eil über A donis, Esm un und Tam m uz in ihrem Verhältnis zueinander, und ein vierter T e il, der Adonis und Esm un und die alttestam entliche R eligion behandelt, anschliessen.

Im ersten T eile ist die Einheitlichkeit wiederum dadurch be­

einträchtigt, dass die M aterialiensammlung auf die B eziehung zu Esm un angelegt ist, so dass z. B . der Adoniskult bei den Griechen und Italikern in die Darstellung verw oben ist. D ie neuen T eile des Buches w eisen Fortschritte der Erkenntnis auf, die im stande w ären, ältere Partien des B uches zu sprengeu oder m indestens zu vereinfachen, v. Baudissin ist z. B . neuerdings viel mehr als früher g e n e ig t, babylonischen Einfluss hoch einzuschätzen.

E s steht zu erwarten, dass der hochverdiente Phönizienforscher Ohr und A uge für die Tatsache der geistigen E inheit der alt­

orientalischen W elt öffnen wird. Seine Beobachtungen über die

„heilige K iste“ z. B ., auf die er wiederholt zu sprechen kom m t nnd die in der T a t eines der charakteristischsten Motive der m ythologisierten W eltanschauung des alten Orients bildet, müsste ihn veranlassen, die literarische, sprachwissenschaftliche und

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psychologische Methode der Untersuchung durch die m ythologische mindestens zu revidieren.

V orläufig verhält Bich v. Baudisßin ablehnend gegen die von der M onumentalforsehung ausgehenden neuen Thesen. Er zitiert S. 2 1 3 die auf H . W incklers Untersuchungen ruhenden Arbeiten des verstorbenen v. Landau in „Mitt. der vorderas. Ges.“ 1 9 0 4 , N r. 5 (vgl. dessen Aufsätze in „Beitr. zur Altertumskunde dea O rients“ IV und V) m it der Bem erkung: „Von den weitgehenden Kom binationen kann ich nichts akzeptieren“, und sagt S. 1 0 6 von meiner A uffassung der phönizischen K ulte A T A O 2 31 ff.:

„D en neuesten kosm ologischen K om binationen für Tam m uz bei Jeremias verm ag ich nioht zu folgen .“ W ir sind vorläufig Bchon für die Zitate dankbar.

Es sei gestattet, einige der ReibungBflächen zw ischen der alten und der neuen Methode kurz aufzuzeigen:

1. v. Baudissin nim mt an , dass die historischen Phönizier vor der Einw anderung und vor Gründung der Stadtreiche eine gem einsam e prim itive H irten- und Ackerbaureligion besassen, die bei den einzelnen Stäm men auf dem neuen B oden duroh N atur und Einfluss der Urbewohner in einer annähernd identi­

schen W eise sich entw ickelt hat (S. 11). Besonderer W ert wird auf den N achw eis gelegt, dass Naturgottheiten zu Sohutzherren der Stadt gew orden sind. D azu kam historischer Einfluss von aussen her, von Babylonien nnd von A egypten; andererseits soll mit der M öglichkeit prähistorischer E inflüsse K leinasiens auf die später von Sem iten und Sumerern bew ohnten Länder zu rechnen sein (S. 3 6 9 , eine ganz erstaunliche H ypothese, die von Ed. Meyer und von v. Luschan ausgeht, die w enigstens das Verdienst haben w ürde, die beliebte literarische Methode gründlich über den H aufen zu werfen). D em gegenüber erklärt die Monumental­

forschung: die phönizischen Königsstädte sind altorientalische Gründungen, sie sind Kultorte gleich den grossen K ultstätten B abyloniens und A egyptens und H afenplätze für den W eltverkehr bereits in den ältesten uns urkundlich bekannten Zeiten. Sargon (oder Naramsin) sagt, dass K önige der Meeresküste aus 3 2 Städten ihm gehorchten, die ihm also jedenfalls Schiffe lieferten für die von seinem Tafelschreiber bezeugten Z üge über das Meer. D as

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ist eine geschichtlich b ezeugte T atsache, die Gehör fordert. D ie ägyptischen Monumente bezeugen ferner, dass die K ön ige der 1 8 . D ynastie als Konkurrenten der babylonischen Herrschaft auftreten. D ie Amarnabriefe aus P hönizien, in babylonischer K eilschrift geschrieben, geben ein Bild der Zustände um die Mitte des 2. Jahrtausends. Als dritter Konkurrent m eldet sich der Hethiter, der m it den A egyptern die Grenzen der Interessen­

sphäre am Mittelmeer feststellt. Eins der w enigen erhaltenen M onumente, die Stele von Amrith, die ich bei B audissin ver­

m isse (s. v. Landau, B eiträge III), zeig t dem gem äss babylonisch- ägyptisch- hethitischen Charakter.

2. D ie Verwandtschaft der Stadtkulte erklärt sich nioht durch gleiohm ässige Entw ickelung aus einer prim itiven, der N atur des Landes angepassten R eligion, sondern aus der Ein­

heitlichkeit der orientalischen G eisteswelt, die in einer literarisch gesprochen prähistorischen Zeit auch die Länder des Mittelmeeres erfasst h at, in denen wir in historischer Zeit die Griechen und Italiker finden. Adonis, Osiris, Attis, D ionysos z. B . konnten bei politischen U m w älzungen deshalb leicht verschm olzen werden, w eil sie von H aus aus w esensgleich sind. Auch AdoniB und Esm un sind nicht zu trennen. Leben und H eilwerden sind im orientalischen D enken identisch. D er H eiland ist der Retter, der Lebensspender. D em K ranken und Gefangenen wird w ie dem T o ten , babylonisch geredet, „das Kraut des Lebens unter die N ase g eleg t“. D iese E inheit bedeutet aber nicht Einerleiheit.

N icht in der Fülle der Id een, sondern auf den kulturellen und nationalen V ariationen, die durch den friedlichen und kriege­

rischen Austausch der Kulturen am N il und am Euphrat, in K leinasien und Südarabien geschaffen w urden, ruht der Reich­

tum der altorientalisohen K ulte. D ie V erschiebung der Varia­

tionen aber spiegelt die politischen U m w älzungen wieder.

3 . D ie M ythen sind nioht Schöpfungen der K u lte, Bondern um gekehrt, die K ulte und Riten ruhen auf dem Mythos oder vielmehr auf den m ythologisierten Einzelzügen einer religiösen Lehre. W ie aber die m ythologisierte Lehre W eltenlehre ist, so sind die K ulte säm tlich kosm isch. D ie Verschiedenheiten Bind lokale Ausprägungen des gleichen Ideenkreises. Sie sind ge- wissermassen Sekten e i n e r R eligion. Daraus erklärt sich auch das zähe Festhalten an den syrischen Einzelkulten im römischen Kaiserreich, als die syrische R eligion Rom erobert hatte. Jede Tem pellehre sieht in ihrem Kultort eine W iderspiegelung des Kosm os. D er Stadtgott ist der Baal, der Herr des Landes (das ist Grundtatsache, nicht erst Produkt einer Entw ickelung aus dem N aturgott, w ie v. Baudissin w ill); die Tem pellehre rückt die D in ge so , dass er als summus deus erscheint und m it den beiden G ottheiten, m it denen er triadisch verbunden is t, als Repräsentant aller Erscheinungen des N aturlebenB gelten muss.

v. Baudissin w ill nichts von kosm ischer Kom bination wissen.

