Theologisches Literaturblatt.
Unter Mitwirkung
z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r de r t h e o l o g i sc h e n W i s s e n s c h a f t und P r a x i s
herausgegeben von
Dr. t h e o l . L u d w i g I h m e l s
Professor der Theologie in Leipzig.
Nr. 20. Leipzig, 27. September 1912. XXX111. Jahrgang.
Erscheint vierzehntägig Freitags. — Abonnementspreia jährlich 10 J t. — Insertionsgebühr pr. gesp. Petitzeile 30 4. — Expedition i KOnigstrasse 13.
Zu Tatians Diatessaron.
VBlter, Dr. Daniel, Mose und die ägyptische
Mythologie.
Salzberger, G., Salomos Tempelbau und Thron.
Ctoodspeed, Edgar J., The Toronto Gospels.
B aderm acher, Dr. Ludwig, Neutestamentliche
Grammatik.
Helnrlei, C. J . Georg, Die Eigenart des Christen
tums.
Anlän, Gustaf, Till belysning af den lutherska
kyrkoid&i.
Goeters, Wilh., Die Vorbereitung des Pietismus
in der reformierten Kirche der Niederlande.
H auck, Dr. Albert, Die Trennung von Kirche
und Staat.
Frischeisen - K Shler, Max, Wissenschaft und
Wirklichkeit.
H unzinger, D. Dr. A. W., Das Wunder.
Lange, E. D r., Zum Problem von der Freiheit
des menschlichen' Willens.
Oesterreich, Dr. phil. Konstantin, Die deutsche
Philosophie in der zweiten Hälfte des neun
zehnten Jahrhunderts.
Snlze, D. Dr. E., Die Evangelische Gemeinde.
Lebendige Gemeinden.
Verhandlungen des Dritten Evangelischen Ge
meindetages.
Vögele, K. A., Höhenblicke.
Neueste theologische Literatur.
Zeitschriften.
Verschiedenes.
Um ungesäumte Erneuerung des Abonnements ersucht die Verlagshandlung.
Zu Tatians Diatessaron.
D er kgl. ord. Hochschulprofessor D r. Sebastian E n r i n g e r in D illingen a. D . veröffentlicht im 2. H eft des X V II. B andes der Bardenhewerechen „ B i b l i s c h e n S t u d i e n “ (Freiburg i. Br.
1 9 1 2 , Herder [71 S.]; 2 ,5 0 Mk.) höchst bem erkensw erte U nter
suchungen Aber „ D i e U e b e r l i e f e r u n g d e r a r a b i s c h e n U e b e r s e t z u n g d e s D i a t e s s a r o n s “. N ach einer orientieren
den E inleitung erörtert der scharfsinnige Verf. zuvörderst
„die Rubriken (Ueberschrift und Unterschrift) der Handschrift B(orgianus)u, d. i. der vom koptischen N otabein Halim D ös in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts dem Museum Borgianum der Propaganda in Rom geschenkten kostbaren Handschrift einer arabischen U ebersetzung deB Diatessarons, w elche neben dem cod. V at. arab. 1 4 der arabischen Diatessaron- A usgabe von P . Ciasca 1 8 8 8 zugrunde liegt. E uringer m acht sehr wahrscheinlich, dass die Unterschrift, w onach der „Priester A b ü M - .F a r * g 'Abdu-’ Ilah ibn a t-T a jjib “ ( f 3 1 . Oktober 1 0 4 3 in Bagdad) die U ebersetzung aus dem Syrischen und zw ar aus einem von Robast (rectius: *Isä) ibn 'A li al-Motajjib (reotias:
M otatabbib) geschriebenen Codex angefertigt habe (dieser 'Isa ist kein Geringerer als der bekannte syrisch-arabische L exiko
graph, t 8 7 3 ), glaubw ürdig ist. Im grösseren, wichtigeren T eil seiner Untersuchungen aber beschäftigt sioh Euringer m it den sog. B e i r u t e r F r a g m e n t e n , drei Pergam entblättern des ara
bischen Diatessarons, die im Jahre 1 8 9 0 zufällig von Druckerei
arbeitern an der K losterpforte von Luaiza nordöstlich von B eirut aufgefunden und im Jahre 1 8 9 7 von J. B . Chabot dem O rientalistenkongress zu Paris in photographischer N achbildung nebst einem B egleitschreiben des bekannten Orientalisten P . Cheikho S. J. vorgelegt wurden (abgesehen von den ersten drei Zeilen und der U nterschrift schon veröffentlicht in der Chrestom. arab. I I , auctore P . L. C heikho, 1 8 9 7 ; als B eilage in Euringers Sohrift S. 6 3 — 71 a r a b is c h u n d d e u t s c h von Pfr. D r. G e o r g G r a f , der im Jahre 1 9 1 1 in Beirut für Euringer die B lätter photographierte), beginnend mit Luk. 2 2 , 2 7 — 3 0 ; 7 — 8 ; Mark. 1 4 , 1 3 . 1 4 ; sohliessend m it Matth. 2 6 , 2 5 ;
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Joh. 1 3 , 3 0 . 3 1 , — und zwar w esentlich mit dem Kolophon (fol. 2 b , Zeile 9 und fol. 3 a ) , in dem der Stammbaum der Handschrift mehrere K opistengenerationen aufwärts verfolgt wird. N ach sehr eindringenden U ntersuchungen ergibt sich folgender Stammbaum:
T atian (Syrischer Archetyp?)
Codex des Nestorianers fIs& ( f 873), Byrisch
arab. Uebers. des Nestorianers Abü’-l-Farag ibn at-Tajjib ( t 1043) (5) Cod. antiquus Antiochenus*
Cod. Ä (Vat. arab. 14), aus Aegypten stam
m end, 12. Jahrh., (ohne Kolophon).
Cod. B(orgianus), aus Aegypten stammend, 14. Jahrh.
(4) Cod. d. kopt. Bisch, v. Fuwwah (bei Rosette) Jüaäb ibn al- Muhabrik (konsekriert ca. 1236) (3) Cod. d. kopt. Priesters Sim än,
13. Jahrh.
(2) Cod. d. kopt. Priesters u. Mönchs Jühannä ibn aJvMu taman, ge
nannt ibn a
8
-Sait) (Sohn des Greises) v. Kloster St. Mercurius zu Sahrän b.K airo; Patriarche- kandidat 1238
(1) Abü- 1-Barakät ibn A b i-1- [Kibr ?]
vollendete den 20. Ju li 1330 im P atriarchat zu Altkairo d. Codex, . dem jene jetzt in der Jesuiten-
Bibliothek zu Beirut befindlichen B lätter angehören.
Die bezifferten fünf Glieder werden: im Kolophon erwähnt.
Euringer Bohliesst: D ie Beiruter Fragm ente, speziell der Kolophon derselben, können die A ngabe des Codex Borg, über Ibn atrTajjib als den U ebersetzer des syrischen Diatessarons ins Arabische nicht erschüttern (gegen Cheikho). E s sei aber noch m ethodisch zu untersuchen, ob derselbe tatsächlich d ie, oder genauer gesprochen, eine arabische U ebersetzung des D ia-
* G r a f übersetzt die lückenhaft erhaltenen Zeilen (die letzten auf Bl. 3 a): „D er V ater Anbä (Jüs)äb erwähnt, dass er sie aus einer sehr alten Abschrift übertragen habe . . . . in der Stadt Gottes . . . dass er (sie) vollendet habe“ . . . Dazu bemerkt Euringer S. 56: D ie H an d schrift; utammte wahrscheinlich aus der „Stadt Gottes“, d. i. Antiochien (©cdiroXtc).
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