Aber warum vernachlässigt er die von Clermont- Ganneau ver­

öffentlichte Stele von Amrith, die die G ottheit auf dem L öw en stehend, der über den zw eigipfligen B erg schreitet, darstellt, fiberragt von der Mondsichel m it Scheibe? W arum ignoriert er d ie 1 9 0 0 nördlich von Sidon gefundene Bau-Jussup Bod-Astarte, nach der die Kultlehre von Sidon die Stadt kosm isch aufteilt in ein Meer = Sidon, Ebenen = Sidon, U nterwelt = Sidon (s.

MVAG 1 9 0 4 , 3 2 1 ff. A T A O 2 50). W ie kom m t e s, dass die Flüsse Phöniziens kosm ische N am en haben? U nd stim m t nicht das Zeugnis des Macrobius vom A donism ythos in B yblos Zug für Zug zur babylonischen W eltenlehre?

4 . v. Baudissin sieht nur einen tellurischen Mythos in der Gestalt der sterbenden und wiederlebenden Gottheit; in den

astralen Zügen sie h t er spätere U m deutung. Er sagt S. 1 0 6 f.

gegen m eine A uffassung: „Jeremias verm engt Verschiedenartiges, w enn er von dem Frühlingsgott Tam m uz sagt: E s ist der Sonnen- und V egetationsgott, der die Erscheinung des Sonnen- Wechsels (besser: Gestirn Wechsels) und der alljährlichen Ver­

w andlung des Sam enkorns verkörpert/* N ic h t ich tue das, sondern die L ehre, die auf der Entsprechung zw ischen den astralen Erscheinungen und der tellurischen Erscheinung ruht.

Tam m uz ist als der in die U nterw elt steigende und w ieder em porsteigende G ott ein ch th o n isch er Gott (ohthoniBch alao n ic h t im prim itiven Sinn, w ie v. Baudissin es auffasst), dessen Schicksal in der V egetation seine E ntsprechung hat; darum heisst er einer­

seits „Herr des W achstum s“, „der im Getreide untergetaucht is t“, andererseits „Herr des Verscheidens“, „Mann der K lage“. D ass astrale Erscheinungen h in te r dem Mythos stehen, bew eist allein schon der kalendarische W echsel der Festterm ine, die nur teil­

w eise m it den entsprechenden Erscheinungen der V egetation zu­

sam menfallen. In dem geringen vorhandenen Material fehlt aller­

dings bis jetgt auf dem engeren p h ö niziachen B oden neben den Sonnen- und Mondmotiven eine direkte B eziehung zur Venus, der dritten G estalt in der grossen orientalischen T rias, die das göttliche W alten offenbart (Sonne, Mond, VenuB). E s m ag auf dem Zufall der Funde beruhen. D ie Baltis von Osrhoene, die auch nur eine Variante der phönizischen Madonna is t, wird übrigens als V enus ausdrücklich bezeichnet (die A nm erkung 3 auf S. 7 5 , die das erwähnt, ist bezeichnend für die literarische Methode); A ziz von Edessa wird m it Lucifer identifiziert; eine in Britannien gefundene Inschrift sieht die syrische Göttin im Zeichen der Jungfrau, das bekanntlich in der babylonischen Astrallehre als Entsprechung der Venus gilt. In m einem B esitz ist eine Gem me aus E phesus, die die Muttergöttin und die H im m elskönigin m it Aehren u n d m it Gestirnzeichen ausstattet.

Ein „früher“ oder „später“ oder gar ein „ursprünglich“ anzu­

nehmen ist hier gänzlich unmöglich.

D ie interessanten Bilderbeilagen geben auch die M onumente von Ghine wieder, die die trauernde Göttin und den von Bären angefallenen Adonis zeigen. D ie Ersetzung des offenbar astral­

kalendarischen Ebers durch den Bären kann rationalistisch erklärt werden. Ich fand noch in diesem Jahre in jener Gegend Bären­

jäger. Aber auch der Bär kann kosm ischen Sinn haben (das Sternbild des Bären auf der H öhe des Himmels, die der Sommer­

sonnenw ende im K reislauf entspricht, gilt bei den Arabern als Bahre des sterbenden G ottes), ebenso w ie der L ö w e, der in H ygin s Fabeln an Stelle des Ebers tritt und hier wohl als Tierkreisbild der Som m ersonnenwende im Stierzeitalter aufzufassen ist.

Ein interessanter und in hohem Masse anregender Schlussteil behandelt Adonis und Esm un und die alttestam entliche R eligion:

Jah ve, der Erretter aus Krankheit und T o d , der Gedanke der Totenauferstehung im A ltes T estam ent, Jahve, der lebendige Gott.

Graf Baudissin nim m t a n , dass alle drei Gedankenreihen vor­

prophetisch sin d , hält aber für w ahrscheinlich, dass sie den Hebräern erst auf kanaanäischem Boden durch die K anaanäer bzw . Phönizier verm ittelt worden sind, die ihrerseits w ieder ins­

besondere für den Gedanken vom heilenden Gott babylonische Elem ente entlehnt haben. Auch hier regiert die literarische Methode m it ihrer Entlehnungstheorie und die entw ickelungs- geschiehtliche Methode, die in dem Jahve der alten Hebräer nur die Züge eines strengen Gewitter- und Feuergottes sieht (S. 3 7 8 f.

3 8 9 . 5 1 3 ) und die milden Züge des heilenden Gottes dem Ein­

flüsse einer kanaanäisohen Bauernreligion zusohreibt. D e m g e g e n ­

über weisen wir w ieder hin auf die Einheitlichkeit der orienta-

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liechen W eltanschauung, die in der orientalischen A ntike ebenso­

w en ig am Steppenrand H alt gem acht hat w ie heute in ihrer islam ischen A usgestaltung. D er Gedanke des H eilens steht im Orient im M ittelpunkt alleB D enkens bei Beduinen w ie Fellachen w ie Städtern. U nd H eilen ist im Orient identisch m it lebendig m achen, w ie oben gezeig t wurde. Sehr w ichtig ist der N ach­

w eis v. Baudissins von der Selbständigkeit des alttestament­

lichen Auferstehungsgedankens. Hierzu nur eine Bem erkung.

D ie Eschatologie des alten Israel ist rein diesseitig. „Lange Leben im Lande“, darin gehen alle W ünsche auf. K anaan ist der Idee nach das gelobte Land, die verklärte W elt, Jerusalem die „Stadt des grossen K ön igs“. Jenseitsgedanken kann es eigent­

lich nicht geben. W er im alten Israel über den Zustand nach dem T ode nachdenkt, ist auf die trüben Bilder der Schattenwelt angew iesen, die dem gesam ten Orient gem einsam sind. In harter Schule lernt das V olk: das R eich Gottes gehört diesem Aeon nioht an. So geht die Erwartung der Propheten auf ein neues K anaan. Hosea sieht die W iederherstellung Israels im B ilde einer A uferstehung von den T oten (v. Baudissin hat das überzeugend nacbgew iesen). D ie V oraussetzung ist aber bereits hier (gegen Baudissin S. 4 2 8 ) w ie bei Ezechiel und bei D aniel die Aufrichtung eines neuen irdischen K önigreichs. D iese Auf­

richtung aber setzt leibliche Totenerw eckung voraus.

N och eine aktuelle Einzelheit. Hieronym us Ep. L V III ad Paulin. sagt: „ B e th le e m ... lucus inumbrabat T ham uz, id est A donis, et in sp ecu, ubi quondam Christus parvulus vagiit, Veneris amasius plangebatur.“ Ioh glaube nicht, daBS hier an eine K ultstätte Hadrians zu denken ist analog den Kultstätten, die er der V enus und dem Jupiter an den heiligen Stätten in Jerusalem errichtete (S. 5 2 2 ). Für H ain und H öhle hätte die Veranlassung gefehlt. E s wird sich dooh um einen Tam m uzkult abgöttischer Juden handeln, w ie er bei Ezechiel 8 , 1 4 ausdrück­

lich für Jerusalem bezeugt ist. D io apokryphischen Geburts- geschiohten Jesu tragen deutlich Züge dieses Adoniskultus;

H ieronym us selbst trägt unvermerkt einen solchen apokryphi- Bohen Zug in seine Bem erkung ein: die Geburt des K indes in der Höhle.

L e ip z i g . ______________ A lfred Jerem ias.

R o g e r s , Robert (Dr. ph., Lit. D ., etc., Professor in MadiBon, N ew Jersey), C u n e if o r m P a r a ll e l s t o t h e O ld T e s t a ­ m e n t . N ew Y ork 1 9 1 2 , Eaton & Mains (X X II, 4 7 0 p.;

Platten und Karte). 4 D oll. 5 0 .

Als die zw eite A uflage von Eberhard SchraderB W erk „D ie Keilinschriften und das A lte T estam ent“ in seiner dritten A uflage duroh ein Buch ersetzt worden war (1 9 0 3 ), das nioht sow ohl die babylonisch-assyrischen T ex te neben dem Alten T estam ent als vielmehr R eflexionen über diese T ex te brachte, da ist viel­

fach der W unsch zum Ausdruck gekom m en, dass wieder ein W erk, w ie der alte „Schräder“, dargeboten werden möchte.

V iele haben dies gedacht, aber einer hat den Gedanken zur Ausführung gebracht. D ies ist Rob. Rogers. Er hat ein W erk ge­

schaffen, das wieder der alte praktische und nüchterne Eb. Schräder ist. Er gib t die T exte m it ihren Varianten, beides in Transkription und Uebersetzung, leitet Bie ein und begleitet sie mit Anmerkungen, fü gt bei jedem schw ierigen Punkte die vollständige Literatur über ihre wissenschaftliche Behandlung und bei den geschichtlichen T exten auoh orientierende Artikel über die betreffenden assyri­

schen und babylonischen K önige hinzu. Sein Buch übertrifft aber das Schräders, w eil er auf ca. 5 0 Photographien auch die O riginale der H aupttexte, w ie z. B . des Schöpfungsepos, und

der D enkm äler m it ihren Inschriften gibt. Ausserdem ist R ogers’

Buch reicher als jede andere neuere Samm lung von keilschrift­

lichen Paralleltexten zum Alten Testam ent. D as Buch bedarf infolgedessen keiner Empfehlung. Man kann den Verf. nur aufs herzlichste beglückw ünschen zur Vollendung dieser Arbeit.

Ed. König.

D e im e l , Ant. S. J. (Prof. Assyr. in Pontif. Inst. Biblico), V e t e r i s T e s t a m e n t i C h r o n o lo g ia m onum entis babylonioo-assyriis illustrata. Rom a 1 9 1 2 , Max Bretschneider (V III, 1 2 4 S.

L ex. 8 ° u. Facsim iles). 4 . 5 0 .

D ie neue von einem assyriologischen Fachgelehrten gebotene B earbeitung der alttestam entlichen Chronologie besitzt einen besonderen V orzug darin, dass in ihrem ersten H auptteil alle chronologischen T ex te der K eilschriften vollständig und zum T eil auch in den O riginalbuchstaben vorgelegt werden. Im Anschluss daran sind auoh die grossen Streitfragen erörtert, d ie b ei den Keilschriftforschern und den Historikern in bezug au f die D atierung der altbabylonischen K ön ige bestehen. T abelle X IV führt z. B . fünfzehn Gelehrte m it ihren A nsichten in b ezu g auf die R egierungszeit Hammurapia vor. U ebrigens von R ogers ist da noch a n g eg eb en , dass er H am m urapi von 2 3 4 2 — 2 2 8 8 herrschen lässt, aber naoh seinem neuen W erke „Cuneiform Parallels to the 0 . T .“ (1 9 1 2 ) setzt er ihn „um 1 9 5 0 “ an. — D er zw eite H auptteil des B uches (p. 7 9 ss.) ist der F eststellung der alttestam entlichen Chronologie und ihres V erhältnisses zu den babylonischen A ngaben gew idm et. D a maoht der Verf.

richtig von vornherein gelten d , dass zunächst in b ezu g auf die U rväter die Zeitangaben des hebräischen und des grie­

chischen A lten T estam ents nicht zusam menstimmen (p. 82). In beiden Quellen zeig e sich freilich nicht entfernt eine Ueber- einstim m ung mit den grossen Zeiträumen, die von der profanen G eschichtswissenschaft für daB Alter des M enschengeschlechts gefordert würden, und die vor allem in ethnographischen T at­

sachen auch begründet seien. In b ezu g darauf w erde man an­

nehm en können, dasB der biblische Erzähler „non numeros vere historicos, sed Bymbolicos“ (p. 8 5 ) habe schreiben wollen. Aber etw as Sym bolisches kann m an doch nur in der Zehnzahl der U rväter finden. Man kann ak o auoh in der eindringenden Arbeit des Verf.s nur einen neuen B eitrag zur L ösu n g der in den chronologischen A ngaben des Alten T estam ents liegenden Schw ierigkeiten, aber nioht durchaus die L ösung selbst erkennen.

B o n n . _______ Ed. König.

H e i t m ü l le r , W . (Prof. D . in Marburg), T a u fe u n d A b e n d ­ m a h l im U r c h r i s t e n t u m . 1. bis 5. Tausend. (Religions- gesch. V olksbücher. 1. R eihe, H eft 2 2 . 23.) T übingen 1 9 1 1 , J. C. B . Mohr (Paul Siebeck) (8 4 S. 8). 1 Mk.

W as die religionsgesohichtliche Schule über die beiden für das christliche L eben grundlegenden H andlungen zu sagen hat, wird h ier, sow eit das in dem engen Rahmen m öglich ist, in sorgfältiger, um sichtiger U ntersuchung vorgeführt. D anach aber sind sie nicht sow ohl von dem Herrn selbst als seine Stiftungen herzuleiten, sie sind vielm ehr religionsgesohichtliche Erzeugnisse, die der A nfangsgem einde aus ihrer U m gebung zugew achsen sind. D a s gilt zunächst von der T aufe. Aber w enn auch der Herr b ei einem A bschiedsm ahl mit seinen Jüngern eine sinn­

volle H andlung vorgenom m en haben m a g , so lassen sich über

deren Sinn doch nur Verm utungen aufstellen, und jedenfalls

hat der Herr eine W iederholung der H andlung nicht angeordnet.

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D er den H andlungen erat ihren tieferen Sinn gegeben, s*e auf eine bedeutungsvollere H öhe erhoben hat, ist Paulus; aber auch er ist hierbei von der ihn um gebenden religiösen Atmosphäre beeinflusst und bestim m t worden. D ass diese A uffassung in den urkundlichen Berichten keinen Stützpunkt fin d et, dass sie nur eine K onstruktion is t, steht fest. W ohl lie g t hier ein Problem vor, in dessen scharfer H erausstellung sich die m oderne E vangelienkritik ein Verdienst erw orben hat: aber auf dem

„religionsgeachichtlichen“ W eg e lässt es sich nioht lösen. D a­

g eg en erhebt schon Paulus selbst 1 Kor. 3 0, 2 0 ff. entschiedenen Einspruch, während sich 1 Kor. 9, 19 ff. hierher nicht anw enden lässt. U nd dass die A nfangsgem einde die T aufe so eigenm ächtig und w illkürlich herübergenom m en haben sollte, hat auch der V erf. nicht w ahrscheinlich zu m achen verm ocht: ihre frühzeitige allgem eine H ochschätzung und U ebung lässt sich doch nur aus der U eberzeugung erklären, dass hierm it ein A uftrag des Herrn selbst ausgeführt w erde. Auch spielen hier Fragen herein, die der Verf. entw eder ganz übergeht oder kurzerhand abtut w ie die nach der A uthentizität des Johannesevangelium s. D ass er doch bei aller kritischen Stellung den H andlungen einen Sinn für das christliche L eben zu wahren sucht, sei gern anerkannt;

nur b ew eg en sich seine A ndeutungen in sehr vieldeutigen A us­

drücken. N im m t man sie in ihrem V ollgehalt, so setzen sie freilich einen Christus voraus, in dem w ir den lebendig g eg en ­ w ärtigen Gott erfassen und anbeten dürfen. Aber dieser ist es dann auch, der die Güter des H eils darbietet, die der Glaube nioht w irkt (!) S. 7 5 , sondern hinnim m t und durch den das religiöse „ Erleben “ seinen objektiven Inhalt gew innt — ein W ort, das der V erf. sehr oft gebraucht, aber missbräuchlicher- w eise m eist von rein subjektiven V orgängen.

B o c k w a (Kgr. Sachsen). P. Lic. WlntffiT.

rrvv

A r n a l, Andr6 (Prof. ä la Faculte libre de Theol. de Montauban), L a P e r s o n n e H u m a in e d a n s l e s E v a n g ile s . Paris 1 9 1 1 , Fischbacher (1 2 4 S. 8).

D ie Psychologie dea N euen T estam ents bedarf Bicher der erneuten Untersuchung. D enn die Forschung steckt auf diesem G ebiete noch recht in den Kinderschuhen. Soviel Vortreffliches auch Fr. D elitzschs „System der biblischen P sychologie“ bietet, es sind doch in gew isser W eise nur A nfänge. Ob aber vor­

liegende Schrift eine w esentliche Förderung auf diesem Gebiete darstellt, ist mehr als zw eifelhaft. So einfach, w ie es hier er­

scheint, liegt die Sache denn doch nicht. N icht nur die ein­

zelnen Bestim m ungen rufen W iderspruch hervor, vor allem in ihrer kindlichen und naiven F assu n g, z. B . die über xapöia (S. 10): „L e coeur, organe spirituel, eat oppose aux organes p h ysiques, et l’adh&ion du coeur seule donne sa valeur ä Thommage des l&vres“, — während doch das Herz als Sitz des B lutes sow ohl im Alten w ie im N euen T estam ent z u n ä c h s t deutlich m it dem N aturleben zu tun hat. Auch zu dem grund­

legenden Ausgangspunkt Ist ein starkes Fragezeichen zu machen.

Sind Seele und Leib im N euen T estam ent tatsächlich zw ei Seiten des menschlichen Personenlebens, die so gesondert voneinander z u halten sind, w ie es hier vorausgesetzt wird, und deren jede ihr Schicksal für sich h a t? U nd ist es richtig, dass Jesus nur nach den Bedürfnissen und N öten der Seele gefragt habe, und ihm die deB Leibes indifferent gew esen sind? W arum dann der Ausspruch (Matth. 6, 2 5): „Ist nicht der Leib mehr denn die K leidung?“ W as bedeuten dann die leiblichen H eilu n gen , die Jesus vollbracht hat? W as die A uferstehung? W ohl geht für

ihn die Einw irkung von innen nach aussen, aber dann auch tatsächlich nach aussen. E in solcher Spiritualismus m ag für unsere Zeit gelten , aber nicht für das N eue T estam ent und nicht für die E vangelien. Dürfen (S. 17) und Trvsujxa wirklich bloss als Synonym a behandelt werden? Ist es auch richtig, gegen die sog. triohotomische Scheidung vorzugehen, fällt aber darum die deutliche Unterscheidung zwisohen den beiden Bestim m ungen angesichts ihrer verschiedenen B eziehungen fort? Auch ist gegen den Intellektualism us zu protestieren, der vermeintlich in den E vangelien zu finden se i, — pour croire, pour vivre, pour agir il faut tout d’abord savoir, comprendre (S. 18). E bensogut lässt sich gerade das G egenteil nachweisen.

D er Fehler liegt w ohl auch darin, dass alle vier E vangelien gleich behandelt sind. D as w irkt denn auch auf die Behandlung und Beurteilung der anderen Abschnitte ein, in denen nach der Erörterung über die Natur des Menschen einm al la valeur de la personne (S. 3 2 — 8 9 ) und sodann la deatinöe de la personne (S. 9 0 — 1 2 2 ) besprochen werden. Allerdings ist zuzugeben, dass sich in diesen Abschnitten der W iderspruch w eniger regt, und sich namentlich in dem zw eiten m anche treffende Bem erkungen finden. D ahin gehört der N achw eis (S. 3 3 ), dass die E in­

schränkung, die Jesus seiner und der Jünger A ufgabe gibt, nicht im Widerspruch steht zu der Idee des U niversalism us;

dahin gehört, w as der Verf. zu dem vermeintlich sozialen An­

strich des Lukasevangelium s (S. 3 7 f.) sa g t, oder w ie er die Forderung Jesu an den reichen Jüngling Matth. 19, 2 1 erklärt, da beides auf die dam aligen besonderen Zustände und indi­

viduellen Verhältnisse bezogen und der Nachdruck auf das zw eite S tück, auf die Mahnung zur N a c h f o l g e , geleg t w ird, u. a.

D och das sind nur E inzelheiten; sie ändern im grossen und ganzen nicht den Gesamteindruck.

E l d e n a bei Greifswald. Kögel.

S t i g lm a y r , Prof. Jos., S. J., S a c h l i c h e s u n d S p r a c h li o h e s b e i M a k a r iu s v o n A e g y p t e n . W issenschaftliche B eilage zum 2 1 . Jahresberichte des Privatgym nasium s Stella matu- tina in Feldkirch. Im V erlage der Anstalt. Innsbruck 1 9 1 2 (IV, 101 S. gr. 8).

Stiglm ayrs U ntersuchungen führen stets die Forschung w irk­

lich w eiter. In betreff des D ion ysiu s A reopagita hat er Klar­

h eit geschaffen (von ihm ist auch die U ebersetzung der hervor­

ragendsten Schriften des D ionysius im 2. B and der neuen U ebersetzungsausgabe der K irchenväter; ebendort b ietet Fendt ein e erstm alige deutsche U ebersetzung des Sym posion des M ethodius von Olympus). A uch seine B ekanntschaft m it den Makarius von A egyp ten zugeschriebenen H om ilien hat er bereits anderwärts dargetan. W ie in der Untersuchung über den A reopagiten ist auch hier Stiglm ayrs E rgebnis ein bestim m tes:

Makarius von A egyp ten kann nicht der Verfasser der unter seinem N am en gehenden H om ilien sein. Stiglm ayr z e ig t, w ie nirgends eine K enntnis von ihnen vorhanden ist, w o eine solche zu erwarten w äre. K assian z. B . w eiss nichts von ihnen, und Euagrius, der fam iliaris discipulus des Makarins, steht m it seiner

„Acht-Laster-Theorie“ in W iderspruch m it den zehn T ugenden

und elf Lastern der H om ilien. D a s erste deutliche Z eugnis von

den H om ilien ist eine Kom pilation aus ihnen in sieben kleineren

A bhandlungen, die Sym eon den M etaphrasten (1 0 . Jahrhundert)

zum V erfasser haben. E benso w eist der E pilog mit seiner

Titulatur der A ngeredeten und m it seiner literarischen Ent-

schuldigungsform el in eine relativ späte Zeit. E in e spätere

(5)

Z eit als das 4 . Jahrhundert lassen auoh erkennen der W ort­

schatz und die E tym ologien der H om ilien, nicht minder der Gebrauch von griechischen Sprichwörtern und Sentenzen, W ort­

spielen und R edefiguren, die unm öglich dem w ahrscheinlich nur des K optischen kundigen ägyptischen Mönch Makarius angehören können. D as F ehlen eines geordneten A u fb au s, die den Zu­

sam m enhang durchbrechenden Einschübe, die regellose H äufung von B ildern, die w illkürlich eiugestreuten F ragen zeig e n , dass es sich in den H om ilien nicht um ein ursprünglich einheitliches W erk, sondern um ein späteres K onglom erat handelt. Voraus­

gesetzt sin d , zum al in den Bildern aus dem H ofleb en , byzan- tiniseh-christliche Zeitverhältnisse. D er Autor der H om ilien verfügt über eine ausgebildete Term inologie im G ebiet asketi­

schen Lebens und kennt die diesem drohenden Gefahren. In seiner T h eologie zeig t er sich von älteren V orlagen abhängig;

aus der stoischen Philosophie hat er nicht direkt und bew usst geschöpft (gegen S toffels, D ie m yst. T h eologie Makarius des A egypters, B onn 1 9 0 8 ). In besonderem Masse eindringend und w ertvoll ist die U ntersuchung, die Stiglm ayr der Gnadenlehre der H om ilien zuw endet. D iese zeig t eine en g e Verwandtschaft mit der Lehre der Massiliensor, und zw ar in gelegentlicher be­

w usster Stellungnahm e g eg en die augustinisohe Lehre. W ider­

sprechen dem andere A ussagen der H om ilien, so lassen sie eben dadurch die H om ilien als „K onglom erat von alten und neueren S toffen“ erkennen. Für ihre R edaktion dürfte „ziem lich w eit in der b y z a n t i n i s c h e n Periode“ herabzugehen sein, „die Zeit deB KonstantinoB Porphyrogennetos“ die „äusserste Grenze“.

G ö t t i n g e n . N. Bonwetsch.

M e n t z , G eorg, H a n d s c h r if t e n d e r R e f o r m a t i o n s z e i t ( - = T abulae in usum soholarum , editae sub cura Joh.

Lietzm ann, N o. 5). B onn 1 9 1 2 , Marcus & W eber (X X X V III, 51 S. L ex.-8). Geb. 6 Mk.

E ine E inführung in die Schrift der R eform ationszeit den Studenten zu b ieten , war bisher kaum m öglich , w eil die B e ­ schaffung des Materials zu teuer war. Ich erinnere nur an das ausgezeichnete W erk von Fioker und W inckelm ann (H and­

schriftenproben des 1 6 . Jahrhunderts, 1 9 0 2 . 05 ), das aber doch keinesfalls der Selbstanschaffung des Studenten aufzuerlegen ist, ja auch nicht einm al in einer annähernd ausreichenden A n­

zahl von Exem plaren aus B ibliotheken Bich zu derartigen U ebungen heransebaffen lässt; es kostet 9 0 M k., die kleine A usgabe 2 0 Mk.; und ich erinnere an Otto Clemens neue Arbeit: „ Handsohriftenproben der R eform ationszeit“ (1 9 1 1 ), deren erste L ieferung 15 Mk. kostet. Gerade aber die K enntnis derH andsohriftenkunde des 1 6 . Jahrhunderts ist unseren Studenten sehr nötig und erwünscht, da die Strebsameren unter ihnen, die m it historischen Arbeiten, sei es auf rein reformationsgeBohicht- liohem, sei es au f praktisch-theologischem G ebiete Prom otions­

zw eck e verfolgen , heutzutage solche kaum ohne archivalisohe Studien erreichen dürften. E in e A nleitung für das L esen solcher Handschriften w äre solchen zw eifelsohne in späteren Sem estern ihres Studium s sehr willkom m en. D och auoh jeder Pastor kann leichtlich in die L a g e kom m en, in seinem PfarrBohrank hand­

schriftliche A ufzeichnungen aus jener Zeit zu finden, d ie sicher­

lich von ihm m it mehr Liebe, Schonung und Einsicht behandelt werden, w enn er in der L age ist, sie entziffern zu können, als w enn sie ihm unlösbare Zeichen darstellen. W enn man m it R echt in der G egenw art die P fleg e der L okalkirehengeschichte von dem Pfarrer fordert, so braucht er gerade für die zum eist interessantesten Partien, d ie A nfangszeiten seiner evangelischen

G em einde, das Lesen der alten Handschriften des 1 6 . Jahr­

hunderts, die er im Pfarrarchiv findet oder im Staatsarchiv der Provinzialhauptstadt sich zur Einsicht erbittet. Von dem g e ­ w iss für m anchen doch auoh vorhandenen R eiz, einm al vor A ugen zu bekom m en, w ie die Grossen jener Zeit, die Refor­

m atoren und Fürsten, geschrieben haben, w ill ich hier schw eigen.

Solchen, mithin durchaus nioht auf Sonderliebhabereien b e­

ruhenden, sondern dem T heologen sehr notw endigen W ünschen von Kenntnissen kom m t die ausserordentlich b illige A usgabe von Prof. Mentz entgegen . A uf 5 0 T afeln Lexikonform ats werden ca. 8 5 H andschriften auB d e r Z e it von 1 5 1 4 (Reuohlin) bis 1 5 5 0 (Johann Friedrich der Streitbare) in einer gan z au s­

gezeichneten photographischen N achbildung, fast ausnahm slos in der Grösse der O riginale, dargeboten. Ich nenne aus der F ülle des Reproduzierten nur die N am en einiger der bekanntesten:

E rasm us, M utian, Pirkheim er, H u tten , L uther, M elanchthon, B ren z, B u gen h agen , Jon as, Cruciger, Am sdorf, Spalatin, Karl- stadt, V eit Dietrich, Rörer, H ausm ann, Flacius, Eber, Osiander, Schnepf, Adam Kraft, Pistorius, Bucer, R hegius, Zwingli, Calvin, Friedrich der W eise, Johann d. Best., Moritz v. Sachsen, Philipp v. H essen, Maria v. Jülich, Ernst v. L üneburg, Brück, v. D olzig, Fachs, Pistoris, Seyler, Sturm usw . F ür das Selbststudium der T afeln ist eine gu te Transskription in einem N eben h eft bei­

geleg t; jedem Stück sind dort die für das V erständnis nötigsten historischen N otizen voran gestellt. Ich w üsste kaum etw as an­

zugeben, w a s man berechtigterw eise als Korrekturwunson dem Verf. vortragen könnte. In A usstattung und in A uswahl ist das Buoh durchaus einw andfrei und verdient w egen seiner vorzüglichen Brauchbarkeit uneingeschränktes Lob.

K ö n ig s b e r g . A lfred Uokeley.

L a u c h e r t , D r. F riedrich, D ie it a l i e n i s c h e n l i t e r a r i s c h e n G e g n e r L u t h e r s . (Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens G eschichte des deutschen V olkes, herausgeg. von L. v. Pastor. V III. Band.) Freiburg i. Br. 1 9 1 2 , Herder (X VI, 7 1 4 S. gr. 8). 1 5 Mk.

D ieses Buoh, das E rgebnis eines fast zehnjährigen Fleisses, stellt w ie in einem Porträtkatalog etw a ein halbes H undert von italienischen Lutherbekäm pfern zusam m en — m it genauer An­

gabe ihrer erreichbaren L ebensdaten und ihrer Schriften und mit ziem lich ausführlicher A nalyse ihrer polem ischen Sohriftstellerei.

Zum „L esen“ ist Laucherts Buch natürlich nicht. D azu ist es viel zu eintönig. Fortwährende W iederholungen sind b ei seiner A nlage ja ganz unvermeidlich. A ber es ist ein ausserordentlich reiches N a c h s c h l a g e b u c h , w ozu ein ausführliches R egister — ein häufiger V orzug katholischer Schriften — noch besondere D ienste leistet. D er V erf. h at sich grosse Verdienste erworben in der R ichtigstellung oder überhaupt erstm aligen F eststellung einer F ü lle von E inzelheiten; ioh nenne nur die E ntdeckung, dass der „ungenannte Cremonese“ in Luthers Captivitas B aby- lonica der D om inikaner Isidorus de Isolanis ist. — D ie eigent­

liche Hauptarbeit aber bleibt freilich noch zu tun, nämlich z u s a m m e n f a s s e n d darzustellen, w as diese italienischen L ite­

raten an Luther auszusetzen hatten, m it w elchen Gründen und Mitteln sie ihn bekäm pften, w as sie an Stelle seiner G edanken zu setzen hatten usw . So erst w ürde die w ichtige F rage be­

antw ortet w erden: V on w elcher geistigen Qualität war die A rbeit dieser Gegner, und w elchen E rfolg haben sie damit geh ab t? Mit

»in«!!! W orte: es ist noch die k i r o h e n g e s c h i c h t l i c h e B e ­

d e u t u n g dieser Literatur festzuBtellen. D er V erf. schätzt sie

in der E inleitung ziem lich hoch ein — in U ebereinstim m ung

(6)

443 444

m it einem W orte von N . Paulus, „dass die Zahl der verdienst­

vollen G elehrten, die in jener schw eren Zeit d is katholische F ahne hochhielten, eine sehr beträchtliche ist“ — , w oraus aller­

dings die von jenen beiden Autoren w ohl nioht beabsichtigte F olgerung zu ziehen wäre, dass die K raft der Reformation nur um so grösser erscheint, w enn sie s o l c h e und so v i e l e G egner so lan ge in den Schatten beklagter V ergessenheit zu drängen verm ochte.

B ei aller blossen Registrierarbeit aber kann der V erf. es doch nieht unterlassen, Urteile über den W e r t dieser Stoffe einzufleohten. D ab ei ist zu bem erken, dass diese U rteile oft nicht von einem historischen, sondern von einem dogm atischen Gesichtspunkte aus gefällt werden. So w ird, w o es nur geht, nie vergessen, auf den sachlich-ruhigen Ton einer solchen pole­

m ischen Schrift hinzuw eisen; w o dieser fehlt, wird dies in der R egel damit entschuldigt, dass der Verfasser sich durch Luthers Grobheit zu einem ähnlichen T on habe hinreissen lassen. Oder es w erden die „derben“ A eusserungen der lutherischen Literaten w örtlich angeführt, von italienischen dagegen m eist nur im all­

gem einen g esa g t, dass sie grob geschrieben hätten. F ast für alles P einliche auf katholischer S eite w ird eine E ntschuldigung gefunden; die lutherischen G egenschriften finden diese Gnade nicht. D as halbe H undert Italiener wird fast ausnahm slos mit den Prädikaten „gelehrt“, „berühm t“, „angesehen“ usw . ge­

schm ückt, während die angegriffenen G egner kein Lob er­

halten — e i n e A usnahm e ist mir b egegn et: S. 2 8 ist von Luthers „genialer Spraehgew alt“ die R ed e, freilich auch nieht ohne leise B eim ischung eines T adels. D ie antikatholischen Schriften w erden stark m it kritischen B em erkungen durchzogen, w ährend von den katholischen Schriftstellern m anches sehr Törichte einfach referiert w ird, ohne jede R andbem erkung.

N euere protestantische G elehrte w ie Hausrath und J lg e r werden als Ignoranten oder Phrasenm acher geringschätzig ab­

gefertigt. D a s ist ja alles nichts N eu es, dass ein katholischer G elehrter in solcher B efan gen h eit arbeitet, arbeiten m uss; aber es betrübt einen doch im mer w ieder, w o es einem b egegn et.

W ieviel kostbare A rbeitskraft wird hier gelähm t!

W arum sind Luthers W erke nach der veralteten Erlanger A usgabe und seine B riefe nach dem ebenso veralteten D e W ette und K östlins Luther nach der 4 . A uflage zitiert?

L e i p z i g .

Hans Preuss.

S c h u lz e , D . D r. L udw ig (Prof. in Rostock), D ie L e h r e v o n d e r T a u f e in d e r l u t h e r is c h e n K ir c h e n a c h ih r e r b ib l is o h e n G r u n d la g e . Gütersloh 1 9 1 1 , Bertelsm ann (2 0 0 S. gr. 8). 1. 2 0 .

Seiner Schrift über die lutherische Lehre vom Abendmahl, d ie in dieser Zeitschrift 1 9 1 0 , S. 3 7 8 an gezeigt w urde, lässt der Verf. die ob ige U ntersuchung über die T aufe folgen ; auch m it ihr m öchte er den gebildeten Gliedern der K irche einen D ien st der E inführung tun. N un ist das Bedürfnis, w eitere K reise über die B edeutung der Sakram ente zu orientieren, gerade in der G egenw art unverkennbar gross, und daher der Versuch des Verf.s, der vom festen Standpunkt des lutherischen B ekenntnisses aus unternom men wird, dankbar zu begrüssen.

D er T itelankündigung entsprechend nim m t die biblisch­

theologische U ntersuchung den breitesten Raum ein. S ie setzt m it einer Erörterung der Johannestaufe ein und bahnt sioh dann duroh eine B esprechung der T aufe Jesu den U ebergang, um in zw ei folgenden A bschnitten die L ehre Jesu von der G eistestaufe und die A nw eisung des Auferstandenen an seine

Jünger über Predigt und T aufe in seinem N am en darzustellen.

N ach einer U ntersuchung der Taufpraxis in der apostolischen Zeit fo lg t im 6. Abschnitt eine eingehende Erörterung der paulinischen A ussagen über die T a u fe, w oran sich w ieder im 7. Abschnitt eine kürzere B esprechung der übrigen neutestam ent- lichen L ehraussagen ansohliesst. A uf Grund des so gew onnenen Materials verläuft die system atische D arstellung so, dass zunächst noch in zw ei A bschnitten die E ntw iokelung der K irchenlehre angedeutet und ganz kurz einige neuere A uffassungen der T aufe besprochen w erden, darauf aber im 1 0 . Abschnitt die positive E ntfaltung der Lehre von der T aufe im Sinne der lutherischen K irche g egeb en wird, ein letzter Abschnitt aber speziell die T aufe als Kindertaufe ins A ugo fasst.

Man sieh t, es ist ein reicher S toff, der hier behandelt ist.

D a b ei versteht sich von selbst, dass in einer derartigen Schrift die vielen schw ierigen Problem e nicht zu einer allseitigen Er­

örterung kom m en können, w enn auoh der Verf. an entscheidenden Stellen in eine A useinandersetzung mit anderen A uffassungen eintritt. In der D eu tu n g der Johannestaufe scheinen mir die zusam m enfassenden Sätze auf S. 1 6 3 für ein sym bolisches Ver­

ständnis dieser T au fe mehr Raum zu la ssen , als es nach den grundleglichen Erörterungen im ersten A bschnitt eigentlich g e­

schehen dürfte. Mir sind sie freilich gerade so sym pathischer;

die B adenken, die einer realistischen A uffassung der Johannis- taufe gegenüberstehen, scheinen mir doch durch die A usführungen des V erf.s nicht w irklich entkräftet. A uch sonst fehlt es selbst­

verständlich nicht im einzelnen an D ifferenzen der A uffassung;

im ganzen aber verm ag ich sachlich den biblisch-theologischen G edanken w eithin zuzustim m en. N och m ehr ist das hinsichtlich des zusam menfaasenden V erständnisses der T au fe der Fall. Ins­

besondere geb e ioh dem V erf. auch darin recht, dass auch mit der K indsrtaufe irgendw ie die W iedergeburt verknüpft werden m uss, w en » sie anders w irklich T aufe sein soll und w ir zu ihrer V ollziehung ein R echt haben. A ber ich hätte allerdings w ohl gew ünscht, dass die Schw ierigkeiten, die sich dann gerade hier aus der V erbindung von T aufe und Glaube ergeben, vom Verf. noch ernstlicher ins A u ge gefasst wären. Indes versteht sioh von selbst, dass solche und ähnliche D eB iderien den W unsoh nioht hindern k ö n n en , die Schrift m öchte in den K reisen , für die sie bestim m t is t, freundliche und erfolgreiche A ufnahm e

finden. Ihmels.

F r e s e n i u s , W ilhelm (Lic. theol.), M y s t ik u n d g e s c h i c h t l i c h e R e lig i o n . E ine system atische U ntersuchung. G öttingen 1 9 1 2 , V andenhoek & Ruprecht (1 0 1 S. gr. 8). 2 .4 0 . W ie das Problem dieses B üchleins bisher schon öfters in der Ritschlsohen Schule behandelt ist, so ist auch die vor­

liegende B ehandlung w ieder in ihrem G eiste geschrieben. Selbst w enn der Verf. nicht im E in gan g D . Herrmann den D an k des Schülers abgestattet h ätte, so hätte man es auf Schritt und Tritt an den Ausführungen gem erkt, die nicht selten bis aufs W ort des Lehrers T heologie kopieren, so z. B . w enn es u. a.

in der leitenden T h ese des A bschnitts „W as ist R eligion“ heisst, dass R eligion das E rlebnis sei, das der sittlich denkende Mensoh m acht, w enn ihm die Macht des Guten so b eg e g n e t, dass er sich ihr rein hingeben muss. B e i dieser G esinnungsverw andt- sohaft, die sich auch auf die Form ulierung der M ystik erstreckt, ist eB darum nicht ohne w eiteres verständlich, warum der Verf.

es so dringend für n ö tig hält, endlich einm al Klarheit über die

in F rage stehenden B egriffe zu schaffen: denn es lässt sioh

doch nicht leu gn en , dass in der Ritschlschen Schule duroh

(7)

m annigfache Schriften m it völliger D eutlichkeit gesagt ist, w ie eich M ystik und evangelisches Christentum scheiden.

Man wird daher den W ert der kleinen Schrift eher suchen sollen in den Partien, die historisch referieren über T heologien von M ännern, die der V erf. als m ystische ansieht. D iese Männer sind Friedrich von H ügel, N athan Söderblom und G eorg K lepl. N ur ist diese A usw ahl insofern nicht besonders glück­

lich, als z. B . K lepl selbst deutlich dagegen protestiert hat, in B e­

rührung und V erw echselung mit m ystischen A nschauungen zu komm en. Einer A rbeit, die den B egriff der M ystik klar dedu­

zieren w ill, iBt es aber nicht förderlich, dabei solchen Grund zu legen in notorisch unw illigen Paradigm en. Zudem verdient für mein Em pfinden das, w as K lepl bisher geschrieben hat, nicht die Zusam m enordnung mit H ü gel und Söderblom in einer besonderen Behandlung.

Im einzelnen zeichnet der Verf. m it klaren, sicheren Strichen und b ietet eine an genehm e, w enn auoh nicht gerade reicher m achende Lektüre. D ie erste H älfte des B uches handelt von dem Versuch einer m ystischen B egründung der R eligion, die andere H älfte beurteilt diesen Versuch. Indem der K atholik H ü g el zw ischen M ystik und M ystizismus unterschieden haben m öchte, w ill er unter dem ersteren W ort den berechtigten An­

teil des G efühls an dem A ufbau des religiösen Lebens ver­

standen w issen , dagegen unter dem anderen die E inseitigkeit einer R eligion, in der Verstand und W ille nicht zu ihrem Recht kom m en. D as m ystische E lem ent in der R eligion ist eben die E m pfindung des Unendlichen, Göttlichen, der Urquell, aus dem alles geistige und religiöse L eben des Menschen fliesBt. Söder­

blom w ill w eiter die M ystik als Inhalt gerade des protestan­

tischen Christentums naoh w eisen; er plädiert dabei für eine leb en d ige G ew issensm ystik. N aoh ihm sind besondere Gem üts­

zustände und Gefühlserregungen als V orbedingung der Mystik nioht erforderlich; sie ist d a , w o in einem H erzen E w igkeits­

kräfte lebendig werden, w o sich die Stim m e des Gew issens regt und ein Gem üt ängstlich, aber auch froh m achen kann. Eine solche T atsache sei etw as V erborgenes, W underbares, folglich M ystik. Sie bestehe nach protestantischer A uffassung w esent­

lich in dem B ew usstsein der Zugehörigkeit zu Gottes Leben.

So kann allerdings auoh Herrmanns T h eologie „Christusmystik“

h eissen ! D ie unio m ystioa steht daher nach ihm auoh nioht im W ider­

sprach zu evangelischer Fröm m igkeit (gegen Ritschl). So haben w ir eine U nendliohkeitsm ystik und eine Persönliohkeits- oder G ew issensm ystik. Schliesslich wird bei K lepl g e z e ig t, w ie bei ihm nichts übrig bleibt als das Gefühl inneren Lebens. R eligiöses Gefühl und religiöse V orstellungen müssen scharf geschieden w erden.

In der Beurteilung spricht nun der V erf. zuerst über R eli­

gion in dem eingangs erw ähnten bekannten Sinn, sodann über M ystik. L eite man diesen B egriff etym ologisch ab, so sei das inhaltlich unberechtigt, w eil historisch unzulässig; da hat der V erf. ganz recht, obw ohl es nicht den R eiz der N euheit hat;

die Lehre von der unio m ystioa bezeichnet also auch in keiner W eise die Grundwahrheit protestantischen Christentums. D ie M ystik iBt nicht sittlich bestim m t, alBO eign et sie sioh nicht für evangelische Fröm m igkeit, in der auf m enschliche Gem einschaft W ert g eleg t wird. Indem zum Schluss auch Sohleiermacher in seinen Reden von der M ystik entfernt wird — als eine An­

regung — , kulm iniert das B üchlein dann in den W orten Harnaoks, dass man die M ystik niem als proteBtantisoh m achen könne, ohne der Gesohichte und dem K atholizism us ins Gesicht zu schlagen.

E o d a b. Ilmenau. Lic. E. F r. Fisoher.

F r i t s c h , Paul (Dr. ph.), F r ie d r i c h P a u l s e n s p h il o s o p h i s c h e r S t a n d p u n k t insbesondere sein Verhältnis zu Fechner und Sohopenhauer. (Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte, herausg. von Falckenberg. 1 7 . Heft.) L eipzig 1 9 1 0 , Quelle & M eyer (43 S. 8). 1 .2 5 .

Pauleen hat es einm al selbst ausgesprochen, dass Beine Philosophie zeigen solle, w as der Glaube dem W issen geben müsse, und dass er geben könne, ohne sioh selber aufzugeben, ja dass er seiner selbst nur gew iss w erden k ön n e, w enn er m it dem W issen zu einem wirklichen Frieden gelangt Bei. Ver­

binden sich solche A nschauungen mit der R eichhaltigkeit eines G eistes w ie des von dem vor zw ei Jahren verstorbenen Berliner G elehrten, so ist zu verstehen, dass sie zu monographischen Behandlungen reizen. Fritsch ist diese A ufgabe gelu n gen , so gu t es auf einem so knappen Raum von 3 2 Seiten geschehen konnte, denn von den 4 3 Seiten sind diesmal ganze 1 0 für In­

haltsangabe, W idm ung und dergleichen abzuziehen! E s wird behandelt: Charakter, Methode und Ziel der Paulsenschen Philo­

sophie, der erkenntnistheoretisohe Unterbau, der W eg von innen oder die E rgebnisse der P sychologie als heuristisches Prinzip für eine W eltsynthese, der W eltgrund und die Stellung Paulsens zur R eligion. D eutlicher als das Verhältnis zu Sohopenhauer wird das zu Feohner dargelegt. D as geschieht in instruktiver und interessierender W eise. In der T a t finden wir bei beiden als Grundplan, die Linien der Erfahrung ins Transzendente zu verlängern. D en zentralen F ragen der R eligion ist Fechner allerdings erheblich näher gekom m en als Paulsen. Auch w eil Fechner heute w ieder in den Vordergrund des Interesses tritt, ist die Mühe dieses Sohriftohens keine vergebliche zu nennen.

B o d a b. Ilmenau. Lic. E. F r. Fischer.

S t e llh o r n , D . F. W . (Prof. d. T heol. an der Capital U niversity zu Columbus, Ohio), D er S chriftbew eis des lu th e risc h e n K ateohism us. Colum bus, O hio, 1 9 1 2 , Lutheran B ook Concern (X , 5 9 8 S. gr. 8). Geb. 1 0 Mk.

Prof. Stellhorn hat der lutherischen Kirche und T heologie schon mehrere w ertvolle Bücher geschenkt. In D eutschland ist sein L exikon der neutestam entlichen Gräzität am bekanntesten gew orden. A uch die hier vorgelegte Erklärung des lutherischen Kateohism us ist ein e überaus dankensw erte Gabe. D enn um eine Erklärung des lutherischen K ateohism us handelt es sioh hier, und zw ar im Zusam m enhänge d e r Sohriftstellen, die dem Verf. besonders geeign et erscheinen, die T atsache zu begründen, dass der lutherische K atechism us der H eil. Schrift bzw . dem W orte Gottes unm ittelbar gem äss ist. D er lutherische K ate­

chismus — so ist es gem eint — ist nichts anderes als eine Zusam m enfassung der Hauptlehren des W ortes GotteB. In diesem Sinne also ist der T itel des Buches verstanden. D as Buch iBt also durchw eg anders gedacht und gearbeitet, als das gleichbetitelte bekannte von Buohrucker. U eber die Methode des Sohriftbew eises im K ateohism us, darüber, w as vOn einer Schriftstelle verlangt werden muBS, w enn sie zum Schriftbeweis herangezogen zu werden taugen soll, u. a. m., finden wir bei Stellhorn nichts.

N un wird allerdings ein gew isses B edenken gegen die Stell- hom sohe K atechism usbearbeitung nicht durchaus unterdrückt werden können. K urz gesagt: das G anze ist doch zu sehr auf einen d o g m a t i s c h e n T on gestimm t. So fällt auch auf, dass die A uswahl der Schriftstellen vorw iegend unter dem Gesichts­

punkt d o g m a t i s c h e r B ew eiskraft getroffen worden ist. E ine

Kateohism userklärung ist aber doch etwaB anderes und muss

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